24.02.2021

Die Geopolitik des European Green Deal (I)               Energiewende führt zu außenpolitischen Umbrüchen: Petrostaaten drohen ins Wanken zu geraten; Konkurrenz um andere Rohstoffe nimmt zu.

German-Foreign-Policy.com, 24. Februar 2021
BERLIN/BRÜSSEL (Eigener Bericht) - Experten sagen bei einer Verwirklichung des European Green Deal "tiefgreifende geopolitische Konsequenzen" voraus. Wie es in einer aktuellen Analyse des European Council on Foreign Relations (ECFR) heißt, wird insbesondere die Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger zu größeren Umbrüchen in der internationalen Politik führen. So stehen nicht nur Petrostaaten allgemein vor dramatischen Verlusten, die das Herrschaftsmodell mancher von ihnen, darunter Saudi-Arabien, ernsthaft bedrohen. Gefährdet ist auch die Stabilität von Ländern, die vor allem die EU beliefern, so etwa mehrere Staaten Nordafrikas, darunter Algerien. Allerdings werden die Umbrüche Erdgasproduzenten vermutlich erst nach 2030 treffen, weil Erdgas als Brückenenergie für den Übergang zu erneuerbaren Energien gilt. Deren Nutzung bringt neue Rohstoffabhängigkeiten mit sich, etwa von Lithium, dessen Konsum rasch um ein Vielfaches steigen wird. Zudem zeichnet sich die Indienststellung nordafrikanischer Länder als Lieferanten von Sonnen- und Windenergie ab. Die Umbrüche betreffen auch die globale Großmächterivalität.


Zitat: "Tiefgreifende geopolitische Konsequenzen"

Der European Green Deal, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 11. Dezember 2019 im Europaparlament öffentlich vorstellte [1], wird "tiefgreifende geopolitische Konsequenzen" mit sich bringen. Das bestätigt eine Analyse, die der European Council on Foreign Relations (ECFR) kürzlich veröffentlicht hat. Wie der ECFR konstatiert, zielt der Green Deal zwar im Kern darauf ab, die Wirtschaft der EU zu dekarbonisieren, um die Union bis spätestens 2050 klimaneutral zu machen; damit sind zunächst vor allem weitreichende innereuropäische Umbrüche verbunden. Allerdings ergeben sich unmittelbare außenpolitische Konsequenzen aus der Tatsache, dass im Mittelpunkt die Umstellung von der Nutzung fossiler Energieträger auf erneuerbare Energien steht. Länder, die bislang Öl, Gas oder Kohle in die EU lieferten, sind auf lange Sicht mit dem Verlust eines bedeutenden Absatzmarktes konfrontiert: Im ersten Halbjahr 2020 kauften die EU-Staaten trotz der Coronakrise Energieträger im Wert von monatlich 17,7 Milliarden Euro.[2] Hinzu kommt ein absehbar dramatischer Preisverfall bei Öl und Gas, der auch Petrostaaten treffen wird, die die Union nicht oder nur in geringem Umfang beliefern. Länder wiederum, die für die Energiewende bedeutende Ressourcen besitzen, können auf neuen Einfluss in der globalen Konkurrenz hoffen.


Herrschaftsmodell bedroht

Vom sich langfristig abzeichnenden Verlust ihres Öl- und Gasabsatzmarktes EU sind vor allem Länder in der südlichen und östlichen Nachbarschaft Europas betroffen. Wie der ECFR konstatiert, gilt dies im Osten etwa für Aserbaidschan und Kasachstan, die gegenwärtig rund 72 bzw. rund 68 Prozent ihrer Energieexporte in der Union absetzen. Im Süden müssen drei Länder Nordafrikas erhebliche Verluste einkalkulieren: So gingen zuletzt gut 64 Prozent der Energieexporte Libyens in die EU, 60 Prozent der Öl- und Gasausfuhren Algeriens und 44 Prozent der Lieferungen Ägyptens.[3] Welche politischen Konsequenzen das mit sich bringen kann, erläutert der ECFR am Beispiel Algerien. Das Land erzielt 95 Prozent seiner gesamten Exporterlöse aus dem Verkauf fossiler Energieträger, die zugleich 60 Prozent des gesamten Staatsetats finanzieren. Es kommt hinzu, dass die Macht der algerischen Herrschaftseliten, wie der ECFR konstatiert, nicht zuletzt auf der festen Kontrolle der Energievorräte des Landes beruht. Zwar wird beim Erdgas, dessen drittgrößter EU-Lieferant Algerien ist, in diesem Jahrzehnt noch nicht mit größeren Einbrüchen gerechnet. Auf lange Sicht sind in Algerien allerdings Wirtschaft und Herrschaftsmodell bedroht. Die EU wiederum müsste womöglich mit neuen Unruhen südlich ihrer Grenzen rechnen.


Ungewissheiten am Persischen Golf

Empfindliche Einbrüche drohen auch den Petrostaaten am Persischen Golf, wenngleich sie ihre Energierohstoffe vor allem nach Asien verkaufen; Irak etwa liefert nur 20 Prozent, Saudi-Arabien nur zehn Prozent seiner Ressourcen in die EU. Beide wären freilich, ebenso wie etwa auch Iran, davon betroffen, dass die Preise für Öl und Gas deutlich fallen werden, sobald die EU ihre Käufe, aktuell rund ein Fünftel des globalen Konsums, deutlich reduziert. Der Absturz dürfte umso stärker ausfallen, als auch China sowie unter ihrer neuen Administration wohl ebenfalls die Vereinigten Staaten den Umstieg auf erneuerbare Energien vorantreiben. Zwar können die Golfstaaten ihre Bodenschätze billiger fördern als andere Länder; auch deshalb wird etwa saudischem Öl in Sachen Klimabilanz ein Vorteil gegenüber russischem oder US-Öl zugeschrieben.[4] Doch baut Saudi-Arabiens Herrschaftsmodell darauf auf, aus den bislang überbordenden Öleinnahmen einen massiv aufgeblasenen Beamtenapparat von rund 30 Prozent aller Erwerbstätigen sowie umfangreiche Sozialleistungen an die einheimische Bevölkerung zu zahlen. Bereits die Einführung einer Mehrwertsteuer Anfang 2018 und ihre Erhöhung von fünf auf 15 Prozent im Sommer 2020 war in der Bevölkerung nicht populär. Gelingt es nicht, Saudi-Arabiens Wirtschaft auf die Zeit nach der Ölära vorzubereiten, sind größere Unruhen am Persischen Golf nicht auszuschließen.


Wasserstoff statt Öl

Während der European Green Deal den traditionellen Petrostaaten erhebliche Schwierigkeiten zu bereiten droht, entstehen neue Chancen für andere Länder - etwa für diejenigen, die für die Wasserstoffstrategie Deutschlands und der EU von Bedeutung sind. Hintergrund ist das Vorhaben, die Dekarbonisierung etwa des Flug- und des Schiffsverkehrs sowie von Teilen der industriellen Produktion, etwa der Stahlherstellung, mit Hilfe von Wasserstoff zu erreichen. Dazu soll mit Hilfe von erneuerbaren Energien Wasser per Elektrolyse in Wasser- und Sauerstoff aufgespalten werden; Wasserstoff kann dann - etwa mit Brennstoffzellen, wie sie längst in einigen U-Booten verwendet werden - als Energiequelle genutzt werden. Weil die in Deutschland verfügbaren erneuerbaren Energien dazu nicht ausreichen, ist die Herstellung von Wasserstoff in großen Mengen etwa in Nordafrika geplant. Mit Marokko hat die Bundesregierung bereits im Jahr 2019 eine Vereinbarung geschlossen, die unter anderem eine Zusammenarbeit bei der Herstellung "grünen" Wasserstoffs vorsieht. Eine ähnliche Kooperation ist auch mit weiteren Ländern Nordafrikas im Gespräch (german-foreign-policy.com berichtete [5]). Der ECFR schlägt vor, Algerien eine entsprechende Zusammenarbeit anzubieten, um ausfallende Erlöse aus dem Export fossiler Rohstoffe zu ersetzen. Damit ließe sich, urteilt der Think-Tank, "das gegenwärtige Regime" in Algier "stützen".[6]


"Neue Formen von Abhängigkeit"

Geostrategische Verschiebungen ergeben sich schließlich auch daraus, dass der European Green Deal zwar auf eine Reduzierung des Verbrauchs fossiler Energieträger zielt, den Konsum mancher anderer Rohstoffe allerdings deutlich ausweitet; daraus können schon bald, wie es in einer im Namen der International Renewable Energy Agency (IRENA) erstellten Analyse heißt, "neue Formen von Abhängigkeit und Verwundbarkeit" entstehen. So wird beispielsweise zur Herstellung von Batterien für Elektroautos Lithium benötigt, das in Chile und Argentinien, in Australien sowie in China gefördert wird; die weltgrößten Vorräte liegen im Salar de Uyuni im andinen Hochland Boliviens, dem größten Salzsee weltweit. Streit um das dortige Lithium, auf das sich ein deutsches Unternehmen Ende 2018 den Zugriff gesichert hatte, hat im Hintergrund des jüngsten Putschs in Bolivien am 10. November 2019 eine Rolle gespielt (german-foreign-policy.com berichtete [7]). Mit Blick darauf, dass der Lithiumverbrauch in der EU bis 2030 auf das 18-Fache, bis 2050 sogar auf das 60-Fache des jetzigen Volumens steigen könne, wenn es gelinge, die Batterieproduktion in der EU wie gewünscht zu stärken [8], fordert EU-Vize-Kommissionspräsident Maroš Šefčovič: "Wir müssen, was Rohstoffe anbelangt, viel strategischer vorgehen."[9] Damit zeichnen sich neue Machtkämpfe etwa um den Zugriff auf Lithium ab.


Großmächterivalität

Daneben nimmt schon jetzt die globale Konkurrenz um weitere Rohstoffe zu, deren Verbrauch der European Green Deal ausweitet - darunter Seltene Erden. Die Konkurrenz betrifft nicht zuletzt die globale Großmächterivalität. german-foreign-policy.com berichtet in Kürze.

 

[1] S. dazu Eine neue Wachstumsstrategie.

[2] EU imports of energy products - recent developments. Eurostat: Statistics Explained. 22.01.2021.

[3], [4] Mark Leonard, Jean Pisani-Ferry, Jeremy Shapiro, Simone Tagliapietra, Guntram Wolff: The Geopolitics of the European Green Deal. ECFR Policy Brief. February 2021.

[5] S. dazu Die Geoökonomie des Wasserstoffs.

[6] Mark Leonard, Jean Pisani-Ferry, Jeremy Shapiro, Simone Tagliapietra, Guntram Wolff: The Geopolitics of the European Green Deal. ECFR Policy Brief. February 2021.

[7] S. dazu Das Lithium und der Putsch.

[8] S. dazu Deutschland auf Aufholjagd (II).

[9] Frédéric Simon: EU's Sevcovic: Europe must be 'much more strategic' on raw materials. euractiv.com 20.10.2020.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8533

23.02.2021

US-Außenministerium: 18 Firmen ziehen sich aus Nord Stream 2 wegen Druck aus Washington zurück

de.rt.com,  vom 22 Feb. 2021 19:00 Uhr
Die USA wollen das Energieprojekt Nord Stream 2 verhindern. Zu diesem Zweck drohen sie europäischen Firmen mit Sanktionen. Offenbar mit einigem Erfolg: Laut dem US-Außenministerium haben sich 18 europäische Firmen aus dem Projekt zurückgezogen.


Zitat: Die Sanktionsdrohungen der USA gegen die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 zeigen anscheinend Wirkung: Auf Druck der Regierung in Washington haben inzwischen mindestens 18 europäische Unternehmen ihre Teilnahme an dem Energieprojekt beendet oder ihren Rückzug zugesichert, wie aus einem Bericht des US-Außenministeriums an den Kongress hervorgeht. Unter den Firmen ist den Angaben zufolge auch der Industriedienstleister Bilfinger aus Mannheim und der zur Münchener Rück gehörende Versicherer Munich Re Syndicate Limited.


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Bislang haben die USA wegen Nord Stream 2 lediglich Sanktionen gegen das russische Unternehmen KVT-RUS verhängt, das das Verlegeschiff Fortuna betreibt. Das Unternehmen und das Schiff werden auch in dem Bericht ausdrücklich erwähnt. Weitere Unternehmen werden darin aber entgegen der Erwartungen nicht mit Strafmaßnahmen belegt oder bedroht. Das US-Außenministerium übermittelte den Bericht am vergangenen Freitag an den Kongress, machte ihn bislang aber nicht öffentlich. Der Bericht lag der dpa in Washington am Montag vor.

Bei den meisten Firmen, die ihre Teilnahme an Nord Stream 2 beendet haben oder beenden, handelt es sich dem Bericht zufolge um Versicherungskonzerne. Diese Unternehmen sind überwiegend in Großbritannien ansässig. Auch die Schweizer Zurich Insurance Group und die Axa Group mit Sitz in Paris haben ihre Mitarbeit an Nord Stream 2 nach Angaben des US-Außenministeriums beendet.
Neben den USA, die Flüssiggas nach Europa verkaufen wollen, sind es vor allem osteuropäische EU-Staaten wie Polen und die baltischen Länder, die ein Ende des Projekts fordern. Damit mache man sich zu sehr abhängig von Russland, so die Begründung.

Die Pipeline ist bereits zu 95 Prozent fertiggestellt. Die Trasse für die Erdgasröhre verläuft weitgehend parallel zur ersten Nord-Stream-Pipeline, die vom russischen Wyborg nach Lubmin bei Greifswald führt. Mit Nord Stream 2 sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr zusätzlich in das Gebiet der Europäischen Union geleitet werden.

Trotz der US-Drohungen zeigte sich der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Nowak vor einer Woche zuversichtlich, was die Fertigstellung des Projekts betrifft:

"Wir sind sicher, dass es trotz des destruktiven Vorgehens, das wir von Seiten der USA gesehen haben, das sicherlich die Umsetzung dieses Projekts verzögert hat, gebaut werden wird. Hier gibt es eine Rivalität, die von den amerikanischen Partnern geschürt wird, die ihr verflüssigtes Erdgas nach Europa liefern wollen, und im Grunde sind das nicht-marktwirtschaftliche Methoden des Wettbewerbs."

Nowak betonte, dass das Projekt "absolut gesetzeskonform" sei und "alle Anforderungen der europäischen Gesetzgebung" erfülle.


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Info: https://de.rt.com/europa/113517-us-aussenministerium-18-firmen-ziehen

23.02.2021

Der größte Betrug der Geschichte  (ein Buchkapitel)

Autor: Yuval Noah Harari - Eine kurze Geschichte der Menschheit

Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013


Zitat aus Kapitel 5: Der größte Betrug der Geschichte (S. 101-109)

Zweieinhalb Millionen Jahre lang ernährten sich die Menschen von Pflanzen und Tieren, die ohne menschliche Eingriffe lebten und sich vermehrten. Der Homo erectus, der Homo ergaster und der Neandertaler pflückten wilde Feigen und jagten wilde Schafe, ohne je zu versuchen, in das Leben der Feigen und Schafe einzugreifen. Sie trafen keine Entscheidungen darüber, wo ein Feigenbaum wachsen, wo eine Herde grasen und welcher Bock sich mit welchem Schafpaaren sollte. Mehrere Zehntausend Jahre lang hielt auch der Homo sapiens seine Nase aus den Privatangelegenheiten anderer Tierarten heraus. Er breitete sich von Ostafrika über den Nahen Osten nach Europa und Asien aus und kam schließlich bis nach Australien und Amerika, und überall ernährte er sich, indem er wilde Pflanzen sammelte und wilde Tiere jagte. Warum auch mehr tun, wenn das ausreichte, um sich zu ernähren und eine große Vielfalt von Gesellschaften, Religionen und politischen Strukturen zu unterhalten?


Das änderte sich vor etwa 10.000 Jahren. Damals begannen die Sapiens, ihre Anstrengungen fast ausschließlich auf die Manipulation einiger weniger Tier- und Pflanzenarten zu bündeln. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang säten sie Samen, bewässerten Pflanzen, jäteten Unkraut und führten Schafe auf saftige Weiden. Davon erhofften sie sich mehr Früchte, mehr Getreide und mehr Fleisch. Das Ergebnis war eine Revolution im Alltag der Menschen: die sogenannte landwirtschaftliche Revolution.


Der Übergang zur Landwirtschaft begann vor gut 11.500 Jahren in den Hügeln der Südosttürkei, des Westiran und der Levante. Die Revolution begann allmählich und blieb zunächst auf kleine Regionen beschränkt. Zuerst wurden Weizen und Ziegen domestiziert, Erbsen und Linsen folgten vor rund 10.000 Jahren, Olivenbäume vor 7000, Pferdevor 6000 und Wein vor 5500 Jahren. Trotz all unserer wunderbaren modernen Erfindungen beziehen wir bis heute mehr als 90 Prozent unseres Kalorienbedarfs aus einer Handvoll von Pflanzenarten, die unsere Vorfahren zwischen 9500 und 3500 vor unserer Zeitrechnung domestiziert haben – Weizen, Reis, Mais, Kartoffeln, Hirse und Gerste. In den vergangenen zwei Jahrtausenden kamen keine nennenswerte Pflanzen- oder Tierarten mehr hinzu. Wir denken und fühlen bis heute zwar wie die Jäger und Sammler, doch wir ernähren uns wie die ersten Bauern.


Wissenschaftler waren lange der Ansicht, die Landwirtschaft habe sich von einem einzigen Gewächshaus im Nahen Osten in alle vier Himmelsrichtungen ausgebreitet. Heute ist sich die Forschung dagegen einig, dass die landwirtschaftliche Revolution nicht von den Bauern des Nahen Ostens exportiert wurde, sondern in verschiedenen Teilen der Welt völlig unabhängig begann. Die Menschen in Mittelamerika züchteten ihre Maiskolben und Bohnen, ohne etwas vom Weizen- und Erbsenanbau im Nahen Osten zu wissen. Die Menschen in Südamerika züchteten ihre Kartoffeln und Lamas, ohne von den Bauern in Mexiko oder der Levante gehört zu haben. Die ersten chinesischen Landwirte pflanzten Reis und Hirse und hielten Schweine. In Nordamerika waren es die Menschen irgendwann leid, im Unterholz nach Gürkchen zu suchen, und züchteten Kürbisse. Neuguinea hatte eine süße Revolution und bändigte Zuckerrohr und Bananen, während in Westafrika die ersten Bauern Hirse, Reis, Sorghum und Weizen zähmten. Von diesen Zentren ausgehend, breitete sich die Landwirtschaft immer weiter aus. Im Jahr null unserer modernen Zeitrechnung bestand die Menschheit zum überwiegenden Teil aus Bauern.


Aber warum kam es im Nahen Osten, in China und Mittelamerika zu einer landwirtschaftlichen Revolution, während sie in Australien, Skandinavien oder Südafrikaausblieb? Die Antwort ist ganz einfach: Die meisten Tier- und Pflanzenarten lassen sich nicht vom Menschen bezähmen. Die Sapiens konnten köstliche Trüffeln ausgraben und haarige Mammutsjagen, doch züchten konnten sie diese Arten nicht – dazu waren die Pilze zu komplex und die Mammuts zu wild. Von den vielen Tausend Arten, von denen sich die Jäger und Sammler ernährten, eigneten sich nur wenige zur Züchtung. Die landwirtschaftliche Revolution begann da, wo diese Arten vorkamen.


                                                                               *


Lange wollte uns die Wissenschaft den Übergang zur Landwirtschaft als großen Sprung für die Menschheit verkaufen und erzählte uns eine Geschichte von Fortschritt und Intelligenz. Im Laufe der Evolution seien die Menschen immer intelligenter geworden. Irgendwann seien sie dann so intelligent gewesen, dass sie die Geheimnisse der Natur entschlüsseln konnten und lernten, Schafe zu halten und Weizen anzubauen. Danach gaben sie begeistert das entbehrungsreiche und gefährliche Leben der Jäger und Sammler auf und ließen sich nieder, um als Bauern ein angenehmes Dasein im Wohlstand zu genießen.


Das ist jedoch ein Ammenmärchen. Es ist keineswegs bewiesen, dass die Menschen im Laufe ihrer Evolution immer intelligenter wurden. Die Wildbeuter kannten die Geheimnisse der Natur schon lange vor der landwirtschaftlichen Revolution, denn ihr Überleben hing davon ab, dass sie die Tiere und Pflanzen, von denen sie sich ernährten, genauestens kannten. Die landwirtschaftliche Revolution läutete auch keine Ära des angenehmen Lebens ein, ganz im Gegenteil, der Alltag der Bauern war härter und weniger befriedigend als der ihrer Vorfahren. Die Jäger und Sammler ernährten sich gesünder, arbeiteten weniger, gingen interessanteren Tätigkeiten nach und litten weniger unter Hunger und Krankheiten. Mit der landwirtschaftlichen Revolution nahm zwar die Gesamtmenge der verfügbaren Nahrung zu, doch die größere Menge an Nahrungsmitteln bedeutete keineswegs eine bessere Ernährung oder mehr Freizeit. Im Gegenteil, die Folgen waren eine Bevölkerungsexplosion und die Entstehung einer verwöhnten Elite. Im Durchschnitt arbeiteten die Bauern mehr als die Jäger und Sammler und bekamen zum Dank eine ärmere Kost. Die landwirtschaftliche Revolution war der größte Betrug der Geschichte.


Aber wer hat diesen Betrug zu verantworten? Es waren weder Könige noch Priester oder Händler. Die Schuldigen waren eine Handvoll Pflanzenarten, zum Beispiel Weizen, Reis und Kartoffeln. In Wirklichkeit waren es diese Pflanzen, die den Homo sapiens domestizierten, nicht umgekehrt.


Sehen wir uns die landwirtschaftliche Revolution einmal aus der Sicht des Weizens an. Vor zehntausend Jahren war der Weizen nur eines von vielen Wildgräsern, das nur im Nahen Osten vorkam. Innerhalb weniger Jahrtausende breitete er sich von dort über die gesamte Welt aus. Nach den Überlebens- und Fortpflanzungsgesetzen der Evolution ist der Weizen damit eine der erfolgreichsten Pflanzenarten aller Zeiten. In Regionen wie dem Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, wo vor zehntausend Jahren noch nicht ein einziger Weizenhalm wuchs, kann man heute Hunderte Kilometer fahren, ohne eine andere Pflanze zu sehen. Weltweit sind 2,25 Millionen Quadratkilometer (fast das Zehnfache der Fläche Großbritanniens) mit Weizen und nichts als Weizen bedeckt! Wie hat der Weizen das geschafft?


Indem er den armen Homo sapiens aufs Kreuz legte. Diese Affenart hatte bis vor zehntausend Jahren ein angenehmes Leben als Jäger und Sammler geführt, doch dann investierte sie immer mehr Energie in die Vermehrung des Weizens. Irgendwann ging das so weit, dass die Sapiens in aller Welt kaum noch etwas anderes taten, als sich von früh bis spät um diese Pflanze zu kümmern.


Das war harte Arbeit, denn der Weizen ist eine äußerst anspruchsvolle Pflanze. Er mag keine Steine, weshalb sich die Sapiens krumm buckelten, um sie von den Feldern zu sammeln. Er teilt seinen Lebensraum, sein Wasser und andere Nährstoffe nicht gern mit anderen Pflanzen, also jäteten die Sapiens tagein, tagaus unter der glühenden Sonne Unkraut. Der Weizen wurde leicht krank, also mussten die Sapiens nach Würmern und anderen Schädlingen Ausschau halten. Weizen kann sich nicht vor anderen Organismen wie Kaninchen und Heuschrecken schützen, die ihn gern fressen, weshalb die Bauern ihn schützen mussten. Weizen ist durstig, also schleppten die armen Sapiens Wasser aus Quellen und Flüssen herbei, um ihn zu bewässern. Und der Weizen ist hungrig, weshalb die Menschen Tierkot sammelten, um den Boden zu düngen, auf dem er wuchs.


