aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 5. Juli 2023, 8:02 Uhr
Liebe Friedensinteressierte,
nachfolgend einige Beiträge zum Ukraine-Krieg - beginnend mit einem
Artikel aus der Frankfurter Rundschau zu aktuellen Kriegen weltweit.
Besonders hinweisen möchte ich auf die Beiträge 9 bis 11; der Bericht
in der Frankfurter Rundschau endet damit, dass im Juli 2023 Friedens-
Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges beginnen könnten.
1. FR: Höchste Zahl an Toten durch Konflikte seit Genozid in Ruanda
2. Infosperber: Die lange Vorgeschichte von Russlands Angriffskrieg
3. Infosperber: Wer den Krieg anheizt und von ihm profitiert
4. Infosperber: «Putin hatte keine andere Wahl» ist ein gefährliches Narrativ
5. Die Zeit: Putschversuch in Russland: "Große Prüfung bestanden"
6. ipg-journal: Angezählt - Die Wagner-Meuterei erschüttert das System Putin.
7. SZ: Vor Beitrittsverhandlungen: Schwaches Zeugnis für die Ukraine
8. DW: Ukrainisch-orthodoxe Kirche: Beten fürs Mutterland
9. ipg-Journal: Rolf Mützenich - Kampf der Giganten
10. ipg-Journal: Martin Schulz: Afrika ist im 21. Jahrhundert ein Key-Player
11. FR: Geheimes Friedenstreffen: Top-Diplomaten sprechen über Ukraine-Lösung – Garantien auch für Putin?
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1. FR: Höchste Zahl an Toten durch Konflikte seit Genozid in Ruanda
https://www.fr.de/politik/hoechste-zahl-an-toten-durch-konflikte-seit-genozid-in-ruanda-zr-92368820.html
Höchste Zahl an Toten durch Konflikte seit Genozid in Ruanda
Erstellt: 28.06.2023. Aktualisiert: 29.06.2023, 00:28 Uhr
Die Zahl der Todesopfer weltweit durch Konflikte ist so hoch wie seit
knapp 30 Jahren nicht mehr. Das liegt vor allem an einem Krieg, der in
der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle spielt.
London - Seit dem Völkermord in Ruanda hat es nicht mehr so viele Tote
durch kriegerische Auseinandersetzungen wie im vergangenen Jahr gegeben.
Das geht aus dem Global Peace Index der Denkfabrik Institute for
Economics and Peace (IEP) hervor, der in London veröffentlicht wurde.
Demnach starben im vergangenen Jahr 238.000 Menschen weltweit infolge
von Kampfhandlungen. 1994 hatte der Genozid in Ruanda allein 800.000
Menschen das Leben gekostet.
Insgesamt wurde die Welt 2022 zum neunten Mal in Folge weniger
friedlich, wie aus dem Index hervorgeht. In 79 Ländern verzeichneten
die Experten eine Zunahme von Konflikten, unter anderem in Äthiopien,
Myanmar, der Ukraine, Israel und Südafrika. Zudem werden bewaffnete
Konflikte wieder zunehmend grenzüberschreitend.
Im vergangenen Jahr waren dem Bericht zufolge 91 Länder in externe
Konflikte verwickelt - 2008 waren es noch 58 Staaten.
Der Konflikt mit den meisten Opfern im vergangenen Jahr war bei Weitem
der Tigray-Konflikt in Äthiopien. Dort kamen dem Bericht zufolge im
Jahr 2022 mehr als 100.000 Menschen bei Kämpfen ums Leben.
Mindestens doppelt so viele starben zudem durch Krankheiten und Hunger
infolge der Auseinandersetzungen zwischen äthiopischen und
eritreischen Regierungstruppen und den Rebellen der TPLF (Tigray
People's Liberation Front).
An zweiter Stelle steht der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
Dort verloren im vergangenen Jahr nach IEP-Angaben zufolge mindestens
82.000 Menschen ihr Leben.
Die IEP-Experten schätzen zudem, dass 65 Prozent der ukrainischen
Männer im Alter zwischen 20 und 24 Jahren entweder geflohen sind oder
im Krieg getötet wurden. Mehr als 30 Prozent der ukrainischen Bevölkerung
wurden entweder im eigenen Land oder im Ausland zu Flüchtlingen.
Tigray-Konflikt wird kaum wahrgenommen
Dass der Tigray-Konflikt im Vergleich zum Krieg in der Ukraine kaum
wahrgenommen wird, liegt laut IEP-Gründer Steve Killelea unter anderem
daran, dass er aus europäischer Sicht geografisch weiter entfernt ist.
Zudem habe die äthiopische Regierung die Berichterstattung durch
Medien unterdrückt und den Zugang zum Internet stark eingeschränkt.
Zudem schätzen die Experten auch die wirtschaftlichen Kosten von
bewaffneten Konflikten. Diese beliefen sich demnach im vergangenen
Jahr auf 17,5 Billionen US-Dollar (etwa 16 Billionen Euro). Das
entspricht 13 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.
