5. ARD: Chouf-Gebirge im Libanon - Eine trügerische Sicherheit?
https://www.tagesschau.de/ausland/angriff-begegnungszentrum-libanon-100.html
Reportage
Chouf-Gebirge im Libanon
Eine trügerische Sicherheit?
Stand: 11.10.2024 05:00 Uhr
Ein deutsch-libanesisches Begegnungszentrum galt als Platz für Hilfe und Sicherheit -
bis zu einem Angriff mit Toten und Verletzten.
Die Betreiber rätseln immer noch, warum ihr Haus getroffen wurde.
Said Arnaout ringt um Fassung. Der 73-Jährige aus Tübingen kann immer
noch nicht begreifen, was passiert ist. Seine Begegnungsstätte, ein
interkulturelles Zentrum im Libanon zerstört, sechs Menschen sind tot,
zahlreiche verletzt. Eine Warnung habe es nicht gegeben, sagt er: "Von
Israels Seite kam keine Nachricht. Im Krieg gibt es keine Pause und
kein Erbarmen."
Vor 25 Jahren gründete der Deutsch-Libanese mit anderen das "Dar
as-Salam" - das Haus des Friedens, um eine Begegnungsstätte und einen
Ort für Weiterbildungen zu schaffen - nach dem Vorbild deutscher
Akademien
"Die Begegnungsstätte war weit anerkannt, auch der deutsche
Botschafter war mal im Haus, auch von den Vereinten Nationen und der
schwedische Konsul. Wir haben eine Brücke zwischen Deutschland und dem
Libanon gebaut", sagt Said Arnaout.
Zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen
Seine Frau zeigt ein Foto: ein freundliches großes Gästehaus im Chouf
Gebirge im Libanon, inmitten einer idyllischen Ortschaft, viele Bäume,
viel Grün. Vor dem Gästehaus auf der Terrasse stehen Tische und
Stühle, ein Sonnenschirm. Es sind Eindrücke aus friedlichen Zeiten.
Mehr als 6.000 deutsche Besucher waren in den vergangenen Jahren hier
zu Gast, berichtet das Paar stolz.
Aber der Krieg im Libanon hat auch das Haus des Friedens eingeholt:
Zahlreiche Flüchtlinge aus dem Süden wurden hier aufgenommen, etwa 80
Menschen waren im Haus, als am Mittwoch zwei Raketen das oberste
Stückwerk trafen - nur eine davon detonierte. Das Haus brach teilweise
ein.
Opfer sind keine Fremden
Die Opfer sind keine Fremden. "Die Flüchtlinge, die wir aufgenommen
haben, kannten wir fast alle persönlich. Der Schuldirektor war ein
Kollege meiner Frau. Und die zwei Kinder schreien jetzt nach dem
Vater."
Warum wurde ihre Begegnungsstätte getroffen? Said Arnaout, der seit
1972 in Deutschland lebt, und seine Frau können das nicht verstehen.
Auch Heike Mardirian, Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Gemeinde
in Beirut, kannte das Haus gut: "Jetzt in diesem Moment war das eine
Stätte, die die Menschen wahrgenommen haben, weil sie dachten, dass
sie da in Sicherheit sind.“
Eine trügerische Sicherheit?
Eine trügerische Sicherheit also? Friederike Weltzien, langjährige
Pfarrerin aus Stuttgart, die im Libanon gelebt hat und vor wenigen
Wochen noch im Haus des Friedens war, lässt diese Frage nicht los. "Es
war so ein Ort, von dem einfach Hilfe ausging für die ganze Umgebung.
Warum der bombardiert wurde, das ist uns so ein Rätsel", sagt sie.
Die israelische Armee betont, sie gehe im Libanon gezielt gegen die
Hisbollah vor. Doch das Bombardement der Begegnungsstätte zieht dieses
Narrativ in Zweifel. Oder gab es doch jemanden im Haus, der mehr war
als nur ein Vertriebener?
"Das ist wahrscheinlich unser Verhängnis geworden, das man das eben
nicht sicherstellen kann", so Weltzien. Man könne es den Menschen
nicht ansehen. Gekommen seien hauptsächlich Frauen, Kinder und
Familien. "Es wirkte auf uns so, dass es eben keine Hisbollah-Leute sind.“
Keine Stellungnahme der israelischen Armee
Wie "gezielt" und "begrenzt" - das sind Formulierungen, die Israel
immer verwendet - ist der Krieg im Libanon wirklich? Eine ARD-Anfrage
bei der israelische Armee um eine Stellungnahme zu dem Angriff auf das
Begegnungszentrum bleibt unbeantwortet.
"Ich denke, wenn es ein solches Zentrum trifft, dann ist schon eine
ziemliche Schwelle überschritten", sagt Bente Scheller von der
Heinrich Böll-Stiftung. Sie ist erschüttert, als sie von dem
Bombardement erfährt. "Das Zielgerichtete, das wir in einigen
politischen Tötungen vorher durchaus gesehen haben, spiegelt sich in
dieser Art des Angriffs nicht wider."
