03.10.2024

23. September 2024
Neue Publikation zur Friedensbewegung

attac.de, besucht am 4. Oktober 2024, 16:32 Uhr

Broschüre untersucht rechte und verschwörungsideologische Einflussnahme auf friedenspolitische Demonstrationen, Gruppen und Organisationen


Welche Akteur*innen versuchen, unter dem Deckmantel von „Friedensdemonstrationen“ ihre nationalistischen Ideologien zu verbreiten, wie anfällig sind Teile der Friedensbewegung für rechte und verschwörungsideologische Einflüsse und welche „Querfronten für den Frieden“ gibt es? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der neuen Studie „Versuche rechter und verschwörungsideologischer Einflussnahme auf die Friedensbewegung“ von Lucius Teidelbaum, freier Journalist und Publizist.

In seiner Analyse beschreibt Teidelbaum, dass die Friedensbewegung nicht als einheitliche Gruppe zu verstehen ist, sondern als ein Netzwerk unterschiedlicher Strömungen. Er beleuchtet dabei das Auftreten und die Strategien rechter und verschwörungsideologischer Akteur*innen wie des COMPACT-Magazins, Ken Jebsen oder der Partei „Die Basis“, die versuchen, gezielt Einfluss auf friedenspolitische Demonstrationen zu nehmen.

Die Broschüre, die von Attac Deutschland, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA), der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK) und der Bertha-von-Suttner-Stiftung herausgegeben wird, zeigt außerdem auf, wie die unterschiedlichen Bewertungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Situation verschärft haben. 


Der Autor teilt die gegenwärtigen Friedensdemonstrationen in vier Gruppen ein:

  1. Die extreme Rechte, die Kriege nur ablehnt, wenn diese nicht im „nationalen Interesse Deutschlands“ stehen.
  2. Rechte und verschwörungsideologische Strömungen, die ihren Ursprung in den Montagsmahnwachen von 2014 und den Pandemie-Leugner*innen haben.
  3. Die rechts-offene traditionelle Friedensbewegung, die sich aus strategischen Gründen nach rechts öffnet.
  4. Die antifaschistische traditionelle Friedensbewegung, die sich klar von rechten und rechts-offenen Gruppierungen abgrenzt.


Die 26-seitige Veröffentlichung bietet zudem Handlungsempfehlungen für antifaschistisch eingestellte Friedensaktivist*innen und geht der Frage nach, welche „inhaltlichen Einfallstore“ für rechte Akteur*innen bestehen und wie eine klare Abgrenzung möglich ist.


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Verwandte Nachrichten


Info: https://www.attac.de/neuigkeiten/detailansicht/news/broschuere-friedensbewegung


weitere Downloadquellen:





unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

03.10.2024

Ukraine beschießt AKW Kursk – Explosionen und Brände in Atomstadt Kurtschatow

freedert.online, 3 Okt. 2024 16:40 Uhr

Die Ukraine hat am Donnerstag offenbar das Atomkraftwerk Kursk angegriffen, womit ist noch unklar. Die Rede ist je nach Quelle von einer Drohne, einer Lenkdrohne aus französischer Produktion und/oder bis zu vier Raketen. In Kurtschatow ist ein Brand ausgebrochen, das AKW blieb unbeschädigt.


Ukraine beschießt AKW Kursk – Explosionen und Brände in Atomstadt KurtschatowQuelle: Sputnik © Ilja Pytalew / R


RIA Nowosti


AKW Kursk (August 2024)


Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Berichten russischer Medien am Donnerstag versucht, das Kernkraftwerk Kursk anzugreifen. Es soll vier Angriffe gegeben haben, sie hätten das AKW selbst verfehlt. Etwa fünf Kilometer vom Kraftwerk entfernt brennt es nun in der Stadt Kurtschatow. Nach vorläufigen Angaben wurde niemand verletzt.

Aufnahmen in sozialen Medien liefern einen ersten Eindruck der Ereignisse:

RIA Nowosti berichtet unter Bezugnahme auf die Leitung des Atomkraftwerks, das AKW Kursk arbeite "im normalen Modus", der Strahlungshintergrund sei normal. Auch im offiziellen Kanal des Werks erschien inzwischen eine gleichlautende Mitteilung.

Wörtlich heißt es in der offiziellen Mitteilung:

"Der Strahlungshintergrund im AKW Kursk und in der Umgebung seines Standorts entspricht dem normalen Betrieb der Kraftwerksblöcke und überschreitet nicht die natürlichen Hintergrundwerte."

Der Militärblogger Roman Donezkij berichtet unter Bezugnahme auf Quellen in Militärkreisen, die russische Luftabwehr habe um 16.20 Uhr Ortszeit eine französische Fliegerbombe abgefangen, die auf das AKW zuflog und fünf Kilometer vom Bahnhof der Stadt zu Boden fiel. Dies sei die Ursache des ausgebrochenen Feuers. Das Kernkraftwerk selbst und seine Infrastruktur wurden nicht beschädigt, so der Blogger.


IAEA-Chef Grossi: Lage um AKW Kursk bleibt angespannt 






IAEA-Chef Grossi: Lage um AKW Kursk bleibt angespannt  






Auch der Militärblogger Jurij Kotenok berichtet auf seinem Telegram-Kanal über den Luftangriff auf Kurtschatow. Ihm zufolge arbeiteten die Luftabwehrsysteme vor dem Ausbruch des Brandes auf Luftziele. So wurde insbesondere eine französische Fliegerbombe zerstört. Der Militärkorrespondent behauptet, dass zudem eine bis vier Raketen abgefangen wurden.

Offiziell bestätigt ist inzwischen das Abfangen einer ukrainischen Drohne in Kurtschatow. Nach dem Absturz der Drohne kam es nach Angaben der Behörden zu Explosionen in einem landwirtschaftlichen Gebäude, das nichts mit dem Atomkraftwerk Kursk zu tun hat.

In der letzten Nacht hat Russlands Luftabwehr 113 ukrainische Drohnen über den Regionen Belgorod, Woronesch, Kursk und Brjansk zerstört, wie das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag mitteilte.


Mehr zum Thema - Rosatom: Angriff auf AKW Kursk wäre schlimmer als Tschernobyl


Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Info: https://freedert.online/russland/221333-ukraine-beschiesst-akw-kursk-explosionen


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03.10.2024

Streit unter der Friedenstaube

aus e-mail von  Joachim Schäfer, 3. Oktober 2024, 14:50 Uhr

Ich finde an dem Aufruf zur heutigen Demo nichts beanstandenswertes; Inhaltlich einwandfrei sind die Forderungen, und man muss dort nicht den russischen Angriffskrieg hervorheben. Denn es geht um ein breites Bündnis für Verhandlungen und ein Ende dieser furchtbaren Kriege, die ja auch höchsten Klimaschaden bedeuten und der ganzen Erde schaden zufügen. Und ich verstehe nicht, warum manche Gruppen sich dem Aufruf inhaltlich nicht anschließen können, nur weil dort ihnen missliebige Personen teilnehmen.


Interessant am Rande: Bei der ZEIT sind anscheinend die Zeiten von Josef Joffe vorbei. 2021 veröffentlichte sie sogar einen lesenswerten Gastbeitrag von Wladimir Putin (falls man den Namen noch erwähnen darf, ohne ... ):  https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-06/ueberfall-auf-die-sowjetunion-1941-europa-russland-geschichte-wladimir-putin 


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03.10.2024

Mark Wauck: Verliere einen Krieg - beginne den nächsten

seniora.org, 03. Oktober 2024, 02,10.2024 Von MARK WAUCK - übernommen von meaninginhistory.substack.com

Col. MacGregor: "Die israelische Wirtschaft liegt in Trümmern  – das steht außer Frage. Es wird lange dauern, bis sich das Land von all dem erholt hat, aber das ist nicht sonderlich wichtig, solange [Israel] in einem Meer von amerikanischem Geld schwimmt. Wenn man sich die Kreditwürdigkeit Israels ansieht, ist die Kreditwürdigkeit Israels an unsere gebunden. Wir bürgen im Wesentlichen für die wirtschaftliche Stärke, Macht und Stabilität Israels. Wir bürgen für ihre Währung, wir bürgen für alles."

Ich habe eine brillante Präsentation von Doug Macgregor vor Richter Nap teilweise transkribiert, in der Macgregor monatelang behauptete, es handele sich um einen unvermeidlichen regionalen Krieg. Dieses Mal argumentiert Macgregor jedoch nachdrücklich, dass die USA die treibende Kraft hinter allem sind, was geschieht. Macgregor hielt eine ähnliche Präsentation vor Danny Davis, aber es gibt genug Unterschiede, sodass ich auch dieses Video sehr empfehlen kann. [alle Hervorhebungen von Mark Wauck]

Judge Napolitano:

Wie gefährlich war die Tötung von Nasrallah durch die Israelis, die 16.000 Pfund Bomben einsetzten, um eine Person und ein Dutzend Menschen in ihrer Umgebung zu töten?

Douglas Macgregor*:

Ich denke, wir müssen verstehen, dass es ohne uns überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Wir haben beträchtliche ISR-Ressourcen   – Luftwaffe, Heer, Marine   – die an der Unterstützung der israelischen Invasion im Libanon und seiner Angriffe auf den Libanon beteiligt sind. Das ist das erste. Wir haben die Fähigkeit, sehr sensible Informationen zu sammeln   – Sprach- und andere Informationen   –, die die Israelis einfach nicht haben, und dann können wir diese Ziele lokalisieren und den Israelis sehr genaue Daten zur Verfügung stellen. Was wir getan haben. Das müssen wir verstehen. Wenn man sieht, wie erfolgreich solche Operationen verlaufen, dann ist das keineswegs eine rein israelische Operation.

Napolitano:

War es [für Israel] gefährlich, dies zu tun?

Macgregor:

Nicht aus der Sicht von Herrn Netanjahu. Wir müssen etwas verstehen, was in Teheran offensichtlich nicht verstanden wird. Ich glaube nicht, dass es in Moskau verstanden wird. Herr Netanjahu führt einen gnadenlosen Vernichtungskrieg gegen seine Feinde. Er hat uns bereits gesagt, wer sie sind: die Menschen in Gaza, die Araber im Westjordanland und die Araber südlich des Litani-Flusses, die Teil der Hisbollah sind. In der Zwischenzeit hat er auch eine Reihe sehr lukrativer Ziele in ganz Syrien angegriffen. Dies ist also ein sehr mächtiger Krieg, der im Gange ist, und wir sind auf Autopilot. Wir fliegen einfach in die Richtung, wir helfen ihm, wir ermöglichen ihn, wir treiben ihn voran. Ich bin sicher, Sie haben das Interview mit Oberst Jacques Baud gesehen, der darüber spricht, dass wir dieses Verhalten von Anfang an gefördert haben. Ich denke, das haben wir. Die amerikanische Bevölkerung wird nicht konsultiert und es gibt eigentlich keine Debatte darüber, weil alle in Washington mit dem, was passiert, ganz zufrieden sind.

Napolitano:

Hat das Weiße Haus die israelische Regierung ermutigt, in den Südlibanon einzumarschieren?

Macgregor:

Es scheint so, als ob sie es hätten. Das scheint der weit verbreitete Konsens zu sein. Nichts geschieht, was Washington nicht geschehen lassen wollte, und das ergibt aus den Gründen, die ich gerade dargelegt habe, durchaus Sinn. Wir kontrollieren alle Ressourcen und haben Zugang zu und verfügen über sehr bedeutende sensible Technologien. Wenn wir also nicht wollen, dass etwas geschieht, wird es nicht geschehen, und alles, was geschieht, geschieht, weil wir es erlaubt haben.

Napolitano:

Was werden die Konsequenzen für uns sein? Wird Russland dem Iran zu Hilfe kommen, werden amerikanische Jungs in Leichensäcken nach Hause kommen?

Macgregor:

Nun, ich denke, wir müssen mit einigen Verlusten im Nahen Osten rechnen. Ich sehe nicht, wie wir sie vermeiden können. Wir wissen, dass wir Verluste in der Ukraine hatten. Es wurde einfach beschlossen, [US-Opfer in der Ukraine] nicht öffentlich zu melden und die Behauptung, dass Amerikaner in der Ukraine getötet wurden, zu entkräften, indem man für sie Deckungsgeschichten erfunden hat, wonach sie an anderen Orten, insbesondere in den Vereinigten Staaten, gestorben seien. Ich denke, im Nahen Osten wird es anders sein. Es wird schwieriger sein, diese Vertuschungsgeschichten zu liefern, schwieriger zu verbergen, und der Grund dafür ist ganz einfach: Diesem rücksichtslosen Vernichtungskrieg wird bald eine überwältigende tödliche Kraft entgegengesetzt werden, die in erster Linie vom Iran bereitgestellt wird, aber auch von Russland verstärkt und ausgeweitet wird, und ich würde behaupten, dass dies letztlich auch für den Rest der islamischen Welt gilt. Aber das haben wir schon immer gesagt. Niemand in der Region will einen Krieg mit Israel und den Vereinigten Staaten. Die einzigen, die an einem Krieg in der Region interessiert sind, sind Israel und in erster Linie wir. Das ist alles. Niemand sonst will wirklich einen Krieg, und das hat nun die Aufmerksamkeit aller in der islamischen Welt auf sich gezogen. Wir haben viele Drohungen aus der Türkei gehört   – die meisten davon sind im Sande verlaufen. Aber das ändert sich jetzt, und die Türken machen sehr deutlich, dass sie die katastrophale Zerstörung des Libanon nicht einfach hinnehmen und tolerieren werden. Sie haben derzeit drei oder vier Millionen Flüchtlinge auf ihrem Staatsgebiet. Mehr können sie nicht aufnehmen. Eine Million Menschen haben den Libanon verlassen, mehr als 7.000 Menschen wurden im Libanon getötet, und dabei handelt es sich kaum um Hisbollah-Kämpfer.

All dies kommt zusammen. Wir sehen Aktionen im Irak, in Syrien, im Jemen, und in Ägypten und Jordanien erreicht die Lage weiterhin einen Siedepunkt. Wann genau das überkocht und die Regierungen verändert, kann niemand sagen, aber ich denke, dass es unvermeidlich ist. Wir befinden uns also auf dem Weg zu einem regionalen Krieg, der immer das Potenzial hat, global zu werden. Die Russen sind jetzt gut auf einen Kampf vorbereitet. Sie sind militärisch so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr, und das Gleiche gilt leider auch für China. Die Chinesen wollen keinerlei Konfrontation und sie schwitzen zweifellos Blut wegen der Straße von Hormus, aber die Israelis sind entschlossen, diese iranischen Ölanlagen anzugreifen, und ich denke, wir werden sehen, dass, sobald dies geschieht, es den Rest der Akteure auf den Plan rufen wird, die aktiv gegen Israel sind.

Kommrentar von Mark Wauck:

Bitte schenken Sie dem nächsten Teil besondere Aufmerksamkeit. Macgregor vertritt dieselben Positionen, die wir oben dargelegt haben   – die Anglo-Zionisten provozieren eine Eskalation und haben keinerlei Interesse an einem ausgehandelten Frieden. Überhaupt keines. Es ist schön und gut, wenn der Iran seine Fähigkeiten signalisiert und demonstriert, die sehr real sind. Aber niemand hört ihm zu. Die Anglo-Zionisten wollen Krieg, komme was wolle, denn die Zeit arbeitet nicht für sie.

Macgregor:

Es wurde behauptet, dass einige F-35 zusammen mit einigen F-16 beschädigt oder zerstört wurden. Wir haben keine Möglichkeit, dies zu bestätigen, und es scheint auch unwahrscheinlich. Ich vermute, dass die Israelis die meisten dieser Flugzeuge gestartet haben, um sicherzustellen, dass sie nicht am Boden waren, als der Raketenangriff begann. Denken Sie daran, dass die Iraner den Vereinigten Staaten und praktisch allen anderen signalisiert haben, wann sie starten würden. Dies war ein weiterer Versuch, die Fähigkeit des Iran zu Präzisionsschlägen auf eine Weise zu demonstrieren, die in Washington und Jerusalem Besorgnis erregen würde. Das ist nicht geschehen. Mit anderen Worten: Dies war eine weitere verpasste Gelegenheit auf iranischer Seite. Ich denke, dass sie als Reaktion darauf von den Israelis sehr, sehr hart getroffen werden. Die Israelis glauben nicht an symmetrische Kriegsführung   – alles, was sie tun, ist unweigerlich asymmetrisch. Wenn man einen Floh töten will, nimmt man einen Presslufthammer, keine Fliegenklatsche.

Ich denke, Putin und Xi haben der iranischen Führung geraten, sich zurückzuhalten, in der Annahme, dass ein Krieg vermieden werden kann und Verhandlungen stattfinden und die Dinge geklärt werden können, wenn sie sich zurückhalten. Dafür sehe ich keine Beweise.

Israel hat seine Ziele in Gaza bisher nicht erreicht, und es scheitert auch bei seinen Zielen gegen die Hisbollah, obwohl diese jetzt erst vor Ort begonnen haben. Wie ernst es ist, weiß ich nicht. Sie haben ihr Ziel im Iran nicht erreicht, nämlich das Regime zu zerstören und den Iran als Großmacht in der Region auszuschalten. Punkt. Diese Ziele wurden also nicht erreicht, und ich glaube nicht, dass es in Jerusalem oder Washington Anzeichen dafür gibt, dass man unter irgendwelchen Umständen bereit wäre, über Gespräche oder Verhandlungen über irgendetwas nachzudenken, solange diese Ziele nicht erreicht sind.

Es scheint ziemlich klar zu sein, dass [Brett McGurk und Amos Hochstein einen großen regionalen Krieg befürworten]. Ich sehe keine Beweise für das Gegenteil. Sie vertreten also nicht das angebliche Interesse, das   – wenn überhaupt   – innerhalb der Machtzentrale in Washington für ein Verhandlungsergebnis besteht. Im Gegenteil, sie stimmen voll und ganz mit dem überein, was ich gerade beschrieben habe, also denke ich, dass die Iraner Zeit, Geld und Ressourcen verschwendet haben. Sie sollten sich auf einen umfassenden Angriff vorbereiten, der kommen wird. Dasselbe gilt für die Hisbollah. Ich denke, die Zeit der Zurückhaltung ist für [den Iran und die Hisbollah] vorbei. Aber das müssen sie selbst herausfinden.

Im Iran gibt es derzeit einen Kampf zwischen dem neuen Regime, das eigentlich gemäßigt ist und sich an dem orientieren möchte, was wir als Normalität in der Welt und Normalität in der Region betrachten würden, und den Menschen im Iran, die auf der anderen Seite dieses Arguments stehen, den sogenannten Hardlinern. [Die Hardliner] sagen: „Ihr seid Narren! Ihr habt den Verstand verloren!“ [Iranische Hardliner] ... sagen [zu den Gemäßigten wie dem neuen Präsidenten Pezeshkian, die Verhandlungen befürworten]: „Was, seid ihr verrückt? Die Israelis und die Amerikaner kommen, um euch zu holen! Sie werden euch vernichten! Warum haltet ihr euch zurück?“

Napolitano:

Was macht Präsident Putin, während dies geschieht? Spricht er mit dem neuen Präsidenten des Iran und sagt ihm, er solle sich zurückhalten, oder fragt er ihn, wie er helfen kann?

Macgregor:

Es gibt Hinweise darauf, dass der ehemalige Verteidigungsminister, Schoigu, sich zusammen mit dem derzeitigen russischen Premierminister und Tausenden von russischen Technikern und Militärberatern im Iran aufhält, um dieses ausgeklügelte Luft- und Raketenabwehrnetz zusammen mit wahrscheinlich anderen bereitgestellten Waffensystemen aufzubauen und zu warten. Ich denke also, dass die Russen vor Ort sind und den Iranern gesagt haben: „Wir stehen euch zur Seite“, aber gleichzeitig war Putin meiner Meinung nach schon immer dafür bekannt, zur Vorsicht und Zurückhaltung zu raten. Nun, das hat bisher in der Ukraine sehr gut funktioniert, würde ich sagen. Die Ukraine liegt im Sterben, die Ukraine verblutet, und es ist dem amerikanischen Militär und seiner Ausrüstung kläglich misslungen, den russischen Vormarsch erfolgreich aufzuhalten. Aber die Situation im Nahen Osten ist eine ganz andere, sodass dieser Ratschlag zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich nicht unbedingt der richtige ist. Gleichzeitig haben wir Xi in China. Er möchte nicht, dass die Straße von Hormus geschlossen wird, und er ist besorgt über die Zerstörung der Ölanlagen im Iran und den Zugang zu dieser Straße. Ich meine, warum sollten die Israelis den normalen Betrieb durch den Persischen Golf und die Straße von Hormus zulassen, wenn sie sich im Krieg mit dem Iran befinden? Ich denke, es ist ziemlich klar, dass sie sich nicht zurückhalten werden, und deshalb sage ich, dass die Schlacht in Teheran in diesem Moment ausgetragen wird. Ich weiß nicht, wie sie ausgehen wird, aber ich denke, dass die Hardliner letztlich gewinnen werden.

Die israelische Wirtschaft liegt in Trümmern   – das steht außer Frage. Es wird lange dauern, bis sich das Land von all dem erholt hat, aber das ist nicht sonderlich wichtig, solange [Israel] in einem Meer von amerikanischem Geld schwimmt. Wenn man sich die Kreditwürdigkeit Israels ansieht, ist die Kreditwürdigkeit Israels an unsere gebunden. Wir bürgen im Wesentlichen für die wirtschaftliche Stärke, Macht und Stabilität Israels. Wir bürgen für ihre Währung, wir bürgen für alles. Solange das so bleibt, steht die israelische Bevölkerung meiner Meinung nach zu über 80 Prozent hinter dem, was Herr Netanjahu tut. Ich glaube nicht, dass das etwas damit zu tun hat, ob sie ihn mögen oder nicht. Das ist eine ganz andere Frage. Aber ich denke, dass sie seine Politik voll und ganz unterstützen. [Die Israelis] wollen das „arabische Problem“ loswerden   – das palästinensisch-arabische Problem. Sie wollen es loswerden. Sie wollen das Hisbollah-Problem loswerden.

Wir können hier sitzen, wir können in die Vergangenheit zurückgehen und darüber debattieren, wie es dazu kam und wie die Israelis sich selbst mehrmals ins Aus geschossen und die Entstehung ihrer eigenen Feinde gefördert haben. Das macht keinen Unterschied. Das ist es, was sie tun wollen. Und denken Sie daran, dass man, wenn man in den Libanon vordringt, wo sie jetzt hinwollen, auch eine beträchtliche Kontrolle über den Grundwasserspiegel ausübt, und die Wasserressourcen in dieser Region der Welt sind so wichtig wie Gold. Je tiefer sie in den Libanon vordringen, desto stärker wird ihre Position. Letztlich ist ihre Vorgehensweise in Syrien dieselbe. Und deshalb sage ich, dass wir letztlich, wenn alles gesagt und getan ist, beobachten werden, wie die Türken in diesen Konflikt eintreten. Die Türken werden nicht ewig tatenlos zusehen, und wir werden erleben, wie Jordanien und Ägypten explodieren. Es kommt, aber es kommt sehr langsam.

Es gibt noch eine letzte Sache, die ich erwähnen möchte und die die Menschen im Hinterkopf behalten sollten. Es gibt viele Möglichkeiten, Genie zu definieren. Sowohl Goethe als auch Einstein sagten, dass Genie darin besteht, zu wissen, wann man aufhören muss. Die Wahrheit ist, dass die Israelis am Rande des Abgrunds stehen und wir helfen ihnen   – wir ermutigen sie, von der Klippe in den Abgrund zu springen. Wie gut die Dinge im Moment auch aussehen mögen, wie groß der Vorteil auch sein mag, den sie ihrer Meinung nach erreicht haben, er ist nur vorübergehend. Mit der Zeit wird die massive Gegnerschaft in der Region nur metastasieren und wachsen, daher wäre es genial, zu wissen, wann man aufhören muss. Ich suche ständig danach in Washington, in Kiew und in Jerusalem. Ich kann es nicht finden.



Douglas MacGregor

Douglas Macgregor ist ein dekorierter Kriegsveteran, Autor von fünf Büchern, Doktor der Philosophie und Berater für Verteidigungs- und Außenpolitik.

Macgregor wurde 1976 in die reguläre Armee aufgenommen, nachdem er 1 Jahr am VMI und 4 Jahre in West Point studiert hatte. Im Jahr 2004 trat Macgregor mit dem Rang eines Oberst in den Ruhestand. Im Jahr 2020 ernannte der Präsident Macgregor zum Senior Advisor des Verteidigungsministers, ein Amt, das er bis zum Ausscheiden von Präsident Trump aus dem Amt innehatte. Er hat einen MA in vergleichender Politikwissenschaft und einen Doktortitel in internationalen Beziehungen von der University of Virginia.

Macgregor ist in den USA, Europa, Israel, Russland, China und Korea weithin bekannt für seine Führungsrolle in der Schlacht von 73 Easting, der größten Panzerschlacht der US-Armee seit dem Zweiten Weltkrieg, und für seine bahnbrechenden Bücher über militärische Umgestaltung: Breaking the Phalanx (Praeger, 1997) und Transformation under Fire (Praeger, 2003). Macgregors Empfehlungen für Veränderungen in der Streitkräfteplanung und integrierte Operationen mit allen Waffen und allen Wirkungen“ haben die Streitkräfteentwicklung in Israel, Russland und China nachhaltig beeinflusst. Im Jahr 2010 reiste Macgregor nach Seoul, Korea, um das koreanische Verteidigungsministerium in Fragen der Streitkräfteentwicklung zu beraten. Im Jahr 2019 wurde Transformation under Fire von Generalleutnant Aviv Kohavi, dem Chef der israelischen Verteidigungskräfte (IDF), als intellektuelle Grundlage für die Transformation der IDF ausgewählt. Sein fünftes Buch, Margin of Victory: Five Battles that Changed the Face of Modern War von Naval Institute Press ist sowohl auf Chinesisch als auch auf Englisch erhältlich und wird bald auf Hebräisch erscheinen.

