12.06.2022

"In der Gunst Washingtons" – Wie die USA ihre militärische Erschließung Polens fortsetzen

pressefreiheit.rtde.tech, 12 Juni 2022 06:45 Uhr, Eine Analyse von Alexander Karpow und Aljona Medwedewa

Die USA errichten innerhalb der nächsten zehn Jahre mehr als 100 militärische Objekte für verschiedene Zwecke in Polen. Darüber informierte der US-Botschafter in dem osteuropäischen Land Mark Brzezinski anlässlich des Baubeginns eines Munitionslagers der USA in Powidz.


"In der Gunst Washingtons" – Wie die USA ihre militärische Erschließung Polens fortsetzen


Innerhalb eines Jahrzehnts werden die Vereinigten Staaten von Amerika in Polen mehr als 100 militärische Objekte für verschiedene Zwecke errichtet haben. Das berichtete der neue US-amerikanische Botschafter in Polen Mark Francis Brzezinski. Nach seinen Worten senden Washington und Warschau auf diese Weise eine "Botschaft" an Russland über ihre Bereitschaft, gemeinsam auf jede Bedrohung zu reagieren. Die Experten erinnern ihrerseits daran, dass die polnische Regierung seit langem ihre Absicht bekundet, die militärische Kollaboration mit den US-Amerikanern zu vertiefen, da dies Warschau geopolitische Vorteile sowohl in Europa als auch innerhalb der NATO verschaffen würde. Von großem Nutzen ist diese Ausrichtung auch für das Weiße Haus in Washington, D.C., wo man weiterhin eine ehrgeizige Strategie gegen die Russische Föderation verfolgt, so die Analysten.

"Für die nächsten zehn Jahre sind mehr als 110 Bauprojekte geplant", zitierte TASS die Worte des US-Botschafters Brzezinski.

Nach seinen Worten sind sie notwendig, "um die militärische Bereitschaft ernsthaft zu erhöhen".


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"Die heutige Zeremonie des ersten Spatenstichs ist nur eine von acht in diesem Sommer in Polen geplanten", sagte Brzezinski. Er fügte hinzu, dass der militärische Aufbau von der Bereitschaft der USA und Polens zeuge, gemeinsam auf Bedrohungen zu reagieren, und bezeichnete die in Powidz (ehemals deutsch Kurheim genannt) zu errichtenden Waffendepots als "abschreckendes Element".


Laut Brzezinski "sind wir [USA und Polen] vereint, wir stehen zusammen, und diese Botschaft wird in Russland sehr gut gehört und verstanden."


Der Bau von Munitionsdepots in Powidz ist Teil eines Aktionsplans für Einsatzbereitschaft, der auf dem NATO-Gipfel 2014 in Wales verabschiedet wurde. Dieser Plan sieht unter anderem die Errichtung von Gebäudekomplexen für Waffen und Ausrüstung vor.


Insgesamt werden 56 Depots gebaut, von denen 51 von den Amerikanern und 5 vom polnischen Militär belegt werden. Das polnische Verteidigungsministerium berichtet, dass die in diesem Rahmen geschaffene Infrastruktur einen schnellen Einsatz zusätzlicher Kampffähigkeiten in Mittel- und Osteuropa in Form von bemannten Kräften der NATO-Verbündeten ermöglichen.


Bevorzugter "Kunde"

In den letzten Jahren entwickelt Polen sehr tatkräftig seine militärische Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, die sich nicht nur darin äußert, dass Polen die militärische Infrastruktur der USA beherbergt, sondern auch in umfangreichen Waffenkäufen im Pentagon und beim militärisch-industriellen Komplex (MIK) der USA ihren Ausdruck findet.


Im Zeitraum von 2015 bis 2019 verkauften die USA an Polen militärische Ausrüstung im Wert von 861 Millionen US-Dollar, darunter Transportmittel, Gasturbinenmotoren, Feuerleitsysteme und Laserleitsysteme.


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Im März 2018 unterzeichnete Polen einen Vertrag über den Erwerb von Patriot-Luftabwehrsystemen des Konzerns Raytheon im Wert von 4,75 Milliarden US-Dollar. Und im Jahr 2020 wurde ein weiterer Vertrag über 4,6 Milliarden unterzeichnet – diesmal für den Kauf und die Wartung von 32 Kampfjets des modernen Typs F-35A Lightning.


Zudem plant die polnische Regierung den Ankauf von 500 HIMARS-Mehrfachraketenwerfern von den Amerikanern für 411 Millionen Dollar.


Das Außenministerium schätzt das Portfolio an Aufträgen für Rüstungsgüter, Militärtechnik und Ausrüstung für Warschau auf 15,66 Milliarden US-Dollar. Dazu gehören auch Panzerabwehrraketen vom Typ FGM-148 Javelin, Luft-Luft-Raketen vom Typ AIM-120C-7, die Wartung von F-16-Kampfflugzeugen und so weiter.


All dies mache Warschau "zu einem wichtigen strategischen Verbündeten in Mitteleuropa", der "mit den Vereinigten Staaten auf internationalen Foren zusammenarbeitet, um Stabilität und Sicherheit in der Region und darüber hinaus zu fördern", wird im US-Außenministerium betont.

Dabei verschweigt man in Washington gar nicht, dass diese intensivere militärische Zusammenarbeit mit Polen vor allem gegen Russland gerichtet ist.


"Die Vereinigten Staaten und Polen bemühen sich gemeinsam um die Aufrechterhaltung eines Vorpostens zum Schutz der Allianz und als Gegenmaßnahme zu Russland, das weiterhin die auf Regeln basierende internationale Ordnung untergräbt. Die Vereinigten Staaten führen eine verstärkte Vornepräsenz (eFP) in Polen an und stationieren gepanzerte Brigadekampftruppen auf Rotationsbasis als Teil der Operation Atlantic Resolve, die von der Europäischen Abschreckungsinitiative finanziert wird", betonte das US-Außenministerium.


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Zusätzlich unterschrieben Warschau und Washington im Jahr 2019 zwei gemeinsame Deklarationen, in denen geplante Standorte für eine verstärkte US-Militärpräsenz in Polen aufgelistet sind, und im Jahr 2020 wurde das Abkommen über verstärkte Verteidigungszusammenarbeit (EDCA) geschlossen. Zum heutigen Zeitpunkt sind rund 4.500 US-Soldaten auf Rotationsbasis in Polen stationiert.


US-Außenminister Antony Blinken besuchte Polen im März und lobte, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern habe ein neues Niveau erreicht.


"Es scheint mir, man darf mit Sicherheit sagen, dass die Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung zwischen Polen und den USA als NATO-Verbündete enger ist als je zuvor. Und wir haben erheblich die Anzahl und das Spektrum des militärischen Apparats und der Fähigkeiten erhöht, die in Polen eingesetzt werden", sagte der US-Chefdiplomat.


Die antirussische Richtung

Die Politologen halten fest, dass die Ausweitung der amerikanischen Militärpräsenz auf dem polnischen Staatsgebiet faktisch eine Aufgabe für die Stärkung der eigenen Rolle darstellt.


"Der US-Botschafter sagte im Prinzip, dass Washington die Kolonisierung dieses Landes fortsetzen werde, weil die Errichtung von Militärbasen in solchem Umfang nur auf einem entsprechenden Territorium möglich ist. Die Interessen der USA werden höher geschätzt als die nationalen Interessen Polens, auf dessen Boden sich die US-amerikanischen Stützpunkte befinden", erklärte der Militärexperte Wiktor Litowkin in einem Gespräch mit RT.


Jedenfalls imponiert diese Sachlage offenbar der polnischen Seite, so der Experte.


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"Mehr noch, Präsident Duda versuchte einst Donald Trump zu überreden, einen amerikanischen Stützpunkt auf polnischem Territorium zu errichten und versprach, dafür sogar selbst  2 Milliarden Dollar zu zahlen, denn offensichtlich möchte Polen gern eine Kolonie der Vereinigten Staaten sein", so Litowkin.


Er erinnerte daran, dass Polen in den letzten Jahren kein Geheimnis aus seiner Absicht gemacht hat, der wichtigste Verbündete der USA in Europa zu werden und damit zugleich seinen eigenen Status in der nordatlantischen NATO-Allianz zu erhöhen.


"Auf diese Weise versucht die polnische Regierung die Möglichkeit zu erhalten, Einfluss auf andere Länder in Europa nehmen zu können, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen. Als Günstling Washingtons wird Polen seine Politik jedem aufzwingen können, ohne Verpflichtungen zu übernehmen", meint der Analyst.


Sergei Jermakow, ein führender Experte des Russischen Instituts für Strategische Studien (RISS), stellte seinerseits fest, dass die gegenwärtige US-Politik in Richtung Polen eine Fortsetzung der US-Strategie zur Eindämmung Russlands ist.


"All diese Maßnahmen entsprechen eindeutig den Plänen Washingtons und der NATO zur sogenannten Eindämmung, in Wirklichkeit aber zur Bekämpfung von Russland. In jüngster Zeit erhöhen die USA systematisch sowohl ihren Militärhaushalt als auch ihre Militärausgaben, von denen der größte Teil für den Widerstand gegen Russland gedacht ist. Mit diesen Mitteln erweitert das US-Kommando in Europa seine militärische Infrastruktur, erhöht die Kapazität und die Zahl seiner Streitkräfte, die dort dauerhaft stationiert sind", erklärte der Experte.


Nach seinen Worten war und ist die Hauptaufgabe des US-Militärs in Europa und der gesamten NATO die Bekämpfung Russlands, worüber die US-Militärkommandeure offen sprechen.

"Deswegen liegt die Priorität auf der östlichen Flanke und den Verbündeten, welche die USA bei diesen Bemühungen am meisten unterstützen – also bei den baltischen Staaten und Polen. Im gleichen Kontext sind die Bemühungen zu sehen, die nördlichen Länder – also Schweden und Finnland – in den NATO-Block zu holen. All das geschieht ausschließlich zu dem Zweck, Russland 'einzudämmen' ", unterstrich Jermakow.


Übersetzt aus dem Russischen


Mehr zum Thema - Warschau – blindes trojanisches Pferd der USA in Europa rächt sich an Moskau für Verlust der Ukraine


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Info: https://pressefreiheit.rtde.tech/europa/140411-in-gunst-washingtons-polen-militaerisch-erschlossen


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


Die Monroe-Doktrin von 1823 lässt grüßen und die polnisch-ukrainische Union, die "Geschichte schreiben" will, tut ihr übriges einen potenziellen NATO-Bündnisfall herbei zu führen.

Sage keiner wir wüssten nicht, was wir wissen können!

12.06.2022

IFFF Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit 
Nein zum Sondervermögen – Gegen Militarisierung und Aufrüstung in Deutschland!

wilpf.de, vom 31. Mai 2022


Wir, die deutsche Sektion der Women’s International League for Peace and Freedom, lehnen das geplante 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr und die damit einhergehende zunehmende Aufrüstung und Militarisierung in Deutschland vehement ab[1]. Wir fordern alle Abgeordneten des Bundestags dazu auf, gegen das Sondervermögen und das NATO 2%-Ziel sowie die angestrebte Grundgesetzänderung zu stimmen. Wir sehen dieses Vorhaben als klaren Widerspruch zu der von der Bundesregierung selbstgesetzten Zielsetzung einer Feminist Foreign Policy. Denn eine feministische Außenpolitik bedeutet, sich für Abrüstung statt Aufrüstung einzusetzen und zivile Ansätze der Konfliktprävention-und lösung anzustreben.


Ein höheres Rüstungsbudget ist keine Garantie für mehr Sicherheit, geschweige denn für eine friedlichere Welt – im Gegenteil. Investitionen in die Bundeswehr führen nicht automatisch zu ihrer besseren Ausstattung und auch nicht zu mehr Sicherheit. Seit Jahren steigt der Bundeswehr-Etat und die Verteidigungsausgaben stetig. Deutschland würde mit den geplanten Investitionen durch das Sondervermögen und ein +2% Ziel auf Platz 3[2] der Länder mit den höchsten Verteidigungsausgaben weltweit stehen. Es ist außerdem davon auszugehen, dass bis zu ⅓ der Verteidigungsausgaben[3] durch die gravierenden systematischen Probleme im Beschaffungswesen der Bundeswehr grundsätzlich verschwendet werden.


Die Tatsache, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht feststeht für was die 100 Milliarden im Spezifischen gedacht sind, fügt sich in diese Problematik ein. Selbst die Investitionen, welche voraussichtlich durch das Sondervermögen getätigt werden sollen, sind in höchstem Maße kritikwürdig. Beispielsweise sind wir gegen das Vorhaben atomwaffenfähige Trägerflugzeuge des Typs F-35[4] anzuschaffen. Diese Anschaffung zementiert die nukleare Teilhabe Deutschlands für die nächsten Jahrzehnte und erschwert jegliche zukünftigen Abrüstungsbemühungen. Nukleare Abschreckung ist und bleibt keine wirksame Strategie zum Erhalt von Frieden und bringt stattdessen  – auch aktuell – eine militärische Konfrontation immer näher und eine Deeskalation rückt in weite Ferne.


Das geplante Sondervermögen ist Teil des weltweit steigenden Militarismus. Militarismus ist die ideologische Grundlage und damit eine der Ursachen für Krieg und Gewalt, indem er an toxischen Geschlechternormen und gewalttätigen Männlichkeiten festhält, die Kriege bedingen, rechtfertigen und aufrechterhalten. Außerdem profitieren insbesondere Waffen- und Rüstungsindustrien von diesen Entwicklungen.


Aufrüstung trägt zur Erhaltung eines ungerechten und ausbeuterischen Status Quo unserer Gesellschaften bei und widerspricht klimapolitischen Zielsetzungen der Bundesregierung. Die Aufrüstung der Bundeswehr ist zudem ein direkter Beitrag zur Verschärfung der Klimakatastrophe[5], denn das Militär verbraucht riesige Mengen fossiler Treibstoffe. Klimapolitische Folgen von Militär sind aber unter anderem im Pariser Klimaabkommen oder dem Klimaschutzplan der Bundesregierung nicht berücksichtigt. Militaristische Logik erlaubt es Menschen und Planeten als unendlich ausbeutbar zu betrachten; auf Kosten vieler, zum Profit weniger.


Eine reine finanzielle Investition in die Bundeswehr und ihre Ausrüstung führt nicht direkt zu einer effizienten Verteidigungspolitik. Die Bundeswehr selbst braucht eine Reform, um ihr strukturelles Rechtsextremismusproblem[6] zu überwinden. Waffen, Munition o.A. dürfen nicht durch die Bundeswehr in rechte Netzwerke gelangen und damit das Gewaltpotential steigern. Rechtsextremismus verbindet  nicht nur Rassismus und Antisemitismus, sondern auch Antifeminismus und ist eines der größten Sicherheitsprobleme in Deutschland – insbesondere für mehrfach marginalisierte Menschen.


Feministische Außenpolitik kann einen dringend benötigten Paradigmenwechsel in der Außen- und Sicherheitspolitik anstoßen. Dies beinhaltet die Auseinandersetzung mit Anti-feministischen Bewegungen, aber gleichzeitig auch die Wertschätzung und Respekt vor der Natur und der Würde aller Menschen. Unsere Ziele müssen daher menschliches und planetares Wohlergehen sein, anstatt ein immer größeres Wachstum und Gewinnstreben durch Rüstungsausgaben- und profite. Diesen Zielen entsprechend sollten Regierungsausgaben und finanzielle Investitionen getätigt werden. Wir brauchen Milliarden für Geschlechtergerechtigkeit, zivile Konfliktbearbeitung, die Bewältigung der Klimakrise, Menschen auf der Flucht, und die Finanzierung feministischer Zivilgesellschaft. Wir fordern: move the money from war to peace![7]


Wir fordern: 

  • Ablehnung der 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr! 
  • Gegen das 2-Prozent Ziel der NATO!
  • Keine Grundgesetzänderung, die langfristig Militarisierung und Aufrüstung ermöglicht!
  • Eine Abkehr von einem militärischen Sicherheitsverständnis und hin zu einem zivilen und feministischen Sicherheitsverständnis, um dem Anspruch der selbst auferlegten feministischen Außenpolitik gerecht zu werden.
  • Investitionen in Bildung, Soziales, Gesundheit, Klima, zivile Konfliktbearbeitung und feministische Zivilgesellschaft, die sich für Frieden einsetzt – statt Aufrüstung!

[1] Dieses Statement thematisiert ausschließlich das geplante Sondervermögen der Bundesregierung und bezieht sich nicht auf den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Weitere Stellungnahmen und Positionierungen befinden sich auf unserer Webseite https://www.wilpf.de/.

[2] https://www.fr.de/politik/bundeswehr-sondervermoegen-100-milliarden-deutschland-ausgaben-verteidigungshaushalt-91505330.html

[3] https://www.greenpeace.de/publikationen/S04011-greenpeace-studie-frieden-beschaffungswesen-bundeswehr.pdf

[4] https://atombomber-nein-danke.de

[5] https://ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Infoblatt_Militaer_und_Krieg.pdf

[6] https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/rechtsextremismus-in-der-bundeswehr-eine-aktuelle-analyse

[7] https://www.wilpf.org/global-programmes/women-peace-and-security/move-the-money/


Info:  https://www.wilpf.de/nein-zum-sondervermoegen


unser Kommentar:  Auch die erfolgte Zustimmung durch Bundestag und Bundesrat ändert  nichts an der Richtigkeit dieser Forderungen.

11.06.2022

Wer brach das Minsker Abkommen?

rf-news.de,  11.06.2022,  13:29 Uhr, Korrespondenz aus Ingolstadt

Allenthalben wird uns vorgegaukelt, dass die Ukraine um Frieden, Demokratie und Würde ringt im Kampf gegen den Imperialisten Putin - "das ist Imperialismus" sagt Olaf Scholz.


Zitat: Damit soll vertuscht werden, dass der Krieg von allen Seiten ein imperialistischer ist. Für den Charakter des Krieges ist nicht entscheidend, welcher Räuber als erster oder wie oft er geschossen hat. „Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik. Man muss die Politik vor dem Krieg, die Politik, die zum Krieg geführt hat, studieren“ (Lenin Bd. 23, S 23).

 

Hierzu leistet der frühere deutsche Botschafter in Moskau, Rüdiger von Fritsch, der bei den Verhandlungen des Minsker Abkommens dabei war, gegenüber der Neuen Züricher Zeitung einen Beitrag. „Das Minsker Abkommen wurde unter laufendem Feuer verhandelt ... . Beide Vertragsparteien haben entscheidende Zusagen nicht eingehalten: Russland hat unmittelbar nach dem Abschluss Militäraktionen weitergeführt, die Ukraine hat niemals eine unpopuläre Verfassungsänderung umgesetzt. Insofern ist auch hier die Diplomatie an ihre Grenzen geführt worden.

 

Frage: War die russische Seite nach 2014 jemals ernsthaft daran interessiert, den Konflikt in der Ostukraine zu lösen? Antwort: Ich denke schon, weil eine Umsetzung des Minsker Abkommens ausgesprochen im russischen Interesse gewesen wäre. Wäre die ukrainische Verfassung gemäß den Verabredungen geändert worden, hätte Russland durch die stärkere Förderalisierung sehr starken Einfluss auf die Provinzen im Osten und dadurch auf die gesamte Ukraine gehabt.“


Info: https://www.rf-news.de/2022/kw23/wer-brach-das-minsker-abkommen <https://www.rf-news.de/2022/kw23/wer-brach-das-minsker-abkommen


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

11.06.2022

Fürchtet euch nicht!

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Foto: traXX/Shutterstock.com


rubikon.news, vom 10. Juni 2022, 14:00 Uhr, von Kerstin Chavent

Der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann ermutigt dazu, den pazifistischen Weg zu gehen.


Zitat: Während Deutschland dabei ist, die größte konventionelle NATO-Armee in Europa bereitzustellen, und während diejenigen im medialen Feuer geröstet werden, die sich der Kriegshetze widersetzen, appellieren die leisen Stimmen an den Mut der Menschen, sich für den Frieden zu entscheiden. In einer Rede im Volkshaus Zürich erinnert Eugen Drewermann an das, was es braucht, um sich nicht mitreißen zu lassen vom Geheul der Sirenen: Individualität, Mitgefühl, ein eigenes Gewissen und moralischen Widerstand. Vor allem aber müssen wir die Angst überwinden, die jeden Versuch, dauerhaft Frieden zu schließen, zunichtemacht. Hier kommt uns die Erinnerung zu Hilfe, dass es einmal ganz anders war, als es ist.


Es ist Krieg. Rekruten gleich wird die öffentliche Meinung eingezogen. Wer nicht mitmacht, wird als Deserteur an den Pranger gestellt, wer nicht hart genug durchgreift, als Feigling beschimpft. Als Verräter gilt der, der Verständnis für die Gegenseite zeigt. Scharf trennt die Front die Welt in Gut und Böse. Wer auf der falschen Seite steht, wird abgeschossen.


Wo Krieg bisher vor allem Männersache war, abgesehen von der Mitte der 80er Jahre charmant vom französischen Sänger Renaud besungenen Margaret Thatcher (1), gehören Frauen heute mit zu den bissigsten Schießhunden. Sie haben ihre Weiblichkeit abgelegt, das, was Menschen kooperativ, verständnisvoll und lebensschützend macht. Annalena Baerbock, Ursula von der Leyen und Sanna Marin führen der Welt vor, was das „schwache Geschlecht“ dazugelernt hat: Wir hauen drauf. Es gibt keine wirklichen Verhandlungen, keinen Versuch, die beiden Seiten zusammenzuführen, kein Pardon. Wir wollen den totalen Krieg!


Um ihn zu gewinnen, wurde hart gearbeitet. Zwei Weltkriege im vergangenen Jahrhundert, ein Kalter Krieg und 13 illegale Kriege, die die Vereinigten Staaten von Amerika 1953 gegen den Iran führten, 1954 gegen Guatemala, 1956 gegen Ägypten, 1961 gegen Kuba, 1964 gegen Vietnam, 1981 gegen Nicaragua, 1999 gegen Serbien, 2001 gegen Afghanistan, 2003 gegen den Irak, 2011 gegen Libyen, 2014 gegen die Ukraine, 2015 gegen Jemen und bis heute gegen Syrien (2). Zwischen 20 bis 30 Millionen Menschenleben opferten die USA seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges für ihre Vormachtstellung in der Welt.


Ungleichgewicht des Schreckens

Seitdem die Mauer fiel, hat die NATO die Zahl ihrer Mitglieder von 16 auf bald 30 nahezu verdoppelt. Die von ihr ausgeführten Kriege werden in der Regel als notwendig und gerecht bezeichnet, irgendwie gut. Über zehn atomar angetriebene Flugzeugträger verfügen allein die USA. 600 Milliarden Dollar betrugen ihre Militärausgaben im Jahr 2015. Auf russischer Seite waren es 80, auf deutscher 50 Milliarden. Einen Marktanteil von 30 Prozent der Waffenexporte sichern sich die USA, vor Russland, China, Frankreich und Großbritannien.


Die fünf größten Waffenexporteure der Welt sind gleichzeitig die einzigen ständigen Mitglieder des für den Weltfrieden zuständigen UNO-Sicherheitsrates. Sie profitieren davon, dass es Krieg gibt, und haben ein entsprechendes Interesse daran, die Bevölkerung in Kriegslaune zu versetzen. Treibstoff ist seit jeher die Angst. Ob für die Pharma- oder die Waffenindustrie: Sie zu schüren ist gut für das Geschäft.


Was wirklich zählt

Aktuell wird die Angst vor Viren und Russen geschürt, die zu einem explosiven Cocktail aufgearbeitet wird, der das Leben auf dem gesamten Planeten zunichtezumachen droht. Impfskeptiker werden zu Parasiten und verlieren ihr Anrecht auf gesellschaftliche Zugehörigkeit, und wer noch russische Freunde hat, der gehört gelyncht. Wer hier den Frieden will, der gilt als verantwortungslos, feige und unzurechnungsfähig.

Mach, was wirklich zählt werden junge Menschen auf einschlägigen Plakaten aufgefordert, sich in der Bundeswehr zu engagieren. Doch was sie zählen werden, so der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann, werden vor allem Tote sein.

In einer bewegenden Ansprache im Volkshaus Zürich im Mai 2022 appelliert er einmal mehr an die Gewaltlosigkeit und macht Mut, sich kompromisslos für den Frieden einzusetzen.


Es braucht wahrhaftig Mut, Pazifist zu sein. Gegen die, die sich öffentlich zum Frieden bekennen, marschiert die Antifa auf oder sie werden wie die Politologin Ulrike Guérot vor Millionen Zuschauern in arrangierten Fernsehshows beschossen (3). Mit der Bergpredigt können Sie kein Land regieren, verunmöglichte der konservative Katholik Jens Spahn in den Spuren Helmut Schmidts jeden Versuch, Frieden und Politik miteinander zu verbinden (4). Viele der großen Friedenskämpfer unserer Geschichte sind uns als Märtyrer bekannt. Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Jitzchak Rabin — nur allzu oft bezahlen diejenigen, die sich für Gewaltlosigkeit einsetzen, ihr Engagement mit ihrem Leben.


Mitgefühl, Individualität und moralischer Widerstand

Um Frieden möglich zu machen, führt Drewermann fünf Punkte an (5). Er beginnt mit dem Brief einer Frau, die sich davon anrühren ließ, einen Käfer auf ihrer Hand zu spüren, und schließt mit Leo Tolstoi: „Solange es noch Schlachthöfe gibt, so lange wird es Schlachtfelder geben.“ Es sind die Mitleidlosigkeit gegenüber der Natur, die abgetötete Sensibilität, die es zugelassen haben, dass in den vergangenen fünfzig Jahren die Hälfte aller Tierarten ausgerottet wurde und dass das Morden weitergeht.

Friedensbringer sind die, die angesichts der Zartheit des Lebens noch weinen können und die sich ihre Individualität bewahren.

Sie lassen sich nicht dafür einspannen, Dinge zu tun, die sie nicht richtig finden, und Befehle auszuführen, nur weil eine Autorität sie ihnen einhämmert. 50 Millionen Tote, davon 27 Millionen Sowjetbürger, waren die Folge des Gehorsams von Menschen, die nicht den Mut hatten, selber zu denken.


Pazifismus ist eine grundpersönliche Einstellung, in der wir uns selbst bewahren. Er ist nichts zum Mitlaufen, zum Sich-Verstecken in der Masse. Er verlangt ein Sich-Bekennen zu den eigenen Gefühlen und dem eigenen Gewissen. Wirklich friedliebende Menschen lassen sich nicht spalten und nicht instrumentalisieren. Sie lassen sich nicht einspannen für einen „guten Rassismus“ gegen Russland und sich ihre Menschlichkeit ausreden, um vorgeblich Menschenleben zu retten. Sie leisten moralischen Widerstand und lernen es, sich miteinander zu verständigen (6).


Wir können Kriege nur verhindern, wenn wir uns dafür interessieren, was im anderen vorgeht, wenn wir einander in die Augen blicken. Nur so können wir auch den Balken im eigenen Auge erkennen. Wir sehen, wohin 20 Jahre Krieg und 2.000 Milliarden investierte Dollar Afghanistan gebracht haben: hunderttausende Tote und 14 Millionen unterversorgte Afghanen am Rande des Hungers. Anstatt dem Gegner zu unterstellen, was man selbst will, setzen wir uns zusammen und reden über unsere Ängste.


Vom Monotheismus zu „der“ Wissenschaft

Es ist die Angst, die den Frieden verhindert und den Krieg fördert. Angst, lateinisch angustia, bedeutet Enge. Die Befürchtung, erdrückt zu werden oder zu ersticken gehört zu den größten Ur-Ängsten der Menschen und ist die wichtigste Zutat, um einen Krieg zu befeuern. Si vis pacem para bellum — wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor — lautet eine auf die Antike zurückgehende Idee, die uns glauben macht, es hätte schon immer Krieg gegeben. Es sei praktisch gar nicht möglich, dauerhaft friedlich zusammenzuleben. Nur Abschreckung und Aufrüstung könnten für Frieden sorgen.


Dem zugrunde liegt ein von patriarchalem Herrschaftsdenken geprägtes Menschenbild, die Vorstellung eines mangelbeladenen Mannes, der sich von einer sündhaften Frau verführen lässt. Mit der Verteufelung Evas und Pandoras wurde das Weibliche aus der Mitte der Gesellschaft verdrängt, und mit ihm das Mütterliche, Nährende, Fürsorgende. Nachdem, so die Historikerin Doris Wolf, die Menschen in matriarchal orientierten Gesellschaftsformen immer friedlich zusammengelebt hatten, konnte es mit dem Aufkommen der monotheistischen Vaterreligionen immer nur einen geben: einen Gott, einen Herrscher, einen Sieger (7).


Es ist der Stärkere, der gewinnt. Was die Kirche vorbereitet hatte, führte die Wissenschaft weiter. Die Forscher, die sich für das Zusammenhängende und Kooperierende interessierten, wurden systematisch marginalisiert und von den Wissenschaftlern verdrängt, die das Erobernde und Zerlegende in das Zentrum ihrer Forschung stellten (8). So wurde schließlich das Konstrukt „die“ Wissenschaft hervorgebracht, die uns heute keine Wahl mehr lässt und das ausführt, was in vorchristlicher Zeit bereits angelegt war: das Ersetzen des sündigen und fehlerhaften Menschen durch Technik und Künstliche Intelligenz.


Unbesiegbar

Wer Frieden will, der muss den Frieden vorbereiten. Rüsten für den Frieden führt auf Dauer zu Krieg, allein schon damit sich die Investitionen gelohnt haben. Ein auf materiellen Gewinn ausgerichtetes System macht keine Geschenke. Das tun nur Systeme, die das natürliche Prinzip des Lebensschenkens in ihren Mittelpunkt stellen, also nicht das Herrschende, sondern das Mütterliche, das vorbehaltlos Gebende, das jedem seinen Platz zugesteht.

Die Friedensbewegung, so Eugen Drewermann, wird scheitern, wenn sie mit Angst argumentiert. Ob sowjetischer Kommunismus, islamischer Terror und Putin, oder amerikanischer Imperialismus, atomare Aufrüstung und eine Eine-Welt-Diktatur — beide Seiten nähren dasselbe Schreckgespenst.

Doch nur das Überwinden der Angst kann wirklichen Frieden bringen.


Es nützt nichts, gegen sie anzukämpfen. Wie das Böse, so heißt es in der Bergpredigt, kann auch die Angst nicht besiegt werden. Welcher Mensch wäre nicht angesichts einer tödlichen Gefahr bis ins Mark erschüttert? Was wir tun können, ist gewissermaßen durch die Angst hindurchzugehen wie durch einen dunklen Tunnel, an dessen Ende ein Licht auf uns wartet. Allein dieses Ur-Vertrauen kann uns von der Angst erlösen.


In das Vertrauen kommen wir nur über den Frieden. Vertrauen kommt ohne Waffen aus. Es braucht Hingabe, die Gewissheit, dass die Mutter uns nährt und die Arme des Vaters uns halten. Hierzu braucht es etwas anderes als einen alleinherrschenden, eifersüchtigen Vatergott oder die aus dieser Vorstellung heraus entwachsene Idee eines alles kontrollierenden Auges an der Spitze der Pyramide. Es braucht Weichheit, Offenheit und die Bereitschaft zu empfangen.


Diese Bereitschaft erlangen wir nur, wenn wir Frieden mit uns selbst schließen und authentisch sind, wahrhaftig. Satyagraha heißt die von Mahatma Gandhi entwickelte Grundhaltung, die auf der eigenen Gewaltlosigkeit und der Bereitschaft, Schmerz und Leid auf sich zu nehmen, beruht. Der Appell an Herz und Gewissen ist mächtiger als Drohungen und Gewalt. Denn er dreht den Gegner in gewisser Weise um und macht ihn zum Verbündeten. In der Begegnung mit dem anderen können wir uns selbst erkennen: Ich bin wie du (9). Wie du habe ich Gefühle und Bedürfnisse und den Wunsch, der Gesellschaft zu dienen, in der ich lebe.


Dann gibt es nur eins

Der Preis ist hoch, aus der Gewaltspirale auszusteigen. Doch für billiger ist Frieden nicht zu haben. So ist Satyagraha keine Waffe der Schwachen, sondern ein Werkzeug der Mutigen. Denn es geht hier nicht darum, sich zu ergeben und mit allem einverstanden zu erklären, sich herauszuhalten und die anderen machen zu lassen. Hier wird die lebenswichtige Entscheidung getroffen, Nein zu sagen. Nein, ich mache hier nicht mit! Ich nähre den Krieg nicht. Ich unterstütze die globale Agenda nicht, nach der sich einige wenige das Leben auf dem gesamten Planeten zu unterwerfen versuchen.


In der explosiven Situation, in der wir uns gerade alle zusammen befinden, gibt es nur eins: Sag nein! Dies ist der Titel des letzten Textes des deutschen Schriftstellers Wolfgang Borchert, den er nur wenige Wochen vor seinem Tod verfasste: „Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen — sondern Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!“ (10)

Jetzt ist die Stunde der Wahrheit! Meinen wir es wirklich ernst mit dem Frieden, oder hatten wir damals nur lange Haare und den Wehrdienst verweigert, weil wir so an die besseren Mädchen rankamen und es gemütlich hatten?

Ist Frieden für uns nur hübsche Poesie oder lebbare Wirklichkeit? Erwarten wir ihn zuerst von anderen, oder haben wir wirklich Mumm in den Knochen, den ersten Schritt zu tun?

Beziehen wir Position. Lassen wir uns nicht selber im Stich. Hören wir auf unser Gewissen. Schweigen wir nicht und erheben wir unsere Stimme. Tun wir es nicht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern weil es wahr ist. Wahrheit ist nicht von kalkulierbaren Erfolgen abhängig. Sie sucht keinen Profit. So machen wir auch die Verantwortung wieder zu dem, was sie eigentlich ist. Nichts hat sie mit Gehorsam zu tun, nichts mit dem Bestreben, ein bestimmtes Resultat zu erzielen. Verantwortung ist, voll und ganz zu seiner eigenen Haltung zu stehen und mit Kurt Tucholsky zu erkennen, was Soldaten sind: Mörder.


Frieden ist möglich

Als der deutsche Journalist, Schriftsteller, Pazifist und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky unter Androhung seiner Exekution dazu gezwungen wurde, das Horst-Wessel-Lied zu singen, stimmte er die Internationale an. Er war einer der vielen, die ihr Engagement für den Frieden mit dem Leben bezahlten. So viel Mut wird nicht von jedem verlangt. Es reicht, wenn wir wieder einmal mit Freunden zusammensitzen, mit Nachbarn, Kollegen, Mitgliedern unserer Familie, nein zu sagen. „Nein, ich gehe da nicht mit. Ich wähle den menschlichen Weg.“


Dieser Weg steht Männern und Frauen offen, wirklichen Männern und wirklichen Frauen. Es sind Frauen, die sich daran erinnern, wie das Leben in die Welt kommt, und Männer, die sie vor dem einzig wirklichen Feind schützen: dem Krieg. Krieg ist niemals „gut“. Krieg ist das Abscheulichste, das Schlimmste, das Niedrigste, zu dem menschliche Wesen fähig sind. Krieg ist Folter, Krieg ist Mord, Krieg ist das Ungeheuerlichste, was Menschen einander antun können.


Vor ihm bewahrt uns nur die Erinnerung daran, dass es auch anders geht. Es hat nicht „schon immer“ Krieg gegeben. Kriege sind so alt wie die exklusive Männerherrschaft: etwa 5.000 Jahre. Davor lebten die Menschen in Frieden zusammen. Das matriarchal orientierte Neolithikum kannte keine Festigungsanlagen, keine Waffen und keine Kriege. 98 Prozent der Geschichte der Menschheit, so Doris Wolf, verliefen friedlich.


98 Prozent der Menschen, so der Friedensforscher Daniele Ganser, wollen andere Menschen nicht töten. Es ist nur ein ganz kleiner Teil der auf der Erde lebenden Wesen, die das wirklich wollen. Alle anderen sind Mitläufer, verirrte Seelen, Menschen, die immer noch nicht wissen, was sie tun. Möge der uns allen als Vorbild dienen, der diese letzten Worte aussprach. Bis zur letzten Konsequenz war er ein Mensch des Friedens. Er ließ sich ans Kreuz nageln, weil er sich kein Kriegsgeschirr hat anlegen lassen. Auf dem Rücken eines Esels war er in Jerusalem eingezogen, um auf ganzer Ebene zu scheitern. Doch 2.000 Jahre später erinnert er uns daran, wozu Menschen fähig sind.


Eugen Drewermann schließt seinen Vortrag mit der Erinnerung an den großen chinesischen Philosophen und Pazifisten Laotse und einer aus dem Taoismus überlieferten Anekdote:

„Es hatte der Kaiser von China einen Kampfhahn. Stolz übergab er ihn einem Meister, damit der ihn trainieren möge. Doch der Hahn wollte nicht kämpfen. Er scharrte mit den Füßen im Sand, hob den Kopf und zog an den anderen Kampfhähnen vorbei. Kein Hahn der Welt wagte es noch, ihn anzugreifen.“


Info: https://www.rubikon.news/artikel/furchtet-euch-nicht

11.06.2022

Das Ende des Spiels auf nur ein Tor: Russland beendet kulturelle Zusammenarbeit mit den USA

pressefreiheit.rtde.tech, 8 Juni 2022 20:47 Uh,von Igor Malzew

Russland hat die "kulturelle Zusammenarbeit" mit den USA aufgekündigt. Nachdem diese "Zusammenarbeit" längst zu einem einseitigen Spiel geworden war, in dem alles Russische "gecancelt" wurde, aber die Türen Russlands für alles Amerikanische offenstanden, war dies nun ein überfälliger Schritt.

Das Ende des Spiels auf nur ein Tor: Russland beendet kulturelle Zusammenarbeit mit den USA


Während Sie gerade noch gefrühstückt oder zu Mittag gegessen haben, hat Russland die kulturelle Verständigung und Zusammenarbeit mit den USA nun offiziell beendet. Vollständig. So steht es geschrieben:

"Am 1. Juni übergab Russland der US-Botschaft eine diplomatische Note über den Austritt aus dem Memorandum zur Verständigung im Bereich der Kultur – meldet das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten."

Nicht etwa, dass wir sofort losgerannt wären, um alle Platten mit Mississippi- und Texas-Blues wegzuwerfen oder ein paar Vonnegut-Bücher zu verbrennen. Wir verstehen schlicht nicht mehr, was diese unsere "Partner" unter "Kultur" verstehen. In dem Memorandum waren ursprünglich allerlei interessante Dinge festgehalten, etwa:

"Die Parteien sind gewillt, die gegenseitige Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Geistes- und Sozialwissenschaften, Bildung, Archive und Massenmedien zu festigen."

Oder auch:

"... beabsichtigen die Förderung des kulturellen Austauschs, um ein besseres Verständnis der Kultur der jeweils anderen Seite zu erreichen, insbesondere durch: die Organisation von Theateraufführungen und Kunstausstellungen; die Verbreitung von Studienmaterial, Büchern, Zeitschriften, wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Rundfunk- und Fernsehprogrammen, Filmen und anderem audiovisuellen Material; die Organisation von Vorträgen, Seminaren und gemeinsamen wissenschaftlichen Forschungen; die Teilnahme an anderen kulturellen und künstlerischen Veranstaltungen in der Russischen Föderation und den Vereinigten Staaten."

Bestimmt würden auch Sie bei geradezu jedem einzelnen Punkt jetzt schreiben "gecancelt", angefangen bei "Organisation von Theateraufführungen". Oder Sie würden – wenn Sie sich an das Schicksal von Kunstausstellungen mit Leihgaben des Puschkin-Museums oder der Tretjakow-Galerie erinnern – gerne ausrufen: "Im Leben nicht noch einmal!"


Eremitage-Chef schreibt offenen Brief an ausländische Kollegen: Kulturbrücken sind zu schützen





Eremitage-Chef schreibt offenen Brief an ausländische Kollegen: Kulturbrücken sind zu schützen





Dabei war es ja nicht Russland, das den kulturellen Austausch beenden wollte, nicht Sie und nicht ich. Das alles haben diejenigen Akteure heldenmütig begonnen zu "canceln", für die der eigentlich einzig wichtige Punkt im Memorandum lautet: "... beabsichtigen die Förderung von Kontakten zwischen interessierten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, um Programme und gemeinsame Projekte in Bereichen von gegenseitigem Interesse zu entwickeln."


Das bedeutete allerdings stets, schamlos auf dem Territorium Russlands eine und noch eine weitere Gruppe von US-amerikanisch kontrollierten und finanzierten NGOs ins Spiel bringen zu wollen. Es scheint mir, dass dieses Interesse nicht "beiderseitig" bestand, sondern ganz und gar einseitig ist. Und auch das mit den wissenschaftlichen Konferenzen und den russischen Wissenschaftlern lief ganz und gar nicht gut.


Der Gipfel der Heuchelei in jenem Memorandum war all das, was mit den Medien zu tun hat. So hieß es unter Ziffer 8: "Die Parteien beabsichtigen, zum Austausch und zur Kontaktaufnahme zwischen Journalisten, Verlegern und Medienverbänden beizutragen."


Dies wurde von Leuten unterschrieben, die bereits lange vor allen "Spezialoperationen" damit begonnen hatten, russische Kanäle und Nachrichtensender (wie etwa RT) unter dem Vorwand angeblicher "Propaganda" zu verbieten, hinauszuekeln, zu sperren und zu zensieren. Voice of America, die BBC oder die Deutsche Welle waren und sind dagegen "natürlich" keine Propaganda, klar.


Dieses 1998 unterzeichnete Memorandum ermöglichte nur das eine, das Spiel auf nur ein Tor, auf unser Tor. Muss man sich da wundern, dass Russland diesem heuchlerischen Unsinn endlich ein Ende setzt?


Übersetzt aus dem Russischen.


Igor Malzew (Jahrgang 1958) ist Journalist und Schriftsteller, regelmäßiger Autor bei RT, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschriften "Bär" und "Der Andere", Autor mehrerer Bücher, darunter "Geschichte des Geschmacks" und "Sina".


Mehr zum ThemaKulturaustausch mit Russland bleibt lebendig – trotz Sanktionen und Cancel Culture


Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Info: https://pressefreiheit.rtde.tech/meinung/140493-ende-des-spiels-auf-nur-tor


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

11.06.2022

Rubikon-Newsletter der Kalenderwoche 24/2022

Rubikon ist das Magazin für die kritische Masse. Wir berichten über das, was in den Massenmedien nicht zu finden ist. Anbei übersenden wir Ihnen die Übersicht unserer Artikel der letzten 7 Tage.


Inhaltsverzeichnis


 * Walter van Rossum: Wissenschaft, Wahrheit und Weisheit

 * Tom-Oliver Regenauer: Die Ideologie der Zeitenwende

 * Roland Rottenfußer: Die Poetisierung der Welt

 * Felix Abt: Europa verschweizern!

 * Nadine Rebel: Im Schatten des Regenbogens

 * Friederike de Bruin, Roland Rottenfußer: Selbstbestimmtes Gebären

 * Michael Ewert: Das Eigentor

 * Felix Feistel: Welt ohne Geld

 * Milosz Matuschek: Feindbild Friedensbewegte

 * Kerstin Chavent: Fürchtet euch nicht!

 * Jochen Kirchhoff: Hinter dem Vorhang

 * Eric Angerer: Streifzug durch die Geopolitik

 * Christian Kreiß: Unerschwingliche Mieten

 * Margit Geilenbrügge: Unregierbar werden!

 * Birgit Naujeck: Das Smart-City-Panoptikum

 * Nicolas Riedl: Die Angst-Gesellschaft

 * Flo Osrainik: Unverschämte Freiheitsklänge

 * Magda von Garrel: Die WHO-Ermächtigung

 * Felix Feistel: Kontrollierte Sprengung

 * Eric Angerer: Streifzug durch die Geopolitik

 * Ralf Rosmiarek: Die Abdankung des Souveräns

 * Gönül Freyseel: Ich weiß, dass ich weiß 


Wissenschaft, Wahrheit und Weisheit


Im Rubikon-Exklusivgespräch diskutieren die Philosophen und Publizisten Michael Andrick, Matthias Burchardt und Dirk Pohlmann mit Walter van Rossum darüber, warum Wissenschaft nicht immer mit Weisheit identisch ist.


am Samstag, 11. Juni 2022, 15:59 Uhr von Walter van Rossum


Im März 2020 wurde der Ausnahmezustand ausgerufen, wurden Grundrechte im Dutzend suspendiert. Aufmerksame Zeitgenossen haben sich erlaubt zu fragen: Wo ist denn die Katastrophe, die einen Ausnahmezustand rechtfertigen würde? Daraufhin murmelte man etwas von Wissenschaft, gleichzeitig wurden die Fragestellenden aussortiert und zu Feinden der Menschheit erklärt. Inzwischen dürften Millionen von Menschen Arbeit, Approbation und andere Dinge wegen ihrer vom Mainstream abweichenden Meinung verloren haben. Bei Walter van Rossum befassen sich die Diskutanten mit den Folgen eines einseitigen Wissenschaftsglaubens und fragen, welche Kriterien es sonst geben kann, um sich der Wahrheit zu nähern.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/wissenschaft-wahrheit-und-weisheit


 

Die Ideologie der Zeitenwende


Die Technokratie ist der gemeinsame Nenner aller destruktiven Entwicklungen der „neuen Normalität“.


am Samstag, 11. Juni 2022, 15:58 Uhr von Tom-Oliver Regenauer


Es ist schwer, einen Namen für das zu finden, was sich seit spätestens zwei Jahren zuträgt. Sozialismus, Kollektivismus, Korporatismus, Überwachungskapitalismus, Bioethik, Eugenik oder Transhumanismus sind Schlagworte, die derzeit zur Charakterisierung einer globalen Transformation bemüht werden, obwohl all den genannten Begriffen die gleiche, inhumane Ideologie zugrunde liegt: Technokratie. Es ist die Idee einer konsumgesteuerten, technizistischen Kontrolle der Welt. Diese Ideologie erstickt alles Leben unter einem lückenlosen Geflecht aus Informations- und Datenverarbeitung, in welchem kein Platz mehr für Kreativität und Spontaneität liegt. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeiteten die ersten Vordenker an diesem Konzept. Was in den Köpfen einer Avantgarde entstand, stieß schon bald in Kreisen der Hochfinanz auf reges Interesse. Und spätestens mit dem Beginn der „neuen Normalität“ manifestierten sich diese Konzepte in der Alltagsrealität der Menschen. Überwachung, Tracking, Erfassung und die Gewinnung einer regelrechten Datenflut, die die hungrigen Algorithmen speist. Am Horizont dieser Entwicklung stehen die „Agenda 2030“ sowie die UN-Nachhaltigkeitsziele. Beide warten mit scheinbar harmlosen und unterstützenswerten Vorhaben auf. Doch bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese vorgeschobenen Intentionen als Tarnung, unter der sich die wirklichen Absichten verbergen. Intendiert ist die Errichtung einer digital-totalitären Welt, in welcher jeder Mensch von der Wiege bis ins Grab erfasst, bewertet und ab dem Zeitpunkt, da er für die Maschinerie nicht mehr verwertbar ist, entsorgt wird. Mit Blick auf China erhalten wir einen bitteren Vorgeschmack darauf, was für ein technokratischer Albtraum dem Rest der Welt blühen könnte.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/die-ideologie-der-zeitenwende



Die Poetisierung der Welt


Um ein Gegengewicht zum herrschenden Ökonomismus und zum transhumanistischen Wahn zu schaffen, muss unser Geistesleben wieder romantischer werden.


am Samstag, 11. Juni 2022, 15:57 Uhr von Roland Rottenfußer


Das Romantische ist eine Geisteshaltung, meinte Rüdiger Safranski. „Sie hat in der Epoche der Romantik ihren vollkommenen Ausdruck gefunden, ist aber nicht darauf beschränkt, das Romantische gibt es noch heute.“ Zwischen neuem Natur-Boom à la Peter Wohlleben, esoterischem Irrationalismus und der Gefühligkeit von Mystery-Romanzen für Teenager gibt es einen tiefergehenden romantischen Impuls, dessen Wurzeln bis in die Frühromantik, also um 1800, zurückreichen. Seinen Kern bilden Mystik und Anti-Ökonomismus, sein Ausdrucksmittel ist die Poesie. In einer komplett entseelten Welt, in der man das Leben nicht achtet, jedoch versucht, es in transhumanistischer Hybris zu kontrollieren und mehr schlecht als recht zu imitieren, triumphiert das Trennende, ergreift uns ein Sog der Zerstörung und der Selbstzerstörung. Getrennt von ihrem Urgrund haben Menschen der Schöpfung eine tiefe Wunde zugefügt. Wenn unsere zerrissene Welt in Zukunft wieder heiler werden soll, braucht es mehr Spiritualität, schöpferische Fantasie, Liebe oder — anders ausgedrückt — Romantik.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/die-poetisierung-der-welt



Europa verschweizern!


Mehr direkte Demokratie könnte eigennützigen Politikern Grenzen aufzeigen, und ein Kurs der Neutralität würde ihre Kriegstreiberei unschädlich machen.


am Samstag, 11. Juni 2022, 15:00 Uhr von Felix Abt


Die NATO verlassen, sich aus globalen Konflikten weitgehend heraushalten — dann stünde der Russe doch gewiss bald am Rhein, oder? Und Volksabstimmungen auf Bundesebene zu Sachfragen — das wäre der Weltuntergang, denn dann würde der Pöbel unser mit überlegener Erkenntnis gesegnetes Führungspersonal ja womöglich stören. Mit solchen Ideen, die — glaubt man der politischen Elite — „nicht gehen“, lebt die Schweiz aber schon seit vielen Jahrzehnten. Und sie lebt recht gut. So gesehen könnte es doch hilfreich sein, wenn alle westeuropäischen Länder ein bisschen so würden wie die Schweiz. Leider zeigt sich der gegenteilige Trend. Die Eidgenossen nähern sich NATO und EU immer mehr an — natürlich unter dem Vorwand, sich vor Putin zu fürchten. Auch wird der politische Stil im demokratischen Musterland spätestens seit Corona immer autoritärer. Geht diese Entwicklung so weiter, verliert die Schweiz ihre relative „Unschuld“ und die Welt ein Vorbild dafür, dass ein europäisches Land auch anders geführt werden kann. Europa braucht mehr Bürgermitbestimmung, dezentrale Verwaltung und Unabhängigkeit von US-amerikanischen Weltbeglückungsambitionen. Daher gibt es nur eine Lösung: der Kontinent muss verschweizert werden.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/europa-verschweizern



Im Schatten des Regenbogens


Inklusion und Toleranz werden in einer aggressiven Dauerpräsenz beschworen — diese könnte früher oder später eine Gegenreaktion hervorrufen.


am Samstag, 11. Juni 2022, 14:00 Uhr von Nadine Rebel


Normalität ist überwiegend eine statistische Frage. Es ist gut, wenn sich das Leben in seiner ganzen Buntheit entfalten und jeder Mensch nach seiner Fasson selig werden kann. Was aber, wenn das Nicht-normal-Sein zur Norm wird und sich alle gezwungen sehen, mit einem vom Zeitgeist erzwungenen Nonkonformismus konform zu gehen? Mehrheiten bilden eine blasse gesellschaftliche Grundierung, vor der das Besondere von Minderheiten umso leuchtender hervortreten kann. Beide Gruppen bedingen einander gegenseitig. Keineswegs kann es aber sinnvoll sein, wenn sich — im Zeichen überschießender „Wokeness“ — nun die Mehrheit für ihr So-Sein entschuldigen muss. Die Autorin plädiert für den Respekt vor diversen Lebensentwürfen; sie warnt aber auch vor Übertreibungen des Regenbogentrends, die bei den damit Bombardierten Überdruss hervorrufen und einer Gegenbewegung zum Leben verhelfen könnten.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/im-schatten-des-regenbogens



Selbstbestimmtes Gebären


Drei Mütter berichten im Gespräch mit Friederike de Bruin und einer erfahrenen Hebamme von ihren Hausgeburten — einer entspannten Alternative zum modernen, von Corona-Angst dominierten Klinikbetrieb.


am Samstag, 11. Juni 2022, 13:00 Uhr von Friederike de Bruin, Roland Rottenfußer


Wer hat eigentlich das Kommando bei einer Geburt? Wer bestimmt im Prozess des Gebärens darüber, was wann wie zu geschehen hat? Die Frage wirkt absurd, denn wir haben es ja nicht mit einem Kasernenhof zu tun, sondern mit Orten der Gesundheitsfürsorge. Geburten sind so ziemlich das Persönlichste und Intimste, was man sich vorstellen kann. Und sie sind naturgemäß die Domäne der Frauen. Über den Ablauf von Geburten, so könnte man meinen, entscheiden vor allem zwei: das Baby, das ins Leben drängt, und die Mutter, die ihm mit ihren körperlichen Möglichkeiten, auch unter Einsatz von viel mentaler Kraft, dabei hilft. Die Wahrheit sieht in Geburtskliniken jedoch oft anders aus. Fremdbestimmung bis hin zu massiver Entmündigung der Gebärenden ist dort an der Tagesordnung. Ähnlich wie unter dem Corona-Regime herrschen auf den Stationen autoritäre Hierarchien, Apparatemedizin und die Angst vor dem schlimmstmöglichen Verlauf. Frauen werden dadurch von ihrem Körpergefühl entfremdet und verlieren den Kontakt zu ihrer Intuition, die ihnen am besten sagen kann, was als Nächstes geschehen soll. Gerade in Zeiten, in denen Kliniken zu Hochsicherheitstrakten mutiert sind, erscheinen Hausgeburten vielen Schwangeren als die menschlichere Alternative. Im Interview mit Friederike de Bruin berichten die Hebamme Katrin Zwanzig, die jungen Mütter Selina Fullert und Eva Rosen sowie die mit 45 Jahren „spätberufene“ Mutter Renate vom beglückenden Erlebnis einer friedvollen, selbstbestimmten Geburt.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/selbstbestimmtes-gebaren



Das Eigentor


In der Absicht, Russland zu schaden, demontiert sich die westliche Wertegemeinschaft selbst.


am Freitag, 10. Juni 2022, 17:00 Uhr von Michael Ewert


In guter Absicht Schlechtes zu bewirken, kann man noch als einen netten Versuch werten. Umgekehrt gibt es, wie es in Goethes Faust heißt, Kräfte, die stets das Böse wollen und stets das Gute schaffen. Was soll man aber nun vom Verhalten der NATO-Länder halten? Das Böse zu wollen — nämlich Russland zu zerstören — und damit nicht einmal zu reüssieren, kann man nur noch als peinlich bezeichnen. Da wollte der Westen Russland mit seinen Sanktionen ausknocken — aber siehe da: Der Gegner steht noch. Durch Liebesentzug wollte man den globalen Rivalen weichkochen, doch Putins Riesenreich hat sich anderweitig getröstet. Mit China zum Beispiel, das Russlands Gas gern annimmt: der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die den USA und ihren Verbündeten noch zu schaffen machen wird. Selbstüberschätzung, unangebrachter moralischer Furor und mangelnde strategische Klugheit könnten dem krisengeschüttelten Europa nun eine historisch einzigartige Talfahrt bescheren: wirtschaftlich, machtpolitisch wie auch „moralisch“.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/das-eigentor-3



Welt ohne Geld


Erst wenn das Grundübel unserer Gesellschaft beseitigt ist, können wir zu einem menschlichen Miteinander finden.


am Freitag, 10. Juni 2022, 16:00 Uhr von Felix Feistel


Nahezu alles dreht sich um Geld. Wir organisieren unser Leben rund um dieses Thema. Von der Wiege bis zur Bahre sind wir der Tyrannei des Monetären ausgeliefert. Ohne Geld geht gar nichts. Es gibt kein Essen, keine Wohnung, keine Kleidung, keine Wärme oder fließendes Wasser, ohne dass wir dafür zahlen. Es ist das Schmiermittel von Gesellschaften seit Tausenden von Jahren, und doch ist es im Grunde ein Machtfaktor, der Reichtum ebenso erzeugt und aufrechterhält wie Armut. Es ist damit die Wurzel beinahe aller Übel, welche die Menschheit heimsuchen. Erst wenn wir eine Gesellschaft schaffen, die ohne Geld auskommt, können wir wahrhaft frei und im friedlichen Miteinander leben.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/welt-ohne-geld



Feindbild Friedensbewegte


Die Cancel Culture ist aus dem Kulturbereich über Corona in die Kriegsthematik geschlüpft, und die neueste Zielscheibe ist nun die Bonner Politikprofessorin Ulrike Guérot.


am Freitag, 10. Juni 2022, 15:00 Uhr von Milosz Matuschek


Die Sendung von Markus Lanz <https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-2-juni-2022-100.html> vom 2. Juni war ein weiterer Tiefpunkt bei der Erfüllung des Sendeauftrags der öffentlich-rechtlichen Medien, nämlich ein diverses Meinungsspektrum zu einem Thema abzubilden. Die Bonner Politikprofessorin und Autorin des Bestsellers „Wer schweigt, stimmt zu <“" rel="noopener">https://www.buchkomplizen.de/buecher/gesellschaft/wer-schweigt-stimmt-zu.html?listtype=search&searchparam=ulrike%20guerot>“ Ulrike Guérot war offenbar nur zu einem Zweck eingeladen worden: nämlich um ein Exempel an ihr zu statuieren. Ihre Position ist dabei eigentlich harmlos, sie stellt vor allem Fragen: Worum geht es? Was ist überhaupt die Interessenlage? Was ist das Ziel des Krieges? Im Kern forderte sie: Wir müssen zu den Ursprüngen dieses Konflikts vordringen und einen Weg hin zum Frieden bauen. Dann zogen sich die restlichen Diskutanten in ihre Schützengräben zurück und legten los, auf Kommando Lanz: „Wer will zuerst?“

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/feindbild-friedensbewegte



Fürchtet euch nicht!