Sie war sehr oft selbst in dem Haus zu Gast, berichtet Scheller. Es
sei ein wichtiger Ort der Begegnung in der schwierigen politischen
Landschaft des Libanon mit seinen vielen Konfessionen und der
Bürgerkriegsvergangenheit. "Das Besondere an diesem Begegnungszentrum
war schon auch die Lage in den Bergen. Das war eine eine Atmosphäre,
in der man sich sicher fühlte in einen Austausch zu gehen - auch über
heikle Themen. Und die gibt es im Libanon ja zuhauf."
"Dar as Salam" soll wieder aufgebaut werden
Und genau deswegen müsse es weitergehen mit "Dar as Salam" - da sind
sich alle einig. Viele Deutsche melden sich solidarisch bei den
Gründern, in Bad Kreuznach wird es eine Mahnwache geben.
"Den Ort lasse ich nicht fallen", sagt Friederike Weltzien aus
Stuttgart. "Das ist ein Ort, der dafür steht wiederaufzubauen,
weiterzumachen und nicht aufzugeben, sich nicht von diesen Angriffen
das zerstören zu lassen, was der Geist dieses Ortes ist.“
Und auch Heike Mardirian sagt: "Die wird wieder aufgebaut. Wie vieles
im Libanon. Und wir geben nicht auf." Aufgeben wollen auch der
Tübinger Said Arnaout und seine Frau nicht. Wenn irgendwie möglich:
Sie wollen ihre Begegnungsstätte wieder aufbauen. "Wir brauchen
Sicherheit, wir brauchen Frieden, wir brauchen Stabilität, wir
brauchen Unterstützung", sagt Latife Arnaout - damit der Libanon trotz
des Krieges in der Zukunft wieder ein Haus des Friedens hat.
—
siehe auch:
https://www.swp.de/lokales/tuebingen/nahost-raketen-auf-das-haus-des-friedens-77577343.html
Nahost: Raketen treffen das Haus des Friedens von Tübinger Said Arnaout bei Beirut
——
Wer für den Wiederaufbau des Dar Assalam und die Arbeit
des Vereins „Frieden und kultureller Austausch Libanon"
unterstützen möchte, kann eine Spende senden an:
Frieden und kultureller Austausch Libanon e.V.
IBAN: DE54 6001 0070 0974 2337 01.
Die Spenden sind steuerlich absetzbar.
https://www.libanon-reise.de/
Ich möchte diesen Wiederaufbau auch persönlich unterstützen,
da ich mehrfach die Gastfreundschaft des Hauses des Friedens erfahren habe.
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Nach der folgenden Meldung wurde das Dar as Salam mutmaßlich von einer Drohne bombardiert:
https://www.instagram.com/thisisbeirutnews/reel/DA5nbXAy8kB/
9.10.2024
Chouf District's Iqlim el-Kharrub region, was targeted for the first
time by an Israeli drone strike on Wednesday, hitting Dar Assalam,
a shelter for displaced families.
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6. SZ: Scholz: Weitere Waffenlieferungen an Israel
https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-news-liveticker-vergeltungsschlag-iran-lux.QuTbE9m2ENvwKDFuJz5SnA
(…)
10.10.2024 11:27 Uhr
Corinna Koch
Scholz: Weitere Waffenlieferungen an Israel
Bundeskanzler Olaf Scholz hat weitere deutsche Waffenlieferungen an
Israel angekündigt.
"Wir haben Waffen geliefert, und wir werden Waffen liefern“, sagte der
SPD-Politiker in einer Debatte des Bundestags zum Jahrestag des
Überfalls der islamistischen Hamas auf Israel. Der Kanzler betonte
dabei ausdrücklich, er spreche als Abgeordneter.
Zuvor hatten Vertreter von CDU und CSU der Bundesregierung mangelnde
Unterstützung Israels vorgeworfen und sich dabei ausdrücklich auf
Waffenlieferungen bezogen.
"Seit Wochen und Monaten verweigert die Bundesregierung die
Exportgenehmigung zum Beispiel von Munition und sogar für die
Lieferung von Ersatzteilen für Panzer nach Israel“, sagte CDU-Chef
Friedrich Merz. Scholz entgegnete:
"Wir haben Entscheidungen getroffen in der Regierung, die auch
sicherstellen, dass es demnächst weitere Lieferungen geben wird. Und
dann werden Sie ja sehen, dass das hier ein falscher Vorhalt gewesen ist.“
——
7. DW/MSN: Israel erwägt Einsatz von in Deutschland geleasten Drohnen
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/israel-erw%C3%A4gt-einsatz-von-in-deutschland-geleasten-drohnen/ar-AA1rWeaZ
Israel erwägt Einsatz von in Deutschland geleasten Drohnen
Artikel von Ben Knight
9.10.2024
Zwei von der Bundeswehr geleaste Kampf-Drohnen befinden sich weiterhin
in Israel und werden offenbar von Deutschland finanziert. Beobachter fürchten
einen möglichen Einsatz bei Militäroperationen in Gaza und im Libanon.
Von der Bundeswehr geleaste israelische Drohnen könnten von den
israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) im aktuellen
Nahostkonflikt eingesetzt werden. Dies geht aus Informationen hervor,
die die deutsche Regierung veröffentlicht hat.
