aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 15. April 2024, 12:40 Uhr
Liebe Friedensinteressierte,
nachfolgend sende ich einige Beiträge
zum Verhältnis Iran, Israel und USA -
sowie Deeskalationsvorschläge.
1. Tagesschau: Nach Irans Angriff auf Israel: Sorge in den USA über mögliche Eskalation
2. SZ: Todesgrüße aus Teheran
3. FAZ: Was beabsichtigte Iran? : Raketenleuchten über dem Felsendom
4. MSN: Berliner Zeitung: Iranischer Großangriff auf Israel mit Drohnen und Raketen
5. NYT: Was wir über den Angriff des Iran auf Israel wissen
6. WP: Warum hat der Iran Israel angegriffen?
7. Haaretz: Irans Angriff auf Israel wird den Krieg an allen Fronten anheizen
8. Der Spiegel: Berlins Hoffnung nach dem Angriff auf Israel - Alles, nur kein Flächenbrand
9. NZZ: Israel tötet drei Söhne von Hamas-Chef Ismail Haniya – was heisst das für die Verhandlungen um eine Waffenruhe?
10. Die Zeit: Gaza-Krieg: 250 Organisationen fordern Stopp von Waffenlieferungen an Israel
11. Vaticannews: Papst warnt vor Eskalation in Nahost: „Kein Krieg, keine Angriffe mehr“
12. Versoehnungsbund: Clemens Ronnefeldt: Auszüge aus drei Artikeln:
- Zur Geschichte zwischen westlicher Politik und muslimischer Welt
- Iran, Israel und die Kriegsgefahr in der Region
- Nahost: Friedensverhandlungen und Kriegsgefahr: Plädoyer für eine Konferenz für Sicherheit
und Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten
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1. Tagesschau: Nach Irans Angriff auf Israel: Sorge in den USA über mögliche Eskalation
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/usa-biden-iran-israel-100.html
Nach Irans Angriff auf Israel
Sorge in den USA über mögliche Eskalation
Stand: 14.04.2024 08:25 Uhr
US-Präsident Biden will mit den G7-Staaten über eine gemeinsame
Reaktion auf Irans Angriff auf Israel beraten. In den USA wächst die
Besorgnis, dass der Krieg im Nahen Osten in eine neue, gefährliche
Phase treten könnte.
US-Präsident Joe Biden war kurz nach Beginn des iranischen Angriffs
ins Weiße Haus zurückgekehrt, hatte eine Dringlichkeitssitzung des
Nationalen Sicherheitsrats einberufen und mit Israels Premierminister
Benjamin Netanyahu telefoniert.
Er verurteile den beispiellosen iranischen Angriff aufs Schärfste, so
Biden im Anschluss in einer schriftlichen Erklärung. In der Region
stationierte US-Streitkräfte hätten Israel dabei geholfen, fast alle
anfliegenden Drohnen und Raketen abzuschießen, so der
US-Präsident weiter.
Er habe Israels Premierminister Netanyahu die weitere unumstößliche
Unterstützung der USA zugesichert.
Biden kündigte an, heute mit den Regierungschefs der anderen
G7-Staaten eine gemeinsame diplomatische Antwort auf den Angriff des
Iran abzustimmen.
"Das ist nun ein Regionalkrieg"
In den US-Medien sind sich die meisten Kommentatoren einig: Dieser
erste direkte iranische Angriff auf Israel schlägt ein neues Kapitel
auf. Der israelisch-amerikanische Journalist Barak Ravid sagte bei
CNN: "Dieser Krieg ist jetzt in einer neuen Phase. Eine Phase, die die
Biden-Regierung vom ersten Tag an zu verhindern versucht hat. Das ist
nun ein Regionalkrieg."
Der frühere republikanische Verteidigungsminister Mark Esper sagte,
die Größe des iranischen Vergeltungsangriffs habe ihn überrascht: "Das
ist eindeutig unverhältnismäßig. Ich habe etwas viel Kleineres
erwartet. Dies ist eine wirklich erhebliche Eskalation", so Esper. Er
erwarte nun wiederum einen Gegenschlag Israels.
Der demokratische Kongressabgeordnete Adam Smith sagte, er sei sehr
besorgt und befürchte eine Eskalationsspirale - auch wenn Präsident
Biden voraussichtlich mit aller Macht versuchen werde, das zu verhindern.
"Nach diesem Angriff des Iran erleben wir einen sehr gefährlichen Moment
mit der Frage: Was kommt als Nächstes?“, so Smith.