Der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann ermutigt dazu, den pazifistischen Weg zu gehen.


am Freitag, 10. Juni 2022, 14:00 Uhr von Kerstin Chavent


Während Deutschland dabei ist, die größte konventionelle NATO-Armee in Europa bereitzustellen, und während diejenigen im medialen Feuer geröstet werden, die sich der Kriegshetze widersetzen, appellieren die leisen Stimmen an den Mut der Menschen, sich für den Frieden zu entscheiden. In einer Rede im Volkshaus Zürich erinnert Eugen Drewermann an das, was es braucht, um sich nicht mitreißen zu lassen vom Geheul der Sirenen: Individualität, Mitgefühl, ein eigenes Gewissen und moralischen Widerstand. Vor allem aber müssen wir die Angst überwinden, die jeden Versuch, dauerhaft Frieden zu schließen, zunichtemacht. Hier kommt uns die Erinnerung zu Hilfe, dass es einmal ganz anders war, als es ist.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/furchtet-euch-nicht



Hinter dem Vorhang


Wenn wir wieder in vollem Umfang Menschen sein wollen, müssen wir das Zerrbild eines toten und sinnlosen Universums hinter uns lassen. Exklusivabdruck aus „Kosmos“.


am Donnerstag, 09. Juni 2022, 17:00 Uhr von Jochen Kirchhoff


Ein falsches Weltbild ist umso gefährlicher, je weniger es hinterfragt wird. Gerade die Kosmologie als Teil der Naturwissenschaft basiert auf einer Fülle von unbewiesenen und unbeweisbaren Prämissen, eher Glaubensvorstellungen ähnlich als exakten Tatsachen. Unbedarfte Menschen neigen dazu, in einer vom Materialismus dominierten Gesellschaft alles für wahr zu halten, was den Stempel Wissenschaft trägt. Dies wäre ja noch ein verkraftbarer Fehler, interessant nur für einen überschaubaren Expertenkreis, wären bestimmte Elemente des herrschenden Weltbilds nicht zugleich ein Frontalangriff auf die Würde des Menschen. Dieser findet sich hilf- und bedeutungslos ausgesetzt in einem toten Universum, das ihn schon durch seine bloße Größe marginalisiert und mit monströser Gleichgültigkeit über seine Bedürfnisse hinweggeht. Spiegelbild des materialistischen Paradigmas ist eine Gesellschaft, die den Menschen zu einem beliebig manipulierbaren Anhängsel hoch entwickelter Technologien degradiert. Der zurechtgestutzte Mensch projiziert seine eigene Dürftigkeit auf das All, um in diesem dann im Umkehrschluss den Beweis für die Sinnlosigkeit seines Daseins zu erkennen. Die Schaffung einer humaneren Welt muss beim Menschenbild ansetzen, und dieses braucht als Grundlage eine neue Auffassung vom Universum als einem durchgehend belebten, sinnerfüllten Organismus. Dieser Text ist das Vorwort von Jochen Kirchhoffs gerade erschienenem Essayband „Kosmos“, erschienen bei Oval Media.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/hinter-dem-vorhang



Streifzug durch die Geopolitik


Kriege wie in Syrien oder der Ukraine stehen ebenso in Zusammenhang mit geopolitischen Interessen wie die aktuellen Tumulte in der Weltwirtschaft. Teil 3/3.


am Donnerstag, 09. Juni 2022, 16:00 Uhr von Eric Angerer


Von der Energiepolitik über den Welthandel, von Russlands Agieren bis zur Frontstellung zwischen den USA und China ist vieles verständlicher, wenn man mit grundlegenden Strategien der Geopolitik vertraut ist. Der vorliegende Text versucht einen entsprechenden historischen Querschnitt. Von der Politik Otto von Bismarcks und dem wegweisenden Konzept Halford Mackinders geht es zum Rapallo-Vertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion und zu den „Lebensraum“-Zielen der Nazis. Die US-Geopolitik nach 1945 und der Kalte Krieg enden mit der „Full Spectrum Dominance“ des US-Imperiums. Seine unipolare Weltordnung wird durch das Comeback Russlands und den Aufstieg Chinas herausgefordert.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/streifzug-durch-die-geopolitik-3


 

Unerschwingliche Mieten


Die explodierenden Mietkosten könnten deutlich geringer sein, würde ein erheblicher Teil nicht an die leistungslosen Anteilseigner der großen Wohnkonzerne fließen.


am Donnerstag, 09. Juni 2022, 15:00 Uhr von Christian Kreiß


Wohnen ist lebensnotwendig, aber oft nicht mehr erschwinglich. Die Kosten für ein Dach über dem Kopf steigen immer rasanter. Dabei lohnt es sich zu ergründen, weshalb die Mietkosten immer höher steigen, beziehungsweise wohin die Gelder fließen. Ein gewichtiger Anteil kommt gar nicht der Renovierung und Instandhaltung der Wohnräume zugute. Stattdessen ergießen sich gewaltige Mieteinnahmen in Form von Dividenden über die Anteilseigner großer Wohnkonzerne. Diese Einkünfte sind im Gegensatz zu denen der meisten Mieter leistungslos. Die Gewinner in diesem System erhalten horrende Beträge schlicht dafür, dass sie im Grundbuch eingetragen sind. Meist wissen die Profiteure nicht einmal, wo die Wohnungen überhaupt liegen, von deren Mietern sie einen stattlichen Betrag erhalten. Dieser ungerechte Zustand ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Auswege und Alternativen gibt es zuhauf.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/unerschwingliche-mieten



Unregierbar werden!


Niemand kann uns daran hindern, eine neue Welt zu erschaffen.


am Donnerstag, 09. Juni 2022, 13:00 Uhr von Margit Geilenbrügge


Uns Menschen ist eine große Gabe in den Schoß gelegt worden, die Fluch und Segen zugleich ist. Es ist die Fähigkeit unseres Geistes, Realitäten zu erschaffen. Unsere Gedanken, Vorstellungen und Absichten bringen die innere und die äußere Wirklichkeit hervor — auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Lernen wir diese Gabe und die Macht, die sie uns verleiht, zu erkennen und zu achten. Und passen wir gut auf unsere Gedanken auf!

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/unregierbar-werden



Das Smart-City-Panoptikum


Die Masseninhaftierung der Stadtbewohner wird in der durchdigitalisierten Welt zur Normalität.


am Mittwoch, 08. Juni 2022, 17:00 Uhr von Birgit Naujeck


Das Konzept des intelligenten Wachstums <https://smartgrowth.org/what-is-smart-growth/> war eine brillante Marketingstrategie, die in den frühen 1990er-Jahren als Ersatz für die Agenda 21 eingeführt wurde. Normalerweise mag es der Mensch nicht, in Agenden einbezogen zu werden, die er nicht geschaffen oder gebilligt hat, aber er hat sich sofort für die Idee erwärmt, intelligent zu sein. Wer will schon dumm sein? Das Konzept des intelligenten Wachstums hat eine Fülle von Ableitungen hervorgebracht, wie zum Beispiel Smart City, Smart Phone, Smart Network, Smart Home, Smart Streets, Smart Cars, Smart Grid, Smart Appliances und so weiter. Im Grunde genommen steht der Begriff smart aber für alles, was mit Technologie ausgestattet ist, um das Objekt, auf das er sich bezieht, zu kontrollieren.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/das-smart-city-panoptikum



Die Angst-Gesellschaft


Das neue Buch von Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz ist eine scharfsinnige und schonungslose Gegenwartsanalyse der „neuen Normalität“.


am Mittwoch, 08. Juni 2022, 16:00 Uhr von Nicolas Riedl


Die Angst steht den Menschen ins Gesicht geschrieben. Besser gesagt, sie verdeckt das Gesicht in Form der Maske. Die Maske, die andauernde Gefahr symbolisiert, wurde zum Symbol einer psychosozialen Krise. Mit dem neuen Buch „Angst-Gesellschaft“ des Psychoanalytikers Hans-Joachim Maaz finden vierzig Jahre Forschungsarbeit anlässlich der „Panikdemie“ ihren Kulminationspunkt. Die normopathisch-narzisstischen Strukturen, die Maaz in Büchern wie „Der Gefühlsstau“ im System der DDR und „Das falsche Leben“ im System der BRD analysierte, finden in der Corona-Hysterie direkte Anwendung. Unumwunden geht Maaz die Themenfelder „mediale Panikmache“, „Impf-Terror“, „Gesellschaftsspaltung durch 3G/2G“ und „Vergiftung der Beziehungen“ an und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen. Ohne die geringsten Beschönigungen werden die psychologischen Mechanismen hinter den jeweiligen (Nicht-)Handlungen in all diesen Themenfeldern analysiert und benannt — beim Einzelnen wie auch im Kollektiv, sowohl bei den Opfern als auch bei den Tätern. Am Ende gibt Maaz zudem konkrete Handlungsempfehlungen, um diesen kollektiven Irrsinn halbwegs unbeschadet zu überstehen.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/die-angst-gesellschaft



Unverschämte Freiheitsklänge


Der Rapper „SchwrzVyce“ sieht seinen Platz weder links noch rechts, sondern auf der Seite der Unterdrückten.


am Mittwoch, 08. Juni 2022, 15:00 Uhr von Flo Osrainik


Eigentlich kommt es im Leben oft anders, als geplant. Außer man kennt sich mit Planspielen aus, dann kommt es auch mal ganz genau so. Jedenfalls in letzter Zeit. Auch bei Flo Osrainik, Autor des Spiegel-Bestsellers „Das Corona-Dossier“, kam es am vorletzten Maiwochenende 2022 anders als vorgesehen. Er traf sich nach einem Freiluftkonzert in München mit dem Rapper „SchwrzVyce“ — spontan. Der sieht seine Rolle als Künstler darin, den Finger in die Wunden der Gesellschaft zu legen. Und von denen gibt es inzwischen viele. Daher braucht es organisierte Sichtbarkeit des Widerstands — über Gräben hinweg.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/unverschamte-freiheitsklange



Die WHO-Ermächtigung


Der geplante Pandemievertrag ist der nächste Schritt, um Nationalstaaten zugunsten transnationaler Organisationen zu entmachten.


am Mittwoch, 08. Juni 2022, 14:00 Uhr von Magda von Garrel


Auch wenn die Diskussion um Zielgenauigkeit, Verhältnismäßigkeit und Wirksamkeit der „Anti-Corona-Maßnahmen“ noch lange nicht beendet ist, zeichnet sich schon jetzt ein weitaus größeres Problem ab, mit dem wir es relativ bald zu tun haben könnten. Die Rede ist von dem im März 2021 öffentlich vorgeschlagenen Projekt, einen Pandemievertrag abzuschließen, der die Weltgesundheitsorganisation WHO mit einer bislang unvorstellbaren Machtfülle ausstatten würde. Sollte der Vertrag wie geplant zustande kommen, könnte die WHO zukünftig nicht nur eine Pandemie ausrufen, sondern zugleich alle (!) Länder dieser Welt verpflichten, die ausschließlich von ihr bestimmten Maßnahmen ohne Wenn und Aber zu befolgen. In Anbetracht des hierzulande erlebten Maßnahmen-Hickhacks könnte man diesem Plan im ersten Moment vielleicht sogar etwas abgewinnen, aber bei näherer Betrachtung zeigt sich schnell, dass die Menschheit davon nicht profitieren würde. Zum besseren Verständnis dieser Einschätzung sollen einige der bereits bekannten Details hier etwas näher beleuchtet werden.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/die-who-ermachtigung>



Kontrollierte Sprengung


Die Versorgungskrise in Europa ist gewollt und wird aktiv herbeigeführt.


am Dienstag, 07. Juni 2022, 17:00 Uhr von Felix Feistel


Schon seit Beginn der militärischen Operation Russlands in der Ukraine warnen Politiker und Medien im Westen, dass diese die Versorgungssicherheit der Welt mit Nahrungsmitteln gefährde. Dennoch ergreifen sie absurde Sanktionsmaßnahmen, überlegen, ein Öl- und Gasembargo gegen Russland zu verhängen, obwohl westliche Staaten, vor allem in Europa, vollkommen abhängig von russischen Energieträgern sind. Damit verschärfen sie vorsätzlich eine ohnehin bestehende Krise. Das ergibt nur dann Sinn, wenn man als Prämisse annimmt, dass es nicht um die Bestrafung Russlands geht. Zudem legen westliche Regierungen in eigenen Ländern Programme auf, welche das Ziel, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, zumindest fragwürdig erscheinen lassen.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/kontrollierte-sprengung



Streifzug durch die Geopolitik


Kriege wie in Syrien oder der Ukraine stehen ebenso in Zusammenhang mit geopolitischen Interessen wie die aktuellen Tumulte in der Weltwirtschaft. Teil 2/3.


am Dienstag, 07. Juni 2022, 16:00 Uhr von Eric Angerer


Von der Energiepolitik über den Welthandel, von Russlands Agieren bis zur Frontstellung zwischen den USA und China ist vieles verständlicher, wenn man mit grundlegenden Strategien der Geopolitik vertraut ist. Der vorliegende Text versucht einen entsprechenden historischen Querschnitt. Von der Politik Otto von Bismarcks und dem wegweisenden Konzept Halford Mackinders geht es zum Rapallo-Vertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion und zu den „Lebensraum“-Zielen der Nazis. Die US-Geopolitik nach 1945 und der Kalte Krieg enden mit der „Full Spectrum Dominance“ des US-Imperiums. Seine unipolare Weltordnung wird durch das Comeback Russlands und den Aufstieg Chinas herausgefordert.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/streifzug-durch-die-geopolitik-2



Die Abdankung des Souveräns


Die Macht versucht nicht länger, den demokratischen Schein aufrechtzuerhalten — der Bürger gibt sich seiner eigenen Entrechtung willenlos hin.


am Dienstag, 07. Juni 2022, 15:00 Uhr von Ralf Rosmiarek


Vorbei die Zeiten, da der mündige Bürger hoch angesehen war. Wenn er es denn je war. Spätestens mit dem Eintritt der neuen Normalität ist dieses Ideal Makulatur. Tugendhaft ist nun, wer gehorsam ist, Regeln niemals hinterfragt und sich eingliedern lässt in das engmaschige Kontrollraster. Wer es wagt, sich dieser allumfassenden Unterwerfung zu verweigern, der sieht sich ganz schnell einem Hagelschauer aus Repressalien und Diffamierungen ausgesetzt. Alles und jeder hat in Reih und Glied zu stehen. Und wenn die Freiheit Tanzverbot hat, darf auch niemand aus der Reihe tanzen. In letzter Konsequenz muss der Bürger seine Freiheit wieder ergreifen — aus eigenem Antrieb. Von oben wird er diese nicht geschenkt bekommen.

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/die-abdankung-des-souverans



Ich weiß, dass ich weiß


Diese alles entscheidende Zeit fordert uns dazu auf, den Raum des Nichtwissens endlich zu verlassen und uns für das Vertrauen in uns selbst zu entscheiden.


am Dienstag, 07. Juni 2022, 14:00 Uhr von Gönül Freyseel


Die meisten von uns haben es schon einmal abgelegt: das ultimative Bekenntnis, letztlich nichts zu wissen, nichts mit Sicherheit sagen zu können, außer den Dingen natürlich, die wir als Fakten und Realität bezeichnen. Wir trennen in unseren Köpfen die sogenannten harten Fakten sorgsam vom reinen Glauben und verdrängen dabei zum einen, dass das Faktische gar nicht immer von solch unverrückbarer Festigkeit oder gar frei von Glaubensprämissen ist, wie wir meinen, und zum anderen, dass die Entscheidung darüber, wann was als Fakt gilt, selten von uns selbst kommt und einem konstanten Wandel unterliegt. Das Bekenntnis des Nichtwissens scheint insbesondere in „intellektuellen Kreisen“ zum Verhaltenskodex zu gehören, gerade wenn es um metaphysische Themen geht. Dabei sollte der Raum des Nichtwissens nur als Zwischenstation verstanden werden, nicht als permanenter Aufenthaltsort. Doch was, wenn diese Selbstbeschneidung durch Überhöhung des Nichtwissens zum Ausweis von Seriosität und Vernunft, gewollt ist? Was, wenn sie den Interessen derer dient, die davon profitieren, wenn wir uns auf diese Weise kleinhalten?

Zum Artikel <https://www.rubikon.news/artikel/ich-weiss-dass-ich-weiss>


Ihre Rubikon-Redaktion

11.06.2022

Irische Friedensbewegung diskutiert über den Krieg in der Ukraine

unsere-zeit.de, 10. Juni 2022, Categories Blog, Neues aus den Bewegungen

Wenn Kriege durch Lügen ausgelöst werden, kann die Wahrheit dem Frieden den Weg bahnen


Zitat: Der Ukraine-Krieg hat eine Flut einseitiger Kommentare ausgelöst, ohne den Versuch von Ausgewogenheit, ohne den Versuch, die russische Perspektive zu kennen oder zu verstehen, und ohne den Versuch, den Kontext zu erklären – weder die Ursachen und Hintergründe noch wie eine Lösung aussehen könnte.


Aber wenn Kriege durch Lügen ausgelöst werden können, kann Frieden durch die Wahrheit in die Wege geleitet werden. So das Thema eines am vergangenen Wochenende organisierten Webinars, das sich mit der einseitigen Berichterstattung über den Ukraine-Krieg befasste und Teil der Solidaritätskampagne für den inhaftierten Journalisten Julian Assange war.


Assange ist zu einem Symbol für wahren Journalismus geworden, der versucht, Fakten zu veröffentlichen, die uns helfen, Hintergründe zu verstehen, damit wir Kriege vermeiden und Frieden sichern können. Im Westen und insbesondere in Irland hat der Krieg in der Ukraine jedoch zu einer massiven Umschreibung der Realität geführt, wobei die aggressive und provokative Rolle der NATO aus der offiziellen Darstellung völlig herausgehalten wurde.


Zu Ehren von Julian Assange kamen bei dem gemeinsam von Free Assange Ireland und Galway Against War organisierten Webinar international bekannte Persönlichkeiten wie der US-Philosoph und Linguist Noam Chomsky, der australische Journalist John Pilger und der schottische Politiker und politische Kommentator George Galloway zu Wort. Eoin Ó Murchú von der Kommunistischen Partei Irlands, der Journalismus-Dozent Harry Browne und die Europaabgeordneten Mick Wallace und Clare Daly sprachen über die Debatte beziehungsweise deren Unterdrückung in Irland.


Eines der Hauptthemen: Jede Unterdrückung von Informationen zieht den Krieg nur in die Länge. Noam Chomsky wies darauf hin, dass wir keine Lösung zur Beendigung des Krieges finden können, wenn wir nicht wissen (nicht wissen dürfen), was die Russen sagen oder welche Ziele sie verfolgen.


Chomsky wies darauf hin, dass die NATO diesen Krieg eindeutig provoziert und geschürt habe. Er verurteilte zwar die russische Reaktion auf die Provokation, sagte jedoch, dass die USA durch das Ignorieren der Rolle der NATO ungehindert die Möglichkeit hätten, sich jeder diplomatischen Lösung zu widersetzen.


Chomsky verurteilte die totalitäre Kontrolle der Medien und betonte, dass der Westen Aggression und Zerstörung als einzige Konfliktlösung darstelle.


Als Beispiel nannte er die Frage der Getreideexporte. Während Russland sich bereit erklärt habe, sich zusammenzusetzen und zu erörtern, wie diese wieder aufgenommen werden könnten, werde im Westen nur darüber diskutiert, ob und wie der Westen die russische Marine zerstören könne. Ein sicheres Rezept für ein nukleares Armageddon.


Wir stehen vor der Wahl, sagte er: eine diplomatische Lösung oder die Kapitulation einer der Kriegsparteien. Russland werde nicht kapitulieren, solange es über Atomwaffen verfüge. Daher seien Verhandlungen die einzige Möglichkeit, die Zerstörung der Ukraine zu verhindern.

Abschließend betonte er, wie entscheidend es sei, eine diplomatische Lösung anzustreben, und vertrat die Ansicht, dass Irland als neutrales Land eine wichtige Rolle dabei spielen könne, den Krieg durch Vermittlung zu beenden.


Eoin Ó Murchú wies darauf hin, dass der irische Premier Micheál Martin jede neutrale diplomatische Rolle abgelehnt habe und stattdessen ein Befürworter von immer mehr Sanktionen gewesen sei, obwohl die Sanktionen Russland kaum geschadet hätten, wohl aber Europa sowie dem Lebensstandard und den wirtschaftlichen Aussichten der irischen Bevölkerung immensen Schaden zugefügt hätten.


Der Journalist Harry Browne sagte, dass die Ukraine ein ideologisch, ethnisch und sprachlich tief gespaltenes Land sei. Er verwies auch auf die wütende Reaktion auf seine und anderer Leute Versuche, Fakten anzusprechen, die nicht Teil der offiziellen Darstellung sind, als Teil einer Kampagne, abweichende Stimmen zu unterdrücken und Russland zu dämonisieren.


Diese Unterdrückung von Diskussionen und die Ächtung alternativer Ansichten ist nicht auf Irland beschränkt, wie die Europaabgeordneten Mick Wallace und Clare Daly bestätigten.
Sie wurden beschimpft, weil sie es gewagt hatten, auf die Rolle der NATO bei der Auslösung des Krieges hinzuweisen. Wallace argumentierte, dass das Europäische Parlament, anstatt nach einer friedlichen Lösung zu suchen, eine Brutstätte derjenigen sei, die den Krieg begrüßten in dem Wahn, dass Russland unterworfen werden könne.

Daly erläuterte, dass der Krieg wie alle Kriege die einfachen Arbeiter am stärksten treffe, und betonte, dass die Suche nach einem Weg zum Frieden ungeachtet aller Misshandlungen wichtig sei.


Anschließend entlarvte der Kommentator George Galloway die Taktik der USA und der NATO, den Krieg nicht nur provoziert zu haben, sondern auch ihre Bemühungen, die Ukrainer vom Verhandlungstisch fernzuhalten. Er wandte sich gegen diejenigen, die die Invasion verurteilten, und fragte, welche Alternativen Russland hätte. Russland müsse sich entweder wehren oder vor der existenziellen Bedrohung kapitulieren, die die Umwandlung der Ukraine in einen NATO-Stützpunkt bedeuten würde. Russlands Bemühung um Diplomatie wurde abgewiesen; Russlands Vorschlag einer europaweite Sicherheitskonferenz wurde abgelehnt.


Er wies darauf hin, dass Russland über andere Märkte als den Westen verfüge und wirtschaftlich gut überleben könne, wenn es sich nach Osten und in die wachsenden Volkswirtschaften Asiens und Afrikas orientiere. Sanktionen seien eine selbstmörderische Politik für Europa, das am meisten geschädigt werde. Das komme aber den USA in ihrem Kampf um die Wiedererlangung ihrer Hegemonie über den Kontinent entgegen.


Der australische Journalist John Pilger argumentierte, dass die USA um die Vorherrschaft in der Welt kämpften. Sie führten in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russland und drängten darauf, in Taiwan einen weiteren Stellvertreterkrieg gegen China anzuzetteln.


Abschließend wies er darauf hin, dass die Verfolgung von Julian Assange eine Warnung an alle Journalisten sei, sich nicht mit den USA anzulegen, da sie sonst mit ähnlichen Konsequenzen rechnen müssten, und dass Themen wie der Krieg in der Ukraine oder die Versuche, China wegen Taiwan zu isolieren, Beispiele für die gleiche rücksichtslose Entschlossenheit seien, die Nachrichten zu kontrollieren und alle Berichte zu unterdrücken, die die US-Version in Frage stellten.Categories Blog, Neues aus den Bewegungen Tags , , , , , , , , , , , , , ,

Info: https://www.unsere-zeit.de/wenn-kriege-durch-luegen-ausgeloest-werden-kann-die-wahrheit-dem-frieden-den-weg-bahnen-169749

unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
11.06.2022

Gift gießen und Samen der Abhängigkeit pflanzen. Big Agriculture zerstört den ökologischen Landbau

globalresearch.ca, 10. Juni 2022, Von Colin Todhunter


Thema:


Erinnern Sie sich an das ikonische Union Carbide-Image aus den 1950er oder frühen 1960er Jahren? Der mit der riesigen Hand, die vom Himmel kommt und Pestizide auf indischen Boden schüttet.      


Der Klappentext unter dem Bild enthält Folgendes:

„Wissenschaft hilft beim Aufbau eines neuen Indiens – Indien hat mutige neue Pläne entwickelt, um seine Wirtschaft aufzubauen und seinen mehr als 400 Millionen Einwohnern das Versprechen einer glänzenden Zukunft zu bringen. Aber Indien braucht das technische Wissen der westlichen Welt. In Zusammenarbeit mit indischen Ingenieuren und Technikern stellte Union Carbide kürzlich seine schnellen wissenschaftlichen Ressourcen zur Verfügung, um beim Bau einer Chemie- und Kunststofffabrik in der Nähe von Bombay zu helfen. Überall in der freien Welt engagiert sich Union Carbide aktiv für den Bau von Anlagen zur Herstellung von Chemikalien, Kunststoffen, Kohlenstoffen, Gasen und Metallen.“


In der unteren Ecke befindet sich das Logo von Union Carbide und die Aussage „A HAND IN THINGS TO COME“.

Dieses Bild der „Hand Gottes“ ist berüchtigt geworden. Zu Union Carbides „Einsatz für die Zukunft“ gehört das Gasleck in seiner Pestizidanlage in Bhopal im Jahr 1984. Es führte zu rund 560.000 Verletzten (Atemprobleme, Augenreizungen usw.), 4.000 Schwerbehinderten und 20.000 Toten.

Was die chemikalienintensive Landwirtschaft betrifft, die sie gefördert hat, können wir jetzt die Auswirkungen sehen: degradierte Böden, verschmutztes Wasser, Krankheit, Verschuldung der Landwirte und Selbstmorde (durch das Trinken von Pestiziden!), nährstoffreiche Pflanzen/Sorten werden an den Rand gedrängt, ein engeres Sortiment von Feldfrüchten, kein Anstieg der Pro-Kopf-Nahrungsmittelproduktion (  zumindest in Indien ), die Kommerzialisierung von Wissen und Saatgut durch Konzerne, die Erosion des Umweltlernens der Landwirte, die Untergrabung traditioneller Wissenssysteme und die Abhängigkeit der Landwirte von Unternehmen.


Ob es sich um die Art der ökologischen Verwüstung handelt, die der Aktivist und Landwirt  Bhaskar Save  2006 in seinem offenen Brief für politische Entscheidungsträger skizzierte, oder um die sozialen Umwälzungen, die von  Vandana Shiva  in dem Buch The Violence of the Green Revolution dokumentiert wurden, die Folgen waren weitreichend.


Und doch – ob es um neue gentechnische Techniken oder mehr Pestizide geht – gibt es einen unermüdlichen Drang der Agritech-Konglomerate, ihr Landwirtschaftsmodell weiter zu verankern, indem sie traditionelle landwirtschaftliche Praktiken zerstören, mit dem Ziel, mehr Landwirte auf Saatgut und chemische Tretmühlen der Konzerne zu setzen.


Diese Unternehmen drängen darauf, dass die Europäische Kommission alle Kennzeichnungen und Sicherheitsprüfungen für neue Genomtechniken abschafft. Der Europäische Gerichtshof hat 2018 entschieden, dass Organismen, die mit neuen gentechnischen Verfahren gewonnen wurden, nach den bestehenden GVO-Gesetzen der EU reguliert werden müssen. Es gab jedoch intensive Lobbyarbeit von der landwirtschaftlichen Biotech-Industrie, um die Gesetzgebung zu schwächen,  finanziell unterstützt von der Gates Foundation .


Seit 2018 haben führende Agribusiness- und Biotech-Unternehmen fast 37 Millionen Euro für Lobbyarbeit in der Europäischen Union ausgegeben. Sie hatten 182 Treffen mit EU-Kommissaren, ihren Kabinetten und Generaldirektoren. Mehr als ein Treffen pro Woche.


In den letzten Wochen trat Erik Fyrwald, CEO von Syngenta (einer Tochtergesellschaft von ChemChina), in den Vordergrund, um sich zynisch für diese Techniken einzusetzen.


Aber bevor wir über Fyrwald sprechen, wenden wir uns einer anderen Schlüsselfigur der Agrarindustrie zu, die in den Nachrichten war. Der frühere Vorsitzende und CEO von Monsanto, Hugh Grant, erschien kürzlich vor Gericht, um von Anwälten im Namen eines Krebspatienten im Fall Allan Shelton gegen Monsanto befragt zu werden.


Shelton hat ein Non-Hodgkin-Lymphom und ist einer der über 100.000 Menschen in den USA, die in Gerichtsverfahren behaupten, dass der Kontakt mit Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Roundup und seinen anderen Marken, die die Chemikalie Glyphosat enthalten, ihren Krebs verursacht habe.


Seine Anwälte argumentierten, dass Grant ein aktiver Teilnehmer und Entscheidungsträger im Roundup-Geschäft des Unternehmens sei und dazu gebracht werden sollte, im Prozess auszusagen.


Warum nicht? Immerhin hat er einen finanziellen Mord durch den Hausieren von Gift gemacht.

Bayer erwarb Monsanto im Jahr 2018 und Grant erhielt   nach dem Verkauf eine geschätzte Auszahlung von 77 Millionen US -Dollar. Bloomberg berichtete 2017, dass Monsanto Grants Gehalt auf 19,5 Millionen Dollar erhöht hatte.


Bis 2009 machten Produkte im Zusammenhang mit Roundup, zu denen genetisch verändertes Saatgut gehört, das entwickelt wurde, um Anwendungen auf Glyphosatbasis zu widerstehen, etwa die  Hälfte von Monsantos Bruttomarge aus .


Roundup war ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells von Monsanto und des enormen Einkommens und der endgültigen Auszahlung von Grant.


Betrachten Sie das folgende Zitat aus einem  Artikel  , der 2014 auf der Bloomberg-Website erschien:


„Chairman und Chief Executive Officer Hugh Grant konzentriert sich darauf, mehr gentechnisch verändertes Saatgut in Lateinamerika zu verkaufen, um das Gewinnwachstum außerhalb des US-Kernmarktes voranzutreiben. Der Verkauf von Sojabohnensamen und genetischen Lizenzen stieg um 16 %, und der Umsatz in der Einheit, die Glyphosat-Unkrautvernichtungsmittel herstellt, das als Roundup verkauft wird, stieg um 24 %.“


Im selben Artikel soll Chris Shaw, ein in New York ansässiger Analyst bei Monness Crespi Hardt & Co, gesagt haben: „Glyphosat hat es wirklich vernichtet“ – was bedeutet, dass die Verkäufe von Glyphosat einen großen Schub gegeben haben.


Die richtige Art von Grün: Agrarökologie. Die Agrar- und Lebensmittelkonzerne schaffen es nicht, die Welt zu ernähren


Alles gut für Grant und Monsanto. Aber das hat verheerende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. „Die menschlichen Kosten von Agrotoxinen. How Glyphosate is kill Argentina“, das im November 2015 auf der Lifegate-Website erschien, dient als vernichtende Anklage gegen das Streben nach „Gewinnwachstum“ von Monsanto. Außerdem forderten dort im selben Jahr rund 30.000 Ärzte  ein Verbot  von Glyphosat.


Das Endergebnis für Grant war die Umsatz- und Gewinnmaximierung und die unbeirrbare Verteidigung von Glyphosat, egal wie krebserregend es für den Menschen ist und, was noch wichtiger ist, wie sehr  Monsanto wusste, dass es war .


Noam Chomsky  unterstreicht den kommerziellen Imperativ:


„ … der CEO eines Konzerns ist eigentlich gesetzlich dazu verpflichtet, Gewinn und Marktanteil zu maximieren. Wenn der CEO dies über diese gesetzliche Verpflichtung hinaus nicht tut und sich beispielsweise für etwas entscheidet, das beispielsweise der Bevölkerung zugute kommt und den Gewinn nicht erhöht, wird er oder sie nicht mehr lange CEO sein – sie. Ich werde durch jemanden ersetzt, der es tut.“


Der CEO von Syngenta ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Grant. Während die Verbrechen von Monsanto gut dokumentiert sind, werden die Übertretungen von Syngenta weniger bekannt gemacht.


Im Jahr 2006 behauptete der Schriftsteller und Aktivist Dr. Brian John:


„GM Free Cymru hat herausgefunden, dass Syngenta bei der Förderung von gentechnisch veränderten Pflanzen und Lebensmitteln in ein Netz aus Lügen, Täuschungen und obstruktivem Unternehmensverhalten verwickelt war, das seinem Konkurrenten Monsanto alle Ehre gemacht hätte.“


Fyrwald hat vor einigen Wochen dazu  aufgerufen , den  ökologischen Landbau aufzugeben. Angesichts der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Ernährungskrise forderte er, die reichen Länder müssten ihre Pflanzenproduktion steigern – doch der ökologische Landbau führe zu geringeren Erträgen. Fyrwald forderte auch, dass die Genbearbeitung im Mittelpunkt der Lebensmittelagenda steht, um die Lebensmittelproduktion zu steigern.


Er erklärte:


„Die indirekte Folge ist, dass Menschen in Afrika hungern, weil wir immer mehr Bio-Produkte essen.“

Kilian Baumann, ein Berner Biobauer und Präsident des Schweizerischen Kleinbauernverbandes, bezeichnete Fyrwalds Argumente daraufhin als «grotesk». Er behauptete, Fyrwald kämpfe „um den Verkauf“.


Jonathan Matthews schreibt auf der  GMWatch-Website , dass die russische Invasion in der Ukraine Fyrwalds Panikmache offenbar verstärkt habe.


Matthews erklärt:


„Die Kommentare von Fyrwald spiegeln die Entschlossenheit der Industrie wider, die Strategie der Europäischen Union vom Hof ​​auf den Tisch zu untergraben, die darauf abzielt, bis 2030 nicht nur den Einsatz von Pestiziden um 50 % und den Einsatz von Düngemitteln um 20 % zu senken, sondern den Anteil der landwirtschaftlichen Flächen in der EU unter ökologischer Bewirtschaftung mehr als zu verdreifachen ( von 8,1 % auf 25 %) als Teil des  Übergangs  zu einem ‚nachhaltigeren Lebensmittelsystem‘ im Rahmen des Green Deal der EU.“


Er addiert:


„Syngenta betrachtet diese Ziele als eine fast existenzielle Bedrohung. Dies hat zu einem sorgfältig orchestrierten Angriff auf die EU-Strategie geführt.“


Die Details dieser PR-Offensive sind in einem Bericht des in Brüssel ansässigen Lobby-Wachhundes Corporate Europe Observatory (CEO) dargelegt:  Eine laute Lobby für einen stillen Frühling: Die toxische Lobbytaktik der Pestizidindustrie gegen Farm to Fork .


Mathews zitiert Forschungsergebnisse, die zeigen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen keinen Ertragsvorteil haben. Er verweist auch auf einen neu veröffentlichten  Bericht  , der Forschungsergebnisse zusammenfasst, die eindeutig zeigen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen zu einem erheblichen Anstieg – nicht zu einem Rückgang – des Pestizideinsatzes geführt haben. Die neueren und viel gepriesenen gentechnisch veränderten Pflanzen scheinen das Gleiche zu tun.


Syngenta gehört zu den Konzernen, die in einem  UN- Bericht  wegen „systematischer Schadensverweigerung“ und „unethischer Marketingtaktiken“ kritisiert werden. Matthews merkt an, dass der Verkauf hochgefährlicher Pestizide tatsächlich der Kern des Geschäftsmodells von Syngenta ist.


Laut Matthews steht dem Weltmarkt trotz der durch den Krieg in der Ukraine verursachten logistischen Unterbrechungen bei der Mais- und Weizenernte immer noch genug Getreide zur Verfügung, um den bestehenden Bedarf zu decken. Er sagt, die gegenwärtige Preiskrise (nicht Nahrungsmittelkrise) sei ein Produkt von Angst und  Spekulation .


Matthews schlussfolgert:


„Wenn Erik Fyrwald wirklich so besorgt über den Hunger ist, warum greift er dann nicht den  Boondoggle an  , der Biokraftstoff ist, anstatt sich für den ökologischen Landbau einzusetzen? Die offensichtliche Antwort ist, dass die Landwirte, die für den Anbau von Biokraftstoffen subventioniert werden, große Verbraucher von Agrochemikalien und im Fall der USA von GVO-Saatgut sind – im Gegensatz zu Bio-Landwirten, die beides nicht kaufen.“


Fyrwald hat einen finanziellen Imperativ, sich für bestimmte Strategien und Technologien einzusetzen. Er ist weit entfernt von einem objektiven Beobachter. Und er ist alles andere als ehrlich in seiner Einschätzung – er nutzt die Angst vor einer Lebensmittelkrise, um seine Agenda voranzutreiben.


Inzwischen sind die anhaltenden Angriffe auf die ökologische Landwirtschaft zu einer Hauptstütze der Branche geworden, trotz  zahlreicher hochrangiger Berichte  und Projekte, die darauf hindeuten, dass sie die Welt ernähren, den Klimawandel mildern, die Situation der Landwirte verbessern, zu besseren Böden führen, Arbeitsplätze schaffen und gesünder und mehr bieten könnte abwechslungsreiche Ernährung.


Es gibt eine Ernährungskrise, aber nicht die, auf die Fyrwald anspielt –   denutrifizierte  Lebensmittel und  ungesunde Ernährung  , die im Zentrum einer großen Krise der öffentlichen Gesundheit stehen, ein Verlust an  biologischer Vielfalt  , der die Ernährungssicherheit bedroht,  degradierte  Böden,  verschmutzte  und  erschöpfte  Wasserquellen und  Kleinbauern Landwirte , die für die globale Nahrungsmittelproduktion (insbesondere im globalen Süden) so wichtig sind, wurden  von ihrem Land  und aus der Landwirtschaft verdrängt.


Die transnationale Agrarindustrie hat sich für eine Politik eingesetzt, sie gelenkt und davon profitiert, die viele der oben genannten Ursachen hatte. Und was wir jetzt sehen, sind diese Unternehmen und ihre Lobbyisten, die (vorgetäuschte) Sorge (eine zynische Lobbytaktik) für die Notlage der Armen und Hungrigen vertreten, während sie versuchen, die EU-Demokratie in Höhe von 37 Millionen Euro zu kaufen. Billig für den Preis, wenn man die finanzielle Goldgrube bedenkt, die seine neuen patentierten gentechnischen Technologien und sein Saatgut ernten könnten.


Verschiedene wissenschaftliche Veröffentlichungen zeigen, dass diese neuen Techniken es Entwicklern ermöglichen, signifikante genetische Veränderungen vorzunehmen, die sich stark von denen unterscheiden können, die in der Natur vorkommen. Diese neuen  GVO bergen ähnliche oder größere Risiken als ältere GVO .


Durch den Versuch, Regulierungen sowie ökonomische, soziale, ökologische und gesundheitliche Folgenabschätzungen zu umgehen, wird deutlich, wo die Prioritäten der Branche liegen.

Leider sind Fyrwald, Bill Gates, Hugh Grant und ihresgleichen nicht willens und allzu oft nicht in der Lage, die Welt jenseits ihrer reduktionistischen Denkweise zu sehen, die lediglich den Verkauf von Saatgut/Chemikalien, die Produktionsausbeute und den Unternehmensgewinn als Maßstab für den Erfolg betrachtet.


Erforderlich ist ein Ansatz, der indigenes Wissen, lokale Ernährungssicherheit, bessere Ernährung pro Hektar, saubere und stabile Grundwasserspiegel und eine gute Bodenstruktur unterstützt. Ein Ansatz, der Ernährungssouveränität, lokale Eigenverantwortung, ländliche Gemeinschaften und ländliche Ökonomien in den Mittelpunkt der Politik stellt und der die Biodiversität fördert, die menschliche Gesundheit stärkt und mit der Natur arbeitet, anstatt sie zu zerstören.

Fyrwalds Panikmache ist an der Tagesordnung – die Welt wird ohne Unternehmenschemikalien und (GV-)Saatgut verhungern, besonders wenn sich Bio durchsetzt. Diese Art von Zeug ist seit vielen Jahren Standard der Industrie und ihrer Lobbyisten und kauft Karrierewissenschaftler.

Es widerspricht der Realität, nicht zuletzt, wie bestimmte Bedenken der Agrarindustrie Teil einer geopolitischen US-Strategie waren, die die Ernährungssicherheit in Regionen auf der ganzen Welt untergräbt. Diese Bedenken haben von der  Schaffung von Abhängigkeiten profitiert und von Konflikten profitiert . Darüber hinaus gibt es den Erfolg agrarökologischer Ansätze in der Landwirtschaft, die das, was Fyrwald feilbietet, nicht benötigen.


Stattdessen bewirbt sich die Industrie weiterhin als Retter der Menschheit – eine Hand Gottes, angetrieben von einer schönen neuen techno-utopischen Welt der Unternehmenswissenschaft, die Gift vergießt und mit dem missionarischen Eifer des westlichen Rettertums Samen der Unternehmensabhängigkeit sät.

*

Der renommierte Autor Colin Todhunter ist spezialisiert auf Entwicklung, Ernährung und Landwirtschaft. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centre for Research on Globalization (CRG) in Montreal.

Der Autor erhält für seine Arbeit keine Vergütung von Medien oder Organisationen. Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, sollten Sie ihm ein paar Coins schicken:  colintodhunter@outlook.com 


Lesen Sie das E-Book von Colin Todhunter mit dem Titel


Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung

Wir sehen derzeit eine Beschleunigung der Unternehmenskonsolidierung der gesamten globalen Lebensmittelkette. Die Hightech-/Big-Data-Konglomerate, darunter Amazon, Microsoft, Facebook und Google,  haben sich traditionellen Agribusiness-Giganten wie Corteva, Bayer, Cargill und Syngenta angeschlossen, um der Welt ihr Ernährungs- und Landwirtschaftsmodell aufzuzwingen.

Auch die Bill and Melinda Gates Foundation ist involviert (dokumentiert in ‚ Gates to a Global Empire ‘ von Navdanya International), sei es durch  den Aufkauf riesiger Ackerlandflächen , die Förderung einer viel angekündigten  (aber gescheiterten) ‚grünen Revolution‘ für Afrika , das Vorantreiben  biosynthetische Lebensmittel-  und  Gentechnik-Technologien  oder allgemeiner  die Unterstützung der Ziele der Mega-Agrar-Nahrungsmittelkonzerne .


Klicken Sie hier, um zu lesen. (https://www.globalresearch.ca/food-dispossession-dependency-resisting-new-world-order/5770468)


Die ursprüngliche Quelle dieses Artikels ist Global Research

Urheberrecht © Colin Todhunter , Global Research, 2022


Info: https://www.globalresearch.ca/pouring-poison-planting-seeds-dependency/5783039

11.06.2022

Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung Neues globales Forschungs-E-Book Von Colin Todhunter     Auszug I von VI

globalresearch.ca, vom14. Februar 2022


Thema: ,

 

Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung


Von Colin Todhunter

 

Wir sehen derzeit eine Beschleunigung der Unternehmenskonsolidierung der gesamten globalen Lebensmittelkette. Die Hightech-/Big-Data-Konglomerate, darunter Amazon, Microsoft, Facebook und Google,  haben sich traditionellen Agribusiness-Giganten wie Corteva, Bayer, Cargill und Syngenta angeschlossen, um der Welt ihr Ernährungs- und Landwirtschaftsmodell aufzuzwingen.

Auch die Bill and Melinda Gates Foundation ist involviert (dokumentiert in ‚ Gates to a Global Empire ‘ von Navdanya International), sei es durch  den Aufkauf riesiger Ackerlandflächen , die Förderung einer viel angekündigten  (aber gescheiterten) ‚grünen Revolution‘ für Afrika , das Vorantreiben  biosynthetische Lebensmittel-  und  Gentechnik-Technologien  oder allgemeiner  die Unterstützung der Ziele der Mega-Agrar-Nahrungsmittelkonzerne .

Natürlich versuchen die Milliardärsinteressen dahinter, das, was sie tun, als eine Art humanitäres Unterfangen darzustellen – den Planeten mit „klimafreundlichen Lösungen“ zu retten, „den Bauern zu helfen“ oder „die Welt zu ernähren“. Im kalten Licht des Tages jedoch ist das, was sie wirklich tun, die enteignenden Strategien des Imperialismus neu zu verpacken und grün  zu waschen .

Der folgende Text stellt einige wichtige aktuelle Trends dar, die Ernährung und Landwirtschaft betreffen, und beginnt mit einem Blick auf die Förderung eines versagenden Modells der industriellen, (GVO) chemikalienintensiven Landwirtschaft durch die Gates Foundation und die schädlichen Auswirkungen, die es auf die indigene Landwirtschaft und die menschliche Gesundheit hat , ländliche Gemeinschaften, agrarökologische Systeme und die Umwelt.

Anschließend werden Alternativen zu diesem Modell diskutiert, die sich auf den ökologischen Landbau und insbesondere auf die Agrarökologie konzentrieren. Es gibt jedoch Hindernisse für die Umsetzung dieser Lösungen, nicht zuletzt der Einfluss des globalen Agrarkapitals in Form von Agritech- und Agribusiness-Konglomeraten, die wichtige Institutionen erobert haben.

Die Diskussion geht dann weiter und konzentriert sich auf die Situation in Indien, weil die anhaltende Agrarkrise dieses Landes und der Kampf der Bauern zusammenfassen, was für die Welt auf dem Spiel steht.

Schließlich wird argumentiert, dass die COVID-19-„Pandemie“ als Deckmantel benutzt wird, um eine Krise des Kapitalismus und die Umstrukturierung eines Großteils der Weltwirtschaft, einschließlich Ernährung und Landwirtschaft, zu bewältigen.


Über den Autor

 

Colin Todhunter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Center for Research on Globalization (CRG).

Im Jahr 2018 wurde er von Engaging Peace Inc. in Anerkennung seines Schreibens zum Leiter/Modell von Living Peace and Justice ernannt.


Inhaltsverzeichnis

Kapitel I.

Giftige Landwirtschaft – Von der Gates-Stiftung zur Grünen Revolution

Kapitel II.

Gentechnik – Wertschöpfung und Marktabhängigkeit

Kapitel III.

Agrarökologie – Lokalisierung und Ernährungssouveränität

Kapitel IV.

Verzerrung der Entwicklung – Unternehmenseroberung und imperialistische Absicht

Kapitel V.

Der Bauernkampf in Indien – Die Farmgesetze und eine neoliberale Totenglocke

Kapitel VI.

Koloniale Deindustrialisierung – Raub und Ungleichheit

Kapitel VII.

Neoliberales Spielbuch – Wirtschaftsterrorismus und Bauernköpfe zertrümmern

Kapitel VIII.

Die neue Normalität – Krise des Kapitalismus und dystopischer Reset

Kapitel IX.

Post-COVID-Dystopie – Hand Gottes und die Neue Weltordnung


Kapitel I

Giftige Landwirtschaft

Von der Gates Foundation zur Grünen Revolution

Im Dezember 2018 verfügte die Bill and Melinda Gates Foundation über ein Vermögen von 46,8 Milliarden US-Dollar. Sie ist die größte gemeinnützige Stiftung der Welt und verteilt mehr Hilfe für die globale Gesundheit als jede Regierung.

Die Gates Foundation ist ein wichtiger Geldgeber des CGIAR-Systems (ehemals Consultative Group for International Agricultural Research) – einer globalen Partnerschaft, deren erklärtes Ziel es ist, eine ernährungssichere Zukunft anzustreben.

Im Jahr 2016 wurde der Gates-Stiftung vorgeworfen, die Richtung der internationalen Entwicklung auf gefährliche und unerklärliche Weise verzerrt zu haben. Die Anschuldigungen wurden in einem Bericht von Global Justice Now dargelegt: „ Gated Development – ​​Is the Gates Foundation always a force for good?“ '

Der Autor des Berichts, Mark Curtis, skizzierte die Förderung der industriellen Landwirtschaft durch die Stiftung in ganz Afrika, die die bestehende nachhaltige, kleinbäuerliche Landwirtschaft untergraben würde, die den Großteil der Nahrungsmittel auf dem gesamten Kontinent liefert.

Curtis beschrieb, wie die Stiftung mit dem US-Agrarrohstoffhändler Cargill in einem 8-Millionen-Dollar-Projekt zur „Entwicklung der Soja-Wertschöpfungskette“ im südlichen Afrika zusammenarbeitet. Cargill ist der größte globale Akteur in der Produktion von und im Handel mit Soja mit hohen Investitionen in Südamerika, wo gentechnisch veränderte Soja-Monokulturen (und damit verbundene Agrochemikalien) die Landbevölkerung vertrieben und Gesundheitsprobleme und Umweltschäden verursacht haben.

Das von Gates finanzierte Projekt wird es Cargill wahrscheinlich ermöglichen, einen bisher unerschlossenen afrikanischen Sojamarkt zu erobern und schließlich gentechnisch verändertes (GM) Soja auf dem Kontinent einzuführen. Die Gates-Stiftung unterstützt auch Projekte, an denen andere Chemie- und Saatgutkonzerne beteiligt sind, darunter DuPont, Syngenta und Bayer. Sie fördert ein Modell der industriellen Landwirtschaft, den zunehmenden Einsatz von Agrochemikalien und GM-patentiertem Saatgut und die Privatisierung von Beratungsdiensten.

Was die Gates Foundation tut, ist Teil der  Initiative Alliance for a Green Revolution in Africa  (AGRA), die auf der Prämisse basiert, dass Hunger und Unterernährung in Afrika hauptsächlich das Ergebnis eines Mangels an Technologie und funktionierenden Märkten sind. AGRA hat direkt in die Formulierung der Agrarpolitik afrikanischer Regierungen zu Themen wie Saatgut und Land eingegriffen und afrikanische Märkte für die US-Agrarindustrie geöffnet.

Mehr als 80 % der Saatgutversorgung Afrikas stammt von Millionen Kleinbauern, die Saatgut von Jahr zu Jahr recyceln und austauschen. Aber AGRA unterstützt die Einführung kommerzieller (chemikalienabhängiger) Saatgutsysteme, bei denen das Risiko besteht, dass einige große Unternehmen die Saatgutforschung und -entwicklung, -produktion und -verteilung kontrollieren können.

