aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 19. September 2024, 15:22 Uhr
Liebe Friedensinteressierte,
wegen der aktuellen Eskalationsgefahr
in Westasien (Israel, Libanon, Iran,...)
sende ich nachfolgend einige Informationen:
1. Eurotopics: Explosionen: Was passiert gerade im Libanon?
2. n tv: Explosion von Pagern im Libanon
Bundesregierung sieht keine großen Auswirkungen auf die Sicherheit in Deutschland
3. NYT: Wie Israel ein modernes trojanisches Pferd baute: Exploding Pagers
4. Die Zeit: Interview mit Ronen Bergman: "Wer jüdisches Blut vergießt, zahlt einen hohen Preis"
5. BZ: Interview mit Enthüllungsjournalist Ronen Bergman: Der Mann, der sich beim Mossad einschleuste
6. ND: Pager-Explosionen treffen auch Irans Botschafter
7. NZZ: Nach den Pager-Angriffen explodieren in Libanon auch Funkgeräte –
Opferzahlen sind nach Explosionen angestiegen
8. MSN/NZZ: Die Angriffe auf Pager und Funkgeräte stürzen den Hizbullah in eine Krise –
was bedeutet das für die Eskalationsgefahr im Nahen Osten?
9. Die Zeit: Nahostkonflikt: Hisbollah droht Israel nach Explosionen im Libanon mit Vergeltung
10. Die Zeit: Israel: Israeli soll mithilfe des Iran Attentat auf Netanjahu geplant haben
11. n tv: Weitere Tötungen geplant - Iran soll Mord an Netanjahu beauftragt haben - Festnahme
12. RND: Lufthansa und Air France setzen Flüge nach Israel wegen veränderter Sicherheitslage aus
13. Medico International: Petition für einen gerechten Frieden in Gaza
14. open Petition: Für einen gerechten Frieden in Gaza. Waffenexporte stoppen & Hilfsblockade beenden!
-------
1. Eurotopics: Explosionen: Was passiert gerade im Libanon?
https://www.eurotopics.net/de/
19. September 2024
Explosionen: Was passiert gerade im Libanon?
Nach der Explosion von Pagern am Dienstag sind am Mittwoch im Libanon
gleichzeitig etliche Funkgeräte explodiert. Die Zwischenbilanz:
Mindestens 26 Tote, über 3000 Verletzte. (…)
(…)
DE STANDAARD (BE) (Belgien) / 19. September 2024
Selbst aus strategischer Sicht ein Fiasko
De Standaard hält den Angriff für einen großen Fehler:
„Die Pager-Offensive kann Menschenrechtsexperten zufolge nur als
Verletzung des Kriegsrechts und eine Art des Terrorismus bezeichnet werden. ...
Für Israels traditionelle Verbündete in Europa und den USA ist es
nicht mehr zu erklären, warum die privilegierte Partnerschaft mit der
Regierung von Benjamin Netanjahu noch länger gepflegt werden muss. ...
Auch aus militärisch-strategischer Sicht ist der Pager-Krieg ein
Fiasko. ... Die Emotionen werden nicht zu Friedensbemühungen führen,
sondern zu bewaffneter Vergeltung und Eskalation. “
——
2. n tv: Explosion von Pagern im Libanon
Bundesregierung sieht keine großen Auswirkungen auf die Sicherheit in Deutschland
https://www.n-tv.de/ticker/Bundesregierung-sieht-keine-grossen-Auswirkungen-auf-die-Sicherheit-in-Deutschland-article25236932.html
Explosion von Pagern im Libanon
Bundesregierung sieht keine großen Auswirkungen auf die Sicherheit in Deutschland
18.09.2024, 15:16 Uhr
Die Explosion hunderter Funkempfangsgeräte im Libanon hat nach
Einschätzung der Bundesregierung keine großen Auswirkungen auf die
Sicherheit in Deutschland.
Für Besitzer der so genannten Pager in Deutschland bestehe keine
Gefahr, "sofern es nicht ein Direktimport aus im Libanon ist", sagte
eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin. Bei
den explodierten Geräten im Libanon sei von einer vorherigen
Manipulation auszugehen.