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2. SZ: Todesgrüße aus Teheran
https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/israel-iran-angriff-nahost-gaza-krieg-e802047/?sc_src=email_3886728&sc_lid=373646347&sc_uid=OTTSaNdpv4&sc_llid=100008&utm_medium=email&utm_source=emarsys&utm_campaign=SZ_am_Morgen_150424&sc_eh=&reduced=true
Todesgrüße aus Teheran
Seit Iran Israel angegriffen hat, steht das Tor zur Hölle weit offen.
Die Frage ist jetzt: Stürmen alle mit Kriegsgeheul durch, oder lässt
sich das Schlimmste abwenden? Chronologie einer angekündigten Eskalation.
Von Peter Münch
14. April 2024
———
In der SZ-Printausgabe vom 15.4.2024 steht der
Artikel auf Seite 3 unter der gleichen Überschrift:
(…)
Der direkte Schaden, das wird schnell klar am nächsten Morgen, ist
begrenzt. Eine Militärbasis im Negev hat Treffer abbekommen. Ein
muslimisches Beduinenmädchen, sieben Jahre alt, wurde in der Nähe von
Rahat von herabfallenden Teilen einer israelischen Abwehrrakete verletzt.
Ansonsten aber: Fehlschläge. 99 Prozent der Drohnen und Raketen, so
meldet es die israelische Armee, seien abgefangen worden. Doch der mit
dieser Quote demonstrierte Stolz kann den Schrecken nicht verbergen,
den der Angriff ausgelöst hat.
„Aufrichtiges Versprechen", so haben die Iraner ihre Militäraktion
getauft. Das ist gewiss kein symbolischer Akt, kein kontrolliertes
Anklopfen. Mit dieser Militäraktion hat das Teheraner Regime, um es im
ortsüblichen Jargon zu sagen, die Tore zur Hölle geöffnet.
Die Frage ist: Stürmen jetzt alle mit Kriegsgeheul hindurch? Oder kann
das Schlimmste doch abgewendet werden - ein großer regionaler Krieg,
neben dem die seit sechs Monaten tobenden, verheerenden Kämpfe in Gaza
nur als Ouvertüre erscheinen würden?
(…)
Wer die Dramatik der Lage verstehen will, muss nicht nur nach vorn,
sondern erst mal zurückblicken. Ein Schattenkrieg zwischen Israel und
Iran läuft ja schon seit Jahren.
Iran hat für diese Auseinandersetzung die sogenannte Achse des
Widerstands geschmiedet. Seine hochgerüsteten Hintersassen - von der
Hamas in Gaza über die Hisbollah in Libanon bis zu den Huthi in Jemen
- haben bislang die Drecksarbeit übernommen und Israel beschössen.
Israels politische Führung hat zwar oft gedroht, dass jetzt bald „der
Kopf der Schlange", wahlweise auch „der Kopf des Oktopus“' ins Visier
genommen werde.
Aber bisher hat man sich vor allem auf Sabotageakte gegen das
iranische Atomprogramm, auf gezielte Tötungen einzelner
Wissenschaftler oder Generäle konzentriert.
(…)
Als sich die Demo gerade auflöst, macht sich Premierminister Benjamin
Netanjahu auf den Weg in die Kirya, das Gelände von
Verteidigungsministerium und Armeehauptquartier im Zentrum Tel Avivs.
Vom Pressebüro der Regierung wird das sogleich in Echtzeit vermeldet.
Gewiss will man damit zeigen, dass der Regierungschef das Zepter, und
nötigenfalls auch das Schwert, fest in Händen hält.
Womöglich will man aber auch gegen ein unbestätigtes, aber durchaus
waberndes Gerücht vorgehen. Kurz vorher war nämlich zu hören, dass
sich der Regierungschef und seine Gattin Sara in das Jerusalemer Haus
eines befreundeten amerikanischen Milliardärs begeben hätten. Dort
soll es einen Atombunker geben.
(…)
Die Angriffsdrohung wurde wahr gemacht, der Druck hat sich entladen,
das Regime sein Gesicht gewahrt jetzt kommt also das Angebot, nicht
weiter zu eskalieren.
So jedenfalls könnte man es verstehen. Und wer will, kann darin ein
Hoffnungszeichen erkennen.
Doch wer glaubt schon einem Feind, der gerade 300 Drohnen und Raketen
mit verheerender Sprengkraft auf den Weg gebracht hat? Einem Regime,
das noch in der Nacht seine Anhänger auf den Teheraner Palästina-Platz
beordert, um die Angriffe zu feiern, „Tod für Israel" und „Tod für
Amerika" zu skandieren?
Außerdem muss man immer auch das Klein- oder Nachgedruckte lesen. Und
da finden sich in der Teheraner Erklärung zwei deutliche Warnungen.