Bei den ökonomischen Folgen wagten die IEP-Experten auch eine Prognose
für ein hypothetisches Szenario: Eine wirtschaftliche Blockade Taiwans
durch China hätte demnach doppelt so schwere Auswirkungen auf die
Weltwirtschaft wie die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008.
Unter anderem Deutschland wäre als wichtiger Handelspartner beider
Länder davon stark betroffen, so die Einschätzung.
„Krieg ist inzwischen so gut wie nicht mehr zu gewinnen“
„Nach Afghanistan, dem Irak, Syrien und nun der Ukraine ist es
offensichtlich, dass sich selbst die mächtigsten Armeen nicht gegen
eine gut ausgestattete Bevölkerung vor Ort durchsetzen können“, sagte
Killelea einer Mitteilung zufolge. „Krieg ist inzwischen so gut wie
nicht mehr zu gewinnen und zu einer wachsenden wirtschaftlichen
Belastung geworden“, sagte der IEP-Gründer.
Die Bundesrepublik sticht in dem Bericht auch als wichtiger
Waffenexporteur hervor. Drei Viertel aller globalen Waffenexporte
entfallen demnach auf fünf Länder: Die USA, Russland, Deutschland,
Frankreich und China. (…)
————
2. Infosperber: Die lange Vorgeschichte von Russlands Angriffskrieg
https://www.infosperber.ch/politik/welt/die-lange-vorgeschichte-von-russlands-angriffskrieg/
Die lange Vorgeschichte von Russlands Angriffskrieg
Matthew Hoh / 22.06.2023
Weder westliche Provokationen noch eine gefühlte Bedrohung rechtfertigen
den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
upg. Wie beim Ersten und Zweiten Weltkrieg oder den jüngsten Kriegen
in Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen oder Äthiopien stellt sich die
Frage, ob das unermessliche Elend und die flächendeckenden
Verwüstungen – diesmal in der Ukraine – hätten vermieden werden
können.
Matthew Hoh zeigt auf, wie die Politik der USA und der Nato
seit dem Fall der Mauer von Russland empfunden werden konnte.
Er fasste am 6. Juni in Substack die lange Vorgeschichte des Kriegs in
der Ukraine mit vielen Quellenangaben zusammen. In einem ersten Teil
geht es um viele bekannte Warnzeichen.
(…)
Autor Matthew Hoh
Hoh ist seit 2010 Senior Fellow am Center for International Policy in
Washington. Im Jahr 2009 trat er aus Protest gegen die Entwicklung des
Krieges in Afghanistan von seinem dortigen Posten zurück.
Zuvor beteiligte sich Matthew an der Besetzung des Irak, zunächst 2004/5 in
der Provinz Salah ad Din mit einem Team des Aussenministeriums für
Wiederaufbau und Regierungsführung und dann 2006/7 in der Provinz
Anbar als Kompaniechef des Marine Corps.
Wenn er nicht im Einsatz war, beschäftigte sich Hoh bis 2008 im
Pentagon und im US-Aussenministerium mit den US-Einsätzen in
Afghanistan und in Irak. 2022 kandidierte Hoh als Aussenseiter der
Green Party für einen Senatssitz in Washington, erhielt aber nur 1
Prozent der Stimmen.
Am 16. Mai 2023 veröffentlichte er als stellvertretender Direktor des
Eisenhower Media Network in der NYT einen ganzseitigen offenen Brief
unter dem Titel «The U.S. Should Be a Force for Peace in the World».
Unterzeichnet hatten ihn 14 ehemalige US-Sicherheitsbeamte, darunter
der US-Botschafter in Moskau unter Ronald Reagan.
Sie forderten in der Ukraine eine diplomatische Lösung «bevor es zu
einer nuklearen Konfrontation kommt». Kurz vorher hatte die
Biden-Regierung jegliche Verhandlungen abgelehnt. Zuerst müsse die
Gegenoffensive der Ukraine erfolgreich sein.
——
3. Infosperber: Wer den Krieg anheizt und von ihm profitiert
https://www.infosperber.ch/politik/welt/wer-den-krieg-anheizt-und-von-ihm-profitiert/
Wer den Krieg anheizt und von ihm profitiert
Matthew Hoh / 24.06.2023
Wie der militärisch-industrielle Komplex Politik und Medien beeinflusst –
Die Kosten und Risiken des Kriegs werden verdrängt.
upg. Keine westliche Provokation rechtfertigt den brutalen Krieg
Russlands gegen die Ukraine. Trotzdem stellt sich die Frage, ob das
unermessliche Elend und die flächendeckenden Verwüstungen hätten
vermieden werden können.
In einem ersten Teil erinnerte Matthew Hoh an Warnungen schon vor
Jahren. In diesem zweiten Teil geht es darum, wer vom Krieg
profitiert, wer auf westlicher Seite die Information beeinflusst,
welche Kosten und Risiken der Krieg verursacht und wie es um einen
Frieden steht.
