10.10.2024

Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien  
(I von III)

aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, vom 9. Oktober 15:31 Uhr


Liebe Friedensinteressierte,



beiliegend einige Informationen zu

den Kriegen in der Ukraine und in Westasien.


1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker


2. LMD: Die Clans der Ukraine


3. Die Zeit: Ukrainische Sicherheitskonferenz: Wolodymyr Selenskyj hat einen neuen Plan


4. Newsweek: Exklusiv: Russlands Lawrow warnt vor "gefährlichen Folgen" für die USA in der Ukraine


5. IPG: Gefragter Mediator



6. NZZ: Israel und Gaza News

7. IPG: Thomas Friedmann: Die andere Partei Gottes


8. Handelsblatt: Das sind Israels wichtigste Waffenlieferanten


9. DLF: Steht die Nahost-Region vor einem großen Krieg?


10. Nahost: Hisbollah-Vize rückt laut Bericht von Gazafrieden als Bedingung ab


11. SZ: Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm:


      "Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster“



——


1. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker



https://www.n-tv.de/politik/12-04-Umfrage-Fuer-Russen-ist-Deutschland-ein-feindliches-Land--article23143824.html


09.10.2024

Ukraine-Krieg im Liveticker


12:04 Umfrage: Für Russen ist Deutschland ein feindliches Land



Wegen der Unterstützung für die Ukraine sieht eine Mehrheit von Russen

und Russinnen Deutschland als feindliches Land. Laut einer

repräsentativen Umfragge des unabhängigen Lewada-Zentrums für

Meinungsforschung in Moskau haben 62 Prozent der Russen ein schlechtes

oder eher schlechtes Verhältnis zu Deutschland.


Noch 2019 war es umgekehrt: 61 Prozent der russischen Bevölkerung

hatten ein gutes oder eher gutes Bild von Deutschland. Lewada-Chef Lew

Gudkow leitet aus den Antworten ab, dass eine verstärkte antideutsche

Propaganda in Russland Wirkung zeige. "Deutschland hat die Ukraine und

Polen überholt als feindselige Länder", sagte er. Nur in den USA und

Großbritannien sehe die russische Bevölkerung noch größere Feinde.


(…)


11:30 Trubetskoy zu Biden-Absage: "Für die Ukraine ist das keine gute Nachricht“


Angesichts der Hurrikan-Lage in Florida sagt US-Präsident Biden seine

Deutschlandreise und damit auch den Ukraine-Gipfel in Ramstein ab. Für

Kiew "absolut enttäuschend", erklärt der ukrainische Journalist Dennis

Trubetskoy. Zudem rechnet der Experte in wenigen Wochen mit einem

Stromproblem in seinem Land.


(…)


04:56 Biden kommt nicht zum Ukraine-Gipfel in Ramstein


US-Präsident Biden wird nicht persönlich am Ukraine-Gipfel am Samstag

in Ramstein teilnehmen. Das bestätigt Pentagon-Sprecherin Sabrina

Singh. Es werde noch daran gearbeitet, was das für den Zeitplan von

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bedeute. US-Außenminister Antony

Blinken, der Biden bei der Reise begleiten sollte, hat seinen

Deutschland-Besuch ebenfalls abgesagt.


Biden hatte wegen des auf den Bundesstaat Florida zusteuernden

Hurrikans "Milton" seine geplanten Reisen nach Deutschland und Angola

verschoben. Denkbar wäre nun, dass Biden virtuell an dem Gipfel mit

rund 50 NATO-Mitgliedstaaten teilnimmt.


(…)


23:16 Ukraine: Nächster Friedensgipfel wohl später als geplant


Die ukrainische Führung richtet sich auf eine mögliche Verschiebung

des für November erhofften zweiten Friedensgipfels ein. Für die

Vorbereitung ist in Kiew das Präsidialamt unter Andryj Jermak

zuständig. Dessen Beraterin Darija Sariwna sagt dem Nachrichtenportal

"Telegraf", dass ein Novembertermin wohl nicht zu halten sei.


Trotzdem solle alles für den kommenden Gipfel vorbereitet werden.

Derzeit liefen Konferenzen über einzelne Themen des Friedensplans von

Präsident Wolodymyr Selenskyj, erläutert Sariwna auf Telegram. Die

letzte derartige thematische Konferenz - über humanitäre Fragen wie

den Austausch von Gefangenen - werde am 30. und 31. Oktober

stattfinden. "Die Frage eines Datums für den zweiten Friedensgipfel

wird nach Abschluss der thematischen Konferenzen entschieden",

schreibt sie.



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1. LMD: Die Clans der Ukraine


Anm. von C.Ronnefeldt: Vor ziemlich genau 10 Jahren

erschien dieser Artikel in der renommierten Le Monde Diplomatique.

Er kann mithelfen, die Gegenwart besser zu verstehen.



https://web.archive.org/web/20141017204304/http://www.monde-diplomatique.de/pm/2014/10/10/a0043.text


10.10.2014

Die Clans der Ukraine


Machtverhältnisse in einer Demokratie, die nie existiert hat


von Klaus Müller


Klaus Müller ist Professor für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte

an der AGH University of Science and Technology in Krakau.



Die ukrainische Politik hat im September erneut eine überraschende Wende

genommen. Noch vor Kurzem sprach der ukrainische Verteidigungsminister

von einem großen Krieg, wie ihn Europa seit 1945 nicht gesehen habe.

Und US-Politiker beschrieben die Ukraine als Schauplatz eines Krieges

Russlands gegen Europa, der sich jederzeit noch ausweiten könne.


Doch dann folgte Mitte September eine Vereinbarung, die auf einen

Kurswechsel hinausläuft, der den Konflikt um die Zukunft der Ukraine

entschärfen könnte: Zwar soll der wirtschaftliche Teil des

EU-Assoziierungsabkommen am 1. November 2014 in Kraft treten, doch

seine volle Implementierung ist auf Ende 2015 verschoben.


Ebenso wichtig: Den umkämpften Territorien im Osten wird für drei

Jahre eine weitgehende Autonomie gewährt. Das wäre in der Tat ein

Ausweg aus der größten innenpolitischen Katastrophe des Landes seit

dem Zweiten Weltkrieg, die bereits mehr als 3 500 Tote gefordert und

eine Million Ostukrainer aus zerstörten Städten und Dörfern vertrieben hat.


Doch in Kiew kritisieren oppositionelle Stimmen, allen voran Julia

Timoschenko, die relative Waffenruhe im Osten des Landes als Kniefall

vor Moskau und kündigen eine Verfassungsbeschwerde an. Aktivisten der

Maidan-Bewegung sehen die Werte verraten, für die sie protestiert

haben; ihre militantesten Vertreter fragen sich, wofür sie fünf Monate

lang gekämpft und Opfer gebracht haben.


Dmytro Jarosch, der Führer des "Rechten Sektors", warnt Präsident

Poroschenko, es könnte ihm ähnlich ergehen wie seinem Vorgänger

Janukowitsch. Und unter den rechten Milizen im Osten wächst die Idee

eines Marschs auf Kiew.


Kaum jemand stellte die näherliegende Frage, warum man nicht schon

früher zu einem Kompromiss bereit war, etwa in Form des Fahrplans zu

einer Verfassungsreform und Neuwahlen, den die Außenminister

Frankreichs, Deutschlands und Polens im Februar unter Beteiligung der

ukrainischen Opposition ausgehandelt hatten.


Die Entzauberung der Maidan-Revolution schreitet schneller voran als

die der Orangen Revolution von 2005. Beide teilen das eigentümliche

Schicksal eines Ereignisses von globaler Bedeutung, das gleichwohl an

den realen Machtverhältnissen und den politischen Institutionen der

Ukraine genauso wenig geändert hat wie an den wirtschaftlichen Strukturen.


In ihrem Zerfall, der bereits mit dem Amtsantritt Petro Poroschenkos

einsetzte, wird die Maidan-Bewegung als das erkenntlich, was sie schon

bei ihrer Entstehung im Spätherbst 2013 war: eine temporäre Koalition

höchst unterschiedlich motivierter Protestgruppen.


Der gemeinsame Gegner führte soziale Protestbewegungen,

nationalistische Kampftrupps und um die Macht rivalisierende Eliten

zusammen. Was in der westlichen Öffentlichkeit als Kampf europäischer

Werte gegen einen wiederauferstandenen russischen Imperialismus

porträtiert wurde, verdeckte in Wahrheit die höchst unterschiedlichen

Interessen jeder dieser Gruppierungen.


Die ursprünglichen Motive für den Protest der ukrainischen Bevölkerung

gehen aus einer im Dezember 2013 veröffentlichten landesweiten Umfrage

der International Foundation for Electoral Systems (Ifes) hervor.(1)

Demnach handelte es sich in erster Linie um einen Überlebenskampf in

einer heillos defekten Demokratie.


Als die brennendsten Probleme wurden Inflation, Armut und

Arbeitslosigkeit genannt, gefolgt von Korruption und einem maroden

Gesundheitswesen. 74 Prozent der Befragten hatten kein Vertrauen zu

den politischen Institutionen, am wenigsten zu dem von Korruption

durchsetzten Parlament und zur Regierung, letztlich also zur gesamten

politischen Klasse.


Zwei Drittel misstrauten dem noch amtierenden Präsidenten Wiktor

Janukowitsch, aber ebenso Oppositionellen wie Julia Timoschenko und

Arsenij Jazenjuk und vor allem Oleh Tjahnybok, dem Chef der

nationalistischen Swoboda-Partei.


Als zentrales Problem sahen die Befragten die Funktionsweise der

ukrainischen Demokratie als solcher. In diesem Sinne trifft es zu,

dass die Mehrheit der Maidan-Demonstranten auf einen radikalen Wandel

aus war und sich nicht mit dem Rücktritt von Janukowitsch begnügte.

Verstärkt und erweitert wurden diese Motive durch die Eskalation der

Gewalt auf dem Maidan und die Repression des Regimes.


Die von USAID finanzierte Studie zeigt aber auch, dass zu den Motiven,

die die Kiewer Bevölkerung auf die Straße trieben, keinesfalls

irgendwelche geopolitischen Strategien gehörten. Ende 2013 sahen

lediglich 14 Prozent im Verhältnis zu Russland und nur 4 Prozent im

möglichen Beitritt zur Eurasischen Union ein Problem.


34 Prozent bevorzugten engere Wirtschaftsbeziehungen mit Russland, 35

Prozent mit der EU, während 17 Prozent hierin keinen Gegensatz erkannten.


Die Initiative ging allerdings seit Februar auf andere Gruppierungen

über: auf nationalistische Stoßtrupps, die den Rückzug von

Janukowitsch erzwangen, und auf Mitglieder des Parlaments, die mit der

Technik des Machterhalts per Fraktionswechsel seit jeher vertraut waren.


Die aus dem alten Personal zusammengesetzte Übergangsregierung hielt

sich an die bewährten Muster opportunistischer Regierungsumbildungen.

Ein selbst ernannter Maidan-Rat, der sich aus Führern der

Anti-Janukowitsch-Parteien rekrutierte, entschied über die Verteilung

der Regierungsämter.


Die Kontinuität oligarchischer Macht wurde dann im Mai durch die Wahl

eines neuen Präsidenten gesichert. Petro Poroschenko war der Kandidat

des westlich orientierten Pintschuk-Clans, der seit einigen Jahren für

die Aufnahme der Ukraine in EU und Nato plädiert.


Der Öffentlichkeit hatte sich Poroschenko durch die Liveübertragung

der Maidan-Proteste in seinem eigenen Sender empfohlen. Mit seinem

Sieg war der rivalisierende Achmetow-Clan aus Donezk, der hinter der

Partei der Regionen, also hinter Janukowitsch, stand, in die Defensive

gedrängt.


Diese oligarchischen Strukturen sorgen dafür, dass das Verhältnis

zwischen nationalen Bewegungen, Parteien, Medien und politischer Macht

von außen kaum zu durchschauen ist. Die dominierenden Clans haben sich

im Übergang der Ukraine von einer Sowjetrepublik in die Unabhängigkeit

herausgebildet.


Die kommunistische Führung hat dabei das Konzept der staatlichen

Souveränität von den westukrainischen Nationalisten übernommen - mit

dem Ziel, sich aus der zerfallenden Sowjetunion herauszulösen und

damit ihre Machtpositionen zu erhalten.


Der letzte Vorsitzende des Ukrainischen Obersten Sowjets, Leonid

Krawtschuk, vollbrachte das Kunststück, sich an die Spitze der zuvor

unterdrückten Nationalbewegungen zu setzen, indem er Ukrainisch zur

Staatssprache machte und die desaströse Wirtschaftslage dem Moskauer

Zentrum zuschrieb. Und die Interessen der Fabrikdirektoren und

Arbeiter in den östlichen Regionen wurden durch die Privatisierung

ihrer Industrien in ukrainische Hände bedient.


In den ersten fünf Jahren der Transformation ging die Hälfte der

Unternehmen in privaten Besitz über. Die drei großen "Clans" der

1990er Jahre bildeten die territoriale und sektorale Gliederung der

ukrainischen Wirtschaft ab.


Der Donezker Clan gruppierte sich um Rinat Achmetow, der die Schwer-

und Metallindustrie dominierte; wichtige Verbündete waren der

Industrieverband Donbass um Serhij Taruta, Witali Hajduk und die

Gebrüder Klujew.


Die Dnepropetrowsker Gruppe war am engsten mit der politischen

Maschine von Leonid Kutschma, dem zweiten Präsidenten der Ukraine,

verwoben. Wiktor Pintschuk, anfangs in der Metallindustrie engagiert,

ist Kutschma familiär verbunden und stimmte seine Interessen mit der

Finanzgruppe Privat von Ihor Kolomojskyj ab.


Dieser Gruppe hatten sich Julia Timoschenko und Serhij Tihipko

angeschlossen. Der Kiewer Clan als dritte Kraft profitierte von seinen

direkten Verbindungen zur Präsidialverwaltung Kutschmas, sah jedoch

seinen Einfluss unter den veränderten politischen Rahmenbedingungen

zusehends schwinden.


Klitschkos Wahl wurde vom Pintschuk-Clan organisiert


Am Ende von Kutschmas Amtszeit im Januar 2005 hatten sich die Clans

mittels Übernahmen und Zusammenschlüssen von ihren jeweiligen Regionen

emanzipiert und politische Schlüsselämter in Kiew erobert: die Leitung

des Außenministeriums, des Energieministeriums, der Zentralbank, des

Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats sowie der Zollbehörde,

aber auch den Vorsitz in wichtigen parlamentarischen Ausschüssen.


Für die Massenloyalität sorgt in diesem oligarchischen System die seit

Ende der 1990er Jahre zugelassene Konkurrenz von Parteien, über die

verschiedene Kapitalgruppen ihre Interessen koordinierten. Die

Öffentlichkeitsarbeit der Clans läuft über Fernsehstationen und

Zeitungen, die sie über ihre eigenen Mediengruppen kontrollieren.(2)


Die Veränderungen der ukrainischen Politik seit der Jahrtausendwende

gehen auf die wechselnden Koalitionen dieser Kapitalgruppen zurück,

die wiederum Verschiebungen im Parteiensystem bewirken. Die von

Timoschenko gegründete Vaterlandspartei konnte sich die Unterstützung

des größten Autoproduzenten Tariel Vasadze sichern; Janukowitschs

Partei Unsere Ukraine konnte auf Poroschenko, Taruta und Hajduk zählen.


Angesichts dessen war kaum zu erwarten, dass der Sieg der Orangen

Koalition von 2005 die Geschäftsgrundlage der Politik verändern würde.

Stattdessen wurden in der Ära Timoschenko die Rivalitäten bei der

Verteilung der Gewinne aus russischem Gasimporten in die Regierung

selbst hineingetragen.


Von einer proeuropäischen Politik der Orangen Koalition - im Gegensatz

zu einer prorussischen Orientierung der vorangegangenen wie der

folgenden Regierung unter Janukowitsch - kann also kaum die Rede sein.

Denn auch die außenpolitischen Optionen waren stets von den

Investitionsinteressen der Industriegruppen instruiert.


Allerdings keineswegs nach dem schlichten Schema "Ost gegen West". Die

im Osten der Ukraine operierenden Unternehmen sind längst in der

Schweiz, Österreich oder Luxemburg registriert.


Achmetow besitzt Stahlwerke in Italien und Großbritannien. In

geschäftlichen Angelegenheiten vertrauen diese Konzerne

internationalen Unternehmensberatern und Rechtsanwälten,

Interessenkonflikte werden vor Gerichten in London oder New York

ausgetragen.


Vor allem Pintschuk ist für einen raschen EU-Beitritt und sponsert den

Ukrainischen Lunch beim Davoser Weltwirtschaftsforum. Umgekehrt

setzten Poroschenko und Vasadze noch vor wenigen Jahren auf eine

liberalisierungskritische Linie, um ihre Produkte weiterhin durch

Einfuhrzölle gegen europäische Konkurrenz abzuschirmen.


Angesichts des vorherrschenden Opportunismus wäre es also trügerisch,

die parteipolitische Szenerie der Ukraine in starre innen- und

geopolitische Lager einzuteilen.


Der "westliche" Präsident Juschtschenko hatte 2005 kein Problem,

Janukowitsch den Weg zur Rückkehr an die Macht zu ebnen, auf Kosten

Timoschenkos. Und Poroschenko war Gründungsmitglied der Partei der

Regionen und 2001 deren stellvertretender Vorsitzender.


Als er jetzt im Mai zum Präsidenten gewählt wurde, meinte er, mit der

neu gebildeten Regierung könne er gut zusammenarbeiten, weil er das

Personal aus seiner früheren Arbeit bestens kenne. Noch 2012 fungierte

Poroschenko als Wirtschaftsminister unter Janukowitsch.


Eine seiner ersten Amtshandlungen als Präsident bestand darin, die

Unternehmer-Politiker Taruta und Kolomojskij zu Gouverneuren von

Donezk respektive Dnjepropetrowsk zu ernennen. Aus der

Clan-Perspektive hat Poroschenkos Wahl den weiteren Vorteil,

Timoschenko als die große "westorientierte" Rivalin des

Pintschuk-Clans vorerst von der Macht fernzuhalten.


In der westlichen Wahrnehmung wurden diese Details der

innerukrainischen Machtspiele durch die Rhetorik eines neuen Kalten

Kriegs zugedeckt. Anders in der Ukraine selbst, wo die Ernüchterung

bald einsetzte.


Im Sommer 2014 waren auf dem Maidan - als letzte Zeichen des

politischen Protests - nur noch die Zeltlager übrig, die sich bis zum

Chreschtschatyk-Boulevard erstreckten. Die Symbole der Militanz -

Militärausrüstung, Barrikaden, Schutzschilde, Steinhaufen und

Reifenstapel - sind zu Stadtmöbeln geworden.


Ähnlich sieht es in den westlicheren Städten aus, wie etwa in Lwiw

oder Iwano-Frankiwsk: Ukrainische Fähnchen und die schwarz-roten

Embleme der westukrainischen Nationalisten, Anti-Putin-T-Shirts und

Bandera-Plaketten werden als Souvenirs feilgeboten, finden allerdings

mangels Touristen nur geringen Absatz.


Die gewaltsame Räumung der Kiewer Protestzone Anfang August erfolgte

nicht, weil die Forderungen des Maidan nach einem Ende der Korruption

und eines von Oligarchen vereinnahmten Staats erfüllt worden wären.

Sie sollte vielmehr die Kontinuität des politischen Geschäfts

demonstrieren und gewährleisten. Niemand weiß dies besser als Witali

Klitschko, heute Bürgermeister von Kiew.


Die erfolgreiche Wahlkampagne Klitschkos wurde vom Pintschuk-Clan

organisiert. Noch im April hatte Klitschko auf die Besonderheiten der

ukrainischen Demokratie verwiesen: Parteien werden von oben her

finanziert, ihre Finanziers sichern sich die parlamentarische

Repräsentation ihrer Interessen durch Vertraute, die sie auf den

Parteilisten platzieren.


Sobald die Alimentierung von oben ausbleibt, fällt eine Partei in sich

zusammen. Die Abgeordneten können auch in Abwesenheit parlamentarisch

abstimmen, damit politische Verpflichtungen nicht ihre laufenden

Geschäfte behindern. Achmetow, die Nummer eins der ukrainischen

Oligarchen, hatte nach seiner Wahl über die Liste der Partei der

Regionen 2006 das Parlamentsgebäude kaum betreten.


Die Übersetzung wirtschaftlicher Interessen in parlamentarische

Stimmen sorgt zugleich für einen gewissen "Pluralismus": Um auf Nummer

sicher zu gehen, unterstützte Pintschuk Abgeordnete von gleich drei

Parteien.


Den Abgeordneten wiederum verschafft dies eine gewisse Autonomie, weil

sie je nach politischer Wetterlage ihre Positionen - und ihre

Einkommen - durch Partei- oder Fraktionswechsel sichern können. So

haben nach der Flucht von Janukowitsch im Februar 2014 nicht weniger

als 72 Abgeordnete dessen Partei der Regionen verlassen.


Über die Eigenheiten der ukrainischen Demokratie von oben hatte die

Bevölkerung spätestens nach dem Verpuffen der Orangen Revolution

keinerlei Illusionen. Nur wenige Monate nach der Wahl Juschtschenkos

zum Präsidenten Anfang 2005 glaubte nicht einmal ein Viertel der

Ukrainer, dass es mehr Demokratie im Lande gebe.( )Und 60 Prozent der

Befragten sahen das Land auf einem falschen Weg.(3)


Die folgenreichste Aktion der neuen Regierung war die

"Anti-Terror-Operation" im Osten, in den Medien "ATO" genannt (wobei

sich viele einen anderen Anfangsbuchstaben hinzudenken). Es handelt

sich um eine Art Kriegserklärung, die sich zu sehr an der

Feindsemantik von US-Beratern orientierte, als dass sie in der

Bevölkerung große Begeisterung ausgelöst hätte. Und auch die Armee war

in sich zu gespalten, um in einem internen Krieg voll einsatzfähig zu

sein.


Das veranlasste die Regierung, über die Wiedereinführung der

Wehrpflicht hinaus eine Nationalgarde aufzubauen, die sich auf

Freiwilligenverbände stützt.(4)


Die Kämpfe in den östlichen Regionen werden also von Verbänden ohne

klare Kommandostruktur geführt, deren Vielfalt kaum überschaubar ist.

Die Tatsache, dass die Kampfgruppen in den Regionen um Mariupol,

Lugansk oder Donezk von den Oligarchen Kolomoiskij, Taruta und anderen

finanziert werden, zeigt dabei, wie weit die Usurpation von

Staatsfunktionen durch oligarchische Gruppen gediehen ist.


Die nationalistischen Stoßtrupps des Maidan interpretieren ihren

"Anti-Terror-Einsatz" als "Einladung" zum Kampf gegen einen

prorussischen Separatismus. Allerdings muss man bezweifeln, dass viele

Ukrainer von einem aufgeheizten Nationalismus beseelt sind.


In Kiew sah man im August nur wenige Nationalflaggen. Und selbst in

der westlichen Ukraine will der nationalistische Funke kaum zünden. In

den Straßen von Iwano-Frankusk oder Lwiw machen die Bürger einen

großen Bogen um die Stände von Gruppen, die zum Eintritt in die

Nationalgarde oder auch nur zu Spenden auffordern.


Die für die Medien inszenierte Zerstörung von Symbolen aus der

Sowjetzeit war das Werk kleiner rechtsradikaler Minderheiten. In Kiew

ist von der Leninstatue an der Mündung des

Taras-Schewtschenko-Boulevards zwar nur der Sockel geblieben, aber am

Eingang zur Aula der gleichnamigen Universität prangen nach wie vor

die Embleme der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften.


Mit Juschtschenko wurden die Nationalisten salonfähig


Im Museum zum Großen Vaterländischen Krieg führt man die frisch

uniformierten Rekruten noch immer durch die gemeinsame Geschichte des

sowjetischen Siegs über Nazideutschland. Auch in den Museen Lwiws ist

von einem antirussischen Nationalismus noch nichts zu sehen.


Das Personal des Lwiwer Stadtmuseums, das unter anderem alte

französische Landkarten von einer bis in den Kuban hineinreichenden

Großukraine präsentiert, drückt sich sehr zurückhaltend aus, wenn man

nach Symon Petljura, dem antisowjetischen Freiheitshelden der frühen

1920er Jahre, fragt.


Man scheint sich darüber im Klaren, dass der ukrainische Nationalismus

selbst in der heroischen Phase nach dem Ersten Weltkrieg ein

Minderheitenprojekt war. Die Dominanz nationaler Symbole in der

aktuellen Politik hat andere Gründe.


Seit der Unabhängigkeit wurden nationalistisch aufbereitete Themen

immer wieder zur politischen Mobilisierung eingesetzt, stießen

allerdings im Osten kaum auf Resonanz. In den westlichen Landesteilen

dagegen waren nationalistische und neofaschistische Kampfgruppen schon

immer aktiv.


Aber in der Öffentlichkeit und bei Wahlen spielten sie eine marginale

Rolle. Die radikale Rechte überzeugte selbst im Kerngebiet des

westukrainischen Nationalismus nur ein paar Prozent der Wähler und

verunsicherte die Öffentlichkeit von Lwiw allenfalls durch

Fackelmärsche. Und die paramilitärische Studentenvereinigung in Lwiw

wurde wegen rassistischer Umtriebe aus dem Ukrainischen

Studentenverband ausgeschlossen.


Der Aufstieg der Neofaschisten in der ukrainischen Politik geschah

erst, als Juschtschenko den autoritären Führer der Sozial-Nationalen

Partei Oleh Tjahnybok in seine Wahlallianz Unsere Ukraine aufnahm und

ihm damit parlamentarische Respektabilität verschaffte.


Seitdem versuchen Tjahnybok und seine Gefolgschaft, jetzt im weniger

verdächtigen Rahmen der Swoboda-Partei, die Bevölkerung durch

Kampagnen gegen Korruption und gegen die Oligarchen anzusprechen -

ebenfalls ohne Erfolg. Die rechte Swoboda erreichte bei den

Präsidentschaftswahlen im Mai gerade 1,1 Prozent, der neofaschistische

Rechte Sektor 0,7 Prozent.


Dieses schwache Ergebnis darf allerdings nicht über die

Funktionalisierung der neofaschistischen Subkulturen durch die

vermeintlich prowestlichen Parteien hinwegtäuschen.(5)


Schon Juschtschenko würdigte die faschistischen Kampforganisationen

der 1930er und 1940er Jahre als nationalen Widerstand. Deren

Kommandeure Roman Schuschkewitsch und Stepan Bandera wurden trotz

aller Proteste des polnischen, russischen und auch des Europäischen

Parlaments offiziell zu "Helden der Ukraine'" ernannt. Ein

gigantisches Porträt Banderas war noch im August dieses Jahres auf dem

Maidan zu sehen.


Auch ohne Wahlerfolge haben rechtsradikale Demagogen ihre Position im

Zentrum des Staats erstaunlich konsolidiert. Der Rechte Sektor des

Maidan sieht heute seine Stoßtrupps, jetzt in reguläre Einheiten der

Nationalgarde umgewandelt, zur Aufstandsbekämpfung im Osten eingesetzt.


Und indem Swoboda-Chef Tjahnybok sich in der Maidan-Koalition

profilieren konnte, vermochte er sich den Nimbus eines international

respektablen "Proeuropäers" zuzulegen. Noch vor einigen Jahren konnte

man die ukrainischen Rechten als relativ ungefährlich einschätzen, da

sie im Gegensatz zu den Politikern der großen Parteien über keine

finanziellen Mittel verfügten.


Das hat sich geändert, weil inzwischen die Oligarchen Kolomojskij und

Taruta mehrere Bataillone der Nationalgarde finanzieren, die sich

hauptsächlich aus westukrainischen "Patrioten'" zusammensetzen.


Doch dieser Patriotismus der rechten Art spricht die meisten Ukrainer

trotz pausenloser Berichterstattung von den Fronten des Bürgerkriegs

keineswegs an. Weitaus mehr Beachtung finden die steigenden Preise und

die drohenden Sparprogramme.


Die Kosten den Bürgerkriegs bekam die Bevölkerung zunächst nur in Form

zusätzlicher Steuern zu spüren. Seit Juli wird zusätzlich zu erhöhten

Verbrauchsabgaben eine explizite Kriegssteuer auf alle Einkommen erhoben.


Eine durch IWF-Auflagen erzwungene Steuerreform soll künftig auch

Monatseinkommen von weniger als 1 700 Dollar stärker belasten.

Allerdings spielt diese Schwelle zum höchsten Steuersatz bei einem

offiziellen Durchschnittseinkommen von monatlich 225 Euro für die

meisten Ukrainer ohnehin keine Rolle.


Die seit Monaten angekündigten harten Reformen treffen eine

Bevölkerung, die im täglichen Leben ohnehin improvisieren muss, um die

dürftigen formellen Einkommen durch alle möglichen informellen

Aktivitäten aufzubessern. Nach den Erfahrungen mit früheren

IWF-Programmen wissen die Leute sehr wohl, was in den kommenden

Monaten zu erwarten ist: steigende Preise ohne Wachstum.


