29.04.2025

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seektruthfromfacts.org, vom 24. April 2025, Seek Truth From Facts Foundation Jeff J Brown

Ist das, wie der Zweite Weltkrieg beginnt ?


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Video https://youtu.be/cgG4ZmTZQww Dauer 1:15:45 h


Info: https://seektruthfromfacts.org/kwan/is-this-how-world-war-iii-starts/?utm_source=substack&utm_medium=email


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

29.04.2025

Gaza-Krieg und die Berichterstattung

aus e-mail von Willi Rester, 29. April 2025, 11:12 Uhr


heute in der Frankfurter Rundschau, ein Beitrag von Nicole Gohlke, Cem

Ince, Cansin Koktürk, Lea Reisner, Janine Wissler.

Gruß, Willi

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Gaza-Krieg und die Berichterstattung: Die falschen Lehren gezogen


Die Berichterstattung über den israelischen Krieg in Gaza zeigt nicht

die ungeheure Gewalt, die dort wütet. Ein Gastbeitrag von Politikern der

Linken. Ein Beitrag von Nicole Gohlke, Cem Ince, Cansin Koktürk, Lea

Reisner, Janine Wissler.


Berlin/Gaza – Der deutsche Gaza-Diskurs: Verzerrt und einseitig: Die

ohnehin brüchige Waffenruhe in Gaza wurde von Israel beendet. Die Folge:

massive Bombardierungen, über 700 getötete Palästinenser in nur drei

Tagen, darunter mehr als 200 Kinder. Wäre eine solche Gewalt in einem

anderen Krieg verübt worden, wäre der Aufschrei in Deutschland gewaltig.

Doch wenn Israel Wohnhäuser und Schulen zerstört und unschuldige

Zivilisten tötet, bleiben die Reaktionen verhalten. Medien und Politik

bedienen sich einer auffallend milden Wortwahl.



Der Kontrast zwischen der Berichterstattung in Deutschland und der in

internationalen sowie israelischen Medien wie der „Haaretz“ ist

gravierend. So titelte The Guardian zu den israelischen Angriffen:

„Israel bricht den Waffenstillstand im Gazastreifen und tötet mehr als

400 Palästinenser bei IDF-Angriffen.“ Deutsche Medien hingegen sprachen

fast ausnahmslos von Angriffen auf Hamas-Stellungen – eine Darstellung,

der von Beobachtern vor Ort widersprochen wird. Tatsächlich wurden

Schulen, Wohnhäuser, Flüchtlingslager und Arztpraxen bombardiert.


Ein weiteres Beispiel: Die Vertreibung von Palästinensern wurde in

Deutschland als „Israel ruft Anwohner der Grenzgebiete in Gaza zur

Flucht auf“ bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich um eine gezielte

ethnische Vertreibung mit dem Ziel, diese Gebiete langfristig zu

besetzen. US-Präsident Donald Trump spricht von einer „Riviera des Nahen

Ostens“, die in Gaza geschaffen werden soll, wenn die Bevölkerung

„umgesiedelt“ – also vertrieben – wurde. Diese selektive Wortwahl

beeinflusst die Wahrnehmung der Ereignisse erheblich.


Politische Doppelmoral: Kritik der Bundesregierung zum Vorgehen Israels

bleibt fast gänzlich aus

Während zumindest leichte mediale Kritik an Israels Vorgehen existiert,

bleibt sie seitens der Bundesregierung und der meisten Parteien fast

gänzlich aus. Nachdem der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl

gegen Benjamin Netanjahu erlassen hat, erklärte die Bundesregierung

lediglich, ihren Umgang damit prüfen zu wollen, und Friedrich Merz

machte deutlich, diesen völkerrechtlich bindenden Haftbefehl keinesfalls

umzusetzen.


Die Blockade von Strom und Lebensmitteln durch Russland gegen die

Ukraine wurde in Deutschland einhellig als Kriegsverbrechen verurteilt.

Israel tut im Gazastreifen dasselbe – und Deutschland schweigt und

liefert sogar weiterhin Waffen. In den ersten Monaten des Krieges wurde

die Gewalt noch mit israelischer „Selbstverteidigung“ nach den brutalen

Angriffen, Morden und Geiselnahmen der Hamas am 7. Oktober

gerechtfertigt. Doch je deutlicher das Leid der palästinensischen

Zivilbevölkerung wurde, desto mehr wandelte sich das Narrativ: Nun wird

die „Staatsräson“, ein Begriff der auch in Bundestagsresolutionen bemüht

wurde, um Kritik an Israel zu delegitimieren und die Meinungsfreiheit

einzuengen, als Argument für die bedingungslose Unterstützung Israels

angeführt.



Die deutsche Staatsräson fragwürdig: Ampelparteien, Union und AfD

erkennen Verteidigung Israels an

In Deutschland umfasst die „Staatsräson“ nicht nur die eigene, sondern

auch die Sicherheit eines anderen Staates. Doch was bedeutet es, einen

Staat zu verteidigen, der eine illegale Besatzung aufrechterhält,

Kriegsverbrechen begeht und in dessen Regierung Politiker sitzen, die

offen ethnische Säuberung fordern?



Selbst wenn man diesen speziellen Begriff der Staatsräson akzeptiert,

gibt es unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten. Die

Ampelparteien, sowie die Union und die AfD, sehen ihn als bedingungslose

Verteidigung Israels – egal, welche Politik dessen Regierung verfolgt.

Doch es gäbe eine alternative Interpretation: Wahre Staatsräson müsste

darauf abzielen, eine langfristige Friedenslösung zu finden. Dies würde

bedeuten, Besatzung und Krieg zu beenden, anstatt Waffen zu liefern.

NGOs, die Kriegsverbrechen kritisieren, sollten unterstützt werden –

nicht sanktioniert. Zudem müsste Deutschland sich für die Umsetzung der

vom Internationalen Gerichtshof empfohlenen Maßnahmen gegen die

Besatzung einsetzen und die Haftbefehle des IStGHs umsetzen.


Eine falsche Lehre aus der Geschichte: Bundesregierung steht trotz

radialen Äußerungen hinter Katz

Immer wieder wird die deutsche Geschichte als Argument für die

bedingungslose Unterstützung Israels herangezogen. Doch die Lehren aus

dem Holocaust sollten bedeuten, sich weltweit gegen Rassismus,

Antisemitismus und jede Form der Unterdrückung einzusetzen. Stattdessen

unterstützt Deutschland eine Regierung, in der sich selbsternannte

Faschisten befinden, die einen Krieg führt, den namhafte israelische und

internationale Wissenschaftler als Genozid bezeichnen, und die das

Völkerrecht ignoriert.


Die jüngsten Äußerungen von Verteidigungsminister Israel Katz, der

explizit der Bevölkerung in Gaza mit nie gekannter Gewalt, völliger

Verwüstung und Zerstörung droht, machen deutlich, dass es der

israelischen Regierung nicht um die Befreiung der Geiseln geht. Sie

müssen auch in Deutschland zu einem Aufschrei und zu einem

(Dis)Kurswechsel führen.


Ein Beitrag von Nicole Gohlke, Cem Ince, Cansin Koktürk, Lea Reisner,

Janine Wissler.


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29.04.2025

Deutsche Aufrüstung verstößt auch gegen EU-Schuldenregeln

lostineu.eu, vom 28. April 2025

Deutschland rüstet massiv auf und landet auf Platz vier der Militärmächte weltweit – gleich nach Russland. Doch der Blankoscheck, den sich Berlin selbst ausgestellt hat, verstößt gegen die EU-Schuldenregeln. Nun muß die Regierung in Brüssel betteln.

Die deutschen Rüstungsausgaben schießen ungebremst nach oben, heißt es in einer neuen SIPRI-Studie. Das Institut, das früher mal “Friedensforschung” machte, spricht von einer “Führungsrolle bei der europäischen Verteidigung”.

Das ist durchaus gewollt. Schließlich hat die EU ja gerade erst die “Wiederbewaffnung EUropas” beschlossen. Und der künftige Kanzler Merz will ja unbedingt “führen”, auch bei Panzern und Raketen – siehe Taurus.

Doch es gibt ein Problem: Deutschland ist mit seiner Hochrüstung in Begriff, die EU-Schuldenregeln zu sprengen, die es selbst mit ausgearbeitet hat. Vor allem Ex-Finanzminister Lindner hatte auf harten Regeln bestanden.

Neue Kriegsschuldenregel

Merz hat sich und seiner kleinen Koalition zwar einen Blankoscheck für Rüstungsausgaben ausgestellt. Für Kriegsgerät darf Berlin unbegrenzt Schulden machen. Doch nun gerät er in Konflikt mit den Grenzwerten der EU.

Die deutsche Kommissionschefin von der Leyen will diese Regeln zwar extra für die Aufrüstung aufweichen. Deutschland würde aber auch die gelockerten Latten reißen. Die Folge: Nun muß Berlin in Brüssel um eine Ausnahme betteln!

Ein entsprechender Antrag wurde in der letzten Woche für die Jahre 2025 bis 2028 gestellt, wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf eine Mail von Bundesfinanzminister Kukies an die EU-Kommission berichtet.

Das ist pikant. Denn damit hil(f)t die alte, abgewählte Regierung der neuen, die noch gar nicht im Amt ist. Die Prüfung obliegt der CDU-Politikerin von der Leyen, die eine Ausnahme für ihren Parteifreund Merz bewilligen soll.

Normalerweise ein “No Go”. Doch da es “für EUropa” und gegen Russland geht, rechne ich mit einem positiven Bescheid. Übrigens ist Deutschland das erste Land, das eine Ausnahme nach der neuen Kriegsschuldenregel (“nationale Ausweichklausel”) beantragt.

Auch hier gilt offenbar “Germany first”

Siehe auch Merz-Koalition schließt neue EU-Schulden aus – Germany first?

P.S. Massive Kritik kommt von F. De Masi (BSW): „Über Jahre haben deutsche Regierungen den deutschen Kapitalstock auf Verschleiß gefahren und in Brüssel eine Reform der Schuldenregeln blockiert. Jetzt nutzt Deutschland als erstes Land die nationale Ausweichklausel – jedoch nur für Militärausgaben. Dabei ist europarechtlich höchst zweifelhaft, ob die Beschränkung der nationalen Ausweichklausel nur auf Rüstung zulässig ist. Wir brauchen endlich eine goldene Regel, die zivile Investitionen von den Schuldenbremsen ausnimmt. Panzer statt Volkswagen und Militärkeynesianismus werden weder die Produktivität erhöhen noch den Wohlstand sichern.“

‹ Trumps Friedensplan steht auf der Kippe › Aufgelesen: Klagen über Trumps Friedensplan sind heuchlerisch

5 Comments

  1. Arthur Dent
    28. April 2025 @ 20:00

    Trump, Macron, Starmer und Selenskyj haben auf der Beerdigung schon mal mit Beratungen begonnen – ohne BRD und Merz. Man braucht also nochen einen Deppen, der am Ende alles zahlt. Warum nicht Deutschland? Da wird es schon eine
    Ausnahmegenehmigung geben.

Antworten

  • Michael
    28. April 2025 @ 16:25

    Was soll’s? Wie bei den Werten so bei den Regeln: im Westen definiert man die Regeln, behält sich die Deutungs- und Geltungs-hoheit vor und folgt ihnen dann – oder auch nicht – nach Lust und Laune! Man nennt das einerseits Doppelmoral, andererseits doppelte Standards

    Antworten

    • KK
      28. April 2025 @ 17:37

      oder: “regelbasiertes Chaos” ????

      Antworten

  • Guido B.
    28. April 2025 @ 15:16

    Der Zweck der Schulden ist die Ermöglichung eines Krieges zwischen Atommächten. Das nennt man dann regelbasierten Weltenbrand. Da bleibt voraussichtlich nichts mehr übrig, auch keine Schulden.

    Antworten

  • KK
    28. April 2025 @ 13:48

    Inzwischen gibt es soviele Ausnahmen vom Legalitätsprinzip, dass man es getrost als überholtes Relikt aus demokatischen Zeiten bezeichnen kann. Der Lissabon-Vertrag sowie die EUropäischen Landesverfassungen sind das Papier nicht mehr wert, auf das sie einst gedruckt wurden.

    Antworten

  • Was sagen Sie dazu?


    Info: https://lostineu.eu/deutsche-aufruestung-verstoesst-auch-gegen-eu-schuldenregeln/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


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    Weiteres:




    Die Watchlist EUropa vom 29. April 2025


    lostineu.eu, 29. April 2025

    Heute mit News und Analysen zum Ringen um Strafmaßnahmen gegen Russland, einem Blackout in Spanien und Portugal und einem denkwürdigen Jahrestag der deutschen Wiederbewaffnung

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    Die Sanktionen wackeln, das Stromnetz wankt & Steinmeier schwört auf die Nato 29. April 2025

    Friedensplan auf der Kippe, Trauer um Papst Franziskus & milde DMA-Strafen 26. April 2025

    Meloni soll es richten, Trump will nicht mehr – und (un)sichere Herkunftsländer 19. April 2025

    Ruinöse Rüstung, Russland-Sanktionen – und Orban verbietet den Regenbogen 15. April 2025

    EU kriegt die Trump-Krise, Waffenschau ohne USA – und Merz ohne Hurra 12. April 2025

    Der heimliche Handelskrieg in der EU, Merz kommt – und KI aus der Fabrik? 10. April 2025

    Freihandel oder Digital-Steuer, Streit um NGOs – und Faeser plant für Krieg 8. April 2025

    Rubio widerlegt Merz, neue Front im Wirtschaftskrieg – und Angriff auf ICC 5. April 2025

    Nato not dead, Pflüge zu Schwertern – und Angst vor dem Trump-Crash 3. April 2025

    EUropas “Demokratieschild”, der Fall Le Pen – und Golf-Diplomatie mit Trump 1. April 2025

    Macrons neue Allianz, Melonis neue Opposition – und die neue Heimatfront 29. März 2025

    Das sind EUropas “Friedenspläne”, Rutte droht Putin & Brüssel im Bunker 27. März 2025

    Kein Frieden mit dieser EU, mehr Geld für EU-Beamte & zu wenig Schießpulver 25. März 2025

    Aufrüstung spaltet die EU, Mißtrauen gegen Merz – und Freibrief für Israel 22. März 2025

    Von der Leyen wird kriegstüchtig, Erdogan wird hofiert & Kallas ist isoliert 20. März 2025

    “Deutschland ist zurück”, EUropa ist ganz klein – und Ungarn ist nicht allein 18. März 2025

    EUropa im Abseits, Grüne helfen Merz – und Handelskrieg 2.0 15. März 2025

    Hundert Tage in der Defensive, Handelskrieg 2.0 – und Holland in Not? 13. März 2025

    Wer zahlt die Zeche, wie standhaft sind die Grünen – und hatte Vance doch recht? 11. März 2025

    Die EU bewaffnet sich, Merz ermächtigt sich – und Kickl kommt doch nicht 8. März 2025


    Info: https://lostineu.eu/die-watchlist-europa-vom-29-april-2025/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.04.2025

    Liveticker Ukraine-Krieg: Vance warnt vor nuklearer Eskalation im Ukraine-Konflikt

    freedert.online, 29 Apr. 2025 07:21 Uhr

    Russland führt gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine Militäroperation in der Ukraine durch. Der Westen reagiert mit immer neuen Waffenlieferungen an die Ukraine und beispiellosen Sanktionen gegen Russland. Lesen Sie hier die neuesten Entwicklungen.


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    US-Vizepräsident J. D. Vance


    Quelle: Gettyimages.ru © Kenny Holston - Pool/Getty Images (Screenshot)

    • 29.04.2025 07:37 Uhr

    07:37 Uhr

    Russisches Verteidigungsministerium meldet Drohnenangriffe auf mehrere Regionen

    Einheiten der russischen Luftabwehr haben zwischen 20:00 Uhr Moskauer Zeit am 28. April und 6:00 Uhr am 29. April insgesamt 91 ukrainische Drohnen abgeschossen:

    • Gebiet Kursk – 40,
    • Gebiet Orjol – 12,
    • Gebiet Rjasan – 11,
    • Gebiet Nischni Nowgorod – 8,
    • Gewässer des Schwarzen Meeres – 7,
    • Republik Krim – 6,
    • Gebiet Belgorod – 3,
    • Region Moskau – 2,
    • Republik Kaluga – 1,
    • Gebiet Brjansk – 1.
  • 07:15 Uhr

    US-Vizepräsident warnt vor nuklearer Eskalation im Ukraine-Krieg 


    Eine Fortsetzung der Kampfhandlungen in der Ukraine könnte die Gefahr eines Atomkriegs erhöhen, erklärt US-Vizepräsident J.D. Vance in einem Interview mit dem Blogger Charlie Kirk:

    "Die Mainstream-Medien verbreiten die absurde Idee, dass Russland in ein paar Jahren zusammenbricht, die Ukraine ihre Gebiete zurückgewinnt und alles wieder so wird wie vor dem Krieg. Aber das entspricht nicht der Realität."

    Ein lang andauernder Konflikt könne katastrophale Folgen haben, warnt Vance:

    "Wenn der Krieg noch einige Jahre andauert, drohen gesellschaftliche Zusammenbrüche. Es könnte sogar zu einem Atomkrieg kommen."

    Vance räumt ein, dass die Beendigung des Krieges offizielle Politik der US-Regierung sei. Präsident Donald Trump habe sein Team angewiesen, mit allen Mitteln auf ein Ende des Krieges hinzuarbeiten.

    Zuvor hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärt, Russland setze seine Militäroperation fort, sei aber weiterhin ohne Vorbedingungen zu Verhandlungen mit Kiew bereit. Moskau habe diese Bereitschaft mehrfach bekräftigt, so Peskow.

  • 28.04.2025 22:00 Uhr

    22:00 Uhr

    Damit beenden wir für heute den Live-Ticker zur Lage im Ukraine-Konflikt. Morgen früh ab 7 Uhr geht es mit der Berichterstattung weiter. Wir wünschen unseren Lesern trotz aller Spannungen in der Welt eine gute Nacht!

  • 21:56 Uhr

    Podoljaka: Pufferzone im Gebiet Sumy und heftige Kämpfe im Donbass

    Nach der Befreiung des russischen Gebietes Kursk verlagern sich die Kampfhandlungen in das angrenzende ukrainische Gebiet Sumy, wo die russischen Streitkräfte eine Pufferzone etablieren wollen. 

    Zugleich gibt es entlang der gesamten Kontaktlinie im Donbass heftige Gefechte, so der ukrainische Blogger und Militäranalyst Juri Podoljaka in seinem Rückblick auf das Geschehen an den Fronten des Ukraine-Krieges.

    Ein Video dazu gibt es hier auf unserer Webseite.

  • 21:44 Uhr

    USA fordern von Griechenland erneut Patriot-Systeme für die Ukraine 

    Die USA drängen Griechenland erneut, Patriot-Flugabwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Die Systeme waren ursprünglich zum Schutz Saudi-Arabiens geliefert worden, berichtet die Zeitung Kathimerini:

    "Während Athen versucht, sich der neuen Stimmung in Washington anzupassen, wo ein Ende des Krieges erwartet wird, übt die US-Regierung Druck aus, damit Kiew die Patriot-Systeme erhält. Auf zwei verschiedenen Ebenen haben die Amerikaner Athen aufgefordert, eine Einheit, die derzeit Saudi-Arabien schützt, in die Ukraine zu verlegen."

    Dabei hätten die Amerikaner argumentiert, dass Europa angesichts der US-Entscheidung, die Unterstützung für die Ukraine zu kürzen, nun mehr Verantwortung für die Waffenhilfe übernehmen müsse.

    Kathimerini betont, dass Athen, das derzeit an einem eigenen mehrstufigen Luftabwehrschild arbeitet, kaum auf solch wertvolle Systeme verzichten könne.

  • 21:30 Uhr

    Widerstand – Präzisionsangriffe vereiteln Durchbruch ukrainischer Truppen aus Gebiet Sumy

    Russland hat Objekte der ukrainischen Streitkräfte, Gebiete, in denen Großgerät konzentriert ist, und provisorische Truppenquartiere im Gebiet Sumy erfolgreich angegriffen. Damit wurden Kiews Pläne torpediert, dort die Front zu durchbrechen, meldet der Widerstand.

    Lesen Sie dazu mehr hier auf unserer Webseite.

  • 21:22 Uhr

    Ukrainische Armee greift Gebiet Brjansk mit Drohnen an 

    Ukrainische Einheiten haben vier Bezirke des Gebiets Brjansk angegriffen. Dabei wurden zahlreiche Fahrzeuge, Wohnhäuser und Industriegebäude beschädigt. Verletzte habe es nicht gegeben, teilt Gouverneur Alexander Bogomas auf Telegram mit.

    Im Dorf Sjornowo im Bezirk Susemski beschädigten Kamikaze-Drohnen acht Fahrzeuge, zwei Häuser, ein Verwaltungsgebäude und einen Mobilfunkmast. Im Dorf Susemka wurden vier Zivilfahrzeuge getroffen.

    Auch im Bezirk Klimowski wurden mehrere Orte von Kamikaze-Drohnen angegriffen. Ein Traktor, ein Auto, ein Verwaltungsgebäude und fünf Häuser wurden beschädigt.

    Im Dorf Nowyje Jurkowitschi brannten zwei Häuser ab. In Choromnoje wurden neun Häuser zerstört und ein spezieller Tiertransporter ging in Flammen auf.

    Im Bezirk Starodubski beschädigten FPV-Drohnen die Dachkonstruktion eines Kartoffellagers erheblich. Drei Wirtschaftsgebäude und ein weiteres Fahrzeug wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Im Dorf Podywotje im Bezirk Sewski beschädigte eine FPV-Drohne ein Wohnhaus.

  • 21:13 Uhr

    Macron: Druck auf Russland soll in den nächsten Tagen verstärkt werden

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat angekündigt, dass der Druck auf Russland in den kommenden acht bis zehn Tagen erhöht werden soll. Auf die Frage, ob ein Ende der Kämpfe näher sei als je zuvor, antwortete Macron in einem Interview mit dem Magazin Paris Match: 

    "Ich hoffe es. In den nächsten acht bis zehn Tagen werden wir den Druck auf Russland erhöhen. Ich bleibe vorsichtig, denn ein Teil der Lösung liegt in Moskau. Wir müssen geeint sein."

    Macron fügte hinzu, dass die nächsten zwei Wochen entscheidend seien, um einen Waffenstillstand zu erreichen und den internationalen Druck zu verstärken.

    "Ich glaube, ich habe die Amerikaner überzeugt, dass eine Eskalation der Drohungen und gegebenenfalls neue Sanktionen notwendig sein könnten, um Russland zum Einlenken zu bewegen."

    Unterdessen erklärte US-Präsident Donald Trump am Montag, der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij habe bei einem Treffen im Vatikan um weitere Waffenlieferungen gebeten. Trump betonte jedoch, er wolle zunächst das Verhalten Russlands im Friedensprozess abwarten.

  • 20:54 Uhr

    Peskow: Kiew kann Einhaltung der Waffenruhe kaum garantieren

    Kremlsprecher Dmitri Peskow hat gegenüber dem Fernsehsender Rossija 1 erklärt, dass das ukrainische Regime nicht die volle Kontrolle über alle seine Einheiten habe und deshalb kaum garantieren könne, dass die ukrainischen Streitkräfte die für den Mai verkündete Waffenruhe einhalten:

    "Wir haben wiederholt gesehen, dass das Kiewer Regime nicht die volle Kontrolle über alle seine Einheiten hat. Deshalb wird es für Kiew schwierig sein, die Einhaltung eines vorübergehenden Waffenstillstands durch die ukrainischen Streitkräfte zu garantieren."

    Peskow betonte, dass das angekündigte Waffenstillstandsangebot ein Akt des guten Willens Russlands sei.

  • 20:45 Uhr

    UNO nimmt Putins Ankündigung einer Waffenruhe zur Kenntnis

    Die Vereinten Nationen haben die Ankündigung einer Waffenruhe durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin anlässlich des Jahrestages des Sieges zur Kenntnis genommen. Stéphane Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs, sagte bei einer Pressekonferenz:

    "Wir haben die Erklärung zur Kenntnis genommen. Unsere Position ist unverändert: Wir setzen uns für ein Ende des Krieges ein, in Übereinstimmung mit der UN-Charta, dem Völkerrecht und den einschlägigen Resolutionen."

    Zuvor hatte die UNO auch einen von Russland vorgeschlagenen Oster-Waffenstillstand zur Kenntnis genommen.

  • Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
    Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
    Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.

    Info: https://freedert.online/international/131481-liveticker-ukraine-krieg/


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    29.04.2025

    Die Europäer werden auf einen Krieg mit Russland vorbereitet

    freedert.online, 29 Apr. 2025 06:30 Uhr,Von Igor Pschenitschnikow

    Europa ist sowohl ein Werkzeug der USA als auch der Treibstoff für ihren möglichen Krieg mit Russland. Gleichzeitig tut Washington so, als sei es aus dem Spiel. War die Ukraine früher ein Werkzeug im Kampf gegen Russland, so wird jetzt ganz Europa in den Händen der Globalisten zu einem solchen Instrument.


    © Getty Images / Topuria Design


    Symbolbild


    Die britische Daily Mail hat die Einwohner des nebligen Albion aufgefordert, "ein 72-Stunden-Überlebenspaket vorzubereiten, da Putin plant, Gasleitungen zu sabotieren und massenhafte Stromausfälle zu verursachen". Die Zeitung berichtet, dass britische "Spione" davor gewarnt hätten und rät:

    "Das Paket sollte Wasser, nicht verderbliche Lebensmittel, Medikamente, ein batteriebetriebenes Radio, eine Taschenlampe, Ausweispapiere und ein Schweizer Taschenmesser enthalten."


    Europa vor der Wahl: Freunde Selenskijs oder der USA?





    Meinung

    Europa vor der Wahl: Freunde Selenskijs oder der USA?






    Warum also hat es der "böse Putin" auf die Gaspipelines abgesehen? Tatsache ist, dass nach der Schließung vieler Kohlekraftwerke fast 40 Prozent des im Vereinigten Königreich verbrauchten Gases aus Norwegen importiert werden, ein Großteil davon über die einzige 1.120 Kilometer lange Langeled-Pipeline.

    Anlass zu solchen Befürchtungen der britischen "Spione" gibt es genug. Es stellt sich heraus, dass "Moskau in den letzten zwei Jahren mit einer Reihe von offensichtlichen Sabotageakten in der Ostsee in Verbindung gebracht wurde, die Kabel- und Pipelineverbindungen beeinträchtigten, und auch die Nord-Stream-Pipelines in Deutschland wurden 2022 sabotiert". Nord Stream wurde also von den Russen in die Luft gesprengt, um Europa das Gas vorzuenthalten. Das ist doch vollkommen logisch!

    Eine Woche zuvor schlug Brüssel ebenfalls vor, dass alle Europäer "ein Überlebenspaket für 72 Stunden" zusammenstellen sollten, allerdings ohne jeglichen Hinweis auf "Spione". Europa sei durch die Nachbarschaft des "aggressiven Russlands" in Gefahr. Allein die Formulierung "Überlebenspaket", insbesondere für 72 Stunden, würde jeden europäischen Bürger aufschrecken lassen, der in der Nacht zuvor nicht einmal an Krieg gedacht hat.

    Die Skandinavier waren jedoch die ersten, die schockiert waren. "Om krisen eller kriget kommer" (Wenn eine Krise oder ein Krieg kommt) – lautete der Titel einer Broschüre, die alle Schweden im vergangenen November in ihren Briefkästen fanden. Die Broschüre enthält Informationen darüber, wie man "sein Überleben für mindestens eine Woche sichern" kann. Die Finnen und Norweger erhielten ähnliche Mitteilungen auf elektronischem Wege. Was die Balten betrifft, so müssen sie nicht auf einen Krieg mit Russland vorbereitet werden. Sie haben nämlich schon die letzten hundert Jahre in einem Zustand der Höhlenmenschen-Russophobie gelebt. 

    Im Gegensatz zu den Briten werden die Skandinavier mit anderen Ängsten in Schrecken gehalten. Die gemeinsame europäische Methodik wird dort gemäß den nationalen Gegebenheiten und Mentalitäten vorbereitet. Nachdem die oben erwähnte Broschüre in Schweden verteilt worden war, wurde die Frage, wie man menschliche Exkremente entsorgt, wenn die Schweden auf der Flucht vor den Russen lange Zeit in Kellern sitzen müssen, zum Gegenstand der nationalen Diskussion. All diese Unannehmlichkeiten für Menschen, die an Komfort gewöhnt sind, werden als Nebenwirkungen des Krieges bezeichnet, die den Hass der Skandinavier auf die Russen noch verstärken sollen.       

    Außerdem hat die schwedische lutherische Kirche, die für so eine soziale Frage wie die Bestattung der Toten zuständig ist, Alarm geschlagen, dass Schweden nicht in der Lage sein wird, innerhalb weniger Tage eine halbe Million toter Schweden zu bestatten. So viele Untertanen des schwedischen Königs würden die Russen in den ersten Tagen ihres Angriffs auf Schweden töten, und es gibt keinen Platz auf den Friedhöfen. Wie mir meine schwedischen Freunde berichten, habe der Ausbau der Friedhöfe im ganzen Land auf Kosten von Parks, Wäldern und anderen öffentlichen Flächen begonnen.

    Wenn man sich das alles vor Augen führt, sollte sich ein einfacher Bürger aus Angst erhängen, ohne auf die Russen zu warten.

    Warum sollten die Russen eigentlich Europa erobern wollen? Und wo werden sie zuerst angreifen? Vor einem Monat erstellte die Königlich Schwedische Akademie der Militärwissenschaften einen Bericht, in dem es hieß, dass "Russlands nächstes Ziel nach dem Rückzug der USA aus Europa wahrscheinlich die baltischen Staaten sein werden". Der schwedische General Karlis Neretnieks kommentierte den Bericht in einem Interview mit der Zeitung Göteborgs-Posten mit den Worten:

    "Ende Mai, wenn der Krieg in der Ukraine vorbei ist, wird Russland seine Aufmerksamkeit auf die baltischen Staaten richten, und Schweden wird ebenfalls in der Schusslinie stehen."

    Darüber hinaus hat der schwedische General "vorausgesagt", dass "der offensichtliche Ort, um einen Krieg (Russlands gegen Schweden) zu beginnen, die schwedische Insel Gotland" in der Ostsee sei. Die Schlagzeile zu diesem Material ist einfach und unmissverständlich:

    "Nach der Ukraine wird Russlands nächstes Ziel Schweden sein."

    Das ist ein verständliches Kalkül: Ein großer Teil der Menschen liest nur die Überschrift.

    Den Schweden folgt auch das benachbarte Dänemark. Der dänische Verteidigungsnachrichtendienst (DDIS) hat gerade einen Bericht veröffentlicht, demzufolge Russland seine militärischen Fähigkeiten in einem unglaublichen Tempo ausbaue, um sich auf einen Angriff auf die NATO vorzubereiten:

    "Wenn Russland die NATO sowohl militärisch als auch politisch geschwächt sieht, könnte es Gewalt gegen eins oder mehrere der Bündnisländer anwenden.

    Die Wahrscheinlichkeit eines militärischen Konflikts würde zunehmen, wenn Russland zu dem Schluss kommt, dass die Vereinigten Staaten nicht in der Lage oder nicht willens sind, die europäischen Verbündeten im Falle eines Angriffs zu unterstützen."


    Europa will seinen eigenen Weg gehen ‒ gegen Russland





    Analyse

    Europa will seinen eigenen Weg gehen ‒ gegen Russland






    Die Bevölkerung der Alten Welt wird also auf einen Krieg mit Russland vorbereitet. Die Vorstellung von den bevorstehenden Schwierigkeiten und wahrscheinlich dem Massensterben von Menschen wird den Europäern mit allen Mitteln eingebläut. Dies geschieht allmählich, Schritt für Schritt – damit sich die Menschen an den schweren Gedanken des kommenden Krieges gewöhnen, der "mit Sicherheit wegen der Russen beginnen wird". Den Europäern wird der Gedanke eingeimpft, dass der Krieg unvermeidlich sei. Die Behörden in den skandinavischen und baltischen Ländern sind besonders fanatisch, auch vor dem Hintergrund der Position des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und des britischen Premierministers Keir Starmer. Diese beiden sind der Motor der europäischen Mobilisierung für einen Krieg mit Russland, gewissermaßen zum Trotz des US-Präsidenten Donald Trump, den Europa bereits als Abtrünnigen und fast schon als Verräter an der "heiligen Sache der Verteidigung der Demokratie in der Ukraine" bezeichnet.       

    In der Tat scheint es, dass die europäischen Marionetten, die vom amerikanischen liberalen Establishment an die Macht gebracht wurden, die ihnen vorgeschriebene Aufgabe erfüllen, Europa in einen Krieg mit Russland zu verwickeln. Macron, Starmer, von der Leyen sind echte Verräter Europas, die aufrichtig die Befehle ihrer Herren von jenseits des Ozeans ausführen, um sowohl Europa als den wichtigsten wirtschaftlichen Konkurrenten der USA als auch Russland als den wichtigsten geistig-ideologischen Gegenspieler der USA zu zerstören. Und alle Europäer und "sonstige Schweden" werden als nützliche Idioten betrachtet, deren Ressourcen und Leben in den Ofen eines wahrscheinlichen zukünftigen Krieges geworfen werden. 

    Wenn die Ukraine früher das Instrument des Kampfes mit Russland war, so wird jetzt ganz Europa zu einem solchen Instrument in den Händen der Globalisten.

    Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 27. April 2025 auf der Website der Zeitung Wsgljad erschienen.

    Igor Pschenitschnikow ist ein russischer Politikwissenschaftler.


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    29.04.2025

    Nachrichten von Pressenza: Frei und dankbar: Julian Assange ehrt Papst Franziskus

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 29. April 2025, 7:15 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 29.04.2025


    Frei und dankbar: Julian Assange ehrt Papst Franziskus


    Der WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat Papst Franziskus bei dessen Trauerfeier seine tiefe Achtung und Dankbarkeit erwiesen. In einer bewegenden und kraftvollen Geste zeigte sich Assange auf dem Petersplatz – als freier Mensch, der dem Pontifex für sein jahrelanges Engagement in&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2025/04/frei-und-dankbar-julian-assange-ehrt-papst-franziskus/


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    Die Londoner Sudan-Konferenz


    Eine von Deutschland mitveranstaltete Konferenz zum Krieg im Sudan wird scharf kritisiert: Auswärtige Interessen hätten im Mittelpunkt gestanden; nichts sei gegen drohende Massaker in Darfur unternommen worden. (Eigener Bericht) – Eine von Deutschland mitveranstaltete Konferenz zum Krieg im Sudan stößt&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2025/04/die-londoner-sudan-konferenz/


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    Kein Waffenstillstand mit Russland


    Ukraine-Treffen in London bringt keinen Durchbruch zum Waffenstillstand. Selenskyj und Berlin verweigern Zugeständnisse an Russland, wie sie wachsende Teile der ukrainischen Bevölkerung inzwischen befürworten. Der von Washington erhoffte Durchbruch hin zu einem Waffenstillstand im Ukraine-Krieg ist auf dem gestrigen Ukraine-Treffen&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2025/04/kein-waffenstillstand-mit-russland/


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    Der Mut, Zusammenzustehen: Ein Weg hin zu Menschlichkeit


    Es gibt nur wenige Gelegenheiten, bei denen man aufzeigen kann, dass es Menschen gibt, die anders denken als in den üblichen Kategorien, &#8211; wie Israel gegen Palästina und links gegen rechts &#8211; welche unsere Welt in unnötige Spannungen, Unsicherheit und&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2025/04/der-mut-zusammenzustehen-ein-weg-hin-zu-menschlichkeit/


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    Die Frauen Österreichs – Von Pionierinnen und Kämpferinnen: Marietta Blau


    Marietta Blau, die Frau, die Teilchen sichtbar machte. Während die Welt sich noch schwer damit tut, Frauen als gleichberechtigte Mitglieder der Wissenschaft anzuerkennen, beginnt ein junges Mädchen aus einem liberal-jüdischen Elternhaus in Wien, die Grundlagen der modernen Teilchenphysik mitzugestalten. Ihr&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2025/04/die-frauen-oesterreichs-von-pionierinnen-und-kaempferinnen-marietta-blau/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


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    29.04.2025

    Krieg gegen Russland? Das Schicksal von Iwan Nikolajew ist uns eine Mahnung!   (I von III)


    globalbridge.ch, 26. April 2025 Von: in Geschichte


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    Im Jahr 2017 gab es in Mauthausen noch einen Empfang für Überlebende dieses Konzentrationslagers in der Nähe von Linz. Mittlerweile gibt es wohl keine mehr ... (Bild mauthausen-memorial.org)


    (Red.) Iwan Nikolajew wurde am 26. Februar 1907 im Oblast Rostow in Russland geboren. Er starb am 6. Oktober 1988 um 9:55 Uhr in Samara. Er hat seine Einvernahme durch stalinistische Funktionäre zum Anlass genommen, sein Leben im Zweiten Weltkrieg – im Abwehrkampf der Sowjetunion gegen den Eroberungsfeldzug der deutschen Wehrmacht – zu beschreiben und auf Papier zu bringen, um diese Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, was heute, 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wichtiger ist als je. René-Burkhard Zittlau hat diese seine Niederschrift für Globalbridge übersetzt, wofür wir ihm unendlich dankbar sind. (cm)


    Ein kurzes Vorwort des Übersetzers René-Burkhard Zittlau

    In wenigen Tagen jährt sich zum 80. Mal der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus. Ja, auch wenn von der Politik und den Medien alle Register der Manipulation gezogen werden: Wir wurden befreit von einer Last, von der wir uns nicht selbst zu befreien vermochten. 

    Die Stimmungslage in den einflussreichen Medien und insbesondere in der Politik erinnert jedoch eher an den Juni und Juli 1914 oder die Sommermonate des Jahres 1939, in denen die Massen auf jede erdenkliche Weise auf die Unvermeidlichkeit eines Krieges konditioniert wurden.

    Ist auch jetzt wieder Vorkriegszeit?

    Anfang des Jahres 2025 erreichte mich aus Russland der vorliegende Text, ein bisher nirgends veröffentlichtes Manuskript. Der Autor war mir völlig unbekannt. Ein Begleitbrief ließ mich aber wissen, dass es sich bei dem Text um einen Ausschnitt aus einem kleinen Buch handelt, in dem der Autor – der Großvater der Absenderin – rückblickend auf sein Leben Zeugnis über die Kriegsjahre vor sich selbst, seinen Nächsten und zugleich vor der Welt ablegt. 

    Im Juni 1941 eingezogen kehrte Iwan Nikolajew erst im Laufe des Jahres 1946 wieder zu seiner Frau und seinen Kindern zurück. In all der Zeit wusste die Familie nichts von seinem Verbleib. 

    Sein Leidensweg durch halb Europa beschreibt die unendlichen und systematischen Grausamkeiten, die ihm von Wehrmacht, SS, Gestapo angetan wurden und somit das, was das System des deutschen Faschismus und Nationalsozialismus für jene bedeutete, auf die es sich gierig stürzte. 

    Seine ruhigen, klaren Worte sind trotz allem zugleich eine Ode an das Leben.

    Möge das Schicksal von Iwan Nikolajew Erinnerung und Mahnung in einem sein, insbesondere für Deutsche und Österreicher. 

    (Die Zwischenüberschriften habe ich als Übersetzer eingesetzt.)

     Und so beginnt der Rückblick …

    Wenn sie in den Ruhestand gehen, schreiben Staatsmänner und Politiker ihre Memoiren, damit diejenigen, die sie lesen, von ihren Irrtümern überzeugt werden. Es gibt nichts Falscheres als ein Geständnis vor der ganzen Nation. Die einfacheren Leute haben keine Gelegenheit, ihr Geständnis zu vervielfältigen, und schreiben deshalb keine Memoiren. Doch wenn schon jemand diese undankbare Arbeit auf sich nimmt, dann macht er das nur für sich selbst, neugierig darauf, wie seine Gedanken auf dem Papier aussehen werden, die jetzt niemandem mehr nützen.

    Vom Schicksal zur Einsamkeit verdammt, ohne einen engen Freund, verspürt der Mensch im Alter ein gewisses körperliches Bedürfnis, mit sich selbst zu sprechen. Dieses Gespräch möchte ich in diesem Notizbuch festhalten.

    Das, was wir heute tun, wird morgen zu gestern, und nur die Erinnerung verfolgt uns durch die Zeit. Das Gedächtnis ist unbarmherzig. Die angenehmen Dinge, an die wir uns gerne immer erinnern würden, verblassen wie ein Traum. Aber das Schlimmste, das Schwerste, das man ertragen musste, bleibt für immer in dir …

    Acht Jahre nach dem Krieg

    Einige Monate nach Stalins Tod 1953 erhielt ich die Aufforderung, mich beim Einberufungsbüro der Armee zu melden. Dort wartete man bereits auf mich. Ich wurde aufgefordert, in den hinteren Teil des Hofes zu gehen, wo ein „Wolga“ stand. Ich begriff, dass sie mich verhaftet hatten. In dem Büro, in das sie mich führten, saß ein Mann mittleren Alters in Zivil an einem Schreibtisch und etwas weiter auf einem Sofa saß ein Mann in den Sechzigern in Militäruniform. Der erste wies sich mir aus: Michailow, Ministerium für Staatssicherheit (MGB), Ermittler. Aus einer voluminösen Aktentasche holte er zwei dicke Ordner mit gehefteten Papieren heraus, bewaffnete sich mit einem leeren Blatt Papier und einem Füllfederhalter.

    – Wie lautet Ihr Nachname, Vorname und Vatersname?

    Ich sagte es ihm.

    – Und wie war Ihr Familienname früher? 

    – Derselbe. Ich habe den Familiennamen nie geändert.

    – Und Nikolajewskij hießen Sie nie?

    Hier erinnerte ich mich, dass ich ihn schon einmal im Korridor des Bauunternehmens gesehen hatte, in dem ich arbeitete.
    – Ich hatte schon vorher von Ihrer Institution keine hohe Meinung. Jetzt sehe ich, dass Sie noch schlimmer sind.

    Michailow lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schrie fast:

    – Sie vergessen, wo Sie sind.

    Noch im Wagen, als ich abgeführt wurde, dachte ich, dass man mich einschüchtern würde, dass man versuchen würde, in mir Schwäche und Feigheit zu wecken. Ich beschloss, meine Vermutung zu überprüfen.

    – Nein, das vergesse ich nicht. Aber Ihnen steht es nicht zu, Ihre Stimme gegenüber einem Mann zu erheben, der einige Jahre in der Umarmung des Todes gelebt hat. Wenn ich hier zusammenbreche, können Sie mich nicht mehr aufrichten. Und Sie werden in Schwierigkeiten geraten. Außerdem, was können Sie mir schon antun? Ins Gefängnis stecken? Nun, das ist alles, was ich will. Aber dann verlange ich von Ihnen, dass Sie mir mindestens zehn Jahre garantieren. Auf eine kürzere Strafe lass ich mich nicht ein.

    – Gut. Wir werden Ihre Bitte berücksichtigen, lächelte Michailow schief.

    – Danke.

    – Also, kommen wir zum Wesentlichen. Was habe ich Sie gefragt?

    – Sie sagten Nikolajewskij, fahre ich fort. Die Sache ist die, dass ich, als ich 1946 in Kuibyschew (Samara) ankam, sofort in der Buchhaltungsabteilung des 11. Baubetriebs anfing zu arbeiten. Dort arbeitete auch ein siebzehnjähriges Mädchen, Ljuba Worobjewa. In den acht Jahren, die ich dort arbeitete, fiel mir nichts Besonderes an Ljuba auf. Ein temperamentvolles, etwas einfältiges Mädchen, das war’s. Aber in letzter Zeit hat sie sich plötzlich total verändert. Sie ist irgendwie sehr konzentriert geworden, sehr aufmerksam mir gegenüber. Sie folgt mir wie ein Schatten. Wenn ich mit jemandem spreche, hört sie mit offenem Mund zu. In meiner Abwesenheit wühlt sie in den Papieren auf meinem Schreibtisch. Dasselbe Schicksal ereilt die Innenseite meiner Jacke, wenn ich sie an der Stuhllehne hängen lasse. Es macht ihr übrigens nichts aus, dass andere Mitarbeiter sie dabei erwischen könnten.

    Mir wurde klar, dass man mich gefunden hatte, aber noch nicht festnehmen wollte. Und Ljuba wurde benutzt, um mich im Auge zu behalten. Also beschloss ich, eine Komödie zu spielen. Einmal sagte ich in einem Gespräch mit ihr, im Leben der Dinge passiert alles Mögliche. Zum Beispiel hatte ich früher den Nachnamen Nikolajewskij … Nach diesem Gespräch kramte Ljuba einige Zeit lang in ihrer Schreibtischschublade. Nachdem sie das Büro verlassen hatte, schaute ich hinein und sah, dass auf dem Papier unter dem Puder und dem Make-up mit Bleistift „Nikolajewskij“ stand.

    Michailow und sein älterer Genosse wechselten einen Blick. Ich fuhr fort.

    – Es versteht sich von selbst, dass Ljuba Worobjewa Ihre Strafe nicht verdient hat. Sie hat Ihren Auftrag so gut wie möglich ausgeführt. Aber was denken Sie sich dabei, solch untalentierte Leute einzusetzen? Könnte es sein, dass nach diesem schrecklichen Krieg anständige Menschen sich weigern, Ihnen zu helfen, vor allem, wenn es um den Kampf gegen den Feind geht?

    Sie schwiegen. Dann fragte der Ältere und deutete auf Michailow.

    – Und wie haben Sie herausgefunden, wer er ist?

    – Als Ljuba mir durch ihr Verhalten zu verstehen gab, dass ich beobachtet werde, dachte ich, dass ihr unmittelbarer Vorgesetzter mich auch beobachten will. Eines Tages sah ich ihn auf dem Korridor, erkannte ihn an seinen Augen. Ich ging auf ihn zu und sagte: „Diese Angelegenheit, wegen der Sie gekommen sind, muss jetzt zu Ende gebracht werden.“

    – Was meinen Sie mit „an seinen Augen“?

    – Es ist so. Eure jungen Tschekisten können den Leuten nicht in die Augen sehen. Es ist, als würden sie durch sie hindurchschießen. So ein Blick schmerzt mich hier im Hinterkopf. Am liebsten würde ich zu einer solchen Person auf der Straße gehen und eine Bemerkung machen.

    – Nun ja … Man merkt, Sie haben viel Erfahrung.

    – Sie brauchen nicht zu lachen. Wenn ich die Erfahrung gehabt hätte, wäre ich nicht dort gewesen …, wo ich war.

    Der ältere Mann nahm sich eine Zigarette und begann zu rauchen. Michailow nahm das Verhör wieder auf.

    – Also gut. Erzählen Sie.

    – Was soll ich erzählen?

    – Erzählen Sie uns von sich, seit vom Moment des Kriegsbeginns.

    – Wie erzählen? Ich kann in einer Stunde alles erzählen, ich kann es auch in einem Monat.

    – Kurz und bündig. Wenn nötig, fragen wir nach Details.