Erstens: Jeder weitere israelische „Fehler" werde ungleich härter
beantwortet. Zweitens: Dies sei Konflikt zwischen Iran und Israel.
„Die USA müssen sich heraushalten", steht da, Letzteres zur
Verdeutlichung in Großbuchstaben.
(…)
Noch in der Nacht tagt das Sicherheitskabinett in größerer Runde. Um
schnelle Reaktionen zu ermöglichen, wird das nach dem 7. Oktober
gebildete Kriegskabinett - ein Triumvirat aus Netanjahu,
Verteidigungsminister Joav Gallant und dem früheren
Oppositionspolitiker Benny Gantz - ermächtigt, die jetzt notwendigen
Entscheidungen zu treffen.
Offen sind damit alle Optionen, und kaum vorstellbar ist, dass Israel
diesen Angriff unbeantwortet zu den Akten legt. Die Abschreckungskraft
hat schließlich schon dramatisch gelitten beim Terrorüberfall der
Hamas. Noch einmal darf sich das Land nicht überrumpelt zeigen
(…)
[Wenn also nach dem großen Grauen beide Seiten einen Erfolg
reklamieren - die Iraner, weil sie ihre Drohung wahr gemacht haben,
und die Israelis, weil sie die Bedrohung eindrucksvoll abgewendet
haben -, könnte dann nicht schnell wieder Ruhe einkehren? Es wäre
dringend zu wünschen. Vernünftig wäre es auch. Doch Vernunft ist in
Nahost keine Primärtugend.
Zum Abschluss seiner Ausführungen erklärt Hagari, dass die
Konfrontation mit Iran natürlich weitergehe. „Wir sind bereit, alles
zu tun, was für die Verteidigung Israels notwendig ist.“ (…)
———
3. FAZ: Was beabsichtigte Iran? : Raketenleuchten über dem Felsendom
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/was-beabsichtigte-iran-raketenleuchten-ueber-dem-felsendom-19652631.html
Was beabsichtigte Iran? : Raketenleuchten über dem Felsendom
Von Christoph Ehrhardt
Aktualisiert am 14.04.2024 12:26
Amerikaner und Israelis waren vorher auffallend gut über den
iranischen Angriff informiert. Der Schaden war nur gering.
Vieles deutet darauf hin, dass es Teheran vor allem darum ging,
symbolträchtige Bilder zu erzeugen. Der Schwarm von Drohnen und
Raketen, der in der Nacht aus Iran auf Israel zusteuerte, war eine
ungekannte Eskalation des Konfliktes zwischen den beiden Ländern.
Erstmals attackierte die Islamische Republik ihren regionalen Erzfeind
direkt. Nach iranischer Lesart hatte Israel mit einem Luftangriff auf
das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus vor etwa
zwei Wochen eine rote Linie überschritten.
Doch zugleich schien der iranische Schlag darauf angelegt gewesen zu
sein, die Eskalation zu begrenzen. Der Großangriff produzierte großen
Lärm, richtete aber wenig Schaden an.
„Iran ist mit einem direkten Angriff einerseits von seinen üblichen
Verhaltensmustern abgewichen“, heißt es aus einer gut informierten
iranischen Quelle. Andererseits habe man fast schon den Eindruck
gewinnen können, der Großangriff aus der Luft sei in Abstimmung mit
den Amerikanern choreographiert gewesen. (…)
——
4. MSN: Berliner Zeitung: Iranischer Großangriff auf Israel mit Drohnen und Raketen
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/iranischer-gro%C3%9Fangriff-auf-israel-mit-drohnen-und-raketen-iran-warnt-vor-gegenangriffen-liveticker/ar-BB1lAzvr
Iranischer Großangriff auf Israel mit Drohnen und Raketen:
Iran warnt vor Gegenangriffen – Liveticker
Geschichte von AFP/dpa/sba
14.4.2024. 09:02:52
Der Iran hat Israel nach dem massiven iranischen Vergeltungsschlag in
der Nacht zum Sonntag vor einem Gegenangriff gewarnt.
„Sollte das israelische Regime erneut einen militärischen Angriff
durchführen, wird die Antwort des Irans mit Sicherheit stärker und
entschlossener ausfallen“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur
Irna aus einem Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres. (…)
Zeitgleich mit dem iranischen Angriff auf Israel hat die pro-iranische
Hisbollah-Miliz nach eigenen Angaben eine weitere Raketensalve auf
israelische Ziele abgefeuert.
Binnen weniger Stunden habe sie wiederholt „dutzende Raketen vom Typ
Katjuscha“ auf drei israelische Militärstützpunkte auf den besetzten
Golanhöhen abgefeuert, erklärte die vom Iran unterstützte
Schiitenmiliz im Libanon am Sonntagmorgen.