Die Oligarchen präsentieren sich nun als Realpolitiker


Das Versprechen Poroscherenkos, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis

2020 zu verdoppeln, wird sich demnächst an dem vom IWF

prognostizierten BIP-Einbruch von 10 Prozent messen lassen müssen.

Genauso unglaubwürdig ist die Ankündigung, die Militärausgaben auf 5

Prozent des Sozialprodukts zu steigern und die Rüstungsindustrie zum

Motor eines wirtschaftlichen Aufschwungs zu machen.


Es ist nicht das erste Mal, dass ukrainische Politiker interne

Probleme mit Verweis auf den äußeren Gegner in Moskau erklären wollen.


Die autoritäre Formierung der Politik in den 1990er Jahren wurde damit

gerechtfertigt, dass die Festigung des ukrainischen Staats wichtiger

sei als die Demokratie. Die Oligarchisierung der Wirtschaft wurde als

notwendiger Aufbau einer nationalen Bourgeoisie dargestellt.


Und wenn sich jetzt die "Anti-Terror-Aktion" - angeblich eine Sache

von Stunden - über Monate hinzieht, wird das eingesickerten russischen

Truppen zugeschrieben. Dieser Erklärung liegt freilich die fatale

Fehleinschätzung zugrunde, dass die regionale Polarisierung des Landes

auf militärischem Weg zu überwinden sei.


Dabei wird vergessen, dass die Anläufe zu einer "Ukrainisierung der

Ukraine", die 1993/94 und nach 2004 unternommen wurden, im Donbass wie

auf der Krim sezessionistische Reaktionen ausgelöst hatten, die nur

durch Konzessionen entschärft werden konnten.


Mit dem Vorschlag einer Föderalisierung der Ukraine scheint sich diese

Einsicht langsam durchzusetzen. Die Besinnung auf eine politische

Konfliktlösung geht bezeichnenderweise wiederum von oligarchischen

Kreisen aus.


Kurz bevor Poroschenko seinen Friedensplan der ukrainischen

Öffentlichkeit vorstellte, hatte Pintschuk am 14. September beim

Davoser Weltwirtschaftsforum in Genf zum Ukrainischen Lunch geladen.


Das Ergebnis war die gemeinsame Erklärung einer paritätisch besetzten

Gruppe von Vertretern internationaler Konzerne aus der Ukraine,

Deutschland, Russland und den USA.


Darin wird die Dezentralisierung der Ukraine vorgeschlagen, ferner

Minderheitenschutz und Sprachenrechte für den Osten und eine

bündnispolitische Neutralität nach Schweizer oder finnischem Muster.


Dazu die Empfehlung, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen

Union so zu gestalten, dass es mit Handelsbeziehungen zu Russland und

später auch zur Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft kompatibel ist.


Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 26. Oktober können die

Ukrainer zu Poroschenkos Vorschlägen Stellung nehmen.


Nach der jüngsten Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für

Soziologie findet Poroschenkos Initiative mehr Zuspruch als die

militanteren Positionen der Swoboda, der Radikalen Partei und von

Julia Timoschenko.


Ein Vertrauensbeweis für den Präsidenten ist das allerdings nur

angesichts schlechterer Alternativen. Ein realistisches Bild der Lage

dürfte die letzte Erhebung des Zentrums für Sozial- und Marktforschung

(Socis) in Kiew geben: 60 Prozent der Befragten stellten keine

Verbesserung ihrer Lebenssituation fest, ein Viertel konstatierte eine

Zunahme der Korruption.(6 )


Wie die Korruption im Alltag aussieht, konnte ich Ende Juli an der

Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw erleben.


Bei ihrer Anmeldung zur Immatrikulation wurden zahlreiche Studenten

von ihren Eltern begleitet. Manche von ihnen wollten sich vor allem

vergewissern, dass sie die unter der Hand zu entrichtende

Aufnahmegebühr in Höhe mehrerer Monatsgehälter gut investiert haben.


Wenn sie erfahren, dass eine Aufbesserung von Noten am Semesterende

billiger zu haben ist, werden sie womöglich sogar dankbar sein.


Auf den Straßen gehört die Korruption, wenn auch in kleinerem Maßstab,

zum täglichen Leben. Als ein Kiewer Obsthändler nahe der

Taras-Schewschtschenko-Universität Polizisten sieht, die mit einer

Kontrolle am Nachbarstand offenbar ihr Gehalt aufbessern, meint er

nur: "So leben wir.“


Fußnoten:

(1) Ifes, Public Opinion in Ukraine 2013, Dezember 2013.

(2) Slawomir Matuszak, "The Oligarchic Democracy. The Influence of Business Groups on Ukrainian Politics", Warschau (Center for Eastern Studies) 2012.

(3) Nur 14 Prozent glaubten an einen Rückgang der Korruption. Siehe Paul Kubicek, "The History of Ukraine", Westport (Greenwood) 2008, S. 173-175.

(4) Siehe Hélène Richard, "Ukrainische Patrioten. Vom Maidan an die Ostfront", "Le Monde diplomatique, September 2014.

(5) www.kiis.com.ua/?lang=rus&cat=reports&id=391&page=1 <https://web.archive.org/web/20141017204304/http://www.kiis.com.ua/%3Flang%3Drus%26cat%3Dreports%26id%3D391%26page%3D1>.

(6) socis.kiev.ua/ua/press/zahalnonatsionalne-sotsiolohichne-doslidzhennja-100-dniv-dijalnosti-prezydenta-ukrajiny.html <https://web.archive.org/web/20141017204304/http://socis.kiev.ua/ua/press/zahalnonatsionalne-sotsiolohichne-doslidzhennja-100-dniv-dijalnosti-prezydenta-ukrajiny.html>.



Klaus Müller ist Professor für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte


an der AGH University of Science and Technology in Krakau.


Le Monde diplomatique Nr. 10534 vom 10.10.2014, Seite 8-9, 719 Dokumentation, Klaus Müller



——


3. Die Zeit: Ukrainische Sicherheitskonferenz: Wolodymyr Selenskyj hat einen neuen Plan


https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-09/ukraine-konferenz-kiew-selenskyj-friedensplan-biden/komplettansicht


Ukrainische Sicherheitskonferenz: Wolodymyr Selenskyj hat einen neuen Plan


Wie kann der Krieg enden?


Auf einer Konferenz in Kiew wird die ukrainische Strategie diskutiert.


Entscheidend könnte Joe Biden sein: Er will noch etwas erreichen.



Von  Anna Sauerbrey


15. September 2024, 2:11 Uhr


(…)


Eröffnet wird die Konferenz von Präsident Wolodymyr Selenskyj

persönlich, sein Stabschef Andrij Jermak spricht ebenso wie der neue

Außenminister, der Verteidigungsminister, der Chef des

Militärgeheimdienstes.


Auch die USA sind gut vertreten, Kongressabgeordnete sind gekommen,

Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan wird

zugeschaltet, und Donald Trumps früherer Außenminister Mike Pompeo

spricht als Trump-Unterstützer, Trump-Erklärer und Verfechter der

Haltung, dass die Unterstützung der Ukraine sehr wohl im nationalen

Interesse der USA liegt – eine Haltung, die sein früherer Chef

bekanntlich nicht teilt. (…)


Nun soll eine weitere Konferenz folgen. Russland soll eingeladen

werden, auch wenn es derzeit unwahrscheinlich scheint, dass russische

Vertreter tatsächlich kommen.


Noch vor dieser Konferenz will Selenskyj mit Joe Biden einen neuen

"Friedensplan" besprechen. Die beiden Regierungschefs treffen sich am

Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, die

am 24. September beginnt. Selenskyj sagte am Wochenende auf der Yalta

European Strategy in Kiew, er werde ein Paket vorschlagen, "das den

Weg zu einem Frieden bereiten wird".


Spekulationen darüber, was der Plan enthalten könnte, bestimmen gute

Teile der Kaffee- und Hinterzimmergespräche auf der Konferenz.

Gesicherte Informationen dringen nicht nach außen.


Denkbar ist, dass die Ukraine sich bereit erklärt, über ein

Teilabkommen mit Russland zu sprechen. Beide Seiten könnten darüber

verhandeln, auf künftige Angriffe auf die Energieinfrastruktur des

jeweils anderen Landes zu verzichten.


Die Washington Post hatte im August berichtet, Katar habe als

Vermittler solche Gespräche bereits angebahnt. Doch als die Ukraine in

die Region Kursk einmarschierte, verlief sich der Vorstoß im Sande.


Denkbar ist auch, dass die britisch-amerikanische Erlaubnis,

weitreichende Waffen tiefer auf russischem Territorium einzusetzen,

Teil einer Einigung zwischen Biden und Selenskyj sein könnte. Das

würde den Druck auf Russland erhöhen, Gesprächen zuzustimmen.


Sorgt sich Biden um sein politisches Erbe?


Der russische Präsident jedenfalls scheint Angriffe mit Storm Shadow

auf Russland zu fürchten. Er reagierte auf Spekulationen über ein

amerikanisch-britisches Ja am Freitag mit verbalen Drohgebärden ("Das

würde bedeuten, dass Nato-Länder im Krieg mit Russland sind") und ließ

sechs britische Diplomaten ausweisen.


Joe Biden, das deutet sein Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan

auf der Kiewer Konferenz an, will bis zum Ende seiner Amtszeit im

Januar 2025 noch etwas Entscheidendes erreichen. Biden hat zwar die

westliche Allianz zusammengebracht, die die Ukraine bis heute stützt,

und im gespaltenen Kongress immer wieder Milliardenhilfen für das Land

durchgesetzt.


Doch er könnte aus dem Amt scheiden, ohne dass der Krieg entschieden

ist. Macht Biden Druck aus Sorge um sein politisches Erbe? "Der

Präsident will die verbleibenden vier Monate seiner Amtszeit dazu

nutzen, der Ukraine in die bestmögliche Lage zu verhelfen", sagt Jake

Sullivan.


Doch ob es vor der Wahl in den USA überhaupt einen echten Durchbruch

geben kann, gehört zu den wabernden Unsicherheiten dieses Spätsommers.

Sollte Donald Trump noch einmal Präsident werden, würden sich die

Vorzeichen schließlich aller Wahrscheinlichkeit nach völlig ändern.


Das Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump bleibt knapp – und

warum sollte Putin vorher von seinen Maximalforderungen abrücken, dass

die Ukraine sämtliche von Russland annektierte Gebiete abtritt, auch

solche, die noch nicht erobert sind, und auf eine Nato-Mitgliedschaft

verzichtet?


———


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

10.10.2024

Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien   
 (II von III)


4. Newsweek: Exklusiv: Russlands Lawrow warnt vor "gefährlichen Folgen" für die USA in der Ukraine



https://www.newsweek.com/exclusive-russias-lavrov-warns-dangerous-consequences-us-ukraine-1964468


Newsweek Magazin (in deutscher angebotener Übersetzung)

Exklusiv: Russlands Lawrow warnt vor "gefährlichen Folgen" für die USA in der Ukraine


07. Okt, 2024 um 05:00 EDT


(…)


Newsweek: Während der Ukraine-Konflikt andauert, wie anders ist die

Position Russlands als 2022 und wie werden die Kosten des Konflikts

gegen die Fortschritte in Richtung strategischer Ziele abgewogen?


Lawrow: Unsere Position ist weithin bekannt und bleibt unverändert.

Russland steht offen für eine politisch-diplomatische Regelung, die

die Ursachen der Krise beseitigen soll. Sie sollte darauf abzielen,

den Konflikt zu beenden, anstatt einen Waffenstillstand zu erreichen.


Der Westen sollte aufhören, Waffen zu liefern, und Kiew sollte die

Feindseligkeiten beenden. Die Ukraine sollte zu ihrem neutralen,

nicht-Block- und nicht-nuklearen Status zurückkehren, die russische

Sprache schützen und die Rechte und Freiheiten ihrer Bürger

respektieren.


Die am 29. März 2022 von der russischen und ukrainischen Delegation

geplanten Istanbul-Abkommen könnten als Grundlage für die Einigung

dienen. Sie sorgen für Kiews Weigerung, der NATO beizutreten und

Sicherheitsgarantien für die Ukraine einzudämmen, während sie die

Realitäten vor Ort in diesem Moment anerkennen. Unnötig zu sagen, dass

sich diese Realitäten in mehr als zwei Jahren erheblich verändert

haben, auch in rechtlicher Hinsicht.


Am 14. Juni führte Präsident Wladimir Putin die Voraussetzungen für

die Einigung wie folgt auf: vollständiger Rückzug der AFU (Anm.

C.Ronnefeldt: Armed Forces of Ukraine, Bewaffnete Streitkräfte der

Ukraine) aus der DVR [Donezk Volksrepublik], LPR [Luhansker

Volksrepublik], Zaporozhye und Kherson Oblasten; Anerkennung der

territorialen Realitäten, wie sie in der russischen Verfassung

verankert sind; (…)


Kiew reagierte auf diese Aussage eines bewaffneten Einfallsgriffs in

die Oblast Kursk am 6. August. Ihre Schirmherren – die USA und andere

NATO-Länder – versuchen, Russland eine strategische Niederlage

zuzufügen. Unter diesen Umständen haben wir keine andere Wahl, als

unsere spezielle Militäroperation fortzusetzen, bis die von der

Ukraine ausgehenden Bedrohungen beseitigt sind.


Die Kosten des Konflikts sind für die Ukrainer am größten, die von

ihren eigenen Behörden rücksichtslos in den Krieg gedrängt werden, um

dort abgeschlachtet zu werden. Für Russland geht es darum, sein Volk

und lebenswichtige Sicherheitsinteressen zu verteidigen. (…)



Wie wahrscheinlich ist es, dass eine militärische oder diplomatische

Lösung erreicht werden kann, oder sehen Sie ein größeres Risiko, dass

sich der Konflikt in etwas noch größeres stürzt, wenn ukrainische

Streitkräfte fortgeschrittenere NATO-Waffen erhalten und russisches

Territorium betreten?


Vermutungen zu machen, ist nicht meine Aufgabe. Was ich sagen möchte,

ist, dass wir seit mehr als einem Jahrzehnt versuchen, diese Krise zu

löschen, aber jedes Mal, wenn wir Vereinbarungen auf Papier setzen,

die für alle passen, würden Kiew und seine Herren zurücktreten. Genau

dies geschah mit der im Februar 2014 erzielten Einigung:


Sie wurde von der Opposition mit Füßen getreten, die einen Putsch mit

der US-Unterstützung verübte. Ein Jahr später wird das Minsker

Abkommen von den Vereinten Nationen gebilligt. Der Sicherheitsrat

wurde abgeschlossen, der auch sieben Jahre lang sabotiert wurde, und

die Führer der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs, die das Dokument

unterzeichnet hatten, prahlten danach, dass sie nie beabsichtigt

hätten, es zu erfüllen.


Das Dokument, das Ende März 2022 in Istanbul paraphiert wurde, wurde

von Zelensky nie auf Drängen seiner westlichen Vorgesetzten

unterzeichnet, insbesondere des damaligen britischen Premierministers.


Derzeit ist die Wiederherstellung des Friedens derzeit nicht Teil des

Plans unseres Gegners. Zelensky hat sein Dekret, das Verhandlungen mit

Moskau verbietet, nicht widerrufen. Washington und seine

NATO-Verbündeten bieten Kiew politische, militärische und finanzielle

Unterstützung, damit der Krieg weitergehen würde.


Sie diskutieren darüber, die AFU zu ermächtigen, westliche

Langstreckenraketen einzusetzen, um tief in russisches Territorium

einzuschlagen. "Mit Feuer spielen" auf diese Weise kann zu

gefährlichen Folgen führen. Wie Präsident Putin sagte, werden wir

angemessene Entscheidungen treffen, die auf unserem Verständnis der

Bedrohungen durch den Westen basieren. Es liegt an Ihnen,

Schlussfolgerungen zu ziehen.



Welche konkreten Pläne hat Russland im Einklang mit seinen

strategischen Partnerschaften mit China und anderen Mächten, um

Veränderungen in der aktuellen Weltordnung zu erreichen, und wie

erwarten Sie, dass sich diese Ambitionen in Bereichen des intensiven

Wettbewerbs und des Konflikts, einschließlich des Nahen Ostens,

abspielen?


Was wir im Sinn haben, ist, dass die Weltordnung an die aktuellen

Realitäten angepasst werden muss. Heute erlebt die Welt den

"multipolaren Moment". Der Wechsel in Richtung multipolarer

Weltordnung ist ein natürlicher Teil (…) der objektive Veränderungen

in der Weltwirtschaft, Finanzen und Geopolitik widerspiegelt. Der

Westen wartete länger als die anderen, aber er hat auch begonnen zu

erkennen, dass dieser Prozess unumkehrbar ist.


Wir sprechen über die Stärkung neuer Macht- und Entscheidungszentren

im globalen Süden und Osten. Anstatt Hegemonie zu suchen, erkennen

diese Zentren die Bedeutung der souveränen Gleichheit und

zivilisatorischen Vielfalt an und unterstützen die für beide Seiten

vorteilhafte Zusammenarbeit und den Respekt für die Interessen des

anderen.


Multipolarität manifestiert sich in der wachsenden Rolle regionaler

Verbände, wie der EAWU [Eurasische Wirtschaftsunion], SCO [Shanghai

Cooperation Organization], ASEAN [Verband südostasiatischer Nationen],

Afrikanische Union, CELAC [Gemeinschaft lateinamerikanischer und

karibischer Staaten] und anderer. Die BRICS [geführt von Brasilien,

Russland, Indien, China und Südafrika] sind zu einem Vorbild

multilateraler Diplomatie geworden. Die Vereinten Nationen sollten ein

Forum bleiben, um die Interessen aller Länder in Einklang zu bringen.


Wir glauben, dass alle Staaten, einschließlich der Vereinigten

Staaten, ihren Verpflichtungen auf Augenhöhe mit anderen nachkommen

sollten, anstatt ihren rechtlichen Nihilismus mit Mantras ihrer

außergewöhnlichen zu verschleiern. Hier werden wir von der Mehrheit

der Länder unterstützt, die sehen, wie das Völkerrecht im Gazastreifen

und im Libanon völlig ungestraft verletzt wird, genau wie es zuvor im

Kosovo, im Irak, in Libyen und an vielen anderen Orten verletzt wurde.


Unsere chinesischen Partner können für sich selbst antworten, aber ich

denke, und ich weiß, dass sie unseren Hauptpunkt teilen, das

Verständnis, dass Sicherheit und Entwicklung untrennbar und unteilbar

sind, und dass solange der Westen weiterhin nach Dominanz strebt, die

Ideale des Friedens, die in der Charta der Vereinten Nationen

dargelegt werden, ein toter Buchstabe bleiben werden.



Welche Auswirkungen erwarten Sie von den US-Präsidentschaftswahlen,

die sie auf die Beziehungen zwischen Russland und den USA haben, wenn

Donald Trump gewinnt oder ob Kamala Harris gewinnt und wie bereitet

sich Russland auf beide Szenarien vor?


Im Allgemeinen macht das Ergebnis dieser Wahl für uns keinen

Unterschied, da die beiden Parteien einen Konsens über die Bekämpfung

unseres Landes erzielt haben. Für den Fall, dass es politische

Veränderungen in den Vereinigten Staaten und neue Vorschläge für uns

gibt, werden wir bereit sein, sie zu prüfen und zu entscheiden, ob sie

unseren Interessen entsprechen. Auf jeden Fall werden wir die

Interessen Russlands entscheidend fördern, insbesondere was seine

nationale Sicherheit betrifft.


Im Großen und Ganzen wäre es für den Bewohner des Weißen Hauses

natürlich, egal wer sie sind, sich um ihr inländisches Geschäft zu

kümmern, anstatt nach Abenteuern zu suchen, die Zehntausende Meilen

von amerikanischen Küsten entfernt sind. Ich bin zuversichtlich, dass

die US-Wähler dasselbe denken.



—————



5. IPG: Gefragter Mediator


https://www.ipg-journal.de/regionen/global/artikel/gefragter-mediator-7825/?utm_campaign=de_40_20241008&amp;utm_medium=email&amp;utm_source=newsletter



Global 08.10.2024


Christoph P. Mohr


Christoph P. Mohr leitet das Indien-Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung

in Delhi. Zuvor war er Regionaldirektor der FES in Kasachstan und

Usbekistan. Er ist Mitherausgeber des Bandes Flucht, Migration und die

Linke in Europa (Dietz 2017).



Gefragter Mediator



Immer wieder wird Indien als Vermittler im Ukrainekrieg ins Spiel

gebracht. Doch will das Land diese Rolle überhaupt einnehmen?


Im Juli 2024 sorgte Premierminister Narendra Modis Umarmung mit dem

russischen Präsidenten Wladimir Putin während seines Moskau-Besuchs

für ein Bild, das schnell um die Welt zog und im Westen Kritik auslöste.


Im folgenden August setzte Modi noch einen drauf, als er eine

herzliche Umarmung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr

Selenskyjaustauschte und während ihres gemeinsamen Besuchs an einem

Denkmal für im Krieg getötete Kinder die Hand auf seine Schulter legte.


In dieser Symbolik wird die pragmatische, strategische Ausrichtung

Neu-Delhis, die Dialog mit allen Seiten ermöglichen soll, sichtbar.

Dieser Ansatz scheint Indien für eine Vermittlerrolle im Krieg in der

Ukraine zu prädestinieren.


Auch internationale Beobachter und Medien bringen Indien immer wieder

als möglichen Mediator ins Spiel. Dabei sollten gute indische

Beziehungen zu allen Konfliktparteien und freundschaftliche Symbolik

nicht darüber hinwegtäuschen, dass Indien in erster Linie eigene

Interessen verfolgt und derzeit keine Mediation internationaler

Konflikte anstrebt.


(…)


Indien hat sich konsequent für Dialog und friedliche Lösungen

eingesetzt. Narendra Modis direkte Gespräche mit Wladimir Putin und

dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj unterstreichen die

Bereitschaft Indiens, zu einer Lösung beizutragen. Während seines

Besuchs in Berlin im September 2024 führte der indische Außenminister

Subrahmanyam Jaishankar in vier Punkten aus, wie das aussehen könnte.


Erstens: Dies ist nicht das Zeitalter des Krieges. Zweitens: Es gibt

keine Lösungen auf dem Schlachtfeld. Drittens: Russland muss am

Verhandlungstisch sitzen. Viertens: Indien ist besorgt und engagiert,

um eine Lösung für den Konflikt zu finden.


(…)


Auch die indische Rolle im Rahmen einer internationalen Kontaktgruppe,

wie vorgeschlagen vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich, könnte

in der Zukunft an Bedeutung gewinnen.


Hier könnte Indien tatsächlich eine wichtige Rolle zukommen, da

Neu-Delhi in einem solchen Szenario weder alleine politische und

diplomatische Ressourcen mobilisieren müsste, noch – sofern der

Zeitraum richtig gewählt ist – Gefahr läuft, Moskau in die Arme Chinas

zu treiben.



---------



6. NZZ: Israel und Gaza News

https://www.nzz.ch/international/israel-und-gaza-news-und-entwicklungen-im-nahostkonflikt-ld.1759794



Mittwoch, 9. 10.


05.19 Uhr: Bericht: Biden will mit Netanyahu telefonieren


Nach knapp zweimonatiger Funkstille und angesichts eines möglichen

Vergeltungsschlags Israels gegen Iran will US-Präsident Joe Biden laut

einem Bericht an Mittwoch voraussichtlich mit dem israelischen

Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu telefonieren.


Das berichtete das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf drei

US-Beamte. Beide würden auch über die Konflikte in Libanon und im

Gazastreifen sprechen. Aufgrund der amerikanischen Kritik an der

israelischen Kriegsführung waren die Beziehungen zwischen Washington

und Tel Aviv zuletzt angespannt.


Axios berichtete unter Berufung auf zwei israelische Beamte, Netanyahu

habe sich am Dienstagabend mit Ministern und den Leitern des

israelischen Militärs und Geheimdienstes getroffen, um eine

Entscheidung über den Umfang und den Zeitpunkt der israelischen

Angriffe zu treffen.


Demnach sollen Israels Vergeltungsmassnahmen «voraussichtlich

erheblich sein» und eine Kombination aus Luftangriffen auf

militärische Ziele in Iran und verborgenen Angriffen - ähnlich wie die

Tötung des Hamas-Auslandschef Ismail Hanija in Teheran – sein. Israel

habe auch mögliche Angriffe auf die iranische Ölinfrastruktur in

Erwägung gezogen.


Netanyahu wolle Biden informieren, sobald eine Entscheidung getroffen

sei, hiess es weiter.



——



03.34 Uhr: US-Reise von Israels Verteidigungsminister Galant verschoben



Die israelische Regierung hat einen Besuch von Verteidigungsminister

Yoav Gallant in den USA kurzfristig abgesagt. «Wir wurden darüber

informiert, dass Minister Galant seine Reise nach Washington

verschiebt», sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina

Singh.


Laut einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenportal Axios wollte

der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Reise seines

Verteidigungsministers nicht genehmigen, solange das

Sicherheitskabinett nicht über eine Reaktion auf den iranischen

Raketenangriff entschieden und der Regierungschef nicht mit Präsident

Joe Biden gesprochen habe.


Aufgrund der amerikanischen Kritik an der israelischen Kriegsführung

waren die Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv zuletzt

angespannt. Laut Medienberichten haben Biden und Netanyahu seit rund

50 Tagen nicht mehr miteinander gesprochen.


Laut einem Bericht des israelischen Fernsehsenders Channel 12 haben

die USA und mehrere arabische Staaten geheime Gespräche mit Iran über

einen Waffenstillstand an allen Fronten aufgenommen. Israel sei

gegenwärtig nicht an den Gesprächen beteiligt, aber darüber informiert

worden. «Wir befinden uns derzeit in einer Position der Stärke. Ein

Waffenstillstand müsste zu unseren Bedingungen vereinbart werden»,

zitierte Channel 12 einen ranghohen israelischen Beamten.



——


7. IPG: Thomas Friedmann: Die andere Partei Gottes



https://www.ipg-journal.de/regionen/naher-osten/artikel/die-andere-partei-gottes-7827/?utm_campaign=de_40_20241008&utm_medium=email&utm_source=newsletter


Naher Osten/Nordafrika 08.10.2024


Thomas L. Friedman

Thomas L. Friedman ist Kommentator bei der New York Times mit Schwerpunkt Außenpolitik.


Er arbeitet seit 1981 für die Zeitung und hat dreimal den Pulitzer-Preis erhalten.  (…)



Die andere Partei Gottes



Der Schlag gegen die Hisbollah stärkt Netanjahu.


Für Frieden muss er nun eine weitere Gruppe von Fundamentalisten entmachten.


(…)


Netanjahu hielt während seiner Rede zwei Landkarten hoch, von denen

die eine mit „Der Segen“ und die andere mit „Der Fluch“ überschrieben

war. Letztere zeigte Syrien, den Irak und Iran als schwarzen Block

zwischen dem Nahen Osten und Europa.


Die andere Karte zeigte den Nahen Osten mit Israel, Saudi-Arabien,

Ägypten und dem Sudan in Grün sowie einen roten, in zwei Richtungen

zeigenden Pfeil quer über diese Länder als Brücke, die die Welt der

Einbindung in Asien mit der Welt der Einbindung in Europa verbindet.


Der genaue Blick auf Netanjahus Landkarte des „Fluchs“ zeigte aber

Israel, allerdings ohne Grenzen zum Gazastreifen oder dem von Israel

besetzten Westjordanland, als seien diese bereits annektiert – was das

Ziel dieser israelischen Regierung ist.



Genau das ist der Haken. Netanjahu will der Welt die Geschichte

erzählen, dass der Iran und seine Stellvertreter das Haupthindernis

dafür seien, dass die Welt der Einbindung sich von Europa über den

Nahen Osten bis zum asiatisch-pazifischen Raum erstreckt.


Dem muss entschieden widersprochen werden. Der wesentliche Punkt für

diese große Allianz ist eine Normalisierung der saudi-israelischen

Beziehungen auf der Grundlage einer Versöhnung zwischen Israel und den

gemäßigten Palästinensern.  (…)


Dafür müsste Netanjahu aber ein politisches Risiko eingehen, das noch

größer wäre als das militärische Risiko, das er gerade mit der Tötung

der Führung der „Partei Gottes“ im Libanon einging. Netanjahu müsste

mit der israelischen Version einer „Partei Gottes“ brechen.


Der Koalition der rechtsextremen jüdischen Siedler und Messianisten,

die eine jüdische Vorherrschaft anstreben und wollen, dass Israel das

gesamte Gebiet vom Jordan bis zum Mittelmeer ohne jegliche Grenzen

dazwischen kontrolliert – genau wie auf der von Netanjahu bei den

Vereinten Nationen gezeigten Landkarte.


Diese Parteien halten Netanjahu an der Macht, weshalb er sie mit

israelischen Parteien der Mitte ersetzen müsste, die bei einem solchen

Schritt wohl mit ihm zusammenarbeiten würden.


Das ist also die große Herausforderung: Im Kampf zwischen der Welt der

Einbindung und der Welt des Widerstands kommt es auf viele Dinge an,

aber – derzeit – auf nichts anderes als Netanjahus Bereitschaft,

seinem Schlag gegen die „Partei Gottes“ im Libanon einen ähnlichen

politischen Schlag gegen die israelische Version der „Partei Gottes“

folgen zu lassen.


Dieser Artikel erschien ursprünglich in der New York Times.