Seit den 1990er Jahren gab es einen ständigen Prozess nationaler Saatgutrechtsüberprüfungen, die von USAID und den G8 zusammen mit Gates und anderen gesponsert wurden und die Tür für die Beteiligung multinationaler Unternehmen an der Saatgutproduktion öffneten, einschließlich der Übernahme jedes größeren Saatgutunternehmens auf der Welt afrikanischen Kontinent.

Die Gates Foundation ist auch im Gesundheitsbereich sehr aktiv, was angesichts ihrer Förderung der industriellen Landwirtschaft und ihrer Abhängigkeit von gesundheitsschädlichen Agrochemikalien ironisch ist.

Die Stiftung ist ein prominenter Geldgeber der Weltgesundheitsorganisation und UNICEF. Gates war in den letzten Jahren der größte oder zweitgrößte Beitragszahler zum Haushalt der WHO. Vielleicht bringt dies etwas Licht in die Frage, warum so viele internationale Berichte die Auswirkungen von Pestiziden auf die Gesundheit auslassen.

Pestizide 

Laut dem Papier „ Growing Agrichemical Ubiquity: New Questions for Environments and Health “ (Community of Excellence in Global Health Equity) aus dem Jahr 2021 erfolgt die Verwendung und Exposition von Pestiziden in einem Ausmaß, das beispiellos und weltgeschichtlich ist; Agrochemikalien sind jetzt allgegenwärtig, da sie durch Körper und Umwelt zirkulieren; und das Herbizid Glyphosat war ein wesentlicher Faktor für diesen Anstieg des Einsatzes.

Die Autoren geben an, dass, als die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO Glyphosat 2015 zu einem „wahrscheinlichen Karzinogen“ erklärte, der fragile Konsens über seine Sicherheit auf den Kopf gestellt wurde.

Sie stellen fest, dass die US-Umweltschutzbehörde im Jahr 2020 bestätigte, dass Herbizide auf Glyphosatbasis (GBHs) kein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen, und offenbar neue Beweise für den Zusammenhang zwischen Glyphosat und dem Non-Hodgkin-Lymphom sowie seine nicht krebsbedingten Auswirkungen auf die Leber, Niere und Magen-Darm-System.

Das von mehreren Autoren verfasste Papier stellt fest:

„In knapp 20 Jahren wurde ein Großteil der Erde mit Glyphosat überzogen, das sich an vielen Stellen auf bereits mit Chemikalien beladenen menschlichen Körpern, anderen Organismen und der Umwelt ablagert.“

Die Autoren fügen jedoch hinzu, dass Glyphosat (Roundup ist das bekannteste – ursprünglich von Monsanto hergestellt – jetzt Bayer) nicht das einzige Pestizid ist, das eine breite Verbreitung erreicht:

„Das Insektizid Imidacloprid zum Beispiel überzieht den Großteil des US-Maissamens und ist damit das am weitesten verbreitete Insektizid in der Geschichte der USA. Allein zwischen 2003 und 2009 stieg der Umsatz mit Imidacloprid-Produkten um 245 % (Simon-Delso et al. 2015). Das Ausmaß einer solchen Nutzung und ihre überlappenden Auswirkungen auf Körper und Umwelt müssen noch vollständig berücksichtigt werden, insbesondere außerhalb von Ländern mit relativ starken Regulierungs- und Überwachungskapazitäten.“

Imidacloprid wurde 1994 für den Einsatz in Europa zugelassen. Im Juli dieses Jahres bemerkten Imker in Frankreich etwas Unerwartetes. Kurz nachdem die Sonnenblumen geblüht hatten, brach eine beträchtliche Anzahl ihrer Bienenstöcke zusammen, da die Arbeiterbienen davonflogen und nie wieder zurückkehrten und die Königin und die unreifen Arbeiterinnen dem Tod überließen. Die französischen Imker glaubten bald, den Grund zu kennen: Ein brandneues Insektizid namens Gaucho mit Imidacloprid als Wirkstoff wurde erstmals bei Sonnenblumen eingesetzt.

In der Veröffentlichung von 2022 „ Neonicotinoid-Insektizide bei Kindern, die wegen Leukämien und Lymphomen behandelt wurden“ (Environmental Health) gaben die Autoren an, dass mehrere Neonicotinoide in der Zerebrospinalflüssigkeit (CSF), im Plasma und im Urin von Kindern gefunden wurden. Als weltweit am weitesten verbreitete Klasse von Insektiziden sind sie allgegenwärtig in der Umwelt, in der Tierwelt und in Lebensmitteln zu finden.

Was das weltweit am weitesten verbreitete Herbizid betrifft, wirken sich Formeln auf Glyphosatbasis auf das Darmmikrobiom aus und werden mit einer globalen Stoffwechselkrise in Verbindung gebracht. Sie verursachen auch epigenetische Veränderungen bei Mensch und Tier – Krankheiten überspringen dann eine Generation und treten auf.

Ein  französisches Team  hat Schwermetalle in chemischen Formulierungen von GBHs in der Ernährung von Menschen gefunden. Wie bei anderen Pestiziden bestehen 10–20 % der GBHs aus chemischen Beistoffen. Es wurden Familien von erdölbasierten oxidierten Molekülen und anderen Verunreinigungen sowie die Schwermetalle Arsen, Chrom, Kobalt, Blei und Nickel identifiziert, die als toxisch und endokrine Disruptoren bekannt sind.

1988 fanden Ridley und Mirly (im Auftrag von Monsanto) eine Bioakkumulation von Glyphosat in Rattengeweben. Rückstände waren in Knochen, Mark, Blut und Drüsen, einschließlich Schilddrüse, Hoden und Eierstöcken, sowie in wichtigen Organen, einschließlich Herz, Leber, Lunge, Nieren, Milz und Magen, vorhanden. Glyphosat wurde auch mit degenerativen Augenlinsenveränderungen in Verbindung gebracht.

Eine Studie von Stout und Rueker (1990) (ebenfalls von Monsanto in Auftrag gegeben) lieferte Hinweise auf Katarakte nach Glyphosat-Exposition bei Ratten. Interessanterweise ist  die Rate der Kataraktoperationen in England  zwischen 1989 und 2004 „sehr stark gestiegen“: von 173 (1989) auf 637 (2004) Episoden pro 100.000 Einwohner.

Eine Studie der WHO aus dem Jahr 2016 bestätigte ebenfalls, dass die Inzidenz von Katarakten stark zugenommen hat: „Eine globale Bewertung der Krankheitslast durch Umweltrisiken“ besagt, dass Katarakte weltweit die häufigste Ursache für Erblindung sind. Weltweit sind Katarakte für 51 % der Blindheit verantwortlich. In den USA stieg die Zahl der Kataraktfälle zwischen 2000 und 2010 um 20 % von 20,5 Millionen auf 24,4 Millionen. Es wird prognostiziert, dass sich die Zahl der Menschen mit grauem Star bis 2050 auf 50 Millionen verdoppelt haben wird.

Die Autoren von „Assessment of Glyphosate Induced Epigenetic Transgenerational Inheritance of Pathologies and Sperm Epimutations: Generational Toxicology“ (Scientific Reports, 2019) stellten fest, dass die Umweltexposition der Vorfahren gegenüber einer Vielzahl von Faktoren und Giftstoffen die epigenetische transgenerationale Vererbung von Krankheiten im Erwachsenenalter förderte.

Sie schlugen vor, dass Glyphosat die transgenerationale Vererbung von Krankheiten und Epimutationen der Keimbahn (z. B. Spermien) induzieren kann. Beobachtungen legen nahe, dass die Generationentoxikologie von Glyphosat bei der Krankheitsätiologie zukünftiger Generationen berücksichtigt werden muss.

In einer Studie aus dem Jahr 2017 dokumentierten Carlos Javier Baier und Kollegen Verhaltensstörungen nach wiederholter intranasaler Herbizidverabreichung auf Glyphosatbasis bei Mäusen. Intranasales GBH verursachte Verhaltensstörungen, verminderte lokomotorische Aktivität, induzierte ein anxiogenes Verhalten und erzeugte ein Gedächtnisdefizit.

Das Papier enthält Verweise auf viele Studien aus der ganzen Welt, die bestätigen, dass GBHs die Entwicklung des fötalen Gehirns schädigen und dass eine wiederholte Exposition für das erwachsene menschliche Gehirn toxisch ist und zu Veränderungen der Bewegungsaktivität, Angstgefühlen und Gedächtnisstörungen führen kann.

Zu den Höhepunkten einer  Studie aus dem Jahr 2018  über Neurotransmitter-Veränderungen in Gehirnregionen von Ratten nach Glyphosat-Exposition gehört die Neurotoxizität bei Ratten. Und in einer Studie aus dem Jahr 2014, die die Mechanismen untersuchte, die der Neurotoxizität zugrunde liegen, die durch Herbizide auf Glyphosatbasis im Hippocampus von unreifen Ratten induziert wird, wurde festgestellt, dass Monsantos auf Glyphosat basierendes Roundup verschiedene neurotoxische Prozesse induziert.

In der Veröffentlichung „Glyphosate Damages Blood-Testis Barrier via NOX1-Triggered Oxidative Stress in Ratten: Long-Term Exposure as a Potential Risk for Male Reproductive Health“ (Environment International, 2022) wurde angemerkt, dass Glyphosat eine Blood-Testis Barrier (BTB ) Schäden und Spermien von geringer Qualität und dass eine durch Glyphosat verursachte BTB-Schädigung zur Abnahme der Spermienqualität beiträgt.

Die Studie  Multiomics deckt eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung bei Ratten nach chronischer Exposition gegenüber einer ultraniedrigen Dosis von Roundup-Herbizid  (2017) auf und zeigte eine Nicht-Fettsäure-Lebererkrankung (NFALD) bei Ratten nach chronischer Exposition gegenüber einer ultraniedrigen Dosis von Roundup-Herbizid. NFALD betrifft derzeit 25 % der US-Bevölkerung und ähnlich viele Europäer.

Die Veröffentlichung aus dem Jahr 2020 „Glyphosate Exposure Exacerbates the dopaminergic Neurotoxicity in the Mouse Brain After Repeated of MPTP“ legt nahe, dass Glyphosat ein umweltbedingter Risikofaktor für Parkinson sein könnte.

In der 13-wöchigen Pilotstudie des Ramazzini-Instituts 2019, die die Auswirkungen von GBHs auf die Entwicklung und das endokrine System untersuchte, wurde gezeigt, dass die Exposition gegenüber GBHs von der pränatalen Phase bis zum Erwachsenenalter endokrine Wirkungen induzierte und die reproduktiven Entwicklungsparameter bei männlichen und weiblichen Ratten veränderte . 

Dennoch machten Herbizide laut den Annual Agriservice Reports von Phillips McDougall im Jahr 2019 wertmäßig 43 % des weltweiten Pestizidmarktes aus. Ein Großteil des Anstiegs des Glyphosatverbrauchs ist auf die Einführung von Glyphosat-tolerantem Sojabohnen-, Mais- und Baumwollsaatgut in den USA, Brasilien und Argentinien zurückzuführen.

Die oberste Priorität eines Unternehmens ist das Endergebnis (um jeden Preis, unbedingt erforderlich) und nicht die öffentliche Gesundheit. Die Pflicht eines CEO besteht darin, den Gewinn zu maximieren, Märkte und – idealerweise – auch Regulierungs- und Entscheidungsgremien zu erobern.

Unternehmen müssen auch ein tragfähiges jährliches Wachstum sicherstellen, was oft bedeutet, in bisher unerschlossene Märkte zu expandieren. Tatsächlich stellen die Autoren in dem zuvor erwähnten Papier „Growing Agrichemical Ubiquity“ fest, dass Länder wie die USA zwar immer noch einen höheren Pestizideinsatz melden, der Großteil dieses Wachstums jedoch im globalen Süden stattfindet:

„Zum Beispiel stieg der Einsatz von Pestiziden in Kalifornien von 2005 bis 2015 um 10 %, während der Einsatz durch bolivianische Bauern, obwohl ausgehend von einem niedrigen Niveau, im gleichen Zeitraum um 300 % zunahm. Der Einsatz von Pestiziden nimmt in so unterschiedlichen Ländern wie China, Mali, Südafrika, Nepal, Laos, Ghana, Argentinien, Brasilien und Bangladesch stark zu. Die meisten Länder mit hohem Wachstum haben eine schwache Infrastruktur für die Durchsetzung von Vorschriften, die Umweltüberwachung und die Gesundheitsüberwachung.“

Und ein Großteil dieses Wachstums wird durch die erhöhte Nachfrage nach Herbiziden angetrieben: 

„Indien verzeichnete seit 2005 einen Anstieg um 250 % (Das Gupta et al. 2017), während der Einsatz von Herbiziden in China (Huang, Wang und Xiao 2017) um 2500 % und in Äthiopien um 2000 % (Tamru et al. 2017) zunahm. Die Einführung von Glyphosat-tolerantem Sojabohnen-, Mais- und Baumwollsaatgut in den USA, Brasilien und Argentinien treibt eindeutig die Nachfrage an, aber der Einsatz von Herbiziden nimmt auch in Ländern, die solche Pflanzen weder zugelassen noch eingeführt haben und in denen Kleinbauern landwirtschaftlich genutzt werden, dramatisch zu ist immer noch dominant.“

Der UN-Experte für Giftstoffe, Baskut Tuncak, sagte in  einem Artikel vom November 2017 :

„Unsere Kinder wachsen mit einem giftigen Cocktail aus Unkrautvernichtungsmitteln, Insektiziden und Fungiziden auf. Es ist auf ihrem Essen und in ihrem Wasser und es wird sogar über ihre Parks und Spielplätze gegossen.“

Im Februar 2020 wies Tuncak die Idee zurück, dass die Risiken, die von hochgefährlichen Pestiziden ausgehen, sicher gehandhabt werden könnten. Er  sagte gegenüber Unearthed  (Journalismus-Website von Greenpeace UK), dass der weit verbreitete Einsatz hochgefährlicher Pestizide in der Landwirtschaft nichts Nachhaltiges habe. Unabhängig davon, ob sie Arbeiter vergiften, die biologische Vielfalt auslöschen, in der Umwelt verbleiben oder sich in der Muttermilch anreichern, argumentierte Tuncak, dass diese nicht nachhaltig sind, nicht sicher verwendet werden können und schon vor langer Zeit hätten eingestellt werden müssen.

In seinem Artikel von 2017 erklärte er:

„Die UN-Konvention über die Rechte des Kindes … stellt klar, dass die Staaten ausdrücklich verpflichtet sind, Kinder vor dem Kontakt mit giftigen Chemikalien, vor kontaminierten Lebensmitteln und verschmutztem Wasser zu schützen und sicherzustellen, dass jedes Kind sein Recht auf das höchstmögliche verwirklichen kann Standard der Gesundheit. Diese und viele andere Rechte des Kindes werden durch das derzeitige Pestizidregime missbraucht. Diese Chemikalien sind überall und sie sind unsichtbar.“

Tuncak fügte hinzu, dass Kinderärzte die Exposition von Kindern gegenüber Pestiziden als Entstehung einer „stillen Pandemie“ von Krankheiten und Behinderungen bezeichnet haben. Er wies darauf hin, dass die Exposition in der Schwangerschaft und Kindheit mit Geburtsfehlern, Diabetes und Krebs in Verbindung gebracht wird, und stellte fest, dass Kinder besonders anfällig für diese giftigen Chemikalien sind: Immer mehr Beweise zeigen, dass selbst bei „niedrigen“ Dosen der Exposition in der Kindheit irreversible gesundheitliche Auswirkungen die Folge sein können.

Er kam zu dem Schluss, dass das überwältigende Vertrauen der Regulierungsbehörden in von der Industrie finanzierte Studien, der Ausschluss unabhängiger Wissenschaft von Bewertungen und die Vertraulichkeit von Studien, auf die sich die Behörden verlassen, geändert werden müssen.

Eine gemeinsame Untersuchung von Unearthed und der NGO Public Eye hat ergeben, dass die fünf größten Pestizidhersteller der Welt mehr als ein Drittel ihres Einkommens mit führenden Produkten erzielen, Chemikalien, die eine ernsthafte Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen.

Eine Analyse einer riesigen Datenbank der meistverkauften „Pflanzenschutzprodukte“ des Jahres 2018 ergab, dass die weltweit  führenden Agrochemieunternehmen  mehr als 35 % ihres Umsatzes mit Pestiziden erzielten, die als hochgefährlich für Menschen, Tiere oder Ökosysteme eingestuft wurden. Die Untersuchung ergab Einnahmen in Milliardenhöhe für die Agrochemie-Giganten BASF, Bayer, Corteva, FMC und Syngenta aus Chemikalien, die von den Aufsichtsbehörden als gesundheitsgefährdend wie Krebs oder Fortpflanzungsversagen eingestuft wurden.

Diese Untersuchung basiert auf einer Analyse eines riesigen Datensatzes von Pestizidverkäufen des Agribusiness Intelligence-Unternehmens Phillips McDougall. Die Daten decken rund 40 % des  globalen Marktes  für landwirtschaftliche Pestizide in Höhe von 57,6 Mrd. USD im Jahr 2018 ab. Sie konzentrieren sich auf 43 Länder, die wertmäßig mehr als 90 % des globalen Pestizidmarktes ausmachen.

Während Bill Gates ein chemikalienintensives Landwirtschaftsmodell fördert, das sich an die Bedürfnisse und Wertschöpfungsketten von Agrar- und Lebensmittelkonzernen anpasst, gibt es eine Spirale von Krankheitsraten, insbesondere in Großbritannien und den USA.

Die Mainstream-Erzählung ist jedoch, Einzelpersonen für ihre Beschwerden und Zustände verantwortlich zu machen, die angeblich aus „Lebensstilentscheidungen“ resultieren. Aber Monsantos deutscher Eigentümer Bayer hat bestätigt, dass mehr als 40.000 Menschen Klagen gegen Monsanto eingereicht haben, weil sie oder ihre Angehörigen durch den Kontakt mit dem Herbizid Roundup ein Non-Hodgkin-Lymphom entwickelt haben und dass Monsanto die Risiken vertuscht hat.

Jedes Jahr steigt die Zahl neuer Krebserkrankungen und die Zahl der Todesfälle durch dieselben Krebsarten stetig an, ohne dass Behandlungen einen Unterschied in der Zahl machen; Gleichzeitig maximieren diese Behandlungen das Endergebnis der Pharmaunternehmen, während die Auswirkungen von Agrochemikalien in der Mainstream-Krankheitserzählung auffallend fehlen.

Als Teil ihrer hegemonialen Strategie will die Gates Foundation nach eigenen Angaben die globale Ernährungssicherheit gewährleisten und Gesundheit und Ernährung optimieren. Aber es scheint glücklich zu sein, die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Agrochemikalien zu ignorieren, da es weiterhin die Interessen der Firmen fördert, die sie produzieren.

Warum unterstützt Gates keine agrarökologischen Ansätze? Verschiedene hochrangige UN-Berichte haben die Agrarökologie befürwortet, um eine gerechte globale Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Dies würde die kleinbäuerliche Landwirtschaft sowohl intakt als auch unabhängig von westlichem Agrarkapital lassen, was den zugrunde liegenden Zielen der von Gates unterstützten Unternehmen zuwiderläuft. Ihr Modell beruht auf Enteignung und der Schaffung einer Marktabhängigkeit für ihre Inputs.

Ein Modell, das den Nationen seit vielen Jahrzehnten aufgezwungen wird und das sich auf die Dynamik eines Systems stützt, das auf Agrarexport-Monokulturen basiert, um Deviseneinnahmen zu erzielen, die mit der Rückzahlung von auf Dollar lautenden Staatsschulden und der „strukturellen Anpassung“ von Weltbank/IWF verbunden sind. Richtlinien. Zu den Ergebnissen gehörten die Verdrängung einer Lebensmittel produzierenden Bauernschaft, die Konsolidierung westlicher Agrar- und Lebensmittel-Oligopole und  die Umwandlung  vieler Länder von der Nahrungsmittelselbstversorgung in Gebiete mit Nahrungsmitteldefiziten.

Gates konsolidiert westliches Agrarkapital in Afrika im Namen der „Ernährungssicherheit“. Es ist für ihn sehr bequem, die Tatsache zu ignorieren, dass Afrika zum Zeitpunkt der Entkolonialisierung in den 1960er Jahren nicht nur Nahrungsmittelselbstversorger war, sondern tatsächlich ein Nettoexporteur von Nahrungsmitteln mit Exporten  von durchschnittlich 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr  zwischen 1966 und 1970 war. Der Kontinent  importiert jetzt 25 % seiner Lebensmittel , wobei fast jedes Land ein Nettoimporteur von Lebensmitteln ist. Ganz allgemein erwirtschafteten die Entwicklungsländer in den 1970er Jahren einen jährlichen Überschuss in Höhe von einer Milliarde Dollar, importierten aber bis 2004 jährlich 11 Milliarden US-Dollar.

Die Gates Foundation fördert ein korporativ-industrielles Landwirtschaftssystem und die Stärkung eines globalen neoliberalen, von fossilen Brennstoffen abhängigen Ernährungsregimes, das von Natur aus ungerechte Handelspolitik, Bevölkerungsvertreibung und Landenteignung fördert und gedeiht (etwas, das Gates einst forderte aber euphemistisch als „Landmobilität“ bezeichnet), Rohstoff-Monokulturen, Boden- und Umweltzerstörung, Krankheiten, nährstoffarme Ernährung, eine Verengung des Angebots an Nahrungspflanzen, Wasserknappheit, Umweltverschmutzung und die Ausrottung der biologischen Vielfalt.

Grüne Revolution

Gleichzeitig unterstützt Gates Unternehmensinteressen dabei, sich Wissen anzueignen und zu vermarkten. Seit 2003 haben CGIAR und seine 15 Zentren mehr als 720 Millionen US-Dollar von der Gates Foundation erhalten. In einem  Artikel vom Juni 2016 stellt Vandana Shiva fest, dass die Zentren den Transfer von Forschung und Saatgut an Unternehmen beschleunigen, die Piraterie des geistigen Eigentums und Saatgutmonopole erleichtern, die durch IP-Gesetze und Saatgutvorschriften geschaffen werden.

Gates finanziert auch Diversity Seek, eine globale Initiative zur Patentierung der Saatgutsammlungen durch Genomkartierung. Sieben Millionen Ernteakzessionen befinden sich in öffentlichen Samenbanken. Dies könnte es fünf Unternehmen ermöglichen, diese Vielfalt zu besitzen.

Schiwa sagt:

„DivSeek ist ein globales Projekt, das 2015 ins Leben gerufen wurde, um die genetischen Daten der bäuerlichen Vielfalt von Saatgut zu kartieren, das in Genbanken aufbewahrt wird. Sie beraubt die Bauern ihrer Saat und ihres Wissens, sie beraubt die Saat ihrer Integrität und Vielfalt, ihrer Evolutionsgeschichte, ihrer Verbindung zum Boden und reduziert sie auf „Code“. Es ist ein extraktives Projekt, die Daten im Seed zu ‚minen‘, um die Commons ‚zu zensieren‘.“

Sie stellt fest, dass die Bauern, die diese Vielfalt entwickelt haben, keinen Platz in DivSeek haben – ihr Wissen wird abgebaut und nicht anerkannt, geehrt oder konserviert: eine Einfriedung der genetischen Allmende.

Saatgut spielt seit 10.000 Jahren eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft. Seit Jahrtausenden bewahren, tauschen und entwickeln Landwirte Saatgut. Samen wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Kleinbauern waren die Hüter von Saatgut, Wissen und Land.

So war es bis ins 20. Jahrhundert, als Konzerne  dieses Saatgut nahmen, hybridisierten, gentechnisch veränderten, patentierten und für die Bedürfnisse der industriellen Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und chemischen Inputs herstellten.

Um den Interessen dieser Unternehmen durch Marginalisierung der einheimischen Landwirtschaft zu dienen, wurden in verschiedenen Ländern eine Reihe von Verträgen und Vereinbarungen über Züchterrechte und geistiges Eigentum erlassen, um Kleinbauern daran zu hindern, ihr traditionelles Saatgut frei zu verbessern, zu teilen oder neu anzubauen. Seitdem sind Tausende von Saatgutsorten verloren gegangen und Firmensaatgut hat die Landwirtschaft zunehmend dominiert.

Die UN FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation) schätzt, dass weltweit nur 20 kultivierte Pflanzenarten 90 % aller vom Menschen verzehrten pflanzlichen Lebensmittel ausmachen. Diese schmale genetische Basis des globalen Ernährungssystems hat die Ernährungssicherheit ernsthaft gefährdet.

Um die Landwirte davon abzubringen, einheimisches Saatgut zu verwenden und sie dazu zu bringen, Saatgut von Unternehmen anzubauen, werden von den nationalen Regierungen im Namen kommerzieller Saatgutgiganten oft Regeln und Gesetze zur Saatgutzertifizierung ins Leben gerufen. In Costa Rica wurde der Kampf um die Aufhebung der Beschränkungen für Saatgut durch die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit den USA verloren, obwohl dies gegen die Gesetze des Landes zur biologischen Vielfalt von Saatgut verstieß.

Saatgutgesetze in Brasilien schufen ein gemeinschaftliches Eigentumsregime für Saatgut, das alle einheimischen Saaten, die über Generationen lokal angepasst wurden, effektiv an den Rand drängte. Dieses Regime versuchte, Landwirte daran zu hindern, ihr eigenes Saatgut zu verwenden oder zu züchten.

Es war ein Versuch, Saatgut zu privatisieren. Die Privatisierung von etwas, das ein gemeinsames Erbe ist. Die Privatisierung und Aneignung von generationsübergreifendem Wissen, das durch Saatgut verkörpert wird, dessen Keimplasma von Unternehmen „gezwickt“ ( oder gestohlen ) wird, die dann das Eigentum beanspruchen.

Die Kontrolle der Konzerne über das Saatgut ist auch ein Angriff auf das Überleben der Gemeinschaften und ihrer Traditionen. Saatgut ist ein wesentlicher Bestandteil der Identität, denn in ländlichen Gemeinden ist das Leben der Menschen seit Tausenden von Jahren an das Pflanzen, Ernten, Saatgut, den Boden und die Jahreszeiten gebunden.

Dies ist auch ein Angriff auf die Biodiversität und – wie wir weltweit sehen –  auf die Unversehrtheit von  Boden, Wasser, Nahrung, Ernährung und Gesundheit sowie auf die Integrität internationaler Institutionen, Regierungen und Beamten, die zu oft   von Mächtigen korrumpiert wurden Transnationale Unternehmen.

Regulierungen und „Saatzertifizierungs“-Gesetze werden oft im Namen der Industrie eingebracht, die darauf abzielen, traditionelles Saatgut auszurotten, indem nur „stabiles“, „einheitliches“ und „neuartiges“ Saatgut auf den Markt gebracht wird (gemeint ist Unternehmenssaatgut). Dies sind die einzigen erlaubten „regulierten“ Samen: registriert und zertifiziert. Es ist eine zynische Methode, um auf Geheiß von Konzernen indigene landwirtschaftliche Praktiken auszurotten.

Regierungen stehen durch einseitige Handelsabkommen, an Bedingungen geknüpfte Darlehen und von Unternehmen unterstützte Saatgutregelungen unter immensem Druck, den Forderungen der Agrarkonzerne nachzukommen und sich in ihre Lieferketten einzufügen.

Die Gates Foundation spricht über Gesundheit, erleichtert aber die Einführung einer hoch subventionierten und giftigen Form der Landwirtschaft, deren Agrochemikalien immense Schäden verursachen. Es spricht von der Linderung von Armut und Unterernährung und der Bekämpfung von Ernährungsunsicherheit, stützt jedoch ein von Natur aus ungerechtes globales Ernährungssystem, das für die Aufrechterhaltung der Ernährungsunsicherheit, die Vertreibung der Bevölkerung, die Enteignung von Land, die Privatisierung des Gemeinguts und eine neoliberale Politik verantwortlich ist, die den Schwachen und Ausgegrenzten die Unterstützung entzieht .

Die „Philanthropie“ von Bill Gates ist Teil einer neoliberalen Agenda, die versucht, Zustimmung herzustellen und politische Entscheidungsträger zu kaufen oder zu kooptieren, wodurch radikalere Agrarveränderungen verhindert und an den Rand gedrängt werden, die die vorherrschenden Machtstrukturen in Frage stellen und als Hindernisse für diese Agenda wirken würden.

Die Aktivitäten von Gates und seinen Konzernkumpanen sind Teil der hegemonialen und enteignenden Strategien des Imperialismus. Dies beinhaltet die Verdrängung einer Lebensmittel produzierenden Bauernschaft und die Unterwerfung derjenigen, die in der Landwirtschaft verbleiben, den Bedürfnissen globaler Vertriebs- und Lieferketten, die vom westlichen Agrarkapital dominiert werden.

Und jetzt fördern Gates et al. unter dem Begriff „Klimanotstand“ die neuesten Technologien – Genbearbeitung, datengesteuerte Landwirtschaft, Cloud-basierte Dienste, im Labor hergestellte „Lebensmittel“, monopolistische E-Commerce-Einzelhandels- und Handelsplattformen usw . – unter dem Deckmantel der Eine-Welt-Präzisionslandwirtschaft.

Aber dies ist lediglich eine Fortsetzung dessen, was seit einem halben Jahrhundert oder länger geschieht.

Seit der Grünen Revolution haben die US-Agrarindustrie und Finanzinstitute wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds versucht, Landwirte und Nationalstaaten mit Saatgut und firmeneigenen Betriebsmitteln sowie Krediten zu verbinden, um die Art von Agrarinfrastruktur aufzubauen, die der chemikalienintensiven Landwirtschaft dient erfordert.

Monsanto-Bayer und andere Agribusiness-Konzerne haben seit den 1990er Jahren versucht, ihren Einfluss auf die globale Landwirtschaft und die Abhängigkeit der Landwirte durch die Einführung von gentechnisch verändertem Saatgut weiter zu festigen.

In ihrem Bericht „ Reclaim the Seed “ sagt Vandana Shiva:

„In den 1980er Jahren begannen die Chemiekonzerne, die Gentechnik und die Patentierung von Saatgut als neue Quellen für Superprofite zu betrachten. Sie nahmen den Landwirten Sorten aus den öffentlichen Genbanken, bastelten durch konventionelle Züchtung oder Gentechnik am Saatgut herum und ließen sich Patente aneignen.“

Shiva spricht über die Grüne Revolution und den Saatkolonialismus und die Piraterie von Saatgut und Wissen der Bauern. Sie sagt, dass allein in Mexiko 768.576 Saatgutakzessionen von Bauern genommen wurden:

„… den Bauern Samen zu nehmen, die ihre Kreativität und ihr Züchtungswissen verkörpern. Die „zivilisatorische Mission“ der Saatkolonisation ist die Erklärung, dass Landwirte „primitiv“ sind und die von ihnen gezüchteten Sorten „primitiv“, „minderwertig“, „wenig ertragreich“ sind und durch überlegenes Saatgut „substituiert“ und „ersetzt“ werden müssen von einer überlegenen Rasse von Züchtern, sogenannte ‚moderne Sorten‘ und ‚verbesserte Sorten‘, die für Chemikalien gezüchtet wurden.“

Es ist interessant festzustellen, dass viele der älteren Pflanzen vor der Grünen Revolution  dramatisch höhere Mengen an Nährstoffen  pro Kalorie enthielten. Die Menge an Müsli, die jeder Mensch zu sich nehmen muss, um den täglichen Ernährungsbedarf zu decken, ist daher gestiegen. Beispielsweise ist der Eisengehalt von Hirse viermal so hoch wie der von Reis. Hafer enthält viermal mehr Zink als Weizen. Infolgedessen gingen zwischen 1961 und 2011 die Protein-, Zink- und Eisengehalte des weltweit direkt verzehrten Getreides um 4 %, 5 % bzw. 19 % zurück.

Das chemikalienintensive Green-Revolution-Modell mit hohem Input unterstützte den Trend zu mehr Monokulturen und hat zu  weniger vielfältigen Ernährungsweisen  und  weniger nahrhaften  Lebensmitteln geführt. Seine langfristigen Auswirkungen haben zu Bodendegradation und mineralischen Ungleichgewichten geführt, die sich wiederum nachteilig auf die menschliche Gesundheit ausgewirkt haben.

Um dieses Argument zu untermauern, erklären die Autoren des  Artikels  „Zinkmangel in landwirtschaftlichen Systemen“ aus dem Jahr 2010 im International Journal of Environmental and Rural Development:

„Die von der Grünen Revolution geförderten Anbausysteme haben … zu einer verringerten Vielfalt der Nahrungspflanzen und einer verringerten Verfügbarkeit von Mikronährstoffen geführt. Mikronährstoffmangel führt in vielen Entwicklungsländern zu erhöhten Raten chronischer Krankheiten (Krebs, Herzkrankheiten, Schlaganfall, Diabetes und Osteoporose); Mehr als drei Milliarden Menschen sind direkt von Mikronährstoffmangel betroffen. Ein unausgewogener Einsatz von Mineraldünger und ein Rückgang des Einsatzes von organischem Dünger sind die Hauptursachen für den Nährstoffmangel in den Regionen mit hoher Anbauintensität.“

Die Autoren implizieren, dass der Zusammenhang zwischen Mikronährstoffmangel im Boden und menschlicher Ernährung zunehmend als wichtig erachtet wird:

„Darüber hinaus erfordert die landwirtschaftliche Intensivierung einen erhöhten Nährstofffluss zu und eine stärkere Aufnahme von Nährstoffen durch die Pflanzen. Bisher wurde Mikronährstoffmangel meist als Boden- und in geringerem Maße auch als Pflanzenproblem behandelt. Derzeit wird es auch als menschliches Ernährungsproblem angegangen. Böden und Nahrungssysteme sind zunehmend von Mikronährstoffstörungen betroffen, was zu einer verminderten Pflanzenproduktion, Mangelernährung und Krankheiten bei Menschen und Pflanzen führt.“

Obwohl Indien zum Beispiel heute in Bezug auf verschiedene Grundnahrungsmittel autark sein könnte, sind viele dieser Lebensmittel kalorienreich und nährstoffarm, haben zur Verdrängung ernährungsphysiologisch vielfältigerer Anbausysteme geführt und wohl den Boden der Nährstoffe abgebaut. Nicht zu übersehen ist hier die Bedeutung des 1974 verstorbenen renommierten Agronomen  Wilhelm Albrecht und seiner Arbeit für gesunde Böden und gesunde Menschen.

In diesem Zusammenhang stellt der in Indien ansässige Botaniker Stuart Newton fest, dass die Antwort auf die landwirtschaftliche Produktivität Indiens nicht darin besteht, die internationale, monopolistische, konzernkonglomerate Förderung chemisch abhängiger GM-Pflanzen zu übernehmen: Indien muss seine ausgelaugten, missbrauchten Böden wiederherstellen und pflegen ihnen nicht weiter zu schaden, mit zweifelhafter chemischer Überlastung, die die Gesundheit von Mensch und Tier gefährdet.

Der Indian Council of Agricultural Research berichtet, dass es dem Boden an Nährstoffen und Fruchtbarkeit mangelt. Das Land verliert jedes Jahr 5.334 Millionen Tonnen Boden durch Bodenerosion aufgrund des indiskreten und übermäßigen Einsatzes von Düngemitteln, Insektiziden und Pestiziden.

Abgesehen von diesen schädlichen Auswirkungen und den gesundheitlichen Folgen von chemikalienabhängigen Pflanzen (siehe die Berichte von Dr. Rosemary Mason auf der  Website academia.edu )  widerlegt New Histories of the Green Revolution  (Glenn Stone, 2019) die Behauptung, dass die Grüne Revolution die Produktivität gesteigert habe,  The Violence of the Green Revolution  (Vandana Shiva, 1989) beschreibt (unter anderem) die negativen Auswirkungen auf die ländlichen Gemeinden in Punjab, und Bhaskar Saves  offener Brief  an indische Beamte im Jahr 2006 diskutiert die ökologische Verwüstung.

Und zu guter Letzt stellen die Autoren in einem  Artikel aus dem Jahr 2019  im Journal of Experimental Biology and Agricultural Sciences fest, dass einheimische Weizensorten in Indien einen höheren Nährstoffgehalt haben als die Sorten der Grünen Revolution. Dies ist wichtig, da Professor Glenn Stone argumentiert, dass alles, was die Grüne Revolution tatsächlich „erfolgreich“ gemacht hat, darin bestand, mehr Weizen in die indische Ernährung zu bringen (und andere Lebensmittel zu ersetzen). Stone argumentiert, dass die Nahrungsmittelproduktivität pro Kopf nicht zugenommen oder sogar abgenommen habe.

Die Grüne Revolution, die mit dem Versprechen verkauft wurde, dass Hybridsaatgut und die damit verbundenen Chemikalien die Ernährungssicherheit auf der Grundlage einer höheren Produktivität verbessern würden, veränderte die Landwirtschaft in vielen Regionen. Aber an Orten wie Punjab stellt Shiva fest, dass Landwirte Kredite aufnehmen mussten, um Zugang zu Saatgut und Chemikalien zu erhalten, und Schulden zu einer ständigen Sorge wurden (und bleiben). Viele verarmten und die sozialen Beziehungen innerhalb ländlicher Gemeinden veränderten sich radikal: Früher sparten und tauschten die Bauern Saatgut, jetzt wurden sie abhängig von skrupellosen Geldverleihern, Banken und Saatgutherstellern und -lieferanten. In ihrem Buch beschreibt Shiva die soziale Ausgrenzung und Gewalt, die aus der Grünen Revolution und ihren Auswirkungen resultierten.

Es lohnt sich auch, über Bhaskar Save zu diskutieren. Er argumentierte, dass der eigentliche Grund für das Vorantreiben der Grünen Revolution das viel enger gefasste Ziel sei, den marktfähigen Überschuss einiger relativ weniger verderblicher Getreidearten zu erhöhen, um die von der Regierung und einigen wenigen Industrien favorisierte städtisch-industrielle Expansion auf Kosten einer größeren Diversität voranzutreiben und eine nährstoffreiche Landwirtschaft, von der die Landbevölkerung – die den Großteil der indischen Bevölkerung ausmacht – lange Zeit profitiert hatte.

Zuvor waren indische Bauern weitgehend autark und produzierten sogar Überschüsse, wenn auch im Allgemeinen kleinere Mengen von viel mehr Artikeln. Diese, insbesondere verderbliche Waren, waren schwieriger für die Versorgung der städtischen Märkte. Und so wurden die Bauern des Landes dazu gebracht, chemisch kultivierte Monokulturen aus einigen wenigen Cash-Crops wie Weizen, Reis oder Zucker anzubauen, anstatt ihre traditionellen Polykulturen, die keine gekauften Inputs benötigten.

Hochgewachsene, einheimische Getreidesorten lieferten mehr Biomasse, schirmten den Boden vor der Sonne ab und schützten ihn vor seiner Erosion bei starkem Monsunregen, wurden aber durch Zwergsorten ersetzt, die zu einem stärkeren Unkrautwachstum führten und erfolgreich mit dem konkurrieren konnten neue verkümmerte Pflanzen für Sonnenlicht.

Infolgedessen musste der Landwirt mehr Arbeit und Geld für das Unkrautjäten oder das Spritzen von Herbiziden aufwenden. Darüber hinaus ging das Strohwachstum bei den Zwerggetreidekulturen zurück und es war viel weniger organische Substanz lokal verfügbar, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu recyceln, was zu einem künstlichen Bedarf an extern beschafften Inputs führte. Unweigerlich griffen die Landwirte zu mehr Chemikalien und Bodenverschlechterung und Erosion setzten ein.

Die exotischen Sorten, die mit chemischen Düngemitteln angebaut wurden, waren anfälliger für „Schädlinge und Krankheiten“, was dazu führte, dass noch mehr Chemikalien ausgebracht wurden. Aber die angegriffenen Insektenarten entwickelten Resistenzen und vermehrten sich zahlreich. Ihre Raubtiere – Spinnen, Frösche usw. – die sich von diesen Insekten ernährten und ihre Populationen kontrollierten, wurden ausgerottet. So waren viele nützliche Arten wie Regenwürmer und Bienen.

Save stellte fest, dass Indien neben Südamerika die höchsten Niederschlagsmengen der Welt erhält. Wo dichte Vegetation den Boden bedeckt, ist der Boden lebendig und porös und mindestens die Hälfte des Regens wird durchnässt und im Boden und in den Unterbodenschichten gespeichert.

Eine gute Menge versickert dann tiefer, um Grundwasserleiter oder Grundwasserspiegel wieder aufzufüllen. Der lebendige Boden und die darunter liegenden Grundwasserleiter dienen somit als gigantische, gebrauchsfertige Reservoirs. Vor einem halben Jahrhundert hatten die meisten Teile Indiens das ganze Jahr über genug Süßwasser, lange nachdem der Regen aufgehört hatte und vorbei war. Aber wenn die Wälder gerodet werden, sinkt die Kapazität der Erde, den Regen aufzusaugen, drastisch. Bäche und Brunnen versiegen.

Während die Neubildung von Grundwasser stark zurückgegangen ist, hat seine Entnahme zugenommen. Indien baut derzeit jeden Tag über 20 Mal mehr Grundwasser ab als 1950. Aber die meisten Menschen in Indien – die in Dörfern von handgeschöpftem oder handgepumptem Wasser leben und nur Regenfeldbau betreiben – verbrauchen weiterhin die gleiche Menge an Grundwasser Grundwasser pro Person, wie sie es vor Generationen taten.

Mehr als 80 % des Wasserverbrauchs Indiens wird für die Bewässerung aufgewendet, wobei der größte Teil auf chemisch angebaute Cash Crops entfällt. Beispielsweise benötigt ein Hektar chemisch angebautes Zuckerrohr so ​​viel Wasser, wie 25 Hektar Jowar, Bajra oder Mais ausreichen würden. Auch die Zuckerfabriken verbrauchen riesige Mengen.

Vom Anbau bis zur Verarbeitung benötigt jedes Kilo raffinierten Zuckers zwei bis drei Tonnen Wasser. Save argumentierte, dass dies verwendet werden könnte, um auf traditionelle, organische Weise etwa 150 bis 200 kg nahrhafte Jowar oder Bajra (einheimische Hirse) anzubauen.


Info: https://www.globalresearch.ca/food-dispossession-dependency-resisting-new-world-order/5770468

11.06.2022

Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung Neues globales Forschungs-E-Book Von Colin Todhunter     Auszug II von VI

Speichern schrieb:

„In diesem Land gibt es mehr als 150 landwirtschaftliche Universitäten. Aber jedes Jahr bringt jede einzelne mehrere hundert „gebildete“ Arbeitslose hervor, die nur darin geschult sind, Bauern in die Irre zu führen und die Umweltzerstörung zu verbreiten. In all den sechs Jahren, die ein Student für einen MSc in Landwirtschaft verbringt, ist das einzige Ziel die kurzfristige – und eng gefasste – „Produktivität“. Dafür wird der Bauer aufgefordert, hundert Dinge zu tun und zu kaufen. Aber es wird kein Gedanke daran verschwendet, was ein Bauer niemals tun darf, damit das Land für zukünftige Generationen und andere Kreaturen unversehrt bleibt. Es ist an der Zeit, dass unser Volk und unsere Regierung zu der Erkenntnis aufwachen, dass diese industriegetriebene Art der Landwirtschaft – gefördert von unseren Institutionen – von Natur aus kriminell und selbstmörderisch ist!“

Es wird immer deutlicher, dass die Grüne Revolution im Hinblick auf ihre verheerenden Umweltauswirkungen, die Untergrabung der hochproduktiven traditionellen Low-Input-Landwirtschaft und ihrer soliden ökologischen Grundlage, die Vertreibung der ländlichen Bevölkerung und die nachteiligen Auswirkungen auf Gemeinschaften, Ernährung, Gesundheit und regionale Ernährungssicherung.

Selbst wenn die Erträge möglicherweise gestiegen sind, müssen wir uns fragen: Was waren die Kosten für einen erhöhten Rohstoffertrag in Bezug auf die lokale Ernährungssicherheit, die Gesamternährung pro Hektar, Grundwasserspiegel, Bodenstruktur und neue Schädlinge und Krankheitsbelastungen?


 

Kapitel II

Gentechnik

Werterfassung und Marktabhängigkeit

 

Auch gentechnisch veränderte Pflanzen, die oft als Grüne Revolution 2.0 bezeichnet werden, haben die gemachten Versprechen nicht gehalten und hatten, wie die Version 1.0, oft verheerende Folgen.

Ungeachtet dessen spinnen die Industrie und ihre gut finanzierten Lobbyisten und gekauften Karrierewissenschaftler weiterhin die Linie, dass gentechnisch veränderte Pflanzen ein wunderbarer Erfolg sind und dass die Welt noch mehr davon braucht, um eine globale Nahrungsmittelknappheit zu vermeiden. GV-Pflanzen sind erforderlich, um die Welt zu ernähren, ist ein abgedroschener Industrie-Slogan, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorgetragen wird. Genauso wie die Behauptung, GVO-Pflanzen seien ein enormer Erfolg, beruht auch dies auf einem Mythos.

Es gibt keine globale Nahrungsmittelknappheit. Selbst unter jedem plausiblen zukünftigen Bevölkerungsszenario wird es keinen Mangel geben, wie der Wissenschaftler Dr. Jonathan Latham in seinem Artikel „ The Myth of a Food Crisis “ (2020) belegt.

Inzwischen wurden jedoch neue Gene-Drive- und Gene-Editing-Techniken entwickelt, und die Industrie strebt die unregulierte kommerzielle Freigabe von Produkten an, die auf diesen Methoden basieren.

Sie will nicht, dass Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, die durch Gen-Editierung erzeugt wurden, Sicherheitskontrollen, Überwachungen oder Verbraucherkennzeichnungen unterzogen werden. Angesichts der realen Gefahren, die diese Techniken darstellen, ist dies besorgniserregend.

Es ist wirklich ein Fall von altem GVO-Wein in neuen Schläuchen.

Und dies ist den 162 Organisationen der Zivilgesellschaft, der Landwirte und der Wirtschaft nicht entgangen, die den Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, aufgefordert haben ,  dafür zu sorgen, dass neue Gentechniktechniken weiterhin in Übereinstimmung mit den bestehenden EU-GVO (genetisch veränderte Organismen) reguliert werden. Normen.

Die Koalition  argumentiert  , dass diese neuen Techniken eine Reihe unerwünschter genetischer Veränderungen verursachen können, die zur Produktion neuer Toxine oder Allergene oder zur Übertragung von Antibiotikaresistenzgenen führen können. Sein offener Brief fügt hinzu, dass selbst beabsichtigte Änderungen zu Merkmalen führen können, die Bedenken hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit, des Umweltschutzes oder des Tierschutzes aufwerfen könnten.

Der Europäische Gerichtshof hat 2018 entschieden, dass Organismen, die mit neuen gentechnischen Verfahren gewonnen wurden, nach den bestehenden GVO-Gesetzen der EU reguliert werden müssen. Es gab jedoch intensive Lobbyarbeit von der landwirtschaftlichen Biotech-Industrie, um die Gesetzgebung zu schwächen,  finanziell unterstützt von der Gates Foundation .

Die Koalition erklärt, dass verschiedene wissenschaftliche Veröffentlichungen zeigen, dass neue GM-Techniken es Entwicklern ermöglichen, signifikante genetische Veränderungen vorzunehmen, die sich stark von denen in der Natur unterscheiden können. Diese neuen  GVO bergen ähnliche oder größere Risiken als ältere GVO .

Zusätzlich zu diesen Bedenken heißt es in einem Papier chinesischer Wissenschaftler, „ Herbizidresistenz: Ein weiteres heißes agronomisches Merkmal für die Bearbeitung des Pflanzengenoms “, dass trotz der Behauptungen von GVO-Befürwortern, dass die Genbearbeitung klimafreundlich sein und den Einsatz von Pestiziden reduzieren wird, was wir erwarten können, ist nur mehr vom Gleichen – GM-herbizidtolerante Pflanzen und erhöhter Herbizideinsatz.

Die Industrie möchte, dass ihre neuen Techniken nicht reguliert werden, wodurch sich gentechnisch veränderte GVO schneller entwickeln, rentabler und vor den Verbrauchern beim Kauf von Artikeln in Geschäften verborgen werden. Gleichzeitig wird das kostspielige Herbizid-Laufband für Landwirte verstärkt.

Durch die Umgehung von Vorschriften sowie die Vermeidung von wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Folgenabschätzungen ist klar, dass die Industrie in erster Linie von Werterzielung und Profit und der Missachtung demokratischer Rechenschaftspflicht motiviert ist.

Bt-Baumwolle in Indien

Dies wird ganz klar, wenn wir uns die Einführung von Bt-Baumwolle in Indien (der einzigen offiziell zugelassenen GV-Pflanze in diesem Land) ansehen, die dem Endergebnis von Monsanto diente, aber Abhängigkeit, Not und keinen dauerhaften agronomischen Nutzen für viele der kleinen und marginalen Indiens brachte Landwirte. Prof.  AP Gutierrez argumentiert, dass  Bt-Baumwolle diese Bauern effektiv in eine Unternehmensschlinge gelegt hat.

Monsanto saugte Hunderte Millionen Dollar an Gewinn aus diesen Baumwollbauern, während von der Industrie finanzierte Wissenschaftler immer darauf bedacht sind, das Mantra zu verbreiten, dass die Einführung von Bt-Baumwolle in Indien ihre Bedingungen verbessert hat.

Am 24. August 2020 fand ein Webinar zu Bt-Baumwolle in Indien statt, an dem Andrew Paul Gutierrez, emeritierter Seniorprofessor am College of Natural Resources der University of California in Berkeley, Keshav Kranthi, ehemaliger Direktor des Central Institute for Cotton Research in India, Peter Kenmore, ehemaliger FAO-Vertreter in Indien, und Hans Herren, Welternährungspreisträger.

Dr. Herren sagte, dass „das Versagen von Bt-Baumwolle“ ein klassisches Beispiel dafür ist, wozu eine unsolide Wissenschaft des Pflanzenschutzes und eine falsche Ausrichtung der landwirtschaftlichen Entwicklung führen können.

Er erklärte:

„Die Bt-Hybridtechnologie in Indien stellt eine fehlergetriebene Politik dar, die zur Leugnung und Nichtimplementierung der wirklichen Lösungen für die Wiederbelebung der Baumwolle in Indien geführt hat, die im HDSS-Anbau (High Density Short Season) von Nicht-Bt/ GVO-Baumwolle in Reinliniensorten einheimischer Desi-Arten und amerikanischer Baumwollarten.“

Er argumentierte, dass eine Transformation der Landwirtschaft und des Ernährungssystems erforderlich sei; eine, die einen Wechsel zur Agrarökologie mit sich bringt, die regenerative, organische, biodynamische, Permakultur- und natürliche Anbaumethoden umfasst.

Dr. Kenmore sagte, dass Bt-Baumwolle eine alternde Schädlingsbekämpfungstechnologie ist:

„Es folgt dem gleichen Weg, der von Generationen von Insektizidmolekülen von Arsen zu DDT zu BHC zu Endosulfan zu Monocrotophos zu Carbaryl zu Imidacloprid abgetragen wurde. Die interne Forschung zielt darauf ab, dass jedes Molekül biochemisch, legal und kommerziell verpackt wird, bevor es freigegeben und beworben wird. Unternehmen und öffentliche Akteure fordern dann Ertragssteigerungen, liefern aber nicht mehr als vorübergehende Schädlingsunterdrückung, sekundäre Schädlingsfreisetzung und Schädlingsresistenz.“

Wiederkehrende Krisenzyklen haben öffentliches Handeln und ökologische Feldforschung ausgelöst, die lokal angepasste agrarökologische Strategien schaffen.

Er fügte hinzu, dass diese Agrarökologie:

„… erhält jetzt weltweite Unterstützung von Bürgergruppen, Regierungen und der UN FAO. Ihre robusten lokalen Lösungen in indischer Baumwolle erfordern keine neuen Moleküle, einschließlich Endotoxine wie in Bt-Baumwolle.“

Gutierrez stellte die ökologischen Gründe vor, warum hybride Bt-Baumwolle in Indien gescheitert ist: Langjährige Bt-Baumwolle, die in Indien eingeführt wurde, wurde in Hybriden eingearbeitet, die Landwirte in Biotech- und Insektizid-Laufbänder einschlossen, von denen GVO-Saatguthersteller profitierten.

Er bemerkte:

„Der Anbau von langlebiger Bt-Hybridbaumwolle in Regenfeldern ist einzigartig in Indien. Es ist ein Werterfassungsmechanismus, der nicht zum Ertrag beiträgt, einen wesentlichen Beitrag zu einer niedrigen Ertragsstagnation leistet und zu steigenden Produktionskosten beiträgt.“

Gutierrez behauptete, dass die Zunahme der Selbstmorde von Baumwollbauern mit der daraus resultierenden wirtschaftlichen Not zusammenhängt.

Er argumentierte:

„Eine praktikable Lösung für das derzeitige GV-Hybridsystem ist die Einführung verbesserter nicht-GV-Baumwollsorten mit hoher Dichte und kurzer Saison.“

Dr. Kranthi präsentierte Daten zu Erträgen, Insektizidverbrauch, Bewässerung, Düngemitteleinsatz und Schädlingsbefall und -resistenz und sagte, eine Analyse offizieller Statistiken ( eands.dacnet.nic.in  und  cotcorp.gov.in ) zeige, dass die Bt-Hybridtechnologie nicht erbracht habe irgendwelche greifbaren Vorteile in Indien, entweder im Ertrag oder im Einsatz von Insektiziden.

Er sagte, dass die Baumwollerträge in Maharashtra die niedrigsten der Welt seien, trotz der Sättigung mit Bt-Hybriden und dem höchsten Einsatz von Düngemitteln. Die Erträge in Maharashtra sind geringer als im regengespeisten Afrika, wo Technologien wie Bt-Hybride, Düngemittel, Pestizide oder Bewässerung kaum eingesetzt werden.

Es ist aufschlussreich, dass die indischen Baumwollerträge weltweit an 36. Stelle stehen und in den letzten 15 Jahren stagnierten und der Einsatz von Insektiziden nach 2005 trotz einer Zunahme der Anbaufläche für Bt-Baumwolle stetig zugenommen hat.