Nach dem Beginn des iranischen Luftangriffs auf Israel stellen sich
die Menschen im ganzen Land für die kommenden Tage auf eine
Ausnahmesituation ein. „Die Stadt ist leer, alle rennen nach Hause“,
sagte der Ladeninhaber Elijahu Barakat im Jerusalemer Stadtviertel
Mamilla am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.
Viele Kunden hätten sich in seinem Geschäft für alle Fälle noch mit
Vorräten eingedeckt, „Wasser, Lebensmittel, alles“. In etlichen Orten
in Israel wurde in der Nacht Luftalarm ausgelöst, darunter in Jerusalem
und im Süden Israels. In der Folge waren auch Explosionen zu hören.
Michael Usan rechnet nicht damit, dass die Bedrohungslage in den
kommenden Tagen abnimmt. „Morgen wird nicht gearbeitet. Alles wird
abgesagt“, sagte der 52-jährige Zahnarzt der AFP. Die Schulen blieben
geschlossen.
Der israelische Heimatschutz hat nach dem Großangriff Irans auf Israel
vorerst Entwarnung gegeben. Die Einwohner im Norden und Süden des
Landes müssten sich nicht mehr in der Nähe von Schutzräumen aufhalten,
hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite des Heimatschutzes. (…)
Nach Angaben aus Regierungskreisen wurde Scholz in der Nacht auf dem
Weg zu einem dreitägigen Besuch in China laufend über die
Entwicklungen im Nahen Osten unterrichtet.
Das Kanzleramt hatte sich nach Angaben aus Regierungskreisen im
Vorfeld darum bemüht, China als Vermittler zu gewinnen, um einen
iranischen Angriff zu vermeiden. Peking brachte nun seine „tiefe
Besorgnis“ zum Ausdruck und rief alle Beteiligten zu „Ruhe und
Zurückhaltung“ auf.
Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat das Auswärtige Amt in
Berlin seine Reise- und Sicherheitshinweise für Jordanien verschärft.
Es komme in Jordanien und auch in der Hauptstadt Amman aktuell „zu
Abschüssen iranischer Drohnen durch die jordanische Luftwaffe“,
erklärte das Auswärtige Amt in der Nacht zum Sonntag.
Der jordanische Luftraum sei bis auf Weiteres für den zivilen
Flugverkehr geschlossen. Von Reisen in das syrisch-jordanische
Grenzgebiet sowie in den Nordosten des Landes und in die Grenzregion
zum Irak werde dringend abgeraten, fügte das deutsche Außenministerium
hinzu.
Am Freitagabend hatte das Auswärtige Amt bereits seine Aufforderung an
Deutsche bekräftigt, aus dem Iran auszureisen. Das Ministerium verwies
zudem auf seine Reisewarnungen für den Iran, Israel und die
Palästinensergebiete.
„Die derzeitigen Spannungen in der Region, insbesondere zwischen
Israel und Iran, bergen die Gefahr einer plötzlichen Eskalation“, hieß
es auf der Website des Auswärtigen Amts. Die Sicherheitslage könne
sich „schnell und ohne Vorwarnung“ verschlechtern. Auch andere Länder
wie Frankreich haben ihre Staatsbürger vor Reisen in die Region gewarnt.
Großbritannien verlegt nach Angaben der Regierung zusätzliche
Kampfflugzeuge in den Nahen Osten und will sich bei Bedarf auch am
Abschuss von Drohnen beteiligten.
„Als Reaktion auf die zunehmenden iranischen Bedrohungen und die
wachsende Gefahr einer Eskalation im Nahen Osten“ habe sich die
britische Regierung mit Partnern in der gesamten Region beraten, um
eine Deeskalation zu erreichen und weitere Angriffe zu verhindern,
erklärte das britische Verteidigungsministerium in der Nacht zu Sonntag.
„Wir haben mehrere zusätzliche Jets der Royal Air Force und Luftbe-
tankungsflugzeuge in die Region verlegt“, fügte das Ministerium hinzu.
(…)
———
5. NYT: Was wir über den Angriff des Iran auf Israel wissen
https://www.nytimes.com/2024/04/14/world/middleeast/iran-israel-drones-attack.html
Was wir über den Angriff des Iran auf Israel wissen
Teheran feuerte Hunderte von Drohnen und Raketen ab, was nach Jahren
eines Schattenkriegs als erster direkter Angriff auf Israel vermutet wurde.