(…)
Interessen auch der Öl- und Gasindustrie nicht ausblenden
Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gibt es eine breitere Ebene der
kommerziellen Gier, die nicht abgetan oder ignoriert werden kann. Die
USA versorgen die Welt mit fossilen Brennstoffen und Waffen. Die
US-Exporte von Erdölprodukten und Waffen übersteigen inzwischen die
Exporte von landwirtschaftlichen und industriellen Erzeugnissen.
Der Wettbewerb um den europäischen Brennstoffmarkt, insbesondere um
Flüssigerdgas, war in den letzten zehn Jahren ein Hauptanliegen sowohl
der demokratischen als auch der republikanischen Regierungen.
Die Beseitigung Russlands als wichtigster Energielieferant für Europa
und die Begrenzung der weltweiten Ausfuhren fossiler Brennstoffe aus
Russland haben amerikanischen Öl- und Gasunternehmen grosse Gewinne
gebracht. Neben umfassenderen kommerziellen Handelsinteressen sind die
schieren Geldbeträge, die das amerikanische Geschäft mit fossilen
Brennstoffen einbringt, nicht zu vernachlässigen.
(…)
Das Potenzial für Frieden
Die beiden Teile dieser Analyse sollten darlegen, wie Russland die
bewussten Provokationen der USA und der NATO wahrnimmt. Russland ist
eine Nation, deren derzeitige geopolitische Ängste von der Erinnerung
an die Invasionen durch Karl XII., Napoleon, den Earl of Aberdeen, den
Kaiser und Hitler geprägt sind.
US-Truppen gehörten zu den alliierten Invasionstruppen, die im
russischen Bürgerkrieg nach dem Ersten Weltkrieg erfolglos gegen die
siegreiche Seite intervenierten. Historische Zusammenhänge zu kennen,
den Feind zu verstehen und strategisches Einfühlungsvermögen für den
Gegner zu haben, ist weder hinterlistig noch schwach, sondern klug und
weise. Dies wird uns auf allen Ebenen des US-Militärs beigebracht.
Es ist auch nicht unpatriotisch oder unaufrichtig, sich gegen die
Fortsetzung dieses Krieges auszusprechen und sich zu weigern, Partei
zu ergreifen.
Präsident Bidens Versprechen, die Ukraine «so lange wie nötig» zu
unterstützen, darf kein Freibrief für die Verfolgung unklarer oder
unerreichbarer Ziele sein. Eine solche Politik könnte sich als ebenso
katastrophal erweisen wie die Entscheidung von Präsident Putin im
letzten Jahr, seine kriminelle Invasion und Besetzung zu starten.
Es ist moralisch nicht vertretbar, die Strategie zu unterstützen,
Russland bis zum letzten Ukrainer zu bekämpfen. Und es ist auch nicht
moralisch zu schweigen, wenn die USA Strategien und Politiken
verfolgen, welche die erklärten Ziele nicht erreichen können. Dieses
sinnlose Streben nach einer Niederlage Russlands im Geiste einer Art
von imperialem Sieg aus dem 19. Jahrhundert ist unerreichbar.
Nur ein sinnvolles und echtes Bekenntnis zur Diplomatie mit dem Ziel
eines sofortigen Waffenstillstandes sowie Verhandlungen ohne
disqualifizierende oder prohibitive Vorbedingungen werden diesen Krieg
und das damit verbundene Leid beenden, Europa Stabilität bringen und
das Risiko eines nuklearen Krieg ausschliessen.
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Dieser Beitrag erschien am 6. Juni in Substack und in Scheerpost am 9. Juni.
Übersetzt und leicht gekürzt von Infosperber, auch mit Unterstützung von Deepl.
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4. Infosperber: «Putin hatte keine andere Wahl» ist ein gefährliches Narrativ
https://www.infosperber.ch/politik/welt/putin-hatte-keine-andere-wahl-ist-ein-gefaehrliches-narrativ/
«Putin hatte keine andere Wahl» ist ein gefährliches Narrativ
Matthew Hoh / 29.06.2023
Wie für die USA in Afghanistan, im Irak, in Serbien, Syrien oder Libyen
gab es auch für Russland in der Ukraine Alternativen.
Auf meinen Artikel «Die lange Vorgeschichte von Russlands
Angriffkrieg» gab es einige leidenschaftliche Einwände: Russland habe
[wegen der immer näher rückenden NATO und der Bombardierungen im
Donbas] gar keine andere Wahl gehabt, als im Februar 2022 in die
Ukraine einzumarschieren.
Ich bin ziemlich erstaunt und besorgt, dass die vorsätzliche Besetzung
eines souveränen Landes und ein klarer Verstoss gegen die Nürnberger
Prinzipien und gegen das Völkerrecht angeblich die einzige Option für
Russland gewesen sein soll.