Kranthi argumentierte, dass die Forschung auch zeige, dass die Bt-Hybridtechnologie den Test der Nachhaltigkeit mit Resistenz des rosa Kapselwurms gegen Bt-Baumwolle, zunehmendem Befall mit saugenden Schädlingen, zunehmenden Trends beim Einsatz von Insektiziden und Düngemitteln, steigenden Kosten und negativen Nettorenditen in den Jahren 2014 und 2015 nicht bestanden habe.

Dr. Herren sagte, GVO seien beispielhaft für den Fall einer Technologie, die nach einer Anwendung suche:

„Es geht im Wesentlichen um die Behandlung von Symptomen, anstatt einen Systemansatz zu verfolgen, um widerstandsfähige, produktive und biologisch vielfältige Lebensmittelsysteme im weitesten Sinne zu schaffen und nachhaltige und erschwingliche Lösungen in ihren sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Dimensionen bereitzustellen.“

Er argumentierte weiter, dass das Scheitern von Bt-Baumwolle ein klassisches Beispiel dafür ist, wozu eine unsolide Wissenschaft des Pflanzenschutzes und eine falsche Ausrichtung der landwirtschaftlichen Entwicklung führen können:

„Wir müssen die Eigeninteressen beiseite schieben, die die Transformation mit den haltlosen Argumenten „Die Welt braucht mehr Nahrung“ blockieren, und eine zukunftsweisende Politik entwickeln und umsetzen … Wir haben alle erforderlichen wissenschaftlichen und praktischen Beweise dafür, dass die agrarökologischen Ansätze für Lebensmittel und Ernährungssicherung erfolgreich arbeiten.“

Diejenigen, die Bt-Baumwolle in Indien weiterhin als durchschlagenden Erfolg spinnen, bleiben bewusst ignorant gegenüber den Herausforderungen (dokumentiert im Buch von Andrew Flachs aus dem Jahr 2019 –  Cultivating Knowledge: Biotechnology, Sustainability and the Human Cost of Cotton Capitalism in India ), vor denen die Bauern stehen finanzielle Not, zunehmende Resistenz gegen Schädlinge, Abhängigkeit von unregulierten Saatgutmärkten, die Ausrottung des Umweltlernens, der Verlust der Kontrolle über ihre Produktionsmittel und die biotechnologische Tretmühle, auf der sie gefangen sind (dieser letzte Punkt ist genau das, was die Industrie beabsichtigt hat).

In jüngster Zeit hat die indische Regierung jedoch im Bunde mit der Biotech-Industrie versucht, Bt-Baumwolle im Land als monumentalen Erfolg durchzusetzen und damit ihre Einführung als Vorlage für andere GV-Pflanzen zu fördern.

Im Allgemeinen war die Leistung von GM-Pflanzen bis heute weltweit fragwürdig, aber die Pro-GVO-Lobby hat keine Zeit verschwendet, die Themen Hunger und Armut aus ihrem politischen Kontext zu reißen, um Begriffe wie „Hilfe für Landwirte“ und „Ernährung“ zu verwenden der Welt“ als Dreh- und Angelpunkt ihrer Werbestrategie. Es gibt einen „hochmütigen Imperialismus“ innerhalb der pro-GVO-Wissenschaftslobby, der aggressiv auf eine GVO-„Lösung“ drängt, die von den Grundursachen von Armut, Hunger und Mangelernährung ablenkt, und echte Lösungen auf der Grundlage von Ernährungsgerechtigkeit und Ernährungssouveränität.

Die Leistung von GV-Pflanzen war ein heiß umstrittenes Thema, und wie in  einem Artikel von PC Kesavan und MS Swaminathan aus dem Jahr 2018  in der Zeitschrift Current Science hervorgehoben wurde, gibt es bereits genügend Beweise, um ihre Wirksamkeit in Frage zu stellen, insbesondere die von herbizidtoleranten Pflanzen (die 2007 machten bereits etwa 80 % der weltweit angebauten Pflanzen aus Biotechnologie aus) und die verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt, die menschliche Gesundheit und die Ernährungssicherheit, nicht zuletzt in Ländern wie  Lateinamerika .

In ihrem Papier argumentieren Kesavan und Swaminathan, dass GM-Technologie ergänzend ist und bedarfsorientiert sein muss. In über 99 % der Fälle reicht die althergebrachte konventionelle Züchtung aus. In dieser Hinsicht dürfen konventionelle Optionen und Innovationen,  die GM übertreffen  , nicht übersehen oder von mächtigen Interessengruppen wie der Bill and Melinda Gates Foundation überstürzt an den Rand gedrängt werden, um die Einführung von GM-Pflanzen in die globale Landwirtschaft zu erleichtern; Ernten, die für die dahinter stehenden Konzerne finanziell höchst lukrativ sind.

In Europa gibt es robuste Regulierungsmechanismen für GVO, da anerkannt wird, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel/Pflanzen ihren nicht gentechnisch veränderten Gegenstücken im Wesentlichen nicht gleichwertig sind. Zahlreiche Studien haben die  fehlerhafte Prämisse  der „wesentlichen Äquivalenz“ hervorgehoben. Darüber hinaus sind seit Beginn des GVO  -Projekts ernsthafte Bedenken  hinsichtlich der Technologie beiseite geschoben worden, und trotz gegenteiliger Behauptungen der Industrie besteht kein wissenschaftlicher Konsens über die gesundheitlichen Auswirkungen von GV-Pflanzen, wie von  Hilbeck et al  . Environmental Sciences Europe, 2015). Die Annahme eines Vorsorgeprinzips in Bezug auf GM ist daher ein  gültiger Ansatz .

Sowohl das Cartagena-Protokoll als auch der Codex teilen einen vorsorgenden Ansatz für gentechnisch veränderte Pflanzen und Lebensmittel, indem sie darin übereinstimmen, dass sich gentechnisch veränderte Pflanzen von konventioneller Züchtung unterscheiden und dass Sicherheitsbewertungen erforderlich sein sollten, bevor GVO in Lebensmitteln verwendet oder in die Umwelt freigesetzt werden. Es gibt genügend Gründe, die Kommerzialisierung von GVO-Pflanzen zurückzuhalten und jeden GVO unabhängigen, transparenten Umwelt-, Sozial-, Wirtschafts- und Gesundheitsverträglichkeitsprüfungen zu unterziehen.

Die Bedenken der Kritiker können daher nicht durch Behauptungen von Industrielobbyisten beiseite geschoben werden, dass „die Wissenschaft“ entschieden sei und die „Fakten“ über GM unbestreitbar seien. Solche Behauptungen sind lediglich politisches Gehabe und Teil einer Strategie, die politische Agenda zugunsten von GM zu beeinflussen.

Unabhängig davon sind die globale Ernährungsunsicherheit und Unterernährung nicht das Ergebnis mangelnder Produktivität. Solange Ernährungsungerechtigkeit ein fester Bestandteil des globalen Ernährungsregimes bleibt, wird die Rhetorik, dass GM notwendig ist, um die Welt zu ernähren, als das angesehen werden, was sie ist: Bombast.

Nehmen Sie zum Beispiel Indien. Obwohl es  in der Welthungerbewertung schlecht  abschneidet, hat das Land Selbstversorgung mit Getreide erreicht und sichergestellt, dass genügend Nahrung (in Bezug auf Kalorien) zur Verfügung steht, um seine gesamte Bevölkerung zu ernähren. Es ist  der weltweit größte Produzent von  Milch, Hülsenfrüchten und Hirse und der zweitgrößte Produzent von Reis, Weizen, Zuckerrohr, Erdnüssen, Gemüse, Obst und Baumwolle.

Laut FAO ist Ernährungssicherheit erreicht, wenn alle Menschen jederzeit physischen, sozialen und wirtschaftlichen Zugang zu ausreichender, sicherer und nahrhafter Nahrung haben, die ihren Ernährungsbedürfnissen und Ernährungspräferenzen für ein aktives und gesundes Leben entspricht.

Doch Ernährungssicherheit bleibt für viele Inder ein ferner Traum. Weite Teile der indischen Bevölkerung verfügen weder über ausreichend Nahrung, um gesund zu bleiben, noch über eine ausreichend abwechslungsreiche Ernährung, die ausreichend Mikronährstoffe liefert. Die Comprehensive National Nutrition Survey 2016-18 ist die erste landesweit repräsentative Ernährungsumfrage von Kindern und Jugendlichen in Indien. Es stellte sich heraus, dass 35 % der Kinder unter fünf Jahren unter Wachstumsstörungen litten, 22 % der Kinder im schulpflichtigen Alter unter Wachstumsstörungen litten und 24 % der Jugendlichen für ihr Alter dünn waren.

Die Menschen in Indien hungern nicht, weil die Bauern nicht genug Nahrung produzieren. Hunger und Unterernährung resultieren aus verschiedenen Faktoren, darunter unzureichende Nahrungsmittelverteilung, (geschlechtsspezifische) Ungleichheit und Armut; Tatsächlich  exportiert das Land weiterhin Lebensmittel,  während Millionen weiterhin hungern. Es ist ein Fall von „Knappheit“ im Überfluss.

Wenn es um die Lebensgrundlage der Landwirte geht, sagt die Pro-GMO-Lobby, dass GM die Produktivität steigern und den Landwirten helfen wird, ein besseres Einkommen zu sichern. Auch dies ist irreführend: Es ignoriert entscheidende politische und wirtschaftliche Zusammenhänge. Selbst mit Rekordernten befinden sich indische Bauern immer noch in finanzieller Not.

Indiens Bauern erleben keine Not aufgrund geringer Produktivität. Sie schwanken unter  den Auswirkungen der neoliberalen Politik , jahrelanger Vernachlässigung und einer bewussten Strategie zur Verdrängung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft auf Geheiß der Weltbank und räuberischer globaler Agrar- und Lebensmittelkonzerne. Kein Wunder also, dass die Kalorien- und Nährstoffzufuhr der armen Landbevölkerung  drastisch gesunken ist . Keine Zahl von GVOs wird irgendetwas davon korrigieren.

Dennoch hat die Pro-GVO-Lobby sowohl außerhalb Indiens als auch innerhalb Indiens die Situation für ihre eigenen Zwecke verdreht, um intensive PR-Kampagnen zu starten, um die öffentliche Meinung und die politischen Entscheidungsträger zu beeinflussen.

Goldener Reis

Die Industrie wirbt seit vielen Jahren für Golden Rice. Es wird seit langem argumentiert, dass gentechnisch veränderter Goldener Reis ein praktischer Weg ist, um arme Bauern in abgelegenen Gebieten mit einer Subsistenzpflanze zu versorgen, die in der Lage ist, das dringend benötigte Vitamin A in die lokale Ernährung aufzunehmen. Vitamin-A-Mangel ist in vielen armen Ländern des globalen Südens ein Problem und führt bei Millionen zu einem hohen Risiko für Infektionen, Krankheiten und andere Krankheiten wie Erblindung.

Einige Wissenschaftler glauben, dass Goldener Reis, der mit Mitteln der Rockefeller Foundation entwickelt wurde, dazu beitragen könnte, das Leben von etwa 670.000 Kindern zu retten, die jedes Jahr an Vitamin-A-Mangel sterben, und von weiteren 350.000, die erblinden.

Unterdessen sagen Kritiker, dass es ernsthafte Probleme mit Golden Rice gibt und dass alternative Ansätze zur Bekämpfung von Vitamin-A-Mangel implementiert werden sollten. Greenpeace und andere Umweltgruppen sagen, dass die Behauptungen der Pro-Golden Rice-Lobby irreführend sind und die tatsächlichen Probleme bei der Bekämpfung von Vitamin-A-Mangel zu sehr vereinfachen.

Viele Kritiker betrachten Golden Rice als ein überbewertetes Trojanisches Pferd, von dem Biotechnologieunternehmen und ihre Verbündeten hoffen, dass es den Weg für die weltweite Zulassung anderer profitablerer GV-Pflanzen ebnen wird. Die Rockefeller Foundation könnte als „philanthropische“ Einrichtung angesehen werden, aber ihre  Erfolgsbilanz  zeigt, dass sie sehr stark Teil einer Agenda war, die kommerzielle und geopolitische Interessen zum Nachteil der einheimischen Landwirtschaft und der lokalen und nationalen Wirtschaft fördert.

Als britischer Umweltminister im Jahr 2013 behauptete der jetzt in Ungnade gefallene Owen Paterson,  dass Gegner von GM „einen dunklen Schatten auf Versuche werfen, die Welt zu ernähren“. Er forderte die rasche Einführung von mit Vitamin A angereichertem Reis, um dazu beizutragen, die Ursache von bis zu einem Drittel der Todesfälle bei Kindern weltweit zu verhindern. Er behauptete:

„Es ist einfach ekelhaft, dass kleine Kinder erblinden und sterben dürfen, weil eine kleine Anzahl von Leuten diese Technologie aufgehängt hat. Ich fühle mich wirklich stark dabei. Ich finde, was sie tun, ist absolut böse.“

Robin McKie, Wissenschaftsjournalist für The Observer,  schrieb einen Artikel  über Golden Rice, der unkritisch alle üblichen Diskussionspunkte der Branche präsentierte. Auf Twitter mischte sich Nick Cohen von The Observer mit seiner Unterstützung ein, indem er twitterte:

„Es gibt kein besseres Beispiel für ignorante westliche Privilegien, die unnötiges Elend verursachen, als die Kampagne gegen gentechnisch veränderten goldenen Reis.“

Ob Firmenlobbyist Patrick Moore, politischer Lobbyist Owen Paterson, Biotech  -Spinnhändler Mark Lynas , gut bezahlte Journalisten oder der  Lobbyist CS Prakash , der sich mehr mit Spin als mit Fakten beschäftigt, die Rhetorik  nimmt das Abgefahrene zynisch ausgedachte PR-Linie  , dass Anti-GM-Aktivisten und Umweltschützer kaum mehr als privilegierte, wohlhabende Menschen sind, die in reichen Ländern leben und den Armen die angeblichen Vorteile von GM-Pflanzen verweigern.

Trotz der Verleumdungen und emotionalen Erpressung durch die Unterstützer von Golden Rice fanden Glenn Stone und Dominic Glover in einem Artikel aus dem Jahr 2016 in der Zeitschrift  Agriculture & Human Values  ​​kaum Beweise dafür, dass Anti-GM-Aktivisten für die unerfüllten Versprechen von Golden Rice verantwortlich sind. Goldener Reis war noch Jahre von der Feldeinführung entfernt und selbst wenn er fertig ist, kann er weit hinter den hohen gesundheitlichen Vorteilen zurückbleiben, die von seinen Befürwortern behauptet werden.

Stein  erklärte dazu :

„Goldener Reis ist immer noch nicht marktreif, aber wir finden wenig Unterstützung für die allgemeine Behauptung, dass Umweltaktivisten dafür verantwortlich sind, dass seine Einführung verzögert wird. GVO-Gegner waren nicht das Problem.“

Er fügte hinzu, dass der Reis in Testfeldern der Reiszuchtinstitute auf den Philippinen, wo die führende Forschung betrieben wird, einfach nicht erfolgreich war. Während Aktivisten bei einem Protest im Jahr 2013 ein Testfeld für Golden Rice zerstörten, ist es unwahrscheinlich, dass diese Aktion einen signifikanten Einfluss auf die Zulassung von Golden Rice hatte.

Stein sagte:

„Die Zerstörung von Testparzellen ist eine zweifelhafte Art, Widerstand auszudrücken, aber dies war nur eine kleine Parzelle von vielen Parzellen an mehreren Orten über viele Jahre hinweg. Darüber hinaus nennen sie die Kritiker von Golden Rice seit über einem Jahrzehnt ‚Mörder‘.“

Stone glaubte, dass Golden Rice ursprünglich eine vielversprechende Idee war, die von guten Absichten unterstützt wurde, und argumentierte:

„Aber wenn wir wirklich am Wohl armer Kinder interessiert sind – anstatt nur um GVO zu streiten – dann müssen wir unvoreingenommen mögliche Lösungen bewerten. Die einfache Tatsache ist, dass Golden Rice nach 24 Jahren Forschung und Züchtung noch Jahre von der Marktreife entfernt ist.“

Die Forscher hatten immer noch Probleme bei der Entwicklung von mit Beta-Carotin angereicherten Stämmen, die ebenso gute Erträge erbringen wie nicht gentechnisch veränderte Stämme, die bereits von Landwirten angebaut werden. Stone und Glover weisen darauf hin, dass noch nicht bekannt ist, ob das Beta-Carotin in Golden Rice im Körper stark unterernährter Kinder überhaupt in Vitamin A umgewandelt werden kann. Es wurde auch wenig erforscht, wie gut das Beta-Carotin in Golden Rice hält, wenn es zwischen den Erntezeiten über längere Zeit gelagert oder mit traditionellen Methoden gekocht wird, die in abgelegenen ländlichen Gebieten üblich sind.

Claire Robinson, Redakteurin bei GMWatch,  hat argumentiert  , dass der schnelle Abbau von Beta-Carotin im Reis während der Lagerung und des Kochens bedeutet, dass es keine Lösung für Vitamin-A-Mangel in den Entwicklungsländern ist. Es gibt auch verschiedene andere Probleme, einschließlich der Absorption im Darm und der niedrigen und unterschiedlichen Mengen an Beta-Carotin, die von Golden Rice überhaupt geliefert werden können.

In der Zwischenzeit, so Glenn Stone, sei es den Philippinen gelungen, das Auftreten von Vitamin-A-Mangel durch gentechnikfreie Methoden zu verringern, während die Entwicklung des Goldenen Reises voranschreitet.

Die hier präsentierten Beweise könnten uns zu der Frage veranlassen, warum Unterstützer von Golden Rice weiterhin Kritiker verleumden und sich an Missbrauch und emotionaler Erpressung beteiligen, wenn Aktivisten nicht dafür verantwortlich sind, dass Golden Rice den kommerziellen Markt nicht erreicht hat. Wessen Interessen dienen sie wirklich, wenn sie diese Technologie so stark vorantreiben?

Im Jahr 2011 stellte Marcia Ishii-Eiteman, eine leitende Wissenschaftlerin mit einem Hintergrund in Insektenökologie und Schädlingsbekämpfung  , eine ähnliche Frage :

„Wer beaufsichtigt dieses ehrgeizige Projekt, von dem seine Befürworter behaupten, dass es das Leiden von Millionen beenden wird?“

Sie beantwortete ihre Frage mit den Worten:

„Ein elitäres, sogenanntes Humanitäres Gremium, in dem Syngenta sitzt  – zusammen mit den Erfindern von Golden Rice, der Rockefeller Foundation, USAID und PR- und Marketingexperten, unter einer Handvoll anderer. Kein einziger Bauer, keine indigene Person oder sogar ein Ökologe oder Soziologe, um die enormen politischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen dieses massiven Experiments einzuschätzen. Und der Leiter des Golden Rice-Projekts von IRRI ist kein Geringerer als  Gerald Barry , früherer  Forschungsdirektor  bei Monsanto.“

Sarojeni V. Rengam , Executive Director des Pesticide Action Network Asia and the Pacific, forderte die beteiligten Spender und Wissenschaftler auf, aufzuwachen und das Richtige zu tun:

„Golden Rice ist wirklich ein ‚Trojanisches Pferd'; ein Public-Relations-Stunt der Agribusiness-Konzerne, um die Akzeptanz von gentechnisch veränderten Pflanzen und Lebensmitteln zu erreichen. Die ganze Idee von gentechnisch verändertem Saatgut besteht darin, Geld zu verdienen. Wir möchten allen, die die Förderung des Goldenen Reises unterstützen, insbesondere Spenderorganisationen, eine starke Botschaft aussenden, dass ihr Geld und ihre Bemühungen besser für die Wiederherstellung der natürlichen und landwirtschaftlichen Biodiversität ausgegeben werden sollten als sie zu zerstören, indem Monokulturplantagen und gentechnisch veränderte (GE) Nahrungspflanzen gefördert werden.“

Und sie macht einen gültigen Punkt. Um Krankheiten, Mangelernährung und Armut zu bekämpfen, muss man zunächst die zugrunde liegenden Ursachen verstehen – oder verstehen wollen.

Der renommierte Schriftsteller und Akademiker Walden Bello stellt fest  , dass der Komplex von Maßnahmen, der die Philippinen in den letzten 30 Jahren in einen wirtschaftlichen Sumpf gedrängt hat, auf „strukturelle Anpassungen“ zurückzuführen ist, die die Priorisierung der Schuldenrückzahlung, konservatives makroökonomisches Management, enorme Kürzungen bei den Staatsausgaben, Handel und Finanzliberalisierung, Privatisierung und Deregulierung, Umstrukturierung der Landwirtschaft und exportorientierte Produktion.

Und diese Umstrukturierung der Agrarwirtschaft wird von Claire Robinson angesprochen, die feststellt, dass grünes Blattgemüse früher in Hinterhöfen sowie auf Reisfeldern an den Ufern zwischen den überfluteten Gräben angebaut wurde, in denen der Reis wuchs.

Gräben enthielten auch Fische, die Schädlinge fraßen. Die Menschen hatten somit Zugang zu Reis, grünem Blattgemüse und Fisch – eine ausgewogene Ernährung, die ihnen eine gesunde Mischung aus Nährstoffen lieferte, darunter viel Beta-Carotin.

Aber einheimische Pflanzen und landwirtschaftliche Systeme wurden durch Monokulturen ersetzt, die von chemischen Zusätzen abhängig sind. Grünes Blattgemüse wurde mit Pestiziden abgetötet, Kunstdünger wurde eingeführt und die Fische konnten in dem resultierenden chemisch verseuchten Wasser nicht leben. Darüber hinaus bedeutete der eingeschränkte Zugang zu Land, dass viele Menschen keine Hinterhöfe mehr mit grünem Blattgemüse hatten. Die Menschen hatten nur Zugang zu einer verarmten Ernährung aus Reis, was den Grundstein für die angebliche „Lösung“ des Goldenen Reis legte.

Ob es die Philippinen,  Äthiopien Somalia  oder  ganz Afrika betrifft  , die Auswirkungen der „strukturellen Anpassungen“ von IWF und Weltbank haben die Agrarökonomien verwüstet und sie abhängig gemacht von der westlichen Agrarindustrie, manipulierten Märkten und unfairen Handelsregeln. Und GM wird jetzt als „Lösung“ für die Bekämpfung armutsbedingter Krankheiten angeboten. Genau die Konzerne, die von der Umstrukturierung der Agrarwirtschaft profitierten, wollen jetzt von dem verursachten Chaos profitieren.

Im Jahr 2013 argumentierte die Soil Association  ,  dass die Armen unter weitreichenderer Unterernährung leiden als nur unter Vitamin-A-Mangel; Die beste Lösung besteht darin, Nahrungsergänzung und Anreicherung als Notpflaster zu verwenden und dann Maßnahmen umzusetzen, die die umfassenderen Probleme von Armut und Mangelernährung angehen.

Zur Bewältigung der umfassenderen Probleme gehört es, den Landwirten eine Reihe von Saatgut, Werkzeugen und Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, die für den Anbau vielfältigerer Pflanzen erforderlich sind, um umfassendere Probleme der Unterernährung anzugehen. Dazu gehört auch die Züchtung nährstoffreicher Pflanzen; zum Beispiel die Kreation von Süßkartoffeln, die unter tropischen Bedingungen wachsen, gekreuzt mit Vitamin-A-reichen orangefarbenen Süßkartoffeln, die in den USA wachsen. Es gibt erfolgreiche Kampagnen, in denen diese Kartoffeln, die erstaunlich fünfmal mehr Vitamin A enthalten als Goldener Reis, an Landwirte in Uganda und Mosambik geliefert werden.

Blindheit in Entwicklungsländern hätte schon vor Jahren ausgerottet werden können, wenn nur das Geld, die Forschung und die Öffentlichkeitsarbeit, die in den letzten 20 Jahren in Golden Rice investiert wurden, in bewährte Wege zur Behandlung des Vitamin-A-Mangels geflossen wären.

Anstatt echte Lösungen zu verfolgen, erhalten wir jedoch weiterhin Verleumdungen und  Pro-GM-Spinne  , um die Debatte zu beenden.

Viele der traditionellen agrarökologischen Praktiken, die von Kleinbauern angewendet werden, gelten  heute  als ausgeklügelt und geeignet für eine hochproduktive, nahrhafte und nachhaltige Landwirtschaft.

Agrarökologische Prinzipien stellen einen stärker integrierten Low-Input-Systemansatz für Ernährung und Landwirtschaft dar, der der lokalen Ernährungssicherheit, der lokalen Kalorienproduktion, Anbaumustern und einer vielfältigen Nahrungsproduktion pro Hektar, der Stabilität des Grundwasserspiegels, der Klimaresilienz, einer guten Bodenstruktur und der Fähigkeit, damit umzugehen, Priorität einräumt sich entwickelnder Schädlings- und Krankheitsdruck. Idealerweise würde ein solches System durch ein Konzept der Ernährungssouveränität untermauert, das auf optimaler Selbstversorgung, dem Recht auf kulturell angemessene Nahrung und lokalem Eigentum und Verwaltung gemeinsamer Ressourcen wie Land, Wasser, Boden und Saatgut basiert.

Werterfassung

Traditionelle Produktionssysteme verlassen sich im Gegensatz zu importierten „Lösungen“ auf das Wissen und die Erfahrung der Landwirte. Wenn wir jedoch den Baumwollanbau in Indien als Beispiel nehmen, werden die Bauern weiterhin von traditionellen Anbaumethoden abgebracht und in Richtung (illegaler) gentechnisch veränderter herbizidtoleranter Baumwollsaaten gedrängt.

Die Forscher  Glenn Stone und Andrew Flachs  stellen fest, dass die Ergebnisse dieser Umstellung von traditionellen Praktiken bis heute den Landwirten offenbar nicht zugute gekommen sind. Es geht nicht darum, den Landwirten die „Wahl“ zu geben, wenn es um gentechnisch verändertes Saatgut und damit verbundene Chemikalien geht (ein weiteres viel propagiertes Gesprächsthema der Branche). Es geht mehr um Gentech-Saatgutunternehmen und Hersteller von Unkrautvernichtungsmitteln, die versuchen, sich einen äußerst lukrativen Markt zunutze zu machen.

Das Potenzial für das Wachstum des Herbizidmarktes in Indien ist enorm. Das Ziel besteht darin, Indien für gentechnisch verändertes Saatgut mit Herbizidtoleranz zu öffnen, dem bei weitem größten Geldverdiener der Biotechnologieindustrie (86 % der weltweit gentechnisch veränderten Anbauflächen im Jahr 2015 enthielten Pflanzen, die gegen Glyphosat oder Glufosinat resistent sind, und es gibt eine neue Generation von Pflanzen, die gegen 2 ,4-D kommt durch).

Ziel ist es, die traditionellen Pfade der Landwirte zu durchbrechen und sie zugunsten der Industrie auf die biotechnologischen/chemischen Tretmühlen der Unternehmen zu verlagern.

Es ist aufschlussreich, dass laut einem Bericht auf der Website ruralindiaonline.org Bauern in einer Region im Süden von Odisha dazu gedrängt wurden, sich auf (illegales) teures gentechnisch verändertes herbizidtolerantes Baumwollsaatgut zu verlassen und ihre traditionellen Nahrungspflanzen zu ersetzen. Die Bauern säten früher gemischte Parzellen mit Erbstücksamen, die im Vorjahr vor der Familienernte gerettet worden waren und einen Korb mit Nahrungspflanzen ergeben würden. Sie sind jetzt abhängig von Saatgutverkäufern, Chemikalien und einem volatilen internationalen Markt, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und sind nicht mehr ernährungssicher.

In Pestiziden gebadet: Die Erzählung der Täuschung

Forderungen nach Agrarökologie und das Hervorheben der Vorteile traditioneller, kleinbäuerlicher Landwirtschaft beruhen nicht auf einer romantischen Sehnsucht nach der Vergangenheit oder „der Bauernschaft“. Verfügbare Beweise  deuten darauf hin, dass die kleinbäuerliche Landwirtschaft mit Low-Input-Methoden insgesamt produktiver ist als große Industriebetriebe und rentabler und widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel sein kann. Aus gutem Grund fordern zahlreiche hochrangige Berichte Investitionen in diese Art der Landwirtschaft.

Trotz des Drucks, einschließlich der Tatsache, dass die industrielle Landwirtschaft weltweit  80 % der Subventionen und 90 % der Forschungsgelder erhält , spielt die kleinbäuerliche Landwirtschaft eine  wichtige Rolle  bei der Ernährung der Welt.

Das ist eine riesige Menge an Subventionen und Geldern, um ein System zu unterstützen, das nur durch diese Finanzspritzen rentabel wird und weil Agrar- und Lebensmittel-Oligopole  die massiven Gesundheits-, Sozial- und Umweltkosten  ihrer Betriebe externalisieren.

Aber politische Entscheidungsträger neigen dazu zu akzeptieren, dass gewinnorientierte transnationale Unternehmen einen legitimen Anspruch darauf haben, Eigentümer und Verwalter von Naturgütern (den „Commons“) zu sein. Diesen Konzernen, ihren Lobbyisten und ihren politischen Vertretern ist es gelungen, ihrer Vision der Landwirtschaft eine „ dicke Legitimität “ unter den politischen Entscheidungsträgern zu verleihen.

Das gemeinsame Eigentum und die gemeinsame Verwaltung dieser Vermögenswerte verkörpern die Vorstellung, dass Menschen für das Gemeinwohl zusammenarbeiten. Diese Ressourcen wurden jedoch von Nationalstaaten oder privaten Einrichtungen angeeignet. Zum Beispiel  eroberte Cargill  den Speiseölverarbeitungssektor in Indien und machte dabei viele tausend Dorfarbeiter arbeitslos; Monsanto verschwor sich  , um ein System geistiger Eigentumsrechte zu entwerfen, das es ihm erlaubte, Saatgut zu patentieren, als hätte es es hergestellt und erfunden; und Indiens indigene Völker wurden   aufgrund staatlicher Absprachen mit Bergbauunternehmen gewaltsam aus ihrem alten Land vertrieben.

Diejenigen, die wichtige gemeinsame Ressourcen erbeuten, versuchen, sie zu einer Ware zu machen – ob Bäume für Holz, Land für Immobilien oder landwirtschaftliches Saatgut – schaffen künstliche Knappheit und zwingen alle anderen, für den Zugang zu bezahlen. Der Prozess beinhaltet die Beseitigung der Selbstversorgung.

Von den Richtlinien der Weltbank zur „Ermöglichung der Landwirtschaft“ bis zum „Abkommen über Landwirtschaft“ der Welthandelsorganisation und handelsbezogenen Abkommen über geistiges Eigentum haben internationale Gremien die Interessen von Unternehmen verankert, die versuchen, Saatgut, Land, Wasser, Biodiversität und andere natürliche Ressourcen zu monopolisieren Vermögen, das uns allen gehört. Diese Konzerne, die Förderer der GVO-Landwirtschaft, bieten keine „Lösung“ für die Verarmung oder den Hunger der Bauern; GV-Saatgut ist kaum mehr als ein Werterfassungsmechanismus.

Um die Rhetorik der Pro-GMO-Lobby zu bewerten, dass GM benötigt wird, um „die Welt zu ernähren“, müssen wir zunächst die Dynamik eines globalisierten Ernährungssystems verstehen, das Hunger und Unterernährung vor dem Hintergrund einer (subventionierten) Überproduktion von Nahrungsmitteln schürt. Wir müssen die destruktive, räuberische Dynamik des Kapitalismus anerkennen und die Notwendigkeit für Agrar- und Lebensmittelgiganten, ihre Gewinne aufrechtzuerhalten, indem sie neue (ausländische) Märkte suchen und bestehende Produktionssysteme durch solche ersetzen, die ihrem Endgewinn dienen. Und wir müssen einen trügerischen „ hochmütigen Imperialismus “ innerhalb der pro-GVO-Wissenschaftslobby zurückweisen, die aggressiv auf eine GVO-„Lösung“ drängt.

Technokratische Einmischung hat bereits Agrarökosysteme zerstört oder untergraben, die auf Jahrhunderte altem traditionellem Wissen zurückgreifen und zunehmend als gültige Ansätze zur Sicherung der Ernährungssicherheit anerkannt werden, wie beispielsweise in dem Artikel  Food Security and Traditional Knowledge in India  im Journal of South Asian Studies skizziert.

Marika Vicziany und Jagjit Plahe, die Autoren dieses Artikels, stellen fest, dass indische Bauern seit Tausenden von Jahren  mit  verschiedenen Pflanzen- und Tierexemplaren experimentiert haben, die durch Migration, Handelsnetze, Austausch von Geschenken oder zufällige Verbreitung erworben wurden. Sie verweisen auf die lebenswichtige Bedeutung traditionellen Wissens für die Ernährungssicherheit in Indien und die Entwicklung dieses Wissens durch Lernen und Handeln, Versuch und Irrtum. Landwirte verfügen über eine scharfe Beobachtungsgabe, ein gutes Gedächtnis für Details und eine Weitergabe durch Lehren und Geschichtenerzählen.

Genau die Bauern, deren Saatgut und Wissen  von Konzernen angeeignet wurden  , um für proprietäre chemikalienabhängige Hybriden gezüchtet und nun gentechnisch verändert zu werden.

Große Konzerne haben mit ihrem Saatgut und ihren Inputs aus synthetischen Chemikalien traditionelle Systeme des Saatgutaustauschs ausgerottet. Sie haben effektiv Saatgut entführt, Keimplasma gestohlen, das Landwirte über Jahrtausende entwickelt haben, und das Saatgut an die Landwirte „vermietet“. Die genetische Vielfalt bei Nahrungspflanzen wurde drastisch reduziert. Die Ausrottung der Saatgutvielfalt ging weit über die bloße Priorisierung von Unternehmenssaatgut hinaus: Die Grüne Revolution  hat bewusst traditionelles Saatgut  von Landwirten, das tatsächlich ertragreicher und klimagerechter war, an den Rand gedrängt.

Unter dem Deckmantel des „Klimanotstands“ sehen wir jedoch jetzt einen Druck für den globalen Süden, die Vision von Gates für eine Eine-Welt-Landwirtschaft („Ag One“) anzunehmen, die von der globalen Agrarindustrie und den Technologiegiganten dominiert wird. Aber es sind die sogenannten entwickelten Nationen und die reichen Eliten, die die Umwelt geplündert und die natürliche Welt degradiert haben.

Die Pflicht liegt bei den reicheren Nationen und ihren mächtigen Agrar- und Lebensmittelkonzernen, ihr eigenes Haus in Ordnung zu bringen und die Zerstörung des Regenwaldes für Ranches und Monokulturen zu stoppen, den Abfluss von Pestiziden in die Ozeane zu stoppen und eine gewachsene Fleischindustrie einzuschränken unverhältnismäßig, so dass es als vorgefertigter Markt für die Überproduktion und den Überschuss an Tierfutterpflanzen wie Mais dient, um die Verbreitung einer von GVO-Glyphosat abhängigen Landwirtschaft zu stoppen und einem globalen Lebensmittelsystem ein Ende zu setzen, das auf langen Vorräten basiert Ketten, die in jeder Phase auf fossile Brennstoffe angewiesen sind.

Zu sagen, dass ein Modell einer (GVO-basierten) Landwirtschaft jetzt von allen Ländern akzeptiert werden muss, ist eine Fortsetzung einer kolonialistischen Denkweise, die bereits indigene Ernährungssysteme zerstört hat, die mit ihrem eigenen Saatgut und Praktiken arbeiteten, die im Einklang mit der natürlichen Ökologie standen .


Kapitel III

Agrarökologie

Lokalisierung und Ernährungssouveränität

Vertreter der Industrie und Wissenschaftler behaupten, dass der Einsatz von Pestiziden und GVO in der „modernen Landwirtschaft“ notwendig sind. Dies ist jedoch nicht der Fall: Es gibt jetzt  genügend Beweise  , die auf etwas anderes hindeuten. Es ist einfach nicht notwendig, dass unsere Körper mit giftigen Agrochemikalien kontaminiert werden, unabhängig davon, wie sehr die Industrie versucht, uns zu versichern, dass sie in „sicheren“ Mengen vorhanden sind.


Info: https://www.globalresearch.ca/food-dispossession-dependency-resisting-new-world-order/5770468

11.06.2022

Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung Neues globales Forschungs-E-Book Von Colin Todhunter     Auszug III von VI

Es gibt auch das von der Industrie geförderte Narrativ, dass, wenn Sie die Notwendigkeit synthetischer Pestizide oder GVO in der „modernen Landwirtschaft“ in Frage stellen, Sie irgendwie ignorant oder sogar „wissenschaftsfeindlich“ sind. Das stimmt wiederum nicht. Was bedeutet „moderne Landwirtschaft“ überhaupt? Es bedeutet ein System, das an die Anforderungen des globalen Agrarkapitals und seiner internationalen Märkte und Lieferketten angepasst ist.

Wie der Schriftsteller und Akademiker Benjamin R. Cohen  kürzlich feststellte :  

„Die Erfüllung der Anforderungen der modernen Landwirtschaft – Anbau von Produkten, die über weite Strecken transportiert werden können und mehr als ein paar Tage im Laden und zu Hause haltbar sind – kann zu Tomaten führen, die nach Pappe schmecken, oder Erdbeeren, die nicht so süß sind wie sie früher war. Das sind nicht die Bedürfnisse der modernen Landwirtschaft. Sie sind die Bedürfnisse globaler Märkte.“ 

Was wirklich in Frage gestellt wird, ist ein politisches Paradigma, das ein bestimmtes Modell der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung und eine bestimmte Art der Landwirtschaft bevorzugt: Urbanisierung, riesige Supermärkte, globale Märkte, lange Lieferketten, externe proprietäre Inputs (Saatgut, synthetische Pestizide und Düngemittel, Maschinen). usw.), von Chemikalien abhängige Monokulturen, stark verarbeitete Lebensmittel und Marktabhängigkeit (Unternehmensabhängigkeit) auf Kosten ländlicher Gemeinden, kleine unabhängige Unternehmen und Kleinbauernhöfe, lokale Märkte, kurze Lieferketten, landwirtschaftliche Ressourcen, vielfältiger agrarökologischer Anbau, nährstoffreich Ernährung und Ernährungssouveränität.  

Es ist klar, dass ein alternatives Lebensmittelsystem erforderlich ist. 

Der Bericht  Agriculture at a Crossroads  von 2009 des International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development, der von 400 Wissenschaftlern erstellt und von 60 Ländern unterstützt wurde, empfahl Agrarökologie, um die Produktivität der globalen Landwirtschaft zu erhalten und zu steigern. Es zitiert die größte Studie über „nachhaltige Landwirtschaft“ im globalen Süden, die 286 Projekte mit einer Fläche von 37 Millionen Hektar in 57 Ländern analysierte und feststellte, dass die Ernteerträge im Durchschnitt um 79 % stiegen (die Studie umfasste auch „ressourcenschonende“ nicht-biologische konventionelle Ansätze).

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Agrarökologie im Vergleich zur industriellen Landwirtschaft eine stark verbesserte Ernährungssicherheit und Ernährungs-, Geschlechter-, Umwelt- und Ertragsvorteile bietet.

Die Botschaft  , die in dem in der Zeitschrift One Earth erschienenen Artikel Reshaping the European Agro-food System and Closing its Nitrogen Cycle: The potential of Combination diäte change, agroecology, and Circularity  (2020) vermittelt wird, lautet, dass ein auf Bio basierendes, agri -Ernährungssystem könnte in Europa umgesetzt werden und würde ein ausgewogenes Zusammenleben von Landwirtschaft und Umwelt ermöglichen. Dies würde die Autonomie Europas stärken, die prognostizierte Bevölkerung im Jahr 2050 ernähren, es dem Kontinent ermöglichen, weiterhin Getreide in Länder zu exportieren, die es für den menschlichen Verzehr benötigen, und die Wasserverschmutzung und die toxischen Emissionen aus der Landwirtschaft erheblich reduzieren.

Das Papier von  Gilles Billen et al  folgt einer langen Reihe von Studien und Berichten, die zu dem Schluss gekommen sind, dass die ökologische Landwirtschaft für die Gewährleistung von Ernährungssicherheit, ländlicher Entwicklung, besserer Ernährung und Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung ist. 

In dem 2006 erschienenen Buch  The Global Development of Organic Agriculture: Challenges and Prospects argumentieren Neils Halberg und seine Kollegen, dass es immer noch mehr als 740 Millionen Menschen gibt, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind (mindestens 100 Millionen mehr heute), von denen die meisten im globalen Süden leben . Sie sagen, wenn eine Umstellung auf ökologischen Landbau von etwa 50% der landwirtschaftlichen Fläche im globalen Süden durchgeführt würde, würde dies zu einer erhöhten Selbstversorgung und geringeren Netto-Nahrungsmittelimporten in die Region führen.

2007 stellte die FAO fest, dass ökologische Modelle die Wirtschaftlichkeit erhöhen und zur Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Belastungen beitragen. Die FAO kam zu dem Schluss, dass Biobauern durch die Bewirtschaftung der Biodiversität in Zeit (Rotationen) und Raum (Mischkulturen) ihre Arbeits- und Umweltfaktoren nutzen können, um die Produktion auf nachhaltige Weise zu intensivieren, und dass die Biolandwirtschaft den Teufelskreis der Verschuldung der Landwirte für eigene landwirtschaftliche Betriebsmittel durchbrechen könnte.

Natürlich sind ökologische Landwirtschaft und Agrarökologie nicht zwangsläufig ein und dasselbe. Während die ökologische Landwirtschaft immer noch Teil des vorherrschenden globalisierten Ernährungssystems sein kann, das von riesigen Agrar- und Lebensmittelkonglomeraten dominiert wird, verwendet die Agrarökologie ökologische Praktiken, ist aber idealerweise in den Prinzipien der Lokalisierung, Ernährungssouveränität und Eigenständigkeit verwurzelt.

Die FAO erkennt an, dass die Agrarökologie zu einer verbesserten Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln, zur Wiederbelebung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und zu verbesserten Beschäftigungsmöglichkeiten beiträgt. Es wurde argumentiert, dass die ökologische Landwirtschaft auf globaler Pro-Kopf-Basis genug Lebensmittel für die derzeitige Weltbevölkerung produzieren könnte, jedoch mit geringeren Umweltauswirkungen als die konventionelle Landwirtschaft.

Im Jahr 2012 erklärte der stellvertretende Generalsekretär der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD)  , Petko Draganov  , dass die Ausweitung der Umstellung Afrikas auf den ökologischen Landbau positive Auswirkungen auf die Ernährungsbedürfnisse des Kontinents, die Umwelt, die Einkommen der Landwirte, die Märkte und die Beschäftigung haben wird. 

Eine   vom UN-Umweltprogramm (UNEP) und UNCTAD (2008) durchgeführte Metaanalyse bewertete 114 Fälle von ökologischem Landbau in Afrika. Die beiden UN-Organisationen kamen zu dem Schluss, dass die ökologische Landwirtschaft der Ernährungssicherheit in Afrika förderlicher sein kann als die meisten konventionellen Produktionssysteme und dass sie langfristig wahrscheinlicher nachhaltig ist.

Zahlreiche weitere Studien und Projekte belegen die Wirksamkeit des ökologischen Landbaus, unter anderem vom  Rodale Institute , der UN  Green Economy Initiative , dem  Women's Collective of Tamil Nadu ,  der Newcastle University  und  der Washington State University . Auch die Ergebnisse  des ökologischen Landbaus in Malawi müssen wir uns anschauen  .

Aber Kuba ist das einzige Land der Welt, das in kürzester Zeit die größten Veränderungen vorgenommen hat, indem es sich von der industriellen, chemikalienintensiven Landwirtschaft wegbewegt hat.

Der Professor für Agrarökologie  , Miguel Altieri  , stellt fest, dass Kuba aufgrund der Schwierigkeiten, die infolge des Zusammenbruchs der UdSSR aufgetreten sind, in den 1990er Jahren zu ökologischen und agrarökologischen Techniken übergegangen ist. Von 1996 bis 2005 stieg die Pro-Kopf-Lebensmittelproduktion in Kuba jährlich um 4,2 %, während die Produktion in der gesamten Region stagnierte. 

Bis 2016 hatte Kuba 383.000 städtische Farmen, die 50.000 Hektar ansonsten ungenutztes Land bedeckten und mehr als 1,5 Millionen Tonnen Gemüse produzierten. Die produktivsten städtischen Farmen liefern bis zu 20 kg Lebensmittel pro Quadratmeter, die höchste Rate der Welt, und verwenden keine synthetischen Chemikalien. Städtische Farmen  liefern 50 bis 70 % oder mehr  des gesamten frischen Gemüses, das in Havanna und Villa Clara konsumiert wird.

Altieri und sein Kollege Fernando R. Funes-Monzote haben  berechnet  , dass Kuba in der Lage wäre, genug zu produzieren, um seine Bevölkerung zu ernähren, Lebensmittel für die Tourismusindustrie zu liefern und sogar einige Lebensmittel zu exportieren, wenn alle Bauernhöfe und Genossenschaften diversifizierte agrarökologische Konzepte übernehmen würden helfen, Devisen zu generieren.

Ein Systemansatz

Agrarökologische Prinzipien stellen eine Abkehr vom reduktionistischen ertragsintensiven chemikalienintensiven Industrieparadigma dar, das unter anderem zu enormen Belastungen für die menschliche Gesundheit, den Boden und die Wasserressourcen führt.

Die Agrarökologie basiert auf traditionellem Wissen und moderner Agrarforschung und nutzt Elemente der zeitgenössischen Ökologie, Bodenbiologie und der biologischen Bekämpfung von Schädlingen. Dieses System kombiniert ein solides ökologisches Management durch die Verwendung von erneuerbaren Ressourcen auf dem Bauernhof und die Bevorzugung endogener Lösungen zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten ohne den Einsatz von Agrochemikalien und Saatgut von Unternehmen.

Der Akademiker  Raj Patel skizziert  einige der grundlegenden Praktiken der Agrarökologie, indem er sagt, dass stickstofffixierende Bohnen angebaut werden, anstatt anorganischen Dünger zu verwenden, Blumen verwendet werden, um nützliche Insekten zur Bekämpfung von Schädlingen anzulocken, und Unkraut durch intensiveres Pflanzen verdrängt wird. Das Ergebnis ist eine ausgeklügelte Polykultur: Viele Pflanzen werden gleichzeitig produziert, statt nur einer.

Dieses Modell ist jedoch eine direkte Herausforderung für die Interessen der globalen Agrarindustrie. Mit dem Schwerpunkt auf Lokalisierung und landwirtschaftlichen Betriebsmitteln erfordert die Agrarökologie keine Abhängigkeit von proprietären Chemikalien, raubkopiertem, patentiertem Saatgut und Wissen oder langwierigen globalen Lieferketten.

Die Agrarökologie steht in scharfem Kontrast zum vorherrschenden industriellen chemikalienintensiven Landwirtschaftsmodell. Dieses Modell basiert auf einer reduktionistischen Denkweise, die auf ein enges Ertrags-Output-Paradigma fixiert ist, das nicht in der Lage oder eher nicht willens ist, einen integrierten soziokulturellen, ökonomischen und agronomischen Systemansatz für Ernährung und Landwirtschaft zu begreifen.

Gefordert sind dezentrale, demokratische Ernährungssysteme nach agrarökologischen Grundsätzen und kurze Lieferketten. Ein Ansatz, der zu lokaler und regionaler Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln führt, anstatt von weit entfernten Konzernen und ihren teuren umweltschädlichen Inputs abhängig zu sein. Wenn die letzten zwei Jahre aufgrund der Schließung eines Großteils der Weltwirtschaft etwas gezeigt haben, dann die Tatsache, dass lange Lieferketten und globale Märkte anfällig für Erschütterungen sind. In der Tat sind Hunderte Millionen Menschen aufgrund der verschiedenen verhängten wirtschaftlichen Sperren mit Nahrungsmittelknappheit konfrontiert.

Im Jahr 2014 kam ein Bericht des damaligen UN-Sonderberichterstatters  Olivier De Schutter  zu dem Schluss, dass wir durch die Anwendung agrarökologischer Prinzipien auf demokratisch kontrollierte Agrarsysteme dazu beitragen können, Ernährungskrisen und Armutsprobleme zu beenden.

Aber westliche Unternehmen und Stiftungen springen auf den „Nachhaltigkeits“-Zug auf, indem sie die traditionelle Landwirtschaft und wirklich nachhaltige Agrar-Ernährungssysteme untergraben und ihre Unternehmensübernahme von Lebensmitteln als eine Art „grüne“ Umweltmission verpacken.

Die Gates Foundation drängt mit ihrer Initiative „Ag One“ auf eine Art der Landwirtschaft für die ganze Welt. Ein Top-Down-Ansatz, unabhängig davon, was Landwirte oder die Öffentlichkeit brauchen oder wollen. Ein System, das auf Unternehmenskonsolidierung und -zentralisierung basiert.

Aber ist dies angesichts der Macht und des Einflusses derer, die auf ein solches Modell drängen, nur unvermeidlich? Nicht laut dem International Panel of Experts on Sustainable Food Systems, das in Zusammenarbeit mit der ETC Group einen Bericht veröffentlicht hat: „ A Long Food Movement: Transforming Food Systems by 2045 “.

Sie fordert die Zivilgesellschaft und soziale Bewegungen – Basisorganisationen, internationale Nichtregierungsorganisationen, Bauern- und Fischergruppen, Genossenschaften und Gewerkschaften – auf, enger zusammenzuarbeiten, um Finanzströme, Regierungsstrukturen und Ernährungssysteme von Grund auf zu verändern.

Der Hauptautor des Berichts,  Pat Mooney, sagt,  dass die Agrarindustrie eine sehr einfache Botschaft hat: Die kaskadierende Umweltkrise kann durch leistungsstarke neue Genom- und Informationstechnologien gelöst werden, die nur entwickelt werden können, wenn die Regierungen unternehmerisches Genie, tiefe Taschen und Risikobereitschaft entfesseln der mächtigsten Konzerne.

Mooney stellt fest, dass wir seit Jahrzehnten ähnliche Botschaften auf der Grundlage aufkommender Technologien haben, aber die Technologien sind entweder nicht aufgetaucht oder brachen zusammen und das einzige, was wuchs, waren die Unternehmen.

Obwohl Mooney argumentiert, dass neue, wirklich erfolgreiche Alternativen wie die Agrarökologie häufig von den Industrien unterdrückt werden, die sie gefährden, stellt er fest, dass die Zivilgesellschaft eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte im Kampf zurückgelegt hat, nicht zuletzt bei der Entwicklung gesunder und gerechter agrarökologischer Produktionssysteme, die kurze (gemeinschaftsbasierte ) Lieferketten und Umstrukturierung und Demokratisierung von Governance-Systemen.

Und er hat Recht. Vor einigen Jahren veröffentlichte das Oakland Institute  einen Bericht  über 33 Fallstudien, die den Erfolg der agrarökologischen Landwirtschaft in ganz Afrika angesichts von Klimawandel, Hunger und Armut hervorhoben. Die Studien liefern Fakten und Zahlen darüber, wie die landwirtschaftliche Transformation immense wirtschaftliche, soziale und ernährungssichernde Vorteile bringen und gleichzeitig Klimagerechtigkeit gewährleisten und Böden und Umwelt wiederherstellen kann.

Die Forschung hebt die vielfältigen Vorteile der Agrarökologie hervor, darunter erschwingliche und nachhaltige Möglichkeiten zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge bei gleichzeitiger Erhöhung der Einkommen der Landwirte, der Ernährungssicherheit und der Widerstandsfähigkeit der Pflanzen.

Der Bericht beschrieb, wie die Agrarökologie eine Vielzahl von Techniken und Praktiken nutzt, darunter Pflanzendiversifizierung, Mischkulturen, das Aufbringen von Mulch, Mist oder Kompost für die Bodenfruchtbarkeit, das natürliche Management von Schädlingen und Krankheiten, Agroforstwirtschaft und den Bau von Wassermanagementstrukturen.

Es gibt viele andere Beispiele erfolgreicher Agrarökologie und von Landwirten, die das Denken und die Praktiken der Grünen Revolution aufgegeben haben, um sie anzunehmen.

Upscaling

In einem Interview auf der Farming Matters-Website beleuchtet Million Belay, dass agroökologische Landwirtschaft das beste Modell für Afrika ist. Belay erklärt, dass eine der größten agrarökologischen Initiativen 1995 in Tigray im Norden Äthiopiens begann und bis heute andauert.

Es begann mit vier Dörfern und wurde nach guten Ergebnissen auf 83 Dörfer und schließlich auf die gesamte Region Tigray ausgeweitet. Es wurde dem Landwirtschaftsministerium empfohlen, es auf nationaler Ebene auszuweiten. Das Projekt wurde inzwischen auf sechs Regionen Äthiopiens ausgeweitet.

Die Tatsache, dass es von der äthiopischen Universität in Mekele mit Forschung unterstützt wurde, hat sich als entscheidend erwiesen, um Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass diese Praktiken funktionieren und sowohl für die Bauern als auch für das Land besser sind.

Bellay beschreibt eine agrarökologische Praxis, die sich in Ostafrika weit verbreitet hat – „Push-Pull“. Diese Methode bekämpft Schädlinge durch selektiven Mischanbau mit wichtigen Futterarten und Wildgrasverwandten, bei denen Schädlinge gleichzeitig von einer oder mehreren Pflanzen aus dem System abgewehrt – oder gedrängt – und von „Lockvogel“-Pflanzen angezogen oder angezogen werden, wodurch sie geschützt werden die Ernte vor Befall.

Push-Pull hat sich als sehr effektiv erwiesen, um Schädlingspopulationen auf Feldern biologisch zu kontrollieren, den Bedarf an Pestiziden erheblich zu reduzieren, die Produktion, insbesondere bei Mais, zu steigern, das Einkommen der Landwirte zu steigern, das Futter für Tiere zu erhöhen und dadurch die Milchproduktion zu steigern. und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit.