Für derlei Arbeiten ist der Körper des Homo sapiens vollkommen ungeeignet. Er wurde von der Evolution geschaffen, auf Bäume zu klettern und hinter Gazellen herzujagen, und nicht Steine vom Boden aufzulesen und Wassereimer zu schleppen. Rücken, Knie, Gelenke und viele andere Körperteile zahlten einen hohen Preis für die landwirtschaftliche Revolution. Untersuchungen von fossilen Skeletten zeigen, dass der Übergang zur Landwirtschaft ein Füllhorn von Leiden mit sich brachte, von Rücken- und Gelenkschmerzen bis hin zu Leistenbrüchen. Die neuen Aufgaben der Landwirtschaft nahmen außerdem derart viel Zeit in Anspruch, dass sich die Menschen dauerhaft neben ihren Weizenfeldern niederlassen und ihre gesamte Lebensweise umstellen mussten. Nicht wir haben den Weizen domestiziert, der Weizen hat uns domestiziert. Das Wort „domestizieren“ kommt von lateinischen Wort domus für „Haus“. Wer lebt eingesperrt in Häusern? Der Mensch, nicht der Weizen.


Aber wie brachte der Weizen den Homo sapiens dazu, sein relativ angenehmes Leben gegen eine derart armselige Existenz einzutauschen? Was hatte er als Entschädigung zu bieten? Eine bessere Ernährung war es jedenfalls nicht. Die Menschen waren schließlich Allesfresser, die sich über Jahrmillionen hinweg von einer sehr vielseitigen Kost ernährt hatten. Vor der Erfindung der Landwirtschaft hatten sie so gut wie keine Körner auf dem Speisezettel gehabt. Eine auf Getreide basierende Kost ist arm an Mineralien und Vitaminen, schwer verdaulich und ganz schlecht für Zähne und Zahnfleisch.


Der Weizen bot den Menschen auch keine größere wirtschaftliche Sicherheit. Im Gegenteil, das Leben der Bauern ist unsicherer als das der Jäger und Sammler. Wildbeuter ernährten sich von Dutzenden Tier- und Pflanzenarten und konnten daher auch schwere Zeiten durchstehen, ohne sich Vorräte anzulegen. Wenn eine Art ausfiel, gab es genug andere, auf die sie ausweichen konnten. Im Gegensatz dazu nahmen Bauern bis vor Kurzem einen Großteil ihres Kalorienbedarfs über eine Handvoll von Nutzpflanzen auf, oft sogar nur eine einzige. Wenn der Regen ausblieb, Heuschreckenschwärme einfielen oder diese Pflanze von Pilzen befallen wurde, starben die Bauern zu Tausenden oder Millionen.


Der Weizen bot auch keinen Schutz vor menschlicher Gewalt. Die ersten Bauern waren mindestens so gewalttätig wie ihre Vorfahren, wenn nicht gewalttätiger. Bauern hatten mehr Besitzgegenstände und benötigten Land, um ihre Pflanzen anzubauen. Wenn sie eine Weide an ihre Nachbarn verloren, konnte dies den Hungertod bedeuten, weshalb sie viel weniger Spielraum für Kompromisse hatten. Wenn Wildbeuter von einer rivalisierenden Gruppe bedrängt wurden, konnten sie ausweichen. Das war zwar schwierig und gefährlich, doch es war möglich. Wenn dagegen ein Bauerndorf von einem stärkeren Feind bedroht wurde, konnten die Bewohner nicht ausweichen, ohne ihre Felder zurückzulassen und den Hungertod zu riskieren. Daher blieben die Bauern und kämpften bis zum bitteren Ende.


Untersuchungen von Anthropologen und Archäologen zeigen, dass in einfachen landwirtschaftlichen Gesellschaften, die sich nicht über das Dorf oder den Stamm hinaus organisierten, etwa 15 Prozent aller Menschen eines gewaltsamen Todes starben; bei den Männern waren es gar 25 Prozent. Auf Neuguinea sterben noch immer 30 Prozent aller männlichen Angehörigen des Stammes der Dani an den Folgen von Gewalteinwirkung, und unter den Enga sind es 35 Prozent. Im Laufe der Zeit wurde die Gewalt durch die Gründung von Städten, Reichen und Staaten eingedämmt, doch es dauerte Jahrtausende, um derart große und effektive Strukturen zu errichten.


Für uns, die wir in unseren modernen Industriegesellschaften leben, ist dies nur schwer nachvollziehbar. Wir leben in Wohlstand und Sicherheit, und da beides auf dem Fundament der landwirtschaftlichen Gesellschaft errichtet wurde, gehen wir davon aus, dass dies eine wunderbare Errungenschaft gewesen sein muss. Es wäre jedoch falsch, Jahrtausende der Geschichte im Rückblick zu beurteilen. Repräsentativer wäre die Sicht eines dreijährigen Mädchens im China des ersten Jahrhunderts, das an Unterernährung stirbt. Dieses Mädchen hat sich sicher nicht gesagt: „Wie schade, dass ich verhungere. Aber weil die Menschen in zweitausend Jahren genug zu essen haben und in klimatisierten Häusern wohnen, hat sich mein Leid gelohnt.“


Was also bot der Weizen diesem verhungernden Mädchen und den anderen Angehörigen der bäuerlichen Gesellschaften? Dem Einzelnen hatte er gar nichts zu bieten – wohl aber der Art des Homo sapiens. Der Weizenanbau bedeutet mehr Kalorien pro Fläche, und das wiederum ermöglichte dem Homo sapiens, sich exponentiell zu vermehren. Vor 15.000 Jahren, als die Menschen noch Wildpflanzen sammelten und Wildtiere jagten, konnte die Region um die Oase von Jericho in Palästina eine Gruppe von etwa hundert mehr oder weniger gesunden Menschen ernähren. Vor 10.500 Jahren, als die Wildpflanzen durch Weizenfelder ersetzt wurden, ernährte die Oase eine große Siedlung, in der sich tausend kränkliche und hungrige Menschen zusammendrängten.


Die Währung der Evolution ist weder Hunger noch Leid, sondern DNA. So wie sich der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens in Dollar auf einem Bankkonto messen lässt, so lässt sich der evolutionäre Erfolg einer Art an der Anzahl der vorhandenen DNA-Moleküle messen. Wenn keine DNA mehr übrig ist, dann ist die Art ausgestorben, genau wie eine Firma Pleite geht, wenn sie kein Geld mehr hat. Wenn eine Art auf viele DNA-Moleküle verweisen kann, ist sie ein Erfolg und floriert. So gesehen sind tausend Exemplare besser als hundert. So funktioniert unterm Strich auch die landwirtschaftliche Revolution: Sie ernährte mehr Menschen, wenn auch unter schlechteren Bedingungen.


Aber warum sollten sich die Einzelnen für die Rechenbeispiele der Evolution interessieren? Warum sollte ein vernünftiger Mensch freiwillig seinen Lebensstandard senken, nur um mehr Sapiens_DNA in die Welt zu setzen? Aber diese Frage stellt sich so nicht, denn niemand entschied sich bewusst für dieses Tauschgeschäft. Die Menschen stimmten nicht über die landwirtschaftliche Revolution ab. Sie liefen in eine Falle.


Kommentar: Der Autor Yuval Noah Harari erzählt, wie die Sesshaftwerdung des Menschen vor ca. 10.000 Jahren z. B. durch den den Anbau der Weizenpflanze "quasi erzwungen", ihn so zu ihrem Sklaven machte und die Bevölkerungsexplosion ermöglichte und auch zum Entstehen einer verwöhnten Elite beitrug.

Es ist heute die Aufgabe der Weltgesellschaft, aus den Fehlern der Vargangenheit zu lernen und  eine weiterhin auch auf Landbesitz gegründete Gewalt ganz auszuschließen. Es ist auch falsch die DNA zur Währung der Evolution zu erklären, patentgeschützt versteht sich, und zu glauben, Hunger und Leid durch Genmanipulation für immer überwinden zu können.   Thomas Bauer

23.02.2021

Deutsche Grenzschließungen zur Pandemiebekämpfung stoßen auf Protest. US-Leitmedien spekulieren über weitreichende Folgen für die EU

German-Foreign-Policy.com, 23. Februar 2021
BERLIN/WIEN/PRAG (Eigener Bericht) - Die partielle Schließung der deutschen Außengrenzen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie führt zu neuen Konflikten in der EU. Gegen die Maßnahmen an den Grenzen, die zur Abweisung von knapp 16.000 Einreisewilligen führten, wird Protest vor allem in Österreich und in Tschechien laut; während Wien sich über "extrem strenge" Grenzvorkehrungen beschwert, hat sich Prag mit der Bitte um Beistand gegen Berlin an die EU gewandt. Paris warnt vor "bösen Überraschungen" - in Erinnerung an die einseitige deutsche Grenzschließung vor knapp einem Jahr, die der Bevölkerung französischer Grenzgebiete schwere Belastungen brachte. Kritik kommt auch aus der deutschen Industrie, die um ihre Lieferketten etwa nach Tschechien, in die Slowakei und nach Ungarn fürchtet, wohin deutsche Konzerne arbeitsintensive Fertigungsschritte im großen Stil ausgelagert haben; der Warenverkehr sei "systemrelevant", heißt es aus den Wirtschaftsverbänden. US-Leitmedien spekulieren bereits, die offenen binneneuropäischen Grenzen könnten der Pandemie gänzlich zum Opfer fallen; dies könne den Charakter der EU massiv verändern.


Zitat: "Störungen der Freizügigkeit"Die Bundesrepublik befindet sich im Zentrum pandemiebedingt zunehmender Auseinandersetzungen um eine der zentralen Errungenschaften der Europäischen Union: die offenen binneneuropäischen Grenzen. Wie berichtet wird, wächst derzeit der Druck auf Berlin angesichts der weiterhin aufrecht erhaltenen Kontrollen an deutschen Außengrenzen, die sowohl in Brüssel wie auch in mehreren EU-Ländern Missfallen erregen.[1] Demnach hat die EU-Kommission abermals deutliche Kritik an den deutschen Grenzkontrollen und Einreiseverboten geübt. Ein Kommissionssprecher etwa äußerte kürzlich, die einschlägigen Empfehlungen der Kommission seien "sehr deutlich" und müssten als "Kompass aller EU-Länder" genutzt werden; andernfalls drohten "Zersplitterung und Störungen der Freizügigkeit". Zwar sollten nicht absolut notwendige Reisen aus Regionen mit hohen Infektionszahlen vermieden werden, doch müssten pauschale Einreiseverbote unterbleiben. Brüssel erwarte "von allen Mitgliedstaaten, dass sie diesem abgestimmten Ansatz" folgten, heißt es weiter. Die EU-Kom-mission werde ihre Haltung in einem Schreiben an die Mitgliedstaaten abermals bekräftigen.


"Absoluter Ausnahmefall"

Diese öffentliche Rüge richtet sich vornehmlich gegen die Bundesregierung. Bundesinnenmister Horst Seehofer ließ abwehrend über seinen Sprecher verbreiten, die Kontrollen an den deutschen Außengrenzen stellten einen "absoluten Ausnahmefall" dar; sie seien unabdingbar, um das deutsche Gesundheitswesen vor der Überlastung zu bewahren. Ähnlich reagierte Kanzleramtssprecher Steffen Seibert, der von "zeitweiligen" Grenzkontrollen sprach, die man nicht als "Grenzschließungen" bezeichnen könne. Zuvor war freilich, wie es in Berichten heißt, auch aus Österreich "Protest laut geworden": In einem "konstruktiven Gespräch" habe das österreichische Außenministerium dem deutschen Botschafter vermittelt, die "extrem strengen" Grenzvorkehrungen Berlins würden in Wien als "unverhältnismäßig" angesehen.[2] An den Grenzen würden nur noch Bundesbürger und Menschen mit Wohnsitz in Deutschland durchgelassen; für weite Teile Tirols gelte faktisch ein Einreiseverbot. Auch in Frankreich mehren sich die Stimmen, die vor verschärften Grenzkontrollen warnen, heißt es unter Verweis auf den französischen Europa-Staatssekretär Clément Beaune. Dieser habe Kontakt zu den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland aufgenommen, um sicherzustellen, dass es an den Grenzen keine "bösen Überraschungen" gebe. Es dürfe keine Entscheidungen geben, die nicht abgestimmt seinen, warnte Beaune mit Blick auf einseitig verhängte deutsche Grenzschließungen im März 2020.[3] In Frankreich wurden jüngst hunderte von Infektionen der südafrikanischen Mutation des Covid-19-Virus registriert, gegen die die vorhandenen Impfstoffe nur schwach wirken.


20 Kilometer Stau

Die tschechische Regierung wiederum hat direkt in Brüssel interveniert, um Berlin zu einer Lockerung des derzeitigen Grenzregimes zu bewegen.[4] Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš erklärte kürzlich, er habe sich an EU-Ratspräsident Charles Michel mit der Bitte gewandt, darauf hinzuwirken, dass die Kontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze gemildert würden. Auch in Tschechien - wie in Tirol - sind besonders ansteckende Virusmutationen aufgetaucht; das hat Berlin veranlasst, die Grenzen dichtzumachen. Was in Deutschland passiere, verstoße gegen die Regeln des Binnenmarkts und sei "ein großes Problem für uns alle", klagte Babiš anlässlich eines Treffens der mittelosteuropäischen Visegrad-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) in Krakau. Die langen Wartezeiten und Schlangen von bis zu 20 Kilometern an der Grenze weckten Befürchtungen bezüglich "Störungen der Lieferketten", heißt es, da die Industrien der Visegrad-Staaten, in die arbeitsintensive Fertigungsschritte für deutsche Konzerne ausgelagert wurden, als verlängerte Werkbänke "eng mit Deutschland verflochten" seien. Große Mengen an Waren aus Ungarn, der Slowakei und Tschechien würden nun an den Grenzen Tschechiens und Österreichs aufgehalten, da nur solche LKW-Fahrer die deutsche Grenze passieren dürfen, die einen negativen Coronatest vorweisen können.


Warenverkehr: "Systemrelevant"

Berichten zufolge wurden in der Tat allein in der Woche vom 14. bis zum 20. Februar knapp 16.000 Einreisewillige an den Grenzen der Bundesrepublik zurückgewiesen, wobei insgesamt rund 104.000 Grenzgänger kontrolliert wurden, nachdem Berlin Tschechien, die Slowakei und weite Teile Tirols zu "Virusvariantengebieten" erklärt hatte.[5] Inzwischen warnen auch einflussreiche Verbände der deutschen Wirtschaft vor den ökonomischen Folgen der Grenzschließungen. Der Ostausschuss der deutschen Wirtschaft etwa sprach sich für einen ungehinderten Grenzverkehr bei Warenströmen aus, die zumeist innerhalb der europäischen Produktionsketten deutscher Exportkonzerne ablaufen. Man müsse vermeiden, dass es "wie im Frühjahr 2020 zu langen Grenzstaus und Lieferausfällen" komme, forderte der Vorsitzende des Ostausschusses, Oliver Hermes.[6] Ein reibungsloser Warenverkehr sei "systemrelevant", da die Lieferketten der deutschen Industrie aufrechterhalten werden müssten. Die Region trage zur konjunkturellen Stabilisierung der Bundesrepublik bei, erklärte Hermes, da seit November der "Handel mit Mittel- und Osteuropa sogar über dem Niveau des Vorjahres" liege. Polen sei mit einem Importvolumen von 58,1 Milliarden Euro bereits zum viertgrößten Lieferanten der Bundesrepublik aufgestiegen.


Brechende Lieferketten

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, warnte sogar vor dem "Zusammenbruch von Lieferketten" in ganz Europa in den kommenden Wochen, sollten nicht bald industriefreundliche Lösungen gefunden werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verhandelte in der Sache inzwischen mit rund 40 Repräsentanten der Industrie; er stehe, heißt es, auch mit seinen Amtskollegen in Österreich und Tschechien in Kontakt.[7] Die Autoindustrie sei bei lange anhaltenden Grenzschließungen besonders stark von Lieferproblemen bedroht, heißt es unter Verweis auf Volkswagen, den größten Fahrzeughersteller Europas. Dessen Unternehmenssprecher erklärte, die Gegenmaßnahmen zur Vermeidung von Materialmangel seien nur "über einen gewissen Zeitraum" wirksam. Bei "längeren Staus an den Grenzen" drohten die Lieferketten bei vielen deutschen Pkw-Herstellern zu brechen und die "Produktion zum Stillstand" zu kommen, warnte die ehemalige CDU-Politikerin Hildegard Müller, heute Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).


"Festung Europa"

In US-Leitmedien wird mittlerweile bereits die Frage diskutiert, inwiefern die EU die Pandemie überhaupt in ihrer bisherigen Gestalt überstehen wird.[8] Die neuen Virusmutationen verleiteten EU-Staaten dazu, den grenzüberschreitenden Verkehr einzuschränken, heißt es; dies entwickle sich längst zu einer "Standardmaßnahme" und werfe die Frage auf, ob die offenen Grenzen als zentrale "Säule der europäischen Integration" die Pandemie noch überleben würden. Auseinandersetzungen um Grenzschließungen tobten in der EU bereits seit März 2020, wobei derzeit vor allem Deutschland und Belgien neue Restriktionen eingeführt hätten, was in Wechselwirkung mit den EU-Maßnahmen einen "sich permanent wandelnden Flickenteppich" von Grenzregeln zur Folge habe: Es herrsche "Chaos". Doch selbst bei einer Überwindung der Pandemie in Europa bleibe die Zukunft des Schengen-Systems, das die offenen EU-Binnengrenzen garantiere, "höchstwahrscheinlich weiterhin umstritten", mutmaßt die New York Times. Demnach hätten etliche Länder bereits vorgeschlagen, die EU-Binnengrenzen könnten nur dann offen bleiben, wenn die "externe Grenze undurchdringlich" werde; die Rede sei von einer "Festung Europa". Überdies häuften sich in der EU Initiativen, die eine verstärkte Überwachung an den innereuropäischen Grenzen zum Ziel hätten.


Kluft zwischen Nord und Süd

Grenzschließungen und Reisebeschränkungen lassen nicht zuletzt die sozioökonomische Kluft zwischen Nord- und Südeuropa weiter wachsen. Für viele Länder der südlichen Eurozonen-Peripherie stellt der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle dar, die nun katastrophal kollabiert. Insbesondere das deindustrialisierte Griechenland, das während der Eurokrise besonders schwer unter der Berliner Austeritätspolitik zu leiden hatte, ist vom Tourismus abhängig: Rund 31 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts entfielen kurz vor Ausbruch der Pandemie auf den Tourismussektor.[9] Griechenland könnte aufgrund rasch steigender Infektionszahlen bald von der Liste der sicheren Reiseländer gestrichen werden; seine Tourismusbranche fiele dann den geschlossenen Grenzen zum Opfer.[10]

 

[1], [2] Druck auf Deutschland wegen Grenzkontrollen wächst. dw.com 15.02.2021.

[3] S. dazu Bleibende Schäden (I).

[4] Czech PM asks EU's Michel to help ease German border controls for trucks. news.yahoo.com 17.02.2021.

[5] Fast 16.000 Personen bei Grenzkontrollen abgewiesen. stuttgarter-nachrichten.de 21.02.2021.

[6] Mathias Brüggmann: Stark aufholender Osthandel rettet die deutsche Industrie. handelsblatt.de 18.02.2021.

[7] Charles Riley, Claudia Otto: Border delays could force Germany's car plants to close. cnn.com 16.02.2021.

[8] Matina Stevis-Gridneff: Virus Variants Deliver Fresh Blow to Europe's Open Borders. nytimes.com 21.02.2021.

[9] Griechenlands Tourismus boomt. wienerzeitung.at 27.11.2019.

[10] Statt endlich Reisefreiheit neue Grenzschließungen. derstandard.at 18.02.2021.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8532

22.02.2021

Regierung prüft Einführung eines digitalen Impfpasses

wirtschaft.com, 22. Februar 2021 11:13

Zitat: Das Bundesgesundheitsministerium und das Bundesinnenministerium prüfen offenbar die bundesweite Einführung eines digitalen Impfpasses. Das berichtet das Portal "Business Insider". Der Plan lautet demnach: Wer eine solche Karte erhält, für den gelten die Corona-Regeln zwar weiter, doch wenn beispielsweise Restaurants oder Fitnessstudios wieder öffnen dürfen, wären Betreiber in der Lage, nur Geimpften Zugang zu gewähren.Mithilfe eines QR-Codes auf der Karte ließe sich der Name des Karteninhabers und das jeweilige Geburtsdatum auslesen. Stimmt beides mit dem Personalausweis überein, bekommt man einen Tisch oder darf trainieren. Vorbild der Pass-Idee ist eine entsprechende Scheckkarte im bayerischen Landkreis Altötting. Sie ist freiwillig. Nach einer Zweitimpfung erhalten Interessierte kostenlos die Karte. Darauf verschlüsselt gespeichert sind Name, Geburtsdatum, Wohnort und Foto des Geimpften, Impfstoff und die beiden Impftermine. Scannt der Geimpfte den QR-Code, kann er die Daten auf dem Smartphone hinterlegen. Das System sei fälschungssicher, hieß es vom Landkreis. Das Problem, so heißt es laut "Business Insider" aus Kreisen der Bundesregierung, sei die mangelnde Kompatibilität des Altöttinger Systems mit anderen europäischen Staaten. Hier bräuchte es eine Lösung, an der man aber arbeite. Möglicherweise diese Woche könnte es bereits eine Entscheidung innerhalb der Bundesregierung dazu geben. Möglicherweise wird es zu einem Kurzwettbewerb für die beste Lösung kommen, hieß es weiter. (dts Nachrichtenagentur)


Info: https://wirtschaft.com/regierung-prueft-einfuehrung-eines-digitalen-impfpasses

22.02.2021

"Das Bündnis ist wieder da"
Biden und Merkel werben für "transatlantische Partnerschaft". Differenzen zu Russland, China und Strafzöllen bestehen dennoch fort.

German-Foreign-Policy.com, 22. Februar 2021

BERLIN/MÜNCHEN/WASHINGTON (Eigener Bericht) - Fortdauernde transatlantische Differenzen überschatten die auf der Münchner Sicherheitskonferenz zelebrierte vorgebliche Einigkeit zwischen den USA und Westeuropa. US-Präsident Joe Biden äußerte auf der Konferenz, die am Freitag pandemiebedingt nur in einer Online-Kurzversion stattfinden konnte: "Das transatlantische Bündnis ist wieder da." Kanzlerin Angela Merkel erklärte, Deutschland stehe "für ein neues Kapitel der transatlantischen Partnerschaft bereit". Während beide Seiten sich darauf vorbereiten, den Druck auf Russland und China zu intensivieren, hielt Merkel am Freitag fest, die Bundesrepublik wünsche auch weiterhin "kooperative Angebote" an Russland; gemeint ist unter anderem die Erdgaspipeline Nord Stream 2, die die USA auch unter ihrem neuen Präsidenten ablehnen. Ähnliche Differenzen zeichnen sich in der Chinapolitik ab: Das Chinageschäft gilt als unverzichtbar für zahlreiche deutsche Konzerne. Trotz Drängens der EU hat Washington nicht einmal die Trump'schen Strafzölle zurückgenommen und verschärft zum Unmut der Union sogar den "Buy American Act".


Zitat: "Beyond Westlessness"

Die Organisatoren der Münchner Sicherheitskonferenz um den langjährigen Spitzendiplomaten Wolfgang Ischinger hatten die diesjährige Veranstaltung thematisch als Kontrapunkt zur letztjährigen Tagung konzipiert. Jene hatten sie unter das Motto "Westlessness" gestellt - ein Kunstwort, das den Blick auf den geringer werdenden Einfluss des Westens auf die internationale Politik richten sollte. In einem Begleitheft zur Sicherheitskonferenz 2020 wurde entsprechend der französische Präsident Emmanuel Macron mit dem Urteil zitiert: "Wir waren an eine internationale Ordnung gewöhnt, die auf der westlichen Hegemonie seit dem 18. Jahrhundert beruht hatte. Die Dinge ändern sich."[1] Ischinger hatte damals für entschlossene Einflussmaßnahmen plädiert, um das Ruder herumzureißen oder zumindest den Abstieg des Westens zu bremsen. Die am Freitag abgehaltene Online-Kurzversion der Konferenz stand nun unter dem Motto "Beyond Westlessness" ("Jenseits der Westlessness") und diente vor allem dazu, nach den Zerwürfnissen in der Ära Trump einen neuen transatlantischen Schulterschluss zu zelebrieren. Erstmals waren außer UN-Generalsekretär António Guterres und WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus lediglich führende Politiker des alten Westens eingeladen, darunter neben US-Präsident Joe Biden Bundeskanzlerin Angela Merkel und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.