(…)
Am 15. März 2022 hatte David Swanson, Exekutivdirektor von World
Beyond War, insgesamt dreissig nicht-kriegerische Möglichkeiten für
Russland und dreissig für die Ukraine aufgezählt. (…)
—
siehe dazu auch:
https://davidswanson.org/30-nonviolent-things-russia-could-have-done-and-30-nonviolent-things-ukraine-could-do/
30 Nonviolent Things Russia Could Have Done and 30 Nonviolent Things Ukraine Could Do
17 Comments / March 15, 2022
(…)
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5. Die Zeit: Putschversuch in Russland: "Große Prüfung bestanden"
https://www.zeit.de/2023/28/putschversuch-russland-wagner-gruppe-dmitri-trenin
Putschversuch in Russland: "Große Prüfung bestanden"
Wie ein staatsnaher russischer Außenpolitik-Experte die Revolte beschreibt
Interview: Michael Thumann
28. Juni 2023
Dmitri Trenin leitete bis 2022 das Carnegie Moscow Center, eine
russische Denkfabrik unter dem Dach des in den USA gegründeten
Carnegie Endowment for International Peace. Er galt vielen im Westen
als konservativ-realistischer, unabhängiger Experte. Die ZEIT führte
mit ihm mehrere Interviews. Nach Kriegsbeginn wurde Carnegie Moscow
geschlossen. Trenin tritt nun häufig im russischen Staatsfernsehen
auf, seine Positionen haben sich verschärft. Die aktuellen Fragen der
ZEIT wollte er nur schriftlich beantworten.
DIE ZEIT: Was bedeutet es für Russland, dass eine große Stadt im Süden
über Nacht von der Wagner-Gruppe militärisch eingenommen wurde?
Dmitri Trenin: Die Prigoschin-Revolte hat Russland so nahe an einen
Bürgerkrieg geführt wie seit 30 Jahren nicht mehr, wie zuletzt bei der
Schlacht im Zentrum Moskaus (1993, Anm. d. Red.) zwischen der Armee,
die den damaligen Präsidenten Boris Jelzin unterstützte, und dem
Obersten Sowjet, der sich selbst zum Zentrum der Macht erklärte. Es
hat sich deutlich gezeigt, welche Gefahr von einer gut bewaffneten
Gruppe ausgeht, die ohne Rechtsgrundlage existieren darf und von einer
übermäßig ehrgeizigen Person angeführt wird. Persönliche Loyalitäten
sind etwas Vergängliches.
ZEIT: Ist Putin durch das Ende der Wagner-Meuterei geschwächt worden?
Trenin: Vor allem ist Russland nur knapp einem tragischen
Blutvergießen entgangen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass ein
solches Blutvergießen tiefe und dauerhafte Narben hinterlassen hätte.
Was Präsident Putin betrifft, so hat er gerade eine große politische
Prüfung bestanden. Prigoschins Aufstand hat nirgendwo Unterstützung
gefunden, weder beim einfachen Volk noch bei den Eliten. Er hat sich
im Grunde genommen als isoliert erwiesen. Dennoch ist es Prigoschin
gelungen, aus realen Problemen Kapital zu schlagen, die, wenn der
Kreml nicht handelt, zu weiteren und vielleicht größeren Problemen
führen können.
ZEIT: Was bedeutet das Ergebnis für den Krieg in der Ukraine?
Trenin: Das russische System wurde einem Stresstest unterzogen und hat
überlebt. Kurzfristig macht dies das System stärker. Die
innenpolitische Krise in Russland hatte praktisch keinen Einfluss auf
die Feindseligkeiten. Die Ukrainer waren nicht in der Lage, die
Situation auszunutzen, weder militärisch noch politisch. Längerfristig
wird alles davon abhängen, ob der Kreml wirksam handelt, um die durch
die Krise aufgeworfenen Probleme zu verbessern.
ZEIT: Sie haben vor einer nuklearen Eskalation gewarnt. Wie real ist
die Gefahr?
Trenin: Dieser Krieg ist ein direkter Konflikt zwischen zwei
Atommächten, wenn auch – vorerst – kein unmittelbar physischer. Das
erklärte Ziel der USA ist es, Russland eine strategische Niederlage
zuzufügen. In einer der wichtigsten strategischen Regionen hat das
existenzielle Folgen. Die Methode, mit der die USA diesen Krieg
führen, ist eine schrittweise und kalkulierte Eskalation. Die
Amerikaner testen immer wieder aus, wie weit sie gehen können, ohne
eine starke Reaktion Moskaus zu provozieren.
Da sie es aber mit einer Atommacht zu tun haben, deren Führer nicht
unbedingt dem Drehbuch Washingtons folgen, könnten sie sich
verkalkulieren. Es ist wie russisches Roulette mit einer Nuklearkugel
im Revolver. Wenn Russland etwa beschließt, Vergeltung für etwas zu
üben, das die USA als "sicher" betrachten, kann es zu Angriffen auf
Ziele im Nato-Gebiet kommen.