In seinen 28 Dienstjahren lehrte Macgregor an der Fakultät für Sozialwissenschaften in West Point, kommandierte die 1. Schwadron der 4. Kavallerie und diente während der Kosovo-Luftkampagne 1999, für die er mit der Defense Superior Service Medal ausgezeichnet wurde, als Direktor des Joint Operations Center bei SHAPE. Im Januar 2002 hörte sich der USCENTCOM-Befehlshaber auf Drängen von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld das Konzept von Colonel Macgregor für die Offensive zur Einnahme Bagdads an. Der Plan wurde weitgehend angenommen, sah aber keine Besetzung des Irak durch US-Truppen vor.

Macgregor hat auch als Sachverständiger vor den Streitkräfteausschüssen des Senats und des Repräsentantenhauses ausgesagt und ist als Verteidigungsanalyst bei Fox News, CNN, BBC, Sky News und im öffentlichen Rundfunk aufgetreten. Er spricht fließend Deutsch.

Quelle: https://meaninginhistory.substack.com/p/lose-one-war-start-another?utm_source=post-email-title&publication_id=473679&post_id=149726327&utm_campaign=email-post-title&isFreemail=true&r=1y536l&triedRedirect=true&utm_medium=email
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus - Das Transkript und die Hervorhebungen sind von Mark Wauck

 

Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6288&mailid=2353


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03.10.2024

Abschied von der DFG-VK

aus e-mail von Marion Küpker, vom 1. Oktober 2024


Lieber BA,


sicherlich haben Einige von Euch schon bemerkt, dass ich mich nach über

20 Jahren nicht zur Wiederwahl, für die DFG-VK als "Internationale

Koordinatorin für die Abschaffung von Atomwaffen"für die kommenden zwei

Jahrezur Verfügung stelle. Meine Pläne mit meinem Mann in den USA zu

leben sind für diese Entscheidung unerheblich, zumal im kommenden Jahr

die nächste UN-Atomwaffen-Nichtverbreitungsvertrags-Konferenz (NVV) und

die 3. Mitgliedskonferenz der Staaten zum Atomwaffen-Verbotsvertrag

(3MSP) in New York anstehen. Tatsächlich möchte ich kein Mitglied mehr

in der DFG-VK sein. Es gibt allerdings genügend DFG-VK Landesverbände

und Einzelpersonen, die ich sehr schätze und denen ich auch für die

jahrelange Zusammenarbeit danke und mich auch weiterhin verbunden fühle.

Andere jedoch haben tatsächlich seit Jahren nötige Verbands-Diskussionen

auf Augenhöhe verunmöglicht.


Dieses ging bis hin zur Verhinderung von körperlicher Gewalt mir

gegenüber (DFG-VK BuKo vor 4 Jahren), wo die Moderation einschritt, als

mich Keno von Amab vom Podium holen wollte. Hintergrund: ich äußerte die

Notwendigkeit über das Ausmaß/Probleme mit dem damals geplanten

Selbstbestimmungsgesetz inhaltlich diskutieren zu müssen, um nicht

pauschal Menschen in eine transphobe u./o. rechte Ecke zu stellen.


Beim Corona-Thema gab es zwar bezüglich des Umgangs den BA-Beschluss das

Beleidigungswort "Schwurbler" nicht mehr benutzen zu dürfen, was aber

gerade Personen von Amab nicht weiter daran hinderte diese Praxis bis

heute immer mal wieder einzusetzen. Eine Aufarbeitung des Umgangs mit

Corona innerhalb des Verbandes halte ich, gerade auch in Bezug auf die

emotionalen Verletzungen untereinander, zwar für notwendig, aber nicht

mal ansatzweise für gegeben. Und das, obwohl die RKI-Protokolle offen

zur Verfügung stehen, wonach das RKI durch die Politik weisungsgebunden

ist: science matter?!


Verbale Gewalt in Diskussionsbeiträgen der immer gleichen Akteure ist

auf der Aktiven- und BA- Verteilerliste allgegenwärtig und konnte im

Verband trotz intensiver Listen-Moderation und Etiquette seit Jahren

nicht unterbunden werden. Der inflationäre Gebrauch andere Aktive als

Antisemiten, Rassisten und Sexisten abzucanceln, Beleidigungen,

Wiedergabe unwahrer Behauptungen von Geschriebenen etc. Viele wurden

mundtot gemacht, verließen die Listen, d.h. ein tatsächlicher Austausch

wird bis heute erfolgreich verhindert. Der Verband findet keine

Regularien diese Gewalt zu beenden. Ein Umgang, der für einen

pazifistischen Verband unwürdig und zutiefst patriachal ist.


So verwunderte es mich auch nicht, das ein Teil des BA`s mal wieder

nicht zu einer großen Antikriegs- Demonstrationen mit eigenen Aufrufen

den Verband zur Teilnahme aufrufen will, war dieses doch auch in der

Vergangenheit schon so. "Kriege zu verhindern", sie "schnellstmöglich zu

stoppen" war mal mein Hauptanliegen für meine Mitgliedschaft in der

DFG-VK, da dann Menschen gar nicht erst weiter zum Kriegsdienst

eingezogen werden müssen. Aber Einigen scheint es ja um einen

Siegfrieden oder den eigenen Bauchnabel zu gehen, nur das sie dafür

zumindest aktuell nicht kämpfen und sterben müssen. Jeder Krieg verletzt

Menschenrechte auf das Grausamste.


So kann ich mittlerweise nachvollziehen, dass sich die DFG-VK immer

weiter isoliert und zu Bündnis-Diskussionen nicht mal mehr eingeladen wird.


Ich wünsche allen, die Lösungen für diese Probleme im Verband suchen,

ganz viel Erfolg!


Marion Küpker


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03.10.2024

Prominente Stimmen gegen "Friedensquerfront"? am 3.10

Zitat aus e-mail von Karl-W. Koch, 3. Oktober 2024, 11:56 Uhr

„Die Reichsbürger*innen, die mit Reiner Braun in Ramstein abhängen,

wissen genau, dass sie auf seiner Demo willkommen sind. Dabei ist

völlig egal, ob die Veranstalter*innen irgendwann mal eine Erklärung

veröffentlicht haben.“

mach das Ganze noch schlimmer. Durch diese subtile Vermischung von

"Reichsbürger", "Ramstein" und "Rainer Braun" wird eine

Diffamierungskampagne aus dem Jahr 2016 hervorgezaubert, die schon 2017

widerlegt und aus der Welt geschafft war.




Zitat aus e-mail von Kathrin Weber, 3. Oktober 2024, 12:07 Uhr


Ich erlebe in meinem ganz normalen Alltag sehr oft, dass sich viele

Menschen gar nicht mehr trauen, irgendetwas zu sagen, weil immer sofort

jemand aggressiv reagiert - er/sie hätte ja irgendetwas nicht

ausreichend berücksichtigt, wäre also nicht mehr tragbar... . Auf diese

Art und Weise werden Positionen nicht mehr geklärt, Menschen, die schon

etwas Wichtiges zu sagen hätten, werden nicht mehr gehört - man kann sie

aber auch nicht mehr mit Argumenten erreichen, weil sie "zumachen". Für

Demokratie ist so etwas schlecht.


Gelassenheit, Selbstreflexion und eine friedlichere Kommunikation würde

vermutlich den meisten Menschen entgegenkommen, und auch nur einen Teil

der Presse enttäuschen.


Alles Gute für die Demonstrierenden von Euch!


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03.10.2024

Die Watchlist EUropa vom 03. Oktober 2024

lostineu.eum, 3. Oktober 2024

Wegen des Feiertags kommt heute leider kein Newsletter. Als kleinen Trost kann ich meine neue Kolumne im “Makroskop” anbieten – es geht um den Rechtsruck in der EU.

Der Text (“Das hohle Gerede von der Brandmauer” ) steht hier (Link zum “Makroskop”) Die letzten Ausgaben der Watchlist sind hier.

Den Newsletter gibt’s auch im Volltext per Mail, Abo hier (via STEADY)


Info: https://lostineu.eu/die-watchlist-europa-vom-03-oktober-2024/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


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Weiteres:




Ein anderes Bild von der Lage in der Ukraine


lostineu.eu ,vom 2. Oktober 2024

Die schlechten Nachrichten häufen sich. Nach zwei Jahren erbitterter Kämpfe fällt auch die Verteidigungsbastion Wuhledar. Doch in Kiew und Brüssel hat man den Schuss immer nicht nicht gehört.

Glaubt man Präsident Selenskyj, so wird alles gut. Beim Ramstein-Gipfel in der kommenden Woche würden die USA und ihre Alliierten alles tun, um seinen “Siegesplan” umzusetzen, glaubt er. Danach werde die Ukraine wieder in die Offensive gehen.

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Mit dem Rückzug aus Wuhledar hat das ukrainische Militär eine wichtige Bastion an der Front in Donezk verloren. Nach mehr als zwei Jahren Kampf ist die Niederlage symbolisch, aber auch strategisch besonders bitter.

“Ukraine faces its darkest hour”, schreibt die “FT”. Selenskyjs “Siegesplan” habe US-Präsident Biden nicht überzeugt, da das Land im Begriff sei, den Krieg zu verlieren. Außenminister Sybiha spreche hinter den Kulissen bereits über die Abtretung von Gebieten an Russland.

Doch in Brüssel hat man den Schuss immer noch nicht gehört. Der neue Nato-Generalsekretär Rutte hat die Ukraine zu seiner Priorität Nummer eins erklärt – ganz so, als sei da noch was zu holen. Dabei könnte das Land für die Nato zu einem zweiten Afghanistan werden.

Und die EU hält an der Illusion eines Sieges der Ukraine fest; sie will sogar noch mehr Geld in das längst bankrotte Land nachschießen. Ein neuer 35 Mrd. Euro-Kredit ist in Vorbereitung – zusätzlich zu den 118 Mrd., die bereits aus Brüssel nach Kiew geflossen sind.

Ein Umdenken ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Beim nächsten Gipfeltreffen in zwei Wochen will die EU ihre Ukraine-Politik bekräftigen. Doch wer an der gescheiterten Hilfe für ein gescheitertes Land festhält, wird früher oder später selbst scheitern – und sei es nur an den Folgen…

Siehe auch Ein anderes Bild von der iranischen Attacke auf Israel

16 Comments

  1. Michel Mazuez
    3. Oktober 2024 @ 08:27

    L’inculture historique des apprentis sorciers qui nous gouvernent est abyssale… ou mêmes erreurs, même punition, ou encore « C’est pas moi, c’est l’Autre ! » … En 1914 , en 1939 et en 2022 le cocktail explosif reste le même : le nationalisme, le mépris des minorités et la versatilité des frontières (bunker de la « Nation » ou mouvantes selon les objectifs) dans un continent qui enchaîne les guerres, que l’agresseur s’appelle Guillaume, Hitler, Slobodan Milosevic ou Poutine (ou même Netanyahou, puisque le conflit Israélo-Palestinien n’est finalement que l’exportation des sempiternels conflits Européens sous d’autres cieux) . Pourtant l’Europe ne cherche guère à éviter ces conflits malgré sa prétention à être le foyer de la Démocratie éclairant le Monde, ne réagissant que lorsque le pire advenu par « négligence » est déjà là, mettant cette même Démocratie « en péril », laquelle Démocratie n’apporte visiblement aucune sagesse dont on puisse se vanter. D’où la tentation réitérée depuis 1 siècle pour certains Européens lassés de tant de « Bonne Conscience » « sociétalement » inefficace d’élire démocratiquement des dirigeants illibéraux ou pires encore, lesquels confirment qu’effectivement le nationalisme, les mépris des minorités et le problème des frontières est la vraie leçon Européenne. D’ailleurs l’ESPACE Economique Européen signale à l’évidence le goût pour la provocation, prétendant au mépris de toute prudence géopolitique avoir une caution populaire pour s’étendre en Ukraine, en Moldavie, en Géorgie. Quelques exemples en forme de paradoxes : la Pologne moderne a été « redessinée » en 1946, ses frontières se déplaçant vers l’ouest pour laisser place à la Russie et refouler l’Allemagne, expulsant au passage 4 millions d’Allemands et 500 000 Ukrainiens de façon à préserver la « Pureté de la Nation » (après avoir vu (laissé ?) disparaître la plus importante présence juive du continent européo-asiatique) … En 1946, 50% des européens vivaient ailleurs que dans leur lieu d’origine au gré des expulsions, des guerres, des hostilités … En 1946, la France « victorieuse » commençait à lorgner vers le Val d’Aoste et la Sarre, vite mise au pas par ceux qui sont régulièrement sollicités pour nous extirper des nos impasses (1916, 1941, 1993, 2021) … Et en 2021 l’Europe permet encore une fois à (ou incite ?) un président inexpérimenté de se rêver « El Libertador» utilisant encore et toujours les mêmes ingrédients : Nation, Minorités et Frontières face à un autocrate sans scrupules … et une fois de plus ce seront nos « amis » américains qui sont sollicités pour rétablir le calme tout comme en 1918, 1945, 1995 … bien qu’en 1945 nos « ennemis » russes avaient fait le plus gros du travail : l’un comme l’autre ne l’ont jamais fait sans arrière-pensées entraînant les suicides successifs de notre Europe phare de la démocratie : suicide intellectuel en 1914, suicide anthropologique en 1939 et suicide économique en 2021 .
    Un ouvrage écrit en 1998, descriptif ou prophétique ? : https://www.babelio.com/livres/Mazower-Le-continent-des-tenebres/1376425

Reply

  • ebo
    3. Oktober 2024 @ 10:01

    Merci – pour nos amis francophones ????
    Mais je vous rappelle que la plupart des lecteurs de ce blog ne parlent que l’allemand…

    Reply

    • KK
      3. Oktober 2024 @ 11:03

      Google Translate ist unser Freund – war mir die Mühe, mal eine Sicht von “nebenan” aufzuschnappen, wert ????

      Google Translate est notre ami – cela valait la peine d’avoir une vue “à côté” ????
      (Si vous trouvez des erreurs, veuillez adresser vos réclamations à Google)

  • Michael
    2. Oktober 2024 @ 20:52

    “Egal mit welchen [welchem !] Ergebnis.”
    Ist das radikaler Pazifismus (!?) oder Fatalismus!?

    Reply

    • Michael
      2. Oktober 2024 @ 22:06

      Sollte an “Skyjumper” adressiert sein … !? (Naja, warum “digital” statt “ analog”!?)

      Reply

    • Skyjumper
      3. Oktober 2024 @ 09:54

      Fatalismus. Ich würde mich nicht als Pazifisten einordnen.

      Reply

  • Skyjumper
    2. Oktober 2024 @ 17:29

    Es ist richtig: Russland kommt in der Region Donbass voran. Langsam aber stetig. Und die gut ausgebauten Verteidigungslinien/Stellungen der Ukraine sind mittlerweile Mangelware geworden. Insoweit sieht es danach aus, als sei der Zusammenbruch der Front nur noch eine Frage von Tagen.

    Aber! Zum einen sieht es eigentlich schon seit vielen Wochen so aus als als würde die Front nun stündlich/täglich, nun aber bestimmt, zusammenbrechen. Doch die Ukraine hält sich weiterhin zäh.
    Zum anderen, die Gegeninvasion bei Kursk. Seit nunmehr fast 2 Monaten ist Russland nicht in der Lage die Ukraine (die hier als Invasoren über keinerlei feste Stellungen verfügen) wieder über die Grenze zurückzutreiben. Vielmehr ist seit 2 Wochen ein weiterer ukrainischer Einfall hinzugekommen. In Richtung Gluskova, und ziemlich überschaubar. Zusammengenommen macht Russland’s Militär hier alles andere als einen souveränen Eindruck.

    Beide Seiten werfen schlimmer mit Propaganda- und Falschmeldungen um sich als ein Prinzenpaar mit Kamelle zur Karnevalszeit. Ich wäre zwar froh wenn es SCHNELL zu Ende wäre. Egal mit welchen Ergebnis. Aber das sehe ich tatsächlich noch nicht.

    Reply

    • KK
      2. Oktober 2024 @ 18:33

      „Und die gut ausgebauten Verteidigungslinien/Stellungen der Ukraine sind mittlerweile Mangelware geworden.“

      Die Linien/Stellungen sind ja noch da – nur die Verteidiger gehen der Ukraine langsam aus. Aber es kommt ja Nachschub, da die geflüchteten Männer via „Passverlängerung“ zum Kämpfen in die Heimat geschickt werden…

      Reply

      • Skyjumper
        2. Oktober 2024 @ 20:42

        Das ist zwar auch ein gutes Argument. Aber ich meinte tatsächlich die Stellungen/Linien. Ja, die sind noch da – aber nun in russischer Hand.

    • ebo
      2. Oktober 2024 @ 23:19

      Es geht um den angeblichen “Sieg” der Ukraine. Dass Russland den Krieg auch nicht gewinnen kann, steht außer Frage.
      In diesem sinnlosen Stellvertreterkrieg gibt es nur Verlierer – außer den USA, natürlich.

      Reply

      • Michael
        3. Oktober 2024 @ 06:41

        Eine merkwürdige Betrachtungsweise. Hat Russland nicht schon die Krim und den Donbass “gewonnen”!? Steigt – auch damit – der Hegemon USA als Hegemonialmacht nicht weiter ab? Etc., etc.?

      • ebo
        3. Oktober 2024 @ 10:00

        In der Ukraine ist gar nichts “gewonnen”. Gerade gab es wieder eine große internationale Krim-Konferenz, die den Anspruch der Ukraine auf die Halbinsel bekräftigt hat und auch mit aller Gewalt versuchen wird, ihn durchzusetzen.
        Hier ein Statement von Mr. Blinken (sogar auf deutsch): https://de.usembassy.gov/de/4-krim-plattform/

      • skyjumper
        3. Oktober 2024 @ 10:34

        2. Versuch, nachdem das I_net den ersten gefressen hat.

        Ja und Nein. Es gibt bisher weder einen Sieg noch eine Niederlage. Der Krieg dauert mit aller Brutalität an. Aber es wird irgendwann einen Sieg für die Geschichtsbücher geben. Wie vordergründig der auch mittelfristig sein wird. Bisher sieht es nicht so aus als wenn das ein Sieg der Ukraine sein wird.

        Meine Aussage sollte eigentlich sein, dass ich einen Sieg der Ukraine noch nicht ganz abschreiben würde, da auch das russische Milität nicht überzeugt.

      • KK
        3. Oktober 2024 @ 11:10

        @ Michael:
        Die USA vesuchen mit Hilfe der NAhTOd und EU mit aller Gewalt, Russland möglichst umfassend von den Weltmeeren abzuschneiden, in dem es alle eisfreien Häfen Russlands blockiert. Das betrifft nicht nur die Krim mit Sewastopol, sondern zunehmend auch die Ostsee, nachdem auch noch Schweden und Finnland ins NAhTOd-Kanonenboot geholt wurden. Und das wird sich Russland nicht gefallen lassen können – ganz unabhängig von Putin oder wer sonst das Land regieren mag.

      • Rubis
        3. Oktober 2024 @ 11:56

        Ganz klar, die USA/NATO wollen auf die Halbinsel Krim, das wollten sie schon seit der Aufloesung der UDSSR.
        Nach dem US-Stuetzpunkt Camp Bondsteel im Kosovo, sollte in Sewastopol eine US-Marinebasis eingerichtet werden, das waere ein weiterer Gewinn fuer die Eindaemmung Russlands gewesen. Der Vertrag Russland-Ukraine ueber die Nutzung des Hafens, geschenkt, die Kuendigung ein klacks!
        Das Schwarze Meer sollte vollstaendig unter die Kontrolle der USA/NATO!
        Geopolitisch wollte/will man so nah wie nur moeglich an Russland ran, um den militaerischen Rivalen in Schach halten zu koennen. Das selbe Drehbuch wird bei dem wirtschaftlichen Rivalen China angewendet!
        Die Menschen auf der Krim interessieren bei den Planspielen nicht,
        bei der ersten Orangenen Revolution wurden NATO-Soldaten noch erfolgreich vertrieben, das haette 2014 nicht mehr geklappt.

      • ebo
        3. Oktober 2024 @ 12:24

        Das Schwarze Meer ist in der Tat ein zentrales Thema dieses Krieges. Die Nato-Manöver dort 2021 dürften mit ein Grund für den Krieg gewesen sein.


  • Info: https://lostineu.eu/ein-anderes-bild-von-der-lage-in-der-ukraine/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Ein anderes Bild von der iranischen Attacke auf Israel


    lostineu.eu, vom 2. Oktober 2024

    They did it again: Das iranische Regime hat Israel erneut mit Raketen angegriffen. Eine durch nichts zu rechtfertigende Attacke, die zum Glück kaum Schaden angerichtet habe, heißt es in Brüssel. Doch der Orient sieht ein völlig anderes Bild.

    Aus Sicht Teherans, aber auch Ankaras und vor allem Beiruts ist der iranische Angriff eine direkte Folge des israelischen Einmarschs im Libanon.

    Iran habe sich bisher zurückgehalten, weil es an einen Waffenstillstand in Gaza und eine mäßigende Rolle der USA glaubte, heißt es im Orient.

    Doch spätestens, als US-Präsident Biden die Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah öffentlich billigte, musste Teheran reagieren.

    Dies gilt umso mehr, als Israel das Gerücht streute, Nasrallah sei von Iran verraten worden. Das war womöglich der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

    Dabei liegt es nicht im iranischen Interesse, direkt in den Krieg mit Israel verwickelt zu werden. Der Angriff war denn auch eher symbolischer Natur, die USA wurden sogar vorgewarnt.

    Iran beschränkte sich nach eigenen Angaben auf militärische Ziele und brach den Angriff vergleichsweise schnell wieder ab. Dennoch wurden offenbar wichtige Einrichtungen getroffen.

    So wurde die Nevatim Airbase angegriffen – einer der größten und wichtigsten Militärflughäfen Israels. Mehrere Raketen schlugen auch in Tel Aviv in der Nähe des Mossad-Hauptquartiers ein.

    Und das ist das Bild, das sich dem türkischen Publikum zeigte – die deutsche Öffentlichkeit bekam davon nichts zu sehen:

    Iranian missiles have struck Israel's Nevatim Airbase near Beersheva (Bir al-Sabi) after Tehran launched a salvo of rockets in retaliation to Israel's raids in Lebanon pic.twitter.com/aRPdUzwxbF

    — TRT World (@trtworld) October 1, 2024

    Klicke auf "Ich stimme zu", um Twitter zu aktivieren Cookie-Richtlinie

    Siehe auch Netanjahus “begrenzte Offensive” und Bidens grenzenloses “Trümmerfeld”

    P.S.  Israel verweigert UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Einreise. Israels Außenminister begründet das damit, dass Guterres den iranischen Angriff auf Israel nicht “unmissverständlich verurteilt” habe. Dann darf ich wohl auch nicht mehr einreisen!?

    6 Comments

    1. Michael
      2. Oktober 2024 @ 20:47

      Wer oder was soll denn die “deutsche Öffentlichkeit” sein? ZDF oder ARD? Nein!? Also RTL, etc.? Pilcher oder Tatort?

    Reply

    • KK
      2. Oktober 2024 @ 22:15

      Die von weiten Teilen der „vierten Gewalt“ Vergewaltigten, das ist die „deutsche Öffentlichkeit“.

      Reply

    • ebo
      2. Oktober 2024 @ 23:20

      Sagen wir ARD, ZDF, BILD und FAZ. Wer guckt RTL?

      Reply

      • Karl
        3. Oktober 2024 @ 08:16

        Sagen wir noch, als schwachen Ausgleich in diesem Trauerspiel: Berliner Zeitung

  • Bogie
    2. Oktober 2024 @ 19:32

    Tja – eine der höchsten Auszeichnungen weltweit ist dann vielleicht tatsächlich die Verweigerung der Einreise nach Israel – wer hätte das vor wenigen Tagen noch gedacht?

    Reply

    • KK
      3. Oktober 2024 @ 11:16

      Die UN wird von Israel seit seiner Staatsgründung konsequent missachtet – da ist es nur konsequent, deren höchsten Vertreter auch nicht mehr ins Land zu lassen. Und ohne die Schutzmacht USA im Rücken könnte Israel sich das gar nicht erlauben.


  • Info: https://lostineu.eu/ein-anderes-bild-von-der-iranischen-attacke-auf-israel/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    03.10.2024

    Nachrichten von Pressenza: Rechtsoffenheit in der Friedensbewegung – Kampfbegriff oder reales Problem?

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>,3. Oktober 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 03.10.2024


    Rechtsoffenheit in der Friedensbewegung &#8211; Kampfbegriff oder reales Problem?


    Diskussionspapier der Initiative „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder“ Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges spielt seit einiger Zeit das Narrativ von der Rechtsoffenheit der Friedensbewegung eine zunehmende Rolle. Besonders massiv vorgetragen wurde es gegen die große Friedenskundgebung im Februar&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/rechtsoffenheit-in-der-friedensbewegung-kampfbegriff-oder-reales-problem/


     -----------------------


    Orbánisierung, was bedeutet das?