    *** 

    Die Zeit vor dem Krieg

    Jetzt, in der Zeit des neunten Fünfjahresplans (1971-1975), ist es für einen jungen Menschen schwer, sich die Vorkriegszeit vorzustellen, die Zeit des Personenkults um Stalin, die Zeit des Generalverdachts und der Angst, die Menschen denunzierten sich gegenseitig, hatten Angst vor den Mauern, hatten Angst vor sich selbst. Man wurde zur GPU (Politische Abteilung der Verwaltung des sowjetischen Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten NKWD) vorgeladen und gezwungen, eine Erklärung zu unterschreiben, in der man sich verpflichtete, schriftlich zu berichten, was man gesehen und gehört hatte. Im Falle einer Weigerung bekam man den Stempel eines „Feindes des Sowjetsystems“ aufgedrückt. Es stimmt, auch ohne Unterschrift verlangten sie alle möglichen Informationen über Nachbarn und Kollegen. Ein unbedacht geäußertes Wort konnte durchaus der Grund für die Verhaftung einer Person sein. Dann wurde die verhaftete Person unter Anwendung von Folter verhört. Kein Familienmitglied durfte die verhaftete Person besuchen oder Nachrichten von ihr erhalten. Verurteilte, Verbannte oder Erschossene verschwanden gleichsam aus der Welt der Lebenden. Keiner der Angehörigen wusste, was mit dem „Repressierten“ geschehen war und ob er überhaupt noch lebte. Im Laufe mehrerer tragischer Jahre kamen viele Tausende führende sowjetische Politiker im Gewahrsam des NKWD (damals GPU) um. Insbesondere der Führungsstab der Armee. Der „Große Führer aller Zeiten und Völker“ Stalin konnte triumphieren. Er löschte alle aus, die ihm auch nur ein kleines bisschen als Rivalen in der politischen Führung der Partei und des Landes erschienen. Alle Massenmedien wurden in den Dienst des „Großen Führers“ gestellt. In dieser Zeit griffen Hitlers Horden unser Land an. Und „Generalissimus“ Stalin nahm die Verteidigung selbst in die Hand.

    Wie sich später herausstellte, haben die Dienste Hitlers und des japanischen Militärs hart an der Erfindung von Unwahrheiten gearbeitet, um die bedeutendsten Militärkommandeure in den Augen Stalins zu kompromittieren. Das „Genie“ Stalin erwies sich dafür als fruchtbarer Boden. Tausende großartiger Söhne des Vaterlandes wurden später posthum rehabilitiert: die Marschälle und Generäle Blücher, Eidemann, Tuchatschewski, viele Weggefährten von Lenin ….

    In diesen Jahren der Massaker wurden in jeder Stadt und in jeder Siedlung große und kleine Denkmäler für den „Führer und Lehrer“ errichtet. Am Ufer der Wolga, am Beginn des Wolga-Don-Kanals, wurde ein Denkmal errichtet, das über Dutzende von Kilometern sichtbar war. Nach Chruschtschows Zeugnis unterzeichnete Stalin selbst den Befehl, dreißig Tonnen des damals so knappen Kupfers für diesen Zweck freizugeben.

    Nach seinem Tod wurde Stalins Leiche einbalsamiert und im Mausoleum neben Lenin beigesetzt.

    Bald jedoch begann eine ernsthafte Untersuchung der unter Stalin begangenen Taten. Stalins Henker, Staatssicherheitsminister Beria, wurde verhaftet und dann als Agent des britischen Geheimdienstes erschossen. Aber diejenigen, die all die Jahre in der GPU ihr Unwesen getrieben hatten, blieben entweder in ihren Ämtern oder wurden auf andere Posten in Wirtschafts- oder Parteiorganen versetzt.

    Nach dem Tod Stalins erinnerte man sich an die Verfassung, die Strafprozessordnung, an Gerichte und Juristen. Nach und nach begann man, die Ordnung wiederherzustellen und die Ermittlungsverfahren zu überprüfen. Diejenigen, die noch im Gefängnis und in der Verbannung lebten, wurden nach Hause entlassen, aus dem Strafregister gestrichen, am alten Arbeitsplatz für all die Jahre der Inhaftierung entlohnt und wieder in die Partei aufgenommen.

    Die einbalsamierte Leiche Stalins wurde aus dem Mausoleum entfernt und in der Nähe der Kremlmauer beigesetzt, um damit zu unterstreichen, dass nicht alles an ihm tragisch für das
    russische Volk war. Alle seine Denkmäler wurden zerstört, Bücher wurden aus den Bibliotheken entfernt. Aber die Erinnerung an ihn wird noch viele Jahre lang erhalten bleiben. Es ist schwierig, aus den veröffentlichten Dokumenten die bekannt gewordenen Fakten der Willkür der Vorkriegszeit herauszufiltern. Als die Verteidigung der Westgrenzen absichtlich geschwächt wurde, um Hitler unser Vertrauen in das Abkommen mit ihm zu beweisen. Es war Stalins „genialer“ Plan, Hitler zu zeigen, dass er von Osten nichts zu befürchten hatte. Im Ergebnis wurden die Armeen in der Ukraine und in Weißrussland in den ersten zwei Monaten des Krieges vollständig vernichtet. Der Feind stand vor den Mauern von Moskau und Leningrad. Und im Sommer 1942 unternahm Stalin eine grandiose Offensive im Süden, mit den Kräften der Kadereinheiten verschiedener Bezirke, mit den neu gebildeten, nicht ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten Einheiten. Die vorrückenden Armeen erreichten mühelos den Raum Charkow, wo sie aufgehalten, umzingelt und vernichtet wurden. Danach stürmten die Deutschen nach Osten und erreichten Stalingrad (früher Zarizyn, heute Wolgograd).

    Es brauchte also ein ganzes Kriegsjahr mit unkalkulierbaren Verlusten, bis der despotische Stalin begriff, dass es notwendig war, mehr mit den Plänen und Forderungen seiner am Leben gebliebenen Generäle zu arbeiten. Dem sowjetischen Volk mangelte es nicht an der Heimat ergebenen Menschen. Und das Volk fand die Kraft in sich, den Feind aufzuhalten.

    ***

    Die ersten Kriegswochen

    – Also, erzählen Sie.

    – Es war in der Stadt Grosny. Ich arbeitete als Hauptbuchhalter in der regionalen Verwaltung von KOGIZ (Staatliche Vereinigung der Buch- und Zeitschriftenverlage). Die Einberufung zum Militär erhielt ich am zweiten Tag. Am dritten Tag trug ich bereits die Armeeuniform und ließ eine Frau mit zwei Kindern allein, die im siebten Monat mit dem dritten Kind schwanger war. Das 70. separate Bataillon der Versorgungsstation wurde aus Reservisten unterschiedlichen Alters gebildet, die größtenteils nicht ausgebildet waren. Wir wurden vierzehn Tage lang in Grosny trainiert. Ich persönlich hielt mich für recht gut vorbereitet und plauderte mit meinem Zugführer darüber, dass ich ein guter Schütze sei. Ich wurde einem Test unterzogen, die Kommandanten waren mit den Ergebnissen zufrieden und versprachen mir sogar ein Scharfschützengewehr.

    – Wo haben Sie schießen gelernt? fragte Michailow.

    – Während des Bürgerkriegs habe ich als elfjähriger Junge die Waffen von toten Rotgardisten und Offizieren der Weißen Armee aufgesammelt. So hatte ich zwei Lager mit Waffen. Das große Lager wurde von meiner Mutter entdeckt und sie meldete es dem Kommandeur der Roten Armee. Er zog die Waffen ein und schimpfte mich aus, weil ich sie nachlässig gelagert hatte. Das zweite Lager mit mehreren Gewehren und Patronen hatte ich bereits fachgerecht gelagert und über Jahre hinweg Schießen geübt. Später in Pjatigorsk wurde ich Sieger bei einem Schießwettbewerb.

    Nach zwei Wochen in Grosny wurde unser 70. Bataillon an das rechte Ufer der Ukraine (Anm. des Übersetzers: gemeint ist das rechte Dnepr-Ufer) geschickt. Wir irrten lange umher, bis wir die uns zugewiesene Versorgungsstation fanden. Die Station hieß Uman.

    Die Front kam auf uns entgegen; in der Nähe von Uman gerieten wir in einen Strom unserer Einheiten, die sich ungeordnet zurückzogen. Und nach dem ersten Gefecht war von unserem Bataillon nichts mehr übrig. Lange Tage mit unorganisierten Kämpfen zogen sich hin. Tagsüber umzingelten uns die Deutschen und zerschlugen uns, so dass wir gezwungen waren, uns in Sonnenblumenfeldern und den kleinen ukrainischen Wäldern zu verteilen. In der Stille der Nacht sickerte jeder, der konnte und so gut er konnte, nach Osten durch. Wann immer es möglich war, schlossen sich kleine und große Gruppen zusammen und setzten sich zur Wehr, aber die Deutschen griffen erneut an und es wiederholte sich schließlich dasselbe. Wir lebten von Viehfutter. Wir hatten keine Zeit zum Schlafen. Und irgendwo, ein paar Kilometer von Bachtanka entfernt, im Oblast Nikolajew, wurde ich gefangen genommen.

    – Erzählen Sie davon genauer, bat Michailow.

    – Sie liegen nicht weit von der Wahrheit, wenn Sie aufschreiben, dass ich selbst zu den Deutschen ging.

    – Nun, trotzdem genauer …

    – In der Nacht zuvor hatte ich mich mit einer Gruppe von Maschinengewehrschützen einer ziemlich großen Kampfeinheit angeschlossen, die sogar über zwei leichte Geschütze verfügte. Irgendwann gegen Mittag blockierten die Deutschen unseren Rückzug nach Osten. Einige der Soldaten nahmen eine Verteidigungsstellung ein, andere wandten sich nach Süden. Ich war in der Verteidigungsstellung. Wir hielten die Deutschen eine ganze Weile auf Distanz. Nach einer Weile begannen die Deutschen jedoch, uns aus der Luft anzugreifen. Bomben pfiffen. Dann gab es eine Explosion. Ich weiß nicht, was dann geschehen war. Ich weiß nicht, wie ich auf den Grund des Bombenkraters gelangte. Ob mich Kämpfer dorthin geschleppt hatten, weil sie ein Lebenszeichen fanden. Ich kroch aus dem Loch. Mein Kopf, mein Rücken und mein rechtes Bein schmerzten. Rundherum war es still, nur gelegentlicher Geschützdonner irgendwo weit im Süden war zu hören. Aufstehen konnte ich nicht. Ich begann mich umzusehen. Nicht weit entfernt sah ich zwei weitere durch Bomben verursachte Krater und in der Nähe die Leiche eines toten Soldaten. Weder mein Gewehr noch das Gewehr des Soldaten waren dort zu finden. Ich habe nicht danach gesucht, um zu schießen. Ich war zu schwach und betäubt, um daran zu denken. Ich brauchte etwas, auf das ich mich stützen konnte.

    – Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass Ihr Gewehr nicht da war, fragte Michailow.

    – Unter dem Druck der Deutschen überquerten wir den Bug bei Wosnesensk, so gut wir konnten. Viele von uns haben ihre Gewehre im Fluss verloren. Auch ich. Aber am nächsten Tag hatte ich bereits wieder eine Waffe, da ich einem gefallenen Soldaten das Gewehr abnahm. Viele Kämpfer blieben jedoch ohne Waffen. Sie zogen trotzdem in den Kampf und verteidigten sich gemeinsam mit allen anderen. Die Waffen der Gefallenen wurden sofort von den Lebenden übernommen.

    Die Sonne ging gerade unter. Ich war unerträglich durstig. Ich war bereit, mir die Hand abzunagen und Blut zu trinken. Ich kroch über die Hirse zum Mais. Ein kräftiger Maisstängel diente mir als Stock. Ich kam auf die Beine. Alles tat weh. Ich ging auf die Straße. In einem Kilometer Entfernung sah ich Telegrafenmasten und ein kleines Haus. Wie ich später herausfand, war es ein Bahnwärterhäuschen. Ich konnte nicht mehr klar denken. Anstatt bis zum Abend im Mais zu lauern, ging ich in Richtung des Häuschens. Ich lief lange, setzte mich hin. Die Sonne war schon untergegangen, aber als ich dieses Haus erreichte und mich an die Wand lehnte, war es noch hell. In diesem Moment kamen zwei deutsche Soldaten um die Ecke: automatische Waffen vor der Brust, die Hände hinter dem Rücken. Offensichtlich hatten sie mich schon seit längerer Zeit beobachtet. Alles in mir zitterte. Ich sank in der Nähe der Mauer auf den Boden. Doch nach einer Minute stand ich ohne jeden Befehl auf. An der Geste eines der Deutschen erkannte ich, dass ich kommen sollte. Unmittelbar hinter der Hütte stand ein gepanzerter Mannschaftstransportwagen. Ein paar Schritte entfernt war ein Brunnen, auf dessen Balken ein Eimer mit Wasser stand. Ich eilte zu ihm und begann gierig zu trinken. Dann riss ich mich gewaltsam von dieser Beschäftigung los.

    In der Nähe des Hauses befand sich ein Vorgarten. Dort saßen und lagen etwa zwanzig gefangene sowjetische Soldaten. Mehrere waren verwundet, irgendwie mit blutigen Tüchern verbunden. Ein Offizier lag auf einem Mantel, kaum noch am Leben, blutüberströmt. Ich setzte mich am Zaun nieder.

    Das war’s. Deshalb sage ich, dass es sich so darstellt, dass ich selbst zu den Deutschen gegangen bin.

    – Ich verstehe, sagte Michailow. Fahren Sie fort.

    – Die schlaflosen Nächte forderten ihren Tribut. Ich schlief ein. Am Morgen weckte mich einer der Gefangenen, damit ich aufstand. Die Deutschen trieben alle aus dem Vorgarten und schafften zwei Lastwagen heran. Wir hoben den verwundeten Offizier auf ein Tuch und legten ihn hinten in den Lastwagen. Auch mir wurde geholfen aufzusteigen. Ich hatte noch Zeit zu bemerken, dass hinter dem Steuer der beiden Wagen Menschen in sowjetischen Uniformen saßen. Jedes Auto wurde von zwei Deutschen begleitet: einer neben dem Fahrer, der andere auf der Ladefläche. Der gepanzerte Mannschaftswagen war nicht mehr da. Wir fuhren in das große Dorf Baschtanka. Das Kriegsgefangenenlager befand sich in einem kleinen Kolchoshof. Über einen Dolmetscher wurde uns befohlen, aus den Fahrzeugen auszusteigen und den schwer verwundeten Offizier nicht anzufassen. Die anderen Verwundeten wurden ebenfalls auf dieses Fahrzeug verladen. Als der Deutsche bemerkte, dass ich einen Stock trug und versuchte, nicht auf meinen rechten Fuß zu treten, kam er auf mich zu und befahl mir über den Dolmetscher, meine Hose herunterzuziehen. Jetzt sah ich zum ersten Mal mein schmerzendes Bein. Direkt über dem Knie war es geschwollen und blau. Wie befohlen, beugte ich mein Bein ein paar Mal am Knie und wurde angewiesen, mich in die Formation zu stellen. Der Wagen mit den Verwundeten fuhr ab (nach Aussage der Einheimischen wurden sie in das örtliche Krankenhaus gebracht).

    Wir wurden in das Hauptlager geführt; dort befanden sich etwa zweitausend Gefangene. Die Wachen (vier Männer mit Gewehren an den Ecken des Lagers) verhielten sich recht ruhig, auch wenn sie manchmal Zivilisten anschrien, die sich dem Zaun einfach so näherten. Die Einheimischen brachten uns, was sie konnten: Essen, alte Kleidung. Die Gefangenen haben
    hier nicht gehungert. Das ging zwei Tage so. Am dritten Tag waren die deutschen Frontsoldaten verschwunden. Stattdessen kamen junge Männer in gelben Uniformen. Keine Menschen, sondern Bestien, obwohl selbst Bestien nicht mit ihnen zu vergleichen sind. Der Bevölkerung wurde strengstens untersagt, sich dem Lager zu nähern. Sollte eine Frau versuchen, sich zu nähern, gibt es einen Schrei und einen Schuss in den Kopf. Und damit kein Zweifel daran bestand, dass es ernst gemeint war, wurde eine Frau zehn Meter vom Zaun entfernt erschossen. Sie durfte nicht abtransportiert werden. Auch innerhalb des Lagers wurden zwei Häftlinge getötet, als sie sich dem Zaun näherten. Am nächsten Tag wurden wir zu einer Kolonne von fünf Mann formiert und durch das Dorf geführt. Alle zehn Meter wurden wir von einem Maschinenpistolenschützen flankiert. Zwanzig Meter hinter der Kolonne folgten zwei weitere Maschinenpistolenschützen. Sie schossen auf diejenigen, die zurückblieben. Als wir durch das Dorf gingen, wagte es eine mutige Frau, sich uns mit einem Eimer Wasser zu nähern, der Deutsche schrie sie an. Aber sie sagte: „Herr, es ist nur Wasser“ und ging weiter. Dann krachte ein Schuss und sie fiel tot um.

    – Ich unterbreche Sie, mischte sich der ältere Mann ein. 

    – Wir haben genug über die Gräueltaten der Faschisten in den Kriegsgefangenenlagern gehört. Es ist unangenehm für uns, das zu hören, und noch unangenehmer für Sie, sich an diese Schrecken zu erinnern. Erzählen Sie uns kurz von Ihren „Reisen“ durch die Lager und im Detail von dem Moment an, als Sie sich außerhalb der Ukraine befanden.

    In der Vorkriegszeit, vor allem in den Jahren, in denen ich Komsomol-Führer war, wurde ich nicht müde zu behaupten – und ich war mir dessen auch sicher –, dass der Mensch sein Schicksal selbst bestimmt. Wie lächerlich kam mir diese Aussage heute vor …

    Man führte und jagte uns zu einem Lager in Krivoy Rog. Hier waren schon mindestens fünftausend Mann vor uns angekommen. Das Lager war bereits eingerichtet. Stacheldraht, Maschinengewehrtürme an den Ecken. Innerhalb des Lagers, drei Meter vom Stacheldraht entfernt, gab es eine Linie, die man nicht überschreiten durfte, sonst würde man ohne Vorwarnung in den Hinterkopf geschossen. Am Rande des Lagers wurde von den Kriegsgefangenen selbst ein Graben ausgehoben. Von einem Ende, je nachdem, wie die Leichen ihn füllten, wurde er wieder mit Erde bedeckt. An medizinische Hilfe war nicht zu denken. Die Deutschen kümmerten sich einfach nicht darum. Und Ärzte aus den Reihen der Kriegsgefangenen konnten oft nicht helfen: Es gab weder Hilfsmittel noch Medikamente.

    Die Wachen trugen keine gelben Hemden mehr, sondern Tarnanzüge. Statt Kokarden auf ihren Mützen trugen sie Totenköpfe auf gekreuzten Knochen.

    Zur Verpflegung gehörte Brot, das viele Monate in deutschen Lagern gelegen hatte. Früher hatte ich nicht einmal geahnt, in was sich Brot nach langer Lagerung verwandeln kann. Im Inneren war es rot und schwarz mit bitterem Geruch und einem Geschmack nach Chinin. Aber diese Bitterkeit nicht zu essen war unmöglich, denn man hatte die Wahl zwischen Leben und Verhungern. Morgens gab es einen Becher „Kaffee“, ebenfalls etwas Ekliges und Bitteres. Mittаgs gab es einen Becher „Balanda“, eine Suppe, in der alle möglichen fauligen Dinge verkocht wurden.

    Am Eingang des Lagers gab es Hunde und Wachen. Auf dem Gelände des Lagers gab es außer einem Wachhäuschen keine Unterkünfte, so dass die Menschen bei Regen im Freien durchnässt wurden. Viele hatten nicht einmal Mäntel, also wurden sie den Toten abgenommen. So kam auch ich an warme Kleidung. Meinen Mantel hatte ich beim Überqueren des Bug versenkt, um hinüberschwimmen zu können.

    An sonnigen, warmen Tagen zogen die Häftlinge ihre Oberkleider aus und zerquetschten Läuse. Auf diese Weise vergingen mehrere Tage. Eines Morgens öffneten die Deutschen die Lagertore, holten alle Kriegsgefangenen heraus und bildeten mit ihnen eine Kolonne zu je fünf Mann. Dann sind wir den ganzen Tag gelaufen. Mindestens fünfzig Kilometer. Es blieben viele Leichen am Wegesrand liegen. Die Nacht verbrachten wir in einer Schlucht, in der bereits Suchscheinwerfer aufgestellt worden waren. Am nächsten Tag erreichte die Kolonne Kirowograd und die Gefangenen wurden in einem noch größeren Lager als in Kriwoj Rog interniert. Die Bedingungen im Lager waren dieselben, nur waren es mehr Menschen, zehntausend. Das Lager füllte sich. Von den neuen Gefangenen erfuhr ich, dass sie am linken Ufer des Dnjepr gefangen genommen worden waren. Das natürliche Hindernis, der Dnjepr, zu dem wir so strebten, hat die Deutschen also nicht aufgehalten. In der Tat wurde am Dnjepr kein einziger Sperrwall für die Deutschen errichtet. Nicht einmal die Brücken wurden gesprengt. Auch wenn lange vor dem Krieg Außenminister Molotow in einer Rede an das Volk sagte, dass der Feind, wenn er unser Land angreifen wolle, auf seinem eigenen Territorium besiegt werden würde. Nun bewegte sich die Front nach Osten, und wir Gefangenen, die wir alle Umstände des ersten Kriegsmonats erlebt hatten, wussten nicht einmal, ob es überhaupt eine Front gab oder ob die Deutschen unser Land, unsere Städte und Dörfer ungehindert besetzten. Alle waren in einem äußerst bedrückten Zustand, und niemand zweifelte daran, dass ihn im Lager der Hungertod erwartete und man ihn hier im Graben begraben werden würde, ohne auch nur seinen Nachnamen zu kennen. Wie die Menschen in Kirowograd und anderen besetzten Städten lebten, wussten wir nicht, denn es war unmöglich, dass irgendwelche Informationen zu uns durchdrangen.

    Eine Lektion – für die Kriegsgefangenen und die Deutschen

    Eines Tages trug die Wache einen Tisch und einen Hocker aus dem Haus. Einer der deutschen Offiziere kletterte auf den Tisch und die Wachen umringten ihn. Wir merkten, dass sie uns etwas sagen wollten und rückten näher heran, um besser zu hören. Als die Leute sich beruhigt hatten, begann der Offizier auf Russisch zu sprechen, wobei er die Worte schlecht aussprach. Er sagte, dass die „bolschewistischen“ Kräfte vernichtet worden seien, dass die deutsche tapfere Armee vor den Mauern Moskaus und Leningrads stehe und dass diese Städte bald kapitulieren würden. Aber die Bolschewiki sammeln ihre letzten Kräfte und leisten verzweifelten Widerstand. Die Deutschen werden das Leben ihrer Soldaten nicht schonen, um das russische Volk endlich von den Bolschewiki zu befreien. Aber es ist notwendig, dass die Russen den Deutschen dabei selbst helfen. Hier in der Ukraine wird eine Befreiungsarmee auf freiwilliger Basis aus Russen und anderen Völkern der Union unter dem Kommando russischer Offiziere aufgebaut. Diejenigen, die sich dieser Armee anschließen, erhalten deutsche Uniformen, Waffen und Verpflegung, wie alle deutschen Soldaten. Wir fordern Sie auf, sich für diese Armee zu melden. Wer bereit ist, einen Schritt vortreten. Aus verschiedenen Teilen des Lagers begannen einzelne vorzutreten. Ich zählte 17 Männer. Die anderen zogen sich zurück und drückten sich mit dem Rücken gegen die, die hinter ihnen standen. Als der Deutsche sah, dass niemand mehr bereit war, schrie er hysterisch:

    – Wer leben will, vortreten!

    Aber es trat niemand vor.

    Die Deutschen gingen, räumten Tisch und Hocker weg und nahmen die siebzehn freiwilligen „Befreier“ mit. Danach gab es viel zum Nachdenken. Von zehntausend Hungernden und Sterbenden siebzehn – das war nichts. Und unter diesen Tausenden von Kriegsgefangenen gab es auch jene, die mit dem sowjetischen System nicht zufrieden waren, deren Eltern oder Verwandte verfolgt wurden. Aber die Waffe eines Fremden zu nehmen und sie gegen die eigenen Landsleute einzusetzen, war unmöglich. Die Menschen zitterten nicht vor dem drohenden Tod und waren nicht bereit, für einen solchen Preis zu leben. Für mich hatte dieser Tag eine enorme Bedeutung. Ich begriff, dass niemand einen Sowjetmenschen in die Knie zwingen kann, egal welche Prüfungen er zu bestehen hat. Ich mag sterben, aber mein Volk wird leben. Aber auch ich wollte leben. Also beschloss ich zu fliehen. Aber wie?

    Flucht

    Eines Tages betrat ein deutscher Soldat das Lager, nahm fünfzehn Gefangene mit und brachte sie weg. Außerhalb des Lagers wurden die Bewacher durch zwei weitere deutsche Soldaten verstärkt. Am Abend kehrte die Gruppe zurück. 

    Später stellte sich heraus, dass sie zur Arbeit in einen Autohof gebracht worden waren, wo sie das Gelände aufräumten. Tagsüber bekamen sie Suppe aus dem üblichen Soldatenkessel und Brotreste. Ich fragte einen von ihnen, ob er nicht versucht habe, zu fliehen. Er antwortete, dass das sehr schwierig sei. Außerdem, wohin sollte man fliehen, überall waren Deutsche. Ich erfuhr auch, dass man sie am nächsten Tag wieder abholen würde. 

    Am nächsten Tag war die ganze Gruppe in der Nähe des Tores bereit. Als sie kamen, um sie zu holen, versuchte ich, mich ihnen anzuschließen, wurde aber weggejagt. Ein weiteres Mal, als sie kamen, Häftlinge für den Transport zusammenzustellen, gelang es mir, mich der Gruppe anzuschließen und ich kam mit einem Schlag mit einem Gummiknüppel auf den Kopf durch einen Lageraufseher davon. Wir, etwa vierzig Mann, wurden auf Autos verladen und zum Flugplatz außerhalb der Stadt gebracht. Dort wurden wir in Gruppen für verschiedene Aufgaben eingeteilt. Ich fand mich mit einer Gruppe von fünf Mann am Rande des Flugplatzes wieder. Unsere Aufgabe bestand darin, die Platten, die dort aufgestapelt waren, an einen anderen Ort zu tragen. Unserer Gruppe war nur eine Wache zugeteilt. Nach einer halben Stunde fragte ich den Wachmann nach der Toilette und gab ihm zu verstehen, dass ich meine Hose ausziehen müsse. Der Wachmann sah sich um und zeigte auf einen nahegelegenen Busch. Ich ging dorthin. Mein Herz war kurz davor, herauszuspringen.

    Gibt es hinter dem Gebüsch Wachposten oder nicht? Etwa zwanzig Meter vor dem Busch hörte ich von hinten: „Halt!“ Ich drehte mich um. Mein Wachmann gab mir zu verstehen, dass ich mich hier hinsetzen solle, ohne hinter das Gebüsch zu gehen. Ich setzte mich hin. Ich beobachtete den Deutschen genau. In diesem Moment lief ein anderer Deutscher auf ihn zu und schrie dabei etwas. Der Deutsche, der uns bewachte, entfernte sich und rannte davon, und der andere nahm seinen Platz ein, ohne mich auch nur im Geringsten zu beachten. 

    Vielleicht hat er mich gar nicht gesehen. Ich rannte los, hinter dem nächsten Busch sah ich mich um, niemand achtete auf mich. Also ging ich weiter. Ich rannte lange Zeit durch Felder, durch Sonnenblumen, und als mich die Kraft verließ, legte ich mich hin und lag da wie ein Toter. Soll werden, was will. Wenn sie mich mit Hunden suchen, werden sie mich finden und dann ist es aus mit mir. Aber niemand kam. Am Ende des Tages ging ich in Richtung Stadt. Am Stadtrand gab es Häuser im ländlichen Stil. Ich suchte mir ein besseres Haus aus, klopfte an und bat um Essen. Mein Aussehen bedurfte keiner Erklärung. Die alte Frau sagte etwas zu einer jungen Frau, und diese begann, für mich aufzutischen. Sie holte Borschtsch aus dem Ofen und schnitt Brot ab. Der Hausherr ging schweigend hinaus. 

    Ich aß gierig. Die junge Frau beobachtete mich und weinte leise. Es verging einige Zeit. Ein junger Mann mit einer weißen Armbinde und einem Gewehr betrat das Haus. Nachdem er die Frauen begrüßt hatte, setzte er sich auf eine Bank nicht weit von mir und schaute zu, wie ich aß. Ich begriff, dass ich wieder in Schwierigkeiten geraten war. Nach einem kurzen Schweigen fragte der Mann (es war ein Polizist):

    – Wer bist Du?

    Ich beschloss, nichts zu verheimlichen.

    – Ich bin von den Deutschen abgehauen. Ich war in Kriegsgefangenschaft. 

    Ich beschloss, den Einfaltspinsel zu spielen.

    – Und Sie? Wer sind Sie?

    – Siehst du die Armbinde nicht?

    – Ich sehe die Armbinde, aber ich weiß nicht, was sie bedeutet. 
    Ich aß auf, erhob mich und bedankte mich bei meinen Gastgebern.

    – Gehen wir, sagte der Polizist.

    Als wir das Haus verließen, schluchzte die junge Frau herzergreifend. Der Hausherr stand im Innenhof und schaute bewusst weg. Nachdem wir etwa dreihundert Meter die Straße entlanggegangen waren, blieben wir in der Nähe einer Gasse stehen. 


    Der Polizist sagte: „Du gehst diesen Weg hinunter Richtung Feld, weg von der Stadt. Versuch, nicht von Leuten wie mir erwischt zu werden. Wenn Du etwas brauchst, such Dir ein ärmeres Haus, sonst triffst Du wieder auf solch einen Mistkerl. Nun denn, ich wünsche Dir eine gute Reise.“

    Ich ging die Landstraße entlang, bereit, mich jeden Moment irgendwo zu verstecken. Als die Dunkelheit hereinbrach, war ich am Rande eines Bauernhofs. Hinter dem Weidezaun sah ich einen kleinen Schober aus altem Stroh. Ich kauerte mich an ihn, fest entschlossen, die Nacht dort zu verbringen.

    – Warum sitzt Du hier rum? Lass uns in die Hütte gehen.

    Ich sprang auf. Ein alter Mann stand vor mir. Was ist los? Gibt es wieder Ärger? Nein, wohl kaum. Der alte Mann ist nicht so einer, und das Haus ist arm. In der Hütte waren eine alte Frau und ein Junge, etwa acht Jahre alt. Bald darauf kam eine junge Frau herein. Wie sich herausstellte, war ihr Mann an der Front. Wir haben uns eine ganze Weile unterhalten. Dann machten sie mir ein Nachtlager auf dem Fußboden neben dem Ofen. Am Morgen ließ mich die alte Frau nirgendwo mehr hin.

    – Wohin willst du denn gehen? Haut und Knochen. Lebe, sammle Kraft!

    Ich blieb zwei Tage bei ihnen. Sie hatten selbst fast nichts. Um mir zu helfen, teilten sie das letzte Stück mit mir.

    Eine Woche später war ich in der Nähe von Krivoy Rog. Ich wurde mutiger und ging vom Stadtrand tiefer in die Stadt hinein, um mich über die Lage zu informieren. Ich hoffte, eine passende Person zu treffen, um Fragen zu stellen. Und ich traf jemanden … Ich wusste nicht einmal, woher sie kamen: ein deutscher Offizier und ein Polizist. Sie nahmen mich fest und brachten mich zur Polizeiwache, die gleich um die Ecke war.

    Ich sagte, dass ich aus Dnepropetrowsk stamme, in der Armee und an der Grenze eingekesselt war. Die Einheit wurde zerschlagen, ich habe mich im Dorf versteckt. Anscheinend glaubte man mir nicht. Auf Befehl des Deutschen verprügelte mich ein Polizist ziemlich heftig. Dann wurde ich in das Lager gebracht, in dem ich bereits gewesen war. Als wir uns dem Lager näherten, ging der Polizist weg. Mir wurde befohlen, am Tor zu warten. Ich dachte, dass die Deutschen wahrscheinlich vor aller Augen eine Exekution durchführen oder mich einfach erschießen wollten.

    Ich beschloss, nicht auf mein Schicksal zu warten. Wenn ich mich unter die Masse der Kriegsgefangenen mischte, war es fast unmöglich, mich von den anderen zu unterscheiden. Nach einer Weile kamen mein Polizist und zwei deutsche Offiziere aus der Baracke, aber ich war nicht mehr da. Es endete damit, dass meine Eskorte beschimpft und aus dem Lager geworfen wurde.

    So, ich bin also wieder im Lager. Neu war für mich hier nichts. Das einzige, was mir auffiel, war, dass viele Kriegsgefangene völlig barfuß waren. Ich brauchte dafür keine Erklärungen. Ich habe selbst miterlebt, wie die deutschen Soldaten jeden Tag nach geeigneten Stiefeln für sich gesucht haben. Sie riefen die Gefangenen zu sich, probierten sie an, und wenn sie passten, gaben sie ihnen ihre abgenutzten. Den barfüßigen Gefangenen blieb nichts anderes übrig, als zu warten, bis einer ihrer Kameraden starb, um die Stiefel des Toten zu übernehmen.

    Die schrecklichen Tage der Gefangenschaft zogen sich hin. Von Krivoy Rog wieder nach Kirovograd. Von dort nach Belaja Zerkov, dann weiter nach Berditschew. Von Kirovograd nach Belaja Zerkow fuhren wir drei Tage lang mit dem Zug. Wir standen mehr, als dass wir fuhren. In offenen Waggons, in denen normalerweise Kohle transportiert wird. Hohe Metallwände ohne Dach. Sie luden so viele Gefangene ein, wie sie im Stehen unterbringen konnten. Beim Verladen erhielt jeder ein halbes Kilogramm Brot, das noch einigermaßen erträglich war. In den nächsten drei Tagen gab es weder Brot noch Wasser. Zum Glück waren die Tage regnerisch. Nachts an den Haltestellen versuchten einige zu fliehen, sie wurden sofort erschossen. In Berditschew trugen mich meine Füße kaum noch. 

    Es war selten, dass man jemanden aus den Lagern zur Arbeit holte, und es war nahezu unmöglich, zu ihnen zu gehören. Die Kontrollen derjenigen, die sie nahmen, waren sehr scharf. Von Berditschew aus wurde ein Teil der Häftlinge nach Deutschland oder in ein anderes westliches Land geschickt.

    Einmal kam ein deutscher Soldat in das Lager Berditschew. Er ging ruhig an den auf dem Boden sitzenden Häftlingen vorbei, blieb stehen, zeigte mit dem Finger auf einige von ihnen und sagte: „Komm!“. Viele drängten sich zu ihm, aber er hielt die anderen mit einer Geste auf. Er nahm fünf Männer mit. Ich war unter ihnen. Ein anderer deutscher Soldat wartete draußen vor dem Tor. Wir wurden durch die Stadt geführt. Wir hätten es riskieren können, wegzulaufen, aber wir hatten nicht einmal die Kraft, einfach zu gehen. Wir wurden zu einem großen Hof geführt, auf dem mehrere Dutzend Autos geparkt waren. Es sah aus wie ein Autohof. Zuerst mussten wir den Hof aufräumen. Zur Mittagszeit bekamen wir Suppe aus einem gewöhnlichen Soldatenkessel und einige Brotreste. Der deutsche Offizier, der uns die ganze Zeit schweigend beobachtete, schien ziemlich grimmig zu sein, aber mit seinen Soldaten war er ziemlich locker. Am Ende des Tages stellten wir uns vor dem offenen Tor auf. Zwei deutsche Soldaten bewachten uns. Dann kam der Offizier heraus. Er sagte etwas zu den Soldaten und sie gingen. Der Offizier schaute uns eine Minute lang schweigend an, dann brüllte er: „Raus!“

    Wir standen da und verstanden nichts. „Raus! Bistro, zu Muttern nach Hause!“. Dann drehte er sich abrupt um und ging ins Haus. Als es uns dämmerte, was von uns verlangt wurde, waren wir wie vom Donner gerührt.

    Was erwartet mich noch an Außergewöhnlichem, solange ich lebe? Ich rannte los, ohne auf die anderen zu achten. Ich erinnere mich an einen Zaun, noch einen, noch einen, Gruben. Über alle Hindernisse stürzte ich, rannte weiter, bis ich auf dem Hof eines Hauses eine alte Frau sah. Und dann schoss mir der Gedanke durch den Kopf: Warum renne ich so? Es wird keine Verfolgung geben! 

    Ich ging auf die Frau zu und sagte kaum atmend, dass ich vor den Deutschen geflohen sei. Sie zog mich am Ärmel ins Haus. Sie fing an, durch das Zimmer zu rennen und hielt sich die Hände an den Kopf: „Oh mein Gott. Man wird mich umbringen.“ Dann packte sie mich am Ärmel und schob mich zum Heu. Dort öffnete sie die Klappe zum Keller. „Steig hinunter, dort ist eine Leiter. Wenn du ein Glas Milch findest, trink es!“. Ich stieg hinunter. Die Klappe ging zu. Ich hörte, wie sie alle möglichen Sachen auf die Klappe warf. Dann knarrte die Tür und sie ging weg. Wieder Ärger, fragte ich mich.

    Ich habe nicht lange überlegt. In der absoluten Dunkelheit fing ich an, das Stroh zu durchwühlen. Ich fand eine Kanne, dann noch eine, eine dritte … In welcher war die Milch? Ich kostete eine – Milch. Und konnte nicht aufhören. Nach einer Weile stellte ich den Krug wieder an seinen Platz, völlig leer. Ich setzte mich auf eine Stufe der Leiter und wartete. Ein oder zwei Stunden später ging die Tür knarrend auf und jemand rüttelte an den Gegenständen auf dem Kellerdeckel. „Hey! Wo bist du da drin? Komm raus!“ Ich kletterte hinaus und ging mit der Hausherrin ins Zimmer. Dort stand ein bärtiger Mann. Meinen Gruß beantwortete er mit einem Kopfnicken. Er schwieg lange, dann fragte er: „Viele Läuse?“ „Reichlich“, antwortete ich.

    „Ich sag dir was, Maria“, sagte der Bärtige, „es wird niemand kommen, um ihn zu holen, hab keine Angst. Koche ihm viel Wasser ab, lass ihn sich waschen. Zieh ihm etwas Sauberes an, und leg alle seine Kleider ins Heu. Morgen früh komme ich ihn abholen.“ Und er ging fort.

    Ein neues, ungewisses Leben hatte begonnen. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Maria sagte, der bärtige Mann sei ihr Bruder Ignat. Und dass ich keine Angst vor ihm zu haben brauchte.

    Am Morgen, gegen zehn Uhr, kam Ignat mit einem Jungen von etwa zehn Jahren.

    Warum hast du gestern gesagt, dass du vor den Deutschen geflohen bist? fragte Ignat. Sie haben Dich doch selbst weggejagt, nicht wahr?

    – Ja, das stimmt. Aber es war so unglaublich, dass ich es für einen Scherz hielt und immer wieder mit einer Kugel rechnete.

    – Wie viele wart Ihr?

    – Fünf Männer.

    Ignat nickte mit dem Kopf. Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Dann zog ich das an, was er mir mitgebracht hatte: eine schwarze Hose, eine Wattejacke, eine Mütze. Alles außer der Mütze war sehr alt, Flicken auf Flicken. Meine Stiefel hatte ich noch an, Soldatenstiefel, die noch gut waren. Nachdem ich viele Ermahnungen erhalten hatte, ging ich in Begleitung des Jungen los. Wir mussten zehn Kilometer bis zum Chutor (der kleinen Siedlung, dem Weiler) laufen, in dem die Mutter von Ignat, die Großmutter des Jungen Stepa, lebte. Der Chutor war klein, eineinhalb Dutzend Häuser. Die Großmutter war zu Hause. Stepa erzählte ihr alles über mich und gab Ignats Bitte weiter, dass seine Mutter mich bis zu meiner Wiederherstellung bei ihr wohnen lassen sollte. Während Stepa mir das alles erzählte, saß ich auf den Steinen neben der Hütte. Nach zehn Kilometern Fußmarsch hatte ich keine Lust mehr, mich zu bewegen. Der Junge ging gegen Abend fort. Die alte Frau erwies sich als sehr nett und nicht dumm. Sie fütterte mich mit allem, was sie bei sich und ihren Nachbarn finden konnte. Ich kam schnell wieder zu Kräften. Ich begann sogar, ihr im Haus zu helfen. Ich versuchte zu reparieren, was nicht mehr in Ordnung war. Die alte Frau war bereit, mich für eine lange Zeit bei sich wohnen zu lassen. Aber es war schwer, mich zu halten. Meine Seele sehnte sich danach, nach Osten zu gehen. Schließlich beschloss ich aufzubrechen, nachdem die alte Frau ihren grauen Kopf in meinen Schoß gelegt und mich genötigt hatte, Läuse zu suchen und zu bekämpfen.

    Heute, nach 34 Jahren, ist es schwer zu erklären, wie ich durch die Ukraine irrte und nach zweieinhalb Monaten endlich den Dnjepr erreichte. Ich erkannte die tiefe Wahrheit der Aussage, dass der Mensch sich im Unglück zeigt. Ich suchte die Nähe zu den Menschen, ohne zu wissen, wer ein Freund war und wer ein Schurke. Ich schlief in Dorfhütten und im Wald. Ich umging große Siedlungen, um nicht wieder von den Deutschen erwischt zu werden. Was ich in dieser Zeit gesehen und gehört habe, ist schwer zu begreifen. Schon in den Lagern fiel mir auf, dass es unter den Kriegsgefangenen nur wenige Ukrainer gab. Eine Zeit lang dachte ich, dass sie einfach zum Dienst in andere Republiken geschickt wurden. Das war zum Teil richtig. Aber es gab noch eine andere Erklärung. Die zu Beginn des Krieges eilig gebildeten Einheiten auf dem Gebiet der Ukraine leisteten den Deutschen keinen ernsthaften Widerstand. Viele Kämpfer warfen ihre Waffen weg und verstreuten sich in ihre Heimat. Später wurde jede Ortsveränderung in der Ukraine gefährlich. Es ergingen spezielle deutsche Befehle, die es den Anwohnern verboten, jemandem Unterkunft und zu essen zu geben. Bei Zuwiderhandlung waren drakonische Strafen vorgesehen, bis hin zur Erschießung. An dieser Stelle ist es notwendig, vorauszuschicken, dass die Ukrainer beim Vormarsch der sowjetischen Armee aufopferungsvoll in Partisaneneinheiten kämpften. Die Gräueltaten der Faschisten halfen den Menschen zu erkennen, was sie erwartete, falls die Deutschen den Krieg gewinnen würden. Aber das war später. Doch am Anfang …

    In jeder Stadt und jeder größeren Siedlung richteten die Deutschen unmittelbar nach der Besetzung zusätzlich zu ihrer Kommandantur Selbstverwaltungsorgane ein, die unter der Leitung der deutschen Kommandantur agierten. Dies waren der Bürgermeister mit seinem Stab und der Polizeichef mit seinen zahlreichen Polizisten. In kleinen Dörfern und Siedlungen gab es Vorsteher, die Starosta. Freiwillige für den Dienst hatten die Deutschen genug. Aber für Ämter wie Bürgermeister oder Polizeichef setzten die Deutschen bereits zuvor geschulte Leute ein, ihre Agenten, die sich bis zur Ankunft der Deutschen unter den Sowjetbürgern versteckt hielten. Erst der Krieg offenbarte, wie groß und umfangreich die Agenturen der Deutschen auf dem Gebiet der Sowjetunion waren.

    Von den ersten Tagen an begannen Sonderkommandos der deutschen Kommandanturen alle Juden, ob alt oder jung, bis hin zu den Säuglingen, in Lager zusammenzutreiben, vorgeblich zur Umsiedlung. In Wirklichkeit brachten sie sie aus der Stadt hinaus, erschossen und vergruben sie in zuvor ausgehobenen Gräben. Im Gebiet Kiew und in Babi Jar wurden mehr als 40 000 Kiewer Bürger verscharrt. Sieben- bis achttausend wurden an Orten wie Berditschew, Belaja Zerkow und Skwira getötet. 

    Bis zum Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion berichtete die Presse – wenn auch diskret, um die Deutschen nicht zu verärgern – darüber, wie die Deutschen mit Juden und Kommunisten zuerst in Deutschland selbst und dann in Polen und anderen besetzten Ländern umgingen. Und während die Kommunisten und ihre Familien aus Angst vor Repressalien evakuiert wurden, als die Deutschen angriffen, glaubten die Juden diesen Berichten nicht. Die meisten von ihnen waren bis zuletzt davon überzeugt, dass eine so kultivierte Nation wie die Deutschen nicht einfach ein anderes Volk ausrotten konnte. Mit den gebliebenen Kommunisten gingen die Deutschen ebenso brutal um und ließen nur diejenigen am Leben, die selbst in die deutsche Kommandantur kamen, um sich zu stellen und ihre Kameraden zu verraten. Es gab solche … 

    Es versteht sich von selbst, dass die Deutschen nicht in der Lage gewesen wären, Juden und Kommunisten so schnell zu identifizieren, wenn die Einheimischen ihnen nicht nach Kräften geholfen hätten. Von den Polizisten einmal abgesehen, gab es so viele Zuträger, dass es für einen Juden praktisch unmöglich war, sich unter den Einheimischen zu verstecken. Damals wurde mir auch klar, warum es in den ukrainischen Dörfern so viele Menschen gab, die den Deutschen gegenüber so wohlwollend eingestellt waren. Die Kollektivierung des Dorfes, die grob und gewaltsam durchgeführt worden war und die Wirtschaft der Dörfer untergrub, hatte viele Bauern gegen die Sowjetmacht aufgebracht.

    Das ukrainische Land ist nicht sehr waldreich. Sich hier zu verstecken ist viel schwieriger als zum Beispiel in Weißrussland. Daher war die Partisanenbewegung in der Ukraine weniger entwickelt als in anderen Gebieten. Partisanengruppen entstanden spontan aus einzelnen sowjetischen Offizieren und Soldaten, die im deutschen Hinterland der Front verblieben waren. Ihnen schlossen sich Geflohene aus städtischen und ländlichen Siedlungen an, denen offensichtlich Repressalien drohten. Diese Partisanengruppen, dürftig bekleidet und bewaffnet, führten anfangs keinerlei Kämpfe gegen die Deutschen. Das kümmerte sie nicht. Neben diesen traten die so genannten falschen Partisanen auf. Einfach ausgedrückt waren das Banden von Räubern, die die Bevölkerung ausraubten. Sie fürchteten sich gleichermaßen vor den Deutschen und den Partisanen. Einzig die Polizisten fürchteten sie nicht. Diesen kamen die Aktivitäten dieser Banditen zugute, da sie die Partisanenbewegung in den Augen der Bevölkerung diskreditierten.