Dann wird das, was als Krieg zwischen Russland und der Ukraine
angekündigt war, zu einer Schlacht zwischen Russland und der Nato.
Eine solche Schlacht wird höchstwahrscheinlich schnell nuklear
ausgetragen und würde sich schließlich auch auf das Territorium der
USA ausweiten. Ich bin zutiefst besorgt über die Richtung, in die sich
der derzeitige Konflikt bewegt. Wenn der Westen den Kurs beibehält,
wird er in die Katastrophe geführt.
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6. ipg-journal: Angezählt - Die Wagner-Meuterei erschüttert das System Putin.
ipg-journal: Neuerscheinungen - vom Freitag, 30. Juni 2023:
https://www.ipg-journal.de/regionen/europa/artikel/angezaehlt-6812/?utm_campaign=de_40_20230630&utm_medium=email&utm_source=newsletter
Europa 30.06.2023
Alexey Yusupov
Angezählt
Die Wagner-Meuterei erschüttert das System Putin.
Der russische Präsident muss um seine Macht kämpfen.
Je mehr Zeit nach der spektakulären Meuterei der Wagner-Truppen
verstreicht, desto intensiver wird die Diskussion durch Spekulationen,
Mythen und Verschwörungstheorien dominiert. Es gibt deutlich mehr
Fragen als Antworten. Hat Ewgenij Prigoschin auf eine nennenswerte
Kollaboration seitens der ordentlichen russischen Streitkräfte gesetzt?
Ist der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nur ein
respektabler „Pressesprecher“, der zur Wahrung des protokollarischen
Anstands angerufen wurde, oder hat er wirklich die Rolle des
Schiedsrichters eingenommen in einem Konflikt, in dem der russische
Präsident Wladimir Putin nicht mehr die höchste Instanz, sondern
Konfliktpartei war?
Was genau war der ausschlaggebende Punkt, der den Wagner-Voraustrupp,
der schon 200 Kilometer vor dem scheinbar ungeschützten Moskau stand,
zum Umkehren gebracht hat?
Auch ohne die Antworten zum jetzigen Zeitpunkt zu haben, kann man sich
einer Sache sicher sein: Prigoschins Revolte ist der bisher größte
game changer im russisch-ukrainischen Krieg. Mehr als das – das
Machtsystem von Wladimir Putin steht vor ungewöhnlich fundamentalen
Herausforderungen.
Was ist „Private Military Company Wagner“? Es ist wichtig zu
verstehen, dass „Söldner“ in diesem Kontext nicht „Freischärler“
meint, sondern „Paramilitärs“, also Formationen, die mit glaubhafter
Abstreitbarkeit von Seiten der russischen Regierung black ops und
sonstige Operationen global durchführen können.
„Wagner“ ist eine Kreation der russischen Militärgeheimdienste und
Prigoschin war vielmehr der vom Auftraggeber bestellte CEO, weniger
ihr Kommandeur. Sie ist ein nützliches außen- und
sicherheitspolitisches Instrument für die russische Föderation und
wird es auch bleiben, egal ob der Name „Wagner“ bestehen bleibt und
wie viele der Kämpfer noch weitermachen wollen und dürfen.
Prigoschin ist ein alter Wegbegleiter Putins, noch aus der gemeinsamen
Petersburger Zeit, aber kein enger Vertrauter. Viel mehr hat er sich
al verlässlicher und erfinderischer „Generalbevollmächtigter“ des
Regimes für Sonderprojekte erwiesen – im unternehmerischen Bereich,
als Modernisierer der altbackenen Staatspropaganda („Trollfabriken“)
und zuletzt eben als das Gesicht eines unbürokratischen militärischen
Start-ups, das zu den effektiveren Teilen des russischen Militärs
gezählt werden darf.
Er ist ein klassischer Oligarch der Putin-Ära, seine Machtquelle ist
nicht der Besitz von Ressourcen und Konzernen, sondern die Beteiligung
an Geldfluss aus Staatsaufträgen, die wiederum nur an loyale und
verlässliche Akteure gehen.
Seine Revolte wird am ehesten verständlich, wenn man sie als Versuch
analysiert, mit allen Mitteln zu verhindern, aus der Gunst Putins zu
fallen – dieses Szenario zeichnete sich mit den Plänen der
Eingliederung der Wagner-Kämpfer in die russische Armee bereits
deutlich ab. Prigoschin machte das, was ihm in der Vergangenheit stets
geglückt war – er bluffte und pokerte.
Aber er blieb durch und durch Teil des Systems und es ist sehr
fraglich, ob er wirklich bis auf den Roten Platz gefahren wäre. Vieles
deutet darauf hin, dass er viel interessierter an der Verhinderung der
wirklichen Konfrontation war, als Putin selbst.