    Immer wieder trommelt die FPÖ, insbesondere Herbert Kickl, dass Ungarn und insbesondere Viktor Orbán das große Vorbild sind, während die anderen vor einer Orbánisierung warnen. Was bedeutet das in der Realität? Ein Kommentar von Josef Stingl Richtig ist sicher, dass&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/orbanisierung-was-bedeutet-das/


     -----------------------


    Das Wettern der Woche: Wiener Blut …


    Vor 85 Jahren oder so (egal, is ja Geschichte) fand in Nürnberg ein Ärztekongress statt, bei dem die deutschen Doktoren ohne Gegenstimmen feststellten, dass in den Deutschen ein ganz besonderes hochwertiges Blut fließt. Sie hatten Mittlere Reife. Das hat uns&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/das-wettern-der-woche-wiener-blut/


     -----------------------


    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    03.10.2024

    „Im nationalen Interesse Deutschlands“ (III)Baerbock plädiert für deutsche Beteiligung an „Schutztruppe“ für Gaza. Bundeswehr nennt deutsch-israelische Militärkooperation „unglaublich eng“; Israels Streitkräfte halfen beim Umbau der Bundeswehr zur Interventionsarmee.

    german-foreign-policy.com, 3. Oktober 2024

    BERLIN/TEL AVIV (Eigener Bericht) – Außenministerin Annalena Baerbock schließt den Einsatz von Soldaten der Bundeswehr im Rahmen einer „Schutztruppe“ für den Gazastreifen nicht aus. Demnach soll sich Deutschland künftig an einer Militärintervention in dem Gebiet beteiligen, die der Gewährleistung eines Waffenstillstands dient. Weitere Politiker der Ampelkoalition stimmen zu, lehnen aber – jedenfalls vorläufig – eine deutsche Beteiligung an Kampfoperationen ab. Kommt der Einsatz zustande, kann er an eine mittlerweile lange Tradition der deutsch-israelischen Militärkooperation anknüpfen. Diese begann Ende der 1950er Jahre, als nach der Suezkrise israelische Soldaten an deutschen Waffen ausgebildet wurden. Verstärkt wurde die Kooperation zuerst in den 1980er, vor allem aber in den 1990er Jahren; Ziel war es, die Einsatzerfahrungen der israelischen Streitkräfte für den angestrebten Umbau der Bundeswehr zur weltweit operierenden Interventionstruppe zu nutzen. Dazu bemühten sich die deutschen Streitkräfte um Ausbildung in Israel unter anderem im „Häuser- und Tunnelkampf“. In der Bundeswehr heißt es, die Zusammenarbeit der Streitkräfte beider Länder sei „unglaublich eng“.


    Treffen auf GeneralstabsebeneDie Kooperation zwischen den Streitkräften der Bundesrepublik und Israels begann, so berichten es Experten, mit der Einweisung israelischer Soldaten in den Gebrauch deutscher Waffensysteme, deren erste Ende der 1950er Jahre geliefert wurden, kurz nach dem Ende der Suezkrise (german-foreign-policy.com berichtete [1]). Für die 1980er Jahre sind „sporadische gemeinsame Ausbildungslehrgänge bei den Gebirgsjägern“ belegt. Ab 1998 gab es, so heißt es weiter in einer Studie zur deutsch-israelischen Rüstungs- und Militärkooperation, „regelmäßige Treffen auf Generalstabsebene des Heeres“; auch sei „ein Austauschprogramm für 20 Offiziersanwärter vereinbart“ worden, die daraufhin „an einem dreiwöchigen Lehrgang bei den Eliteverbänden“ teilnahmen.[2] Angaben über die Militärkooperation mit Israel werden von der Bundesregierung in vielen Fällen geheimgehalten, wie eine Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage im Bundestag zeigt.[3] Die Regierung bestätigt allerdings, dass allein zwischen 1984 und 2014 „bis zu 493“ israelische Militärs, darunter Offiziere, an Ausbildungs- sowie an anderen Maßnahmen der Bundeswehr teilnahmen; 254 deutsche Militärs reisten zu Übungen und Ausbildungsprogrammen nach Israel.


    Praktische Einsatzerfahrungen

    Über den Hintergrund der Intensivierung der Militärbeziehungen seit den 1990er Jahren hat sich im Jahr 2002 Generalleutnant a.D. Helmut Willmann geäußert, der von 1996 bis 2001 als Inspekteur des Heeres amtierte und seit dem Ende des Kalten Kriegs damit befasst war, die Kontakte der Bundeswehr zu den israelischen Streitkräften zu institutionalisieren. Weil man „gerade im Umbruch“ gewesen sei und geplant habe, die Bundeswehr nun „von der Friedens- zur Einsatzarmee“ umzubauen, habe man „natürlich auch den Kontakt zu Armeen“ gesucht, „die da schon mehr Erfahrungen hatten als wir“, erläuterte Willmann.[4] Es sei „klar“ gewesen, „dass die Zusammenarbeit mit der israelischen Armee natürlich auch professionell uns Vorteile bringt“. Israels Militärattaché an der israelischen Botschaft in Berlin, Reuven Benkler, berichtete gleichzeitig, die israelischen Streitkräfte teilten „mit der deutschen Armee fast ununterbrochen und direkt jede Erkenntnis, die wir aus den praktischen Erfahrungen im Einsatz unserer Armee gewinnen“: „Und wir sind eine Armee mit sehr reichen Erfahrungen.“[5] Dabei habe die Bundeswehr „Anteil an allem, was wir entwickeln“.


    Häuser- und Tunnelkampf

    Seitdem ist die Militärkooperation stets weiter ausgebaut worden. Im August 2014 teilte der Heeresinspekteur, Generalleutnant Bruno Kasdorf, mit, bis zu 250 deutsche Soldaten würden nach Israel entsandt, um dort den Häuser- und Tunnelkampf zu trainieren.[6] Ein Jahr später wurde konkretisiert, die offenbar verzögerte Ausbildungsreise solle nun im Oktober 2015 beginnen und rund 110 deutsche Soldaten in das Urban Warfare Training Center Tse’elim führen. Es sei „kein Zufall“, dass es „in der Nähe des Gazastreifens errichtet“ worden sei, wo den israelischen Streitkräften „genau diese Fertigkeiten abverlangt werden“; man habe hohes Interesse an den „spezifischen Einsatzerfahrungen der israelischen Streitkräfte“, wurde das deutsche Heereskommando zitiert.[7] Seit 2017 nimmt die Luftwaffe an Blue Flag teil, einem israelischen Luftwaffenmanöver, das alle zwei Jahre abgehalten wird. Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz wurde vor zwei Jahren mit der Aussage zitiert, Israel sei für die deutsche Luftwaffe „der wichtigste Partner außerhalb der NATO“.[8] Im Oktober 2021 schwärmte der Militärattaché an der deutschen Botschaft in Tel Aviv, Oberst Jürgen Haffner, es gebe ganz allgemein „ein unglaublich enges Interesse der Bundeswehr an den israelischen Streitkräften und umgekehrt“; dabei sei „die Frequenz der Besuche, die wir haben – von hochrangigen strategischen Dialogen bis hin zum Expertenbesuch –, ... unglaublich dicht“.[9]


    Kriegsbeteiligung

    Die überaus intensive Militärkooperation trägt – neben der ungemein intensiven politischen Kooperation – dazu bei, die Anfang August geäußerte Forderung des CDU-Außenpolitikers und Obersts a.D. Roderich Kiesewetter nach einem Bundeswehreinsatz in Israel zu erklären. Anfang August wurde in Reaktion auf den israelischen Mord an Hamas-Politbürochef Ismail Haniya mit einem iranischen Drohnen- und Raketenangriff auf Israel gerechnet, der bald in der Tat gestartet wurde. Berlin müsse „militärischen Beistand zur Abwehr anbieten“, forderte Kiesewetter: „Denkbar ist die Betankung von Kampfjets befreundeter Nationen, aber auch der Einsatz von eigenen Eurofightern der Bundeswehr, zum Beispiel zur Abwehr von iranischen Drohnen“.[10] Wenn „Israels Sicherheit wirklich deutsche Staatsräson“ sei, müsse man „Realpolitik betreiben, statt weiter romantische Hoffnungen zu pflegen“, äußerte der CDU-Bundestagsabgeordnete. Die Bundesregierung dürfe deshalb „nicht warten, bis sie von Israel um Hilfe gebeten wird“, sondern sie solle „diese aus eigenem Antrieb anbieten und bereits jetzt im Bundestag dafür werben“.


    Bundeswehr nach Gaza

    Aktuell spricht sich Außenministerin Annalena Baerbock dafür aus, die Bundeswehr solle sich an einer künftigen „Schutztruppe“ beteiligen, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen absichern könne. Man könne dies tun „als einer der engsten Freunde, denen Israel absolut vertrauen kann“, erklärt Baerbock.[11] Kiesewetter stimmt zu und weist darauf hin, die Bundeswehr sei ohnehin etwa im Rahmen des UN-Einsatzes im Libanon (UNIFIL) sowie im Rahmen des NATO-Marineeinsatzes Sea Guardian in der Region präsent. Die Mandate dafür könne man „aufstocken und bei Bedarf auch hinsichtlich der Einsatzoptionen anpassen“, erklärt Kiesewetter.[12] Die verteidigungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, Sara Nanni, urteilt: „Sollte es ein Abkommen geben, das zur Befriedung der Region beiträgt, muss Deutschland zumindest anbieten, eine Rolle in einer künftigen Friedensordnung zu spielen.“ Zustimmung äußert auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Joe Weingarten, der betont, man könne sich „einem solchen Wunsch nicht verweigern“.[13] Weingarten schränkt lediglich ein: „Ein Kampfeinsatz deutscher Truppen in Gaza ist ausgeschlossen.“

     

    [1] S. dazu „Im nationalen Interesse Deutschlands“ (II).

    [2] Otfried Nassauer, Christopher Steinmetz: Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Israel. Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit. Research Report 2003.1. Berlin, September 2003.

    [3] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Christine Buchholz, Jan van Aken, Annette Groth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Die Linke. Deutscher Bundestag, Drucksache 18/2787. Berlin, 09.10.2014.

    [4], [5] Daniel Marwecki: Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson. Göttingen 2024.

    [6] Thorsten Jungholt: Bundeswehr soll in Israel den Tunnelkampf lernen. welt.de 10.08.2014.

    [7] Thorsten Jungholt: Bundeswehr soll in Israel den Häuserkampf lernen. welt.de 30.08.2015.

    [8] Stephan Jeglinski: Inspekteur der Luftwaffe mit Ernst-Cramer-Medaille ausgezeichnet. bundeswehr.de 24.05.2022.

    [9] „Ich möchte mit keinem tauschen“. bundeswehr.de 21.10.2021.

    [10] Matthias Gebauer, Marina Kormbaki: CDU fordert Beteiligung der Bundeswehr an Schutzkoalition für Israel. spiegel.de 04.08.2024.

    [11] Mögliche Gaza-Schutztruppe: Baerbock hält Beteiligung deutscher Soldaten für denkbar. tagesspiegel.de 01.10.2024.

    [12], [13] Daniel Mützel: „Baerbock hat recht“. t-online.de 01.10.2024.


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9704




    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    02.10.2024

    Alastair Crooke: Netanyahu setzt auf Massaker

    seniora.org, 02. Oktober 2024, 30. 09.2024 Von Alastair Crooke mit Judge Napolitano  – Judging Freedom

    Haben die jüngsten Attentate und Bombenanschläge im Südlibanon die militärische Schlagkraft der Hisbollah geschwächt?


    Screenshot_2024_10_03_at_12_20_22_Seniora.org_Alastair_Crooke_Netanyahu_setzt_auf_Massaker

    Video  https://www.youtube.com/watch?v=rCS97AOI2X0&t=8s   Dauer 35:47  min 


    Transkript von Andreas Mylaeus

    Andrew Napolitano:

    Hallo zusammen. Judge Andrew Napalitano hier für „Judging Freedom“. Heute ist Montag, der 30.September 2024. Alastair Crooke wird gleich bei uns sein und über „Premierminister Netanyahus mörderisches Wagnis im Libanon“ sprechen.

    Alastair, willkommen, mein lieber Freund. Es gibt natürlich viel zu besprechen über die monumentalen Ereignisse, die sich in den letzten zwei oder drei Tagen im Nahen Osten ereignet haben. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat von einem Büro bei den Vereinten Nationen aus den Mord an einem religiösen und politischen Führer in einem anderen Land angeordnet, mit dem Israel sich rechtlich gesehen nicht im Krieg befindet. Was halten Sie davon?

    Alastair Crooke:

    Nun, alles konzentriert sich zunächst auf Hassan Nasrallah selbst und seinen Tod und auch auf die Auswirkungen auf die Hisbollah, auf die ich gleich zu sprechen komme. Aber ich denke, es ist wirklich wichtig zu betonen, dass Hassan Nasrallah ein Symbol weit über den Libanon hinaus ist. Das ist nicht nur auf die israelisch-libanesische Arena beschränkt. Es gab riesige Demonstrationen in Kaschmir, in Pakistan, Indien. Massive Demonstrationen auch an den üblicheren Orten wie Jordanien und anderswo und im Irak. Warum? Weil er ein Symbol war. Er war ein Symbol für nationale Befreiung, für ein Ende des Kolonialismus. Er war das Symbol. Er hat dies in gewisser Weise so weit geschafft, dass er für die ganze Welt zu einer Ikone für Gerechtigkeit wurde. Gerechtigkeit für die Palästinenser, aber auch ein Ende des Prozesses. Er ist viel wichtiger als das.

    Und jetzt kocht die Region natürlich über. Dieses Attentat hat etwas viel Größeres als nur die Ereignisse im Libanon zum Vorschein gebracht und auf die Spitze getrieben. Es hat die ganze Frage der Neuen Weltordnung auf den Punkt gebracht. Wir befinden uns mitten in einem Übergang von einer Weltordnung zu einer anderen Weltordnung. Und im Moment wird in Teilen Amerikas, Europas und Israels groß gefeiert, dass dies die neue Ära definiert hat und dass dies geschehen wird. Aber das wird nicht so sein. Es war ein wahrer Angriff auf die Menschlichkeit!

    Mehr als tausend Libanesen sind dabei ums Leben gekommen. Sechs Hochhäuser sind bei diesem Attentat einfach in sich zusammengestürzt. Eine Million Libanesen sind jetzt auf der Flucht, weil Israel den Angriff auf den Libanon und den Angriff auf Beirut fortsetzt. Die Menschen ziehen um. Viele von ihnen schlafen auf der Esplanade vor Beirut, und das ist mehr als nur ein Symbol. Es geht um Menschlichkeit und um die Idee, dass der Kolonialismus und die einem Volk aufgezwungene Hegemonie ein Ende haben müssen.

    Ich denke, dass das, was geschehen ist, ein sehr bedeutender und wichtiger Moment ist, der über den Libanon hinausgeht. Auch für die Hisbollah ist er sehr wichtig.

    Andrew Napolitano:

    Wird dies den Widerstand gegen Israel vereinen? Sie haben Indien und Pakistan sowie die üblichen Orte erwähnt. Und wenn es den Widerstand vereint: Wird das Druck auf Regierungen wie die jordanische ausüben, etwas zu unternehmen?

    Alastair Crooke:

    Ja, das wird es sicherlich tun. Aber aus verschiedenen Teilen des Westens hört man derzeit viele Jubelrufe, dass sich eine neue westliche Hegemonie abzeichnet. Aber wie gesagt, wir befinden uns in einer Übergangsphase der Weltordnung und haben in dieser Zeit eine enorme Verlagerung der Unterstützung weg vom Westen und hin zu den BRICS-Staaten erlebt. Wir sehen, wie sich die tektonischen Platten der Welt verschieben, und ich halte es für sehr, sehr zweifelhaft, dass der Westen, die herrschenden Schichten des Westens, eine neue Hegemonie auf der Grundlage von Völkermord, Bombardierungen ziviler Gebiete und Attentaten, die die Grundlage dafür bilden, wiederherstellen können. Es ist einfach ein solcher Affront gegen die gesamte Menschheit, dass ich nicht sehen kann, wie sie auf dieser Grundlage eine neue Hegemonie aufbauen können. Aber natürlich sind sie im Moment voller Begeisterung über das, was passiert, und planen in Israel eine große Ausweitung dessen, um es in die sogenannte neue regionale Ordnung, die neue Nahostordnung, wie sie es nennen, zu bringen.

    Andrew Napolitano:

    Erzählen Sie uns ein wenig über Nasrallah. War er nur das Gesicht der Hisbollah? War er nur ein Sprecher oder war er eine bedeutende Persönlichkeit wie Gandhi oder Nelson Mandela?

    Alastair Crooke:

    Er war Letzteres. Er war eine bedeutende Persönlichkeit. Deshalb gibt es Menschen in Kaschmir und Pakistan und alle auf den Demonstrationen, weil er dieses Charisma hatte. Er war   – wenn auch auf militante Weise   – ein Gandhi. Er war jemand, der dieses enorme Charisma geschaffen hat. Überall auf der Welt sieht man Menschen, die weinen und um ihn trauern. Aber er war auch ein militärischer Anführer und ein Lehrer, der den Menschen moralische Werte vermittelt hat. Er war ein Symbol für Korruptionsfreiheit und für den Einsatz für Gerechtigkeit.

    Andrew Napolitano:

    Wie tief reicht der Mossad? Bedeutet die Tatsache, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt wussten, wo er sich aufhielt, dass der Mossad die höchsten Ränge der Hisbollah infiltriert hat?

    Alastair Crooke:

    Diese Frage ist derzeit noch offen und das ist etwas... Im Moment hat sich die Hisbollah zurückgezogen. Sie sind abgetaucht. Sie haben die Kommunikation eingestellt und führen eine große Nachbesprechung durch. Sie müssen eine Nachbesprechung durchführen, weil sie in dieser Zeit eine große Niederlage erlitten haben, eine riesige Niederlage. Sie müssen also eine Untersuchung durchführen, um die Situation zu analysieren, die auf der Befehls- und Führungsebene unterbrochenen Verbindungen wiederherzustellen und auch, um die Quelle des Eindringens zu ermitteln.

    Nun gibt es viele Theorien über das Eindringen. Ich persönlich würde aufgrund meiner eigenen Erfahrung sagen, dass es sich um einen menschlichen Verrat gehandelt hat, denn es war so hochrangig, von dem Treffen zu wissen, an dem Hassan Nasrallah teilnehmen wollte, zu wissen, dass er sich dorthin begeben würde, um Israel das Signal zu geben, es an Netanjahu und die UNO weiterzugeben, um den Befehl zu erteilen, 83 2.000-Pfund-Bomben auf diese sechs Hochhäuser abzuwerfen, Schicht für Schicht immer tiefer und tiefer. Und natürlich ist das ein riesiger Rückschlag. Aber die Hisbollah hat jetzt alle Positionen besetzt.

    Es gibt einen neuen Generalsekretär, Hashem Safieddine, der die Rolle des Sayyid* übernehmen und in diese aufrücken wird. Er ist auch ein Sayyid. Er trägt einen schwarzen Turban, was bedeutet, dass er eine Art religiöse Spiritualität besitzt, und er hat zwei weitere wichtige Qualifikationen: Er ist ein Cousin von Sayyid Hassan und wurde daher über die Jahre hinweg auf diese Rolle vorbereitet. Zudem ist Safieddines Sohn mit der Tochter von Qasem Soleimani verheiratet, dem berühmten iranischen General, der vor einigen Jahren von Trump ermordet wurde, und so wird er als viel radikaler angesehen als sein Vorgänger.

    Und vergessen Sie nicht: Der Vorgänger, Hassan Nasrallah, kam auf die gleiche Weise an die Macht. Abbas al-Musawi war der Generalsekretär. Er wurde [1992] von den Israelis ermordet und dann übernahm Hassan Nasrallah seine Position und er war 30 Jahre lang der Kopf der Hisbollah.

    Andrew Napolitano:

    Haben die jüngsten Attentate und Bombenanschläge im Südlibanon die militärische Schlagkraft der Hisbollah geschwächt?

    Alastair Crooke:

    Nun, Sie wissen ja, den Beweis werden wir haben, wenn wir ihn tatsächlich endlich sehen. Aber ich glaube nicht, dass das der Fall ist, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es das nicht ist, denn keiner von denen ... Die Leute in diesem Raum waren alle hochrangige Kader. Es war eindeutig ein Fehler, ein schlimmer Fehler, den die Hisbollah dort gemacht hat. Zunächst einmal: Eine so große Gruppe ihrer hochrangigen Personen zu versammeln war unklug. Und ich vermute, dass bei der Untersuchung etwas ans Licht kommen wird, das schon so oft passiert ist: Die Leute werden nachlässig, was die Sicherheit ihrer Kommunikation angeht. Jeder, der schon einmal versucht hat, einen Minister davon zu überzeugen, ein verschlüsseltes Telefon zu benutzen, weiß, wovon ich spreche. Sie kümmern sich nicht darum. Sie telefonieren einfach unverschlüsselt und benutzen das Telefon falsch. Es ist ein chronisches Problem, sie werden das untersuchen und in Ordnung bringen müssen.

    Aber ich möchte betonen, dass die optische Kommunikation [mit optischen Glasfaserkabeln] davon überhaupt nicht betroffen ist. Die optische Hauptkommunikation in den Südlibanon, die militärische Kommunikation, ist davon nicht betroffen. Einer der Gründe dafür ist, dass bei der optischen Kommunikation jeder Datenverlust, jeder Eingriff ins Kommunikationssystem sofort offensichtlich wird und Sie genau herausfinden können, was passiert, und dies ist dediziert. Sie wird vollständig von der Hisbollah kontrolliert und ist außerdem ziemlich umfangreich.

    Ich möchte klarstellen, dass es im Libanon in den Bergen zwei Tunnelanlagen gibt   – ich spreche vom Südlibanon, ganz im Süden, nicht in Beirut, im Süden   – es gibt zwei Ebenen: Die eine ist die sehr, sehr tiefe Ebene der Raketenstädte, wie sie genannt werden, Imad-Städte, in denen die Raketen gelagert werden, von wo aus sie in vielen Fällen abgefeuert und von dort aus ferngesteuert werden. Dann: Der gesamte Hang, dieser zerklüftete, sehr abwechslungsreiche Hang des Südlibanon ist wie ein Schweizer Käse, der von Löchern und Tunneln durchzogen ist, sodass die Hisbollah einfach darunter, dahinter, auftauchen kann, wann und wo auch immer Israel es nicht erwartet. Im Jahr 2006 befand sich einer dieser Tunnel nur 50 Meter von einem israelischen Beobachtungsposten und 60 Meter von einem UN-Beobachtungsposten entfernt, und niemand wusste, dass er dort war, erst nach dem Krieg.

    Diese Tunnel und die Waffen sind also vorhanden. Es gab keine wirkliche Beeinträchtigung. Das Hauptraketensystem wurde fast gar nicht beeinträchtigt. Die militärische Leistungsfähigkeit ist also intakt und, wie gesagt, sie sind sehr deutlich. Es gibt einen neuen Generalsekretär, der bereits das Kommando übernommen hat und tätig ist, und jeder Posten, der bei diesem Angriff am Freitag verloren ging, wurde ersetzt, denn, wie ich bereits erwähnt habe, hat die Hisbollah die Angewohnheit, für jede Führungsperson in der Organisation einen Ersatz zu finden und vorzubereiten, sodass der militärische Teil intakt ist.

    Natürlich untersuchen sie zunächst einmal, wie es dazu kommen konnte, dass die Führungsspitze so stark unterwandert wurde, dass sie alle bei dieser Explosion am Freitag getötet wurden. Aber sie stellen sich auch neu auf und überlegen, welche Taktiken sie anwenden können. Natürlich gab es erhebliche Kritik wegen der Fehler   – im Krieg gibt es immer Höhen und Tiefen, und im Krieg muss man bei einem so großen Rückschlag wie diesem die Gründe dafür untersuchen. Man muss seine Taktiken, seine Ziele und seine Zielsetzungen überprüfen und herausfinden, welche Hilfe man von anderen erhalten kann, um sich darauf vorzubereiten.

    Wir haben dasselbe bei Russland und der Ukraine erlebt. Manchmal lief es für Russland in der Ukraine nicht so gut, und sie haben das tatsächlich untersucht und es gab einen Wechsel in der militärischen Führung in Russland, einen ziemlich bedeutenden Wechsel, um jüngere, frischere Leute, die sich mehr für Russland engagieren, in die Führung zu bringen. Das ist es, was im Moment bei der Hisbollah passiert. Sie durchlaufen gerade diesen Prozess.