    Einmal, als ich abends an einem abgelegenen Chutor vorbeikam, sprach mich ein Mann mittleren Alters an. Er lud mich ein, in die Hütte zu kommen. Dort saßen drei weitere Männer mit Gewehren. Sie begannen, mich auszufragen: Wer bist Du? Woher kommst Du? Und so weiter. So wie ich es verstand, waren sie Späher einer Partisaneneinheit. Meine Bitte, mich ihnen anschließen zu dürfen, wurde kategorisch abgelehnt. Sie begründeten dies damit, dass mich niemand kannte. Und wem würde ich ohne Waffe nützen? Sie schlugen vor, dass ich mich erst einmal im Dorf niederlassen sollte und wenn sie mich brauchten, würden sie mich holen. 

    Raub und Willkür nahmen in den besetzten Gebieten die hässlichsten Formen an. Frauen mit Kindern, die oft in die Dörfer gingen, um Sachen und allen möglichen Ramsch gegen etwas zu essen einzutauschen, wurden auf den Landstraßen schnell ausgeraubt. Auch die Polizisten waren an solchen Raubüberfällen beteiligt. In den Städten gab die deutsche Kommandantur Lebensmittelkarten und Hungerrationen nur an diejenigen aus, die für sie arbeiteten. Der Rest wurde systematisch ausgehungert.

    Der Herbst kam, und mit ihm häufige Regenfälle und kalte Nächte. Es gab keine Möglichkeit mehr, den Dnjepr zu überqueren, die Brücken waren schwer bewacht. Die Boote waren entweder zerstört oder unter Verschluss. Ich beschloss, dass ich einen Platz für eine längerfristige Unterkunft finden musste. Im Rayon Krynichanskiy im Oblast Dnjepropetrowsk stieß ich auf einen kleinen Chutor namens Dibrowa. Von den Leuten erfuhr ich, dass der – der Vorsteher – dieses Hofes nicht der schlechteste war und bereits zwei Menschen wie mich untergebracht hatte. Ich ging direkt zu ihm in die Verwaltung, die sich in dem Verwaltungsgebäude der Kolchose befand. Ich hatte Glück, der Starosta, der Vorsteher war vor Ort und unterhielt sich mit irgendeinem alten Mann. Als die Reihe an mir war, erzählte ich ihm alles, was ihn interessierte.

    – Was kannst Du bei uns tun?

    – Ich bin auf dem Land geboren und aufgewachsen, später habe ich mich in der Stadt niedergelassen.

    – Und kennst Du den Unterschied zwischen Weizen und Hirse?

    – Weizen und Hirse sind nicht schwer zu unterscheiden, antwortete ich.

    Der Starosta lächelte und schon an den alten Mann gewandt, fragte er:

    – Nun, Großvater Plachotnik, wirst du ihn aufnehmen? 

    So kam ich in das Dorf Dibrowa, wo ich über den Winter bis Juni 1942 verbrachte. Die Hütte von Großvater Plachotnik erwies sich als eine der ärmsten im Dorf, ein Zimmer mit einem Lehmboden. Bei ihm lebten seine Tochter Marfa und ihr Mann Wassili, der aus der Roten Armee desertiert war und damit bei Gelegenheit zu prahlen pflegte. Vom ersten Tag an spürte ich seine Abneigung gegen mich und um unnötige Exzesse zu vermeiden, vermied ich jedes Gespräch mit ihm.

    Die Deutschen bemühten sich vielerorts, die Kolchosen zu erhalten. Es war einfacher, den „Tribut“ von den Kolchosen einzutreiben als von jedem Einzelnen. So wurde auch hier das geschnittene Korn gemeinsam gedroschen. In unserer Brigade waren wir etwa zehn Leute, alles Nichteinheimische. Wir bekamen zweimal am Tag zu essen – ob gut oder schlecht, es war besser als im Lager. Bei der Arbeit in dieser „Kolchose“ musste ich mit vielen Menschen sprechen. Durch Wassilis flinke Zunge bekam ich den Spitznamen „Kommissar“. Die Kinder nannten mich auch so. Einmal kam ein Polizist aus dem großen Nachbardorf zu uns. Als er von meinem Spitznamen erfuhr, beschloss er sofort, mich gründlicher kennenzulernen.

    – Hey, Kommissar!

    Ich sah mich um. Es war ein Polizist. Ich zeigte fragend auf mich. Er nickte.

    – Warum reagieren Sie, wenn man Sie „Kommissar“ nennt?

    – Ich bin daran gewöhnt.

    – Und schon lange?

    – Seit zwei Monaten.

    – Warum haben sie Ihnen diesen Spitznamen gegeben?

    – Keine Ahnung, wahrscheinlich kannten sie einen Kommissar mit so einem langen Schnurrbart.

    – Und gefällt es Ihnen, so genannt zu werden?

    – Manche Leute nennen mich einfach „Iwan“.

    – Und vor dem Krieg?

    – Iwan Gordejewitsch.

    – Und was haben Sie gemacht?

    – Buchhalter.

    – Und in der Armee?

    – Vor dem Krieg habe ich nicht in der Armee gedient. Und als der Krieg begann, war ich Gefreiter.

    – Waren Sie Kommunist?

    – Ich habe noch nie gehört, dass Buchhalter Kommunisten waren.

    Er fragte mich noch dies und das, dann ließ er mich gehen. Dem Starosta, dem Vorsteher, sagte er, er solle das Wort „Kommissar“ verbieten.

    Als er sah, dass ich mich oft mit den Dorfbewohnern unterhielt, bemerkte mein Großvater Plachotnik einmal in Abwesenheit von Wassili mir gegenüber: „Gib nicht zu viel von deiner Seele preis. Sie werden Dich verraten, so wie sie es unter Stalin getan haben.“ 

    Die städtischen Sklavenarbeiter und wir Kriegsgefangenen verlangten nicht einmal bezahlt zu werden. Wir trugen Lumpen und waren dankbar, dass man uns etwas zu essen gab. Wer sollte uns bezahlen? Das gedroschene Getreide wurde zur Eisenbahn gebracht und von dort nach Deutschland. Viele Bauern litten selbst Hunger.

    Im Juni 1942 kam ein Polizist zu mir. Er erklärte mir, dass ich zu denjenigen gehöre, die die Siedlung zur Arbeit in Deutschland eingeteilt hat.

    Insgesamt waren es 10 Personen. Auf dieser Liste standen drei Kriegsgefangene (darunter ich) und sieben Einheimische, natürlich aus den ärmeren Familien. In Begleitung von zwei Deutschen und einem Polizisten wurden wir nach Dneprodzerzhinsk gebracht und in einen Güterzug verladen. Bei der Abfahrt aus Dibrowa waren die Tränen der Mütter herzzerreißend. Der Güterzug wurde so bewacht, wie Verhaftete bewacht werden. Nachts wurden die Wachen durch einfache Soldaten ersetzt, die nach Deutschland in den Urlaub fuhren.

    Der Zug fuhr am Morgen ab. Zwei Tage lang bekamen wir weder zu essen noch zu trinken. Wir aßen, was wir von zu Hause mitgebracht hatten. In letzter Minute brachte Großvater Plachotnik ein Stück Brot. Am dritten Tag wurden wir an einem der Bahnhöfe mit Eimern für Wasser und die Notdurft versorgt. Manchmal bekamen wir auch etwas zu essen. An manchen Stationen durften wir sogar hinausgehen, um Wasser oder etwas zu essen zu besorgen … Die deutschen Soldaten waren nicht sehr streng. Das habe ich ausgenutzt. An einem der Bahnhöfe fuhr der Zug ohne mich weiter …

    Der Kreis schloss sich. Ich war wieder ein Landstreicher, aber schon mit einiger Erfahrung. Doch was hatte sie mir gebracht? 

    Für die Soldaten der zerschlagenen Einheiten, deren Heimat weit jenseits der Grenzen der Ukraine lag, gab es nur zwei Auswege: Entweder sie schlossen sich zusammen und zogen in die Wälder, um einen Partisanenkrieg zu führen (sofern sie Waffen hatten), oder sie ließen sich bei ukrainischen Witwen nieder. Letzteres war nicht schwer. Der Krieg hatte viele Frauen ohne Ehemänner zurückgelassen. Aber das war nichts für mich. In Grosny hatte ich eine Frau und drei Kinder zurückgelassen. Sie fristeten wahrscheinlich ein halbverhungertes Leben. Und ich soll hier meine Seele verkaufen? Selbst wenn es mein Leben rettet, doch das war nicht das, was ich wollte.

    29.04.2025

    Krieg gegen Russland? Das Schicksal von Iwan Nikolajew ist uns eine Mahnung!   (II von III)


    Ich habe versucht, mich als Handwerker zu verdingen. Aber wer braucht schon Handwerker, wenn es keine Reichen gibt? Nachdem ich herausgefunden hatte, dass die Stadt Belaya Zerkow nicht weit entfernt war, wagte ich mich zum ersten Mal in eine große Siedlung, um mich unter das arbeitende Volk zu mischen. Am nächsten Tag geriet ich in eine Razzia und wurde verhaftet. Die Verhafteten wurden schnell überprüft und die Verdächtigsten hinter Schloss und Riegel gebracht. Ich war unter ihnen. Am nächsten Tag wurde ich zum Verhör geholt. Meine Kleidung wurde sorgfältig untersucht, ich wurde befragt, wer ich bin und woher ich kam. Ich hatte Zeit, mir eine ehrlich klingende Geschichte auszudenken. Sie glaubten mir, brachten mich zum Bahnhof und setzten mich in einen Güterzug, der irgendwo in der Nähe von Dnepropetrowsk zusammengestellt worden war, um nach Deutschland geschickt zu werden. Ich fand mich in einem Waggon wieder, der nirgends aufgefüllt wurde und hauptsächlich aus Freiwilligen bestand, die sehr deprimiert darüber waren, wie Gefangene behandelt zu werden. Die Härte der Behandlung war unglaublich. Die Türen waren von außen verschlossen. Bereits in Polen wurden wir in einen anderen Waggon verladen. Es gab eine reale Fluchtmöglichkeit, aber ich bin nicht geflohen. Die endlosen Misserfolge hatten vorübergehend etwas in mir zerbrochen. Es spielte auch die Tatsache eine Rolle, dass wir uns bereits in einem fremden Land befanden.
    Im Folgenden werde ich so weiter berichten, wie ich es bei der Befragung getan habe.

    – Also, fragte Michailow, wo sind Sie danach hingekommen?

    (Red.) Hier endet der erste Teil des Berichts von Iwan Nikolajew. Globalbridge publiziert den zweiten Teil in den nächsten Tagen. Wer ihn jetzt schon lesen will, kann den ganzen Bericht als PDF hier runterladen.

    Und wer den ganzen Bericht lieber in original russischer Sprache liest, kann das PDF der russischen Version hier runterladen.


    Info: https://globalbridge.ch/krieg-gegen-russland-das-schicksal-von-iwan-nikolajew-ist-uns-eine-mahnung/


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Zum mittlerweile publizierten zweiten Teil des Berichts von Iwan Nikolajew.


    Screenshot_2025_04_29_at_07_33_35_Krieg_gegen_Russland_Das_Schicksal_von_Iwan_Nikolajew_ist_uns_eine_Mahnung_Teil_2_GlobalBridge
    Ausgehungerte sowjetische Kriegsgefangene der Roten Armee im von den deutschen Nazis betriebenen KZ Mauthausen. Iwan Nikolajew hat das überlebt ... (Bundesarchiv Bild 192-203)

    Krieg gegen Russland? Das Schicksal von Iwan Nikolajew ist uns eine Mahnung! – Teil 2

    27. April 2025 Von: in Geschichte

    (Red.) Iwan Nikolajew wurde am 26. Februar 1907 im Oblast Rostow in Russland geboren. Er starb am 6. Oktober 1988 um 9:55 Uhr in Samara. Er hat seine Einvernahme durch stalinistische Funktionäre zum Anlass genommen, sein Leben im Zweiten Weltkrieg – im Abwehrkampf der Sowjetunion gegen den Eroberungsfeldzug der deutschen Wehrmacht – zu beschreiben und auf Papier zu bringen, um diese Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, was heute, 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wichtiger ist als je. René-Burkhard Zittlau hat diese seine Niederschrift für Globalbridge übersetzt, wofür wir ihm unendlich dankbar sind. (cm)

    Zum ersten Teil von Iwan Nikolajews Bericht und zum Vorwort des Übersetzers.

    Ab hier der zweite Teil des Berichts von Iwan Nikolajew:

    Kriegsgefangenenlager Neubrandenburg

    Der Zug endete in der deutschen Stadt Neubrandenburg im Norden Deutschlands. Nachdem vier Waggons abgekoppelt worden waren, fuhr er weiter. Ich verblieb in Neubrandenburg. Am Rande der Stadt war ein Lager für uns vorbereitet worden, das bereits weitgehend bewohnt war. Und wie sich herausstellte, waren wir der letzte Neuzugang. Wir wurden alle vorsorglich desinfiziert, einige von uns bekamen sogar andere Kleidung. Ich zum Beispiel erhielt einen abgetragenen Anzug. Mir fiel auf, dass die Kleiderkammer voll mit ähnlichen Sachen war. Wahrscheinlich handelte es sich um die Kleidung von Häftlingen, die in den faschistischen Konzentrationslagern vernichtet worden waren.

    Das Lager war von einer einfachen Reihe Stacheldraht umgeben. Die Wachen standen nur am Tor. Es gab zehn Baracken im Lager: vier für Männer, vier für Frauen, in einer gab es Lagerräume und eine Küche, in einer anderen eine Sanitäranlage und ein Badehaus. Wir arbeiteten in einer Fabrik, in der Kisten für Fliegerbomben hergestellt wurden.

    Eines Tages, bevor wir zur Arbeit gebracht wurden, kam der Lagerkommandant auf mich zu und fragte mich über einen Dolmetscher, was ich von Beruf sei. Ich antwortete ohne zu zögern: Tischler. Nach einiger Zeit wurde ich in eine Werkstatt versetzt und zur Arbeit im Lager eingeteilt. In der Werkstatt gab es viele verschiedene Platten, eine Werkbank und Schreinerwerkzeuge. Meine erste Aufgabe war es, eine Hütte für den Hund des Lagerkommandanten zu bauen. Ich überlegte nicht lange und baute sie in Form einer exakten Kopie der Kapelle, die sich dreihundert Meter von unserem Lager entfernt befand, nur natürlich in „Hundegröße“. Der Hund war meiner Schöpfung gegenüber ziemlich gleichgültig. Die Lagerinsassen lachten leise über mein Werk und fragten sich, vor wem ich buckelte, dem Hund oder dem Lagerkommandanten selbst. Ich wollte nur, dass der Hund ein bisschen besser lebte als sein Herrchen. Doch sein „schönes“ Leben währte nicht lange. Als einmal ein hochrangiger deutscher Beamter unseren Kommandanten besuchte, wurde mir befohlen, meine architektonische Schöpfung sofort zu zerstören und dem Hund einen normalen Wohnsitz zu verschaffen.

    Die Position des Lagerschreiners brachte mir einige Vorteile. Mit einer Werkzeugkiste bewaffnet kam ich überall hin. Mir fiel es leicht, die Leute kennenzulernen. In der Küche konnte ich immer eine Extraportion Suppe bekommen, und aus dem Lager konnte ich ein Dutzend Kartoffeln holen, um sie im Heizraum des Badehauses zu backen und sie an diejenigen zu verteilen, die besondere Unterstützung brauchten.

    Zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung im Lager wurde ein Vorsteher, ein Starosta ernannt. Der stets stirnrunzelnde, unkommunikative Starosta Antonow rief von Anfang an eine besondere Abneigung im Lager hervor. Ab einer gewissen Zeit trug er einen Knüppel bei sich, mit dem er nicht davor zurückschreckte, gelegentlich jemandem auf den Rücken oder den Kopf zu schlagen. 

    Als er mich neben einer Baracke traf, sagte er:

    – Sie müssen alles nur auf meinen Befehl hin tun.

    – Ich habe den Lagerführer anders verstanden, antwortete ich und wandte mich zum Gehen. 

    Antonow erhob seine Stimme: 

    – Wissen Sie, dass ich der Lagerführer bin?

    Ich drehte mich um, trat dicht an ihn heran und sagte leise, aber entschlossen: 

    – Ich rate Ihnen, Ihre Kräfte nicht umsonst zu vergeuden, beschäftigen Sie sich mit den Menschen, die Wirtschaft wird ohne Sie klarkommen.

    Antonow war verblüfft. Er verstand mich genau so, wie ich es wollte; dass ich besondere Vollmachten vom Lagerführer hatte. 

    Dieses Gespräch hatte Folgen. Wenn er mich irgendwo im Lager sah, verbeugte er sich vor mir. Wenn er in eine Baracke ging, um jemanden wegen irgendeiner Lappalie anzuschreien, und mich sah, hielt er sofort den Mund und ging. Andere fingen an, das zu bemerken und fragten mich sogar, was das zu bedeuten habe. Und ich antwortete immer, dass er wahrscheinlich Angst vor meinem Schnurrbart habe. 

    An diesem Punkt unterbrach Michailow meine Erzählung und bat mich, mehr über diejenigen zu erzählen, die ich als „Freiwillige“ bezeichnete.

    Ich fuhr fort: 

    – Antonows Gegenspieler war der Arzt Kowalew. Ein junger Mann in den Dreißigern. Über ihn hieß es im Lager, er sei zu jeder Gemeinheit bereit. Sowohl Antonow als auch Kowaljow rühmten sich damit, dass sie freiwillig nach Deutschland gekommen waren. Doch Kowaljow hatte deutliche Vorteile: Er sprach ein wenig Deutsch und berichtete dem Lagerführer ohne Dolmetscher über die Angelegenheiten des Lagers. Da wurde mir klar, dass Antonow es Kowaljow zu verdanken hatte, dass der Lagerführer ihm gegenüber äußerst unfreundlich war. Ich begriff auch, dass ich vor allem mit Kowaljow nicht scherzen sollte. Einmal, als ich eine Tür im Sanitärbereich reparierte, sprach Kowaljow mich an. Zuerst war er verschlagen, dann begann er, sich immer mehr zu offenbaren. Ganz gleich, wie der Krieg ausginge, meinte er, er habe in Russland nichts mehr zu suchen. Den bolschewistischen Geist der Russen würde man ohnehin nicht besiegen können, aber im Westen könne er die wahre Freiheit finden. Man muss nur das Vertrauen der Deutschen gewinnen. Überhaupt philosophierte Kowaljow gern, sprach oft und lange mit den Kranken. Es dauerte jedoch eine Weile, bis die Lagerinsassen verstanden, dass Kowaljow nur seinen Körper öffnen konnte, nicht aber seine Seele. Diese Entdeckung verdankte das Lager zwei Jugendlichen, die nach ihrer Entlassung aus der Krankenstation direkt in das Konzentrationslager gebracht wurden.

    Ich kannte noch einen anderen „Freiwilligen“. Sein Nachname war Pankratow, etwa zwanzig Jahre älter als ich (ich war damals 36). Auch er nannte sich „Freiwilliger“, war ein ehemaliger Offizier der Weißen Armee und sprach „ein wenig“ Deutsch. Das machte ihn bei den Lagerinsassen nicht gerade beliebt. Mir fiel jedoch auf, dass er die Kommunikation mit den Deutschen vermied und den ihm angebotenen Posten des Starostas – des Vorstehers – ablehnte. Über einen Dolmetscher überzeugte er den Lagerführer, dass er aufgrund seines Alters und seiner Gesundheit dafür nicht geeignet war. 

    Außerdem bemerkte ich, dass er, obwohl er „schlecht“ Deutsch verstand, jeden Abend, wenn er aus der Fabrik kam, eine deutsche Zeitung herausholte und sie an einem abgelegenen Ort las. Wie kann man, dachte ich, ohne die Sprache zu beherrschen, deutsche Zeitungen lesen? Ich begann, ihn zu bearbeiten, und bat ihn dann direkt um die Beantwortung von Fragen, die mich schon lange interessierten.

    – Was wollen Sie von mir? fragte er.

    – Übersetzen Sie mir, was die Deutschen über die Ostfront schreiben.

    Von da an verging kein Tag mehr, an dem wir uns nicht irgendwo im Kesselhaus trafen, um eine Zeitung zu lesen, die er aus der Fabrik mitbrachte. Als er hörte, wie ich die deutschen Berichte von der Ostfront kommentierte, wurde er freundlich, und dann begann er selbst zu kommentieren. Es verging einige Zeit, und auf der Grundlage der Zeitungsberichte stellte ich eine kurze Zusammenfassung der Lage an der Ostfront zusammen. Wir besprachen lange die Idee, diese Zusammenfassungen aufzuschreiben und im Lager zu verteilen. Wir beschlossen: Einmal pro Woche schreibe ich einen Entwurf, Pankratow redigiert ihn so, dass er zwar in verunstaltetem, aber für Russen verständlichem Russisch abgefasst ist. Dann schreibe ich ihn in fünf Exemplaren in einer mit der linken Hand gekritzelten Schrift ab und dann verteilen wir ihn in der Fabrik, in der sich neben Russen auch viele deutsche und französische Arbeiter aufhielten. So kamen diese Zusammenfassungen von der Fabrik ins Lager und gingen hier von Hand zu Hand.

    Der Ermittler Michailow unterbrach mich:
    – Wie hieß diese deutsche Zeitung?

    – Meistens war es das Nazi-Presseorgan „Völkischer Beobachter“.

    Michailow fragte mich: 

    – Und welche Art von Wahrheit konnten Sie dieser Zeitung entnehmen? 

    – Zunächst hatten wir selbst keine Hoffnung, dass wir aus diesem Papier etwas Ähnliches wie die Wahrheit herausholen könnten. Doch als wir später unsere Zusammenfassungen mit den gelegentlichen englischen verglichen, die in unsere Hände gelangten, konnten wir uns davon überzeugen, dass wir nicht weit von der Wahrheit entfernt waren. Wenn die Deutschen schreiben, dass sie, um die Frontlinie zu begradigen, erst die eine und dann die andere Stadt verlassen, ist es in der Tat leicht zu erraten, dass sie sich einfach zurückziehen. Wenn sie schreiben, dass sie in den weißrussischen Wäldern mit mehreren Divisionen erfolgreich „Banditen“-Kommandos vernichten, bedeutet das, dass die Partisanenbewegung in Weißrussland das ganze Land erfasst hat. Ich erinnere mich, dass während der Kämpfe im Kursker Bogen, nachdem die Deutschen Orjol und Belgorod „verlassen“ hatten und in den Tagen zuvor berichtet wurde, dass die „Sowjets“ jeden Tag 2500 bis 3000 Panzer verlieren, plötzlich ein Artikel erschien, der ohne Änderungen und Kommentare unter unseren Leuten verteilt werden konnte. Der Artikel hieß „Woher haben die Sowjets so viele Panzer?“. Es stellte sich heraus, dass bereits in der Zeit des ersten Fünfjahresplans im Ural und in Sibirien große Industriekomplexe für die Herstellung von Traktoren, Mähdreschern und anderen Maschinen gebaut wurden. Und dass die Betriebsleiter schon vor der Inbetriebnahme der Unternehmen geheime Pläne hatten, um im Kriegsfall ohne jedes Aufsehen mit der Produktion bestimmter Rüstungsgüter zu beginnen. An die Front wurden sowohl Panzer als auch leistungsfähige mobile Werkstätten für deren Reparatur geschickt. Deshalb schossen Panzer, die von „tapferen deutschen Truppen“ getroffen wurden, nach einiger Zeit wieder auf die Deutschen. Etwa ein schlechter Artikel?

    – Und haben Sie jemals in Deutschland veröffentlichte Zeitungen in russischer Sprache gelesen?  fragte Michailow.

    – Der Dolmetscher, den ich bereits erwähnt hatte, der Sohn irgendeines russischen Emigranten, arbeitete in der Fabrik und kam nur auf Anforderung ins Lager. Innerhalb eines Jahres brachte er etwa dreimal solche Zeitungen ins Lager, aber wir fanden darin nichts, was unserer Aufmerksamkeit Wert gewesen wäre.

    – Fahren Sie fort, sagte der Chef von Michailow.

    – Unter den Bedingungen des Lagers zog es die Menschen spontan zueinander hin. Es entstanden Gruppen, in denen Neuigkeiten und Meinungen ausgetauscht und Pläne geschmiedet wurden. Oft erfuhren unsere „Fünf“ von diesen Plänen. Und oft lehnten wir sie ab, weil sie schlecht durchdacht und gefährlich waren. Eine Katastrophe konnten wir jedoch nicht verhindern. Eine Frau aus unserem Lager streute Sand in eine Maschine in der Fabrik. Sie wurde schnell entdeckt. Am nächsten Tag wurden sie und vier ihrer Freundinnen aus dem Lager abgeholt. Wie uns offiziell mitgeteilt wurde, in ein Konzentrationslager zur Vernichtung.
    Eines Tages erzählte mir einer von uns Fünf, dass er in der Fabrik einen alten deutschen Mann kennengelernt hatte. Er war während des Ersten Weltkriegs Kriegsgefangener in Russland und konnte ein wenig Russisch. Sein Sohn ist Kommunist und wenn er noch lebt, ist er irgendwo in einem Lager oder Gefängnis. Der alte Mann bot an, zwei Pistolen und ein Dutzend Schuss Munition mitzubringen. Ich riet ihm, die Waffen von dem alten Mann zu nehmen, sie aber nicht direkt ins Lager zu schaffen, da jeder beim Verlassen der Fabrik gründlich durchsucht wird. Ich kannte einen Ort, an dem die Waffen bis dahin versteckt werden konnten. Eine Woche später lagen unsere Pistolen bereits dort. Eine Frau half uns, sie aus der Fabrik zu schaffen. Frauen wurden nicht so rigoros durchsucht. Und mit Hilfe von speziell genähten Taschen trug sie sie problemlos unter ihrem Rock durch das Tor.

    Wenig später taten sich zwei junge Männer zusammen, die an der Front gewesen waren, um eine Flucht zu organisieren. Nach langen Vorbereitungen und Gesprächen mit ihnen teilte ich ihnen mit, dass sie Waffen erhalten werden. Wir sparten Brot (wir aßen es nicht selbst) für die Jungs für unterwegs, ich stahl so viele Kartoffeln, wie ich konnte. Die Jungs durften sich bis Polen in keiner Weise verraten. Eines Abends machte ich ein kleines Loch in den Stacheldraht und die Jungs verschwanden. Danach habe ich nie wieder etwas von ihnen gehört. – Entschuldigen Sie, verliere ich mich nicht zu sehr in den Details des Lagerlebens?

    – Sie werden uns anschließend schriftlich über diejenigen berichten, an die Sie sich gut erinnern, unabhängig davon, wie oder wer sie aus Ihrer Sicht waren, sagte Michailows Chef.  Und nun beantworten Sie die Frage, wann haben Sie das Lager verlassen?

    – 1943, zum Zeitpunkt des Durchbruchs der sowjetischen Truppen in den Kämpfen im Kursker Bogen.

    – Wie nahm man im Lager die Nachricht von der deutschen Niederlage in Stalingrad auf?

    – Fast alle haben sich gefreut, aber für sich. Noch dazu rief die faschistische Regierung Trauer um die gefallene Dreihunderttausender Armee aus. 

    Auch dieser Fall kommt mir in den Sinn. Im Lager arbeiteten ständig zwei Zimmerleute, Deutsche, am Bau verschiedener zusätzlicher Räume. Ich musste mich oft mit ihnen verständigen. Aber das war mit großen Schwierigkeiten verbunden, denn weder ich noch sie beherrschten eine gemeinsame Sprache. Doch eines Tages, es war gerade in den Trauertagen, wurde ich plötzlich von dem Dolmetscher, den ich schon erwähnt habe, in einen dieser unfertigen Räume gebeten. Dort warteten die beiden deutschen Zimmerleute bereits auf mich. Der Dolmetscher teilte mir mit, dass sie meine Einstellung zu den Ereignissen in Stalingrad erfahren wollten. Ich war von dieser unerwarteten Frage verblüfft. Meinerseits fragte ich sie über den Dolmetscher, was sie von Hitlers Partei hielten. Der Dolmetscher lächelte und übersetzte meine Frage. Die Arbeiter sahen sich an und nickten aufmunternd mit dem Kopf. Einer von ihnen sprach lange zu dem Dolmetscher. Der wandte sich an mich:

    – Wir verstehen Ihr Misstrauen, aber glauben Sie mir, wir würden gerne die Wahrheit wissen. Wenn Sie nicht offen sind, lohnt es sich nicht, dieses Gespräch fortzusetzen.

    Nun, dachte ich, es kommt, wie es kommt. Dieses Gespräch hat fast eine Stunde gedauert, vielleicht auch länger. Wahrscheinlich habe ich noch nie so viel über meine Worte nachgedacht wie dieses Mal. Während der Dolmetscher übersetzte, dachte ich intensiv über den nächsten Satz nach. Einer der Arbeiter stand die ganze Zeit über an der angelehnten Tür Wache. Ich weiß nicht, wie lange dieses Gespräch gedauert hätte, wenn der Lagerführer nicht im Lager erschienen wäre. Der Dolmetscher drückte meinen Arm oberhalb des Ellenbogens und ging. Ich ging etwa eine Minute nach ihm. 

    – Nun gut. Jetzt erzählen Sie mir, wie Sie das Lager verlassen haben, bat Michailow.

    – Eines Tages rief mich der Starosta Antonow zu sich. Aus irgendeinem Grund fühlte ich etwas Ungutes. Normalerweise suchte er mich selbst auf. Ich ging zu ihm. Ohne einleitende Worte verkündete mir Antonow: Die Deutschen wollen jemanden nach Hause in die Ukraine schicken. Ein oder zwei Personen aus jedem Lager. Sie organisieren ein Sammellager in Berlin, von wo aus diese Entsendung stattfinden wird. Ich schlage Ihnen diese Reise vor.

    Ich wurde vom Ermittler Michailow unterbrochen:

    – Sagen Sie mir ganz offen, hat man Ihnen angeboten, an Lehrgängen teilzunehmen?

    – Sie reden umsonst so mit mir in diesem Ton, antwortete ich. Ich erzähle Ihnen, was geschah. Und zur Charakterisierung dieses Lagers werde ich selbst kommen.

    – Na, na, wir werden sehen, brummte Michailow.

    – Also. Ich fragte Antonow, was er wisse, außer dem, was er mir bereits gesagt hatte. Aber er versicherte mir, dass er nichts weiter wisse. 

    – Und wenn ich mich weigere? fragte ich.

    Antonow antwortete, dass es viele andere Interessenten geben würde. Fast jeder im Lager würde gerne nach Hause gehen. Ich bat ihn, mir bis morgen Zeit zu geben, um darüber nachzudenken. Am Abend versammelte ich ein paar Männer. Auch der alte Pankratow kam, der noch nie mit jemandem aus dem Lager gesprochen hatte. Wir haben lange darüber nachgedacht, was zu tun ist. Was hat das zu bedeuten? Vielleicht eine Art Sabotageschule? Kaum. Die Hitlerleute sind nicht so dumm, die Auswahl künftiger Spione dem Starosta – dem Vorsteher – eines Lagers für russische Zwangsarbeiter anzuvertrauen. Wahrscheinlich wollen sie wirklich einige Ukrainer in ihr Heimatland schicken. Aber warum? Nach reiflicher Überlegung kamen alle zu einem Schluss. Sie müssen zeigen, dass den Neuankömmlingen in Deutschland nichts droht. Aber so einfach werden die Nazis niemanden losschicken. Also werden in Berlin die Gehirne „gewaschen“. Diese Art von Kursen wird es wahrscheinlich sein. Und in der Ukraine werden sie es nicht dabei belassen, sie werden sie für die Agitationsarbeit nutzen. Was also tun? Fahren oder nicht fahren? Es kam die Frage auf, warum ich ausgewählt wurde. Aber hier gab es keine Unstimmigkeiten. Alle wussten um die angespannten Beziehungen zwischen Antonow und mir und schlossen daraus, dass er mich einfach loswerden wollte. Es gab viele Meinungen zu meinem Weggang. Einer sagte, ich solle auf jeden Fall gehen, es wäre einfacher, den Deutschen zu entkommen, aber es wäre schwierig, an die Partisanen heranzukommen, ich könnte sogar als Spion sterben. Ein anderer stimmte zu, dass es notwendig sei, zu gehen, aber es sei unmöglich, von hier aus vorherzusagen, was man in der Ukraine tun und wohin man gehen müsse. Dort wird man je
    nach den Umständen handeln müssen. Pankratow merkte an, dass man uns vielleicht nicht in die Ukraine schicken wird, weil die Unseren die Ukraine befreien werden, während man sich in Berlin mit uns beschäftigt, und dann wird man uns nirgendwo hinschicken.

    Berlin – Sammellager für Ukraine-Rückkehrer

    Ich wandte mich zum Ermittler Michailow um und sagte:

    – Mir war also klar, dass es sich um Schulungen handeln würde, und dennoch habe ich meine Bereitschaft erklärt, sie zu besuchen. Sind Sie mit dieser Interpretation zufrieden?

    – Vollkommen. Michailow lächelte.

    – Folglich war es nicht mein Verdienst, dass es sich letztlich nicht um Schulungen handelte.

    – Keine Schulungen? Was war es dann?

    – Ich denke, Sie können gut verstehen, dass es mir nicht leichtgefallen ist, eine solche Entscheidung zu treffen. Doch noch schwieriger war es, während des Krieges die Zeit hinter den feindlichen Linien abzusitzen. Und als sich die Möglichkeit bot, in mein Heimatland zu gehen, auch wenn es besetzt war, war es schwer, dort zu bleiben. Andererseits musste ich, wenn ich am Leben blieb, die Tatsache meines Aufenthalts in Deutschland auf jede erdenkliche Weise vor meinen Landsleuten verbergen, und das war nicht einfach. Und falls sie es herausfinden, wirst du nie beweisen können, dass du kein Lump bist. Richtig?

    – Na gut, fahren Sie fort, brummte Michailow.

    – Ich wurde von demselben Fabrikdolmetscher nach Berlin gebracht. Ich weiß heute nicht mehr, welche Straße es war.

    – Und könnten Sie auf der Karte auf diesen Ort zeigen? fragte Chef Michailow.

    – Wahrscheinlich, ja.

    Vor mir wurde ein Stadtplan von Berlin ausgebreitet. Wahrscheinlich war er schon vorbereitet. Sie wussten also mehr über mich, als ich vielleicht über mich selbst wusste. Nachdem ich einige Minuten über der Karte gehockt hatte, wies ich auf den Ort dieser sogenannten Schulungen hin.

    – Das ist richtig … Erzählen Sie mir mehr darüber, bat der Chef Michailow.

    – Durch das Tor betritt man einen geräumigen Innenhof, der auf beiden Seiten von den leeren Wänden der benachbarten dreistöckigen Häuser umgeben ist. In der Mitte des Hofes stand ein kleines Gebäude. Dahinter gab es ein Tor und einen Ausgang zu einer Parallelstraße. In dem Gebäude wurden uns mehrere Räume mit zweistöckigen Holzbetten zugewiesen, wie im Lager. In anderen Räumen befanden sich das Büro, die Kantine und der Abstellraum. Es gab einen weiteren geheimnisvollen Raum mit Stühlen und einem Tisch. Es war logisch anzunehmen, dass hier Vorträge zu antisowjetischen Themen gehalten werden sollten. Doch nichts dergleichen wurde beobachtet. Überhaupt herrschte hier, was die Lektüre betraf, eine große Unklarheit. Alle zehn Tage gab es eine Boulevardzeitung in russischer Sprache, und es gab zwei Bücher, die im Prinzip niemand gelesen hat. Eines davon handelte von Zionisten. Ich habe es nicht einmal durchgeblättert, weil es zu faschistischen Zeiten veröffentlicht wurde. Aber das zweite Buch habe ich von der ersten bis zur letzten Seite gelesen. Es war religiöser Natur und wurde 1923 veröffentlicht. Ich hatte zu meiner Zeit eine Menge solcher Literatur gelesen, einschließlich natürlich der Bibel.

    Im Lager kam ich in der zweiten Tageshälfte an. Zum Abend gab es eine dünne Suppe ohne Brot. Brot gab es überhaupt nur zum Frühstück, 200 Gramm für den ganzen Tag. Morgens Kaffee, mittags Suppe, ein bisschen besser als im Lager. Es waren etwas mehr als fünfzig Leute. Mit uns wurde keinerlei Unterricht abgehalten, die meiste Zeit wussten wir nicht einmal, was wir tun sollten. Die antisowjetische Propaganda bestand nur aus Folgendem: Jeden Tag kam zu uns der Lagerkommandant zum Mittagessen, ein alter Mann in den Sechzigern, von Schreiberg. Er setzte sich an einen exponierten Platz, mampfte genüsslich seine Suppe und hielt danach eine „feurige“ Rede an die Lagerinsassen. Bezeichnenderweise auf Russisch. Im Allgemeinen handelte es sich um die Beschimpfung derjenigen, die vor ihm saßen: nicht richtig saßen, nicht richtig guckten, usw. Am Ende beschimpfte er alle Russen zusammengenommen. „In Russland läuft man sogar in der Stadt mit Lappen herum. Ich habe es selbst gesehen. Und in euren Kolchosen schlafen alle unter einer Decke. Und wer Milch trinken will, geht in den Kuhstall und melkt die Kuh selbst. 

    Jemand erzählte mir, dass dieser von Schreiberg vor der Revolution als Agent in Russland gelebt hatte. Jetzt war er ein seniler alter Mann, der nicht mehr bei Verstand war. Seine zehnminütigen Reden waren so identisch, dass – hätte man eine davon auf eine Grammophonplatte aufgenommen – man sie täglich hätte als Dessert abspielen können, ohne von Schreiberg selbst. Obwohl es im Lager sehr unterschiedliche Menschen gab, darunter auch antisowjetisch gesinnte, nervte dieser nachmittägliche Blödsinn ausnahmslos alle.

    – Woran können Sie sich außer an von Schreibergs „Reden“ noch erinnern?  fragte Michailow.

    – In den zweieinhalb Monaten, die ich in Berlin verbrachte, wurden wir nur von zwei Personen besucht, die von Schreiberg bei seinen Nachmittagsauftritten vertraten. Während dieser zwei Tage war von Schreiberg gezwungen zu schweigen. Nach den fünfzehnminütigen Reden dieser Gäste war keinerlei Diskussion erlaubt. Der erste Gast stellte sich uns als Mitarbeiter des Außenministeriums vor. Er sagte uns, dass Deutschland gezwungen gewesen sei, die Sowjetunion anzugreifen, da die Sowjetunion sonst in Deutschland eingefallen wäre. Der andere war ein Deserteur aus der sowjetischen Armee und erzählte uns von der Lage an der Front. Er erklärte, dass sich die Deutschen zurückziehen mussten, weil sie wegen der verwesenden Leichen der sowjetischen Soldaten keine Luft mehr bekamen. Es war nicht leicht, diese erniedrigende Lüge zu ertragen.

    Ich erwähnte bereits, dass es im Lager freie Zeit im Überfluss gab. Die Menschen fühlten sich zueinander hingezogen, aber die Angst, auf einen Provokateur oder Spitzel zu treffen, war stärker. Diejenigen, die gegen die Sowjetunion eingestellt waren, hatten ebenfalls Angst, denn wir hörten immer mehr Gerüchte, dass die deutsche Armee eine vernichtende Niederlage erlitt. Die beliebtesten Themen drehten sich um alles, was mit Essen zu tun hatte. Die mit nichts beschäftigten Menschen hörten unwillkürlich auf ihren Appetit und den Zustand ihrer Bäuche. 

    Das Lager war nur schwach bewacht. Es gab einen Mann am Tor, der aus den Reihen der Lagerinsassen bestimmt wurde. Die meisten dieser „Wächter“ schenkten den mutigen Männern, die es wagten, in Berlin herumzuwandern, keine Beachtung. Es war unmöglich, etwas zu essen zu besorgen, denn die Geschäfte gaben alles auf Karten aus. Wir hatten weder Karten noch Geld. Man dachte, die Ostarbeiter bekämen Lohn, aber den gab es nur auf dem Papier. Der Betrag, der uns für den Schutz (vor wem?), die Verpflegung und den Aufenthalt im Lager einbehalten wurde, war um ein Vielfaches höher als der Wert der uns ausgezahlten Karten. Mit anderen Worten, wir waren also auch noch Schuldner. 

    Ich erfuhr, dass vor meiner Ankunft dreißig Menschen aus diesem Lager in die Ukraine geschickt worden waren. Abgesehen von den „gigantischen“ Bemühungen dieses Kretins von Schreiberg hatte man mit ihnen keinerlei Vorbereitungen durchgeführt. Nun war nicht mehr die Rede davon, jemanden in die Ukraine zu schicken, denn die Deutschen mussten sich immer weiter zurückziehen. Es stellte sich die Frage: Wohin mit uns? In die Lager zurückschicken, in denen wir vorher waren, oder in ein Lager für die Ostarbeiter.

    Ich lernte die Menschen in diesem bunten Lager immer besser kennen. Nach meinen Beobachtungen erlebten alle einen Zustand völliger Niedergeschlagenheit. Die einen deprimierte es, dass sie nicht in die Ukraine kommen würden, andere sorgten sich um ihre eigene Haut, weil sie Angst vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Deutschland hatten. Diese logen sich vor, dass die deutsche Armee unbesiegbar sei. Ich verspürte ein überwältigendes Verlangen, die einen zu unterstützen und die anderen zu verurteilen. Ich vergaß zu oft, dass es unter uns Gestapo-Agenten geben konnte und wahrscheinlich auch gab. Davon konnte ich mich bald aus eigener Erfahrung überzeugen, denn im September 1943 wurde ich von der Geheimpolizei abgeholt und verhaftet.

    Berlin-Alexanderplatz – Gestapogefängnis

    – Alles Weitere über Sie ist uns aus den erbeuteten Gestapo-Archiven und von den Aussagen derer bekannt, mit denen Sie im Gefängnis und im KZ waren. Beantworten Sie dennoch einige unserer Fragen. 

    – Warum haben Sie nicht auf den vernünftigen Rat von Pankratow gehört und sich geweigert, nach Berlin zu gehen? Pankratow hat Sie doch gewarnt, dass der Zeitpunkt nicht mehr fern sei, an dem die Deutschen Sie nicht mehr in die Ukraine schicken konnten?

    – Erstens habe ich schon gesagt, dass es mir schwerfiel, in Neubrandenburg zu sitzen, während im Osten der Krieg herrschte. Zweitens habe ich nicht mit einem so schnellen Zusammenbruch von Hitlers Kriegsmaschine gerechnet und geglaubt, dass ich noch in die Ukraine kommen würde. Ich möchte darauf hinweisen, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keine zweite Front gab und die sowjetischen Truppen allein gegen Nazideutschland kämpfen mussten, das das industrielle Potenzial von ganz Europa mobilisiert hatte. Außerdem wartete ich mit Sorge, wie sich die Türkei und Japan verhalten würden, gegen die wir wahrscheinlich beträchtliche Teile unserer Truppen abgezogen hatten. Ich rechnete nicht mit einer vollständigen Niederlage der Nazis vor Ende 1945.

    – Wissen Sie, wer Sie an die Gestapo verraten hat?

    – Ich weiß es nicht. Vielleicht Oparin. Das war so einer. Er stellte sich als Ingenieur vor, Sohn des Akademiemitglieds Oparin. Er hörte oft bei meinen Gesprächen zu, und seine ablehnende Haltung gegenüber allem Sowjetischen war aus einzelnen seiner Äußerungen ersichtlich.

    – Ja, es gab einen solchen Oparin, nur war er weder Ingenieur noch der Sohn eines Akademikers. Er war ein einfacher Handwerker, der übrigens wegen Betrugs im Gefängnis gesessen hatte. Aber nicht er hat Sie verraten. Es war Irschinskij. Erinnern Sie sich an ihn? Er wurde noch vor dem Krieg von der Gestapo rekrutiert.

    – Ja, natürlich erinnere ich mich an Irschinskij. Er sprach nie über seine Weltanschauung, aber er versuchte immer, mich zum Reden zu bringen. Wo ist er jetzt? Im Gefängnis? fragte ich.

    – Nein. Er dient uns und ist im Moment dort, wohin man ihn befohlen hat. Und jetzt sagen Sie mir, welche Fehler, um es milde auszudrücken, haben Sie in dieser Zeit gemacht?

    – Heute ist es leicht, die eigene Vergangenheit zu analysieren. Fehler im Nachhinein zu finden. Aber damals schien es mir, dass ich alles richtig machte. Ich ging zu dem Bahnwärterhäuschen, in dem die Deutschen waren, anstatt bis zum Einbruch der Dunkelheit im Mais zu liegen. Aber wegen meiner Gehirnerschütterung konnte ich nicht klar denken, und das einzige, woran ich dachte, war, an Wasser zu kommen. Und wenn ich mich nachts dieser Hütte genähert hätte, hätten sie mich einfach erschossen, denn weglaufen konnte ich nicht. Um den Deutschen nicht in die Hände zu fallen, hätte ich mich bei einigen alten Leuten in der Ukraine niederlassen können. Es war möglich, nach einer solchen Gelegenheit zu suchen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie ich zu jener Zeit diese lange Zeit hätte einfach absitzen können. Und überhaupt, obwohl ich nicht an eine Vorbestimmung glaube, fühlte ich mich von Anfang an zum Untergang verurteilt. Nach meiner Verhaftung dachte ich, dass mein Schicksal besiegelt sei, denn ich wusste, dass es nur zwei Wege aus den faschistischen Mauern gab: entweder die Erschießung im Gefängnis oder ein langsamer Tod in einem Konzentrationslager.

    – Warum haben Sie sich in diesen Lagern keine Notizen gemacht, um sie an uns weiterzugeben, falls Sie überleben sollten?

    – Solche Notizen zu behalten, wenn man die Säuberungen in den Gefängnissen und Lagern überstanden hat, war unmöglich. Ich habe einige meiner Notizen einer Frau aus diesem Sammellager gegeben, aber sie enthielten nichts von Bedeutung.

    – Wie lautete der Familienname dieser Frau?

    – Ich weiß es nicht mehr.

    Der Chef von Michailow blätterte in einer Mappe. Dann sagte er:

    – Ihr Familienname ist Krawtschenko. Sie hat auch etwas über Sie geschrieben. Wesentliches stand nicht in ihren Notizen, aber etwas war für uns dennoch nützlich. 

    – Wo ist diese Krawtschenko jetzt? fragte ich.

    – In der Heimat, in der Region Odessa. Wenn Sie sich dafür interessieren, erfahren Sie die genaue Adresse später. Und jetzt, sagen Sie mir, mit wem hatten Sie außerhalb dieser unglückseligen Schulungen noch Kontakt?

    – Mit niemandem.

    – Und zu wem sind Sie so oft gegangen, wenn Sie das Lager verlassen haben?

    – Ach, darum geht es …. Auch das wissen Sie also. Krawtschenko hat Ihnen das bestimmt aufgeschrieben.

    – Nicht nur Krawtschenko.