Bis 2015 war die Zahl der Landwirte, die diese Praxis anwenden, auf 95.000 gestiegen. Einer der Grundpfeiler des Erfolgs ist die Einbeziehung modernster Wissenschaft durch die Zusammenarbeit des International Centre of Insect Physiology and Ecology und der Rothamsted Research Station (UK), die seit mehr als 15 Jahren in Ostafrika auf effektiver ökologischer Basis arbeiten Schädlingsbekämpfungslösung für Stammbohrer und Striegen.

Es zeigt, was mit der Unterstützung wichtiger Institutionen, darunter Ministerien und Forschungseinrichtungen, erreicht werden kann.

In Brasilien beispielsweise haben die Verwaltungen die bäuerliche Landwirtschaft und Agrarökologie unterstützt, indem sie Lieferketten mit öffentlichen Schulen und Krankenhäusern aufgebaut haben (Food Acquisition Programme). Das sicherte gute Preise und brachte die Bauern zusammen. Es kam durch soziale Bewegungen zustande, die Druck auf die Regierung ausübten.

Die Bundesregierung brachte auch einheimisches Saatgut und verteilte es an Bauern im ganzen Land, was wichtig war, um den Vormarsch der Konzerne zu bekämpfen, da viele Bauern den Zugang zu einheimischem Saatgut verloren hatten.

Aber Agrarökologie sollte nicht nur etwas für den globalen Süden sein. Eric Holtz-Gimenez, Executive Director von Food First, argumentiert, dass es konkrete, praktische Lösungen für viele der Probleme der Welt bietet, die über die Landwirtschaft hinausgehen (aber mit ihr verbunden sind). Auf diese Weise fordert sie die vorherrschende doktrinäre neoliberale Ökonomie heraus – und bietet Alternativen dazu an.

Die Ausweitung der Agrarökologie kann Hunger, Unterernährung, Umweltzerstörung und Klimawandel bekämpfen. Durch die Schaffung sicher bezahlter arbeitsintensiver landwirtschaftlicher Arbeit in den reicheren Ländern kann es auch die miteinander verbundenen Zusammenhänge zwischen Arbeitsverlagerung und der Vertreibung der Landbevölkerung an andere Orte angehen, die in Sweatshops landen, um die ausgelagerten Jobs zu erledigen: der zweigleisige Prozess der neoliberale Globalisierung,  die  die Volkswirtschaften der USA und Großbritanniens  untergraben hat und diebestehende einheimische Nahrungsmittelproduktionssysteme verdrängt und die ländliche Infrastruktur an Orten wie Indien untergräbt  , um eine Reservearmee billiger Arbeitskräfte zu produzieren.

Verschiedene offizielle Berichte haben argumentiert, dass wir kleine Farmen und vielfältige, nachhaltige agrarökologische Anbaumethoden unterstützen und die lokale Ernährungswirtschaft stärken müssen, um die Hungernden zu ernähren und die Ernährungssicherheit in einkommensschwachen Regionen zu gewährleisten.

Olivier De Schutter sagt:

„Um im Jahr 2050 neun Milliarden Menschen zu ernähren, müssen wir dringend die effizientesten verfügbaren Anbautechniken anwenden. Die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass agrarökologische Methoden den Einsatz chemischer Düngemittel bei der Steigerung der Nahrungsmittelproduktion dort übertreffen, wo die Hungrigen leben, insbesondere in ungünstigen Umgebungen.“

De Schutter weist darauf hin, dass Kleinbauern in kritischen Regionen mit ökologischen Methoden die Nahrungsmittelproduktion innerhalb von 10 Jahren verdoppeln können. Basierend auf einer umfassenden Sichtung der wissenschaftlichen Literatur  fordert die Studie , an der  er beteiligt war, einen grundlegenden Wandel hin zur Agrarökologie, um die Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln und die Situation der Ärmsten zu verbessern. Der Bericht fordert die Staaten auf, einen grundlegenden Wandel hin zur Agrarökologie zu vollziehen.

Die Erfolgsgeschichten der Agrarökologie zeigen, was erreicht werden kann, wenn die Entwicklung fest in die Hände der Landwirte selbst gelegt wird. Die Ausweitung agrarökologischer Praktiken kann eine schnelle, faire und integrative Entwicklung bewirken, die für zukünftige Generationen tragbar ist. Dieses Modell beinhaltet Politiken und Aktivitäten, die von unten nach oben kommen und in die der Staat dann investieren und sie erleichtern kann.

Ein dezentralisiertes System der Lebensmittelproduktion mit Zugang zu lokalen Märkten, unterstützt durch geeignete Straßen, Lagerung und andere Infrastrukturen, muss Vorrang vor ausbeuterischen internationalen Märkten haben, die dominiert und dazu bestimmt sind, die Bedürfnisse des globalen Kapitals zu befriedigen.

Länder und Regionen müssen sich endlich von einem eng definierten Begriff der Ernährungssicherheit verabschieden und das Konzept der Ernährungssouveränität annehmen. „Ernährungssicherheit“, wie sie von der Gates-Stiftung und Agrarkonzernen definiert wird, wurde lediglich verwendet, um die Einführung einer groß angelegten, industrialisierten korporativen Landwirtschaft zu rechtfertigen, die auf spezialisierter Produktion, Landkonzentration und Handelsliberalisierung basiert. Dies hat zu einer weit verbreiteten Enteignung von Kleinproduzenten und einer globalen Umweltzerstörung geführt.

Überall auf der Welt haben wir eine Veränderung der landwirtschaftlichen Praktiken hin zu mechanisiertem, chemikalienintensivem Monokulturen im industriellen Maßstab und der Untergrabung oder Auslöschung ländlicher Ökonomien, Traditionen und Kulturen erlebt. Wir sehen die „strukturelle Anpassung“ der regionalen Landwirtschaft, steigende Inputkosten für Landwirte, die von proprietärem Saatgut und Technologien abhängig geworden sind, und die Zerstörung der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln.

Ernährungssouveränität umfasst das Recht auf gesunde und kulturell angemessene Ernährung und das Recht der Menschen, ihr Ernährungs- und Landwirtschaftssystem selbst zu bestimmen. „Kulturell angemessen“ ist eine Anspielung auf die Lebensmittel, die die Menschen traditionell produziert und gegessen haben, sowie auf die damit verbundenen sozial eingebetteten Praktiken, die die Gemeinschaft und das Gemeinschaftsgefühl untermauern.

Aber es geht darüber hinaus. Unsere Verbindung mit „dem Lokalen“ ist auch sehr physiologisch.

Menschen haben eine tiefe mikrobiologische Verbindung zu lokalen Böden, Verarbeitungs- und Fermentationsprozessen, die das Darmmikrobiom beeinflussen – die bis zu zwei Kilogramm Bakterien, Viren und Mikroben, die dem menschlichen Boden ähneln. Und wie beim eigentlichen Boden kann das Mikrobiom abgebaut werden, je nachdem, was wir zu uns nehmen (oder nicht zu uns nehmen). Viele Nervenenden von wichtigen Organen befinden sich im Darm und das Mikrobiom ernährt sie effektiv. Es wird laufend erforscht, wie das Mikrobiom durch das moderne globalisierte Lebensmittelproduktions-/-verarbeitungssystem und den chemischen Bombardement, dem es ausgesetzt ist, gestört wird.

Der Kapitalismus kolonisiert (und degradiert) alle Aspekte des Lebens, kolonisiert aber die Essenz unseres Wesens – sogar auf physiologischer Ebene. Mächtige Unternehmen greifen mit ihren Agrochemikalien und Lebensmittelzusatzstoffen diesen „Boden“ und damit den menschlichen Körper an. Sobald wir aufhörten, lokal angebaute, traditionell verarbeitete Lebensmittel zu essen, die auf gesunden Böden angebaut wurden, und anfingen, Lebensmittel zu essen, die chemikalienbelasteten Anbau- und Verarbeitungsaktivitäten ausgesetzt waren, begannen wir uns zu verändern.

Mit den kulturellen Traditionen rund um die Lebensmittelproduktion und die Jahreszeiten haben wir auch unsere tief verwurzelte mikrobiologische Verbundenheit mit unserer Heimat verloren. Es wurde durch Unternehmenschemikalien und Saatgut und globale Nahrungsketten ersetzt, die von Monsanto (jetzt Bayer), Nestle und Cargill dominiert wurden.

Neurotransmitter im Darm beeinflussen nicht nur die Funktion wichtiger Organe, sondern auch unsere Stimmung und unser Denken. Veränderungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms wurden mit einer Vielzahl von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Autismus, chronische Schmerzen, Depressionen und Parkinson.

Der Wissenschaftsautor und Neurobiologe Mo Costandi hat über Darmbakterien und ihr Gleichgewicht und ihre Bedeutung für die Gehirnentwicklung gesprochen. Darmmikroben steuern die Reifung und Funktion von Mikroglia, den Immunzellen, die unerwünschte Synapsen im Gehirn eliminieren; altersbedingte Veränderungen der Zusammensetzung der Darmmikroben könnten die Myelinisierung und das synaptische Pruning in der Adoleszenz regulieren und könnten daher zur kognitiven Entwicklung beitragen. Wenn Sie diese Veränderungen stören, wird dies ernsthafte Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche haben.

Darüber hinaus stellt die Umweltschützerin Rosemary Mason fest, dass zunehmende Fettleibigkeit mit einem geringen Bakterienreichtum im Darm verbunden ist. Tatsächlich wurde festgestellt, dass Stämme, die nicht dem modernen Ernährungssystem ausgesetzt sind, reichere Mikrobiome haben. Mason gibt den Agrochemikalien die Schuld, nicht zuletzt der Verwendung des weltweit am häufigsten verwendeten Herbizids Glyphosat, einem starken Chelatbildner für essentielle Mineralien wie Kobalt, Zink, Mangan, Kalzium, Molybdän und Sulfat. Mason argumentiert, dass es auch nützliche Darmbakterien abtötet und giftige Bakterien zulässt.

Wenn die politischen Entscheidungsträger der Agrarökologie in dem Maße Priorität einräumen würden, in dem die Praktiken und Technologien der Grünen Revolution vorangetrieben wurden, könnten viele der Probleme im Zusammenhang mit Armut, Arbeitslosigkeit und Stadtmigration gelöst werden.

Die Deklaration des Internationalen Forums für Agrarökologie von 2015 plädiert für den Aufbau lokaler Ernährungssysteme an der Basis, die auf der Grundlage einer wirklich agrarökologischen Lebensmittelproduktion neue Verbindungen zwischen Land und Stadt schaffen. Es besagt, dass die Agrarökologie nicht zu einem Werkzeug des industriellen Nahrungsmittelproduktionsmodells vereinnahmt werden sollte; es sollte die wesentliche Alternative dazu sein.

In der Erklärung heißt es, dass Agrarökologie politisch ist und von lokalen Produzenten und Gemeinschaften verlangt, Machtstrukturen in der Gesellschaft herauszufordern und zu verändern, nicht zuletzt, indem sie die Kontrolle über Saatgut, Biodiversität, Land und Territorien, Gewässer, Wissen, Kultur und Gemeingüter in die Hände legen die die Welt ernähren.

Die größte Herausforderung für die Hochskalierung der Agrarökologie liegt jedoch im Vorstoß der Großunternehmen zur kommerziellen Landwirtschaft und in Versuchen, die Agrarökologie an den Rand zu drängen. Unglücklicherweise haben sich globale Agribusiness-Konzerne den Status einer „dicken Legitimität“ gesichert, die auf einem komplizierten Netz von Prozessen basiert, die in den Bereichen Wissenschaft, Politik und Politik erfolgreich gesponnen wurden. Diese wahrgenommene Legitimität ergibt sich aus der Lobbyarbeit, der finanziellen Schlagkraft und der politischen Macht von Agrarkonzernen, die sich vorgenommen haben, Regierungsabteilungen, öffentliche Institutionen, das landwirtschaftliche Forschungsparadigma, den internationalen Handel und die kulturelle Erzählung über Ernährung und Landwirtschaft zu erobern oder zu formen.


Kapitel IV

Verzerrende Entwicklung

Unternehmenseroberung und imperialistische Absicht

Viele Regierungen arbeiten Hand in Hand mit der Agritech-/Agribusiness-Industrie, um ihre Technologie über die Köpfe der Öffentlichkeit hinweg zu fördern. Wissenschaftliche Gremien und Regulierungsbehörden, die angeblich dem öffentlichen Interesse dienen, wurden durch die Anwesenheit von Schlüsselfiguren mit Verbindungen zur Industrie untergraben, während die mächtige Industrielobby über Bürokraten und Politiker herrscht.

Im Jahr 2014 veröffentlichte das Corporate Europe Observatory einen kritischen Bericht über die Europäische Kommission in den vergangenen fünf Jahren. Der Bericht kam zu dem Schluss, dass die Kommission ein williger Diener einer Unternehmensagenda gewesen war. Sie hatte sich in Bezug auf GVO und Pestizide auf die Seite der Agrarindustrie gestellt. Weit davon entfernt, Europa auf ein nachhaltigeres Ernährungs- und Landwirtschaftssystem umzustellen, war das Gegenteil eingetreten, da die Agrarindustrie und ihre Lobbyisten weiterhin die Brüsseler Szene dominierten.

Verbraucher in Europa lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab, aber die Kommission hatte verschiedene Versuche unternommen, um den Forderungen des Biotech-Sektors nachzukommen, GVO in Europa zuzulassen, unterstützt von Lebensmittelgiganten wie Unilever und der Lobbygruppe FoodDrinkEurope.

Der Bericht kam zu dem Schluss, dass die Kommission in allen untersuchten Bereichen eifrig eine Unternehmensagenda verfolgt und auf eine Politik gedrängt hatte, die mit den Interessen des Großkapitals in Einklang steht. Sie hatte dies in der offensichtlichen Überzeugung getan, dass solche Interessen gleichbedeutend mit den Interessen der Gesellschaft als Ganzes sind.

Seitdem hat sich wenig geändert. Im Dezember 2021 stellte  Friends of the Earth Europe (FOEE)  fest, dass große Agribusiness- und Biotech-Konzerne derzeit darauf drängen, dass die Europäische Kommission alle Kennzeichnungen und Sicherheitsprüfungen für neue genomische Techniken abschafft. Seit Beginn ihrer Lobbyarbeit (im Jahr 2018) haben diese Unternehmen mindestens 36 Millionen Euro für Lobbyarbeit in der Europäischen Union ausgegeben und 182 Treffen mit EU-Kommissaren, ihren Kabinetten und Generaldirektoren abgehalten: mehr als ein Treffen pro Woche.

Laut FOEE scheint die Europäische Kommission mehr als bereit, die Forderungen der Lobby in ein neues Gesetz umzusetzen, das abgeschwächte Sicherheitskontrollen und die Umgehung der GVO-Kennzeichnung beinhalten würde.

Aber der Einfluss von Unternehmen auf wichtige nationale und internationale Gremien ist nichts Neues.

Im Oktober 2020 sagte CropLife International, dass seine neue strategische Partnerschaft mit der FAO zu nachhaltigen Ernährungssystemen beitragen werde. Es sei eine Premiere für die Industrie und die FAO und zeige die Entschlossenheit des Pflanzenwissenschaftssektors, konstruktiv in einer Partnerschaft mit gemeinsamen Zielen zusammenzuarbeiten.

Als einflussreicher Handels- und Lobbyverband zählt CropLife International die weltweit größten Unternehmen für landwirtschaftliche Biotechnologie und Pestizide zu seinen Mitgliedern: Bayer, BASF, Syngenta, FMC, Corteva und Sumitoma Chemical. Unter dem Deckmantel der Förderung pflanzenwissenschaftlicher Technologie vertritt der Verband in erster Linie die Interessen (unterm Strich) seiner Mitgliedsunternehmen.

Eine gemeinsame Untersuchung von Unearthed (Greenpeace) und Public Eye (einer Menschenrechts-NGO) aus dem Jahr 2020  ergab, dass BASF, Corteva, Bayer, FMC und Syngenta Milliarden von Dollar einbringen, indem sie giftige Chemikalien verkaufen  , die von Aufsichtsbehörden als ernsthafte Gesundheitsgefahren eingestuft wurden.

Es wurde auch festgestellt, dass mehr als eine Milliarde Dollar ihres Umsatzes aus Chemikalien stammten – von denen einige jetzt auf den europäischen Märkten verboten sind – die für Bienen hochgiftig sind. Über zwei Drittel dieser Verkäufe wurden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen wie Brasilien und Indien getätigt.

Die  Politische Erklärung der Volksautonomen Reaktion  auf den UN Food Systems Summit im Jahr 2021 stellte fest, dass globale Unternehmen zunehmend multilaterale Räume infiltrieren, um das Narrativ der Nachhaltigkeit zu kooptieren, um die weitere Industrialisierung, die Entnahme von Reichtum und Arbeitskräften aus ländlichen Gemeinden und die Konzentration zu sichern der Konzernmacht.

Vor diesem Hintergrund besteht eine große Sorge darin, dass CropLife International nun versuchen wird, das Engagement der FAO für die Agrarökologie zu entgleisen und auf eine weitere Kolonialisierung der Lebensmittelsysteme durch Konzerne zu drängen. Und es scheint jetzt innerhalb der FAO einen ideologischen Angriff auf alternative Entwicklungs- und Agrarlebensmittelmodelle zu geben, der die Interessen der Mitglieder von CropLife International bedroht.

In dem Bericht „ Wer ernährt uns? The Industrial Food Chain vs the Peasant Food Web  (ETC Group, 2017) wurde gezeigt, dass ein vielfältiges Netzwerk von Kleinproduzenten (das bäuerliche Nahrungsnetz) tatsächlich 70 % der Welt ernährt, einschließlich der hungrigsten und ausgegrenztesten.

Der Vorzeigebericht weist darauf hin, dass nur 24 % der Lebensmittel, die von der industriellen Lebensmittelkette produziert werden, tatsächlich die Menschen erreichen. Außerdem hat sich gezeigt, dass industrielle Lebensmittel uns mehr kosten: Für jeden Dollar, der für industrielle Lebensmittel ausgegeben wird, kostet es weitere zwei Dollar, um das Chaos zu beseitigen.

Zwei prominente Zeitungen haben jedoch seitdem behauptet, dass kleine Farmen nur 35 % der Weltbevölkerung ernähren.

Eines der Papiere lautet: „Wie viel von den Nahrungsmitteln unserer Welt produzieren Kleinbauern?“. (Ricciardi et al., 2018). Der andere ist ein FAO-Bericht: „Welche Farmen ernähren die Welt und ist das Ackerland stärker konzentriert? (Lowder et al., 2021).

Acht Schlüsselorganisationen haben gerade an die FAO geschrieben und das Lowder-Papier scharf kritisiert  ,  das eine Reihe etablierter Positionen der Organisation widerlegt. Der Brief ist unterzeichnet vom Oakland Institute, Landworkers Alliance, ETC Group, A Growing Culture, Alliance for Food Sovereignty in Africa, GRAIN, Groundswell International und dem Institute for Agriculture and Trade Policy.

Der  offene Brief  fordert die FAO auf, erneut zu bekräftigen, dass Bauern (darunter Kleinbauern, handwerkliche Fischer, Hirten, Jäger und Sammler sowie städtische Erzeuger) mit weniger Ressourcen mehr Nahrung liefern und die Hauptnahrungsquelle für mindestens 70 % der Weltbevölkerung sind .

Die ETC Group hat außerdem den 16-seitigen Bericht „ Small-scale Farmers and Peasants Still Feed the World “ als Antwort auf die beiden Papiere veröffentlicht, der aufzeigt, wie sich die Autoren methodologischer und konzeptioneller Gymnastik hingegeben und bestimmte wichtige Auslassungen vorgenommen haben, um auf die Zahl von 35 % zu kommen – nicht zuletzt durch die Änderung der Definition des „Familienlandwirts“ und die Definition eines „kleinen landwirtschaftlichen Betriebs“ als weniger als 2 ha. Dies widerspricht der eigenen Entscheidung der FAO aus dem Jahr 2018, einen universellen Landflächenschwellenwert zur Beschreibung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe zugunsten sensiblerer länderspezifischer Definitionen abzulehnen.

Die Abhandlung von Lowder et al. widerspricht auch jüngsten FAO- und anderen Berichten, wonach landwirtschaftliche Betriebe pro Hektar mehr und nahrhaftere Lebensmittel produzieren als große Betriebe. Sie behauptet, dass sich politische Entscheidungsträger zu Unrecht auf die bäuerliche Produktion konzentrieren und größeren Produktionseinheiten größere Aufmerksamkeit schenken sollten.

Die Unterzeichner des offenen Briefes an die FAO widersprechen entschieden der Annahme der Lowder-Studie, dass die Lebensmittelproduktion ein Proxy für den Lebensmittelkonsum ist und dass der kommerzielle Wert von Lebensmitteln auf dem Markt mit dem Nährwert der konsumierten Lebensmittel gleichgesetzt werden kann.

Das Papier speist sich in eine Agribusiness-Erzählung, die versucht, die Effektivität der bäuerlichen Produktion zu untergraben, um ihre proprietären Technologien und ihr Agrarlebensmittelmodell zu fördern.

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft wird von diesen Konglomeraten als Hemmnis angesehen. Ihre Vision ist auf ein enges Ertrags-Output-Paradigma fixiert, das auf der Massenproduktion von Rohstoffen basiert und nicht bereit ist, einen integrierten Systemansatz zu verstehen, der Dinge wie Ernährungssouveränität und eine vielfältige Ernährungsproduktion pro Hektar berücksichtigt.

Dieser Systemansatz dient dazu, die ländliche und regionale Entwicklung auf der Grundlage blühender, sich selbst erhaltender lokaler Gemeinschaften zu fördern, anstatt sie auszurotten und die verbleibenden den Bedürfnissen globaler Lieferketten und globaler Märkte unterzuordnen.

Das FAO-Papier kommt zu dem Schluss, dass kleine landwirtschaftliche Betriebe weltweit nur 35 % der Nahrungsmittel der Welt produzieren und dabei 12 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche beanspruchen. Aber die ETC Group sagt, dass durch die Arbeit mit den normalen oder vergleichbaren Datenbanken der FAO offensichtlich ist, dass Bauern mindestens 70 % der Weltbevölkerung mit weniger als einem Drittel des landwirtschaftlichen Landes und der Ressourcen ernähren.

Aber selbst wenn 35 % der Nahrungsmittel auf 12 % der Fläche produziert werden, legt das nicht nahe, dass wir eher in kleine, familiäre und bäuerliche Landwirtschaft investieren sollten als in groß angelegte chemikalienintensive Landwirtschaft?

Auch wenn nicht alle kleinen Betriebe Agrarökologie oder chemikalienfreie Landwirtschaft praktizieren, sind sie eher integraler Bestandteil lokaler Märkte und Netzwerke und dienen eher dem Nahrungsmittelbedarf der Gemeinschaften als den Interessen von Unternehmen, institutionellen Investoren und Aktionären auf der anderen Welt .

Wenn es zur Unternehmensübernahme einer Institution kommt, ist das erste Opfer allzu oft die Wahrheit.

Unternehmensimperialismus

Die Kooptation der FAO ist nur Teil eines breiteren Trends. Von der Ermöglichung der Landwirtschaft durch die Weltbank bis zur Rolle der  Gates Foundation  bei der Öffnung der afrikanischen Landwirtschaft für globale Lebensmittel- und Agrarindustrie-Oligopole gewinnen Unternehmensnarrationen an Bedeutung und demokratische Verfahren werden umgangen, um Saatgutmonopole und proprietäre Inputs durchzusetzen, um dem Endergebnis zu dienen eine globale Lebensmittelkette, die von mächtigen Konzernen dominiert wird.

Die Weltbank treibt ein von Unternehmen geführtes Industriemodell der Landwirtschaft voran, und den Unternehmen wird freie Hand gelassen, Richtlinien zu schreiben. Monsanto spielte eine Schlüsselrolle bei der Ausarbeitung des WTO-Übereinkommens über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums zur Schaffung von Saatgutmonopolen, und die globale Lebensmittelindustrie spielte eine führende Rolle bei der Gestaltung des WTO-Übereinkommens über die Anwendung gesundheitspolizeilicher und pflanzenschutzrechtlicher Maßnahmen. Vom Codex bis zur Knowledge Initiative on Agriculture, die auf die Umstrukturierung der indischen Gesellschaft abzielt, hat sich die mächtige Agribusiness-Lobby privilegierten Zugang zu politischen Entscheidungsträgern gesichert, um sicherzustellen, dass sich ihr Landwirtschaftsmodell durchsetzt.

Der ultimative Staatsstreich der transnationalen Agrarkonzerne besteht darin, dass Regierungsbeamte, Wissenschaftler und Journalisten davon ausgehen, dass profitorientierte Fortune-500-Unternehmen einen legitimen Anspruch darauf haben, Hüter von Naturgütern zu sein. Diese Unternehmen haben so viele davon überzeugt, dass sie die ultimative Legitimität haben, das zu besitzen und zu kontrollieren, was im Wesentlichen das Gemeinwesen der Menschheit ist.

Es gibt die Prämisse, dass Wasser, Nahrung, Boden, Land und Landwirtschaft an mächtige transnationale Konzerne übergeben werden sollten, um gewinnbringend zu melken, unter dem Vorwand, dass diese Einheiten irgendwie den Bedürfnissen der Menschheit dienen.

Unternehmen, die die industrielle Landwirtschaft fördern, haben sich sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene tief in die politische Entscheidungsmaschinerie eingebettet. Aber wie lange kann die „Legitimität“ eines Systems bestehen bleiben, wenn es nur schlechte Lebensmittel produziert, weltweit Nahrungsmittelknappheitsregionen schafft, Gesundheit zerstört, kleine Farmen verarmt, zu weniger vielfältiger Ernährung und weniger nahrhaften Lebensmitteln führt, weniger produktiv ist als kleine Farmen, Wasserknappheit schafft, Boden zerstört und Brennstoffe/Profite aus Abhängigkeit und Verschuldung?

Mächtige Agrarkonzerne können nur operieren, wenn sie Regierungen und Regulierungsbehörden erobert haben und in der Lage sind, die WTO und bilaterale Handelsabkommen zu nutzen, um globalen Einfluss auszuüben und vom US-Militarismus oder von Destabilisierungen zu profitieren.

Nehmen wir zum Beispiel die Ukraine. Im Jahr 2014 bewirtschafteten Kleinbauern 16 % der landwirtschaftlichen Flächen in diesem Land, lieferten aber 55 % der landwirtschaftlichen Produktion, darunter: 97 % Kartoffeln, 97 % Honig, 88 % Gemüse, 83 % Obst und Beeren und 80 % Milch . Es ist klar, dass  die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe der Ukraine beeindruckende Ergebnisse lieferten.

Nach dem Sturz der ukrainischen Regierung Anfang 2014 war der Weg für ausländische Investoren und die westliche Agrarindustrie geebnet, um den Agrar- und Lebensmittelsektor fest im Griff zu haben. Zu den Reformen, die 2014 durch das von der EU unterstützte Darlehen an die Ukraine in Auftrag gegeben wurden, gehörte die landwirtschaftliche Deregulierung, die ausländischen Agrarunternehmen zugute kommen sollte. Änderungen in der Rohstoff- und Landpolitik wurden entwickelt, um die Übernahme riesiger Landstriche durch ausländische Unternehmen zu erleichtern.

Frederic Mousseau, politischer Direktor am Oakland Institute, erklärte damals, dass die Weltbank und der IWF darauf bedacht seien, ausländische Märkte für westliche Unternehmen zu öffnen, und dass es  um die Kontrolle des riesigen Agrarsektors der Ukraine , des drittgrößten Exporteurs der Welt, gehe Mais und der fünftgrößte Exporteur von Weizen, stellen einen übersehenen kritischen Faktor dar. Er fügte hinzu, dass ausländische Unternehmen in den letzten Jahren mehr als 1,6 Millionen Hektar ukrainisches Land erworben hätten.

Die westliche Agrarindustrie hatte lange vor dem Putsch um den Agrarsektor der Ukraine gekämpft. Dieses Land umfasst ein Drittel aller Ackerflächen in Europa. Ein Artikel von  Oriental Review  aus dem Jahr 2015 stellte fest, dass die Ukrainisch-Amerikaner an der Spitze des US-Ukraine Business Council seit Mitte der 90er Jahre maßgeblich dazu beigetragen hatten, die ausländische Kontrolle über die ukrainische Landwirtschaft zu fördern.

Im November 2013 entwarf der ukrainische Agrarverband eine Gesetzesänderung, die den globalen Agrarunternehmen zugute kommen würde, indem sie die weit verbreitete Verwendung von GV-Saatgut erlaubt. Als GV-Pflanzen 2013 legal auf dem ukrainischen Markt eingeführt wurden, wurden sie nach verschiedenen Schätzungen auf bis zu 70 % aller Sojabohnenfelder, 10-20 % der Maisfelder und über 10 % aller Sonnenblumenfelder (oder 3 % der das gesamte Ackerland des Landes).

Im Juni 2020  genehmigte der IWF  ein 18-monatiges 5-Milliarden-Dollar-Darlehensprogramm mit der Ukraine. Laut der  Website des Brettons Wood Project  hat sich die Regierung   nach anhaltendem Druck der internationalen Finanzwelt verpflichtet , das 19-jährige Moratorium für den Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen in Staatsbesitz aufzuheben. Die Weltbank hat  weitere Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Verkauf öffentlicher landwirtschaftlicher Flächen als Bedingungen in ein  Ende Juni genehmigtes  entwicklungspolitisches Darlehen in Höhe von 350 Millionen US-Dollar (COVID-Hilfspaket) an die Ukraine  aufgenommen. Dazu gehörte eine erforderliche „vorherige Maßnahme“, um „den Verkauf landwirtschaftlicher Flächen und die Nutzung von Flächen als Sicherheit zu ermöglichen“.


Screenshot vom IMF


Als Antwort erklärte Frederic Mousseau kürzlich:

„Das Ziel besteht eindeutig darin, die Interessen privater Investoren und westlicher Agrarunternehmen zu bevorzugen … Es ist falsch und unmoralisch, wenn westliche Finanzinstitute ein Land in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation … dazu zwingen, sein Land zu verkaufen.“

Das anhaltende Engagement des IWF und der Weltbank für das globale Agribusiness und ein manipuliertes Modell der „Globalisierung“ ist ein Rezept für fortgesetzte Plünderung. Ob es sich um Bayer, Corteva, Cargill oder die Art der Machtergreifung der Konzerne in der afrikanischen Landwirtschaft handelt, die Bill Gates vorantreibt, privates Kapital wird weiterhin dafür sorgen, dass dies geschieht, während es sich hinter Plattitüden über „Freihandel“ und „Entwicklung“ versteckt, die alles Mögliche sind aber.

Indien

Wenn es ein Land gibt, das den Kampf um die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft verkörpert, dann ist es Indien.

Die Landwirtschaft in Indien steht an einem Scheideweg. Angesichts der Tatsache, dass über 60 % der über 1,3 Milliarden Einwohner des Landes noch immer (direkt oder indirekt) von der Landwirtschaft leben, steht die Zukunft des Landes auf dem Spiel. Skrupellose Interessen sind darauf bedacht, Indiens einheimischen Agrar- und Lebensmittelsektor zu zerstören und ihn nach ihrem eigenen Bild umzugestalten, und die Bauern erheben sich aus Protest.

Um zu verstehen, was mit der Landwirtschaft und den Bauern in Indien passiert, müssen wir zuerst verstehen, wie das Entwicklungsparadigma untergraben wurde. Früher ging es bei Entwicklung darum, mit kolonialer Ausbeutung zu brechen und Machtstrukturen radikal neu zu definieren. Heute maskiert sich die neoliberale Ideologie als Wirtschaftstheorie, und die nachfolgende Deregulierung des internationalen Kapitals stellt sicher, dass riesige transnationale Konglomerate die nationale Souveränität mit Füßen treten können.

Die Deregulierung der internationalen Kapitalströme (Finanzliberalisierung) hat den Planeten effektiv in eine Goldgrube für die reichsten Kapitalisten der Welt verwandelt. Unter dem Währungsregime von Bretton Woods nach dem Zweiten Weltkrieg schränkten die Nationen den Kapitalfluss ein. Inländische Firmen und Banken konnten sich ohne Genehmigung nicht frei Geld von anderen Banken oder internationalen Kapitalmärkten leihen, und sie konnten ihr Geld nicht einfach in andere Länder ein- und ausführen.

Die inländischen Finanzmärkte wurden anderswo von den internationalen getrennt. Regierungen könnten weitgehend ihre eigene makroökonomische Politik betreiben, ohne durch Geld- oder Fiskalpolitik eingeschränkt zu werden, die von anderen entwickelt wurde. Sie könnten auch ihre eigene Steuer- und Industriepolitik haben, ohne das Vertrauen der Märkte suchen oder sich um Kapitalflucht sorgen zu müssen.

Die Demontage von Bretton Woods und die Deregulierung des globalen Kapitalverkehrs haben jedoch zu einem größeren Auftreten von Finanzkrisen (einschließlich Staatsschulden) geführt und die Abhängigkeit der Nationalstaaten von den Kapitalmärkten vertieft.

Die vorherrschende Erzählung nennt dies „Globalisierung“, ein Euphemismus für einen räuberischen neoliberalen Kapitalismus, der auf endlosem Gewinnwachstum, Überproduktionskrisen, Überakkumulation und Marktsättigung und der Notwendigkeit basiert, ständig neue, unerschlossene (ausländische) Märkte zu suchen und auszubeuten, um die Rentabilität aufrechtzuerhalten.

In Indien können wir die Auswirkungen sehr deutlich sehen. Anstatt einen Weg der demokratischen Entwicklung einzuschlagen, hat sich Indien dafür entschieden (oder wurde gezwungen), sich dem Regime der Auslandsfinanzierung zu unterwerfen, auf Signale zu warten, wie viel es ausgeben kann, jeden Anspruch auf wirtschaftliche Souveränität aufzugeben und den Raum für privates Kapital offen zu lassen Märkte zu erschließen und zu erobern.

Indiens Agrar- und Lebensmittelsektor wurde in der Tat aufgebrochen, was ihn reif für eine Übernahme macht. Das Land hat mehr Geld von der Weltbank geliehen als jedes andere Land in der Geschichte dieser Institution.

Bereits in den 1990er Jahren wies die Weltbank Indien an, Marktreformen durchzuführen, die zur Vertreibung von 400 Millionen Menschen vom Land führen würden. Darüber hinaus beinhalten die „Enabling the Business of Agriculture“-Richtlinien der Weltbank die Öffnung

11.06.2022

Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung Neues globales Forschungs-E-Book Von Colin Todhunter     Auszug IV von VI

Ziel ist es, unter dem Deckmantel von „Marktreformen“ mächtige Konzerne die Kontrolle übernehmen zu lassen. Die sehr transnationalen Konzerne, die massive Subventionen der Steuerzahler erhalten, Märkte manipulieren, Handelsabkommen abschließen und ein Regime geistiger Eigentumsrechte einführen, wodurch sie darauf hinweisen, dass der „freie“ Markt nur in den verzerrten Wahnvorstellungen derer existiert, die Klischees über „Preisfindung“ verbreiten. und die Heiligkeit des "Marktes".

Die indische Landwirtschaft soll vollständig kommerzialisiert werden, wobei groß angelegte, mechanisierte (Monokulturen-) Unternehmen kleine Farmen ersetzen, die dazu beitragen, Hunderte Millionen ländlicher Lebensgrundlagen zu erhalten und gleichzeitig die Massen zu ernähren.

Indiens landwirtschaftliche Basis wird entwurzelt, die eigentliche Grundlage des Landes, seiner kulturellen Traditionen, Gemeinschaften und ländlichen Wirtschaft. Die indische Landwirtschaft hat  im Laufe der Jahre eine starke Unterinvestition erlebt  , wodurch sie nun fälschlicherweise als ein Korb und unterdurchschnittlicher Leistung dargestellt wird und reif für einen Ausverkauf an genau diejenigen Interessen ist, die an ihrer Unterinvestition beteiligt waren.

Heutzutage hören wir viel von „ausländischen Direktinvestitionen“ und Indien „unternehmensfreundlich“ zu machen, aber hinter dem wohlwollend klingenden Jargon verbirgt sich die hartnäckige Herangehensweise des modernen Kapitalismus, die für indische Bauern nicht weniger brutal ist als der frühe industrielle Kapitalismus war für englische Bauern.

Frühe Kapitalisten und ihre Cheerleader beklagten sich darüber, dass die Bauern zu unabhängig und bequem seien, um richtig ausgebeutet zu werden. Tatsächlich setzten sich viele prominente Persönlichkeiten für ihre Verarmung ein, damit sie ihr Land verlassen und für niedrige Löhne in Fabriken arbeiten würden.

In der Tat wurden Englands Bauern von ihrem Land vertrieben, indem einer weitgehend selbstständigen Bevölkerung ihre Produktionsmittel vorenthalten wurden. Obwohl die Selbständigkeit in der Arbeiterklasse fortbestand (Selbstbildung, Recycling von Produkten, Sparkultur usw.), wurde auch diese schließlich durch Werbung und ein Bildungssystem, das Konformität und Abhängigkeit von den vom Kapitalismus hergestellten Gütern sicherstellte, ausgerottet.

Indiens vertriebene Landwirte sollen umgeschult werden, um als billige Arbeitskräfte in den Offshore-Anlagen des Westens zu arbeiten, obwohl bei weitem nicht die Anzahl der erforderlichen Arbeitsplätze geschaffen wird und menschliche Arbeit unter dem „Great Reset“ des Kapitalismus weitgehend durch künstliche ersetzt werden soll intelligenzgesteuerte Technologie. Abgesehen von den zukünftigen Auswirkungen der KI ist es das Ziel, dass Indien eine vollständig integrierte Tochtergesellschaft des globalen Kapitalismus wird, mit seinem Agrar- und Lebensmittelsektor, der für die Bedürfnisse globaler Lieferketten umstrukturiert ist, und einer Reservearmee städtischer Arbeitskräfte, die effektiv dazu dienen wird, weiter zu schwächen Die Stellung der Arbeiter gegenüber dem Kapital im Westen.

Da unabhängige Landwirte bankrott gehen, ist das Ziel, dass das Land schließlich zusammengelegt wird, um den großflächigen industriellen Anbau zu ermöglichen. Diejenigen, die in der Landwirtschaft bleiben, werden in die Lieferketten der Unternehmen aufgenommen und gequetscht, während sie an Verträgen arbeiten, die von großen Agrarunternehmen und Ketteneinzelhändlern diktiert werden.

Einem UN-Bericht aus dem Jahr 2016 zufolge wird Delhi bis 2030 37 Millionen Einwohner haben.

Einer der Hauptautoren des Berichts,  Felix Creutzig , sagte:

„Die aufstrebenden Megastädte werden sich zunehmend auf industrielle Agrar- und Supermarktketten verlassen und lokale Lebensmittelketten verdrängen.“

Der Antrieb besteht darin, die industrielle Landwirtschaft zu verankern und die Landschaft zu kommerzialisieren.

Das Ergebnis wird ein hauptsächlich urbanisiertes Land sein, das auf eine industrielle Landwirtschaft angewiesen ist und alles, was dazu gehört, einschließlich denutrifizierter Lebensmittel, zunehmend monolithischer Ernährung, dem massiven Einsatz von Agrochemikalien und mit Hormonen, Steroiden, Antibiotika und einer Reihe chemischer Zusatzstoffe kontaminierten Lebensmitteln. Ein Land mit steigender Krankheitsrate, degradierten Böden, einem Zusammenbruch der Insektenpopulation, kontaminierten und erschöpften Wasservorräten und einem Kartell aus Saatgut-, Chemie- und Lebensmittelverarbeitungsunternehmen mit immer größerer Kontrolle über die globale Lebensmittelproduktion und -lieferkette.

Aber wir brauchen keine Glaskugel, um in die Zukunft zu blicken. Vieles davon findet bereits statt, nicht zuletzt die Zerstörung ländlicher Gemeinden, die Verarmung des ländlichen Raums und die fortschreitende Urbanisierung, die selbst Probleme für Indiens überfüllte Städte verursacht und wertvolles Ackerland verschlingt.

Transnationale, von Unternehmen unterstützte Frontgruppen arbeiten hinter den Kulissen hart daran, diese Zukunft zu sichern.Laut einem Bericht der New York Times vom September 2019 „Eine schattenhafte Industriegruppe gestaltet die Ernährungspolitik auf der ganzen Welt“ hat das International Life Sciences Institute (ILSI) stillschweigend staatliche Gesundheits- und Ernährungsbehörden infiltriert. Der Artikel legt den Einfluss von ILSI auf die Gestaltung der Ernährungspolitik auf hoher Ebene weltweit offen, nicht zuletzt in Indien.

ILSI hilft bei der Gestaltung von Narrativen und Richtlinien, die die Einführung von verarbeiteten Lebensmitteln mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt sanktionieren. In Indien fällt der wachsende Einfluss von ILSI mit steigenden Raten von Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zusammen.

Es ist erwähnenswert, dass es in den letzten 60 Jahren in den westlichen Ländern grundlegende Veränderungen in der Qualität von Lebensmitteln gegeben hat. Spurenelemente und Mikronährstoffe sind in vielen Grundnahrungsmitteln stark dezimiert.

Im Jahr 2007 verband der Ernährungstherapeut David Thomas in „A Review of the 6th Edition of McCance and Widdowson's the Mineral Depletion of Foods Available to Us as a Nation“ dies mit einer steilen Änderung hin zu Convenience- und vorgefertigten Lebensmitteln, die gesättigte Fette enthalten und stark verarbeitet sind Fleisch und raffinierte Kohlenhydrate, oft ohne lebenswichtige Mikronährstoffe, aber vollgepackt mit einem Cocktail aus chemischen Zusatzstoffen, einschließlich Farb-, Geschmacks- und Konservierungsstoffen.

Abgesehen von den Auswirkungen der Anbausysteme und -praktiken der Grünen Revolution schlug Thomas vor, dass diese Veränderungen einen wesentlichen Beitrag zum Anstieg ernährungsbedingter Erkrankungen leisten. Er fügte hinzu, dass laufende Forschungen eindeutig einen signifikanten Zusammenhang zwischen Mangel an Mikronährstoffen und körperlicher und geistiger Gesundheit zeigen.

Es hat sich gezeigt, dass die zunehmende Prävalenz von Diabetes, Leukämie im Kindesalter, Fettleibigkeit im Kindesalter, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfruchtbarkeit, Osteoporose und rheumatoider Arthritis, psychischen Erkrankungen usw. in direktem Zusammenhang mit der Ernährung und insbesondere dem Mangel an Mikronährstoffen steht.

Dies ist jedoch genau die Art von Ernährungsmodell, das ILSA unterstützt. Kaum mehr als eine Tarngruppe für seine 400 Unternehmensmitglieder, die sein Budget von 17 Millionen Dollar bereitstellen, gehören zu den Mitgliedern von ILSI Coca-Cola, DuPont, PepsiCo, General Mills und Danone. Dem Bericht zufolge hat ILSI mehr als 2 Millionen US-Dollar von Chemieunternehmen erhalten, darunter Monsanto. Im Jahr 2016 erließ ein UN-Ausschuss eine Entscheidung, dass Glyphosat, der Hauptbestandteil von Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Roundup, „wahrscheinlich nicht krebserregend“ sei, was einem früheren Bericht der Krebsbehörde der WHO widersprach. Das Komitee wurde von zwei ILSI-Beamten geleitet.

Von Indien bis China wurden prominente Persönlichkeiten mit engen Verbindungen zu den Korridoren der Macht kooptiert, sei es bei Warnetiketten auf ungesunden verpackten Lebensmitteln oder bei der Gestaltung von Aufklärungskampagnen gegen Fettleibigkeit, die körperliche Aktivität betonen und die Aufmerksamkeit vom Lebensmittelsystem selbst ablenken Einflussnahme auf die Politik, um die Interessen der Agrar- und Ernährungskonzerne zu stärken.

Ob durch Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank, wie  in Afrika geschehen , Handelsabkommen wie NAFTA und  seine Auswirkungen  auf Mexiko, die Kooptation politischer Gremien auf nationaler und internationaler Ebene oder  deregulierte globale Handelsregeln  , das Ergebnis war überall ähnlich Welt: schlechte und weniger vielfältige Ernährung und Krankheiten, die aus der Verdrängung der traditionellen, einheimischen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion durch ein korporatisiertes Modell resultieren, das sich auf  unregulierte globale Märkte und transnationale Konglomerate konzentriert .


Kapitel V

Bauernkampf in Indien

Die Farmgesetze und eine neoliberale Totenglocke

Vieles von dem, was in den folgenden Kapiteln erscheint, wurde vor der Ankündigung der indischen Regierung Ende 2021 geschrieben, dass die drei diskutierten Farmgesetze aufgehoben würden. Dies ist kaum mehr als ein taktisches Manöver angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in wichtigen ländlichen Kerngebieten im Jahr 2022. Die mächtigen globalen Interessen hinter diesen Gesetzen sind nicht verschwunden, und die unten geäußerten Bedenken sind nach wie vor hochaktuell. Diese Interessen standen hinter einer jahrzehntelangen Agenda zur Verdrängung des vorherrschenden Agrar- und Ernährungssystems in Indien. Die Gesetze wurden vielleicht abgeschafft, aber das Ziel und der zugrunde liegende Rahmen, den Sektor zu erobern und radikal umzustrukturieren, bleiben bestehen. Der Kampf der Bauern in Indien ist noch nicht vorbei.

1830 sagte der britische Kolonialverwalter Lord Metcalfe, Indiens Dörfer seien kleine Republiken, die fast alles in sich hätten, was sie sich wünschen könnten. Indiens Überlebensfähigkeit leitet sich von diesen Gemeinschaften ab:

„Dynastie um Dynastie bricht zusammen, aber die Dorfgemeinschaft bleibt dieselbe. Es ist in hohem Maße förderlich für ihr Glück und den Genuss einer großen Portion Freiheit und Unabhängigkeit.“

Metcalfe war sich sehr bewusst, dass diese Fähigkeit zu „ertragen“ gebrochen werden musste, um Indien zu unterwerfen. Seit der Unabhängigkeit von den Briten haben Indiens Herrscher nur noch weiter dazu gedient, die Lebendigkeit des ländlichen Indiens zu untergraben. Aber jetzt ist ein potenzieller Todesstoß für das ländliche Indien und seine Dörfer im Gange.

Es gibt einen Plan für die Zukunft Indiens, und die meisten seiner derzeitigen Bauern spielen darin keine Rolle.

Drei wichtige Agrargesetze zielen darauf ab, Indiens Agrar- und Ernährungssektor die Schocktherapie des Neoliberalismus zugunsten großer Rohstoffhändler und anderer (internationaler) Konzerne aufzuzwingen: Viele, wenn nicht die meisten Kleinbauern könnten in einer Landschaft des „Get groß oder raus'.

Diese Gesetzgebung umfasst den Farmers' Produce Trade and Commerce (Promotion and Facilitation) Act 2020, das Farmers (Empowerment and Protection) Agreement on Price Assurance and Farm Services Act 2020 und den Essential Commodities (Amendment) Act 2020.

Dies könnte einen endgültigen Todesstoß für die indigene Landwirtschaft in Indien bedeuten. Die Gesetzgebung bedeutet, dass Mandis – staatliche Marktplätze für Landwirte, die ihre landwirtschaftlichen Produkte über Auktionen an Händler verkaufen – umgangen werden können, sodass Landwirte anderswo (physisch und online) an private Akteure verkaufen können, wodurch die regulatorische Rolle der Öffentlichkeit untergraben wird Sektor. In Gewerbegebieten, die dem privaten Sektor offen stehen, werden keine Gebühren erhoben (in Mandis erhobene Gebühren gehen an die Staaten und werden im Prinzip zur Verbesserung der Infrastruktur zugunsten der Landwirte verwendet).

Dies könnte den Unternehmenssektor, der außerhalb der Mandis tätig ist, dazu anregen, den Landwirten (zumindest anfangs) bessere Preise anzubieten; Da das Mandi-System jedoch vollständig heruntergekommen ist, werden diese Unternehmen den Handel monopolisieren, den Sektor erobern und den Landwirten die Preise diktieren.

Ein weiteres Ergebnis könnte die weitgehend unregulierte Lagerung von Produkten und Spekulation sein, wodurch der Agrarsektor für die großen Händler zu einem uneingeschränkten Zahltag für Profiteure wird und die Ernährungssicherheit gefährdet wird. Die Regierung wird die wichtigsten Produkte nicht länger regulieren und den Verbrauchern zu fairen Preisen zur Verfügung stellen. Dieses politische Terrain wird an einflussreiche Marktteilnehmer abgetreten.

Die Gesetzgebung wird es  transnationalen Agrar- und Lebensmittelkonzernen  wie Cargill und Walmart sowie den milliardenschweren indischen Kapitalisten Gautam Adani (Agribusiness-Konglomerat) und Mukesh Ambini (Reliance-Einzelhandelskette) ermöglichen, zu entscheiden, was zu welchem ​​Preis und wie viel davon angebaut werden soll in Indien angebaut und wie es produziert und verarbeitet wird. Industrielle Landwirtschaft wird die Norm sein mit all den  verheerenden gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Kosten  , die das Modell mit sich bringt.

Geschmiedet in Washington

Das jüngste Landwirtschaftsgesetz stellt die letzten Teile eines 30 Jahre alten Plans dar, von dem eine Handvoll Milliardäre in den USA und in Indien profitieren werden. Es bedeutet, dass die Lebensgrundlage von Hunderten von Millionen (der Mehrheit der Bevölkerung), die noch immer von der Landwirtschaft leben, auf Geheiß dieser Eliteinteressen geopfert werden soll.

Bedenken Sie, dass laut der  renommierten Ökonomin Utsa Patnaik ein Großteil des Reichtums des Vereinigten Königreichs aus dem Saugen von 45 Billionen US-Dollar allein aus Indien stammt . Großbritannien wurde durch die Unterentwicklung Indiens reich. Heute sind kaum mehr als moderne ostindische Konzerne dabei, sich am wertvollsten Gut des Landes zu bedienen – der Landwirtschaft.

Laut dem Kreditbericht der Weltbank, der auf bis 2015 gesammelten Daten basiert, war Indien mit Abstand der größte Empfänger seiner Kredite in der Geschichte der Institution. Im Zuge der indischen Devisenkrise in den 1990er Jahren wollten der IWF und die Weltbank, dass Indien Hunderte von Millionen aus der Landwirtschaft verlagert.

Als Gegenleistung für damals bis zu mehr als 120 Milliarden Dollar an Krediten wurde Indien angewiesen, sein staatliches Saatgutversorgungssystem abzubauen, Subventionen zu kürzen, öffentliche Landwirtschaftsinstitutionen zu stürzen und Anreize für den Anbau von Cash Crops zu bieten, um Devisen zu verdienen.

Die Einzelheiten dieses Plans erscheinen in einem Artikel der in Mumbai ansässigen Research Unit for Political Economy (RUPE) vom Januar 2021 mit dem Titel „ Modi’s Farm Produce Act Was Authored Ago Thirty Years, in Washington DC “. In dem Stück heißt es, dass die aktuellen landwirtschaftlichen „Reformen“ Teil eines umfassenderen Prozesses der zunehmenden Eroberung der indischen Wirtschaft durch den Imperialismus sind:

„Indische Geschäftsriesen wie Reliance und Adani sind wichtige Empfänger ausländischer Investitionen, wie wir in Sektoren wie Telekommunikation, Einzelhandel und Energie gesehen haben. Gleichzeitig etablieren sich auch multinationale Konzerne und andere Finanzinvestoren aus den Bereichen Landwirtschaft, Logistik und Handel in Indien. Multinationale Handelskonzerne dominieren den globalen Handel mit Agrarrohstoffen … Die Öffnung der indischen Agrar- und Ernährungswirtschaft für ausländische Investoren und globale Agrarunternehmen ist ein langjähriges Projekt der imperialistischen Länder.“

Der Artikel enthält Einzelheiten eines Memorandums der Weltbank von 1991, in dem das Programm für Indien dargelegt wurde.

Darin heißt es, dass sich Indien damals noch in seiner Devisenkrise von 1990/91 befand und sich gerade einem vom IWF überwachten „Strukturanpassungsprogramm“ unterzogen hatte. Der indische Haushalt vom Juli 1991 markierte den schicksalhaften Beginn der neoliberalen Ära Indiens.

Die Modi-Regierung versucht, die Umsetzung des oben genannten Programms, das den Overlords in Washington bislang zu langsam vorangeht, dramatisch zu beschleunigen: Der Abbau der öffentlichen Beschaffung und Verteilung von Nahrungsmitteln soll durch die drei landwirtschaftlichen Gesetze erleichtert werden vom Parlament verabschiedet.

Was passiert, geht der aktuellen Regierung voraus, aber es ist, als ob Modi besonders präpariert wurde, um die letzten Komponenten dieser Agenda durchzusetzen.

APCO Worldwide , das sich selbst als ein bedeutendes globales Unternehmen für Kommunikation, Stakeholder-Engagement und Geschäftsstrategie bezeichnet,   ist eine Lobby-Agentur mit  festen Verbindungen  zur Wall Street/den US-amerikanischen Unternehmen und erleichtert deren globale Agenda. Vor einigen Jahren wandte sich Modi an APCO, um sein Image zu verändern und ihn zu einem wählbaren unternehmensfreundlichen Premierminister zu machen. Es half ihm auch, die Botschaft zu verbreiten, dass das, was er in Gujarat als Ministerpräsident erreicht hat, ein Wunder des wirtschaftlichen Neoliberalismus war, obwohl die tatsächliche  Realität  ganz anders aussieht.

Vor einigen Jahren, nach der Finanzkrise von 2008, erklärte APCO, dass Indiens Widerstandsfähigkeit bei der Bewältigung des globalen Abschwungs Regierungen, politische Entscheidungsträger, Ökonomen, Unternehmenshäuser und Fondsmanager glauben gemacht hat, dass das Land eine bedeutende Rolle bei der Erholung des globalen Kapitalismus spielen kann.