Aus dem Englischen von Ina Goertz



———


8. Handelsblatt: Das sind Israels wichtigste Waffenlieferanten



https://www.handelsblatt.com/politik/international/nahostkrieg-das-sind-israels-wichtigste-waffenlieferanten/100076808.html



Nahostkrieg

Das sind Israels wichtigste Waffenlieferanten


Die Frage, ob man Israel Waffen für seine Angriffe liefern darf, spaltet die Gesellschaften des Westens.

Die Bundesregierung reagierte jetzt auf Frankreichs Forderung nach einem Embargo



.Inga Rogg, Gregor Waschinski, Annett Meiritz 07.10.2024 - 19:42 Uhr



München, Paris, Washington. Vergangene Woche hatte Frankreichs

Präsident Emmanuel Macron einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel

gefordert, nun reagierte die Bundesregierung auf den Vorstoß:


„Es wird in jedem Einzelfall neu entschieden, aber es gibt keine

Entscheidung für einen generellen Waffenexport-Boykott gegenüber

Israel“, sagte eine Regierungssprecherin am Montag in Berlin.


Die jüngste Eskalation des Nahostkriegs setzt den Westen unter Druck,

Forderungen nach einem Stopp von Waffenlieferungen an Israel werden

immer lauter.


(…)


Macron bemühte sich im vergangenen Jahr mehrfach um eine

Führungsrolle, seine Initiativen sind jedoch allesamt verpufft.

Zuletzt hatten mehrere Staaten, angeführt von den USA und Frankreich,

im Libanon ein solches Moratorium verlangt.


Laut Medienberichten soll Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah der

dreiwöchigen Waffenruhe zugestimmt haben. Zwei Tage später wurde er

jedoch durch einen israelischen Bombenangriff auf das Hauptquartier

der Hisbollah in einem Vorort von Beirut getötet.


Bunkerbrechende Bomben aus den USA


In dem Angriff auf das Hisbollah-Hauptquartier setzte die israelische

Luftwaffe nach Angaben von Waffenexperten bunkerbrechende Bomben ein,

die aus den USA stammten – darunter 1000 Kilogramm schwere

Sprengsätze.


Die USA sind Israels größter Waffenlieferant, gefolgt von Deutschland

und Italien. Nach Angaben des „Stockholm International Peace Research

Institute“ (Sipri) bezog Israel zwischen 2019 und Ende des vergangenen

Jahres allein 69 Prozent seiner importierten Rüstungsgüter aus den

USA.


Darüber hinaus befinden sich unter den zehn wichtigsten Lieferanten

Großbritannien, Frankreich und Spanien.


Seit Israels Staatsgründung vor 75 Jahren sind die USA der mächtigste

Verbündete des jüdischen Staats. Washington unterstützt Israel jedes

Jahr mit rund 3,8 Milliarden US-Dollar, in Israel unterhalten die USA

einige ihrer weltweit größten Reservedepots mit Waffen und Munition.


An Bedingungen geknüpft wurden diese Hilfen nie, auch nicht, als

Netanjahu im Gazakrieg eine rote Linie nach der anderen überschritt,

humanitäre Hilfe blockierte und ausländische Helfer ums Leben kamen.


Schwieriger Balanceakt von Biden und Harris


Präsident Joe Biden setzte im Mai eine Bombenlieferung an Israel

temporär aus, genehmigte aber jüngst zusätzliche Waffenverkäufe im

Wert von 20 Milliarden US-Dollar. Um den Iran abzuschrecken,

bombardieren die USA proiranische Milizen in Syrien und im Irak.

Außerdem fliegt eine US-geführte Koalition Luftangriffe gegen die

Huthis im Roten Meer, die vom Iran mit Drohnen und Raketen beliefert

werden.


Amerikas Gesellschaft ist gespalten, vielen ist unwohl bei der

Vorstellung, immer tiefer in den Krieg hineingezogen zu werden: Am

Jahrestag des Kriegsausbruchs kommt es an US-Universitäten zu

zahlreichen Protesten.


Auch könnte die US-Unterstützung für Israel in einigen Swing States

den Ausgang der Präsidentschaftswahlen beeinflussen. Dass das

Nachbarland Kanada seit Sommer keine neuen Waffentransfers mehr für

Israel bewilligt, hat die US-Regierung zusätzlich unter Druck gesetzt.


(…)


Vor dem ultimativen Druckmittel, einem Stopp der Militärhilfen,

schrecken Biden und Harris aber zurück, um Israels Recht auf

Selbstverteidigung nicht infrage zu stellen. Im Pentagon wurde diese

Option laut einem hochrangigen Regierungsbeamten diskutiert, aber

vorerst verworfen. Die US-Regierung will nicht auf Konfrontationskurs

zu Netanjahu gehen, um die Chance auf eine Feuerpause zu wahren.


Großbritannien suspendiert Exportlizenzen


Biden bezeichnete die Verteidigung Israels als „elementar“. Er werde

auf keinen Fall die US-Lieferungen für defensive Waffen, etwa für den

Schutzschirm Iron Dome, einstellen. Denn das würde am Ende nur Feinde

wie den Iran und die Hamas stärken. Aus dem US-Kongress kommen aber

immer wieder Forderungen, die umfangreichen US-Waffenlieferungen

infrage zu stellen, um politische Ziele Washingtons durchzusetzen.


Die westlichen Länder riskieren indes, dass sie mit ihren

Waffenlieferungen zu möglichen Verletzungen des internationalen

humanitären Völkerrechts durch Israel beitragen. Die britische

Labour-Regierung reagierte darauf im September und suspendierte 30

ihrer rund 350 Exportlizenzen.


Wie die USA, Frankreich oder Deutschland lässt auch Großbritannien

keinen Zweifel daran, dass Israel ein Recht auf Selbstverteidigung

hat. Dies müsse jedoch in Einklang mit dem humanitären Völkerrecht

geschehen, erklärte Handelsminister Jonathan Reynolds


 . Die britische Regierung sei zu dem Schluss gekommen, dass ein

 „eindeutiges Risiko“ bestehe, dass einige Waffenexporte zu schweren

 Verletzungen des humanitären Völkerrechts im Gazastreifen beitragen

 könnten.


Bei den suspendierten Lieferungen handelt es sich vor allem um

Komponenten für Kampfjets vom Typ F-16, Drohnen, Marinesysteme und

Zielgeräte. Laut Sipri hatte Großbritannien zwischen dem

Hamas-Überfall und Juni 2024 insgesamt 108 Waffenexporte genehmigt,

darunter Komponenten für Helikopter und Kampfflugzeuge.


Italien hat an Israel vor allem leichte Helikopter und Geschosse für

die von Deutschland gelieferten Fregatten geliefert. Zudem produziert

Italien Komponenten für die F-35-Kampfjets. Die Regierung genehmigt

nach eigenen Angaben nur noch Exporte, die vor dem Oktober 2023

vertraglich besiegelt wurden. Und diese auch nur, wenn sichergestellt

werden kann, dass die Waffen nicht gegen Zivilisten in Gaza eingesetzt

werden können.


Deutschland hatte im vergangenen Jahr Rüstungsexporte an Israel in

Höhe von 326,5 Millionen Euro bewilligt. Den größten Teil machten

dabei Korvetten und Torpedos aus, laut Sipri kamen Korvetten vom Typ

Sa’ar-6 auch im Gazakrieg zum Einsatz. Forderungen nach einem

Exportstopp wies die Bundesregierung zurück.


Im September dementierte sie Medienberichte, wonach die Exporte

zurückgegangen seien. Rüstungsexporte unterliegen in Deutschland

grundsätzlich dem Kriegswaffenkontrollgesetz.


Serbien wird zu einem wichtigen Waffenlieferanten


Während westliche Regierungen aufgrund der vielen zivilen Opfer unter

Druck geraten, hat sich Serbien in den vergangenen Monaten zu einem

wichtigen Waffenlieferanten Israels entwickelt. Eine gemeinsame

Recherche des Onlineportals „Balkan Insight“ und der israelischen

Tageszeitung „Haaretz“ zeigt, dass Serbien in diesem Jahr

Rüstungsgüter für mehr als 23 Millionen Euro an Israel geliefert hat.

Das ist mehr, als Großbritannien im vergangenen Jahr bewilligt hat.


Haaretz registrierte seit Beginn des Kriegs in Gaza mindestens 15

Flüge aus Serbien zum israelischen Luftwaffenstützpunkt Nevatim.

Serbien sei damit eines der wichtigsten Ursprungsländer für

Waffenflüge. Im Februar nannte Netanjahu den serbischen Präsidenten


 Aleksandar Vucic einen „wahren Freund Israels“.


Experten gehen davon aus, dass Serbien vor allem Artilleriegeschosse,

Munition und Sprengstoff an Israel liefert. Welche Rüstungsgüter das

Land aber genau liefert, ist unbekannt. Vucic hat die Exporte zur

Verschlusssache erklärt. Serbien hat sich allerdings ebenfalls für

einen Waffenstillstand in Gaza und im Libanon ausgesprochen.



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9. DLF: Steht die Nahost-Region vor einem großen Krieg?


https://www.deutschlandfunkkultur.de/eskalationsspirale-nahost-steht-die-region-vor-einem-grossen-krieg-dlf-kultur-ab878442-100.html


Eskalationsspirale

Steht die Nahost-Region vor einem großen Krieg?


Kolkmann, Birgit | 04. Oktober 2024, 18:05 Uhr


Angriff, Verteidigung, Vergeltung im Wechsel: Ein Jahr nach dem

Hamas-Überfall auf Israel eskaliert der Nahostkonflikt. Die Tötung von

Hamas- und Hisbollah-Anführern und Angriffe des Iran auf Israel

verschärfen die Lage. Ist Frieden noch eine Option?


(…)



———


siehe auch:


https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185768.ziele-der-hamas-rashid-khalidi-hier-hilft-ein-blick-in-die-geschichte.html


4.10.2024


Rashid Khalidi: »Hier hilft ein Blick in die Geschichte«


Der Historiker Rashid Khalidi über die Hamas, ihre Ziele und Formen der Gewalt


———


10. Nahost: Hisbollah-Vize rückt laut Bericht von Gazafrieden als Bedingung ab



https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-10/nahost-libanon-israel-gaza-hisbollah-naim-kassem-waffenruhe


Nahost: Hisbollah-Vize rückt laut Bericht von Gazafrieden als Bedingung ab


Hisbollah-Führer Naim Kassim ist jetzt offenbar für Diplomatie und

Waffenstillstandsgespräche mit Israel. Das Ende des Gazakrieges nennt

er erstmals nicht als Bedingung.


9. Oktober 2024, 2:53 Uhr


Nach mehreren Hinweisen, die Hisbollah sei bereit, über eine

Waffenruhe mit Israel zu sprechen, haben hochrangige Mitglieder der

Hisbollah im Libanon ihre Bedingungen dafür möglicherweise geändert.


Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters macht die Miliz

einen Waffenstillstand mit Israel nicht mehr von einem Ende der Kämpfe

im Gazastreifen abhängig. Zwei niederrangige Vertreter der Islamisten

hatten bereits in den vergangenen Tagen diese Bedingung

fallengelassen.


Jetzt sagte auch der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassim, man

unterstütze politische Bemühungen. Eine formelle Erklärung zu den

Bedingungen für eine Waffenruhe gab die vom Iran unterstützte Gruppe

jedoch nicht heraus.


"Wir unterstützen die politischen Bemühungen unter der Leitung von

(Parlamentspräsident Nabih) Berri, die auf einen Waffenstillstand

abzielen. Sobald der Waffenstillstand fest etabliert ist und die

Diplomatie ihn erreichen kann, werden alle anderen Details diskutiert

und Entscheidungen gemeinsam getroffen", zitierte CNN Kassim. Berri

ist selbst Unterstützer der Hisbollah.


USA werten Aufruf als Schwäche


Das US-Außenministerium hatte den Aufruf der Hisbollah-Miliz zu einem

Waffenstillstand als Schwäche gewertet. Während eines Briefings sagte

Ministeriumssprecher Matthew Miller, die Aussage sei ein Zeichen

dafür, dass die Terrorgruppe auf dem Rückzug und "angeschlagen" sei.


"Ein Jahr lang rief die Welt zu einem Waffenstillstand auf, die

Hisbollah weigerte sich, einem solchen zuzustimmen", sagte Miller.

"Und jetzt, da die Hisbollah in die Defensive gerät und geschlagen

wird, ändert sie plötzlich ihre Meinung und will einen

Waffenstillstand." Die USA setzten weiterhin auf eine diplomatische

Lösung für den Konflikt.


Die englische Ausgabe der Jerusalem Post äußerte sich vorsichtiger und

schrieb, es sei "nicht klar, ob dies eine Änderung der Haltung

signalisierte", nachdem die Gruppe ein Jahr lang erklärt hatte, "sie

kämpfe, um sowohl die Hamas als auch das palästinensische Volk in

ihrem Krieg mit Israel zu unterstützen, und würde ohne einen

Waffenstillstand in Gaza nicht aufhören".


Druck auf Hisbollah wächst


Aus libanesischen Regierungskreisen erfuhr die Nachrichtenagentur

Reuters jedoch nach eigenen Angaben, die Hisbollah habe ihre Haltung

angesichts des Drucks geändert, der inzwischen in vielen Formen auf

ihr laste. Dazu gehöre auch die Massenflucht von Unterstützern aus dem

südlichen Libanon angesichts der israelischen Vorstöße dort.


Nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissars Filippo Grandi waren bereits

Ende September mindestens 100.000 Menschen ins benachbarte Syrien

geflohen. Inzwischen hat Israel die Bodenoffensive auf den Südwesten

des Libanon ausgeweitet.


Auch hochrangige libanesische Politiker anderer Bevölkerungsgruppen

lehnen es ab, eine Feuerpause mit dem Verlauf des Krieges zwischen

Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen zu

verknüpfen. "Wir werden unser Schicksal nicht an das Schicksal von

Gaza binden", sagte am Montag der Drusen-Vertreter Walid Dschumblat.


Der Hamas-Vertreter Sami Abu Suhri sagte zu Reuters jedoch, seine

Gruppe vertraue weiter darauf, dass die Hisbollah ihren Kampf bis zu

einem Stopp der Kämpfe im Gazastreifen weiterführen werde.


Aus Diplomatenkreisen verlautete, die Hisbollah habe möglicherweise zu

lange gewartet. Die "vorherrschende Logik" auf israelischer Seite sei

inzwischen militärischer, nicht diplomatischer Natur, sagte ein

Diplomat mit Sitz im Libanon.


———


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

10.10.2024

Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien   
(III von III)


11. SZ: Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm:


      "Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster"



https://www.sueddeutsche.de/kultur/rula-hardal-omri-boehm-israel-palaestina-interview-zwei-staaten-loesung-lux.A6na8UmWiAK8YcTpdEoydm?reduced=true



Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm:


"Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster"


6. Oktober 2024, 15:38 Uhr


(…)




In der Printausgabe der SZ  vom 7.10. ist das Interview ebenfalls zu lesen:


Interview mit Rula Hardal und Omri Boehm


"Die Zwei-Staaten-Lösung wäre ein Desaster"


Der jüdisch-israelische Philosoph Omri Boehm und die

palästinensisch-israelische Politikwissenschaftlerin Rula Hardal

über die Folgen des 7. Oktobers, die Missverständnisse des Westens –

und ihre ganz konkrete Idee für die Zukunft.


Von Jens-Christian Rabe, Sonja Zekri


(…)


Von einer Lösung scheint der Nahost-Konflikt derzeit so weit entfernt

wie noch nie. Oder doch nicht? Der jüdisch-israelische Philosoph Omri

Boehm und die palästinensisch-israelische Politikwissenschaftlerin

Rula Hardal zeichnen ein düsteres Bild der Lage – aber sie pochen

darauf, dass es Hoffnung auf eine partnerschaftliche, humane Zukunft

von Juden und Palästinensern gibt. Und sie machen konkrete

Vorschläge.

(…)



Als Mittel der Wahl, um die Region zu befrieden, wird von der

deutschen Außenpolitik, von den USA, von vielen anderen die

Zwei-Staaten-Lösung als aussichtsreichste Option beworben.


Boehm: Das halte ich für gefährlich. Die Zwei-Staaten-Lösung wäre

ein Desaster. Die Politik im Geist von Oslo sollte einen unbegrenzten

Krieg zwischen den Völkern verhindern, was jedoch nicht gelang. Jetzt

noch darauf zu beharren, heißt deshalb, auf einem faulen Kom- promiss

zu beharren – und die Palästinenser weiter nicht als politische

Subjekte anzuerkennen, die das Recht haben, Rechte zu haben: also in

der Region zu bleiben und durch das Recht, geschützt zu werden.


Viele im sogenannten propalästinensischen Lager gestehen das

allerdings ihrerseits den Juden auch nicht zu. Es muss endlich ein

alternativer Rahmen entworfen werden, in dem beide Seiten

gleichberechtigte politische Subjekte sind, statt so zu tun, als sei

es „realistischer“, auf die Illusionen zurückzugreifen, die uns erst

in die gegenwärtige Situation geführt haben.


Dennoch: Außenministerin Baerbock betont oft, dass es ohne

Zwei-Staaten-Lösung „keinen Frieden geben wird“. Was kann daran

falsch sein?


Hardal: Das Oslo-Abkommen beruht auf dem Konzept der Trennung beider

Völker. Aber das ist nicht nur unmoralisch, sondern auch nicht

realistisch. Zwischen Jordan und Mittelmeer ist das Leben von Juden

und Palästinensern längst so eng verflochten, dass ein solches

Vorhaben völlig praxisfern ist. Deshalb basiert unsere politische

Vision auf einer Idee des Teilens, nicht des Aufteilens. Wir stellen

uns eine Art Föderation vor.


Eine Bundesrepublik Israel-Palästina?


Boehm: Eher eine Vereinigung nach dem Vorbild der Europäischen Union.



Hardal: Die meisten Israelis und Palästinenser legen weiterhin Wert

auf eigene souveräne Staaten, aber wir schlagen eine gemeinsame

übergeordnete Ebene vor, eine Art Konföderation. Sie würde Fragen

des täglichen Lebens regeln, Wirtschaft, Menschenrechte, Justiz.


Boehm: Es soll kein Trick sein, bei dem am Ende angeblich doch wieder

zwei Staaten entstehen sollen, nur heißt das Ganze diesmal anders.

Denn wenn zwei Völker oder zwei Staaten sich diese Region unter dem

Dach einer Konföderation oder Föderation teilen wollen, dann stellt

sich auch die Frage staatlicher Souveränität.


Beide Einheiten, die israelische und die palästinensische, würden

einen Teil ihrer Souveränität abgeben, denn sie wären über eine

gemeinsame Verfassung verbunden. Diese Verfassung muss für das

gesamte Gebiet regeln, welche Gesetze legal sind und welche

beispielsweise den Menschenrechten widersprechen oder dem Recht auf

Bewegungsfreiheit.


Siedlerstraßen, die Palästinenser nicht befahren dürfen, gäbe es

dann nicht?


Boehm: Natürlich nicht.



Rula Hardal, Sie sprechen mit deutschen EU-Politikern und mit

deutschen Diplomatinnen in Israel und in den palästinensischen

Gebieten. Haben Sie den Eindruck, dass in Deutschland das ganze Ausmaß

des Problems begriffen wird?


Hardal: Weniger gut als anderswo. Ich bin mir bewusst, wie ungeheuer

komplex das deutsch-jüdische Verhältnis angesichts der deutschen

Geschichte ist. Aber eine Mehrheit der Deutschen hat oder möchte

vergessen, dass die Gründung des Staates Israel als Zuflucht der

Juden nach dem Holocaust die Probleme der Palästinenser in dieser

Dimension erst ausgelöst hat.


Deshalb ist Deutschland für beide gleichermaßen verantwortlich.

Natürlich kann Deutschland die Existenz des Staates Israel

unterstützen. Der zweite Teil fehlt aber im deutschen Diskurs.


Boehm: Ich spreche auch ab und zu mit deutschen Beamten und Politikern

und habe den Eindruck, dass einige – nicht alle – sehr vernünftig

sind. Sie sind vorsichtig, verstehen aber hinter verschlossenen Türen

langsam, dass die Trennungslogik von Oslo ein Ende haben muss.


Was kann Deutschland ausrichten? Nicht mal die USA scheinen

erkennbaren Einfluss auf die Regierung Netanjahu zu haben.


Hardal: Die Situation kann, wenn überhaupt, nur von außen geändert

werden. Historisch betrachtet besaß die internationale Gemeinschaft

immer Instrumente, um Einfluss nehmen zu können, wenn sie es wollte.

Europa, die USA und andere Staaten haben sie meiner Ansicht nach

bislang nicht genutzt.


Mit Ihrer israelisch-palästinensischen Organisation „A Land for All“

haben Sie fünf Prinzipien für das Zusammenleben entwickelt, darunter

das Recht beider Völker, auf diesem Land zu leben, Selbstbestimmung

und Versöhnung. Wie groß ist die Zustimmung zu solchen Ideen bei den

Palästinensern?


Hardal: Die meisten von uns wünschen sich eine demokratische,

säkulare, liberale Gesellschaft, das werden Sie merken, wenn Sie

Ramallah oder einen anderen Ort im Westjordanland besuchen. Und wenn

ich mit palästinensischen Politikern rede, können sie sich alle

diese Variante gut vorstellen. Die Fatah hält unsere Version für

deutlich entwickelter und attraktiver als die Zwei-Staaten-Lösung.

Unsere Variante wäre etwas zwischen der Zwei-Staaten-Lösung und

einer Ein-Staaten-Lösung. Sie wäre integrativ.


Und die Hamas?


Hardal: Über die Hamas kann ich nichts sagen, ich rede nicht mit

ihnen. Erst wenn der Krieg vorbei ist, kann sich das ändern, dann

werden wir vermutlich auch eine andere Hamas sehen.


In Deutschland und anderen Ländern ist die Hamas als

Terrororganisation verboten. Tatsächlich ist sie mehr als ihr

militanter Zweig, aber würde der die Waffen niederlegen?


Hardal: Wir haben schon früher Umwandlungen von Terrorgruppen zu

politischen Organisationen erlebt, denken Sie nur an die Fatah und die

PLO. Beide galten als terroristische Organisationen bis zu den

Oslo-Verträgen von 1993. Eine solche Wandlung ist machbar. Im Falle

der Hamas halte ich sie für wahrscheinlich.


Woher wollen Sie das wissen?


Hardal: Jenseits der Propaganda deutet die Hamas inzwischen an, dass

sie Gaza nach dem Krieg nicht mehr beherrschen wird. Sie sieht sich

lediglich als Teil des politischen Systems, das Gaza und das

Westjordanland kontrolliert.


Damit wäre Ihr Plan aber noch nicht umgesetzt.


Boehm: Historisch ist unsere Idee nicht neu. Der sogenannte

UN-Teilungsplan von 1947 sah zwei Staaten vor.


Das lehnten die arabischen Staaten aber ab. Als Folge entstand der

Staat Israel, aber kein palästinensischer Staat.


Boehm: Ja, die Geschichte ist jedoch komplizierter. Die

UN-Teilungsresolution gilt heute zwar als paradigmatisches Modell für

zwei getrennte Staaten, aber sie bedeutete etwas ganz anderes. Rula

und ich scheinen von der Idee der Trennung, die damals zugrunde lag,

abzuweichen. Aber die verdrängte Wahrheit ist: Die Resolution wollte

nicht einfach eine Teilung, sondern eine „Teilung mit

Wirtschaftsunion“.


Sie schloss mit der Wirtschaftsunion auch die Freizügigkeit ein,

gemeinsame Behörden für Verkehr, Zoll und Telekommunikation, eine

gemeinsame Währung, gemeinsame Häfen, einen gemeinsamen Flughafen.

Sogar so etwas wie ein gemeinsames Gericht. Schon damals hatte man

begriffen, dass sich – wenn man wirklich Frieden will – beide Völker

das Gebiet sinnvoll teilen müssen, weil man es nicht in Stücke

trennen kann. Anders gesagt: Projekte wie das von Rula und mir

versuchen, etwas wiederherzustellen, was die UN ursprünglich wollte.


Viele haben die Hoffnung auf eine Lösung oder auch nur eine Besserung

aufgegeben. Der Konflikt, so heißt es oft, ist unlösbar. Bauen Sie

nicht ein schön eingerichtetes Luftschloss?


Hardal: Wir stecken seit 30 Jahren in einer Sackgasse. Die einzige

politische Vision, die derzeit kursiert, ist der „Unterwerfungsplan“

von Israels rechtsextremem Finanzminister Bezalel Smotrich.


Es gelte, „jegliche nationale Hoffnung der Palästinenser

auszulöschen“, hat Smotrich vor einigen Jahren gesagt. Er bestreitet

die Existenz eines palästinensischen Volkes und ist zuständig für

den Siedlungsbau im Westjordanland.


Boehm: Sein Plan sieht drei oder vier verschiedene Stadien vor, alle

laufen auf die Vertreibung hinaus. Palästinenser, die die israelische

Dominanz akzeptieren, dürfen bleiben, jene, die friedlich ausreisen,

werden irgendeine Art von finanzieller Belohnung dafür bekommen oder

die Staatsbürgerschaft in anderen Ländern. Und diejenigen, die sich

weigern, werden bekämpft. Weder die Palästinenser noch die Israelis

würden das überleben.


Angesichts solcher Aggressivität – was können Sie beide ausrichten?


Boehm: Nur kleine Gesten. Rula wird zusammen mit anderen israelischen

Juden und Palästinensern an einer Konferenz teilnehmen, die ich

zusammen mit Andreas Føllesdal am Friedensnobelinstitut in Oslo

organisiere. Es wird da um konföderative Ideen für die Zukunft

Israels gehen.


Hardal: Als indigene Palästinenserin fühle ich mich in meiner Heimat

tief verwurzelt. Gerade deshalb mache ich mich für eine bessere

Zukunft nicht nur für mein Volk stark, sondern auch für die

israelischen Juden. Aus dieser souveränen Position können und

sollten alle Palästinenser dem „Feind“ eine Versöhnung anbieten.


Boehm: Es ist jetzt wichtig, auf den Maßstäben zu bestehen. Wir

müssen diejenigen sein, die zeigen, was es bedeutet, einander als

gleichberechtigte Subjekte zu betrachten. Am 7. Oktober hat die Hamas

auch einen Anschlag auf die Idee des Zusammenlebens verübt.


Für die Palästinenser bedeutet dies, in aller Deutlichkeit

auszudrücken, dass diese Verbrechen gegen ihre künftigen Mitbürger

nicht zulässig sind. Und ich als jüdischer Israeli muss klar sagen,

dass wir nur zusammenleben können, wenn unsere eigenen

Kriegsverbrechen geahndet werden.


Wir müssen lernen, die aktuellen Verbrechen als Verbrechen zu sehen,

die gegen unsere eigenen zukünftigen Bürger gerichtet sind. Eines

Tages werden sie so gesehen werden. Es ist die einzige Hoffnung, die

wir haben.


Rula Hardal wurde 1974 in Peqi'in in der israelischen Provinz Galiläa

geboren, Omri Boehm 1979 in Gilon, ebenfalls Galiläa. Beide haben die

israelische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Hardal forscht am

Shalom Hartman Institut in Jerusalem und ist seit 2023 Co- Direktorin

der israelisch-palästinensischen Organisation „A Land for All – Two

States, One Homeland“.


Zehn Jahre verbrachte sie in Deutschland, wo sie an der Universität

Hannover promoviert wurde. Omri Boehm ist Professor für Philosophie

an der New Yorker New School for Social Research.

——



Mit freundlichen Grüßen



Clemens Ronnefeldt

Referent für Friedensfragen beim deutschen

Zweig des internationalen Versöhnungsbundes



unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

10.10.2024

Thierry Meyssan: Iran und Israel

seniora.org, 08. Oktober 2024, Von Thierry Meyssan, 8. Oktober 2024 - Voltaire Netzwerk | Paris (Frankreich) übernommen von voltairenet.org

Wir begehen einen schweren Fehler, wenn wir glauben, dass der gesamte Iran gegen die israelische Kolonisierung Palästinas ist. Eine Gruppe von Iranern, obwohl natürlich eine Minderheit, hofft immer noch den Handel mit dem Westen wiederbeleben zu können, und sei es auf Kosten eines Abkommens mit dem völkermörderischen Regime von Benjamin Netanjahu.

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Der amerikafreundliche Präsident Hashemi Rafsandschani ist durch den Waffenschmuggel mit Elliott Abrams zum reichsten Mann seines Landes geworden. Anschließend entsandte er iranische Soldaten, um unter dem Kommando der NATO in Bosnien und Herzegowina zu kämpfen. Schließlich beteiligte er sich an der Farbrevolution, die versuchte, seinen Nachfolger, Präsident Mahmud Ahmadinedschad, zu stürzen.

Die meisten von uns glauben, dass die Islamische Republik Iran in erster Linie gegen Israel gerichtet ist. Das bedeutet, die Lehre von Imam Khomeini nicht zu verstehen und die vielen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu ignorieren.