    – Ja, im Laufe einer Woche habe ich das Lager mehrmals verlassen, wobei ich die Tatsache ausgenutzt habe, dass wir uns selbst bewacht haben. Aber das war keine kluge Idee. Ein paar Häuserblocks von uns entfernt, am Ufer der Spree, befand sich nämlich ein kleines Lager für russische Kriegsgefangene, von dem aus sie jeden Tag in irgendeine Fabrik gebracht wurden. Ich beobachtete dieses Lager mehrere Tage lang von verschiedenen Positionen in dem naiven Glauben, dass ich mit ihnen in Kontakt kommen könnte. Das ging, so lange ich die Aufmerksamkeit nicht auf mich lenkte. Beim letzten Mal folgte mir ein dicklicher Mann in Zivil drei Blocks lang, bis er mich aus den Augen verlor.

    Das Gefängnis im Polizeipräsidium am Alexanderplatz nahm einen ganzen Block mit fünfstöckigen Gebäuden ein. An meinem ersten Tag wurde ich in eine riesige Zelle eingewiesen, in der man nur stehen konnte. Die Luft war stickig, es stank, es gab keine Lüftung. Aber die Tür öffnete und öffnete sich, und unsere Zelle füllte sich mit immer mehr Häftlingen. Bei Einbruch der Dunkelheit, als einige von ihnen zum Verhör vorgeladen wurden, wurde die Zelle etwas leerer. Ich verbrachte die Nacht an der Wand, zusammengerollt auf dem Zementboden. Verschiedensprachige Reden, Flüche und sogar Raufereien machten es mir schwer zu schlafen. Und nachdem ich einen Tritt gegen den Kopf bekommen hatte, verbrachte ich den Rest der Nacht im Sitzen. In der Zelle befanden sich offensichtlich auch Kriminelle.

    Am nächsten Tag wurde ich vom Erdgeschoss in den fünften Stock in eine große Zelle mit zweistöckigen nackten Holzkojen verlegt. Jeden Morgen brachte man einen Korb mit Brot, je nach Anzahl der Häftlinge in Scheiben geschnitten, zu je 150 Gramm, und Ersatzkaffee in die Zelle. Mittags gab es eine dünne Suppe, abends auch. Die lange Zeit in diesem Gefängnis verbrachte ich in verschiedenen Zellen, aber alle glichen einander wie zwei Wassertropfen. Der Zellenchef war in der Regel ein deutscher Krimineller. Er sprach nie mit den Gefangenen. Seine Zunge wurde durch einen Gummiknüppel ersetzt, den er immer unter der linken Achselhöhle hielt. Doch die Häftlinge selbst hinderten ihn daran, von seinem Recht Gebrauch zu machen, ihn zu missbrauchen. Ich war einmal selbst Zeuge eines derartigen Vorfalls. Der Zellenchef wandte sich an einen Jugoslawen, nachdem er ihm zuvor mit dem Knüppel in die Seite gestoßen hatte. Der Jugoslawe überlegte nicht lange, riss dem Aufseher seine „furchtbare“ Waffe aus der Hand und warf sie in eine Ecke der Zelle. Dem Zellenchef blieb nichts anderes übrig, als kleinlaut in die Ecke zu gehen, um seinen Schlagstock zu suchen.

    In diesem Gefängnis, in Zellen wie der unseren, saßen Menschen verschiedener Nationalitäten: aus der Sowjetunion, aus Polen, Jugoslawien, in geringerer Zahl Deutsche und Franzosen, meist Mitglieder der antifaschistischen Bewegung. Ohne Sprachkenntnisse war es sehr schwierig, sich zu verständigen, aber wir wollten uns unterhalten, und so wurde Deutsch die internationale Sprache in unserer Zelle, denn jeder kannte zwei oder drei Dutzend deutsche Wörter. Ein Hofgang wurde uns nie gewährt, wahrscheinlich weil das Gefängnis überfüllt war. Aber jede Woche wurden wir einer sanitären Behandlung unterzogen. Während sie uns zur Dusche brachten, wurden unsere Kleider in eine Gaskammer gesteckt, wonach sie bis zum Brechreiz stanken. Die Wände und Böden der Zelle wurden mit einer Art Lösung zum Ersticken behandelt, die mir Kopf- und Lungenschmerzen bereitete.

    Von Zeit zu Zeit wurden die Häftlinge zu Verhören gerufen, nach denen sie entweder so zerschlagen zurückkehrten, dass sie nicht mehr allein zu den Holzkojen gehen konnten, oder sie kehrten überhaupt nicht mehr zurück. Wohin diese Menschen gebracht wurden, ob zur Erschießung oder in ein Konzentrationslager, wussten wir nicht. Wir hatten so viel über Konzentrationslager gehört, dass es schwer zu sagen war, wovor wir mehr Angst hatten, vor dem Konzentrationslager oder der Erschießung. Aus den Erzählungen der Gefangenen wussten wir, dass es keinen Ausweg aus diesem Gefängnis gab. Aber sie hielten einen auch nicht lange hier fest. Deshalb wartete jeder von uns darauf, dass sein Schicksal von Tag zu Tag entschieden wurde.

    Aber nichts geschah. Einige Gefangene wurden weggebracht, andere, meist Bürger der Sowjetunion, die in Deutschland oder in den okkupierten Gebieten verhaftet worden waren, wurden hierhergebracht. Die Menschen erzählten wenig über sich selbst. Meistens erinnerten sie sich an die Vorkriegszeit.

    Ich hatte noch nie so viel freie Zeit. Ich dachte ständig an die Zeit vor und während des Krieges. Manchmal erschien mir mein Leben sinnlos, ein einziger Fehler. Obwohl, wenn ich es analysierte, bereute ich dennoch nichts: Ich hatte niemanden verletzt, niemandem etwas zuleide getan. Möglicherweise habe ich nichts Herausragendes oder Heldenhaftes getan, aber ich war mir sicher, dass ich es zweifellos getan hätte, wenn die Umstände es erfordert hätten. Sehr oft habe ich auch über die Momente gegrübelt, in denen ich es für möglich hielt, eine Flucht aus Deutschland zu riskieren. Obwohl die Erfahrung derjenigen, die mit mir in derselben Zelle saßen, zeigte, dass eine solche Flucht zum Scheitern verurteilt war. Denn jedes beliebige deutsche Kind konnte einen verraten und sofort losrennen, um den Erwachsenen zu berichten, was es gesehen hatte. Ich dachte auch an meine Familie. Daran, dass meine Frau und meine drei Kinder irgendwo im fernen Grosny lebten. Ich war sicher, dass sie in Sicherheit waren, denn ich wusste, dass die Deutschen die Stadt nicht eingenommen hatten. Es tat mir leid, dass sie nie erfahren würden, was mit ihrem Vater geschehen war. Manchmal dachte ich, dass es so vielleicht am besten war. Immerhin würden sie denken, dass ihr Vater einen tapferen Tod gestorben ist, indem er mehr als ein Dutzend deutsche Invasoren getötet hat.

    Immer häufiger waren die Sirenen für Fliegeralarm zu hören. Es wurde bekannt, dass es sich um britische Aufklärungsflugzeuge handelte. Einer der Neuankömmlinge erzählte uns, dass unzählige Flugzeugstaffeln vier Nächte hintereinander Hamburg bombardiert hätten. Er erzählte uns auch, dass andere Industriestädte im Westen Deutschlands ebenfalls angegriffen worden waren. Alle rechneten damit, dass früher oder später auch Berlin an der Reihe sein würde.

    Nach einiger Zeit begannen regelmäßige Angriffe. Meistens nachts. Wenn es elf Uhr wurde, ertönte der Fliegeralarm. Gefolgt vom Feuer der Flugabwehrkanonen und den Explosionen der von den Flugzeugen abgeworfenen Bomben. Und so ging es jeden Tag: Ein Geschwader zog vorbei, warf seine tödliche Ladung ab und dann war es wieder still. Die Bomben fielen mal weiter mal näher zum Zentrum. Es gab Optimisten, die behaupteten, die Amerikaner wüssten, wo sich das Gefängnis im Polizeipräsidium befand und sie würden uns nicht bombardieren. Die Gefängniswärter begaben sich bei Alarm in den Luftschutzkeller, und die Gefangenen blieben auf allen Etagen in ihren Zellen eingeschlossen.

    Es kam das Gerücht auf, die Briten und Amerikaner hätten in Nordfrankreich eine zweite Front eröffnet. Die Flugzeuge wurden wahrscheinlich auch dort gebraucht, so dass die Angriffe auf Berlin recht selten wurden.

    Eines Tages brachten sie einen Panzertechniker in unsere Zelle. Ein Russe. Er erzählte uns, dass er mit seiner Frau zusammen verschleppt wurde. Sie wurde in demselben Gefängnis als Geisel gehalten. Man habe ihm einen Job in einer Panzerfabrik angeboten und wenn er ablehne, würden er und seine Frau erschossen werden.

    -–„Wollen Sie nicht für sie arbeiten?“ fragte ich.

    – Nein, natürlich nicht.

    – Und gegen sie kämpfen?

    – Und wie?

    – Es ist schwierig für mich, Ihnen etwas zu sagen, solange Sie hinter Gittern sind. Aber unter anderen Bedingungen ist ein Kampf möglich. – Ein paar Tage später wurde er vorgeladen und kam nicht mehr zurück.

    Die dicken Gitterstäbe an den Fenstern hinderten die Luft nicht daran, in die Zelle zu gelangen. Es war sogar möglich, das Fenster zu öffnen. Eines Nachts hörten wir am Fenster, wie eine Frau aus dem Gebäude gegenüber ein russisches Lied wunderschön und wohlklingend sang. Irgendwo heulten Luftschutzsirenen, Bomben explodierten, doch sie sang weiter: „Mein Land, mein Moskau, du bist mein Liebstes“. Sie sang verschiedene, allen Russen bekannte Lieder, bis die Sirenen Entwarnung gaben. Fast alle Insassen unseres Gefängnisses hörten sie. Vier Nächte hintereinander hörten wir ihre Stimme. Und dann sang sie nicht mehr. Wir vermissten sie furchtbar. Selbst in den kältesten Nächten öffneten wir das Fenster in der Hoffnung, ihre Stimme zu hören.

    Die Wachen, die ständig auf dem Korridor waren, wechselten nach ihren Schichten. Eines Tages erschien ein neuer Wärter, ein alter Mann in den Sechzigern. Wenn er die Zelle für diejenigen öffnete, die uns Kaffee oder Brei brachten, schaffte er es, unserem Zellenchef einige Neuigkeiten zuzuflüstern. Von da an waren wir relativ gut über die Lage an der Front informiert und erfuhren von den Ergebnissen der letzten Angriffe auf Berlin.

    Eines Tages erschien ein Mann in Zivil an der Tür unserer Zelle und rief laut: „Nikolaus!“

    Hier!  antwortete ich und ging auf ihn zu. Also war ich nun an der Reihe. Mein Herz krampfte sich zusammen. Noch nie war jemand nicht traumatisiert von einem Verhör zurückgekehrt, moralisch und physisch. Im Handumdrehen hatte mir der Mann in Zivilkleidung Handschellen angelegt. Das war neu. Aus unserer Zelle war noch nie jemand mit solchen Vorsichtsmaßnahmen zum Verhör abgeführt worden. Wir gingen die Treppe hinunter und überquerten den Innenhof. Dann das Büro des Vernehmungsbeamten. Er merkte schnell, dass man ihm versehentlich einen anderen gebracht hatte. Ich wurde in meine Zelle zurückgebracht. Es folgte ein neuer Aufruf: „Mario Nikolaus!!!“

    Ohne ein Wort zu sagen, ging ein großer junger Mann, den wir für einen Franzosen hielten, auf den Ausgang zu. Es wiederholte sich das Anlegen der Handschellen. Der Franzose verabschiedete sich mit einer Geste von uns, und sie gingen. Er kam nicht mehr zu uns zurück. Wer war dieser Nikolaus, der deutsch, französisch, spanisch, englisch und italienisch sprach und mit dem wir eine gemeinsame Sprache fanden, obwohl ich keine dieser Sprachen beherrschte? Später hieß es, er war ein Spanier, der Verbindungen zum deutschen Untergrund hatte. Aber das war später…

    Kurz bevor uns wieder irgendein Gebräu gebracht werden sollte, öffnete sich die Tür und ein Mann wurde mit großer Kraft hineingestoßen. Er stand wieder auf, rannte zur Tür und begann zu fluchen. Doch die Tür wurde vor ihm zugeknallt. Der Zellenchef kam auf ihn zu, packte ihn am Kragen und führte ihn zu einer freien Koje. 

    Plötzlich stürzte mein Kojengenosse, ein Arbeiter aus Charkow, zu mir und flüsterte: „Sie haben einen Provokateur eingeschleust. Ich kenne ihn. Und er kennt mich. Seinetwegen haben viele Menschen gelitten.“ Wir informierten alle in unserer Zelle, auch den Zellenchef. Während des Abendessens kam dieser zu mir und sagte mir, ich solle auch für meinen Nachbarn etwas zu essen holen. In der Zwischenzeit machte der eingeschleuste Provokateur aktiv Bekanntschaft mit einigen Häftlingen und verhielt sich so, als sei sein Aufenthalt in der Zelle für ihn eine ganz normale Sache. Alle schauten sich an und flüsterten miteinander. Die Jugoslawen hatten bereits begonnen, den Zellenchef zu „bearbeiten“. Eine Stunde nach dem Abendessen stand mein Nachbar von der Koje auf und trat ganz nah an den Provokateur heran: „Meine Hochachtung an Kalenom! Dort sind wir uns begegnet, du Widerling!“

    Zuerst sprang er überrascht zurück, dann warf er sich mit aller Kraft gegen die Zellentür. Aber die Jungs waren schon zur Stelle. Sie warfen ihn zu Boden, zerrten ihn in eine entfernte Ecke, und nach einer Weile war er tot. Sie nahmen ihm den Gürtel ab und hängten den „Selbstmörder “ daran auf.

    Diese Nacht war besonders hart. Nach dem Fliegeralarm rollte eine Welle von Flugzeugen nach der anderen über Berlin und den Alexanderplatz. Schon nach wenigen Minuten verstummte die niedergehaltene Flugabwehrartillerie. Die Bomben explodierten erst irgendwo in der Ferne, dann immer näher und näher. Alle lauschten in unglaublicher Spannung dem immer lauter werdenden Heulen. Von Zeit zu Zeit erschütterte ein furchtbares Grollen das ganze Gefängnis. Der an den Gittern des Fensters aufgehängte „Selbstmörder“ schien sich zu bewegen. Gegen Ende der Nacht hörte dieser Totentanz endlich auf. Der Zellenchef rief einen Wärter und zu zweit schleppten sie den Körper des „Selbstmörders“ auf den Korridor hinaus.

    Wenig später erfuhren wir, dass während des nächtlichen Bombardements drei Bomben in einem der Gefängnisgebäude eingeschlagen waren. Es gab viele Tote und Verwundete. Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür unserer Zelle und vierzig Häftlinge, die den Bombenangriff überlebt hatten, wurden hereingebracht. Am Ende des Tages wurden sie auf dem Hof in Autos mit geschlossener Ladefläche verladen und irgendwohin gefahren. Gegen Ende der nächsten Nacht, in den frühen Morgenstunden, wurden wir erneut durch Fliegeralarm geweckt. Es gab jedoch keine Bombardierung. Nur einzelne Flugzeuge kreisten hoch am Berliner Himmel. Berlin ging in Rauch und Flammen unter.

    Mein Nachbar, der Arbeiter aus Charkow, fragte mich, was ich von dem „Selbstmord“ des Provokateurs halte. Ich antwortete, dass ich unter den gegebenen Umständen keine andere Möglichkeit sah. Aber an diese Geschichte sollte man sich erinnern. Denn am Ende des Krieges werden die „Heldentaten“ dieses Provokateurs wahrscheinlich bekannt werden. Und wenn es jemandem von uns gelingt, zu überleben … Mein Nachbar dachte darüber nach und sagte: „Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns überleben wird. Wir werden unter den Trümmern dieses Gefängnisses sterben. Bald wird ganz Berlin in Trümmern liegen.“ Er sollte Recht behalten. Mit angehaltenem Atem warteten wir, was uns die neue Nacht bringen würde.

    Um 23.00 Uhr heulte die Sirene erneut, gefolgt von den Schüssen der Flugabwehrkanonen, gefolgt von dem Heulen der Flugzeuge und den Explosionen der abgeworfenen Bomben. Anhand der Geräusche konnten wir die Flugrouten der Geschwader bestimmen. Während der Bombardierung zogen sich alle Einwohner Berlins für die Nacht in die Keller und Bunker zurück. Nur die Gefangenen des Zentralgefängnisses blieben in ihren Zellen und warteten auf ihr Schicksal. Wir hofften, dass die britischen Piloten unseren Standort kannten, aber wahrscheinlich wussten sie, dass sich zwei Blocks von uns entfernt die wichtigsten Einrichtungen der Gestapo befanden. Wir wollten über nichts nachdenken oder reden, denn jeder lebte mit den Eindrücken der vergangenen Nacht und wartete auf die der neuen. Das infernalische Heulen und Pfeifen der herannahenden Bomben machte die Menschen wahnsinnig. Das Gefängnisgebäude bebte, als hätte es kein Fundament mehr. Die Schwächeren warfen sich gegen die Fenstergitter und begannen verzweifelt zu schreien. Nach der Entwarnung hörte man Weinen.

    Nach einer dieser Nächte wurden zwei Personen aus unserer Zelle abgeholt, weil sie offensichtlich den Verstand verloren hatten. Viele wollten sogar, dass man sie zum Verhör vorlud, um eine Hinrichtung an Ort und Stelle zu provozieren, nur um diese nächtliche Folter zu vermeiden.

    Am Ende des Winters 1943/44 wurde Berlin mehrere Nächte lang nicht bombardiert, obwohl dennoch einzelne Flugzeuge auftauchten. Nach dieser kurzen Pause begannen die Bombardierungen allerdings wieder zuzunehmen. Die Flugzeuge zogen Welle um Welle über den südlichen Teil der Stadt und verwandelten alles auf ihrem Weg in Trümmerhaufen. Jetzt waren wir an der Reihe. Die Explosionen erschütterten das Nachbargebäude unseres Gefängnisses, und die Schreie der Eingeschlossenen erfüllten das Viertel. Nach einer Weile wurde auch unsere Zelle durch Explosionen erschüttert. Die Nachbarzelle wurde völlig zerstört, und in unserer Zelle brach die angrenzende Wand heraus. Dann versuchten wir, die Zellentür mit Hilfe der schweren Kojen aufzubrechen. Sie hielt den starken Schlägen nicht stand und brach in sich zusammen. Alle Häftlinge stürmten nach unten. Zu dieser Zeit wurde der Fliegeralarm aufgehoben. Die Häftlinge aus den verschiedenen Zellen drängten sich im Innenhof des Gefängnisses. Zwei Maschinengewehrschützen standen neben dem Metalltor. Zu ihren Füßen lagen bereits mehrere Leichen von Häftlingen, die versucht hatten, die Gefängnistore zu stürmen. Wir konnten das Stöhnen der Verwundeten unter den Trümmern des Gefängnisgebäudes hören. Als der Morgen anbrach, kamen geschlossene Lastwagen, in die alle Gefangenen wahllos hineingeschoben wurden. Wir wurden irgendwohin außerhalb der Stadt gebracht. In einem Wald wurden wir ausgeladen und in ein kasernenartiges Gebäude gebracht. Ich fand mich in einer sehr großen Zelle ohne Kojen wieder. Nur der Boden war mit Stroh ausgelegt. Alle, die aus unserem Gefängnis in diese Zelle gekommen waren, warfen sich auf das schmutzige Stroh, in der Hoffnung, trotz des Hungers, der uns alle quälte, einschlafen zu können.

    In einem Lager außerhalb von Berlin

    Endlich wurden die Nächte ruhig. Nur manchmal erreichten uns entfernte Bombenexplosionen. Wir waren sicher, dass uns hier im Wald, weit weg von Berlin, niemand bombardieren würde. Es kam uns sogar so vor, als hätten uns die Nazis vor dem drohenden Tod unter den Trümmern der Stadt gerettet.

    Der Abtransport der Häftlinge nach der Bombardierung erfolgte so spontan, dass es für die Gestapo praktisch unmöglich war, festzustellen, wer wer war. Später wurde man sich dessen bewusst und begann, die Namen aller Häftlinge aufzuschreiben und zu vermerken, wer in welcher Zelle saß. Das gab einigen die Möglichkeit, nach denjenigen benannt zu werden, die unter den Trümmern des Berliner Gefängnisses starben und deren „Schuld“ vor Hitlers Regime weniger bedeutsam war. Ich lernte neue und interessante Menschen kennen. Näher standen mir diejenigen, die auch unter diesen Bedingungen ihre Geistesgegenwart nicht verloren haben. Aber natürlich erzählte niemand ausführlich von sich. Es war nicht üblich, zu fragen und zu antworten, weswegen man im Gefängnis war, wer man war, ob man Kommunist war. Obwohl ich immer viele Gesprächspartner hatte und es viel zu reden gab, über die Unausweichlichkeit unseres Todes sprach niemand. Ganz im Gegenteil. Wir wollten glauben, dass das deutsche Volk zusammen mit den alliierten Truppen die Kraft finden würde, Hitlers Regime zu stürzen, und dann würden sich die Gefängnistüren öffnen. Aber wir kannten das Innenleben Deutschlands zu gut, um ernsthaft darauf zu hoffen.

    Ich erinnere mich gut an einen Mann in den Vierzigern. Dünn, blondes Haar. Wir nannten ihn Dmitri Iwanowitsch. Irgendwie wurde er plötzlich die Seele aller Häftlinge. Auf seinem Gesicht lag immer ein Lächeln. Wenn er uns etwas erzählte, hörten ihm alle Häftlinge wie gebannt zu. Er erzählte von Dingen, die nichts mit der schrecklichen Realität zu tun hatten, als ob es keinen Krieg gäbe und seine Heimat irgendwo außerhalb der Erde läge. Alle hörten seinen Geschichten und Erzählungen mit großem Interesse zu. Er erzählte von Mut und Geistesstärke und wiederholte immer wieder, dass die Lebenden über das Leben nachdenken sollten. Nach seinen Erzählungen verspürten alle noch stärker den Wunsch zu leben. Seine Märchen wurden nicht immer zu Ende erzählt; man spürte die Phantasie des Erzählers und seine außerordentliche Gelehrsamkeit. Er war etwa sechs Tage lang in der Zelle. Keiner wusste, wer er war und woher er kam. Alle Fragen beantwortete er mit einem Witz oder einer Geschichte. Eines Tages öffnete sich die Tür und ein SS-Offizier kam mit einem Wachmann, um ihn zu holen. Abrupt wandte er sich an die Gefangenen und sagte: „Lebt wohl, Kameraden! Erinnert Euch an einen russischen Menschen.“ Und selbst in diesem Moment lächelte er. Der Wachmann ließ ihn nichts mehr sagen. Wie ein Raubtier stürzte er sich auf seine Beute. Der Gefangene stürzte und erhielt einen schweren Schlag mit dem Stiefel in die Seite.

    Der Offizier wartete, während er sich langsam im Korridor erhob und sich mit der linken Hand krampfhaft an der Wand festhielt. Seine rechte Hand zitterte. Der Wachmann, der aus seiner Starre erwachte, schlug dem der Tür am nächsten stehenden Gefangenen mit dem Gummiknüppel ins Gesicht und knallte die Zellentür krachend zu. Die Stimme dieses „russischen Mannes“ hallte noch lange in den Seelen der Häftlinge nach.

    Ich erinnere mich an eine seiner Erzählungen. Ich hatte sie weder vorher noch nachher irgendwo gehört.

    Es war einmal ein Leibeigener namens Miron. Und er hatte einen Sohn Makar. Makar liebte Dunka, ein Mädchen vom Hof. Makar sagte zu seinem Vater Miron: “ Verheirate mich, Vater, mit Dunka.“ „Warte, mein Sohn“, antwortete Miron. Es liegt nicht in meiner Macht. Mit wem der Herr Dunka verheiraten will, dem wird er sie zur Frau geben. Welche Frau er mit dir verheiraten will, diese Frau wird er Dir geben. Warte, bis wir uns vom Herrn freigekauft haben, dann wirst du heiraten.“

    Und so bat Miron den Herrn um das Lösegeld. Der war einverstanden und setzte den Preis auf 200 Rubel fest. 

    Aber Miron hatte nur 100 Rubel. Der Herr sagte: „Gib mir jetzt 100 Rubel, und in einem Jahr gibst du mir die restlichen 100. Aber wenn du sie in einem Jahr nicht gibst, wirst Du weder frei sein noch diese 100 Rubel haben.“ 

    Miron war einverstanden und sprach zu Makar: „In einem Jahr werden wir frei sein. Wir werden die 100 Rubel irgendwie abarbeiten, wir werden nicht das Pferd, nicht die Kuh und nicht das Haus verkaufen, aber wir werden frei sein.“ 

    Das Jahr ging bald zu Ende, und Miron konnte das Geld nicht verdienen. Und dann stahlen Diebe das Pferd vom Hof, die Kuh verendete, und zum Schluss brannte das Haus ab. Böse Zungen sagten, das sei alles die Tat des Herrn. Aber niemand hat es gesehen. Und damit Miron nicht länger an die Freiheit dachte, gab er Makar für 25 Jahre zu den Soldaten. So starb Makars Hoffnung, Dunka zu heiraten.

    Makar diente Väterchen Zar treu. Er diente ein Jahr um das andere. Und im dritten Jahr war es, dass sie eine kostbare Ikone der Gottesmutter von Kasan nach Kiew transportierten. Und Makar wurde mit der Bewachung dieser Ikone betraut. Einmal saß Makar nachts in einem Dorf in einer Hütte und bewachte die Ikone, ohne zu schlafen, und als er die Ikone ansah, dachte er: „Hier stehst du auf dem Tisch, Mutter Gottes. Du trägst viele kostbare Steine. Und nur einer Deiner Steine ist genug für mich, um meine Freiheit zu bekommen und Dunka zu heiraten.“

    Am Morgen kommt der Natschalnik der Wache in die Hütte und sieht: Auf dem Tisch steht eine Ikone mit zerbrochenem Glas, und Makar kniet vor ihr und betet. Und als er sein Gebet beendet hat, sagt er: „Letzte Nacht ist ein Wunder geschehen, Euer Ehrwürden. Ich sitze hier, betrachte die Ikone und denke bitterlich, dass sie mich für 25 Jahre zu den Soldaten gegeben haben, und jetzt werde ich meine Dunka nie wieder sehen, weil ich kein Geld habe, um mich beim Herrn freizukaufen. Gerade als ich dies dachte, sah ich, wie die Mutter Gottes zum Leben erwachte, das Glas zerbrach und mir einen ihrer Edelsteine reichte. Hier ist er, Euer Ehren. Nehmt ihn.“

    Der Aufseher bekam Angst und begann Makar zu foltern. „Du lügst. Du hast das Glas selbst zerbrochen, und jetzt erfindest Du ein Wunder.“ Aber Makar bekreuzigt sich und sagt immer wieder: Es ist ein Wunder geschehen, mehr nicht.

    Was tun? Es musste dem Generalgouverneur Bericht erstattet werden. Der brachte einen Priester mit. 

    Und wieder wurde Makar verhört: „Gestehe, Sklave Gottes!“ 

    Und egal, wie sehr sie auch auf ihn einredeten, Makar beharrte auf seinen Worten.

    29.04.2025

    Krieg gegen Russland? Das Schicksal von Iwan Nikolajew ist uns eine Mahnung!   (III von III)

    Es blieb nichts anderes übrig, als nach Moskau zu schreiben. Eine Kommission kam. Erneut wurde wieder alles auseinandergenommen, aber das Ergebnis war das gleiche. Dann erstattete der Erzbischof von ganz Russland dem Obersten Kirchenrat Bericht und sagte: „Ob es nun ein Wunder gab oder nicht, wir müssen es anerkennen, denn das Gerücht darüber hat sich bereits im ganzen Gouvernement verbreitet, und Tausende von gläubigen Pilgern kommen zu diesem Haus. Durch die Anerkennung dieses Wunders werden wir der Kirche nur nützen.“


    Am nächsten Tag wurde das Dekret von Väterchen Zar verkündet:

    „Wir, Alexander der Zweite, Alleinherrscher von ganz Russland, Zar von Polen, Fürst von Finnland, Estland, Kurland und so weiter und so fort, teilen hiermit unseren treuen Untertanen mit, dass im Dorf Nesmyschlyaevka, Provinz Penza, am 12. Juni 1830 ein Wunder geschehen ist. Als der Soldat Makar nachts Dienst hatte, wurde die Heilige Gottesmutter von Kasan in einer Ikone lebendig, zerbrach das Glas und reichte Makar einen der Edelsteine. Sie tat dies als Antwort auf Makars Gebet, in dem er sie bat, ihm zu helfen, sich vom Herrn zu befreien und das Hofmädchen Dunka zu heiraten. Die Tatsache des Wunders wurde von der Kommission der Heiligen Synode überprüft und vom Erzbischof von ganz Russland bestätigt.

    Indem wir unsere treuen Untertanen von diesem Wunder in Kenntnis setzen, befehlen wir: Makar und seine ganze Familie aus der Leibeigenschaft zu entlassen; Makar mit dem Hofmädchen Dunka zu verheiraten; Makar und seine ganze Familie an den Zarenhof zu bringen; Makar eintausend Rubel zu geben, damit er sich selbst versorgen kann.

    Und wir befehlen auch, in Zukunft solche Wunder nicht mehr zuzulassen.“

    Hier in diesem „Waldgefängnis“ wurden einige auch zum Verhör vorgeladen. Doch später wurde klar, dass die Deutschen eher an Informationen interessiert waren, die Aufschluss über andere Gefangene, ihre Verbindungen, Identitäten usw. geben würden. Als es ihnen nicht gelang, das Ihrige zu erfahren, griffen sie auf den Einsatz von Stöcken oder Metallstangen zurück. An den Gefangenen selbst waren die Hitlerleute nicht interessiert. Ihr Schicksal war bereits vorherbestimmt – Konzentrationslager oder Erschießung.

    Es kam der Tag, an dem sie begannen, alle einen nach dem anderen zum Verhör zu holen. Auch mich holten sie.

    – Nachname, Vorname, Vatersname. Ich antwortete.

    – Wo waren Sie?

    – Im Sammellager, wo sie Häftlinge sammelten, die in die Ukraine geschickt werden sollten.

    – Weshalb sind Sie im Gefängnis?

    – Das weiß ich nicht.

    – Was glauben Sie?

    – Ich glaube, wegen loser Zunge.

    – Propaganda?

    – Sagen wir es so, obwohl das ein zu großes Wort ist.

    – Sie sagten, die Sowjets würden siegen und Deutschland würde spätestens in einem Jahr besiegt sein?

    – Ja, das habe ich gesagt.

    – Worauf stützen Sie sich bei dieser Aussage? Wer hat Sie auf solche Gedanken gebracht?

    – Das hat mir niemand gesagt. Ich wollte nur, dass es so ist. 

    Der Ermittler starrte mich an, als sei ich verrückt.

    – Ich lobe Sie für Ihre Offenheit.

    – Ich habe nichts zu verlieren.

    – Warum sagen Sie das? Wollen Sie nicht leben, wollen Sie nicht nach Hause zu Ihrer Familie?

    – Niemand wird mich zu meiner Familie zurückkehren lassen, ganz gleich, wie der Krieg ausgeht. Und meine Familie zu verlieren, bedeutet für mich, mein Leben zu verlieren.

    Dann befragte mich der Ermittler etwa vierzig Minuten lang zu meiner Vergangenheit, ob ich ein Kommunist sei, usw.

    – Warum sind Sie gegen Deutschland eingestellt?

    – Das bin ich nicht. Die Deutschen sind in Russland immer geachtet worden. Wir haben eine ganze Reihe deutscher Siedlungen. Und wenn Deutschland und Russland sich gegenseitig die Hand der Freundschaft reichen würden, wäre das Leben viel fröhlicher.

    – Wir wollen euch Russen von den Bolschewiken befreien!

    – In der Vergangenheit sind einige „Befreier“ zu uns gekommen, aber außer großes Leid haben sie dem russischen Volk nichts gebracht.

    Dieses Mal wurde ich nicht verprügelt, sondern in die Zelle gebracht. 

    Eine Woche später wurden alle aus diesem Gefängnis in einen Zug verladen, der speziell für den Transport von Gefangenen eingerichtet war. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, wir wurden alle in ein Konzentrationslager gebracht. Wir hatten schon viel über solche Lager gehört. Es wurde erzählt, wie die Faschisten dort Menschen massakrierten. Viele von uns, die die Gräueltaten der Nazis erlebt hatten, glaubten an die fantastischsten Vorhersagen ….

    Konzentrationslager Mauthausen

    Aus religiöser Sicht steigt der körperlose Geist des Menschen nach dem Tod in den Himmel auf oder stürzt im schlimmsten Fall in die Unterwelt und lässt hier auf der Erde seine verderbliche Hülle zurück. In der Unterwelt wird dieser leibliche Geist in einer Pfanne gebraten, in einem Kessel gekocht oder ganz allgemein experimentieren die Unreinen mit ihm und machen, was sie wollen. Tut es den Sündern weh oder nicht? Sind sie körperlos? Und wer verteilt eigentlich die Seelen der Verstorbenen, wer kommt in den Himmel, wer in die Hölle? Der Herrgott? Doch aus der Heiligen Schrift wissen wir doch, dass Satan keine Angst vor Gott hat, nicht unter seiner Herrschaft steht.

    Gott schuf Adam und Eva, brachte sie in den Garten Eden, ohne ihnen, außer der Unsterblichkeit, elementare Begrifflichkeiten zu verleihen. Diese Mission übernahm die Schlange, d.h. der Teufel. Sie verleitete Eva dazu, den verbotenen Apfel zu essen. Sie erkannte sofort, wer und was sie war. Sie verköstigte Adam mit dem Apfel, woraufhin sie sich umarmten und in die Büsche zurückzogen. Einen anderen Unterschlupf hatte Gott für sie nicht vorbereitet. Als Gott dann sah, wie fleißig Adam und Eva ihre sündigen Glieder mit Kletten bedeckten, wurde ihm alles klar, er verfluchte sie und vertrieb sie aus dem Paradies, indem er bestimmte: „Seid fruchtbar und mehret Euch und verdient im Schweiße Eures Angesichts Euer täglich Brot.“ 

    Wie sich zeigt, leben wir alle auf Erden durch die Gnade des Teufels, der Adam und Eva erleuchtete. Es stellt sich heraus, dass die Seelen der Toten in den Himmel oder in die Hölle kommen, abhängig davon, wer sie zuerst abfängt, der Teufel – der Bote Satans – oder ein Engel – der Bote Gottes. Unter diesen Umständen ist es eine mühselige Angelegenheit, herauszufinden, was diese Seele ist, wem sie gehört, dem Gerechten oder dem Sünder …

    * * *

    Lang war die Fahrt mit dem Zug durch Deutschland, Polen und Österreich bis zum Konzentrationslager. Das Lager Mauthausen befindet sich im Westen Österreichs in den Bergen nicht weit von Linz. Auf der Fahrt fütterten sie uns so, wie sie es im Gefängnis taten, damit die Lebensfähigsten überlebten. 

    Von der Eisenbahnstation bis zum Lager wurden wir einige Kilometer in einem Treck geführt, von dem ich bis dahin keinerlei Vorstellung hatte. Wir wurden in einer Kolonne mit jeweils fünf Mann in einer Reihe aufgestellt. An jeder Reihe standen zwei SS-Männer mit Hunden, die an den Leinen zerrten und versuchten, sich auf die Häftlinge zu stürzen.

    Das Lager nahm ein riesiges Gelände auf einem Hochplateau ein. Die Steinmauer ragte 5-6 Meter hoch. Auf der Mauer befand sich ein unter Spannung stehender Stacheldraht auf Porzellanisolatoren. An den Zugängen zur Mauer in einem Abstand von 5 Metern war ebenfalls Stacheldraht auf Stangen gespannt. Der Raum zwischen der Mauer und dem Stacheldrahtzaun war ebenfalls mit Draht gefüllt, der in Ringen angeordnet ist. Auch im Inneren des Lagers entlang der Mauer war alles mit Draht versehen. An den Ecken der Mauer und auf den langen Abschnitten standen hohe Türme mit Suchscheinwerfern, auf denen Maschinengewehrschützen postiert waren. 

    Das gesamte Gebiet des Lagers war mit Baracken und Blocks bebaut, mit Ausnahme des Bereichs direkt neben dem Eingang. Hier gab es eine große Fläche, einen Platz. Im gegenüberliegenden, vom Tor entfernten Teil des Lagers waren mehrere Baracken von einer zusätzlichen hohen Steinmauer mit Stacheldraht umgeben: ein Lager im Lager. Später erfuhr ich, dass dort für die Nazis besonders gefährliche Gefangene untergebracht waren. Etwas weiter entfernt befand sich ein freistehendes Krematoriumsgebäude mit einem ständig rauchenden Schornstein. Wir wurden entlang eines langen Barackenblocks rechts vom Tor aufgereiht. Ein langwieriger Zählappell begann. Ein Mann wurde aufgerufen und ein Metallarmband mit einer fünfstelligen Nummer wurde ihm am Handgelenk angelegt. Danach betrat er den Block, zog sich nackt aus und ließ alles auf dem Boden liegen, einschließlich Brillen, Uhren usw.. 

    Nur mit der Nummer am Arm ging der Häftling in den Nebenraum, wo mehrere Friseure an einem Tisch arbeiteten. Der Häftling wurde unter der Maschine rasiert, bis auf Null. Im nächsten Raum befand sich ein Duschraum, dann ein Raum, in dem Unterwäsche aus irgendeinem leichten Kunststoff, Hosen und eine ungefütterte Jacke aus einem gestreiften, etwas dickeren Stoff sowie Holzschuhe ausgegeben wurden. 

    Das gesamte „Dienstleistungspersonal“ in diesem und in den anderen Blöcken bestand hauptsächlich aus deutschen Kriminellen. Es war unmöglich, irgendetwas durch diesen Block mitzunehmen. Ein spezieller Aufseher befahl uns, beim Betreten des Blocks den Mund weit zu öffnen, damit auch dort niemand etwas verbergen konnte. Von diesem Block wurden wir in den Quarantäneblock gebracht, aus dem wir fünf Tage lang nicht herauskamen. Die Häftlinge wurden herausgeholt und schubweise in den Krankenbau geführt, wo der SS-Arzt jeden Häftling zwang, den Mund zu öffnen. Wenn ein Häftling Goldkronen hatte, wurde er zur rechten Tür geführt. Wenn er keine hatte, zur Tür auf der linken Seite. Zuerst verstand ich nicht, was da vor sich ging. Später erfuhr ich das Schicksal derjenigen, die Goldkronen hatten. Sie wurden in einem Quarantäneblock untergebracht und anschließend periodisch in kleinen Gruppen in einen Raum neben dem Krematorium. Dann wurden ihnen die
    Goldkronen herausgerissen, sie in die Gaskammer getrieben und die Toten dann verbrannt….

    Ich hatte keine Goldkronen, ich ging durch die Tür links und wurde in den Häftlingsblock zur Arbeit geschickt.

    Ein Zeitungszitat:

    „30 Kilometer von Ardagger entfernt befindet sich ein weiteres Museum, das die ganze Welt kennt – Mauthausen. Während der Zeit der Naziherrschaft wurden in diesem Todeslager über 120.000 Menschen vernichtet …

    Ich weiß nicht, wie ich über diesen schrecklichen Ort, über diese schrecklichen Tage sprechen soll? Vielleicht sollten wir die Erinnerung nicht stören? Die Seele in Ruhe lassen? Aber die Erinnerung lebt und bedrängt mich unerbittlich. Sie bedrängt mich seit Jahren und wird nicht schwächer. Mir scheint, wenn ich einem Blatt Papier von dieser erlebten Hölle erzähle, kann ich diese schreckliche Last einigermaßen loswerden, und ich werde mich besser fühlen.

    Frühmorgens im Block gibt es das Kommando: „Aufstehen!“. Die Reihen der zweistöckigen Pritschen erwachen sofort zum Leben. Die Häftlinge zerren sich ihre Kleider an, rennen in den Waschraum, in den Toilettenraum. Dann stellen sie sich in einer Reihe auf und erhalten ihr Frühstück: 200 Gramm Ersatzbrot, ein Stück Pferdewurst und einen Becher mit Ersatzkaffee. Das alles wird sofort aufgegessen und die Häftlinge werden aus dem Block getrieben. Dann werden sie in Fünferkolonnen aufgereiht und auf den Lagerplatz gebracht. Dort wird jeder Block getrennt voneinander aufgestellt. Die Blockführer und Schreiber kontrollieren, ob alle an ihrem Platz sind und erstatten dem Lagerführer Bericht. Nachdem er alle Berichte gehört hat, gehen der Lagerführer und eine Gruppe von Sicherheitsbeamten die Kolonnen ab. Nach Abschluss dieser Runde gibt der Lagerführer den Befehl. Alle, die in irgendeiner Weise im Lager beschäftigt sind, treten aus der Formation und verlassen den Platz. Der Rest wird in Arbeitsgruppen eingeteilt und verlässt das Lager unter Bewachung. Dies geschieht jedoch nur in den seltenen Fällen, in denen der Lagerführer apathisch ist. Meistens geht er an den Häftlingen vorbei, spricht sie an, hackt auf ihnen herum und schlägt sie mit einem Gummiknüppel mit Metallkern (diese Knüppel wurden industriell speziell für Gefängnisse und Konzentrationslager hergestellt). Wie auf ein Stichwort hin beginnen dann die ihn begleitenden Offiziere, dasselbe zu tun.

    Am Tor werden die Arbeitsgruppen noch einmal gezählt und machen sich in Begleitung von Kapos (Aufsehern) und Wachen auf den Weg zu ihrem Ziel. Ich gehörte zu einer der Gruppen, die Steine aus dem Steinbruch auf das Gelände des Konzentrationslagers schleppten. 

    Der Steinbruch lag zweihundert Meter vom Lager entfernt. Der Abstieg dorthin erfolgte über eine Treppe, die nach dem Krieg als „Treppe des Todes“ bekannt wurde. Sie hatte genau zweihundert Stufen. Der Steinbruch war ziemlich groß. An verschiedenen Enden des Steinbruchs wurde das Gestein vorbereitet: Es wurde gebrochen, gesprengt, gebohrt … In der Nähe der Steine, die für den Abtransport bereitstanden, und auf dem ganzen Weg die Treppe und den Hang hinauf zum Konzentrationslager standen SS-Soldaten mit Maschinengewehren um den Hals und Stöcken in den Händen. Überall hörte man: „Los! Los!“. Und Schläge auf die Köpfe. Wenn man versuchte, einen leichteren Stein aufzuheben, wurde man mit einem Knüppel geschlagen und von einem Soldaten aufgefordert, einen schwereren oder noch einen Stein zu nehmen. Wenn man eine solche Last trägt, die Treppe hinaufgeht und von den Soldaten getrieben wird, spürt man, wie die Beine zittern, das Herz bis zum Anschlag schlägt und der Atem die Brust zerreißt. Es scheint, dass dies alles ist, wozu du heute fähig bist. Aber nachdem du den Stein in der Nähe des Zauns des Konzentrationslagers abgeworfen hast, gehst du leichtfüßig zum Steinbruch zurück, gehst die Treppe hinunter und lässt die tödliche Müdigkeit irgendwie hinter dir. Wieder hebst du einen Stein hoch und wieder bergauf. Und so weiter bis zum Ende des Arbeitstages, angetrieben von Wachen und Kapos. Die Kapos waren besonders brutal. Dabei handelte es sich ebenso um Gefangene, deutsche Kriminelle, die sich mit einem Gummiknüppel oder einem einfachen Holzstock eine doppelte Portion Brot und Suppe verdienten. Viele Soldaten versuchten, die Gefangenen nicht zu schlagen, wenn kein Offizier in der Nähe war. Aber wehe dem, gegen den der Offizier selbst einen Knüppel erhob. Derjenige wurde in der Regel ins Lager gebracht und dort im Krematorium in Rauch verwandelt. Wenn ein Mensch das nicht aushielt und umkippte, kam ein deutscher Arzt zu ihm, gab ihm irgendein Aufputschmittel zu trinken oder stellte seinen Tod fest. Derjenige, der die „Hilfe“ des Arztes erhalten hatte, musste nach einer Minute weiterarbeiten. Wenn es anfing zu regnen, wurde die Arbeit nicht unterbrochen, nur die Wachen zogen ihre Regenmäntel an. Am Ende des Arbeitstages wurden alle in Fünferkolonnen aufgereiht und zum Lager geführt. Vor dem Tor wurden sie anhand der Listen gründlich kontrolliert, und vom Tor aus wurden sie in Begleitung einiger Kapos zu den Blocks geführt.

    Dann wurde ein Bottich mit Suppe gebracht, und jeder bekam seine Portion. Ohne Brot, versteht sich. Abendessen gab es nicht. Nach einer Weile – Abendappell. Zuerst eine Vorinspektion und dann die Generalinspektion auf dem Platz. Oft tauchte während der Abendinspektion ein mobiler Galgen am Rande des Platzes auf. Das bedeutete, dass heute jemand vor den Augen der ganzen Truppe hingerichtet werden würde. Das Opfer wird aus dem Büro am Tor herausgeführt. Die Hände auf dem Rücken gefesselt. Dolmetscher verkündeten den Gefangenen in verschiedenen Sprachen die Schuld, für die das Opfer gehenkt werden soll. Und dann wurde das Urteil vollstreckt.

    Neben jedem Block standen große Wasserbottiche für den Fall eines Brandes. Bei mehreren Gelegenheiten sah ich, wie die Kapos einen Gefangenen nahmen, ihn auf den Kopf stellten und bis zur Taille in den Bottich tauchten. Nachdem sie ihn einige Minuten lang festgehalten hatten, zogen sie ihn bereits tot heraus. Bei diesen grausamen Massakern war immer entweder ein SS-Offizier oder der Blockführer anwesend. Zwischen Abendkontrolle und Abmarsch zum Schlafen durften die Häftlinge in der Nähe ihres Blocks bleiben. Wenn ein Offizier erschien und „Achtung!“ gerufen wurde, mussten alle strammstehen, bis der Offizier sich entfernte. Und so ging es jeden Tag …

    Jeden Tag wurde jemand in das lagerinterne „Revier“ (Krankenhaus) oder in einen speziellen Block für Arbeitsunfähige gebracht, aus dem nur selten jemand zurückkehrte. Im Grunde gab es nur einen Weg dort heraus – ins Krematorium. Sobald Plätze in den Arbeitsgruppen frei wurden, wurden sie sofort mit neuen Häftlingen besetzt. Einmal saß ich nach der Abendkontrolle mit meinem Lagerkameraden Alexandrow und einem anderen Freund zusammen, der früher Hauptmann genannt worden war. Alexandrow sagte:
    – Ich kann diese Demütigung nicht länger ertragen. Ich werde irgendeinen Offizier mit einem Stein erschlagen.

    Wir schwiegen eine Minute lang.

    – Seid Ihr mal von Hunden gebissen worden?“ fragte der Hauptmann plötzlich.