14. April 2024, 8:28 Uhr ET
(…)
Irans ständige Mission bei den Vereinten Nationen sagte in einem
Beitrag in den sozialen Medien über Nacht, dass „die Angelegenheit als
abgeschlossen angesehen werden kann. Sollte das israelische Regime
jedoch einen weiteren Fehler machen, wird die Reaktion des Iran
erheblich verschärft.“
US-Beamte, die unter der Bedingung der Anonymität sprachen, sagten,
dass Präsident Biden und sein Team, in der Hoffnung, eine weitere
Eskalation zu vermeiden, Israel darauf hinweisen, dass seine
Verteidigung gegen den iranischen Angriff ein großer Sieg war, der
möglicherweise keine weitere Runde von Vergeltung erfordert.
Aber Israels Regierung wird unter Druck stehen, auf den Angriff zu
reagieren, und Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte, dass
seine Konfrontation mit dem Iran „noch nicht vorbei“ sei. (…)
——
6. WP: Warum hat der Iran Israel angegriffen?
https://www.washingtonpost.com/world/2024/04/14/why-iran-attacked-israel/
Warum hat der Iran Israel angegriffen?
Was man über die Angriffe wissen sollte; die US-Reaktion.
Von Niha Masih und Jennifer Hassan
Aktualisiert 14. April 2024 um 9:11 Uhr EDT (…)
US-Beamte machen sich Sorgen über einen Multifrontenkrieg und
befürchteten, dass der Damaskus-Angriff zu Angriffen auf
US-Militärangehörige mit Sitz im Irak, Syrien oder anderen Teilen des
Nahen Ostens führen könnte. (…)
Biden, der in der vergangenen Woche in Erwartung eines Angriffs
Flugzeug- und ballistische Raketenabwehrzerstörer in die Region
geschickt hatte, sagte, dass keine US-Truppen oder -Einrichtungen im
Sperrfeuer ins Visier genommen wurden.
„Wir werden auf alle Bedrohungen achten und nicht zögern, alle
notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um unser Volk zu schützen“, sagte er.
——
7. Haaretz: Irans Angriff auf Israel wird den Krieg an allen Fronten anheizen
https://www.haaretz.com/israel-news/2024-04-13/ty-article/.premium/irans-attack-on-israel-will-fuel-the-war-on-all-fronts/0000018e-d903-de1f-a38f-df3f26b70000
Analyse
Irans Angriff auf Israel wird den Krieg an allen Fronten anheizen
Bidens Warnung und der Aufmarsch amerikanischer Truppen in der Region
verzögerten wahrscheinlich Teherans Reaktion auf einen Angriff auf ein
hochrangiges Mitglied der Revolutionsgarden, die am Samstagabend
begonnen hat.
Amos Harel
Apr 13, 2024 23:33 Uhr IDT
(…)
------
Anmerkung von C. Ronnefeldt:
Um kurz vor vier Uhr in der Nacht waren die Angriffe am Sonntag früh vorbei.
Bereits am Samstag, 13.4.2024, um 23.33 Uhr veröffentlichte Haaretz die obige Meldung.
Im SZ-Artikel von Peter Münch steht:
(…) gegen 23 Uhr Ortszeit kommt von der Armee die Warnung,
dass die ersten Drohnen von Iran aus ins 1500 Kilometer entfernte
Israel gestartet seien. Um exakt 1.42 Uhr wird der erste Raketenalarm
im Norden Israels ausgelöst. (…)
——
siehe auch:
https://www.haaretz.com/israel-news/haaretz-today/2024-04-14/ty-article/.highlight/iran-and-israel-are-still-one-miscalculation-away-from-war/0000018e-dd89-d7e5-a1fe-ffc9a7e40000
14.4.2024
Haaretz Today
Iran und Israel sind nur noch eine Fehlkalkulation von einem Krieg entfernt
Es gibt viele potenzielle Auslöser für diesen Alptraum.
Jordanien zum Beispiel befindet sich in einer äußerst prekären Lage
(…)
——
8. Der Spiegel: Berlins Hoffnung nach dem Angriff auf Israel - Alles, nur kein Flächenbrand
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/israel-iran-konflikt-berlin-setzt-auf-eindaemmung-nach-angriff-aus-israel-a-c7298fd4-234a-4af6-9e98-62e27e20f678
Berlins Hoffnung nach dem Angriff auf Israel
Alles, nur kein Flächenbrand
Nach dem iranischen Angriff auf Israel setzt die Bundesregierung auf Eindämmung.
Nur wie? Für den Moment hofft die Regierung, dass die Israelis besonnen reagieren.
