In Paris und Washington : Diplomaten begehren gegen proisraelischen Kurs auf
Steht in der Kritik: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Bild: Reuters
faz.net, vom Aktualisiert am 14.11.2023-19:29, Von Michaela Wiegel und Sofia Dreisbach
Französische und amerikanische Diplomaten stellen die Unterstützung Israels in Frage – der Unmut über den Kurs von Macron und Biden wächst. Darauf folgen Versuche einer Kurskorrektur.
Michaela Wiegel Politische Korrespondentin mit Sitz in Paris.
Sofia Dreisbach Politische Korrespondentin für Nordamerika mit Sitz in Washington.In Frankreich wächst der Unmut über Präsident Macrons Unterstützung für die israelische Regierung. Ein Dutzend französischer Botschafter auf Posten im Nahen Osten und im Maghreb haben in einem vertraulichen Brief an Außenministerin Catherine Colonna vor einem Glaubwürdigkeitsverlust für die französische Diplomatie gewarnt. Die Kritik der Diplomaten, über die „Le Figaro“ am Dienstag berichtete, zielt auf Präsident Macrons „proisraelischen Kurs“.
So wird demnach beklagt, dass Macron mit der traditionellen arabischen Politik gebrochen und Frankreich deshalb ein schlechtes Image in der arabischen Welt habe. Die Arbeit der Botschafter sei seit dem Auftritt Macrons in Jerusalem eingeschränkt. Einige Botschafter hätten keinen Zugang mehr zu den Entscheidungsträgern in ihren Gastländern, da die Staatsführungen über die französischen Positionen verärgert seien.
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-Aktualisiert am 14.11.2023-19:29
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Französische und amerikanische Diplomaten stellen die Unterstützung Israels in Frage – der Unmut über den Kurs von Macron und Biden wächst. Darauf folgen Versuche einer Kurskorrektur.
In Frankreich wächst der Unmut überPräsident Macrons Unterstützung für die israelische Regierung. EinDutzend französischer Botschafter auf Posten im Nahen Osten und imMaghreb haben in einem vertraulichen Brief an AußenministerinCatherine Colonna vor einem Glaubwürdigkeitsverlust für diefranzösische Diplomatie gewarnt. Die Kritik der Diplomaten, überdie „Le Figaro“ am Dienstag berichtete, zielt auf PräsidentMacrons „proisraelischen Kurs“.
So wird demnach beklagt, dass Macron mit der traditionellenarabischen Politik gebrochen und Frankreich deshalb ein schlechtesImage in der arabischen Welt habe. Die Arbeit der Botschafter seiseit dem Auftritt Macrons in Jerusalem eingeschränkt. EinigeBotschafter hätten keinen Zugang mehr zu den Entscheidungsträgernin ihren Gastländern, da die Staatsführungen über diefranzösischen Positionen verärgert seien.
Drei Botschafter im Ruhestand, Denis Bauchard, Charles-Henrid’Aragon und Yves Aubin de La Messuzière bewerteten den Briefals „ein kollektives Vorgehen, das es von französischenBotschaftern im Nahen Osten noch nie gegeben hat“.
Macrons Vorschlag nicht mit Außenministeriumabgestimmt
Die Kritik konzentriert sich auf den Vorschlag Macrons, eine internationale Koalition gegen die Terrororganisation Hamas nach demVorbild der internationalen Koalition gegen die Terrororganisation„Islamischer
Am Dienstag hat Macron seinen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu zu Krisengesprächen nach Ägypten, in mehrere Golfstaaten und nach Israel entsandt. Der 37 Jahre alte Minister sieht sich als Gaullist und hat zuletzt in einem Fernsehinterview betont, Frankreich habe „einebesondere Stimme“ in der arabischen Welt. Außenministerin Colonna sei seit dem 7. Oktober zwei Mal in den Nahen Osten gereist, aber„nahezu unhörbar“ geblieben, schrieb „Le Monde“. ImAußenministerium am Quai d’Orsay wird der Unmut über Macron geteilt. Die Diplomaten der Nordafrika- und Nahost-Direktion sollensehr frustriert über die Volten Macrons sein. Die Hilfskonferenz für Gaza in Paris wie auch das BBC-Interview wurden als Versuch einer Kurskorrektur gewertet.