    – „Was für Hunde?“ Alexandrow war überrascht.

    – Gewöhnliche Hunde mit Schwänzen, wuff, wuff …

    – Ja schon.

    – Und habt Ihr Euch gedemütigt gefühlt?

    – Nun, es sind Hunde.

    – Und was denkst du, was sind Faschisten? 

    Wieder Schweigen …

    – Allein zu kämpfen ist tragisch, fuhr der Hauptmann fort. Wenn du einen Faschisten tötest, werden sie nicht nur dich töten, sondern auch Dutzende andere als Vergeltung. Und Du wirst für deren Tod verantwortlich sein. Habt Geduld. Die Rache ist nicht weit entfernt und niemand kann ihr entkommen. Was waren Sie in der Armee?

    – Sergeant, antwortete Alexandrow.

    – Und ich ein Hauptmann. Meine Worte sollten für Euch einem Befehl gleichkommen.

    – Das ist alles richtig. Nur in solcher Gefangenschaft zu leben ist schlimmer als der Tod. 

    Später sagte Alexandrow, als hätte er meine Gedanken gehört:

    – „Morgen werde ich es nicht mehr aushalten können. Ich werde fallen. Vielleicht sollte ich mir einen Stein auf den Fuß fallen lassen. Ich werde im Revier landen. Dort wird man mich behandeln.“

    – Du kommst nicht ins Revier, sondern ins Krematorium, antwortete ich.

    Am Morgen, während der Inspektion auf dem Platz, hatte ich das Gefühl, dass ich diese Sklavenarbeit nicht mehr aushalten konnte. Wie lange kann ein ausgelaugter Mann Steinblöcke tragen, die manchmal bis zu 50 Kilogramm wiegen?!

    Nach der Kontrolle wurde unser Trupp zusammengestellt, mit neuen Gefangenen aufgefüllt und unter schwerer Bewachung in eine andere Richtung geführt. Wir legten etwa drei Kilometer zu Fuß zurück. Von diesem Tag an wurden wir hierhergebracht, um eine Straße zu bauen.

    Der sandige Untergrund wurde vorbereitet. Ein Teil der Häftlinge brachte die Pflastersteine, ein anderer Teil war mit ihrer Verlegung beschäftigt. Die Arbeit war anstrengend und hart, aber im Vergleich zur Arbeit im Steinbruch kam sie uns wie ein Urlaub vor. Wir werden also noch etwas leben. Alexandrow machte mich darauf aufmerksam, dass es auch in der weiteren Umgebung Posten gab, offenbar für den Fall eines Fluchtversuchs. Irgendwo in der Nähe kläfften Hunde.

    Eines Abends, als wir von der Arbeit zurückkamen, wurde bekannt, dass eine neue Gruppe von Häftlingen in den Quarantäneblock gebracht worden war, der zu diesem Zeitpunkt bereits geräumt war. Auch der an das Krematorium angrenzende Block, in dem die Todeskandidaten untergebracht waren, wurde aufgefüllt. Man öffnete ein Tor in der Steinmauer zum Lager im Lager für Personen, die von den Nazis als besonders gefährlich eingestuft wurden, und es wurden dorthin zwanzig neue Häftlinge eingeliefert, die bis dahin in einer der Kammern des Blocks untergebracht waren, in dem sich das Lagerbüro befand.

    Zu den für alle obligatorischen Inspektionen am Morgen und am Abend wurden niemals Häftlinge aus dem Quarantäneblock, dem Krankenrevier, dem Todeszellenblock oder dem Speziallager gebracht.

    KZ-Außenstelle Mauthausen-Ebensee

    Es vergingen zwei Monate meines „Lebens“ im KZ Mauthausen. Eines Morgens wurde nur ein Teil der Mannschaften zur Arbeit gebracht. Aus irgendeinem Grund wurden wir in die Blocks zurückgebracht. Es gab das Gerücht, dass viele in ein anderes Konzentrationslager geschickt werden sollen. In der Tat bekamen einige der Blocks früher als sonst die Mittagssuppe. Danach wurden wir unter verstärkter Eskorte zum Bahnhof gebracht. Dort wurden wir in Güterwaggons gepfercht, die so voll waren, dass es unmöglich war, sich zu setzen. Wir wussten bereits, dass wir in ein anderes Lager gebracht wurden, eine „Außenstelle“ von Mauthausen – Ebensee. Die Fahrt ging schnell und am Ende des Tages waren wir schon da. Das Lager Ebensee lag nicht weit vom Bahnhof entfernt, in einem Kiefernwald am Fuße eines steilen Felsmassivs. Obwohl es ein „Nebenlager“ von Mauthausen war, war es ziemlich weitläufig. Das Lager hatte keine Steinmauer, war aber auch von einem hohen Zaun mit Stacheldraht umgeben. Im Inneren des Lagers befanden sich die gleichen Blocks und ein Krematorium. Der einzige Unterschied war, dass es keinen einzigen Block für besonders gefährliche „Verbrecher“ gab.

    Die Desinfektion dauerte sehr lange. Es war schon Nacht, als ich an der Reihe war, unter die Dusche zu gehen. Ich wechselte die Kleidung, bekam neue „Holzschuhe“ anstelle von Schuhen. Man brachte warmen „Kaffee“. Alexandrow und ich schafften es, im neuen Block nebeneinander untergebracht zu werden.

    Der ganze nächste Tag wurde mit der Zusammenstellung von Arbeitsteams verbracht. Am folgenden Tag wurden wir zur Arbeit gebracht, wohin alle bisherigen Lagerinsassen gegangen waren. Das war ganz in der Nähe, Tunnel in den steilen Felsen des Gebirges. Irgendeine unterirdische Fabrik. Das Fabrikgelände wurde gerade gebaut. Wir bauten acht parallele Stollen. Am Eingang waren sie niedrig und nicht breit. Aber tiefer drinnen wurden sie breiter und höher. Die fertigen Tunnel waren kilometerlang. Andere wurden gerade erst gebaut. Die Tunnel waren durch schmale Gänge miteinander verbunden. Am Eingang jedes Tunnels befand sich eine arbeitende Pumpe, die Luft durch einen Schlauch bis zum Ende des Tunnels pumpte. Auf diese Weise wurde die staubige und explosionsvergiftete Luft aus den Tunneln gedrückt. In den fertigen Tunneln wurden an den Wänden und an der Decke Zementplatten angebracht, die mit Stahlbetonstützen verstärkt wurden. Deutsche und österreichische Ingenieure überwachten alle diese Arbeiten. Deutsche Offiziere mit Stöcken und Kapos überwachten den Fortgang der Arbeiten. In den Tunneln, die noch gebohrt wurden, war stets das unerhörte Donnern zahlreicher Druckluftbohrmaschinen zu hören. Nach Abschluss der Bohrungen wurden Sprengladungen angebracht, mit denen das Gestein gesprengt wurde. Danach luden die Häftlinge den Schutt auf Waggons und rollten ihn nach draußen. Mir fiel auf, dass das Revier (Krankenstation) in diesem Lager aus zwei Blöcken bestand. Später wurde mir klar, warum. Jeden Tag wurden Dutzende von Verwundeten aus den Tunneln geholt, die durch von der Decke fallende Steine verstümmelt wurden. Wenn ein Stein den Kopf traf, bedurfte der Häftling in der Regel keiner Behandlung mehr. Solche Häftlinge wurden direkt in den Block neben dem Krematorium gebracht.

    Trotz der Gräueltaten der Faschisten ging die Arbeit nur sehr langsam voran. Wenn ein deutscher Offizier auftauchte, erwachte alles zum Leben: Die Kapos schrien, fuchtelten mit Stöcken, die Loren rasten, die Bohrmaschinen gruben sich kreischend in den Fels. Die Häftlinge beluden die Loren mit Gesteinsbrocken. Aber sobald der Offizier zum anderen Ende des Tunnels ging, hörte das Geschrei der Kapos auf und die Arbeit verlangsamte sich allmählich. Die Loren krochen kaum noch. Die Bohrmaschinen ratterten zwar noch in den Bohrlöchern, aber sie gruben sich nicht mehr in den Fels. Der Kapo beobachtete nicht mehr die Arbeiter, sondern das mögliche Herannahen eines Offiziers, um rechtzeitig „Schnell!“ brüllen zu können … Häufiger war jedoch ein leises „langsam, langsam, langsam“ zu hören.

    Es gab auch eine solche Geschichte. In den Tunnel kam ein älterer Mann, offensichtlich ein Ingenieur in Zivilkleidung. Der Kapo hatte ihn noch nie gesehen und brüllte natürlich „Schnell!“. Der Ingenieur sagte irgendetwas Grobes auf Deutsch zu ihm, und er hörte sofort auf zu brüllen. Als er an den Gefangenen im Tunnel vorbeiging, brummte der Ingenieur leise das allen bekannte „langsam, langsam“ vor sich hin. Und die Männer bemühten sich, ihre Kräfte zu sparen, wenn sie konnten. Diese Haltung gab den Gefangenen Hoffnung und Ermutigung.

    Die Zeit verging. Der Winter kam. Wir bekamen Umhänge aus dem gleichen gestreiften Material, die uns aber überhaupt nicht wärmten. Die Menschen froren draußen und gingen gern in die Stollen, wo es zwar kalt war, aber kein durchdringender Wind wehte. Die Kälte wurde zur größten Qual für die Häftlinge. Es gab ein Team, das nicht zur Arbeit in den Tunneln, sondern zum Bau von irgendwelchen Schuppen eingesetzt wurde. Die Männer dieses Trupps erfroren einfach. Die meisten von ihnen wurden mit Karren zurückgebracht, direkt in den Block neben dem Krematorium.

    Zweimal sah ich, wie unter Aufsicht eines faschistischen Offiziers ein nackter Häftling an einen Pfahl gebunden und mit einem Wasserschlauch abgespritzt wurde. Unter dieser Dusche sich windend, erfror der Mann allmählich und wurde mit einer Eiskruste überzogen.

    Wie in Mauthausen wurde auch hier oft während der Abendinspektion eilig ein Galgen errichtet, das nächste Opfer aus dem Bürogebäude geholt und vor aller Augen hingerichtet.

    Wenn ein Offizier in der dienstfreien Zeit durch das Lager ging, erstarrten alle mit ausgestreckten Armen an der Hosennaht. Anstatt vor dem Offizier zu „erstarren“, stürzte einmal einer der Häftlinge in den Block. Mit vorgehaltener Waffe holte der Offizier den Häftling aus dem Block und zwang ihn, zum Stacheldraht zu gehen, der unter Strom stand, und ihn anzufassen. Meistens war es jedoch so, dass ein Offizier, wenn er durch das Lager ging, einen Mann, den er nicht mochte, einfach aus nächster Nähe erschoss.

    Mitten im Winter, ich arbeitete in einem Tunnel, schob ich eine Lore zu einer Verlademaschine. Zu diesem Zeitpunkt löste sich eine große Steinplatte vom Dach und stürzte auf die Verlademaschine. Ein großer Splitter der Platte traf mich in die Seite. Ich fiel hin und konnte nicht gleich wieder aufstehen. Dann stand ich auf, ging zur Lore hinüber und ließ mich leise neben ihr nieder. Es tat weh zu atmen. Der Kapo befahl zwei Häftlingen, mich zum Revier zu bringen. Dort stellte ein polnischer Arzt, ebenfalls ein Häftling, sofort fest, dass ich zwei gebrochene Rippen hatte. Mit einem Stück Laken wurde ich fest verbunden und gezwungen, mich hinzulegen. Gegen Ende des Tages befahl der faschistische Chefarzt, ihm die Neuzugänge zu zeigen. Man brachte mich zu ihm. Die Frakturstelle war geschwollen und blau. Er schlug mir mit der Faust ziemlich hart auf die geschwollene Stelle. Als er gegangen war, wurde ich wieder mit einem Stück Laken verbunden. 

    Auf dem Revier gab es die übliche Hungerration. Nach zwölf Tagen fühlte ich mich nicht so sehr ausgeruht, aber ich konnte mich etwas entspannen. Im Revier gab es wenig oder gar keine Medizin. Die Verbände wurden aus gewaschenen Lappen und Binden hergestellt. Unter diesen Bedingungen taten die Gefängnisärzte nahezu Unmögliches, um Leben zu retten.

    Zwölf Tage später wurde ich wieder in den Block zurückgebracht, aber nicht in den, in dem ich vorher gewesen war. Ich fand mich auch in einem anderen Arbeitsteam wieder, das in einem anderen Tunnel desselben Typs arbeitete. Aleksandrow traf ich jeden Tag nach der Arbeit. Er stellte mich zwei neu eingetroffenen Russen vor, die erzählten, dass unsere Armee die faschistischen Horden bereits auf dem Gebiet Polens zerschlägt.

    Am Ende des Winters waren vier riesige unterirdische Werkhallen vollständig vorbereitet für die Montage der entsprechenden Ausrüstung. Aber die Ausrüstung kam nicht. Die Häftlinge freuten sich. Die riesigen Tunnels erschienen uns nun als praktische Kühlschränke für die Nachkriegszeit. Die Arbeit in den anderen vier Tunnelbauwerken ging weiter, aber mit noch weniger Eile. Dafür im Krematorium mit um so größerer Eile. Die Verpflegung wurde noch schlechter. Die Sterblichkeit nahm zu. Mein Freund Alexandrow konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und war psychisch völlig am Ende. Er fragte mich, ob es vernünftig wäre, wenn er im Moment des Zusammentreffens zweier Loren ein Bein dazwischen stellen würde. Das würde ihm die Chance geben, in das Revier zu kommen, sagte er. Es kostete mich viel Mühe, ihn davon zu überzeugen, dass er damit nicht nur sein Bein, sondern auch sein Leben verlieren würde. Sein zerquetschtes Bein würde hier nicht behandelt werden, und er würde in der Todeszelle landen.

    Die Befreiung

    An alles, was danach geschah, erinnere ich mich wie an einen schlechten Traum. 

    Der Winter ging zu Ende. Der Frühling kehrte ein. Am Himmel tauchten immer öfter Staffeln amerikanischer Flugzeuge auf. Es ging das Gerücht um, dass unsere Truppen Wien eingenommen hatten und Berlin einkesselten. Wir gingen immer noch in die Stollen, aber wir arbeiteten kaum noch. Sie gaben uns kein Brot mehr. Statt der dünnen Suppe begann man, Wasser mit Kartoffelschalen zu kochen. Diese Brühe war absolut flüssig wie Wasser und stank nach Fäulnis. Die Abendinspektion wurde ohne den Lagerführer und die Offiziere durchgeführt. Am Abend verbreitete sich das Gerücht, dass die Häftlinge am Morgen in die Stollen getrieben und die Stollen gesprengt würden. Am Morgen waren alle Häftlinge in ihren Blocks, trotz des gegebenen Befehls ging niemand auf den Appellplatz. Es erschienen Häftlinge mit weißen Armbinden, Vertreter der Selbstverwaltung des Lagers. Die Blockführer und Kapos, die Häftlinge verhöhnt und umgebracht hatten, versteckten sich, aber sie wurden gefunden und vernichtet. Der Lagerführer und der gesamte Offiziersstab stiegen in Autos und verließen das Lager. Die Lagerwachen blieben jedoch vor Ort und es gab keine Möglichkeit, das Lager zu verlassen. Die Arbeit in den Tunneln wurde eingestellt. Die Öfen im Krematorium erloschen. Die Toten wurden in der Nähe des Krematoriums gestapelt. Die Macht innerhalb des Lagers ging vollständig in die Hände der Selbstverwaltung über. 

    Im Lager gab es keine Lebensmittel mehr. Aber man konnte sich jederzeit kochendes Wasser holen. Mein Freund Alexandrow hatte seine Lebensgeister wiedergefunden und lief jetzt voller Energie durch das Lager, um mir ständig kochendes Wasser zu bringen. Ich konnte mich schon zwei Tage nicht mehr erheben. Meine Beine versagten und ich starb vor völliger Erschöpfung einen Hungertod, wie Tausende andere auch. 

    Am Morgen des 5. Mai näherten sich amerikanische Panzer dem Lager. Die Wachen blieben auf ihren Plätzen. Doch nach einer Weile flohen sie und warfen ihre Waffen weg. Die amerikanischen Panzer durchbrachen das Tor und den Lagerzaun und fuhren in das Lager. Die Häftlinge, die sich noch bewegen konnten, stürzten sich auf die Panzer, kletterten auf sie und schlugen mit allem, womit sie konnten, auf sie ein. Die erschrockenen Soldaten begannen in die Luft zu schießen, um die Häftlinge zu beruhigen. Meine Kameraden holten mich aus dem Block und setzten mich an die Wand, damit ich sehen konnte, was passierte. 

    Als sich alles etwas beruhigt hatte, öffneten die Panzerfahrer die Luken und begannen, alles, was sie zu essen hatten, rauszuwerfen. Aber das musste sofort gestoppt werden, denn die Häftlinge waren vor Hunger bereit, sich für ein Stück Brot gegenseitig umzubringen. 

    Nach ein paar Stunden fuhren mehrere Fahrzeuge mit Lebensmitteln und medizinischem Personal in das Lager. Ich habe nicht gesehen, wie die Verteilung der Lebensmittel an diejenigen erfolgte, die sich noch selbständig bewegen konnten. Jemand brachte mir ein Stück Weißbrot, das dick mit Sülze beschmiert war. Ich versuchte, es zu essen, aber ich konnte nicht, mir war übel. Dann holten sie mich ab und brachten mich auf einer Trage in die Baracke, in der zuvor die Wachen untergebracht waren. Über meinem Bett hing ein Glasgefäß mit irgendeiner Lösung, von dem ein Schlauch mit einer Nadel direkt in meinen Magen führte. Drei Tage lang wurde ich so über die Nadel ernährt. Am vierten Tag gaben sie mir zur Probe eine Brühe. Ich aß sie auf, und eine Woche später verließ ich die Krankenstation in Richtung der Baracken, allerdings mit Hilfe von Stöcken. Meine Beine hörten nicht auf mich.

    Der lange Weg nach Hause

    Ich habe überlebt. Doch viele derjenigen, die sich nach der Ankunft der Amerikaner zwischen Leben und Tod befanden, konnten nicht gerettet werden. Noch einige Tage starben die Menschen weiter. Als ich von der Krankenstation in die allgemeine Baracke kam, fand mich Alexandrow. Es ging ihm schon wesentlich besser, aber er litt unter Magenproblemen. Er hatte zu viel gegessen. Am ersten Tag bat ich Alexandrow, mir beim Laufen zu helfen. Wir gingen durch das Lager. Einige der Blocks wurden noch von den Häftlingen als Unterkunft genutzt, während die übrigen Blocks völlig zerstört waren. Unter der Leitung eines amerikanischen Offiziers luden zwei ältere Deutsche tote Häftlinge auf einen Wagen und brachten sie außerhalb des Lagers zu einem Massengrab. Es war leicht, mit den Leichen zu arbeiten. Von ihnen ging kein Verwesungsgeruch aus, Haut und Knochen waren fast ausgetrocknet.

    Am ersten Tag, als die amerikanischen Panzer in das Lager eindrangen, versorgten sich viele Häftlinge mit irgendwelchen amerikanischen Lebensmitteln und drängten nach Osten. Jedoch kehrten viele von ihnen nach einiger Zeit in das Lager zurück. Etwa einen Kilometer vom Lager entfernt befand sich die Kaserne irgendeiner deutschen Armeeeinheit. Jetzt stand diese Kaserne leer. Die Amerikaner beschlossen, alle Russen dorthin zu evakuieren, so dass nur noch Gefangene anderer Nationalitäten im Lager blieben.

    So begannen wir, uns in dieser Kaserne niederzulassen und zu Kräften zu kommen. Wir begannen, eine Bestandsaufnahme aller Leute zu machen, wer, woher, bei wem und wo gedient. Hier erfuhr ich zum ersten Mal, dass mein Freund Alexandrow gar nicht Alexandrow war, sondern Lovkin Alexandr aus Armavir, der von den Deutschen gefangen genommen worden war, als er mit anderen versuchte, in ein Partisanenlager zu gelangen.

    Der Tag des Sieges und der Kapitulation des faschistischen Deutschlands sah mich noch auf der Krankenstation. Die Kämpfe hatten aufgehört. Ein Offizier der Sowjetarmee besuchte uns. Auf dem Platz neben der Unterkunft hatten sich alle Häftlinge des Konzentrationslagers versammelt, jeder wollte Neuigkeiten aus der Heimat und über unser zukünftiges Schicksal hören. Doch seine Rede war ungewöhnlich unklar, und wir verstanden nicht, was mit uns geschehen würde.

    Fast zwei Monate lang lebten wir in dieser Kaserne. Der Offizier der Sowjetarmee, der zu der amerikanischen Militäreinheit für die Angelegenheiten der nach Deutschland verschleppten sowjetischen Bürger abkommandiert war, erschien oft in unserer Kaserne, aber einem Gespräch mit uns wich er aus. Damals hörten wir zum ersten Mal das Wort „Repatriierung“. Es stellte sich heraus, dass wir repatriiert werden, wir sind Repatriierte, d.h. Menschen bis auf Weiteres ohne Heimat. Wir sind nichts und niemand braucht uns. Man hatte das Gefühl, dass der „große“ Stalin uns betreffend ungünstige Anordnungen getroffen hatte.

    Zur gleichen Zeit fuhren die Gefangenen anderer Nationalitäten nach Hause. Um die Franzosen, Holländer, Serben und Polen zu holen, kamen Autos, Sonderzüge und Flugzeuge. Wir Sowjetbürger waren die einzigen, die auf etwas Unbekanntes warteten. Es gab einige, die das Interesse an der Rückkehr in die Heimat zu verlieren begannen. 

    Schließlich kam auch ein Zug für uns. Es war ein Güterwagen, der in keiner Weise ausgerüstet war. Irgendwie hat man uns verladen, Gesunde und Kranke zusammen. Sie brachten uns nach Ungarn. Ein Lager am Rande von Budapest wurde zu unserer Bleibe. Budapest lag in Trümmern. Es war bereits sowjetische Besatzungszone. In Österreich wurden wir noch eingekleidet. Wir bekamen abgetragene Kleidung, die offensichtlich aus den Lagerhäusern stammte, die es in der Nähe der Konzentrationslager gab. 

    Eine Woche später wurden wir mit demselben Güterwagen nach Rumänien in ein Lager in der Nähe irgendeiner Provinzstadt gebracht. Nachdem wir hier ein oder zwei Wochen festgehalten worden waren, wurden wir erneut in einen Zug verladen und in die Sowjetunion gebracht, wo wir einem provisorischen Lager in der Nähe von Lwow zugewiesen wurden. An einer der Grenzstationen wurden wir zwei Stunden lang festgehalten. Alle wurden gründlich durchsucht. Das war so verstörend, dass uns die Tränen kamen. Was konnte man bei ehemaligen Lagerhäftlingen finden, die nicht einmal warme Kleidung besaßen? Wir lebten ziemlich lange in diesem Lager, ohne dass wir die Möglichkeit hatten, Nachrichten von uns nach Hause zu senden und zu erfahren, wie es zu Hause ging. Schließlich wurde uns gestattet, nach Hause zu schreiben, aber ohne Absender. Alle suchten eilig nach Papier. Soldaten aus einer benachbarten Militäreinheit halfen uns.

    ***

    1946 gelang es mir endlich, wieder mit meiner Familie zusammenzukommen. Wir zogen von Grosny nach Kuibyschew.

    Acht Jahre vergingen. Und plötzlich gab es Signale, dass man nach mir suchte. Sie suchten nach mir in Grosny, Asow, Pensa, Rostow. Mir wurde klar, dass die faschistischen Archive ausgehoben worden waren und man nach den überlebenden Häftlingen suchte. Offenbar wurde ich in den Listen der Repatriierten gefunden. Wie war das für meine Frau? Wenn man jetzt, nach acht Jahren, beschloss, mich zu finden, dann vermutlich nicht umsonst und schon gar nicht wegen „Desertion von der Arbeitsfront“. Sie sagte: „Sie suchen Dich und sie werden Dich wahrscheinlich finden. Man wird Dich in die Verbannung schicken. Du verstehst, was mit uns geschehen wird? Ich, die Frau eines Volksfeindes, werde entlassen oder vielleicht aus Kuibyschew weggeschickt? Und die Kinder?“ Tränen, Tränen …

    Ich habe versucht, mit den heranwachsenden Kindern zu sprechen, natürlich heimlich ohne ihre Mutter. Ich erzählte ihnen vom Krieg, vom menschlichen Leid und vom Heroismus … Und ich las in ihren Augen eine stumme Frage: „Und du, Vater, wo warst du? Warum bist du nicht zurückgekommen wie alle anderen?“ 

    Was hätte ich tun sollen? Meine Familie verlassen? Die Kinder verlassen? Das ist unmöglich. Das geht über meine Kräfte. Vor dem Krieg habe ich viel Marx und Lenin gelesen. Ich bereitete mich darauf vor, in die Partei einzutreten, auch wenn ich aus verschiedenen Gründen parteilos blieb. Aber ich wusste, dass ich ein gleichberechtigter Bürger war. Und jetzt bin ich wer? Ich laufe in der Welt herum wie ein Dieb. Ja, in gewisser Weise habe ich mich selbst beraubt. Ich hätte nicht überleben dürfen. An der Front konnte ich nicht sterben, doch in der Gefangenschaft kampflos zu sterben, war widerlich! Deshalb sage ich jetzt, dass der einzige Ausweg für mich darin besteht, für zehn Jahre verurteilt zu werden. Denn dort kann ich arbeiten, Geld verdienen und es meiner Frau schicken. Und in zehn Jahren sind die Kinder erwachsen, und ich werde wahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden sein.

    Es herrschte Schweigen. Michailow blätterte in einem Ordner mit Papieren und fragte:

    – Und wer hat Ihnen geholfen, die Demobilisierungsunterlagen zu bekommen?

    – Warum stellen Sie eine Frage, die ich nicht beantworten werde? Zumal Sie selbst an die Quelle gelangen können.

    – Ja, das stimmt.

    Ich setzte naiverweise voraus, dass meine Erzählung über das sich schwierig fügende Leben nach dem Krieg sie dazu bringen würde, sich in dieses Leben einzumischen. Aber das geschah nicht. 

    Der leitende Ermittler erklärte:

    – Meines Erachtens ist nichts Schlimmes passiert. Hier sind Ihre Unterlagen. Leben Sie mit ihnen, so wie Sie es bisher getan haben. Sie sind korrekt. Wenn Sie nach Hause kommen, erzählen Sie Ihrer Frau alles. Versichern Sie ihr, dass Ihnen keine Gefahr droht. Wir werden Sie noch ein paar Mal herbitten, um einige Fotos zu identifizieren. Also gehen Sie. Alles Gute für Sie …

    ***

    Epilog

    Vor dem Krieg habe ich fest daran geglaubt, dass der Mensch selbst Schöpfer seines Schicksals ist. Das Leben hat jedoch bewiesen, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg hat, sein Schicksal vorbestimmt ist. Doch dazu genügt unsere Weitsicht nicht …

    Stellt Euch vor, dass auch Ihr durch die Fügung des Schicksals im Gefängnis in Einzelhaft in strenger Isolation sitzen.

    Ihr wisst nicht, wann Ihr entlassen werdet und ob Ihr überhaupt entlassen werdet.

    Ihr empfindet diese Gefangenschaft als eine Strafe für eine edle Sache, die Ihr getan habt.

    Ihr seht durch die Gitterstäbe des Fensters nur ein Stück blauen Himmels.

    Manchmal scheint ein Sonnenstrahl herein, und gelegentlich erklingen von irgendwo in der Ferne die Stimmen des Lebens und der Gesang der Vögel.

    Man führt Euch zum Rundgang in einem düsteren Gefängnishof, wo Ihr Zeuge von Willkür, unmenschlicher Grausamkeit, Sadismus werdet.

    Die ganze restliche Zeit seid Ihr mit Euren Gedanken und Gefühlen allein.

    Und dann, nach zwei oder drei Jahren, werdet Ihr entlassen und man gibt Euch die volle Freiheit.

    Viele Menschen verhärten dadurch, entfernen sich von den Menschen, ziehen sich in sich selbst zurück. Das sind schwache, willenlose Menschen. Aber ich glaube, dass Ihr stärker seid. Ihr werdet Eure Liebe zum Leben finden, Ihr werdet seine Schönheit und Größe spüren. Wenn Ihr kein persönliches Glück habt, werdet Ihr Euch an der Freude der anderen erfreuen und ihr Glück wertschätzen. Ihr werdet Euch nicht erlauben, einem Menschen Schaden zuzufügen, Ihr werdet die Nähe zu den Menschen suchen, nur das Licht in ihnen sehen und für Euch das Glück in ihnen finden. Ihr werdet den Umgang mit offensichtlich schlechten Menschen meiden und das Gute vor ihnen schützen, das durch den Kontakt mit Herzlosigkeit seine Schönheit verlieren kann. Ihr werdet die kleinen Dinge schätzen … Ein großer schöner Blumenstrauß besteht aus einzelnen kleinen Blumen, die nicht immer leicht im Disteldickicht zu finden sind …

    Iwan Nikolajew


    Info: https://globalbridge.ch/krieg-gegen-russland-das-schicksal-von-iwan-nikolajew-ist-uns-eine-mahnung-teil-2/


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.04.2025

    Der Kontinent des Krieges    Neuer SIPRI-Bericht: Deutschland war 2024 einer der Haupttreiber beim Rekordanstieg der globalen Militärausgaben und wird dies auch in den kommenden Jahren bleiben. NATO steht für 55 Prozent aller Rüstungsaufwendungen weltweit.

    german-foreign-policy.com, 29. April 2025

    BERLIN (Eigener Bericht) – Deutschland war einer der Haupttreiber beim Rekordanstieg der globalen Militärausgaben im vergangenen Jahr. Dies geht aus einer am gestrigen Montag publizierten Analyse des Stockholmer Forschungsinstituts SIPRI hervor. Demnach stiegen die weltweiten Aufwendungen für die Streitkräfte im Jahr 2024 um 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, so stark wie noch nie seit dem Ende des Kalten Kriegs. In der Bundesrepublik belief sich der Anstieg auf 28 Prozent und damit auf rund das Dreifache des globalen Durchschnitts. Deutschland kletterte damit von Platz sieben auf der Rangliste der Länder mit den höchsten Militärausgaben weltweit auf Platz vier unmittelbar hinter den USA, China und Russland. Die NATO wiederum, der 32 Staaten mit rund einem Achtel der Weltbevölkerung angehören, vereinte 55 Prozent aller Militärausgaben weltweit auf sich. Dies zeigt, dass die westlichen Staaten, während ihre ökonomische Vorrangstellung schwindet, militärisch nach wie vor dominieren. Appelle, man müsse ein angeblich nicht bewaffnetes Europa „wieder“ aufrüsten, haben keinen Rückhalt in der Realität. Leitmedien fordern, Deutschland solle „zum Rückgrat der Verteidigungsfähigkeit des freien Europas“ werden.


    Zitat: Drohnen statt Brot

    Die Militärausgaben weltweit sind im Jahr 2024 um real 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – stärker denn je seit dem Ende des Kalten Kriegs. Dies geht aus einem am gestrigen Montag publizierten Bericht des Stockholmer Forschungsinstituts SIPRI hervor.[1] Damit erreichte die Gesamtsumme, die global in den Unterhalt und in die Aufrüstung von Streitkräften gesteckt wurde, den Rekordwert von rund 2,718 Billionen US-Dollar. Dies war ein gutes Drittel mehr als noch im Jahr 2015 und weit mehr als doppelt so viel wie um die Jahrtausendwende. Der Anteil der Militärausgaben an der globalen Wirtschaftsleistung stieg damit von 2,3 Prozent im Jahr 2023 auf 2,5 Prozent, während die Aufwendungen für die Streitkräfte pro Kopf der Erdbevölkerung auf 334 US-Dollar zunahmen – soviel wie nie seit 1990. SIPRI weist darauf hin, dass die beispiellose Militarisierung nicht nur die Kriegsgefahr rasant anschwellen lässt, sondern auch zu Lasten der Ausgaben für zivile Zwecke geht und für die betroffenen Gesellschaften „auf Jahre hin gravierende Auswirkungen“ haben wird. Sie belastet etwa die Armutsbekämpfung. Tatsächlich weist die Weltbank darauf hin, dass 8,5 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut leben, also von weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag – und dass dieser Anteil kaum noch sinkt.[2]


    Haupttreiber der Militarisierung

    Haupttreiber der globalen Militarisierung ist im vergangenen Jahr laut den SIPRI-Zahlen Europa gewesen. Dies liegt zum einen am Ukraine-Krieg: Russland steigerte seine Ausgaben um 38 Prozent auf – laut SIPRI-Schätzung – 149 Milliarden US-Dollar, während die Ukraine fast 65 Milliarden US-Dollar in ihre Streitkräfte steckte.[3] Allerdings steigerten auch die Staaten West- und Mitteleuropas ihre Militärausgaben um 14 Prozent auf eine Gesamtsumme von 472 Milliarden US-Dollar. Besonders ragt dabei Deutschland heraus, das seine Aufwendungen für die Bundeswehr um 28 Prozent auf 88,5 Milliarden US-Dollar steigerte – einen Teil der Sonderschulden von 100 Milliarden Euro inklusive – und auf der globalen Rangliste der Staaten mit den größten Militärausgaben von Platz sieben auf Platz vier sprang. Lediglich die USA, China und Russland lagen vor der Bundesrepublik. Deutschland hat seine Mittel für die Streitkräfte damit seit 2015 um rund 89 Prozent aufgestockt. Großbritannien gab im Jahr 2024 81,8 Milliarden US-Dollar für das Militär aus (2,8 Prozent mehr als 2023, Platz sechs weltweit), Frankreich 64,7 Milliarden US-Dollar (6,1 Prozent mehr als 2023, Platz neun weltweit). Einen prozentual stärkeren Anstieg als Deutschland – plus 34 Prozent – verzeichnete beispielsweise Schweden, das gut zwölf Milliarden US-Dollar ausgab: zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung.


    Militärisch dominant

    In der globalen Verteilung der Militärausgaben spiegelt sich die bislang ungebrochene militärische Dominanz des ökonomisch längst im Abstieg begriffenen westlichen Bündnisses wider. So summierten sich die Aufwendungen, die die 32 NATO-Staaten Nordamerikas und Europas ihren Streitkräften zugute kommen ließen, im Jahr 2024 auf 1,506 Billionen US-Dollar – rund 55 Prozent aller Militärausgaben weltweit. Die NATO-Länder umfassen knapp ein Achtel der Weltbevölkerung. Allein die Vereinigten Staaten standen 2024 mit rund 997 Milliarden US-Dollar – plus 5,7 Prozent gegenüber 2023 – für 37 Prozent der Aufwendungen für sämtliche Streitkräfte weltweit. Die europäischen NATO-Staaten brachten es auf gut 454 Milliarden US-Dollar. Damit steigerten sie ihren Anteil an den gesamten Militärausgaben des Bündnisses von 28 Prozent 2023 auf 30 Prozent 2024 – mit weiter steigender Tendenz. Laut ihren eigenen Ankündigungen werden die NATO-Staaten auch in den kommenden Jahren die maßgeblichen Militarisierungstreiber weltweit bleiben; darauf laufen die Forderungen hinaus, den Anteil der Streitkräfteetats an der jeweiligen nationalen Wirtschaftsleistung auf Werte von mehr als drei Prozent, vielleicht gar bis zu fünf Prozent zu steigern. Pro Kopf der NATO-Bevölkerung liegen die Militärausgaben des Bündnisses bereits bei 1.528 US-Dollar.[4]


    Weitere Rüstungsschwerpunkte

    Einen überdurchschnittlen Anstieg der Militärausgaben um 15 Prozent verzeichnete außer Europa nur [5] der Nahe und Mittlere Osten. Die Zunahme geht allerdings fast ausschließlich darauf zurück, dass Israel seine Aufwendungen um 65 Prozent auf 46,5 Milliarden US-Dollar steigerte – eine Folge seiner Kriege im Gazastreifen und gegen den Libanon sowie seiner Angriffe auf diverse weitere Länder von Syrien über den Irak und Iran bis zum Jemen. Saudi-Arabien steigerte seine Militärausgaben dieses Jahr nur um 1,5 Prozent auf 80,8 Milliarden US-Dollar und fiel damit weltweit von Platz fünf auf Platz sieben zurück.[6] China lag mit – von SIPRI geschätzten – 314 Milliarden US-Dollar (plus 7,0 Prozent) auf Platz zwei. Als maßgebliche Triebkraft der Militarisierung in Ostasien erwies sich allerdings Japan mit einer Zunahme der Mittel, die es für seine Streitkräfte zur Verfügung stellte, um 21 Prozent auf 55,3 Milliarden US-Dollar (Platz zehn weltweit). In der Aufrüstung Ostasiens – ein Plus von 7,8 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr – spiegelt sich der eskalierende Machtkampf der Vereinigten Staaten gegen das aufsteigende China wider, den die USA und ihre östlichen Verbündeten aktuell unter anderem mit der Hochrüstung der sogenannten ersten Inselkette vor der Küste der Volksrepublik befeuern.[7]


    „Die stärkste Armee der EU“

    Die treibende Rolle Deutschlands bei der globalen Aufrüstung wird voraussichtlich auch in diesem und in den kommenden Jahren erhalten bleiben. Dies ist möglich, weil die zukünftige Berliner Regierungskoalition beschlossen hat, sich zu Aufrüstungszwecken nach Belieben verschulden zu dürfen, und weil auch die EU die Rüstungsschulden von den Obergrenzen für gewöhnliche Schulden ausgenommen hat. Bei einigen EU-Mitgliedern hat diese Regelung Unmut ausgelöst, weil sie faktisch die Bundesrepublik bevorzugt. Diese ist bislang weniger verschuldet als andere EU-Länder und kann daher zur Beschaffung von Rüstungsgütern noch immense Kredite aufnehmen. Staaten wie Frankreich oder Italien, die schon heute mit mehr als 100 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung verschuldet sind, haben dabei geringere Spielräume. Gemeinsame EU-Rüstungsausgaben, die allen gleichermaßen zugute kämen, werden von Berlin abgelehnt. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte bereits kurz nach seiner Amtsübernahme im Januar 2023 erklärt, Deutschlands „Ziel“ müsse es sein, „die stärkste und die am besten ausgestattete Armee in der EU zu haben“.[8] Diesem Ziel, das lange Zeit wegen der Stärke und der Kriegserfahrung der Streitkräfte Großbritanniens und Frankreichs als wenig realistisch galt, könnte Berlin jetzt tatsächlich näherkommen.


    Wille zur Führung

    Den Willen dazu hat am gestrigen Montag die einflussreiche Frankfurter Allgemeine Zeitung dokumentiert. Die NATO brauche „deutsche Stärke“, hieß es in einem Leitkommentar in dem Blatt; die Bundesrepublik müsse also „nicht nur zum Rückgrat der Verteidigungsfähigkeit des freien Europas werden, sondern auch sicherheitspolitischen Führungswillen entwickeln“.[9] Kritische Stimmen dazu sind bislang noch eher dünn gesät. Deutliche Worte fand kürzlich der Verkehrsminister und stellvertretende Ministerpräsident Italiens, Matteo Salvini, der als ultrarechter Hardliner bekannt ist. Ausgerechnet Salvini warnte am 12. April in einer Ansprache vor jungen Funktionären seiner Partei Lega mit Blick auf die derzeitige Berliner Hochrüstung: „Die Geschichte lehrt uns, dass es nicht immer eine gute Nachricht ist, wenn die Deutschen Waffen kaufen.“[10]

     

    Mehr zum Thema: Kriegsmacht Europa.

     

    [1] Trends in World Military Expenditure, 2024. SIPRI Fact Sheet. Solna, April 2025.

    [2] Pathways Out of the Polycrisis. Poverty, Prosperity, and Planet Report 2024. Washington 2024.

    [3], [4] Trends in World Military Expenditure, 2024. SIPRI Fact Sheet. Solna, April 2025.

    [5] Überdurchschnittlich – um 31 Prozent – nahmen darüber hinaus nur die Militärausgaben Mittelamerikas und der Karibik zu. Dies fällt allerdings wegen des geringen Gesamtvolumens von lediglich 19,8 Milliarden US-Dollar kaum ins Gewicht.

    [6] Trends in World Military Expenditure, 2024. SIPRI Fact Sheet. Solna, April 2025.

    [7] S. dazu Drohnen gegen China und Der Euro-Indo-Pazifik.

    [8] Pistorius: Bundeswehr soll stärkste Armee der EU werden. n-tv.de 22.01.2023.

    [9] Berthold Kohler: Um Russland draußen zu halten. Frankfurter Allgemeine Zeitung 28.04.2025.

    [10] Matthias Rüb: Salvini hat den Frieden für sich entdeckt. Frankfurter Allgemeine Zeitung 15.04.2025.


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9952


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    28.04.2025

    Liveticker Ukraine-Krieg – Macron: Druck auf Russland wird in den nächsten Tagen verstärkt

    freedert.online, 28 Apr. 2025 21:22 Uhr

    Russland führt gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine Militäroperation in der Ukraine durch. Der Westen reagiert mit immer neuen Waffenlieferungen an die Ukraine und beispiellosen Sanktionen gegen Russland. Lesen Sie hier die neuesten Entwicklungen.


    Quelle: Gettyimages.ru © Dan Kitwood/Getty Images

    • 28.04.2025 22:00 Uhr

    22:00 Uhr

    Damit beenden wir für heute den Live-Ticker zur Lage im Ukraine-Konflikt. Morgen früh ab 7 Uhr geht es mit der Berichterstattung weiter. Wir wünschen unseren Lesern trotz aller Spannungen in der Welt eine gute Nacht!

  • 21:56 Uhr

    Podoljaka: Pufferzone im Gebiet Sumy und heftige Kämpfe im Donbass

    Screenshot_2025_04_28_at_22_50_57_680fcb0ab480cc39bd07f793.jpg_JPEG_Grafik_1280_720_Pixel_

    Nach der Befreiung des russischen Gebietes Kursk verlagern sich die Kampfhandlungen in das angrenzende ukrainische Gebiet Sumy, wo die russischen Streitkräfte eine Pufferzone etablieren wollen. 

    Zugleich gibt es entlang der gesamten Kontaktlinie im Donbass heftige Gefechte, so der ukrainische Blogger und Militäranalyst Juri Podoljaka in seinem Rückblick auf das Geschehen an den Fronten des Ukraine-Krieges.

    Ein Video dazu gibt es hier auf unserer Webseite.

  • 21:44 Uhr

    USA fordern von Griechenland erneut Patriot-Systeme für die Ukraine 

    Die USA drängen Griechenland erneut, Patriot-Flugabwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Die Systeme waren ursprünglich zum Schutz Saudi-Arabiens geliefert worden, berichtet die Zeitung Kathimerini:

    "Während Athen versucht, sich der neuen Stimmung in Washington anzupassen, wo ein Ende des Krieges erwartet wird, übt die US-Regierung Druck aus, damit Kiew die Patriot-Systeme erhält. Auf zwei verschiedenen Ebenen haben die Amerikaner Athen aufgefordert, eine Einheit, die derzeit Saudi-Arabien schützt, in die Ukraine zu verlegen."

    Dabei hätten die Amerikaner argumentiert, dass Europa angesichts der US-Entscheidung, die Unterstützung für die Ukraine zu kürzen, nun mehr Verantwortung für die Waffenhilfe übernehmen müsse.

    Kathimerini betont, dass Athen, das derzeit an einem eigenen mehrstufigen Luftabwehrschild arbeitet, kaum auf solch wertvolle Systeme verzichten könne.

  • 21:30 Uhr

    Widerstand – Präzisionsangriffe vereiteln Durchbruch ukrainischer Truppen aus Gebiet Sumy

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  • Landkarte des Gebiets Sumy der ehemaligen Ukrainischen SSR: Angriff auf militärische Ziele in der Stadt Schostka (Symbolbild)Soziale Medien

  • Russland hat Objekte der ukrainischen Streitkräfte, Gebiete, in denen Großgerät konzentriert ist, und provisorische Truppenquartiere im Gebiet Sumy erfolgreich angegriffen. Damit wurden Kiews Pläne torpediert, dort die Front zu durchbrechen, meldet der Widerstand.

    Lesen Sie dazu mehr hier auf unserer Webseite.

  • 21:22 Uhr

    Ukrainische Armee greift Gebiet Brjansk mit Drohnen an 

    Ukrainische Einheiten haben vier Bezirke des Gebiets Brjansk angegriffen. Dabei wurden zahlreiche Fahrzeuge, Wohnhäuser und Industriegebäude beschädigt. Verletzte habe es nicht gegeben, teilt Gouverneur Alexander Bogomas auf Telegram mit.

    Im Dorf Sjornowo im Bezirk Susemski beschädigten Kamikaze-Drohnen acht Fahrzeuge, zwei Häuser, ein Verwaltungsgebäude und einen Mobilfunkmast. Im Dorf Susemka wurden vier Zivilfahrzeuge getroffen.

    Auch im Bezirk Klimowski wurden mehrere Orte von Kamikaze-Drohnen angegriffen. Ein Traktor, ein Auto, ein Verwaltungsgebäude und fünf Häuser wurden beschädigt.

    Im Dorf Nowyje Jurkowitschi brannten zwei Häuser ab. In Choromnoje wurden neun Häuser zerstört und ein spezieller Tiertransporter ging in Flammen auf.

    Im Bezirk Starodubski beschädigten FPV-Drohnen die Dachkonstruktion eines Kartoffellagers erheblich. Drei Wirtschaftsgebäude und ein weiteres Fahrzeug wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Im Dorf Podywotje im Bezirk Sewski beschädigte eine FPV-Drohne ein Wohnhaus.

  • 21:13 Uhr

    Macron: Druck auf Russland soll in den nächsten Tagen verstärkt werden

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat angekündigt, dass der Druck auf Russland in den kommenden acht bis zehn Tagen erhöht werden soll. Auf die Frage, ob ein Ende der Kämpfe näher sei als je zuvor, antwortete Macron in einem Interview mit dem Magazin Paris Match: 

    "Ich hoffe es. In den nächsten acht bis zehn Tagen werden wir den Druck auf Russland erhöhen. Ich bleibe vorsichtig, denn ein Teil der Lösung liegt in Moskau. Wir müssen geeint sein."

    Macron fügte hinzu, dass die nächsten zwei Wochen entscheidend seien, um einen Waffenstillstand zu erreichen und den internationalen Druck zu verstärken.

    "Ich glaube, ich habe die Amerikaner überzeugt, dass eine Eskalation der Drohungen und gegebenenfalls neue Sanktionen notwendig sein könnten, um Russland zum Einlenken zu bewegen."

    Unterdessen erklärte US-Präsident Donald Trump am Montag, der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij habe bei einem Treffen im Vatikan um weitere Waffenlieferungen gebeten. Trump betonte jedoch, er wolle zunächst das Verhalten Russlands im Friedensprozess abwarten.