Von Ramses Buchsteiner
14.04.2024, 16.08 Uhr
(…)
——
9. NZZ: Israel tötet drei Söhne von Hamas-Chef Ismail Haniya –
was heisst das für die Verhandlungen um eine Waffenruhe?
https://www.nzz.ch/international/gaza-israel-toetet-drei-soehne-von-hamas-chef-haniya-ld.1825948
Israel tötet drei Söhne von Hamas-Chef Ismail Haniya –
was heisst das für die Verhandlungen um eine Waffenruhe?
Am Mittwoch wurden bei einem israelischen Luftangriff mehrere Söhne
des Exil-Chefs der Hamas getötet. Zuvor wurde dessen Schwester in
Israel verhaftet. Doch Haniya gibt sich kämpferisch.
Daniel Böhm, Beirut
11.04.2024, 13.48 Uhr
(…)
——
10. Die Zeit: Gaza-Krieg: 250 Organisationen fordern Stopp von Waffenlieferungen an Israel
https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-04/amnesty-oxfam-offener-brief-waffenlieferungen-israel-palaestinenser
Gaza-Krieg:
250 Organisationen fordern Stopp von Waffenlieferungen an Israel
Oxfam, Amnesty International und weitere Organisationen fordern eine
sofortige Waffenruhe in Nahost. Auch bewaffnete Palästinensergruppen
dürften keine Waffen erhalten.
12. April 2024, 4:26 Uhr
Mehr als 250 Nichtregierungsorganisationen haben internationale
Regierungen in einem offenen Brief dazu aufgerufen, sofort alle
Waffenlieferungen an Israel sowie an bewaffnete Palästinensergruppen
zu stoppen.
Nötig sei eine sofortige Waffenruhe im Gaza-Krieg, heißt es in dem von
Amnesty International, Oxfam und zahlreichen weiteren großen
Organisationen unterzeichneten Brief.
Alle Staaten würden aufgerufen, "den Transfer von Waffen zu stoppen,
die für Verletzungen des humanitären Völkerrechts und der
Menschenrechte eingesetzt werden können“.
Der UN-Sicherheitsrat müsse seine Verantwortung für die Wahrung des
Weltfriedens und der Sicherheit wahrnehmen, fordern die
Organisationen. Dafür müsse er Maßnahmen ergreifen, um
Waffenlieferungen an alle Konfliktparteien zu unterbinden. (…)
——
Hier der Link zum Originalbrief:
https://reliefweb.int/report/occupied-palestinian-territory/more-250-humanitarian-and-human-rights-organisations-call-stop-arms-transfers-israel-palestinian-armed-groups
——
11. Vaticannews: Papst warnt vor Eskalation in Nahost: „Kein Krieg, keine Angriffe mehr“
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2024-04/papst-regina-caeli-frieden-nahost-appell-iran-israel-palaestina.html
15.4.2024
Papst warnt vor Eskalation in Nahost:
„Kein Krieg, keine Angriffe mehr“
Eindringlich hat Franziskus am Sonntag beim Mittagsgebet zu Frieden im
Nahen Osten aufgerufen. Nach dem Beschuss Israels durch den Iran in
der Nacht zum Sonntag warnte er vor einer Eskalation; alle Staaten
müssten jetzt auf Frieden hinwirken. „Keine Angriffe mehr!“,
appellierte der Papst.
Gewaltspirale verhindern
„Im Gebet, mit Sorge und auch Trauer“ habe er die jüngsten Nachrichten
über die Verschlechterung der Lage in Israel nach dem Angriff des Iran
verfolgt, so der Papst beim Mittagsgebet. Es müsse alles dafür getan
werden, um eine weitere Eskalation zu vermeiden, so Franziskus:
„Ich appelliere eindringlich, keine Maßnahmen zu ergreifen, die eine
Gewaltspirale in Gang setzen und den Nahen Osten in einen noch
größeren kriegerischen Konflikt hineinziehen könnten.“
Auf Zweistaatenlösung hinwirken
Er mahnte weiter alle Nationen, auf eine Zweistaatenlösung
hinzuwirken, um ein friedliches Zusammenleben in Nahost zu
garantieren. Darauf hätten beide Völker ein Recht, erinnerte der Papst:
„Niemand sollte die Existenz eines anderen bedrohen. Alle Nationen
sollten sich stattdessen auf die Seite des Friedens stellen und den
Israelis und Palästinensern helfen, in zwei Staaten, nebeneinander, in
Sicherheit zu leben. Das ist ihr tiefer und legitimer Wunsch und ihr
Recht. Zwei benachbarte Staaten.“
Waffenstillstand, humanitäre Hilfen, Geiselfreilassung, Verhandlungen
Zudem erneuerte der Papst seinen Aufruf nach einem Waffenstillstand im
Gazastreifen, nach humanitärer Hilfe für die hungernde Bevölkerung
dort, der Freilassung der israelischen Geiseln und nach
Friedensgesprächen.