"Ein Signal an die Welt"

Tatsächlich nahmen demonstrative Bekenntnisse zu einer Erneuerung des transatlantischen Pakts auf der Videokonferenz breiten Raum ein. US-Präsident Biden äußerte in seiner Rede: "Amerika ist wieder da. Das transatlantische Bündnis ist wieder da. Und wir blicken nicht zurück, wir blicken nach vorn, gemeinsam."[2] Kanzlerin Merkel erklärte, Deutschland stehe "für ein neues Kapitel der transatlantischen Partnerschaft bereit".[3] EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekundete: "Es liegt an uns, an den Vereinigten Staaten und Europa, unsere Kooperation wieder zu stärken. ... Schulter an Schulter. Denn wenn wir vorangehen, geht es nicht nur darum, sich zu verbünden. Das ist ein Signal an die Welt."[4] EU-Ratspräsident Charles Michel wiederum drang darauf, EU und USA müssten "sich zusammentun", um "größeren Wohlstand für unsere Bürger" zu schaffen: "Lasst uns unsere Partnerschaft zu einem Kraftzentrum für eine bessere Welt machen". Die EU wolle ihrerseits "ein starker und verlässlicher Partner sein".[5] Die Veranstalter der Tagung teilten anschließend mit, man habe miteinander "über den Wiederaufbau und die Erneuerung des transatlantischen Bündnisses" diskutiert.[6] Der Videozusammenkunft vom Freitag werden noch in diesem Jahr weitere Veranstaltungen und nach Möglichkeit eine große Konferenz im gewohnten Präsenzformat folgen.


Russland: "Auch kooperative Angebote"

Dabei zeichnet sich ungeachtet aller Bündnislyrik längst klar ab, dass bisherige transatlantische Differenzen in erheblichem Maß fortbestehen. Dies gilt zum Beispiel für die Russlandpolitik. Zwar hat Kanzlerin Merkel am Freitag auf der Videokonferenz konstatiert, man sei weder im Streit um die Aufnahme der Krim in die Russische Föderation noch im "Minsker Prozess" in nennenswertem Ausmaß vorangekommen: "Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir eine gemeinsame transatlantische Russland-Agenda entwickeln".[7] In der Tat haben Berlin und Brüssel mit Blick auf das bisherige Scheitern ihres Anspruchs, mit dem "Minsker Prozes" als Ordnungsmacht in der Ostukraine aufzutreten, ihre Russlandpolitik - recht ähnlich wie Washington - im Herbst mit neuen Sanktionen verschärft [8]; am heutigen Montag verhandeln die EU-Außenminister zudem über die Verhängung weiterer Zwangsmaßnahmen. Allerdings hat Merkel am Freitag zugleich betont, die gemeinsame Russlandpolitik von EU und USA müsse auch "kooperative Angebote beinhalte[n]". Dies trifft beispielsweise auf die Erdgaspipeline Nord Stream 2 zu, an der die Bundesregierung festhalten will - nicht zuletzt, um ihre Eigenständigkeit gegenüber den USA zu demonstrieren (german-foreign-policy.com berichtete [9]). In Washington macht hingegen der Kongress Druck, die US-Sanktionen gegen den Bau der Pipeline auszuweiten.[10]


China: "Vielleicht noch komplizierter"

Anhaltende Differenzen zeichnen sich außerdem in der Chinapolitik ab. Biden forderte auf der Münchner Videokonferenz, die transatlantischen Mächte müssten sich "gemeinsam auf einen langfristigen strategischen Wettbewerb mit China vorbereiten": "Der Wettbewerb mit China wird heftig sein"; doch werde man letzten Endes "das Rennen um die Zukunft gewinnen können".[11] Merkel hingegen sagte voraus, "eine gemeinsame Agenda gegenüber China" zu entwickeln werde "vielleicht noch komplizierter" sein als die Einigung auf eine gemeinsame Russlandpolitik.[12] Ursache ist, dass Berlin trotz einer verschärften machtpolitischen Konfrontation auch eine fortdauernde wirtschaftliche Kooperation mit Beijing anstrebt. Dem dient unter anderem das neue Investitionsabkommen zwischen der EU und der Volksrepublik, auf das sich beide Seiten Ende 2020 im Grundsatz geeinigt haben.[13] Im Gegensatz dazu hat die Biden-Administration, die erst kürzlich eine Pentagon-Task Force zur Überarbeitung der militärischen Strategien gegen China eingesetzt hat, weiterhin aggressive ökonomische Maßnahmen gegen die Volksrepublik im Visier. Dies laufe "dem europäischen Wunsch, die wirtschaftlichen und kommerziellen Beziehungen zu China aufrechtzuerhalten, diametral entgegen", urteilt beispielsweise der Europa-Direktor des Washingtoner Think-Tanks Carnegie Endowment, Erik Brattberg.[14]


Strafzölle und "Buy American"

Transatlantische Streitigkeiten dauern nicht zuletzt in den Handelsbeziehungen an. So drängt die EU die Biden-Administration bislang vergeblich, die Strafzölle aufzuheben, die die Trump-Administration gegen Einfuhren aus der Union verhängt hat: Diese sind unverändert in Kraft. Es kommt hinzu, dass US-Präsident Biden in einer seiner ersten Amtshandlungen eine Verordnung erlassen hat, die den Grundsatz, dass US-Regierungsbehörden nur im eigenen Land produzierte Waren und nur US-Dienstleistungen erwerben sollen, noch strikter fasst als zuvor: Der bisher zulässige Anteil im Ausland produzierter Bauteile an den entsprechenden Waren wird reduziert; Ausnahmegenehmigungen sollen ebenfalls noch seltener erteilt werden als bereits zuvor. Bidens Verschärfung des "Buy American Act" stößt in Berlin und Brüssel auf schweren Unmut - nicht zuletzt, da das betroffene Auftragsvolumen auf stolze 600 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Vergangenen Donnerstag bekräftigte Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der EU-Kommission, Brüssel werde genau "prüfen", ob Bidens "Buy American"-Praktiken den Regeln der WTO entsprächen.[15] Am Freitag hat nun darüber hinaus der Berliner Regierungskoordinator für die transatlantischen Beziehungen, Peter Beyer, gefordert, "die Zeit der Strafzölle" müsse "ein Ende haben": "Ich erwarte, dass hier bald richtig Tempo gemacht wird."[16] Die gewünschte Entspannung ist freilich noch nicht in Sicht.

 

[1] Westlessness. Munich Security Report 2020. securityconference.org. S. dazu Der beginnende Abstieg des Westens.

[2] Remarks by President Biden at the 2021 Virtual Munich Security Conference. whitehouse.gov 19.02.2021.

[3] Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des virtuellen Forums der Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar 2021 (Videokonferenz). bundesregierung.de 19.02.2021.

[4] Speech by President von der Leyen at the Special Edition 2021 of the Munich Security Conference. ec.europa.eu 19.02.2021.

[5] Remarks by President Charles Michel at the Munich Security Conference video conference. consilium.europa.eu 19.02.2021.

[6] "Beyond Westlessness": Bericht der MSC Special Edition 2021. securityconference.org.

[7] Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des virtuellen Forums der Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar 2021 (Videokonferenz). bundesregierung.de 19.02.2021.

[8] S. dazu Die neue Russlandstrategie.

[9] S. dazu Transatlantische Sanktionen (III).

[10] Nord Stream 2: US-Regierung verhängt Sanktionen gegen russisches Schiff. rnd.de 20.02.2021.

[11] Remarks by President Biden at the 2021 Virtual Munich Security Conference. whitehouse.gov 19.02.2021.

[12] Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des virtuellen Forums der Münchner Sicherheitskonferenz am 19. Februar 2021 (Videokonferenz). bundesregierung.de 19.02.2021.

[13] S. dazu "Ein Sturm zieht auf".

[14] Moritz Koch, Annett Meiritz, Torsten Riecke: "In Washington herrscht Frustration" - US-Präsident Biden enttäuscht von Europas Haltung zu China. handelsblatt.com 17.02.2021.

[15] Jakob Hanke Vela: EU trade chief warns Biden over 'Buy American' push. politico.eu 18.02.2021.

[16] Positive Reaktionen auf Biden-Rede bei Sicherheitskonferenz. ksta.de 20.02.2021.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8530

21.02.2021

Bericht Uni-München  -   Prof. Kauermann, Prof. Küchenhoff

Übersterblichkeit.

Zitat: Wie sah es 2020 aus, wie sieht es aktuell aus? Göran Kauermann, Giacomo De Nicola

Vor wenigen Tagen berichtete das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung 11 “Gegenüber 2019 ist die Zahl der Sterbefälle damit um mindestens 42 969 oder 5 % gestiegen.”

Diese Zahlen gingen durch die Presse. Dabei ist wichtig darauf zu verweisen, dass die “rohe” Sterbezahlen nur bedingt aussagekräftig sind, da man die Altersstruktur der Bevölkerung mit berücksichtigen muss.

  • Absolute Sterbezahlen nur bedingt aussagefähig, da die Altersstruktur fehlt


In den letzten Jahren ist die deutsche Bevölkerung immer älter geworden, was wir schon in unserem CODAG-Bericht Nr 4 dargestellt hatten.

In unserem CODAG-Bericht Nr 6 haben wir dargelegt, wie altersadjustierte Sterblichkeiten mit Hilfe des standardisierten Mortalitätsindex berechnet werden können.

Rein visuell erkennt man, dass , bezogen auf alle Altersgruppen, 2020 kein auffälliges Jahr in Bezug auf die Übersterblichkeit war.

Wenn man die Todeszahlen aufgeschlüsselt nach unterschiedlichen Altersklassen, so ergeben sich die Darstellungen aus Abbildung 3.2.

Auch hier wird offensichtlich, dass über das gesamte Jahr 2020 betrachtet in keiner Altersgruppe eine Übersterblichkeit sichtbar wird.

  • Es bestand 2020 keine Übersterblichkeit


Es ist zu vermuten, dass ohne die ergriffenen Maßnahmen im März und im Herbst dieses Jahres die Daten deutlich anders aussehen würden.

-> ohne die Lockdownmaßnahmen hätte es mehr Tote gegeben

Insofern konnten die Maßnahmen eine Gesamtübersterblichkeit 2020 verhindern.

Wie sieht die Übersterblichkeit bei den Älteren aus?

Die Sterbezahlen in Deutschland werden vom Statistischen Bundesamt mit einem Zeitverzug von vier Wochen bereitgestellt. Analysen der Übersterblichkeit basierend auf Ist-Zahlen kann man daher nur retrospektiv mit 4 Wochen Verzögerung durchführen. Nimmt man jedoch an, dass sich die Anzahl der Todesfälle, ohne jene, die in Zusammenhang mit COVID-19 stehen, sich aktuell genauso verhalten wie in den letzten Jahren, so kann man die aktuelle Übersterblichkeit basierend auf tagesgenauen Daten zu COVID-19 Todesfällen, die vom Robert-Koch-Instituts (RKI) bereitgestellt werden, schon heute beurteilen. Dieser Ansatz ist in den nachfolgenden Analysen gewählt. 14 Wir zeigen hier bundesweite Analysen getrennt nach unterschiedlichen Altersgruppen.

Ergebnisse unserer Untersuchung

  • Aktuell (Dezember-Januar) zeigt sich eine Übersterblichkeit von ca. 30% bei den Über-80 Jährigen und von ca. 15% bei den 60-79 Jährigen.

Info: CODAG Berichte

Nr. 1  30.10.2020

https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/bericht1.pdf

Nr. 2  11.11.2020

https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag-bericht-2.pdf

Nr. 3  27.11.2020

https://www.stablab.stat.uni-muenchen.de/_assets/docs/codag-bericht-3.pdf

Nr. 4  11.12.2020

https://www.stablab.stat.uni-muenchen.de/_assets/docs/codag-bericht-4.pdf

Nr. 5   22.12.202

https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag_bericht_5.pdf

Nr. 6   7.1.2021

https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag_bericht_6.pdf

Nr. 7  21.1.2021

https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag_bericht_7.pdf

Nr. 8   05.02.2021

https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag_bericht_8.pdf

Nr. 9   19.02.2021

https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag_bericht_9.pdf

20.02.2021

Antony Blinken und der transatlantische Reset – Teil 1

rt.com, 20 Feb. 2021 19:21 Uhr, von Rainer Rupp

Deutschlands außen- und sicherheitspolitisches Establishment hat gejubelt, als feststand, dass ihr alter Freund Antony Blinken neuer US-Außenminister wird. Sie haben guten Grund dazu. Aber wer ist dieser Tony Blinken, von dem die meisten noch nichts gehört haben?


Zitat: Nicht nur das deutsche, sondern auch das außen- und sicherheitspolitisches Establishment der EU-Staaten kennt Antony Blinken seit Jahrzehnten. Schließlich hat man gemeinsam seit 1990/91 die US-geführte "Neue Weltordnung" der neoliberalen Globalisierung aufgebaut, von der vor allem die westlichen Eliten profitiert haben. Aber dieses wunderbare Geschäftsmodell hat Präsident Trump mit seiner "America First"-Politik brutal beschädigt. Vieles liegt in Trümmern. Gemeinsam mit Blinken hoffen auch die Europäer auf einen Neuanfang zur Rettung der liberalen Ordnung der marktkonformen westlichen Demokraturen, als deren Hauptfeind sie Russland und Präsident Putin identifiziert haben. Die nachfolgende Analyse besteht aus zwei Teilen.


Teil I

Einen Einblick in die Denk- und Arbeitsweise des neuen US-Außenministers Blinken gibt uns sein Vortrag, den er in Berlin am 5. März 2015 an der Hertie School gehalten hat. Diese ist eine exklusive Privathochschule, die als transatlantische Kaderschule auch das Recht hat, Doktortitel zu vergeben. Das Thema, zu dem der damalige stellvertretende US-Außenminister Blinken sprach, lautete "Die transatlantische Zusammenarbeit und die Krise in der Ukraine."

Münchner Sicherheitskonferenz: USA und EU wollen mehr Druck auf Russland und China ausüben

Der Vortrag fand vor einem Publikum aus hochrangigen Regierungsbeamten, US-Diplomaten von der Berliner Botschaft, handverlesenen Elitenvertretern aus Wirtschaft, Finanzkonzernen und Universitäten sowie einigen Hertie-Studenten statt.

Vorgestellt wurde Blinken von seinem langjährigen deutschen Freund, dem ehemaligen deutschen Botschafter in Washington und späteren Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Dr. Wolfgang Ischinger, der seit 2008 der sogenannten "Münchner Sicherheitskonferenz" vorsteht. Blinken und Ischinger kennen sich seit den 1990er-Jahren und haben im Laufe ihrer Karrieren als Top-Diplomaten ihrer jeweiligen Regierungen immer wieder eng zusammengearbeitet.

Ihrem eigenen Bekenntnis nach haben sich Blinken und Ischinger stets gut verstanden, sowohl persönlich als auch politisch, wovon ihr herzlicher Umgang miteinander zeugt. Auch haben beide es verstanden, ihre politischen Karrieren, sobald es möglich war, in lukrative Positionen in der Privatwirtschaft umzumünzen. Laut Wikipedia war Ischinger z. B. von 2008 bis 2014 Chef der Globalen Lobby-Abteilung des Versicherungskonzerns Allianz SE, später Mitglied des Aufsichtsrats der Allianz Deutschland AG und im Europäischen Beirat der Vermögensberatungsgesellschaft Investcorp (London/New York).

Blinken, der es in den letzten Amtsjahren von Präsident Obama bis zum stellvertretenden US-Außenminister geschafft hatte, stand nach dem überraschenden Wahlsieg Trumps nicht lange ohne Job da, sondern gründete mit Partnern die Beratungsfirma WestExec Advisors. Nach dem Wahlsieg Bidens war mit seiner Rückkehr in eine Top-Position des US-Außenministerium fest zu rechnen, diesmal als Minister. Denn als Biden noch Obamas Vizepräsident war, hatte er seinen außenpolitischen Chefberater Blinken als "Superstar" bezeichnet und entsprechend geschätzt.

Tatsächlich ist Blinken genau das Gegenteil des weit verbreiteten Bildes des ungehobelten, aber superreichen Ami-Hobby-Diplomaten, der seinen Wunschtraum als US-Botschafter mit einer gehörigen Spende für den Wahlkampf eines siegreichen neuen Präsidenten verwirklicht, was dem Ruf der US-Diplomatie nicht gefördert hat. Auf diese Weise soll inzwischen ein Großteil der US-Botschafterposten bereits vor den Wahlen von den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten ihren betuchten Wohltätern versprochen werden.

Blinken ist anders. Er gilt als hochintelligent, weltoffen und erfahren mit anderen Kulturen. Ischinger hat ihn als "Weltbürger" vorgestellt. Das ist sicher nicht übertrieben, denn Blinken entstammt einer jüdisch-amerikanischen Diplomatenfamilie mit Tradition im Dienst des US-Außenministeriums. Sein Vater war US-Botschafter in Ungarn, sein Onkel war US-Botschafter in Belgien und seine Mutter arbeitete ebenfalls im US-Außenministerium. Nach der Scheidung der Eltern zog der kleine Antony mit seiner Mutter und seinem neuen Stiefvater, der dem Holocaust entkommen war, nach Paris und besuchte dort viele Jahre eine französische Schule.

Als "Weltbürger" ist Blinken auch tief verwurzelt in der neoliberalen politischen Ideologie der Führungsspitze der jetzt wieder regierenden Demokratischen Partei. Die hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte von einer protektionistischen, den Gewerkschaften nahestehenden Partei zu einer neoliberalen Partei gewandelt, die heute voll und ganz in den Taschen der Wallstreet und der herrschenden Finanzelite steckt. Im Unterschied zum fundamentalen Wandel, den die Masse der republikanischen Wähler unter dem Einfluss von Präsident Trump in Richtung Rückbesinnung auf die Entwicklungen und auf den Wiederaufbau des maroden Staatswesens USA durchlaufen hat, lassen erste Erklärungen des neuen Präsidenten Biden und seines Außenministers Blinken erkennen, dass die Biden-Regierung dort weitermachen will, wo Obama aufgehört hat.

Dort weitermachen, wo Obama aufgehört hat, bedeutet aber nichts anderes, als im Auftrag der die USA und Teile der Welt beherrschenden US-Finanzeliten unter dem Deckmantel der Verteidigung der Menschenrechte mithilfe von humanitären Kriegen, Umstürzen oder Sanktionen souveräne Staaten dazu zu zwingen, sich der US-geführten, auf präzisen Regeln basierenden "liberalen Weltordnung" anzupassen und alle in ihren Staaten noch bestehenden Hindernisse für den globalen Markt und die Freiheit von Waren- und Kapitalflüssen einzureißen.

Das Ziel besteht nach wie vor darin, das "eingeebnete Spielfeld" des "globalen Marktes" zu schaffen, auf dem sich die die transnationalen US-Konzerne trefflich tummeln können und ihre elitären, superreichen Nutznießer auf Kosten der lokalen Gesellschaften noch reicher und mächtiger werden.

Vor diesem Hintergrund ist es selbstverständlich, dass sich Blinken auch für die US-Angriffskriege des republikanischen Präsidenten George W. Bush gegen den Irak eingesetzt hat. Und für die nicht weniger katastrophalen "humanitären" Militärinterventionen der USA, um in Libyen und Syrien eine US-geführte Demokratur zu installieren, ist Blinken wegen seiner wichtigen Funktion im US-Außenministerium mitverantwortlich. Blinken ist ein überzeugter liberaler Falke, der sich auch nicht scheut, mit dem Feuer zu spielen, wie der US-gesponserte und bezahlte Putsch nationalistischer Extremisten und Faschisten gegen die rechtmäßig gewählte Regierung in der Ukraine zeigt. Auch dabei hatte Blinken maßgeblich seine Hand im Spiel und hat beim Maidan-Putsch mit der ihm unterstellten Frau Victoria "Fuck the EU" Nuland (geborene Nudelman) eng zusammengearbeitet.

Der Demokrat Blinken unterschiedet sich von den neokonservativen Kriegstreibern in der Republikanischen Partei nur in der Form und nicht in der Sache. Blinken kämpft nicht mit dem schweren Säbel, sondern tänzelnd mit dem leichten Florett, das jedoch nicht weniger tödlich ist.

Virtueller Besuch: Biden und Merkel sprechen bei der Münchner Sicherheitskonferenz

Wie wir an einigen nachfolgend wiedergegebenen Passagen aus der eingangs erwähnten Blinken-Rede an der Hertie-School in Berlin erkennen, ist Blinken ein geschmeidiger Diplomat, der auch geschickt auf die Sicht des Gegners Russland eingeht und sogar fingiertes Verständnis dafür zeigt, nur um anschließend mit einem hohen Maß an Demagogie dessen Sichtweise als gefährlich und bedrohlich darzustellen. Es ist eine Vorgehensweise, die ihre Wirkung auf Zuhörer nicht verfehlt, die in diesen Themen weniger versiert sind.

Direkt zu Beginn seines Vortrags in Berlin präsentierte sich Blinken – im Gegensatz zu Trump – als überzeugter Transatlantiker. Diplomatisch schwärmte er von geradezu paradiesischen Zuständen in der NATO und zeichnete ein idealistisches Bild vom Zusammenhalt gleichberechtigter Partner in einem Bündnis, das nicht etwa auf einer profanen Interessen-, sondern auf einer Wertegemeinschaft basiert. Für Blinken ist die NATO demnach

"eine blühende, transatlantische Gemeinschaft. Es ist eine Gemeinschaft, deren wesentlicher Charakter nicht durch eine einzige Sprache oder Kultur oder Religion oder Ethnie definiert wird, sondern durch unsere gemeinsame Verwurzelung in unseren Grundwerten: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, die Würde jedes Menschen. Das sind Werte, denen wir gerecht werden wollen. Wir haben nicht immer Erfolg, aber wir versuchen es ständig."

Natürlich weiß Blinken, dass er hier ein realitätsfernes Bild von der NATO gezeichnet hat, aber er weiß, war sein Publikum hören will, und das macht er sehr elegant. Zugleich nimmt er mit dem letzten Satz allen, die bezüglich der Umsetzung der ehrenwerten Ziele der NATO ihre Zweifel hegen, den Wind aus den Segeln, wenn er sagt: "Wir haben nicht immer Erfolg, aber wir versuchen es ständig." Mit anderen Worten, die NATO will stets nur Gutes, aber hin und wieder kommen auch mal Fehler vor. – Und dann geht Blinken direkt über zur "russischen Aggression", die eben diese hehren Werte des liberalen Westens bedroht:

"Und das sind Werte, die gerade jetzt auf die Probe gestellt werden, da die russische Aggression die Ostukraine verschlingt und das Projekt von 'Europa als Ganzes, frei und in Frieden' gefährdet. Diese Krise, mit der wir heute in der Ukraine konfrontiert sind, stellt nicht nur dieses große europäische Architekturprojekt in Frage. Meiner Meinung nach, und deshalb ist es uns so wichtig, bedroht es auch die herrschenden Prinzipien der internationalen Ordnung, an deren Verteidigung wir alle ein großes Eigeninteresse haben."


Ganz unauffällig hat Blinken hier einen Schwenk gemacht. Hier ist schon nicht mehr die Rede von den angeblichen Grundwerten: "Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, die Würde jedes Menschen", sondern von der Verteidigung der "herrschenden Prinzipien der internationalen Ordnung", eine Phrase, mit der üblicherweise die Regeln der US-geführten neoliberalen Weltordnung gemeint sind, wobei es u. a. um globale Märkte und Marktzugänge geht.

Als Nächstes wiederholt Blinken das US-entworfene Maidan-Narrativ, auf das man sich bereits damals in der NATO geeinigt hatte und das heute zum Glaubensbekenntnis der westlichen Eliten gehört. Zum Maidan-Putsch sagte Blinken:

"Das waren keine Anarchisten, das waren keine Faschisten, das waren normale Bürger – Studenten, Geschäftsinhaber, Veteranen, Großmütter. Die Regierung reagierte mit Gewalt, mit Schlägen, mit Scharfschützen, die mehr als hundert Menschen töteten."

