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Quelle: Dieses Bild wurde mittels KI entwickelt.


overton-magazin.de, vom 27. Oktober 2025

Unsere schönsten Antikriegslieder. Heute: Billy, Don’t Be a Hero.

Der Song erschien 1974, mitten im Klima von Vietnamkriegsprotesten und wachsender Skepsis gegenüber militärischem Heldentum. Geschrieben von Peter Callander und Mitch Murray, wurde er fast gleichzeitig in zwei Versionen veröffentlicht: von der britischen Band Paper Lace und von den amerikanischen Bo Donaldson & the Heywoods. Vor allem Letztere machten das Lied in den USA zu einem Nummer-Eins-Hit.

Während in den USA noch junge Männer für den Krieg nach Südostasien eingezogen wurden, traf das Stück einen Nerv. Es verband eingängigen Pop mit einer klaren Erzählung: Kein Heldentum, kein Ruhm, sondern der Verlust eines Lebens und einer Liebe: Billy, don’t be a hero, don’t be a fool with your life.

Der Held als Narr

Im Text spricht eine junge Verlobte zu Billy. Die Marschkapelle zieht durch die Straße, die Soldaten reihen sich ein – und Billy will mit. Sie fleht ihn an sich nicht zum Narren zu machen und den Helden zu spielen. Doch Billy zieht los. Aufhalten kann sie ihn nicht. And as Billy started to go, she said, „Keep your pretty head low.

Im Gefecht meldet er sich freiwillig, ignoriert ihre Worte. I need a volunteer to ride out / And bring us back some extra men / And Billy’s hand was up in a moment. Billy stirbt den Soldatentod, die Armee schickt einen Brief: Ihr Billy sei ein Held gewesen, man solle stolz auf ihn sein. Aber die Frau zerreißt das Schreiben. Den Narren will sie schnell vergessen: I heard she threw the letter away.

Billy, Don’t Be a Hero ist kein Metaphern-Lied, sondern erzählt eine Geschichte, die sich im Krieg seit Menschengedenken immer wieder ereignet. Gerade zieht dieser Klassiker in den Bann. Zwei Liebende werden durch die Ereignisse getrennt, das gesellschaftliche Klima presst Billy ins Rollenbild des Helden und raubt ihm so sein noch junges Leben. Der Refrain ist fast naiv einfach. Selten war ein Protestsong so beschwingt und hat die falsche Sicherheit so versiert musikalisch erfasst.

Schnell vergessen

Das Lied wurde daher häufig missverstanden: Manche hörten es als gefälligen Popschlager, andere aber auch als eine Kritik der Feigheit. Billy, Don’t Be a Hero zeigt die Sinnlosigkeit von Heldentum im Krieg – ein Orden, ein Brief, und am Ende wirft die junge Geliebte selbst diese Utensilien weg. Es stimmt einfach nicht, dass man sich immer an den Helden erinnern wird. Leichter ist es, seine Narretei zu vergessen. Ihr enttäuschter Wunsch ist zu schmerzhaft: Billy, don’t be a hero, come back and make me your wife.

Das Andenken währt nicht ewig. Es endet oft schon kurz nach der traurigen Benachrichtigung. Ob jungen Männern im Feuereifer so eine Aussicht gefiele und zur Vernunft bringen könnte?

Soldaten sind Mörder. Das sagt ein bekannter Ausspruch. Dieser Protestsong spielt eine andere Ebene aus: Soldaten sind Narren. Wer hingeht, wer sich nicht mit allen Mitteln wie ein Held zur Wehr setzt, kann schnell vergessen sein. Dieses Heldentum gegen eine Kriegsbeteiligung ist das einzige Heldentum, das die Geliebte akzeptiert hätte.


„Paper Lace – Billy Don’t Be A Hero (TOTP 1974 )“

Knut WeilKnut Weil summt passioniert Lieder und legt Wert auf Taktgefühl. Dass er auf Antikriegslieder steht, versteckt er heutzutage lieber, um nicht staatsanwaltlich belästigt zu werden.
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