Eine Bewertung der Vorgänge im Libanon wollte die Bundesregierung
nicht abgeben. Der Regierung lägen "keine eigenen Erkenntnisse" vor,
"um eine entsprechende Einordnung, auch eine völkerrechtliche
Einordnung vornehmen zu können", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen
Amts. Die Bundesregierung habe lediglich Medienberichte zur Kenntnis genommen.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums führte aus, dass sich
die Bundeswehr mit Sicherheitsmaßnahmen vor derartigen Angriffen mit
Pagern schütze.
"Die Endgeräte sind im Rahmen der Lieferung durch besondere Maßnahmen
so gesichert, dass Manipulationen erkannt werden", sagte der Sprecher.
Zudem gebe es "Sensibilisierungsmaßnahmen bei uns im Haus: Jeder und
jede ist angehalten, dienstliche Geräte nicht unbeaufsichtigt zu lassen".
Bei der Beschaffung von Pagern für die Bundeswehr sei dem Ministerium
die Lieferkette bekannt, ergänzte der Sprecher. "Da werden auch die
Unterauftragnehmer benannt, und da wird es im Einzelfall auch
Genehmigungen geben, damit das alles seinen rechten Gang geht.“
———
3. NYT: Wie Israel ein modernes trojanisches Pferd baute: Exploding Pagers
https://www.nytimes.com/2024/09/18/world/middleeast/israel-exploding-pagers-hezbollah.html?unlocked_article_code=1.L04.QZaW.UKtKxZIdm6j1&smid=nytcore-ios-share&referringSource=articleShare&sgrp=c-cb&ngrp=mnp
Wie Israel ein modernes trojanisches Pferd baute: Exploding Pagers
Von Sheera Frenkel, Ronen Bergman und Hwaida Saad
Sept. 18, 2024 (…)
Am Ende des Tages waren mindestens ein Dutzend Menschen getötet und
mehr als 2.700 wurden verletzt, viele von ihnen verstümmelt. Und am
folgenden Tag wurden 20 weitere Menschen getötet und Hunderte
verletzt, als Walkie-Talkies im Libanon ebenfalls auf mysteriöse Weise
explodierten. Einige der Toten und Verletzten waren
Hisbollah-Mitglieder, andere aber nicht; vier der Toten waren Kinder.
(…)
Israel hat weder eine Rolle bei den Explosionen bestätigt noch
dementiert, aber 12 aktuelle und ehemalige Verteidigungs- und
Geheimdienstbeamte, die über den Angriff informiert wurden, sagen,
dass die Israelis dahinter lagen und die Operation als komplex und
lang in der Herstellung beschrieben. Sie sprachen mit der New York
Times unter der Bedingung der Anonymität, angesichts der Sensibilität
des Themas. (…)
Iranisch unterstützte Gruppen wie die Hisbollah sind seit langem
anfällig für israelische Angriffe mit ausgeklügelten Technologien. Im
Jahr 2020 beispielsweise ermordete Israel den führenden
Atomwissenschaftler des Iran mit einem A.I.-assistierten Roboter, der
per Satellit ferngesteuert wurde. Israel hat auch Hacking verwendet,
um die iranische Nuklearentwicklung zu behindern. (…)
Auf jeden Anschein, B.A.C. Consulting war ein in Ungarn ansässiges
Unternehmen, das im Auftrag eines taiwanesischen Unternehmens, Gold
Apollo, mit der Produktion der Geräte beauftragt wurde.
Tatsächlich war es Teil einer israelischen Front, laut drei
Geheimdienstmitarbeitern, die über die Operation informiert wurden.
Sie sagten, dass mindestens zwei andere Shell-Unternehmen ebenfalls
gegründet wurden, um die wahren Identitäten der Menschen zu
verschleiern, die die Pager schufen: israelische Geheimdienstoffiziere.
B.A.C. nahm es mit gewöhnlichen Kunden auf, für die es eine Reihe
gewöhnlicher Pager produzierte. Aber der einzige Klient, der wirklich
wichtig war, war die Hisbollah, und ihre Pager waren alles andere als
gewöhnlich. Separat produziert, enthielten sie Batterien, die mit dem
explosiven PETN geschnürt waren, so die drei Geheimdienstoffiziere.
(…)
Einige von Mr. Nasrallahs Befürchtungen wurden durch Berichte von
Verbündeten angespornt, dass Israel neue Mittel erworben habe, um sich
in Telefone zu hacken, Mikrofone und Kameras aus der Ferne zu
aktivieren, um ihre Besitzer auszuspionieren.