Schließlich sei der ukrainische Präsident Janukowitsch geflohen, und damit habe er "seine Legitimität verwirkt", erklärte Blinken ganz beiläufig, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, dass ein demokratisch gewählter Regierungschef, der vor einem Putsch von aus dem Ausland finanzierten Gewaltextremisten flieht, seine Legitimität wegen der Flucht verliert. Auch das ist eine typische Herangehensweise ganz allgemein für US-Regierungsvertreter, die aus dem Stand ganz neue staats- und völkerrechtliche Auslegung aus dem Ärmel schütteln, um ihre eigenen Verbrechen zu rechtfertigen, wie z. B. den völkerrechtswidrigen US-Militäreinsatz in Syrien.

Aber dann wird Blinken noch abenteuerlicher in seiner Argumentation, ohne im Saal Widerspruch zu erregen:

"Heute ist die Krim nach wie vor unter illegaler Besetzung, und Menschenrechtsverletzungen sind für viele Risikogruppen die Norm und nicht die Ausnahme: Krimtataren, Ukrainer, die ihre Pässe nicht aufgeben werden, lesbische und schwule Bürger und andere. (...) Aber denken Sie darüber nach. Vor der Krise gab es keine Gewalt in der Ostukraine. (…) Aber Moskau und selbsternannte Separatistenführer, die russische Nationalisten waren, stellten eine Krise her, brachen den Frieden und entfesselten, was schnell zu einer Schreckensherrschaft wurde."

Da haben wir's. Keine Frage, die Russen sind an allem schuld!


Dieser Artikel wird bald mit Teil II fortgesetzt.

Teil II (21.02.2021) https://de.rt.com/meinung/113442-antony-blinken-und-transatlantische-reset

Das Video der Hertie-School-Veranstaltung mit Antony Blinken ist auf YouTube unter diesem Link abzurufen: https://www.youtube.com/watch?list=PLVyW-1uzF8DYvhEjssKbFxMBdpD77jDpG&v=KOwoAAdnRAs

Der Text von Antony Blinkens Vortrag, die Einführung von Wolfgang Ischinger und die Fragen und Antworten am Ende finden sich auf der Webseite des US-Außenministeriums unter diesem Link: https://2009-2017.state.gov/s/d/2015/238644.htm


Info:  https://de.rt.com/international/113441-antony-blinken-und-transatlantische-reset

19.02.2021

Vektorimpfstoffe     -     Wird Adenovirus-DNA ins Genom eingebaut?

spektrum.de, News, 17.02.2021, von Frederik Jötten
AstraZenecas Impfstoffkandidat basiert auf Adenoviren. Mit ihnen gelangt fremdes Erbgut in den Zellkern. Es könnte ins menschliche Genom eingebaut werden. Doch wie wahrscheinlich ist das?


Zitat: Die Skepsis bezüglich der neuen Corona-Impfstoffe war schneller da als deren Zulassung. Genveränderungen, so machte es bei Impfskeptikern und -gegnern die Runde, könnten die neuen Vakzine verursachen. Bei den ersten zugelassenen Impfstoffen ließen sich diese Befürchtungen einfach zerstreuen, dafür genügen grundlegende Kenntnisse der Biologie. Beim dritten in der EU zugelassenen Impfstoff, dem von AstraZeneca, ist die Lage allerdings keineswegs so eindeutig.

Das liegt an einem grundsätzlichen Unterschied zwischen diesen Vakzinen. Die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna enthalten mRNA, die im Zellplasma in ein Protein übersetzt wird – so wie gleichzeitig tausende andere mRNAs. In den Zellkern, wo unser eigenes Genom lagert, gelangt die mRNA nicht. Sie ist wie der papierene Ausdruck eines Bauplans, der auf einer Baustelle kursiert, während im Computer des Architekten das Original als Datei liegt. Wie diese sind Impf-mRNA und menschliche Chromosomen voneinander getrennt. Nach allem, was wir wissen, gibt es zwischen ihnen keine Interaktion.


Wie tödlich ist das Coronavirus? Was ist über die Fälle in Deutschland bekannt? Wie kann ich mich vor Sars-CoV-2 schützen? Diese Fragen und mehr beantworten wir in unserer FAQ. Mehr zum Thema lesen Sie auf unserer Schwerpunktseite »Ein neues Coronavirus verändert die Welt«. Die weltweite Berichterstattung von »Scientific American«, »Spektrum der Wissenschaft« und anderen internationalen Ausgaben haben wir zudem auf einer Seite zusammengefasst.

Anders beim AstraZeneca-Impfstoff wie auch bei den Kandidaten der Unternehmen Johnson&Johnson/Janssen und dem russischen Impfstoff Sputnik V. Bei ihnen handelt es sich um Vektorimpfstoffe auf der Basis von Adenoviren, denen Wissenschaftler die Gene entfernt haben, die für ihre Vermehrung notwendig sind. Bei AstraZeneca ist dies ein Erreger, der natürlicherweise bei Schimpansen vorkommt (genannt Y25), beim Johnson&Johnson-Impfstoff humanes Adenovirus 26.


Adenovirus-Impfstoffe gelangen in den Zellkern

Dieses ist auch Grundlage für den Vektor des russischen Impfstoffs Sputnik V bei dessen erster Dosis; bei der zweiten wird das ebenfalls humane Adenovirus 5 verwendet. Sie alle enthalten das in DNA übersetzte Gen für das Spike-Protein des Coronavirus in ihrem Erbgut – Adenoviren haben anders als Coronaviren ein DNA-Genom. Das und ihre Unfähigkeit, sich zu vermehren, machen sie zu einer Art Genfähre.

Die Viren infizieren Zellen und bringen sie dazu, das fremde Spike-Protein herzustellen, so dass sich eine erlernte Immunreaktion entwickelt – ganz wie bei einem mRNA-Impfstoff. Der entscheidende Unterschied: Um in mRNA für die Proteinproduktion umgeschrieben zu werden, muss die Virus-Erbsubstanz in den Zellkern gelangen. Nur dort sind die entsprechenden Enzyme vorhanden. Zwar integrieren Adenoviren sich während ihres Vermehrungszyklus, anders als etwa Retroviren wie HIV, nicht ins Genom. Aber ihre DNA liegt definitiv im Zellkern vor. »Mich macht das ein bisschen nervös«, sagt Christian Münz, Professor für virale Immunbiologie an der Uni Zürich.

»Mich macht das ein bisschen nervös«(Christian Münz)

Es gibt noch keinen einzigen Impfstoff auf Basis der Adenovirus-Technik, der in vielen Menschen verimpft wurde. Lediglich ein Ebola- und ein Dengue-Vakzin sind zugelassen, allerdings noch kaum angewendet. Dass Virus-Erbsubstanz in den Zellkern gelangt, ist für zugelassene Impfstoffe zudem ungewöhnlich. Totimpfstoffe kommen gar nicht erst in die Zelle hinein. Lebendimpfstoffe, bestehend aus abgeschwächten Erregern, die folglich Erbsubstanz enthalten, treten zwar in die Zelle ein, richten sich aber meistens gegen RNA-Viren wie etwa Mumps, Masern und Röteln und brauchen folglich kein Umschreiben ihrer Erbsubstanz im Zellkern.

Der Pockenimpfstoff enthält zwar DNA, bringt jedoch die Maschinerie zum Umschreiben in RNA mit. Er vermehrt sich dementsprechend im Zellplasma und muss nicht in den Zellkern gelangen. Einzig der Windpockenimpfstoff enthält DNA, die in den Zellkern wandert. Jedoch besitzen diese Erreger natürlicherweise einen Mechanismus, der eine Integration des Virus-Genoms in die Wirts-DNA verhindert.


Auf der Suche nach belastbaren Daten

DNA, die im Zellkern außerhalb der Chromosomen vorliegt, kann in das Genom eingebaut werden – ein zufälliger Prozess, die so genannte heterologe Rekombination. »Diese Integration passiert leider nicht ganz so selten, wie man es sich erhoffen würde«, sagt Christian Münz. »In Mäusen wird eines von einer Million injizierten Viren in die Wirts-DNA integriert – und beim AstraZeneca-Impfstoff werden je nach Dosierung 25 bis 50 Milliarden Viren gespritzt.« Daraus ergebe sich verglichen mit dem RNA-Impfstoff ein höheres Risiko für Langzeitschäden. Krebs könnte die Folge sein, so wie er bei frühen Gentherapien aufgetreten ist. »Da hat man allerdings Retro- und Lentiviren verwendet, die sehr viel häufiger integrieren«, sagt Münz. »Bei Adenoviren ist das Risiko wesentlich geringer.«

In den aktuell laufenden Studien zu den Vektorimpfstoffen würden Komplikationen durch Virus-DNA-Integration jedenfalls kaum auffallen. Betroffen wären zunächst einzelne Zellen, die Folgen könnten sich erst Jahre später zeigen. Doch wie wahrscheinlich sind solche Integrationen? Und wie kann man überhaupt herausfinden, wie oft sie stattfinden? »In Zellkulturen ist das vergleichsweise einfach«, sagt Stefan Kochanek, Direktor der Abteilung Gentherapie am Uniklinikum Ulm. »Aber diese Zellen sind außerhalb des Körpers generell gestresst, deshalb ist die Rate der Integration von Virus-DNA ins Genom nicht aussagekräftig.«

Um Daten über Vorgänge im Körper zu bekommen, arbeitete Kochanek mit seinem Team deswegen an Mäusen – und zwar an Tieren, bei denen genetisch bedingt die Leber einen massiven Defekt hatte. Dann injizierten die Wissenschaftler den Mäusen intravenös Adenovirus-Vektoren, die ein Gen zur Reparatur dieses Defekts enthielten. In der Leber konnten die Wissenschaftler daraufhin Zell-Klone erkennen, in denen der Defekt geheilt worden war. Jeder Spot aus gesundeten Zellen stand für einen Einbau eines Adenovirus-Vektors ins Genom, denn nur Zellen, in denen dieser stabil eingebaut worden war, konnten sich vermehren und unterschieden sich optisch vom umgebenden Gewebe. Ergebnis: Bei rund sieben von 100 000 Zellen passierte eine solche Integration.

Sehr geringe Wahrscheinlichkeiten»Aber spontan auftretende Mutationen, durch die ein Gen funktionsuntüchtig wird, kommen in gesunden Zellen gar nicht so selten vor – und diese natürlichen Veränderungen sind 1000-fach häufiger als eine solche Integration der DNA eines Adenovirus in eine Säugetier- DNA«, sagt der Molekularmediziner Kochanek. Diese Angaben beziehen sich allerdings auf Leberzellen von Mäusen, während die Vektorimpfstoffe beim Menschen in den Oberarmmuskel injiziert werden. »Am liebsten würden wir jetzt natürlich wissen, wie Muskelzellen reagieren, doch dort ist es quasi unmöglich, Integrationen quantitativ festzustellen – erst recht nicht beim Menschen«, sagt Kochanek.

»Ich sehe in den Corona-Impfstoffen auf Basis von Adenoviren keine langfristige Gefahr«(Stefan Kochanek)

»Der Muskel ist aber ein quasi ruhendes Gewebe mit geringer Zellteilungsrate, deshalb gehe ich davon aus, dass die Integrationsrate dort noch mal deutlich niedriger ist als in der Leber.« Krebs in Muskelzellen – so genannte Myosarkome – sind denn auch sehr selten. »Außerdem würde das Immunsystem Zellen, in denen ein Adenovirus-Vektor sich ins Genom integriert hätte, sehr wahrscheinlich spätestens nach wenigen Wochen abgetötet haben«, sagt Kochanek. »Ich sehe deshalb in den Corona-Impfstoffen auf Basis von Adenoviren keine langfristige Gefahr.«

Auch Virologen sehen keine Risiken. »Wir Menschen haben regelmäßig Adenovirus-Infektionen«, sagt Friedemann Weber, Direktor des Instituts für Virologie an der Uni Gießen. »Sie verursachen Erkältungssymptome, Augenentzündungen oder Magen-Darm-Probleme, aber Spätfolgen wie Tumorerkrankungen kennen wir nicht – trotz intensiver Forschung über Jahrzehnte.« Nach eigener Aussage würde er sich ohne Bedenken mit dem AstraZeneca-Impfstoff immunisieren lassen.

Allerdings benutzt dieser ein Virus, das sonst nur bei Schimpansen vorkommt. Von Hamstern ist bekannt, dass sie Tumoren entwickeln können, wenn sie mit menschlichen Adenoviren vom Typ 12 infiziert werden. »Mensch und Schimpanse sind sich aber genetisch so ähnlich, dass ich nicht davon ausgehe, dass beim Menschen Zellen durch den Vektor entarten«, sagt Friedemann Weber. »Vor allem: Den Impfvektoren fehlen Gene, die normalerweise den Zellzyklus manipulieren, deshalb können sie sich ja auch nicht vermehren.«


Haben wir wirklich eine Wahl?

Doch auch die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs bleibt mit 62 Prozent weit hinter den etwa 95 Prozent der RNA-Impfstoffe zurück – und für ältere Menschen gibt es bislang so wenige veröffentlichte Daten, dass die deutsche Ständige Impfkommission den Impfstoff nicht für Menschen über 64 empfiehlt. In den USA und der Schweiz ist der Impfstoff wegen der fehlenden Studiendaten noch gar nicht zugelassen.

»Die Hoffnung ist, dass die Impfung der jüngeren Erwachsenen die Übertragung auf Risikopersonen verlangsamt«, sagt Christian Münz. »Vermutlich müsste dafür ein hoher Prozentsatz der jüngeren Bevölkerung geimpft werden. Dies erscheint bei den augenblicklichen Lieferengpässen von AstraZeneca unrealistisch.« Und andererseits müssten besonders jüngere Menschen noch lange mit möglichen Spätfolgen leben.

»Die Gefahr einer malignen Transformation durch Integration an der falschen Stelle des Genoms wird nicht hoch eingeschätzt, denn in der Regel bedarf es mehrerer genetischer Veränderungen, damit ein Tumor entsteht«, sagt Christian Münz. »Aber im Vergleich zu einem potenteren RNA-Impfstoff, bei dem diese Gefahr deutlich geringer ist und der höhere Effizienz gegen Sars-CoV-2 zeigt, ist dann plötzlich nicht mehr einzusehen, weswegen man den rekombinanten Adenovirusimpfstoff verwenden sollte.«

In Deutschland und der gesamten EU könnte es schon einen Grund geben – Impfstoffmangel. »100-prozentige Sicherheit gibt es bei einem Impfstoff nun mal nicht«, sagt Friedemann Weber. »Doch die Wahrscheinlichkeit, durch den AstraZeneca-Impfstoff zu Schaden zu kommen, ist extrem gering verglichen mit dem Risiko, durch Covid-19 dauerhafte Schäden davonzutragen.«


Info:  https://www.spektrum.de/news/vektor-impfstoff-wird-adenovirus-dna-ins-genom-eingebaut/1835725#Echobox=1613545962?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

19.02.2021

Aus Protest gegen Corona-Politik: Mathematik-Professor verlässt Leopoldina

youtube.com, vom 02.02.2021
Zitat: Da er nach eigenen Angaben bei der Verbreitung seiner epidemiologischen Arbeiten massiv behindert wurde, verließ der Mathematiker Stephan Luckhaus die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina. In seinen Beiträgen sprach er sich deutlich gegen Lockdowns aus.


Info: Video https://www.youtube.com/watch?v=IftnvE4B_DQ&feature=youtu.be Dauer 10:45 Min.

Auszug daraus (ab 8. Minute) "Luckhaus legt auch deutlich dar, dass die Covid-19 Sterblichkeit vor allem ein Phänomen in Alten- und Pflegeheimen sei, in die das Virus in erster Linie durch das Personal eingeschleppt werde.  Während im Mai (2020) noch 40 % der Todesfälle mit Bezug zu SARS-CoV-2 aus Alten- und Pflegeheimen gmeldet wurden, waren es im Juni und Oktober nur noch 23 %. Dies sei wahrscheinlich darauf zurück zu führen, dass viele Betreiber ihre Mitarbeiter nun regelmäßig testen lassen. Es sei klar, dass man die Anzahl der Covid-19-bedingten Todesfälle mit solchen Maßnahmen um ein vielfaches senken könne.


Dass das regelmäßige Testen in Altenheimen erst so spät stattfand, sein in seinen Augen jedoch ein Skandal.

  • Zitat: Die Verantwortung für die lange Verzögerung bei der Umsetzung einer solche Maßnahme in Deutschland, liegt eindeutig bei unserem Bundesgesundheitsminister und seiner Prokrastination (extremes Aufschieben), die erst eine lange Diskussion darüber ausgelöst hat, wer die PCR-Tests bzahlen muss, und dann eine weitere, ob es ethisch vertretbar ist Menschen über Antikörper-Tests wissen zu lassen, ob sie immun sind.  Aber auch seine Berater tragen einen Teil der Verantwortung. Zitatende.


Im Artikel habe er sich außerdem bewusst nur zur Covid-19 Sterblichkeit im Sommer geäußert, denn es gäbe sog. Opportunistische Infektionen, bei denen ein vermeintlich harmloser Erreger zusammen mit der Grippe auftrete, sodass es vermehrt zu bakteriellen Lungenentzündungen kommt. Man könne in einem solchen Fall beide Erreger nachweisen und nicht ausschließen, dass SARS-CoV-2 dabei nur als harmloser Erreger auftritt.

Der aus den RKI-Daten derzeit ersichtliche Anstieg der Todesfälle in denen der Test auf SARS-CoV-2 positiv war, könnte darauf zurück zu führen sein. Auch die Impfstoffe, die als vermeintliche Wunderwaffe gegen Corona gehandhabt werden, müssen Luckhaus zufolge kritisch betrachtet werden. Impfungen können, wenn auch selten, zu Komplikationen führen.  Daher müsste man sehr viel testen um sicherzustellen, dass diese Komplikationen in der selben Altersklasse

seltener sind als eine Erkrankung mit Covid-19. Es gäbe auch das Phänomen einer möglicherweise asymptomatischen Infektion mit einer mutierten Variante des Virus. Auch hier müsse sich erst noch zeigen, ob die Impfstoffe wirksam sind. (RT DE Podcast)


Wikipediaeintrag zu Stephan Luckhaus https://de.wikipedia.org/wiki/Stephan_Luckhaus

19.02.2021

Konflikt um das Atomabkommen mit Iran dauert an. Fortbestehende Sanktionen treiben die Bevölkerung ins Elend und womöglich in die Revolte.

German-Foreign-Policy.com, 19. Februar 2021
BERLIN/TEHERAN (Eigener Bericht) - Die Bundesregierung fordert Iran im Streit um den Bruch des Atomabkommens durch die USA zum wiederholten Mal zur Erfüllung der US-Forderungen auf. Teherans Versuch, mit gezielten eigenen Verstößen gegen Bestimmungen des Abkommens den Druck auf Washington zur Aufhebung der Sanktionen zu erhöhen, sei ein Spiel "mit dem Feuer", warnte Außenminister Heiko Maas am gestrigen Donnerstag. Anschließend erklärte er in einer gemeinsamen Stellungnahme mit seinen Amtskollegen aus Frankreich, Großbritannien und den USA, Iran dürfe die "Verifikationsmaßnahmen" der IAEA auf keinen Fall einschränken. Iran hatte damit unter Hinweis darauf gedroht, es sei "inakzeptabel", wenn ein Abkommen lediglich von einer Vertragspartei eingehalten werde, von den anderen aber nicht. Auch Deutschland hält den Vertrag de facto nicht ein - weil es Berlin nicht gelungen ist, das Iran-Geschäft europäischer Unternehmen gegen die US-Sanktionen abzusichern. Der Westen kann im Machtpoker um das Atomabkommen auf Zeit spielen - weil die US-Sanktionen die Bevölkerung verelenden lassen und sie womöglich in die Revolte treiben.


Zitat:  "Genug von schönen Worten"

Iran hat in den vergangenen Tagen den Druck auf die Vereinigten Staaten erneut erhöht, das Atomabkommen aus dem Jahr 2015 wieder einzuhalten und die vertragsbrüchig in Kraft gesetzten Sanktionen umgehend aufzuheben. Schon im Mai 2019, ein Jahr nach dem Bruch des Abkommens durch die Trump-Administration, hatte Teheran begonnen, auch seinerseits einige Verpflichtungen aus der Vereinbarung nicht mehr zu erfüllen; so wurden in den Atomanlagen etwa modernere Zentrifugen in Betrieb genommen oder die Urananreicherung auf 20 Prozent heraufgesetzt, um die USA zur Einstellung der Sanktionen zu bewegen.[1] Jetzt hat die iranische Regierung angekündigt, ab kommendem Dienstag (23. Februar) kurzfristig anberaumte Inspektionen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nicht mehr zu gestatten sowie freiwillige Transparenzmaßnahmen zu stoppen: Es sei "inakzeptabel", wenn nur eine Seite eine Vereinbarung einhalte, alle anderen aber nicht, wird Außenminister Mohammed Javad Zarif zitiert.[2] Teheran habe "genug von schönen Worten und Versprechen", teilt Revolutionsführer Ali Khamenei mit. Präsident Hasan Rohani stellt in Aussicht, "binnen Stunden" den Vertrag wieder vollständig zu erfüllen, sollten die westlichen Vertragsparteien dies ebenfalls tun: "Wenn nicht, gehen wir unseren eigenen Weg."


"Das kann dauern"

US-Präsident Joe Biden, zu dessen Amtszeit als Vizepräsident das Atomabkommen ausgehandelt und schließlich auch unterzeichnet worden war, hat zwar vor seiner Wahl eine Rückkehr zu der Vereinbarung in Aussicht gestellt, bremst nun aber. Bereits am 27. Januar hatte Außenminister Antony Blinken erklärt, Iran müsse den ersten Schritt tun und alle Verstöße gegen das Abkommen beenden; dann würden die Vereinigten Staaten erst die Einhaltung aller Verpflichtungen durch Teheran überprüfen, bevor sie ihrerseits die Beendigung ihres Vertragsbruchs in Erwägung ziehen würden.[3] Blinken stellte klar, dies könne "eine Weile dauern". Am 7. Februar hat Biden diese Position bekräftigt: Auf die Frage, ob Washington, das das Atomabkommen zuerst gebrochen hat, auch zuerst zu ihm zurückkehren und die Sanktionen gegen Iran aufheben werde, antwortete der US-Präsident mit "Nein".[4] Zusätzlich hat die Biden-Administration klargestellt, dass ihr die einfache Rückkehr zu dem sehr aufwendig ausgehandelten Vertrag nicht genügt; sie verbindet sie vielmehr mit der Forderung, Teheran müsse sich auf neue Verhandlungen zur Reduzierung seines Einflusses im Nahen und Mittleren Osten einlassen. Dazu wiederum ist - nach aktuellem Stand - Teheran nicht bereit.