  • 20:54 Uhr

    Peskow: Kiew kann Einhaltung der Waffenruhe kaum garantieren

    Kremlsprecher Dmitri Peskow hat gegenüber dem Fernsehsender Rossija 1 erklärt, dass das ukrainische Regime nicht die volle Kontrolle über alle seine Einheiten habe und deshalb kaum garantieren könne, dass die ukrainischen Streitkräfte die für den Mai verkündete Waffenruhe einhalten:

    "Wir haben wiederholt gesehen, dass das Kiewer Regime nicht die volle Kontrolle über alle seine Einheiten hat. Deshalb wird es für Kiew schwierig sein, die Einhaltung eines vorübergehenden Waffenstillstands durch die ukrainischen Streitkräfte zu garantieren."

    Peskow betonte, dass das angekündigte Waffenstillstandsangebot ein Akt des guten Willens Russlands sei.

  • 20:45 Uhr

    UNO nimmt Putins Ankündigung einer Waffenruhe zur Kenntnis

    Die Vereinten Nationen haben die Ankündigung einer Waffenruhe durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin anlässlich des Jahrestages des Sieges zur Kenntnis genommen. Stéphane Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs, sagte bei einer Pressekonferenz:

    "Wir haben die Erklärung zur Kenntnis genommen. Unsere Position ist unverändert: Wir setzen uns für ein Ende des Krieges ein, in Übereinstimmung mit der UN-Charta, dem Völkerrecht und den einschlägigen Resolutionen."

    Zuvor hatte die UNO auch einen von Russland vorgeschlagenen Oster-Waffenstillstand zur Kenntnis genommen.

  • 20:31 Uhr

    "Es gibt viel zu tun" – Russland verkündet vollständige Befreiung des Gebiets Kursk


    Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums haben russische Streitkräfte die Kontrolle über das Grenzgebiet Kursk wiedererlangt. Generalstabschef Waleri Gerassimow hat Präsident Wladimir Putin über den Abschluss der Militäroperation informiert.

    Die Kämpfe in der Region hatten im August 2024 begonnen und dauerten neun Monate an. Aktuell sind russische Einheiten mit Sicherungsmaßnahmen in dem Gebiet beschäftigt.

    Das Video dazu gibt es hier auf unserer Webseite.

  • 20:18 Uhr

    Drohnenangriff auf Krankenhausgebäude in Tokmak ‒ keine Verletzten

    Ukrainische Einheiten haben mit einer Drohne ein leerstehendes Gebäude des zentralen Bezirkskrankenhauses in der Stadt Tokmak im Gebiet Saporoschje angegriffen. Dies meldet das regionale Gesundheitsministerium auf Telegram:

    "Die ukrainischen Streitkräfte haben mit einer Drohne ein Krankenhaus in Tokmak angegriffen. Getroffen wurde ein leerstehender Gebäudeteil des zentralen Bezirkskrankenhauses. Dabei gingen Fensterscheiben zu Bruch."

    Es habe keine Verletzten unter den Patienten und dem medizinischen Personal gegeben, fügt das Ministerium hinzu.

  • Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
    Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
    Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.

    Info: https://freedert.online/international/131481-liveticker-ukraine-krieg/


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    28.04.2025

    Vertrauenskrise in Brüssel: Diplomaten fordern Rücktritt von der Leyens

    freedert.online, 28 Apr. 2025 20:03 Uhr

    Ursula von der Leyen steht wegen diplomatischer Fehlgriffe und wirtschaftlicher Fehlentwicklungen zunehmend unter Druck. Diplomaten fordern ihren Rücktritt, um der Europäischen Union neue Handlungsspielräume in einer angespannten Weltlage zu eröffnen.


    Vertrauenskrise in Brüssel: Diplomaten fordern Rücktritt von der LeyensQuelle: Sputnik © Alexey Vitvits

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    Der Führungsstil von der Leyens gerät ins Kreuzfeuer.



    Die Europäische Union befindet sich in einer Phase innerer und äußerer Anspannung. Außenpolitisch belasten der Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten unter Trump sowie der Krieg in der Ukraine und die Konfrontation mit Russland die Agenda – nicht zuletzt, weil Ursula von der Leyen einen Dialog mit Moskau konsequent verweigert.

    Auch die Sanktionen gegenüber Moskau sind letztlich Teil eines wirtschaftlichen Abnutzungskampfes, der Europa schwächt. Gleichzeitig bleibt der Machtkampf mit China ein aussichtsloses Unterfangen.


    Mangelnde Visionen in der EU – Stattdessen "Teile und Herrsche" durch die USA




    Analyse

    Mangelnde Visionen in der EU – Stattdessen "Teile und Herrsche" durch die USA






    Im Innern der Union sieht die Lage kaum rosiger aus: Einzelne Mitgliedstaaten wie Ungarn bestehen auf ihrer nationalen Souveränität und geraten deshalb zunehmend in Konflikt mit Brüssel. Italiens Premierministerin Giorgia Meloni wiederum löst sich vom bisherigen Anti-Trump-Konsens und sucht den Schulterschluss mit Washington. 

    Im Zentrum der Kritik steht die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Ihr Führungsstil und ihr politisches Agieren werden zunehmend als Belastung für die EU wahrgenommen. In diplomatischen Kreisen – wie auch jüngst in der Schweizer Weltwoche thematisiert – ist von einer "toxischen Atmosphäre" die Rede, die von der Spitze der Kommission ausgeht.

    Von der Leyens Entscheidungen im Ukraine-Konflikt illustrieren das Dilemma: Während Donald Trump Bereitschaft zu einem Friedensabkommen signalisiert, lehnt die EU unter ihrer Führung kategorisch ab – und mindert damit ihren eigenen Einfluss auf mögliche Verhandlungen.


    Lawrow: Politiker wie Kallas und Baerbock stehen für die Degradierung der EU





    Lawrow: Politiker wie Kallas und Baerbock stehen für die Degradierung der EU






    Auch wirtschaftspolitisch hat sich von der Leyens Kurs als wenig förderlich erwiesen. Der transatlantische Handelskonflikt verschärfte sich unter ihrer Ägide, während intern die Tendenzen zu einem überregulierten Überwachungsstaat zunehmen. Der Vorstoß, Ungarn das Stimmrecht zu entziehen, erscheint eher als Zeichen der Schwäche denn der Stärke.

    Hinzu kommen Altlasten aus der Pandemiezeit: Intransparente Verträge bei Impfstoffbeschaffungen und fehlende Aufklärung über interne Kommunikationswege haben von der Leyens Ansehen weiter beschädigt.

    In normalen politischen Systemen würde angesichts einer solchen Bilanz die Führungsfrage gestellt. Die EU jedoch ist kein Staat im klassischen Sinne, und ihre politischen Mechanismen entziehen sich oft demokratischer Kontrolle. Dennoch wird in Brüssel zunehmend die Ansicht vertreten, ein personeller Wechsel an der Spitze könnte neue Impulse setzen – innenpolitisch wie geopolitisch.

    Ein Rücktritt Ursula von der Leyens wäre nicht nur ein symbolischer Akt. Er könnte die Chance eröffnen, Europa in einer Zeit zunehmender globaler Konkurrenz wieder offener und flexibler aufzustellen.


    Mehr zum Thema - Lawrow: "Europäische Aggression" hinter allen globalen Tragödien


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    Info: https://freedert.online/meinung/243586-baerbock-nachfolger-wadephul-sicherheitsrisiko-fuer/


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    28.04.2025

    Ukraine...In Kürze...

    aus e-mail von Doris Pumphrey, 28. April 2025, 17:40 Uhr


    _RTDE 28.4.2025


    _*Moskau veröffentlicht Details zum letzten Telefongespräch mit den USA


    *US-Außenminister Marco Rubio und sein russischer Amtskollege Sergei

    Lawrow haben in einem Telefongespräch die Wichtigkeit unterstrichen,

    weitere Anstrengungen zur Regulierung des Ukraine-Konflikts zu unternehmen.


    Die beiden Top-Diplomaten führten "einen produktiven Meinungsaustausch

    zu Schlüsselaspekten des amerikanisch-russischen politischen Dialogs,

    der an Intensität in der letzten Zeit deutlich zugenommen hat", heißt es

    dazu in einer Mitteilung des russischen Außenministeriums.


    /"Der russische und amerikanische Außenminister betonten, wie wichtig es

    sei, die sich abzeichnenden Übereinstimmungen für die Aufnahme von

    Verhandlungen weiter zu konsolidieren, um sich auf einen verlässlichen

    Weg zu einem langfristigen, nachhaltigen Frieden zwischen Moskau und

    Kiew zu einigen", hieß es dazu aus dem russischen Außenministerium./


    Während eines Auftritts in der Sendung /Meet the Press/ des US-Senders

    /NBC/ am Sonntag betonte Rubio, dass die kommende Woche für das Weiße

    Haus hinsichtlich des Friedensprozesses von kritischer Bedeutung sei.

    Sie werde zeigen, ob die USA sich weiter im Prozess engagieren oder sich

    zurückziehen werden.


    Washington wolle sich nicht zurückziehen, aber Washington will nicht

    "Zeit mit etwas verbringen, das nirgendwo hinführt", sagte Rubio. /"Es

    gibt Gründe, optimistisch zu sein, aber man muss realistisch bleiben.

    Wir haben uns angenähert, sind aber noch nicht nah genug." /


    US-Präsident Donald Trump, der am Samstag mit dem ukrainischen

    Machthaber Selenskij am Rande der Feierlichkeiten zum Begräbnis des

    Papstes zusammenkam, sagte im Anschluss, Selenskij war /"ruhiger. Ich

    glaube, er versteht inzwischen das Gesamtbild. Und ich glaube, er will

    einen 'Deal' machen. Ich bin mir nicht sicher, ob er zuvor bereit war,

    einen 'Deal' zu machen. Aber jetzt, denke ich, ist er zu einem 'Deal'

    bereit."/


    Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wiederholte, Moskau sei zu direkten

    Gesprächen mit Kiew ohne Vorbedingungen bereit. Über dieses Thema sprach

    Präsident Putin mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff bei dessen

    Besuch in Moskau am vergangenen Freitag, fügte Peskow hinzu.



    _RTDE 28.4.2025


    _*8. bis 10. Mai – Putin verkündet Waffenstillstand zum 80. Jahrestag

    des Sieges über Nazideutschland


    *Russland wird anlässlich des 80. Jubiläums des Tags des Sieges im

    Großen Vaterländischen Krieg für den Zeitraum vom 8. bis einschließlich

    10. Mai sämtliche Kampfhandlungen im Rahmen seiner militärischen

    Sonderoperation gegen das Kiewer Regime einstellen. Ein entsprechender

    Beschluss des Präsidenten Wladimir Putin ist auf der Webseite des Kremls

    veröffentlicht worden

    <http://www.kremlin.ru/events/president/news/76807>. Der Beschluss besagt:


    /"Gemäß Entscheidung des Präsidenten der Russischen Föderation, des

    Obersten Befehlshabers der Streitkräfte der Russischen Föderation,

    Wladimir Wladimirowitsch Putin, verkündet die russische Seite aus

    humanitären Gründen in den Tagen des 80. Jahrestags des Sieges von 0:00

    Uhr in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai bis 0:00 Uhr in der Nacht vom 10.

    auf den 11. Mai eine Waffenruhe. Für diesen Zeitraum werden sämtliche

    Kampfhandlungen eingestellt."/


    Kiew ist aufgerufen, sich an dem Waffenstillstand zu beteiligen, und

    wird bei der Gelegenheit gleich vor den Konsequenzen im Falle eines

    Verstoßes gewarnt: /"Russland ist der Ansicht, dass die ukrainische

    Seite diesem Beispiel folgen sollte. Im Fall einer Verletzung des

    Waffenstillstands durch die ukrainische Seite werden Russlands

    Streitkräfte eine angemessene und effektive Antwort geben."/


    Russland bekräftigt laut dem Dokument seine Bereitschaft zu

    Friedensgesprächen mit der Ukraine ohne Vorbedingungen sowie zu einer

    konstruktiven Zusammenarbeit mit internationalen Partnern hinsichtlich

    der Lage um die Ukraine.


    Russlands Präsident hatte in diesem Jahr bereits eine Waffenruhe im

    Ukraine-Konflikt verhängt, nämlich zu Ostern. Diese dauerte 30 Stunden,

    wurde jedoch von über 1.300 Verstößen der ukrainischen Seite

    unterbrochen

    <https://freedert.online/russland/242958-ukraine-krieg-feuerpause-zu-ostern/>.

    Auch Kiew warf Russlands Militär Verstöße vor. Das Oberhaupt des Kiewer

    Regimes, Wladimir Selenskij, hat zum Redaktionszeitpunkt dieser Meldung

    noch nicht reagiert.


    Russlands Vormarsch dürfte jedoch während der Feiertage an einer anderen

    Front weitergehen, ganz ohne Waffen: Mitglieder des russischen

    Biker-Clubs "Nachtwölfe" sind zu einer Gedenktour aus Moskau nach Berlin

    aufgebrochen. Die deutschen Behörden seien entschlossen, sie nicht ins

    Land hereinzulassen, doch Mitglieder der Schweizer Kapitel des Clubs

    haben bereits an Gedenkzeremonien im Vorfeld des 80. Jahrestags des

    Sieges über Nazideutschland im sächsischen Torgau teilgenommen.



    _RT DE Liveticker Ukraine-Krieg 28.4.2025


    _*Putin dankt DVRK für Hilfe bei Befreiung des Gebiets Kursk


    *Russlands Präsident Wladimir Putin spricht den Verbänden der

    Koreanischen Volksarmee für ihre Unterstützung bei der Zerschlagung der

    ukrainischen Invasionstruppen im Gebiet Kursk Dank aus. In einer

    entsprechenden Erklärung

    <http://www.kremlin.ru/events/president/news/76805> auf der Webseite des

    Kremls heißt es dazu:


    /"Wir würdigen die Heldenhaftigkeit, Professionalität und

    Selbstaufopferung der koreanischen Kämpfer, die Schulter an Schulter mit

    russischen Kämpfern unsere Heimat wie ihre eigene verteidigten. Sie

    erfüllten ihre Pflicht mit Ehre und Tapferkeit und bedeckten sich mit

    ewigen Ruhm. /


    /Das russische Volk wir die Heldentat der Kämpfer der koreanischen

    Spezialverbände nie vergessen. Wir werden die koreanischen Helden, die

    ihr Leben für Russland, für unsere gemeinsame Freiheit, gaben, gemeinsam

    mit ihren russischen Kameraden in Ehren halten."/


    Zuvor hatte die Koreanische Zentrale Nachrichtenagentur/(KCNA)/ die

    Teilnahme nordkoreanischer Truppen an Kämpfen im Gebiet Kursk offiziell

    bestätigt und einen Gruß von Staatschef Kim Jong-un an das russische

    Volk anlässlich der Befreiung des Gebiets Kursk übermittelt.


    Moskau und Pjöngjang hatten am 19. Juni 2024 einen Vertrag über

    umfassende strategische Zusammenarbeit geschlossen, der im Fall eines

    Angriffs Dritter auf eine der Parteien militärischen Beistand vorsieht.



    Info:


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    28.04.2025

    Baerbock-Nachfolger Wadephul: Ein Sicherheitsrisiko für Deutschland!

    freedert.online, 28 Apr. 2025 16:16 Uhr,Von Achim Detjen

    Der CDU-Sicherheitspolitiker Johann Wadephul soll neuer Außenminister im Kabinett von Friedrich Merz werden. Eine "feministische Außenpolitik" ist von dem 62-jährigen Bundestagsabgeordneten nicht zu erwarten – dennoch steht er an entscheidender Stelle für eine Kontinuität Baerbocks. Darüber hinaus ist er ein Sicherheitsrisiko für Deutschland.


    Quelle: www.globallookpress.com © Soeren Stache / dpa


    Archivbild: Außenministerin Annalena Baerbock und der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion Johann Wadephul bei einem Besuch in Südkorea (15. April 2023)


    Die CDU hat heute die Besetzung ihrer Ministerposten in der künftigen schwarz-roten Bundesregierung unter Friedrich Merz verkündet. Nun hat sich eine Personalie bestätigt, die schon seit Wochen im Gespräch war: Johann Wadephul soll neuer Außenminister werden. 


    Wieder Eskalation statt Diplomatie? So tickt der Außenminister-Kandidat der CDU




    Wieder Eskalation statt Diplomatie? So tickt der Außenminister-Kandidat der CDU






    "Größer könnte der Unterschied zu Baerbock kaum sein", titelte die Welt in einem Artikel, der den Kontrast des 62-Jährigen zu seiner Amtsvorgängerin Annalena Baerbock herausstellen will: "Kein Glanz, sondern parlamentarische Kärrner-Arbeit prägte die bundespolitische Karriere des gebürtigen Nordfriesen – der Unterschied zwischen Johann Wadephul und seiner Vorgängerin, Annalena Baerbock von den Grünen, könnte kaum größer sein. Wadephul ist ein Teamplayer, kein Solist; immer loyal, manchmal fast zu unscheinbar für einen, der in den kommenden vier Jahren Staat machen soll für Deutschland."

    In der Tat ist von dem CDU-Politiker kaum zu erwarten, dass er wie Baerbock mit einer "feministischen Außenpolitik" kokettieren wird. Und sein sprachliches Niveau ist dem eines Außenministers angemessen – auch wenn sein Englisch nicht als fließend bezeichnet werden kann, sind baerbocksche Aussetzer à la "Bacon of hope" ("Speck der Hoffnung") von ihm eher nicht zu erwarten.

    Allerdings gibt es zwischen ihm und der Grünen-Politikerin eine große Gemeinsamkeit, die in den gegenwärtigen Zeiten alle Unterschiede überwiegt: Sie eint die obsessive Feindseligkeit gegenüber Russland.

    Wadephul ist seit Jahren für seine antirussischen Ansichten bekannt, und es steht zu vermuten, dass Merz ihn genau deswegen auf diesem Posten sehen will: Um eine Kontinuität in der militärischen Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland nicht nur zu gewährleisten, sondern mit Wadephul auch jemanden im Auswärtigen Amt zu haben, der nur allzu bereit ist, den Pfad der Eskalation mitzugehen, den Merz als Kanzler offenbar einzuschlagen bereit ist. Stichwort "Taurus-Marschflugkörper", für dessen Lieferung an die Ukraine sich Wadephul schon lange stark macht.

    "Wadephul ist zwar nicht Roderich Kiesewetter, aber auch mit ihm zieht ein Pro-Taurus-Minister in das Auswärtige Amt", kommentierte Sahra Wagenknecht die Besetzung des Postens. "Wir bräuchten nach Annalena Baerbock aber dringend einen Diplomatieminister, der nicht eskaliert, sondern entspannt", moniert die BSW-Chefin.


    Der Berliner Koalitionsvertrag – eine verstörende Offenbarung




    Meinung

    Der Berliner Koalitionsvertrag – eine verstörende Offenbarung






    Dass der ehemalige Vizechef der Unions-Bundestagsfraktion mit Fokus auf Außen- und Verteidigungspolitik im Ukraine-Konflikt als Scharmacher auftritt, blieb auch dem Ausland nicht verborgen. So heißt es in einem englischsprachigen AFP-Bericht vom Montag, dass sich der ehemalige Zeitsoldat der Bundeswehr in der Vergangenheit dafür eingesetzt hat, "dass die Ukraine mit vom Westen gelieferten Waffen Ziele tief im Inneren Russlands angreifen darf – eine Haltung, die innerhalb seiner Partei und darüber hinaus für Diskussionen gesorgt hat".

    Mit ihrem erhobenen Zeigefinger, mit dem sie belehrend durch die Welt zog, hat Baerbock Deutschland wahrlich keine neuen Freunde verschafft. Aber einer Atommacht wie Russland en passant den Krieg zu erklären, nachdem sie zuvor bekundet hatte, dass sie Russland in den Ruin treiben will – mit solchen Aussagen hat sich Baerbock als Sicherheitsrisiko für das Land erwiesen, und die Deutschen können nur froh sein, dass man ihre Außenvertreterin in Russland nicht für voll nahm.

    Und auch ihr designierter Nachfolger ist ein Sicherheitsrisiko für Deutschland. Nicht nur, weil er bereit ist, mit Taurus-Lieferungen direkt an der Seite der Ukraine in den Krieg gegen Russland einzutreten. Dass er gewillt ist, Deutschland für das Wohl Kiews in den Ruin zu treiben, hatte bereits ein Jahr vor Beginn der russischen Militäroperation durchblicken lassen. Anfang 2021 schlug er vor, in der Nord-Stream-2-Pipeline eine "Abschaltvorrichtung" einzubauen, "durch die die Lieferung russischen Gases gestoppt wird, sollte Moskau der Ukraine den Gashahn zudrehen". Also wirtschaftlicher Selbstmord aus Solidarität mit der Ukraine!

    Wadephul ist aber auch noch aus einem anderen Grund ein Sicherheitsrisiko – und in diesem Fall kann ihm nicht mal Baerbock das Wasser reichen. Ende November fiel der Bundestagsabgeordnete auf die legendären russischen Prankster Wowan und Lexus herein, die sich am Telefon als Andrej Jermak ausgaben, dem Chef des Präsidialbüros von Wladimir Selenskij.


    Merz in Kiew: CDU-Abgeordneter bekräftigt Taurus-Ultimatum an Putin





    Merz in Kiew: CDU-Abgeordneter bekräftigt Taurus-Ultimatum an Putin






    Vertrauensselig sprach Wadephul mit seinem vermeintlichen ukrainischen Kollegen und plauderte frei von der Leber weg, was die Deutschen unter einem Kanzler Merz zu erwarten haben. Neben der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew sei das auch die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Das sei notwendig, denn Russland sei quasi ein ewiger Feind: 

    "Wenn wir die Wahl gewinnen, ist es unser Ziel, die Wehrpflicht in Deutschland wieder einzuführen. Dies ist notwendig, denn wie auch immer dieser Krieg mit Russland ausgeht, wird Russland für uns immer ein Feind bleiben und eine Gefahr für unsere europäische Sicherheit", sagte Wadephul im Telefonat mit Wowan und Lexus.

    Eine Sicherheitsgefahr ist Wadephul aber nicht deshalb, weil er auf die beiden russischen Komiker hereingefallen ist. Das sind schon viele – von EZB-Chefin Christine Lagarde über Ex-CIA-Chef Mike Pompeo, die britischen Politiker Boris Johnson und David CameronPolens Außenminister Radoslaw Sikorski und WEF-Gründer Klaus Schwab bis hin zu Ex-US-Außenministerin Hillary Clinton und Angela Merkel.


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    Archivbild: Friedrich Merz und Johann Wadephul beim Treffen mit Vertretern der ukrainischen Regierung in Kiew (8. Dezember 2024)Michael Kappeler /: dpa / www.globallookpress.com


    Das Besondere im Fall Wadephul: Nur Tage nach dem Prank-Telefonat begleitete er CDU-Chef Friedrich Merz Anfang Dezember 2024 nach Kiew, wo er auch auf den "echten" Andrej Jermak traf. "Dabei hätte er eigentlich merken müssen, dass er einige Tage zuvor offensichtlich nicht mit dem echten Jermak telefoniert hat, sondern von irgendwem reingelegt worden ist", heißt es dazu bei Anti-Spiegel-TV. Wie die Webseite exklusiv berichtete, gingen Wowan und Lexus natürlich davon aus, dass ihr Streich aufgeflogen war. Doch stattdessen erhielten sie noch wochenlang Nachrichten von Wadephul, der immer noch dachte, er kommuniziere mit dem Chef des ukrainischen Präsidialbüros. 

    Wenn man bedenkt, dass Wadephul in der CDU das Thema "Sicherheit" zu seinem Steckenpferd erkoren hat, so ist dieser Vorgang besonders blamabel. Aber noch blamabler ist es, nach so einem "Fauxpas" jemanden wie Wadephul zum Chef des Auswärtigen Amtes zu machen, das für Deutschlands Sicherheit keine unbedeutende Rolle spielt. Der Unterschied zu Baerbock fällt dann doch nicht so groß aus: Genauso wie das Trampolin-Talent ist Wadephul ein wandelndes Sicherheitsrisiko!


    Mehr zum Thema - Die Welt beginnt, Niederlage der Ukraine anzuerkennen


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    Video https://rumble.com/v6g7d3v-exklusiv-johann-wadephul-schickt-wochenlang-nachrichten-fr-selenskijs-bro-d.html Dauer 27:30 min


    RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/meinung/243586-baerbock-nachfolger-wadephul-sicherheitsrisiko-fuer/


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    28.04.2025

    Europa will seinen eigenen Weg gehen ‒ gegen Russland

    freedert.online, 28 Apr. 2025 06:30 Uhr,Von Jelena Karajewa

    Während sich die USA aus dem Ukraine-Konflikt zurückziehen, gehen Frankreich und Großbritannien in eine neue Eskalationsrunde. Durch die Mobilisierung von Ressourcen und die Bereitstellung der Mittel bereiten sich Paris und London auf einen Krieg mit Russland vor.


    Europa will seinen eigenen Weg gehen ‒ gegen RusslandQuelle: Sputnik © RIA Nowosti


    KI-generiertes Bild


    Für Paris und London ist es an der Zeit, sich darauf vorzubereiten, die Pille der Niederlage zu schlucken. Jedes aufeinanderfolgende Paket von Vorschlägen für eine friedliche Lösung erweist sich für Kiew und seine derzeitigen französisch-britischen Handlanger als schlimmer als das vorherige. Härter, im Einklang mit der Realität, die nicht nachsichtig mit denen sein wird, die sie ignorieren.


    Abgesagt: Londoner Ukraine-Gespräche nur auf Beraterebene





    Abgesagt: Londoner Ukraine-Gespräche nur auf Beraterebene






    In der Presse sind zwei Friedenspläne aufeinandergeprallt. Der von Trump und seinem Team vorgeschlagene. Und der, der von Paris und London ausgearbeitet wurde (wir wollen nicht so tun, als ob die Formulierung "ukrainische Friedensvorschläge" in irgendeiner Weise ernst genommen werden kann).

    Washington, und das muss man denjenigen zugutehalten, die dort an dem Plan gearbeitet haben, geht von der Realität aus. Derjenigen, in der alle seit 2014 leben, seit die Krim an Großrussland zurückgegeben wurde. Und die, die sich in den dreieinhalb Jahren der militärischen Sonderoperation entwickelt hat.

    Nach dem Plan, der den Europäern vergangene Woche in Paris vorgelegt wurde, wird die Krim de jure als die unsere anerkannt, und die vier Regionen, die Teil der Russischen Föderation wurden (die Gebiete DVR, LVR, Saporoschje und Cherson), werden de facto als unsere anerkannt, wie es im Dokument heißt. Ein dauerhafter Waffenstillstand und die Aufnahme von direkten Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew.

    Die Kiewer Behörden waren, wie jeder sehen konnte, mit diesen Bedingungen nicht einverstanden und lehnten fast alle Punkte hysterisch ab. Deshalb war ein Treffen in London dringend notwendig ‒ und zwar auf niedrigerer Ebene. Und mit einem Wechsel der Vertretungsebene und einer Beschneidung der Befugnisse der Verhandlungsführer.


    Hersh-Bericht: Russland will Frieden, Europa blockiert





    Hersh-Bericht: Russland will Frieden, Europa blockiert







    48 Stunden nach dem Londoner Treffen wurden europäische ‒ genauer gesagt französisch-britische ‒ Vorschläge publik, die sich als ganz nach dem Geschmack der Kiewer Behörden erwiesen.

    Macron und Starmer (und der von ihnen kontrollierte Selenskij) fordern "Sicherheitsgarantien der Vereinigten Staaten", die dem Artikel 5 der Charta des Nordatlantischen Bündnisses ähneln, und lehnen gleichzeitig die politische Neutralität und die Entmilitarisierung der Ukraine ab und erklären, dass jegliche Verhandlungen erst nach einem vollständigen Waffenstillstand beginnen werden.

    Die aufgeführten Punkte sind nichts anderes als eine Absichtserklärung, den Krieg zu erklären. Schon ohne Stellvertreter und andere sprachliche Floskeln.

    Es ist eine Art und Weise, den Beginn einer neuen Eskalationsrunde anzukündigen, aus der die Europäer ‒ gewöhnliche Menschen, nicht Politiker ‒ vielleicht keinen anderen Ausweg und keine andere Wahl haben, als Kanonenfutter im direkten Kampf mit uns zu werden. Und dann auf den Feldern Russlands zu sein, wie der klassische Schriftsteller (der große russische Schriftsteller Puschkin) schrieb, "unter den Särgen, die ihnen nicht fremd sind".


    Geheimdienste: Sucht London nach Alternativen zur Zusammenarbeit mit den USA?




    Analyse

    Geheimdienste: Sucht London nach Alternativen zur Zusammenarbeit mit den USA?






    Beide Politiker sind die Hauptinteressenten einer neuen Runde der Eskalation, sie kümmern sich nicht um Särge. Selbst wenn es die Särge ihrer eigenen Wähler sind.

    Von der Leyen hat Starmer vor kurzem besucht. Für die Öffentlichkeit, um über Energiepolitik zu sprechen. In der Tat ‒ um einen Gipfel mit Großbritannien, dem Flüchtling aus der EU, vorzubereiten (das Treffen wird in der zweiten Maidekade stattfinden). Der Preis für den Gipfel beträgt 150 Milliarden Euro. Für diese Summe will Brüssel Waffen und Munition vom britischen militärisch-industriellen Komplex kaufen. Frankreich wird sicher auch etwas bekommen.

    Seit fast einem Jahrzehnt bilden die ukrainischen Streitkräfte im Rahmen der Operation Interflex Soldaten auf den [Britischen] Inseln aus. Allein im vorletzten Jahr wurden dafür vier Milliarden Pfund ausgegeben. Der britische Kabinettschef inspiziert persönlich die Stützpunkte, auf denen dies geschieht, und spricht in Reden ausschließlich von "russischer Aggression, die die ukrainischen Streitkräfte zum Wohle der Europäer zurückschlagen".

    Macron spielt die Rolle eines politischen Bauchredners, der die nächsten Schritte des Duos ausspricht. Seine öffentlichen Äußerungen sollen Trump deutlich machen, dass Paris und London bei der militärischen Unterstützung der Kiewer Behörden auf Washington verzichten können. Vergangene Woche in Paris sagte der Gastgeber des Élysée-Palastes:

    "Immerhin liegt ein Ozean zwischen uns."

    Diese Position wurde indirekt von NATO-Generalsekretär Rutte bestätigt, der nach seinem Treffen mit Trump sagte:

    "Wir haben nicht über eine mögliche Lösung der Ukraine-Krise gesprochen, es gab zu viele andere Themen."

    Rutte kann nicht umhin, sich bewusst zu machen, dass dasselbe London ‒ und zwar schon seit geraumer Zeit ‒ ein internationales Expeditionskorps gebildet hat, das die Länder Nordeuropas und die baltischen Staaten umfasst. Großbritannien hat dort das Kommando, und es braucht von niemandem die Zustimmung, geschweige denn den Konsens, um irgendwo zur Verteidigung nationaler Interessen einzumarschieren. Natürlich britischer Interessen.


    Geheimdienst: Europa fabriziert neue Fake News über Trumps Verbindungen zu Moskau





    Geheimdienst: Europa fabriziert neue Fake News über Trumps Verbindungen zu Moskau





    Französische Spezialeinheiten trainieren unterdessen bei schlechtem und kaltem Wetter in einer Landschaft, die der Ukraine ähnelt. Informationen sickern durch, Beamte leugnen alles, aber ihren Worten wird schon lange nicht mehr geglaubt.

    Wenn Washington sowohl seine Unterstützung für die Ukraine als auch seine Arbeit an dem Abkommen zurückzieht, haben Paris und London die Hände frei. Das bedeutet nicht, dass alles morgen oder an einem Tag geschehen wird. Es bedeutet, dass Frankreich und Großbritannien allen Ernstes bereit sind, mit uns in den Krieg zu ziehen, Ressourcen zu mobilisieren und die erforderlichen Mittel bereitzustellen. In der Geschichte beider Länder gibt es genügend Erfahrungen mit Interventionen, wenn auch mit unrühmlichem Ausgang. Auch an Erfahrung mit Niederlagen mangelt es nicht. Ebenso wenig an tief verwurzelter Russophobie, die ebenfalls berücksichtigt werden sollte.

    Es sollte hinzugefügt werden, dass die frühere britische Einmischung (und die französische Anstiftung zu dieser Einmischung) in die friedliche Konfliktbeilegung Kiew enormen Schaden zugefügt hat. Diesmal wird die britisch-französische Einmischung, ob direkt oder indirekt, dazu führen, dass die Ukraine vielleicht gar nicht mehr existieren wird. Von einer Hypothese wird diese Wahrscheinlichkeit vor unseren Augen zur Realität. Und das jeden Tag schneller.

    Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 26. April 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung RIA Nowosti erschienen.

    Jelena Karajewa ist eine bekannte russische und internationale Journalistin, Fernsehmoderatorin und politische Kommentatorin. Sie arbeitete lange Zeit für den Fernsehsender EuroNews in Frankreich und andere Medien.


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    Screenshot_2025_04_28_at_17_00_57_Europa_will_seinen_eigenen_Weg_gehen_gegen_Russland_RT_DE

    Video https://rumble.com/v6slaq3-russland-und-die-usa-was-kann-man-in-bezug-auf-ukraine-regelung-erwarten.html Dauer 11:20 min


    RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/international/243478-europa-will-seinen-eigenen-weg/


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    Hersh-Bericht: Russland will Frieden, Europa blockiert


    freedert.online, vom 22 Apr. 2025 12:54 Uhr

    Seymour Hersh berichtet: Trump sucht mit Russland nach einer realistischen Friedenslösung – samt wirtschaftlichen Perspektiven auf der Krim. Europa blockiert die Gespräche aus ideologischer Ablehnung gegen Russland. Während Moskau und Washington verhandeln, hält die EU am Konfrontationskurs fest – aus Angst, Einfluss zu verlieren.


    Quelle: Gettyimages.ru © John Moore


    Trump plant Neuanfang mit Moskau – doch Europa sperrt sich


    Der amerikanische Enthüllungsjournalist und Pulitzerpreisträger Seymour Hersh hat in einem neuen Bericht aufgezeigt, weshalb ein baldiges Ende des Ukraine-Krieges trotz intensiver diplomatischer Aktivität kaum greifbar ist: Nicht Russland, sondern europäische Staaten blockieren demnach ein mögliches Friedensabkommen. Es besteht eine ideologisch geprägte Feindseligkeit gegenüber Russland sowie tiefes Misstrauen gegen den US-Präsidenten Donald Trump.

    Hersh berichtet auf seinem Substack (https://seymourhersh.substack.com/p/europe-and-the-ukraine-question), dass es bereits Gespräche zwischen hochrangigen Trump-Beratern und Vertretern Russlands gegeben habe, unter anderem in Saudi-Arabien. Ziel sei eine politische Lösung, die den Krieg beenden und zugleich neue wirtschaftliche Perspektiven schaffen soll. Dazu zählen auch Überlegungen, die Krim wirtschaftlich zu erschließen – mit Beteiligung amerikanischer Investoren aus Trumps Umfeld. Sogar ein mögliches Luxusresort auf der Halbinsel sei Thema gewesen.

    Trotz dieser Gespräche sei eine Einigung in weite Ferne gerückt, so Hersh. Der Grund: massiver Widerstand europäischer Regierungen.

    "Europa will das nicht. Sie kämpfen mit Zähnen und Klauen dagegen", zitiert Hersh einen US-Beamten.

    Die ablehnende Haltung beruhe dabei weniger auf strategischer Analyse als auf einem emotional aufgeladenen Anti-Russland-Reflex, der in weiten Teilen der europäischen Politik und Medienlandschaft vorherrsche.

    Russland als Partner? Europa reagiert mit Panik

    Der neue US-Präsident setzt auf Pragmatismus: Trump betrachtet Russland nicht als Erzfeind, sondern als potenziellen Verhandlungspartner. Seine Position: Ein wirtschaftlich integriertes Russland sei stabiler als ein dauerhaft isoliertes. Doch genau dieser Kurs sorgt in Brüssel für Nervosität. Hersh zufolge fürchten viele europäische Staats- und Regierungschefs einen Verlust an geopolitischem Einfluss, sollten die USA und Russland zu einer Einigung kommen.

    Europa gespalten – zwischen Falken und Realisten

    Hersh: Trump will Russlands Krim zu einem internationalen Urlaubs-Resort machen





    Hersh: Trump will Russlands Krim zu einem internationalen Urlaubs-Resort machen






    Wie Hersh ausführt, ist die EU in dieser Frage keineswegs geschlossen. In Nord- und Osteuropa dominiere eine harte, fast dogmatische Linie gegen Moskau. Staaten wie die baltischen Republiken, Polen, aber auch die Niederlande und Großbritannien sehen Russland als existenzielle Bedrohung. Im Süden hingegen herrscht laut Hersh eher pragmatische Zurückhaltung. Italien, Griechenland, Spanien und Ungarn setzen eher auf diplomatische Lösungen und wirtschaftliche Stabilität.

    Seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus hat sich der transatlantische Kurs spürbar verschoben. Die amerikanische Außenpolitik unter Trump verfolgt das Ziel, militärische Eskalationen zu vermeiden und neue Wirtschaftskooperationen zu schaffen. Hersh zufolge hat das bereits konkrete Auswirkungen: Viele europäische Länder sehen sich gezwungen, ihre Verteidigungsstrategien neu auszurichten, da sie nicht mehr automatisch auf den amerikanischen Rückenwind zählen können.

    Saudi-Arabien als Vermittler

    Die Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien, spielen in diesen Hintergrundverhandlungen eine zentrale Rolle. Sie bieten nicht nur neutralen Boden für Gespräche, sondern haben auch ein eigenes Interesse an einem Ende des Konflikts, insbesondere im Hinblick auf die Stabilität der Energiemärkte. Ein Trump-Berater lobt Riad:

    "Die Welt verändert sich, und keiner merkt es. Europa ist pleite, und die Saudis sind die Zukunft."

    Hersh beschreibt den aktuellen Zustand als einen eingefrorenen Krieg mit heißem Kern: Monatlich sterben laut seinen Quellen mehr als 10.000 Menschen auf beiden Seiten. Russland erzielt punktuelle militärische Erfolge, doch der Konflikt ist insgesamt festgefahren. Ein Eingreifen der NATO würde laut einem US-Beamten eine neue Dimension der Eskalation bedeuten – mit unvorhersehbaren Folgen.

    Frieden liegt auf dem Tisch – doch Europa schaut weg

    Die USA und Russland sind gesprächsbereit. Doch ausgerechnet Europa, das stets als moralische Instanz auftritt, torpediert einen diplomatischen Weg aus der Krise. Hershs Bericht zeichnet das Bild einer politischen Elite, die ihren ideologischen Kurs über das Interesse an Frieden stellt – zum Preis weiterer Eskalation.

    "Ist Amerika bereit, gegen die NATO in den Krieg zu ziehen?" Mit dieser dramatischen Frage beendet Hersh seinen Bericht – und deutet an, wie fragil das globale Gleichgewicht inzwischen geworden ist.


    Mehr zum Thema – Waffenruhe mit US-Waffenhilfe? Frieden nur ohne NATO


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    Weiteres:




    EUROPA UND DAS UKRAINE FRAGE

    Wird Europas Angst vor Putin den Krieg verlängern?


    seymourhersh.substack.com, 16. April 2025, Seymour Hersh , "Halt" Bezahlt, (Übersetzung aus dem englischen mit beta, unkorrigiert)


     Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten Steve Witkoff, Außenminister Marco Rubio und der nationale Sicherheitsberater Mike Waltz treffen sich mit saudischen und russischen Beamten, darunter der saudische Außenminister Faisal bin Farhan Al Saud und der russische Außenminister Sergej Lawrow im Februar in Riad, Saudi-Arabien. / Foto des russischen Außenministeriums/Handout/Anadolu über Getty Images.


    Ich habe gelesen und beobachtet, wie sich die zweite Präsidentschaft Donald Trumps auf einen Showdown zwischen den Befugnissen bewegt, die der Exekutive durch die Verfassung und die Autorität des Obersten Gerichtshofs verliehen wurden.

    In der vergangenen Woche habe ich mit Beamten gesprochen, die von Friedensgesprächen über den Ukraine-Krieg Bescheid wissen. Ich habe hier früher mit vielleicht mehr Optimismus über diese Gespräche geschrieben, als gerechtfertigt war. Aus Angst vor einer katastrophalen Niederlage in der Ukraine hat sich Europa hinter Volodymyr Selenskyj gestritten, dem umkämpften ukrainischen Präsidenten, dessen jüngster Besuch im Weißen Haus in einer erbärmlichen Demütigung endete, die ihm Sympathie von vielen Beobachtern einbrachte.

    Trump sieht den russischen Präsidenten Wladimir Putin als die Art von Kerl, mit dem er Geschäfte machen kann. Mir wurde gesagt, dass es Gespräche mit Russland über die Aussicht auf den Bau eines großen Badeortes auf der Krim gegeben habe, den Russland seit 2014 besetzt hat, nach einer Siedlung zusammen mit einer ähnlichen Einrichtung in der von Russland besetzten Donbass-Provinz in der Ukraine. Die Vereinigten Staaten würden alle ihre Sanktionen gegen Russland fallen lassen und wieder ein Käufer von russischem Gas und Öl werden und vielleicht den Abbau von Seltenerdmetallen in Sibirien finanzieren.


    - ab hier Bezahlschranke -


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    28.04.2025

    Autonom wird man durch Emanzipation

    Screenshot_2025_04_28_at_20_55_35_Autonom_wird_man_durch_Emanzipation_Journal21

    ans-Werner Reinfried (Foto: Karin Sigg)


    Da spricht ein Wissenschafter und da erzählt gleichzeitig ein menschennaher Analytiker. Hans-Werner Reinfried, Psychologe und Gerichtsgutachter aus Uster, beschreibt die atmosphärischen Phänomene des Erwachsenwerdens in heutigen Kontexten. Er giesst sie in die Form des Romans. Eine geglückte Wahl. 

    «Verlust. Ein Grundproblem der Moderne» – So betitelt der Soziologe Andreas Reckwitz seine Analyse der Gegenwart und ihrer widersprüchlichen Dynamiken. (1) Die Studie beschreibt die Verlusterfahrungen moderner westlicher Gesellschaften. Im Grossen und im Kleinen, im gesellschaftlichen Makrokosmos wie in der Mikrowelt des persönlichen Lebensalltags. So hat heute beispielsweise nicht mehr «jedes Kind das Recht, nicht verwöhnt zu werden», wie es ein kantonaler Bildungsdirektor vor einiger Zeit ausgedrückt hat. Er bezeichnete es als «Verlust». Verluste gab es schon immer; sie sind grundsätzlich nichts Neues und gehören zum menschlichen Dasein. Doch sie mehren sich, weil die Erwartungen gewachsen sind.

    Wenn Grundhaltungen beliebig werden

    Mit vielen und oft widersprüchlichen Erwartungen sind auch Jugendliche konfrontiert. Von den Eltern und von der Schule her, von Peergroups und vom Beruf her. Das Erwachsenwerden in Zeiten kultureller Modernisierungen wird anspruchsvoller. Wertordnungen lösen sich auf oder vervielfältigen sich; konsequente Grundhaltungen weichen nicht selten einem Modus der Beliebigkeit. 

    Das bedeutet für heutige Jugendliche einen deutlich anderen Sozialisationskontext als für die Jugendgeneration der 1970er- und der 1980er-Jahre. Sie war noch in verbindlichere Pflichtwerte und normenregulierte Strukturen, vielleicht sogar Traditionen eingebunden und konnte dagegen aufbegehren und sich davon ablösen. Die damalige junge Generation reagierte mit ihren Lebensstilen auf eine kulturelle Überstrukturierung (2).

    Aufwachsen in einer unterstrukturierten Welt

    Die Bindekraft von Herkunftsmilieus und Institutionen wie Schule und Vereinen hat heute deutlich nachgelassen. Die junge Generation wächst nicht selten in einer entstrukturierten, teilweise gar unterstrukturierten Welt auf, einer Gesellschaft, in der immer mehr möglich, immer weniger vorgegeben und mit Blick auf Zukunft vieles unklar ist. Die erhöhte Unübersichtlichkeit moderner Lebenswelten! 

    Das hat Konsequenzen. Der Psychologe und Gerichtsgutachter Hans-Werner Reinfried kennt und beschreibt sie aus seiner reichen Berufserfahrung heraus. Er wählt dazu die Form des Romans (3). Entstanden ist eine eindrückliche Lebensgeschichte. Sie beleuchtet vielfach Unbekanntes oder von aussen Unerkanntes. Ein aktueller, gesellschaftlich-sozialer Augenöffner! Der Zusatztitel vom «lauten Frühling» erinnert wohl gezielt an Frank Wedekinds Kindertragödie «Frühlings Erwachen». Auch Reinfried nimmt die Nöte und Schlüsselschwierigkeiten junger Menschen auf – wie Wedekind in seinem gesellschaftskritischen Drama um 1900.

    Wohlbehütete Jugend

    Robin Hauser, so heisst Reinfrieds fiktive Figur, wächst als Einzelkind in einer Zürcher Vorortsgemeinde auf – in wohlbehüteter Atmosphäre und als «Schmuse-Baby» auch Bindefaktor zwischen Mann und Frau. Der Vater arbeitet, die Mutter wirkt zu Hause. Materiell fehlt es Robin an nichts. Ganz im Gegenteil! Er wird verwöhnt, lebt sozial isoliert, ohne den notwendigen Halt und den gleichzeitigen wohlwollenden Widerstand. Grenzen erfährt er keine, auch in der Schule nicht. Robin hat nur sich selbst; dabei bräuchte er die andern. Kindheit und Primarschule durchlebt er darum «im diffusen Dämmerzustand».

    So erstaunt es nicht, dass er seine erste Lehrstelle nach nur einem Jahr abbricht und auch die zweite Berufslehre als Autolackierer nach kurzer Zeit aufgibt. Doch zu Hause findet er kein Daheim. Die Enge im Elternhaus wird ihm zur Qual. «Die ewige Fragerei, ob es ihm gut gehe, ob ihm etwas fehle, ob er genug gegessen habe oder warm angezogen sei, warum er nicht häufiger von seinen Erlebnissen berichte […], hatte er satt.» Er zieht weg.

    Strassenbauer oder Plattenleger?

    Halt sucht Robin in der Gleichaltrigen-Szene. Er will dazugehören; so erfährt er, wie seine Kumpel mit ihrem Alltag zurechtkommen. Er selber hat keine Ahnung, was ihm wichtig ist. Imaginäre Ideale, irreale Phantasien, Grössenwünsche dominieren – mit entsprechenden Selbstwert- und Schamkonflikten. Dazu kommen erste Liebesbeziehungen. Sie scheitern. So sucht er wieder die Nähe seiner Eltern. Doch Robins Nöte werden nicht angesprochen; alles bleibt offen, alles mäandriert im Vagen. Das Zuhause bietet weder Halt noch Struktur. Robins Scheitern wird der Gesellschaft zugeschrieben.