Laut drei Geheimdienstbeamten hatte Israel Millionen in die
Entwicklung der Technologie investiert, und verbreitete sich unter der
Hisbollah und ihren Verbündeten, dass keine Handykommunikation - sogar
verschlüsselte Messaging-Apps - mehr sicher war. (…)
Im Laufe des Sommers stiegen die Lieferungen der Pager in den Libanon,
Tausende kamen im Land an und wurden nach Angaben von zwei
amerikanischen Geheimdienstbeamten und ihren Verbündeten unter
Hisbollah-Offiziere und ihren Verbündeten verteilt.
Für die Hisbollah waren sie eine defensive Maßnahme, aber in Israel
bezeichneten Geheimdienstoffiziere die Pager als „Buttons“, die
gedrückt werden konnten, als die Zeit reif schien. Dieser Moment, so
scheint es, kam diese Woche.
Im Gespräch mit seinem Sicherheitskabinett sagte Premierminister
Benjamin Netanyahu am Sonntag, er werde alles Notwendige tun, um mehr
als 70.000 Israelis, die von den Kämpfen mit der Hisbollah vertrieben
wurden, zu ermöglichen, nach Hause zurückzukehren, so Berichte in
israelischen Nachrichtenagenturen.
Diese Bewohner, sagte er, könnten nicht ohne "eine grundlegende
Änderung der Sicherheitslage im Norden" zurückkehren, so eine
Erklärung des Büros des Premierministers.
Am Dienstag wurde der Auftrag gegeben, die Pager zu aktivieren.
Um die Explosionen auszulösen, löste Israel nach Angaben von drei
Geheimdienst- und Verteidigungsbeamten die Pager aus, (…)
Im Südlibanon, im Dorf Saraain, war ein junges Mädchen, Fatima
Abdullah, gerade von ihrem ersten Tag in der vierten Klasse nach Hause
gekommen, als sie hörte, wie der Pager ihres Vaters zu schnörkelte,
sagte ihre Tante. Sie nahm das Gerät, um es zu ihm zu bringen, und
hielt es fest, als es explodierte und tötete sie. Fatima war 9.
Am Mittwoch, als sich Tausende in Beiruts südlichen Vororten
versammelten, um an einer Beerdigung im Freien für zwei Menschen
teilzunehmen, die bei den Explosionen getötet wurden, brach erneut
Chaos aus: Es gab eine weitere Explosion.
Inmitten des scharfen Rauchs stampften panische Trauergäste in die
Straßen und suchten Schutz in den Lobbys nahe gelegener Gebäude. Viele
hatten Angst, dass ihr Telefon oder das Telefon einer Person, die
neben ihnen in der Menge stand, explodieren würde.
„Turn off your phone!", riefen einige. „Nehmen Sie die Batterie aus!“
Bald forderte eine Stimme auf einem Lautsprecher bei der Beerdigung
alle auf, dies zu tun.
Für die Libanesen war die zweite Explosionswelle die Bestätigung der
Lehre vom Vortag: Sie leben nun in einer Welt, in der die häufigsten
Kommunikationsgeräte in Todesinstrumente umgewandelt werden können.
—
Sheera Frenkel ist Reporterin in der San Francisco Bay Area und
berichtet über die Art und Weise, wie Technologie das tägliche Leben
beeinflusst, mit einem Fokus auf Social-Media-Unternehmen,
einschließlich Facebook, Instagram, Twitter, TikTok, YouTube, Telegram
und WhatsApp. Weitere Information von Sheera Frenkel
Ronen Bergman ist Mitarbeiter des New York Times Magazine mit Sitz in
Tel Aviv. Sein neuestes Buch ist „Rise and Kill First: The Secret
History of Israel’s Targeted Assassinations“, herausgegeben von Random
House. Weitere Information von Ronen Bergman
———
siehe auch:
https://www.nytimes.com/2024/09/18/world/middleeast/lebanon-explosions-radios.html
Second Wave of Blasts Hits Lebanon as Hand-Held Radios Explode
At least 20 people were killed and more than 450 others wounded, Lebanese officials said,
a day after pagers exploded (…)
——
3. Die Zeit: "Wer jüdisches Blut vergießt, zahlt einen hohen Preis"
https://www.zeit.de/2024/35/mossad-geheimdienst-israel-ronen-bergman-nahost
"Wer jüdisches Blut vergießt, zahlt einen hohen Preis"
Der israelische Geheimdienst Mossad tötet immer wieder gezielt Terror-Kommandeure.