Entschlüsselt bedeutet dies, dass globales Kapital in Regionen und Nationen fließt und indigene Akteure verdrängt. Wenn es um die Landwirtschaft geht, verbirgt sich dies hinter einer emotionalen und scheinbar altruistischen Rhetorik über „den Bauern helfen“ und der Notwendigkeit, „eine wachsende Bevölkerung zu ernähren“ (ungeachtet der Tatsache, dass dies genau das ist, was Indiens Bauern getan haben).

Modi war mit diesem Ziel an Bord und hat stolz erklärt, dass Indien heute eines der „unternehmensfreundlichsten“ Länder der Welt ist. Was er wirklich meint, ist, dass Indien die Richtlinien der Weltbank zur „Erleichterung der Geschäftstätigkeit“ und „ Ermöglichung der Geschäftstätigkeit der Landwirtschaft “ einhält, indem es die weitere Privatisierung öffentlicher Unternehmen erleichtert, die  Umwelt zerstört  und die arbeitende Bevölkerung dazu zwingt, sich an einer  Wettlauf nach unten  auf der Grundlage des Fundamentalismus des „freien“ Marktes .

APCO hat Indien als einen Billionen-Dollar-Markt beschrieben. Es geht um die Positionierung internationaler Fonds und die Erleichterung der Fähigkeit von Unternehmen, Märkte zu nutzen, Produkte zu verkaufen und Gewinne zu sichern. Nichts davon ist ein Rezept für nationale Souveränität, geschweige denn Ernährungssicherheit.

Der renommierte Agronom MS Swaminathan  hat erklärt :

„Eigenständige Außenpolitik ist nur mit Ernährungssicherheit möglich. Daher hat Essen mehr als nur Auswirkungen auf das Essen. Es schützt die nationale Souveränität, die nationalen Rechte und das nationale Prestige.“

Das Bestreben besteht darin, die Rolle des öffentlichen Sektors in der Landwirtschaft drastisch zu verwässern und ihn auf einen Vermittler von privatem Kapital zu reduzieren. Die Norm wird der industrielle (GM) Rohstoffanbau sein, der den Bedürfnissen von Unternehmen wie Cargill, Archer Daniels Midlands, Louis Dreyfus, Bunge und Indiens Einzelhandels- und Agrobusiness-Giganten sowie den globalen Agritech-, Saatgut- und Agrochemieunternehmen und dem Silicon Valley entspricht , das die Initiative zur „datengesteuerten Landwirtschaft“ vorantreibt.

Natürlich sind die von APCO erwähnten Fondsmanager und Unternehmenshäuser zweifellos auch gut positioniert, um davon zu profitieren, nicht zuletzt durch den Kauf von Grundstücken und die Grundstücksspekulation. Zum Beispiel wird der Karnataka Land Reform Act es Unternehmen erleichtern, landwirtschaftliche Flächen zu kaufen, was zu zunehmender Landlosigkeit und Stadtmigration führt.

Infolge des laufenden Programms haben sich seit 1997 mehr als 300.000 Bauern in Indien das Leben genommen, und viele weitere befinden sich in wirtschaftlicher Not oder haben die Landwirtschaft aufgrund von Schulden, einer Umstellung auf Cash Crops und wirtschaftlicher Liberalisierung aufgegeben. Es gibt eine fortlaufende Strategie, die Landwirtschaft für viele indische Bauern unrentabel zu machen.

Die Zahl der Landwirte in Indien ging zwischen 2004 und 2011 von 166 Millionen auf 146 Millionen zurück. Jeden Tag verlassen etwa 6.700 die Landwirtschaft. Zwischen 2015 und 2022 dürfte die Zahl der Anbauer auf rund 127 Millionen zurückgehen.

Wir haben den jahrzehntelangen Niedergang des Sektors, steigende Inputkosten, den Wegfall staatlicher Unterstützung und die Auswirkungen billiger, subventionierter Importe gesehen, die die Einkommen der Landwirte drücken. Indiens rasantes BIP-Wachstum im letzten Jahrzehnt wurde zum Teil durch billige Lebensmittel und die darauf folgende Verarmung der Bauern angeheizt: Die Kluft zwischen den Einkommen der Bauern und dem Rest der Bevölkerung hat sich enorm vergrößert.

Während leistungsschwache Unternehmen  massive Almosen erhalten und Kredite abgeschrieben werden , tragen das Fehlen eines sicheren Einkommens, die Abhängigkeit von internationalen Marktpreisen und billige Importe zum Elend der Landwirte bei, da sie nicht in der Lage sind, die Produktionskosten zu decken.

Mit mehr als 800 Millionen Menschen ist das ländliche Indien wohl der interessanteste und komplexeste Ort der Welt, wird jedoch von Selbstmorden der Bauern, Unterernährung von Kindern, wachsender Arbeitslosigkeit, zunehmender Informalisierung, Verschuldung und einem allgemeinen Zusammenbruch der Landwirtschaft geplagt.

Angesichts der Tatsache, dass Indien immer noch eine agrarbasierte Gesellschaft ist, sagt der renommierte Journalist P. Sainath, dass das Geschehen als eine Krise zivilisatorischen Ausmaßes beschrieben und mit nur fünf Worten erklärt werden kann: Entführung der Landwirtschaft durch Konzerne. Er fasst den Prozess, mit dem dies geschieht, ebenfalls in fünf Worten zusammen: räuberische Kommerzialisierung des ländlichen Raums. Und noch fünf Worte, um das Ergebnis zu beschreiben: größte Verschiebung in unserer Geschichte.

Nehmen wir zum Beispiel den Anbau von Hülsenfrüchten, der die Not der Bauern deutlich macht. Laut einem Bericht im Indian Express (September 2017) stieg die Produktion von Hülsenfrüchten in den letzten 12 Monaten (einem Jahr der Rekordproduktion) um 40 %. Gleichzeitig stiegen jedoch auch die Importe, was dazu führte, dass Black Gram für 4.000 Rupien pro Quintal verkauft wurde (viel weniger als in den vorangegangenen 12 Monaten). Dies drückte die Preise effektiv nach unten und reduzierte damit die bereits mageren Einkommen der Landwirte.

Wir haben bereits einen Zusammenbruch des einheimischen Speiseölsektors erlebt, dank der indonesischen Palmölimporte (von denen Cargill profitiert) aufgrund des Drucks der Weltbank, die Zölle zu senken (Indien war in den 1990er Jahren praktisch autark bei Speiseölen, steht aber jetzt vor steigende Importkosten).

Der Druck der reicheren Nationen auf die indische Regierung, die Unterstützung für Bauern weiter zu reduzieren und sich für Importe und exportorientierten „freien Markthandel“ zu öffnen, beruht auf nichts als Heuchelei.

Auf der Website „Down to Earth“ wurde Ende 2017 angegeben, dass im Jahr 2015 etwa 3,2 Millionen Menschen in den USA in der Landwirtschaft tätig waren. Die US-Regierung gewährte ihnen jeweils eine Subvention von durchschnittlich 7.860 US-Dollar. Japan gewährt seinen Landwirten eine Subvention in Höhe von 14.136 $ und Neuseeland 2.623 $. Im Jahr 2015 verdiente ein britischer Landwirt 2.800 US-Dollar, und 37.000 US-Dollar kamen durch Subventionen hinzu. Die indische Regierung gewährt Landwirten im Durchschnitt eine Subvention von 873 US-Dollar. Zwischen 2012 und 2014 hat Indien jedoch die Subventionen für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit um 3 Milliarden US-Dollar gekürzt.

Laut Politikanalyst Devinder Sharma übersteigen die Subventionen für US-Weizen- und Reisbauern den Marktwert dieser beiden Feldfrüchte. Er stellt auch fest, dass jede Kuh in Europa pro Tag eine Subvention erhält, die mehr wert ist als das tägliche Einkommen eines indischen Bauern.

Da kann der indische Bauer einfach nicht mithalten. Die Weltbank, die WTO und der IWF haben effektiv dazu beigetragen, den indigenen Agrarsektor in Indien zu untergraben.

Und jetzt, auf der Grundlage der neuen Agrargesetze, wird Indien seine Bauern und seine eigene Ernährungssicherheit opfern, indem es die Pufferbestände des öffentlichen Sektors reduziert und die von Unternehmen diktierte Vertragslandwirtschaft und die umfassende neoliberale Vermarktung für den Verkauf und die Beschaffung von Produkten erleichtert Nutzen einer Handvoll Milliardäre.

Natürlich wurden bereits viele Millionen Menschen vom indischen Land vertrieben und mussten in den Städten Arbeit suchen. Und wenn die Sperrung im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf irgendetwas hindeutet, dann darauf, dass viele dieser „Wanderarbeiter“ in den städtischen Zentren keinen sicheren Halt gefunden hatten und gezwungen waren, „nach Hause“ in ihre Dörfer zurückzukehren. Ihr Leben ist auch nach 30 Jahren neoliberaler „Reformen“ von Niedriglöhnen und Unsicherheit geprägt.

Charta für den Wandel

Ende November 2018 wurde vom All India Kisan Sangharsh Coordination Committee (eine Dachorganisation von rund 250 Bauernorganisationen) eine Charta veröffentlicht, die mit dem massiven, gut publizierten Bauernmarsch zusammenfiel, der damals in Delhi stattfand.

Die Charta besagte:

„Landwirte sind nicht nur ein Überbleibsel unserer Vergangenheit; Bauern, Landwirtschaft und Dorf Indien sind integraler Bestandteil der Zukunft Indiens und der Welt; als Träger von historischem Wissen, Fähigkeiten und Kultur; als Agenten der Lebensmittelsicherheit, -sicherheit und -souveränität; und als Hüter der Biodiversität und ökologischen Nachhaltigkeit.“

Die Bauern erklärten, sie seien alarmiert über die wirtschaftliche, ökologische, soziale und existenzielle Krise der indischen Landwirtschaft sowie die anhaltende staatliche Vernachlässigung des Sektors und die Diskriminierung von Bauerngemeinschaften.

Sie waren auch besorgt über die zunehmende Durchdringung großer, räuberischer und profithungriger Unternehmen, den Selbstmord von Bauern im ganzen Land und die unerträgliche Schuldenlast und die wachsenden Unterschiede zwischen Bauern und anderen Sektoren.


Die Charta forderte das indische Parlament auf, unverzüglich eine Sondersitzung abzuhalten, um zwei Gesetzentwürfe von, von und für die indischen Bauern zu verabschieden und zu verabschieden.

Bei einer Verabschiedung durch das Parlament hätte unter anderem das Farmers' Freedom from Debtedness Bill 2018 den vollständigen Kreditverzicht für alle Landwirte und Landarbeiter vorgesehen.

Die zweite Gesetzesvorlage, The Farmers' Right to Guaranteed Remunerative Minimum Support Prices for Agricultural Commodities Bill 2018, hätte dazu geführt, dass die Regierung Maßnahmen ergriffen hätte, um die Inputkosten der Landwirtschaft durch eine spezifische Regulierung der Preise für Saatgut, landwirtschaftliche Maschinen und Ausrüstung sowie Diesel zu senken , Düngemittel und Insektizide, während der Kauf landwirtschaftlicher Produkte unter dem Mindeststützpreis (MSP) sowohl illegal als auch strafbar ist.

Die Charta forderte auch eine besondere Diskussion über die Universalisierung des öffentlichen Vertriebssystems, die Rücknahme von Pestiziden, die andernorts verboten waren, und die Nichtzulassung von gentechnisch verändertem Saatgut ohne umfassende Bedarfs- und Folgenabschätzung.

Weitere Forderungen waren keine ausländischen Direktinvestitionen in die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung, der Schutz der Bauern vor Plünderungen durch Konzerne im Namen der Vertragslandwirtschaft, Investitionen in Bauernkollektive zur Gründung von bäuerlichen Erzeugerorganisationen und bäuerlichen Genossenschaften und die Förderung der Agrarökologie auf der Grundlage geeigneter Anbaumuster und Wiederbelebung der lokalen Saatgutvielfalt.

Anstatt auf diese Anforderungen zu reagieren, sehen wir jetzt, im Jahr 2021, die Förderung und Erleichterung der indischen Regierung – durch jüngste Gesetze – die Korporatisierung der Landwirtschaft und den Abbau des öffentlichen Verteilungssystems (und des MSP) sowie der Verlegung der Grundlagen für den Vertragsanbau.

Obwohl die beiden oben genannten Gesetzentwürfe aus dem Jahr 2018 inzwischen hinfällig geworden sind, fordern die Landwirte, dass die neuen unternehmensfreundlichen (landwirtsfeindlichen) landwirtschaftlichen Gesetze durch einen Rechtsrahmen ersetzt werden, der den Landwirten die MSP garantiert.

Tatsächlich weist die  RUPE darauf hin,  dass MSPs über die staatliche Beschaffung von wichtigen Feldfrüchten und Rohstoffen auf Mais, Baumwolle, Ölsaaten und Hülsenfrüchte ausgeweitet werden sollten. Im Moment sind nur Bauern in bestimmten Bundesstaaten, die Reis und Weizen produzieren, die Hauptnutznießer der staatlichen Beschaffung bei MSP.

Da der Pro-Kopf-Eiweißverbrauch in Indien erschreckend niedrig ist und in der Zeit der Liberalisierung weiter gesunken ist, ist die Bereitstellung von Hülsenfrüchten im öffentlichen Verteilersystem (PDS) längst überfällig und dringend erforderlich. Die RUPE argumentiert, dass die „überschüssigen“ Vorräte an Speisegetreide bei der Food Corporation of India lediglich das Ergebnis des Versäumnisses oder der Weigerung der Regierung sind, Getreide an die Bevölkerung zu verteilen.

(Für diejenigen, die mit der PDS nicht vertraut sind: Die Zentralregierung über die Food Corporation of India FCI ist für den Kauf von Getreide von Landwirten bei MSP in staatlichen Markthöfen oder Mandis verantwortlich. Sie weist dann das Getreide jedem Bundesstaat zu. Die Regierungen der Bundesstaaten liefern dann zu den Lebensmittelläden.)

Wenn die öffentliche Beschaffung einer breiteren Palette von Kulturpflanzen in der MSP erfolgen würde – und MSP für Reis und Weizen in allen Bundesstaaten garantiert würden – würde dies dazu beitragen, Hunger und Unterernährung sowie die Not der Landwirte zu bekämpfen.

Anstatt die Rolle des öffentlichen Sektors zurückzudrängen und das System ausländischen Konzernen zu überlassen, müssen die öffentliche Beschaffung und der öffentliche Vertrieb weiter ausgebaut werden. Dies würde durch die Ausweitung der Beschaffung auf weitere Staaten und die Erweiterung des Warenangebots im Rahmen der PDS erfolgen.

Natürlich werden einige hier ein rotes Tuch hissen und sagen, dass dies zu viel kosten würde. Aber wie die RUPE feststellt, würde es etwa 20 % der derzeitigen Almosen („Anreize“) kosten, die Unternehmen und ihre superreichen Eigentümer erhalten, die dem Großteil der breiteren Bevölkerung in keiner Weise zugute kommen. Es ist auch erwähnenswert, dass die Kredite, die nur  fünf großen Unternehmen  in Indien gewährt wurden, im Jahr 2016 der gesamten landwirtschaftlichen Verschuldung entsprachen.

Aber hier liegen nicht die Prioritäten der Regierung.

Es ist klar, dass die Existenz des MSP, der Food Corporation of India, des öffentlichen Vertriebssystems und öffentlich gehaltener Pufferlager ein Hindernis für die gewinnorientierten Anforderungen globaler Agrarunternehmensinteressen darstellen, die sich mit Regierungsbehörden getroffen und ihre Wünsche zum Ausdruck gebracht haben. Listen.

Die RUPE stellt fest, dass Indien 15 % des weltweiten Getreideverbrauchs ausmacht. Indiens Pufferbestände entsprechen 15-25 % der globalen Bestände und 40 % des Welthandels mit Reis und Weizen. Jede größere Reduzierung dieser Bestände wird sich mit ziemlicher Sicherheit auf die Weltmarktpreise auswirken: Landwirte würden von gedrückten Preisen getroffen; später, sobald Indien von Importen abhängig wurde, könnten die Preise auf dem internationalen Markt steigen und indische Verbraucher würden betroffen sein.

Gleichzeitig üben die reicheren Länder enormen Druck auf Indien aus, seine mageren Agrarsubventionen abzuschaffen; dennoch sind ihre eigenen Subventionen ein riesiges Vielfaches der indischen. Das Endergebnis könnte eine Importabhängigkeit Indiens und eine Umstrukturierung der eigenen Landwirtschaft hin zu Exportgütern sein.

Natürlich gäbe es immer noch große Pufferbestände; aber anstatt dass Indien diese Aktien hält, würden sie von multinationalen Handelsfirmen gehalten und Indien würde mit geliehenen Mitteln um sie bieten. Mit anderen Worten: Anstatt physische Pufferbestände zu halten, würde Indien Devisenreserven halten.

Aufeinanderfolgende Regierungen haben das Land von volatilen ausländischen Kapitalströmen abhängig gemacht, und Indiens Devisenreserven wurden durch Kreditaufnahme und ausländische Investitionen aufgebaut. Die Angst vor Kapitalflucht ist allgegenwärtig. Die Politik wird oft von dem Bestreben bestimmt, diese Zuflüsse anzuziehen und zu halten und das Marktvertrauen aufrechtzuerhalten, indem sie den Forderungen des internationalen Kapitals nachgeben.

Diese Drosselung der Demokratie und die „Finanzialisierung“ der Landwirtschaft würden die Ernährungssicherheit des Landes ernsthaft untergraben und fast 1,4 Milliarden Menschen der Gnade internationaler Spekulanten und Märkte sowie ausländischer Investitionen ausliefern.

Wenn es nicht aufgehoben wird, stellt das jüngste Gesetz den ultimativen Verrat an Indiens Bauern und der Demokratie sowie die endgültige Übergabe der Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität an nicht rechenschaftspflichtige Unternehmen dar. Diese Gesetzgebung könnte schließlich dazu führen, dass sich das Land auf externe Kräfte verlässt, um seine Bevölkerung zu ernähren – und zu einer möglichen Rückkehr zu Importen von der Hand in den Mund, insbesondere in einer zunehmend volatilen Welt, die anfällig für Konflikte, Gesundheitsprobleme, unregulierte Land- und Rohstoffspekulationen und -preise ist Schocks.


Kapitel VI

Koloniale Deindustrialisierung

Raub und Ungleichheit

Laut einem Bericht von Oxfam, „ The Inequality Virus “, stieg das Vermögen der Milliardäre der Welt zwischen dem 18. März und dem 31. Dezember 2020 um 3,9 Billionen Dollar. Ihr Gesamtvermögen beläuft sich jetzt auf 11,95 Billionen Dollar. Die 10 reichsten Milliardäre der Welt haben in diesem Zeitraum zusammen einen Vermögenszuwachs von 540 Milliarden Dollar erlebt. Im September 2020 hätte Jeff Bezos allen 876.000 Amazon-Mitarbeitern einen Bonus von 105.000 US-Dollar zahlen und immer noch so reich sein können wie vor COVID.

Gleichzeitig werden Hunderte Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren (verloren haben) und mit Elend und Hunger konfrontiert sein. Es wird geschätzt, dass die Gesamtzahl der Menschen, die weltweit in Armut leben, im Jahr 2020 um 200 bis 500 Millionen gestiegen sein könnte. Die Zahl der Menschen, die in Armut leben, wird möglicherweise in mehr als einem Jahrzehnt nicht einmal auf das Vorkrisenniveau zurückkehren.

Mukesh Ambani, Indiens reichster Mann und Chef von Reliance Industries, das auf Benzin, Einzelhandel und Telekommunikation spezialisiert ist, hat sein Vermögen zwischen März und Oktober 2020 verdoppelt. Er verfügt jetzt über 78,3 Milliarden Dollar. Der durchschnittliche Anstieg von Ambanis Vermögen in etwas mehr als vier Tagen entsprach mehr als den kombinierten Jahreslöhnen aller 195.000 Mitarbeiter von Reliance Industries.

Der Oxfam-Bericht besagt, dass die Sperrung in Indien dazu führte, dass die Milliardäre des Landes ihr Vermögen um rund 35 % erhöhten. Gleichzeitig erlitten 84 % der Haushalte Einkommensverluste unterschiedlichen Ausmaßes. Allein im April 2020 verloren stündlich rund 170.000 Menschen ihren Job.

Die Autoren stellten auch fest, dass die Einkommenssteigerungen für die 100 größten Milliardäre Indiens seit März 2020 ausreichten, um jedem der 138 Millionen ärmsten Menschen einen Scheck über 94.045 Rupien zu geben.

Weiter heißt es in dem Bericht:

„… ein ungelernter Arbeiter würde 10.000 Jahre brauchen, um das herzustellen, was Ambani während der Pandemie in einer Stunde gemacht hat… und drei Jahre, um das herzustellen, was Ambani in einer Sekunde gemacht hat.“

Während des Lockdowns und danach blieben Hunderttausende von Wanderarbeitern in den Städten (die keine andere Wahl hatten, als in die Stadt zu fliehen, um der fabrizierten, sich verschärfenden Agrarkrise zu entgehen) ohne Arbeit, Geld, Nahrung oder Unterkunft zurück.

Es ist klar, dass COVID als Deckmantel benutzt wurde, um die Macht der unvorstellbar Reichen zu festigen. Aber die Pläne zur Steigerung ihrer Macht und ihres Reichtums werden hier nicht aufhören.

Tech-Giganten

Ein Artikel auf der  Website grain.org  , „ Digitale Kontrolle: Wie große Technologien in Lebensmittel und Landwirtschaft einziehen (und was das bedeutet) “, beschreibt, wie Amazon, Google, Microsoft, Facebook und andere sich dem globalen Agrar- und Lebensmittelsektor annähern während Unternehmen wie Bayer, Syngenta, Corteva und Cargill ihren Würgegriff festigen.

Der Eintritt der Technologieriesen in den Sektor wird zunehmend zu einer für beide Seiten vorteilhaften Integration zwischen den Unternehmen führen, die Produkte an Landwirte liefern (Pestizide, Saatgut, Düngemittel, Traktoren usw.), und denjenigen, die den Datenfluss kontrollieren und Zugang zu digitalen (Cloud ) Infrastruktur und Lebensmittelverbraucher. Dieses System basiert auf Unternehmenskonzentration (Monopolisierung).

Auch in Indien kolonisieren globale Konzerne den Einzelhandel durch E-Commerce. Walmart trat 2016 durch eine 3,3-Milliarden-US-Dollar-Übernahme des Online-Einzelhandels-Start-ups Jet.com in Indien ein, der 2018 die 16-Milliarden-US-Dollar-Übernahme von Indiens größter Online-Einzelhandelsplattform Flipkart folgte. Heute kontrollieren Walmart und Amazon fast zwei Drittel des indischen digitalen Einzelhandelssektors.

Amazon und Walmart nutzen Kampfpreise, hohe Rabatte und andere unlautere Geschäftspraktiken, um Kunden auf ihre Online-Plattformen zu locken. Laut GRAIN riefen Indiens kleine Einzelhändler verzweifelt zu einem Boykott des Online-Shoppings auf, als die beiden Unternehmen während eines Verkaufsblitzes beim Diwali-Fest in nur sechs Tagen einen Umsatz von über 3 Milliarden US-Dollar erzielten.

Im Jahr 2020 haben Facebook und das in den USA ansässige Private-Equity-Unternehmen KKR über 7 Milliarden US-Dollar für Reliance Jio, den digitalen Laden einer der größten indischen Einzelhandelsketten, bereitgestellt. Kunden werden bald in der Lage sein, bei Reliance Jio über die Chat-Anwendung von Facebook, WhatsApp, einzukaufen.

Der Plan für den Einzelhandel ist klar: die Ausrottung von Millionen kleiner Händler und Einzelhändler und Tante-Emma-Läden in der Nachbarschaft. Ähnlich ist es in der Landwirtschaft.

Ziel ist es, ländliches Land aufzukaufen, es zu verschmelzen und ein System chemisch getränkter landwirtschaftlicher Farmen aufzubauen, die Finanzspekulanten, Hightech-Giganten und traditionellen Agrarunternehmen gehören oder von ihnen kontrolliert werden. Das Endspiel ist ein System der Vertragslandwirtschaft, das den Interessen von Big Tech, Big Agribusiness und Big Retail dient. Kleinbäuerliche Landwirtschaft gilt als Hemmnis.

Dieses Modell wird auf fahrerlosen Traktoren, Drohnen, gentechnisch veränderten/im Labor hergestellten Lebensmitteln und allen Daten zu Land, Wasser, Wetter, Saatgut und Böden basieren, die patentiert und oft von Kleinbauern kopiert wurden.

Landwirte verfügen über Jahrhunderte angesammeltes Wissen, das, wenn es einmal verloren ist, nie wieder zurückkommt. Die Korporatisierung des Sektors hat bereits funktionierende Agrarökosysteme zerstört oder untergraben, die sich auf Jahrhunderte altes traditionelles Wissen stützen und zunehmend als gültige Ansätze zur Sicherung der Ernährungssicherheit anerkannt werden.

Und was ist mit den Hunderten von Millionen, die verschoben werden müssen, um die Taschen der milliardenschweren Eigentümer dieser Unternehmen zu füllen? In die Städte getrieben, um sich einer Zukunft der Arbeitslosigkeit zu stellen: bloße „Kollateralschäden“, die aus einem kurzsichtigen System des enteignenden Raubkapitalismus resultieren, der die Verbindung zwischen Mensch, Ökologie und Natur zerstört, um das Endergebnis der immens Reichen zu steigern.

Indiens Agrar- und Ernährungssektor ist seit Jahrzehnten auf dem Radar globaler Konzerne. Nachdem die Agrarindustrie in den USA und anderswo eine tiefe Marktdurchdringung und nahezu Sättigung erreicht hat, bietet Indien eine Gelegenheit zur Expansion und Aufrechterhaltung der Geschäftsfähigkeit und des überaus wichtigen Gewinnwachstums. Und durch die Zusammenarbeit mit den Hightech-Akteuren im Silicon Valley werden Märkte für Datenmanagement im Wert von mehreren Milliarden Dollar geschaffen. Von Daten und Wissen bis hin zu Land, Wetter und Saatgut ist der Kapitalismus gezwungen, schließlich alle Aspekte des Lebens und der Natur zu einer Ware zu machen (Patent und Eigentum).

Da unabhängige Landwirte bankrott gehen, ist das Ziel, dass das Land schließlich zusammengelegt wird, um den großflächigen industriellen Anbau zu ermöglichen. Tatsächlich beschreibt ein Artikel auf der RUPE-Website, " The Kisans Are Right: Their Land Is At Stake ", wie die indische Regierung feststellt, welches Land wem gehört, mit dem ultimativen Ziel, es letztendlich einfacher zu verkaufen (an ausländische Investoren und Agrarindustrie).

Die jüngsten Landwirtschaftsgesetze (jetzt aufgehoben) werden die neoliberale Schocktherapie der Enteignung und Abhängigkeit durchsetzen und endlich den Weg für eine Umstrukturierung des Agrar- und Ernährungssektors ebnen. Die massiven Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, die sich aus den Sperrungen im Zusammenhang mit COVID ergeben haben, könnten nur ein Vorgeschmack auf das sein, was noch kommen wird.

Im Juni 2018 gab das Joint Action Committee against Foreign Retail and E-Commerce (JACAFRE)  eine Erklärung  zur Übernahme von Flipkart durch Walmart ab. Es argumentierte, dass es Indiens wirtschaftliche und digitale Souveränität und die Lebensgrundlage von Millionen untergrabe.

Der Deal würde dazu führen, dass Walmart und Amazon den indischen E-Retail-Sektor dominieren. Diese beiden US-Unternehmen würden auch Indiens wichtigste Verbraucher- und andere Wirtschaftsdaten besitzen, was sie zu den digitalen Oberherren des Landes machen würde und sich den Reihen von Google und Facebook anschließen würde.

JACAFRE wurde gegründet, um den Eintritt ausländischer Unternehmen wie Walmart und Amazon in den indischen E-Commerce-Markt zu verhindern. Seine Mitglieder vertreten mehr als 100 nationale Gruppen, darunter große Handels-, Arbeitnehmer- und Bauernverbände.

Am 8. Januar 2021 veröffentlichte JACAFRE einen  offenen Brief  , in dem es heißt, dass sich die drei neuen Landwirtschaftsgesetze, die im September 2020 vom Parlament verabschiedet wurden, darauf konzentrieren, die unregulierte Vergesellschaftung landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten zu ermöglichen und zu erleichtern. Dies wird Landwirte und kleine Händler von Agrarprodukten effektiv den Interessen einiger weniger Agrar- und E-Commerce-Giganten unterwerfen oder sie vollständig auslöschen.

Die Regierung erleichtert die Dominanz von Riesenkonzernen, nicht zuletzt durch digitale oder E-Commerce-Plattformen, um die gesamte Wertschöpfungskette zu kontrollieren. In dem Schreiben heißt es, dass bei genauer Betrachtung der neuen Landwirtschaftsgesetze deutlich wird, dass die ungeregelte Digitalisierung ein wichtiger Aspekt davon ist.

Und das entgeht Parminder Jeet Singh von IT for Change (einem Mitglied von JACAFRE) nicht. In Bezug auf Walmarts Übernahme des Online-Händlers Flipkart stellt  Singh fest  , dass es starken Widerstand gegen Walmarts Markteintritt in Indien mit seinen physischen Geschäften gab; Allerdings werden Online- und Offline-Welten jetzt zusammengeführt.

Denn heute kontrollieren E-Commerce-Unternehmen nicht nur Verbrauchsdaten, sondern auch Daten über Produktion, Logistik, wer was wann braucht, wer es produzieren soll, wer es transportieren soll und wann es transportiert werden soll.

Durch die Kontrolle von Daten (Wissen) können E-Commerce-Plattformen die gesamte physische Wirtschaft prägen. Besorgniserregend ist, dass Amazon und Walmart über genügend globalen Einfluss verfügen, um sicherzustellen, dass sie ein Duopol werden, das mehr oder weniger einen Großteil der indischen Wirtschaft kontrolliert.

Singh sagt, dass man zwar ein indisches Unternehmen regulieren könne, dies jedoch nicht mit ausländischen Akteuren möglich sei, die über globale Daten und globale Macht verfügen und nahezu unmöglich zu regulieren seien.

Während China die digitale Industrialisierung durch den Aufbau eigener Firmen gelang, beobachtet Singh, dass die EU heute eine digitale Kolonie der USA ist. Die Gefahr für Indien ist klar.

Indien hat seine eigenen Fähigkeiten und digitalen Formen, warum also lässt die Regierung US-Unternehmen zu, um Indiens digitale Plattformen zu dominieren und zu kaufen?

Und „Plattform“ ist hier ein Schlüsselwort. Wir sehen die Auslöschung des Marktplatzes. Plattformen werden alles von der Produktion über die Logistik bis hin zu primären Aktivitäten wie Landwirtschaft und Viehzucht steuern. Daten geben Plattformen die Macht, vorzuschreiben, was in welchen Mengen hergestellt werden muss.

Die digitale Plattform ist das Gehirn des gesamten Systems. Dem Landwirt wird mitgeteilt, wie viel Produktion zu erwarten ist, wie viel Regen zu erwarten ist, welche Art von Bodenqualität vorliegt, welche Art von (GV-)Saatgut und Inputs erforderlich sind und wann die Produkte fertig sein müssen.

Die überlebenden Händler, Hersteller und Primärproduzenten werden zu Sklaven von Plattformen und verlieren ihre Unabhängigkeit. Darüber hinaus werden E-Commerce-Plattformen dauerhaft eingebettet, sobald künstliche Intelligenz beginnt, all dies zu planen und zu bestimmen.

Natürlich bewegen sich die Dinge seit langem in diese Richtung, insbesondere seit Indien Anfang der 1990er Jahre begann, vor den Lehren des Neoliberalismus zu kapitulieren und allem, was damit einhergeht, nicht zuletzt eine zunehmende Abhängigkeit von Krediten und ausländischen Kapitalzuflüssen und die Unterwerfung unter die zerstörerische Welt Bank-IWF-Wirtschaftsrichtlinien.

Knock-out-Schlag

Aber was wir derzeit mit den drei Farm Bills und der wachsenden Rolle des (ausländischen) E-Commerce erleben, wird der Bauernschaft und vielen kleinen unabhängigen Unternehmen den ultimativen K.O.-Schlag versetzen. Dies ist das Ziel mächtiger Akteure, die Indien seit langem als potenzielles Juwel in der Krone ihrer Konzernimperien betrachten.

Der Prozess ähnelt den Strukturanpassungsprogrammen, die afrikanischen Ländern vor einigen Jahrzehnten aufgezwungen wurden. Wirtschaftsprofessor Michel Chossudovsky stellt in seinem Buch „Die Globalisierung der Armut“ von 1997 fest, dass Volkswirtschaften:

„eröffnet durch die gleichzeitige Verdrängung eines bereits bestehenden Produktionssystems. Kleine und mittelständische Betriebe werden in die Insolvenz getrieben oder müssen für einen Weltverteiler produzieren, Staatsbetriebe werden privatisiert oder geschlossen, unabhängige Agrarproduzenten verarmen.“ (S.16)

Der Spielplan ist klar und laut JACAFRE sollte die Regierung dringend alle Interessengruppen – Händler, Landwirte und andere kleine und mittlere Akteure – zu einem ganzheitlichen neuen Wirtschaftsmodell konsultieren, bei dem allen Wirtschaftsakteuren ihre gebührende und angemessen geschätzte Rolle zugesichert wird. Kleine und mittelständische Wirtschaftsakteure dürfen nicht zu hilflosen Agenten einiger digitalfähiger Megakonzerne reduziert werden.

JACAFRE kommt zu dem Schluss:

„Wir appellieren an die Regierung, sich dringend mit den Problemen der Landwirte zu befassen, die die Aufhebung der drei Gesetze fordern. Aus Sicht der Händler muss insbesondere die Rolle kleiner und mittlerer Händler entlang der Wertschöpfungskette der Agrarprodukte gestärkt und vor ihrer uneingeschränkten Korporatisierung geschützt werden.“

Es ist klar, dass es bei den anhaltenden Bauernprotesten in Indien nicht nur um die Landwirtschaft geht. Es ist ein Kampf um das Herz und die Seele des Landes.

Bauern, Bauernverbände und ihre Vertreter fordern die Aufhebung der Gesetze und erklären, dass sie keinen Kompromiss akzeptieren werden. Die Führer der Landwirte begrüßten die Anordnung des Obersten Gerichtshofs von Indien zur Aussetzung der Umsetzung der landwirtschaftlichen Gesetze im Januar 2021.

Auf der Grundlage von mehr als 10 Gesprächsrunden zwischen Bauernvertretern und der Regierung schien es jedoch zeitweise so, als würde die herrschende Regierung bei der Umsetzung der Gesetze niemals nachgeben.

Im November 2020 fand ein landesweiter Generalstreik zur Unterstützung der Bauern statt, und in diesem Monat marschierten rund 300.000 Bauern aus den Bundesstaaten Punjab und Haryana nach Delhi, um einen „Entscheidungskampf“ mit der Zentralregierung zu führen, wie es die Staats- und Regierungschefs nannten.

Aber als die Bauern die Hauptstadt erreichten, wurden die meisten von Barrikaden, aufgegrabenen Straßen, Wasserwerfern, Schlagstöcken und von der Polizei errichtetem Stacheldraht gestoppt. Die Bauern errichteten Lager entlang fünf Hauptstraßen und errichteten provisorische Zelte, um monatelang bleiben zu können, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt wurden.

Während des gesamten Jahres 2021 lagerten Tausende von Bauern an verschiedenen Punkten der Grenze und ertrugen die Kälte, den Regen und die sengende Hitze. Ende März 2021 lagerten schätzungsweise rund 40.000 Demonstranten in Singhu und Tikri an der Grenze zu Delhi.

Am 26. Januar 2021, dem Tag der Republik Indien, veranstalteten Zehntausende Bauern eine Bauernparade mit einem großen Konvoi von Traktoren und fuhren in Delhi ein.

Im September 2021 nahmen Zehntausende Bauern an einer Kundgebung in der Stadt Muzaffarnagar im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh (UP) teil. Hunderttausende weitere nahmen an anderen Kundgebungen im Bundesstaat teil.


Diese riesigen Versammlungen fanden 2022 in UP, Indiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat mit 200 Millionen Einwohner

11.06.2022

Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung Neues globales Forschungs-E-Book Von Colin Todhunter     Auszug V von VI

Bei der Kundgebung in Muzaffarnagar erklärte Bauernführer Rakesh Tikait:

„Wir versprechen, dass wir den Protestort dort (in der Nähe von Delhi) nicht verlassen werden, selbst wenn unser Friedhof dort angelegt wird. Wir werden unser Leben lassen, wenn es nötig ist, aber wir werden den Protestort nicht verlassen, bis wir als Sieger hervorgehen.“

Tikait griff auch die von Modi geführte Regierung an für:

„… das Land an Unternehmen zu verkaufen… Wir müssen verhindern, dass das Land verkauft wird. Landwirte sollten gerettet werden; das Land sollte gerettet werden.“

Polizeibrutalität, die Verleumdung von Demonstranten durch bestimmte prominente Medienkommentatoren und Politiker, die rechtswidrige Inhaftierung von Demonstranten und das harte Durchgreifen gegen die Meinungsfreiheit (Journalisten verhaftet, Social-Media-Konten geschlossen, Internetdienste abgeschaltet) waren symptomatisch für die Herangehensweise der Beamten an den Kampf der Bauern die sich durch Belastbarkeit, Entschlossenheit und Zurückhaltung auszeichnet.

Aber es ist nicht so, dass der Kampf der Bauern über Nacht entstanden ist. Die indische Landwirtschaft wurde jahrzehntelang absichtlich von staatlicher Unterstützung ausgehungert, was zu einer gut dokumentierten Agrarkrise – sogar einer Zivilisationskrise – geführt hat. Was wir derzeit sehen, ist das Ergebnis von Ungerechtigkeiten und Vernachlässigung, die sich zuspitzen, wenn ausländisches Agrarkapital versucht, seine neoliberale „Endlösung“ der indischen Landwirtschaft aufzuzwingen.

Es ist wichtig, lokale Märkte und einheimische, unabhängige Kleinunternehmen zu schützen und zu stärken, egal ob Bauern, Straßenhändler, Lebensmittelverarbeiter oder Tante-Emma-Läden. Dies wird sicherstellen, dass Indien mehr Kontrolle über seine Nahrungsmittelversorgung, die Möglichkeit hat, seine eigene Politik zu bestimmen, und wirtschaftliche Unabhängigkeit, mit anderen Worten, den Schutz von Nahrungsmitteln und nationaler Souveränität und eine größere Fähigkeit, eine echte demokratische Entwicklung zu verfolgen.

Washington und seine ideologischen Ökonomen nennen dies „Liberalisierung“ der Wirtschaft: Inwiefern ist die Unfähigkeit, die eigene Wirtschaftspolitik zu bestimmen und die Ernährungssicherheit an äußere Kräfte zu übergeben, in irgendeiner Weise befreiend?

Es ist interessant festzustellen, dass die BBC  berichtete  , dass die in den USA ansässige gemeinnützige Organisation Freedom House in ihrem Jahresbericht über globale politische Rechte und Freiheiten Indien von einer freien Demokratie zu einer „teilweise freien Demokratie“ herabgestuft hat. Es wurde auch berichtet, dass das in Schweden ansässige V-Dem Institute sagt, Indien sei jetzt eine „Wahlautokratie“. In einem Bericht des Democracy Index von The Economist Intelligent Unit schneidet Indien nicht besser ab.

Abgesehen von der Vernachlässigung des britischen Abgleitens in Richtung des COVID-bedingten Autoritarismus durch die BBC war der Bericht über Indien nicht ohne Substanz. Es konzentrierte sich auf die Zunahme antimuslimischer Gefühle, die Einschränkung der Meinungsfreiheit, die Rolle der Medien und die Einschränkungen der Zivilgesellschaft seit der Machtübernahme von Premierminister Narendra Modi.

Die Untergrabung der Freiheiten in all diesen Bereichen gibt Anlass zur Sorge. Aber dieser Trend zu Spaltung und Autoritarismus dient einem anderen Zweck: Er hilft, den Weg für die Unternehmensübernahme des Landes zu ebnen.

Ob es um eine „Teile-und-Herrsche“-Strategie entlang religiöser Linien geht, um die Aufmerksamkeit abzulenken, die Unterdrückung der Meinungsfreiheit oder das Durchführen unpopulärer Landwirtschaftsgesetze ohne angemessene Debatte durch das Parlament, während die Polizei und die Medien eingesetzt werden, um den Bauernprotest zu untergraben, ein großer undemokratischer Überfall ist im Gange, die sich grundlegend nachteilig auf die Lebensgrundlagen der Menschen und das kulturelle und soziale Gefüge Indiens auswirken wird.

Auf der einen Seite stehen die Interessen einer Handvoll Multimilliardäre, denen die Unternehmen und Plattformen gehören, die versuchen, Indien zu kontrollieren. Auf der anderen Seite stehen die Interessen von Hunderten von Millionen von Landwirten, Verkäufern und verschiedenen Kleinunternehmen, die von diesen reichen Individuen als bloßer Kollateralschaden angesehen werden, den es in ihrem Streben nach immer größerem Profit zu verdrängen gilt.

Indische Bauern stehen derzeit an vorderster Front gegen den globalen Kapitalismus und die Deindustrialisierung der Wirtschaft im Kolonialstil. Hier findet letztlich der Kampf um die Demokratie und die Zukunft Indiens statt.

Im April 2021 unterzeichnete die indische Regierung ein Memorandum of Understanding (MoU) mit Microsoft, das es ihrem lokalen Partner CropData ermöglicht, eine Master-Datenbank von Landwirten zu nutzen. Das MoU scheint Teil der  politischen Initiative AgriStack zu sein  , die die Einführung „disruptiver“ Technologien und digitaler Datenbanken im Agrarsektor beinhaltet.

Basierend auf Presseberichten und Regierungserklärungen würde Microsoft Landwirten mit Managementlösungen nach der Ernte helfen, indem es eine kollaborative Plattform aufbaut und landwirtschaftliche Datensätze wie Ernteerträge, Wetterdaten, Marktnachfrage und Preise erfasst. Dies würde wiederum eine Landwirtschnittstelle für eine „intelligente“ Landwirtschaft schaffen, einschließlich Nacherntemanagement und -verteilung.

CropData erhält Zugang zu einer staatlichen Datenbank mit 50 Millionen Landwirten und ihren Grundbüchern. Während die Datenbank entwickelt wird, wird sie die persönlichen Daten der Landwirte, das Profil des Landbesitzes (Katasterkarten, Betriebsgröße, Landtitel, lokale klimatische und geografische Bedingungen), Produktionsdetails (angebaute Feldfrüchte, Produktionsgeschichte, Input-Geschichte, Qualität des Outputs) enthalten , Maschinenbesitz) und finanzielle Details (Einsatzkosten, durchschnittliche Rendite, Kredithistorie).

Erklärtes Ziel ist es, mit digitaler Technologie die Finanzierung, den Input, den Anbau sowie die Versorgung und Verteilung zu verbessern.

Es scheint, dass sich die Blaupause für AgriStack trotz fehlender Konsultation oder Beteiligung der Landwirte selbst in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Die Technologie könnte den Sektor sicherlich verbessern, aber die Übergabe der Kontrolle an mächtige private Konzerne wird lediglich das erleichtern, was sie in Bezug auf die Markteroberung und die Abhängigkeit von Landwirten benötigen.

Eine solche „datengesteuerte Landwirtschaft“ ist integraler Bestandteil der jüngsten Agrargesetzgebung, die einen Vorschlag zur Erstellung eines digitalen Profils der Landwirte, ihrer landwirtschaftlichen Betriebe, der klimatischen Bedingungen in einem Gebiet, des Anbaus und der durchschnittlichen Produktion enthält.

Diesbezüglich wurden viele Bedenken geäußert, die von der Vertreibung von Landwirten über die weitere Ausbeutung von Landwirten durch Mikrofinanzierung und den Missbrauch von Daten der Landwirte bis hin zu vermehrter algorithmischer Entscheidungsfindung ohne Rechenschaftspflicht reichen.

Bekanntes Spielbuch

Die Verdrängung von Landwirten geht der RUPE nicht verloren, die in einer  dreiteiligen Artikelserie erklärt, wie der neoliberale Kapitalismus Kleinbauern von ihrem Land entfernt hat, um einen aktiven Landmarkt für Unternehmensinteressen zu ermöglichen. Die indische Regierung versucht, ein System „abschließender Eigentumsrechte“ für das gesamte Land im Land einzuführen, damit die Eigentumsverhältnisse festgestellt und das Land dann gekauft oder weggenommen werden kann.

Am Beispiel von Mexiko sagt die RUPE:

„Im Gegensatz zu Mexiko hat Indien nie eine nennenswerte Landreform durchlaufen. Nichtsdestotrotz weist sein aktuelles Programm der „abschließenden Besitztitel“ von Land deutliche Ähnlichkeiten mit Mexikos Bemühungen nach 1992 auf, Eigentumsrechte abzugeben … Die indischen Herrscher folgen genau dem Drehbuch, dem Mexiko folgt und das in Washington geschrieben wurde.“

Da Landwirte den Zugang zu Land verlieren oder als rechtmäßige Eigentümer identifiziert werden können, sollen räuberische institutionelle Investoren und große Agrarunternehmen ihre Betriebe aufkaufen und zusammenlegen, um die weitere Einführung einer unternehmensabhängigen industriellen Landwirtschaft mit hohem Input zu erleichtern.

Dies ist ein Beispiel für Stakeholder-Partnerschaftskapitalismus, der von Organisationen wie dem Weltwirtschaftsforum stark gefördert wird, wobei eine Regierung das Sammeln solcher Informationen durch einen privaten Akteur erleichtert, der dann in diesem Fall die Daten für die Entwicklung eines Grundstücksmarktes verwenden kann (mit freundlicher Genehmigung von Landgesetzänderungen, die die Regierung erlässt) für institutionelle Investoren auf Kosten von Kleinbauern, die vertrieben werden.

Durch das Sammeln (Piraterie) von Informationen – im Rahmen der wohlwollend klingenden Politik der datengesteuerten Landwirtschaft – werden private Unternehmen besser in der Lage sein, die Situation der Landwirte für ihre eigenen Zwecke auszunutzen: Sie werden mehr über ihre Einkommen und Geschäfte wissen als einzelne Landwirte selbst.

Etwa  55 Gruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft haben  der Regierung geschrieben und diese und verschiedene andere Bedenken geäußert, nicht zuletzt das wahrgenommene politische Vakuum in Bezug auf den Datenschutz von Landwirten und den Ausschluss von Landwirten selbst in aktuellen politischen Initiativen.

In einem offenen Brief erklären sie:

„In einer Zeit, in der „ Daten zum neuen Öl geworden sind “ und die  Industrie sie als die nächste Gewinnquelle betrachtet , muss das Interesse der Landwirte sichergestellt werden. Es wird nicht überraschen, dass Unternehmen dies als eine weitere Gewinnmöglichkeit angehen werden, als einen Markt für sogenannte „Lösungen“, die zum Verkauf nicht nachhaltiger landwirtschaftlicher Betriebsmittel führen, kombiniert mit größeren Krediten und Verschuldung der Landwirte dafür durch Fintech, sowie  die zunehmende Gefahr der Enteignung durch private Unternehmen .“

Sie fügen hinzu, dass jeder Vorschlag, der versucht, die Probleme anzugehen, die die indische Landwirtschaft plagen, die grundlegenden Ursachen dieser Probleme angehen muss. Das  aktuelle Modell stützt sich auf den „Tech-Solutionismus“,  der den Einsatz von Technologie zur Lösung struktureller Probleme betont.

Hinzu kommt das Problem der reduzierten Transparenz seitens der Regierung durch algorithmenbasierte Entscheidungsfindung.

Die 55 Unterzeichner fordern die Regierung auf, Konsultationen mit allen Interessengruppen, insbesondere Bauernverbänden, über die Richtung ihres digitalen Vorstoßes sowie die Grundlage von Partnerschaften durchzuführen, und veröffentlichen diesbezüglich ein Grundsatzdokument, nachdem sie das Feedback von Landwirten und Landwirten gebührend berücksichtigt haben Organisationen. Da die Landwirtschaft eine staatliche Angelegenheit ist, sollte die Zentralregierung auch die Landesregierungen konsultieren.

Sie geben an, dass alle Initiativen, die die Regierung mit privaten Einrichtungen begonnen hat, um mehrere Datenbanken mit privaten/persönlichen Informationen über einzelne Landwirte oder ihre Betriebe zu integrieren und/oder gemeinsam zu nutzen, ausgesetzt werden, bis ein integrativer politischer Rahmen und ein Datenschutzgesetz geschaffen sind ist bestanden.

Es wird auch befürwortet, dass die Entwicklung von AgriStack sowohl als politischer Rahmen als auch bei seiner Umsetzung die Bedenken und Erfahrungen der Landwirte als vorrangigen Ausgangspunkt nehmen sollte.

In dem Schreiben heißt es, dass bei genauer Betrachtung der neuen Landwirtschaftsgesetze deutlich wird, dass die ungeregelte Digitalisierung ein wichtiger Aspekt davon ist.

Es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass monopolistische E-Commerce-„Plattformen“ im Besitz von Unternehmen letztendlich einen Großteil der indischen Wirtschaft kontrollieren werden, wenn man die derzeitige politische Entwicklung berücksichtigt. Von Einzelhandel und Logistik bis hin zum Anbau werden Daten sicherlich das „neue Öl“ sein, das Plattformen die Macht gibt, zu diktieren, was in welchen Mengen hergestellt werden muss.

Die Übergabe aller Informationen über die Branche an Microsoft und andere legt Macht in ihre Hände – die Macht, die Branche nach ihrem eigenen Bild zu gestalten.

Bayer, Corteva, Syngenta und die traditionelle Agrarindustrie werden mit Microsoft, Google und den großen Technologiegiganten zusammenarbeiten, um KI-gesteuerte Farmen ohne Landwirte und E-Commerce-Einzelhandel zu ermöglichen, der von Unternehmen wie Amazon und Walmart dominiert wird. Ein Kartell aus Dateneigentümern, proprietären Input-Lieferanten und Einzelhandelskonzernen an der Kommandospitze der Wirtschaft, das mit giftigen Industrienahrungsmitteln und den damit verbundenen verheerenden gesundheitlichen Auswirkungen hausieren geht.

Und gewählte Vertreter? Ihre Rolle wird sich stark auf technokratische Aufseher dieser Plattformen und die Tools der künstlichen Intelligenz beschränken, die all das planen und bestimmen.

Die Verbindungen zwischen Menschen und dem Land reduzierten sich auf eine KI-gesteuerte technokratische Dystopie in Übereinstimmung mit den Grundsätzen des neoliberalen Kapitalismus. AgriStack wird dazu beitragen, dieses Endspiel zu erleichtern.


Kapitel VII

Neoliberales Playbook

Wirtschaftsterrorismus und Bauernköpfe zertrümmern

Während die Marken, die die Regale riesiger Einzelhandelsgeschäfte säumen, riesig erscheinen, besitzen eine Handvoll Lebensmittelunternehmen diese Marken, die sich wiederum auf eine relativ enge Auswahl an Produkten als Zutaten verlassen. Gleichzeitig geht diese Illusion der Wahlfreiheit oft auf Kosten der Ernährungssicherheit in ärmeren Ländern, die gezwungen waren, ihre Landwirtschaft umzustrukturieren, um Agrarexporte mit freundlicher Genehmigung der Weltbank, des IWF, der WTO und der Interessen der globalen Agrarindustrie zu erleichtern.

In Mexiko haben transnationale Lebensmitteleinzelhandels- und Verarbeitungsunternehmen Lebensmittelvertriebskanäle übernommen und lokale Lebensmittel durch billige verarbeitete Produkte ersetzt, oft mit direkter Unterstützung der Regierung. Freihandels- und Investitionsabkommen waren für diesen Prozess von entscheidender Bedeutung, und die Folgen für die öffentliche Gesundheit waren katastrophal.

Das mexikanische Nationale Institut für öffentliche Gesundheit veröffentlichte 2012 die Ergebnisse einer nationalen Umfrage zur Ernährungssicherheit und Ernährung. Zwischen 1988 und 2012 stieg der Anteil übergewichtiger Frauen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren von 25 auf 35 % und die Zahl der fettleibigen Frauen in dieser Altersgruppe stieg von 9 auf 37 %. Etwa 29 % der mexikanischen Kinder im Alter zwischen 5 und 11 Jahren waren übergewichtig, ebenso wie 35 % der Jugendlichen zwischen 11 und 19 Jahren, während eines von zehn Kindern im schulpflichtigen Alter an Anämie litt.

Der frühere Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, kommt zu dem Schluss, dass die Handelspolitik eine stärkere Abhängigkeit von stark verarbeiteten und raffinierten Lebensmitteln mit langer Haltbarkeit gegenüber dem Verzehr von frischen und leichter verderblichen Lebensmitteln, insbesondere Obst und Gemüse, begünstigt hatte. Er fügte hinzu, dass der Übergewichts- und Adipositas-Notstand, mit dem Mexiko konfrontiert ist, hätte vermieden werden können.

2015 berichtete die Non-Profit-Organisation  GRAIN,  dass das nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) zu direkten Investitionen in die Lebensmittelverarbeitung und zu einer Veränderung der mexikanischen Einzelhandelsstruktur (in Richtung Supermärkte und Convenience-Stores) sowie zur Entstehung eines globalen Agribusiness geführt habe und transnationale Lebensmittelunternehmen im Land.

NAFTA beseitigte Regeln, die ausländische Investoren daran hinderten, mehr als 49 % eines Unternehmens zu besitzen. Es verbot auch Mindestmengen an inländischem Inhalt in der Produktion und erweiterte Rechte für ausländische Investoren, Gewinne und Erträge aus Erstinvestitionen zu behalten. Bis 1999 hatten US-Unternehmen 5,3 Milliarden Dollar in die Lebensmittelindustrie Mexikos investiert, eine 25-fache Steigerung in nur 12 Jahren.