Lasst uns für den Frieden beten. Kein Krieg mehr, keine Angriffe,
keine Gewalt mehr. (…)
——
Im bereits weiter oben zitieren SZ-Artikel von Peter Münch steht der Satz:
"Wer die Dramatik der Lage verstehen will, muss nicht nur nach vorn,
sondern erst mal zurückblicken. Ein Schattenkrieg zwischen Israel und
Iran läuft ja schon seit Jahren.“
In den letzten beiden Jahrzehnten habe ich immer wieder Beiträge zum Verhältnis
USA, Israel und Iran veröffentlicht - und füge drei davon in Auszügen bei:
11. Versoehnungsbund: Clemens Ronnefeldt: Auszüge aus drei Artikeln:
- Zur Geschichte zwischen westlicher Politik und muslimischer Welt
- Iran, Israel und die Kriegsgefahr in der Region
- Nahost: Friedensverhandlungen und Kriegsgefahr: Plädoyer für eine Konferenz für Sicherheit
und Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten
https://versoehnungsbund.de/sites/default/files/2020-06/cr-geschichte-westen-islamische%20welt.pdf
Zur Geschichte zwischen westlicher Politik und muslimischer Welt
Clemens Ronnefeldt
21.11.2015
(…)
1953: Sturz der iranischen Regierung durch Großbritannien und die USA
wegen der Pläne des demokratisch gewählten iranischen
Ministerpräsidenten Mossadegh zur Verstaatlichung der Erdöl-Industrie.
Aus dem "Archiv der George-Washington-Universität“,
„Operation TPAJAX“, freigegeben am 19.8.2013:
„ZIEL: Premierminister Mossadegh und seine Regierung.
METHODEN UND DURCHFÜHRUNG
Legale und quasilegale Methoden zum Sturz der Mossadegh-Regierung und
ihre Ersetzung durch eine pro-westliche Regierung. (…)
Die Entfernung Mossadeghs von der Macht wurde am 16. August 1953
erfolgreich vollzogen“.
Quelle: Michael Lüders, Wer den Wind sät. Was westliche Politik im
Orient anrichtet, München, 5. Auflage 2015, S. 13f
19.4.2011: Mohamed ElBaradei, ehemaliger Direktor der Internationalen
Atomenergieagentur in Wien im "Spiegel-Interview" zu den iranischen
Atomverhandlungen:
"ElBaradei: Wir standen tatsächlich mehrfach kurz vor einer Lösung.
2003 waren die Iraner bereit, aber die Regierung von US-Präsident
George W. Bush wollte nicht. Als dann 2010 Präsident Barack Obama
seine Hand ausstreckte, konnten die Iraner sie aufgrund
innenpolitischer Machtkämpfe nicht ergreifen. (...)
ElBaradei: Ich halte mich streng an die Fakten, und dazu gehört eben
auch, dass Amerikaner und Europäer uns wichtige Papiere und
Informationen vorenthielten. Denen ging es nicht um einen Kompromiss
mit der Regierung in Teheran, sondern um einen Regimewechsel. Dafür
war ihnen so ziemlich jedes Mittel recht.“
SPIEGEL: Und die armen Iraner waren völlig unschuldig?
ElBaradei: Nein, auch die haben getrickst. Aber der Westen hat nie
versucht zu verstehen, dass es Iran vor allem um Anerkennung, um eine
Behandlung auf Augenhöhe ging".
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-78076179.html
(…)
US-Päsident B. Obama in Kairo, Juni 2009
As-salaam alaikum. Wir kommen zusammen in einer Zeit großer Spannung
zwischen denvVereinigten Staaten und Muslimen auf der ganzen Welt -
einer Spannung mit Wurzeln in historischen Kräften (...).
In jüngerer Zeit wurde die Spannung von einem Kolonialismus genährt,
der vielen Muslimen Rechte und Chancen verwehrte, und von einem Kalten
Krieg, in dem zu oft überwiegend muslimische Staaten ohne Rücksicht
auf ihre eigenen Ziele wie Stellvertreter behandelt wurden.
Der Heilige Koran lehrt, dass wer einen Unschuldigen tötet, die ganze
Menschheit tötet, und dass wer einen Menschen rettet, die ganze
Menschheit rettet.
Der anhaltende Glaube von mehr als einer Milliarde Menschen ist so
viel größer als der engstirnige Hass einer kleinen Gruppe. Der Islam
ist nicht Teil des Problems bei der Bekämpfung des gewaltsamen
Extremismus, sondern ein wichtiger Teil zur Förderung des Friedens...