    Aber ich möchte noch etwas hinzufügen, weil es noch einen weiteren Aspekt gibt, der wirklich wichtig ist und meiner Meinung nach in der Berichterstattung völlig übersehen wird: Es gibt viel Kritik an der Hisbollah und den begangenen Fehlern, ja, aber es gibt auch anderswo Kritik und Aufruhr. Es gibt Kritik am Iran. Es gibt Kritik an einer bestimmten Gruppe im Iran, die sich hauptsächlich um Mohammad Javad Zarif und Mohammad Khatami versammelt hat, die Reformgruppe, die mit Masoud Pezeshkian die Wahl gewonnen hat. Und Pezeshkian musste sich in aller Form entschuldigen und hat ganz deutlich gesagt: „Mir wurde gesagt ...“ Und sie waren offensichtlich auf der Seite von Zarif und der Gruppe, die über inoffizielle Kanäle mit dem Westen in Kontakt stand, und haben die Anweisung des Obersten Führers ignoriert   – sie sind hinter seinem Rücken zum Westen gegangen und haben bekommen, was sie für Zusicherungen einer erheblichen Lockerung der Sanktionen gegen den Iran hielten, es würde einen garantierten Waffenstillstand in Gaza geben, wie von Hamas und Pezeshkian dargelegt, und er sagte: “Sie haben gelogen! Es war völlig unwahr. Nichts davon ist wahr geworden.“

    Andrew Napolitano:

    Sind mit „sie“ und „sie haben gelogen“ die Amerikaner, der Westen oder die Israelis gemeint?

    Alastair Crooke:

    Die Europäer und Amerika. Aber hauptsächlich Amerika, weil sie diejenigen sind, die über Waffenstillstände sprechen können und darüber gesprochen haben, und das ist sehr, sehr wichtig in der Debatte, die nicht nur in der Hisbollah, sondern auch im Iran geführt wird, denn es gibt ein großes Paradoxon, mit dem Mächte wie Russland, der Iran und China konfrontiert sind: Oft ist man darauf bedacht, nicht zu eskalieren und nicht zu proaktiv zu sein, damit es nicht zu einem Krieg kommt.

    Andrew Napolitano:

    Richtig.

    Alastair Crooke:

    Aber die Kehrseite dieses Dilemmas ist: Wenn man überhaupt nicht proaktiv handelt, kommt es trotzdem zum Krieg. Es kommt zu einer Eskalation und dann endet man in einem Krieg, und das ist es, was gesagt wird. Und so gab es sehr harte Demonstrationen vor dem Nationalen Sicherheitsrat in Teheran gegen Pezeshkian und gegen dieses Element, das immer versucht hat, zu mäßigen, und sie sagen: Schaut. Wir wurden vom Westen gebeten, nach dem 1. April   – also nach der Ermordung eines Generals in Syrien   – nicht zu reagieren. Wir haben darauf nicht reagiert, außer dass wir es auf sehr kontrollierte Weise getan haben, und was ist passiert? Das wurde dann im Westen als großer Misserfolg des Iran dargestellt, weil Israel behauptet, es habe 99 % aller Raketen und Drohnen, die abgefeuert wurden, ausgeschaltet. Es sei also ein iranischer Misserfolg gewesen. Dann geht es wirklich zurück auf die Zeit der Ermordung von Qasem Soleimani. Der Iran hat sich zurückgehalten und zurückgehalten, und die Demonstranten und die Menschen im Iran sagen der dortigen Regierung: „Ihr habt uns wirklich in Schwierigkeiten gebracht, denn was ihr getan habt, ist, dass ihr uns nicht sicherer gemacht habt, weil ihr nicht klug genug wart, um das irgendwie zu managen. Ihr habt nichts erreicht. Ihr wurdet von den Amerikanern belogen und jetzt haben wir Israel, das tatsächlich mit Attentaten im Iran droht. Das habt ihr angerichtet und deshalb müssen wir gründlich darüber nachdenken, wie es jetzt weitergehen soll.“

    Und ich denke, dass tiefes Nachdenken wahrscheinlich zu einigen Reaktionen führen wird. Das hat der Oberste Führer angeordnet. Das wollte er, und das wurde von dieser Gruppe um Zarif untergraben, die immer in New York und anderswo sind und sagen: „Nun, wir halten uns da raus. Sind wir nicht schlau? Wir versuchen, vorsichtig zu sein.“ Nun, sie dachten, sie hätten all das und Pezeshkian ging dann ins Fernsehen und sagte einfach: „Hört zu, ich wurde belogen. Es ist überhaupt nichts passiert und wir haben die Chance vertan, unsere Ehre wiederherzustellen, indem wir uns für den Tod von Ismail Haniyeh zum Zeitpunkt der Amtseinführung rächen.“

    Andrew Napolitano:

    Ich habe von Ihnen gehört, dass der Druck auf den Widerstand, zu reagieren und zwar drastisch, sehr stark ist und dass er überwältigend sein könnte und Netanjahu möglicherweise über das Ziel hinausgeschossen ist?

    Alastair Crooke:

    Ja, denn... ich denke, das passiert übrigens auch in Russland. In den Fernsehsendungen in Russland wird dasselbe Argument vorgebracht: „Ja, vorsichtig und zurückhaltend zu sein und Risiken zu vermeiden, um einen Krieg zu verhindern, ist in Ordnung. Aber ihr hattet es nicht mit einem Erwachsenen zu tun. Ihr hattet es mit einem völkermörderischen Verrückten zu tun, der Menschen im ganzen Libanon, im Westjordanland und im Gazastreifen getötet hat. Ihr hattet es nicht mit jemandem zu tun, der Eure Meinung respektiert oder mit dem Ihr verhandeln konntet. Stattdessen versuchen sie nun, eine neue Ordnung für den Nahen Osten zu schaffen, eine neue Ordnung, die eine hebräische Hegemonie in der gesamten Region mit der Niederlage des Iran als Hauptziel darstellen würde. Darauf läuft also alles hinaus.“ Und sie sagen: “Manchmal versucht man vielleicht, sich nicht in einen größeren Krieg verwickeln zu lassen. Aber der Krieg kommt zu einem. Er kommt so oder so, auch wenn man versucht, ihn zu vermeiden.

    Andrew Napolitano:

    Sind Sie der Ansicht, dass die Vereinigten Staaten den Iran angreifen werden, wenn dieser Israel direkt angreift?

    Alastair Crooke:

    Schauen Sie, ich weiß nicht, ob ... Ich glaube nicht ... Wissen Sie, diese Debatte wird derzeit im Iran geführt und ist hitzig. Wie gesagt, es gibt Demonstrationen vor dem Sicherheitsrat und sie fordern, dass Pezeshkian und sein Team gehen, und sie fordern sie in sehr scharfen Worten auf, zu gehen.

    Aber es gibt noch andere Dinge. Zum Beispiel: Die Iraner haben darüber nachgedacht, Freiwillige entlang der Grenze in den Libanon zu schicken. Es gibt keinen Grund, warum sie das nicht tun sollten   – zum Beispiel. Ich weiß nicht, ob dies überhaupt ernsthaft in Betracht gezogen wird, aber ich möchte nur als Beispiel anführen, dass es Alternativen gibt. Sie könnten Streitkräfte mit Genehmigung der libanesischen Regierung einsetzen, um die Grenze im Süden zu Israel zu sichern, und das würde sicherlich etwas bewirken. Das würde Netanyahus Pläne für einen Einfall in den Südlibanon auf den Kopf stellen.

    Und seine Pläne weiten sich immer mehr aus, denn im Libanon und in Teilen Europas heißt es immer wieder: „Dies ist eine neue Ära, eine neue Welt. Wir werden uns bewegen und eine neue Hegemonie nimmt Gestalt an.“ Die Forderungen werden immer lauter. Jetzt wollen sie eine neue Regierung im Libanon einsetzen, die als Stellvertreter für Israel fungiert. Sie sprechen davon, den Libanon zu übernehmen und eine Art gefügige, passive Regierung zu finden, die die Hisbollah loswerden, sie entfernen und eine Art bereinigte Armee im Süden einsetzen kann, und sie sprechen davon, die gesamte Region auf diese Weise zu verändern. Und natürlich geht es im Gazastreifen und im Westjordanland weiter. Und das Westjordanland und der Gazastreifen sind, wie Sie sich vorstellen können...

    Das hat wirklich ein Licht auf die ganze Sache geworfen, dieser ganze Kampf, dieser Zusammenstoß zwischen der kolonialen Vorherrschaft, wie sie in weiten Teilen des nichtwestlichen Raums zu beobachten ist, und einer grenzenlosen Vorherrschaft, bei der das Töten von Zivilisten, Völkermord und alles andere im Namen dieses westlichen und hebräischen Projekts der Errichtung und Zerstörung des Iran, der Errichtung eines passiven Iraks und Syriens und des Friedens mit Saudi-Arabien erlaubt ist.

    Natürlich ist das eine Fantasievorstellung, und sie werden davon ablassen müssen, wenn sie feststellen, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie es erwartet haben, wenn sie in den Libanon einmarschieren. Aber im weiteren Sinne stehen wir an einem Scheideweg. Werden wir unsere Neue Weltordnung, die westliche, amerikanische Weltordnung, wirklich auf der Grundlage solcher Morde, eines solchen Völkermords und eines solchen, offen gesagt, unmenschlichen Verhaltens durchsetzen? Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Ich glaube nicht, dass es überhaupt funktionieren wird.

    Im Moment geht das Töten weiter. Die Raketen sind vom Westen. Der Westen hat das Geld. Er hat die militärischen Kräfte. Er hat die Oberhand. Aber er befindet sich bereits im Niedergang, und deshalb erleben wir diese tektonische Verschiebung, und die Menschen wenden sich ab und unterstützen zunehmend Russland und China.

    Aber wir befinden uns im Moment zwischen den beiden: Zwischen diesen beiden Ordnungen. Keine von beiden hat bisher die Oberhand. Aber es sieht so aus, als könnten wir in der Region durchaus eine Eskalation erleben. Das könnte außer Kontrolle geraten, wenn Israel   – nun ja, Israel ist im Moment außer Kontrolle. Es plant zunächst nur, den Libanon zu stürzen, und dann könnte es auf den Irak oder den Iran absehen, was ihr Ziel ist. Nun, wenn wir diesen Weg einschlagen, werden wir uns in einer Situation großer Unruhen befinden.

    Andrew Napolitano:

    In der Zwischenzeit: Was ist in Gaza los? Seit Juli gab es keine nennenswerten Waffenstillstandsverhandlungen. Jetzt haben wir Ende September. A: Glaubt irgendjemand, dass Netanyahus Regierung jemals einen Waffenstillstand wollte? B: Wie ist der Status des palästinensischen Volkes in Gaza, während wir hier sprechen?

    Alastair Crooke:

    Es ist Stillstand. Es hat sich nichts geändert. Die Israelis haben gerade verkündet: „Es hat sich nichts geändert.“ Aber sie haben verkündet: „Es ist vorbei.“ Und eigentlich reden sie nicht mehr darüber. Es wird nicht mehr darüber gesprochen. Von Yahya Sinwar hat man schon länger nichts mehr gehört, und ich weiß nicht, woran das liegt. Aber ich habe in der Vergangenheit schon Geiselnahmen erlebt: Sie sind immer so heikel. Wenn man nicht kommunizieren muss, sollte man nicht kommunizieren. Als ich früher an Geiselnahmen beteiligt war, erlaubten die Geiselnehmer nie mehr als ein paar Minuten Kommunikation, weil sie immer Angst hatten, dass ihre Gruppe abgefangen oder geortet werden könnte und sie angegriffen würden. Wenn es also keine Verhandlungen gibt und Israel nicht an Verhandlungen interessiert ist   – ich weiß nicht, ob das der Grund ist. Aber es wäre sehr sinnvoll, wenn Sinwar und die Hamas-Führer dort sagen würden: „Okay, lasst uns einfach aufhören zu kommunizieren, denn es hat keinen Sinn. Je mehr wir kommunizieren, desto verwundbarer werden wir.“ Ende.

    Andrew Napolitano:

    Und hat sich Netanyahus politisches Ansehen in Israel aufgrund der Ereignisse der letzten drei Tage verbessert?

    Alastair Crooke:

    Erheblich. Ja. In den meisten Teilen Israels finden wirklich riesige Feiern statt, in den Bars und Pubs wird getanzt und der Tod von Hassan Nasrallah bejubelt. Netanyahus Ansehen ist gestiegen und jetzt hat er seine Regierung für die nächsten Jahre gesichert, weil er Gideon Sa'ar, seine sehr kleine New Hope-Partei   – sie war früher im Likud   – in die Regierung aufgenommen hat   – nicht mit einem Ministerposten, ohne Portfolio, aber er ist Teil des Kriegskabinetts. Er hat ihm einen Job im Kriegskabinett gegeben. Das bedeutet, dass Netanyahu bis 2026 ziemlich sicher ist. Die Regierung kann vor 2026 nicht fallen.

    Andrew Napolitano:

    Wird es Versuche geben, Netanjahu zu ermorden? Die Huthis prahlen heute Morgen damit, dass sie   – offensichtlich erfolglos   – während der Rückreise aus New York auf sein Flugzeug geschossen haben.

    Alastair Crooke:

    Ich weiß es nicht. Aber alle Regeln, alle Grenzen sind gefallen. Wir befinden uns im „Alles ist möglich“-Gebiet. Ob das passieren wird oder nicht, weiß ich nicht. Aber die Hisbollah und der Widerstand im Iran führen derzeit eine wirklich harte und schwierige Diskussion untereinander darüber und darüber, wie die Kommunikation von Nasrallah unterwandert wurde. Ich persönlich denke, dass es wahrscheinlich eine menschliche Quelle war. Aber ich weiß es nicht genau. Ich glaube nicht an all das Gerede über das technologische Wunder, das dies ermöglicht hat, denn es kam alles aus heiterem Himmel in letzter Minute. Am Freitag wurde zunächst stummgeschaltet. Und dann ergab sich plötzlich eine günstige Gelegenheit. Offensichtlich hatte ihnen jemand gesagt: „Er ist auf dem Weg zu diesem sehr großen Treffen.“ Technische Mittel liefern solche Informationen nicht. Es ist eine menschliche Quelle erforderlich.

    Andrew Napolitano:

    Alastair, könnte dies passiert sein, die Ermordung von Nasrallah, unter Einsatz einer enormen Menge an Gewalt, mehrere 2.000-Pfund-Bomben, ohne das Wissen ...

    Alastair Crooke:

    86 2.000 Pfund Bomben.

    Andrew Napolitano:

    Oh, mein Gott! Kann das ohne Wissen und Zustimmung von MI6 und CIA passiert sein?

    Alastair Crooke:

    Wissen Sie, Sie stellen die Frage, dass... Ich denke, sie waren tief in die Geheimdienstoperation verwickelt. Sie waren tief... Es gab zwei AWACS-Flugzeuge vor Beirut zum Zeitpunkt der Explosionen mit ausgeschalteten Transpondern. Nach ein paar Minuten schalteten sie ihre Transponder wieder ein und flogen davon.

    Ich kann es Ihnen nicht sagen. Wir wissen, dass sie ihnen nachrichtendienstliche Unterstützung geben, genau wie in der Ukraine. Sie geben den Ukrainern nachrichtendienstliche Unterstützung. Das ist offensichtlich. Ich bin sicher, dass dies eng zwischen Israel und seinen Verbündeten koordiniert wird. Ich weiß nichts über diese spezielle Operation, weil sie so schnell gekommen zu sein schien   – buchstäblich. Offensichtlich haben sie kurzfristig nachrichtendienstliche Informationen erhalten. Sie haben Netanjahu angerufen und er hat es vom UN-Büro aus sofort beschlossen und gesagt: „Okay, los geht's!“ Sie hatten die Bombardierungstaktik mit einer Schicht nach der anderen von Bunker-Bomben geübt, und natürlich handelte es sich dabei um amerikanische Bomben, die von amerikanischen Flugzeugen abgeworfen wurden. Aber das ist jetzt wirklich Schnee von gestern.

    Andrew Napolitano:

    Alastair Crooke, mein lieber Freund, das war ein ziemlicher Vortrag, eine ganz gut Erklärung dessen, was im Nahen Osten vor sich geht und was nicht. Vielen Dank, mein lieber Freund, vielen Dank für all Ihr Wissen und vielen Dank für Ihre Zeit. Wie immer freuen wir uns darauf, die Woche nächsten Montag mit Ihnen zu beginnen. Alles Gute.

    Alastair Crooke:

    Vielen Dank für die Einladung. Danke.

    Andrew Napolitano:

    Gerne.

    Ein voller Tag für Sie. Heute Morgen um 10:00 Uhr Eastern Time: Ray McGovern. Um 11:00 Uhr: Larry Johnson. Mittags: Anya Parampil. Um 15:00 Uhr: Scott Ritter. Heute Nachmittag um 16:00 Uhr: Professor Jeffrey Sachs.

    Judge Napolitano für Judging Freedom.

    ___________________

    * Hassan Nasrallahs arabische Bezeichnung lautete „Sayyid Hassan Nasrallah“ (السيد حسن نصر الله). Der Begriff „Sayyid“ ist eine Ehrentitel, der einen Nachkommen des Propheten Mohammed bezeichnet, was Nasrallah durch seine Abstammung beansprucht hat. Er wird allgemein verwendet, um religiösen Führern Respekt zu erweisen, insbesondere in schiitischen Gemeinschaften.

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    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    02.10.2024

    Norddeutsche Friedensbewegung 
                                       "Offensive für Frieden und soziale Gerechtigkeit jetzt"

    Screenshot_2024_10_02_at_21_06_00_cropped_Die_Teilnehmenden_der_Konferenz_der_norddeutschen_Friedensbewegun.jpg_JPEG_Grafik_1600_334_Pixel_Skaliert_80_


    Auf zur bundesweiten Friedensdemo am 3.10.2024 in Berlin!


    Wir rufen zur Beteiligung an der Bundesweiten Friedensdemonstration am 3.10.2024 in Berlin auf. Besucht für weitere Informationen die Seite https://nie-wieder-krieg.org/

    Dort gibt es weitere Materialien wie Flugblätter und Plakate zum Download. 










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                         Erklärung: Norddeutsche Friedensbewegung 3.10.2024 

    hier Download: http://norddeutsche-friedensbewegung.de/wp-content/uploads/2024/10/Norddeutsche_Friedensbewegung_3.10.2024.pdf


    Screenshot_2024_10_02_at_21_18_43_Norddeutsche_Friedensbewegung_3.10.2024.pdf

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    Über uns Selbstverständnis der Norddeutschen Friedensbewegung
    „Offensive für Frieden und soziale Gerechtigkeit – jetzt“

    Wir, Aktive der norddeutschen Friedensbewegung, wirken für eine umfassende zivile, soziale und kulturelle Wende gegen die ausgerufene „Zeitenwende“. Frieden schaffen ist unser aller gemeinsames Anliegen. Noch nie nach 1945 war die Kriegsgefahr so groß wie heute und die Erkenntnisse aus zwei Weltkriegen mahnen uns, auf ein kooperatives weltweites Zusammenleben hinzuarbeiten. Dazu wollen wir die verschiedenen Friedensinitiativen und zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gruppen aus dem Norden zusammenzubringen, um voneinander zu lernen und überregional strategisch zu wirken.

    Der Norden war schon in der Vergangenheit eine Quelle friedenspolitischer Initiativen von Ostermarschierenden bis HafenarbeiterInnen. Viele von uns sind seit den 80er Jahren oder länger aktiv dabei und andere sind neu hinzugestoßen. 2019 haben wir uns neu formiert. Anlass waren zuerst die Proteste gegen das Defender-Manöver, das zu großen Teilen in Norddeutschland stattfand, und daran anschließend die Proteste gegen das 100 Mrd. Euro Sondervermögen 2022, dem wir eine „Zivile Zeitenwende“ entgegensetzen wollen. Erste gemeinsame Gründungsaktivität war die norddeutsche Friedenskonferenz in Bremen im Februar 2023: „Offensive für Frieden und soziale Gerechtigkeit – jetzt“. Seitdem haben wir überregionale Aktivitäten und lokale Aktionen gemeinsam gestaltet und zu einer weiteren überregionalen Konferenz im April 2024 in Hannover eingeladen. (Mehr über unsere Aktivitäten.)

    Wir lehnen das Denken in Abschreckungs- und Bedrohungskategorien ab. Immer mehr Waffenlieferungen und Aufrüstung werden die Kriege und Konflikte (Ukraine, Nahost, auf dem afrikanischen Kontinent, im Südpazifik,…) nicht beenden oder lösen. Und die (zu verhindernde) Stationierung von Mittelstreckenraketen führt nicht zu mehr Sicherheit, sondern zur immer größeren Gefahr, dass die hochtechnisierten Waffen für Atomkrieg eingesetzt werden oder einen auslösen. Aufrüstung nützt nur der Rüstungsindustrie und verschlechtert die soziale Lage der Zivilbevölkerung.

    Dagegen setzen wir uns mit Friedensbildung und -kultur und Völkerverständigung dafür ein, dass die Ressourcen weltweit für das Allgemeinwohl genutzt werden. Wir streiten dafür, dass in Bildung, Kultur, Soziales, Klimaschutz und Gesundheit massiv investiert wird. Und wir kämpfen für den Umbau der Rüstungsbetriebe zu Stätten ziviler Produktion, für den Stopp von Rüstungsexporten und die Beendigung aller Kriegsdienste. Es ist Zeit für Verständigung statt Abschreckung: „Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten.“ (Albert Einstein, 1933) (Mehr über unsere Publikationen und Erklärungen.)

    Dafür, dass das gelingt, wenden wir uns gegen die zahlreichen zentrale Rüstungsunternehmen und Militärstützpunkte im Norden: In Hamburg und Bremen streiten wir für zivile Häfen ohne Rüstungsexporte; in Kiel und Rostock für zivile Häfen ohne Marinestützpunkte; in der Heide für die Konversion von Rheinmetall und dem größten Truppenübungsplatz Europas; in Wunstorf, Jagel und Laage gegen Kampfjets, Raketen und Drohnen.


    Wir arbeiten nach folgenden Prinzipien:

    • Frieden und soziale Gerechtigkeit sind untrennbar miteinander verbunden. Krieg geht immer auf Kosten der Bevölkerungen. Jeder Euro, der für eine produktive soziale Entwicklung ausgegeben wird, kann nicht für Militär ausgegeben werden und ist somit wirksam gegen den Krieg.
    • Wir denken und handeln internationalistisch und antifaschistisch. Dazu gehört die unbedingte Solidarität mit Geflüchteten und Kriegsdienstverweigerern und der Kampf für die Überwindung aller Fluchtursachen, damit kein Mensch fliehen muss. Krieg bedroht die ganze Welt, unser Engagement für Frieden ist lokal und wirkt global.
    • Auf dieser Grundlage versuchen wir im konstruktiven Disput in unseren Besprechungen und auf friedenspolitischen Konferenzen unsere Einschätzungen zur Weltlage zu schärfen und zu Handlungsperspektiven der Friedensbewegung zu finden.
    • Wir informieren uns gegenseitig über unsere Aktivitäten an den verschiedenen Standorten und tauschen Erfahrungen aus, koordinieren überregionale Friedensaktivitäten und planen gemeinsame Aktionen.


    Alle sind herzlich eingeladen, sich in dem Netzwerk Norddeutsche Friedensbewegung zu beteiligen!


    Bisher wirken mit:

    Wir bitten darum, dass sich die Initiativen, die hier nicht namentlich aufgeführt sind und in diesem Prozess mitmachen (wollen), melden, damit wir die Liste vervollständigen und fortschreiben können.


    Info: http://norddeutsche-friedensbewegung.de


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    02.10.2024

    Dokumentation:

    Ein Gespräch mit Petra Kelly im Jahr 1990


    Es sind nicht nur die Revolutionen, die ihre Kinder fressen


    > Michael Schroeren: Ist die Entwicklung der Grünen über dich

    hinweggegangen?

    > Petra Kelly: Vielleicht. Die Grünen sind nicht mehr das, was ich einmal

    mit dem Schlagwort "Antiparteien"-Partei gemeint habe, die ich mir

    übrigens immer noch wünsche. Sie bieten zur Zeit ein verworrenes und

    kaputtes Bild. Im Augenblick fühle ich mich in der Rolle des Zuschauers,

    der sich über das atemberaubende Tempo wundert, mit dem die Grünen

    sich zu ihrem Nachteil verändern. Die "Sozialdemokratisierung" der

    Grünen schreitet voran. Wenn das so weitergeht, frage ich mich: Wozu

    denn noch eine grüne Partei?

    > Was verändert sich bei den Grünen zum Nachteil?

    > Noch vor einigen Monaten hieß es bei den Grünen: Nato bedeutet

    Aufrüstung, und die Nato kann kein Friedensbündnis sein. Jetzt heißt es

    plötzlich überall, daß die Nato eigentlich gar nicht so schlimm ist, daß

    wir drinbleiben und sie von innen reformieren sollen. Das ist nicht mehr

    gewaltfreie grüne Politik! Früher waren wir absolute GegnerInnen

    bestimmter chemischer Stoffe und Produkte. Heute wird bei den Grünen

    sogar über Grenzwerte für Dioxin, Blei und Radioaktivität diskutiert, und

    man taktiert mit einem möglicherweise sehr langsamen Ausstieg aus der

    Atomenergie, um die SPD im Hinblick auf die nächste Bundestagswahl

    zu beruhigen.

    > Taktik wozu?

    > Viele Leute bei den Grünen orientieren sich und die Partei ganz stark

    auf die Gruppierung, die man einmal verlassen hat, auf die SPD. Das ist

    genau der Weg zurück dahin, von wo wir uns 1979 mit Gründung der

    Grünen verabschiedet haben. Anstatt unsere radikalen grünen Utopien -

    zum Beispiel soziale Verteidigung, Blockfreiheit usw. - konkret und

    unbeirrbar weiterzuentwickeln, werden wir von der Entwicklung im

    01.10.24, 20

    :

    23

    Seite 2 von 4

    Warschauer Pakt überholt und bewegen uns immer kompromißbereiter

    auf die Sozialdemokratie zu.