Ruhollah Chomeini war ein Antiimperialist in einem Land, das zuerst unter dem Vereinigten Königreich und dann unter den Vereinigten Staaten gelitten hat.
Im Westen ist das unbekannt, aber während des Ersten Weltkriegs erlitt der Iran eine schreckliche Hungersnot, die ein Drittel, wenn nicht die Hälfte seiner Bevölkerung dezimierte, was den Iran zu einem der Hauptopfer dieses Konflikts machte [1]. Diese Katastrophe ist im Westen kaum erforscht worden und wird in den Werken über den Ersten Weltkrieg im Allgemeinen nicht erwähnt. Auf jeden Fall sind die Iraner davon überzeugt, dass dieser Völkermord durch die Beschlagnahmung von Getreide verursacht wurde, um die britische Armee, zuerst im Krieg gegen die Osmanen und später gegen die junge Rote Armee, im Iran zu ernähren.
Im Jahr 1953, schloss sich das Vereinigte Königreich mit den Vereinigten Staaten zusammen, um den iranischen Premierminister Mohammad Mossadegh, der das Öl auf Kosten der Anglo-Persian Oil Company verstaatlicht hatte, zu stürzen und dann den Nazi Fazlollah Zahedi als seinen Nachfolger einzusetzen [2].
Letzterer richtete daraufhin mit Hilfe einer Gruppe revisionistischer Zionisten, die von Yitzhak Shamir, der damals einen Zweig des israelischen Mossad leitete, eine sadistische politische Polizei ein, die SAVAK [3].

Die politische Polizei des Schah von Persien, die SAVAK, wurde von Teymour Bakhtiar angeführt, aber ihre Offiziere waren ehemalige Mitglieder der deutschen Gestapo und israelische revisionistische Zionisten.

Deshalb richten sich die Schriften von Ayatollah Chomeini immer in erster Linie gegen die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich ("den großen und den kleinen Satan"), wobei Israel nur als Ausdruck der Angelsachsen und nicht als eigenständige Macht dargestellt wird.

Die engen Beziehungen des Persischen Reiches zu Israel haben jedoch nie aufgehört. Auch heute noch wird die Ölpipeline Eilat-Aschkelon, die 1968 mit dem Schah gebaut wurde, von einem Unternehmen betrieben, das zur Hälfte Israel und zur Hälfte dem Iran gehört. Jede öffentliche Bemerkung über die Eigentümer dieser Pipeline wird in Israel mit 15 Jahren Gefängnis bestraft [4].

Nachdem wir diese Punkte geklärt haben, lohnt es sich, an die Bedeutung der Iran-Contra-Affäre in der Geschichte der Islamischen Republik zu erinnern.

Konzipiert wurde diese Operation des US-Geheimdienstes durch den ehemaligen SS-Obersturmführer Klaus Barbie, der die Diktatur von Hugo Banzer in Bolivien und das Medellín-Kartell organisiert hatte. Es ging darum, die pro-amerikanischen Söldner im Kampf gegen die Revolution der sich auf Augusto Sandino berufenden "Sandinisten" mit Waffen zu versorgen. Barbie wurde jedoch verhaftet und nach Frankreich ausgeliefert. Colonel Oliver North, der ein geheimes Team von Attentätern innerhalb des Nationalen Sicherheitsrats leitete, übernahm den Fall. Er entwarf eine viel komplexere Operation: die Befreiung von US-Zivilisten, die während des libanesischen Bürgerkriegs als Geiseln genommen worden waren, im Austausch für Waffen an die Islamische Republik Iran, damit sie sich während des vom Irak aufgezwungenen Krieges verteidigt und Präsident Saddam Hussein stürzt. Diese Waffen sollen von Israel aus dem Kontingent der von den Vereinigten Staaten gelieferten Waffen abgezweigt und in den Iran gebracht worden sein. Aber ein Teil davon habe die nicaraguanischen Contras erreicht. Dieses Projekt gewann die Unterstützung des stellvertretenden Außenministers, des revisionistischen Zionisten Elliott Abrams.

Deshalb wurde ein Kontakt zu einem iranischen Abgeordneten, Hassan Rohani, aufgenommen, den die US-Dienste aus der Zeit des Schahs kannten. Er stellte die US-Vertreter dem Präsidenten des Majlis (Parlaments), Hashemi Rafsandschani, vor. Die Operation war so wichtig, dass die Provisionen, die an ihn gezahlt wurden, es ihm ermöglichten, der reichste Mann seines Landes zu werden.

Trotz aller offiziellen Ermittlungen, die zu dieser dunklen Affäre durchgeführt wurden, bleiben die wichtigsten Dinge geheim. Auf jeden Fall ist klar, dass Hassan Rohani (der von 2013 bis 2021 Präsident war) und Hashemi Rafsandschani (der von 1989 bis 1997 Präsident war) Mitarbeiter des Teams von Oliver North und Elliott Abrams waren.

In den Jahren 2006 und 2007 leitete Elliott Abrams   – schon wieder er   – gemeinsam mit Liz Cheney (Tochter von Vizepräsident Dick Cheney) die Syria Policy and Operations Group; eine bereichsübergreifende Institution der Bush-Jr.-Regierung mit einem streng geheimen Budget. Sie beaufsichtigte die Hilfe für die iranische Opposition und für alle, die gegen das "Mullah-Regime" kämpften, wo immer sie sich befanden.


Der revisionistische Zionist Elliott Abrams hat nicht nur Terror in Lateinamerika verübt, er hat auch die iranische Politik beeinflusst, die jetzige Koalition von Benjamin Netanjahu an die Macht gebracht und den jetzigen französischen Europaminister Benjamin Haddad jahrelang beschäftigt.

Oliver North ist nicht mehr aktiv, aber Elliott Abrams organisierte Benjamin Netanjahus letzten Wahlkampf, sein Bündnis mit den Kahane-Anhängern (Itamar Ben-Gvirs Jüdische Kraft und Bezalel Smotrichs Jüdisches Heim), um die Strömung der revisionistischen Zionisten (des Faschisten Zeev Jabotinsky [5]) und seine Transformation der Verfassungsgesetze (was die Opposition und viele Kommentatoren als "Staatsstreich" bezeichnet haben) zu reformieren.

Die Iraner wollen ihre Rivalen nicht vernichten. Sie haben sich daher daran gewöhnt, wenn zwei Gruppen in Konflikt geraten, eine Kommission zu bilden, die sie versöhnen soll. Da ihr das in der Regel nicht gelingt und sie stattdessen mit einer anderen Institution in Konflikt gerät, schaffen sie eine vierte Institution und so weiter. Am Ende erhalten sie ein sehr komplexes Organigramm, in dem für die kleinste Entscheidung ein Dutzend Unterschriften erforderlich sind, die niemand jemals zusammentragen kann. Das System blockiert sich somit selbst.

In den Jahren 1993 und 1994 entsandten die Revolutionsgarden Soldaten, um an der Seite der NATO in Bosnien und Herzegowina zu kämpfen. Sie kamen Präsident Alija Izetbegović zu Hilfe. Zu dieser Zeit gab es keine Opposition zwischen der Islamischen Republik von Präsident Hashemi Rafsandschani und den Angelsachsen. Saudi-Arabien und Osama Bin Laden‘s Arabische Liga nahmen an dieser gemeinsamen Operation teil.

Im Jahr 2005 wurde gegen den neuen iranischen Präsidenten, den Antiimperialisten Mahmud Ahmadinedschad, eine groß angelegte Pressekampagne gestartet. Die Nachrichtenagentur Reuters fabrizierte anlässlich der Übersetzung eine Aussage von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, um den Anschein zu erwecken, als wolle er Israel von der Landkarte tilgen. Dieses falsche Zitat provozierte eine Verurteilung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, bevor der Schwindel erkannt wurde, und Reuters ein Dementi abgab [6]. Präsident Ahmadinedschad hatte einfach gesagt, dass der Staat Israel, wie die Sowjetunion, von der Zeit mitgerissen werden würde, und nicht, dass seine Bevölkerung ins Meer geworfen werden sollte. Egal: Das falsche Zitat steht mittlerweile in vielen Büchern als etablierte Tatsache.
Zu dieser Zeit begannen die Angelsachsen auch eine Kampagne, um die Menschen glauben zu machen, der Iran wolle sich Atomwaffen beschaffen, um Israel zu vernichten. Sie hofften, einen Angriff des Iran nach denen in Afghanistan und im Irak rechtfertigen zu können [7]. Es war jedoch der Schah, der sich mit einer Atombombe ausrüsten wollte; ein Projekt, das 1988 von Imam Ruhollah Chomeini feierlich aufgegeben und seitdem nicht mehr wiederbelebt wurde.

Im Jahr 2009 versuchten die Vereinigten Staaten während der Wiederwahl des nationalistischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad eine Farbrevolution zu lancieren. Washington stützte sich damals eindeutig auf den ehemaligen Präsidenten Hashemi Rafsandschani. Im Jahr 2013 gelang es ihnen schließlich, mit den Gesandten des Obersten Führers, Ayatollah Ali Khamenei, über den Ausschluss von Ahmadinedschads Gruppe von den Präsidentschaftswahlen und die Ernennung von Hassan Rohani zu verhandeln.

Im Jahr 2011 wurde ein iranischer, für die Bekämpfung der Mossad-Infiltration zuständiger Spionageabwehrbeamte ernannt, der... ein israelischer Agent war. Er blieb bis 2021 im Amt und lebt nun in Israel. Er hatte sich mit einem Team von etwa zwanzig Personen umgeben, die mit ihm nach Israel geflohen waren. Sie sind diejenigen, die die Ermordung von Atomwissenschaftlern und den Diebstahl der dann von Benjamin Netanjahu ausgestellten Archive organisiert haben.


Die Familie des neuen iranischen Außenministers Abbas Araghchi wartet sehnsüchtig darauf, dass Teheran ein Abkommen mit den USA schließt und das Handelsembargo aufhebt. Sie besitzt die größte internationale Vertriebsgesellschaft für iranische Teppiche.

Unter diesen Bedingungen sollte es nicht überraschen, dass eine iranische Quelle Israel über die Orte und Zeiten informierte, an denen es die Führer der Hisbollah einen nach dem anderen ermorden konnte. Zumal der Oberste Führer derzeit mit der Biden-Regierung verhandelt, um vor dem 5. November, dem Datum der US-Präsidentschaftswahlen, eine Einigung zu erzielen. Das heißt, die Pro-US-Kräfte sind heute in Teheran mächtiger denn je.

Das Hauptproblem des Iran ist nicht der Gegensatz zwischen Konservativen und Erneuerern, wie es die westliche Presse behauptet (der Konservative Mahmoud Ahmadinejad war für die Freiheit, Schleier und Bart zu tragen, während der Renovierer Mir Hossein Musawi gegen die Freiheit der Homosexuellen war), sondern in der Lähmung der Institutionen. Es gibt sicherlich eine antijüdische Strömung im Iran, wie es eine Nazi-Partei gab, aber die jüdische Gemeinschaft ist im Majlis (Parlament) vertreten. Das politische Leben im Iran lässt sich soziologisch erklären: Die Bourgeoisie von Teheran und Isfahan [der Bazar] bezieht ihren Reichtum aus dem internationalen Handel und strebt daher die Abschaffung der Handelsbeschränkungen an, während sich die einfache Bevölkerung auf dem Land an die Hungersnot erinnert, die ihre Familien unter dem unbeugsamen Blick der Angelsachsen dezimierte.


Was Sie sich merken müssen:
• Eine kleine iranische Minderheit sympathisiert mit dem Westen und Israel. Präsident Rafsandschani hatte Soldaten unter NATO-Kommando nach Bosnien und Herzegowina geschickt, um dort zu kämpfen.
• Es ist nicht unmöglich, einen antiisraelischen Diskurs zu führen, während mit Tel Aviv Geschäfte gemacht werden. Auch heute noch betreiben beide Staaten eine gemeinsame Ölpipeline, die für die israelische Wirtschaft unerlässlich ist.
• Pro-israelische Iraner haben wichtige Positionen in der Islamischen Republik inne. Es ist nicht verwunderlich, dass es iranische Beamte waren, die Hassan Nasrallah verraten haben.



Thierry Meyssan - Politischer Berater, Gründer und Präsident vom Voltaire Netzwerk - Réseau Voltaire. Letztes französisches Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à Donald Trump

Quelle: https://www.voltairenet.org/article221339.html
Mit freundlicher Genehmigung von voltairenet.org
___

[1The Great Famine and Genocide in Iran: 1917-1919, Mohammad Gholi Majd, University Press of America (2013).

[2] «CIA declassifies more of "Zendebad, Shah!"   – internal study of 1953 Iran coup», National Security Archives, February 12, 2018.

[3] «SAVAK: A Feared and Pervasive Force», Richard T. Sale, Washington Post, May 9, 1977. Debacle: The American Failure in Iran. Michael Ledeen, Vintage (1982).

[4] „Israel und Iran beuten gemeinsam die Eilat-Aschkelon Rohrleitung aus“, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 3. Januar 2018.

[5] Zeev Jabotinsky ist ein Faschist im wahrsten Sinne des Wortes. Er war ein Verbündeter von Benito Mussolini und stellte seine Miliz, die Betar, in den Vororten Roms unter dessen Schutz. Bis zu seinem Tod unterstützte er die Achsenmächte gegen die Alliierten.

[6] „Wie Reuters an einer Propagandakampagne gegen den Iran teilgenommen hat“, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 14. November 2005.

[7] „Wer hat Angst vor der zivilen Atomkraft von Iran?“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 5. Dezember 2013.


Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6305&mailid=2360


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

10.10.2024

Noch mehr Zensur: Vorsicht vor den „vertrauenswürdigen Hinweisgebern“

nachdenkseiten.de, vom 09. Oktober 2024 um 10:35 Ein Kommentar von: Tobias Riegel

Die Bundesnetzagentur hat den ersten sogenannten „Trusted Flagger“ („vertrauenswürdiger Hinweisgeber“) benannt. Mithilfe dieser Initiativen sollen „illegale Inhalte, Hass und Fake News“ künftig “sehr schnell und ohne bürokratische Hürde entfernt werden“, so die Behörde stolz. Es sollen also nicht nur illegale Inhalte „sehr schnell“ gelöscht werden – das ist skandalös.


Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

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Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat vor einigen Tagen in einer Pressemitteilung geschrieben, dass sie „den ersten Trusted Flagger, einen vertrauenswürdigen Hinweisgeber, gemäß dem Digital Services Act (DSA) zugelassen“ habe. Die Meldestelle REspect! der Stiftung zur Förderung der Jugend in Baden-Württemberg mit Sitz in Sersheim habe diese Zulassung erhalten (Webseite hier). Die Meldestelle sei die erste Organisation gewesen, die einen Zulassungsantrag bei dem Digital Services Coordinator (DSC) in der Bundesnetzagentur eingereicht habe. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur und kommissarischer Leiter des DSC sagt:

Plattformen sind verpflichtet, auf Meldungen von Trusted Flaggern sofort zu reagieren. Illegale Inhalte, Hass und Fake News können sehr schnell und ohne bürokratische Hürde entfernt werden. Das hilft, das Internet sicherer zu machen.“

REspect! konzentriere seine Arbeit als Trusted Flagger vor allem auf soziale Netzwerke und Video-Plattformen wie Facebook, X, Instagram, TikTok, YouTube und Telegram, so die Behörde. Der Fokus liege auf „Identifizierung von Hassrede, terroristischer Propaganda und anderen gewalttätigen Inhalten“.

Im Zulassungsverfahren prüfe der DSC die gesetzlichen Voraussetzungen der Zulassung anhand zahlreicher eingereichter Unterlagen. Die Meldestelle REspect! habe dabei laut Bundesnetzagentur ihre besondere Expertise, ihre Unabhängigkeit von Online-Plattformen sowie die präzise und objektive Weitergabe von Meldungen an die Online-Plattformen nachweisen können.

„…unverzüglich Maßnahmen wie beispielsweise die Löschung der Inhalte zu ergreifen…“

Laut Bundesnetzagentur spielen Trusted Flaggers eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Digital Services Act, „um illegale Inhalte im Netz wirksam zu bekämpfen“. Diese Organisationen würden über besondere Erfahrung bei der Identifizierung und Meldung rechtswidriger Inhalte verfügen. Wörtlich heißt es von der Behörde:

Plattformen sind gesetzlich verpflichtet, Meldungen von Trusted Flaggern prioritär zu behandeln und unverzüglich Maßnahmen wie beispielsweise die Löschung der Inhalte zu ergreifen.“

Das ist starker Tobak, das ist skandalös. Die Welt schreibt dazu:

Nun darf also eine aktivistische NGO aus der schwäbischen Provinz im Auftrag eines grünen Cheftechnokraten über ‚Hetze, Verschwörungserzählungen und Fake News‘ entscheiden.

Und ‚REspect!‘ soll keineswegs bloß Empfehlungen abgeben, der ‚Trusted Flagger’ ist mit weitreichenden Vollzugsgewalten ausgestattet: ‚Plattformen sind gesetzlich verpflichtet‘, vermeldet die Bundesnetzagentur stolz, ‚Meldungen von Trusted Flaggern prioritär zu behandeln und unverzüglich Maßnahmen wie beispielsweise die Löschung der Inhalte zu ergreifen‘.

Welcher Konzern riskiert schon Millionenstrafen für die Meinungsfreiheit?

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat in diesem Tweet auf X reagiert:

Aus gegebenen Anlass: Die @BNetzA entfernt nach dem #DSA keine Inhalte. #Plattformen und Dienste behandeln gemeldete Inhalte auf Grundlage der geltenden #Gesetze und ihrer #Nutzungsbedingungen. Finale Entscheidung liegt wie eh und je bei den #Gerichten.

Das ist nach Ansicht vieler Beobachter aber eine Schutzbehauptung, die der Praxis in der Realität nicht standhalten wird – dazu noch einmal die Welt:

Dass eine solche Regelung dazu führt, dass ‚Meldungen‘ ohne große Überprüfungen von den Plattformen umgesetzt werden, versteht sich von selbst – welcher Konzern riskiert schon Millionenstrafen, um im Zweifel auch die Meinungsfreiheit einzelner Nutzer zu verteidigen?“

Eine rechtsstaatliche und verfassungsrechtliche Perversion“

Zu dem Vorgang gibt es Kritik überwiegend von konservativer Seite – dabei wird mit der Ablehnung des Zensur-Vorhabens kein politischer Inhalt verteidigt, sondern das Prinzip der Meinungsfreiheit. Eine Beschädigung dieses Prinzips wird irgendwann Bürger aller politischer Couleur treffen.

Das Medium Nius hat zum Thema mit einigen Rechtsexperten gesprochen. Demnach sagte Joachim Steinhöfel zu den Trusted Flaggern: „Die steuergeldfinanzierte Einrichtung von ‚vertrauenswürdigen Hinweisgebern‘ ist eine rechtsstaatliche und verfassungsrechtliche Perversion.“ Denn: „Für Straftaten sind Polizei und Staatsanwaltschaften zuständig, beide notorisch unterfinanziert. Statt das Geld in rechtsstaatliche Institutionen zu investieren, landet es bei fragwürdigen staatlichen Vorfeldorganisationen.“ Der Staatsrechtler Volker Boehme-Neßler sagte gegenüber Nius: „Wir schaffen uns mit dem DSA-Meldesystem eine Denunziations-Gesellschaft.“

Der Strafrechtler Udo Vetter sieht laut dem Artikel verfassungsrechtliche Bedenken: „Es ist im Prinzip eine Zensur durch die Zensurbehörde – nicht mehr durch die Hintertür, sondern man marschiert durch den Vordereingang.“ Alles, was bisher an problematischer Meldestruktur existiert, drohe institutionalisiert zu werden. „Die Meldestruktur ist damit staatlich legitimiert.“ Vetter erklärt weiter: „Wir haben es mit einem geschaffenen Meinungs-TÜV zu tun. Wenn der TÜV gerufen wird und keine Plakette vergibt, wird der Meinungsbeitrag gelöscht. Das Portal muss schnell reagieren. Schon im benutzten Wort müssen von Netzagentur-Chef Klaus Müller steckt der staatliche Zwang.“ Auch das verwendete Wort „schnell“ von Müller bedeute eine „faktische Ausschaltung des Rechtsweges“, meint der Jurist.

Im MDR hat auch der Verfassungsrechtler Arnd Diringer dargelegt, dass er das Prinzip der Hinweisgeber für rechtlich problematisch hält.

Meinungsäußerungen, die nicht verboten sind, sind erlaubt

Ich schließe mich der hier zitierten Kritik an. Dazu kommt noch: Die Begriffe werden immer weiter verunklart, die Grenze zwischen „illegal“ und „legal, aber dennoch zu löschen“ wird weiter verwischt. Diese vorsätzlich hergestellte Grauzone kennt man auf anderer Ebene von Begriffen wie „Delegitimierung des Staates“. Wer definiert „Hass“ und „Fake News“? Bei der Bundesnetzagentur werden „illegale Inhalte“ in einem Atemzug mit „Desinformation“ genannt, obwohl die Begriffe völlig unterschiedlich behandelt und streng getrennt werden müssten:

Der DSA verpflichtet digitale Dienste und Online-Plattformen zu mehr Sorgfalt und Transparenz und ermöglicht, einfacher gegen illegale Inhalte und Produkte, Hass und Hetze sowie Desinformationen vorzugehen.“

Es gibt zweifellos schlimme Volksverhetzung und schwere Beleidigungen im Netz – dagegen kann und sollte juristisch vorgegangen werden, bei einem Urteil eines ordentlichen Gerichts müssen dann natürlich auch Beiträge gelöscht werden. Darum sind Investitionen in den Justiz-Apparat wichtig und überfällig. Aber „Desinformation“ ist Definitionssache, „Trusted Flagger“ sind keine Gerichte und: Meinungsäußerungen, die nicht verboten sind, sind erlaubt. Punkt.

Titelbild: Anelo / Shutterstock

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Verfassungsgericht: „Der Staat hat grundsätzlich auch scharfe und polemische Kritik auszuhalten“


Rubriken: Audio-Podcast Erosion der Demokratie Medienkonzentration, Vermachtung der Medien


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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

09.10.2024

Nächster Maulkorb geplant: Ampel will Kritiker als "potenzielle Gemeinwohlgefährder" verfolgen

freedert.online, 9 Okt. 2024 14:30 Uhr, Von Susan Bonath

Die Bundesregierung plant eine neue Gesetzesverschärfung. Danach sollen öffentliche Äußerungen oder "unerwünschte Kontaktaufnahmen", die politische oder staatliche "Funktionsträger psychisch belasten könnten", als "Gemeinwohlgefährdung" gelten und hart bestraft werden können.


Nächster Maulkorb geplant: Ampel will Kritiker als "potenzielle Gemeinwohlgefährder" verfolgenQuelle: www.globallookpress.com © Bernd von Jutrczenka


Marco Buschmann (r.)


Die Ampel-Regierung verfolgt zunehmend ihre Kritiker. Der Inlandsgeheimdienst, das Bundesamt für Verfassungsschutz, hat für sie bereits die neue Kategorie "Delegitimierung des Staats" erfunden. Der Staat entscheidet inzwischen, was als wahr oder "Desinformation" und wer als gut oder böse gilt. Wer sich bei einem Krieg auf die "falsche Seite" stellt, dem droht seit 2022 ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung. Nun steht eine weitere Gesetzesverschärfung an: Jede öffentliche Äußerung, von der sich ein politischer oder staatlicher Funktionsträger "psychisch beeinträchtigt" fühlt oder nur fühlen könnte, soll hart bestraft werden.


Potenzielle "Gemeinwohlgefährder"

Zur Debatte steht eine eilig von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) eingebrachte Novelle unter dem Titel "Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften sowie von dem Gemeinwohl dienenden Tätigkeiten". Mit letzteren sind Funktionsträger aller Art gemeint, etwa Stadträte in kommunalen Parlamenten, Angestellte in Behörden oder Politiker in EU-Gremien.


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Das Vorhaben hatte das Bundeskabinett Anfang September als Teil eines neuen "Sicherheitspaketes" – angeblich in hastiger Reaktion auf den Messerangriff in Solingen Ende August – beschlossen.  Der Bundestag soll darüber am Donnerstagabend, 10. Oktober, in erster Lesung beraten. Zuerst berichtete die DKP-Zeitung UZ über die Tücken dieses Entwurfs.

Mit ihrem 20-seitigen Pamphlet will die Ampel-Regierung die Paragrafen 105 (Nötigung von Verfassungsorganen) und 106 (Nötigung des Bundespräsidenten) im Strafgesetzbuch ändern. Das dort je nach Schwere festgelegte Strafmaß von drei Monaten bis zu zehn Jahren Gefängnis soll künftig auch jene treffen, die "gemeinwohlgefährdend Entscheidungsprozesse der Funktionsträger beeinträchtigen". Auf den "Staatsdelegitimierer" im Verfassungsschutzbericht folgt nun also der "potenzielle Gemeinwohlgefährder".

Theoretisch psychisch belastend

Wie inzwischen üblich im deutschen Gesetzesdschungel findet man in der Novelle statt konkreter Tatbestände nur mehr schwammige Floskeln. Angeblich "deuten" etwa aktuelle "Statistiken und Berichte" auf "eine Tendenz der zunehmenden Verrohung des gesellschaftlichen Miteinanders" hin.

Sinniert wird über "Hass, Hetze und Gewalt", "Hasspostings" und "verbale oder schriftliche Anfeindungen" welche – freilich präventiv – lediglich "dazu geeignet" sein könnten, zu einer ominösen "psychischen Belastung" betroffener "Funktionsträger" zu führen.


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An einer Stelle drückt der Gesetzentwurf das beispielsweise so aus: Strafrechtlich relevant werde eine solche "Tat" dann, "wenn das Verhalten des Täters einen objektivierbaren Anlass für eine Verhaltensänderung" bieten könne. Mandatsträger in Bund, Ländern, Kommunen und der Europäischen Union sollen offenbar nicht länger von kritischen Bürgern gestört werden.

Damit könnten künftig politische Unmutsäußerungen aller Art in sozialen Netzwerken, in Stadtrats- oder Gemeindesitzungen oder auf öffentlichen Protestaktionen, die von Abgeordneten oder behördlichen Funktionären auch nur potenziell als "diskreditierend" oder eben "psychisch belastend" empfunden werden könnten, schnell vor den Kadi führen – und sogar zu einer Eintrittskarte ins Gefängnis werden.


"Unerwünschte Kontaktaufnahme"

FDP-Justizminister Buschmann knüpft damit direkt an die jüngsten Verbots- und Repressionsorgien von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an, von der bereits Medien und Vereine, Corona-, Friedens- und Palästina-Demonstranten, NATO-Kritiker, vermeintliche "Putin-Versteher" und andere betroffen waren.

Doch damit nicht genug: Dem Bundesrat, der die Länder auf Bundesebene vertritt, genügt diese Verschärfung nicht. In einer Stellungnahme kritisierte dieses Gremium Ende September, dass der Wortlaut des Gesetzes diverse Vertreter von "Verwaltungseinheiten in Teilgebieten der Länder" und der "Exekutivorgane" nicht einbeziehe und forderte, dies entsprechend zu ändern.


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Der Bundesrat schlug darüber hinaus sogar vor, jede unerwünschte "räumliche Annäherung" oder nicht erbetene "Kontaktaufnahme" beispielsweise über "digitale Kommunikationsmittel" mit politischen und institutionellen Funktionsträgern unter Strafe zu stellen. Die sogenannten "Volksvertreter" sollen offensichtlich nicht länger gestört werden, egal, was sie tun.

Präventivstrafen für "hypothetische Kausalverläufe"

Die "Neue Richtervereinigung" (NRV), ein Zusammenschluss aus deutschen Richtern und Staatsanwälten, rügte bereits Anfang August den ersten Referentenentwurf. Dies belegt, dass das Gesetz, anders als behauptet, schon vor der Tat in Solingen (am 23. August) in Planung war.

Durch die Novelle entstünde "eine inkonsistente Gesetzeslage", so der Juristenverband. Die Formulierung darin sei "so weit geraten, dass sie eine verschuldensunabhängige Haftung für hypothetische Kausalverläufe umfassen würde". Das Gesetz sei unbestimmt und schwäche die Rechtssicherheit massiv. Niemand könne dann mehr abschätzen, welche Handlung oder bloße Meinungsäußerung zu einer harten Strafe führen kann.

Dadurch werde "der Anwendungsbereich des Gesetzes unvorhersehbar".

Ein so "verwirrender" Gesetzesentwurf sei überdies völlig unnötig, merkte die NRV dann weiter an. Schließlich könnten tatsächliche Straftaten gegen "Funktionsträger" bereits jetzt juristisch verfolgt werden.

Maulkorb für eine kritische Bevölkerung

Man kann also mit Fug und Recht befürchten, dass das eigentliche Ziel eines solchen Gesetzentwurfs ein ganz anderes ist, als angeblich, wie behauptet, "mehr Sicherheit für Funktionsträger". Denn vor allem dürfte es als Maulkorb für die politisch interessierte und kritische Bevölkerung wirken.


Gerichtsbeschluss: Klagewütige Strack-Zimmermann darf "Flintenweib" genannt werden




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Denn wer weiß schon vorher so genau, welcher Politiker welche Rüge als "psychisch belastend" empfinden könnte? Oder welcher Staatsanwalt auch nur ein entsprechendes Potenzial dazu erkennen wird. Jeder Protest gegen Kriegstreiberei, Rüstungsprojekte, Sozialabbau oder was auch immer könnte dann in die neue Kategorie "Gemeinwohlgefährdung" fallen und hart von der Justiz verfolgt werden.