Ich habe unmissverständlich jede Anwendung von Folter durch die
Vereinigten Staaten verboten und ich habe angeordnet, das Gefängnis in
Guantánamo Bay bis zum nächsten Frühjahr zu schließen. (...)
Es gibt keinen Zweifel: Die Lage des palästinensischen Volks ist
untragbar. Amerika wird dem legitimen Streben der Palästinenser nach
Würde, Chancen und einem eigenen Staat nicht den Rücken kehren. (...)
https://www.faz.net/aktuell/politik/obama-rede-im-wortlaut-der-islam-ist-ein-teil-amerikas-1810953.html
—————————
https://versoehnungsbund.de/sites/default/files/2020-06/Iran%20Israel%20und%20die%20Kriegsgefahr%20in%20der%20Region%20-%202012-08-10.pdf
Iran, Israel und die Kriegsgefahr in der Region
10.08.2012
Clemens Ronnefeldt
Dr. Michael Lüders, langjähriger Nahost-Korrespondent der Hamburger
Wochenzeitung "Die Zeit" und häufiger Kommentator bei allen großen
Fernseh- und Radiostationen in Deutschland, hat im April 2012 sein
neues Buch veröffentlicht: "Iran. Der falsche Krieg. Wie der Westen
seine Zukunft verspielt“. Michael Lüders schreibt:
"Spätestens seit dem 25. Januar 2012 konnte jeder, der es wissen
wollte, erfahren, dass die Zeichen auf Krieg stehen. An dem Tag
veröffentlichte die «New York Times» eine Innenansicht der
israelischen Regierung in Sachen Iran.
Aus der Feder von Ronen Bergman, dem israelischen Seymour Hersh
(US-amerikanischer Starjournalist, Anm.: C.R.). Bergman zufolge hatte
Verteidigungsminister Ehud Barak einen israelischen Angriff auf die
iranischen Atomanlagen bereits für den 20. Januar angeordnet, wurde
aber im letzten Moment von Washington daran gehindert.
Darüber sei es zu einer ernsten Verstimmung gekommen, und die
israelische Regierung habe zu verstehen gegeben, dass sie die USA über
eine künftige Offensive erst in Kenntnis setzen werde, nachdem sie
bereits angelaufen sei.
In Israel, so Bergman, wisse man nur zu gut, dass die USA in dem Fall
keine andere Wahl hätten als ihrem Verbündeten militärisch beizustehen.
Die israelischen Kampfflugzeuge würden demzufolge den Weg über Jordanien
und den Irak nehmen - beide Staaten verfügen über keine Flugabwehr.
Bergman beendet seinen Artikel mit dem Resümee, die Frage sei nicht,
ob Israel den Iran angreifen werde, sondern wann" (S. 28ff).
Unter der Überschrift "Geheimer Krieg gegen Iran" schrieb Paul-Anton
Krüger am 22.12.2011 in der Süddeutschen Zeitung:
"Bei einer Explosion starb im November (2011, Anm.: C.R.) der Chef des
iranischen Raketenprogramms. Es gibt Indizien dafür, dass dies kein
Unfall, sondern ein gezielter Angriff war.
Experten vermuten, dass der israelische Geheimdienst Mossad
dahinterstecken könnte. (...) Ein früherer Pentagon-Analyst, der
selbst Luftangriffe geplant hat, sagte der SZ, er tippe auf eine
Attacke mit Marschflugkörpern. Ein Drohnen-Angriff mit kleinen,
gelenkten Bomben ist ebenso denkbar.
Auch lässt sich nicht ausschließen, dass Sprengsätze auf das Gelände
geschmuggelt worden sind. Doch darüber geben die Satellitenfotos
ebenso wenig preis, wie über mögliche Urheber.
Die USA verfügen über entsprechende Waffensysteme, und Israel
vermutlich auch. Doch das ist blanke Spekulation. Sicher dagegen ist:
Ein möglicher Angriff, vor allem aus der Luft, wäre der Schritt von
Geheimdienstoperationen an die Schwelle eines Krieges.
Darin liegt zugleich eine Erklärung, warum Iran die USA und Israel
nicht beschuldigt - womöglich wider besseren Wissens: Ein Luftschlag
würde eine militärische Reaktion fast unausweichlich machen - eine
Eskalation, die das Regime wahrscheinlich um jeden Preis vermeiden
will. Vielleicht können derzeit alle Beteiligten am besten damit
leben, wenn der Tod von General Moghaddam ein Mysterium bleibt“.