Washington vor Gericht

Iran kann sich in den Auseinandersetzungen unter anderem auf Rechtssprüche des Internationalen Gerichtshofs (IGH) in Den Haag stützen. Teheran hatte das oberste Gericht der Vereinten Nationen bereits 2018 wegen des Bruchs des Atomabkommens durch die Trump-Administration angerufen. Daraufhin hatte der IGH Anfang Oktober 2018 die Vereinigten Staaten in einer einstweiligen Verfügung aufgefordert, zumindest einige Sanktionen außer Kraft zu setzen - diejenigen, die etwa den zivilen Luftverkehr in Iran gefährdeten oder die die humanitäre Hilfe dort beeinträchtigten.[5] Prinzipiell muss Beschlüssen des IGH Folge geleistet werden; allerdings hat der Gerichtshof im Zweifelsfall keine Machtmittel, dies durchzusetzen. Washington erklärte im Herbst 2018, der IGH sei in der Angelegenheit "nicht zuständig", und legte offiziell Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung ein. Dies hat das Gericht nun Anfang Februar abgewiesen. Ned Price, Sprecher des US-Außenministeriums, behauptete darauf zwar, Washington habe "großen Respekt" vor dem UN-Gericht. Eine zumindest partielle Aufhebung der US-Sanktionen gemäß dem IGH-Spruch erfolgte allerdings nicht. Das Hauptverfahren, dessen Beginn der IGH noch nicht festgelegt hat, kann Jahre dauern.[6]


Verelendung durch die Sanktionen

Washington kann bei dem zeitraubenden Poker um die Rückkehr zum Atomabkommen darauf setzen, dass wegen der Sanktionen die Verelendung der iranischen Bevölkerung und damit zugleich der politische Druck auf die iranische Regierung täglich weiter zunimmt. Schätzungen zufolge ist etwa der iranische Ölexport, die wichtigste Einnahmequelle des Landes, wegen der US-Sanktionen von rund 2,6 Millionen Barrel pro Tag im Januar 2017 auf gerade einmal 290.000 Barrel pro Tag eingebrochen; der Rial hat mehr als zwei Drittel seines Werts verloren, Irans Wirtschaftsleistung ist seit 2018 um elf Prozent abgestürzt. Der durchschnittliche Lebensstandard ist deutlich gesunken, während inzwischen laut Schätzungen von Experten 55 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsschwelle leben.[7] Die Covid-19-Pandemie hat die Lebensverhältnisse weiter verschlechtert und die Verelendung verstärkt. Gelinge es der Regierung nicht, nach dem ersehnten Ende der Pandemie die Armut wieder zu senken, "dann könnte sie sich politischer und sozialer Instabilität gegenübersehen", wurde kürzlich ein iranischer Ökonom zitiert; man müsse eine "Explosion der Verbitterung" befürchten, urteilt ein Wirtschaftsfunktionär aus Teheran.[8]


Vor dem Scheitern

Berlin hat in den vergangenen Jahren versucht, sich als Garantiemacht des Atomabkommens eine eigenständige weltpolitische Position zu sichern. Bereits vor Jahren hatte die Bundesregierung großspurig angekündigt, ein Instrument zu schaffen, das es ermöglichen solle, unter Umgehung der US-Sanktionen Geschäfte mit Iran zu tätigen. 2019 gründeten Berlin, Paris und London dazu im EU-Rahmen das Finanzvehikel INSTEX (Instrument in Support of Trade Exchanges) mit Sitz in Paris.[9] In der Praxis ist INSTEX wirkungslos geblieben und gescheitert - ein schwerer Schlag für den Anspruch der Bundesrepublik, in der internationalen Politik eigene Positionen auch gegen die Vereinigten Staaten durchsetzen zu können. Aktuell führt die Bundesregierung ihre Bemühungen um das Atomabkommen ansatzweise fort; so hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch mit Irans Präsident Rohani telefoniert und dabei um "positive Signale" geworben, "die Vertrauen schaffen und die Chancen auf eine diplomatische Lösung erhöhen".[10] Gestern hat Außenminister Heiko Maas freilich den Druck auf Teheran erhöht: "Iran spielt mit dem Feuer". Für Washingtons Weigerung, die Sanktionen umgehend aufzuheben, müsse man Verständnis haben: Es sei für Biden "nicht so einfach", Maßnahmen der Trump-Administration "auf den Kopf zu stellen".[11] Damit steht nach INSTEX nun auch das Bemühen Berlins, prinzipiell eine eigenständige Position im Atomkonflikt mit Iran zu bewahren, vor dem Scheitern.

 

[1], [2] Iran eskaliert Atom-Streit. Frankfurter Allgemeine Zeitung 18.02.2021.

[3] Michael Lipin: US Sanctions on Iran to Remain, Blinken Says. voanews.com 27.01.2021.

[4] Biden: US Won't Lift Iran Sanctions. voanews.com 07.02.2021.

[5] Internationaler Gerichtshof: USA müssen Iran-Sanktionen aufheben. dw.com 03.10.2018.

[6] Sanktionen gegen Iran: UN-Gericht weist Einspruch der USA ab. diepresse.com 04.02.2021.

[7] The Impact of the Iran Nuclear Deal on Poverty in Iran. borgenmagazine.com 12.02.2021.

[8] Najmeh Bozorgmehr: Spiralling poverty in Iran adds to pressure on regime. ft.com 25.01.2021.

[9] S. dazu Vor dem Scheitern.

[10] Telefonat von Bundeskanzlerin Merkel mit dem iranischen Staatspräsidenten Rohani. bundesregierung.de 17.02.2021.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8529

18.02.2021

Stellungnahme des Justizministers der Russischen Föderation Konstantin Tschuitschenko angesichts des EGMR-Beschlusses von 17. Februar 2021

russische-botschaft.ru/de, Februar 18, 2021

Zitat: „Die heutige Forderung des EGMR, Nawalny freizulassen, ist aus mehreren Gründen beispiellos.

Erstens ist es eine klare und grobe Einmischung in die Justiz eines souveränen Staates.

Zweitens ist diese Forderung unbegründet und rechtswidrig, da sie keinen einzigen Hinweis auf einen Sachverhalt oder eine Rechtsvorschrift enthält, die einen solchen Gerichtsbeschluss ermöglichen können.

Drittens ist es dieser Forderung von vornherein nicht nachzukommen, weil es gemäß den russischen Gesetzen keinen Rechtsgrund für die Entlassung dieser Person aus der Haft gibt.

In diesem Bewusstsein haben die europäischen Richter einen eindeutig politischen Beschluss gefasst, der die Wiederherstellung konstruktiver Beziehungen zu den Institutionen des Europarates nur erschweren kann.

Die Umsetzung dieses EGMR-Beschlusses wäre nichts anderes als Manifestation eines selektiven Ansatzes, der dem Grundprinzip des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, nämlich der Gewährleistung der Rechtsstaatlichkeit, widerspricht.“


Info: https://russische-botschaft.ru/de/2021/02/18/stellungnahme-des-justizministers-der-russischen-foederation-konstantin-tschuitschenko-angesichts-des-egmr-beschlusses-von-17-februar-2021-2

18.02.2021

Einladung zur Online-Veranstaltung am 26.3. ab 18 Uhr:              Klimakrise zwischen Militarisierung und Frieden


  <http://natwiss.de/wp-content/uploads/2021/02/Klimakrise-zwischen-Militarisierung-und-Frieden.png>

Einladung zur Online-Veranstaltung am 26.3. ab 18 Uhr:

Klimakrise zwischen Militarisierung und Frieden


Klimaveränderungen erzeugen und verschärfen soziale, ethnische und geostrategische Konflikte durch die Ausbeutung und Vernichtung von Ressourcen, Wetterextreme und Naturkatastrophen, Vertreibung und Flucht, die besonders die verwundbaren und fragilen Regionen treffen.


Die ungebremste globale Erwärmung erzeugt ein Klima der Gewalt, das den Frieden gefährdet und  der Militarisierung und Aufrüstung Vorschub leistet, die wiederum die Naturzerstörung und den Klimawandel beschleunigen.


Um den Teufelskreis aus globalisiertem Wachstum, Umweltzerstörung und Gewalt umzukehren, müssen positive Verflechtungen von Frieden und nachhaltiger Entwicklung gestärkt und ausgebaut werden. Statt durch Klimakonflikte eine weitere Militarisierung zu rechtfertigen, müssen Abrüstung, Umweltschutz und die Transformation zur nachhaltigen Energieversorgung Hand in Hand gehen.


Der Klimawandel lässt sich nur durch eine echte Kooperation auf globaler Ebene bremsen. Ohne die Einhaltung internationaler Klimaverträge und den offenen Austausch über nachhaltige Technologien wird der CO2-Gehalt der Atmosphäre weiter steigen.  Klimagerechtigkeit, weltweite Kooperation und Dialog tragen dazu bei, ein Klima des Friedens zu schaffen.


Ziel der Online-Veranstaltung ist es die Dialektik von Klimakonflikten und Militarismus zu verdeutlichen, gleichzeitig auf die systembedingten Ursachen einzugehen und Alternativen von Kooperation und Dialog, von Frieden und Abrüstung zu entwickeln.


Info: Programm am 26.3. ab 18 Uhr:

  • 18:00 Uhr | Begrüßung und technische Hinweise                                                                           Moderation: Dr. Sibylle Brosius (NatWiss)
  • 18:10 Uhr | Einführende Beiträge                                                                                                       Militär als Klimakiller                                                                                                                              Sabine Buchmann-Mayer (Parents for Future AG Frieden fürs Klima) und Karl-Heinz Peil (Friedens- und Zukunftwerkstatt)                                                                                                         anschließend Diskussion
  • 18:45 Uhr | Vortrag                                                                                                                               Frieden und Klima                                                                                                                               Prof. Dr. Jürgen Scheffran (NatWiss)
  • 19:10 Uhr | Kommentierende Beiträge                                                                                       Agnieszka Brugger (MdB Bündnis 90/Die Grünen) (angefragt) und Dr. Alexander Neu (MdB DIE LINKE)
  • 19:25 Uhr | Diskussion                                                                                                                      20:00 Uhr | Schluss

Download des Programms: http://natwiss.de/wp-content/uploads/2021/02/210215_Flyer_Klimakrise-zwischen-Militarisierung-und-Frieden.pdf


Anmeldung und Rückfragen:

Die NatWiss Online-Veranstaltung findet online via Zoom statt.

Wir bitten um Anmeldung/Rückfragen: info@natwiss.de

Die Teilnahme ist kostenlos. Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung und einen Zugangslink für die Teilnahme.

Info: Webseite www.natwiss.de

18.02.2021

Im Kolonialherrenstil              In Berlin werden Forderungen nach neuen Sanktionen gegen Moskau laut: "Wir wollen einen Regimewandel".

German-Foreign-Policy.com, 18. Februar 2021
BERLIN/MOSKAU (Eigener Bericht) - In den deutschen Herrschaftseliten schwellen die Forderungen nach neuen Sanktionen gegen Moskau und einem Aufwiegeln von Russlands junger Generation an. Man habe "gegenüber Russland ... sehr große [Ziele]", erklärt der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr: "Wir wollen ... einen Regimewandel". Die jüngsten Proteste von Anhängern des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, die aus Berlin koordiniert wurden, reichten noch nicht aus, um "die Stabilität des Regimes" zu gefährden, urteilt die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Man könne allerdings auf die junge Generation ("Generation Putin") setzen, in der viele gegenüber der Regierung kritisch eingestellt seien, schlägt ein Mitarbeiter der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung vor. Nawalny spreche insbesondere jüngere Menschen an; er verkörpere "einen neuen Politikertyp". Der Mann, den die deutschen Eliten im Kolonialherrenstil in Russland an die Regierung zu bringen suchen, wird lediglich von einer kleinen Minderheit der russischen Bevölkerung unterstützt.


Zitat: "Wir wollen Regimewandel"Vor dem Treffen der EU-Außenminister am kommenden Montag, bei dem die grundsätzliche Positionierung der Union gegenüber Russland sowie die etwaige Ausweitung der Sanktionen auf der Tagesordnung stehen, dringen deutsche Think-Tanks in zunehmendem Maß auf schärfere Aggressionen gegenüber Moskau. Offen diskutiert wird unter anderem über Zwangsmaßnahmen. Während es etwa in einer Stellungnahme aus der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) heißt, die EU solle ihr vor kurzem eingeführtes"Menschenrechts"-Sanktionsregime [1] nutzen und es gegen noch auszuwählende "russische Amtsträger" in Anschlag bringen [2], rät der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, explizit von umfassenden Wirtschaftssanktionen ab. "Wenn man Russland wirklich wirtschaftlich in die Knie zwingen will", erklärt Felbermayr, dann "kann Europa allein nicht so viel ausrichten, wie notwendig wäre": Dann "bräuchte man ... eine große Koalition von Ländern" - "zumindest auch China ... und am besten noch Indien und weitere Handelspartner Russlands". Felbermayr zeigt sich eher skeptisch: "Die Ziele, die wir gegenüber Russland haben, sind ja sehr große. Wir wollen ja nicht weniger als einen Regimewandel in Russland, das ist sehr schwer zu erreichen mit wirtschaftlichem Druck."[3]


Sehnsucht nach Instabilität

Skeptisch geben sich deutsche Russland-Spezialisten auch bezüglich der jüngsten Proteste von Parteigängern des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, die aus Berlin koordiniert wurden - von Nawalnys Stabschef Leonid Wolkow, der Berichten zufolge seit mehr als einem Jahr "im Exil" lebt [4] und nach eigenen Angaben erst kürzlich Vertreter mehrerer EU-Staaten über "mögliche Sanktionen gegen Putin-Gefolgsleute" beriet [5]. Über die Proteste hieß es unlängst aus der vom Kanzleramt finanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), durch sie sei "die Stabilität des Regimes ... kurzfristig nicht bedroht": Sie niederzuschlagen sei "für die russische Nationalgarde eine lösbare Aufgabe", zumal "die Zahl der Protestierenden ... zu klein" und "die Proteste bislang friedlich und gewaltfrei" seien.[6] "Zu Gegenwehr von Demonstrantinnen und Demonstranten" sei es "bislang nur in Einzelfällen" gekommen; auch sei "eine Spaltung innerhalb der Elite, die eine wesentliche Voraussetzung für Instabilität wäre, ... bislang nicht erkennbar". Allerdings lade "der Kreml" sich mit der "massiven Repression" gegen die Proteste "für die kommenden Jahre eine schwere politische Hypothek auf": Das Vorgehen der Polizei könne "bislang unpolitische Teile der Bevölkerung mobilisieren".


Die "Generation Putin"

Dabei haben die Experten vor allem die jüngere Generation im Blick, die erst kurz vor oder sogar nach dem ersten Amtsantritt von Präsident Wladimir Putin geboren wurde ("Generation Putin"). In der Tat sind die 18- bis 24-Jährigen die einzige Altersgruppe, in der laut einer Umfrage des Moskauer Lewada-Centers eine sympathisierende Haltung zu den Nawalny-Protesten (38 Prozent) gegenüber einer negativen Meinung (22 Prozent) überwiegt.[7] "In den Augen gerade vieler junger Russinnen und Russen" werde durch die Polizeirepression "die Legitimität der politischen Führung ... irreparabel beschädigt", heißt es entsprechend bei der SWP.[8] Prinzipieller urteilt etwa Stefan Meister, ein einstiger DGAP-Spezialist, der heute für die Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen) tätig ist: "Die 'Generation Putin' konsumiert nicht mehr das Staatsfernsehen und ist gegenüber staatlicher Propaganda ebenso skeptisch wie gegenüber den Behauptungen von Politikern. Sie informiert sich via Telegram und über ihre eigenen Netzwerke in den Sozialen Medien."[9] Nawalny habe "über seine Kanäle in den Sozialen Medien eine direkte Verbindung zu diesen jungen Leuten aufgebaut" und damit zugleich "ein Netzwerk in die Regionen [Russlands, d. Red.] geknüpft". Damit verkörpere er "einen neuen Politikertyp".


Impfstoff ohne Gegenleistungen

Ergänzend zum Bestreben, Russlands junge Generation gegen die Regierung zu mobilisieren, schlägt die DGAP in einem aktuellen Papier mit Blick auf das EU-Außenministertreffen weitere Maßnahmen vor. So müsse die Union ihr Visaregime für russische Bürger liberalisieren - mit dem Ziel, nicht nur jüngeren Menschen, sondern auch der "Zivilgesellschaft" - gemeint sind offenbar prowestlich orientierte Milieus - die Einreise sowie damit den Aufbau von Beziehungen in die EU zu erleichtern.[10] Darüber hinaus könne man sich um weitere Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) gegen Russland bemühen, heißt es weiter; freilich ist damit zu rechnen, dass die Glaubwürdigkeit des EGMR ein wenig leidet, wenn er nach seiner Entscheidung vom Dienstag, keinerlei Einwände gegen den NATO-Bombenmord an einer dreistelligen Zahl afghanischer Zivilisten zu erheben (german-foreign-policy.com berichtete [11]), nun Polizeieinsätze gegen Demonstranten anprangert, wie sie auch im Westen üblich sind [12]. Insbesondere spricht sich die DGAP dafür aus, allgemein einen "muskulöseren Kurs" gegenüber Moskau einzuschlagen. Zwar sei "Kooperation in Gesundheitsfragen" erwünscht; die Union denkt nach ihrem Versagen bei der Covid-19-Impfstoffbeschaffung aktuell darüber nach, das russische Vakzin Sputnik V zu erwerben. Doch seien politische Gegenleistungen ausgeschlossen.


Vertrauen bei fünf Prozent

Während Berlin und Brüssel weiter für Nawalny agitieren, zeigt in der russischen Bevölkerung nur eine kleine Minderheit Sympathien für den Mann, der ihr Land nach dem Willen der EU möglichst regieren soll. Dies belegen aktuelle Umfragen des Moskauer Lewada-Instituts. Befragt, ob sie "Nawalnys Aktivitäten" billigten, antworteten demnach im Januar 19 Prozent mit "Ja", dagegen 56 Prozent mit "Nein".[13] Selbst unter den 18- bis 24-Jährigen war die Ablehnung mit 43 Prozent größer als die Zustimmung (36 Prozent). Übelgenommen wurde Nawalny insbesondere, dass er zu den Demonstrationen seiner Anhänger auch Schulkinder aufgerufen hatte - mit der Begründung, dort sei "was los".[14] Faktisch trieb der Oppositionelle damit Minderjährige - wohl gezielt - in die Konfrontation mit der Polizei. Auf die offen formulierte Frage, welchem Politiker sie vertrauten, nannten lediglich fünf Prozent Nawalny, während einsamer Spitzenreiter mit 29 Prozent Wladimir Putin war. Zugleich gaben 64 Prozent der Befragten an, sie beurteilten Putins präsidiale Aktivitäten positiv; selbst unter den 18- bis 24-Jährigen stimmte dem mit 51 Prozent eine Mehrheit zu.[15] Damit entlarven die Umfragen die Regime Change-Bestrebungen Berlins als Politik im Kolonialherrenstil.

 

[1] S. dazu Die Weltenrichter (II).

[2] Alena Epifanova, Milan Nič: It's High Time for the EU to Rethink its Relations with Russia. dgap.org 11.02.2021.

[3] "Europa allein kann nicht so viel ausrichten". deutschlandfunk.de 11.02.2021.

[4] Russland erlässt internationalen Haftbefehl gegen Nawalny-Mitstreiter. zeit.de 10.02.2021.

[5] Außenminister Lawrow droht mit Abbruch der EU-Beziehungen. dw.com 12.02.2021.

[6] Janis Kluge: Putin und die Proteste in Russland: Die Zeit des Taktierens ist vorbei. swp-berlin.org 04.02.2021.

[7] January Protests. levada.ru 11.02.2021.

[8] Janis Kluge: Putin und die Proteste in Russland: Die Zeit des Taktierens ist vorbei. swp-berlin.org 04.02.2021.

[9] Stefan Meister: Putin's Security Trap. ip-quarterly.com 11.02.2021.

[10] Alena Epifanova, Milan Nič: It's High Time for the EU to Rethink its Relations with Russia. dgap.org 11.02.2021.

[11] S. dazu Die Dauerkriege des Westens (II).

[12] S. dazu Koloniale Methoden.

[13] The Return of Alexey Nawalny. levada.ru 08.02.2021.

[14] Reinhard Lauterbach: Fehlstart der Kampagne. junge Welt 10.02.2021.

[15] Presidential Ratings and the State of the Nation. levada.ru 04.02.2021.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8527

17.02.2021

Die Dauerkriege des Westens (II) 
NATO-Verteidigungsminister wollen Entscheidung über Abzug aus Afghanistan verschieben. Der EGMR bestätigt: Deutsches Massaker in Kunduz bleibt straflos.

German-Foreign-policy.com, 17. Februar 2021
BERLIN/KABUL (Eigener Bericht) - Vor dem heute beginnenden Treffen der NATO-Verteidigungsminister zeichnet sich eine Verlängerung der Militärintervention in Afghanistan ab. War von dem virtuellen Treffen zunächst ein Beschluss über den Abzug der Truppen erwartet worden, so heißt es nun, man warte zunächst die Entscheidung Washingtons in der Sache ab. Die Trump-Administration hatte vergangenes Jahr eine Vereinbarung mit den Taliban geschlossen und einen Abzug bis zum 30. April angestrebt. Die Biden-Administration fordert nun Änderungen am Abkommen und will dabei den Abzug hinauszögern: Verließen die westlichen Truppen das Land wie geplant, wäre die erneute Machtübernahme der Taliban kaum zu vermeiden - eine schwere Niederlage für den Westen. Allerdings droht ein verlängerter Verbleib am Hindukusch den Krieg erneut eskalieren zu lassen. Während Afghanistan bei einem Abzug in katastrophalem Zustand zurückgelassen würde, bleibt ein Massaker an afghanischen Zivilisten, das auf Befehl eines deutschen Obersts geschah, laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) straflos.


Zitat: Kurswechsel in WashingtonDie aktuelle Debatte über eine mögliche Verschiebung des NATO-Truppenabzugs aus Afghanistan folgt einem erneuten abrupten Kurswechsel in den Vereinigten Staaten. Den Abzug der US-Einheiten - damit zugleich aber auch implizit denjenigen der NATO-Truppen - hatte die Trump-Administration in ihrem am 29. Februar 2020 mit den Taliban geschlossenen Abkommen einseitig festgelegt; als Termin war der 30. April 2021 geplant. Das hatte bei den NATO-Verbündeten, nicht zuletzt bei der Bundesregierung, für einige Unruhe gesorgt: Die Bundeswehr ist, wie die Einheiten der anderen am Hindukusch operierenden Staaten, bei ihrem Einsatz auf die Kooperation mit den US-Streitkräften angewiesen; ohne diese sind wichtige militärische Fähigkeiten nicht abgedeckt. Jetzt zieht die Biden-Administration erneut einen plötzlichen Kurswechsel in Betracht. Zur Begründung dient ein Bericht der Afghanistan Study Group, die der US-Kongress im Dezember 2019 eingesetzt und die im April 2020 die Arbeit aufgenommen hat - nach der Unterzeichnung des Abkommens mit den Taliban. In dem am 3. Februar präsentierten Bericht heißt es nun, man müsse, um den eigenen Interessen am Hindukusch Geltung zu verschaffen, die Abzugsbedingungen modifizieren; insbesondere sei der bislang geplante Abzugstermin zu verschieben. Damit steht nun plötzlich ein längerer Verbleib auch der Bundeswehr in Afghanistan im Raum.[1]


Wertlose Verträge

Washingtons erneuter plötzlicher Kurswechsel ist mit äußeren wie auch inneren Schwierigkeiten verbunden. Nach außen stellt er zum wiederholten Mal die Vertragstreue der westlichen Vormacht in Frage. Bereits der Bruch des Atomabkommens mit Iran durch die Trump-Administration hatte nicht nur in Teheran die Frage aufgeworfen, was ein Vertrag mit den USA noch wert sei, wenn ein Regierungswechsel genüge, um ihn vollständig zu entwerten. Die aktuellen Pläne der Biden-Administration stellen jetzt ein zweites von den Vereinigten Staaten geschlossenes Abkommen zur Debatte; Anlass ist wieder ein Regierungswechsel in Washington. Darüber hinaus brockt der plötzliche Kurswechsel auch den Verbündeten beträchtliche Probleme ein. So hat etwa auch die Bundeswehr längst mit dem Abzug begonnen; wichtiges Material, darunter schwere Artillerie, ist bereits abtransportiert. Auch sind Truppenteile, die bei einer Fortsetzung des Einsatzes benötigt würden, schon nach Deutschland zurückverlegt worden; laut Berichten sind etwa 60 Elitesoldaten des Kommando Spezialkräfte im Dezember in die Bundesrepublik heimgekehrt.[2] Sollten die Taliban nicht zu einer Vertragsrevision bereit sein und bei einem etwaigen Ausbleiben des NATO-Abzugs ihre Angriffe auf die westlichen Streitkräfte wieder aufnehmen, hätten diese ein ernstes Problem.


Ein strategisches Dilemma

Dabei gilt die Lage, in der sich der Westen am Hindukusch befindet, ohnehin als politisch prekär. Wird der Abzug wie geplant bis zum 30. April realisiert, dann haben die westlichen Staaten keine Mittel, mit denen sie eine mögliche erneute Machtübernahme der Taliban in Kabul verhindern können; ihr fast 20 Jahre währender Krieg am Hindukusch wäre dann faktisch gänzlich erfolglos geblieben - dies zu einer Zeit, zu der auch westliche Kriege in weiteren Weltregionen, etwa im Sahel [3], nicht zu der bei Kriegsbeginn jeweils lautstark versprochenen Verbesserung der Verhältnisse führen. Nehmen die Taliban aber bei einer einseitigen US-Verschiebung des Abzugs ihre Kampfhandlungen gegen die westlichen Truppen wieder auf, dann bestünde die einzige Alternative zu einem - in der Außenwirkung fatalen - überstürzten Rückzug des Westens unter Feuer in einer Fortführung des Kriegs. Diesen hatte schon die Obama-Administration zu beenden versucht, um sich auch militärisch voll und ganz auf den Machtkampf gegen China konzentrieren zu können, den sie unter dem Stichwort "Pivot to Asia" zu verstärken begann.[4] Bereits Obama scheiterte mit dem Abzug. Die Trump-Administration hat ihn ebenfalls zwecks Fokussierung auf China in die Wege geleitet. Gelänge er auch dieses Mal nicht, dann blieben US-Kräfte auch weiterhin in Zentralasien gebunden und stünden nicht gegen die Volksrepublik bereit.