So bringt man höchstens eine Bevölkerung zum Schweigen und hebelt auch den letzten Rest von Demokratie vollständig aus. Aber wer weiß: Vielleicht ist ja gerade das der Plan.


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Video  Dauer 2:30 min veröffentlicht 17. Sept. 2024


RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

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09.10.2024

Rashid Khalidi: »Hier hilft ein Blick in die Geschichte«

nd-aktuell.de, vom 04.10.2024, 18:28 Uhr,  Politik, Ziele der Hamas, Interview: Cyrus Salimi-Asl

Der Historiker Rashid Khalidi über die Hamas, ihre Ziele und Formen der Gewalt






Jahja Sinwar, Chef der Hamas im Gazastreifen. Zuletzt gab es Spekulationen, ob er noch am Leben ist.


Foto: afp/MOHAMMED ABE


Die Hamas hat am 7. Oktober ein Massaker an Israelis angerichtet. Was wollte sie damit erreichen?


Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Einige der Ziele wurden von Mohammad Deif und anderen Hamas-Führern genannt. Eines davon war, die Dynamik zur Normalisierung der Beziehungen mit Israel in der arabischen Welt zu stoppen. Ein anderes, die Menschen davon abzuhalten, die israelische Politik gegenüber den Palästinensern, wie zum Beispiel die Abriegelung des Gazastreifens, zu ignorieren. Ein weiteres Ziel für Hamas war sicher, die führende Position in der palästinensischen Politik einzunehmen. Ob es darüber hinausgehende Ziele gab, kann ich nicht sagen.


Mit der Normalisierung spielen Sie wohl auch auf die Abraham-Abkommen an. Glauben Sie, die Hamas hat die von Ihnen genannten Ziele erreicht?

Es ist noch zu früh, das abschließend zu sagen. Sicher ist, dass die Tendenz zur Normalisierung und zur Aufnahme von Beziehungen zu Israel nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt wurde. Saudi-Arabien hat seine Position geändert. Der saudische Kronprinz Mohammad Bin Salman hat vor anderthalb Jahren noch nicht von einem palästinensischen Staat gesprochen. Viele arabische Länder waren gezwungen, ihre Haltung zu ändern, weil die arabische Öffentlichkeit so wütend ist über das, was Israel nach dem 7. Oktober in Gaza getan hat. Was die führende Position in der palästinensischen Politik angeht, sieht es so aus, als hätte die Hamas dieses Ziel erreicht. Wird das in einem oder zwei Jahren noch der Fall sein, wenn die Menschen die Kosten all dessen abschätzen? Ich weiß es nicht.


Interview

Alex Levac

Rashid Khalidi ist emeritierter Professor für Moderne Arabische Studien an der Columbia University. Er hat an der Libanesischen Universität, der Amerikanischen Universität Beirut und der Universität Chicago gelehrt, war Mitherausgeber des Journal of Palestine Studies und Präsident der Middle East Studies Association. Er ist der Autor von acht Büchern, ...

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Warum wurden so viele Geiseln genommen?

Die Hamas ging davon aus, dass sie durch die Gefangennahme vieler Geiseln die Freilassung von vielen Gefangenen erreichen kann. Es hat sich herausgestellt, dass sie sich geirrt hat. Die Hamas hat es mit einer israelischen Regierung zu tun, die sich anders als frühere Regierungen nicht um die Geiseln zu kümmern scheint. Sie will offenbar lieber den Krieg fortsetzen und die Besetzung des Gazastreifens aufrechterhalten, als Geiseln freizubekommen.

Wie beurteilen Sie die Beziehungen zwischen der Hamas und der Bevölkerung in Gaza?

Es gibt einige Umfragen von seriösen palästinensischen Meinungsforschungsinstituten, auf die wir uns beziehen können. Einige davon arbeiten auch mit Dahlia Scheindlin zusammen, die für die israelische Tageszeitung »Haaretz« schreibt. Es ist ganz klar, dass die Hamas im Gazastreifen vor dem Krieg weniger populär war als im Westjordanland. Sie ist eine autoritäre Bewegung, die 2006 eine Wahl gewonnen hat. Seitdem, also seit 18 Jahren, hat es keine Wahlen mehr gegeben, sie hat also keine demokratische Legitimation und regiert mit eiserner Hand in Gaza.

Hat sich das im Kriegsverlauf verändert?

Das ist schwer zu sagen, es gibt keine wirklich verlässlichen Informationen. Wenn man von den sehr begrenzten Umfragen ausgeht, die wir haben, scheint es so, dass die Hamas heute im Gazastreifen weiterhin weniger beliebt ist als im Westjordanland, vor allem bei älteren Menschen. Die Umfragen deuten darauf hin, dass sie bei jüngeren Menschen beliebter ist.

Wie beurteilen Sie die Reaktion der Palästinensischen Autonomiebehörde bzw. der Fatah auf die Vorgänge im Gazastreifen und den Angriff der Hamas? Fatah und Hamas sind im Grunde politische Gegner.

Die Palästinensische Autonomiebehörde ist absolut unbeliebt. Sie hat so gut wie keine Legitimität bei der Bevölkerung, wobei sie in Gaza ironischerweise wohl etwas beliebter ist als im Westjordanland. Die Wahl von Mahmud Abbas zum Präsidenten war 2005, seine Amtszeit endete vor vielen Jahren. Durch die Sicherheitskooperation mit Israel ist die Palästinensische Autonomiebehörde zu einer Art Subunternehmer für die Besatzung geworden, was bedeutet, dass sie nicht in der Lage ist, die Palästinenser zu vertreten, die, ob sie nun den bewaffneten Kampf oder die Diplomatie unterstützen, sich energisch gegen Israels Kriegsverbrechen auflehnen.

Manche bezeichnen die Hamas schlicht als Mörderbande…

Ich denke, hier hilft ein Blick in die Geschichte, in der auch andere Gruppen so bezeichnet wurden. Zunächst zur Hamas: Man muss den Kontext verstehen, um sie zu verstehen. Man muss sie in den Kontext des Krieges gegen Palästina stellen, in dem Widerstand stattfindet. Hamas ist Teil einer Widerstandsbewegung und Widerstand nimmt verschiedene Formen an. Einige davon beinhalten Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. Das war schon so, bevor es das humanitäre Völkerrecht gab. Die Nationale Befreiungsfront (FLN) in Algerien, die Irisch-Republikanische Armee (IRA) oder die Amerikaner, die die britische Kolonialherrschaft stürzten, haben Aktionen gemacht, die Verstöße sind gegen das, was heute als humanitäres Völkerrecht bezeichnet wird. Waren sie eine Bande mörderischer Verbrecher? Nun, so haben die Franzosen die FLN genannt und die Briten die IRA. So nennen die Israelis die Hamas. So nennen die amerikanischen Massenmedien die Hamas. Einige ihrer Aktionen beinhalten schreckliche Taten, die unbestreitbar gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen. Bedeutet das, dass diese Charakterisierung das Wesen von Hamas auf den Punkt bringt? Nein. Die Hamas hat schreckliche Taten begangen und ist gleichzeitig Teil einer Widerstandsbewegung. Ich persönlich halte im Übrigen den Begriff Terrorismus für einen stark ideologisch belasteten Begriff, der für bestimmte politische Zwecke verwendet wird.

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Was meinen Sie damit?

Was Israel tut, wird nie als Terrorismus oder als mörderisch bezeichnet. Die israelischen Generäle werden nie als Kriegsverbrecher bezeichnet. Vielleicht zwei Drittel der 42 000 in Gaza getöteten Menschen waren Zivilisten, wahrscheinlich mehr, wir kennen die genauen Zahlen nicht. Nennen wir diese Generäle mörderische Verbrecher? Das ist sicherlich nicht die Art und Weise, wie die Vereinigten Staaten, Westeuropa und große Medien, die im Besitz von Konzernen sind, sie beschrieben haben. Was eine Widerstandsbewegung oder Befreiungsbewegung oder Untergrundbewegung, wie auch immer man sie nennen will, tut, wird hingegen als Terrorismus bezeichnet und sie werden als Mörder bezeichnet.

Würden Sie sagen, dass die terroristischen Methoden, die von Widerstandsgruppen angewandt wurden und werden, wie auch von der Hamas, notwendig sind im Widerstandskampf?

Nein. Angriffe auf Zivilisten sind meines Erachtens schädlich für jede politische Bewegung. Ich glaube nicht, dass es für die IRA von Vorteil war, Menschen in Birmingham oder London zu töten. Ich denke nicht, dass das politisch korrekt war. Es war unmoralisch, ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht. Zudem glaube ich nicht, dass es politisch klug war. Das Gleiche gilt für das Töten von israelischen Zivilisten durch die Hamas und auch für das Töten palästinensischer Zivilisten durch Israel. Es ist unmoralisch, es ist ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht, und es ist politisch dumm. Was Israel heute in Gaza tut, führt dazu, dass die Kinder von heute eines Tages, wenn sie 20 oder 21 Jahre alt sind, Israel bekämpfen werden.

Die Weltöffentlichkeit war schockiert über die Art und Weise, wie am 7. Oktober die Menschen massakriert wurden, auch von Tätern, die sich dem Morden von Hamas und Islamischer Dschihad spontan angeschlossen haben. Wie lässt sich diese rohe Gewalt erklären?

Die Abraham-Verträge

Die Abraham-Verträge leiteten im Jahr 2020 eine Wende im politischen Gefüge des Nahen Ostens ein. Einem Abkommen zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrein und den USA folgten Abkommen mit dem Sudan und Marokko. Ihr Ziel war insbesondere eine engere ökonomische Kooperation in der Region auf den Feldern Finanzen und Investitionen, Wissenschaft und Technologie, Tourismus, Kultur und Bildung, Energie und Umwelt sowie Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. Von politischer ...

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In den Köpfen vieler Menschen gibt es einen Unterschied zwischen Hightech-Tötung und dem Töten von Angesicht zu Angesicht. Ich denke, dass ein Teil des Schreckens von dem, was am 7. Oktober geschah, darin besteht, dass es ein Töten von Angesicht zu Angesicht war. Das Töten von Menschen mit einem Apache-Hubschrauber oder das Töten von Menschen durch Verhungern hat nicht die gleiche Wirkung. Hinzu kommt noch etwas: Offenbar sind weiße Leben, das Leben von Israelis für manche mehr wert als das Leben von Braunen und Palästinensern. Das ist für mich schwer zu verstehen, und ich finde es, offen gesagt, unmoralisch. Der Tod von Zivilisten in Israel ist tragisch, und der Tod von Zivilisten im Gazastreifen oder im Libanon ist tragisch. Aber die eine Tragödie wiegt die andere in keiner Weise auf oder rechtfertigt die andere. Ich verstehe, dass es für die Israelis ein psychologischer Schock war. Ich kann das Trauma und den Schmerz verstehen. Ich verstehe aber nicht, warum ein Leben mehr wiegt und mehr zählt als ein anderes. Ich kann diese Logik nicht verstehen, sie ist rassistisch.

Welche Lösung sehen Sie für diesen Konflikt? Eine internationale Konferenz, um die sogenannte Zweistaatenlösung umzusetzen?

Dazu müsste ich in eine Kristallkugel schauen, die ich nicht habe. Ich denke, eine Zweistaatenlösung ist unrealistisch. Denn Israel hat mit Unterstützung der Vereinigten Staaten alles getan, um eine Zweistaatenlösung unmöglich zu machen. Durch die Ansiedlung von 700 000 israelischen Staatsbürgern in den besetzten Gebieten und durch die Übernahme von 60 bis 65 Prozent der besetzten Gebiete ist ein palästinensischer Staat nicht möglich. Von einer Zweistaatenlösung zu sprechen, ist also ein Hirngespinst, dem amerikanische und westliche Politiker und viele andere anhängen, weil es sie davor bewahrt, über die harten Realitäten nachzudenken, die Israel – in vielen Fällen mit ihrer Unterstützung – geschaffen hat. Man könnte über eine Zweistaatenlösung sprechen, aber dann müsste man die Idee der palästinensischen Souveränität akzeptieren, was keine israelische Regierung bisher getan hat.

Ist eine Einstaatenlösung denkbar?

Das setzt voraus, dass zuallererst die Wut und Bitterkeit überwunden werden, die durch diesen Krieg entstanden sind. Und es wird eine völlig andere Art von Vermittlern erfordern. Die Vereinigten Staaten sind als Vermittler in diesem Konflikt ungeeignet. Sie sind der Verbündete Israels und selbst Kriegspartei.

Der Westen, die USA, Europa haben die Hamas auf die Liste der terroristischen Gruppen gesetzt. Ist das ein Fehler und sollten sie mit der Hamas verhandeln?

Derzeit wird argumentiert: Mit Terroristen kann man nicht verhandeln. Wäre diese Haltung in Irland befolgt worden, hätte es das Karfreitagsabkommen nicht gegeben. Wäre das in Südafrika befolgt worden, hätte es das Ende der Apartheid nicht gegeben. Man verhandelt mit Leuten, gegen die man kämpft. Du lehnst ihre Methoden ab? Die Briten haben sich mit Leuten zusammengesetzt, die britische Zivilisten in England getötet haben. Die Südafrikaner setzten sich mit Leuten zusammen, die weiße Südafrikaner getötet hatten. Welchen Sinn hat es, mit Leuten zu verhandeln, die nicht mit dir im Konflikt sind? Israel will nicht verhandeln, und die Amerikaner und die Europäer haben diese Position übernommen. Das ist tragisch, denn was auch immer man von der Hamas halten mag und was auch immer die Hamas getan haben mag, sie haben gesagt, sie seien zu einem Waffenstillstand bereit. Ich würde sagen, dass ein Waffenstillstand, trotz aller Probleme, besser ist als Krieg.


Info: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185768.ziele-der-hamas-rashid-khalidi-hier-hilft-ein-blick-in-die-geschichte.html


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

09.10.2024

Foreign Policy: USA müssen Entspannungspolitik und Handel zwischen Berlin und Moskau verhindern

freedert.online, 9 Okt. 2024 06:15 Uhr,Von Mirko Lehmann

Einmal mehr gibt das US-Establishment schwarz auf weiß zu Protokoll: Jede Kooperation zwischen Berlin und Moskau soll verhindert werden. Eine neue Entspannungspolitik in Europa darf es aus Washingtoner Sicht nicht geben, auch keine wirtschaftliche Zusammenarbeit, schon gar nicht im Energiesektor.


Quelle: Gettyimages.ru © Pool/Getty Images


Präsident Wladimir Putin begrüßt Gerhard Schröder während der Eröffnungszeremonie der Fussball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland im Luschniki-Stadion in Moskau, 14. Juni 2018


Angesichts des Scheiterns des Westens in der Ukraine kommen aus den USA eindeutige Signale an die Europäer, besonders die Deutschen, auf keinen Fall daran zu denken, ihre Beziehungen zu Russland zu verbessern. Selbst die vorwiegend innenpolitisch motivierte Absicht von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), in der nächsten Zeit ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu suchen, stößt auf äußerstes Misstrauen in Washington.


Der Westen manipuliert die Ölpreise zu seinem eigenen Vorteil




Analyse

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Nord Stream und kein Ende

Ein Artikel, der pünktlich zum zweiten Jahrestag der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines in Foreign Policy (FP), einer führenden außenpolitischen Zeitschriften der USA, erschienen ist, fordert unmissverständlich, Deutschland nicht zu erlauben, zu, wie es heißt, "seinen alten Russland-Tricks" zurückzukehren. Worum es geht, macht die Unterzeile deutlich: "Wie Washington dafür sorgen kann, dass die Ära Gazprom in Berlin vorbei ist." Verfasser des Beitrags sind der frühere US-Botschafter in der Ukraine, John E. Herbst, derzeit Senior Director am "Eurasia Center" des Atlantic Council, und Benjamin L. Schmitt, Senior Fellow am "Kleinman Center for Energy Policy" der Universität von Pennsylvania.

Der programmatische Text wiederholt die Behauptung, Moskau habe "jahrzehntelang" die Lieferungen von Energieträgern nach Europa als "Waffe" eingesetzt. Was als "unumstößliche Tatsache" 2021/22 zu beobachten gewesen sei, als Moskau die für Europa bestimmten Erdgasmengen angeblich gedrosselt habe, um Deutschland und andere europäische Länder von der "Hilfe" für die Ukraine abzuhalten. (Tatsächlich hatten die reduzierten Lieferungen aus Russland damit zu tun, dass die Europäer zunächst weniger Gas bestellt und dann Sanktionen gegen Russland verhängt hatten, was unter anderem die ordnungsgemäße Wartung der Turbinen für Nord Stream 1 verhinderte; RT DE berichtete fortlaufend.) Ungeachtet der Tatsache, dass drei Stränge der Nord-Stream-Pipelines zerstört sind, fordern die beiden US-Strategen, Sanktionen gegen die noch verbliebenen russischen Gaspipelines nach Europa zu verhängen, darunter auch Nord Stream 2. Denn die 2019 vom US-Kongress verhängten Sanktionen gegen diese jüngste Leitung laufen Ende des Jahres aus, falls sie nicht verlängert werden.


"Die Chronik eines Jahrhundertskandals" – Wagenknecht über Nord-Stream-Enthüllungen


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Erhobener Zeigefinger aus Washington

Mit scharfer Missbilligung wenden sich Herbst und Schmitt gegen die Politik des Ausgleichs mit Moskau, wie sie Gerhard Schröder und auch Angela Merkel betrieben. Selbst Olaf Scholz attestieren die FP-Autoren eine solche Haltung. Sie rechnen dabei mit der "Neuen Ostpolitik" ab, die Willy Brandt und andere eingeleitet hatten. Die beiden US-Experten denunzieren das Konzept "Handel und Wandel" – eigentlich "Wandel durch Annäherung" – als naiv gegenüber Moskau, sofern es nicht von "starker westlicher Abschreckung" begleitet werde. Inkriminiert werden von ihnen auch die Interessen der deutschen Wirtschaft, die "seit langem einen übergroßen Einfluss" auf die Berliner Politik ausübe. Wobei sie unterschlagen, dass es kaum Widerstand vonseiten deutscher Unternehmen gegen die seit 2013 immer zahlreicher gegen Russland verhängten Sanktionen gegeben hat. Herbst und Schmitt tadeln, ungeachtet der Befolgung der Washingtoner Sanktionswünsche, Berlin dafür, dass es sich zu selten von "Geschäften mit autoritären Staaten" durch "lästige Ablenkungen wie die nationale Sicherheit oder die Menschenrechte abhalten" lasse.

Bloß keine Entspannungspolitik

Ihre Abrechnung beziehen die US-Autoren nicht nur auf die Entspannungspolitik früherer Jahrzehnte ("Torheit"), die lediglich dazu gedient habe, mit "abgedroschenen Patentrezepten für Russland" die deutschen, "zunehmend schmutzigen Handels- und Energiebeziehungen" zu Moskau zu "verschleiern". Schröder wird einmal mehr vorgehalten, Nord Stream 1 auf den Weg gebracht zu haben und später für Gazprom und andere russische Energieunternehmen tätig gewesen zu sein.


"Hollywood-Blockbuster": Nebensja spottet über Theorie zu Nord Stream-Sprengung



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Merkel habe obendrein Nord Stream 2 durchgesetzt, obwohl das Sündenregister Russlands seinerzeit bereits angebliche Cyberangriffe auf den Bundestag, eine Serie von Morden in Europa und die Reaktion auf den Putsch von 2014 in der Ukraine umfasst habe. Zur Entschuldigung Merkels räumen sie ein, dass die Kanzlerin zwölf Jahre ihrer 16-jährigen Amtszeit in Koalitionen mit den "traditionell russlandfreundlichen Sozialdemokraten" verbringen musste, die – unter dem damaligen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (sei 2019 Vorsitzender der Atlantik-Brücke) – den Verkauf der deutschen Gasspeicherinfrastruktur an Gazprom genehmigt hatten. Von Bundespräsident Steinmeier, dem früheren Außenminister, sagen sie rundheraus, er habe im Februar 2022 die Gelegenheit verpasst, wegen der vermeintlich "gescheiterten Russlandpolitik Berlins" zurückzutreten.

Und Scholz habe, angeblich ohne Rücksicht auf die Ukraine-Krise, weiter an Nord Stream 2 festgehalten. Erst kurz vor Beginn der russischen Sonderoperation in der Ukraine habe Scholz die Betriebsgenehmigung der Leitung widerrufen – behaupten Herbst und Schmitt. Tatsächlich wurde die Inbetriebnahme der Pipeline von der neu ins Amt kommenden "Ampel"-Koalition seit dem Herbst 2021 kräftig ausgebremst, wobei sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) besonders hervortat. Eine Betriebsgenehmigung lag insofern nicht vor, weil Scholz und Habeck die Zertifizierung der Pipeline noch vor Beginn der russischen Militäroperation abgebrochen hatten.


Ehemalige DDR drängt Scholz zur Aussöhnung mit Moskau





Analyse

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Unzuverlässiger Scholz





Auch wenn der Kanzler im Februar 2022 doch noch die "Zeitenwende" verkündet habe, um der "russischen Bedrohung endlich die Stirn zu bieten", und Deutschland seither an zweiter Stelle hinter den USA bei den Waffenlieferungen, finanzieller und humanitärer Unterstützung für die Ukraine stehe, sei heutzutage nur noch wenig von den Versprechungen übrig. Zwar sei das Zwei-Prozent-Ziel der NATO erreicht, doch Berlin habe seine Militärhilfe für die Ukraine im Vergleich zum Vorjahr etwa auf die Hälfte reduziert. Scholz versuche bereits ein Jahr vor den nächsten Bundestagswahlen und aus Sorge vor dem Erstarken "kremlfreundlicher Parteien" bei den jüngsten Landtagswahlen im Osten, sich als "Friedenskanzler" zu inszenieren.

Nicht nur die zurückgehende militärische Unterstützung für die Ukraine bereitet den US-Autoren Kopfzerbrechen. Sie wollen auch sicherstellen, dass Berlin künftig, obwohl es "in erstaunlich kurzer Zeit" Ersatz für die russischen Gaslieferungen habe beschaffen können, seine früher engen Wirtschaftsbeziehungen mit Moskau nicht wieder aufnehmen kann. Gerade im Energiesektor werde der Druck von Unternehmen in Deutschland auf Berlin zunehmen, sich wieder um günstiges Pipelinegas aus Russland zu bemühen.

Interessen der USA

Daher liege es im Interesse der Vereinigten Staaten und "aller Befürworter eines freien und friedlichen Europas", dass Deutschland nicht "zu seinen alten Russland-Tricks" zurückkehre. Und "glücklicherweise" seien die USA in der Lage, dies zu verhindern. So haben im US-Senat Mitglieder des Ausschusses für auswärtige Beziehungen vor kurzem einen Gesetzentwurf eingebracht, der die Sanktionen gegen Nord Stream 2 verlängern soll. Herbst und Schmitt gehen davon aus, dass die Verabschiedung des Gesetzes eher eine Formsache und bald vollzogen sein wird.

Eine Wiederholung von Abmachungen mit den USA, wie sie die Regierung Merkel in ihrer Endphase zur Absicherung des Betriebs von Nord Stream 2 angestrebt hatte, dürfe es nicht geben. Die beiden Autoren diktieren Berlin via Foreign Policy ins Heft:

"Die Ära der Vorherrschaft von Gazprom in Europa muss endlich vorbei sein, und weder die deutsche Wirtschaft noch die kremlnahen politischen Gruppierungen des Landes sollten dazu beitragen, den europäischen Frieden und die Stabilität erneut zu untergraben."

Konzession gegenüber Berlin – welche sollten das gewesen sein? – dürfe die Regierung Biden nicht wieder beschließen. Denn es gebe keinen Grund zuzulassen, dass sich "bösartige russische Energieinteressen", vermittelt "über ihre Freunde in Deutschland", wieder in Europa "einschleichen". Und die Autoren fügen eine weitere Forderung an den künftigen US-Präsidenten an: Die amerikanische Europapolitik dürfe "nicht mehr so einseitig auf die Meinung Berlins hören". Wobei sie abermals die Belege schuldig bleiben, wann dies in den letzten Jahren der Fall gewesen sein soll.


Medien: US-Marine war kurz vor Nord-Stream-Zerstörung mit abgeschaltetem Transponder am Tatort





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Ihre Befürchtung, Biden könne "jedoch einmal mehr Scholz' schlechtesten Instinkten entgegenkommen", indem er die Verlängerung der Nord-Stream-2-Sanktionen blockiere, falls der US-Kongress seinerseits die Sanktionen nicht fortschreiben würde, erscheint einigermaßen konstruiert. So fordern Schmitt und Herbst von Biden und Ben Cardin, dem Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des US-Senats, in den nächsten fünf Monaten, die "langfristige Sicherheit Europas" zu "stärken", "indem sie die Verlängerung der Sanktionen zulassen". Als ob daran der geringste Zweifel bestünde.

Im Zuge der Fortschreibung der Sanktionen verlangen die beiden FP-Autoren zudem ein neues Gesetz, das es ehemaligen Politikern und Staatsbediensteten "ein für alle Mal" untersagt, "für russische Staatsunternehmen oder deren Tochtergesellschaften zu arbeiten". Washington solle "Druck auf Berlin ausüben, das Gleiche zu tun". Geschehe dies nicht, würden russische Interessen dafür sorgen, dass man "eine ganze Menge Handel ohne große Veränderungen in der Pipeline" habe.


Mehr zum Thema - Alle hundert Jahre, wie ein Uhrwerk: "Operation Barbarossa 2.0"


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09.10.2024

Hat Hurrikan "Helene" Kamalas Präsidentschaftstraum zertrümmert?

freedert.online, 8 Okt. 2024 20:42 Uhr

Kamala Harris zeigte sich gegenüber den Hurrikan-Opfern als absolut unsensibel und brachte wiederholt die Wut im Volk zum Überkochen. Besonders als sich herausstellte, dass die Rücklagen für Katastrophenhilfe bereits für die Unterbringung illegaler Einwanderer ausgegeben wurden, weshalb nun die amerikanischen "Helene"-Opfer leer ausgehen. 


Hat Hurrikan "Helene" Kamalas Präsidentschaftstraum zertrümmert?Quelle: www.globallookpress.com © Madeleine Cook/Fema


Suche nach Opfern in Nord Carolina, 02.10.2024


Von Rainer Rupp

Nach Hurrikan "Helene" mit seinen weit verbreiteten schweren Zerstörungen und erheblichen Verlusten an Menschenleben, droht bereits wenige Tage später ein noch stärkerer Hurrikan der höchsten Kategorie 5. Auf den Namen "Milton" getauft, soll dieser Mega-Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h am Mittwoch auf die südliche Ostküste der USA treffen. Dabei wird das Versagen der ohnehin bereits hoffnungslos überforderten US-Rettungskräfte noch deutlicher erkennbar werden als bei "Helen". Und die Wut in der im Stich gelassenen Bevölkerung auf Präsident Biden und Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris wird noch weiter steigen.


Neue tausendköpfige Migrantenkarawane unterwegs zur Südgrenze der USA





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Biden, vor allem aber Kamala sind nämlich dafür verantwortlich, dass das Geld, das für den Katastrophenschutz FEMA vorgesehen war, zweckentfremdet und für die Unterbringung und Versorgung von illegalen Einwanderern bereits vollständig ausgegeben wurde. Und jetzt, wo wegen "Helene" große Not im Land herrscht, und Milton noch mehr Leid bringen wird, haben Biden und Kamala kein Geld mehr, um der einheimischen Bevölkerung zu helfen.

Alles, wozu Kamala imstande war, den "Helene"-Opfern als Soforthilfe anzubieten, waren 20 Millionen Dollar. Das ist, als würde man einem Ertrinkenden einen Strohhalm zuwerfen und ihn ermuntern, dass der Halm ihn über Wasser halten wird. Die betroffenen Menschen in den Katastrophengebieten empfinden das zu Recht als Hohn.

Hurrikan "Helene" traf die US-Küstengebiete mit anhaltenden Winden von mehr als 130 Meilen (ca. 209 km) pro Stunde, was zu schweren Überschwemmungen, Stromausfällen und zum Zusammenbruch der regionalen Infrastruktur führte. Nach ersten Zählungen wurden über 10.000 Häuser schwer beschädigt oder zerstört. Zigtausende Menschen irrten obdachlos auf der Suche nach Unterkunft umher. Wichtige Verbindungsstraßen und Brücken wurden unterspült oder ganz weggewaschen, was die Hilfsmaßnahmen zusätzlich behindert.

Offiziell bestätigt gibt es bereits 85 Tote; aber die Rettungskräfte konnten sich erst zu einem Bruchteil der abgeschnittenen Dörfer und Siedlungen durcharbeiten und Schätzungen erwarten eine weitaus höhere Zahl an Todesopfern. Die Krankenhäuser sind auch Tage nach dem Sturm überlastet, Rettungsteams arbeiten unermüdlich daran, vermisste Personen zu finden und Hilfe in den betroffenen Gebieten zu leisten.


New Yorks Bürgermeister gegenüber Migranten: "Unsere Stadt ist voll!"