Bemerkenswert ist das politische Gespür von Prigoschin, seine große
Popularität – in der Bevölkerung wie in den Sicherheitsbehörden –
verdankt er genau dem Umstand, dass er sich gekonnt aus den
regierungs- und kriegskritischen Stimmungen bedient hat.
Erstaunlich sind seine letzten Social Media Auftritte vor dem „Marsch
der Gerechtigkeit“, in denen er die Gründe für den Krieg als Lüge und
Betrug brandmarkte und sich einer Rhetorik bediente, die auch von
Russlands inhaftiertem wichtigsten Oppositionspolitiker Alexej
Nawalnij hätte stammen können.
Er spürt, dass es genau ein Thema gibt, das die Mehrheit von Russinnen
und Russen bewegt – Korruption als das fundamentalste Grundübel ihres
Landes. Ja, seine Tonlage ist nationalistisch und populistisch, aber
letztlich schöpft er seine Reputation aus der genuinen Frustration der
russischen Bevölkerung über ihren Staat.
Nun ist er in den Augen seiner ehemaligen Unterstützer ein doppelter
Verräter, kein Volkstribun, sondern lediglich ein Rädchen im System,
ein Mitglied der Elite, der einfach nur einen besseren Deal haben
wollte – und ihn vielleicht auch bekommen hat.
Umso bemerkenswerter ist der Konflikt zwischen „Wagner“ und den
offiziellen Strukturen des russischen Staates. Erstmals seit dem
zweiten Tschetschenienkrieg wurde die Hoheit über die innere
Sicherheit dem Kreml streitig gemacht.
Selbst diese so kurze Episode lässt nun Zweifel aufkommen, inwiefern
der Grundpfeiler des Putinschen Gesellschaftsvertrages noch intakt ist
– nämlich die als sakral behandelte Stabilität des öffentlichen Raums.
Das Gewaltmonopol in Südrussland ist kurzzeitig ins Wanken geraten,
und es sieht schon länger nicht gut aus: Verschiedene Gruppen wie die
ukrainisch-unterstützten russischen Freiwilligencorps, die
Wagner-Truppen und die regulären Streitkräfte stehen sich gegenseitig
im Wege und das im Kontext einer sich weiter entfaltenden ukrainischen
Gegenoffensive. So stellt man sich das nicht vor, wenn professionelle
Geheimdienstler das Land regieren.
Die Rückkehr der öffentlichen und massiven Gewalt als Konfliktmodus
unter den Mächtigen ist auch in einem weiteren Punkt signifikant:
Bisher wurden Interessenskonflikte der Elite im Verborgenen
ausgetragen, durch Wladimir Putin moderiert und in der Regel ohne
öffentliche Aufmerksamkeit beigelegt.
Nun ist Putin immer entrückter geworden, unzugänglich in seiner
selbstauferlegten historischen Mission, während formelle Institutionen
sich nicht mehr dazu eignen, in solchen Konfliktszenarien zu wirken.
Wenn am politischen Olymp gestritten wird, schaut das Land einfach zu.
Ohne Instruktionen aus dem Kreml wissen Gouverneure,
Polizeifunktionäre oder Militärs oft gar nicht, welches Verhalten von
ihnen erwartet wird. Politik ist in Russland schon zu lange vor allem
Inszenierung – auch deswegen ist jeglicher Widerstand gegen die
Möchtegern-Putschisten ausgeblieben, denn auch Angehörige der
russischen Armee und Polizei konnten gar nicht mehr aus dem Stand
nachvollziehen, ist es nun Theater oder der Ernstfall?
Eine derartig geringe Identifikation mit den politischen Inhalten
könnte man als Opportunismus oder Fatalismus bezeichnen. Egal wie, sie
verheißt nichts Gutes für die Kriegsunterstützung. Dieser Krieg war
und bleibt unpopulär in der Bevölkerung, denn auch er ist vor allem
eins – ein Projekt der politischen Eliten.
Prigoschin geht, die Stimmung bleibt. Der russische Staat, der seit
vielen Jahren immer brutaler gegen die liberale Opposition vorgeht,
muss feststellen, dass seine aktivste Dissidenz ganz woanders ist,
nämlich am rechten Rand der Gesellschaft. Die bevorstehende
Präsidentschaftswahl 2024 sollte eigentlich um jeden Preis ohne
Niederlagen und Krisen durchgeführt werden.
Die Präsidialwahl in Russland ist ein wichtiger Moment für die
regelmäßige Erneuerung der unangefochtenen Anführerschaft Putins,
dabei geht es keineswegs um einen fairen und freien politischen
Wettbewerb, sondern um das genuin plebiszitäre. Putin stützt sich auf
eine echte Unterstützung aus der Bevölkerung, um seine Machtvertikale
zu disziplinieren.
So eine Wahl darf nicht zu sehr frisiert und manipuliert werden, denn
dann würde der ausführende Apparat die Frage stellen: Warum genau
braucht es genau diesen Präsident, wenn die Wahl sowieso zu 100
Prozent fake ist?