    Endlich holt er sich Hilfe; er sucht einen Berufsberater auf. Allerdings hat er keine Vorstellung von seiner Zukunft und noch viel weniger, «was er lernen oder arbeiten möchte». Vielleicht als Kapitän auf einem Zürichsee-Schiff? – der prächtigen Uniform wegen! Der Berufsberater bespricht mit ihm zwei Optionen: Strassenbauer oder Plattenleger. Strassenbauer sei äusserst streng, warnen ihn seine Kollegen. Bei einem Plattenleger kann er eine einwöchige Probezeit absolvieren.

    Der Lehrmeister als väterliche Autorität

    Im Plattenleger Reichle trifft Robin auf einen verständnisvollen Lehrmeister und Ansprechpartner. Konsequent und einfühlsam zugleich, standhaft und nachsichtig in einem: eine väterliche Autorität, die stützt und führt, ohne aber autoritär zu sein. Robin spürt, wie er gebraucht wird: das belebende Gefühl, nützlich zu sein und dabei Sinn zu erfahren, Verantwortungssinn und das Bewusstsein, dass es auf ihn ankommt! Sein Arbeitsalltag ist strukturiert. Das kompensiert Robins bisherige Diffusionserfahrungen. Er findet so zu einer gekonnten «Selbstpräsentation». Sein sicheres Auftreten hilft ihm auch in der Schule.

    Die Berufslehre und ein verständnisvoller Lehrmeister holen Robin aus der isolierten Eigenwelt in eine sinnvolle Tätigkeit. Das ermöglicht ihm einen Einstieg ins Erwachsenenleben. Einige seiner Cliquen-Freunde haben weniger Glück.

    Halt und freundlicher Widerstand

    Reinfrieds Roman skizziert fiktive Figuren mit realem Leben. Aus seinem Werk sprechen grosse Berufserfahrung, feinfühliges Menschenverständnis und der unaufdringliche Wille, benachteiligten Jugendlichen zu helfen. Junge Menschen – und davon ist Reinfried zutiefst überzeugt – brauchen ein vernünftiges und vitales Visavis, sie brauchen den anderen. In ihm kommen sie zu sich selbst. Es ist ein Gegenüber, das sie anregt und belebt und erzieherisch auch führt. 

    Sich selber in verantworteter Freiheit führen, das müssen junge Menschen erst lernen. Das kommt nicht von selbst. Autonom werden sie durch Emanzipation – über Halt und freundlichen Widerstand. Der Mensch wächst am Widerstand. Das zeigt der Roman auf eindrückliche Weise – im Gelingen wie im Scheitern. In diesem Sinne offeriert Reinfrieds Schrift wichtige Impulse für Familie, Schule, Lehre – als angemessene pädagogische Antwort auf zeittypische Verlusterfahrungen. Sie ist ein Lösungsansatz für aktuelle Probleme heutiger Jugendlicher.

    (1) Andreas Reckwitz: Verlust. Ein Grundproblem der Moderne. Berlin: Suhrkamp Verlag, 2024.

    (2) Thomas Ziehe (o. J.): «Was bewegt die Jugendlichen?». Msc. unpubl., S. 4.

    (3) Hans-Werner Reinfried: Veränderlich – oder des Lebens lauter Frühling. Roman. St. Gallenkappel und Heidelberg: Edition Königstuhl, 2024.


    Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acym&ctrl=fronturl&task=click&urlid=122&userid=3998&mailid=2708


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    28.04.2025

    Estlands Präsident verrät Trumps Äußerungen über Ukraine-Verhandlungen

    freedert.online, 27 Apr. 2025 19:59 Uhr

    Der estnische Staatschef Alar Karis hat über sein Gespräch mit US-Präsident Donald Trump bei der Beerdigung des Papstes zum Stand der Friedensverhandlungen berichtet. Demnach glaubt Trump, dass eine Einigung zwischen Kiew und Moskau "ziemlich nahe" ist.


    Quelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler/dpa


    US-Präsident Donald Trump (l.) und der estnische Präsident Alar Karis (r.) bei der Beerdigungsmesse für den verstorbenen Papst Franziskus am 26. April 2025


    US-Präsident Donald Trump habe versprochen, nicht aus den Friedensverhandlungen in der Ukraine auszusteigen, und erklärt, ein Ende der Feindseligkeiten sei "ziemlich nahe", berichtete der estnische Staatschef Alar Karis.

    Der estnische Präsident teilte mit, dass er am Samstag bei der Beerdigung von Papst Franziskus ein Gespräch mit Trump geführt habe. Vor der Zeremonie kam es auch zu einem kurzen Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Staatspräsidenten Wladimir Selenskij.

    Bei seinem Gespräch mit Trump habe Karis diesen gedrängt, den Friedensprozess in der Ukraine voranzutreiben und nicht "irgendwann aufzugeben". Der US-Präsident soll zugesagt haben, sich weiter an den Verhandlungen zu beteiligen, und "gesagt haben, dass wir ziemlich nah dran sind, weil er sich gerade mit Selenskij getroffen habe. Ich habe nicht nach den Einzelheiten dieses Treffens gefragt", so Karis gegenüber dem estnischen Rundfunksender ERR.


    Trump droht Russland mit neuen Sanktionen





    Trump droht Russland mit neuen Sanktionen







    Die beiden Staatsoberhäupter sprachen auch über die angespannten Beziehungen zwischen den USA und Europa. Trump betonte laut Karis, dass er die transatlantischen Beziehungen schätze. "Diese sind für uns beide wichtig, nicht nur aus europäischer, sondern auch aus US-amerikanischer Sicht, und Präsident Donald Trump hat dem zugestimmt. Jetzt müssen wir sehen, wie wir diese Beziehungen besser machen können, als sie derzeit sind", sagte er.

    Kurz nach dem Treffen mit Selenskij und der Beerdigung des Papstes warf Trump Russland vor, "grundlos" Raketen auf die Ukraine zu schießen, und drohte dem Land mit neuen Sanktionen.

    Moskau erklärte, dass die russischen Truppen nur militärische Einrichtungen und Anlagen der Kiewer Streitkräfte angreifen, und wies den Vorwurf zurück, absichtlich zivile Einrichtungen zu treffen. Nach einer kurzen Kampfpause während der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin am vergangenen Wochenende verkündeten Oster-Waffenruhe hat das russische Militär im Laufe der Woche mehrere Angriffe mit Langstreckenraketen gegen ukrainische Militär- und Industrieziele durchgeführt.

    "Es gab für Putin in den letzten Tagen keinen Grund, Raketen in zivile Gebiete und Städte zu schießen. Das gibt mir zu denken, vielleicht will er den Krieg nicht stoppen, sondern mich nur an der Nase herumführen, und man muss anders mit ihm umgehen, durch Sanktionen gegen Banken oder Sekundärsanktionen?",

    schrieb Trump in einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social.

    Trumps Warnung erfolgte, kurz nachdem der russische Präsident die Bereitschaft Moskaus zu bedingungslosen Gesprächen mit Kiew bekräftigt hatte. Auch bei Gesprächen mit Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff am Freitag habe der Präsident diese Absicht bekräftigt, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow.


    Mehr zum Thema - Erst waren es drei Stühle, dann zwei: Trump lässt Macron abblitzen


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/international/243548-estlands-praesident-verraet-trumps-aeusserungen/


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    28.04.2025

    Großbritannien verwest bei lebendigem Leib – lässt aber die Ukraine nicht los

    freedert.online, 28 Apr. 2025 06:45 Uhr, Von Wladimir Kornilow

    Zu leicht wäre es, die Politik Londons gleich dem ganzen Volk anzulasten – doch zumindest wagen einige britische Journalisten den Schritt, den kommunal-sozialen Kahlschlag im Lande mit Unterstützung für die Ukraine in Verbindung zu bringen. Vielleicht wecken sie ihre Mitbürger auf.


    © Birmingham Live


    Archivbild: Katze jagt Ratten in Müllbergen auf den Straßen Birminghams. Standbild aus Videomaterial. Großbritannien, 21. April 2025.


    Trotz der Osterfeiertage schränkt Großbritannien seine Aktivitäten in der Ukraine nicht ein: London gibt jeden Tag neue Erklärungen ab, die britische Presse wirft ständig eine antirussische Provokation nach der anderen auf den Tisch, der britische Premierminister Keir Starmer twittert wie ein Maschinengewehr sogar aus dem Urlaub "zur Unterstützung der Ukraine". Und natürlich arbeiten britische Diplomaten und Militärangehörige weiterhin unermüdlich am völlig wahnsinnigen Projekt, britische Truppenkontingente in die Ukraine zu schicken.

    All dies geschieht vor dem Hintergrund einer wachsenden internen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Krise, die den heute beklagenswerten Zustand der einstigen Großmacht bezeugt. Die Weltnachrichten sind voll von Bildern aus Birmingham, der zweitgrößten Stadt Großbritanniens, in der die Müllabfuhr bereits seit zwei Monaten streikt. Direkt auf den Straßen verrotten derzeit bis zu 22.000 Tonnen Müll – und die Stadt wird von Ratten überrannt, die sich immer größer fressen. Die Regierung hat bereits Beratungsgespräche mit der Armee über eine Lösung der Krise aufgenommen, kann jedoch nichts Wesentliches tun und gibt gegenüber den Gewerkschaften ihre eigene Machtlosigkeit zu.

    Es ist wichtig zu betonen, dass es sich um eine Regierung der Labor-Partei handelt, die aus der Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen ist und deren Gelder schon immer als Hauptquelle für ihren Wahlkampf genutzt hat. Jetzt drohen ebenjene Gewerkschaften Starmer damit, den Streik in Birmingham auf die gesamte Nation auszuweiten – und sie dabei nicht nur auf die Arbeiter im Kommunalbereich zu beschränken: So kündigte die zweitgrößte Lehrergewerkschaft kürzlich ihre Absicht an, im September die Arbeit niederzulegen, was zu einem Streik Hunderttausender Pädagogen im ganzen Land führen und das nächste Schuljahr torpedieren könnte.


    Ende einer Ära: Letztes Stahlwerk im "Mutterland der Industrie" schließt





    Ende einer Ära: Letztes Stahlwerk im "Mutterland der Industrie" schließt






    Gleichzeitig wird Großbritannien von einem Skandal um die Schließung des Stahlwerks British Steel in der Stadt Scunthorpe in Nordostengland erschüttert. Im März erklärten dessen chinesische Eigentümer, das Unternehmen sei völlig unrentabel geworden und fahre täglich Verluste von bis zu 700.000 britische Pfund ein. Daraufhin kündigten sie die Schließung dieses stadtbildenden Betriebs an. Geschenkt, nichts Besonderes, hätte man hier sagen können – wurden doch in den letzten Jahren in ganz Europa viele solcher Fabriken geschlossen. Nur stellt sich aber heraus, dass dies das letzte Stahlwerk Großbritanniens überhaupt ist! Das heißt, die einstige Schmiede Europas schließt den Zyklus ihrer vollständigen Deindustrialisierung ab.

    Starmers Regierung fand keine bessere Lösung, als die Abgeordneten dringend aus den Osterferien abzuberufen und per Notbeschluss das Unternehmen zu beschlagnahmen, was sie als "Nationalisierung" bezeichnete. Es stellte sich jedoch heraus, dass es in Großbritannien keine verkokungsfähige Kohle für die Stahlhütten gibt. Also – gar keine, überhaupt nicht, null, nada, niente, zero. Die letzten britischen Zechen in Sheffield, in deren Nähe das Werk Scunthorpe seinerzeit ja gebaut wurde, wurden vor zehn Jahren geschlossen – alles im Namen der grünen Agenda. Und in den letzten Jahren wurde als Ersatz Kohle aus Japan und Südafrika dorthin transportiert. Nun unternimmt die Regierung fieberhafte Schritte, um irgendwo Koks zu beschaffen und gleichzeitig das Problem der Unrentabilität des Unternehmens zu lösen. Aber auch hier erweist sie sich als machtlos.

    Gleichzeitig durften sich die Briten über einen neuen Rekord "freuen": Trotz enormer Anstrengungen sowohl der konservativen als auch der Labour-Regierung steigt die Zahl der illegalen Einwanderer, die in seeuntüchtigen Booten den Ärmelkanal überqueren, weiterhin an. Bis Mitte April lag ihre Zahl bei über 8.000 Menschen für das angebrochene Jahr 2025 – und hierbei werden nur diejenigen gezählt, die entdeckt wurden. Gemessen an dieser Dynamik wird das laufende Jahr ein absoluter Rekord. Und Londons wiederholte Versuche, ein System zur Rückführung illegaler Einwanderer zu entwickeln, waren bisher erfolglos.


    Birmingham: Messer-Attacke auf Mann mit Kinderwagen



    Birmingham: Messer-Attacke auf Mann mit Kinderwagen







    "Starmer hat die Kontrolle über die Grenzen verloren" – so lautet das Urteil des Daily Telegraph nach Analyse der Statistiken der letzten Tage. Da hätten sich die Journalisten eigentlich die folgende, sehr logische Frage stellen sollen: Wenn Starmer die Grenzen des ihm anvertrauten Großbritanniens nicht kontrollieren kann – wie will er dann im Rahmen des Projekts "Koalition der Willigen" die Grenzen der Ukraine kontrollieren? Und wäre es nicht besser für ihn, zuerst seine internen Probleme zu lösen und erst dann so zu tun, als würde er irgendwo weit außerhalb des Königreichs als Friedensstifter auftreten? Doch solche Fragen gelten in der britischen Presse als Tabu.

    Auffallend ist dabei, dass sich in denselben Zeitungsausgaben Materialien finden lassen, deren einfacher Vergleich diese Fragen aufwerfen sollte. So enthält beispielsweise die neueste Ausgabe der Sunday Times eine Kolumne des bekannten Journalisten Rod Liddle, der über die Probleme schreibt, die sein Land zerreißen:

    "Nur zwei britische Skizzen sind bezeichnend: Ein schrecklicher Schienenverkehr und die zweite Stadt des Landes, die Kampala ähnelt, nur dass Krähen statt Marabus über dem Schlamm kreisen. Dies ist ein Land, das buchstäblich und im übertragenen Sinne nicht mehr funktioniert.

    Es ist eine Gesellschaft, die den Sinn dafür verloren hat, sich selbst zu regieren, einfache Dinge effektiv zu erledigen.

    Alles, was die Leute in Birmingham wollten, war, ihre Mülltonnen geleert zu bekommen. Also fangt mal dort an, in Birmingham – und erst wenn dann noch Geld übrig ist, dann arbeitet auswärts."


    Trotz massiver Neuverschuldung: Bundesregierung verordnet sozialen Kahlschlag





    Trotz massiver Neuverschuldung: Bundesregierung verordnet sozialen Kahlschlag






    Natürlich betrifft diese offensichtliche Schlussfolgerung nicht nur die Behörden von Birmingham. Und es wäre logisch, die gleiche Botschaft an die gesamte britische Regierung zu richten. Doch nur ein paar Seiten später erscheint in derselben Ausgabe der Zeitung ein Leitartikel, in dem Starmer aufgefordert wird, das Vakuum in der Unterstützung für das ukrainische Regime zu füllen, falls Washington seine Hilfe einstellt. Und das, obwohl London bereits 0,5 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für die Ukraine ausgibt. Genau dieses Geld fehlt den Müllmännern und Lehrern in Großbritannien so sehr. Doch eine Verknüpfung dieser beiden Themen in der Presse ist verboten.

    Nur Peter Hitchens, ein Veteran des britischen Lokaljournalismus, erlaubte sich den Frevel, auf den Seiten der Mail on Sunday "Aufruhr" zu stiften – er verknüpfte die Themen sorgfältig miteinander und schrieb:

    "Der Ukraine-Konflikt hat nichts Patriotisches an sich. Großbritannien hat kein nationales Interesse daran, diesen wahnsinnigen, vermeidbaren und mörderischen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland aufrechtzuerhalten oder zu verlängern. Er langweilt mittlerweile selbst die US-Amerikaner, die so lange versucht haben, in jener Region einen Konflikt zu provozieren. Und trotzdem geben wir Steuergelder aus, um ihn am Laufen zu halten. Und das nur aus Gewohnheit – denn wir haben uns derart daran gewöhnt, die US-Außenpolitik zu kopieren, dass wir nicht wissen, wann wir aufhören sollten – selbst dann, wenn die US-Amerikaner die jeweilige Politik aufgegeben haben.

    Wahrer Patriotismus würde darin liegen, unsere Kräfte zu schonen, um uns verteidigen zu können. Doch werden wir hören, wie Charles oder Harry die globalistische Politik und die Null-Ausstoß-Politik verstoßen, die unser Land in einen verarmten Schwächling verwandeln? Nein, das wird nie passieren. Also auf Wiedersehen, Stahlöfen."

    Auch hier liegen die Schlussfolgerungen offen und klar auf der Hand. Aber dies ist nur ein Schrei in der britischen Informationswüste:


    42 Prozent der Österreicher geht es finanziell schlecht – dennoch bleibt die Ukraine-Hilfe Priorität





    42 Prozent der Österreicher geht es finanziell schlecht – dennoch bleibt die Ukraine-Hilfe Priorität





    Die dortigen Medien rufen einstimmig "Großbritannien ist kaputt!" und bringen diese Schlussfolgerungen auf ihre Titelseiten. The Sun beruft sich auf eine Umfrage, wonach 68 Prozent der Briten dieser Schlussfolgerung zustimmen. Darüber hinaus sehen 32 Prozent die illegale Migration als Hauptproblem, 31 Prozent das zerstörte Gesundheitssystem und 18 Prozent die Wirtschaft. Die Ukraine oder ein Krieg mit Russland, der ständig als Schreckgespenst für die Bevölkerung genutzt wird, gehören nicht einmal ansatzweise zu den umrissenen Themen.

    Doch Starmer versucht mit einer Hartnäckigkeit, die einer besseren Sache würdig wäre, immer noch, sich als der wichtigste antirussische "Falke" darzustellen. Dabei verkennt er das Offensichtlichste: Je höher die Müllberge in Birmingham werden, mit denen er nicht fertig wird, oder je mehr Boote illegal den Ärmelkanal überqueren, desto komischer wirkt dieser ehemalige Antikriegsaktivist als ein militanter Quasi-Churchill.

    Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 22. November auf der Homepage von RIA Nowosti.

    Wladimir Kornilow ist ein sowjetischer, ukrainischer und russischer Politologe, Geschichtswissenschaftler, Journalist, Schriftsteller und gesellschaftlicher Aktivist. Er ist der ehemalige Leiter der ukrainischen Filiale des Instituts der GUS-Staaten in Kiew und Leiter des Zentrums für Eurasische Studien in Den Haag. Nach seiner scharfen Kritik am Euromaidan musste er aus der Ukraine flüchten und arbeitet seit 2017 als Kolumnist bei Rossija Sewodnja. Er führt eine Telegram-Kolumne zu aktuellen politischen Themen.


    Mehr zum Thema – Bericht: Großbritannien würde Lieferung von Taurus-Raketen an Kiew unterstützen


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    Info: https://freedert.online/meinung/243173-grossbritannien-verwest-bei-lebendigem-leib-lasst-aber-ukraine-nicht-los/


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    28.04.2025

    Ideologieproduktion Die Zeit der »Experten«

    jungewelt.de, 28.04.2025, Von Kai Köhler

    Problem erfunden, nicht passende Lösung dazu: Sönke Neitzel und Carlo Masala trommeln auf trostlosem Niveau für Aufrüstung und Kriegsbereitschaft


    Federico Gambarini/dpa

    Liefert wie bestellt: Carlo Masala (r.) bei einem Treffen der Unions-Fraktionsspitze (Schmallenberg, 1.9.2023)


    Sönke Neitzel: Die Bundeswehr. Von der Wiederbewaffnung bis zur Zeitenwende. C. H. Beck, München 2025, 128 Seiten, 12 Euro


    Carlo Masala: Wenn Russland gewinnt. Ein Szenario. C. H. Beck, München 2025, 120 Seiten, 15 Euro


    Kriegstüchtigkeit, wie der zuständige Minister Boris Pistorius sie einfordert, ist niemals nur eine Sache von genügend Soldaten und ihrer Ausstattung. Ohne eine Gesellschaft, die das Kriegführen mindestens stillschweigend duldet, aber besser noch aktiv unterstützt, ist auch der größte materielle Aufwand von beschränktem Nutzen.

    Auch deshalb begann spätestens 2022 die große Zeit der »Experten«: eine überschaubare Zahl von nach ideologischen Kriterien ausgewählten Wissenschaftlern, die nun mehr in den Medien als an ihrer Universität existieren und die immer gleichen Behauptungen wiederkäuen. Der »Westen« und insbesondere »Europa« habe jahrelang das eigene Militär vernachlässigt (schließlich betrugen die NATO-Ausgaben für Rüstung 2021 nur das 17fache von denen Russlands). Man müsse wieder lernen, in militärischen Kategorien zu denken (als habe dieser Westen seit 1990 Krieg nicht regelmäßig als erste statt als letztmögliche Option gewählt). Russland führe schon heute einen neuartigen »hybriden Krieg«; der bestehe aus einem Ineinander propagandistischer, geheimdienstlicher und niedrigschwelliger militärischer Maßnahmen, verbunden mit der Unterstützung russlandfreundlicher Gruppen (kurz, genau das Instru­mentarium, das der Westen bei der Beseitigung missliebiger Regierungen seit je anwendet). Falle die Ukraine, sei Russland in wenigen Jahren drauf und dran, NATO-Gebiet anzugreifen (eine Angstmacherei, die von keinerlei ernstzunehmenden Indizien gestützt wird, aber zunehmend politikbestimmend ist).

    Alles das bestätigt die alte Einsicht, dass sich im politischen Raum nicht das durchsetzt, was wahr ist, sondern was oft genug wiederholt wird. Besonders gilt das für die Außenpolitik, wo nur selten unmittelbare Erfahrung die Ideologie korrigiert. Der Verlag C. H. Beck hat nun im März gleichzeitig zwei schmale Bändchen von zwei dieser Kriegsintellektuellen herausgebracht, und tatsächlich bietet der Inhalt keinerlei Überraschungen.


    Etwas mürrisch

    Der in Potsdam lehrende Militärhistoriker Sönke Neitzel stellt in der Reihe »Wissen« die Bundeswehr vor. Der historische Teil ist eingestandenermaßen eine Kurzfassung dessen, was Neitzel im Bundeswehr-Kapitel seines Buchs »Deutsche Krieger« (2020) entwickelt hat. Neben brauchbaren Informationen zu Aufwuchskonzepten, Ausstattung und Einsatzbereitschaft der Bundeswehr im Kalten Krieg durchzieht die Frage nach dem Verhältnis von Politik und Militär die Darlegungen. Neitzel stellt etwas mürrisch fest, dass stets das Primat der Politik gegolten hat. Immerzu seien Entscheidungen mit dem Blick auf innenpolitisch Durchsetzbares und bündnispolitisch Wünschenswertes getroffen worden.

    Will man vor allem ein möglichst starkes deutsches Militär, so ist die Kritik daran nachvollziehbar. In »Deutsche Krieger« argumentierte Neitzel, dass die spezifische Aufgabe von Soldaten – zu kämpfen, zu töten und notfalls zu sterben – eine besondere Prägung erfordere. Entsprechend seien Traditionsbezüge auf frühere deutsche Armeen, bis hin zur Wehrmacht, sinnvoll. Zweitens kritisiert Neitzel, dass Auslandseinsätze wie in Afghanistan und Mali unzureichend geplant wurden. Nötig wären Lageanalyse und Zielbestimmung gewesen, woraus sich die erforderliche Einsatzstärke und Vorgehen ergeben hätten. Statt dessen habe man sich gefragt, mit welchem Minimum man Bündnispartner zufriedenstellen könne, ohne innenpolitisch Verwerfungen zu riskieren. Das ist richtig; freilich sind in diesen Fällen die Planungen von Staaten, deren Bevölkerungen wie die der USA bzw. Frankreichs ein »positiveres« Verhältnis zum Militär haben, nicht solider gewesen.

    Je näher Neitzel der Gegenwart kommt, desto mehr gerät sein Überblick zur Streitschrift. Sogar dem Rezensenten der FAZ war unwohl, dass Neitzels Schrift zum »politischen Forderungskatalog« geraten ist. Zu spät, zuwenig: Das ist Neitzels Klagelied zur Erhöhung des Kriegsetats unter Angela Merkel wie zu dem 100-Milliarden-Euro-Paket unter Olaf Scholz. Überhaupt: Warum schuldenfinanziert, statt endlich die Bevölkerung zum Verzicht zu zwingen! Zufrieden ist Neitzel nur mit den Medien, denn da freut ihn ein »Stimmungswandel« auch bei Journalisten, die angeblich mal Bundeswehr-Skeptiker waren und nun Aufrüstungsbefürworter sind. Den Gegenpol sieht er bei den Universitäten, insbesondere den Geisteswissenschaften und einer »üppig finanzierten institutionalisierten Friedensforschung«.


    Masalas »Szenario«

    Einer, den er damit mit Sicherheit nicht meint, ist sein Kollege Carlo Masala, der Internationale Politik an der Hochschule der Bundeswehr München lehrt. Masala entwickelt unter dem Titel »Wenn Russland gewinnt« ein »Szenario«. Das geht so: Die europäische Unterstützung für die Ukraine reicht nicht aus, und Russland setzt eine Friedensvereinbarung durch, nach der es die eroberten Gebiete behält und die Ukraine neutral bleiben muss. Wladimir Putin tritt zurück und macht dem (fiktiven) jungen, charismatischen Wirtschaftsfachmann Oleg Obmantschikow Platz. Der Westen glaubt nur zu gerne, dieser sei ein zweiter Michail Gorbatschow, und vernachlässigt die notwendige Rüstung. 2028 fühlt sich Russland stark genug für den nächsten Schritt. Russische Agenten zwingen Afrikaner, über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen, so dass die EU zur Abwehr Kriegsschiffe aus der Ostsee verlegt. China lenkt derweil durch Übergriffe auf philippinisches Gebiet ab. Dann besetzten russische Truppen die Grenzstadt Narwa in Estland und eine estnische Insel. Außerdem schießen sie aus Gründen, die ebenfalls allein Masala kennt, ein Flugzeug mit dem Vorstandsvorsitzenden des europäischen Rüstungskonzerns »Ruhreisen« ab.

    Wie reagiert die NATO? Polen, die baltischen Länder, Großbritannien wollen wie auch der deutsche Bundeskanzler den Bündnisfall erklären. Andere Länder, wie das mittlerweile vom Front National regierte Frankreich, sind dagegen. Und auch die USA sehen nicht ein, wegen eines estnischen Städtchens einen Nuklearkrieg zu riskieren. Kurz: Die NATO erweist sich als Papiertiger, und Obmantschikow kann den »Diktator in Peking« anrufen. Das Schlusswort gehört Xi Jinping, der »die chinesische Vorherrschaft über die Welt zum Greifen nahe« sieht.

    Das Ganze ist mit kleinen, vollständig fiktiven Episoden aufgelockert, die zeigen, dass Masala als Literat leider sowenig taugt wie als Politikwissenschaftler. Nun kann man, je nach politischem Interesse, beliebige Szenarien entwerfen. Etwa: Nach einem Friedensschluss wird die Ukraine neutral, der Zustand vor dem Kiewer Putsch 2014 ist wiederhergestellt und ermöglicht eine europäische Friedensordnung. Oder: Die ab 2026 geplante Stationierung von Mittelstreckenraketen in Europa wird in Moskau als derart bedrohlich eingeschätzt, dass sich Russland für einen Präventivschlag entscheidet. Kann man alles glauben oder auch nicht. Interessant wird es, wenn es um die Wahrscheinlichkeit von Szenarien geht – hier führt Masala als Quelle »viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen« an sowie »War Games«, an denen er als Beobachter teilnahm. Ein inhaltliches Argument sieht anders aus.


    Kriegsideologen

    Szenarien können dazu dienen, verschiedene Handlungsoptionen mit ihren Vor- und Nachteilen durchzuspielen. Nichts davon geschieht. Masala fordert selbstverständlich eine Aufrüstung der Bundeswehr und eine kriegsbereite deutsche Gesellschaft, um sein ausgedachtes Szenario abzuwenden. Freilich setzt sich die russische Führung in seiner Geschichte durch, weil sie mit dem Atomkrieg droht und die USA dieses Risiko nicht eingehen wollen. Masala erfindet ein Problem und schlägt Lösungen vor, die nicht zum Problem passen. Das intellektuelle Niveau ist denkbar trostlos.

    Dennoch ist das Buch erfolgreich. Warum? Unfreiwilligen Aufschluss liefert das Nachwort, in dem Masala seine Story für die begriffsstutzigsten unter seinen Lesern noch mal erklärt. Hier beklagt er »Angstunternehmer«, die Befürchtungen vor einer Eskalation zu einem »Geschäftsmodell« gemacht hätten und so russische Interessen bedienten. Man hat es also nicht mit Leuten zu tun, die einfach eine andere Einschätzung der Lage haben, sondern mit Verrätern. Die Feinderklärung gilt aber auch nach außen. Ein scheinbar kompromissbereiter neuer russischer Präsident ist eine für den Verlauf des Szenarios gar nicht nötige Zutat, Masala könnte Putin ebenso wie Xi im Amt belassen. Das Perfide der Idee ist: Egal wie der Russe sich gibt – er ist und bleibt der Angreifer. Mehr noch als Neitzel ist Masala selbst ein Angstunternehmer, und sein Geschäftsmodell als Kriegsideologe läuft prächtig.


    Info: https://www.jungewelt.de/artikel/498941.ideologieproduktion-die-zeit-der-experten.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    28.04.2025

    (I von II)Screenshot_2025_04_28_at_16_08_28_Interview_mit_Scott_Horton_zu_den_vergessenen_Stellvertreterkriegen_zwischen_dem_Westen_und_Russland

    nachdenkseiten.de, 28. April 2025 um 11:34 Ein Artikel von Michael Holmes

    Scott Horton – Chefredakteur von Antiwar.com, der wichtigsten Antikriegsplattform in den USA – gehört zu den profundesten Kritikern der US-dominierten westlichen Außenpolitik. Sein neues Buch „Provoked: How Washington Started the New Cold War with Russia and the Catastrophe in Ukraine” ist ein Meilenstein: Auf 900 Seiten seziert er die Vorgeschichte des Ukraine-Kriegs als Ergebnis jahrzehntelanger westlicher Provokationen. Wer die Komplexität des Konflikts verstehen will, kommt an diesem Werk nicht vorbei – eine ausführliche Besprechung finden Sie hier (https://www.nachdenkseiten.de/?p=130861). Im Interview analysiert Horton wichtige Aspekte der NATO-Osterweiterung, die Einmischung des Westens in die russische Politik der 1990er-Jahre und die fünf Schlüsselkriege – Bosnien, Kosovo, Tschetschenien, Georgien und Syrien –, die Russlands Trauma einer „Einkreisung“ zementierten. Das Gespräch führte Michael Holmes am 31. März 2025.

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    Video https://www.youtube.com/watch?v=idOTrnIvXVM Dauer 1:31:57 h


    Michael Holmes: Hallo, heute habe ich das große Vergnügen, mit Scott Horton zu sprechen. Sie sind der redaktionelle Leiter von antiwar.com, der wichtigsten Anlaufstelle für Antikriegs-Freaks in den USA. Heute werden wir über Ihr neuestes Buch sprechen, das den Titel „Provoked“ trägt. Es ist ein absolutes Meisterwerk. Wenn Sie die Zeit und die Energie haben, 900 Seiten zu lesen, sollten Sie es tun. Meiner Meinung nach ist es das beste Buch zum Ukraine-Krieg und zum größeren Krieg zwischen Russland und dem Westen. Herzlich willkommen, Scott Horton.

    Scott Horton: Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben, Michael. Schön, bei Ihnen zu sein.

    Beginnen wir also ein wenig mit der Gegenwart. Dann müssen wir zurückgehen bis zum Ende des letzten Kalten Krieges. Gibt es jetzt Hoffnung auf einen umfassenden Waffenstillstand, vielleicht sogar auf ein Friedensabkommen?

    Nun, ja, ich versuche, hoffnungsvoll zu sein, aber es gibt Gründe, pessimistisch zu sein. Ich meine, das Beste, was wir im Moment haben, ist, dass Präsident Donald Trump eindeutig aufrichtig den Krieg beenden will. Damit hat er kandidiert. Und im Gegensatz zu vielen anderen Dingen hat er das auch wirklich ernst gemeint. Er war frustriert, weil er das Gefühl hatte, dass Joe Biden ihm die Wahl gestohlen und dann alles ruiniert hatte und dass dies unter seiner Aufsicht nie passiert wäre, was meiner Meinung nach aus vielen Gründen richtig ist. Aber ich glaube, er war fest entschlossen, das Problem rückgängig zu machen, vielleicht auch nur, um seine Überlegenheit gegenüber Joe Biden als Präsident zu demonstrieren. Aber er hat sich schon immer um bessere Beziehungen zu Russland bemüht, was mit ein Grund dafür war, dass man ihm beim letzten Mal Verrat vorgeworfen hat. Er will also ein Friedensabkommen schließen.

    Wenn es meine Perspektive wäre, wäre es mir egal, ich würde sagen, lasst die ganze Sache sein, kommt nach Hause, lasst die Europäer und die Russen darüber verhandeln, was auch immer. Es ist mir egal, was passiert. Aber das ist nicht die Welt, in der wir leben. Und so ist seine Position eine, in der er versuchen muss, ein Ende des Krieges auszuhandeln, bei dem es im schlimmsten Fall darum geht, eine Art Auszeit zu nehmen, in der wir uns befinden, ohne Zugeständnisse in Bezug auf Gebiete machen zu müssen, die die Russen noch nicht eingenommen haben oder Ähnliches, richtig?

    Aber die ukrainische und die gesamte westliche Seite befinden sich hier in einer schwachen Position. Die Russen beherrschen das Schlachtfeld von Norden bis Süden. Und wie die jüngste nachrichtendienstliche Bewertung, die sie gerade veröffentlicht haben, ganz richtig sagt, ist das Momentum auf ihrer Seite. Die Ukrainer haben sich wacker geschlagen, aber sie verlieren und haben keine Chance, das Blatt noch zu wenden. Es gibt kein magisches Waffensystem, das das für sie ändern könnte. Und die amerikanische Armee und die übrigen europäischen Armeen kommen nicht, und um das wirklich zu ändern, müsste man die 82nd Airborne dort absetzen und die US-Marine dort hinschicken und so weiter. Das werden wir um nichts in der Welt tun. Und Joe Biden selbst hat das bereits ausgeschlossen. Es würde direkt zu einem Krieg zwischen der NATO und der Russischen Föderation führen. Wir werden also die Ukraine unterstützen, aber nicht mehr als das. Nun, damit kommt man nicht sehr weit.

    Mit anderen Worten: Donald Trump hat nur sehr wenige Trümpfe in der Hand. Er kann Russland versprechen, dass er die Sanktionen aufhebt und dass er versuchen wird, die Beziehungen zu Russland zu normalisieren. Er kann ihnen diese positiven Dinge versprechen, aber er kann ihnen nicht wirklich mit etwas drohen. In seinem jüngsten Zitat sagte er nur: „Wenn sie nicht kooperieren, dann fangen sie verdammt noch mal an zu kooperieren.“ Er sagte, er sei wütend, weil Putin sagte: „Selenskyj ist ein illegitimer Führer, wie soll ich mit ihm umgehen? Er wurde nicht einmal gewählt”, was einfach eine Giftpille in die Verhandlungen wirft. Er spielt hier im Grunde genommen nur mit harten Bandagen.

    Und Trump reagierte darauf, sagte, dass er darüber verärgert sei und dass er sagte: „Na ja, vielleicht füge ich einfach neue Sanktionen hinzu.“ Nun, kommen Sie, das hat Joe Biden bereits versucht. Welche weiteren Sanktionen hatte Joe Biden noch auf dem Tisch, die er nicht schon versucht hat, anzuwenden? Und wenn es noch welche gibt, was für einen Unterschied wird das machen? Nicht viel. Die Russen sind also auf dem richtigen Weg und könnten die Oblast Charkiw immer noch einnehmen. Dasselbe gilt für Odessa, das Juwel am Schwarzen Meer auf der anderen Seite der Krim. Und wenn sie weiter drängen, könnten sie es einnehmen. Ich glaube, dass sie dort mit einem ziemlich heftigen Aufstand konfrontiert wären, aber sie könnten die Stadt Odessa einnehmen und das, was von der Ukraine übrig geblieben ist, als dieses eingeschlossene, kleine Gebiet zurücklassen, das von Lemberg dominiert wird, und sie könnten das gesamte historische Russland und die sogenannte Landbrücke bis nach Transnistrien zurückerobern. Das ist der Streifen Land auf der westlichen Seite des Dnjepr, der die westliche Grenze der Ukraine mit Moldawien markiert und der jetzt eine Art abtrünnige Provinz unter russischem Schutz ist. Das war also schon immer die Bedrohung, nicht wahr? Dass die Russen immer weiter vorrücken werden.

    Und zu diesem Zeitpunkt bin ich mir sicher, dass Putin stark unter Druck steht, weiterzumachen und nicht zu verhandeln, wenn sie so nah dran sind. Ich weiß nicht genau, wie nah sie dran sind, aber auch hier ist die Zeit auf ihrer Seite. Wenn sie also weitermachen, könnten sie Odessa und Charkiw einnehmen. Und dann wird er eine Menge Druck von rechts bekommen, der sagt: Ihr könnt jetzt nicht aufgeben, richtig? Alle Paul Wolfowitzs in Russland sagen, nein, ihr müsst bis nach Bagdad gehen. Er könnte also sehr wohl auf sie hören und den Krieg fortsetzen, was eine echte Katastrophe wäre, weil es Donald Trump zum Trottel machen würde, weil er sagte, er könne diese Sache beenden, und er kann nicht einmal den Appetit der Russen zügeln, die immer mehr Gebiete einnehmen. Und in welche Position bringt das Trump dann?

    Wenn Donald Trump die letzte Hoffnung auf eine friedliche Beziehung zwischen Amerika und Russland ist und wir schon zu weit in diesem Krieg stecken, als dass die Russen noch umkehren könnten, dann hat Donald Trump angekündigt, dass er ihn beenden könnte. Wenn die Russen keine Lust haben, ihn zu beenden, und er nicht in der Lage ist, das durchzuziehen, dann geht es von hier an nur noch bergab. Dann, ich weiß nicht, ich schätze, wir warten noch zwei Jahre, bis die Russen die gesamte Küste der Ukraine erobert haben, und erst dann, in Trumps letztem Amtsjahr, kann er versuchen, sein Gesicht zu wahren. Aber er hat sich immer um bessere Beziehungen zu Russland bemüht, und das ist einer der Gründe, warum sie ihm beim letzten Mal Verrat angehängt haben.

    Ich muss hier zunächst einmal betonen, dass das Buch sowohl Putin als auch Donald Trump aus unterschiedlichen Gründen sehr kritisch gegenübersteht. Trump ist sicherlich kein Friedensstifter im Allgemeinen, er ist wirklich schlecht zu Israel – er unterstützt auch den Völkermord und all das – und zum Jemen und so weiter. Viele unserer Zuschauer und Leser werden Sie nicht kennen. Dann könnte es ein weiteres Missverständnis geben, denn Ihr Buch zeigt auch, dass es in der Vergangenheit viele, viele Chancen für ein wirklich gutes Friedensabkommen gab, das für die Ukraine und den Westen völlig akzeptabel war, bei dem sie nicht viel aufgeben mussten, im Grunde nur die Krim. Wie Sie war auch ich immer für ein Friedensabkommen, aber jetzt bin ich der Meinung: Was kann man schon tun? Lassen Sie uns vorsichtig sein. Es ist eine Tatsache, dass Putin 20 Prozent des Territoriums hat und darauf bestehen wird, es zu behalten, und es gibt keine Chance, dass die Ukraine viel davon zurückbekommt. Es ist tragisch, und ich kann die Wut und die Traurigkeit der Ukrainer teilen, die das Gefühl haben, dass dies ein unfaires Geschäft ist. Aber in der Vergangenheit gab es viel bessere Angebote von Putin, und das ist eines der vielen Dinge, die Sie in Ihrem Buch zeigen.

    Aber lassen Sie uns von vorne beginnen. Unsere Position, das Friedenslager, wird oft so charakterisiert: ‚Sie sagen, es geht nur um die NATO-Erweiterung. Für Menschen, die nicht darauf achten und die internationalen Beziehungen nicht so sehr verstehen, ist es schwer zu begreifen, warum die NATO-Erweiterung ein so großes Problem für Russland sein sollte, denn es klingt wie eine langweilige, bürokratische Angelegenheit, Sie wissen schon: „Nun, die NATO erweitert sich nach Osten. Wenn es sich um ein Verteidigungsbündnis handelt, warum tut man dann so, als sei man darüber besorgt. Ein Missverständnis besteht also darin, dass es sich nur um eine bürokratische Angelegenheit handelt, und was ist daran schon groß. Das andere ist, dass es um so viel mehr geht als nur um die Erweiterung der NATO. Ich meine, die NATO-Erweiterung nimmt in Ihrem Buch, das 900 Seiten lang ist, etwa 200 Seiten ein, glaube ich. Ich versuche, den Leuten zu erklären, dass der Grund für den russischen Einmarsch die NATO-Erweiterung plus plus plus war. NATO-Erweiterung, Extra-Erweiterung, Extra-Erweiterung. Es gab die farbigen Revolutionen. Es gab all die Kriege, illegale Kriege, die eigentlich alle Gesetze der sogenannten liberalen internationalen Ordnung verletzten. Und sie waren um Russland herum. Es gab all die gebrochenen Waffen- und Friedensverträge und all die Einmischungen des Westens in der Ukraine, in Georgien, in Syrien und in vielen anderen Ländern. Ich denke also, dass wir mit der NATO-Erweiterung beginnen müssen, und ich hoffe, dass wir auf einige der anderen Themen eingehen können, die eng damit verbunden sind. Aber es geht um so viel mehr. Es sind 900 Seiten voller Fakten, von denen ich viele nicht kannte, obwohl ich mich seit vielen Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftige.

    Was die NATO-Erweiterung betrifft, warum ist sie so wichtig? Warum sind die Russen darüber besorgt und insbesondere über die NATO-Erweiterung um die Ukraine und Georgien?

    Die Art und Weise, wie Sie es charakterisieren, ist für den durchschnittlichen Hörer vielleicht so, dass er denkt, na ja, wen kümmert’s? Das ist doch nur eine bürokratische Angelegenheit. Ich glaube, viele der Amerikaner, die daran beteiligt sind, sehen das genauso: Die NATO war nur eine schicke Cocktailparty, oder? Und immer mehr schicke Leute ziehen sich schick an und gehen abends zu einer Veranstaltung in einem Herrenhaus oder was auch immer. Und das ist das Leben, das sie als hochrangige Eurokraten und Natokraten führen, nicht wahr? Sie sind Teil dieser Sache und tummeln sich mit Außenministern und so weiter, mit Typen in schönen Smokings, die Klavier spielen, und Leuten, die Champagner ausschenken und so weiter. Und was bedeutet das für sie noch? Das ist buchstäblich die Rolle, die es in ihrem Leben spielt, oder? Es gibt eine große neue NATO-Konferenz, wir werden alle zusammensitzen, und danach gehen wir auf eine schicke Party oder so. Und so sprechen sie auch oft darüber.

    Und wenn es dann ernst wird, sagen sie, wir sorgen nur für Stabilität. Das ist Amerikas Sicherheitsschirm. Natürlich will jeder unter ihm sein. Niemand legt sich mit Amerika an – außer unseren eigenen islamistischen Söldnern, wenn sie manchmal gegen uns zurückschlagen. Und wenn Sie Bulgarien sind, dann, bei Gott, schließen Sie ein Bündnis mit Amerika und Deutschland und Frankreich, um sich vor wem auch immer zu schützen, z.B. vor Russland. Und, wissen Sie, wer hat Osteuropa in diesen Jahrzehnten und Jahrhunderten bedroht? Die Russen. Und in jüngerer Zeit hat die gottverdammte totalitäre kommunistische UdSSR sie absolut versklavt und ihnen kommunistische Marionetten-Diktaturen aufgezwungen, nicht nur die Republiken, sondern auch alle Staaten des Warschauer Paktes waren im Wesentlichen Sowjetrepubliken, versklavt unter der Tyrannei des Kremls. Sie hatten überhaupt keine eigene Wahl und keine eigene Führung. Wissen Sie, im Kommunismus hat der KGB alles für alle ausgesucht.

    Sie sind nicht sarkastisch, das muss ich sagen, denn die Leute kennen Ihre Ansichten dazu nicht.

    Oh, nein, es war ein absoluter Polizeistaat, richtig. Und, wissen Sie, genauso schlimm oder noch schlimmer als jeder Rechte, den Sie je gehört haben, ihn zu charakterisieren. Es gibt also eine Menge Ressentiments gegen Russland. Es gibt ein Gefühl dafür, dass das kommunistische Imperium das russische Reich unter einem anderen Namen war und dass das russische Reich und das sowjetische System von den Russen als der größten Nation in der Union und dem Rest dominiert wurden. Für einige Ukrainer zum Beispiel sind die Russen und die Kommunisten immer noch ein und dasselbe.

    So einfach ist das nicht, denn es gab auch in allen osteuropäischen Ländern, einschließlich der Ukraine, viele Kommunisten.

    Oh ja, sicher. Natürlich. Und es sind alles einheimische Ukrainer, die die Sache umsetzen. Aber jeder wusste, wer der Oberherr war. Und so gibt es eine Menge von diesem Geist in Osteuropa. Und natürlich wollen sie alle Amerikas Verteidigungsbündnis beitreten. Aber gegen wen? Gegen Russland. Das bringt Amerika und Russland in eine sehr unangenehme Lage, denn eigentlich war es Russland selbst, das 1991 die Sowjetunion stürzte und zerstörte. Das waren die Leute, die den Kommunismus für uns getötet und ganz Osteuropa befreit haben. Und genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir uns mit ihnen anfreunden sollten, freunden wir uns stattdessen mit ihren Nachbarn auf ihre Kosten an.

    Wie ich in meinem Buch zeige, haben die Expansionsbefürworter selbst, also die Leute, die die NATO erweitern wollten, von der Regierung George H. W. Bush über Bill Clinton und W. Bush, selbst sie räumten ein, dass wir die Trennlinien in Europa nicht auslöschen. Wir verschieben die Trennlinie nur weiter nach Osten und richten sie immer noch gegen Russland. Wie sie es in den Clinton-Jahren nannten, Neo-Eindämmung des bösen russischen Bären. Und so sagten alle Gegner: ‚Hört zu, alles, was ihr tut, ist diese sich selbst erfüllende Prophezeiung. Die Russen kommen nicht, aber jetzt macht ihr sie euch zum Feind. Das wird am Ende zu einem Konflikt führen.’ Die Falken konnten es nicht ignorieren, weil es die weisesten Graubärte des Council on Foreign Relations waren, die davor warnten. Es waren mächtige und einflussreiche Leute, die sagten, dass genau das passieren würde.