In desaströsem Zustand

Jenseits dieses strategischen Dilemmas befindet sich Afghanistan nach einer mehr als 19 Jahre währenden westlichen Truppenpräsenz in einem desaströsen Zustand. Experten schätzen den Anteil der Distrikte, die bereits jetzt von den Taliban kontrolliert werden, auf mehr als die Hälfte. Laut Angaben der Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIHRC) kamen im Jahr 2020 - trotz des US-Abzugsabkommens mit den Taliban - 2.958 Zivilisten durch Kampfhandlungen oder Attentate ums Leben, mehr als im Jahr zuvor (2.817). Seit 2018 wurden am Hindukusch mindestens 65 Journalisten sowie Menschenrechtler ermordet. Der Anteil der Bevölkerung, der unter der Armutsschwelle lebt, lag bereits im Jahr 2017 mit 54,5 Prozent höher als im Jahr 2002 - und seither ist er noch weiter gestiegen. Im November 2020 waren laut Angaben von Hilfsorganisationen 11,1 Millionen Afghanen - mehr als ein Drittel der Bevölkerung - auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.[5] Während die Zahl der Familien stieg, die pandemiebedingt ihren Lebensunterhalt verloren hatten, nahm die Zahl derjenigen rasant zu, die ihre Kinder arbeiten lassen mussten, um genug Geld zum Überleben zur Verfügung zu haben. Nach wie vor verfügen 41 Prozent aller Schulen nicht über Schulgebäude. Der Analphabetismus unter den 15- bis 24-Jährigen liegt bei 35 Prozent.[6]


Das Massaker von Kunduz

Unterdessen hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) sichergestellt, dass Massaker westlicher Militärs an afghanischen Zivilisten straflos bleiben können. Der EGMR hatte sich mit dem Massaker von Kunduz vom 4. September 2009 befassen müssen, bei dem auf Befehl des deutschen Obersts Georg Klein eine Menschenmenge rund um zwei havarierte Tanklaster bombardiert worden war. Dabei kamen laut offiziellen Angaben 91, laut unabhängigen Zählungen 142 Menschen zu Tode - weitgehend oder sogar vollständig Zivilisten. Klein hatte den Angriff befohlen, obwohl zwei US-Bomberpiloten eindringlich vor ihm gewarnt und sich zunächst sogar geweigert hatten, ihn auszuführen, weil große Zweifel an seiner Angemessenheit und Zulässigkeit bestanden. Sämtliche Versuche, die Tat durch die deutsche Justiz zu ahnden oder doch zumindest den Überlebenden und den Nachkommen der Todesopfer Entschädigung zusprechen zu lassen, scheiterten. Gestern hat nun der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) geurteilt, dies sei korrekt; Deutschland habe mit den justiziellen Ermittlungen, die freilich zu nichts führten, seinen Verpflichtungen Genüge getan.[7] Damit bleibt eines der schlimmsten Massaker aus dem Afghanistankrieg straflos: ein deutliches Omen für künftige Kriege der Bundeswehr.

 

[1] Afghanistan Study Group Final Report: A Pathway for Peace in Afghanistan. usip.org 03.02.2021.

[2] Wehrlos in Afghanistan? Frankfurter Allgemeine Zeitung 15.02.2021.

[3] S. dazu Die Dauerkriege des Westens (I).

[4] S. dazu Das pazifische Jahrhundert.

[5] Violent Conflicts and the COVID 19-Pandemic Are Exacerbating Hunger in Afghanistan. reliefweb.int 18.11.2020.

[6] Chris Nyamandi: The World Must Step Up to Save Afghanistan's Children. thediplomat.com 18.11.2020.

[7] Keine Entschädigung für Luftangriff in Kundus. tagesspiegel.de 16.02.2021.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8526

17.02.2021

ZeroCovid-Zeitung       -       Das Ziel heißt Null Infektionen!
Für einen solidarischen europäischen Shutdown

Am Mittwoch, dem 17. Februar, geht die erste Ausgabe unserer ZeroCovid-Zeitung in den

Druck! Die Zeitung liegt zwei Tage später, am 19.2., auch der taz bei. Es ist aber vor allem eine Massenzeitung zum Verteilen – zum Bekanntmachen unserer Initiative ZeroCovid.


Zitat: Die Dynamik der Pandemie ist ungebrochen. In Europa stieg die Zahl der Corona-Toten im Januar um mehr als 200.000. In Deutschland um mehr als 24.000 (von 33.791 am 31.12. 2020 auf 57.777 am 31.1.2021). Die neuen Mutationen breiten sich gefährlich schnell aus. Doch erneut gibt es den Ruf aus Wirtschaft und Politik nach Lockerung. Tatsächlich ist die Regierung nach einem Jahr Zickzack-Kurs von Lockdown über Lockerung zu Halblockdown unglaubwürdig. Sie stellt weiter das Profitinteresse vor den Gesundheitsschutz. Deswegen wird die Arbeitswelt aus allen Maßnahmen zur Viruseindämmung ausgeklammert. Der Homeoffice-Anteil liegt sogar heute wesentlich niedriger als im April letzten Jahres. Merkel, Spahn & Scholz verbreiten das Märchen, mit der Impfung sei die Pandemie in wenigen Wochen beendet.


Das trifft nicht zu. Eher droht eine dritte Welle. Doch dies kann durch eine solidarische Kraftanstrengung und eine Bewegung von unten verhindert werden. Um das möglichst vielen Menschen zu erklären, produzieren wir diese ZeroCovid-Zeitung. Mit zwei Dutzend Autorinnen & Autoren (u.a. Bini Adamczak, Kathrin Hoffmann, Natascha Strobel). Mit Beiträgen zu Themen wie “Corona im Betrieb”, “Abiklassen-Streiks als Gesundheitsschutz”, “Corona und Polizeigesetze in Frankreich”, “Kollaps des Gesundheitssystems in Portugal”, “Warum können die Menschen in Neuseeland wieder in Restaurants und an den Strand gehen?”

Zeitung herunterladen: https://zero-covid.org/wp-content/uploads/2021/02/zero-covid01n.pdf


Info:  https://zero-covid.org / Unterstütze uns durch eine Vorbestellung


Kommentar: Das Ziel "Null Infektionen" als uneinlösbare Propagandaforderung, dient n. m. E. eher zur Dauereinschüchterung der Menschen durch Ängste und um sie so auf einen entpolitisierten Nebenschauplatz zu lenken.

Nicht nur am Rande erwähnt gewinne ich den Eindruck, dass dies nicht den Weg aus der Pandemie, sondern eher zu einem Dauerlockdown eröffnet.

Wenn dieser Shutdown verknüpft wäre mit Forderungen hin zu einem gesellschaftlichen Wandel in Richtung der Prinzipien von Gemeinwohl, Gemeingut, Commons und übergreifendem, ganzheitlichem Denken, dann könnte daraus eine qualitativ gesündere Gesellschaft hervorgehen, die alle für das Gesundbleiben notwendigen Abwehrkräfte noch dauerhaft, aus sich selbst heraus generieren und somit erhalten kann. Die bestehende genetische Vielfalt und der deshalb zu unterlassende Eingriff in das Erbgut "aller" Lebewesen, bildet dafür eine wesendlich Grundvoraussetzung.          Thomas Bauer

17.02.2021

Die Gene Drive Files

boell.de, vom 5. Dezember 2017, Von Lili Fuhr

Die sogenannten Gene Drive Filesbelegen, dass die Bill and Melinda Gates Foundation eine private Agrar- und Biotech-PR-Firma bezahlt hat, um eine undercover „advocacy coalition“ zu leiten, die zum Ziel hatte, den einzigen UN Prozess zu unterminieren, der sich explizit mit der möglichen Regulierung der Gene Drive Technologie befasst.


Zitat: Die Bill and Melinda Gates Foundation hat eine PR Firma damit beauftragt, heimlich einen wichtigen UN Prozess zum Thema Synthetische Biologie zu unterwandern. Mehr als 1200 Emails – Dokumente, die über das Informationsfreiheitsgesetz in den USA (Freedom of Information requests) offengelegt wurden, die sogenannten Gene Drive Files – belegen, dass die Bill and Melinda Gates Foundation eine private Agrar- und Biotech-PR-Firma bezahlt hat, um eine undercover „advocacy coalition“ zu leiten, die zum Ziel hatte, den einzigen UN Prozess zu unterminieren, der sich explizit mit der möglichen Regulierung der Gene Drive Technologie befasst.


  • Was sind Gene Drives?

    Gene Drives verkörpern das neue Grenzland der Gentechnik, der synthetischen Biologie und des Gene Editings. Die Gene Drive Technologie schaltet die normalen Regeln genetischer Vererbung aus und sorgt dafür, dass ein bestimmtes Merkmal, das von Menschen mittels Gene-Editing-Technologie in die DNA eines Organismus eingeführt wurde, sich auf alle kommenden Generationen verbreitet und so die Zukunft der gesamten Spezies verändert. Gene Drives sind damit ein biologisches Instrument sehr großer Wirkungsmacht. Ein Vorschlag zielt darauf ab, Gene Drives zur Ausrottung von Mückenarten zu verwenden, die Malaria verbreiten – so zum Beispiel im Target Malaria Projekt, das von der Gates Stiftung finanziert wird. Ein anderer propagierter Plan der Organisation Island Conservation sieht vor, invasive Arten auf bestimmten Inseln ausrotten, indem man dort genveränderte Mäuse aussetzt. Diese Mäuse sollen verhindern, dass die dortigen Mäuse weibliche Nachkommen haben. Die Erschaffung der „tochterlosen Maus“ wäre der erste Schritt auf dem Weg zur genetischen Kontrolle invasiver Nagetiere.

    Gene Drives bedeuten nicht nur ein großes Biosicherheitsrisiko bei der Forschung oder möglichen Anwendung, die auf die Veränderung ganzer Arten und Ökosysteme setzt, sondern werfen große Fragen auf, wenn es um die Patentierung und auch um die eventuelle Nutzung als potente biologische Waffen geht.



  • Was ist synthetische Biologie?
    Als synthetische Biologie bezeichnet man die nächste Generation von Biotechnologien, die versuchen, Lebensformen – auch auf der genetischen Ebene – zu entwickeln, zu verändern, neu zusammenzusetzen und sogar künstlich zu erzeugen. Die synthetische Biologie geht weit über die erste Generation „transgenetisch“ veränderter Organismen hinaus. Für 2020 wird ihr Marktwert auf fast 40 Mrd. USD geschätzt, da die industrielle Aktivität in synthetischer Biologie geradezu explodiert, weil neue Instrumente zur Veränderung von Erbgut und kostengünstigere DNA-Synthesen eine genetische Neugestaltung oder Veränderung von biologischen Organismen vereinfachen und beschleunigen. Zu den bereits auf dem Markt erhältlichen aus synthetischer Biologie stammenden Produkten gehören biosynthetisierte Varianten von Geschmacksstoffen, Düften, Brennstoffen, Pharmaka, Textilien, Industriechemikalien sowie Inhaltsstoffe von Kosmetika und Nahrungsmitteln. Für die nächste Generation synthetisch hergestellter (einschließlich „genomeditierter“) Feldfrüchte, Insekten und Tiere zeichnet sich bereits eine kommerzielle Nutzung ab.


  • Warum interessiert sich Monsanto für die Gene Drives Technologie?
    Unsere Studie Outsmarting Nature von 2016 stellt fest: Gene Drives werden auch erforscht, um sie ggf. in der Landwirtschaft anzuwenden. Die Idee ist es, mit Hilfe der Gene Drive Technologie die Pestizid- und Herbizidresistenz von Unkraut rückgängig zu machen, die sich im Laufe der Zeit unter stetiger Anwendung einstellt und so das Business Modell von Monsanto und anderen großen Agrarkonzernen auch mittelfristig aufrecht zu erhalten.


Die Gene Drive Files belegen auch ähnliche Bemühungen einer anerkannten Biotech-Lobbygruppe zur Beeinflussung von Regierungsvertreter/innen aus Kanada, Großbritannien, Brasilien, USA und den Niederlanden im selben UN Prozess.


Die CBD und Synthetische Biologie

Gene Drives bergen weitreichende ökologische und soziale Gefahren, weshalb sich zu Beginn der COP 13 der UN Biodiversitätskonvention in Cancun im Dezember 2016 mehr als 170 Gruppen, darunter auch die Heinrich-Böll-Stiftung, für ein Moratorium ausgesprochen hatten. Aber auch die Pro-Gene-Drive-Lobby war in Cancun sehr präsent und aktiv. Nur sehr wenige Länder – darunter aber immerhin die gesamte Africa-Group (bis auf wenige Ausnahmeländer innerhalb Afrikas, die sehr gentechnikfreundlich sind, z.B. Kenia) – traten als Champions für das Thema auf und bestanden darauf, das Vorsorgeprinzip der CBD explizit auf Gene Drives zu beziehen. Bis zum Schluss wurde daher um einen Kompromiss gerungen. Im Ergebnis fordert die COP 13 alle Regierungen dazu auf, in Bezug auf Gene Drives das Vorsorgeprinzip sehr streng und sehr genau anzuwenden. Das bedeutet, dass es keine Freilassung von Gene Drives geben darf, ohne dass adäquate Risikobewertungen und Risikomanagementsysteme etabliert sind. Das kommt einem De-Facto-Moratorium schon ziemlich nahe – auch wenn es noch Schlupflöcher für die Interpretation lässt. Die Debatte um Gene Drives im Rahmen der CBD ist Teil der Verhandlungen zur Regulierung der synthetischen Biologie.


Wie genau sieht die Lobbystrategie der Gates Stiftung aus?

Die Gene Drive Files, also die Emails, die Prickly Research durch das Informationsfreiheitsgesetz erhalten hat, legen offen, dass eine Privatfirma namens „Emerging Ag“ Geld von der Bill and Melinda Gates Foundation erhalten mit folgenden Ziel: „Fight back against gene drive moratorium proponents“. Zu diesen Vertreter/innen des Moratoriums gehört neben vielen anderen auch die Heinrich-Böll-Stiftung.

Im Namen eines Projektes, das sich „Gene Drive Research Sponsors and Supporters coalition“ nannte, rekrutierte Emerging Ag heimlich 65-66 angeblich unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Beamte, um sie in eine online Expertengruppe einzuschleusen, das UN CBD Online Forum on Synthetic Biology. Dieses Gremium sollte sich unter anderem mit dem Thema Gene Drives befassen. Die CBD ist aktuell der einzige multilaterale UN Prozess, der sich überhaupt damit befasst. Emerging Ag hat seine „Freiwilligen“ gut gebrieft und sie mit täglichen Instruktionen versehen, wie sie das online Forum beeinflussen sollten.

Zu denjenigen, die diese Aktion von Emerging Ag koordinierend begleitet haben, gehört ein leitender Angestellter der Gates Foundation und mindestens drei Mitglieder eines UN Expertenkommittees, das ebenfalls mit dem online Prozess verknüpft ist, die AHTEG (Ad Hoc Technical Expert Group) on Synthetic Biology. Zwei von denjenigen, die ebenfalls AHTEG Mitglieder sind (Todd Kuiken von der North Carolina State University und Paul Freemont vom Imperial College London) repräsentieren Institutionen, die zusammen genommen mindestens $100 Millionen Finanzierung seitens des amerikanischen Militärs und philanthropischer privater Stiftungen erhalten haben, um explizit Gene Drives zu entwickeln und zu testen.[1]

Der AHTEG on Synthetic Biology trifft sich erneut am 5. Dezember 2017 in Montreal und soll – basierend auf den Ergebnissen des online Forums – Regulierungsempfehlungen für Regierungen erarbeiten. Es steht zu erwarten, dass Gene Drives in diesem Kontext eine wichtige Rolle spielen werden.

Die offengelegten Dokumente belegen auch, dass Emerging Ag mit der Biotech Lobygruppe Public Research and Regulation Initiative (PRRI) zusammengearbeitet hat, die eine ähnliche Aktion der Einflussnahme unternommen haben. Die Operation von PRRI wird detailliert in Emails beschrieben, die ein Vertreter der kanadischen Regierung erhalten hat, der auch Mitglied im AHTEG ist. In diesen Emails spricht PRRI über eine „backup operation“ für „like-minded“ Regierungs- und Industrieexperten, die im AHTEG sitzen. Die Email legt nahe, dass Regierungsvertreter/innen aus Kanada, USA, Brasilien und den Niederlanden im Hintergrund während nicht-öffentlicher Verhandlungen aus der Ferne von PRRI instruiert und beraten wurden. Es sieht danach aus, dass die „Gene Drive Research Sponsors and Supporters Coalition“ angeboten hat, das US Department of Agriculture zu kontaktieren, um weitere Finanzierung für PRRI Aktitivitäten zu erhalten.

Aber das ist nicht alles: Die Gene Drive Files belegen ebenfalls eine führende Rolle des US-amerikanischen Militärs bei der Entwicklung der Gene Drive Technologie.

Die Daten, die Prickly Research vorgelegt hat, belegen, dass DARPA (US Defense Advanced Research Projects Agency) circa $100 Millionen für die Erforschung von Gene Drives ausgegeben hat. Das sind $35 Millionen mehr als zuvor bekannt. Damit ist DARPA der weltweit größte Förderer dieser gefährlichen Technologie.[2] Die Emails belegen auch, dass DARPA alle wichtigen Player in diesem Feld entweder finanziell unterstützt oder sich mit ihnen abstimmt.

Und die Finanzierung findet nicht nur in den USA statt. DARPA finanziert ebenfalls Gene Drive Forschung in Australien (u.a. eine australische Regierungsbehörde, CSIRO) und in Großbritannien. Die Dokumente legen zudem ein hohes Interesse und Aktivitäten anderer Sektionen des US-amerikanischen Militär- und Geheimdienstbehörden offen.


Monsanto & Gene Drives

Ein besonders brisantes Detail ist die Verbindung von Monsanto mit diesem Thema: Die Gene Drive Files zeigen, dass die geheime JASON group (bestehend aus Beratern des Militärs) in diesem Jahr eine unter Verschluss gehaltene Studie zu Gene Drives produziert hat. Dieser Report baut auf einem früheren JASON Report von 2016 auf, der sich mit dem Thema „genome editing“ befasst – über den aber bisher noch nicht öffentlich berichtet wurde, obwohl er anscheinend auf großes Interesse innerhalb der amerikanischen Regierung stieß.

Die 2017er Studie der JASON group zu Gene Drives befasst sich mit „“potential threats this technology might pose in the hands of an adversary, technical obstacles that must be overcome to develop gene drive technology and employ it ‘in the wild’, and understanding of the expertise and resources that would be required to advance the technology. The study will focus on what might be realizable in the next 3-10 years, especially with regard to agricultural applications.”

Die JASON Studie wurde im Juni 2017 bei einem Treffen von ausgewählten Gene Drive Forschern initiiert. Und genau bei diesem Treffen gab der Vice President of Global Biotechnology von Monsanto eine Präsentation zum Thema „crop science and gene drives“. Das ist so bemerkenswert, da es der erste konkrete Nachweis für das Interesse von Monsanto an Gene Drives ist.


Wie sich die Gene Drive Forscher mit Händen und Füßen gegen eine Verbindung mit dem Militär wehren

Aus den vorliegenden Dokumenten ergeben sich offene Fragen, was die Beziehung zwischen DARPA und einem der prominenten Projekte zum Thema Gene Drives gibt: Target Malaria.

Target Malaria will seine Gene Drives in Afrika anwenden und bemüht sich stark zu betonen, dass es hier keine militärische Agenda gebe. Aber nun legen Emails von DARPAs Safe Genes Manager Renee Wegryzn nahe, dass Target Malaria Mitarbeiterin Andrea Crisanti auch eine wichtige Rolle in dem Safe Genes Projekt von DARPA spielt.

Eine Verbindung zum Militär ist den Gene Drive Forschern jedenfalls alles andere als lieb. Das gilt nicht nur für Target Malaria, sondern u.a. auch für Island Conservation.

Die Gene Drive Files belegen ausführliche „recommended strategy and talking points“, vorbereitet durch Heath Packard, Island Conservation und GBIRD Public Relations Vertreter, der sich Sorgen macht über mögliche öffentliche Kritik durch die DARPA Finanzierung: “knowing that the U.S. Dept. of Defense has obviously concluded that it will be used for nefarious (dual-use) purposes, maybe against our own people?” Er empfiehlt seinen Gene Drives Forschern, die guten Intentionen des Teams zu betonen, sich auf die DARPA Finanzierung von Internet und GPS in der Vergangenheit zu beziehen und auf schwierige Fragen abweichend zu antworten.


                                                           About the Gene Drive Files:


  • Hintergrund: Die sogenannten Gene Drive Files legen offen, dass die PR-Agentur „Emerging Ag“ von der Bill and Melinda Gates Foundation Finanzmittel in Höhe von 1,6 Millionen US-Dollar mit folgender Zielsetzung erhielt: „Fight back against gene drive moratorium proponents“. Zu diesen Vertreter/innen des Moratoriums über den Einsatz von Gene Drives gehört auch die Heinrich-Böll-Stiftung selbst. Die Agentur hat verdeckte Lobby-Interventionen finanziert und koordinierte, um die UN-Experten-Diskussion zu beeinflussen. Die von Prickly research veröffentlichten emails belegen zudem, dass die US-Forschungsagentur für Verteidigung DARPA (US Defense Advanced Research Projects Agency) circa $100 Millionen für die Erforschung von Gene Drives ausgegeben hat. Das sind $35 Millionen mehr als zuvor bekannt. Damit ist DARPA der weltweit grüßte Förderer dieser Technologie.



[1] The Gene Drive Files show that the 2 following appointed members of the Ad Hoc Technical Expert Group on Synthetic Biology also took a central active role in recruitment and strategy for the “Gene Drive Research Sponsors and Supporters coalition”: Todd Kuiken (North Carolina State University) and Bob Friedman of the J Craig Venter Institute. Additionally, Paul Freemont of Imperial College London recurs several times as an active participant in the advocacy coalition activities and is also a member of the AHTEG on Synthetic Biology. Professor Freemont’s institution (Imperial College, London) hosts both the Target Malaria coalition and provides office space for the Vice President of Strategy for Emerging Ag, Isabelle Cloche. Todd Kuiken of North Carolina State University is a key player in the GBIRd Gene Drive consortium which received $6.4 million to develop gene drive mice for field release. Imperial College, London (at which Paul Freemont is a professor) receives at least $92.5 million US dollars of philanthropic funds to support the Target Malaria Gene Drive project. The GBIRd (Genetic Biocontrol of Invasive Rodents) consortium of which Todd Kuiken is a key member receives $6.4 Million U.S. for gene drive development from the US military. (Quelle: http://genedrivefiles.synbiowatch.org/2017/12/01/gates_foundation_pr/)


[2] The other known major investors in gene drives are the Bill And Melinda Gates Foundation in conjunction with the Federal National Institutes of Health (FNIH) who have invested $75 million into Target Malaria Consortium, Tata Trusts which made a $70 million donation to UC San Diego to establish a center of research on gene drives and ‘active genetics,’ the Open Philanthropy Project which provided $17.5 million to Project Malaria and just over $1.2 million to FNIH, and The European Union which grants 1.5 million Euros to Target Malaria researchers.

(Quelle: http://genedrivefiles.synbiowatch.org/2017/12/01/us-military-gene-drive-development/)


Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog Klima der Gerechtigkeit.


Info: https://www.boell.de/de/die-gene-drive-files


Weiteres: 


Video-Mitschnitte Veranstaltungsreihe: Umkämpfte Natur

z. B. Gene Drives - Mit gentechnischer Ausrottung Menschen und Natur schützen? Dauer 1:35:14 h Sprache: Deutsch


Info: Videos und Webinaraufzeichnung  https://www.boell.de/de/dossier-biodiversitaet?dimension1=startseite

16.02.2021

Deutschlands Einsatz in Afghanistan       Der verlorene Frieden

deutschlandfunkkultur.de,

Teil 1: Nation Bulding

Zitat: Aufbrüche prägen Anfang der 2000er Jahre am Hindukusch das Bild. Die Bundeswehr übernimmt die Sicherheitsverantwortung für neun Provinzen, baut Brunnen, Brücken, Schulen als Teil der ISAF, der International Security Assistance Force, wie die internationale Afghanistan-Schutztruppe sich nennt.