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Vor Ort haben die von "Helene" betroffenen Menschen nicht zu Unrecht das Gefühl, von der US-Bundesregierung und ihren Agenturen allein gelassen zu werden. Dies wird von außerhalb der betroffenen Gebiete angereisten privaten Helfern vor Ort bestätigt. Die Beschreibung der Situation erinnert an die Berichte von der Ahr-Überschwemmungskatastrophe vor vier Jahren, als spontan Privatleute, Bauern mit ihren Traktoren und Bauunternehmer mit ihrem schweren Gerät tage- und oft wochenlang freiwillig geholfen haben. Während von den offiziellen Helfern der Bundesorganisationen kaum etwas zu sehen war.

In den alternativen Medien in den USA kann man beobachten, wie die Wut sprichwörtlich überkocht. Der Vorwurf, dass das "Biden-Regime sich einen Dreck" um die Menschen dort schert, ist noch einer der harmlosesten. Andere werfen "Biden und seine Lakaien" vor, nicht nur ihre Pflichten vernachlässigt zu haben, sondern "den schlimmsten Verrat am amerikanischen Volk begangen" zu haben, "den es je seit der Gründung der Nation gegeben hat." (The Burning Platform)

Der Hintergrund ist, dass Joe Biden am 3. Oktober 2024 tatsächlich persönlich in Georgia, einem der von "Helene" betroffenen Bundesstaaten aufgetaucht ist, um ein mitfühlendes Lippenbekenntnis zu der Katastrophe abzugeben und zwanzig Millionen Dollar Bundeshilfe zu versprechen, und später (vielleicht) mehr, in der Fülle der Zeit.

Diese 20 Millionen Dollar-Hilfe für die amerikanischen Bürger in dem Helene-Notstandsgebiet machen im Internet die Runde, und zwar in dieser Form:

"Die Amerikaner sollten zur Kenntnis nehmen:

- 20 Millionen Dollar für die Opfer von Helen;

- weit über 640 Millionen Dollar für illegale Einwanderer; und etwa

- 180 Milliarden Dollar für die Ukraine.

Wann hört dieser verdammte Wahnsinn auf!?"

Zu allem Überfluss hörte ganz Amerika, wie Joe Biden sagte, sein Regime habe "alles getan, was wir tun können", um das Elend der Opfer des Hurrikans Helen zu lindern. Zur selben Zeit teilte Bidens Minister für Innere Sicherheit (Homeland Security), Alejandro Mayorkas, den amerikanischen Bürgern mit, dass das Geld für die FEMA, die Rücklagen, um auf Katastrophen zu reagieren, für dieses Haushaltsjahr bereits aufgebraucht sei. Denn seit Herbst 2022 habe die FEMA unter seiner Leitung und auf Weisung Bidens und Kamalas mehr als 1,4 MILLIARDEN Dollar ausgegeben, um illegale Einwanderer mit dem Nötigsten zu versorgen.


Illegale Einwanderung – Instrument für Wahlbetrug und zur Abschaffung des Nationalstaats?




Meinung

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Der Jurist Stephen Miller von der Organisation "America First Legal" hatte vor kurzem festgestellt, dass das FEMA-Notfallprogramm für Nahrungsmittel und Unterkünfte umgestaltet worden war, um in erster Linie illegale Einwanderer zu versorgen, die von der Grenzpatrouille und der Einwanderungsbehörde ICE an der Südgrenze der USA aufgegriffen wurden, obwohl das FEMA-Geld nur für US-Bürger gedacht war. In einem Beitrag behauptet Miller, dass 685 Millionen Dollar der US-Steuerzahler zur Unterstützung illegaler Einwanderer abgezweigt worden seien. Tatsächlich räumt die FEMA auf ihrer eigenen Webseite ein, 640 Millionen Dollar für die "Ankunft von Migranten ohne Staatsbürgerschaft" ausgegeben zu haben.



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Screenshot von der FEMA-Webseite


Wie zum Hohn hat Kamala kürzlich erklärt, dass die FEMA die stattliche Summe von 750,00 Dollar an alle Menschen verteilen werde, die in den von "Helen" verwüsteten Gebieten der US-Bundesstaaten Florida, North Carolina, Tennessee und Georgia dringend Hilfe benötigten. Und um dem Hohn die Krone aufzusetzen, ist Vizepräsidentin Kamala nach dieser großzügigen Ankündigung von Hilfe nach L.A. geflogen, um dort mit Hollywood-Stars Partys zu feiern und Wahlkampfspenden einzusammeln.

Diesen massiven Verlust an Ansehen wird die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris in den nächsten vier Wochen bis zur Wahl beim einfachen Volk nicht wieder wettmachen können. So viel kann sie gar nicht kichern, um davon abzulenken. Erste Umfrageergebnisse zeigen ihre Beliebtheitswerte im freien Fall.


Mehr zum Thema - US-Wahlen: Trump verzeichnet größten Vorsprung seit Beginn von Harris' Kandidatur


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Info: https://freedert.online/meinung/221832-hat-hurrikan-helen-kamalas-praesidentschaftstraum


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Illegale Einwanderung – Instrument für Wahlbetrug und zur Abschaffung des Nationalstaats?


freedert.online, vom 4 Aug. 2024 17:26 Uhr,Von Rainer Rupp

Schätzungsweise 14 Prozent der illegalen Einwanderer in den USA sind auf wundersame Weise bereits für die Präsidentschaftswahlen registriert. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Doch warum befördern die neoliberalen "Eliten" auch in Europa verbissen die Massenimmigration aus fremden Kulturkreisen? Viktor Orbán hat dafür eine interessante Erklärung geliefert.


Quelle: Gettyimages.ru © Lokman Vural Elibol/Anadolu via 


Getty Images4.


Eine Gruppe von Migranten versucht, trotz erhöhter Sicherheitsmaßnahmen in Eagle Pass, Texas, die Grenze in Richtung USA zu überwinden, 3. Februar 2024


Ein kürzlich veröffentlichtes virales Videoi berichtet vom Oversight-Projekt der Heritage Foundation und hat enthüllt, dass 14 Prozent der illegalen Einwanderer in einem Apartmentkomplex im US-Bundestaat Georgia zugegeben haben, registrierte Wähler zu sein. Das verdeckte Filmmaterial, das vom Journalisten Carlos Arellano am 31. Juli veröffentlicht wurde, hatte am 2. August um 14:13 Uhr bereits 39,3 Millionen Aufrufe.

Das Video zeigt zahlreiche Migranten, von denen keiner ein Bürger der Vereinigten Staaten ist, deren Registrierung als Wähler für die Präsidentschaftswahl dennoch amtlich bestätigt worden ist. Was den schon lange von Republikanern gehegten Verdacht, auf organsierte Wahlfälschung durch so genannte progressive NGOs, die den Demokraten nahestehen, bestätigt.

Mit geschätzten 339.000 Nicht-US-Bürgern in Georgia deutet die Anwendung der 14 Prozent-Figur auf den gesamten Bundesstaat darauf hin, dass über 47.000 meist illegale Einwanderer registrierte Wähler sein könnten. Diese Zahl ist besonders alarmierend, da Joe Biden in Georgia bei den Präsidentschaftswahlen 2020 mit weniger als 12.000 Stimmen die Wahl "gewonnen" hatte.


Neue tausendköpfige Migrantenkarawane unterwegs zur Südgrenze der USA





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Interessant auch, dass die Heritage Foundation bei einer namentlichen Recherche diese Personen im dem Grunddokument, nämlich in den Wählerverzeichnissen von Georgia, nicht finden konnte, was stark auf die Verwendung gefälschter Personal-Dokumente und falscher Adressenangaben hinweist. Das Oversight-Projekt, das sich für die Integrität der Wahlen einsetzt, hat den Fall an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden in Georgia weitergeleitet.

An den fast 40 Millionen Aufrufen des Enthüllungsvideos innerhalb von zwei Tagen kann man erkennen, welche tiefgreifende Auswirkungen diese Erkenntnisse über die Vorbereitung eine gigantischen Wahlbetrugs gegen Donald Trump in der Bevölkerung hinterlässt. Zugleich deutet alles darauf hin, wie leicht die in den USA kaum vorhandenen Kontrollen ausgetrickst und die Wahlergebnisse manipuliert werden können.

In Europa ist es jedoch viel schwieriger, wenn nicht gar ausgeschlossen, als illegaler Einwanderer zu wählen. Dennoch fördern auch auf dieser Seite des "Großen Teichs" die EU und die Regierungen der meisten Mitgliedsstaaten unter diversen vorgetäuschten Vorwänden die Massenzuwanderung. Und viele Menschen fragen sich warum. Viktor Orbán hat darauf eine Antwort, die nicht so einfach von der Hand zu weisen ist.

In einer Rede am 30 Juli beim Tusványos-Festival in Rumänien hat sich der ungarischen Ministerprääsident auf die unüberbrückbaren ideologischen Unterschiede zwischen Ost- und Westeuropa konzentriert, wobei die Einwanderung für ihn einen der Hauptkonfliktpunkte darstellt. Orbán lehnt nicht nur die westliche Sichtweise auf dieses Problem ab, sondern sieht dahinter eine Ideologie, die darauf abzielt, den Nationalstaat vollständig zu untergraben. Wörtlich sagte er:

"Die Westler glauben, dass Nationalstaaten nicht mehr existieren. Daher leugnen sie, dass es eine gemeinsame Kultur und eine öffentliche Moral gibt, die auf dem Nationalstaat basiert. Im Westen gibt keine öffentliche Moral mehr, wie man gestern bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele sehen konnte. Sie denken auch anders über Migration. Sie sehen Migration nicht als Bedrohung oder Problem, sondern als Mittel, um die ethnische Homogenität, die die Basis einer Nation bildet, zu beseitigen. Das ist der Kern des progressiven liberalen internationalen Konzepts. Deshalb erkennen sie auch nicht die Absurdität ihres Handelns."

Er erklärte, dass sich dieser Gegensatz zwischen Ost und West in Kriegen und Bevölkerungsbewegungen manifestiert. Während sich im Osten Europas Hunderttausende Christen gegenseitig töten, "lassen wir im Westen Europas Hunderttausende Menschen aus einer fremden Zivilisation herein, was aus unserer mitteleuropäischen Sicht absurd ist."


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Laut Orbán ist diese dramatische ideologische Spaltung kein Geheimnis. Er erklärte, dass die Dokumente und Politikpapiere der EU zeigen, dass das klare Ziel darin besteht, den Nationalstaat zu überwinden. Wörtlich führte er aus:

"Der Punkt ist, dass alle Macht und die Souveränität der Staaten auf die EU in Brüssel übertragen werden sollen. Dies ist die Logik hinter allen wichtigen Maßnahmen. In ihren Köpfen ist die Nation eine historische oder vorübergehende Formation des 18. und 19. Jahrhunderts; wie sie kam, so kann sie auch gehen. Im westlichen Teil Europas befinden sie sich bereits in einem post-nationalen Zustand. Es ist nicht nur eine politisch andere Situation, sondern ein neues mentales Raumgefühl."

Orbán betonte, dass die ungarische Perspektive anders sei Und deshalb ergreift seine Regierung Maßnahmen, um eine widerstandsfähige soziale Struktur zu gewährleisten. Der erste Schritt besteht darin, den demografischen Rückgang Ungarns zu bekämpfen. Er bemerkte, dass in den vergangenen Jahren Fortschritte in diesem Bereich erzielt wurden, räumte jedoch ein, dass es einen Stillstand gegeben habe und neue Maßnahmen ergriffen werden müssen.

"Bis 2035 sollte Ungarn demografisch selbsttragend sein. Es kommt nicht in Frage, dass die Bevölkerung durch Migration ersetzt wird. Die westliche Erfahrung zeigt, dass, wenn es mehr Gäste als Eigentümer gibt, das Zuhause kein Zuhause mehr ist. Dieses Risiko sollte hier nicht eingegangen werden", so Orbán.

Weiter stellte er fest, dass bei weitem nicht alle Menschen im Westen mit dem demografischen Wandel in ihren Ländern zufrieden sind, und in vielen Fällen gibt es starke Mehrheiten gegen die fortgesetzte Masseneinwanderung. Dies hat zu einer starken Zunahme der Unterdrückung abweichender Meinungen und zunehmend undemokratischen Tendenzen in westlichen Ländern geführt.


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Schließlich habe diese postnationale Situation im Westen dramatische politische Konsequenzen, die die Demokratie erschütterten. Die Gesellschaften würden zunehmend resistent gegen Migration, Gender-Kriege und Globalismus. Dies schaffe zunehmend politische Problem zwischen "Eliten" und Volk, zwischen Elitismus und Populismus. Dies sei ein dominantes Phänomen in der westlichen Politik heute, führte Orbán weiter aus. Die Eliten verurteilten das Volk, weil es angeblich nach rechts driftet. Die Gefühle und Ideen des Volkes würden als Xenophobie, Homophobie und Nationalismus bezeichnet. Das Volk wiederum wirft den Eliten vor, sich nicht um das zu kümmern, was ihnen wichtig ist, sondern in einem gedankenlosen Globalismus zu versinken.

Folglich können sich die Eliten und das Volk nicht auf eine Zusammenarbeit einigen. Er könnte viele Länder nennen, wo das so sei. Zum Abschluss stellte Orbán eine rhetorische Frage, die sich auch hierzulande viele Menschen stellen:

"Aber wenn sich das Volk und die Eliten nicht auf eine Zusammenarbeit einigen können, wie kann man dann von einer repräsentativen Demokratie sprechen? Denn auf der einen Seite haben wir eine Elite, die das Volk nicht vertreten will und stolz darauf ist, es nicht zu wollen, und auf der anderen haben wir ein Volk, das verlangt vertreten zu werden, aber nicht vertreten wird."


RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

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09.10.2024

Trump, Migration, Brexit: Wie Orban die Welt sieht

lostineu.eu, 9. Oktober 2024

Ungarns umstrittener Regierungschef Viktor Orban sieht sich in seiner knallharten Migrationspolitik bestätigt – und hofft auf einen Wahlsieg von Donald Trump in den USA.

Dies sagte Orban auf einer improvisierten, fast zweistündigen Pressekonferenz im Europaparlament in Straßburg. Sie wurde von den offiziellen EU-Videokanälen boykottiert, zog aber umso mehr Journalisten an.

“Wir werden mehrere Flaschen Champagner öffnen, wenn Trump gewählt wird”, erklärte der Rechtsnationalist. Zur Begründung verwies Orban auf Trumps Aussage, er wolle den Ukraine-Krieg so schnell wie möglich beenden.

Dies sei auch im europäischen Interesse, so Orban: „Wir brauchen wenigstens einen Waffenstillstand.“ Deshalb sei er selbst nach Kiew, Moskau und Peking gereist.

Die unabgestimmte „Friedensmission“ zu Beginn der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft im Juli hatte zu erheblicher Verstimmung in Brüssel geführt. Orban sieht sich aber weiter im Recht.

Nicht nur der globale Süden, sondern auch eine Mehrheit der Europäer wolle Frieden, sagte er. Allerdings seien Russland und die Ukraine dazu noch nicht bereit. Daher müsse man sie zu Gesprächen drängen. 

Unnachgiebig gab sich Orban beim Thema Migration. Dies sei das konfliktträchtigste Thema in der EU, räumte er ein. Weil Ungarn sich weigert, das EU-Asylrecht anzuwenden, wurde Budapest vom Europäischen Gerichtshof verurteilt, 200 Millionen Euro Strafe zu zahlen.

„Da müssen wir eine Lösung finden“ sagte er. An seiner harten Linie bei Asyl und Migration werde er aber festhalten und die Zusammenarbeit mit G. Wilders in den Niederlanden suchen.

Interessant war eine Bemerkung zum Brexit. Seither sei in Brüssel alles anders, meint Orban. Früher habe Ungarn oft gemeinsam mit UK gegen Deutschland und Frankreich gestimmt. Damit sei es nun vorbei, die Nationalkonservativen stünden allein.

Allerdings ist es auch mit der deutsch-französischen Kompromissbereitschaft vorbei. Nur wenn es gegen Orban geht, sind sich Präsident Macron und Kanzler Scholz schnell einig…

6 Comments

  1. Arthur Dent
    9. Oktober 2024 @ 23:40

    …“Interessant sind auch Musk’s Kommentare zu Europa, dessen drastisch gesunkene und weiter sinkende Geburtenrate dazu fuehren wird, dass sich der Niedergang des Kontinents weiter fortsetzt“…
    – na, so toll ist die us-amerikanische Geburtenrate auch nicht. Da sollte Musk mal in Richtung Kongo, Sudan, Nigeria schauen.
    In Deutschland sollen die Frauen vor allen mehr und länger arbeiten, mehr Kinder kriegen und erziehen (Haushalt macht sich ja praktisch von allein) und selbstverständlich keine Ansprüche an die ehrenwerte Gesellschaft stellen…
    Der Philantrop Musk bezahlt seine AngestelltInnen bestimmt immer fürstlich – da bin ich ganz sicher

Reply

  • european
    9. Oktober 2024 @ 10:11

    Tucker Carlson hat Elon Musk zu diesem und anderen Themen interviewt. Es war interessant zu hoeren, was sie zur Intoleranz der sogenannten Liberalen sagten und teilweise muss man ihnen dazu sogar recht geben.

    https://x.com/TuckerCarlson/status/1843375397024485778

    Auch hier ist es leider wieder so, dass man die einzige Opposition den Rechten ueberlaesst anstatt wirklich zu ueberlegen, warum die Leute so waehlen wie sie waehlen und warum Rechts einen solchen Zulauf bekommt. Die Politik gegen die Bevoelkerung zahlt sich nicht aus. Es hat uebrigens auch ein Treffen gegeben, an dem Wilders, Orban, Salvini, Kickl und noch einem anderen dessen Name mir gerade nicht einfallen will, gegeben. Gemeinsames Ziel ist die Reform der EU. Man darf gespannt sein.

    Interessant sind auch Musk’s Kommentare zu Europa, dessen drastisch gesunkene und weiter sinkende Geburtenrate dazu fuehren wird, dass sich der Niedergang des Kontinents weiter fortsetzt.

    Insgesamt ein hoerenswertes, teilweise sehr humorvolles, Gespraech, auch wenn man nicht mit allem uebereinstimmt. Ich hatte jedenfalls ein vergnuegtes Fruehstueck heute morgen ????

    Reply

    • KK
      9. Oktober 2024 @ 14:23

      „Die Politik gegen die Bevoelkerung zahlt sich nicht aus.“

      Ja, denn dabei wird vergessen, dass die Bevölkerung eben zu einem grossen Teil aus Wahlberechtigten besteht… die können in Demokratien lästig werden, wenn man Politik nur für Minderheiten und Mindermeinungen macht und es den einmal Gewählten dann „egal ist, was ihre Wähler denken“ – vegessend, was sie vor der Wahl gesagt haben und auf Wahlplakate haben drucken lassen.

      Reply

      • Shitkicker
        10. Oktober 2024 @ 00:21

        Schwierig halt, dass dieselbe Argumentationsweise mit Politik für Minderheiten von denen genutzt wird die immer nur nach unten treten, denen man dann die heute vom Kabinett beschlossene Wiedereinführung des „Stempelns“ zu verdanken hat (wöchentlich wird sicher bald folgen) und ich mir eigentlich ziemlich sicher bin, dass Du da nicht für bist.

        Bin ja nicht der Einzige dem da schwarz-weiß Bilder in Kopf kommen? Anders: Wie viel Weimar verträgt die Berliner Republik…

  • Michael
    9. Oktober 2024 @ 06:57

    Das ist ein riesiges Problem, evtl. sogar das größte Problem gegenwärtiger Politik, auch und besonders deutscher Politik: es wird nurmehr “Gegen-Politik” betrieben: gegen Orban, gegen Russland, gegen die Palästinenser, gegen China, etc., etc.! Dies aber belegt nur eines: man agiert im permanenten Verteidigungsmodus, letztlich bestimmt und kontrolliert von inzwischen vielfach hysterischen aber auch gewaltsamen Aktionen der USA gegen den (sicheren) Abstieg als Hegemonialmacht! Man ist sich einig: man ist inzwischen nur noch da-für da-gegen zu sein!

    Reply


  • Info: https://lostineu.eu/wie-orban-die-welt-sieht/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


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    EU-Budget: Noch mehr Macht für die EU-Kommission?


    lostineu.eu, vom 8. Oktober 2024

    Dies sieht eine angeblich nur für den internen Gebrauch bestimmte “Präsentation” der EU-Kommission vor.

    Demnach könnten die Subventionen für Landwirte sowie die Förderung strukturschwacher Regionen künftig wegfallen. Sie machen bisher jeweils ein Drittel des Haushalts aus.

    Stattdessen könnte der Großteil des EU-Budgets als eine Art „Zuschuss“ zum nationalen Haushalt an die EU-Staaten überwiesen werden – allerdings nur, wenn dafür Konditionen erfüllt werden, die von der Leyen und ihre Kommissare festlegen.

    Als Vorbild soll offenbar der Corona-Aufbaufonds dienen. Dabei funktioniert das Prinzip “Geld gegen Reformen” dort nur mangelhaft, wie die EU-Rechnungsprüfer festgestellt haben.

    Einziger Trost: Bei dem Papier handelt es sich nur um einen Testballon. Ob von der Leyen damit in die Verhandlungen über ein neues EU-Budget (ab 2028) geht, ist offen…

    Dieser Beitrag ist zuerst in unserem Newsletter “Watchlist Europa” erschienen. Mehr Newsletter und Abonnement per Mail hier

    7 Comments

    1. Arthur Dent
      10. Oktober 2024 @ 12:22

      @european & skyjumper
      Mittlerweile bewegen wir uns auf eine Deflation zu. Wer heute noch exakt die selben Waren des statistischen Warenkorbs wie vor fünf Jahren kaufen will, muss rund 16 Prozent mehr verdienen als damals. Nun hat der Klimaminister einen neuen Plan: Er senkt die Netzentgelte, dann haben die Leute wieder mehr Geld in der Tasche. Dumm nur, die Kosten für den Betrieb und Ausbau der Netze sinken nicht mit. Auch die Kosten für die seinerzeit aufgenommenen Kredite der Investoren sinken nicht mit. Ich kann nicht erkennen, wie uns jetzt noch höhere Staatsschulden da helfen sollen…

    Reply

  • Arthur Dent
    9. Oktober 2024 @ 10:02

    Als Grundlage dient der „bauernschlaue Mario-Plan“. Während Frankreich oder Italien schon ihre Schuldengrenze erreicht haben (und in Infrastruktur und Digitalisierunginvestiert haben), hat
    Deutschland noch Luft nach oben. Daher soll Deutschland noch zinsgünstige Kredite auf dem Kapitalmarkt aufnehmen und dafür haften – „verwursten“ tun wir die dann alle GEMEINSAM!

    Reply

    • european
      9. Oktober 2024 @ 12:33

      Das ist ganz schlimmer Unsinn – sorry, das ist nicht persoenlich gemeint.

      Deutschland als Nettosparerland ist dringendst auf Auslandsverschuldung angewiesen, weil es mit schoener Regelmaessigkeit seit Jahren/Jahrzehnten durch sein Sparverhalten der Wirtschaft mehr Geld entzieht als es wieder hineingibt. Jaehrlich in einer Hoehe von etwa 300 Mrd.

      Deutsche Staatsanleihen standen mal in dem extrem guten Ruf, eine muendelsichere Anlageform zu sein, mit der der Buerger sich am Erfolg des Landes beteiligen kann. Irgendwann kam dieser Verschuldungsunsinn auf. Schulden und Kredite addieren sich weltweit auf zu Null. Genau genommen besteht unser Geldsystem nur aus Schulden. Ein Sparbuch ist nichts anderes als Bankschulden.

      Es muss endlich einmal aufhoeren, staendig die Suedlaender dieszbezueglich zu denunzieren. Wer Schulden verdammt, muss Sparen verbieten. Ist hier schon endlos durchdiskutiert worden.

      Reply

      • Arthur Dent
        9. Oktober 2024 @ 23:28

        @european
        ich weiß – ich hab ein Smiley vergessen. (ich bin auch keine beleidigte Leberwurst).
        Aber ich leg noch mal einen drauf: Niemand darf mehr verdienen, als er auszugeben bereit ist. Das wäre der Umkehrschluss zum “moralischen Sparwahn”. So jetzt mit Smiley ????

      • Skyjumper
        10. Oktober 2024 @ 00:33

        So ganz schlimmer Unsinn ist das eben doch nicht. Bzw. trifft es „nur“ unter den aktuellen Umständen/Regeln zu.

        „ Ein Sparbuch ist nichts anderes als Bankschulden.“
        Es könnte auch einfach ein Verwahrungs-/Verwaltungsauftrag an die Bank sein. Tatsächlich würde das bereits heute den Charakter eines Sparbuchs/Girokontos weitaus besser beschreiben. Die Banken benötigen keine Spareinlagen um ihrerseits Kredite vergeben zu können. Dafür brauchen sie Eigenkapital.

        „ Wer Schulden verdammt, muss Sparen verbieten.“

        Oder reales Geld schaffen. Mit Kaurimuscheln, Goldtalern, Münzen, Banknoten, oder, oder, oder stimmt der Satz bereits nicht mehr. Es ist demnach kein Absolutismus, sondern lediglich dem vorherrschenden Kreditgeldsystem geschuldet.

        Vielleicht sollte man daher nicht den systembedingten „Unsinn“ diskreditieren, sondern das ggf. untaugliche System hinterfragen?

      • european
        10. Oktober 2024 @ 09:36

        @skyjumper

        Aktuell sind Spareinlagen Bankschulden und kein Kundendepot. Banken koennen eben nicht nur einfach Kredite vergeben, sonst geraet ihre ganze Bilanz in Schieflage. Die Eigenkapitaldecke ist nochmal eine andere Geschichte.

        Ja, wir koennten, wollten, haetten uvm. Aktuell haben wir das, was wir haben und da sind Spareinlagen Teil der Bilanz. Was trotzdem bleibt, ist der ueberdimensionale Geldentzug der durch das Sparverhalten entsteht. Das verursacht zwingend eine erhoehte Verschuldung durch das Ausland, weil ansonsten durch die Unterbrechung des Geldflusses die Wirtschaft regelrecht implodiert. Oder man verbietet Sparen damit das Geld ohne Hindernisse zirkulieren kann. Aber auch dann brauchen wir eine andere Definition von Geld und Geldsystem.

        Es gibt sicher andere Moeglichkeiten, die wir aber aktuell nicht haben. Wir haben genau das System und ein parallel ansteigendes Kryptosystem. Gold- oder andere „wertgedeckte“ Systeme betrachte ich sehr kritisch, weil diese Werte sehr begrenzt verfuegbar sind und damit nur zu neuem Kolonialismus und Kriegen um diese Werte fuehren werden. Wir tun uns und der Welt damit keinen Gefallen. Wir erleben aktuell den blutigen Kampf um Begehrlichkeiten. Wie weit wollen wir das denn steigern.

  • Arthur Dent
    9. Oktober 2024 @ 06:42

    Natürlich, mit einem solchen Plan kann man direkt in die Hoheitsrechte der Nationalstaaten eingreifen:
    Bei Rentenkürzung gibt’s ein Zückerli von Uschi


  • Info: https://lostineu.eu/eu-budget-noch-mehr-macht-fuer-die-eu-kommission/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Schwarze Liste zu Steuerparadiesen wird immer kürzer


    lostineu.eu, vom 8. Oktober 2024

    Gute Nachricht von den EU-Finanzministern: Die Liste der Steuerparadiese wird immer kürzer. “Ein Witz”, kritisiert die Linke.

    Diesmal wurden Antigua und Barbuda von der schwarzen Liste gestrichen, weil sie (angeblich) wieder kooperieren. Es bleiben nur noch 11 Länder bzw. Gebiete:

    • American Samoa
    • Anguilla
    • Fiji
    • Guam
    • Palau
    • Panama
    • Russia
    • Samoa
    • Trinidad and Tobago
    • US Virgin Islands
    • Vanuatu

    Russland ist mir neu. Seit wann können EU-Bürger oder europäische Unternehmen das Putin-Reich nutzen, um Steuern zu sparen? Da gelten doch EU-Sanktionen…

    Scharfe Kritik an der Mitteilung der Finanzminister kam von der Linken. Allerdings nicht am Listing von Russland. Sondern daran, dass etliche Länder fehlen, auch aus EUropa.

    „Die schwarze Liste der Steueroasen ist ein schlechter Scherz”, erklärte Martin Schirdewan.