Die Frage, ob Wladimir Putin der beste Garant für politische
Stabilität, innere Sicherheit und einen funktionierenden
Konfliktschlichtungsmechanismus zwischen den Eliten ist, wurde durch
die jüngsten Ereignisse drastisch vorgezogen. Wir können bereits jetzt
sehen, wie das System reagiert, halbtäglich gibt es neue öffentliche
Auftritte des Präsidenten, Ansprachen, Reden, Termine.
Der kriegsführende Vater der Nation ist herabgestiegen und macht
wieder Wahlkampf – Selfies, rote Schleifen, Bürgergespräche.
Und was heißt das für den Krieg? Die Ukraine profitiert von dieser
Krise in doppelter Hinsicht. Nach einem Schockmoment reagieren
autoritäre System in der Regel durch neue Härte.
Der Kreml scheint Pläne zu haben, die bisher eher
polizeilich-repressiv ausgestattete Nationalgarde, geführt durch
General Solotow, einem ehemaligen Leibwächter Putins, durch Aufrüstung
mit schwerem Gerät zu einer vollwertigen Binnenstreitkraft nach
Vorbild des sowjetischen Volkskommissariat für innere Angelegenheiten
NKDW aufzuwerten.
Bei der jetzigen Versorgungslage kann dieses Gerät eigentlich nur den
Beständen oder Reserven der in der Ukraine kämpfenden Armee entnommen
werden.
Viel wichtiger ist die Auswirkung der innenpolitischen Krise auf die
die russische grand strategy im Krieg gegen die Ukraine und im
Konflikt gegen den Westen. Diese beruhte zuletzt auf dem Grundsatz
„Zeit arbeitet für uns“. Es wurde auf eine langanhaltende
Konfrontation gesetzt, um die ukrainische, europäische und
amerikanische Durchhaltefähigkeit und Solidarität zu untergraben.
Man ist in Moskau davon ausgegangen, dass man am längeren Hebel sitzt
und über kurz oder lang einfach durch die Beibehaltung des jetzigen
Konfrontationsniveaus siegreich sein wird. Doch die Grundannahme
dieser Strategie ist erschüttert.
Kann sich Russland wirklich alle Zeit der Welt leisten? Kann die
Regelung der Nachfolge von Wladimir Putin, selbst wenn er sich durch
einen repressiven und propagandistischen Kraftakt schnell wieder
stabilisiert, parallel zu einem laufenden Krieg bewerkstelligt werden?
Wir wissen nicht, was Prigoschin mit seinem „Marsch“ wirklich
beabsichtigt hat. Aber eins hat er getan, aus Versehen wurde eine in
Moskau längst totgeglaubte Beschäftigung wiederbelebt. Politik ist
wieder zurück. Echte Politik, kein Theater.
Alexey Yusupov leitet das Russlandprogramm der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Zuvor war er Büroleiter der FES in Myanmar, Afghanistan und Kasachstan.
Außerdem unterstützt er politische Akteure als Berater und Moderator.
———
siehe dazu auch:
https://www.handelsblatt.com/politik/international/russland-historiker-ich-halte-eine-absetzung-putins-durchaus-fuer-moeglich/29229834.html
Russland-Historiker
„Ich halte eine Absetzung Putins durchaus für möglich“
Der Wagner-Aufstand zeigt wie fragil das System Putin ist, findet
Russland-Historiker Martin Schulze Wessel. Der Westen müsse sich jetzt
auf eine russische Eskalation einstellen.
28.06.2023 - 18:52 Uhr
Wer die denkwürdigen Ereignisse in Russland verstehen will, sollte sich
mit Martin Schulze Wessel unterhalten.
Der Osteuropa-Historiker forscht seit Jahrzehnten über die russische Geschichte.
„Fluch des Imperiums“ – lautet der Titel seines aktuellen Buchs.
Der 61-Jährige sieht in den jüngsten Ereignissen eine Chance
für die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer.
Sogar ein Regime-Wechsel sei jetzt denkbar.
Lesen Sie hier das vollständige Interview:
Herr Schulze Wessel, eine Privatarmee, die ohne großen Widerstand auf
Moskau zumarschiert. Ein Präsident, der einen Deal mit dem Chef dieser
Privatarmee aushandeln lassen muss. Hätten Sie das für möglich gehalten?
Nein, das war für mich überraschend. Inzwischen gibt es Informationen
darüber, dass es eine längere Vorbereitung des Coups gab. Ohne eine
Bereitschaft von militärischen Entscheidungsträgern, den
Aufstandsversuch mindestens zu dulden, ist der fast widerstandslose
Marsch auf Moskau nicht vorstellbar. (…)
——
7. SZ: Vor Beitrittsverhandlungen: Schwaches Zeugnis für die Ukraine
https://www.sueddeutsche.de/politik/ukraine-eu-beitritt-korruption-1.5953892
Vor Beitrittsverhandlungen: Schwaches Zeugnis für die Ukraine
21. Juni 2023, 13:57 Uhr
Die EU-Kommission ist mit den Fortschritten beim Kampf gegen
Korruption und den Einfluss von Oligarchen nicht zufrieden. Auch
US-Außenminister Blinken ermahnt Kiew bei einer Geberkonferenz.