Die israelischen Heron TP-Drohnen, die sowohl bewaffnet als auch zur
Zielerfassung und Überwachung eingesetzt werden können, sind Teil
einer Flotte, die die Bundesregierung 2018 unter der damaligen
Kanzlerin Angela Merkel geleast hatte.
Deutsche Soldaten wurden an diesen Drohnen in Israel ausgebildet, als
der Krieg in Gaza im Oktober 2023 begann. Kurz darauf wurden die
Drohnen "aus Solidarität mit Israel" an die IDF übergeben, wie das
deutsche Verteidigungsministerium damals erklärte. Die Übergabe war
Teil der militärischen Unterstützung, die Verteidigungsminister Boris
Pistorius nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober zugesagt hatte.
In den folgenden Monaten blieb unklar, ob der Leasingvertrag, der sich
laut den Informationen auf einen Wert von etwa einer Milliarde Euro
beläuft, weiterhin von Deutschland finanziert wird. Eine
Informationsfreiheitsanfrage im April ergab zwar, dass der Vertrag mit
Israel noch "aktiv" sei, die Bundeswehr habe jedoch keinen Zugriff
mehr auf die Drohnen.
Drohneneinsatz im Nahen Osten
Die Heron-Drohnen sind unbemannte Luftfahrzeuge der Kategorie mittlere
Flughöhe mit einer langen Flugdauer, die laut ihrem Hersteller, Israel
Aerospace Industries (IAI), eine "Vielzahl von Waffen" tragen können.
In Israel unter dem Namen "Eitan" bekannt, haben sie eine Spannweite
von 26 Metern und können mehr als 30 Stunden in der Luft bleiben.
Mit einer maximalen Flughöhe von bis zu 13.700 Metern operieren sie
über der üblichen Höhe des kommerziellen Flugverkehrs. Mehrere
Medienberichte deuten darauf hin, dass die IDF Heron-Drohnen sowohl im
Krieg in Gaza als auch bei Militäroperationen im Süden des Libanon
eingesetzt hat.
Anfang September behauptete die Hisbollah, eine Heron-Drohne
abgefangen zu haben, die in den libanesischen Luftraum eingedrungen
sei und zum Rückzug gezwungen wurde. Drohnen sind mittlerweile ein
zentraler Bestandteil der IDF-Strategie im Gaza-Krieg. Laut dem
Fachmagazin Defense News setzte die IDF seit dem Hamas-Angriff am 7.
Oktober 2023 neben anderen Drohnen auch Heron TP-Drohnen über dem
Gaza-Streifen ein.
(…)
Abgesehen von der Information, dass Deutschland weiterhin für die
geleasten Drohnen zahlt, zeigt sich die deutsche Regierung nicht
bereit, weitere Details zum Vertrag offenzulegen. Auf Anfragen der
Deutschen Welle und des Parlaments Anfang diesen Jahres erklärte das
Verteidigungsministerium, dass die Einzelheiten des Drohnengeschäfts
mit Israel als geheim eingestuft seien.
"Bei offener Beantwortung der Frage könnte die multinationale Zusammenarbeit
im Projekt German Heron TP und insbesondere das Verhältnis zwischen Israel
und Deutschland durch eine Offenlegung sensitiver Informationen belastet werden“,
antwortete das Ministerium auf eine Frage des oppositionellen Bündnisses Sahra
Wagenknecht BSW. (…)
——
siehe auch:
https://www.sueddeutsche.de/politik/israel-krieg-news-liveticker-libanon-un-beirut-tote-verletzte-lux.QuTbE9m2ENvwKDFuJz5SnA
Krieg in Nahost:
Bundesregierung fordert Schutz der Blauhelme in Libanon
11. Oktober 2024, 13:23 Uhr
Israelische Soldaten sollen erneut einen Posten der i
nternationalen Friedenstruppe beschossen haben.
Nach einem israelischen Angriff auf Beirut gibt es Tote und Verletzte.
———
8. NZZ: Grosse ethische Bedenken: Israel setzt in Gaza stark auf künstliche Intelligenz
https://www.nzz.ch/technologie/israel-setzt-in-gaza-stark-auf-kuenstliche-intelligenz-die-hohen-zivilen-opferzahlen-liegen-aber-nicht-an-der-technologie-ld.1825369
Grosse ethische Bedenken:
Israel setzt in Gaza stark auf künstliche Intelligenz
Noch immer entscheiden Soldaten, wer als Angriffsziel definiert wird
und was als verhältnismässig gilt. Doch KI wird wichtiger.
Ruth Fulterer, Lukas Mäder 09.04.2024, 16.45 Uh
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Kriegsführung. Streitkräfte
hoffen, mithilfe von Daten und Algorithmen genauer und effizienter
vorgehen zu können. Zugleich geht die Angst vor autonomen
Killermaschinen um, die selbständig über Leben und Tod entscheiden.
Wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Krieg aussehen
kann, zeigt der Gazakrieg. Eine Recherche des linken israelischen
Magazins «+972» hat nun eine Diskussion ausgelöst. Laut dem Magazin
hat Israels Armee die Vorschläge der KI für Bombardierungen nicht
eingehend überprüft und viele zivile Opfer in Kauf genommen.
«+972» zeichnet das Bild einer automatisierten Tötungsmaschinerie,
getrieben von einer fehlerhaften KI-Software. Doch stimmt dieses Bild?
Dass die israelische Armee KI-gestützte Systeme einsetzt, etwa um
Angriffsziele zu identifizieren, ist unbestritten. Bereits im Mai 2021
verwendeten die Streitkräfte im Gazastreifen ein Programm namens «The
Gospel», das Empfehlungen für Ziele abgibt.
KI-Programme dienten im Krieg gegen die Hamas 2021 auch dazu, die
Befehlshaber von Terrorzellen zu identifizieren und zu orten, wie ein
israelischer Offizier im vergangenen Jahr an einer Konferenz
berichtete. Bereits damals war von einem «KI-Krieg» die Rede.
Nur zwanzig Sekunden, um ein Ziel zu überprüfen?
Die entscheidende Frage ist aber, was die Rahmenbedingungen für den
Einsatz der KI-Systeme sind. Der Bericht von «+972» erhebt dazu
schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee. Das Magazin ist für
seine Kritik an Israels Besatzungspolitik bekannt und eckt damit auch
im eigenen Land an. Für den Bericht stützt es sich auf die Aussagen
von sechs anonymen Angehörigen der Streitkräfte.
Israel hat laut «+972» ein Programm namens «Lavender» entwickelt, das
aufgrund von Informationen über die Einwohner des Gazastreifens eine
Wahrscheinlichkeit errechnet, mit der eine Person dem militärischen
Flügels der Hamas oder dem Palästinensischen Islamischen Jihad
angehört. Dazu vergleicht es die Daten mit charakteristischen Mustern
bekannter Terroristen.
Schätzt die KI-Software eine Person als Terroristen ein, wird sie zum
möglichen Ziel für eine Bombardierung. Die Überprüfung, ob die
Einschätzung der KI korrekt ist, fällt laut «+972» nur sehr
oberflächlich aus. Dabei soll die Fehlerquote von «Lavender» bei zehn
Prozent liegen: Das System schlägt also in zehn Prozent der Fälle
Menschen als Ziele vor, die nichts mit der Hamas zu tun haben.
Eine anonyme Quelle sagte gegenüber «+972», die Überprüfung eines
Zieles habe in der Regel nur zwanzig Sekunden gedauert. Dass diese
Angabe tatsächlich für alle Einheiten und für die gesamte Dauer des
Gazakriegs zutrifft, ist zu bezweifeln. Vorstellbar ist, dass es
Phasen besonders intensiver militärischer Aktivität gab, in denen die
Überprüfung eher oberflächlich geschah.
Ein weiterer Vorwurf des Magazins lautet, dass die israelische Armee
in den ersten Wochen des Kriegs sehr hohe Zahlen ziviler Opfer in Kauf
genommen habe. Selbst bei Angriffen, die einfache Hamas-Kämpfer zum
Ziel gehabt hätten, habe das Militär 15 bis 20 zivile Tote als
akzeptabel betrachtet. In früheren Kriegen habe man solche hohe Zahlen
ziviler Opfer nur bei bedeutenden Hamas-Führern gebilligt.
(…)
Aus ethischer Sicht wirft das KI-System trotzdem Fragen auf. Atay
Kozlovski ist Philosoph an der Universität Zürich und arbeitet zu
KI-Ethik. Er stammt aus Israel, wo er auch mehrere Jahre in der Armee
Dienst geleistet hat. Seiner Ansicht nach gleicht das von «+972»
beschriebene System ethisch gesehen einer autonomen Waffe. De facto
entscheide die Maschine, nicht der Mensch.
«Ethisch gesehen sollte der Standard eine sinnvolle menschliche
Kontrolle sein. Doch die ist nicht möglich, wenn das System so komplex
ist, dass der Nutzer nicht weiss, woher die Entscheidung kommt.»
Im Moment ist nicht klar, wie komplex die israelischen KI-Systeme
aufgebaut sind und wie viele unterschiedliche Datentypen sie
verarbeiten. Je mehr Daten hineinfliessen, desto mehr werden sie zur
Blackbox. Ein Mensch kann dann kaum mehr überprüfen, ob die Maschine
sinnvoll entschieden hat oder nicht.
Dann fallen auch die Fehler nicht mehr auf, die KI-Systeme machen. Das
«Lavender»-System vergleicht, ob die Datenspur einer Person der eines
Terroristen ähnelt. Solche Systeme lernen oft falsche Zusammenhänge.
Wer es verwendet, nimmt in Kauf, dass unschuldige Personen als Ziel
markiert werden.
Und tendenziell akzeptieren Menschen Maschinen-Entscheide oft sogar,
wenn sie es selbst besser wissen. Dieser sogenannte «automation bias»
ist vielfach dokumentiert und erschwert eine sinnvolle menschliche
Kontrolle zusätzlich.