Teil 2: Terror und Taliban

Zitat: Die Taliban verfügen weiter über Kraftquellen jenseits der Grenze, in Pakistan. Dort erzählt Maulana Sami ul Haq in seiner Madrassa, wie er die Taliban als „Friedensbewegung der Studenten“ konzipierte. Mit ihrem mittelalterlichen Islam gelang es ihnen, den jahrelangen Bürgerkrieg zwischen den unterschiedlichen Ethnien Afghanistans in kurzer Zeit zu beenden.


Teil 3: Aufstandsbekämpfung

Zitat: Unter dem neuen Oberkommandierenden General Petraeus wird COIN ("Counterinsurgency") neue Doktrin der internationalen Truppen in Afghanistan. Vorbild dabei ist ausgerechnet Deutschlands zivilmilitärischer Ansatz – der sich jetzt nicht als deutsche Erfindung, sondern als das Remake eines alten kolonialen Kriegskonzepts erweist.


Teil 4: Es gärt in den Provinzen

Zitat: Im Rahmen der „Aufstandsbekämpfung“ arbeitet die Bundeswehr – entgegen anderslautender Vorgaben – inzwischen auch mit Milizen lokaler Warlords zusammen. Ausgelaugt durch die herrschende Korruption und die Willkür der Milizen, erklären viele: „Wenn wir zwischen der Regierung und den Taliban zu wählen haben, wählen wir die Taliban.“


Teil 5: Die falschen Freunde vom Petersberg

Zitat: Partner der internationalen Gemeinschaft sind hauptsächlich die Führer der ethnischen Minderheiten aus dem Norden, Tadschiken und Usbeken. Gestützt auf diese „Nordallianz“-Milizen, vertrieb die US-Armee 2001 die paschtunisch geprägten Taliban.


Teil 6: Countdown

Zitat: Zum Ärger der Nordallianz-Staatselite beginnt Washington direkte Verhandlungen mit dem langjährigen Feind. US-Präsident Trump erklärt, bis zur Jahreswende 2020-2021 die US-Truppen so gut wie vollständig aus Afghanistan abziehen zu wollen.


Marc Thörner wurde 1964 in Hamburg geboren. Der Journalist und Sachbuchautor erhielt 2009 den Otto-Brenner-Preis für einen investigativen Beitrag über Afghanistan. Schwerpunkte seiner Arbeit sind außerdem die Maghreb-Länder, die Golfstaaten, der Irak und Pakistan.


Info: https://www.deutschlandfunkkultur.de/deutschlands-einsatz-in-afghanistan-der-verlorene-frieden-6.3720.de.html?dram:article_id=490921

16.02.2021

Die Autorengruppe zu Corona - sieben interdisziplinäre Thesenpapiere in 9 Monaten -

Text Angang Oktober, akt. Ende Dezember) Mitte März 2020 – die große Relevanz der Corona-Epidemie war nicht mehr zu übersehen – hat sich aufgrund persönlicher Ansprache eine Autorengruppe aus fachlich und wissenschaftlich interessierten Einzelpersonen zusammengefunden, um zu den Entwicklungen rund um diese Infektionskrankheit Stellung zu nehmen und Konzepte zu ihrer Kontrolle zu diskutieren.

Die „Thesenpapiere zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19“  (hier zum Register) folgten alle einer gleichen Dreiteilung: ein klinisch-epidemiologisches Kapitel 1 machte den Anfang, das mittlere Kapitel war der Prävention und „Stabilen Kontrolle“ der Epidemie gewidmet, und das Schlusskapitel – in den Reaktionen besonders positiv aufgenommen – bezog sich auf den gesellschaftspolitischen Kontext. Die Untertitel „Datenbasis verbessern Prävention gezielt weiterentwickeln Bürgerrechte wahren“ machten dies deutlich, in Tp4 ausformuliert als „Verbesserung der Outcomes in Sicht Stabile Kontrolle: Würde und Humanität wahren Diskursverengung vermeiden: Corona nicht politisieren“. Ohne Zweifel sind bei der Beherrschung einer Epidemie Virologen und andere Grundlagenforscher von größter Bedeutung, aber die Autorengruppe war sich einig in der Ansicht, dass eine Epidemie nicht nur aus biologisch-medizinischer Perspektive zu verstehen ist, sondern immer auch aus gesellschaftlicher und fachübergreifender Sicht zu interpretieren und nur so zu kontrollieren ist. Aus diesem Grund kam es auch zu der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammensetzung, die sich im Laufe der Zusammenarbeit noch weiter verbreiterte: nur durch Einbeziehung praktisch-medizinischer, pflegerischer, rechtsmedizinischer, soziologischer, juristischer und praktisch-politischer sowie politikwissenschaftlicher Sichtweisen kann die Ausbreitung einer Epidemie so gut verstanden werden, dass man die wichtigsten zu ergreifenden Maßnahmen erkennt, und die wichtigsten Auswirkungen erfasst, die über den Verlauf Auskunft geben. „Auswirkungen“ heißt definitiv nicht nur die „Zahl der Fälle“, sondern auch die Auswirkungen auf die Lebensqualität und Autonomie der Bürgerinnen und Bürger: es darf nicht sein, dass alte Menschen isoliert versterben, junge Menschen ihre Bildungschancen verlieren und sich die soziale Spaltung vertieft. Dies ist keine leichte Aufgabe, hat sich doch ein ganz neues, gesellschaftliches Narrativ in den Vordergrund geschoben: die Bilder von Bergamo, ein katastrophales Szenario, das beinahe alles zu rechtfertigen schien. Aber schauen wir uns heute die Situation mit Ruhe und kritischer Distanz an: es versterben von 100 hospitalisierten CoViD-19-Patienten genauso viel wie von 100 hospitalisierten Patienten mit einer ambulant erworbenen Pneumonie (gleichen Alters). In diesem Kontext hält sich CoViD-19 durchaus „im Rahmen“, auf jeden Fall besteht keine katastrophale Situation, die es erlauben würde, alle gesellschaftlich konstituierende Grundsätze außer Kraft zu setzen (so auch die Stellungnahme vor dem Gesundheitsausschuss des Bundestages, 9.9.2020). Das Problem besteht allerdings im zeitlichen Zusammentreffen und der Konzentration auf ältere Patienten, die für CoViD-19 charakteristisch ist. In den letzten Jahrzehnten ist es in den Gesundheitswissenschaften zu einigen tiefgreifenden Veränderungen gekommen, die eine ganze Generation der im Gesundheitswesen tätigen Personen beeinflusst haben und vieles zum Besseren wenden konnten. Die Evidenz-basierte Medizin hat Methoden entwickelt, um Sinnvolles von Unnötigem (oder Schädlichem) zu trennen, die Versorgungsforschung hat die Multidisziplinärität in diesem Bewertungsvorgang zu operationalisieren gelehrt, die Patientensicherheits-„Bewegung“ hat das Umgehen mit Risiken und das Zustandekommen von Schäden aufgeklärt, und die Diskussion um die Patientenautonomie hat den passiven „gehorsamen“ Patienten zu einem aktiven Partner im Gesundheitswesen gemacht. All diese Entwicklungen wurden in den Thesenpapieren zugrunde gelegt, wenn es z.B. um die Beurteilung von bestimmten Präventionsmaßnahmen (Masken) unter gegebenen Prävalenzbedingungen oder um die Würde und Humanität als Zielpunkt von Prävention ging. Es ist nun mal so: wenn man eine Präventionsmaßnahme mit einer Wirkung von 80% in einem Umfeld mit hoher Ansteckungswahrscheinlichkeit verwendet (Intensivstation), dann ist sie selbstverständlich. Wenn aber die Wahrscheinlichkeit der Infektion sehr gering ist (z.B. im Supermarkt oder im Freien), dann kommt man sehr schnell in eine Situation, dass sehr, sehr viel Personen eine Maske tragen müssten, damit eine einzige Infektion verhindert wird. Das macht vielleicht nichts – aber man muss es so sagen, und man muss auf dieser Basis zu einer transparenten Entscheidung kommen, die dann auch lauten kann, dass man die Maßnahme nicht ergreift. So ziehen sich die Themen Transparenz und Risikokommunikation durch alle Papiere. Völlig klar ist: im März 2020 gab es eine Krise, und Auswirkungen sind bis heute spürbar. Aber aus Sicht der Risikoforschung und dem praktischen Umgang mit Risikosituationen ist ebenso klar: man kann einer Personengruppe oder einer ganzen Bevölkerung nicht auf unbestimmte Zeit eine Alarmierung auf höchstem Niveau zumuten. Denn die Konsequenzen sind bekannt: es kommt entweder zu Ausweichbewegungen oder zu einer Haltung der Passivität/Interessenlosigkeit, wenn nicht gleich zu einem durchgängigen Fatalismus. Der eigentlich zeitgemäße „aktive Bürger“ wird auf jeden Fall zum Rückzug gedrängt, kritische Fragen werden oft nicht angemessen wertgeschätzt, ein Teil der Bevölkerung wird abgetan als “Covioten”, alles mit der Konsequenz, dass die in Krisensituationen so wichtige Handlungsfähigkeit und Handlungsbereitschaft der Einzelnen geschwächt wird. Es ist daher die Pflicht jedes Verantwortlichen, die Alarmierung beizeiten zu beenden und erreichbare, transparent begründbare und authentische (nicht vorgeschobene) Ziele zu setzen (de-Briefing sagen hierzu die Risiko-Experten). Solche Ziele könnten z.B. mit einer anderen Form der Darstellung der Entwicklung der Epidemie beginnen. Es geht ja nicht nur um die ärgerliche Darstellung der Letalität in den täglichen RKI-Berichten („3,8%“), wenn völlig unbestritten ist, dass die Letalität unter Berücksichtigung der Dunkelziffer bei 0,3-0,5% liegt, also um den Faktor 10 niedriger. Es geht um solche basalen Ungenauigkeiten wie die Bezugnahme auf die „Inzidenz“ oder „7Tage- Inzidenzrate“. Es wäre natürlich schön, wenn wir die tatsächliche Neuerkrankungsrate (dito Inzidenz) in unserer Bevölkerung kennen würden, allerdings müsste das nach den Regeln der Kunst entweder in der gesamten Bevölkerung oder in einer repräsentativen Stichprobe geschehen, und zwar an der gleichen Stichprobe über einen längeren Zeitraum. Stattdessen verwenden wir aber Anlass-bezogene, unsystematisch ausgewählte Testmaßnahmen bei unterschiedlichen Teilen der Bevölkerung, die weder repräsentativ sind noch unabhängig von externen Faktoren wie Testverfügbarkeit oder politischer Zielsetzung sind. Warum das wichtig ist? Weil die Bezugnahme auf die Inzidenz und die Neuerkrankungsrate insinuiert, dass wir damit die Dynamik der Infektion sehen und Neuinfektionen abfangen können, ja sogar die Wirksamkeit der Maßnahmen wie Lockdown etc. evaluieren und so die Infektion beeinflussen, ja vielleicht sogar ausrotten können. Dies entspricht jedoch nicht unseren realen Handlungsoptionen, ausrotten lässt sich eine Epidemie mit asymptomatischer Übertragung nicht. Wollte man die Epidemie kontrollierend begleiten, dann wären in allererster Linie reliable und valide Häufigkeitsparameter notwendig, die nur an repräsentativen Stichproben gewonnen werden können. Annäherungen wie “50/100.000” gehören mit Sicherheit nicht dazu, denn es ergibt keinen Sinn, die positiven Testergebnisse einer Woche zusammenzuzählen und dann auf die Gesamtbevölkerung umzulegen, allein schon deshalb, weil man ja gar nicht weiß, wieviel unentdeckte Fälle im nicht-getesteten Teil der Bevölkerung noch vorhanden sind. Solche verlässlichen Häufigkeitsmaße würden uns auch Antworten auf die eigentlich drängenden Fragen geben, z.B. wie es zu dem Süd-Nord-Gefälle der gemeldeten Neu-Fälle in Deutschland oder zu dem großen Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland kommt? In unserem Nachbarland lagen ja vor kurzem nicht nur die täglichen neu gemeldeten Fälle um den Faktor knapp 10 höher als bei uns, sondern es hatte auch der Anteil der positiven Tests bereits 20% erreicht (bei uns derzeit um 11%). Wie das zu erklären ist? Ganz einfach: wir haben ein Infektionsgeschehen in der Bevölkerung, das in unterschiedlichen Ländern/Landesteilen unterschiedlich ausgeprägt ist, und wir entnehmen einzelne Prävalenz-Stichproben, die  - uns eben dieses Faktum vor Augen führen. Weiter nichts: die wirkliche Infektionsdynamik erkennen wir auf diese Weise nicht, hierzu bräuchten wir repräsentative Bevölkerungskohorten, die aber immer noch nicht in Gang gesetzt wurden. Nach dieser Sichtweise müsste daher die Kommunikationsstrategie grundsätzlich anders aufgestellt werden. Es sollte beim Testen nicht (nur) um das Aufdecken von Neu-Erkrankungen gehen, sondern das Ziel des Testens muss in erster Linie in der Unterstützung der Gesamtstrategie liegen, mit der man mit der Epidemie umzugehen gedenkt. Gezielte, sinnvolle Testanwendungen sollten sich daher in erster Linie auf die verletztlichen Bevölkerungsgruppen richten, auf die Gruppen mit unbekanntem (z.B. Lehrer) oder sehr hohem Risiko (Mitarbeiter in den Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Pflege), und die Gesundheitsämter sollten ihr langjähriges Erfahrungsgut beitragen, damit die Bereiche, in denen eine hohe Infektionsaktivität und ein hohes Risiko für Herdausbrüche vorliegt, rechtzeitig erkannt werden können. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Mitglieder der Autorengruppe hat zu zahlreichen Empfehlungen und Analysen geführt, die hier nicht alle wiedergegeben werden können. Im vierten Thesenpapier stand z.B. die politikwissenschaftliche Dimension ganz im Vordergrund, im dritten Papier die Evaluation der juristischen Implikationen und die sehr wichtige Problematik der Corona-Apps. Das 5. Papier widmete sich im Schwerpunkt den Präventionsstrategien, das 6. Thesenpapier nahm sich wieder die Epidemiologie vor, und das 7. Papier wieder das ganze Spektrum von der Epidemiologie über die Prävention (Schwerpunkte Impfung und Pflegeheime) und gesellschaftspolitische Implikationen. Gemeinsam ist allen Ansätzen jedoch die Ansicht, dass die Gesellschaft noch lange Zeit „mit dem Virus wird leben müssen“, solange eben keine wirksame Impfung (hier stehen wir ganz am Anfang) oder Therapie vorliegt. Diese Ko-Existenz wird nicht in einer Abfolge von Lockdowns des gesellschaftlichen Lebens bestehen können, erstens weil es die Gesellschaft zu stark schädigt, und zweitens weil dieses Vorgehen wirkungslos ist – allen Beteuerungen zum Trotz, dass der erste Lockdown ein voller Erfolg gewesen sei. Denn wenn man sich die heutige Situation im Vergleich der internationalen Daten in Ruhe anschaut, dann kommt man viel eher zu dem Verdacht, dass Länder mit einem besonders eingreifenden Lockdown im weiteren Verlauf besonders schlecht dastehen; aber dies muss später geklärt werden, hier werden Gesundheitssystemforscher noch viel zu tun haben. Was aber aus der nun bald sechsmonatigen Zusammenarbeit der Autorengruppe als zentraler Eindruck verbleibt: es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen, es lohnt sich, den Disput mit Fachfremden zu führen, denn nur auf diese Weise kann man eine Epidemie entschlüsseln. Um nochmals darauf zurückzukommen: was haben wir nun genau in Bergamo gesehen? – das ist die Kernfrage. Entgegen der vielleicht weitverbreiteten Ansicht war es nicht (nur) eine Viruserkrankung, es war in erster Linie ein lokal zusammenbrechendes, unvorbereitetes Gesundheitssystem, das schlecht geführt, schlecht ausgestattet und schlecht organisiert war. Also mache man sich an die Arbeit, bessere Gesundheitssysteme, bessere lokale Steuerung und bessere Konzepte für eine effektive Infektionskontrolle sind das Ziel

                                                 

Zitat:  Thesenpapiere (Register)
Thesenpapier 1.0: Schrappe, M., Francois-Kettner, H., Gruhl, M., Knieps, F., Pfaff, H., Glaeske, G.: Thesenpapier zur Pandemie durch SARS- CoV-2/Covid-19. Datenbasis verbessern, Prävention gezielt weiterentwickeln, Bürgerrechte wahren. Köln, Berlin, Hamburg, Bremen 5.4.2020, Monitor Versorgungsforschung, https://www.monitor-versorgungsforschung.de/Abstracts/Abstract2020/PDF-2020/MVF-0320/Schrappe_Covid_19, doi: 10.24945/MVF.03.20.1866-0533.2224


Thesenpapier 2.0: Schrappe, M. (2020B), Francois-Kettner, H., Knieps, F., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Thesenpapier 2.0 zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19. Datenbasis verbessern, Prävention gezielt weiterentwickeln, Bürgerrechte wahren. Köln, Berlin, Hamburg, Bremen 3.5.2020, https://www.monitor-versorgungsforschung.de/efirst/schrappe-etal_covid-19-Thesenpapier-2-0, doi: 10.24945/MVF.03.20.1866- 0533.2217


Thesenpapier 3.0: Schrappe, M., François-Kettner, H., Gruhl, M., Hart, D., Knieps, F., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Thesenpapier 3.0 zu SARS-CoV-2/COVID-19 - Strategie: Stabile Kontrolle des Infektionsgeschehens, Prävention: Risikosituationen verbessern, Bürgerrechte: Rückkehr zur Normalität. Köln, Berlin, Bremen, Hamburg, 28.6.2020, Monitor Versorgungsforschung, http://doi.org/10.24945/MVF.04.20.1866- 0533.2231


Thesenpapier 4.0: Schrappe, M., François-Kettner, H., Gruhl, M., Hart, D., Knieps, F., Manow, P., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Die Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19 - der Übergang zur chronischen Phase. Verbesserung der Outcomes in Sicht; Stabile Kontrolle: Würde und Humanität wahren; Diskursverengung vermeiden: Corona nicht politisieren. Köln, Berlin, Bremen, Hamburg, 30.8.2020, https://www.monitor- versorgungsforschung.de/Abstracts/Abstract2020/MVF-05-20/Schrappe_etal_Thesenpapier_4-0_Corona-Pandemie, http://doi.org/10.24945/MVF.05.20.1866-0533.2248 Thesenpapier 4.1: Schrappe, M., François-Kettner, H., Gruhl, M., Hart, D., Knieps, F., Manow, P., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Die Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19 - der Übergang zur chronischen Phase. Verbesserung der Outcomes in Sicht; Stabile Kontrolle: Würde und Humanität wahren; Diskursverengung vermeiden: Corona nicht politisieren. Köln, Berlin, Bremen, Hamburg, Überarbeitung als Thesenpapier 4.1 zum 5.10.2020, https://www.monitor-versorgungsforschung.de/Abstracts/Abstract2020/MVF-05-20/Schrappe_etal_Thesenpapier_4-1_Corona- Pandemie 


Thesenpapier 5.0: Schrappe, M., François-Kettner, H., Gruhl, M., Hart, D., Knieps, F., Manow, P., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Die Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19 - Spezifische Prävention als Grundlage der „Stabilen Kontrolle“ der SARS-CoV-2-Epidemie. Köln, Berlin, Bremen, Hamburg, 25.10.2020. Monitor Versorgungsforschung, https://www.monitor-versorgungsforschung.de/Abstracts/Abstract2020/mvf- 0620/Schrappe_etal_Thesenpapier_5-0_Corona-Pandemie, doi: http://doi.org/10.24945/MVF.06.20.1866-0533.2266


Thesenpapier 6, Teil 6.1.: Schrappe, M., François-Kettner, H., Gruhl, M., Hart, D., Knieps, F., Manow, P., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Thesenpapier 6, Teil 6.1: Epidemiologie. Die Pandemie durch SARS-CoV-2/CoViD-19, Zur Notwendigkeit eines Strategiewechsels. Köln, Berlin, Bremen; Hamburg, 22.11.2020, http://doi.org/10.24945/MVF.06.20.1866-0533.2267


Thesenpapier 7: Schrappe, M., François-Kettner, H., Gruhl, M., Hart, D., Knieps, F., Manow, P., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Die Pandemie durch SARS-CoV-2/CoViD-19 (Thesenpapier 7): Sorgfältige Integration der Impfung in eine umfassende Präventionsstrategie, Impfkampagne resilient gestalten und wissenschaftlich begleiten, Aufklärung und Selbstbestimmung beachten. Köln, Berlin, Bremen, Hamburg, 10.01.2021, Monitor Versorgungsforschung online, http://doi.org/10.24945/MVF.01.21.1866-0533.2268


Weitere Veröffentlichungen

Stellungnahme als Einzelsachverständiger in der 110. Sitzung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages zur Corona- Pandemie, Antrag der FDP-Fraktion BT-Drucksache 19/22114, 28.10.2020


Ad hoc-Stellungnahme der Autorengruppe zur Beschlussfassung der Konferenz der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsident/innen der Länder am 14.10.2020: Die Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19 - Gleichgewicht und Augenmaß behalten. Schrappe, M., François-Kettner, H., Gruhl, M., Hart, D., Knieps, F., Manow, P., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.


Fact Sheet Nr. 2 zu Corona-Thesenpapier 4.1: Aktualisierung der Abbildungen von Thesenpapier 4.0 bzw 4.1 nebst zusätzlichen Informationen zur Sterblichkeit, zu den Testcharakteristika (hier haben uns viele Fragen erreicht) und zum Dreiländervergleich Deutschland, Frankreich und Schweden (jetzt populationsadjustiert) Schrappe, M., Francois-Kettner, H., Knieps, F., Pfaff, H., Püschel, K., Glaeske, G.: Thesenpapier 2.0 zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19. Datenbasis verbessern, Prävention gezielt weiterentwickeln, Bürgerrechte wahren. MedR 38, 2020, 637-44, https://doi.org/10.1007/s00350-020- 5614-z


Fact Sheet zu Corona-Thesenpapier 4.0: nach 2 Wochen kommt eine Aktualisierung der Abbildungen von Thesenpapier 4.0 nebst zusätzlichen Informationen zur Sterblichkeit, zu den Testcharakteristika (hier haben uns viele Fragen erreicht) und zum Dreiländervergleich Deutschland, Frankreich und Schweden


Stellungnahme als Einzelsachverständiger in der Sitzung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages zur Corona-Pandemie, Gesetzentwurf der FDP-Fraktion BT-Drucksache 19/20042, Antrag der FDP-Fraktion (”Endemische Lage von nationaler Tragweite beenden”) BT- Drucksache 19/20046 und Antrag der Fraktion Bündnis90/Die Grünen (”Pandemierat jetzt gründen”), BT-Drucksache 19/20565, 8.9.2020, Video- Aufzeichnung hier


Arbeitsgruppe CoViD-Strategie: Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaus-Hygiene, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie und mehreren bekannten Einzelpersonen (Prof. Dr. Gerd Antes, Prof. Dr. Klaus Stöhr) ein Initiativ-Gruppe "Corona Strategie" gegründet (Webseite https://covid-strategie.de), die sich mit kritischen Fragen zur Corona-Epidemie befasst und wissenschaftlich bzw. fachlich abgesicherte Positionen veröffentlicht. Insbesondere wird zur Notwendigkeit einer abgestuften Öffnungsstrategie Stellung genommen, die durch Daten unterlegt ist, die eine höhere Validität als die bisher verwendeten Melderaten aufweisen. Auf der Webseite werden auch weiterhin kritische Themen aufgegriffen und im Kontext der aktuellen Situation von allen Seiten beleuchtet. Die Gruppe "Corona-Strategie" ist sich darin einig, dass eine undifferenzierete Fortsetzung des Lockdowns nicht zielführend ist, vor allem wenn man verechiedene Grundrechte gegeneinander abwägt (Verhältnismäßigkeit als Maßstab) und die bislang wenig beachteten gesellschaftlichen Folgen berücksichtigt.