Von Hubert Wetzel
Die Hoffnungen der Ukraine, noch in diesem Jahr Beitrittsgespräche mit
der EU beginnen zu können, haben einen Dämpfer erhalten. In einem
Zwischenzeugnis, das die EU-Kommission den Mitgliedsländern am
Mittwoch in Brüssel vorstellte, werden in mehreren wichtigen Bereichen
Reformmängel festgestellt.
Insofern ist fraglich, ob die Staats- und Regierungschefs der EU bei
ihrem Gipfeltreffen im Dezember beschließen werden, die Gespräche über
eine Aufnahme der Ukraine in die Union offiziell zu eröffnen.
Das Zeugnis bewertet die Reformfortschritte der Ukraine in sieben
Politikbereichen, in denen das Land die demokratischen und
rechtsstaatlichen Standards der EU übernehmen muss. In zwei Bereichen,
die die Justiz betreffen, werden dem Land gute bis sehr gute
Ergebnisse bescheinigt, ebenso im Bereich Medien.
Im Kampf gegen Korruption, gegen Geldwäsche, gegen den Einfluss von
Oligarchen sowie im Umgang mit nationalen Minderheiten sieht die
Kommission jedoch nur "geringe Fortschritte".
Für den Wiederaufbau ist entscheidend, dass Geld nicht in dunklen
Kanälen verschwindet
Gerade diese Bereiche sind für den Beitritt allerdings zentral. Das
kriegszerstörte Land wird in den kommenden Jahrzehnten Hunderte
Milliarden Euro an Aufbauhilfe benötigen. Die Europäische Union wird
einen wesentlichen Teil davon tragen müssen - erst recht, wenn die
Ukraine Mitglied werden sollte.
Und dieses Geld soll nicht in dunklen Kanälen oder auf den Konten von
Oligarchen landen. Konkret fordert die Kommission daher, dass Kiew
nicht nur härter, sondern auch kontinuierlicher gegen Korruption
vorgeht, und das nicht nur in einigen wenigen spektakulären Fällen.
Auch die Maßnahmen gegen Geldwäsche sollten verstärkt werden.
Die EU-Länder hatten die Ukraine im Juni 2022 zum Beitrittskandidaten
erklärt. Die Regierung in Kiew fordert vehement den förmlichen Beginn
der Verhandlungen in diesem Jahr - ebenso wie eine rasche
Vollmitgliedschaft in der EU.
Das wenig enthusiastische Zwischenzeugnis stärkt nun jene EU-Länder,
die vor überhasteten Beitrittsgesprächen warnen. Denn die Verleihung
des Kandidatenstatus vor einem Jahr war wohl eher als politische Geste
der Solidarität gemeint. Angesichts der massiven wirtschaftlichen
Folgen, die ein Beitritt für die EU und die Ukraine bedeuten würde,
rechnet in Brüssel niemand ernsthaft mit einer baldigen Aufnahme des
Landes.
Allerdings gibt es bei manchen EU-Staaten die Befürchtung, dass die
Union sich wegen dieser Geste und angesichts des anhaltenden Krieges
in der Ukraine gezwungen sehen könnte, auch die Entscheidung über die
Eröffnung der Beitrittsverhandlungen auf der Grundlage von politischen
Erwägungen zu fällen - nicht aufgrund klarer Reformziele und -fortschritte.
US-Außenminister Antony Blinken hat die Ukraine in dieser Woche
ebenfalls zur Stärkung ihrer demokratischen Institutionen gemahnt. Nur
so könne sie Investitionen für den Wiederaufbau des Landes und der
Wirtschaft anziehen. Blinken nimmt in London an einer Konferenz für
den Wiederaufbau der Ukraine teil, die an diesem Mittwoch begonnen hat.
Bei der zweitägigen Konferenz geht es auch darum, Unternehmen von
Investitionen in der Ukraine zu überzeugen. Um ihnen mehr Sicherheit
zu bieten, will der britische Premier Rishi Sunak bei der Konferenz
den Rahmen für eine von den G-7-Staaten gedeckten
Kriegsrisikoversicherung schaffen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte auf der
Konferenz an, dass die EU der Ukraine für den Wiederaufbau 50
Milliarden Euro von 2024 bis 2027 bereitstellen werde. Blinken stellte
weitere 1,3 Milliarden Dollar aus den USA in Aussicht. 520 Millionen
Dollar sollen demnach in eine Modernisierung des Energienetzes
investiert werden.
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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.