(…)
Während Ethiker erst beginnen, sich mit den komplexen Fragen von
Schuld und Verantwortung im KI-Zeitalter auseinanderzusetzen, rüsten
Armeen in der ganzen Welt mit solchen Systemen auf. Es ist auch ein
Wettrüsten: Wenn es der Gegner tut, will man mithalten.
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9. Zeit: Moshe Zimmermann: "Deutschland ist mit Israels Regierung übervorsichtig"
https://www.zeit.de/kultur/2024-10/moshe-zimmermann-historiker-israel-iran-europa-deutschland/komplettansicht
Moshe Zimmermann: "Deutschland ist mit Israels Regierung übervorsichtig"
Ein großer Krieg mit Iran folgt der Logik von Israels Regierung, sagt
der Historiker Moshe Zimmermann. Um diese aufzubrechen, müsste Europa
handeln. Auch Deutschland.
Interview: Alisa Schellenberg
8. Oktober 2024, 6:13 Uhr
Moshe Zimmermann
ist ein israelischer Historiker und Experte für die Geschichte des
Nationalsozialismus. Zimmermann, Jahrgang 1943, ist Professor Emeritus
an der Hebräischen Universität Jerusalem.
Moshe Zimmermann ist einer der renommiertesten Historiker Israels. Er
gilt als Verfechter der Zweistaatenlösung und ist Autor zahlreicher
Bücher. 2024 erschien zuletzt "Niemals Frieden? Israel am Scheideweg".
ZEIT ONLINE: Herr Zimmermann, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten
mit der Geschichte und Gegenwart des Nahostkonflikts. Erschüttert Sie
die jetzige Eskalation noch?
Zimmermann: Es lässt mich schaudern. So etwas gab es bislang nicht.
Israel ist gewohnt, Kriege sehr schnell zu gewinnen. Sie dauern eine
Woche, zwei Wochen. Jetzt haben wir einen langen Krieg. Das Schlimme
ist, dass man sich auch daran gewöhnt. Die Menschen, die entlang der
Grenze zu Gaza und die, die entlang der Nordgrenze gelebt haben – sie
mussten alle evakuiert werden. Andere stehen unter Beschuss. Man hat
sich auch daran gewöhnt, dass so viele Menschen getötet werden.
ZEIT ONLINE: Auf beiden Seiten.
Zimmermann: Die Israelis denken vorrangig an ihre eigenen Bürger, an
die am 7. Oktober Ermordeten und die, die danach im Kampf oder bei
Terroranschlägen getötet wurden. Es gibt aber auch noch viel mehr Tote
in Gaza, im Westjordanland oder im Libanon. Man muss staunen: Wie kann
man im 21. Jahrhundert immer noch zur Waffe greifen und glauben, damit
etwas zu erreichen?
ZEIT ONLINE: Gäbe es denn derzeit überhaupt eine andere Möglichkeit,
Israel zu schützen?
Zimmermann: Diese Frage hätte man sich vor dem 7. Oktober stellen
müssen. Selbstverständlich gibt es Frieden, wenn man sich mit den
Nachbarn verständigt. Schauen Sie auf die Geschichte Europas:
Frankreich war Deutschlands Erzfeind, Feindschaften gab es überhaupt
viele.
Sie führten zu Kriegen mit Millionen von Toten. Heute gibt es nahezu
dieselben Grenzen in Europa wie damals, aber die Bedrohung ist,
abgesehen von Russland seit einem Jahrzehnt, nicht mehr da. Weil die
Menschen in Europa begriffen haben, dass man nicht jeden Konflikt mit
der Waffe lösen muss. Das ist im Nahen Osten bislang nicht passiert.
Das Problem ist auch, dass diejenigen, die sich vor dem 7. Oktober um
diese Region hätten bemühen müssen, das nicht ausreichend getan haben.
ZEIT ONLINE: Inwiefern?
Zimmermann: US-Präsident Barack Obama hat es 2014 aufgegeben, auf eine
Zweistaatenlösung zu drängen. Nach Obama hat niemand mehr energisch
und ernsthaft genug versucht, den Teufelskreis zu durchbrechen. Europa
lehnt sich ohnehin zurück.
Vernunft spielt in diesem Teufelskreis eine kleinere Rolle. Moshe
Zimmermann ZEIT ONLINE: Die Israelis leben seit Jahrzehnten mit der
Sorge eines großen Krieges mit Iran. Israel, sagte Premier Netanjahu,
verteidige sich inzwischen an sieben Fronten: gegen die von Iran
unterstützte Hisbollah im Libanon, Hamas in Gaza, Huthis im Jemen,
gegen schiitische Milizen im Irak und in Syrien, gegen Terroristen im
Westjordanland. Was bedeutet diese Eskalation?
Zimmermann: Die Schuld an den vielen Fronten trägt zu großen Teilen
Netanjahu selbst. Er hat versucht, die Palästinenser zu ignorieren.
Wenn wir aber nicht mit den Palästinensern leben können oder neben
ihnen, dann werden sich andere in diesen Konflikt einmischen. So
entstehen noch mehr Fronten gegen Israel.