US-Lebensmittelkonzerne begannen, die vorherrschenden Lebensmittelvertriebsnetze von Kleinhändlern, bekannt als Tiendas (Tante-Emma-Läden), zu kolonisieren. Dies trug dazu bei, nährstoffarme Lebensmittel zu verbreiten, da sie diesen Unternehmen ermöglichten, ihre Lebensmittel an ärmere Bevölkerungsgruppen in kleinen Städten und Gemeinden zu verkaufen und zu bewerben. Bis 2012 hatten Einzelhandelsketten Tiendas als Mexikos Hauptumsatzquelle für Lebensmittel verdrängt.

In Mexiko führte der Verlust der Ernährungssouveränität zu katastrophalen Veränderungen in der Ernährung des Landes, und viele Kleinbauern verloren ihre Lebensgrundlage, was  durch das Abladen überschüssiger Rohstoffe  (die aufgrund von Subventionen unter den Produktionskosten produziert wurden) aus den USA beschleunigt wurde. NAFTA trieb Millionen von mexikanischen Bauern, Viehzüchtern und kleinen Geschäftsleuten schnell in den Bankrott, was zur Flucht von Millionen von Arbeitsmigranten führte.

Was in Mexiko passiert ist, sollte den indischen Landwirten als Warnung dienen, da globale Konzerne versuchen, den Agrar- und Lebensmittelsektor durch Vertragslandwirtschaft, die massive Rücknahme von Unterstützungssystemen des öffentlichen Sektors, eine Abhängigkeit von Importen (verstärkt durch einen zukünftigen US-Handel) vollständig zu korporatisieren Deal) und die Beschleunigung des großflächigen (Online-)Einzelhandels.

Wenn Sie das mögliche endgültige Schicksal von Indiens lokalen Märkten und kleinen Einzelhändlern wissen möchten, schauen Sie nicht weiter als das, was US-Finanzminister  Steven Mnuchin im Jahr 2019 sagte . Er erklärte, Amazon habe „die Einzelhandelsbranche in den Vereinigten Staaten zerstört“.

Global gegen lokal

Der Umzug von Amazon nach Indien verkörpert den unfairen Kampf um Raum zwischen lokalen und globalen Märkten. Es gibt eine relative Handvoll Multimilliardäre, denen die Unternehmen und Plattformen gehören. Und es gibt die Interessen von zig Millionen Verkäufern und verschiedenen kleinen Unternehmen, die von diesen reichen Individuen als bloßer Kollateralschaden angesehen werden, der in ihrem Streben nach immer größerem Profit verdrängt werden muss.

Amazonas

Jeff Bezos, Executive Chairman von Amazon, will Indien plündern und Millionen von kleinen Händlern und Einzelhändlern sowie Tante-Emma-Läden in der Nachbarschaft ausrotten.

Das ist ein Mann mit wenigen Skrupeln.

Nach der Rückkehr von einem kurzen Flug ins All im Juli 2021 in einer Rakete, die von seiner privaten Raumfahrtfirma gebaut wurde, sagte Bezos während einer Pressekonferenz:

„Ich möchte mich auch bei jedem Amazon-Mitarbeiter und jedem Amazon-Kunden bedanken, weil ihr das alles bezahlt habt.“

Als Antwort schrieb die US-Kongressabgeordnete Nydia Velazquez auf Twitter:

„Während Jeff Bezos überall in den Nachrichten ist, weil er für den Weltraumflug bezahlt hat, vergessen wir nicht die Realität, die er hier auf der Erde geschaffen hat.“

Sie fügte den  Hashtag #WealthTaxNow  in Bezug auf die Steuerhinterziehung von Amazon hinzu, die in zahlreichen Berichten aufgedeckt wurde, nicht zuletzt in der Studie „ Die Amazon-Methode: Wie man das internationale Staatensystem nutzt, um Steuern zu vermeiden “ von Forschern der Universität London vom Mai 2021 .

Kein Wunder, dass Bezos bei seinem Besuch in Indien im Januar 2020 kaum mit offenen Armen empfangen wurde.

Bezos lobte Indien auf Twitter, indem er postete:

"Dynamik. Energie. Demokratie. #IndianCentury.“

Der Spitzenmann der Regierungspartei in der Außenabteilung der BJP schlug zurück:

„Bitte teilen Sie dies Ihren Mitarbeitern in Washington DC mit. Sonst ist Ihre Charme-Offensive Zeit- und Geldverschwendung.“

Eine angemessene Reaktion, wenn auch verwirrend angesichts der vorgeschlagenen Sanktionierung der ausländischen Übernahme der Wirtschaft durch die derzeitige Regierung.

Bezos landete in Indien auf dem Rücken der Kartellbehörde des Landes, die eine formelle Untersuchung gegen Amazon einleitete, und mit kleinen Ladenbesitzern, die auf den Straßen demonstrierten. Die Confederation of All India Traders (CAIT) kündigte an, dass Mitglieder ihrer Mitgliedsorganisationen im ganzen Land aus Protest Sit-ins und öffentliche Kundgebungen in 300 Städten veranstalten würden.

In einem Brief an PM Modi behauptete der Sekretär der CAIT, General Praveen Khandelwal, vor dem Besuch von Bezos, dass Amazon, wie das Walmart-eigene Flipkart, aufgrund seiner räuberischen Preisgestaltung, die „die Schließung erzwang“, ein „Wirtschaftsterrorist“ sei von Tausenden kleiner Händler.“

Im Jahr 2020 reichte Delhi Vyapar Mahasangh (DVM) eine Beschwerde gegen Amazon und Flipkart ein, in der behauptet wurde, dass sie bestimmte Verkäufer auf ihren Plattformen gegenüber anderen begünstigten, indem sie ihnen ermäßigte Gebühren und eine bevorzugte Auflistung anboten. Der DVM setzt sich dafür ein, die Interessen von Kleinhändlern zu fördern. Es wurden auch Bedenken geäußert, dass Amazon und Flipkart Verbindungen zu Mobiltelefonherstellern eingehen, um Telefone ausschließlich auf ihren Plattformen zu verkaufen.

DVM argumentierte, dass dies ein wettbewerbswidriges Verhalten sei, da kleinere Händler diese Geräte nicht kaufen und verkaufen könnten. Es wurden auch Bedenken hinsichtlich der von E-Commerce-Unternehmen angebotenen Flash-Verkäufe und hohen Rabatte geäußert, die von kleinen Händlern nicht erreicht werden konnten.

Die CAIT schätzt, dass im Jahr 2019 mehr als 50.000 Handyhändler von großen E-Commerce-Unternehmen aus dem Geschäft gedrängt wurden.

Die internen Dokumente von Amazon, die von Reuters enthüllt wurden, deuteten darauf hin, dass Amazon eine indirekte Beteiligung an einer Handvoll Verkäufer hatte, die den größten Teil der Verkäufe auf seiner indischen Plattform ausmachten. Dies ist ein Problem, da Amazon und Flipkart in Indien gesetzlich nur als neutrale Plattformen fungieren dürfen, die Transaktionen zwischen Drittanbietern und Käufern gegen eine Gebühr ermöglichen.

Das Ergebnis ist, dass der Oberste Gerichtshof Indiens kürzlich entschieden hat, dass sich Amazon wegen angeblicher wettbewerbswidriger Geschäftspraktiken einer Untersuchung durch die Competition Commission of India (CCI) stellen muss. Die CCI sagte, sie werde die hohen Rabatte, bevorzugten Listen und Ausschlusstaktiken untersuchen, die Amazon und Flipkart angeblich angewendet haben, um den Wettbewerb zu zerstören.

Es gibt jedoch mächtige Kräfte, die auf ihren Händen sitzen, da diese Unternehmen Amok laufen.

Im August 2021  griff die CAIT das NITI Aayog  (den einflussreichen Think Tank der indischen Regierung) wegen Einmischung in die vom Verbraucherministerium vorgeschlagenen E-Commerce-Regeln an.

Der CAIT sagte, dass die Denkfabrik eindeutig unter dem Druck und Einfluss der ausländischen E-Commerce-Giganten zu stehen scheine.

Der Präsident der CAIT, BC Bhartia, erklärte, es sei zutiefst schockierend, eine so gefühllose und gleichgültige Haltung der NITI Aayog zu sehen, die so viele Jahre lang ein stiller Zuschauer geblieben ist, wenn:

„… die ausländischen E-Commerce-Giganten haben jede Regel der FDI-Politik umgangen und die Einzelhandels- und E-Commerce-Landschaft des Landes eklatant verletzt und zerstört, aber plötzlich beschlossen, ihren Mund zu einem Zeitpunkt zu öffnen, zu dem die vorgeschlagenen E-Commerce-Regeln dies tun werden möglicherweise das Fehlverhalten der E-Commerce-Unternehmen beenden.“

Dies ist jedoch angesichts des politischen Kurses der Regierung zu erwarten.

Bei ihren Protesten gegen die drei Bauerngesetze wurden Bauern unter Tränen vergast, in den Medien verleumdet und geschlagen. Die Journalistin  Satya Sagar merkt an  , dass Regierungsberater befürchteten, dass es bei ausländischen Agrar- und Lebensmittelinvestoren nicht gut ankommen würde, wenn sie bei den agitierenden Landwirten schwach erscheinen würden und den Fluss des großen Geldes in den Sektor – und die Wirtschaft als Ganzes – stoppen könnten.

Die Politik wird von dem Bestreben bestimmt, ausländische Investitionen anzuziehen und zu halten und das „Marktvertrauen“ aufrechtzuerhalten, indem den Forderungen des internationalen Kapitals nachgegeben wird. „Ausländische Direktinvestitionen“ sind somit zum heiligen Gral der von Modi geführten Regierung geworden.

Kein Wunder, dass die Regierung als „hart“ gegen protestierende Bauern vorgehen musste, denn jetzt wird es mehr denn je erforderlich sein, ausländische Reserven anzuziehen und zu halten, um Lebensmittel auf dem internationalen Markt zu kaufen, sobald Indien die Verantwortung für seine Ernährungspolitik an private Akteure abgibt Beseitigung seiner Pufferbestände.

Der Plan zur radikalen Umstrukturierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft im Land wird der Öffentlichkeit unter dem Deckmantel der „Modernisierung“ des Sektors verkauft. Und dies soll von selbsternannten „Vermögensschöpfern“ wie Zuckerberg, Bezos und Ambani durchgeführt werden, die sehr erfahren darin sind, Vermögen zu schaffen – für sich selbst.

Es ist klar, für wen diese „Vermögensschöpfer“ Vermögen schaffen.

Auf der Website People's Review  schreibt Tanmoy Ibrahim  einen Artikel über Indiens Milliardärsklasse mit einem starken Fokus auf Ambani und Adani. Durch die Skizzierung der Natur des Crony Capitalism in Indien wird deutlich, dass Modis „Reichtumsschöpfer“ einen Freibrief erhalten, um die öffentlichen Kassen, die Menschen und die Umwelt zu plündern, während die wahren Vermögensschöpfer – nicht zuletzt die Bauern – um ihre Existenz kämpfen.

Die Agrarkrise und die jüngsten Proteste sollten nicht als Kampf zwischen der Regierung und den Landwirten betrachtet werden. Wenn man glauben kann, was in Mexiko passiert ist, wird das Ergebnis die gesamte Nation in Form einer weiteren Verschlechterung der öffentlichen Gesundheit und des Verlusts von Lebensgrundlagen beeinträchtigen.

Bedenken Sie, dass sich die Fettleibigkeitsraten in Indien in den letzten zwei Jahrzehnten bereits verdreifacht haben und die Nation schnell zur Welthauptstadt von Diabetes und Herzkrankheiten wird. Laut der National Family Health Survey (NFHS-4) hat sich die Zahl der übergewichtigen Menschen zwischen 2005 und 2015 verdoppelt, obwohl bei einem von fünf Kindern in der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen Wachstumsstörungen festgestellt wurden.

Dies ist nur ein Teil der Kosten für die Übergabe des Sektors an die milliardenschweren (comprador) Kapitalisten Mukesh Ambani und Gautum Adani und Jeff Bezos (der reichste Mensch der Welt), Mark Zukerberg (der viertreichste Mensch der Welt), die Geschäftsfamilie Cargill (14 Milliardäre) und die Walmart-Geschäftsfamilie (die reichste in den USA).

Diese Personen zielen darauf ab, den Reichtum des indischen Agrar- und Lebensmittelsektors abzuschöpfen, während sie die Lebensgrundlage von vielen Millionen Kleinbauern und lokalen Tante-Emma-Einzelhändlern verweigern und gleichzeitig die Gesundheit der Nation untergraben.

Hunderttausende Bauern nahmen am 5. September 2021 an einer Kundgebung in der Stadt Muzaffarnagar im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh teil. Ähnlich viele kamen zu anderen Kundgebungen im Bundesstaat.

Rakesh Tikait , ein bekannter Bauernführer, sagte, dies würde der Protestbewegung der indischen Bauern neues Leben einhauchen. Er fügte hinzu:

„Wir werden unseren Protest intensivieren, indem wir in jede einzelne Stadt und Gemeinde von Uttar Pradesh gehen, um die Botschaft zu übermitteln, dass die Regierung von Modi gegen die Landwirte ist.“

Tikait ist Anführerin der Protestbewegung und Sprecherin der Bharatiya Kisan Union (Indische Bauerngewerkschaft).

Bis zur Aufhebung der drei Landwirtschaftsgesetze im November 2020 lagerten Zehntausende Bauern am Stadtrand von Delhi aus Protest gegen die Gesetze, was darauf hinausgelaufen wäre, den Agrar- und Lebensmittelsektor an Unternehmen zu übergeben und Indien zu benachteiligen die Gnade der internationalen Rohstoff- und Finanzmärkte für seine Ernährungssicherheit.

Abgesehen von den Kundgebungen in Uttar Pradesh versammelten sich Tausende weitere Bauern in Karnal im Bundesstaat Haryana, um weiterhin Druck auf die von Modi geführte Regierung auszuüben, damit sie die Gesetze aufhebt. Dieser spezielle Protest war auch eine Reaktion auf Polizeigewalt während einer anderen Demonstration Ende August, ebenfalls in Karnal (200 km nördlich von Delhi), als Bauern eine Autobahn blockierten. Die Polizei Lathi klagte sie an und mindestens 10 Menschen wurden verletzt und eine Person starb einen Tag später an einem Herzinfarkt.

Ein Video, das in den sozialen Medien auftauchte, zeigte Ayush Sinha, einen hochrangigen Regierungsbeamten, der Beamte ermutigte, „ den Bauern die Köpfe einzuschlagen “, wenn sie die auf der Autobahn errichteten Barrikaden durchbrachen.

Haryana -Chefminister Manohar Lal Khattar kritisierte die Wortwahl, sagte aber, dass „Strenge gewahrt werden müsse, um Recht und Ordnung zu gewährleisten“.

Aber das ist nicht ganz richtig. „Strenge“ – regelrechte Brutalität – muss verhängt werden, um die Aasfresser im Ausland zu besänftigen, die über ihnen kreisen und den indischen Agrar- und Lebensmittelsektor fest im Visier haben.

So sehr die Behörden auch versuchen, sich von einer solchen Sprache zu distanzieren – „Köpfe einschlagen“ ist genau das, was Indiens Herrscher und die milliardenschweren Eigentümer ausländischer Agrar- und Ernährungskonzerne verlangen.

Die Regierung muss dem globalen Agrarkapital demonstrieren, dass sie hart gegen die Landwirte vorgeht, um das „Marktvertrauen“ aufrechtzuerhalten und ausländische Direktinvestitionen in den Sektor zu locken (auch bekannt als Übernahme des Sektors).

Obwohl es jetzt (vorübergehend) mit der Aufhebung der Agrargesetze etwas getan hat, scheint die Bereitschaft der indischen Regierung, die Kontrolle über ihren Agrar- und Ernährungssektor abzugeben, einen Sieg für die US-Außenpolitik darzustellen.

Der Wirtschaftswissenschaftler  Prof. Michael Hudson  erklärte 2014:

„Durch die Landwirtschaft und die Kontrolle der Nahrungsmittelversorgung war die amerikanische Diplomatie in der Lage, den größten Teil der Dritten Welt zu kontrollieren. Die geopolitische Kreditvergabestrategie der Weltbank bestand darin, Länder in Gebiete mit Nahrungsmitteldefiziten zu verwandeln, indem sie sie davon überzeugte, Cash Crops – Plantagenexporte – anzubauen und sich nicht mit ihren eigenen Nahrungsmitteln zu ernähren.“

Die Kontrolle der globalen Landwirtschaft war ein Tentakel der geopolitischen Strategie des US-Kapitalismus. Die Grüne Revolution wurde dank  ölreicher Interessen exportiert,  und ärmere Nationen übernahmen das chemikalien- und ölabhängige Landwirtschaftsmodell des Agrarkapitals, das Kredite für Inputs und die damit verbundene Infrastrukturentwicklung benötigte. Es bedeutete, Nationen in ein globalisiertes System aus Schuldknechtschaft, manipulierten Handelsbeziehungen und einem System einzusperren, das anfällig für Ölpreisschocks ist.

Ein vom Press Trust of India veröffentlichtes Foto vom Dezember 2020 definiert die Herangehensweise der indischen Regierung an protestierende Bauern. Es zeigt einen Sicherheitsbeamten in paramilitärischer Tracht, der einen Lathi erhebt. Ein Ältester der Sikh-Bauerngemeinschaft war kurz davor, seine volle Kraft zu spüren.

Aber „den Bauern die Köpfe einzuschlagen“ ist ein Symbol dafür, wie nahezu totalitäre „liberale Demokratien“ auf der ganzen Welt jetzt viele in ihrer eigenen Bevölkerung betrachten. Um zu verstehen, warum dies der Fall ist, muss die Analyse erweitert werden.

Kapitel VIII

Das neue Normal

Krise des Kapitalismus und dystopischer Reset

Heute ist das Weltwirtschaftsforum  , angetrieben von der Vision seines einflussreichen Vorstandsvorsitzenden  Klaus Schwab , ein wichtiger Brennpunkt fürden dystopischen „großen Neustart“ , eine tektonische Verschiebung, die darauf abzielt, die Art und Weise, wie wir leben, arbeiten und miteinander interagieren, zu verändern.

Der große Neustart sieht eine Transformation des Kapitalismus vor, die zu dauerhaften Einschränkungen grundlegender Freiheiten und Massenüberwachung führt, da Existenzgrundlagen und ganze Sektoren geopfert werden, um das Monopol und die Hegemonie von Pharmakonzernen, Hightech-/Big-Data-Giganten, Amazon, Google und großen globalen Unternehmen zu stärken Ketten, der digitale Zahlungssektor, Biotech-Konzerne usw.

Unter dem Deckmantel von COVID-19-Lockdowns und -Beschränkungen wurde der große Neustart unter dem Deckmantel einer „vierten industriellen Revolution“ beschleunigt, in der kleinere Unternehmen in den Bankrott getrieben oder von Monopolen aufgekauft werden sollen. Volkswirtschaften werden „umstrukturiert“ und viele Jobs und Rollen werden von KI-gesteuerter Technologie übernommen.

Und wir werden auch Zeugen des Strebens nach einer „grünen Wirtschaft“, die von der Rhetorik des „nachhaltigen Konsums“ und des „Klimanotstands“ untermauert wird.

Durch die „Finanzialisierung“ und den Besitz aller Aspekte der Natur , die unter der betrügerischen Vorstellung des Umweltschutzes kolonisiert, kommerzialisiert und gehandelt werden soll, werden wesentliche (für den Kapitalismus) neue Arenen der Profitmacherei geschaffen  . Dies bedeutet im Wesentlichen, dass – unter dem Vorwand von „Netto-Null-Emissionen“ – Umweltverschmutzer weiterhin die Umwelt verschmutzen, aber ihre Verschmutzung „ausgleichen“ können, indem sie das Land und die Ressourcen indigener Völker und Bauern als Kohlenstoffsenken nutzen und handeln (und davon profitieren). Ein weiteres finanzielles Ponzi-System, diesmal auf der Grundlage des „grünen Imperialismus“. 

Politiker in Ländern auf der ganzen Welt haben die Rhetorik des großen Neustarts verwendet und von der Notwendigkeit gesprochen, für die „neue Normalität“ „besser wieder aufzubauen“. Sie sind alle auf den Punkt. Kaum ein Zufall. 

Aber warum ist dieser Reset erforderlich?

Der Kapitalismus muss lebensfähige Gewinnmargen aufrechterhalten. Das vorherrschende Wirtschaftssystem erfordert immer höhere Abbau-, Produktions- und Verbrauchsmengen und benötigt ein bestimmtes jährliches BIP-Wachstum, damit große Unternehmen ausreichende Gewinne erzielen können.

Aber die Märkte sind gesättigt, die Nachfrageraten sind gesunken und Überproduktion und Überakkumulation von Kapital sind zu einem Problem geworden. Als Reaktion darauf haben wir gesehen, wie die Kreditmärkte expandierten und die Privatverschuldung stieg, um die Verbrauchernachfrage aufrechtzuerhalten, da die Löhne der Arbeitnehmer gedrückt wurden, die Finanz- und Immobilienspekulation zunahm (neue Anlagemärkte), Aktienrückkäufe und massive Rettungsaktionen und Subventionen (öffentliche Gelder für Erhaltung der Lebensfähigkeit von Privatkapital) und eine Ausweitung des Militarismus (eine wichtige Triebkraft für viele Wirtschaftssektoren).

Wir haben auch erlebt, wie Produktionssysteme ins Ausland verlagert wurden, damit globale Konzerne dann Märkte in fremden Ländern erobern und erweitern konnten. 

Diese Lösungen waren jedoch kaum mehr als Pflaster. Die Weltwirtschaft erstickte unter einem unhaltbaren Schuldenberg. Viele Unternehmen konnten nicht genug Gewinn erwirtschaften, um die Zinszahlungen für ihre eigenen Schulden zu decken, und hielten sich nur mit der Aufnahme neuer Kredite über Wasser. Sinkende Umsätze, knappe Margen, begrenzte Cashflows und stark verschuldete Bilanzen stiegen überall.

Im Oktober 2019 warnte der ehemalige Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, in einer Rede auf einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds, dass die Welt auf eine neue Wirtschafts- und Finanzkrise zusteuere, die verheerende Folgen für das haben würde, was er das „demokratische Marktsystem“ nannte.

Laut King steckte die Weltwirtschaft in einer Niedrigwachstumsfalle und die Erholung von der Krise von 2008 war schwächer als nach der Weltwirtschaftskrise. Er kam zu dem Schluss, dass es für die Federal Reserve und andere Zentralbanken an der Zeit sei, hinter verschlossenen Türen Gespräche mit Politikern aufzunehmen.

Auf dem  Markt für Pensionsgeschäfte (Repo) stiegen die Zinssätze am 16. September sprunghaft an. Die Federal Reserve sprang ein, indem sie vier Tage lang täglich 75 Milliarden Dollar eingriff, eine Summe, die es seit der Krise von 2008 nicht mehr gegeben hat.

Laut  Fabio Vighi , Professor für kritische Theorie an der Cardiff University, startete die Fed damals ein geldpolitisches Notprogramm, bei dem Hunderte von Milliarden Dollar pro Woche in die Wall Street gepumpt wurden.

In den letzten zwei Jahren haben wir unter dem Deckmantel einer „Pandemie“ gesehen, wie Volkswirtschaften geschlossen, kleine Unternehmen zerschlagen, Arbeitnehmer arbeitslos gemacht und die Rechte der Menschen zerstört wurden. Lockdowns und Einschränkungen haben diesen Prozess erleichtert. Diese sogenannten „Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit“ haben dazu gedient, eine Krise des Kapitalismus zu bewältigen.

Der Neoliberalismus hat das Einkommen und die Leistungen der Arbeitnehmer gedrückt, Schlüsselsektoren der Volkswirtschaften ausgelagert und jedes ihm zur Verfügung stehende Instrument eingesetzt, um die Nachfrage aufrechtzuerhalten und finanzielle Ponzi-Systeme zu schaffen, in die die Reichen immer noch investieren und von denen sie profitieren können. Die Rettungspakete für den Bankensektor nach dem Crash von 2008 boten nur eine vorübergehende Erholung. Der Absturz kehrte mit einem viel größeren Knall vor Covid zurück, zusammen mit Rettungsaktionen in Höhe von mehreren Milliarden Dollar.

Fabio Vighi beleuchtet die Rolle der „Pandemie“ bei all dem:

„… einige haben sich vielleicht gefragt, warum die normalerweise skrupellosen herrschenden Eliten beschlossen haben, die globale Profitmaschine angesichts eines Krankheitserregers einzufrieren, der fast ausschließlich auf die Unproduktiven (über 80-Jährige) abzielt.“

Vighi beschreibt, wie die Weltwirtschaft in Zeiten vor Covid am Rande einer weiteren kolossalen Kernschmelze stand, und zeichnet auf, wie die Schweizerische Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, BlackRock (der mächtigste Investmentfonds der Welt), G7-Zentralbanker und andere daran arbeiteten, eine massive bevorstehende finanzielle Kernschmelze.

Lockdowns und die weltweite Aussetzung von Wirtschaftstransaktionen sollten es der Fed ermöglichen, die maroden Finanzmärkte (unter dem Deckmantel von COVID) mit frisch gedrucktem Geld zu fluten und gleichzeitig die Realwirtschaft herunterzufahren, um eine Hyperinflation zu vermeiden.

Vighi sagt:

„… der Aktienmarkt ist nicht (im März 2020) zusammengebrochen, weil Sperren verhängt werden mussten; Vielmehr mussten Sperren verhängt werden, weil die Finanzmärkte zusammenbrachen. Mit den Lockdowns kam die Aussetzung von Geschäftstransaktionen, was die Kreditnachfrage dämpfte und die Ansteckung stoppte. Mit anderen Worten, die Umstrukturierung der Finanzarchitektur durch eine außergewöhnliche Geldpolitik war davon abhängig, dass der Motor der Wirtschaft abgestellt wurde.“

All dies belief sich auf eine Rettungsaktion in Höhe von mehreren Billionen Dollar für die Wall Street unter dem Deckmantel der COVID-„Erleichterung“, gefolgt von einem laufenden Plan zur grundlegenden Umstrukturierung des Kapitalismus, bei dem kleinere Unternehmen in den Bankrott getrieben oder von Monopolen und globalen Ketten aufgekauft werden, um so die weitere Rentabilität zu gewährleisten Profite für diese räuberischen Unternehmen und die Vernichtung von Millionen von Arbeitsplätzen infolge von Lockdowns und beschleunigter Automatisierung.

Normale Menschen werden die Rechnung für die „COVID-Hilfspakete“ bezahlen, und wenn die finanziellen Rettungspakete nicht nach Plan verlaufen, könnten weitere Sperren verhängt werden, die vielleicht unter dem Vorwand „des Virus“, aber auch des „Klimanotstands“ gerechtfertigt werden.

Nicht nur Big Finance wurde gerettet. Eine zuvor angeschlagene Pharmaindustrie hat dank der geldverdienenden COVID-Impfungen auch eine massive Rettungsaktion (öffentliche Mittel für die Entwicklung und den Kauf der Impfstoffe) und eine Rettungsleine erhalten.

Was wir sehen, sind viele Millionen auf der ganzen Welt, die ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Mit KI und fortschrittlicher Automatisierung von Produktion, Vertrieb und Dienstleistungserbringung am Horizont werden keine Massenarbeitskräfte mehr benötigt.

Es wirft grundlegende Fragen über die Notwendigkeit und die Zukunft von Massenbildung, Wohlfahrts- und Gesundheitsversorgung und Systemen auf, die traditionell dazu dienten, die für die kapitalistische Wirtschaftstätigkeit erforderliche Arbeitskraft zu reproduzieren und zu erhalten. Mit der Umstrukturierung der Ökonomie verändert sich auch das Verhältnis der Arbeit zum Kapital. Wenn Arbeit eine Bedingung für die Existenz der arbeitenden Klassen ist, warum sollte man dann in den Augen der Kapitalisten einen Vorrat an (überschüssiger) Arbeitskraft aufrechterhalten, die nicht mehr benötigt wird?

Während große Teile der Bevölkerung in einen Zustand der Dauerarbeitslosigkeit abgleiten, sind die Herrschenden des massenhaften Dissenses und Widerstands überdrüssig. Wir sind Zeugen eines entstehenden Biosicherheits-Überwachungsstaates, der dazu bestimmt ist, Freiheiten einzuschränken, die von der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit bis hin zu politischem Protest und freier Meinungsäußerung reichen.

In einem System des Top-Down-Überwachungskapitalismus, in dem ein wachsender Teil der Bevölkerung als „unproduktiv“ und „nutzlose Esser“ gilt, werden Vorstellungen von Individualismus, liberaler Demokratie und der Ideologie der freien Wahl und des Konsums von der Elite als „unnötiger Luxus“ angesehen. zusammen mit politischen und bürgerlichen Rechten und Freiheiten.

Wir müssen uns nur die anhaltende Tyrannei in Australien ansehen, um zu sehen, wie schnell sich das Land von einer „liberalen Demokratie“ in einen brutalen totalitären Polizeistaat mit endlosen Sperren verwandelt hat, in dem Versammlungen und Proteste nicht toleriert werden.

Im Namen des Gesundheitsschutzes geschlagen und zu Boden geworfen und mit Gummigeschossen beschossen zu werden, ist ebenso sinnvoll wie die Verwüstung ganzer Gesellschaften durch sozial und wirtschaftlich zerstörerische Lockdowns, um „Leben zu retten“.

Das hat wenig oder gar keine Logik. Aber natürlich, wenn wir das, was passiert, als eine Krise des Kapitalismus betrachten, könnte es anfangen, viel mehr Sinn zu machen.

Die Sparmaßnahmen, die auf den Absturz von 2008 folgten, waren schlimm genug für die einfachen Menschen, die noch unter den Auswirkungen litten, als die erste Sperrung verhängt wurde.

Die Behörden sind sich bewusst, dass dieses Mal tiefere, härtere Auswirkungen sowie viel weitreichendere Veränderungen erfahren werden, und scheinen unnachgiebig zu sein, dass die Massen strenger kontrolliert und auf ihre bevorstehende Knechtschaft konditioniert werden müssen.


Kapitel IX

Post-COVID-Dystopie

Hand Gottes und die Neue Weltordnung

Während seiner zahlreichen längeren Lockdowns wurden in Teilen Australiens das Recht auf öffentliche Proteste und Versammlungen sowie das Recht auf freie Meinungsäußerung ausgesetzt. Es ähnelte einer riesigen Strafkolonie, da die Beamten eine unsinnige „Null-COVID“-Politik verfolgten. In ganz Europa sowie in den USA und Israel werden unnötige und diskriminierende „COVID-Pässe“ eingeführt, um die Bewegungsfreiheit und den Zugang zu Dienstleistungen einzuschränken.

Auch hier müssen die Regierungen gegenüber ihren milliardenschweren Meistern in Big Finance, den Gates- und Rockefeller-Stiftungen, dem Weltwirtschaftsforum und der gesamten Bandbreite von Kräften im militärisch-finanziellen Industriekomplex hinter dem „Great Reset“, der „4. Industriellen Revolution“, Entschlossenheit demonstrieren. „Neue Normalität“ oder welcher andere gutartig klingende Begriff verwendet wird, um die Umstrukturierung des Kapitalismus und die brutalen Auswirkungen auf die einfachen Menschen zu verschleiern.

COVID hat dafür gesorgt, dass Billionen von Dollar an Eliteinteressen übergeben wurden, während normalen Menschen und kleinen Unternehmen Sperren und Beschränkungen auferlegt wurden. Zu den Gewinnern zählen Unternehmen wie Amazon, Big Pharma und die Technologiegiganten. Die Verlierer waren kleine Unternehmen und der Großteil der Bevölkerung, denen das Recht auf Arbeit und die gesamte Palette der Bürgerrechte, für die ihre Vorfahren gekämpft und oft gestorben sind, vorenthalten wurden.

Professor  Michel Chossudovsky  vom Centre for Research on Globalization (CRG) sagt:

„Die Finanzinstitute von Global Money sind die ‚Gläubiger' der in der Krise befindlichen Realwirtschaft. Die Schließung der Weltwirtschaft hat einen Prozess der globalen Verschuldung ausgelöst. Beispiellos in der Weltgeschichte trifft eine Multi-Billionen-Goldgrube an auf Dollar lautenden Schulden gleichzeitig die Volkswirtschaften von 193 Ländern.“

Im August 2020 heißt es in einem Bericht der  Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)  :

„Die COVID-19-Krise hat die Volkswirtschaften und Arbeitsmärkte in allen Weltregionen schwer gestört, mit geschätzten Arbeitsstundenverlusten in Höhe von fast 400 Millionen Vollzeitstellen im zweiten Quartal 2020, die meisten davon in Schwellen- und Entwicklungsländern. ”

Zu den am stärksten gefährdeten gehören die 1,6 Milliarden Beschäftigten in der informellen Wirtschaft, die die Hälfte der weltweiten Erwerbsbevölkerung ausmachen und in Sektoren arbeiten, in denen große Arbeitsplatzverluste zu verzeichnen sind, oder deren Einkommen durch Lockdowns ernsthaft beeinträchtigt wurden. Die meisten der betroffenen Arbeitnehmer (1,25 Milliarden) sind im Einzelhandel, im Gastgewerbe und in der verarbeitenden Industrie tätig. Und die meisten von ihnen sind selbstständig und in Niedriglohnjobs im informellen Sektor tätig.

Indien war in dieser Hinsicht besonders betroffen, als die Regierung einen Lockdown verhängte. Die Politik führte dazu, dass 230 Millionen Menschen in die Armut gedrängt und das Leben und die Lebensgrundlage vieler zerstört wurden. Ein  Bericht vom Mai 2021,  der vom Zentrum für nachhaltige Beschäftigung der Azim Premji-Universität erstellt wurde, hat hervorgehoben, dass sich Beschäftigung und Einkommen selbst bis Ende 2020 nicht auf das Niveau vor der Pandemie erholt hatten.

Der Bericht „State of Working India 2021 – One year of Covid-19“ hebt hervor, wie fast die Hälfte der formellen Angestellten in den informellen Sektor wechselte und dass 230 Millionen Menschen unter die nationale Mindestlohn-Armutsgrenze fielen.

Schon vor COVID erlebte Indien den längsten wirtschaftlichen Abschwung seit 1991 mit schwacher Schaffung von Arbeitsplätzen, ungleichmäßiger Entwicklung und einer weitgehend informellen Wirtschaft. Ein Artikel der  RUPE  hebt die strukturellen Schwächen der Wirtschaft und die oft verzweifelte Not der einfachen Bevölkerung hervor.

Um die Sperrung von Modi zu überleben, haben die ärmsten 25 % der Haushalte das 3,8-fache ihres Durchschnittseinkommens geliehen, während die oberen 25 % das 1,4-fache verschuldeten. Die Studie verwies auf die Auswirkungen auf Schuldenfallen.

Sechs Monate später wurde auch festgestellt, dass die Nahrungsaufnahme für 20 % der gefährdeten Haushalte immer noch auf dem Sperrniveau lag.

Inzwischen waren die Reichen gut versorgt. Laut  Left Voice :

„Die Modi-Regierung hat die Pandemie bewältigt, indem sie den Profiten der Großunternehmen Vorrang einräumte und das Vermögen von Milliardären schützte, anstatt das Leben und den Lebensunterhalt der Arbeiter zu schützen.“

Die Regierungen stehen jetzt unter der Kontrolle globaler Gläubiger, und in der Post-COVID-Ära wird es massive Sparmaßnahmen geben, einschließlich der Streichung von Sozialleistungen und sozialen Sicherheitsnetzen. Eine unbezahlbare Staatsverschuldung in Höhe von mehreren Billionen Dollar entfaltet sich: Die Gläubiger des Staates sind Big Money, das in einem Prozess, der zur Privatisierung des Staates führen wird, das Sagen hat.

Zwischen April und Juli 2020 wuchs das Gesamtvermögen von Milliardären auf der ganzen Welt von 8 Billionen US-Dollar auf mehr als 10 Billionen US-Dollar. Chossudovsky sagt, dass eine neue Generation milliardenschwerer Innovatoren eine entscheidende Rolle bei der Behebung des Schadens spielen wird, indem sie das wachsende Repertoire an neuen Technologien nutzt. Er fügt hinzu, dass die Innovatoren von morgen die Wirtschaft digitalisieren, erneuern und revolutionieren werden: Aber, wie er feststellt, sind diese korrupten Milliardäre kaum mehr als Verarmer.

Vor diesem Hintergrund enthüllt ein Artikel auf der  US-Website Right To Know  die von Gates angeführte Agenda für die Zukunft der Ernährung, die auf der Programmierung der Biologie zur Herstellung synthetischer und gentechnisch veränderter Substanzen basiert. Das Denken spiegelt die Programmierung von Computern in der Informationswirtschaft wider. Natürlich haben Gates und seinesgleichen die betreffenden Prozesse und Produkte patentiert oder patentieren sie.

Zum Beispiel ging Ginkgo Bioworks, ein von Gates unterstütztes Start-up, das „kundenspezifische Organismen“ herstellt, kürzlich mit einem 17,5-Milliarden-Dollar-Deal an die Börse. Es nutzt die „Zellprogrammierungs“-Technologie, um Geschmacks- und Duftstoffe gentechnisch in kommerzielle Hefe- und Bakterienstämme einzubauen, um „natürliche“ Zutaten zu schaffen, darunter Vitamine, Aminosäuren, Enzyme und Aromen für ultra-verarbeitete Lebensmittel.

Ginkgo plant die Erstellung von bis zu 20.000 konstruierten „Zellprogrammen“ (derzeit sind es fünf) für Lebensmittelprodukte und viele andere Anwendungen. Es plant, Kunden die Nutzung seiner „biologischen Plattform“ in Rechnung zu stellen. Seine Kunden sind nicht Verbraucher oder Landwirte, sondern die weltweit größten Chemie-, Lebensmittel- und Pharmaunternehmen.

11.06.2022

Ernährung, Enteignung und Abhängigkeit. Widerstand gegen die Neue Weltordnung Neues globales Forschungs-E-Book Von Colin Todhunter     Auszug VI von VI

Aber er wird es nicht tun, weil es keinen Spielraum für Patente, externe proprietäre Inputs, Kommodifizierung und Abhängigkeit von globalen Konzernen gibt, die Gates als Antwort auf alle Probleme der Menschheit in seinem Bestreben ansieht, demokratische Prozesse zu umgehen und seine Agenda umzusetzen.

Indien sollte aufpassen, denn dies ist die Zukunft des „Essens“. Wenn es den Bauern nicht gelingt, die Farm Bills aufzuheben, wird Indien wieder abhängig von Lebensmittelimporten oder von ausländischen Lebensmittelherstellern und sogar von im Labor hergestellten „Lebensmitteln“. Gefälschte oder giftige Lebensmittel werden traditionelle Ernährungsweisen verdrängen und Anbaumethoden werden von Drohnen, gentechnisch verändertem Saatgut und landwirtschaftlichen Betrieben vorangetrieben, wodurch die Lebensgrundlagen (und die Gesundheit) von Hunderten von Millionen zerstört werden.

Der Präsident der Weltbankgruppe, David Malpass  , hat erklärt, dass ärmeren Ländern „geholfen“ werde, nach den verschiedenen eingeführten Sperren wieder auf die Beine zu kommen. Diese „Hilfe“ steht unter der Bedingung, dass neoliberale Reformen und die Aushöhlung öffentlicher Dienstleistungen umgesetzt und weiter verankert werden.

Im April 2020 brachte das Wall Street Journal die Schlagzeile  „IWF, Weltbank sieht sich Flut von Hilfsanfragen aus Entwicklungsländern gegenüber “. Zahlreiche Länder fordern Rettungspakete und Kredite von Finanzinstituten mit einem Kreditvolumen von 1,2 Billionen US-Dollar. Ein ideales Rezept, um die Abhängigkeit zu stärken.

Als Gegenleistung für Schuldenerlass oder „Unterstützung“ werden globale Konglomerate zusammen mit Leuten wie Bill Gates in der Lage sein, die nationale Politik weiter zu diktieren und die Überreste nationalstaatlicher Souveränität auszuhöhlen.

Die Milliardärsklasse, die diese Agenda vorantreibt, glaubt, dass sie die Natur und alle Menschen besitzen und beides kontrollieren kann, sei es durch Geoengineering der Atmosphäre, beispielsweise durch genetische Veränderung von Bodenmikroben, oder indem sie einen besseren Job als die Natur macht, indem sie biosynthetische gefälschte Lebensmittel in einem produziert Labor.

Sie glauben, dass sie die Geschichte beenden und das Rad neu erfinden können, indem sie neu gestalten, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Und sie hoffen, dass sie dies eher früher als später erreichen können. Es ist eine kalte dystopische Vision, die Tausende von Jahren Kultur, Tradition und Praktiken praktisch über Nacht ausrotten will.

Und viele dieser Kulturen, Traditionen und Praktiken beziehen sich auf Lebensmittel und wie wir sie produzieren und unsere tief verwurzelten Verbindungen zur Natur. Denken Sie daran, dass viele der alten Rituale und Feiern unserer Vorfahren um Geschichten und Mythen herum aufgebaut waren, die ihnen halfen, sich mit einigen der grundlegendsten Fragen der Existenz auseinanderzusetzen, vom Tod über die Wiedergeburt bis zur Fruchtbarkeit. Diese kulturell eingebetteten Überzeugungen und Praktiken dienten dazu, ihre praktische Beziehung zur Natur und ihre Rolle bei der Erhaltung des menschlichen Lebens zu heiligen.

Als die Landwirtschaft zum Schlüssel zum Überleben der Menschheit wurde, standen das Pflanzen und Ernten von Feldfrüchten und andere saisonale Aktivitäten im Zusammenhang mit der Lebensmittelproduktion im Mittelpunkt dieser Bräuche. Freyfaxi markiert zum Beispiel den Beginn der Ernte im nordischen Heidentum, während Lammas oder Lughnasadh die Feier der ersten Ernte/Getreideernte im Heidentum ist.

Die Menschen feierten die Natur und das Leben, das sie hervorbrachte. Alte Überzeugungen und Rituale waren von Hoffnung und Erneuerung durchdrungen, und die Menschen hatten eine notwendige und unmittelbare Beziehung zu Sonne, Samen, Tieren, Wind, Feuer, Erde und Regen und den wechselnden Jahreszeiten, die das Leben nährten und brachten. Unsere kulturellen und sozialen Beziehungen zur Agrarproduktion und den damit verbundenen Gottheiten hatten eine solide praktische Grundlage. Das Leben der Menschen ist seit Tausenden von Jahren an das Pflanzen, Ernten, Saatgut, den Boden und die Jahreszeiten gebunden.

Zum Beispiel erklärt Prof. Robert W. Nicholls  , dass die Kulte von Woden und Thor weit ältere und besser verwurzelte Überzeugungen in Bezug auf die Sonne und die Erde, die Pflanzen und die Tiere und den Wechsel der Jahreszeiten zwischen Licht und Wärme überlagerten Sommer und die Kälte und Dunkelheit des Winters.

Wir müssen nicht weiter  als bis nach Indien schauen  , um die wichtige Beziehung zwischen Kultur, Landwirtschaft und Ökologie zu würdigen, nicht zuletzt die lebenswichtige Bedeutung des Monsuns und des saisonalen Pflanzens und Erntens. Ländliche Überzeugungen und Rituale, die von der Natur durchdrungen sind, bestehen sogar unter den städtischen Indianern fort. Diese sind an traditionelle Wissenssysteme gebunden, in denen Lebensgrundlagen, Jahreszeiten, Essen, Kochen, Lebensmittelverarbeitung und -zubereitung, Samenaustausch, Gesundheitsfürsorge und Wissensvermittlung miteinander verknüpft sind und die Essenz der kulturellen Vielfalt in Indien selbst bilden.

Obwohl das Industriezeitalter dazu führte, dass die Verbindung zwischen Lebensmitteln und der natürlichen Umwelt abnahm, als die Menschen in die Städte zogen, gedeihen traditionelle „Esskulturen“ – die Praktiken, Einstellungen und Überzeugungen rund um die Produktion, den Vertrieb und den Konsum von Lebensmitteln – immer noch und unterstreichen unsere ständige Verbindung zu Landwirtschaft und Natur.

Hand Gottes

Wenn wir in die 1950er Jahre zurückgehen, ist es interessant, die Unternehmenserzählung von Union Carbide zu bemerken, die auf einer Reihe von Bildern basiert, die das Unternehmen als „Hand Gottes“ darstellen, die aus dem Himmel kommt, um einige der Probleme zu „lösen“, mit denen die Menschheit konfrontiert ist. Eines der berühmtesten Bilder zeigt die Hand, die die Agrochemikalien des Unternehmens auf indische Böden gießt, als ob traditionelle landwirtschaftliche Praktiken irgendwie „rückständig“ wären.

Trotz vielfach publizierter gegenteiliger Behauptungen führte dieser chemikaliengetriebene Ansatz nicht zu einer höheren Nahrungsmittelproduktion und hatte langfristig verheerende ökologische, soziale und wirtschaftliche Folgen.

In dem Buch  Food and Cultural Studies (Bob Ashley et al.) sehen wir, wie vor einigen Jahren eine Fernsehwerbekampagne von Coca Cola ihr Produkt an ein Publikum verkaufte, das Modernität mit einem zuckerhaltigen Getränk verband und alte Überzeugungen der Aborigines als schädlich darstellte. unwissend und veraltet. Cola und nicht Regen wurde zum Lebensspender der Ausgetrockneten. Diese Art von Ideologie ist Teil einer umfassenderen Strategie, traditionelle Kulturen zu diskreditieren und sie als mangelhaft und hilfsbedürftig von „gottähnlichen“ Unternehmen darzustellen.

Heute ist die Rede davon, dass Bauernhöfe ohne Fahrer von fahrerlosen Maschinen bemannt und von Drohnen überwacht werden, wobei Lebensmittel aus dem Labor zur Norm werden. Wir können darüber spekulieren, was dies bedeuten könnte: Nutzpflanzen aus patentiertem gentechnisch verändertem Saatgut, das mit Chemikalien übergossen und für industrielle „Biomaterie“ angebaut wird, die von Biotech-Unternehmen verarbeitet und zu etwas verarbeitet wird, das Nahrung ähnelt.

Wird an Orten wie Indien das Land der bereits (vor COVID) hoch verschuldeten Landwirte schließlich an die Technologiegiganten, die Finanzinstitute und die globale Agrarindustrie übergeben, um ihren hochtechnologischen, datengesteuerten GM-Industrieschlamm zu produzieren?

Wird dieser Teil der schönen neuen Welt vom Weltwirtschaftsforum gefördert? Eine Welt, in der eine Handvoll Herrscher ihre Menschenverachtung und ihre Arroganz zeigen und glauben, dass sie über der Natur und der Menschheit stehen.

Diese Elite umfasst zwischen 6.000 und 7.000 Personen (etwa 0,0001 % der Weltbevölkerung) laut David Rothkopf – ehemaliger Direktor von Kissinger Associates (gegründet von Henry Kissinger), ein hochrangiger Administrator in der Bill Clinton-Administration und Mitglied des Rates für Foreign Relations – in seinem 2008 erschienenen Buch „SuperClass: The Global Power Elite and the World They are Making“.

Diese Klasse umfasst die mit Megakonzernen verflochtenen Eliten der Politikgestaltung der Welt: Menschen an der absoluten Spitze der globalen Machtpyramide. Sie setzen Agenden bei der Trilateralen Kommission, der Bilderberg-Gruppe, G-8, G-20, der NATO, der Weltbank und der Welthandelsorganisation und stammen größtenteils aus den höchsten Ebenen des Finanzkapitals und der transnationalen Konzerne.

Aber in den letzten Jahren haben wir auch den Aufstieg dessen gesehen, was der  Journalist Ernst Wolff  den digital-finanziellen Komplex nennt, der jetzt die Globalisierung antreibt – eine  Weltlandwirtschaftsagenda. Dieser Komplex umfasst viele der bereits erwähnten Unternehmen wie Microsoft, Alphabet (Google), Apple, Amazon und Meta (Facebook) sowie BlackRock und Vanguard, transnationale Investment-/Vermögensverwaltungsgesellschaften.

Diese Einheiten üben Kontrolle über Regierungen und wichtige Institutionen wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank aus. Tatsächlich gibt Wolff an, dass BlackRock und Vanguard mehr finanzielle Vermögenswerte haben als die EZB und die Fed zusammen.

Um die Macht und den Einfluss von BlackRock und Vanguard zu würdigen, wenden wir uns dem Dokumentarfilm  Monopoly: An Overview of the Great Reset zu  , der argumentiert, dass die Aktien der weltweit größten Unternehmen denselben institutionellen Investoren gehören. Das bedeutet, dass „konkurrierende“ Marken wie Coke und Pepsi keine wirklichen Konkurrenten sind, da ihre Aktien denselben Investmentgesellschaften, Investmentfonds, Versicherungsgesellschaften und Banken gehören.

Kleinere Investoren gehören größeren Investoren. Diese gehören noch größeren Investoren. Die sichtbare Spitze dieser Pyramide zeigt nur zwei Unternehmen: Vanguard und Black Rock.

Ein  Bloomberg-Bericht aus dem Jahr 2017  besagt, dass diese beiden Unternehmen im Jahr 2028 zusammen Investitionen in Höhe von 20 Billionen Dollar haben werden. Mit anderen Worten, sie werden fast alles besitzen, was es wert ist, es zu besitzen.

Der digital-finanzielle Komplex will die Kontrolle über alle Aspekte des Lebens. Es will eine bargeldlose Welt, um die körperliche Unversehrtheit mit einer obligatorischen Impfagenda in Verbindung mit aufkommenden digital-biopharmazeutischen Technologien zu zerstören, um alle persönlichen Daten und digitales Geld zu kontrollieren, und es erfordert die volle Kontrolle über alles, einschließlich Lebensmittel und Landwirtschaft.

Wenn uns die Ereignisse seit Anfang 2020 etwas gezeigt haben, dann, dass eine nicht rechenschaftspflichtige, autoritäre globale Elite die Art von Welt kennt, die sie schaffen will, die Fähigkeit hat, ihre Agenda global zu koordinieren, und Täuschung und Doppelzüngigkeit einsetzen wird, um dies zu erreichen. Und in dieser schönen neuen Orwellschen Welt, in der die  kapitalistische „liberale Demokratie“ ihren Lauf genommen hat, wird es keinen Platz für wirklich unabhängige Nationalstaaten oder individuelle Rechte geben.

Die Unabhängigkeit der Nationalstaaten könnte durch die „Finanzialisierung der Natur“ und die „grüne Profilierung“ von Ländern und Unternehmen durch den digital-finanziellen Komplex weiter erodiert werden.

Nehmen wir wiederum das Beispiel Indiens: Die indische Regierung war  unermüdlich bemüht, Zuflüsse ausländischer Investitionen in Staatsanleihen anzuziehen  (wodurch ein lukrativer Markt für globale Investoren geschaffen wurde). Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, um zu sehen, wie Investoren die Wirtschaft mit großen Bewegungen in oder aus diesen Anleihen destabilisieren könnten, aber auch, wie Indiens „grüne Referenzen“ berücksichtigt werden könnten, um seine internationale Kreditwürdigkeit herabzustufen.

Und wie könnte Indien seine Umweltfreundlichkeit und damit seine „Kreditwürdigkeit“ unter Beweis stellen? Vielleicht durch das Zulassen herbizidresistenter GVO-Monokulturen, die der GM-Sektor irreführend als „klimafreundlich“ darstellt, oder durch die Vertreibung indigener Völker und die Nutzung ihres Landes und ihrer Wälder als Kohlenstoffsenken für „Netto-Null“-Weltkonzerne, um ihre Umweltverschmutzung „auszugleichen“.

Da die Verbindung zwischen Nahrungsmittelproduktion, Natur und kulturell eingebetteten Überzeugungen, die dem Leben Sinn und Ausdruck verleihen, vollständig getrennt ist, bleibt uns der einzelne Mensch übrig, der von Labornahrung lebt, der auf staatliche Einnahmen angewiesen ist und entblößt wird von befriedigendem produktivem Streben und echter Selbstverwirklichung.

Der jüngste Bauernprotest in Indien und der weltweite Kampf um die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft müssen als integraler Bestandteil des umfassenderen Kampfes um die zukünftige Ausrichtung der Menschheit betrachtet werden.

Was benötigt wird, ist eine „Alternative zur Entwicklung“, wie der Post-Development-Theoretiker  Arturo Escobar  erklärt:

„Denn sieben Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich bestimmte Grundlagen nicht geändert. Die globale Ungleichheit bleibt groß, sowohl zwischen als auch innerhalb der Nationen. Die Umweltzerstörung und die Vertreibung von Menschen, die sowohl von politischen als auch von ökologischen Faktoren angetrieben werden, verschärfen sich weiter. Dies sind Symptome des Scheiterns von „Entwicklung“, Indikatoren dafür, dass das intellektuelle und politische Nachentwicklungsprojekt eine dringende Aufgabe bleibt.“

Mit Blick auf die Situation in Lateinamerika sagt Escobar, dass sich die Entwicklungsstrategien auf groß angelegte Interventionen konzentriert haben, wie die Ausweitung von Ölpalmenplantagen, Bergbau und die Entwicklung großer Häfen.

Und in Indien ist es ähnlich: Monokulturen von Rohstoffen; Verarmung auf dem Lande; die Aneignung der Biodiversität, der Lebensgrundlage von Millionen Landbewohnern; unnötige und unangemessene umweltzerstörende, menschenverdrängende Infrastrukturprojekte; und staatlich unterstützte Gewalt gegen die ärmsten und am stärksten ausgegrenzten Teile der Gesellschaft.

Diese Probleme sind nicht das Ergebnis mangelnder Entwicklung, sondern einer „Überentwicklung“. Escobar orientiert sich an den Weltanschauungen indigener Völker und der Untrennbarkeit und wechselseitigen Abhängigkeit von Mensch und Natur, um Lösungen zu finden.