Ein Gespräch über die Welt der Schattenkriege – und mögliche Gegenschläge des Iran
Interview: Paul Middelhoff
Aus der ZEIT Nr. 35/2024
Aktualisiert am 15. August 2024, 7:07 Uhr
DIE ZEIT: Mit Sorge erwartet die Welt den Angriff des iranischen
Regimes und der Terrormiliz Hisbollah auf Israel. Beide haben
angekündigt, sich für die Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr
und des Hamas-Chefs Ismail Hanija durch den israelischen Geheimdienst
Mossad rächen zu wollen. War es ein Fehler, sie zu töten?
Ronen Bergman: Es ist noch viel zu für ein Urteil. (…)
———
5. BZ: Interview mit Enthüllungsjournalist Ronen Bergman: Der Mann, der sich beim Mossad einschleuste
https://www.berliner-zeitung.de/archiv/interview-mit-enthuellungsjournalist-ronen-bergman-der-mann-der-sich-beim-israelischen-geheimdienst-mossad-einschleuste-li.1400924
Interview mit Enthüllungsjournalist Ronen Bergman:
Der Mann, der sich beim Mossad einschleuste
Im Interview spricht er über Tötungskommandos des israelischen Geheimdienstes.
Anja Reich
15.04.2018 14:00 Uhr
(…)
Bergman ist 45 und von Beruf Enthüllungsjournalist. Sein Buch „Der
Schattenkrieg“, ein fast 900 Seiten dicker Wälzer, erzählt, wie der
Mossad, Israels Geheimdienst, in den letzten 70 Jahren mehr als 3000
Menschen aus dem Weg geräumt hat, auch Unschuldige.
Acht Jahre lang hat Bergman recherchiert und mit hunderten ehemaligen
Mossad-Agenten gesprochen. (…)
In den Vereinigten Staaten und in Deutschland ist das Buch vor kurzem
erschienen, in Israel nicht. Die Militärzensur hat es nicht freigegeben.
Bergmans Recherchen gelten als Geheimnisverrat.
(…)
Wie waren die Reaktionen auf Ihre Recherchen zu den Versuchen des
Mossad, Jassir Arafat umzubringen?
In Israel war das mehrere Tage lang die Spitzenmeldung. Es gab ja
schon immer die Vermutung, dass versucht wurde, ihn umzubringen.
Aber niemand hatte jemals so konkret darüber geschrieben wie ich.
Aber auch Sie lassen am Ende offen, ob der Mossad es tatsächlich geschafft hat.
Weil ich nicht weiß, ob sie ihn umgebracht haben, und selbst wenn ich
es wüsste, könnte ich es nicht sagen.
Warum nicht?
Wegen der Zensur.
Was würde passieren, wenn Sie es sagen würden?
Was passieren würde? Nun, Präsident Ariel Scharon musste Präsident
George W. Bush damals versprechen, Arafat nicht zu töten. Das heißt,
wenn Israel es trotzdem getan hat, dürfte das höchstens in geheimsten
Kreisen bekannt werden, denn sonst würden die diplomatischen
Beziehungen zwischen Israel und den USA gefährdet werden.
Andere mysteriöse Todesfälle konnten Sie aber lösen. Zum Beispiel den
von Wadi Haddad, der als Drahtzieher der Landshut-Entführung galt.
Bisher hieß es, Haddad sei an Leukämie gestorben oder an einer vergifteten Praline.
Haddad wurde mit Zahnpasta vergiftet. Ein Mossad-Agent hatte es
geschafft, in seine Wohnung vorzudringen, die Zahnpastatube
ausgetauscht, und jedesmal wenn Haddad sich die Zähne putzte, gelangte
eine winzige Menge Gift in seinen Körper. Ihm ging es immer
schlechter, niemand wusste warum.
Jassir Arafat bat schließlich die DDR um Hilfe. Wadi Haddad wurde
nach Ost-Berlin geflogen. Die Ärzte dort versuchten alles, um ihn zu retten.