    > Viele sehen darin den Ausdruck eines Reifungsprozesses der Grünen.

    > Wieso ist es ein Zeichen von Reife, wenn eine Partei ihre Identität und

    ihr Profil preisgibt, um einer anderen Partei zu gefallen? Früher waren

    wir reif genug, deutlich herauszustellen, was uns von der SPD trennt und

    was uns gemeinsam ist. Heute bemüht man sich schon fast krampfhaft

    um den Nachweis, daß man brav und berechenbar geworden ist.

    Realitätsbezogen sind für mich die radikalen Ideen und Konzepte, die die

    Grünen am Anfang aufgestellt haben in einer Welt, deren Realität aus

    Hunger, Elend, ökologischen Katastrophen und Gewalt in vielfacher

    Form besteht. Gerade damit aber befassen sich grüne Gremien und

    Delegiertenversammlungen immer weniger.

    > Ein "Realo" hat mal gesagt, Visionen gehörten nicht auf die

    Regierungsbank.

    > Schlimm genug. Denn dieser Satz bedeutet wirklich das Ende grüner

    Politik. Er zeigt, daß man sich absolut von allem verabschiedet hat, was

    jemals erdacht, erträumt oder gewünscht war. Er bedeutet die Rückkehr

    zur klassischen Sachzwangpolitik, die die Grünen einmal bekämpft

    haben: "Leute in der Alternativbewegung, fahrt ruhig in Urlaub und ruht

    euch aus, dann können wir in Ruhe Politik da oben machen, unsere

    grünen Minister werden das schon für euch regeln." Eine solche Haltung

    hat für mich nichts mehr mit den Grünen zu tun. Ich glaube auch, daß

    grüne Ministerinnen noch nicht zu unseren Visionen passen. Denn der

    Regierungspartner SPD müßte erst lernen, grüne Visionen zu

    respektieren. Davon kann jedoch heute noch keine Rede sein.

    > 1980 traten die Grünen als grundlegende Alternative zu den

    herkömmlichen Parteien an. Sind sie das heute noch oder eher das

    kleinere Übel?

    > In ihrer jetzigen Verfassung sind sie eindeutig in der Rolle des

    kleineren Übels. Dennoch stehen sie in der tristen Parteienlandschaft der

    Bundesrepublik für viele Menschen immer noch als eine Alternative da.

    Aber mehr in einem abwartend-resignativen Sinne, nicht mehr in der Art

    eines hoffnungsvoll-mitreißenden Aufbruchs. Der generelle Tenor ist: Die

    Grünen sind immer noch ein bisschen ehrlicher, glaubwürdiger und

    fleißiger als die anderen, aber ihren Biß haben sie verloren. Joseph

    Beuys hat kurz vor seinem Tod gesagt: Die Grünen sind stinklangweilig

    geworden. Und damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Die

    Grünen sind eine richtige Machterwerbs- und Wahlkampfpartei

    geworden, sehr taktisch und routiniert, ständig auf sich selbst fixiert.

    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    02.10.2024

    Norbert Häring: Die Bundesbank beteiligt sich an der Verdrängung des Bargelds

    seniora.org, 02. Oktober 2024, Von Hakon von Holst/Norbert Häring 01.10.2024 - übernommen von norberthaering.de

    Die Deutsche Bundesbank will mittelfristig ein Viertel ihrer verbliebenen Filialen schließen. Das könnte die Akzeptanz von Bargeld im Einzelhandel weiter vermindern. Trotzdem beharrt die Bundesbank auf ihrem Plan, auch gegen interne Kritik.

    Von Hakon von Holst. Das Filialsterben bei der Bundesbank geht weiter. An acht von derzeit noch 31 Standorten möchte die Bundesbank die Türen schließen, für immer. Wie das Handelsblatt am 30. September berichtete, regt sich zwar intern wie extern starke Kritik an den Plänen, aber die Bundesbank hält unbeirrt daran fest.

    Der Personalrat der Bundesbank rechnet mit verlängerten Fahrtwegen für Geldtransporteure. Er lehnt den Filialabbau deshalb auch „unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten“ ab. Der Einzelhandel fürchtet steigende Kosten. Viele Geschäfte überlassen die Einzahlung ihrer Bargeldeinnahmen auf das eigene Konto Sicherheitstransportunternehmen, die sie zum Zählen, Prüfen und Sortieren zur nächsten Bundesbank-Filiale bringen. Und die wollen auf ihre Kosten kommen, wenn sie quer durchs Land fahren müssen, um eine Bundesbankfiliale anzusteuern. 2021 verabschiedete sich die Bundesbank aus Bo­chum, Düs­sel­dorf, Essen und Hagen. Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland (HDE) beklagt im Handelsblatt, dass Geldtransporteure aus diesem Grund schon jetzt längere Touren fahren müssten.

    Kleinere Händler bringen ihre Einnahmen eigenständig zur Sparkasse, Volksbank oder einem anderen Geldinstitut. Doch auch das wird schwieriger. Zwischen 2017 und 2023 schlossen die Privatbanken in Deutschland jede dritte Filiale. Der Handelsverband HDE schrieb im Mai 2024, dass dadurch gerade in ländlichen Gebieten „ein erheblicher Kostenaufwand“ entstehe.

    Im Juni 2024 hatte die Bundesbank erstmals ihre Schließungspläne verkündet. 2028 sollen drei Standorte entfallen, bis 2039 weitere fünf. Binnebößel zeigt sich alarmiert: Ohne Alternativen könne eines Tages das ganze System kippen. „So weit darf es nicht kommen“, so der Experte des Handelsverbands gegenüber dem Handelsblatt. „Da muss die Bundesbank sehr genau schauen, wie weit sie sich zurückziehen kann.“

    Die interne und externe Kritik weist Bundesbankvorstand Burkhard Balz zurück. Es stünden weiterhin genügend Schalter-, Bearbeitungs- und Tresorkapazitäten zur Verfügung. Nach Recherchen des Handelsblatts geben Kostengründe den Ausschlag für die Schließungspläne. Offenbar will sich die Bundesbank die Zukunft des Bargelds nicht allzu viel  kosten lassen. Das ist die eigentliche Tragödie. Wenn nicht einmal der Staat bereit ist, sich für die Bargeldinfrastruktur einzusetzen, wer dann? Im Einzelhandel sind ökonomische Erwägungen noch viel bedeutsamer.

    Die Konsequenzen

    Das Handeln der Bundesbank wirft auch ein neues Licht auf die geplante EU-Bargeld-Verordnung. In den Artikeln 7 und 8 des Gesetzesentwurfs sieht die EU-Kommission vor, dass Mitgliedsländer wie Deutschland die Akzeptanz und Verfügbarkeit von Bargeld überwachen. Die Gesetzgeber müssen Abhilfemaßnahmen ergreifen, wenn sie zur Auffassung gelangen, „dass der Umfang der Annahme von Barzahlungen die obligatorische Annahme von Euro-Banknoten und -Münzen untergräbt oder dass kein hinreichender und wirksamer Zugang zu Bargeld gewährleistet ist“. Auf Deutsch heißt das: Wenn ein Land zur Ansicht gelangt, dass zu viele Geschäfte Bargeld ablehnen oder die Versorgung mit Bargeld zu schlecht geworden ist, dann muss die Regierung die Initiative ergreifen.

    Allerdings ist dabei der „Aspekt der Verhältnismäßigkeit“ zu berücksichtigen. Wenn immer weniger Bargeld bei den Banken eingezahlt wird, weil Busse und Bahnen Bargeld ablehnen oder weil Supermärkte ihre Kunden mit bargeldlosen Selbstbedienungskassen zur Kartenzahlung nötigen, dann wird es auch unverhältnismäßig sein, die Banken zu zwingen, flächendeckend Automaten und Filialen zu betreiben. Schließlich können die Kosten für ihren Betrieb nicht auf ein paar wenige Händler umgelegt werden, geschweige denn auf ein paar wenige Konsumenten, die noch Bargeld benötigen. Der Preis wäre zu hoch.

    Das ist der Dominoeffekt, dem sich die Bundesbank nicht entgegenstellt. Stattdessen veranstaltet sie Dialoge mit Organisationen der Zivilgesellschaft, um deren Perspektiven auf das Bargeld „künftig besser berücksichtigen zu können“. Es wäre ein Leichtes für die Bundesbank, solche sozial ausgerichteten Organisationen zu einen, um gemeinsam an Regierung und EU-Parlament zu appellieren, die geplante Bargeld-Verordnung in einer Art auszugestalten, dass Akzeptanz und Verfügbarkeit von Bargeld gesichert werden, wie das 85.000 Menschen in einer Petition fordern. Fürs Erste geht die Verdrängung des Bargelds also weiter.

    **********

    Dieser Artikel und die untenstehenden sind Geschenke von Hakon von Holst, einem für die Freiheit engagierten, sehr vielversprechenden Nachwuchsjournalisten. Wenn Sie ihm etwas schenken möchten, so geht das hier. Seine und meine Dankbarkeit sind Ihnen gewiss.


    Mehr

    Wie der Staat hinten herum das Bargeld abschafft
    9. 09. 2024 | Der öffentliche Nah- und Fernverkehr ist für alle da. Doch immer mehr Menschen werden ausgeschlossen. Kinder fliegen aus dem Bus, weil sie nicht mit Bargeld bezahlen dürfen. Wer kein Smartphone besitzt, fährt teuer oder gar nicht. Und auf einigen Bürgerämtern geht nur noch Kartenzahlung. Die Bundesregierung bekennt sich zwar vordergründig zum Bargeld, betreibt aber hinten herum seine Abschaffung.

    Petition an das EU-Parlament: Annahmepfllicht auch für Bargeld, nicht nur für E-Euro
    18. 07. 2024 | Bereits mehrere Zehntausend Menschen im deutschsprachigen Raum haben eine Petition an des EU-Parlament unterschrieben, die fordert, die vorgeschlagene Bargeld-Verordnung (COM/2023/364) zu verbessern. Anders als von der bargeldfeindlichen EU-Kommission vorgesehen, soll es nicht nur für den digitalen Euro, sondern auch für Euro-Bargeld eine Annahmepflicht geben.

    Bargeld in die Verfassung   – Zum Hintergrund der Initiative des österreichischen Bundeskanzlers
    9. 08. 2023 | Eine halbe Million Österreicher haben ein Volksnegehren gegen Barzahlungsgrenzen unterstützt. Nun pocht Kanzler Nehammer auf Maßnahmen: Das Recht auf Versorgung mit Bargeld und Bezahlen mit Bargeld soll in die Verfassung. Eine rechtsradikale Initiative, wie die Nachrichtenagentur Reuters behauptet, ist das nicht.

    Slowakei schreibt Recht auf Bargeldnutzung in die Verfassung und lockert Bargeldobergrenze
    21. 06. 2023 | Erstmals schreibt ein europäischer Staat ein Recht auf Barzahlung in seine Verfassung. Gleichzeitig wird auch die geltende Bargeldbeschränkung gelockert. Auch in anderen Ländern gibt es Gegenwind für die Bargeldabschaffer.

    Hakon von Holst: Edward Snowdens Empfehlungen zum Umgang mit dem Großen Bruder
    18. 06. 2022 | Neun Jahre ist es her, dass die Enthüllungen Edward Snowdens über das weltumspannende Datenabsaugen der NSA die Welt schockierten. Doch statt einen Rückschlag hinnehmen zu müssen, haben die USA den Datendiebstahl seither noch ausgeweitet. Deshalb ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen, wie Snowden sich der Überwachung entzogen hat, und was er uns empfiehlt, um unsere Freiheit zu bewahren.

    Österreichische Gemeinden müssen zahlen, damit ein Geldautomat im Ort ist
    9. 03. 2022 | Gastautor Hakon von Holst hat sich in Österreich umgeschaut und festgestellt, dass sich die Banken dort nicht für die Sicherstellung der Bargeldversorgung zuständig fühlen. Und in der Regierung macht man kein Hehl mehr daraus, dass man das Bargeld nicht mag.

    Hakon von Holst: Verkehrsbetriebe zwingen Kinder zur Kartenzahlung
    6. 01. 2022 | Die Infrastruktur für Bargeld ist am Zusammenbrechen: Immer mehr Verkehrsbetriebe lehnen Scheine und Münzen ab. Sie zwingen Barzahler, Kinder und Senioren zu Umwegen und langem Vorausplanen. Schleichend wird das Bargeld so verdrängt,

    Wie Mastercard die Gesundheitsgefahr durch Bargeld erfinden ließ
    24. 02. 2021 | Mastercard hat nicht erst während der Corona-Krise angefangen, mit der Behauptung hausieren zu gehen, Bargeld berge eine große Gesundheitsgefahr. Das ist eine Kampagne, die seit mindestens acht Jahren läuft. Hakon von Holst hat sich die Anfänge genauer angeschaut. Im Zentrum: Medien, die jeden interessengeleiteten Mist hinausposaunen, den jemand Studie nennt und mit einer steilen Überschrift versieht.


    Quelle: https://norberthaering.de/bargeld-widerstand/bundesbank-filialschliessungen/


    Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6280&mailid=2351


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    02.10.2024

    Rutte soll die Ukraine retten – oder die Nato?

    lostineu.eu, 2. Oktober 2024

    Wachwechsel bei der Nato: Der abgehalfterte niederländische Ex-Premier Mark Rutte übernimmt den Job von Generalsekretär Stoltenberg. Die Aussichten sind düster.

    Unter Stoltenberg hat die Nato den Krieg in Afghanistan verloren. Rutte soll nun wenigstens die Ukraine retten – oder was davon übrig ist. Die ist zwar kein Mitglied der Nato, der Stellvertreterkrieg hat aber dennoch höchste Priorität.

    Die Ukraine stehe “ganz oben auf der Liste”, betonte Rutte bei seinem Amtsantritt in Brüssel. Daneben gehe es um eine stärkere kollektive Verteidigung und Abschreckung, höhere Verteidigungsausgaben und mehr Nato-Partnerschaften mit Drittländern auch in Fernost.

    Dummerweise mußte der Niederländer, den die Niederländer nicht mehr wollten, schon vor Amtsantritt einige Abstriche machen. So setzte Ungarn ein “Opt-out” im Ukraine-Krieg durch. Auch der Türkei hat er bei einer Reise nach Ankara im April offenbar Zugeständnisse gemacht.

    Seine erste Aufgabe wird es sein, die kriselnde Allianz zusammenzuhalten. Stoltenberg hatte sich zuletzt beklagt, die EU mache der Nato zu viel Konkurrenz. US-Präsidentschaftskandidat Trump fordert, die EUropäer müssten mehr tun.

    Sicherheitshalber hat die Nato bereits Parallelstrukturen aufgebaut, um sich vor Trump zu schützen. So wurde ein “War room” für die Ukraine in Wiesbaden eingerichtet. Er soll auch ohne die US-Regierung mehr Waffen liefern können.

    Das größte Risiko ist aber die Ukraine selbst – bzw. ihr unberechenbarer Präsident Selenskyj. Er klammert sich an seinen “Siegesplan”, obwohl der bei seinem US-Besuch durchgefallen ist und Kremlchef Putin warnt, er käme einer Kriegserklärung der Nato gleich.

    Erster Einsatz in Ramstein

    Was wird Selenskyj als Nächstes tun? Das wissen nicht mal die Ukrainer – denn Selenskyj hält seine Pläne geheim. Ein wenig mehr Klarheit gibt es vielleicht beim Ukraine-Gipfel mit US-Präsident Biden in Ramstein am 12. Oktober.

    Dort dürfte Rutte seinen ersten großen Einsatz haben…

    4 Comments

    1. Arthur Dent
      2. Oktober 2024 @ 16:03

      Besser wäre vielleicht ein Escape room statt “War room”. Kann ich eigentlich auch persönlich aus der Nato aussteigen und mich selbst verteidigen, falls die Kosaken kommen? Ich bin nicht mehr bereit, dauernd zwei Prozent meines Gehaltes für Rüstung auszugeben. Außerdem wohne ich auch noch ein paar hundert Kilometer vom Nord Atlantischen Ozean entfernt..
      ????

    Reply

  • Monika
    2. Oktober 2024 @ 09:59

    …die EU mache der Nato zu viel Konkurrenz, Trump fordert, die EUropäer müssten mehr tun….
    Ja watt denn nu…Was Deutschland wirklich tun müsste, ist das, was auch der neue Japanische Premier -zum großen Missfallen der Amerikaner- “angedacht” hat, nämlich die Betriebserlaubnis der amerikanischen Miltärstützpunkte kündigen. Sollen doch andere auf Krieg gegen Russland oder China abonnierte Länder das übernehmen… Ich gehe jede Wette ein, dass die USA dann die Nichtsouveränität Japans und Deutchlands offenlegen würde. Aber dann wäre es für alle “raus” und es müsste nirgendwo mehr der Schein von “Amerika dein Freund und Helfer” aufrechterhalten werden. Es könnte das politische Empfinden der Bevölkerungen wieder in Einklang mit den politischen Realitäten kommen. Ein Ende der perversen Lügengespinste.

    Reply

    • KK
      2. Oktober 2024 @ 16:50

      “…die EU mache der Nato zu viel Konkurrenz…”

      Vor allem auf dem Gebiet der Resteverwertung bzw. Endlagerstätte von in ihren Heimatländern abgehalfterten Politikern, die man dort lieber heute als morgen los werden möchte…

      Reply

  • Michael
    2. Oktober 2024 @ 09:18

    Seit das “Ende der Geschichte” nicht eintrat, dafúr aber der Abstieg der USA als Hegemon, suchen die USA nach einem “raison d’etre” für ihr politisch-militärisches Machtinstrument NATO, in Europa bis hin zur Erweiterung nach Asien! Es wird vergebens sein weil das Scheitern des Hegemon historisch vorgegeben ist, und damit das Scheitern der NATO!


  • Info: https://lostineu.eu/rutte-soll-die-ukraine-retten-oder-die-nato/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Netanjahus “begrenzte Offensive” und Bidens grenzenloses “Trümmerfeld”


    lostineu.eu, vom 1. Oktober 2024

    Der Krieg im Nahen Osten weitet sich aus. Die Begriffsverwirrung wird auch immer größer.

    Israel beginnt eine “lokal begrenzte Bodenoffensive” gegen die Hisbollah im Libanon: Dies meldeten die “Tagesschau” und viele andere Medien am Morgen.

    Sie machten sich dabei die offizielle Sprachregelung der rechtsradikalen Regierung Netanjahu zu eigen. Dabei sollten auch schon die Angriffe in Gaza “lokal begrenzt” sein.

    Mittlerweile ist der Küstenstreifen fast vollständig zerstört, mehr als 40.000 Palästinenser – die meisten Frauen und Kinder – wurden von der israelischen Armee getötet.

    Ob dem Libanon ein ähnliches Schicksal droht, wissen wir nicht. Wir wissen aber sehr wohl, dass der Krieg Netanjahus keineswegs “lokal begrenzt” ist, sondern sich immer mehr ausweitet.

    Wenn es doch nur irgendeinen präziseren Begriff für das "Schicken von Bodeneinheiten" in ein anderes Land gäbe. pic.twitter.com/xdG8DCkzn1

    — Fabian Goldmann (@goldi) October 1, 2024

    Klicke auf "Ich stimme zu", um Twitter zu aktivieren Cookie-Richtlinie

    Wir wissen auch, dass der Angriff auf den Libanon schon vor Monaten geplant wurde und letztlich auf den Iran zielt. Dort kann es schon bald zum ganz großen Knall kommen.

    Das ist keine Selbstverteidigung mehr. Netanjahu führt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der den gesamten Nahen und Mittleren Osten destabilisiert.

    Warum fällt es unseren Medien so schwer, dies auszusprechen? Bei Putin kann nicht oft genug von einem Angriffskrieg die Rede sein, bei Netanjahu herrscht allgemeine Begriffsverwirrung.

    Probleme mit der Sprache hat offenbar auch US-Präsident Biden. “End this war”, forderte er bei seinem letzten Auftritt in der UN-Generalversammlung vor einer Woche.

    Doch nun, da Netanjahu den Krieg eskaliert und Wohnviertel bombardiert, findet Biden plötzlich Verständnis – und sichert Israels Angriffe durch militärische Drohungen gegen Iran ab.

    Das Ergebnis dieser unaufrichtigen Politik, die nicht tut, was sie sagt: Ein “Trümmerfeld”. Das sage nicht ich, das sagt Spiegel-Korrespondentin Julia Amalia Heyer in Washington.

    Bomben auf den Libanon, Gaza, den Jemen – ist das jetzt schon der Flächenbrand, den die USA immer verhindern wollten? Händeringend, aber weitgehend untätig hat Joe Biden zugesehen, wie die Eskalation immer weiterging.

    Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen – außer vielleicht, dass viele in der EU immer noch glauben, mit Biden sei die Welt irgendwie besser geworden…

    Siehe auch Bidens außenpolitische Bilanz ist ein Desaster. Die EU will mehr davon

    P.S. Auch der EU fehlen die Worte. Die Außenminister konnten sich bei einer Sondersitzung nicht auf ein “Wording” zur gezielten Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah durch Israel einigen. Also wurde die “extralegale” Tötung einfach ausgespart, als sei sie nie geschehen…

    6 Comments

    1. Uli H.
      2. Oktober 2024 @ 10:16

      Es geht wieder um fremdes Öl und Gas, egal ob es den Russen gehört oder dem Iran, oder Syrien …, her damit! Dafür haben wir doch die NATO. Durch unsere Bomben sterben ja nur “die Anderen”, und wieder zu Hunderttausenden. Okay, das hat bis jetzt funktioniert, aber ich glaube das wars, wir müssen uns ehrlich machen. Es gibt westliche Politiker die das ahnen: Orban, Erdogan, Kennedy, Wagenknecht und immer mehr …, hören wir auf sie.

    Reply

  • Helmut Höft
    2. Oktober 2024 @ 09:12

    Buisiness as usual! Kann man nicht kommentieren, isso!

    Reply

  • Andreas Mathys
    2. Oktober 2024 @ 08:53

    Alle fallen auf die Propaganda „begrenzte Offensive“ herein. Falls man im Libanon aufs Dach bekommt, erlaubt dies den gesichtsbewahrenden Rückzug. Falls erfolgreich, wohl den Vorstoss bis zum Litani. Das Gebiet wäre dann bald unter Applaus des Westens zur wegen dem Feind notwendigen Annektion frei. Wer sind in Palästina und im Libanon denn eigentlich die wahren Terroristen? Die Hisbollah und die Hamas jedenfalls nicht, erlauben sich die beiden doch nur Widerstand – leider auch mit Gewalt, anders geht es nicht – vor einem klar zu verurteilendem Zionismus.

    Reply

    • KK
      2. Oktober 2024 @ 17:04

      Die gestern ausgestrahlte ARTE-Doku zum Hamas-Angriff vom 07.10. hinterliess bei mir den Eindruck, dass es im Vorfeld genug Warnsignale aus Gaza gab (militärische Übungen, abgehörte Telefonate/Gespräche, gleichzeitige Aktivierung tausender israelischer PrePaid-Cellphones). Hinweise darauf aus den Sicherheitsbehörden seien jedoch von der Regierung alle verharmlost bis derart kategorisch ignoriert worden, so dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass es Bibi ganz bewusst auf einen Angriff ankommen lassen wollte, um von den innenpolitischen Protesten gegen seine Person und ultrarechte Regierung abzulenken. Und einen Krieg gegen die Hamas regelrecht wollte – mutmasslich auch, um die Palästinenser endgültig aus “Erez Israel” zu jagen.

      BTW, wer unmittelbar vor den Toren und in Hörweite des weltweit grössten Freiluft-Gefängnisses ein die Freiheit feierndes Musikfestival veranstaltet, macht mE nichts anderes als die Amerikaner in Guantanamo, wenn sie den dortigen Gefangenen in ohrenbetäubender Lautstärke stundenlang Musik vorspielen: eine Form der Folter!

      Reply

  • Michael
    1. Oktober 2024 @ 16:41

    Die Kolonie Israel mit 0.1 % Bevölkerungsanteil an der Weltbevölkerung hält die Welt in Atem weil Biden als selbsterklärter Zionist (ein Euphemismus für Kolonialist) den Kolonialverbrechen in Palästina Vorschub leistet, die EU in Bedeutungslosigkeit versunken ist und Deutschland – schon wieder – auf der falschen Seite der Geschichte steht! Unglaublich wenn es nicht wahr wäre!

    Reply

  • Monika
    1. Oktober 2024 @ 16:33

    Die “offizielle Sprachregelung der rechtsradikalen Regierung Netanjahu” wird ausschließlich zur Beruhigung der empfindsamen Gemüter der Europäer übernommen. Genau wie “End this war” vom händeringenden Schauspieler und Agit-Propstar Biden. Dieser Slogan ginge auch glatt als Songtitel durch…,
    Warum fällt es unseren Medien so schwer, dies auszusprechen?
    WEIL Netanjahu einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der den gesamten Nahen und Mittleren Osten destabilisiert, führt.
    Und weil Israel diesen Krieg nicht verlieren darf, denn damit wäre das “Fort Israel” des Imperium Americanum in Eurasien dahin…
    Dass die EU mehr von dieser amerikanischen Soap-Opera will? Die Politsternchen auf jeden Fall, die Bevölkerungen eher Nein.


  • Info: https://lostineu.eu/netanjahus-begrenzte-offensive-und-bidens-truemmerfeld/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


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    Weiteres:




    Assange kritisiert EU-Haftbefehl und fehlenden Schutz für Journalisten


    lostineu.eu, vom 1. Oktober 2024

    Zum ersten Mal seit seiner Freilassung im Juni hat sich Wikileaks-Gründer Assange öffentlich geäußert. Dabei kritisierte er nicht nur die USA und das UK, sondern auch die EU.