Zitat: Auswahl der Presse- und Medienberichte, soweit frei verfügbar, weitere Infos u. email
Experten stellen Regierungspolitik infrage”, Tagesschau.de 6.4.2020

Experten provozieren mit konstruktiver Corona-Kritik”, Ärztezeitung 6.4.2020 “Maßnahmen gefährden Demokratie und Gesellschaft”, Bild.de 7.4.2020

Wunsch nach mehr Expertise bei politischen Entscheidungen zu SARS-CoV-2”, Deutsches Ärzteblatt 7.4.2020, aerzteblatt.de

’Nicht zielführend’ -  Gesundheitsexperten zweifeln zweifeln Corona-Kurs der Bundesregierung an”, Handelsblatt 7.4.2020

Die schwierige Frage nach der Todesursache”, SpiegelOnline 7.4.2020 “’Not expedient’ - health experts question the Corona course of the federal government”, web24news 7.4.2020 (nicht über Google auffindbar)

Gesundheitsexperten zerlegen COVID-19-Strategie der Regierung”, zm online 7.4.2020 “Harsches Urteil über Corona-Politik. Gesundheitsfachleute halten die Präventionsmaßnahmen der Bundesregierung für ineffizient. Sie entscheide auf Basis unzureichender Daten”, FAZ 9.4.2020 “Was die Daten zu Corona aussagen und was nicht”, quarks.de 9.4.2020 (jetzt nur noch Fassung vom 5.5.20 aufrufbar)

Exit-Strategie. Debatte um die Schrittfolge”, Deutsches Ärzteblatt 17.4.2020 “Die drastischen Corona-Verbote bringen kaum etwas”, Telepolis 22.4.2020

Prävention-Paradox: Wenn der Erfolg der Covid-19-Prävention gefährlich wird”, Deutschlandfunk Nova 27.04.2020

Experten kritisieren Corona-Politik scharf”, Ärztezeitung, 4.5.2020 “Expertengruppe watscht Corona-Politik ab”, zm-online 4.5.2020

Die Zahlen des Robert-Koch-Institutes sind nicht aussagekräfttig”, Interview Cicero 14.5.2020 “Coronavirus-Pandemie: So kommuniziert man Gesundheits-Maßnahmen richtig”, SWR 2 15.05.2020

Professional distancing. Expertenteam um Prof. Matthias Schrappe erstellt Corona-Thesen”, Presseagentur Gesundheit, OPG Operation Gesundheit 16/2020, 8.6.2020 “Forschergruppe sieht offene Fragen zur Maskenpflicht”, ndr.de 2.9.2020

Stabile Kontrolle und vernünftiger Diskurs”, Deutsche Apotheker Zeitung online 3.9.2020 “Experten über einen zweiten Lockdown: wie schlimm wird der Corona-Herbst wirklich”, Bild.de 18.9.2020

Corona wird insbesondere die soziale Spaltung weiter vertiefen”, Telepolis 7.10.2020 “Wissenschaftler zweifeln an Corona-Maßnahmen: ‘Besorgniserregende Fehlentwicklungen’”, RND Redaktionsnetzwerk 19.10.2020

Fachleute kritisieren Politik für Angstmacherei in der Corona-Krise”, Ärztezeitung 19.10.2020 “Pandemie-Konzepte. Differenzierte Ansätze”, Deutsches Ärzteblatt 23.10.2020

Wissenschaftler fordern spezielle Öffnungszeiten und kostenlose FFP2-Masken für Risikogruppen“, RND Netzwerk 26.10.2020

Warum Augenmaß jetzt wichtig ist”, Telepolis, 26.10.2020 “Gesellschaftsforscher kritisiert die Corona-Massnahmen: ‘Die Freiheit sollte über der Gesundheit stehen’”, Interview NZZ 06.11.2020

Corona: Sicherheit kontra Freiheit. Deutsche, Franzosen und Schweden in der Krise”, ARTE Fernsehen 10.11.2020 (bis 10.2.21)

Corona-Shutdown als Dauerlösung?” Interview, ZDF Berlin direkt 15.11.2020

Zwischenbilanz - Zwei Wochen Teil-Lockdown”, Interview ZDF Heute Journal 15.11.2020

Die Pandemie ist kein Geschehen mehr, das man mit Beschränkungen ausbremsen könnte”, Welt online 19.11.2020 “Wenn von Schutz die Rede ist, meinen sie Wegsperren” Welt 20.11.2020 “Sehenden Auges in die kalte Herdenimmunität”,

Stotterbremse und kalte Herdenimmunität”, Welt online und Welt 22.11.2020

Forscher wollen Corona-Strategiewechsel”, Interview ZDF heute, 36 Minuten, 23.11.2020

Zur Notwendigkeit eines Strategiewechsels in der Pandemie-Bekämpfung”, MDR Aktuell, 23.11.2020 14:18 (Link nicht mehr aufrufbar) “Sechsmal mehr Infektionen mit Corona?”, FAZ 24.11.2020 “Professor warnt vor Dauer-Lockdown. Bevölkerung wird in Dauer-Schockzustand versetzt”, Bild 24.11.2020

Diese Gründe sprechen gegen der verlängerten Teil-Lockdown”, Telepolis 24.11.2020

Maßnahmen wirken nur kombiniert”, SüdWest Presse, Neckar-Chronik 24.11.2020

Coronamaßnahmen sind nur bedingt zielführend”, Interview WDR5 Morgenecho, 27.11.2020 “Experten wollen weg von der 7-Tage-Inzidenz”, Ärztezeitung, 27.11.2020

Mediziner holt zum Rundumschlag aus und nennt Merkels Ziel für Lockdown-Ende völlig irreal”, Merkur.de 27.11.2020

Kölner Infektiologe wirft Regierung “politisches Versagen” vor“, Kölner Stadtanzeiger, Die Wochentester, 1.12.2020

Staat und Pandemie”, Interview ZDF Heute Journal 6.12.2020

Appelle in der Corona-Pandemie: ‘Drohkulissen greifen bei einigen Gruppen nicht mehr’”,  Interview Tagesspiegel online, 07.12.2020; „Die Gefahr einer Zwei-Klassen-Gesellschaft“, Interview Tagesspiegel, 07.12.2020

Medizinsoziologe: Subkulturelle Werte berücksichtigen”, rbb inforadio 7.12.2020

Corona fordert Prävention heraus”, Der Hausarzt 8.12.2020

Corona und Impfbereitschaft”, Live-Interview, Nachrichtensender ntv 09.12.20 //16:30 Uhr

Das Infektionsgeschehen schwappt jetzt wie eine Flut in die Altersheime“, Welt online 15.12.2020

Lockdown-Politik ist endgültig gescheitert - das rächt sich bei der Impfung”, Focus-online, 17.12.2020

Diese Kurve offenbart das zentrale Versäumnis der Lockdown-Politik”, Die Welt und Welt-Online, 11.1.2021

Je Einwohner: Mehr Corona-Tote als in den USA”, BILD 11.1.2021

Corona-Impfkampagne: Was jetzt durchdacht und getan werden muss“, Lazerus Pflege Netzwerk, 11.1.2021 

RTL-West Nachrichten”, rtl-west.de 11.1.2021

Kritik am Lockdown. Kölner Wissenschaftler fordern Kurswechsel in Corona Politik”, Kölner Stadtanzeiger Online 11.1.2021, print 12.1.2021

Medizinprofessor: Das ständige Lockdown-Jopjo ist ‘völlig wirkungslos’”, Focus Online 12.1.2021 “Webtalk ‘Sicherheit contra Freiheit’”, Villa Lessing, Liberale Stiftung Saarbrücken, 14.1.2021 “Lockdown: Die Politik muss endlich auch den Lockdown-Gegnern Gehör schenken”, Die Welt Online, 15.1.2021

Streit der Woche. Ist der Lockdown die richtige Strategie? Pro und Contra” mit Prof. Hallek, Kölner Stadtanzeiger 16.1.2021

Thesenpapier von Wissenschaftlern: Corona-Kritiker: Lockdown-Politik ist für gefährdete Gruppen wirkungslos”, Berlliner Zeitung 16.1.2021

BKK-Chef Knieps: ‘Im KIanzleramt herrscht in Sachen corona Bunkermentalität’” Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) 18.1.2021 “Das Risiko müssen wir eingehen. Franz Knieps, Chef des Betriebskrankenkassen-Verbandes, fordert, die Schulen umgehen zu öffnen”, Kölner Stadtanzeiger 21.1.2021

Zur ärztlichen Aufklärung bei Impfungen gegen COVID-19: rechtliche Aspekte”, Arzneimittelbrief Jg. 55, Nr. 1  “Pro und Contra. Ist der verschärfte Lockdown notwendig?” Zwei Standpunkte, Lauterbach/Schrappe, Focus, 23.1.2021

Testet auch die Externen!”, Pflegenonline 25.1.2021

Die Demokratie steht jetzt auf dem Prüfstand”, Interview mit Prof. H. Pfaff, Kölner STadtanzeiger 27.1.2021

Pflegeheime. Trotz Corona Maßnahmen immer noch schlecht geschützt”, ARD PlusMinus 27.1.2021, 21:45

Zum Impfgipfel: Wie wichtig ist das Impfen beim Kampf gegen die Pandemie?” Deutschlandradio Kultur 1.2.2021 “Interview RTLWest Aktuell”, 1.2.2021 18:00 und 3.2.2021 18:00 

Umdenken statt alter Rezepte. Corona-Strategie der Bundesregierung” Gastbeitrag von Monika Frommel, Cicero 4.2.2021

Fachleute plädieren für umfassende Stufenpläne”, Spiegel online 7.2.2021

Experten zeigen Stufenplan bis Pandemie-Ende”, ntv 8.2.2021

COVID-19-Strategie: Risikoabschätzung mit mehr wissenschaftlicher Expertise”, Ärztezeitung 8.2.2021

Lockdown ist Befürchtungspolitik”, Interview SWR2 11.2.2021

Wieviel Lockdown muss es sein”, Artikel FAZ 11.2.2021

Störfeuer. Vermeintliche Alternativen in der Corona-Bekämpfung”, Spiegel Online 13.2.2021 “Das Virus wird weiter mutieren”, KSTA 31.2.2021

Die große Intransparenz. Politikberatung in der Krise”, FAZ Online 14.2.2021

Mediziner: Kanzlerin leidet unter Kuba-Syndrom - sie lässt nur noch eine Meinung zu”, Focus Online 15.2.2021


Info:  http://www.matthias.schrappe.com/akt24a.htm

16.02.2021

Der Skandal hat jetzt eine sichere Zahl: mRNA-Impfungen sind 40 mal gefährlicher als Grippeimpfungen

corona-transition.org, Veröffentlicht am 15. Februar 2021 von Red.

Dies zeigen offizielle Zahlen aus Grossbritannien und von der WHO. Noch immer wollen die Behörden keinen Zusammenhang sehen. Von Christoph Pfluger


Zitat: «Der Todesfall steht nicht in Zusammenhang mit der Impfung» – ab heute darf solchen Beteuerungen unter keinen Umständen mehr geglaubt werden. In Grossbritannien starben von knapp zehn Millionen Geimpften kurze Zeit später nicht weniger als 244 Menschen, einschliesslich acht Fehlgeburten (Stand Ende Januar). Die Zahl stammt von der «Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency» der britischen Regierung und ist offiziell, also bestimmt nicht übertrieben.

Wieviele Todesfälle wären denn normalerweise nach einer Grippeimpfung zu erwarten? Auch dafür gibt es eine offizielle Antwort: 5,75 auf zehn Millionen Geimpfte. Die Zahl stammt ebenfalls aus Grossbritannien und findet sich auf Seite 77 des Handbuchs «Vaccine Safety Basics», das die WHO 2013 herausgegeben hat.

Die mRNA-Impfstoffe verursachen also rund 40 mal mehr Todesfälle als bei Grippeimpfungen zu erwarten sind. Für den Unterschied gibt es zwei mögliche Erklärungen oder eine Kombination davon:

  1. Sicherheit: Die mRNA-Impfstoffe von Pfizer und Astra-Zeneca – um die geht es – sind weit gefährlicher als angenommen.
  2. Fahrlässigkeit: Die Impfaktionen werden übereilt und unter Vernachlässigung grundlegender Vorsichtsmassnahmen durchgeführt.

Zur Sicherheit:

Der mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech wurde an 20’000 Personen getestet, 20’000 weitere erhielten ein Placebo. Diese geringe Zahl an Testpersonen erlaubt keine zuverlässige Beurteilung der Sicherheit. Schon ein einziger Todesfall unter 20’000 würde die Gefahr statistisch um das Doppelte überzeichnen. Kein Todesfall würde jegliche Gefahr verschleiern.

Um die Wahrscheinlichkeit von Todesfällen nach Impfungen (5,75 auf 10 Mio. bei Grippeimpfungen gemäss WHO) annähernd bestimmen zu können, wären um Faktoren grössere Testgruppen nötig. Bei 500‘000 Studienteilnehmern liegt die Bandbreite statistisch plausibler Todesfälle (das sog. «Vertrauensintervall») nach telefonischer Auskunft eines medizinischen Statistikers zwischen 5 und 20 Fällen, ist also immer noch höchst ungenau. Zuverlässige Aussagen über die Wahrscheinlich sogenannter «rare events» sind bei der realen Testgrösse von 20‘000 geimpften Individuen absolut unmöglich. Aussagen, der Impfstoff sei sicher, sind daher in höchstem Masse unwissenschaftlich. Gesicherte Ergebnisse liefert erst ein Feldversuch – was viele kritische Menschen intuitiv vermuten.

Dieser Mängel ist sich offenbar auch Pfizer bewusst, weshalb der Konzern einen detaillierten Vertrag mit dem Gesundheitsministerium des Impfpioniers Israel zur Auswertung der Daten abgeschlossen hat (hier leider nur eine Version mit zahlreichen eingeschwärzten Seiten. die uns zugespielt wurde). Pikant: Die Ergebnisse der Studie sind vertraulich, die Veröffentlichung der Daten erfolgt gemeinsam. Pfizer kann die Ergebnisse also steuern.

Die mangelhafte Qualität der Tests von Pfizer unterstreicht auch die Tatsache, dass nur rund 8 Prozent der nach den Testimpfungen entstandenen 3580 Erkrankungen in die Auswertung aufgenommen wurden, nämlich nur diejenigen, die gleichzeitig mit einem positiven PCR-Test in Verbindung standen.
Von diesen 170 bestätigten Covid-19-Erkrankungen entfielen 162 auf Ungeimpfte, acht auf Geimpfte. Das führte zur weltweit publizierten Wirksamkeit von über 90 Prozent.

Die übrigen 3410 Erkrankungen wurden von der Auswertung ausgeschlossen, weil es nicht bestätigte Covid-19-Fälle waren, sondern «suspected Covid-19»,
vermutlich Covid-19. (Details zu dieser Ungeheuerlichkeit im Bericht der FDA zum Vakzin von Pfizer/Biontech)

Bei den Geimpften erkrankten 1594 an «suspected Covid-19», in der Placebogruppe 1810, ein Verhältnis von 47 zu 53 Prozent – ein unwesentlicher Vorteil für die Geimpften. (Mehr dazu vom Pharmakologieprofessor Peter Doshi im British Medical Journal)

Ein grosser Nachteil des Pfizer-Tests ist auch die Tatsache, dass gerade ältere Menschen von der Studie ausgeschlossen wurden, wie das «Journal of the American Medical Association» in einer wissenschaftlichen Arbeit festhält.

«Ältere Erwachsene haben das grösste Risiko einer schweren Erkrankung und eines Todesfalls aufgrund einer Coronavirus-Erkrankung», heisst es dort. «Weltweit machen Personen, die älter als 65 Jahre sind, 9 Prozent der Bevölkerung aus, sind aber für 30 bis 40 Prozent der Fälle und mehr als 80 Prozent der Todesfälle verantwortlich.»

Gemäss Ugur Sahin von Biontech, dem Entwickler des mRNA-Impfstoffs von Pfizer hätten genügend Ältere an der Studie teilgenommen, sodass er zuversichtlich sei, dass «dieser Impfstoff in der Bevölkerung mit höherem Risiko zu funktionieren scheint.» (Quelle)

Aber offenbar haben ausgerechnet keine über 80-Jährigen an der Studie teilgenommen, die jetzt von den Todesfällen am stärksten betroffen sind. Pharmafirmen haben eine bekannte Tendenz, möglichst Gesunde zu testen, um schnell zu positiven Resultaten zu kommen.

Es ist unerklärlich, dass solche statistischen Unklarheiten, um nicht zu sagen Manipulationen, bei den Zulassungsbehörden ohne Information der Öffentlichkeit durchgehen, zumal die Swissmedic den Impfstoff von Pfizer nicht im beschleunigten, sondern angeblich im «ordentlichen Verfahren» zugelassen hat, wie sie in einer Medienmitteilung betont.

Zur Fahrlässigkeit:

Die Impfkampagnen konzentrieren sich weltweit auf ältere Menschen, da diese besonders gefährdet sind. Das stimmt, ihr Erkrankungsrisiko ist höher. Aber an den Tests nahmen keine Personen von über 80 Jahren und solche mit Vorerkrankungen teil. Man weiss also gar nicht, wie gut der Impfstoff in diesen Gruppen wirkt. Trotzdem wird er schwerpunktmässig gerade ihnen verabreicht. Zudem weiss man, dass ältere Menschen im Durchschnitt weniger gut auf die Grippeimpfung ansprechen, eine Kontraindikation.

Die gehäuften Fälle von Corona-Ausbrüchen nach Impfungen in Altersheimen sind noch anekdotisch. Aber während PCR-Tests, «Fälle», Hospitalisierungen und Todesfälle täglich minutiös erfasst und veröffentlicht werden, gibt es über Infektionswellen und Todesfälle nach Impfungen in Altersheimen noch kaum zuverlässige Informationen. Da könnte mit relativ geringem Aufwand schnell Klarheit geschaffen werden – wenn es denn erwünscht wäre.

Bei Todesfällen erklären die Gesundheitsbehörden weltweit in einheitlicher Sprachregelung, ein Zusammenhang mit der Impfung sei höchst unwahrscheinlich. Der erste Tote nach Impfung in der Schweiz sei an seinen Krankheiten gestorben, teilte die Swissmedic Stunden nach Bekanntwerden des Falls mit. Wenn er krank war – was sein Arzt verneint – warum wurde er dann geimpft? Wenn er gesund war, woran ist er denn gestorben? Akute Krankheiten sind eine eindeutige Kontraindikation.

Impfaktionen werden offenbar oft recht militärisch durchgeführt. Anstatt auf klare Information und bewusste Zustimmung setzen die Behörden auf straffe Organisation und Symbole der Autorität. In einem Berliner Altenheim mit mehreren Todesfällen waren bei der Impfung Soldaten im Tarnanzug anwesend, was die alten Menschen mit Kriegserfahrung nach Augenzeugenberichten eingeschüchtert haben soll. Das ist nicht gerade ein Vorgehen, das man mit einem Impfstoff erwarten müsste, der rund 40 mal gefährlicher ist als eine Grippeimpfung. Da ist Vorsicht angezeigt und eine klare Kommunikation der Risiken, wie das bei anderen Medikamenten auch praktiziert wird.


Der Arzt Andreas Heisler machte die Unverträglichkeit des ersten Impftoten der Schweiz bekannt. Jetzt wird er vom Fernsehen SRF mit unwahren Unterstellungen angegriffen (Screenshot Rundschau).


Die Impfkampagne findet in einem Klima der Angst und der fehlenden Information statt, in dem die Medien eine entscheidende Rolle spielen. Kritische Stimmen werden nicht nur unterdrückt, sondern aktiv bekämpft. Einen vorläufigen Tiefpunkt lieferte der Rundschau-Journalist Thomas Vogel, der seinen Beitrag «Ärzte im Visier: Behörden gegen Corona-Skeptiker» vom 10. Februar mit dem Aufruf abschliesst: «Der Staat muss entscheiden, wieviel Freiheit er den corona-skeptischen Ärzten zugestehen soll. Eine heikle Aufgabe, aufschieben sollte man sie nicht.»

Dass ausgerechnet Dr. med. Andreas Heisler vom Fernsehen SRF ins Visier genommen wird, ist kein Zufall. Er ist nicht nur Gründer des kritischen Ärztenetzwerkes «Aletheia». Er hat auch die Tatsache bekannt gemacht, dass der erste Impftote der Schweiz – ein ehemaliger Patient von ihm – eine bekannte Unverträglichkeit gegenüber Grippeimpfungen hatte, aber trotzdem geimpft wurde (hier Details).
Diese entscheidende Tatsache wurde nicht nur von der Swissmedic verschwiegen, die Stunden nach Bekanntwerden des Todesfall eine anderslautende Darstellung verbreitete, sondern auch von Thomas Vogel, der es besser wusste. Er hatte mich nämlich vor dem Dreh angerufen und sich die Zusammenhänge im Detail erklären lassen samt Hinweise zu die entsprechenden Quellen. Er handelte also in vollem Bewusstsein der konkreten Umstände.

Auf SRF-News geht Vogel noch einen Schritt weiter: Er behauptet wahrheitswidrig, Andreas Heisler zweifle an der Existenz des Virus. Auf Rückfrage erklärt Heisler dazu:

«Ich habe explizit gesagt, dass ich die Existenz des Coronavirus nicht abstreite, im Gegenteil, ich habe gesagt, dass ich selber an Corona erkrankt gewesen sein muss, da ich einen hohen Antikörper-Titer dokumentiert habe. Er will und muss mich aber … in diese Ecke drängen, damit die trägen Behörden endlich und entschieden gegen mich vorgehen.»

Die klare Aussage müsste sich eigentlich noch im ungenutzten Archivmaterial bei SRF befinden und für ein allfälliges Verfahren zur Verfügung stehen. Bis ein solches stattgefunden hat, kann man das Fernsehen SRF nur noch als Quelle empfehlen, um sich über die neusten propagandistischen Aktivitäten kundig zu machen.

Wie fahrlässig, um nicht zu sagen bewusst irreführend auch anerkannte Medien mit den Fakten rund um die Todesfälle nach Impfungen umgehen, zeigt beispielhaft die Wochenzeitung «Zeit». Der Titel «523’000 Geimpfte, keine Corona-Toten» ist sachlich nicht falsch, aber trügerisch. Gemäss der Auswertung der israelischen Krankenkasse «Maccabi» ist keines ihrer geimpften Mitglieder an Covid-19 gestorben. Aber die Toten in unmittelbarer zeitlicher Folge der Impfung werden schlicht und einfach unterschlagen. So funktioniert Wissenschaftsjournalismus heute.

Als Journalist frage ich mich, was diese Berufsbezeichnung heute noch gilt. In einer SRF-Radio-Talkshow vom vergangenen Mai behauptete Maurice Thiriet, Chef des Nachrichtenportals watson zweimal, ich sei gar kein Journalist. Es braucht nicht mehr viel, und ich muss ihm recht geben. Wenn sich bestätigt, was heute als Journalist durchgeht, muss ich eine neue Berufsbezeichnung finden.

Fazit

Die gegenüber der Grippeimpfung massiv erhöhte Letalität des mRNA-Vakzins ist ein ausserordentliches Warnsignal. Es ist davon auszugehen, dass weder die Medien noch die Behörden in angemessener Form darüber berichten – sie müssten zuviele Fehler eingestehen, um noch als glaubwürdig zu gelten.

Und es fragt sich, was der sozial distanzierte und verängstigte Mensch mit seinen eingeschränkten und zensierten Kommunikationsmitteln noch tun kann, um andere vor der Gefahr zu warnen. Denn die vermutlich grösseren Risiken, die Langzeit-Nebenwirkungen, stehen uns noch bevor. Sie könnten dann wirklich zu einer Überlastung der Spitäler führen. Es wird uns wenig helfen, es gewusst zu haben.



Quelle: Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency: Coronavirus vaccine - weekly summary of Yellow Card reporting - 11. Februar 2021

WHO: Vaccine Safety Basics, 2013

Dokumente: https://corona-transition.org/IMG/pdf/11221-moh-pfizer-collaboration-agreement-redacted.pdf


Info: https://corona-transition.org/der-skandal-hat-jetzt-eine-sichere-zahl-mrna-impfungen-sind-40-mal-gefahrlicher

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