Aber es war zu spät.
(…)
Ein anderer Teil Ihres Buches spielt in München, wo Heinz Krug lebte,
ein deutscher Geschäftsmann, der mit den Ägyptern an einem
Raketenprogramm gearbeitet hat und 1962 spurlos verschwand.
Erst durch Ihre Recherchen hat Krugs Familie erfahren, dass er vom Mossad
entführt, getötet und seine Leiche über dem Mittelmeer abgeworfen wurde.
Ja, Krugs Kinder sind ohne ihren Vater aufgewachsen und ohne zu
wissen, was passiert war. Das ist schrecklich, und das hat mir sehr
leid getan. Ich habe die Familie neulich in ihrem Haus in Bayern
besucht. Sie schreiben jetzt selbst ein Buch darüber.
Wusste die Familie denn, dass Krug für ein Rüstungsprogramm gearbeitet hat?
Ihre Version ist, dass sie von seiner Arbeit für Ägypten wussten, aber
nicht, dass diese Arbeit mit militärischen Zielen zu tun hatte,
sondern mit der Luftfahrt. Ich habe meine Zweifel daran.
(…)
——
6. ND: Pager-Explosionen treffen auch Irans Botschafter
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185356.nahost-pager-explosionen-treffen-auch-irans-botschafter.html
Politik
Nahost
Pager-Explosionen treffen auch Irans Botschafter
Angriff auf das Kommunikationsnetzwerk der Hisbollah-Miliz bleibt ohne
erkennbare Auswirkungen auf den Gaza-Krieg
Oliver Eberhardt
18.09.2024, 16:19 Uhr
(…)
An der libanesisch-israelischen Grenze liefern sich Israels
Militär und die Hisbollah Gefechte; immer wieder werden auch Raketen
vom Libanon aus abgeschossen. Die Gefahr, dass daraus ein voller Krieg
wird, ist enorm hoch, auch wenn beide Seiten der weiteren Eskalation
bislang aus dem Weg zu gehen schienen. Denn in Israel sind die
Ressourcen des Militärs schon jetzt fast aufgebraucht.
Im Libanon herrscht eine tiefe soziale und wirtschaftliche Krise. Die
Unterstützung für einen Krieg mit Israel, der alles noch viel
schlimmer machen würde, scheint gering.
Und der Angriff auf das Kommunikationsnetzwerk der Hisbollah wirkt nun
wie der Auftakt zu einer israelischen Offensive gegen die Strukturen
der Organisation im Süd-Libanon: Ihre Kommunikation ist gestört, es
dürfte Verwirrung herrschen. Doch bis Mittwochnachmittag passierte: nichts.
Es wäre auch ein eigenartiger Zeitpunkt für einen israelischen
Einmarsch in den Libanon. Gerade erst hatten Berichte die Runde
gemacht, Regierungschef Benjamin Netanjahu wolle Verteidigungsminister
Joaw Galant feuern, ihn durch Gideon Saar ersetzen, einen langjährigen
Rivalen Netanjahus, der allerdings auch vier Stimmen im Parlament
mitbringen würde.
Stimmen, die der Premier gut brauchen könnte, um seinen Machterhalt zu
sichern. Saar ist aber auch vor allem Karriere-Politiker, hat nur
begrenzte militärische Erfahrung.
Das Nachrichtenportal »Al-Monitor« berichtete am Dienstagabend,
Israels Auslandsgeheimdienst Mossad habe den Angriff gestartet,
nachdem mindestens zwei Hisbollah-Funktionäre Verdacht geschöpft hätten.
Und in der Online-Ausgabe der britischen Zeitung »The Guardian« weist
der israelische Geheimdienstexperte Yossi Melman darauf hin, dass der
Angriff zwar »die außerordentliche Fähigkeit« zeige, die Hisbollah ins
Herz zu treffen. Aber der Angriff sei weder gezielt gewesen, noch
verändere er die strategischen Rahmenbedingungen langfristig.
Aber die Explosionen haben auch ein Schlaglicht auf den Iran geworfen.