    Assange war im Juni nach einem Deal mit der US-Justiz freigelassen worden, nachdem er 14 Jahre in Hausarrest, im Botschaftsasyl und in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis verbracht hatte. 

    Dass er festgenommen wurde, sei eine Folge des europäischen Haftbefehls, sagte er vor dem Europarat in Straßburg (der nichts mit der EU zu tun hat). Dieser werde mißbraucht.

    Ursprünglich sei der Haftbefehl eingeführt worden, um islamistische Terroristen zu verfolgen – nach den Attentaten vom 11. September 2001. Doch nun werde er auch gegen mißliebige Journalisten eingesetzt.

    Die Rechte von Journalisten in Europa seien auch heute noch gefährdet, warnte Assange. Journalismus sei „kein Verbrechen, sondern ein Stützpfeiler einer freien und informierten Gesellschaft“.

    „Ich bin heute nicht frei, weil das System funktioniert hat. Ich bin heute frei, weil ich mich nach Jahren der Inhaftierung schuldig bekannt habe – und zwar schuldig, Journalismus betrieben zu haben“, sagte Assange. 

    Dabei gibt die EU doch vor, Journalisten in EUropa zu schützen. Doch für Assange hat sie nicht ‘mal den kleinen Finger gerührt…

    Siehe auch Fall Assange: Das Versagen der EU sowie “Europa hat versagt” (Experte im ZDF)

    2 Comments

    1. Michael
      1. Oktober 2024 @ 16:48

      Bravo Assange!
      Aber um den Schutz welcher Journalisten geht es eigentlich!? Doch wohl kaum um die 99% die – wie zum Thema Ukraine, Gaza und Westbank, Lebanon, etc., etc. – zum Sprachrohr westlicher Ideologie und Propaganda verkommen sind!?

    Reply

  • KK
    1. Oktober 2024 @ 14:49

    So wie sich EUropa ihm gegenüber als Hilfssheriff und Folterknecht (zu Beginn seiner Inhaftierung und von Nils Melzer als „Folter“ bezeichneten Inhaftierung in Belmarsh war das UK noch Mitglied der EU!) verhalten hat, bewundere ich seinen Mut, für diese Anhörung nochmals seinen Kopf in das Maul des Löwen zu stecken und sich überhaupt auf diesen Kontinent zu begeben…


  • Info: https://lostineu.eu/assange-kritisiert-missbrauch-des-eu-haftbefehls/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    02.10.2024

    Fremde FedernReformstaatsvertrag, Politikstil-Wechsel, Myers-Briggs

    makronom.de, vom,  Makrothek,


    Foto: Jojo Bombardo via Flickr (CC BY-ND 2.0)


    In den „Fremden Federn“ stellen wir einmal pro Woche in Kooperation mit dem Kuratorendienst Forum (früher piqd) eine Auswahl von lesenswerten journalistischen Fundstücken mit wirtschaftspolitischem Bezug zusammen. Formum.eu versteht sich als eine „Programmzeitung für guten Journalismus“ – was relevant ist, bestimmen keine reichweitenoptimierten Algorithmen, sondern ausschließlich ausgewählte Fachjournalisten, Wissenschaftler und andere Experten.




    Wie sich der KI-Hype im Kreis dreht


    piqer: Jannis Brühl

    Jürgen Geuter alias „tante“ ist einer der pointiertesten Kritiker der Tech-Ökonomie von links. Dieser knappe Text von ihm weist auf ein zentrales Problem des KI-Hypes hin: Viele Unternehmen setzen KI-Projekte in den Sand – nicht, weil es bei IT-Projekten eben eine hohe Quote des Scheiterns gibt. Sondern weil mit KI umzugehen äußerst schwierig ist und verschiedene Voraussetzungen benötigt. Deshalb scheitern KI-Projekte sogar doppelt so oft wie andere IT-Projekte.

    Aber Geuter geht noch weiter. Er sieht einen fundamentalen Fehler, wie Organisationen über KI nachdenken.

    It’s not that those tools save time or whatever, it’s that they are “a way to start integrating AI”. It’s fully decoupled from what it can actually meaningfully do and is turned into a totem

    Sprich: Es geht bei KI nicht darum, Probleme zu lösen, sondern um … KI! Die Diskussionen darüber ebenso wie ihr Einsatz drehen sich in diesem lauten Hype im Kreis. Das sei das Problem an der „leeren Innovation“, die so viel Zeit, Energie und Geld in Unternehmen aufsauge – ohne dafür wirklich Verbesserungen zu bringen. Ein Anstoß, die Wahrnehmung von KI im Speziellen und von Software-„Lösungen“ im allgemeinen kritisch zu hinterfragen.

    Als unterhaltsamen Bonus bezeichnet der Text LinkedIn als „the most wretched hive of drivel and boosterism“: ????

    Smashing FramesMeta wants to kill the social webAutorin: Jürgen Geuter




    Der Klimawandel verdoppelt das Flutrisiko


    piqer: Nick Reimer

    Extremwetter-Ereignisse werden häufiger und intensiver, sagt die Attributionsforschung. Diese untersucht den Einfluss des Klimawandels auf Hitze, Stürme und Fluten. Es lässt sich nämlich  mittlerweile sehr gut bestimmen, wie stark der Klimawandel ein Wetterextrem ausformt.

    Beispielsweise die Hochwasserkatastrophe 2021, die im Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mindestens 180 Menschen das Leben gekostet hatte. Eine Studie, an der der Deutsche Wetterdienst DWD beteiligt war, ergab, dass die Erderwärmung die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Katastrophen um einen Faktor zwischen 1,2 und 9 erhöht. Oder die Hitze im Mai und Juni in Mexiko und den USA: Der menschengemachte Treibhauseffekt macht solch hohe Temperaturen 35-mal wahrscheinlicher.

    Nun kam eine Studie zu den jüngsten Hochwassern in Mitteleuropa zu dem Schluss: Ohne Klimawandel wären solch verheerende Extremwetter deutlich seltener. Die Niederschläge des Sturms „Boris“ vom 12. bis 15. September seien der stärkste bisher erfasste Vier-Tage-Regen in Mitteleuropa seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen 1940 gewesen, teilte die Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution mit.

    Der Studie zu Folge ist das Hochwasser, das gerade aus Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien abfloss, mittlerweile doppelt so wahrscheinlich geworden, wie Klaus Haslinger vom österreichischen meteorologischen Dienst Geosphere auf dem Extremwetterkongress 2024 in Hamburg erläuterte. Mit seinem Team untersuchte Haslinger und sein Team in einer Studie, wie die Erderwärmung Regen über Mitteleuropa „mehr“ macht. „Je wärmer die Luft wird, desto mehr Feuchte kann sie aufnehmen, die dann als Regen herunterkommt“, sagte Haslinger, der dem Hamburger Kongress life zugeschaltet war. Fluten werden dadurch höher.

    geoForschende fürchten immer extremere Hochwasser und warnen vor explodierenden Kosten




    Zukunft für die Öffis?


    piqer: Marcus von Jordan


    Leonhard Dobusch war mal im ZDF-Fernsehrat der „Internetmensch“ und ist jetzt im ZDF-Verwaltungsrat. Seit Jahren erklärt der sachlich die Medienpolitik – auch den Medienpolitiker’innen, schätze ich.

    Hier ordnet er den „Vorschlag der Länder für einen Staatsvertrag zur Reform öffentlich-rechtlicher Medienangebote“ ein. Es gibt nicht wenige deutliche Schritte nach vorne, aber man kann eben auch zurückbleiben, wenn man stehen bleibt, und so reicht das digitale Grundverständnis an entscheidenden Stellen immer noch nicht aus, um zu verstehen, wie völlig widersinnig das Konzept der Vermeidung von „Presseähnlichkeit“ ist. Dobusch zitiert hier seine eigene, sieben (!) Jahre alte Aussage dazu:

    Presse im Internet ist ein multimedialer Mix aus Text, Bild, Video- und Audiomaterialien. Presseähnlichkeit als Kriterium hat sich damit überlebt. Vielmehr geht es um die Grundsatzfrage, ob es beitragsfinanzierten Journalismus online geben soll oder nicht. […] Denn den Textanteil online zu reduzieren […] bedeutet letztlich vor allem eines: einen qualitativ schlechteren, öffentlich-rechtlichen Rundfunk im digitalen Zeitalter. […] Dieser Weg ist kurzfristig falsch und unterminiert langfristig die Legitimität öffentlich-rechtlicher Angebote im Netz.

    Noch mal oberflächlich gesagt: Die Öffis sollen sich mit Text im Netz beschränken, weil sie sonst den Zeitungsverlagen Konkurrenz machen würden. Ich kann mir keinen noch so verbohrten Verlags-Lobbyisten mehr vorstellen, der das immer noch als Problem sehen würde. Aber ich kann mir viel nicht vorstellen.

    Interessant für mich auch das Thema „Öffis und Europa“.

    Hinzu kommt die gesetzliche Aufforderung, Vernetzung und Kooperation mit anderen öffentlich-rechtlichen Medien in Europa in diesem Bereich zu forcieren.

    Da gibt es bei der EBU seit Jahren eine Unit, die Übersetzungs-Software baut und bei der glaube ich neun internationale Anstalten (in Deutschland nur der BR) übersetzte Inhalte poolen. Gezielt suchen und finden kann man die allerdings bis jetzt nicht. Ich versuche schon seit bald 1,5 Jahren eine Kooperation für Forum zu organisieren, sodass wir spannende, übersetze Inhalte bekommen und die EBU ein nutzernahes Outlet – was soll ich sagen?… Don Quijote wäre stolz auf mich.

    netzpolitik„Reformstaatsvertrag“ mit Retro-Konzept der „Presseähnlichkeit“Autor: Leonhard Dobusch




    Schafft die Labour-Regierung den Politikstil-Wechsel?


    piqer: Silke Jäger

    Vor der Wahl des britischen Unterhauses im Juli wurde ordentlich Bilanz gezogen und der Vorgänger-Regierung ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Keir Starmer, der Labour-Chef und seit dem 5. Juli 2024 der neue Premier-Minister Großbritanniens, versprach neben zahlreichen Reformen einen neuen Politikstil. Er gewann die Wahl unterm Strich damit, dass er vieles anders machen wollte als die konservativen Tories.

    Viele Wähler:innen erwarteten, dass dieses Versprechen eine solidere Unterstützung der von Armut Betroffenen, ein Ende der undurchsichtigen Spendenflüsse und eine grundlegende Reform der sozialen Sicherungssysteme beinhalten würde. Doch zumindest bei den ersten beiden Punkten dieser Liste scheinen die Erwartungen bereits enttäuscht zu werden. Der Heizkostenzuschuss für bedürftige Rentner:innen wird gestrichen und sowohl das Ehepaar Starmer als auch die Vize-Vorsitzende der Labour-Partei und Ministerin für Wohnungsbau, Angela Rayner, fallen dadurch auf, dass sie seit 2019 luxuriöse Geschenke von großzügigen Spendern angenommen haben.

    Die Finanzministerin Rachel Reeves sagt, sie habe ein 25 Milliarden großes Loch im Haushalt gefunden. Damit begründet Keir Starmer nun zahlreiche Einschnitte für Menschen, die auf den Sozialstaat angewiesen sind. So will er beispielsweise Leute, die sich soziale Leistungen erschleichen, härter sanktionieren. Doch auf der anderen Seite soll das britische Königshaus 45 Millionen Pfund mehr von den Steuerzahlern erhalten.

    Immerhin hat er den streikenden Jungärzten Angebote gemacht, sodass sie ihren Protest (vorerst) niederlegten. Und auch die rassistischen Unruhen nach dem Mord an drei kleinen Mädchen in Nordengland Anfang August konnte er relativ schnell beruhigen – auch wenn im Nachgang 1.000 Häftlinge aus den privatisierten Gefängnissen entlassen werden mussten, weil die Gefängnisse völlig überfüllt waren. Über die Privatisierung von Gefängnissen wird in UK bereits seit Jahren heftig diskutiert.

    Heute will Starmer auf dem Labour-Parteitag eine Rede halten. Viele erwarten weitere Ankündigungen von Sparmaßnahmen. Solange sich jedoch die Parteispendenkultur nicht ändert und der Staatshaushalt Prioritäten im Sinne der Privilegierten setzt, dürfte sich der Eindruck der Bevölkerung weiter erhärten: „Politiker sind alle gleich“ und „Es ist egal, wen ich wähle: Es ändert sich nichts.“ Ein neuer Politikstil geht anders.

    Auch wenn der Eindruck in dieser Pauschalität nicht stimmt – das Gefühl der Ernüchterung droht den Blick zu trüben für die Ideen, die tatsächlich im Kontrast zur Politik der Vorgänger-Regierung stehen.

    Dieses kurze Hörstück gibt einen kompakten Überblick zu den Diskussionen über die Labour-Regierung.

    deutschlandfunkLabour-Parteitag vor Starmer-RedeAutor: Christine Heuer




    Wie wissenschaftlich sind Persönlichkeitstests wie Myers-Briggs?


    piqer: Theresa Lachner

    Mitfühlend, idealistisch, fantasievoll und visionär, sensibel? Na klar, das bin doch ich! Zumindest, wenn ich meinem Myers-Briggs-Testergebnis INFJ glaube.

    ISFP, ENTP oder doch ESFJ? Wer diese merkwürdigen Buchstabenkombinationen in Dating-Profilen oder auf Lebensläufen sieht, weiß, dass das Gegenüber einen Myers-Briggs-Persönlichkeitstest gemacht hat. In meiner Bubble war das vor etwa zehn Jahren der letzte Schrei, zumindest bis die kostenlosen Onlinefragebögen bei denselben Menschen immer wieder unterschiedliche Resultate erbrachten. So ganz wissenschaftlich scheint das Prinzip „Es gibt genau 16 Persönlichkeitstypen und jede*r von uns entspricht genau einem davon“ dann wohl doch nicht zu sein?

    Michael Hobbes und Aubrey Gordon debunken in ihrem viel gelobten Podcast „Maintenance Phase“ normalerweise Diäten und Wellnesstipps, in dieser Folge nehmen sie sich nicht nur der Geschichte des Myers-Briggs-Tests an, sondern auch alle anderen Arten von Persönlichkeitstests unter die Lupe. Das Problem liegt auf der Hand: Die Ergebnisse beruhen auf subjektiven, weil selbst berichteten Daten.

    Du bist sehr selbstkritisch. In dir steckt noch sehr viel ungenutztes Potenzial. Du hast das Bedürfnis danach, von anderen Menschen gemocht und bewundert zu werden. Du bist ein*e unabhängige*r Denker*in und verlässt dich nur auf Fakten, die bewiesen werden können.

    „Klingt total nach mir!“ – dachten sich auch die Student*innen von Betram Forer, einem Psychologen, nachdem 1949 der Forer Effekt benannt wurde. Er gab seinen Student*innen einen Persönlichkeitsfragebogen und wertete eine Woche später die Ergebnisse aus – auf einer Skala von 1 bis 5 fanden die Student*innen ihre Persönlichkeit mit 4.3 ziemlich akkurat repräsentiert. Dumm nur: sie alle hatten dieselben Antworten erhalten. Und diese stammten aus einem Astrologiemagazin vom Kiosk. Der Forer Effekt besagt: Je schmeichelhafter die Ergebnisse sind, die so ein Test ergibt, für umso akkurater halten wir sie.

    Deswegen glauben wir einem Horoskop, das Großes für uns bereithält, oder uns sagt, dass wir uns Mittwoch lieber schonen sollten, weil wir so hart gearbeitet haben, auch so besonders gerne.

    Die Geschichte des bis heute in Firmen-Assessment und Datingapps genutzten Myers-Briggs-Tests ist ähnlich hanebüchen und wird in dieser Maintenance Phase-Folge genüsslich zerpflückt. Nicht nur für introvertierte Skeptiker*innen mit Mondphase im Wassermann hörenswert.

    maintenance phaseThe Myers-Briggs Personality TestAutoren: Michael Hobbes & Aubrey Gordon


    Info: https://makronom.de/reformstaatsvertrag-politikstil-wechsel-myers-briggs-47464?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=reformstaatsvertrag-politikstil-wechsel-myers-briggs


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    02.10.2024

    Nachrichten von Pressenza: Singer-Songwriter/Produzent Chris Wells: Frieden pflanzen und ein Herz öffnen, das friedlich, furchtlos und frei ist

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 2. Oktober 2024


    Nachrichten von Pressenza - 02.10.2024


    Singer-Songwriter/Produzent Chris Wells: Frieden pflanzen und ein Herz öffnen, das friedlich, furchtlos und frei ist

    Darf ich vorstellen … Chris Wells, ein Songwriter, Schauspieler, Lehrer und Siloist in New York City. Seit den frühen 90er Jahren ist er Teil der Humanistischen Bewegung, einer von Silo ins Leben gerufenen internationalen Bewegung, die sich für tiefgreifende soziale
    &hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/singer-songwriter-produzent-chris-wells-frieden-pflanzen-und-ein-herz-oeffnen-das-friedlich-furchtlos-und-frei-ist/


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    Scheiternde High-Tech-Projekte


    Drei strategische High-Tech-Projekte in Deutschland – zwei Chipwerke, eine Batteriefabrik – sind vom Scheitern bedroht; das trifft die Bundesrepublik in einer Wirtschaftskrise und deutet auf weiteren ökonomischen Abstieg hin. Drei strategische Milliardenprojekte zur Ansiedlung zentraler High-Tech-Industrien in Deutschland verzögern sich&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/scheiternde-high-tech-projekte/


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    Faktencheck Artenvielfalt zeigt erstmals, wie es um die biologische Vielfalt in Deutschland steht


    Mehr als die Hälfte der natürlichen Lebensraumtypen in Deutschland weist einen ökologisch ungünstigen Zustand auf, täglich verschwinden weitere wertvolle Habitatflächen. Die Konsequenz: Populationen von Arten schrumpfen, verarmen genetisch oder sterben aus – mit direktem Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Funktionsweise&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/faktencheck-artenvielfalt-zeigt-erstmals-wie-es-um-die-biologische-vielfalt-in-deutschland-steht/


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    Österreichs Wahlergebnis 2024: Ein Wendepunkt für die politische Landschaft


    Zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik ist eine rechte Partei  (Freiheitliche Partei Österreich) bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden, ein einschneidender Moment für Österreichs politische Landschaft. Die Wahlergebnisse der Nationalratswahl 2024 zeigen eine deutliche Verschiebung in der&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/oesterreichs-wahlergebnis-2024-ein-wendepunkt-fuer-die-politische-landschaft/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


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    01.10.2024

    Nach Netanjahu-Aussage: „From the river to the sea”-Slogan auch bei proisraelischen Demos verboten?

    nachdenkseiten, vom 29. Januar 2024 um 12:20 Ein Artikel von: Florian Warweg

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte Anfang November 2023 die Parole „‚Vom Fluss bis zum Meer‘ (auf Deutsch oder in anderen Sprachen)“ offiziell verbieten lassen. Bei Verstoß drohen Geldstrafen und Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren. Am 18. Januar hatte der israelische Premier Benjamin Netanjahu diese Parole genutzt und erklärt, „in Zukunft muss Israel das gesamte Gebiet vom Fluss bis zum Meer kontrollieren“. Vor diesem Hintergrund kam in der Bundespressekonferenz am 24. Januar die Frage auf, ob das Verbot auch greift, wenn damit auf einer Demo in Deutschland die Existenz eines palästinensischen Staates negiert wird. Die Antwort der Sprecher vom Innen- und Justizministerium zeugen von der ganzen Widersprüchlichkeit dieses Verbots.


    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

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    Hintergrund

    Im Verlauf der letzten Wochen hatte der israelische Regierungschef mehrmals die Existenzberechtigung eines palästinensischen Staates und damit einer Zweistaatenlösung verneint.

    Am 18. Januar erklärte er:

    „In Zukunft muss Israel das gesamte Gebiet vom Fluss bis zum Meer kontrollieren.“

    Nur zwei Tage später, am 20. Januar, nahm Netanjahu wieder Bezug auf das Thema und verkündete:

    „Ich werde keine Kompromisse eingehen, wenn es um die vollständige israelische Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans geht – und das ist unvereinbar mit einem palästinensischen Staat.“

    Wiederum einen Tag später, am 21. Januar, wiederholte der israelische Premier erneut, dass seine Regierung eine Zweistaatenlösung ausschließt und mit allen Mitteln verhindern wird:

    „Mein Beharren hat über die Jahre hinweg die Gründung eines palästinensischen Staates verhindert, der eine existenzielle Gefahr für Israel dargestellt hätte. Solange ich Premierminister bin, werde ich weiterhin mit Nachdruck darauf bestehen.“

    Unterstützt wurde er dabei von fast allen Mitgliedern seines Kabinetts. Beispielhaft sei auf den israelischen Kulturminister Miki Zohar („Likud“) verwiesen, der ebenfalls am 20. Januar via X-Twitter erklärte:

    „Ich sage allen, die immer noch am 6. Oktober festhalten, ganz klar: Wir werden die Gründung eines palästinensischen Staates niemals zulassen.“

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    Der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir („Jüdische Macht“), verkündete am selben Tag:

    „Ich bin gegen einen palästinensischen Staat. Immer!“

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    Ähnlich auch die Äußerung von Orit Strock, Ministerin für nationale Missionen („Religiös-Zionistische Partei“):

    „Ein palästinensischer Staat – niemals! Nach 30 Jahren ist Israel von dieser gefährlichen Idee schmerzlich desillusioniert worden. Die Ära Oslo wird nicht wiederkehren, vor allem, damit jüdisches Blut nicht billig ist.“

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    Diese Äußerungen sind nicht neu und kursieren nicht erst seit den Ereignissen vom 6. Oktober 2023. Netanjahu und seine regierende Likud-Partei hatten von Beginn an ihre ganz eigene Vorstellung davon, was „zwischen dem Fluss und dem Meer“ liegen sollte. Im Parteiprogramm des Likud von 1977 wird unter der Überschrift „Das Recht des jüdischen Volkes auf das Land Israel (Eretz Israel)“ unmissverständlich festgehalten, dass es „zwischen dem Meer und dem Jordan nur israelische Souveränität geben wird“.


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    Die westlichen Unterstützer Israels wussten also ebenso, dass die Likud-Partei, seit Mitte der 1990er-Jahre fast ununterbrochen an der Macht (von einem kurzen Intermezzo zwischen 2005 bis 2009 abgesehen), keinerlei Interesse an der Umsetzung einer Zweistaatenlösung hat. Wenn hier jemand die Existenzberechtigung eines Staates nachhaltig infrage stellt, dann sind das nicht „propalästinensische“ Demonstranten, die auf einer Demo in Berlin einen ursprünglich aus den 1960er-Jahren von der PLO stammenden Slogan „From the river to the sea, Palestine will be free“ skandieren, sondern vielmehr die führende Regierungspartei Israels. Und diese tut das auch nicht nur verbal, sondern mit allen ihr zur Verfügung stehenden diplomatischen, militärischen, geheimdienstlichen und wirtschaftlichen Mitteln.


    Protokollauszug von der Regierungspressekonferenz am 24. Januar 2024

    Frage Jessen (freier Journalist, arbeitet mit „Jung & Naiv“ zusammen)

    Frau Deschauer, der israelische Premierminister Netanjahu hat sich in der jüngeren Vergangenheit besonders vehement gegen jegliche eigenständige palästinensische Staatlichkeit ausgesprochen. Er hat das jüngst mit den Worten getan ‑ ich zitiere ‑: „In the future the state of Israel has to control the entire area from the river to the sea. “ Mit „from the river to the sea“ hat er das Wording der Hamas aufgegriffen. Wie bewertet es das Außenministerium, dass eine Parole, die als Absicht der Staatsvernichtung angesehen wurde, jetzt von dem Premierminister eines Staates selbst verwendet wird? Ist das dann auch die Absicht einer Staatsvernichtung bzw. ‑verhinderung?

    Deschauer (AA)

    Herr Jessen, Sie wissen, dass sich die Außenministerin ‑ auch das war am Montag, vielleicht haben Sie es auch schon nachlesen können ‑ auch dazu schon geäußert hat. Wir nehmen Äußerungen zur Kenntnis. Sie kennen unsere Position. Wir kommentieren sie auch nicht direkt. Es ist doch völlig klar, dass die Zweistaatenlösung die einzige vielversprechende Lösung sein kann, die perspektivisch Frieden in die Region bringen kann für ein Leben von Palästinenserinnen und Palästinensern sowie Israelis Seite an Seite jeweils auf ihrem eigenen Land. Solche Äußerungen tragen natürlich nicht dazu bei, dass dieses Ziel, das wir fest im Auge haben, auch wenn die Situation wahnsinnig schwierig ist, befördert wird.

    Zusatzfrage Jessen

    Dann möchte ich Herrn Kall fragen: Der Satz „from the river to the sea“ in der Hamas-Version ist vom Innenministerium, glaube ich, als Anzeichen antisemitischer Propaganda verboten worden. Gilt dieses Verbot auch dann, wenn der Satz in der Netanjahu-Intention verwendet wird?