    Sie erkannten das und sagten, wie zum Beispiel Madeleine Albright, die zweite Außenministerin von Bill Clinton: „Hören Sie, wenn die Erweiterung zu einer schlechten Reaktion Russlands führt, dann haben wir wenigstens die NATO.“ Sie erkennt also die sich selbst erfüllende Prophezeiung an und sagt: „Ja, aber die Prophezeiung lautet: ‚Wenn wir unser Militärbündnis erweitern, werden sie wütend werden. So what?’ Denn wir werden unser erweitertes Militärbündnis haben, sodass sie so wütend sein können, wie sie wollen, und sie können nichts dagegen tun.“ Das einzige Problem ist: Wir vergessen die Politik. Wir ändern die Politik, indem wir nicht mehr versuchen, mit den Russen befreundet zu sein, sondern sie weiterhin eindämmen. Das ist keine neue Weltordnung. Nicht, dass ich das befürworte, was Bush Senior da behauptet hat, aber es ist immer noch die gleiche alte Weltordnung. Wir verschieben nur die Trennlinie immer weiter nach Osten, auf ihre Kosten.

    Es geht also nicht nur darum, diese Länder in unser Militärbündnis einzubinden, was bedeutet, dass wir alle ihre Streitkräfte unter amerikanischem Oberbefehl aufbauen, modernisieren und verbessern. Sondern es geht auch um diese Art von untergeordneter Politik, die Farbenrevolutionen. Was ist, wenn es Länder gibt, die der NATO nicht beitreten wollen? Nun, dann müssen wir die dortige Regierung stürzen. Dann haben wir eine willfährige Regierung, die tut, was wir wollen, und unserem Militärbündnis beitritt, ob die Menschen dort das wollen oder nicht.

    Ein weiterer Bestandteil der Politik ist die Ausweitung der Raketenabwehr auf Rumänien und Polen. Jetzt sagen sie, dass sie Polen vor dem Iran verteidigen wollen, aber die haben keine Raketen, die so weit reichen können, und sie haben keine Atomwaffen, die sie nach Polen liefern könnten. Das Ganze war Unsinn. Wladimir Putin sagte: „Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen glaube, dass Sie damit Polen vor dem Iran schützen wollen? Ich denke, dass Sie vielleicht versuchen, eine Erstschlagskapazität gegen Russland zu erlangen, unser Land mit antiballistischen Raketen und Abwehrraketen zu umzingeln, und das bedeutet, dass Sie denken, dass Sie unser Land mit einem nuklearen Erstschlag treffen und dann jede Vergeltungsreaktion abschießen können. Mit anderen Worten: Sie erlangen die Fähigkeit zum Erstschlag, heben die gegenseitig zugesicherte Zerstörung auf und geben sich selbst die Lizenz, einen offensiven, aggressiven Atomkrieg gegen uns zu führen.“

    Und W. Bush sagte: ‚Komm schon, das ist verrückt, Wlad, denn das sind nicht genug Raketen, um eine Salve aus Russland abzuschießen – nicht einmal in vollem Umfang. Wisst ihr, ihr habt Tausende von Atomwaffen und wir reden hier von Dutzenden von Spatzen. Wir können nicht ganz Europa mit diesen Raketenstationen vor euch schützen.‘ Und Putin sagte: ‚Wissen Sie, das ist ein guter Punkt. Vielleicht liegt es daran, dass die Raketenabschussvorrichtungen doppelt nutzbar sind, die MK 41 oder Mark-Raketenabschussvorrichtungen. Damit kann man nicht nur eine antiballistische Rakete abfeuern, sondern auch Tomahawk-Marschflugkörper, die mit Wasserstoffbomben bestückt werden können.‘ Und das hätte gegen den INF-Vertrag verstoßen, aber den INF-Vertrag gibt es nicht mehr.

    Und sie haben den Russen kein Inspektionssystem erlaubt. Alles, was man tun musste, war, einen Kontrolleur auf einem Barhocker sitzen zu lassen, der sicherstellt, dass niemand Tomahawk-Marschflugkörper in die Abschussvorrichtung schiebt, und dann wäre alles in Ordnung gewesen. Das hätten sie tun können, und es wurde ihnen auch schon 2004 geraten, das zu tun. Wenn ihr mit dieser Sache weitermacht, müsst ihr ein Inspektionssystem mit den Russen einrichten, bei dem ein russischer Offizier anwesend ist, der überprüfen kann, dass ihr keine Tomahawk-Marschflugkörper in diese Trägerraketen einbaut, denn die Russen müssen darüber besorgt sein. Und auch hier war die Haltung, na ja, scheiß auf sie. Was werden sie denn tun? Und man sieht immer wieder, dass sie es selbst zugeben und ihre Freunde sie dafür kritisieren. Es ist genau das, was man den Tyrannen auf dem Spielplatz in der Schule sagen hört. Sie beschuldigen immer die Russen, der Tyrann zu sein.

    William Perry, der unter Bill Clinton Verteidigungsminister war, hatte sich gegen die NATO-Erweiterung ausgesprochen und später die Verantwortung dafür übernommen. Er fühlte sich offenbar wirklich schrecklich, weil er es nicht zum Kampf seines Lebens und seiner Karriere gemacht hatte, diese Politik zu stoppen, weil er wusste, dass sie ein Problem mit den Russen verursachen würde. Und er sagte: ‚Es tut mir leid, aber offen gesagt sind Budapest und Warschau nicht so wichtig wie Moskau. Wir haben jetzt Freunde in Moskau. Wir sollten, wenn wir die NATO erweitern wollen, zuerst die Russen einbeziehen, dann ist es egal, ob wir die osteuropäischen Staaten einbeziehen, dann wird jeder verstehen, dass dies kein Bündnis ist, das auf Russland oder auf irgendjemanden gerichtet ist.

    Und in der Tat haben sie die Russen dazu gebracht, dieser Erweiterung und der Fortsetzung der NATO und ihrer Erweiterung zuzustimmen, indem sie versprachen, dass wir die NATO in eine politische Organisation umwandeln werden, die mehr wie die EU und die Vereinigten Staaten sein wird, und dass wir sie als Sicherheitsorganisation durch die KSZE ersetzen werden, die jetzt als OSZE bekannt ist, die bereits existierte und in der all diese Länder bereits Mitglied waren, einschließlich Russland. Und sie sagten, wir werden das nutzen.

    In den Clinton-Jahren wurde dann die Partnerschaft für den Frieden ins Leben gerufen, die es immer noch gibt, die aber im Grunde nur eine Zwischenlösung für die NATO-Erweiterung war, um den Normalisierungsprozess einzuleiten und Länder in die NATO zu bringen. Aber was sie Jelzin damals sagten, war: Nein, wir werden die NATO durch das hier ersetzen, und ihr werdet Mitglied sein, und die Ukraine wird Mitglied sein, und wir werden alle Mitglied sein, weil es keinen Feind gibt. Wozu brauchen wir also ein Bündnis? Wir brauchen eine Sicherheitsarchitektur, in der wir alle gemeinsam an europäischen Problemen arbeiten und sie ohne Streit lösen können.

    Natürlich nennen sie es ein Verteidigungsbündnis, als ob das allein schon ausreichen würde, um es wahr zu machen. Und doch haben sie nur drei Wochen nach der Aufnahme ihrer ersten drei neuen Mitglieder – Polen, Ungarn und die Tschechische Republik – im Frühjahr 1999 ihren ersten Angriffskrieg gegen Serbien begonnen, um dessen Provinz Kosovo abzutrennen, und damit gegen jedes Gesetz unter der Sonne und auch gegen ihr eigenes verstoßen.

    Ich wollte Sie zu diesen Kriegen befragen, weil es einige gab, die für Russland sehr wichtig waren und die Russland wirklich gezeigt haben, wie aggressiv der Westen war, nicht nur die NATO, sondern auch die USA. Aber zunächst möchte ich auch darauf hinweisen, dass Sie zeigen, dass zuerst Gorbatschow, dann Jelzin und dann Putin zu Beginn offen für alle möglichen Ideen waren, wie man dieses gemeinsame europäische Haus, wie es oft genannt wurde, oder einfach irgendeine Art von Sicherheitsarchitektur aufbauen könnte, die Russland und alle anderen einschließen würde, wie z.B. Polen, die baltischen Staaten, die Ukraine und Georgien, einfach eine Sicherheitsarchitektur, bei der Russland ein Teil davon ist.

    Und sie haben es sogar, das ist wirklich lustig, ernst gemeint. Sie zeigen, dass Gorbatschow, Jelzin und Putin vorgeschlagen haben, dass Russland der NATO beitreten könnte. Ihre Reaktion war einfach zu sagen, das muss ein Scherz sein. Das ist doch nicht ihr Ernst. Aber Sie haben gezeigt, dass sie es in gewisser Weise ernst meinten. Sie rechneten wahrscheinlich nicht damit, dass es dazu kommen würde, aber sie sagten im Grunde, es sei ihnen egal, wie wir alle miteinander auskommen, aber wir wollen miteinander auskommen. Aber ihr müsst auch unsere Sicherheitsinteressen, unsere Sorgen und unsere nationale Souveränität respektieren, und das tut ihr nicht.

    Und es war ihnen ernst damit. Wissen Sie, zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte Putin die ordnungsgemäßen Kanäle durchlaufen, so wie es von ihm erwartet wurde, und es gab eine Arbeitsgruppe in Brüssel, die sich bereits zusammengefunden hatte, um an dem Prozess zu arbeiten, Russland einzubinden, und die Amerikaner erfuhren davon und flippten aus und setzten der Sache ein Ende.

    James Baker, der Außenminister von Bush, hatte die Tradition begonnen, die Russen einfach zu ignorieren, wenn sie einen NATO-Beitritt ansprachen. Sie sagten: „Nun, vielleicht werden wir der NATO beitreten“, und er sagte: „Wissen Sie, lassen Sie uns über den Rubel oder was auch immer reden“, und wechselte einfach das Thema.

    Und in den Clinton-Jahren schien es, als hätte es ein Memorandum gegeben: Wenn sie das zur Sprache bringen, wechseln Sie einfach das Thema, ignorieren Sie sie einfach. Wir wollen kein Idiot sein und ihnen nein sagen, und wir wollen sie nicht beleidigen, indem wir ihnen sagen, na ja, reiht euch hinter Bulgarien ein. Also ignorieren wir sie einfach. Und das wurde zu einer Art Scherz. Ich habe keine Beweise dafür, dass es ein Memo oder Ähnliches gab, aber anscheinend wurde das zur Tradition, denn sie wechselten einfach immer wieder das Thema. Sogar während der Präsidentschaft von G. W. Bush wechselte sein Außenminister Colin Powell das Thema, als Putin im Juli 2001 um die Teilnahme bat.

    Wenn man ein Buch von Russland-Falken liest, und einige von ihnen sind sehr sachlich, sie sind einseitig, aber es steckt viel Wahrheit darin. Und sie sagen: „Sehen Sie, es gab die Kriege in Tschetschenien, die Kriege in Jugoslawien, die Kriege in Georgien und Syrien und jetzt die Ukraine. Und das ist das Muster. Hier haben wir ein aggressives, imperialistisches, expansionistisches Russland unter Wladimir Putin, das schon vor ihm angefangen hat, aber dann eskaliert ist. Das ist das Bild, das sie zeichnen. Wenn man eines dieser Bücher liest, klingt es sehr überzeugend, und in gewisser Weise ist es das auch, denn Russland hat in all diesen Ländern Kriegsverbrechen begangen und betreibt in gewisser Weise eine recht aggressive Außenpolitik. Aber wie Sie in Ihrem Buch zeigen, ist diese aggressive Außenpolitik sehr reaktiv. In all diesen Fällen, die ich gerade erwähnt habe, reagierte Russland auf die Provokationen des Westens, angefangen bei Tschetschenien und den Jugoslawienkriegen in Bosnien und im Kosovo bis hin zu Georgien und Syrien. Ich hoffe also, dass wir diese Kriege besprechen können und Sie mir sagen können, inwiefern wir Russland in diesen Fällen tatsächlich provoziert haben?

    Nun gut. Die Russen haben in Bosnien keine Kriegsverbrechen oder Ähnliches begangen. Das war die Aufgabe der Amerikaner, und sie wurden schließlich als Teil der friedenserhaltenden Truppe in der Folgezeit hinzugezogen. Aber der Zerfall Jugoslawiens hat dazu geführt, dass zuerst die Deutschen und dann die Amerikaner die Situation ausgenutzt haben, um ihre eigene Position im Land zu stärken. Die Deutschen förderten also die Abspaltung Sloweniens und Kroatiens und erkannten sie dann auch sofort an, und die Amerikaner versuchten im Grunde, die Deutschen einzuholen und ihre Position nicht aufzugeben, und erkannten dann in aller Eile die Unabhängigkeit Bosniens an, obwohl bereits klar war, dass, als die Deutschen die Unabhängigkeit Sloweniens und Kroatiens anerkannten, in beiden Fällen Kämpfe ausbrachen und es im letzteren Fall zu einer massiven ethnischen Säuberungskampagne gegen die kroatischen Serben kam.

    Es gab also einen Präzedenzfall: Wenn man das macht, hat man all diese bosnischen Serben, die in Jugoslawien mit Serbien bleiben wollen, und dann hat man eine Zentralregierung, die von den Muslimen kontrolliert wird, die sich abspalten wollen und die bosnischen Serben zwingen wollen, mit ihnen zu kommen. Die ganze Sache war also von vornherein ein Rezept für einen Konflikt.

    Als es Gelegenheiten gab, das Problem zu lösen, haben die Amerikaner sie zunichtegemacht. Und insbesondere der Cutileiro-Plan oder das Lissabonner Abkommen von 1992, alle Seiten waren bereit, es zu unterzeichnen. Die Serben, die bosnischen Serben und die Kroaten hatten, glaube ich, bereits ihre Bereitschaft signalisiert, und die bosnischen Muslime hatten bereits unterzeichnet. Auf Drängen von Botschafter Warren Zimmerman haben sie es dann nicht mehr unterzeichnet, weil er ihnen versprach, dass sie von den Vereinigten Staaten eine bessere militärische Unterstützung bekommen könnten. Also kämpften sie weitere drei Jahre, und weitere Hunderttausend Menschen wurden getötet. Und dann unterzeichneten sie ein Abkommen, bei dem die Muslime weniger bekamen, als sie nach dem Lissabonner Abkommen bekommen hätten. Am Ende mussten sie noch mehr Territorium und Städte aufgeben, mit schrecklichen Verlusten und vor allem zivilen Opfern auf allen Seiten. Diese absolute Horrorshow eines Krieges, von dem sogar der damalige Vorsitzende der Generalstabschefs Colin Powell, der später Außenminister von W. Bush wurde, sagte, dass dies im Grunde genommen bestenfalls eine riesige Fehlleistung des Außenministeriums war. Das war höflich formuliert. Und jetzt erwarteten sie von ihm, dass er das Problem löst, indem er Truppen dorthin schickt, was er zu diesem Zeitpunkt zu verhindern versuchte. Das war also ein gigantischer Fehlschlag – auf Kosten der ethnischen und religiösen Verwandten der Russen, der Serben.

    Nur eine Bemerkung dazu, denn in Deutschland ist weitgehend vergessen, dass wir die kroatische ethnische Säuberung der Krajina-Serben unterstützt haben – eine brutale ethnische Säuberungskampagne, wie Sie in Ihrem Buch zeigen, auch damals unterstützt von der CIA, aber vor allem von Deutschland. Und sie benutzten die Symbole des Ustascha-Regimes, das im Zweiten Weltkrieg ein Verbündeter von Nazi-Deutschland war – eine Schande auch für Deutschland.

    Absolut richtig. Interessant ist, dass der damalige Präsident Kroatiens, Franjo Tudjman, im Krieg auf der Seite der Kommunisten und Partisanen gegen die Faschisten gekämpft hatte. Aber als er an die Macht kam, hat er ihre Slogans, ihre Flagge, ihre Nationalhymne und all diese Dinge wiederbelebt. Und insbesondere die Krajina-Serben waren nie von Zagreb aus regiert worden. Zuvor waren sie vor Hunderten von Jahren vom österreichisch-ungarischen Reich als Bollwerk gegen die Muslime dort angesiedelt worden. Und das war vor etwa 300 Jahren, aber sie wurden immer von Sarajevo oder Belgrad aus regiert und nicht von Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens aus. Allein aufgrund der Tatsache, dass die Kommunisten die Verwaltungsgrenze gezogen hatten, saßen sie im Grunde in Kroatien fest, zu dem sie eigentlich nie wirklich gehörten.

    Aber egal, das ist die ganze verdammte Katastrophe. Und dann haben sie unter völliger Verletzung aller angeblichen internationalen Rechtsgrundsätze, die den Krieg in Bosnien rechtfertigten, den Krieg im Kosovo geführt. Die ganze Theorie des Bosnien-Krieges war also, dass Bosnien das Recht hat, sich von Jugoslawien abzuspalten, weil es eine konstituierende Republik innerhalb des gesamten Nationalstaates war. Aber die bosnischen Serben und ihre Republik Srpska haben kein Recht, sich von Bosnien abzuspalten oder auch nur mit den anderen Serben in Jugoslawien zu bleiben, weil sie keine Verwaltungseinheit unter den von den Kommunisten gezogenen Linien waren. Und das ist der heilige Grundsatz, nach dem all diese Menschen in diesem dummen Krieg in Bosnien sterben mussten.

    Dann kommen wir ein paar Jahre später nach Serbien. Eine Gruppe von Bin Laden, die von den Saudis angeworben wurde, verbündet sich mit der Kosovo-Befreiungsarmee, bei der es sich im Grunde um einen Haufen von Drogenhändlern, Gangstern und Mördern handelt, die versuchen, den Kosovo abzutrennen, um ein Großalbanien zu schaffen. Und Amerika sagt, okay, schön. Obwohl der Kosovo keine eigenständige Verwaltungseinheit war, war er einfach ein Teil Serbiens. Es war nichts anderes als ein Bezirk in Serbien. Und so sagten sie, oh, all diese internationalen Gesetze und all dieser hochtrabende Mist, auf den wir uns für den vorherigen Krieg berufen haben, all das ist jetzt hinfällig, denn das wahre Gesetz ist, dass Amerika tun kann, was immer es will. Und genau das werden wir auch tun.

    Sie begannen den Krieg auf der Grundlage eines totalen Schwindels, dass Hunderttausend kosovo-albanische Zivilisten zusammengetrieben und in riesigen Hinrichtungskammern ermordet worden seien, dass ihre Leichen in Minenschächte geworfen und in riesigen Verbrennungsöfen verbrannt worden seien, dass Pressebanden überall Massengräber ausgehoben und Massenvergewaltigungsräume eingerichtet hätten. Das war alles erfundener Müll, alles Lügen, um diesen Krieg zu rechtfertigen. Am Ende fand man weniger als 3.000 Leichen, und die meisten von ihnen waren im Kampf gefallene Kämpfer. Natürlich gab es auch einige Hinrichtungen von Gefangenen und dergleichen, aber wir reden hier von 3.000 und nicht von 100.000. Und es waren keine Zivilisten.

    Jedenfalls ging das wieder auf Kosten der Freunde der Russen, der Serben, und hätte beinahe zu einem Krieg geführt. Vor allem aber führte es zu einer entsetzten Reaktion in Russland. Das war der absolute Todesstoß für die Glaubwürdigkeit der russischen Liberalen, die mit den Amerikanern befreundet waren, die den anderen Russen geraten hatten, nein, die Amerikaner sind jetzt unsere Freunde. Wir können ihnen vertrauen. Wir mögen sie. Sie mögen uns. Wir müssen uns keine Sorgen über die NATO-Erweiterung machen, denn sie haben uns versprochen, dass es sich um ein reines Verteidigungsbündnis handelt und sie es nicht böse meinen. All diese Leute wurden dadurch völlig diskreditiert.

    Auch dieser Krieg wurde drei Wochen, nachdem die erste Runde der NATO-Erweiterung abgeschlossen war und die Unterschriften auf dem Papier standen, begonnen. Dadurch wurde die gesamte pro-amerikanische Seite der russischen Politik völlig diskreditiert. Das war ihr Todesurteil, noch bevor die Jahrtausendwende vollzogen war. Das hat Jelzin völlig aus der Bahn geworfen. Sein Premierminister Tschernomyrdin wendete sein Flugzeug über dem Atlantik und kam nach Hause, und Jelzin schrie Bill Clinton am Telefon an, dass dies alles ruinieren würde. Das löste bei ihnen eine heftige Reaktion aus.

    Während die Amerikaner an der albanischen Grenze herumhantierten, nutzten die Russen die Gelegenheit. Sie hatten einen Stützpunkt in Bosnien, wo sie Teil der gemeinsamen Friedenstruppe waren, und sie stürmten den Flughafen von Pristina im Kosovo und nahmen ihn in Besitz. Zu diesem Zeitpunkt befahl General Wesley Clark einer Apache-Hubschrauberbrigade und einer Abteilung von Truppen, den Flughafen von ihnen zu übernehmen.

    Es gibt einen berühmten englischen Sänger namens James Blunt, und zu dieser Zeit war er ein Oberst in der britischen Armee vor Ort, vielleicht ein Oberstleutnant. Sein Befehlshaber war Generalleutnant Michael Jackson, nicht der kinderschändende Popstar. Aber Blunt, der berühmte Sänger, war der Mann vor Ort. Diese beiden waren ungehorsam. James Blunt rief General Jackson an und sagte: „Wissen Sie, was hier los ist?“ Wesley Clark befahl Jackson, den Flughafen zu räumen, und Jackson weigerte sich mit den Worten: „Ich fange nicht den dritten Weltkrieg für Sie an.”

    Michael Jackson und James Blunt haben also dafür gesorgt, dass es keinen dritten Weltkrieg gab – keinen Weltuntergang. Das ist eine lustige, wirklich coole Geschichte.

    Ja, es ist scheiße, weil ich mit Wesley Clark debattiert habe, aber ich konnte das nicht ansprechen, weil ich wusste, dass er es einfach abstreiten würde. Ich habe eigentlich keine anderen Quellen als das, was gesagt wurde. Ich war nicht dabei. Es hatte keinen wirklichen Sinn, es zu erwähnen. Ich dachte, ich hätte das Thema verloren, leider. Wenn ich ihn zu sehr gedemütigt hätte, hätte das den Ton der Debatte darüber verändert.

    Die Tschetschenienkriege sind die am meisten unterschätzten Kriege, denke ich. Ich denke, dass die russische Kriegsführung in der Ukraine viel brutaler war als jetzt. Es gab eine Menge ziviler Opfer. Ich habe mit Soldaten gesprochen, die dort gekämpft haben, mit russischen Soldaten, und es war eine absolute Schweinerei. Aber auch wir haben dort keine sauberen Hände. Bitte erklären Sie das.

    Nun, ja. Es gibt dort also zwei Kriege. Wir sprechen über diese winzig kleine islamische Republik im nördlichen Kaukasusgebirge. Dagestan ist diejenige, die an der Küste des Kaspischen Meeres liegt. Klicken Sie auf die linke Seite, das ist Tschetschenien. Im Westen. Und dann ist da noch Inguschetien und der Rest. Es ist schwer, sie sich alle zu merken. All diese winzigen nordkaukasischen Untereinheiten, kleine Staaten in der Russischen Föderation.

    Als die Sowjetunion auseinanderbrach, erhielten Georgien, Aserbaidschan und alle Staaten südlich der Berge, einschließlich Armenien, die Freiheit. Aber sie zogen die Grenze um den Nordkaukasus und beschlossen, dass diese Staaten sich nicht abspalten durften. Nun, die Tschetschenen wollten sich wirklich abspalten. Sie hatten eine schreckliche Geschichte mit den Russen, die Hunderte von Jahren zurückreichte, und insbesondere mit Joseph Stalin, der sie alle als illoyal betrachtete und, ich glaube, 500.000 oder eine Million – ich habe vergessen, wie viele es waren, aber es war eine riesige Zahl – für die Dauer des Zweiten Weltkriegs nach Sibirien deportiert hatte. Sie kamen schließlich nach Hause, aber der Groll gegen Russland war sehr groß.

    Sie erklärten fast unmittelbar nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit, und die neue russische Regierung war zu schwach, um etwas dagegen zu unternehmen. Die Dinge köchelten dort bis 1994, als der Krieg wirklich ausbrach. Bin-Laden-Anhänger, die im geheimen Krieg gegen die Sowjetunion in Afghanistan gekämpft hatten, wurden dann nach Bosnien, in den Kosovo und nach Tschetschenien entsandt. In Tschetschenien waren sie von Beginn des Krieges im Jahr 1994 an dabei, auch wenn sie erst später eine größere Rolle spielten.

    Nach einigen großen erfolgreichen Terroranschlägen ging die russische Regierung an den Verhandlungstisch und verhandelte mit ihnen. General Lebed, der die Verhandlungen führte, sagte später, die Terroristen hätten glaubhaft damit gedroht, russische Kernkraftwerke anzugreifen. Das war die Drohung, die sie schließlich an den Verhandlungstisch brachte – sie glaubten nicht, dass sie in der Lage wären, dies zu verhindern. Also sagten sie einfach: „Verdammt, wir sollten jetzt lieber einen Deal mit ihnen machen.“ Das beendete den Krieg von 1994 bis 1996 auf einer unsicheren, wackeligen Grundlage – ein Waffenstillstand, aber kein dauerhafter Frieden. Später wurden die Mudschaheddin stärker und begannen 1999 erneut mit dem Krieg.

    Dieser erste Tschetschenienkrieg wurde meines Erachtens vom Westen, von Großbritannien und den USA, unterstützt.

    Ja, Amerika hat Russland im ersten Krieg unterstützt. Sowohl Bill Clinton als auch Vizepräsident Al Gore verglichen Jelzin mit Abraham Lincoln, der natürlich gezwungen war, die amerikanische Nation im Bürgerkrieg zusammenzuhalten. Sie unterstützten ihn mit Milliarden von Dollar und halfen ihm vielleicht sogar bei der Ermordung einiger Rebellenführer. Aber 1999 beschlossen sie, dass es wichtiger war, das Pipeline-Spiel im Kaukasus zu spielen. Um die Russen daran zu hindern, eine alte Pipeline zu reaktivieren, musste der Krieg weitergehen. Sie arbeiteten mit den Briten, den Saudis und Aserbaidschan zusammen, um die Mudschaheddin gegen die Russen zu unterstützen. Dabei handelte es sich um Islamisten, Kopfabschneider und Selbstmordattentäter. Deren Anführer waren buchstäblich nach Afghanistan gereist, um Bin Laden die Treue zu schwören und in seinen Lagern mit ihren Männern zu trainieren. Und natürlich ist die tschetschenische Mitgliedschaft bei al-Qaida legendär, nicht wahr? Nun, das ist die Verbindung. Ihr Anführer, Al-Khattab, war ein Saudi, und seine rechte Hand war ein Tschetschene namens Bassajew. Sie führten eine massive Terrorkampagne innerhalb Russlands durch.

    Putin bekommt immer die Schuld für deren Wohnungsbombenanschläge, weil die meisten Leute nichts über die Hintergründe wussten. Und dann gab es noch eine verdächtige Sache: Die Polizei hatte einige FSB-Agenten auf frischer Tat ertappt, als sie angeblich Sprengstoff in einem Wohnhaus deponierten, in dem jemand die Polizei gerufen hatte, und sie wurden auf frischer Tat ertappt, weil sie nicht wussten, was die linke Hand tat. Die russische Ausrede lautete: Nein, wir haben nur trainiert, und es war absurd, dass wir unser eigenes Gebäude in die Luft jagen. Es war nur eine Übung, und der Sprengstoff war nicht echt. Nun, es ist so oder so nicht 100 Prozent schlüssig, aber ein Teil der Geschichte, den die Amerikaner und andere Westler fast immer auslassen, ist, dass die Tschetschenen ein paar Wochen zuvor in Dagestan einmarschiert waren und drei Dörfer eingenommen hatten, und die Russen bombardierten diese drei Dörfer in Grund und Boden. Und dann gab es dagestanische Dschihadisten, die sich zu den Wohnungsbombenanschlägen bekannten, und es gab Bassajew, der sich dazu bekannte. Es gibt einen Mann namens Ware, einen Experten für Dagestan, der auch der Meinung ist, dass es die Dagestaner waren. Und ich zeige in dem Buch, dass dies erhebliche Zweifel an der Idee aufkommen lässt, dass Putin es getan hat.

    In dem Buch spreche ich über den ehemaligen FBI-Agenten Ali Soufan, der sagt, dass die tschetschenischen Terroristen bin Laden befragt haben und sagten: „Wir verstehen nicht, warum ihr die Vereinigten Staaten angreift. Sie haben uns in Afghanistan geholfen. Sie haben uns in Bosnien geholfen. Sie haben uns im Kosovo geholfen. Und jetzt helfen sie uns in Tschetschenien. Warum wollt ihr euch also gegen sie wenden?” Und das lag daran, dass sie nicht verstanden, dass er eine umfassendere Vision hatte. Was ihm wirklich am Herzen liegt, sind die sunnitischen Araber, die dort im Nahen Osten unter saudischer Vorherrschaft stehen – die sich seinen Wünschen fügen sollen und nicht einem Haufen abtrünniger Marionettenkönigreiche, die unter der Kontrolle der Vereinigten Staaten stehen.

    Er wollte also die Vereinigten Staaten loswerden, damit er seine eigenen lokalen Revolutionen durchführen und sein eigenes Kalifat ohne amerikanische Einmischung errichten konnte. Und der Weg dorthin besteht darin, unsere Türme zu zerstören und uns dazu zu bringen, in Afghanistan einzumarschieren, uns auszubooten und uns in den Bankrott zu treiben, so wie wir ihm zehn Jahre zuvor geholfen hatten, die Sowjetunion zu zerstören. Das war also alles, was er zu tun versuchte, was ihm auch gelang. Es hat 20 Jahre gedauert. Amerika ist nicht völlig bankrott und hat sich nicht so zurückgezogen wie die Sowjetunion im Jahr 1989. Aber zumindest hat er seinen Afghanistan-Krieg bekommen. Ich hoffe, er ist zufrieden. Sein Problem war, dass Amerika den Irak von Stützpunkten in Saudi-Arabien aus bombardierte und dass Amerika alle Emire und Sultane und Diktatoren und Präsidenten des Golf-Kooperationsrates und so weiter unterstützte. Und dass wir die Israelis und ihre gnadenlose Gewalt gegen die Palästinenser und die Libanesen und ihre Übernahme des gesamten historischen Palästinas für Großisrael unterstützen.

    Die Ironie besteht natürlich darin, dass der amerikanischen Regierung der 11. September offenbar völlig egal war, denn George W. Bush hat den Krieg im Irak zwar für die besten Freunde des Irans geführt, aber er hat das getan, weil er ein dummer Idiot ist und weil er auf einen Haufen idiotischer Neocons gehört hat, die ihm sagten, dass dies großartig werden würde. Es hat alles ruiniert.

    Im Jahr 2006 startete Bush also ein Projekt namens „Redirection”. Jeder sollte Seymour Hersh und den New Yorker vom März 2007 lesen, „The Redirection” und alle seine Artikel, die er in diesem Jahr schrieb – „Preparing the Battlefield” und „The Iran Plans” und einige andere. Darin geht es darum, dass Amerika beschlossen hat, dass wir es vermasselt haben, indem wir den Iran, unseren regionalen Rivalen, in Bagdad an die Macht gebracht haben. Also müssen wir ihnen jetzt in Damaskus einen Strich durch die Rechnung machen. Zu diesem Zweck unterstützte er eine Gruppe namens Fatah al-Islam im Libanon, um gegen die Hisbollah zu kämpfen. Er begann, die syrische Muslimbruderschaft zu unterstützen.

    Einige unserer Zuschauer sind im Moment vielleicht etwas verwirrt, weil wir auf Russland zurückkommen müssen, aber jetzt kommen wir zu Syrien – und damit auch zu Russland.

    Ja, hier geht es nur um Russland. Es war buchstäblich Elizabeth Cheney, die Tochter von Vizepräsident Cheney, die eine Organisation namens ISOG leitete, die Iraq-Syria Operations Group. Ihre Aufgabe war es, die Muslimbruderschaft in Syrien zu unterstützen. Und sie unterstützte auch eine Gruppe namens Dschundallah im Iran, die ebenfalls die schlimmsten Selbstmordattentäter waren, die Köpfe abhackten.

    Das erklärt, warum Barack Obama bei seiner Machtübernahme al-Qaida in Syrien unterstützt hat – nicht, weil er ein heimlicher, in Kenia geborener Muslim war, der der Ideologie Osama bin Ladens treu ergeben war, sondern weil er ein heimlicher George W. Bush war, der mit dem amerikanischen außenpolitischen Establishment in allem übereinstimmte. Und die hatten beschlossen: Hoppla, wir haben die Schiiten aufgebaut, jetzt müssen wir uns wieder auf die Bin-Ladenisten zubewegen, denn die Saudis haben keine Armee. Wir sind die Armee der Saudis. Und was haben wir sonst? Wir haben al-Qaida-Schocktruppen.

    Und so begannen die Saudis, ihre Gefängnisse von Bin-Ladeniten zu leeren und sie in den heiligen Dschihad in Syrien zu schicken. Das führte schließlich zum Kalifat, das den gesamten westlichen Irak eroberte, und schließlich auch zur Rückkehr Russlands in den Nahen Osten, wo es seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr präsent war. Sie kehrten 2015 nach Syrien zurück, um ihren Klienten Bashar al-Assad zu stützen und zu verhindern, dass ISIS und al-Qaida Damaskus plündern und ihn von der Macht vertreiben, was Israel anstrebte – vor allem Israel, das über die Achse Teheran-Bagdad-Damaskus-Hisbollah besorgt war. Sie versuchten also, Damaskus aus dem Spiel zu nehmen. Das war der Grund für die Rückkehr der Russen. Ihre Luftwaffe bombardierte im Auftrag der syrischen Regierung al-Qaida und jeden, der sich in ihrer Nähe aufhielt, in Grund und Boden. Aber das war alles Obamas Schuld. Es war zu 100 Prozent Amerikas Invasion.

    Und man kann Benjamin Netanjahu in Israel, Recep Erdoğan in der Türkei, König Abdullah in Saudi-Arabien und Prinz Mohammed bin Zayed in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Schuld geben, und das tue ich auch gerne. All diese Leute haben al-Qaida in Syrien unterstützt.

    Aber Barack Obama war Weltkaiser, und es ist seine Ordnung im Nahen Osten, über die wir hier sprechen. All diese sunnitischen Präsidenten, Emire und Sultane – sie alle gehören zum amerikanischen Imperium. Wenn Obama ihnen also gesagt hätte: ‚Es ist mir egal, was ihr von Bashar al-Assad haltet – unsere Priorität ist es, al-Qaida niederzuhalten, und ihr werdet euch raushalten‘, dann hätte er seinen Willen bekommen. Aber das war nicht seine Priorität. Offensichtlich scheren sie sich einen Dreck um das amerikanische Volk. Sie wollen uns wohl weismachen, dass es die Hisbollah war, die die Türme zum Einsturz gebracht hat, und nicht deren Gegenspieler al-Qaida. Das war es also, was zur Rückkehr Russlands in den Nahen Osten führte.

    Übrigens weise ich in meinem Buch darauf hin, dass ihre Luftkampagne, so brutal sie auch war und so viele Zivilisten sie auch tötete, eine Kopie der amerikanischen Luftkampagne in Ostsyrien und im westlichen Irak war, wo wir den Islamischen Staat bekämpften. Das Einzige, was sie taten, war, dass sie auch al-Qaida bekämpften, als Amerika al-Qaida unterstützte. Das war, nachdem sich ISIS im Jahr 2013 von al-Qaida abgespalten hatte.

    Bei einem Besuch im Irak traf ich einen Berater des US-Militärs – einen Afroamerikaner –, der für das US-Militär daran arbeitete, wie man zivile Opfer vermeiden kann. Und er sagte: „Mein Rat ist ihnen ziemlich egal.“ Ich fragte ihn nach dem Vergleich zwischen den russischen Bombardierungen in Syrien und den amerikanischen Bombardierungen in Syrien und im Irak, und er sagte: „Es ist das Gleiche. Uns ist es egal. Den Franzosen ist es egal. Den Briten ist es egal. Und den Russen ist es auch egal. Ich meine, nicht viel. Wir alle töten eine Menge Zivilisten, und es gibt keinen großen Unterschied.“ Und er hat für das US-Militär gearbeitet.

    Ich denke, der wichtigere Punkt ist, dass sie sich zwar bemühen, aber trotzdem überall Zivilisten töten, weil die Todesrate am Boden nicht von der Präzision des Schlags abhängt. Es ist die Bevölkerungsdichte in der Nachbarschaft. Es spielt keine Rolle, wie sorgfältig man versucht, eine Häuserecke zu treffen. In dieser Häuserecke leben noch andere Menschen als derjenige, den man zu töten versucht.

    Ein bekannter Militärstratege – ich habe jetzt den Namen vergessen, es steht in meinem letzten Buch –, er hat gezeigt, wie sie im Wesentlichen die ganze Stadt Raqqa mit Präzisionsschlägen eingeebnet haben, einen nach dem anderen. Aber es sieht nicht anders aus, als wenn die Russen Aleppo mit Bombenteppichen eindecken – es ist die gleiche verdammte Sache.

    Und Gaza sieht am schlimmsten von allen aus. Gaza ist das Allerschlimmste.

    Ja, das ist richtig. Aber wissen Sie, selbst wenn man zum Fall von Aleppo zurückgeht, wie es in den amerikanischen Medien genannt wurde, kämpften dort die Russen und die syrische Armee gegen al-Qaida-Terroristen. Und als sie diese schließlich vertrieben hatten, kehrte dort wieder Frieden ein. Sie feierten Weihnachten, und alles war wieder in Ordnung. Die Menschen kamen wieder nach Hause. So, wie es im Fernsehen dargestellt wurde, sah es also wirklich so aus, als wäre Assad eines Morgens aufgewacht und hätte beschlossen, die gesamte Bevölkerung seines Landes, über das er herrscht, zu ermorden. Und zum Glück war al-Qaida da, um zu kämpfen und zu versuchen, die Menschen vor diesem völkermordenden Diktator zu verteidigen – und nicht: Ja, Amerika ist mit einem Haufen dschihadistischer Terrorsöldner in das Land eingedrungen, und dieser Mann kämpft um sein Leben, um die nicht von al-Qaida kontrollierte Bevölkerung seines Landes vor ihrem Zorn zu schützen.

    Und dann haben die Russen ihm zum Sieg verholfen. Die al-Qaida-Leute wurden alle in die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens verfrachtet, wo die Türkei sie viele Jahre lang sehr gut untergebracht hat. Und dann sind sie im November aus ihrem Pferch ausgebrochen und haben innerhalb von zehn Tagen Homs, Hama, Aleppo und Damaskus eingenommen. Jetzt regieren sie Damaskus und ermorden jeden Tag Menschen, weil sie der falschen Religion oder ethnischen Gruppe angehören.

    Das war der einzige Vorzug von Assad – ja, er ist ein grausamer Diktator, aber er ist kein ethnischer Chauvinist. Ich vermute, dass er seine Minderheitenfraktion bevorzugt, aber er hat die schiitischen Araber und alle verschiedenen Arten von Christen sowie alle sunnitischen Araber geschützt, die nicht wie ein Haufen von Bin-Ladeniten und ein Haufen von Saudis leben wollten.

    In Syrien war Russland also schlimm, aber wir waren noch schlimmer, weil al-Qaida noch schlimmer ist als Assad?

    Das ist richtig. Es war brutal, aber sie taten das Richtige, um eine Übernahme von Damaskus durch al-Qaida zu verhindern. Und es war auf jeden Fall Amerika, das ihnen die Notwendigkeit dazu eröffnet hatte.

    Wichtig ist, dass Barack Obama am Ende dieser Sache versuchte, mit den Russen auszukommen. Er hatte immer Angst davor, was passieren würde, wenn al-Qaida wirklich erfolgreich wäre und Damaskus einnehmen würde. Und so ließ er am Ende seiner Präsidentschaft 2016 John Kerry einen Deal mit den Russen aushandeln, um ISIS im Osten Syriens gemeinsam zu bombardieren. Und dann bombardierte der Verteidigungsminister absichtlich eine Stellung der syrischen Armee, um diese Abmachung zunichtezumachen. Und das half ISIS, eine Reihe von syrischen Truppen in der Nähe von Deir Ezzor zu töten und Fortschritte zu machen. Und er beging diesen Verrat. Er hatte sich wochenlang in den Zeitungen offen gegen den Deal ausgesprochen und ist dann einfach eingeschritten, um ihn zu verhindern. Dieser Kerl, Ashton Carter – wer zum Teufel ist er? Er war nicht einmal ein mächtiger politischer Mann. Er war ein Waffenhändler-Lobbyist, den sie zum Verteidigungsminister gemacht haben. Und er hat sich einfach über Barack Obama hinweggesetzt und gesagt: „Nein, das werden wir nicht tun.“

    Und es waren auch die Russen, die 2013 einen Krieg zwischen den USA und Syrien verhindert haben, als sie den Deal ausgehandelt haben, bei dem Amerika das Recht erhielt, alle syrischen Chemiewaffen zu zerstören, wenn es im Gegenzug nicht einmarschiert, was dann auch geschah.

    Ich weiß nicht, wie viel Autorität Obama wirklich über seine Ukraine-Politik ausüben wollte. Es scheint, als ob er Joe Biden und Victoria Nuland – die Frau von Robert Kagan – und andere mit der Sache einfach davonlaufen ließ, was wohl auf die Farben-Coups zurückgeht.

    Übrigens gab es Dschihadisten aus dem Kosovo und aus Tschetschenien, die nach Syrien kamen, um zu kämpfen. Und es gibt Dschihadisten aus Syrien, von ISIS und al-Qaida, die jetzt in die Ukraine gegangen sind, um zu kämpfen. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es ist wahr – und es steht in der New York Times. Ich habe verschiedene Zitate in meinem Buch, in denen Bin-Ladeniten aus Syrien in die Ukraine gereist sind, wo die nationalistischen, rechtsgerichteten ukrainischen Streitkräfte sich gerne mit ihnen zusammentun, weil sie alle nur eines wollen: Russen töten.

    Warum also in Syrien kämpfen, wenn wir ein anderes Schlachtfeld haben, wo es Russen zu töten gibt, die näher an der Heimat sind? Und so haben Sie all diese Tschetschenen und Georgier und andere, die in die Ukraine gehen, um im Krieg zu kämpfen, einschließlich ISIS-Typen.

    Als die Russen die Ukraine beschuldigten, hinter dem Anschlag auf das Moskauer Theater zu stecken – bei dem jüngsten Anschlag handelte es sich um ein Auditorium, ein großes Musikzentrum –, beschuldigte Putin die Ukrainer … Vielleicht. Ich kenne die Wahrheit nicht, wer diese Leute dorthin geschickt hat. Aber es hört sich nicht so verrückt an, wenn man ein bisschen was darüber wusste. Es gab dort eine Menge Zusammenarbeit, und das schon seit Jahren.

    Übrigens, da wir über Kriegsverbrechen sprechen – ich habe Butscha vor zwei Jahren besucht, und es wurde gerade wieder aufgebaut. Und die Hauptstraßen dort – man kann sehen, dass es ein Schlachtfeld war. Und ich habe mit Einheimischen gesprochen. Sie waren sehr wütend auf Russland. Sie behaupteten alle, dass Russland dort Kriegsverbrechen begangen habe, aber niemand sprach von Völkermord oder Ähnlichem. Die meisten Teile der Stadt waren unversehrt. Und ich meine, es war ein brutaler Kampf, und die Menschen waren wütend über das, was Russland dort getan hat. In Ihrem Buch zeigen Sie: Ja, es gab brutale Kriegsverbrechen in der Ukraine durch Russland. Einige Kriegsverbrechen wurden auch von der anderen Seite begangen. Aber es gibt keinen Völkermord oder Ähnliches. Der Völkermord findet in Gaza statt.

    Zunächst einmal finde ich, wie ich in meinem Buch zeige, an den Untersuchungen der New York Times und PBS Frontline über die Geschehnisse in Butscha überhaupt nichts auszusetzen. Ich denke, dass sie im Wesentlichen richtig liegen: Die Russen sagten, sie hätten einfach eine unsichtbare Linie gezogen und gesagt: „Wenn jemand diese Linie überschreitet, töten wir ihn“, weil sie niemanden hereinlassen würden. Aber niemand hatte eine Warnung bekommen.

    Es gab also eine Art ständiges Rinnsal von Zivilisten – darunter eine Frau auf einem Fahrrad und andere –, die diese Straße hinunterfuhren und dann einfach von den Russen weggeblasen wurden, die den Befehl hatten, dass niemand über diese Linie hinauskommen durfte. Und so haben sie mindestens ein paar Dutzend Menschen auf diese Weise getötet. Und dann gab es noch Gefangene, die gefesselt und erschossen wurden. Aber es waren insgesamt nur einige Dutzend – nicht Hunderte, nicht Tausende.

    Trotzdem sind es schreckliche Kriegsverbrechen. Ich wollte sie nicht verharmlosen.

    Sicher, ja. Nein, ich meine, wenn man einen einzelnen Zivilisten an die Wand stellt und ihm in den Kopf schießt, dann ist das ein genauso großes Verbrechen wie alles andere. Aber ich sage nur, dass hier berichtet wurde, die Russen hätten einen Vernichtungsfeldzug geführt, um alle Menschen in Butscha zu ermorden.

    Und ich denke, es ist wichtig, was Sie ansprechen. Wissen Sie, es gab ein vorgetäuschtes Massaker – das Račak-Massaker –, einer der Vorwände für den Beginn des Kosovo-Krieges. Es war völlig gefälscht. Man nahm einfach die albanischen Kosovaren und nahm zehn Männer, die in einem Feuergefecht getötet worden waren – und warf sie in einen Graben und sagte: „Oh, seht, sie wurden aufgereiht und erschossen“, was nicht stimmte. Aber es waren etwa zehn Männer. Und Bill Clinton sagte: ‚Oh mein Gott, das ist ein casus belli! Wir können deswegen in den Krieg ziehen, denn das beweist die Absicht zum Völkermord!‘ Und nebenbei, hier eine erfundene Zahl … ‚Hunderttausend Menschen werden vermisst und vermutlich auch hingerichtet.‘ Und das war genug, um einen Krieg zu beginnen.

    Sehen Sie sich an, was sie tun – sie unterstützen Israel gegen die armen Palästinenser im Gazastreifen. Ich kann nicht glauben, dass die Zahl der Toten nur 50.000 beträgt. Sie versuchen zu behaupten, die Hamas übertreibe. Ich glaube, das Gesundheitsministerium dort ist mit diesen Zahlen so konservativ wie nur möglich. Ich kann nicht glauben, dass die Zahl so niedrig ist. Und wenn man sich die absolute Verwüstung anschaut, die sie diesen Menschen angetan haben.

    Wo ist Bill Clinton, der zum Krieg gegen Tel Aviv aufruft, weil sie es wagen, diese Gräueltaten an diesen Menschen zu begehen? Das zeigt nur, wie absolut hohl ihre Entschuldigungen für ihre Gewalt sind – als ob die Amerikaner sich einen Dreck darum scheren, was mit den Menschen in Butscha oder sonst wo passiert.

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