Denn einer der manipulierten Beeper detonierte in der Nähe von
Modschtaba Amani, dem iranischen Botschafter im Libanon. Iranische
Medienberichte lassen darauf schließen, dass auch zwei seiner
Sicherheitsleute solche Geräte am Körper trugen. (…)
Die Versuche, einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas
auszuhandeln, gehen weiter. Am Mittwoch traf sich US-Außenminister
Anthony Blinken in Kairo mit Vertretern der ägyptischen Regierung.
Zusammen mit den Unterhändlern aus Ägypten und Katar arbeitet man
derzeit an einem neuen Vorschlag für eine Waffenruhe.
Die Ereignisse im Libanon waren bei den Gesprächen nur ein Nebenthema:
Man werde sehen müssen, ob sie sich auf die Verhandlungen auswirken
werden, sagte Blinkens Sprecher Matthew Miller.
———
7. NZZ: Nach den Pager-Angriffen explodieren in Libanon auch Funkgeräte –
Opferzahlen sind nach Explosionen angestiegen
https://www.nzz.ch/international/pager-explosionen-in-libanon-was-bisher-bekannt-ist-ld.1848919
19.09.2024, 11.24 Uhr
Nach den Pager-Angriffen explodieren in Libanon auch Funkgeräte –
Opferzahlen sind nach Explosionen angestiegen
Nachdem am Dienstag mindestens zwölf Personen bei Pager-Explosionen getötet wurden,
kam es am Mittwoch erneut zu Detonationen mit Toten und Verletzten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Lia Pescatore, Corina Gall, Elena Oberholzer
9.09.2024, 14.34 Uhr
In Libanon ist die Zahl der Todesopfer nach der koordinierten Explosion
Hunderte Pager auf 37 gestiegen. Bei einer Pressekonferenz in der
Hauptstadt Beirut sagte Gesundheitsminister Firas Abiad am Donnerstag
(19. 9.) weiter, dass an beiden Tagen insgesamt rund 3000 Menschen
verletzt wurden. (…)
Nach den Explosionen in Libanon kommt der Uno-Sicherheitsrat am
Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Uno-Generalsekretär
António Guterres hatte am Mittwoch von einer «ernsthaften Gefahr einer
dramatischen Eskalation» gesprochen. Es müsse alles getan werden, um
diese zu verhindern. Guterres sprach bei einer Pressekonferenz und
bezog sich auf die Explosionen vom Dienstag.
——
8. MSN/NZZ: Die Angriffe auf Pager und Funkgeräte stürzen den Hizbullah in eine Krise –
was bedeutet das für die Eskalationsgefahr im Nahen Osten?
https://www.msn.com/de-ch/nachrichten/other/die-angriffe-auf-pager-und-funkger%C3%A4te-st%C3%BCrzen-den-hizbullah-in-eine-krise-was-bedeutet-das-f%C3%BCr-die-eskalationsgefahr-im-nahen-osten/ar-AA1qLsFd
Die Angriffe auf Pager und Funkgeräte stürzen den Hizbullah in eine Krise –
was bedeutet das für die Eskalationsgefahr im Nahen Osten?
Artikel von Jonas Roth, Rewert Hoffer, Tel Aviv
18.9.2024. 20.31 Uhr
(…)
Laut Medienberichten hat der iranische Botschafter in Libanon
mindestens ein Auge verloren. Andere erlitten zum Teil schwere
Verletzungen am Oberschenkel, im Genitalbereich oder am Rumpf.
Offenbar wurden auch mehrere unbeteiligte Personen verletzt, unter
ihnen Kinder. (…)
Israel spricht von einer «neuen Phase des Kriegs»
Laut einem Bericht des amerikanischen Nachrichtenportals «Axios», das
sich auf einen mit der Operation vom Dienstag vertrauten ehemaligen
israelischen Beamten beruft, bestand der ursprüngliche Plan darin, die
Pager als Auftakt zu einer grossangelegten Offensive gegen die Miliz
detonieren zu lassen.
Doch offensichtlich hat Israel den Angriffen
zumindest bisher keine Taten folgen lassen, abgesehen vom üblichen
Beschuss über die libanesische Grenze hinweg. Dies lässt vermuten,
dass ein anderes Kalkül hinter der Attacke steckt.
Laut «Axios» war in den vergangenen Tagen in Israel die Sorge
gewachsen, dass der Hizbullah den geheimen Plan aufdecken und
vereiteln könnte. Deshalb sei man zur Tat geschritten, um den
strategischen Vorteil nicht vollständig aus der Hand zu geben. Diese
Version wird gestützt von einem Bericht des Nachrichtenportals «al-Monitor».