    Kall (BMI)

    Herr Jessen, ich werde hier keinerlei Vergleiche ziehen und auch keine Äußerungen interpretieren. Es ist richtig, dass es ein Betätigungsverbot gegen die Hamas in Deutschland gab und in diesem Kontext auch Propagandaaussagen der Hamas in Deutschland verboten wurden. Aber ich werde keinen Vergleich zu diesen jüngsten Äußerungen ziehen.

    Zusatz Jessen

    Aber es ist derselbe Satz.

    Frage Warweg

    Auch ich habe noch eine Verständnisfrage an Herrn Kall. Habe ich Sie richtig verstanden, dass sich die Verbotsverordnung von Frau Faeser im November 2023 ‑ da hieß es ja nur, „vom Fluss bis zum Meer auf Deutsch oder anderen Sprachen“ sei verboten ‑ wirklich ausschließlich darauf richtet, wenn dieser Slogan in dieser Formulierung bei einer Demonstration, sagen wir einmal, in einem propalästinensischen Kontext fällt? Wenn das Ganze aber in einen Kontext einer proisraelischen Demo fällt und die palästinensische Staatlichkeit hinterfragt oder negiert, ist das bisher in keiner Form strafbewehrt. Habe ich Sie so richtig verstanden?

    Kall (BMI)

    Ich habe es ja erklärt. Das ist Teil der Verbotsverfügung gegen die Hamas. Insofern ist es als eine Aussage von Hamas-Anhängern in Deutschland verboten und als solches auch strafbewehrt. Strafrecht ‑ das kann die Kollegin aus dem BMJ besser erklären ‑ ist immer eine Frage aller Einzelfallumstände, die natürlich gewertet werden müssen.

    Zusatzfrage Warweg

    Ich weiß, das Thema hatten wir schon, aber der Slogan kommt ja ursprünglich eher aus dem linken Lager von der PLO in den 70er-Jahren. Das heißt, wenn ich als linker Palästinenser, mich explizit von Hamas distanzierend, diesen Slogan auf einer Demo formuliere, ist er nicht strafbewehrt?

    Kall (BMI)

    Das ist als Teil des Verbots der Aussage der Hamas strafbewehrt.

    Dr. Fuchs (BMJ)

    Ich kann gern noch ergänzen, dass das natürlich immer ein Einzelfall ist, den das BMJ auch insofern nicht prüft. Insgesamt haben wir an dieser Stelle schon mehrfach erläutert, dass unser Strafgesetzbuch im Moment, glaube ich, ganz gut aufgestellt ist, um solche Fälle, wenn dies nötig sein sollte, auch strafrechtlich zu überprüfen. Sollte sich in diesem Einzelfall oder in anderen Fällen Änderungsbedarf ergeben, dann werden wir das selbstverständlich prüfen.

    Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz, 24.01.2024


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    Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Audio-Podcast


    Schlagwörter:


    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=110257


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    01.10.2024

    Economists for FutureDie Sprache des Kapitalismus

    makronom.de, vom 30. September 2024, Ungleichheit, Daniel Stähr

    Die Welt ist zweifellos ungleicher geworden. Aber wieso gibt es keinen kollektiven gesellschaftlichen Aufschrei gegen diese Entwicklung? Ein Beitrag von Daniel Stähr.


    Bild: Pixabay


    Unsere Gesellschaft befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Transformationsprozesses. Im Zentrum: die Wirtschaft und die Suche nach Wegen zur Nachhaltigkeit. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob uns dieser Wandel by disaster passiert – oder by design gelingt.

    Die Debattenreihe Economists for Future (#econ4future) widmet sich den damit verbundenen ökonomischen Herausforderungen und diskutiert mögliche Lösungsansätze. Die Beiträge analysieren Engführungen in den Wirtschaftswissenschaften und Leerstellen der aktuellen Wirtschaftspolitik. Zugleich werden Orientierungspunkte für ein zukunftsfähiges Wirtschaften aufgezeigt und Impulse für eine plurale Ökonomik diskutiert, in der sich angemessen mit sozial-ökologischen Notwendigkeiten auseinandergesetzt wird.

    Die Kooperation zwischen Economists for Future e.V. und Makronom startete mit der ersten Ausgabe 2019. Seitdem ist jährlich eine neue Reihe mit wechselnden Themenschwerpunkten erschienen. Die mittlerweile sechste Staffel beleuchtet nun Aspekte rund um das Thema Überfluss. Hier finden Sie alle Beiträge, die bisher im Rahmen der Serie erschienen sind.

    Die Feststellung, dass die Vermögensungleichheit insbesondere in Europa und Nordamerika seit der Thatcher- und Reagan-Ära enorm zugenommen hat, ist weder besonders kontrovers noch neu. Spätestens seit Thomas Pikettys Kapital im 21. Jahrhundert (2014) hat die Ungleichheitsforschung einen prominenten Platz in den Wirtschaftswissenschaften sowie im öffentlichen Diskurs. Meldungen darüber, dass die beiden reichsten Familien in Deutschland mehr Vermögen besitzen als die ärmere Hälfte der Bevölkerung, oder dass die zehn reichsten Menschen der Welt während der Corona-Pandemie ihr Vermögen verdoppeln konnten, wohingegen ein Großteil der Erdbevölkerung ökonomisch extrem unter der Pandemie litt, gehören quasi zum Alltag.

    Die Frage, die am Anfang des gegenwärtigen politischen Diskurses stehen sollte, ist somit nicht die, nach den Gründen und Auswirkungen dieser zunehmenden Ungleichverteilung von Vermögen – denn die Antworten darauf sind bekannt. Die eigentliche Frage sollte lauten: Wieso gibt es keinen kollektiven gesellschaftlichen Aufschrei gegen diese Entwicklung?

    Wenn der Guardian berichtet, dass das reichste Prozent für mehr klimaschädlichen Ausstoß verantwortlich ist als die ärmsten zwei Drittel der Erde, oder der Global Tax Evasion Report 2024 detailliert die (euphemistisch ausgedrückt) Steuervermeidungsstrategie der Überreichen beschreibt, gibt es keine Großdemonstrationen auf den Straßen europäischer oder nordamerikanischer Metropolen. Warum ist es kein beherrschendes Wahlkampfthema, dass das reichste Prozent der Deutschen über siebenmal so viel Vermögen verfügt wie die ärmere Hälfte (24% Anteil am Gesamtvermögen zu 3,5%; betrachtet man die reichsten zehn Prozent sind es sogar 58% zu 3,5%, Quelle: World Inequality Database)? Und wieso wird kaum diskutiert, dass dieses Vermögen zu fast zwei Dritteln aus Erbschaften oder Schenkungen stammt – und damit im wahrsten Sinne des Wortes leistungslos erwirtschaftet wurde?


    Was rechtfertigt unsere Ungleichheit?

    Thomas Piketty kann uns dabei helfen, diese Frage zu beantworten. Nicht mit dem Kapital im 21. Jahrhundert, sondern mit Kapital und Ideologie (2019), seinem monumentalen Werk. Dem Buch liegt eine einfache These zu Grunde: Jede Gesellschaft braucht eine Rechtfertigung für ihre Ungleichheit. Wenn gesamtgesellschaftlich akzeptierte Erzählungen fehlen, die erklären, wieso es Menschen gibt, die sehr viel besitzen und andere extrem wenig, kann das Zusammenleben nicht funktionieren. Zu Feudalzeiten war die Erklärung für die enormen Vermögens- und Einkommensunterschiede zwischen dem Adel und dem Klerus auf der einen und der Landbevölkerung auf der anderen Seite der göttlicher Wille. Dieser legitimierte die Konzentration von Macht und Reichtum auf einige wenige. Was passiert, wenn eine Gesellschaft sich mit dieser Erklärung nicht mehr zufrieden gibt, hat die Französische Revolution exemplarisch gezeigt.

    Heute ist die Erklärung subtiler – und daher umso wirkungsmächtiger. Das Heilsversprechen des Kapitalismus lautet: Jeder ist seines Glückes Schmied. Heutige Vermögens- und Einkommensunterschiede werden in erster Linie durch das Leistungsprinzip gerechtfertigt, völlig unabhängig davon, wie falsch diese Erklärung ist.

    Die permanent wiederholte Geschichte geht wie folgt: Jeder Mensch, egal wie arm oder reich er geboren wurde, kann durch eigene Anstrengungen reich werden oder zumindest ein gutes Leben führen. Und selbst wenn wir inzwischen wissen, dass Faktoren wie Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, Status der Eltern deutlich wichtiger sind als die eigenen Anstrengungen, verhalten sich die meisten Menschen nach diesem kapitalistischen Credo. Auch wenn vielen auf einer rationalen Ebene bewusst ist, dass sie in einem ungerechten System leben, investieren sie in Bildung, gehen studieren oder machen eine Ausbildung. Alles in der Hoffnung, dass die Gesellschaft sie für ihre Mühen mit einem schönen Leben belohnt. Bei aller Skepsis gegenüber dem kapitalistischen System, die sich in Umfragen immer wieder zeigt, verhalten sich die meisten dem System gegenüber konformistisch – ob aus wahrgenommener und empfundener Macht- und Alternativlosigkeit heraus oder nicht, spielt keine Rolle.


    Die Sprache des Kapitalismus

    Dieses paradoxe Verhalten lässt sich unter anderem durch einen Aspekt des menschlichen Zusammenlebens erklären, dessen Bezug zur ökonomischen Sphäre lange Zeit ignoriert wurde – unsere Sprache. Unter der Sprache des Kapitalismus verstehen der Kultur- und Geisteswissenschaftler Simon Sahner und ich ein sprachliches System, das sich in den vergangenen Jahrhunderten in Wechselwirkung mit unserem Wirtschaftssystem herausgebildet hat. Dies ist eine Säule, die den Kapitalismus stabilisiert, und hat im Kern drei Funktionen: Erstens verunklart es ökonomische Zusammenhänge. Zweitens verschleiert es Handlungsalternativen. Und drittens negiert es den menschlichen Faktor und stellt den Kapitalismus als Naturzustand des Zusammenlebens dar.

    Dieses sprachliche System tritt am deutlichsten während Finanzkrisen zum Vorschein. Wenn beispielsweise die globale Finanzkrise 2007/08 vom damaligen Chef-Volkswirt des Internationalen Währungsfonds Olivier Blanchard als „perfekter Sturm“ bezeichnet wird, oder der Energieökonom Lion Hirth die Energiekrise 2022 als „Tsunami“ tituliert, werden menschengemachte Krisen in den Rang von (unvermeidbaren) Naturkatastrophen erhoben.

    Aber anders als ein Tsunami, gegen dessen Entstehung der Mensch wirklich machtlos ist und vor dem er sich nur in Sicherheit bringen kann, waren die exorbitanten Energiepreiserhöhungen im Zuge des russischen Angriffskriegs eben kein Ereignis, dem sich Gesellschaften hilflos hingeben mussten. Wie der mitunter von der Ökonomin Isabella Weber für Deutschland konzipierte „Energiepreisdeckel” zeigte, ließen sich die Preiserhöhungen relativ leicht stoppen. Solche Maßnahmen sind natürlich mit anderen ökonomischen Kosten verbunden, die es als Gesellschaft gegeneinander abzuwägen gilt. Trotzdem: Anders als bei unerwarteten Naturkatastrophen sind Menschen Finanzkrisen eben nicht zwangsläufig schutzlos ausgeliefert.

    Die Art und Weise, wie wir unser Wirtschaftssystem (sprachlich) beschreiben, bestimmt ganz entscheidend, wie wir es gestalten. In den vergangenen Jahren haben auch Ökonom*innen angefangen, sich mit den Auswirkungen von Sprache auf ökonomische Kennziffern zu beschäftigen – sei es anhand linguistischer Analysen von Zeitungsartikeln, um das Maß an ökonomischer Unsicherheit zu bestimmen (siehe die Pionierarbeit der Ökonomen Dan Baker, Nicholas Bloom und Steven Davis), oder die eingehende Analyse von Zentralbankkommunikation (siehe dazu bspw. die Arbeit aus den letzten zwei Jahrzehnten von Alan S. Blinder).

    Die inzwischen berühmte „Whatever it takes“-Rede des damaligen EZB-Chefs Mario Draghi zur Hochzeit der sogenannten europäischen Schuldenkrise 2012 verdeutlichte die enorme Macht von Sprache (hier in Form von Zentralbankkommunikation) für diesen klassischen Bereich der wirtschaftswissenschaftlichen Analyse. Draghis Versicherung, die EZB würde alles tun, was nötig sei, um den Euro zu retten, und sein eindrückliches „And believe me, it will be enough“ haben keine neuen Informationen offenbart. Das wäre aber nötig, damit man in der heterodoxen Wirtschaftstheorie erklären könnte, wieso die Ausschläge auf den Finanzmärkten nach Draghis Rede aufhörten. Dass die EZB, wie es in ihrem Mandat eindeutig festgelegt ist, alles tun würde, um den Euro zu retten, ist selbstverständlich. Es war Draghis entschlossenes Auftreten und seine eindringliche Sprache, die für die enorme Wirkung seiner Rede gesorgt haben.


    Wir alle sprechen kapitalistisch, oder das Problem mit der „hart arbeitenden Mitte“

    Bei der Sprache des Kapitalismus handelt es sich aber nicht um eine Verschwörung, ein von der Wall Street gelenktes Komplott, um am Status quo festzuhalten. Wir alle sprechen sie und verfestigen damit unbewusst Machtverhältnisse. Nirgends wird das deutlicher als beim Lob der sogenannten „hart arbeitenden Mitte” der Gesellschaft. Auf den ersten Blick scheint an dieser Redewendung, die fester Bestandteil des politischen Diskurses ist, nichts problematisch zu sein: Ist eine Politik, die sich an die Vielzahl der Menschen richtet, nicht wünschenswert?

    Bei genauerer Betrachtung funktioniert der Ausdruck der „hart arbeitenden Mitte“ allerdings nur, wenn diesem implizit Bevölkerungsgruppen gegenübergestellt werden, die eben nicht hart arbeiten. Und in diesem Kontext dürfte bei den meisten Menschen nicht die Assoziation an überreiche Erb*innen abgerufen werden, die von dem Geld leben, was andere erarbeitet haben, sondern an von Armut betroffene Menschen. Die „hart arbeitende Mitte“ reproduziert den kapitalistischen Mythos der Leistungsgesellschaft. Weil die Menschen in der Mitte hart arbeiten, haben sie es verdient, dass Politik für sie gemacht wird. Die ärmsten Menschen einer Gesellschaft, so schwingt es meistens mit, arbeiten eben nicht hart und sind dementsprechend selbst an ihrer Situation schuld.

    Es gibt unzählige weitere Beispiele, wie Sprache dazu beiträgt, den kapitalistischen Status quo mit all seinen Ungerechtigkeiten heute entgegen aller Kritik aufrechtzuerhalten. Dabei ist die größte Leistung des Kapitalismus, von seiner eigenen Alternativlosigkeit zu erzählen. In vielen Debatten kommt, sobald Menschen ihre Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem artikulieren, die Keule der Kapitalismusbefürworter: „Wollt ihr denn zurück in den Sozialismus?”

    Der Kampf der Systeme des 20. Jahrhunderts zwischen den USA und der Sowjetunion dauert in diesem Sinne bis heute an. Der Kapitalismus hat gesiegt und ist damit das beste System. Sein Gegner, der real existierende Sowjet-Sozialismus, die einzige vorstellbare Alternative. Ein Argument, das so unsinnig ist wie wirkungsstark. Denn der Sozialismus fungiert als Symbol für ein hartes, entbehrungsreiches und unfreies, kurz gesagt ein schlechtes Leben. Die oft, vor allem von Marktliberalen und Konservativen, vertretene Logik ist einfach: entweder Kapitalismus oder Verzicht.

    Sicherlich will niemand ernsthaft in die sozialistischen Systeme der DDR oder Sowjetunion zurück. Die Kritik am gegenwärtigen Kapitalismus bedeutet nicht, dass sich Menschen nach diesen autoritären Regimen sehnen. Vielmehr drückt sie den Wunsch nach einer gerechteren und nachhaltigeren Welt aus. Viele Errungenschaften des Kapitalismus, die übrigens nicht selten aus staatlich finanzierter Forschung stammen (wie die Ökonomin Mariana Mazzucato in ihren Büchern betont), würden auch in einer postkapitalistischen Gesellschaft bestehen bleiben. Und auch marktwirtschaftliche Strukturen sind per se nichts, was einzig und allein dem Kapitalismus inhärent ist.


    Wo ist das postkapitalistische Verlangen?

    Dennoch fehlen heute Erzählungen über lebenswerte postkapitalistische Systeme. Es fehlt das, was der britische Kulturwissenschaftler Mark Fisher als postkapitalistisches Verlangen beschreibt. Wir wissen, dass das gegenwärtige System mangelhaft ist und darin viele Menschen auf der Strecke bleiben. Das bekommen wir medial auch immer wieder gespiegelt. Seien es erfolgreiche Filme wie Parasite, The Menu oder Triangle of Sadness oder Serienhits wie Succession oder White Lotus, regelmäßig werden uns die Auswüchse eines ungebremsten Kapitalismus vor Augen geführt. Aber genau dort stoppen diese Erzählungen eben auch. Sie weisen auf nichts außer ihrer inhärenten Kapitalismuskritik.

    Der reine Konsum dieser Filme und Serien hat somit keinerlei Potenzial für echte Veränderung. Ganz im Gegenteil, wir konsumieren diese Medien als Ersatzhandlung. Wir können uns danach in unserer kapitalismuskritischen Haltung bestätigt fühlen, aber es wird kein Verlangen nach einer alternativen Zukunft ausgelöst. Besonders deutlich wird das bei der Amazon-Prime-Hitserie Fallout, die auf der gleichnamigen Videospielreihe basiert. Hier kommt nach dem Ende des Kapitalismus, der zum Untergang der Zivilisation führt, wortwörtlich die Apokalypse. Im Vergleich zu dieser postapokalyptischen Szenerie wirken die Versäumnisse des modernen Finanzkapitalismus geradezu harmlos. Eine ubiquitäre, realistische und begehrenswerte Darstellung einer Welt, die sich aus den Fesseln des modernen Kapitalismus befreit hat, existiert noch nicht.

    Sprache und die Geschichten, die wir uns als Gesellschaft im und über den Kapitalismus erzählen, sind nicht allein verantwortlich für dessen Resilienz. Eine solche Behauptung wäre naiv und fahrlässig. Aber Sprache ist einer der Stabilisierungsmechanismen des Kapitalismus, der bisher wenig berücksichtigt wurde und potenziell viele Menschen erreichen kann – ohne, dass es dafür Veränderungen durch langwierige politische Prozesse braucht.

    Im ersten Interview, das Simon Sahner zu Die Sprache des Kapitalismus gegeben hat, wurden wir gefragt, welchen sprachlichen Kniff wir vorschlagen, was in dem Sinne unser ökonomischer Genderstern sei, um das Reden über ökonomische Zusammenhänge zu verbessern. Die ernüchternde Antwort lautet: Es gibt nicht den einen. Aber wenn wir bewusster und genauer über das Wirtschaftssystem sprechen, in dem wir leben, und Machtverhältnisse und Alternativen klarer benennen, kann das ein erster Schritt auf dem Weg in eine gerechte Zukunft sein.

     

    Zum Autor:

    Daniel Stähr ist Ökonom, Essayist und freier Autor. Aktuell promoviert er zum Thema „Narrative Economics“ an der FernUniversität in Hagen. Im Frühjahr 2024 erschien sein Buch „Die Sprache des Kapitalismus, das er gemeinsam mit dem Literatur- und Kulturwissenschaftler Simon Sahner geschrieben hat, und mit dem sie für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2024 nominiert sind.


    Kommentare


    Johann Kuttner

    Wenn ich die Wirtschaftsnachrichten meiner Tageszeitung, der SWP anschaue, bin ich tagtäglich erstaunt über das turbulente Leben der Wirtschaft.  „Die Deutsche Wirtschaft schrumpft auch 2024.“, Nach der Insolvenz des US-Elektrobauers Fisker ist die deutsche Tochter am Ende.““US-Banken liegen vorn“  „Druck auf die Bankbilanzen kommt unter anderem von sinkenden Zinseinnahmen…“ „Inflation sinkt im September deutlich“..usw. und so fort.


    Mit Beseelten Substantiven aus dem Bereich der Wirtschaft kann man mitleiden, wie z.B. bei „abstürzenden“ Börsenkursen oder sich mitfreuen, z.B. wenn die Konjunktur „brummt“, und jeden Tag gespannt darauf warten was im Laufe des Tages geschehen wird. Das ist mindestens so spannend und unterhaltsam geschrieben wie ein Liebesroman.

    Vielleicht wäre es an der Zeit Sprachkurse für Wirtschaftsjournalisten anzubieten, in denen sie lernen das beseelte Substantive keine Lebewesen sind.

    Herzlichen Dank für den erfrischenden Artikel.

     

    Mehr zum Thema


    Info: https://makronom.us10.list-manage.com/track/click?u=6e21b246ffdfc34b727e0d275&id=43cc0fe54c&e=769d3261ab)


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    01.10.2024

    Corona-Aufarbeitung: Wird nichts

    neopresse.com, 1. Oktob2024er, NEOPresse 1. Oktob2024er  Themen:

    Die sogenannte Corona-Aufarbeitung im Deutschen Bundestag ist noch immer nicht in Form gegossen. In Frage kommen Modelle wie ein Untersuchungsausschuss, den Kritiker sehen wollen oder einen Bürgerrat, der wohl das bevorzugte Modell von Karl Lauterbach zu sein scheint. Der Unterschied besteht in den Rechten der jeweiligen Gremien – der Bürgerrat wäre wohl wie die Enquete-Lösung aus Sicht der Regierenden die harmlosere Variante.


    Nun hat die FDP eine Einschätzung dazu abgegeben, ob die Aufarbeitung kommen wird – und wie. Der Politiker Konstantin Kuhle hält nun eine für manche Kritiker wohl enttäuschende Nachricht bereicht. Die Corona-Aufarbeitung im Bundestag überhaupt steht in Frage.


    Es gibt keine Mehrheit für irgendein Modell

    Dabei würde es überhaupt keine Mehrheit für irgendein Modell geben, „in welcher Form die Corona-Aufarbeitung stattfinden soll“, so Kuhle. Er halte das für eine schlechte Nachricht, „angesichts der Verletzungen und der Grundrechtseinschnitte während der Corona-Pandemie“.

    Er sei der Auffassung, „es muss schon eine Form der Aufarbeitung sein, bei der auch diejenigen, die während der Corona-Pandemie Verantwortung getragen haben, sich kritische Nachfragen gefallen lassen müssen.“


    Andere Politiker wollen teils keine Suche nach Schuldigen. Olaf Scholz sei ein Bürgerrat am liebsten, heißt es. Einen Untersuchungsausschuss mit entsprechenden rechtlichen Möglichkeiten fordern derzeit nur die AfD un ddas BSW im Bundestag. Das BSW stellt einen Antrag auf die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses. Damit der eingerichtet wird, müssten indes 25 % oder mehr der Abgeordneten dafür stimmen. Dies wären 184 Abgeordnete – die AfD kommt gegenwärtig auf 77 Mandate, das BSW auf 10.

    Die Ampel-Regierung möchte einen Untersuchungsausschuss „geschlossen“ vermeiden. Kuhle von der FDP zweifelt dementsprechend daran, dass noch in dieser Legislaturperiode eine solche Aufarbeitung stattfinden würde.


    Info: https://www.neopresse.com/politik/corona-aufarbeitung-wird-nichts/?source=ENL%20&gesundheits_artikel


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    01.10.2024

    Die Watchlist EUropa vom 01. Oktober 2024

    lostineu.eu, 1. Oktober 2024

    Die Watchlist EUropa vom 01. Oktober 2024 – Heute mit News und Analysen zur Wahl in Österreich, zur Offensive Israels und zu britischen Plänen zu einem militärischen Überfall in den Niederlanden.

    Weiterlesen hier (Newsletter).


    Info: https://lostineu.eu/die-watchlist-europa-vom-01-oktober-2024/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


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    Weiteres:




    Breton tritt nach – Richtung Deutschland


    lostieu.eu, vom 30. September 2024

    Der frühere EU-Kommissar Breton sieht in seinem erzwungenen Rücktritt ein Zeichen für die Schwäche Frankreichs – und für die Dominanz Deutschlands unter von der Leyen.

    Dies sagte Breton in einem Interview mit “Le Monde”. EU-Kommissionschefin von der Leyen habe die Regierungskrise in Frankreich genutzt, um ihn herauszuwerfen und die französische Position zu schwächen.

    Sein Amtsnachfolger Séjourné verfüge über deutlich weniger Kompetenzen, als er sie bisher gehabt habe. Sein altes Portfolio (Binnenmarkt, Industrie, Rüstung) sei auf fünf Kommissare verteilt worden.

    Demgegenüber sei von der Leyen mächtiger denn je – denn sie habe auch ihre Vizepräsidenten und altgediente Kommissare wie Dombrovskis entmachtet. Sie sei nun eine “Impératrice”, also eine Art Kaiserin.

    Die CDU-Politikerin habe zudem dafür gesorgt, dass mehr deutsche Kabinettschefs die Geschäfte der Kommissare führen – und mehr konservative EVP-Politiker denn je zu Kommissaren ernannt wurden.

    Dies schade der deutsch-französischen Zusammenarbeit und damit letztlich der gesamten EU, so Breton. “Der deutsch-französische Motor funktioniert nicht mehr, Deutschland glaubt vielleicht gar nicht mehr daran”.