ZEIT ONLINE: Es fällt angesichts der Feindseligkeit gegen Israel in
der Region schwer, sich einen anderen, realistischen Weg vorzustellen.
Zimmermann: Die Israelis betrachten die Situation des
Von-außen-angegriffen-Werdens als Schicksal. Sie sagen: Die anderen
sind böse, die anderen wollen uns hier nicht haben. Deswegen müssen
wir uns verteidigen, so wie Netanjahu das will. Aber so ebnet man
keinen Weg zu einer Verständigung, wie es in Europa nach dem Zweiten
Weltkrieg gelungen ist.
Es braucht deshalb Unterstützung von außen, um die Kontrahenten doch
zur Verhandlung zu führen, sogar zu zwingen. Man darf aber nicht naiv
sein! Die arabische Gesellschaft ist eher israelfeindlich. Israel ist
wiederum erzogen, die Umgebung als Feind zu betrachten, weil sie als
Feind betrachtet werden muss.
ZEIT ONLINE: Wie könnte denn unter diesen Umständen ein erster Schritt
auf dem Weg zur Versöhnung aussehen?
Zimmermann: Israel hat schon mehrmals Frieden geschlossen, 1979 mit
Ägypten, der größten arabischen Macht in der Region. 1994 mit
Jordanien. Es ist also möglich. Israel hat auch Abkommen mit den
Palästinensern getroffen, vor 30 Jahren beispielsweise das
Gaza-Jericho-Abkommen. Es führte zur Gründung der palästinensischen
Autonomiebehörde. Schritte in Richtung einer Verständigung kann man
also immer gehen. Wenn man aber sagt, dass es nichts bringt, wie
Netanjahu das tut, wird das zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Das
führt nur dazu, dass wir jetzt, angeblich, an sieben Fronten kämpfen.
ZEIT ONLINE: Premier Netanjahu hat einen Vergeltungsschlag gegen den
Iran angekündigt. Die Antwort auf die Bombardierungen Israels werde
beachtlich sein, sagte er. Wird es zu einem großen Krieg kommen?
Zimmermann: Ein großer Krieg entspräche der Logik dieser Regierung:
Wer nicht auf einen Angriff des Iran reagiert, gilt ihr, salopp
gesagt, als Weichei. Ich rechne deshalb mit einem Vergeltungsschlag.
Vernunft spielt in diesem Teufelskreis eine kleinere Rolle. Es ist
jetzt die Aufgabe der Amerikaner, Israel dazu zu bewegen, eine Art von
Vergeltung zu üben, die nicht unmittelbar eine noch größere Vergeltung
seitens des Irans bringt.
ZEIT ONLINE: Sie sagen, Sie halten eine Intervention der USA für
sinnvoll. Von wem noch?
Zimmermann: Die Vereinten Nationen hätten sich mehr um Frieden bemühen
müssen. Die UN melden sich nur, wenn es um die Flüchtlinge und um die
Lage in Gaza und im Libanon seit Kriegsbeginn geht. Sonst bleibt sie
nur bei Friedensrhetorik, mehr nicht. Es wäre aber ihre Aufgabe und
die der Großmächte, mehr zu unternehmen. Israel wurde, vor allem im
vergangenen Jahr, von der internationalen Staatengemeinschaft mehr und
mehr isoliert. Natürlich ist das Interesse Israels, sich jetzt auf
Verhandlungen einzulassen, deshalb nicht besonders groß. Es wäre auch
Aufgabe der Europäischen Union, sich einzumischen. Denn Israel ist ja
eine europäische Schöpfung.
ZEIT ONLINE: Wie meinen Sie das?
Zimmermann: Die Menschen, die nach Israel auswanderten, kamen zum
Großteil aus Europa. Israel liegt in der europäischen Nachbarschaft,
Israels Werte waren – und vielleicht sind sie das noch heute – mit den
europäischen Werten zu vergleichen. Europa müsste sich engagieren, ist
aber in sich gespalten. Es wäre eigentlich Deutschlands Aufgabe, als
größter Staat in Europa, hier zu führen.
ZEIT ONLINE: Deutschland sieht sich dazu nicht in der Lage.
Zimmermann: Ich komme gerade zurück aus Berlin. Der
"Durchschnittsdeutsche" scheint der Meinung zu sein, dass die
Deutschen die Letzten sind, die etwas tun können. Israels Sicherheit
ist bekanntlich deutsche Staatsräson. Sie glauben, die israelische
Regierung keineswegs unter Druck setzen zu dürfen, weil man ihnen dann
Antisemitismus vorwirft.
Die deutsche Außenministerin und der Regierungschef haben Israel zwar
besucht, aber sie können oder wollen nicht mehr bewegen. Dazu kommt:
Wenn man es mit dem Aufstieg von Sahra Wagenknecht zu tun hat, also
mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigt ist, dann ist Israel nicht
das große Thema. Da ist der Russland-Ukraine-Krieg wichtiger. So
spielt Deutschland in der Nahostpolitik eine noch kleinere Rolle, als
es müsste, und versteckt sich hinter der Europäischen Union.