Laut dessen Quellen aus Sicherheitskreisen hatten in den
vergangenen Tagen zwei Mitglieder der Miliz den Verdacht geäussert,
dass etwas mit den Pagern nicht stimmen könnte. Einer der beiden kam
laut dem Bericht daraufhin unter unklaren Umständen ums Leben. Weitere
Details werden nicht genannt.
Auch wenn diese Berichte darauf schliessen lassen, dass Israel mit
einer Offensive gegen den Hizbullah zumindest vorerst zuwartet, ist
die Gefahr einer Eskalation nicht gebannt.
Die Spannungen zwischen
Israel und der Schiitenmiliz haben mit den Vorfällen von Dienstag und
Mittwoch einen neuen Höhepunkt erreicht – und die erneute
Explosionswelle am Mittwoch könnte nur der Vorgeschmack auf einen
grossen Krieg an der israelisch-libanesischen Grenze sein.
Das deutete Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant am
Mittwochabend an, als er eine Luftwaffenbasis in der Nähe von Haifa
besuchte. Das Gravitationszentrum des Kriegs bewege sich in Richtung
Norden, sagte Gallant. «Wir stehen am Beginn einer neuen Phase des
Kriegs.» (…)
Bei einem Besuch des Nordkommandos genehmigte Israels
Generalstabschef Herzi Halevi wenige Stunden zuvor neue
Operationspläne gegen den Hizbullah. «Wir haben viele Möglichkeiten,
die wir noch nicht ausgeschöpft haben», sagte der Armeechef. Israel
verlegte zudem die 98. Division aus dem Gazastreifen an die
libanesische Grenze. Die rund 10 000 bis 20 000 Soldaten werden eine
weitere Division im Norden des Landes verstärken. (…)
---
Siehe auch:
https://www.axios.com/2024/09/18/hezbollah-pager-explosions-israel-suspicions
——
9. Die Zeit: Nahostkonflikt: Hisbollah droht Israel nach Explosionen im Libanon mit Vergeltung
https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-09/naher-osten-libanon-hisbollah-explosionen-vergeltung
Nahostkonflikt: Hisbollah droht Israel nach Explosionen im Libanon mit Vergeltung
Der libanesische Parlamentschef spricht nach den Pager-Explosionen mit
Tausenden Verletzten von einem "Kriegsverbrechen Israels“.
Die UN warnen vor einer Eskalation.
Aktualisiert am 18. September 2024, 7:53 Uhr
(…)
Der mit der Hisbollah verbündete libanesische Parlamentsvorsitzende
Nabih Berri sprach von einem "Massaker und Kriegsverbrechen Israels".
Schulen und Universitäten im Libanon sollen an diesem Mittwoch
geschlossen bleiben. (…)
Israelische Agenten sollen die in Taiwan hergestellten Geräte vor der
Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm
Sprengstoff bestückt haben, wie die New York Times unter Berufung auf
US- und andere Behördenvertreter berichtete. (…)
Nach Informationen des US-Nachrichtenportals Axios legten die
Explosionen auch einen wesentlichen Teil des militärischen Kommando-
und Kontrollsystems der Hisbollah lahm.
Der von Israel ausgeführte Angriff habe darauf abgezielt, die Miliz zu
verunsichern und in ihren Reihen das Gefühl zu erwecken, sie sei
vollständig von israelischen Geheimdiensten durchdrungen, zitierte
Axios eine nicht näher beschriebene Quelle. (…)
Die Vereinten Nationen warnten angesichts der jüngsten Geschehnisse
vor einer Eskalation in Nahost. "Diese Entwicklungen sind äußerst
besorgniserregend, insbesondere angesichts der Tatsache, dass dies in
einem äußerst instabilen Kontext geschieht", sagte UN-Sprecher
Stéphane Dujarric. (…)
Israel will durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen,
dass sich die Hisbollah-Miliz wieder hinter den 30 Kilometer von der
Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht – so wie es die
UN-Resolution 1701 vorsieht. Die Hisbollah will die Kämpfe jedoch erst
bei Erreichen einer Waffenruhe in Gaza einstellen.
——
Info:
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.