    Da könnte was dran sein…

    Siehe auch Die Sonne und ihre 26 Planeten sowie “Fragwürdige Führung”: Breton greift von der Leyen frontal an – und geht

    P.S. Präsident Macron sieht das alles natürlich völlig anders. Mit Séjourné hat er einen engen Vertrauten in der Kommission untergebracht. Außerdem konnte er noch einen französischen Berater in VDL’s Kabinett installieren. Der deutsch-französische Flurfunk dürfte also funktionieren…

    5 Comments

    1. Karl
      1. Oktober 2024 @ 14:41

      Thierry Breton redet über den “deutsch-französischen Motor …“ – Mit welcher Energie könnte dieser Motor denn gespeist sein? Breton ist selber Transatlantiker. Seine Karriere begann noch unter Jacques Chirac, aber dem einstigen Gaullismus hat seine eigene, schrumpfende Partei leider abgeschworen.

      Bei Bretons Streiterei handelt es sich um persönliche Eifersüchteleien unter Transatlantikern, mehr nicht. Indessen Europa die „irreversible Degeneration zu einem Museum“ droht, sagt Yanis Varoufakis.

    Reply

  • Arthur Dent
    30. September 2024 @ 18:11

    Uschi hat jede Krise genutzt um immer mehr Macht an sich zu reißen. Ob Gesundheit, Rüstung & Sicherheit, Wirtschaft, Außenpolitik – sie hat überall ihre Finger drin.

    Reply

    • KK
      1. Oktober 2024 @ 10:48

      Und einer von Uschis Fingern liegt dabei immer auf dem “Delete”-Button…

      Reply

  • Alta Vista
    30. September 2024 @ 17:22

    Nuja, nimmt man Deine Beschreibungen der Kompetenzüberlappung und den vorheringen Sonne und 26 Planeten Post zusammen, hat er ja allen Grund zum nachtreten.
    Die Beschreibung der Konkurrenzsitutation unter den Untergebenen um sich selbst den Machterhalt mit ständiger Letztentscheidungskompetenz zu sichern, erinnerte mich jedenfalls an die Beschreibungen des „Regierungssystems“ der letzten gesamtdeutschen Diktatur.

    Wollen hoffen dass VdL nicht irgendwann die Normandieinvasion verschläft^^.

    Norman Finkelstein hatte jedenfalls schon vor 4-5 Monaten einen entsprechenden Titel für sie, https://www.youtube.com/watch?v=G__W0B_8ZoA .

    Macht Bretons Kritik jedenfalls symphatischer dass, falls es ihm auch aufgefallen sei, nicht so „nachtrat“.

    Gibt es da nicht eigentlich auch Gemeimsamkeiten mit z.B. Orbans Regierung? Muss gerade an Juncker denken, mit seiner „Hallo Diktator“ Begrüßung an ihn damals.

    Reply

    • KK
      30. September 2024 @ 18:23

      „Wollen hoffen dass VdL nicht irgendwann die Normandieinvasion verschläft^^.“
      Dafür ist es zu spät – die Amis (und Briten) haben längst ihre Truppen in der EU, und die US-Administration lädt sogar zu Kriegskonferenzen auf deutschem Staatsgebiet ein.
      Und vdL geriert sich doch ohnehin als die Statthalterin des Imperium Americanum in EUropa.


  • Info: https://lostineu.eu/breton-tritt-nach-richtung-deutschland/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


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    Weiteres:




    Rechtsruck in Österreich: Nagelprobe für die ÖVP – und die EVP


    lostineu.eu, vom 30. September 2024

    Der Rechtsruck in Österreich ist stärker ausgefallen als erwartet, die FPÖ hat die regierende ÖVP auf Platz zwei verwiesen. Auf die Konservativen in Wien und Brüssel kommt nun eine Nagelprobe zu.

    “Es ist ein Stück Geschichte, das wir heute geschrieben haben”, sagte FPÖ-Parteichef Herbert Kickl. Um regieren zu können, braucht die für ihren scharfen Asylkurs bekannte Partei aber einen Bündnispartner. Ob das gelingt, ist offen.

    Erstmal ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Zug. Er will Sondierungsgespräche führen und erst danach entscheiden, wen er mit der Regierungsbildung beauftragt. Das muß nicht unbedingt Kickl sein.

    Doch egal wie sich Van der Bellen entscheidet – auf die Konservativen kommt eine Nagelprobe zu.

    Wenn sie eine große Koalition unter Ausschluss der FPÖ versuchen, setzen sie sich dem Vorwurf aus, an der Macht zu kleben und das Wahlergebnis zu ignorieren.

    Wenn sie hingegen mit der FPÖ regieren (und sei es ohne Kickl), brechen sie die neuerdings viel beschworene “Brandmauer gegen Rechts”.

    Dann wäre auch die EVP – also die konservative europäische Parteienfamilie – nicht mehr glaubwürdig. Wer die FPÖ in Brüssel ausgrenzt, kann sie nicht zugleich in Wien stützen.

    Eine FPÖ/ÖVP-Regierung könnte zudem die Machtverhältnisse auf EU-Ebene erschüttern und eine Sperrminorität im Ministerrat erreichen.

    Gemeinsam mit Ungarn, Italien und den Niederlanden hätte eine österreichische Rechtsregierung die Möglichkeit, EU-Gesetze zu blockieren…

    19 Comments

    1. european
      1. Oktober 2024 @ 14:22

      Der Rechtsruck in Europa begann m.E. wesentlich frueher und hatte einen seiner ersten Gipfel in der Finanzkrise mit sehr spuerbarer Austeritaet, die dazu beitrug, das Leben breiter Bevoelkerungsschichten unsicherer zu machen. Der mahnende Satz “Niemals in eine Krise hineinsparen” verhallte ungehoert, Sicherheitssysteme wurden aufgeweicht oder sogar ganz abgeschafft. Die Zukunft lag in unsicheren Arbeitsverhaeltnissen und in einem grossen Niedriglohnsektor in Europa.

      Daneben wurden die Gesundheitssysteme regelrecht attackiert. Die EU schrieb weit ueber 60 Mahnbriefe an die Laender insbesondere im Sueden, doch ihre Gesundheitssysteme auf das Notwendigste zusammenzustreichen und dann kam Covid und fiel in die auseinanderbrechende Krankenversorgung.

      Ich will mich gar nicht in weiteren Ausfuehrungen verlieren. Denn da kam noch mehr. Ich moechte vielmehr auf den neuesten Oxfam-Bericht zur Vermoegensverteilung hinweisen, dessen Zahlen Aufschluss geben, wie sehr diese Massnahmen nur der weltweite Elite, besser gesagt, den weltweiten Oligarchen, geholfen hat.

      https://www.oxfam.org/en/press-releases/worlds-top-1-own-more-wealth-95-humanity-shadow-global-oligarchy-hangs-over-un

      “World’s top 1% own more wealth than 95% of humanity, as “the shadow of global oligarchy hangs over UN General Assembly,” says Oxfam”

      “Over a third of world’s biggest 50 corporations —worth $13.3 trillion— now run by a billionaire or has a billionaire as a principal shareholder.
      Global South countries own just 31 percent of global wealth, despite being home to 79 percent of global population.
      Oxfam urges multilateral action to advance new global framework on tax, cancel debts and rewrite intellectual property rules for pandemics.”

      Diesmal hat man nicht nur die Vermoegen der einzelnen gezaehlt, sondern auch die Big Corporations als entity fuer sich, die Blackrocks dieser Welt und die damit verbundene Macht. Laeuft irgendwo auf der Welt noch etwas ohne Larry Fink oder Bill Gates?

      Im vermeintlichen Rechtsruck sind sicherlich Kandidaten dabei, mit deren Gesinnung ich nichts zu tun haben moechte. Der Trend jedoch zeigt mir, dass es diese herbeigefuehrte Unsicherheit ist, die die Leute “nach rechts” treibt, weil es ansonsten keine funktionierende Opposition gibt. Ob AfD und Co das loesen, bezweifle ich ganz deutlich, weil dahinter noch mehr Neoliberalismus steckt. Aber die anderen loesen es auch nicht. Nicht die Buerger bringen die Demokratie in Gefahr, sondern Politiker ohne Einfluss, sei es freiwillig oder unfreiwillig. Marionetten eines verborgenen Systems, das seine eigene Agenda verfolgt.

      Man hat alles verschwimmen lassen. Wahlen bringen nichts mehr, weil die Politik sich nicht aendert und wenn man sieht, dass noch mehr Macht an EU, WHO, UN und Co. verschoben werden soll, dann verlieren die Menschen immer mehr das Gefuehl, noch irgendetwas beeinflussen zu koennen. Strukturen loesen sich immer mehr auf, je mehr man den Blick des Individuums auf sich selber lenkt. Wenn jeder an sich selber denkt, wird eben an niemanden mehr gedacht und unten in den Gesellschaften streiten sich die Habenichtse um die letzten Kruemel.

      Die Frage, die man m.E. stellen sollte ist, was geschehen wird, wenn den oberen 1 Prozent alles gehoert, einschliesslich des Einflusses auf Pharma, Ackerland und Bodenresourcen. Wozu werden die 99 Prozent des Restes noch gebraucht? Die wollen so etwas wie gute Schulen fuer ihre Kinder, Gesundheitssysteme, die den Namen verdienen und im Alter sogar Rente. Alles Kostenfaktoren, die man sich sparen kann. (Anm.: Und da kann vielleicht sogar ein grosser Krieg helfen ode eine nette kleine Plandemie, das Problem Mensch zu reduzieren. Die RKI Files lassen gruessen)

      Die eingestuerzte Bruecke in Dresden kann m.E. als Symbol unsere Zeit angesehen werden.

    Reply

    • Monika
      1. Oktober 2024 @ 16:17

      für alle Freunde die noch einen Rest-Bezug zu Literatur pflegen: Nicolas Born, Die Macht der Maschine, ein Büchlein aus Anfang 1980er Jahren ist mir zugefallen…. Damals müssen die meisten Leute diese kurzen Aufsätze und Reden wohl als durchgeknalltes SkiFi eines Weltpessimisten abgetan haben, mit den Augen von heute ist es nicht mehr als eine sehr treffsichere Zustandsbeschreibung.

      Reply

  • Monika
    1. Oktober 2024 @ 12:13

    @Stef …Was gerne übersehen wird: Unser Grundgesetz ist explizit wirtschaftspolitisch neutral. Sozialismus wäre mit ihm zu vereinbaren… das ist ein inspirierendes, tolles und sehr wichtiges Argument!
    Für “das Kapital” ist es ein rotes Tuch… Durch die Brille des Kapitals: Also weg mit diesem nostalgischen Demokratiegedöns ?
    Da erinnere ich sinngemäß Folgendes …ja wir befinden uns im Krieg, nicht Ost-West oder Nord-Süd, sondern Reich gegen Arm, und wir, die Reichen, sind gerade dabei diesen Krieg zu gewinnen…
    Und da es sich bei “den Interessen der Reichen” um eine supranationale Infektion handelt, die längst sämtliche nach demokratischen Regeln arbeitende Administrationen durchseucht hat, wird es schwer sein, diese für den Großteil der Weltbevölkerungen tödlich verlaufende Infektion zu stoppen. Aber auch gegen die tödlichsten Infektionen hat die Natur irgendwelche Mutationen mit Resistenz in petto. Wir sollten wieder mehr nach solchen “Resistenzen” suchen als nur die zugegeben vielen- Opfer der Seuche zu beklagen.
    Im Sinne von: die Demokratie ist tot, es lebe die Demokratie!

    Reply

  • Helmut Höft
    30. September 2024 @ 17:25

    @ Stef & @ Skyjumper
    „… die sogenannte Mitte … … Die Verengung des Diskursraumes erfolgt mit massiver massenmedialer Unterstützung, der öffentliche-rechtliche Rundunk ist in diesem Zusammenhang eindeutig als parteipolitischer Akteur zu identifizieren.“ „die sog. Mitte“. Ist das nicht die Stelle, wo der Haufen am höchsten und der Gestank am unerträglichsten sind?

    Und „… dass die stattgefundene Diskursverengung zuallererst innerhalb der Parteien der sogenannten Mitte SELBST stattgefunden haben.“ Stimmt, eigene Erfahrungen.

    Partei? So’ne Art überregionaler Stammtisch, ganz kurz vor den asoozialen Medien. Beratungsresistent und rechthaberich machtgeil! Halt Menschen! „I trau dena nöd, i kenn‘ mi!“ (Qualtinger)

    „Ob sie [die FPÖ] es auch durchsetzen kann ist natürlich eine andere Frage.“ Wenn die FPÖ mit am Tisch sitzt, wird steter Tropfen den Stein höhlen. Auch Geert Wilders ist nicht Regierungschef, zieht aber die Fäden und lenkt den Tenor nach rechts.

    Die Frage, die ich mir schon lange stelle ist, wieviel rechts steckt in den Menschen, wieviel „ich hab‘ Angst vor denen“, „ich will die nicht“ … (und endlose Varianten dieser Gefühle; ja, das ist es letztendlich: Gefühl, Emotion)?

    Reply

    • KK
      30. September 2024 @ 19:32

      “Die Frage, die ich mir schon lange stelle ist, wieviel rechts steckt in den Menschen, wieviel „ich hab‘ Angst vor denen“…”

      Seit dem Ende des homo neanderthalensis müsste man doch wissen, dass man sich vor homo sapiens sapiens in acht nehmen muss… ????

      Reply

  • Stef
    30. September 2024 @ 12:21

    Ich bin bei Kleopatra, es ist müßig darüber zu sinnieren, wer weiter rechts steht, FPÖ oder AfD. Ich sehe dasselbe Phänomen auf der Linken: Das BSW soll von vornherein als wahlweise linksextremistisch bis rechtsoffen geframt werden, um sie in Wahlkämpfen besser stigmatisieren zu können. Das hat schon bei der AfD nicht funktioniert und wird hier wieder scheitern.

    Der Punkt ist, dass die sogenannte Mitte (darunter verstehe ich SPD, CDU/CSU, FDP und die GRÜNEN) seit geraumer Zeit versucht, den politischen Diskursraum auf sich selbst zu verengen. Das bedeutet, dass zulässige Politik sich nicht nach den grundgesetzlichen Grenzen definiert, sondern danach, wer sie vertritt. Kommt z.B. eine Position von der CDU, die jahrelang zuvor genauso von der AfD vertreten wurde, ist sie auf einmal vollkommen in Ordnung und im Einklang mit der FDGO. Zuvor war sie der klare Beweis für die Verfassungsfeindlichkeit der AfD. Vertritt das BSW klassisch sozialdemokratische Positionen, wie sie seit Willy Brandt bis Schröder ein Markenkern der SPD waren, liegen diese jetzt jenseits des “offiziell vertretbaren” und sind verfassungsfeindlich, jedenfalls soweit es die Systemparteien der Mitte betrifft.

    Die Verengung des Diskursraumes erfolgt mit massiver massenmedialer Unterstützung, der öffentliche-rechtliche Rundunk ist in diesem Zusammenhang eindeutig als parteipolitischer Akteur zu identifizieren.

    Reply

    • Skyjumper
      30. September 2024 @ 14:26

      Grundsätzlich würde ich das gerne genau so einstufen wie Sie. Ich sehe da allerdings ein „verstecktes“ Problem.

      Ergänzend zu Ihren stimmigen Ausführungen möchte ich ergänzen, dass die stattgefundene Diskursverengung zuallererst innerhalb der Parteien der sogenannten Mitte SELBST stattgefunden haben. Das genau ist ja m.E.n. der Grund warum die „extremen“ Parteien an den Rändern überhaupt so erstarken konnten (bzw. sich gründen konnten). Sie vertreten eben Positionen die vor wenigen Jahrzehnten noch gemäßigt-links bis gemäßigt-rechts gewesen sind und nutzen damit den Platz den die Alt-Parteien selbt freigemacht haben.

      Das „versteckte“ Problem was ich dabei sehe ist, dass im Windschatten dieser eigentlich gar nicht so extremen Parteien auch echte Links-/Rechts-Extreme ihr Unwesen treiben können und auf diesen Weg in die Machtzentren gespült werden könnten, oder sich im Hintergrund als Strippenzieher betätigen. Deshalb halte ich es am Ende dann doch für sinnvoll darüber zu sinnieren wer weiter links/rechts/gummischuh steht.

      @ebo erwähnte bereits die „Festung Deutschland“ und „Remigration“. Ich ergänze dass dann noch darum, das A. Weidel wahrscheinlich keine Ambitionen hat sich als „Volkskanzlerin“ zu vermarkten. Allerdings schrieb ich nicht ohne Bedacht von meiner WAHRNEHMUNG – vor Ort befindlich kann sich das ja durchaus anders (und berechtigter) darstellen als meine Aussenwahrnehmung.

      Reply

      • Stef
        30. September 2024 @ 15:18

        Ja, das stimmt alles. Kenne ich insbesondere in der SPD aus erster Hand.

        Extremisten gibt es in allen Parteien. Und zwar nicht zu knapp. Offene und verkappte. Nehmen Sie nur einmal die Extemisten der neoliberalen Mitte, da steht ein echtes Prachtexemplar ganz an der Spitze der CDU flankiert von einem nicht minder prächtigen Generalsekretär.

        Von daher gebe ich auf die Analyse eines echten oder vermeintlichen Extremismus nicht mehr allzu viel. Was zählt ist, wer sich nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes bewegt. Und dieses ist (bisher noch) recht großzügig. Man muss schon offen den Nationalsozialismus verherrlichen oder systematisch die Abschaffung der gesamten freiheitlich demokratischen Grundordnung betreiben, um da raus zu sein.

        Was gerne übersehen wird: Unser Grundgesetz ist explizit wirtschaftspolitisch neutral. Sozialismus wäre mit ihm zu vereinbaren, solange er demokratisch ist. Mir ist natürlich auch klar, dass genau diese wirtschaftpolitische Neutralität von den Systemparteien jetzt ex post eliminiert werden soll. Was nochmal ein ganz eigenes Schlaglicht auf die Frage des politischen Extremismus in Richtung der vermeintlichen “Mitte” wirft.

  • Kleopatra
    30. September 2024 @ 08:49

    Regierungen unter FPÖ-Beteiligung hat es seit Österreichs EU-Beitritt bereits mehrfach gegeben, neu wäre nur, dass diesmal die FPÖ eindeutig in der Wahl die stärkste Partie wurde. Aber auch bei einer ÖVP-FPÖ-Koalition ergibt sich daraus kein Anspruch, in der Politik mehr durchzusetzen, als wenn sie etwa weniger Stimmen hätte als die ÖVP. In einer Koalition hat jeder Partner die Möglichkeit, das Regierungsbündnis zu sprengen.
    Die Möglichkeiten, eine Sperrminorität zu organisieren, existieren unabhängig von der parteipolitischen Zugehörigkeit einer Regierung.

    Reply

    • Skyjumper
      30. September 2024 @ 11:20

      Theoretische Möglichkeiten sind das eine, faktische Wahrscheinlichkeiten das andere.

      Es sind ja nicht „nur“ Ungarn, Italien und die Niederlande wo es zu tendenziellen Unstimmigkeiten zur off. EU-Linie kommen kann. Belgien und die Slowakei (obwohl eher links-populistisch) würde ich auch dazu zählen. In Frankreich und Polen kann sich die politische Situation UNerwartet schnell ändern und deutlich EU-skeptischer werden.

      Ich glaube daher schon, dass die Machtverhältnisse in Brüssel insgesamt gesehen fragiler geworden sind, und durch den Wahlsieg der FPÖ nicht gerade stabiler werden.

      „Aber auch bei einer ÖVP-FPÖ-Koalition ergibt sich daraus kein Anspruch, in der Politik mehr durchzusetzen, als wenn sie etwa weniger Stimmen hätte als die ÖVP.“

      Auch wenn Sie dichter dran sind: Den ANSPRUCH mehr durchsetzen zu wollen wird die FPÖ nach meiner Auffassung durchaus haben, nachdem sie nun die stärkste Fraktion ist. Ob sie es auch durchsetzen kann ist natürlich eine andere Frage. Im Moment sieht es tatsächlich nicht danach aus.

      Reply

    • KK
      30. September 2024 @ 13:42

      Aus dem Artikel:
      “Wenn sie hingegen mit der FPÖ regieren (und sei es ohne Kickl), brechen sie die neuerdings viel beschworene “Brandmauer gegen Rechts”.”

      Laut DLF will Nehammer eine Koalition mit der FPÖ nicht ausschliessen, solange Kickl nicht selbst in der Regierung sitzt. Die “Brandmauer” wackelt bereits!

      Reply

      • Kleopatra
        30. September 2024 @ 14:25

        Ich erinnere daran, dass die „Brandmauer“ ein Schlagwort er deutschen Politik ist (und sich dezidiert auf die AfD bezieht). In Österreich sind ÖVP-FPÖ-Koalitionen auf Landesebene keine Annahmeerscheinung, sondern kommen häufig zustande.
        Die ÖVP hat auch nie eine Koalition mit der FPÖ grundsätzlich ausgeschlossen, sondern nur die Person Kickl als inakzeptabel bezeichnet.

      • KK
        30. September 2024 @ 15:54

        @ Kleopatra:
        Die ÖVP ist Teil der EVP, die diese “Brandmauer” ebenfalls für sich reklamiert hatte.

      • Titi
        30. September 2024 @ 19:27

        Die ÖVP möchte vor allem aus persönlichen Gründen nicht mit Kickl eine Koalition bilden. Inhaltlich hat die ÖVP bereits einige Positionen der FPÖ übernommen, wie z.B. “die Leitkultur verteidigen”. Auf regionaler Ebene (in Niederösterreich) bildet die Volkspartei mit den Freiheitlichen eine Regierung, obwohl der Chef der niederösterreichischen FPÖ im sog. “Liederbuch-Skandal” verwickelt war (im Skandal ging es um ein Liederbuch von einer Burschenschaftsgruppe, von der dieser Landesparteichef Mitglied ist, und dieses Buch beinhaltete rassistische und antisemitische Strophen).
        Und ja, die ÖVP hat in der jüngsten Vergangenheit mehrere Male auf Bundesebene mit den Freiheitlichen koaliert, daher gehe ich davon aus, dass die österreichische “Brandmauer” nicht lange halten wird.
        Somit gehe ich davon aus, dass die

      • Titi
        30. September 2024 @ 19:30

        Die ÖVP möchte vor allem aus persönlichen Gründen nicht mit Kickl eine Koalition bilden. Inhaltlich hat die ÖVP bereits einige Positionen der FPÖ übernommen, wie z.B. “die Leitkultur verteidigen”. Auf regionaler Ebene (in Niederösterreich) bildet die Volkspartei mit den Freiheitlichen eine Regierung, obwohl der Chef der niederösterreichischen FPÖ im sog. “Liederbuch-Skandal” verwickelt war (im Skandal ging es um ein Liederbuch von einer Burschenschaftsgruppe, von der dieser Landesparteichef Mitglied ist, und dieses Buch beinhaltete rassistische und antisemitische Strophen).
        Und ja, die ÖVP hat in der jüngsten Vergangenheit mehrere Male auf Bundesebene mit den Freiheitlichen koaliert, daher gehe ich davon aus, dass die österreichische “Brandmauer” nicht lange halten wird.

  • Skyjumper
    30. September 2024 @ 07:59

    Erstaunlich wie VERGLEICHSWEISE ruhig diese Wahl und auch das Ergebnis von den Medien kommentiert wird. Dabei ist die FPÖ nach meiner Wahrnehmung in ihren Positionen extremer als z.B. die hiesige AfD oder auch RN (unter Marine le Pen).

    Falls es nicht zu der von mir erwarteten, großen Koalition (ohne FPÖ) kommen sollte sehe ich die Nagelprobe allerdings viel stärker bei van der Bellen. Der österreichische Bundespräsident hat eine deutlich größere Machtbefugnis als etwa der deutsche, und könnte einer FPÖ Regierung die Ernennung durchaus verweigern.

    Das wird wohl eine unruhige Zeit für Österreich, und für die EU erst Recht.

    Reply

    • Kleopatra
      30. September 2024 @ 09:27

      Dass die FPÖ extremer sein soll als die AfD, kann ich als in Österreich Ansässiger nicht nachvollziehen.
      Der Bundespräsident ist frei in der Entscheidung, wen er zum Bundeskanzler ernennt. Und auch zu Fachministern kann er zwar nur Kandidaten ernennen, die ihm vom Bundeskanzler vorgeschlagen wurden, aber er ist frei, diese Vorschläge abzulehnen. (Davon wurde bei der ersten ÖVP-FPÖ-Koalition Gebrauch gemacht). Die Regierung muss sich freilich zeitnah einer Vertrauensabstimmung im Nationalrat stellen. Aber wie sich aus diesen Überlegungen ergibt, hat der Bundespräsident bei der Regierungsbildung einen großen Spielraum.

      Reply

      • KK
        30. September 2024 @ 13:48

        “Dass die FPÖ extremer sein soll als die AfD, kann ich als in Österreich Ansässiger nicht nachvollziehen.”

        Das liegt wohl an der in Österreich ohnehin traditionell weiter rechts stehenden Gesellschaft – schliesslich ist die FPÖ spätestens seit Haider als rechtsextrem zu betrachten und hat eine treue Stammwählerschaft im zweistelligen Bereich.

      • ebo
        30. September 2024 @ 13:57

        In Deutschland steht “Remigration” auf dem Index, und eine “Festung Deutschland” fordert nicht ‘mal Höcke…



  • Info: https://lostineu.eu/oesterreich-nagelprobe-fuer-die-oevp-und-die-evp/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

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