Streit gärt unter amerikanischen Diplomaten seit Wochen
im amerikanischen Außenministerium wächst der Unmut über Präsident Joe Bidens Israelpolitik. Am Montag äußerte sich AußenministerAntony Blinken in einer Nachricht an alle Mitarbeiter zu den Meinungsverschiedenheiten. Man höre denen zu, „die nicht mit den Ansätzen einverstanden sind, die wir verfolgen“, äußerte Blinken laut amerikanischen Medien. Er wisse, „dass das durch die Krise verursachte Leid“ von vielen „einen hohen persönlichen Tribut fordert“. Man habe Foren organisiert, um „an Standorten auf der ganzen Welt offene Diskussionen zu führen“.
Der Streit über eine angemessene Haltung der Vereinigten Staaten gärt unter amerikanischen Diplomaten seit einigen Wochen. Blinken hatte Israel auf seiner Nahostreise in den vergangenen Tagen immerdeutlicher dazu aufgefordert, das Leid der Menschen in Gaza zu lindern. In Neu Delhi sagte Blinken, es seien „viel zu viele“ Palästinenser getötet worden. Man wolle „alles tun, um zu verhindern, dass ihnen Schaden zugefügt wird“. Das scheint den Kritikern innerhalb der Regierung jedoch noch nicht zu genügen.
Am Dienstag setzten laut „New York Times“ mehr als 400 Mitarbeiter von etwa vierzig Regierungsbehörden einen Brief ab, indem sie gegen die Unterstützung Israels protestieren. Biden müsseauf einen sofortigen Waffenstillstand dringen und Israel dazu bringen, humanitäre Hilfe in Gaza zuzulassen. Anfang November hatte ein junger Diplomat Präsident Biden in einem internen Papier vorgeworfen, die Vereinigten Staaten hätten es versäumt, „unsere Haltung gegenüber Israel zu überdenken“. Der Brief wurde von 100 Mitarbeitern des Außenministeriums und der Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID unterzeichnet.
Mehr als tausend USAID-Mitarbeiter unterzeichneten außerdem einen offenen Brief, in dem sie einen sofortigen Waffenstillstand fordern. Mehrere interne Schreiben wurden laut amerikanischen Medienberichtenüber einen anonymen „Dissens-Kanal“ im Außenministerium abgesetzt. Dieser besteht seit dem Vietnamkrieg und soll es Diplomaten ermöglichen, ohne Furcht vor möglichen Folgen Kritik ander Regierungspolitik zu äußern.
Quelle: F.A.Z.
Konferenzfür Gazastreifen : Macron wirbt für Waffenstillstand im Nahen Osten
Auf Einladung von Präsident Macron haben in Paris Vertreter von achtzig Staaten und Hilfsorganisationen über Hilfe für die Palästinenser beraten. Israel war nicht dabei. Berlin war von der Initiative überrascht worden.
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Michaela Wiegel, Paris
Kriegin Nahost : Wachsender internationaler Druck auf Israel
Nach Einschätzungen des amerikanischen Außenministers Blinken seien in den letzten Wochen zu viele Palästinenser gestorben.Dennoch zementierte er die weitere Unterstützung Israels. Derfranzösische Präsident forderte unterdessen eine Waffenruhe.
FAZPlus Artikel: Krisendiplomatie im Gazakrieg : Warum es der Westengerade sehr schwer hat
Der Zorn über die getöteten Zivilisten im Gazastreifen erschwert auch Deutschlands Krisendiplomatie. Die Wut wächst gerade unter denjenigen, die als Partner gebraucht werden.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.