    “Die Hochburgen des Steuerraubs von den Kaimaninseln bis zur Schweiz sind nicht aufgeführt. Stattdessen wird symbolisch auf Länder verwiesen, die im Kampf gegen den Steuerklau zweitrangig sind. Damit wird den Konzernen und Megareichen ein Freifahrtschein für Steuertricksereien ausgestellt. Steueroasen müssen endlich wirksam ausgetrocknet werden!“

    9 Comments

    1. Karl
      9. Oktober 2024 @ 10:06

      US-Bundes-Miniaturstaat Delaware, größte Steueroase der USA, 4 Briefkästen je Einwohner, Sitz von Blackrock, 36 Jahre lang vertreten durch den Senator Biden (1973–2009).

      https://www.derstandard.at/story/2000035135828/intransparentesten-finanzplaetzezu-besuch-im-briefkasten-delaware

    Reply

  • Helmut Höft
    9. Oktober 2024 @ 09:59

    Auf der Liste fehlt noch Wilmington, Delaware (1209 North Orange Street https://de.wikipedia.org/wiki/Corporation_Trust_Center). Warte, warte … Wilmington? Kommt da nicht auch „Sleepy Joe“ Biden her? Waren da nicht auch die Bayards (berühmt-berüchtigte Politnik-Dynastie) zu Hause? Das passt!
    1920: „Bayard vs. Lionheart“ (siehe hier https://www.hhoeft.de/mythos/index.php/2020/11/09/zwischenruf-081120-hellseherei-oder-die-saat-geht-auf-2020-in-der-voraussicht-von-1920/ – der „schönste“ Satz im Beitrag von Mencken, 1920 ist dieser: „Wir bewegen uns auf ein erhabenes Ideal zu. An irgendeinem großen und glorreichen Tag werden die einfachen Leute des Landes endlich ihren Herzenswunsch erfüllen, und das Weiße Haus wird von einem regelrechten Schwachkopf geschmückt werden.“ Trump oder Harris?

    Reply

    • KK
      9. Oktober 2024 @ 14:26

      „…und das Weiße Haus wird von einem regelrechten Schwachkopf geschmückt werden.“ Trump oder Harris?“

      Egal – Hauptsache, die USA regieren die Welt und beuten sie so aus!

      Reply

  • Arthur Dent
    8. Oktober 2024 @ 15:34

    Und ein paar britische Inseln fehlen auch noch, glaub ich – aber mit meinen paar Penunsen muss ich mir den Kopf nicht zerbrechen

    Reply

    • KK
      8. Oktober 2024 @ 16:20

      Delaware fehlt auch… aber das sind ja “unsere Freunde”…

      Reply

  • Skyjumper
    8. Oktober 2024 @ 15:07

    Sagen Sie das bitte nicht. Das gibt doch nur wieder einen faulen Kompromis und endet in einer EU-Verordnung über neue Mindestgrößen von Briefkästen um firmenwürdige Verhältnisse sicher zu stellen ????

    Reply

  • european
    8. Oktober 2024 @ 14:10

    Fehlen da nicht noch die Niederlande, Irland, Luxemburg, Malta und die Schweiz (als Nicht-EU-Land mitten in der EU)

    Soweit mir bekannt ist z.B. Fiat steuertechnisch eine niederlaendische Firma und keine italienische und das obwohl die Firmen in den Niederlanden wirklich sehr arm wohnen. Die muessen dort alle in Briefkaesten hausen. Sehr tragisch. Wir sollten sie befreien ????

    Reply

    • KK
      8. Oktober 2024 @ 16:22

      Bei denen aus der EU haben Sie Zypern vergessen ????

      Reply

    • Michael
      8. Oktober 2024 @ 17:19

      Ich bitte Sie, man darf doch nicht erwarten dass sich die EU selbst auf die schwarze Liste setzt! Damit würde sie doch vom Opfer zum Täter! Anders ausgedrückt: vom Gewinner zum Verlierer!


  • Info: https://lostineu.eu/eu-liste-zu-steuerparadiesen-wird-immer-kuerzer/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    09.10.2024

    Economists for Future
    Können und wollen wir alle im Überfluss leben?

    makronom.de, vom 8. Oktober 2024,  ANKE SCHAFFAERTZIK, Energie und Umwelt

    Mit der westlichen Industrialisierung sind wir bisher in der Mehrheit nicht sehr gut gefahren. Warum also sollte dieses Modell international erstrebenswert sein? Ein Beitrag von Anke Schaffartzik.


    Bild: Jezael Melgoza via Unsplash


    Unsere Gesellschaft befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Transformationsprozesses. Im Zentrum: die Wirtschaft und die Suche nach Wegen zur Nachhaltigkeit. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob uns dieser Wandel by disaster passiert – oder by design gelingt.

    Die Debattenreihe Economists for Future (#econ4future) widmet sich den damit verbundenen ökonomischen Herausforderungen und diskutiert mögliche Lösungsansätze. Die Beiträge analysieren Engführungen in den Wirtschaftswissenschaften und Leerstellen der aktuellen Wirtschaftspolitik. Zugleich werden Orientierungspunkte für ein zukunftsfähiges Wirtschaften aufgezeigt und Impulse für eine plurale Ökonomik diskutiert, in der sich angemessen mit sozial-ökologischen Notwendigkeiten auseinandergesetzt wird.

    Die Kooperation zwischen Economists for Future e.V. und Makronom startete mit der ersten Ausgabe 2019. Seitdem ist jährlich eine neue Reihe mit wechselnden Themenschwerpunkten erschienen. Die mittlerweile sechste Staffel beleuchtet nun Aspekte rund um das Thema Überfluss. Hier finden Sie alle Beiträge, die bisher im Rahmen der Serie erschienen sind.

    Wir kennen die mit Ressourcenabbau verbundenen Umweltfolgen, trotzdem bauten wir 2022 mit 96 Milliarden Tonnen weltweit so viel ab, wie noch nie zuvor. Jahrzehntelange Warnungen konnten uns nicht davon abhalten, eisern am zerstörerischen business as usual festzuhalten. Wachstumsmodell und Industrialisierung nach westlichem Vorbild haben jedoch nicht nur verheerende Umweltfolgen, sondern beruhen auch auf Überfluss einerseits und Mangel andererseits.

    Angesichts internationaler Ungleichheiten und in Anbetracht planetarer Grenzen stellt sich die Frage: Kann dieses Wachstumsmodell auch im Globalen Süden umgesetzt werden? Und mehr noch: Ist dieses Modell überhaupt international erstrebenswert? Dieser Debattenbeitrag stellt Industrialisierung und Wachstum nach westlichem Vorbild als globales Modell grundlegend in Frage.

    Alle(s) im Überfluss?

    Der globale Ressourcenabbau lag 2022 laut den Daten des Umweltprogramms der Vereinten Nationen bei 96 Milliarden Tonnen und war damit so hoch wie nie zuvor. Im Jahr 1999 noch rangen wir unserem Planeten nur halb so viele Ressourcen ab (48 Milliarden Tonnen), aber auch das schon mit dramatischen Umweltauswirkungen (O’Brien & Leichenko, 2008).

    Der globale Ressourcenverbrauch wurde verdoppelt in einer Zeit, in der wir es schon besser wussten: Donella und Dennis Meadows hatten für den Club of Rome 1972 die Grenzen des Wachstums modelliert und auf dieser Grundlage eindringlich vor einem „so weiter, wie bisher“ oder business as usual gewarnt. Seitdem gab es verschiedene Echos dieser Warnung: zum Beispiel im ersten Bericht des internationalen Klimarates (IPCC) 1990 und auf dem Earth Summit in Rio de Janeiro 1992. Aktuell wird auf die Umsetzung der 2015 verabschiedeten Agenda 2030 und der Sustainable Development Goals gesetzt. Doch auch dieser Zielekatalog räumt dem Schutz des Lebens auf unserem Planeten keine Priorität vor der Erreichung von Wirtschaftswachstum ein (Eisenmenger et al., 2020) und adressiert somit auch nicht die Probleme einer „nachhaltigen“ Entwicklung, wie wir sie spätestens seit dem Bericht der Brundtland-Kommission 1987 mit uns herumtragen: Umweltschutz ja, aber nur wenn gleichzeitig die Wirtschaft weiter wächst. Heute scheinen wir uns recht eindeutig auf dem business as usual-Pfad zu befinden, vor dem seit mehr als 50 Jahren mit Nachdruck gewarnt wird (Herrington, 2020).

    Wirtschaftswachstum, das bisher recht ausnahmslos mit ansteigendem Ressourcenverbrauch einhergegangen ist (Haberl et al., 2020), wird oft gerechtfertigt mit den ansteigenden Bedürfnissen einer wachsenden Weltbevölkerung. Wenn immer mehr Menschen auf diesem Planeten leben, dann brauchen wir immer mehr Essen, immer mehr Wohnraum, immer mehr Zeug.

    Das Argument erscheint logisch, aber hinkt empirisch gewaltig: Bevölkerungswachstum findet überwiegend dort statt, wo Menschen im internationalen Vergleich sehr wenig konsumieren. Nicht global, sondern in einigen wenigen Ländern wird mit diesem hohen Ressourcenverbrauch die Industrialisierung nach westlichem Vorbild ermöglicht (Schaffartzik et al., 2014). Japan beispielsweise galt bis zur großen Rezession von 2007/08 noch als hervorhebenswertes Land, in dem Ressourcenflüsse stagnierten (O’Neill, 2015). Seitdem schrumpft zwar die Bevölkerung weiterhin, doch der Ressourcenverbrauch ist wieder angestiegen (laut Daten der UNEP wurden 2022 10% mehr Ressourcen verbraucht als 2009). In Bangladesch ist im gleichen Zeitraum der Ressourcenverbrauch viel stärker angestiegen und wurde fast verdoppelt, lag aber 2022 noch bei unter 4 Tonnen pro Kopf (Japan: 10,5 Tonnen pro Kopf).

    Damit in bestimmten Bevölkerungsschichten und Weltregionen Überfluss möglich ist, müssen anderswo Material, Energie, Arbeitskraft und Land bereitgestellt werden. Häufig ist ein Großteil der Ressourcen, die in (materiell) exportabhängigen Ökonomien eingesetzt werden, nicht dem inländischen Konsum, sondern dem Export gewidmet (Dorninger et al., 2021). Das immense globale Wachstum geht dadurch in der Regel nicht mit einer internationalen Angleichung im Konsumniveau einher. Stattdessen kommt es zu einer zunehmenden Polarisierung des Ressourcenverbrauchs. Diese spezielle Form der Ungleichheit zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen entweder in Ländern leben, die deutlich über dem globalen Durchschnitt konsumieren oder deutlich darunter (Duro et al., 2018).

    Es ist also in Frage zu stellen, ob Wachstum nach westlichem Vorbild, d.h. beruhend auf internationalen Ungleichheiten, überhaupt international möglich ist. Gleichzeitig wird zerstörerisches Wachstum, zum Erhalt eines bestimmten Wirtschaftssystems oder von Massenkonsum, zunehmend kritisch gesehen. Forderungen nach einer Abkehr von diesem System werden immer lauter (Akbulut 2021). Doch während es im globalen Norden recht klar um die Frage geht, was nach dem Wachstum kommen kann, ist die Problemlage aus der Perspektive derer, die für den Massenkonsums anderer anderswo enteignet und ihrer Lebensgrundlagen gewaltsam beraubt werden, eine andere (Scheidel und Schaffartzik, 2019). Es stellt sich also zweitens die Frage, ob Wachstum nach westlichem Vorbild – wenn es möglich ist – erstrebenswert ist. Für irgendwen.

    Kann der Globale Süden wachsen?

    Manchmal wird als Hauptargument gegen ein wachstumsgetriebenes Wirtschaften angeführt, dass sich das – wie wir in Österreich sagen – niemals ausgehen kann, wenn das alle machen. Marina Fischer-Kowalski und ich haben vor einiger Zeit Folgendes (zugegebenermaßen grob) geschätzt: Wenn all jene Länder, die noch kein ausgebautes fossiles Energiesystem haben, diesen Ausbau vollziehen würden (d.h. 50 Gigajoules fossile Energie pro Kopf und Jahr konsumieren würden), müsste der globale fossile Energieverbrauch bis 2050 auf 700 Exajoules pro Jahr ansteigen (Schaffartzik und Fischer-Kowalski, 2018). Das sind 200 Exajoules mehr als der entsprechende Wert im Jahr 2023 (IER, 2024) und doppelt so viel wie der Wert, der uns vielleicht erlauben würde, die globale Erderhitzung auf 2 Grad Celsius zu beschränken. Das geht sich nicht aus – zumindest nicht, wenn wir davon ausgehen, dass  es hinsichtlich der abbaubaren fossilen Energieträger und der verkraftbaren Emissionen planetare Grenzen gibt.

    Doch solch ein hypothetisches Wachstum-für-alle ist natürlich etwas anderes als das zuvor skizzierte Wachstum nach westlichem Vorbild. Wachstum-für-alle geht sich nicht aus, Wachstum nach westlichem Vorbild für den globalen Süden, rein rechnerisch und hypothetisch, schon. Das Wachstum, das wir bisher global erlebt haben, wäre ohne eklatante Ungleichheiten innerhalb von und zwischen Ländern nicht möglich gewesen: Ein Entwicklungsmodell, das (unter anderem) auf Netto-Importen beruht, ist angewiesen auf Netto-Exporteure (Schaffartzik und Pichler, 2017). Lassen wir die Machtverhältnisse außer Acht (fatal unterkomplex, ich weiß), dann wäre es eigentlich egal, wer die Netto-Exporteure sind. Wenn die Länder des Globalen Nordens ab heute Ressourcen für die Länder des Globalen Südens bereitstellen würden, statt sie zu konsumieren oder zu akkumulieren, könnte der durchschnittliche pro-Kopf Konsum umgekehrt werden: Etwas unter 5 Tonnen pro Kopf im Norden, etwas über 15 Tonnen pro Kopf im Süden.

    Der globale Norden würde sich außerdem auf Exporte konzentrieren, den Abbau von Ressourcen ausdehnen und andererseits die Bestände (d.h. Ressourcen, die in Maschinen, Infrastrukturen und langlebigen Konsumgütern gebündelt sind) zurückbauen. Es würden viele Niedriglohn-Arbeitsplätze geschaffen werden, in der Land- und Forstwirtschaft, im Bergbau, in der Sortierung und im Recycling. Gleichzeitig würde es, wegen der Exportorientierung, zunehmend schwierig werden, benötigte Konsumgüter zu erwerben. Sehr vereinfacht ausgedrückt ist das die Rolle, die in der Weltwirtschaft übernommen werden muss, wenn der Globale Süden eine Industrialisierung nach westlichem Vorbild vollziehen soll (vgl. Temper et al., 2015, s.a. EJatlas.org).

    Industrialisierung – es könnte alles viel schlimmer sein

    Wir können davon ausgehen, dass diese Rolle in der Weltwirtschaft historisch und aktuell für den Globalen Süden genauso wenig attraktiv ist, wie sie es hypothetisch für den globalen Norden ist. Doch vielleicht ist es nicht nur das Dasein des Ressourcenlieferanten, sondern diese ganze Industrialisierung, die nicht so furchtbar attraktiv ist?

    Diese Industrialisierung braucht unglaublich viel Ressourcen und Arbeitskraft und versucht, systemische Probleme mit vergleichsweise kleinen Perks auszugleichen: Deine Arbeit macht Dich krank, aber du bekommst einen Rabatt im Yogastudio. Du schläfst nicht genug, aber bekommst von der Firma gratis Kaffee. Dein Wohnraum ist überhitzt, aber vier große Straßen weiter wird die Stadt klimafit gemacht. Du hast kaum Zeit für Beziehungen, aber all the apps auf deinem Smartphone. Es könnte alles viel schlimmer sein. Aber eben auch viel besser.

    Ich kenne mich mit überzeugender Kommunikation nicht aus, aber „Industrialisierung – es könnte alles noch viel schlimmer sein“ überzeugt mich als Werbespruch wenig. Und wenn wir uns die Frage stellen, ob Industrialisierung nach westlichem Vorbild auch im Globalen Süden möglich wäre, dann gehen wir schon irgendwie davon aus, dass andere unbedingt genau diese Industrialisierung wollen. Eine Industrialisierung, die bedeutet, dass mehr Ressourcen verbraucht werden als je zuvor, ohne dass wir deshalb das gute Leben leben. Eine Industrialisierung, die bedeutet, dass immer mehr Menschen entweder sehr viel arbeiten oder sehr dringend Arbeit suchen. Und eine Industrialisierung, die nach wie vor auf einem mittelfristigen Wirtschaften über planetare Grenzen hinaus beruht. Eine Industrialisierung, die keine Zukunft hat. Es geht hier um eine Wirtschaftsweise, die systematisch den sweet spot der doughnut economy verpasst, also jenen Kringel, in dem wir das süße Leben leben und unsere Bedürfnisse erfüllen können, ohne planetare Grenzen zu sprengen (Raworth, 2023).

    Zeit für andere Fragen

    Mit der westlichen Industrialisierung sind wir bisher in der Mehrheit nicht sehr gut gefahren. Gleichzeitig bleiben aber auch die Diskurse um Alternativen oft geprägt von westlichen Zugängen, Theorien und Erfahrungen (zum Beispiel im Bereich degrowth oder post-Wachstum: Álvarez und Coolsaet, 2020). Statt uns am Erhalt einer Wirtschaftsweise abzuarbeiten, könnten wir uns die Frage stellen (lassen), was überhaupt das gute Leben (buen vivir) oder das gute Zusammenleben (buen convivir) ausmacht (Pérez Orozco, 2022). Die vielen quantitativen Studien zum Ressourcenverbrauch, die ich eingangs zitiert habe, sind sicher wichtig, wenn es darum geht zu verstehen, worauf derzeitige Krisen beruhen. Dieses Wissen muss aber auch als Grundlage dafür dienen, die Möglichkeiten für wünschens- und erstrebenswerte Zukünfte auszuloten (Bai et al., 2016). Und was wünschens- oder erstrebenswert ist, können wir nicht wissen, ohne unsere Mitmenschen zu fragen, wie es ihnen geht und was sie sich wünschen. Also, was fehlt Dir in diesem Überfluss?

     

    Zur Autorin:

    Anke Schaffartzik ist Professorin am Department of Environmental Sciences and Policy der Central European University (CEU) in Wien und Mitglied des Vorstands der European Society for Ecological Economics (ESEE). Sie forscht und lehrt zu (internationalen) Ungleichheiten im Ressourcenverbrauch.


    Info: https://makronom.de/koennen-und-wollen-wir-alle-im-ueberfluss-leben-47501?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=koennen-und-wollen-wir-alle-im-ueberfluss-leben


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    09.10.2024

    Nachrichten von Pressenza: Marseille, Montreuil und Toulouse feiern die Gewaltfreiheit und den Beginn des Weltmarsches

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 9. Oktober 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 09.10.2024


    Marseille, Montreuil und Toulouse feiern die Gewaltfreiheit und den Beginn des Weltmarsches


    Am 2. Oktober, dem Internationalen Tag der Gewaltfreiheit, nahm Frankreich auf vielfältige Weise am Weltmarsch für Frieden und Gewaltfreiheit teil, der in San José, Costa Rica, gestartet wurde. In Marseille wurde der Tag auf der Place Jean-Jaurès im lebendigen, multikulturellen&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/marseille-montreuil-und-toulouse-feiern-die-gewaltfreiheit-und-den-beginn-des-weltmarsches/


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    Schüler für den Frieden: Die Schaffung eines menschlichen Friedenssymbols in Schulen in ganz Griechenland


    Die Aktion bestand darin, dass Schüler und Lehrer einer oder mehrerer Klassen oder alle Schüler und Lehrer auf dem Schulhof ein menschliches Friedenssymbol formten, das anschließend von oben fotografiert wurde. Es wurde vorgeschlagen, dass die Schüler ein großes weißes Blatt&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/schueler-fuer-den-frieden-die-schaffung-eines-menschlichen-friedenssymbols-in-schulen-in-ganz-griechenland/


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    Das Wettern der Woche: Mit Kippa? Nur nachts


    Erstens: Es dürfe niemals sein, dass Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland in Angst und Schrecken leben müssten, sagte Olaf Scholz eben. Zweitens: Ich würde keinem Menschen raten, mit einer Kippa auf dem Kopf durch die Stadt zu gehen,&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/das-wettern-der-woche-mit-kippa-nur-nachts/


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    Der 7. Oktober 2023 ist an allem schuld»: falsch!


    Die Vorgeschichte des Gaza-Konflikts erklärt einiges. Und das abscheuliche Hamas-Massaker rechtfertigt keinen Vernichtungskrieg. Urs P. Gasche  für die Online-Zeitung INFOsperber Exponenten der israelischen Regierung und viele Juden im Ausland verteidigen sämtliche Missetaten der israelischen Regierung mit dem Argument, dass die&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/der-7-oktober-2023-ist-an-allem-schuld-falsch/


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    Frauen in Weiss – für Waffenstillstand in Gaza


    Fast ein Jahr Krieg gegen ganz normale Menschen, Frauen, Männer, Kinder im Gaza. Was können wir tun? Können wir überhaupt etwas tun? Ja: Wir können unsere Mutlosigkeit und Resignation überwinden. Sie sind möglicherweise ein Ergebnis von Manipulation und gezielter Desinformation.&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/frauen-in-weiss-fuer-waffenstillstand-in-gaza/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


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    09.10.2024

    Newsletter - Auf dem Weg in die Strafzollschlacht (II)

    german-foreign-policy.com, 9. Oktober 2024


    (Eigener Bericht) – Nach dem Beschluss der EU zur Verhängung von Strafzöllen auf die Einfuhr von Elektroautos aus China reagiert die Volksrepublik mit ersten Gegenmaßnahmen. Wie am gestrigen Dienstag bekannt wurde, müssen ab Freitag Importeure europäischen Branntweins beim chinesischen Zoll eine Kaution hinterlegen. Dies gilt als Einstieg in die Verhängung von Gegenzöllen. Betroffen sind französische Produkte im Wert von 1,7 Milliarden Euro. Beijing denkt darüber hinaus über Gegenzölle auf die Einfuhr von Schweinefleisch, Milchprodukten und eventuell Autos mit großen Verbrennungsmotoren nach; Letzteres träfe deutsche Konzerne, etwa Mercedes. VW und BMW wiederum sind von den EU-Strafzöllen unmittelbar betroffen, da sie Elektroautos für den EU-Markt auch in China produzieren. Der Unmut in der deutschen Kfz-Branche, die ohnehin schon mit schnell sinkenden Absatz- und Gewinnzahlen in der Volksrepublik zu kämpfen hat, ist massiv – zumal der US-Konkurrent Tesla auf seine Einfuhren aus China geringere Zölle zahlen muss. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich explizit gegen die Strafzölle gewandt, vergangenen Freitag in Brüssel aber eine schwere Abstimmungsniederlage hinnehmen müssen.


    Weiterlesen


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9711


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    09.10.2024

    Friedensdemo in Berlin: Pfiffe für das Wort „Angriffskrieg“

    taz.de, vom 3. Oktober 2024, 20:10 Uhr,

    Bei der Friedensdemo im Berliner Tiergarten ist BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht die Umjubelte – ganz im Gegensatz zu SPD-Mann Ralf Stegner.


    Ralf Stegner spricht vor einem mit einer Friedenstaube umhüllten Pult

    Ralf Stegner hatte auf der Friedensdemo wenig zu lachen Foto: Christian Mang / rtr

    BERLIN taz




    Wenigstens von dem Nieselregen hat Ralf Stegner auf der Bühne nichts abbekommen. Das dürfte aber zu dem wenigen Erfreulichen gehören, das der SPD-Bundestagsabgeordnete von seinem Auftritt auf der bundesweiten Friedensdemonstration am 3. Oktober in Berlin mitnimmt. Zunächst noch mit freundlichem Applaus begrüßt, wandelte sich die Stimmung schnell. „Wir haben in der Ukraine einen russischen Angriffskrieg“, sagte Stegner direkt zu Beginn seiner Rede – was mit wütenden Pfiffen quittiert wurde.

    Als Stegner dann auch noch der Ukraine ein Recht auf Selbstverteidigung zubilligte und sich für eine humanitäre wie auch militärische deutsche Hilfe für das geschundene Land aussprach, ertönten ohrenbetäubende Buhrufe. „Aufhören“, schallte es ihm entgegen, worauf er seine Rede unterbrechen musste. Stegners eindringlichem Appell nach mehr Diplomatie hörten viele schon nicht mehr zu. „Die SPD war und ist Teil der Friedensbewegung“, sagte er zum Schluss trotzig – und erntete lautstarkes Lachen. Seine Hoffnung, dass viele SPD-Mitglieder an der Demo teilnehmen würden, erfüllte sich offensichtlich nicht.

    Dass der Sozialdemokrat keinen leichten Stand haben würde, war allerdings absehbar gewesen. Organisiert wurde die Demo von der Ini­tiative „Nie wieder Krieg – die Waffen nieder“, einem zehnköpfigen Kreis um die Alt-Friedensbewegten Reiner Braun und Willi van Ooyen. Für heftige Diskussionen hatte im Vorfeld gesorgt, dass der von der Initiative verfasste zentrale Aufruf allzu deutlich die Handschrift des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) trägt.

    So wird darin nicht einmal benannt, wer wen angegriffen hat. Auch die Forderungen nach einem Rückzug der russischen Truppen aus der Ukrai­ne oder nach Schutz und Asyl von Kriegs­dienst­ver­wei­ge­r:in­nen und De­ser­teu­r:in­nen aus Russland, Belarus und der Ukraine in Deutschland und der EU fehlten. Das könnte daran gelegen haben, dass die Mehrzahl der Ver­an­stal­te­r:in­nen mit der neuen Partei sympathisieren oder, wie etwa die Berliner BSW-Landesgeschäftsführerin Wiebke Diehl, Mitglied sind. Diehl war eine der beiden Moderatorinnen der Abschlusskundgebung.

    Drei Demozüge zur Siegessäule

    Bereits im Februar 2023 hatte der Kern der Ini­tia­tive eine von Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierte Friedensdemo in Berlin mit bis zu 29.000 Teil­neh­me­r:in­nen organisiert. Zu einer Nachfolgedemo im November 2023 kamen etwa 10.000 Menschen – ebenfalls mit Wagenknecht als Hauptrednerin, die auch diesmal wieder viel­umjubelt dabei war.

    25.000 Teil­neh­me­r:in­nen hatten die Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen 2024 angemeldet. „Wir sind jetzt schon mehr als 42.000 Menschen und es kommen immer mehr dazu“, sagte Reiner Braun zu Anfang der Abschlusskundgebung. Eine sehr wohlwollende Schätzung. Die Polizei bezifferte die Anzahl auf unter 10.000. Was zu gering geschätzt sein dürfte.

    In drei Demozügen waren die Teil­neh­me­r:in­nen am Mittag vor die Siegessäule im Berliner Tiergarten gezogen. Links von der Bühne hatten die DKP, die MLPD und diverse andere kleine linken Gruppen ihre Stände aufgebaut. Die Junge Welt verteilte ihre Wochenendausgabe mit der Beilage „75 Jahre DDR“. Rechts von der Bühne standen, gut beschützt von der Polizei, ein paar Gegendemonstrant:innen. „Eure Friedenstauben sind nur Russenbroiler“ stand auf ihrem Transparent.

    Der CSU-Politiker Peter Gauweiler, der die Menge mit „Grüß Gott“ begrüßte, wurde freundlicher als Stegner aufgenommen. „Ich habe noch nie in meinem Leben auf einer Demonstration der Friedensbewegung gesprochen“, sagte er. „Jeder weiß, dass Russland nicht zu den Waffen hätte greifen dürfen, da braucht man nicht zu diskutieren“, sagte der Nationalkonservative in Richtung derjenigen, die bei dem Sozialdemokraten noch gepfiffen hatten. Das taten sie bei Gauweiler nicht, da er schnell hinzufügte, dass Schuldzuweisungen den Konflikt in der Ukraine nicht lösen würden.

    Wagenknecht respektiert Stegner

    Frenetischen Applaus erntete schließlich Wagenknecht, die wie üblich scharf die Bundesregierung und die Ampelparteien geißelte. Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock sei ein „Sicherheitsrisiko für Deutschland“, ätzte sie und forderte „ein Bataillon der Kriegstüchtigkeits-Maulhelden“. Dann könnten Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Anton Hofreiter und der CDU-Mann Roderich Kiesewetter „sich mal beweisen“. Vor Stegner aber habe sie „großen Respekt“, weil er auf der Demonstration aufgetreten sei, sagte Wagenknecht. Auch wenn sie vieles von dem, was er sagte, nicht teile.

    Mehrere im Vorfeld angefragte Red­ne­r:in­nen hatte ihre Teilnahme abgesagt, darunter der DFG-VK-Bundessprecher Jürgen Grässlin und die Ex-EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann.


    Info: https://taz.de/Friedensdemo-in-Berlin/!6037060/


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    Weiteres:




    „Friedensdemonstration“ am 3. Oktober: Die Friedensbewegung ist tot


    taz.de, vom 4. Oktober 2024, 20:07 Uhr

    Die Demo am Einheitstag in Berlin hat erneut gezeigt: Diejenigen, die dort nach Frieden riefen, meinen etwas ganz anderes – die Kapitulation der Ukraine.


    Ralf Stegner, SPD MdB, als Redner auf der Demonstration "Nie wieder Krieg" in Berlin

    Wurde auf der Friedensdemonstration während seiner Rede ausgepfiffen: Ralf Stegner, SPD Foto: Stefan Boness/Ipon



    Mehr als zweieinhalb Jahre tobt der Krieg in der Ukraine. Ein Ende des Wütens der russischen Soldateska ist nicht in Sicht. Bei vielen Menschen ist die Angst groß vor einer Eskalation über die Grenzen des überfallenen Landes hinaus. Gleichzeitig findet eine innere Mobilmachung in der Bundesrepublik statt. Wer sich nicht der schlichten Logik des Militärischen ergeben will und zu verstärkten diplomatischen Bemühungen auffordert, steht schnell in der Gefahr, als weltfremder Träumer verspottet zu werden. Das angesichts der deutschen Geschichte geradezu obszöne Gerede von der „Kriegstüchtigkeit“, die wieder erlangt werden müsse, ist nur schwer erträglich. Es wäre also höchste Zeit für eine große Friedensbewegung. Doch in Deutschland gibt es keine Friedensbewegung mehr. Nach längerem Siechtum ist sie am 3. Oktober in Berlin gestorben.