ZEIT ONLINE: Finden Sie das feige?
Zimmermann: Ich würde das nicht feige nennen. Selbstverständlich kann
man mutiger sein. Ich als Historiker kenne die deutsche Geschichte vor
1945 und die nach 1945, die Überlegungen der Bundesrepublik, die
Hemmungen. Deshalb werde ich das nicht feige nennen. Aber: Deutschland
ist mit Israels Regierung übervorsichtig.
ZEIT ONLINE: Das israelische Militär warnt im Libanon nicht vor
Angriffen, wenn sie der gezielten Tötung des Hisbollah-Kaders dienen,
weil die Angriffe angeblich präzise genug seien. Aber auch die
Vorwarnungen, die die Zivilbevölkerung vor breiteren Schlägen bekommt,
sind oft sehr kurzfristig. Es sterben viele Zivilistinnen und
Zivilisten. Was bedeuten Ethik und Völkerrecht noch im Nahostkonflikt?
Die Propagandafalle
Zimmermann: Israels Gegner, Hisbollah und Hamas, verstecken sich
mitten in der Zivilbevölkerung. Wenn man sie trifft, trifft man auch
die Zivilbevölkerung. Das Risiko gehen Hisbollah und Hamas ein, weil
das Ergebnis gute Propaganda ist. Europäer reagieren auf Bilder toter
arabischer Kinder mit einer sehr eindeutigen Abneigung gegen den
Angreifer. Sie verdrängen die Frage: Weshalb nehmen die Hisbollah aus
dem Libanon seit einem Jahr israelische Zivilisten unter Beschuss?
ZEIT ONLINE: Ist das nicht verständlich?
Zimmermann: Emotional ja. Aber es zählt dann gar nicht mehr, was
überhaupt zu diesen Angriffen geführt hat: die Verbrechen und das
Verhalten der anderen Seite. In diese Propagandafalle geht Israel
immer wieder. Ein Militär kann darauf achten, Zivilisten und
Kombattanten fein säuberlich zu trennen, manchmal bis auf das
Stockwerk in einem Wohnhaus.
Das gelingt zwar oft, aber im Krieg gibt es immer viele zivile Opfer,
auch jetzt. Umso mehr, wenn es die zynische Strategie einer
Kriegspartei ist, Streitkräfte und Waffen mitten in Wohngebieten zu
stationieren. Es wäre die Aufgabe der israelischen Politik, alles zu
unternehmen, um nicht in einen solchen Krieg zu kommen. Das ist ihr
nicht gelungen. Weil sie nicht in der Lage war, mit den Palästinensern
zu einem Arrangement zu kommen.
Zweimal hat es fast geklappt. 1993, die Oslo-Abkommen, und 2014, da
hat sich Obama bemüht. Dann hat Netanjahu Bedingungen gestellt, die
die andere Seite nicht akzeptieren konnte. Es kam nicht zur
Verständigung, und wenn es keine Verständigung gibt, gibt es einen
Krieg.
Die israelische Regierung ist nationalistisch, rechtsorientiert und
seit zwei Jahren auch rechtsradikal. Moshe Zimmermann ZEIT ONLINE:
Kann das Völkerrecht in diesem Konflikt überhaupt noch eine ordnende
Wirkung haben?
Zimmermann: Die israelischen Militäranwälte wissen sehr genau, was das
Völkerrecht bestimmt. Das kenne ich noch aus meinem eigenen
Militärdienst. Die andere Seite pfeift aber auf das Völkerrecht, wenn
sie die Zivilbevölkerung als Schutzschild benutzt, solange ihre Taktik
ihnen Gewinn bringt, wenn Israel dann das Völkerrecht verletzt. Das
Völkerrecht ist in diesem Konflikt also schwach, fast machtlos.
Es muss Sanktionen gegen alle geben, die es verletzen, auf beiden
Seiten. Auch manche Israelis, die nicht dem Militär angehören und im
Westjordanland die Palästinenser angreifen, stehen mit ihren Untaten
ganz bestimmt im Widerspruch zum Völkerrecht.
ZEIT ONLINE: Wie verhalten sich die Ethik der Kriegsführung und die
Ethik einer Gesellschaft zueinander?
Zimmermann: Die israelische Regierung ist nationalistisch,
rechtsorientiert und seit zwei Jahren auch rechtsradikal. Deswegen
wurde sie gewählt. Das bedeutet aber nicht, dass die Gesamtbevölkerung
rechtsradikal wäre, dass sie keine Acht auf das Völkerrecht gäbe oder
auf die Grundregeln der internationalen Beziehungen.
Israel ist gespalten. Obwohl es eine stabile rechtsnationale
parlamentarische Mehrheit gibt, ist die außerparlamentarische
Opposition sehr stark. Sie demonstriert, sie kämpft für ihre Themen.
Es wäre aber falsch, zu glauben, die gesamte Bevölkerung stünde im
Widerstand. Der Großteil akzeptiert die Regierung sogar jetzt.