Er ist nicht allein. Die Schriftsteller  Felix Padel und  Malvika Gupta  argumentieren, dass die Wirtschaft der Adivasi (Indigene Völker Indiens) die einzige Hoffnung für die Zukunft sein könnte, weil Indiens Stammeskulturen das Gegenteil von Kapitalismus und Industrialisierung bleiben. Ihre uralten Wissens- und Wertesysteme fördern die langfristige Nachhaltigkeit durch Zurückhaltung bei dem, was der Natur entnommen wird. Ihre Gesellschaften betonen auch eher Gleichheit und Teilen als Hierarchie und Konkurrenz.

Diese Prinzipien müssen unser Handeln leiten, unabhängig davon, wo wir auf dem Planeten leben, denn was ist die Alternative? Ein System, das von Narzissmus, Dominanz, Ego, Anthropozentrismus, Speziesismus und Plünderung angetrieben wird. Ein System, das natürliche Ressourcen viel schneller verbraucht, als sie jemals regeneriert werden können. Wir haben die Flüsse und Ozeane vergiftet, natürliche Lebensräume zerstört, Wildtierarten (an den Rand des) Aussterbens getrieben und fahren fort, zu verschmutzen und zu verwüsten.

Und wie wir sehen können, sind das Ergebnis endlose Konflikte um begrenzte Ressourcen, während Atomraketen wie ein Damoklesschwert über dem Kopf der Menschheit hängen.


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Die ursprüngliche Quelle dieses Artikels ist Global Research

Urheberrecht © Colin Todhunter , Global Research, 2022


Info: https://www.globalresearch.ca/food-dispossession-dependency-resisting-new-world-order/5770468

11.06.2022

Der gesperrte slawische Himmel – Ohne Diplomatie wird es keinen Frieden geben

pressefreiheit.rtde.tech, 11 Juni 2022 11:14 Uhr, Kommentar von Kirill Benediktow

Serbiens Nachbarn, die slawischen NATO-Mitglieder Nordmazedonien und Montenegro, sperrten den Himmel ihrer Staaten für den Flug des russischen Außenministers Sergei Lawrow nach Serbien und verhinderten so seinen Besuch. War in Brüssel und Washington die Angst davor so groß?


Der gesperrte slawische Himmel – Ohne Diplomatie wird es keinen Frieden geben


Beginnen wir mit Geschichte. Mai bis Juni 1999. Die Bundesrepublik Jugoslawien (die zu diesem Zeitpunkt nur aus Serbien und Montenegro bestand) wird auf unmenschliche Weise von der NATO bombardiert. Unter den Bomben sterben nicht nur Soldaten der jugoslawischen Armee, sondern auch Zivilisten: alte Menschen, Frauen und Kinder. Munition mit abgereichertem Uran hagelt auf das Kosovo und die Bucht von Kotor herab. Jeden Tag überfällt die westliche Luftwaffe friedliche Städte und zerschießt Brücken, Fabriken und sogar Personenzüge.


Schließlich kapituliert Slobodan Milošević vor dem Westen. Doch dann, während sich die NATO-Staaten darauf vorbereiten, wichtige Städte im Kosovo zu besetzen, vollziehen russische Fallschirmjäger ihren legendären Vorstoß nach Pristina.


Die Geschichte, wie ein Bataillon von Friedenstruppen an einem Tag von Bosnien aus die halbe Balkanhalbinsel überquerte und Slatina, den Flughafen von Pristina, besetzte, den zuvor russische Spezialkräfte unter Junus-Bek Jewkurow in einem streng geheimen Einsatz von albanischen Terroristen befreiten, wird in einem der besten russischen Filme der letzten Jahre erzählt: "Die Balkan-Linie" (übrigens wärmstens zu empfehlen). Außen vor blieben jedoch die nachfolgenden dramatischen Ereignisse: Nachdem der britische Panzerkommandant General Jackson den Befehl erhalten hatte, "die Russen zu vernichten", antwortete er dem Befehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa US-Amerikaner Wesley Clarke:

"Sir, ich werde für Sie nicht den Dritten Weltkrieg beginnen."

Mehr zum Thema - Mehrfachraketenwerfer für Kiew – USA verstoßen gegen ungeschriebene Regeln des Stellvertreterkrieges


Dabei hatte der russische Generalstab geplant, nach dem brillanten "Kavallerieangriff" auf den Flugplatz mindestens zwei Regimenter Luftlandetruppen und schwere gepanzerte Fahrzeuge in den Kosovo zu verlegen – damit sich die russische Präsenz in der Region nicht auf ein von allen Seiten von überlegenen NATO-Kräften umgebenes Bataillon Friedenstruppen beschränken würde. Transportflugzeuge der russischen Luftwaffe wärmten bereits die Triebwerke auf, doch im letzten Moment musste die Operation abgesagt werden: Ungarn und Bulgarien, frischgebackene Mitglieder des Nordatlantikbündnisses, hatten ihren Luftraum für die russischen Flugzeuge gesperrt.


Schließlich wurde die Zahl der russischen Friedenstruppen doch noch verdreifacht – aber sie waren über die britischen, amerikanischen und französischen Zuständigkeitsbereiche verstreut und somit nicht in der Lage, die Kosovo-Serben wirksam gegen albanische Banditen und Terroristen zu verteidigen. So halfen Ungarn und Bulgarien dem Westen, auch die Überreste des ehemaligen Jugoslawiens zu besiegen. 23 Jahre sind seitdem vergangen.


"Luftpiraterie" eine westliche Alltagspraxis? – Früher erzwungene Landungen von Passagierflugzeugen




Meinung

"Luftpiraterie" eine westliche Alltagspraxis? – Früher erzwungene Landungen von Passagierflugzeugen





Am 5. Juni 2022 verweigerten drei Balkanstaaten – Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro – die diplomatische Freigabe für den Flug nach Belgrad, mit dem der russische Außenminister Sergei Lawrow anreisen sollte, und verschlossen somit den Luftraum für seinen Durchflug in den binnenkontinentalen Staat Serbien. Formal wurde die Entscheidung im Einklang mit den EU-Sanktionen gegen Russland getroffen – Lawrow steht in Bulgarien auf einer Sanktionsliste. Bloß sind weder Nordmazedonien noch Montenegro EU-Mitgliedstaaten: Sie warten lediglich darauf, dass Brüssel wohlgeruhe, ihren Beitrittsantrag überhaupt zu prüfen – und selbst der herbeigesehnte Tag dieser Prüfung rückt zusehends in immer weitere Ferne. Doch dafür sind beide Balkanländer Mitglieder der NATO – und kaum jemand kann Zweifel daran schöpfen, dass sie ihren Luftraum für das Flugzeug des russischen Chefdiplomaten auf Befehl aus dem Hauptquartier eben dieser Organisation sperrten.


Es ist besonders beschämend, dass sich auf dieser Liste der loyalen Vasallen des Westens auch Montenegro wiederfindet. Im Jahr 1999 war das Land Teil der Bundesrepublik Jugoslawien, und somit riskierten die russischen Friedenstruppen im Kosovo ihr Leben auch für Montenegro.

Am nächsten Tag informierte der russische Botschafter in Serbien Alexander Bozan-Chartschenko den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić offiziell über die fehlenden Voraussetzungen für den Besuch von Sergei Lawrow. Als Grund gab er wahrheitsgemäß die Weigerung der Regierungen Bulgariens, Nordmazedoniens und Montenegros an, der Iljuschin IL-96 des russischen Außenministers den Überflug zu gewähren.


Dadurch, dass sie sich in eine solche Pose warfen, brachten Serbiens Balkan-Nachbarn auch Vučić in eine unangenehme Lage: Schließlich war das Treffen zwischen dem serbischen "Predsednik" (also "Vorsitzender", wie der Staatschef auf Serbisch genannt wird) und dem russischen Außenminister im Voraus öffentlich angekündigt worden, und sollte die starken und zeitbewährten Beziehungen zwischen Moskau und Belgrad noch einmal ebenso öffentlichkeitswirksam bestätigen. Doch genau das will der Westen Serbien partout nicht gestatten: Es soll gehorsam wie ein Jungbulle am Seil den Strippenziehern in der Europäischen Kommission und im US-Außenministerium folgen. Und die eklatante Demarche von Sofia, Skopje und Podgorica schränkt ihrem Wesen nach die Souveränität Belgrads erheblich ein. Sergei Lawrow selbst kommentierte den Schritt:

"Was geschehen ist, ist im Grunde genommen ein Entzug des Rechts eines souveränen Staates, seine Außenpolitik wirksam zu betreiben."

Auch stellt der Schritt, möchte man betonen, verständlicherweise eine unmittelbare Beleidigung des serbischen Präsidenten dar.


"Ich bin nicht überrascht", machte Vučić gegenüber Journalisten des Fernsehsender RTS deutlich, "ich selbst habe ja schon vor ein paar Tagen gesagt, dass ich Komplikationen erwarte. Tag für Tag haben wir die Lage verfolgt – und die Versuche seitens immer mehr Ländern beobachtet, die den Überflug des Flugzeugs des russischen Ministers verboten haben, die Flugroute zu ändern. Natürlich muss ich meinen Unmut über den Versuch, uns die Verhandlungen zu verbieten, zum Ausdruck bringen."


Nach Angaben des Präsidenten Serbiens war der vom Westen ausgeübte Druck enorm. Zahlreiche Journalisten ausländischer Medien kamen eigens nach Serbien, um Bilder von Lawrow und Vučić zu schießen und damit Beiträge zu untermalen, die den Besuch des russischen Ministers ausschließlich in einem negativen Licht darstellen sollten. Vučić fügte hinzu:

"Eine solche Hysterie und einen solchen organisierten Angriff auf ein kleines Land wie Serbien habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Gegen Russland können sie nichts ausrichten – also haben sie beschlossen, das kleine Serbien zu schikanieren."

Gleichzeitig betonte Vučić, dass Serbien sich zwar weigere, "Teil der Meute" zu werden, die sich auf Russland stürzt, dabei aber "die Invasion der Ukraine durch die russische Armee" verurteile.


Serbiens Präsident gegen NATO-Beitritt: Können die Aggression von 1999 nicht vergessen





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Natürlich ist Vučić nicht zu beneiden. Doch es ist auch überhaupt sehr "schwierig, Verbündeter eines weit entfernten Landes zu sein, wenn man von Mitgliedsstaaten eines Blocks umgeben ist, der diesem feindlich gesinnt ist", wie der unabhängige serbische TV-Sender N1 formuliert. Und zu allem Überfluss steht aktuell an der Spitze der Regierung Serbiens auch noch die westlich-globalistisch-liberal orientierte (in jedwedem Sinne) Ana Brnabić, die einem Bündnis mit Russland skeptisch gegenübersteht. Laut Brnabić, der Hauptverfechterin einer EU-gerichteten weiteren Entwicklung Serbiens, bringe der Besuch Lawrows Serbien in eine "extrem schwierige Lage".

Beim Großteil der serbischen Landesführung stieß solch rüpelhaftes Verhalten der Nachbarn (und gerade mit den Mazedoniern und Montenegrinern hatten die Serben ja einen gemeinsamen Staat, was auch noch gar nicht so lang her ist) jedoch auf kein Verständnis.


Der serbische Innenminister Aleksandar Vulin erklärte, er bedauert "die Verhinderung des Besuchs eines großen und bewährten Freundes von Serbien, des russischen Außenministers Sergei Lawrow, zutiefst. Eine Welt, in der Diplomaten keinen Frieden suchen können, ist eine Welt, in der es auch gar keinen Frieden gibt. Diejenigen, die die Ankunft von Sergei Lawrow verhindert haben, wollen keinen Frieden, sie träumen davon, Russland zu besiegen. Serbien ist stolz darauf, dass es nicht an der antirussischen Hysterie beteiligt ist, und die Länder, die daran beteiligt sind, werden nun Zeit haben, sich dafür zu schämen".


Aleksandar Vulin ist in der Regierung Vučić traditionell der wichtigste Befürworter der Partnerschaft mit Moskau, und besonders überraschend kam die von ihm bezogene Position daher nicht. Doch dieses Mal wurde er auch vom serbischen Verteidigungsminister Nebojša Stefanović unterstützt. Dieser erklärte, Serbien behalte sich das Recht vor, seinen eigenen Weg zu bestimmen und unabhängige Entscheidungen zu treffen, die ausschließlich im Interesse seines Volkes liegen. Propagandaangriffe gegen Serbien und Präsident Vučić würden von der Opposition im Land mit gleicher Intensität wie von den anderen Ländern in der Region geführt, und das sei empörend:

"Warum dies geschieht und warum sich so viel Hysterie gegen Serbien richtet, fragt nicht einmal jemand – es ist zu offensichtlich."

Denn, nun ja: Was bleibt da auch zu fragen? Schon jetzt ist klar, dass Washington und Brüssel Moskau und Belgrad entzweien möchten – am liebsten für immer. Serbien ist jedoch das einzige Land, das aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorging und das sich nicht direkt von der US-Botschaft und der EU-Vertretung aus verwalten lässt. Daher sieht sich der Westen gezwungen, andere Hebel in Bewegung setzen, um Druck auf Serbiens Landesführung auszuüben.


Es kann doch kein Zufall sein, dass gerade am 6. Juni, als Vučić sich mit dem russischen Botschafter traf, unter den Mauern seiner Residenz eine spärlich besuchte, aber dafür laute Protestkundgebung der Organisation "Russen, Ukrainer, Weißrussen und Serben gemeinsam gegen den Krieg" stattfand. Am Vortag kursierte in den sozialen Netzwerken ein Aufruf der "Friedensfreunde", Vučić und Bozan-Chartschenko doch einmal persönlich mitzuteilen, "was man von ihnen und auch von dem beschämenden Versuch der serbischen Regierung, den Außenminister des Aggressorstaates zu empfangen, hält".


Zur Residenz fanden sich ein ... na, so an die sieben oder acht Personen. Darunter war etwa der aus Moskau geflohene Nawalny-Jünger Nikitin. Eine wahrhaft komische Figur, die keinen antirussischen Hexensabbat auslässt und es vorzieht, den eigenen Vornamen Pjotr als Peter anzugeben – fast wie nach Majakowski:

"Er war der Monteurgesell Hans.

Doch wie ein Pariser Gourmand

benamst er sich voll Eleganz:

'Elektrotechniker Jean'."

USA wollen "bürgerliche Aktivitäten" in Serbien mit bis zu zehn Millionen US-Dollar fördern





USA wollen "bürgerliche Aktivitäten" in Serbien mit bis zu zehn Millionen US-Dollar fördern





Dabei war auch der montenegrinische Anwalt Čedomir Stojković, der ehrlich seinen Lohn von der USAID abarbeitete. Die Zahl der Polizisten, die diese "Friedensaktivisten" bewachten, war um ein Vielfaches höher als ihre eigene – denn die Passanten hätten ihnen auch versehentlich ein paar Schellen verpassen können. Die serbischen Medien schreiben geradeaus, dass hinter "pro-ukrainischen Organisationen in Serbien bestimmte westliche Botschaften und NATO-Strukturen" stehen.


Mehr zum Thema - Das Ende des Spiels auf nur ein Tor: Russland beendet kulturelle Zusammenarbeit mit den USA


Natürlich werden Sie in der westlichen Presse nicht lesen können, dass sich zu jener "Protestkundgebung" nicht einmal zehn Personen bequemten, und auch nicht, dass diejenigen, die kamen, großzügige Förderungsgelder von ihren Betreuern in den Botschaften der USA und der EU erhielten. Der einzige serbische "Politologe", den die westlichen Medien, vertreten von Associated Press, zum verhinderten Besuch von Sergei Lawrow in Belgrad zu befragen geruhten, war der ehemalige BBC-Korrespondent in Serbien Slobodan Stupar. Auch dies ist kaum ein Zufall – ist Stupar doch in Journalistenkreisen für seine extreme Katzbuckelei gegenüber dem Westen und seine Verachtung für die serbische Geschichte und Kultur bekannt. Da vermag auch nicht zu überraschen, dass eine solche Figur genau das sagte, was die AP von ihm erwartete:

"Ich glaube, dass die Russen sich selbst nach Serbien eingeladen haben. (...) Sie sind furchtbar isoliert. (...) Jetzt können sie sagen, dass Europa und die Welt nicht demokratisch sind und sogar einen einfachen Überflug verbieten."

Aber Slobodan Stupar irrt sich. Dass der Westen die eigenen, einst heiligen Gebote von Freiheit und Demokratie begraben hat, ist seit langem nichts Neues – und in diesem Sinne ändert der Vorfall mit der Sperrung des Himmels für das Flugzeug des russischen Chefdiplomaten nichts Grundlegendes. Was der Vorfall jedoch wirklich eindrucksvoll vor Augen führt, ist die Angst der Regierungen Europas und der USA vor Moskaus durchaus friedlichen, partnerschaftlichen Aktivitäten auf dem Balkan.


"Wenn im Westen schon der Besuch eines Außenministers in Serbien als eine Bedrohung von Weltmaßstab empfunden wird, dann läuft es im Westen anscheinend ganz und gar nicht mehr gut", meinte Sergei Lawrow mit Blick auf die Weigerung der "slawischen Brüder", ihm einen Luftkorridor nach Belgrad zu gewähren. Und dem lässt sich nur schwerlich noch etwas hinzufügen.

Übersetzt aus dem Russischen.


Kirill Benediktow ist Politikwissenschaftler und Autor einer Biografie von Donald Trump mit dem Titel "Der schwarze Schwan".


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11.06.2022

Wie Churchill die UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg zerschlagen wollte

, Boris Jegoro, Geschichte

Anfang Mai 1945 besiegten die UdSSR und die westlichen Alliierten Hitler-Deutschland. Doch noch vor Ende der Siegesfeiern plante der britische Premierminister Winston Churchill einen Schlag gegen die Sowjetunion.


Zitat: Churchill, ein konsequenter Gegner des Bolschewismus, wurde während des gemeinsamen Kampfes gegen Deutschland ein treuer Verbündeter Stalins. Doch als die Rote Armee immer weiter nach Europa vordrang und die UdSSR die Sowjetherrschaft in den befreiten Gebieten errichtete, änderte sich seine Stimmung zunehmend.


„Schreckliche Dinge sind geschehen. Eine Flut russischer Herrschaft ist im Anmarsch... Wenn es vorbei ist, werden die Gebiete unter russischer Kontrolle die baltischen Provinzen, ganz Ostdeutschland, die gesamte Tschechoslowakei, einen großen Teil Österreichs, ganz Jugoslawien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien umfassen", schrieb Churchill am 4. Mai an den britischen Außenminister Anthony Eden. 


Der Premierminister konnte an nichts anderes mehr denken als an die schreckliche Bedrohung, die die Sowjetunion für die „freie Welt“ darstellte. Zehn Jahre später, 1955, beschrieb er in seinen Memoiren die Gedanken jener Tage: „Japan war noch unbesiegt. Die Atombombe war noch nicht geboren. Die Welt war in Aufruhr. Das wichtigste Band der gemeinsamen Gefahr, dass die großen Alliierten geeint hatte, war über Nacht verschwunden. Die sowjetische Bedrohung war in meinen Augen bereits an die Stelle des nationalsozialistischen Feindes getreten."


Am 22. Mai 1945 erhielt der britische Regierungschef endlich den lang erwarteten Plan für die „Operation Undenkbar“ vom Gemeinsamen Planungsstab des britischen Kriegskabinetts. Doch wie die Militärs den künftigen Krieg bewerteten, gefiel ihm überhaupt nicht.


„Barbarossa" auf britische Art

Als Ziel des militärischen Feldzugs gegen die Sowjetunion wurde angegeben, „Russland den Willen der Vereinigten Staaten und des Britischen Empire aufzuzwingen“. Diese vage Formulierung schloss die Vertreibung der Roten Armee und der sowjetischen Verwaltung aus den Gebieten Deutschlands und Polens ein.


Start der Militäroperation sollte der 1. Juli 1945 sein. 47 anglo-amerikanische Divisionen sollten zwei starke Schläge gegen die sowjetischen Kräfte in Nord- und Süddeutschland ausführen. Nach Erreichen eines operativen Erfolgs sollten sie in Polen eindringen.


Zusätzlich zu den Hauptkräften sollten zehn Divisionen aus ehemaligen Wehrmachtsangehörigen neu formiert und bewaffnet sowie die antisowjetischen polnischen bewaffneten Verbände im Rücken der Roten Armee in die Kampfhandlungen einbezogen werden. Es wurde betont, dass die westlichen Alliierten in der strategischen Luftfahrt und bei den Seestreitkräften im Vorteil seien.


Die britische Militärführung setzte auf eine schnelle Niederlage der Sowjets, die die Russen (zumindest vorübergehend) dazu zwingen würde, sich dem Willen der westlichen Verbündeten zu beugen und zu verhandeln. Geschah dies nicht, konnte der bewaffnete Konflikt zum totalen Krieg eskalieren.


Ein unmöglicher Plan  

Als die britischen Generäle Churchill einen Plan für einen Feldzug gegen die UdSSR vorschlugen, versäumten sie nicht, auf die Komplexität seiner Durchführung hinzuweisen. Der totale Krieg versprach langwierig und kostspielig zu werden. Man ging davon aus, dass die Besetzung riesiger sowjetischer Gebiete (nach den deutschen Erfahrungen zu urteilen) weder zum Zusammenbruch des bestehenden politischen Regimes noch zur Beendigung des Widerstands eines Gegners mit „enormen menschlichen Ressourcen“ führen würde.    


Trotz der Überlegenheit der alliierten Seestreitkräfte auf den Meeren würde sie in einem solchen Krieg kaum eine nennenswerte Rolle spielen. Auch der zweite Trumpf, die totale Überlegenheit in der strategischen Luftfahrt, konnte nicht erfolgreich ausgespielt werden: Die großen Entfernungen zur sowjetischen Industrie und ihre Streuung über ein riesiges Gebiet hätten den Einsatz von Flugzeugen nicht so effektiv wie gegen Deutschland ermöglicht.

Der wichtigste Faktor, der die Operation undurchführbar machte, war jedoch die riesige Zahl der Truppen der Roten Armee. Nach britischen Berechnungen könnte die UdSSR gegen ihre 47 Divisionen eine Truppe aufstellen, die 170 Divisionen der westlichen Alliierten entsprochen hätte, davon 30 Panzerdivisionen.  


„Das bestehende Kräfteverhältnis in Mitteleuropa, wo die Russen eine Überlegenheit von etwa drei zu eins genießen, macht es höchst unwahrscheinlich, dass die Alliierten unter den gegenwärtigen Umständen einen vollständigen und entscheidenden Sieg in diesem Gebiet erringen könnten“, heißt es in dem Bericht. „Obwohl die Organisation der Alliierten besser, die Ausrüstung etwas besser und die Moral höher ist, haben sich die Russen als furchtbare Gegner der Deutschen erwiesen. Sie verfügen über fähige Kommandeure, angemessene Ausrüstung und eine Organisation, die, obwohl sie nach unseren Maßstäben möglicherweise unterlegen ist, sich bewährt hat."  


Militärexperten waren der Ansicht, dass die Sowjetunion Norwegen, Griechenland und die Türkei besetzen und damit den Zugang der britischen und amerikanischen Flotten zum Schwarzen Meer abschneiden könnte, sollte der Konflikt ausbrechen. Darüber hinaus wurde die Aussicht auf ein Bündnis der Russen mit den Japanern als sehr wahrscheinlich erachtet.


Vom Angriff zur Verteidigung

Als das Dokument auf dem Schreibtisch des Premierministers lag, erklärte Generalstabschef Feldmarschall Alan Brook ganz offen, dass die Erfolgsaussichten einer solchen Operation ziemlich gering seien und dass Russland heute die wahre Allmacht in Europa sei. 


Schließlich gab Churchill die Idee auf, die Rote Armee anzugreifen, und nahm keine Gespräche mit den Amerikanern zu diesem Thema auf. Stattdessen gab er einen Plan zur Verteidigung der britischen Inseln in Auftrag, der weiter „Unthinkable“ hieß. Der Politiker befürchtete, dass Stalin, wenn die Vereinigten Staaten den größten Teil ihrer Truppen aus Europa abziehen würden, sicherlich nicht den Moment verpassen würde, den gesamten Kontinent zu unterwerfen.


Die vom Krieg erschöpfte Sowjetunion hatte jedoch gar nicht vor, auf dem europäischen Kontinent einen umfassenden Krieg zu entfesseln. Am 23. Juni 1945 wurde das Gesetz über die Demobilisierung von Armee und Flotte erlassen, und innerhalb weniger Jahre schrumpfte die Zahl der sowjetischen Streitkräfte von elf auf drei Millionen.


Info: https://de.rbth.com/geschichte/86321-wie-churchill-udssr-nach-zweiten-weltkrieg-zerschlagen-wollte


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

11.06.2022

Hessischer Friedenspreis: „Die Kinder und Jugendlichen zeigen, wie eine Welt ohne Krieg aussehen könnte“

fr.de, vom 09.06.2022, 18:35 Uhr, Von: Peter Hanack, Kommentare

Thomas Carl Schwoerer (64) ist Bundes- und hessischer Landessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK), in die er bereits 1975 mit 18 Jahren eingetreten ist. Er leitete von 1995 bis 2015 den Campus-Verlag, den sein Vater Frank Schwoerer gegründet hatte.



Thomas Carl Schwoerer, Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft, spricht über den neuen Bertha-von-Suttner-Friedenspreis und die mit diesem Preis in Frankfurt Ausgezeichneten.

Thomas Carl Schwoerer ist einer der Initiatoren des Bertha-von-Suttner-Friedenspreises für die Jugend. Dieser wurde jetzt zum ersten Mal verliehen. Gewonnen haben fünf Teams von Schüler:innen aus ganz Hessen.


Herr Schwoerer, wir haben einen bislang völlig undenkbaren Krieg in Europa. Ist dies der Anlass für den Friedenspreis?

Nein, der Preis wurde schon voriges Jahr initiiert. Der Kreis, der diesen Friedenspreis trägt, hat sich lange vor dem Krieg gebildet. Wir wollen damit aber ein Zeichen für Frieden setzen, getreu dem Motto „Die Waffen nieder“.


Sie haben den Preis nach Bertha von Suttner benannt. Warum?

Bertha von Suttner ist zweifelsohne eine ganz herausragende Frau gewesen – und Friedensnobelpreisträgerin. Sie hat 1892 die Organisation mitgegründet, deren Sprecher ich heute bin, die Deutschen Friedensgesellschaft. Sie hat mit „Die Waffen nieder!“ einen Weltbestseller geschrieben. Sie ist also ein Vorbild und eine sehr prominente Vertreterin der Friedensbewegung, die uns mit ihrem Namen ehrt. Es ist uns gelungen, ihre einzige Nachfahrin zu kontaktieren, deren Sohn nun die Laudatio hält, der Theatermusiker und -komponist Leonardo Mockridge.


An wen hat sich die Ausschreibung des Preises gerichtet? Wen wollten Sie im Wettbewerb haben?

Wir haben Schüler:innen und Lehrer:innen aller Altersstufen angesprochen, in ganz Hessen. Wir haben den Preis zum ersten Mal ausgeschrieben und erstaunlicherweise knapp 30 Einreichungen erhalten aus Unter-, Mittel- und Oberstufe.


Wie sind die Teilnehmer:innen mit dem Thema umgegangen, wie haben sie das umgesetzt?

Sehr vielfältig. Da zeigt sich das ganze Spektrum möglicher Ideen. Die einen haben Lieder und Texte etwa für eine Podiumsdiskussion mit historischen Figuren geschrieben, die anderen Videos aufgenommen und eine alternative Tagesschau simuliert. Wieder andere haben ein Maltuch und andere Kunstwerke gestaltet. Teilweise haben sie sehr konkret dargelegt, wie sie ihre Anliegen gegenüber politischen Entscheider:innen oder in der Schule vorbringen können.


Welchen Eindruck haben Sie davon gewonnen, wie die Kinder und Jugendlichen auf diesen Krieg in der Ukraine blicken?

Sie haben mit bewundernswertem Engagement die Chance dieses Wettbewerbs genutzt, ihr großes Mitgefühl auszudrücken und ihre Betroffenheit in Handeln umzusetzen. Sie begründen sehr klar ihre Ablehnung dieses Krieges und aller Kriege. Und sie zeigen auf, wie Frieden und eine Welt ohne Kriege aussehen können – positive Alternativen beschäftigen sie sehr.


Das Motto des Wettbewerbs, Sie haben es schon gesagt, lautet „Die Waffen nieder“. Ist das nicht ein Appell, der nur verhallen kann, wenn man sieht, dass es einen Aggressor gibt, den das wahrscheinlich überhaupt nicht berührt?

Der Appell richtet sich auch an diesen Aggressor. Und er richtet sich generell an die Regierenden: Es sollte ein sofortiger Waffenstillstand geschlossen werden, um Menschenleben zu retten, und es sollte baldmöglichst eine Verhandlungslösung in Angriff genommen werden. Das ist der Kern der Forderungen der Friedensbewegung, auch in der Ukraine.

„Die Waffen nieder“, das wird auch als Appell verstanden an jene, die sich jetzt in der Ukraine gegen den Angriff Russlands verteidigen. In der Kritik stehen auch Waffenexporte in die Ukraine oder die Aufrüstung in den Nato-Staaten, speziell in der Bundesrepublik. Kann man das ernsthaft fordern, „die Waffen nieder“, wenn es um Notwehr und Nothilfe geht?

Wir sagen den Menschen in der Ukraine nicht, was sie tun sollten. Wir machen darauf aufmerksam, dass es sehr unterschiedliche Formen des Widerstands gibt, auch zivilen, gewaltfreien Widerstand, der in der Ukraine, Russland und Belarus praktiziert wird. Außerdem würde ein Ölembargo dazu führen, dass die russische Regierung täglich 300 Millionen Euro weniger zur Verfügung hat, um Krieg zu führen; auch ein Gasembargo wäre wichtig. Bei der Unterstützung von Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern aus Russland, Belarus und der Ukraine gibt es noch viel Luft nach oben in der hiesigen Asylpraxis. Es gibt also eine ganze Palette an zivilen Maßnahmen gegen diesen Krieg, für die wir uns einsetzen und die nicht die gravierenden Nachteile von Waffenlieferungen haben.


Haben Sie die Hoffnung, dass der Friedenspreis im nächsten Jahr zum Thema haben kann, wie man die Folgen des Krieges überwindet? Kann der Krieg in der Ukraine bis dahin vorbei sein?

Ich hoffe sehr, dass wir den Preis nächstes Jahr wieder an Bertha von Suttners Geburtstag verleihen können. Und ja, ich hoffe, und dafür setzen wir uns ein, dass der Krieg dann vorbei sein wird, auch wenn die Situation zurzeit sehr schwierig ist.


Interview: Peter Hanack


Info: https://www.fr.de/frankfurt/hessischer-friedenspreis-die-kinder-und-jugendlichen-zeigen-wie-eine-welt-ohne-krieg-aussehen-koennte-91601571.html?itm_source=story_detail&itm_medium=interaction_bar&itm_campaign=share


unser Kommentar: Die "zivilen Maßnahmen gegen diesen Krieg", treffen immer auch die arbeitsteilig organisierten Zivilgesellschaften, und das ist nicht gewaltfrei. Zur Erinnerung, dass solche Absichten schon eine lange Vorgeschichte haben:


Weiterentwicklung der Monroe-Doktrin

Gaddis Smith stellte zur Entwicklung der Monroe-Doktrin seit 1823 fest: „The Monroe Doctrine, like the word of God, meant many things to different people at different times“[2] („Die Monroe-Doktrin bedeutete wie das Wort Gottes für verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten viele Dinge“). Von einer vor allem defensiven und isolationistischen Strategie, die vor allem auf die Abwehr europäischer Eingriffe ausgerichtet war, wandelte sie sich in den über 180 Jahren ihres Bestehens erst zu einer Legitimation US-amerikanischer Expansionen und Invasionen in Mittel- und Südamerika, dann zu einem Instrument im Kampf gegen das nationalsozialistische Regime und seine Verbündeten in der westlichen Hemisphäre und schließlich sogar zu einer globalen antikommunistischen Strategie im Kalten Krieg. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Monroe-Doktrin


Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

11.06.2022

Ölembargo :Raffinerie Schwedt: Brandenburger Minister schreiben Brandbrief an Habeck

berliner-zeitung.de, vom 8.6.2022 - 14:22 Uhr

Kämpft der Wirtschaftsminister genug für die Raffinerie, die halb Ostdeutschland mit Benzin versorgt? Landespolitiker sind nicht der Ansicht und schlagen Alarm.


Zitat: Potsdam - Die Brandenburger Landesregierung warnt eindringlich vor einer „gesellschaftlichen Destabilisierung“ nicht nur in Nordbrandenburg, wenn es dem Bund nicht gelingen sollte, die PCK-Raffinerie in Schwedt zu retten. Das steht in einem Brief von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Finanzministerin Katrin Lange. Der Brief wird auch von Regierungschef Dietmar Woidke (alle SPD) unterstützt.


Woidke und Steinbach wollen am Donnerstag nach Schwedt fahren. In dem Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der der Berliner Zeitung vorliegt, heißt es: „Ein Rückzug vom Markt, wie auch immer verursacht, würde zu mehr als 2000 Arbeitslosen und einer gesellschaftlichen Destabilisierung führen. Das möchten wir uns nicht vorstellen.“

Ton und Inhalt des Briefes zeigen klar, dass offensichtlich viele Fragen nicht geklärt sind. Die Raffinerie in Schwedt wird zu 100 Prozent mit russischem Öl betrieben und versorgt große Teile Ostdeutschlands und Nordpolens mit Benzin. Fast der gesamte Sprit in Berlin und Brandenburg kommt aus Nordost-Brandenburg. Doch die Zukunft der Raffinerie ist völlig ungewiss.


Grüne: Embargo soll auch für Schwedt gelten

Denn die EU-Staats- und -Regierungschefs haben als Reaktion auf Russlands Angriff auf die Ukraine beschlossen, kein russisches Öl mehr auf dem Schiffsweg zu importieren. Deutschland und Polen haben sich zusätzlich freiwillig verpflichtet, ab Ende 2022 auch kein Pipeline-Öl mehr einzuführen. In ihrem Brief stellen die beiden Minister nun klar: Dies sei eine alleinige Entscheidung der Bundesregierung. „Sie steht damit auch in der Verantwortung für alle Folgen dieser Entscheidung.“ Es ist eine recht klare Distanzierung vom Willen der Bundesregierung.

Der Brief ist eine Reaktion auf die erste Sitzung der Bund-Länder-Gruppe zur Zukunft des Standorts Schwedt am 30. Mai. Jedenfalls nehmen die Autoren darauf direkt Bezug. Die Arbeitsgruppe wird vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Michael Kellner (Grüne) geleitet.


Der hatte klargemacht, dass das Embargo auch für Schwedt gelten werde und dass es keine Ausnahme geben wird – auch keine befristete. Er sagte aber zu, dass der Bund alles tun werde, um die Versorgungssicherheit für ganz Ostdeutschland zu gewährleisten. Der Brief an Habeck ging auch an alle Mitglieder der Arbeitsgruppe.


Warum übernimmt nicht Habeck selbst die Leitung?

In Brandenburg kritisieren Regierungsmitglieder, dass Minister Habeck nicht selbst die Leitung der Gruppe übernommen hat – wenigstens zeitweise –, um die Wichtigkeit der Aufgabe zu verdeutlichen. Offensichtlich sind bei der Landesregierung die Sorgen groß, dass der Bund kein ausreichendes Interesse zeigt, um die PCK-Raffinerie zu retten. Habeck hatte vor Wochen bei einem Vor-Ort-Termin in Schwedt angekündigt, dass es alternative Öllieferungen über die Ostseehäfen Rostock und Danzig geben solle. Damit könnten aber bei Weitem nicht alle Ausfälle ausgeglichen werden.


Das Problem aus Sicht der Potsdamer Landesregierung ist, dass von dem freiwilligen Verzicht die PCK-Raffinerie in Schwedt unmittelbar betroffen ist, weil sie direkt aus der Pipeline namens Druschba (Freundschaft) versorgt wird. Diese ist mehrheitlich im Besitz einer deutschen Tochter des russischen Staatskonzerns Rosneft.


Aus Brandenburger Sicht hat die Raffinerie in Schwedt ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Raffinerien. „Sie wirkt in einer sehr strukturschwachen Region als größter Arbeitgeber und ist damit strukturbestimmend“, schreiben die beiden Minister. Sie fürchten bei einem Aus für Schwedt, dass es in ganz Ostdeutschland zu „wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen“ kommt. Ihre Forderung: „Die Zukunft der Raffinerie muss gesichert, alle Arbeitsplätze müssen zu 100 Prozent erhalten bleiben.“


Der Bund könnte in Schwedt einsteigen, das Land nicht

Dann schließen die Minister eine Vielzahl von Fragen an, die sie für wichtig und noch nicht geklärt erachten. Die Minister machen dem Bund Druck, damit die offenen Fragen noch vor dem Importstopp geklärt sind. Beispielsweise geht es um die wichtige Frage, ob der Bund mit bei der Raffinerie einsteigen will, um so dafür zu sorgen, dass die russischen Besitzer dort keine Rolle mehr spielen.


Aus Sicht von Brandenburg wäre ein solcher Einstieg nur für den Bund möglich, nicht aber für das Land. Außerdem fragen die Minister, ob der Bund überhaupt schon entsprechende Charterverträge für Schiffe geschlossen hat, um dann ab Anfang nächsten Jahres alternative Öllieferungen zu ermöglichen. Sie fragen auch, ob im Hafen Rostock nachgefragt wurde, ob die Schiffe dort auch entladen werden können.


Die beiden Fachminister gehen bei den zu erwartenden Verlusten von Schätzungen aus dem Hause Habeck aus, dass die Raffinerie wohl künftig nur noch 70 Prozent des bisherigen Öls aus anderen Quellen bekommen könnte. Damit würde sich ein geschätztes Defizit von 250 bis 400 Millionen Euro ergeben. Die Minister fragen, ob die Ausgleichszahlungen dafür bereits geklärt seien.


Info: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/oel-embargo-raffinerie-schwedt-brandenburger-minister-schreiben-offenen-brief-an-robert-habeck-li.234224




Weiteres:




Suizidale Ökonomie: Die EU erdrosselt die eigene Wirtschaft


pressefreiheit.rtde.tech, 11 Juni 2022 08:49 Uhr, von Gert Ewen Ungar


Zitat: Sechs Sanktionspakete der EU konnten den Krieg nicht beenden und Russland auch nicht zur Änderung seiner politischen Ziele bewegen. Also soll es ein siebtes Paket richten. Dabei wird mit jedem Tag klarer: der Schaden ist für die EU und für Deutschland deutlich höher als für Russland.


Suizidale Ökonomie: Die EU erdrosselt die eigene Wirtschaft

 

Der deutsche Wirtschaftsminister Habeck dagegen will trotz der damit eröffneten Möglichkeit, weiterhin per Pipeline russisches Öl zu beziehen, auf diese Option für Deutschland freiwillig verzichten. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat das zwar ehrgeizige, faktisch aber vollkommen unrealistische und zudem wirtschaftspolitisch unsinnige Ziel formuliert, dass Deutschland möglichst schnell und dann auch "für immer" auf russische Energieträger verzichten solle. Das wird die rohstoffabhängige und exportorientierte deutsche Wirtschaft natürlich hart treffen. Es wird auch den Lebensstandard der Deutschen deutlich senken.


Habeck verspricht: "Wir werden Ostdeutschland gleichwertig und gleichberechtigt im Blick haben"



Habeck verspricht: "Wir werden Ostdeutschland gleichwertig und gleichberechtigt im Blick haben"





Wirtschaftsminister Habeck führt schon einmal vor, was die Bundesbürger erwartet, denn er ist bereit, für die Idee eines Ölembargos einerseits die Arbeitsplätze der Raffinerie in Schwedt zu opfern, andererseits gibt er damit die Versorgungssicherheit großer Teile Ostdeutschlands in Bezug auf Treibstoffversorgung auf. Er verheimlicht das auch gar nicht. Bei einem Ölembargo wird es zu Kraftstoffmangel in der deutschen Hauptstadt und in Brandenburg kommen, lässt er die Deutschen wissen. Das ist ein Preis, den er allem Anschein nach für gerechtfertigt und vor allem sogar für zumutbar hält.


Das Beispiel der Raffinerie in Schwedt macht deutlich, dass die Sanktionen die deutsche Wirtschaft und die deutsche Versorgungssicherheit direkt treffen. Ob das Öl-Embargo dagegen auch sein eigentliches Ziel trifft und welche Auswirkungen es tatsächlich auf Russland und dessen Wirtschaft hat, bleibt dagegen fraglich. Zum einen steigen, angeheizt von der Sanktionswut der EU und des Westens, die Weltmarktpreise für Energieträger, zum anderen findet Russland in einer Welt mit steigendem Energiebedarf natürlich Abnehmer für sein Öl und Gas. So hat sich der Import Indiens von russischem Erdöl zwischenzeitlich vervielfacht. Auch die USA haben ihre russischen Importe deutlich gesteigert. Dass die Handelsbeziehungen zwischen Russland und China aktuell trotz der Sanktionen ohnehin als gut bewertet werden müssen, braucht hier nicht gesondert erwähnt werden. Durch die westlichen Sanktionen werden die beiden Volkswirtschaften noch enger aneinander gebunden. Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Rohöl übertreffen dank der enorm gestiegenen Preise schon jetzt alle Prognosen und Erwartungen.


Bundesregierung macht auf Gigafactory: LNG-Infrastruktur soll an Prüfungen vorbei errichtet werden





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Vor diesem Hintergrund wirken die Sanktionen der EU nicht nur reichlich unüberlegt, sondern wie ein wirtschaftspolitischer Selbstmordversuch. Es mehren sich daher auch die kritischen Stimmen, die ein grundsätzliches Überdenken der Sanktionen fordern. Beispielsweise führt der Kolumnist Eric Bonse in seiner Rubrik "Brief aus Brüssel" in dem wirtschaftspolitischen Magazin Makroskop aus, welch enormen Risiken für Wirtschaft und Bürger der EU mit den Sanktionen verbunden sind, wie sie das Erreichen der eigentlich sakrosankten Klimaziele konterkarieren und dass sie offenbar nichts zur angeblich beabsichtigten Unterstützung der Ukraine beitragen.


Die Annahme, die hinter den Sanktionen steckt, wirkt erschreckend naiv. Als würde der globale Rohstoffmarkt wie ein Supermarkt funktioniert, aus dessen breitem Angebot sich der Verbraucher nach seinen individuellen Kriterien eine Marke seiner Wahl auswählen kann. So funktioniert es natürlich nicht. Dies scheint aber die vielen politischen Entscheidungen zugrundeliegende Überlegung zu sein.


Auch hier liegt den aktuellen Fehlentscheidungen deutscher und europäischer Politiker wieder die neoliberale Fehleinschätzung zugrunde, dass "der Verbraucher" mit seinem Verhalten "den Markt" steuern könne.


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Meinung

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Die Annahme, es gebe im Rohstoffsektor eine Art Überproduktion, die überhaupt erst eine Markenwahl ermöglicht, ist nämlich falsch. Es ist falsch anzunehmen, es gäbe eine Konkurrenzsituation unter den Anbieterländern, welche die Verbraucherländer für sich nutzen könnten. Es wird täglich nahezu ganz genau so viel an Rohöl und Erdgas gefördert, wie auch verbraucht wird.


Denn es gibt keine Lagermöglichkeiten in nennenswertem Umfang, gemessen am Verbrauch. Zudem ist jede der Raffinerien auf die von ihnen jeweils zu verarbeitenden Rohölvarianten spezialisiert. Die Umstellung auf eine andere Rohstoffvariante ist gar nicht ohne weiteres möglich und wäre darüber hinaus mit hohen unvorhergesehenen Kosten verbunden. Es ist nicht möglich, heute auf russisches Öl zu verzichten und den Betrieb der dafür bestehenden Raffinerien einfach und reibungslos auf andere Rohölsorten umzustellen.


Auch die Idee, die jetzt vorhandene Infrastruktur zum Transport von Erdgas könnte ohne große Umstände auf Wasserstoff umgestellt werden, ist ein naiver Irrglaube jenseits naturwissenschaftlichen Grundwissens. Die Vorstellung, es ließen sich innerhalb eines kurzen oder auch nur mittelfristigen Zeitrahmens Produktionskapazitäten zur Produktion von "grünem" Wasserstoff mit der dazu notwendigen Infrastruktur zum Transport und Verteilung aufbauen, ist eine Wunschvorstellung. Bei den dafür notwendigen Investitionen sollte man weder in Milliarden und schon gar nicht nur mit Millionen rechnen. Die für diesen Umbau notwendigen Investitionen übersteigen alles, was es bisher gab. Die bisherige Pipeline-Infrastruktur kann nicht genutzt werden, da der Transport von Wasserstoff andere Bedingungen stellt. Das, was die EU mit ihren Sanktionen veranstaltet, wurzelt in reiner Traumtänzerei. Diese "Europäische Union" sitzt gegenüber Russland als von Energieimporten und Rohstoffimporten abhängig schlicht am kürzeren Hebel.

EU-Abgeordneter: Sanktionspolitik bedeutet "wirtschaftliche und geopolitische Katastrophe"



EU-Abgeordneter: Sanktionspolitik bedeutet "wirtschaftliche und geopolitische Katastrophe"





Die Sanktionen haben aber weitere, globale Auswirkungen und schädigen ebenso wie die deutsche Wirtschaft auch die Weltwirtschaft. Dennoch halten die heute verantwortlichen deutschen Politiker und die Beamten und Politiker der EU die fatale Illusion aufrecht, die Sanktionen würden sich vor allem gegen Russland richten und zielgenau die russische Wirtschaft schädigen. Das ist falsch. Sogar die USA werden von den Rückwirkungen der Sanktionen getroffen, was für einen kurzen Moment zu einer paradoxen Umkehr des Kräfteverhältnisses geführt hat. Es gibt in den USA derzeit einen Mangel an Babynahrung. Ausgerechnet der weißrussische Präsident Lukaschenko hat großmütig Hilfe angeboten. Er bot den USA an, Babynahrung zur Überbrückung des Engpasses zu liefern.


Weiterhin hat Biden als Präsident der wichtigsten, aber im Abstieg befindlichen Volkswirtschaft den Notstand ausgerufen, weil die Versorgungssicherheit im Energiebereich gefährdet ist. In den USA gehen die Lichter aus?


Die Sanktionen greifen in ein fein abgestimmtes, internationales Geflecht von Handelsbeziehungen ein – und stören es erheblich. Dabei wird deutlich, wie abhängig nicht nur Deutschland und die EU, sondern faktisch die ganze Welt auch von Russland, von russischen Rohstoffen und russischen Vorprodukten ist. Während schon Sanktionen gegen weniger gewichtige Player nicht in der Lage waren, Ziele wie einen Regime Change oder Änderungen des politischen Weges zu erreichen, ziehen die Sanktionen gegen Russland die ganze Weltwirtschaft in Mitleidenschaft, ohne dass dadurch der Westen seinem Ziel eines Machtwechsels in Russland einen Schritt näher kommt.


Leider unterbleibt nach wie vor eine umfassende Analyse, die zu Einsicht und zur Umkehr des eingeschlagenen Weges und insbesondere den Westen zurück an den Verhandlungstisch führen würde. Dies aber wäre die einzige Lösung, den Konflikt zu beenden. Russische Sicherheitsinteressen müssen berücksichtigt werden, es muss eine diplomatische Lösung gefunden werden. Passiert das nicht, leidet die ganze Welt. Und Russland wird der EU die Regeln vorgeben. Die Schuldigen aber sind klar zu benennen. Sie sitzen nicht in Russland, es ist nicht Putin – sie residieren im Westen, der die Verantwortung für die von den Sanktionen ausgelösten Katastrophen trägt.


Mehr zum Thema - Sanktionen wirken nicht, Russland ist auf dem Vormarsch und die westlichen Medien ändern ihren Ton


Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen

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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

11.06.2022

Ceterum censeo: Die WHO muss zerschlagen werden

freischwebende-intelligenz.org, 11. Juni 2022, 5:30 Uhr, Milosz Matuschek

Die Weltgesundheitsorganisation ist ein Verschiebebahnhof für Einzelinteressen und greift nach gefährlich viel Macht. Beenden wir jetzt die drohende Weisskittelherrschaft!

“Wer steckt eigentlich hinter der WHO? Hat mich die WHO mal gefragt, bevor sie über die Farbe meiner Tage entscheidet? Haben wir einen Vertrag unterschrieben? Was ist das? Eine Sekte? Ein Konsortium? Ein allmächtiges Verbrechersyndikat? Eine anonyme weltweite Gruppierung? Der wirkliche Name von Big Brother?»

Diese Fragen stellte sich der französische Essayist Philippe Murray in den 90er Jahren in seinem Buch «Das Reich des Guten». Was ihn so auf die Palme brachte: der Weltnichtrauchertag.


Spätestens seit Corona hat die Weltgesundheitsorganisation ihre Unschuld verloren. Zu offensichtlich ist das Thema «Weltgesundheit», so das erklärte Ziel der WHO seit 1945, ein Verschiebebahnhof für Einzelinteressen geworden, ein Jahrmarkt philanthropischer Eitelkeit und machtpolitischer Einflussnahme. Die WHO ist zu einer Scharnierstelle geworden, die jeder, der will, für die Umsetzung diverser Ziele unter dem Mantel der Verbesserung der Weltgesundheit nutzen kann. Auch Private können mittels Spenden für einen Politiksektor eben diesen mitsteuern. Bill Gates hat über seine Stiftung in den letzten Jahren Milliarden in die WHO gesteckt, ist zweitgrößter Netto-Zahler nach den USA.


Verschiebebahnhof für Einzelinteressen

2010 rief Gates die «Dekade der Impfung» aus. Sein Ziel unter anderem: die Ausrottung von Malaria. Das klingt erstmal honorig, doch die Abgründe sind nicht weit. Bill Gates und seine Stiftung sind massiv in die Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen auf allen Ebenen involviert und in zahlreiche Pharmafirmen investiert. Legendär passgenau war sein Einstieg bei Biontech im August 2019, kurz vor dem Börsengang im September. Einen Monat später folgte das Planspiel «Event 201» zu einem Coronavirus-Ausbruch, an dem auch seine Stiftung maßgeblich beteiligt war. Zwei Monate später wurden in Wuhan die ersten Corona-Fälle bekannt. Im Januar 2020 entwickelte der Biontech-CEO an einem Tag den Impfstoff. Huch, Volltreffer!


Im Fall Gates ist der Interessenkonflikt überdeutlich: Hier beeinflusst jemand angeblich rein gönnerhaft einen Politikbereich, an welchem er zugleich ein Gewinninteresse hat. Pandemie-Panik lässt die Kasse so richtig klingeln. Als Mitte Mai 2022 die ersten Fälle der Affenpocken bekannt wurden, war es wieder Gates, der Monate zuvor vor einem Biowaffenangriff mittels Pocken warnte; seine Stiftung war im März 2021 erneut an einem Planspiel beteiligt, die einen Affenpockenausbruch just für Mitte Mai 2022 simulierte. Huch, schon wieder Volltreffer!


Info: https://www.freischwebende-intelligenz.org/p/abschaffungderwho?s=r

11.06.2022

Unsere Kampagne für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer - ein Zwischenbericht

Unsere Kampagne für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer - ein Zwischenbericht

 Wir möchten mit diesem eMail berichten, wie sich die Kampagne für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer aus Russland, Belarus und Ukraine entwickelt hat.


Die aktuellen Informationen und Hinweise haben wir in einer pdf-Datei zusammengestellt, die unter https://de.Connection-eV.org/pdfs/2022-06_Newsletter.pdf heruntergeladen werden kann. Darin berichten wir über aktuelle Entwicklungen, über Presseveröffentlichungen, über die Arbeit des europäischen Netzwerkes, über Veranstaltungen und vieles mehr.


Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Information auch an Freund*innen und Bekannte senden.


Mit bestem Gruß, Rudi Friedrich


 ***********************************a

Connection e.V.

Von-Behring-Str. 110

D-63075 Offenbach

Tel.: +49 - (0)69 - 8237 5534

Fax: +49 - (0)69 - 8237 5535

eMail: office@Connection-eV.org [mailto:office@Connection-eV.org]

www.Connection-eV.org [http://www.Connection-eV.org]




Weiteres:




Asyl für russische Kriegsdienstverweigerer


3sat.de/kultur/kulturzeit, vom 10.06.2022, Verfügbar bis: bis 10.07.2022, Kulturzeit

 

aus "Die Themen der Sendung":


Kein Schutz für Kriegsdienstverweigerer aus Russland

Verbände zur Unterstützung von Kriegsdienstverweigerern rufen dazu auf, Deserteuren und Verweigerern aus Russland, Belarus und der Ukraine Asyl zu gewähren. Wer sich in diesen Ländern der Teilnahme am Krieg verweigere, müsse mit Strafverfolgung rechnen, so der Verein Connection. Diese Personen seien nach der EU-Qualifikationsrichtlinie schutzberechtigt. In den meisten EU-Staaten erhielten Verweigerer aber keinen Schutz. Unter den rund 300.000 Menschen, die Russland seit Kriegsbeginn verlassen hätten, seien viele Männer, die nicht in den Krieg ziehen wollten. Aus Belarus hätten seither rund 20.000 Männer das Land verlassen, etwa 3000 Ukrainer hätten als Kriegsdienstverweigerer allein in Moldawien Asyl beantragt. Ein Bündnis von Verbänden aus mehr als 20 europäischen Ländern appelliere daher an das Europäische Parlament und die Parlamentarische Versammlung des Europarats, sich für die vollständige Anerkennung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung einzusetzen.

Die Bundesregierung hat zwar für russische Deserteure den Zugang zum Asyl erleichtert. Allerdings sind von diesem Schutz Kriegsdienstverweigerer aus Russland, Belarus und der Ukraine ausgenommen - mit fatalen Folgen.


Info: https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/sendung-vom-10-juni-2022-100.html



unser Kommentar: Ganz ohne Zwang und Feindbild werden Kriege bald nicht mehr stattfinden.

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