    Das ist eine harte, eine bittere Feststellung. Aber wer sich die wütenden Pfiffe und Buhrufe während der Rede des SPD-Politikers Ralf Stegner vor Ort anhören musste, kann kaum zu einem anderen Befund kommen. Selbstverständlich handelt es sich bei dem Überfall auf die Ukraine um „einen russischen Angriffskrieg, der jeden Tag Tod und Zerstörung“ bringt. Wer schon die Aussprache einer solch unbestreitbaren Tatsache für unerträglich hält, der demonstriert nicht für den Frieden, sondern für den Okkupanten. Putins deutscher Resterampe, die da so lautstark gepfiffen hat, geht es nicht, wie ihre Ikone Sahra Wagenknecht behauptet, um Friedens-, sondern um Kapitulationsverhandlungen. Mit einer Friedensbewegung, die diesen Namen verdient, hat das nichts mehr zu tun. Denn dazu gehört zwingend die Empathie und die Solidarität mit den Opfern kriegerischer Aggressionen.

    Um Missverständnisse zu vermeiden: Unter den De­mons­tran­t:in­nen in Berlin waren auch viele aufrechte Friedensbewegte. Aber sie müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, nur als Staffage gedient zu haben. Und das war absehbar. Aus gutem Grund hatte der Bun­des­spre­che­r:in­nen­kreis der traditionsreichen Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) der Demo ihre Unterstützung verweigert. An den wüsten Reaktionen auf die Rede Stegners lässt sich unschwer erkennen, warum in dem zentralen Aufruf der Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen nicht benannt worden ist, wer wen angegriffen hat.

    Es war auch kein Versehen, dass sich der mehrheitlich mit dem BSW sympathisierende Kreis um den Altfriedensbewegten Reiner Braun dagegen ausgesprochen hat, die Forderungen nach einem Rückzug der russischen Truppen aus der Ukrai­ne oder nach Asyl für Kriegs­dienst­ver­wei­ge­r:in­nen und De­ser­teu­r:in­nen aus Russland, Belarus sowie der Ukraine aufzunehmen. Beides sollte, ja muss jedoch zum Minimalkonsens gehören, um gemeinsam auf die Straße zu gehen.

    Die alte Friedensbewegung ist tot, eine neue wäre notwendig. Immerhin gibt es noch zahlreiche Friedensbewegte sowie Organisationen wie die DFG-VK, die sich weder „kriegstüchtig“ noch zum Handlanger eines rechten Autokraten machen lassen wollen. Sie sind wertvoller denn je.


    Info: https://taz.de/Friedensdemonstration-am-3-Oktober/!6038274


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    09.10.2024

    Deutschland schafft ein "Wahrheitsministerium": Grüne versuchen neue Zensurmaßnahmen

    freedert.online, vom 8 Okt. 2024 16:23 Uhr, Von Hans-Ueli Läppli

    In Deutschland vollzieht sich eine besorgniserregende Entwicklung, bei der die Bundesnetzagentur unter der Leitung von Klaus Müller, einem führenden Grünen-Politiker, zunehmend in die Meinungsfreiheit eingreift. Mit der Einführung der Meldestelle "REspect!" wird ein Mechanismus der Willkür geschaffen. 


    Deutschland schafft ein "Wahrheitsministerium": Grüne versuchen neue ZensurmaßnahmenQuelle: RT




    Fast unbemerkt vollzieht sich in Deutschland eine gefährliche Entwicklung: Die Bundesnetzagentur, geleitet von Klaus Müller, einem Spitzenfunktionär der Grünen, greift zunehmend in die Meinungsfreiheit ein.

    Unter dem Deckmantel des Kampfes gegen "Hass" und "Fake News" etabliert sie eine Meldestelle, die eigenmächtig darüber entscheidet, welche Inhalte aus dem Netz verschwinden sollen. Was zunächst harmlos erscheinen mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als fundamentaler Angriff auf die Demokratie und den Rechtsstaat.

    Artikel 5 des Grundgesetzes ist eindeutig:

    "Eine Zensur findet nicht statt."

    Doch wenn die Bundesregierung verkündet, dass sie "keine Zensur betreibt, weil das nicht ihre Aufgabe sei", stellt sich die Frage: Wer übernimmt dann diese Aufgabe, wenn sie doch ausdrücklich verboten ist?

    Was wir derzeit beobachten, ist eine schleichende, aber äußerst beunruhigende Entwicklung, die sich wie ein düsteres Echo von Orwells "1984" anfühlt. Im Namen der Sicherheit und Ordnung entsteht ein Netzwerk von Überwachung und Kontrolle, das unliebsame Meinungen systematisch unterdrückt. Die Zensur erfolgt nicht mehr durch offizielle staatliche Institutionen, sondern durch private Akteure, die von der Regierung unterstützt und gefördert werden.

    Die Regierung – unter maßgeblicher Mitwirkung der Grünen – baut eine Zensurmaschine auf, deren Macht kaum jemand entkommen kann. Der Diskurs über die Meinungsfreiheit, die bereits seit Jahren in Deutschland unter Druck steht, erreicht mit diesen jüngsten Schritten eine neue Eskalationsstufe.

    Die Meldestelle "REspect!": Ein trojanisches Pferd?

    Die Bundesnetzagentur hat den ersten Trusted Flagger, einen vetrauenswürdigen Hinweisgeber nach dem Digital Services Act (DSA), zugelassen und die Meldestelle offiziell als "Trusted Flagger" anerkannt.

    Die Meldestelle "REspect!" hat die beunruhigende Befugnis, eigenständig darüber zu urteilen, welche Inhalte als "Hass", "Hetze" oder "Fake News" gelten – und damit direkt die Löschung auf Plattformen wie Facebook, YouTube oder X (ehemals Twitter) zu veranlassen. Doch die Kriterien dafür sind nebulös und offen für willkürliche Interpretationen, besonders nach der politischen Logik grüner Entscheidungsträger.


    "Trusted Flagger" – Bundesregierung stellt "vertrauenswürdigen Hinweisgeber" zur Medienzensur vor




    Analyse

    "Trusted Flagger" – Bundesregierung stellt "vertrauenswürdigen Hinweisgeber" zur Medienzensur vor





    Kritische Äußerungen gegenüber Olaf Scholz, Ursula von der Leyen, Kamala Harris, der israelischen Politik, dem Selenskij-Regime, Solarenergie oder den Covid-Impfungen könnten plötzlich als "Hetze" eingestuft werden. In dieser Welt werden nicht nur die Inhalte, die offensichtlich strafbar sind, zur Zielscheibe, sondern auch legale Meinungen, die einfach nur unbequem sind oder von der vorherrschenden politischen Linie abweichen. Dies schafft ein Klima der Angst und Selbstzensur, in dem abweichende Meinungen erstickt werden, bevor sie überhaupt eine Chance haben, gehört zu werden.

    Was hier als Schutz vor "Fake News" und "Hassrede" verkauft wird, droht zu einem Werkzeug der Meinungsmanipulation zu werden. Wenn Kritik an Regierungsvertretern oder bestimmten politischen Themen automatisch als "Hetze" abgestempelt wird, dann befindet sich die Meinungsfreiheit auf einem gefährlichen Pfad – und der freie demokratische Diskurs wird untergraben.

    Besonders pikant: Diese Zensurinstanzen werden nicht einmal von neutralen, staatlichen Behörden geführt, sondern von privat finanzierten Organisationen, die eng mit der Regierung verbunden sind.


    "Ricarda Lang dick genannt" – Die Justizposse um Hadmut Danisch könnte ein grüner Spionagekrimi sein




    "Ricarda Lang dick genannt" – Die Justizposse um Hadmut Danisch könnte ein grüner Spionagekrimi sein






    "REspect!", eine von der Grünen Familienministerin Lisa Paus über das Programm "Demokratie leben!" finanzierte Initiative, entscheidet also über die Zukunft von Meinungen im Netz.

    Dabei handelt es sich längst nicht mehr um die Überwachung strafrechtlich relevanter Inhalte, sondern um einen gezielten Eingriff in den politischen Diskurs.

    Ein sanfter Einstieg in eine Ära der Zensur?

    Der Begriff "Trusted Flagger" klingt auf den ersten Blick unscheinbar und fast positiv. Doch in der Realität bedeutet er, dass Organisationen wie "REspect!" auf Knopfdruck bestimmen können, welche Inhalte gelöscht werden.

    Die sozialen Netzwerke sind verpflichtet, auf diese Meldungen unverzüglich zu reagieren – und das ganz ohne richterliche Überprüfung. Was bleibt, ist eine beispiellose Machtfülle in den Händen weniger, die über Wohl und Wehe des öffentlichen Diskurses entscheiden.

    Noch alarmierender wird es, wenn man sich vor Augen führt, dass Begriffe wie "Hassrede" immer häufiger auch politische Kritik umfassen. So wurde etwa ein Bürger, der einen grünen Abgeordneten als "Dummschwätzer" bezeichnete, von "REspect!" angezeigt. Ein Vorfall, der zeigt, wie dünn die Linie zwischen berechtigter Kritik und angeblicher Hetze gezogen wird – je nachdem, wie es der Regierung in den Kram passt.

    Grüne Handschrift bei der Kontrolle der öffentlichen Meinung

    Die enge Verflechtung zwischen der Grünen Partei und den neuen Zensurmaßnahmen ist kaum zu übersehen. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, ist nicht nur ein führender Kopf der Grünen, sondern auch ein enger Vertrauter von Wirtschaftsminister Robert Habeck, einem der prominentesten Politiker der Partei.


    6 November 2023, BerlinLegion-media.ru (Bild)


    Die Einrichtung der Meldestelle "REspect!" passt perfekt in die Agenda der Grünen Landesregierung in Baden-Württemberg, die explizit gegen "Hass und Hetze" im Netz vorgehen will – eine Zielsetzung, die zunehmend dazu dient, politische Unbequemlichkeiten zu unterdrücken.

    Wohin führt dieser Weg?

    Deutschland steht am Scheideweg. Die Bundesregierung ist dabei, die Meinungsfreiheit systematisch zu beschneiden, um eine staatlich gelenkte und überwachte Kommunikationskultur zu schaffen. Während ihre Vertreter argumentieren, es gehe darum, das Internet "sicherer" zu machen, zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass dies in Wahrheit der Beginn einer umfassenden Kontrolle ist. Der Kampf gegen "Hassrede" wird instrumentalisiert, um politische Kritik im Keim zu ersticken.

    Wenn der Staat bestimmt, welche Meinungen als legitim gelten und welche nicht, ist die Demokratie in Gefahr. Statt die Meinungsfreiheit zu schützen, wie es seine eigentliche Aufgabe wäre, schafft der Staat eine Struktur, die freie Rede systematisch überwacht und einschränkt.


    Wie demokratisch sind die Grünen mit ihrem Geheimdienst?





    Meinung

    Wie demokratisch sind die Grünen mit ihrem Geheimdienst?





    Ob diese Entwicklung unaufhaltsam ist oder ob es noch Widerstand gibt, wird sich zeigen.

    Eins steht jedoch fest: Wenn die deutsche Gesellschaft diese schleichende Einschränkung der Meinungsfreiheit weiterhin duldet, könnte sie sich schon bald in einem Land wiederfinden, in dem freies Denken und Sprechen nur noch ein verblassendes Relikt der Vergangenheit sind. In dieser düsteren Zukunft würde der Austausch von Meinungen und Ideen nur noch im Verborgenen stattfinden – etwa heimlich in der Küche, während man am Kochfeld steht, darauf bedacht, dass die Nachbarn nicht zuhören.


    Mehr zum Thema - Bankkonto-Kündigung: Weiterer kritischer Blogger erlebt "De-Banking"


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    Info: https://freedert.online/meinung/221796-deutschland-schafft-wahrheitsministerium


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    09.10.2024

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    09.10.2024

    Judentum ist nicht Israel - aber Annalena Baerbock eine Antisemitin

    Sie würde es vehement von sich weisen. Und wenn man ihre Worte liest, als wären sie aus der Zeit, ohne Zusammenhang gesprochen, könnte man das sogar glauben. Aber rund um die Worte ist eine Welt, und was sie bewirkt, ist das Gegenteil dessen, was sie sagt.


    Quelle: www.globallookpress.com © Chris Emil JanßEn


    Annalena Baerbock, Schwerin, 03.10.2024


    Die Meisterin der Krokodilstränen hat wieder einmal zugeschlagen. Außenministerin Annalena Baerbock lässt die Welt ihre Betroffenheit genießen, und wer auch immer diesen Tweet in Wirklichkeit verfasst hat, hat jedenfalls den Tonfall bestens eingeübt:

    Wem da nicht die Tränen der Rührung in den Augen stehen. Ein Welpe in Wortform. Nein, ein ganzer Welpenwurf. Der zwei Dinge vermitteln soll. Zum einen, es gibt ganz viel schrecklichen Antisemitismus in Deutschland. Und zum anderen, Annalena Baerbock ist natürlich eine von den Guten, und schon allein deshalb ganz doll gegen Antisemitismus.


    Baerbock schließt Entsendung deutscher Soldaten zur Unterstützung Israels nicht aus





    Baerbock schließt Entsendung deutscher Soldaten zur Unterstützung Israels nicht aus






    Beides ist gelogen.

    Es gibt in Deutschland keine schlimmere Antisemitin als Annalena Baerbock. Warum? Sie ist die deutsche Außenministerin. Sie erklärt tagein, tagaus, wie sehr sie an der Seite Israels stünde, wegen der deutschen historischen Verantwortung, während der Völkermord in Gaza weitergeht und die ganze Welt dabei zusieht.

    Allein die Begründung, warum man diesen Völkermord geschehen lässt und sogar seine Ausweitung auf den Libanon stillschweigend akzeptiert, ist in sich antisemitisch. Denn sie lässt sich umkehren, und dann wird daraus die Behauptung, alle Juden seien wie der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

    Was charakterisiert denn Rassismus? Ich denke dann rassistisch, wenn ich davon ausgehe, dass ein Mensch sich aufgrund seiner Abstammung auf eine bestimmte Weise verhält. Ich tue es dann – und nur dann – nicht, wenn ich jedem Menschen, gleich woher er kommt, gleich, wer er ist, das volle Spektrum menschlicher Handlungsmöglichkeiten zugestehe. Netanjahu beispielsweise ist ein genozidales Arschloch. Das steht allerdings mit seiner jüdischen Abstammung in keinem kausalen Zusammenhang. Netanjahu steht ebenso wenig für "den Juden", wie ein gewisser Adolf Hitler für "den Deutschen" stand. Und dies auch ungeachtet der Tatsache, dass beide in ihren jeweiligen Ländern für ihre Politik zeitweilig sogar Mehrheiten fanden.

    Auch wenn AIPAC (zionistische Lobbyorganisation) die US-Politik massiv beeinflusst, ein Drittel der jüdischen US-Bürger verurteilt die israelische Politik. Mit ihnen geschieht nur das Gleiche, wie es auch mit der jüdischen Friedensbewegung in Deutschland geschah – sie wurde spätestens seit 2010 gezielt aus dem öffentlichen Raum herausgedrängt. Das konnte ich in München gut beobachten. Sowohl die Kampagne BDS (Boykott, Divestment, Sanctions), die darauf abzielt, mit Israel so zu verfahren wie mit Apartheid-Südafrika, als auch Friedensinitiativen wie Salaam-Shalom, eine jüdisch-palästinensische Gruppe, wurden schlicht für antisemitisch erklärt, in enger Kooperation zionistischer Vertreter mit den Antideutschen. Was hieß, Veranstaltungen wurden fast unmöglich. Städtische Räume durften nicht mehr an sie vermietet werden, und bei privaten Räumen rief mit Sicherheit jemand an und teilte mit, das sei eine antisemitische Veranstaltung, da sei es doch besser, sie nicht...


    Eroberungseifer in Israel: Erst Libanon besiedeln, dann weiter bis zum Euphrat




    Analyse

    Eroberungseifer in Israel: Erst Libanon besiedeln, dann weiter bis zum Euphrat






    Wenn heute, seit einem Jahr, dieser Genozid in Gaza geschieht, dann ist das auch deshalb möglich, weil in Deutschland konsequent jede reale Information über die Verhältnisse in Israel, in Gaza und im Westjordanland unterdrückt worden ist. Und interessanterweise sind diejenigen, die am stärksten angegriffen wurden, nicht einmal die Palästinenser. Es sind die antizionistischen Juden. Denen nicht nur von der zionistischen Regierung das Recht abgesprochen wird, Juden zu sein, sondern auch von der deutschen. Die Formulierung vom "selbsthassenden Juden" hat da ganze Arbeit geleistet.

    Was würde Lion Feuchtwanger zu Netanjahu sagen? Oder Heinrich Heine? Karl Marx? In den deutschen Medien werden nicht einmal die Bilder orthodoxer Juden gezeigt, die mit palästinensischer Fahne und Kuffijah in Israel gegen den Krieg protestieren – und regelmäßig von der israelischen Polizei niedergeknüppelt werden. Wie viele der freiwilligen Ärzte, die bewusst in Krankenhäuser in Gaza gehen, um mitten im israelischen Bombenhagel medizinische Hilfe zu leisten, sind jüdische Amerikaner?

    Die Haltung, israelische Politik mit Judentum gleichzusetzen, und dann einen realistischen Blick auf die Verbrechen der Besatzung mit Verweis auf den Holocaust zu verhindern, war schon immer mindestens die Billigung eines Verbrechens. Aber im Verlauf des letzten Jahres hat dieses Verbrechen eine ganz andere Dimension angenommen. Eine derart gewaltige, dass die Grenze, bis zu der die Existenz eines Staates Israel in der Region dauerhaft toleriert werden kann, vermutlich schon längst überschritten ist. Man konnte spüren, wie diese Schwelle näher rückte, mit jeder neuen Zusicherung aus den USA wie aus Deutschland (immerhin der zweitgrößte Waffenlieferant), bedingungslos an der Seite Israels zu stehen, mit jeder Bombenlieferung, jeder zerstörten Schule.


    Zum Jahrestag: Politik und Pro-Israel-Lobby drohen Palästina-Demonstranten mit harter Polizeigewalt




    Meinung

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    Sicher, von Baerbock kann man nicht erwarten, geopolitische Zusammenhänge zu verstehen. Dass dieser aggressive Staat aus Sicht der Briten und dann der USA immer den Zweck erfüllte, die ganze Region an der Entwicklung zu hindern. Dass er sich im Innern ökonomisch immer abhängiger von der Rüstungsindustrie machte, sodass Frieden und Bankrott langsam zum Synonym wurden. Dass der gesamte Westen so lange bei jedem Verbrechen schweigend zusah, dass längst jeder Maßstab verloren gegangen ist. Dass die bedingungslose Unterstützung, die der heutigen israelischen Politik gewährt wird, auch auf der kolonialistischen Sicht beruht, die nie ohne den rassistischen Kern auskommt, und nach der Israel zum "Westen" gehört, alle anderen drumherum aber zu den Kolonisierten. Manchmal hat man den Eindruck, die große Sympathie für Netanjahu und seinen Mordfeldzug beruhe darauf, dass sie alle, eben auch Frau Baerbock, ihre eigenen wahnwitzigen Vorstellungen von Überlegenheit in dieser Politik verkörpert sehen, ihre eigenen finsteren Wünsche.

    Selbst wenn die Geopolitik den Horizont von Baerbock übersteigt, die Grundsätze der Menschlichkeit kann man selbst Fünfjährigen erklären. Dass jeder Mensch das volle Potenzial in sich trägt, vom Mörder bis zum Heiligen, und keiner mehr oder weniger wert ist als der andere. Dass man nur den Respekt erwarten kann, den man selbst anderen entgegenzubringen bereit ist.

    In jeder Gesellschaft, an jedem Ort gibt es noch in den finstersten Perioden Menschen, die den Mut, das Gewissen und die Standhaftigkeit besitzen, diese Menschlichkeit einzufordern. Die deutsche Politik hat gerade diese Menschen in Israel im Stich gelassen und sie in Deutschland zum Schweigen gebracht.


    Iran und Israel: Wie sich Faeser ganz viele Terroristen erfindet





    Meinung

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    Es gibt mehr als einen Grund, warum die Auseinandersetzung mit dem Nazismus so gern auf den Holocaust reduziert wird (unter anderem, weil man dann den Antikommunismus weiter pflegen kann), und dann ausgerechnet die Unterstützung Israels zur Absolution erhoben wird. Beispielsweise, weil eine vollständige Wahrnehmung selbst der rassistischen Politik der Nazis es unmöglich machen müsste, heute derart gegen Russland zu hetzen. Und natürlich, weil auf diese Weise, eben mit Hilfe des israelischen Projekts, all die vielen Nazis, die im bundesdeutschen Staatsapparat saßen, erklären konnten, sie seien doch gar keine mehr. Indem man den Antisemitismus zum Hauptmerkmal der Nazis machte, wurde die falsche Umkehrung ermöglicht, dass jemand, der kein (praktizierender) Antisemit sei, auch kein Nazi sein könne.

    Das ist genau der Punkt, an dem die Unterstützung Israels tatsächlich (west-)deutsche Staatsräson war und ist. Und warum ausgerechnet in Deutschland die Gleichsetzung von Israel und Judentum mit derartiger Vehemenz betrieben wird.

    Wollte Baerbock wirklich etwas gegen Antisemitismus unternehmen, müsste sie diese Gleichsetzung aufheben. Denn heute, nach einem Jahr Genozid, ist das die Gleichsetzung des Judentums mit einem Verbrechen. Das ist wirklich antisemitisch. Und wenn sie heute, während die Welt erschüttert auf die Opfer des israelischen Bombenhagels blickt, einen Anschlag auf eine Synagoge vor fünf Jahren für das bedeutendere Thema hält, und so tut, als sei sonst nichts passiert (was auch die Illumination des Brandenburger Tors mit der israelischen Fahne vor wenigen Tagen vortäuschte, wo doch eine palästinensische oder eine libanesische derzeit angebrachter wären), gelingt es ihr, gleichzeitig gegen Antisemitismus zu reden und ihn zu fördern.

    Denn das, was in Gaza, im Libanon und an all den anderen Orten geschieht, die zum Ziel israelischer Aggression werden, erzeugt zu Recht Zorn, wenn nicht gar Hass. In diesem Moment wäre es die Aufgabe der deutschen Außenpolitik, diese verbrecherische Politik nicht weiter zu stützen. Es soll da diese Klage beim Internationalen Gerichtshof geben... Und wenn man einen Beitrag dazu leisten will, dass der Zorn über diese Aggression sich gegen die Anhänger der zionistischen Ideologie richtet (zu denen übrigens Antideutsche ebenfalls gehören) und nicht gegen Juden, dann sollte man endlich aufhören, den jüdischen Antizionismus in Deutschland zu unterdrücken.


    Berlin: Demo "Solidarität mit Israel" trifft auf wenig Zustimmung





    Berlin: Demo "Solidarität mit Israel" trifft auf wenig Zustimmung






    Auch wenn die Grundprinzipien der Menschlichkeit schon für Fünfjährige zu erfassen sind, nach ihnen zu leben bedarf einer stetigen Anstrengung, die der Zorn über das Unrecht nicht erleichtert. Wenn man denn moralisch erziehen will, dann kann nur das der Kern sein. Und eine der Lektionen aus der deutschen Geschichte lautet auch, wie wichtig es war, dass die anderen, insbesondere die Rote Armee, eben nicht Hitler in allen Deutschen sahen. Wie wichtig es war, dass die anderen Stimmen, die deutschen Antifaschisten, so wenige es auch waren, gehört wurden. Dass nicht Gleiches mit Gleichem vergolten wurde.

    Daraus müsste eigentlich die Verpflichtung erwachsen, anderen, die sich in ähnlicher Lage gegen die Finsternis wenden, die ihr Land beherrscht, Gehör zu schenken. Wenn man den Menschen in Israel Gutes will, muss man der israelischen Aggression entgegentreten. Und wenn man Antisemitismus bekämpfen will, darf man das Judentum nicht mit Israel gleichsetzen.

    Baerbock macht in beiden Fällen das Gegenteil. Das aber mit sehr lauter Stimme. Wie gesagt, es gibt keine schlimmere Antisemitin in Deutschland.


    Mehr zum Thema - Terror-Staat Israel – Von Gaza nach Libanon


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    09.10.2024

    Kühnert-Nachfolger Matthias Miersch: "Alles gegen Populismus, Rechtsextremismus, auch die AfD"

    freedert.online, 9 Okt. 2024 20:09 Uhr

    Der neue SPD-Generalsekretär präsentierte im Willy-Brandt-Haus in Berlin die anvisierten, für ihn wichtigsten Eckpunkte seines neuen Amtes. Miersch möchte "in Zeiten der Polarisierung und des Extremismus" vor allem "alles gegen Rechtsextremismus" mobilisieren, "auch gegen die AfD"


    Kühnert-Nachfolger Matthias Miersch: "Alles gegen Populismus, Rechtsextremismus, auch die AfD"Quelle: Legion-media.ru © Bern

    Bernd Elmenthaler


    Matthias Miersch, neuer SPD-Generalsekretär aus Hannover und MdB, erklärte möglicherweise bereits im Juni Bundeskanzler Scholz seine Pläne im Kampf gegen "Populismus" und die AfD, Berlin, 25.06.2024




    Nach dem überraschenden Rücktritt von Kevin Kühnert, laut Wahrnehmung des SPD-Kollegen Karl Lauterbach "einem der größten politischen Talente in seiner Generation", stellte sich der Hannoveraner Bundestagsabgeordnete und bis dato kommissarische Nachfolger Matthias Miersch im Willy-Brandt-Haus der SPD in Berlin Parteikollegen und Journalisten vor. Miersch zufolge brauchen die Bürger aktuell "einen handlungsfähigen Staat, der in Zukunft und Zusammenarbeit investiere". Schwerpunkt der Arbeit in seinem neuen Amt sei jedoch der Kampf gegen "Rechtsextremismus und Populismus".

    Miersch betonte, er gehe fest davon aus, dass Olaf Scholz Kanzlerkandidat der SPD werde. Einleitend bei seiner Vorstellung erklärte das langjährige Bundestagsmitglied, dass seiner Ansicht nach die "Demokratie unter Druck" stehen würde, um weiter zu erklären:

    "In diesen Zeiten der Polarisierung und des Extremismus, [wäre] alles gegen Rechtsextremismus, auch gegen die AfD und gegen Populismus, zu tun. Diese Demokratie steht unter Druck und deswegen kommt es auf die SPD an, die wie keine andere Partei der NS-Zeit widerstanden hat und nie ihren Namen wechseln musste."

    Gänsehaut!Die SPD hat erkannt, was ens Wählens wirklich will.Kampf gegen rechts.Ich habe Tränen in den Augen. ✊ pic.twitter.com/QVkxYAqbg9

    — ???????????????????????????????????? ???????????? (@jonas___mc) October 8, 2024

    "Dafür bin ich 1989 nicht auf die Straße gegangen!" – Göring-Eckardt für AfD-Verbot





    "Dafür bin ich 1989 nicht auf die Straße gegangen!" – Göring-Eckardt für AfD-Verbot






    Es folgte die von immer mehr Bürgern abgelehnte, weil inhaltsleere, Formel bekannter Politikphrasen:

    "Wer heute Wirtschaftspolitik ohne Ökologie denkt, macht keine gute Wirtschaftspolitik. Wer Ökologie ohne Wirtschaftspolitik denkt, macht keine gute ökologische Politik. Und wer sozialen Zusammenhalt außer Acht lässt, macht keine zukunftsfähige Politik."

    Miersch teilte den Anwesenden mit, dass der Bundeskanzler sicher sein könnte, "seine Rückendeckung" zu haben, um zu betonen:

    "Olaf Scholz wird sich auf mich hundertprozentig verlassen können. Ich werde nicht bequem und ein einfacher Ja-Sager sein."

    Der kommissarische Nachfolger von Kevin Kühnert erklärte weiter, dass jetzt nicht der Zeitpunkt erreicht sei, um schon über mögliche Koalitionen nach der kommenden Wahl nachzudenken. Das erklärte Ziel der SPD unter seiner Leitung als Generalsekretär sei es, "wieder zur stärksten Fraktion im Bundestag zu werden, und dann sehen wir weiter".

    Der 55-Jährige hat laut ARD-Tagesschau-Zusammenfassung "viel Parlamentserfahrung", da er seit 19 Jahren dem Bundestag angehört. Er vertritt dort den Wahlkreis Hannover-Land II als direkt gewählter Abgeordneter. Seit Dezember 2017 ist er "zudem als stellvertretender Fraktionsvorsitzender Teil der engen Fraktionsführung". In dieser Funktion war er bislang "für Umwelt- und Energiethemen, aber auch für Landwirtschaft und Verbraucherschutz zuständig".


    Mehr zum Thema ‒ Nächster Maulkorb geplant: Ampel will Kritiker als "potenzielle Gemeinwohlgefährder" verfolgen


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    Video  Dauer 1:27 min


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