ZEIT ONLINE: Israel hat eine lange Geschichte der präventiven
Militäreinsätze. Es ist darauf angewiesen, den Gegnern zuvorzukommen,
weil diese Israel auslöschen wollen. Im Sechstagekrieg 1967 griff
Israel Ägypten an, ein Präventivschlag. Aber das Bestreben, den
Gegnern zuvorzukommen, bringt neue Gegner hervor. Die Hisbollah ist
1982 als Reaktion auf den Einmarsch Israels im Libanon entstanden.
Zimmermann: Indem man Präventivschläge als Lösung betrachtet, schafft
man bei der anderen Seite ein Bestreben, irgendwann zurückzuschlagen.
Das ist dann die Vergeltung. Präventivschläge ergeben keinen Sinn,
wenn man nicht gewillt ist, nach einem Coup zu einer Verständigung mit
der Gegenseite zu kommen. Sie haben mit Recht die Entstehung der
Hisbollah genannt.
Israel hat sich 1982 entschieden, bereits 1977 schon einmal, den
Libanon anzugreifen, weil dort die Palästinensische
Befreiungsorganisation, die PLO, stark war. So konnte man die PLO zwar
aus dem Land jagen, aber die Schiiten im Libanon machte man zu Feinden
Israels, sie wurden größtenteils Hisbollah-Anhänger. Der
Präventivschlag gegen die PLO erzeugte also eine noch größere
Bedrohung für Israel.
ZEIT ONLINE: Wie kann es gelingen, diesen Kreislauf zu durchbrechen?
Zimmermann: Wie sagt man: it takes two to tango. Man muss auf beiden
Seiten Faktoren finden, die zu Verhandlungen führen könnten. Es
braucht einen Rahmen, in dem sich der Krieg beruhigen kann. Die
Impulse dafür müssen aber von den Großmächten und den UN kommen. Wenn
das nicht passiert, dann Gute Nacht.
ZEIT ONLINE: Die israelische Regierung hat dem UN-Generalsekretär
António Guterres zuletzt verboten, nach Israel einzureisen.
Zimmermann: Diese Regierung ist ein Hindernis auf jedem Weg zu Frieden
und Verständigung. Darin sitzen Leute, die prinzipiell gegen Araber
sind – sie sind Rassisten und Bellizisten.
ZEIT ONLINE: Das Einreiseverbot gegen Guterres ist also falsch?
Zimmermann: Die Vorwürfe gegen ihn sind teils berechtigt, es fällt ja
schon auf, dass Guterres die Attacken gegen Israel nicht besonders
stark kritisiert. Es war aber die Hisbollah, die die Blaue Linie
überquert hat, obwohl die UN-Resolution 1701 das verbietet. Eine
israelische Reaktion war somit legitim. Hauptsächlich aber spielt
Israels Außenminister mit der Persona-non-grata-Masche ein Spiel: Wir
gegen den Rest der Welt, und die Uno steht für den Rest der Welt.
Die israelische Regierung sollte dazu aufgefordert werden, doch mit
den UN zusammenzuarbeiten. Vorausgesetzt, die Uno zeigt, dass sie
nicht gegen Israel eingestellt ist, sondern grundsätzlich gegen
Unrecht, gegen Krieg, gegen Konflikte und gegen Massentötungen.
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siehe auch:
https://gerechter-frieden.org/infos/
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10. DW: Friedensnobelpreis 2024 für "Nihon Hidankyo" aus Japan
https://www.dw.com/de/friedensnobelpreis-2024-f%C3%BCr-nihon-hidankyo-aus-japan/a-70465408
PolitikGlobal
Friedensnobelpreis 2024 für "Nihon Hidankyo" aus Japan
11.10.2024
Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an eine japanische
Anti-Atomwaffen-Organisation. Die angesehenste Auszeichnung der Welt
wirft damit ein Schlaglicht auf die atomare Bedrohung.
(…)
"Ein Traum von einem Traum. Es ist unglaublich", rief Tomoyuki
Minomaki, Präsident von Nihon Hidankyo, vor Journalisten in Hiroshima.
"Ich möchte weiterhin an die Menschen in der Welt appellieren, die
Atomwaffen abzuschaffen und einen dauerhaften Frieden zu erreichen."
Japans neugewählter Regierungschef Shigeru Ishiba zeigte sich
ebenfalls erfreut. Der Preis sei "extrem bedeutsam", erklärte Ishiba.
Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf der Online-Plattform X, die
Arbeit der Organisation erinnere daran, "dass wir alles daransetzen
müssen, die Bedingungen für eine Welt ohne Nuklearwaffen zu schaffen“.
Das Nobelkomitee hat das Thema Atomwaffen bereits regelmäßig in den
Fokus gerückt - zuletzt mit der Auszeichnung für die ICAN, die
Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen. Sie gewann den
Friedensnobelpreis 2017.
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Mitmachmöglichkeiten für eine atomwaffenfreie Welt gibt es hier:
https://www.icanw.de/
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Mit freundlichen Grüßen
Clemens Ronnefeldt
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Clemens Ronnefeldt
Referent für Friedensfragen beim deutschen
Zweig des internationalen Versöhnungsbundes
A.-v.-Humboldt-Weg 8a
85354 Freising