26.09.2024

Grünen-Krise geht weiter: Jugend-Vorstand tritt geschlossen aus Partei aus

freedert.online, 26 Sep. 2024 07:08 Uhr

Nach der Rücktrittsankündigung der beiden Bundesvorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour erklärt nun auch der zehnköpfige Vorstand der Grünen Jugend, nicht mehr kandidieren zu wollen. Man wolle zudem geschlossen aus der Partei austreten.


Grünen-Krise geht weiter: Jugend-Vorstand tritt geschlossen aus Partei ausQuelle: Gettyimages.ru


Katharina Stolla (links) und Svenja Appuhn, Vorsitzende der Grünen Jugend, während eines Bundesparteitags von Bündnis 90/Die Grünen am 25. November 2023, Baden-Württemberg, Karlsruhe.





Die Vorsitzenden der Grünen Jugend Svenja Appuhn und Katharina Stolla haben den Rücktritt von ihren Ämtern erklärt. Gemeinsam mit dem Rest des insgesamt 10-köpfigen Vorstands wollen sie zudem aus der Partei austreten, wie der Spiegel und Table Media berichtet. Dem Spiegel wurde dies aus der grünen Bundestagsfraktion bestätigt. In einem Brief an die scheidenden Parteivorsitzenden Lang und Nouripour sowie die Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Katharina Dröge und Britta Haßelmann schreibt der Vorstand der Grünen Jugend:

"Wie ihr vielleicht schon gehört habt, haben wir – der gesamte Bundesvorstand der Grünen Jugend – uns dazu entschieden, nicht erneut zu kandidieren und morgen aus der Partei auszutreten. Wir wissen, dass viele von Euch sehr überrascht, sicherlich auch wütend oder enttäuscht von dieser Entscheidung sind."


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Die Entscheidung, die Partei zu verlassen, sei demnach bereits vor dem Rücktritt der grünen Bundesvorsitzenden, "in den letzten Wochen" getroffen worden. Die Vorstandsmitglieder zollen den scheidenden Vorsitzenden Lang und Nouripour Respekt für ihre Entscheidung, das ändere jedoch nichts an ihrem Entschluss, schreiben sie.

"Wir gehen nicht davon aus, dass eine personelle Neuaufstellung zu einer inhaltlichen und strategischen Neuausrichtung der Partei in unserem Sinne führen wird. Es ist besser, wenn sich unsere Wege jetzt trennen und ihr gut neu starten könnt."

Es sei dauerhaft nicht möglich, gleichzeitig Teil einer Partei zu sein und für eine grundsätzlich andere Politik zu werben, als die eigene Partei umsetze, heißt es weiter. In den letzten Jahren hätten sich die Konflikte zwischen der Partei und der Grünen Jugend immer weiter zugespitzt. Als Beispiele wurden das Sondervermögen für die Bundeswehr, Streitigkeiten um die Räumung von Lützerath sowie Verschärfungen des Asylrechts angeführt.

Es brauche wieder eine "linke Kraft in Deutschland, die gerade diejenigen anspricht, die in Armut und Abstiegsangst lebten, schon lange nicht mehr wählen gingen oder sich den Rechten zugewandt hätten."

"Diese Kraft wird die grüne Partei unserer Einschätzung nach nicht mehr werden."

Mehr zum Thema - 9,5 Prozent: Grüne jetzt laut Umfrage einstellig – Ampel zusammen nur noch 28,5 Prozent


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Info: https://freedert.online/inland/220487-gruenen-krise-geht-weiter-jugend-vorstand-tritt-geschlossen-aus-partei-aus


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26.09.2024

Die neue EU-Kommission


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Die neue
EU-Kommission
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Liebe Freund*innen,

in der vergangenen Woche hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die designierten EU-Kommissar*innen vorgestellt. Dabei gab es einige Überraschungen! In meiner Mail möchte ich euch eine kurze Einschätzung der vier Kommissar*innen geben, mit denen ich zukünftig wahrscheinlich zusammenarbeiten werde.

Hier Zusammenfassung als Video.
  ???? Ein Blick auf die designierten Kommissar*innen
???? Zuerst möchte ich Euch Teresa Ribera vorstellen. Sie wurde als Vizepräsidentin der Kommission nominiert und ist damit für den Geschäftsbereich Klima und Wettbewerb zuständig. Ribera bringt als ehemalige Umweltministerin Spaniens jede Menge Erfahrung mit und ist eine Veteranin im Kampf gegen die Klimakrise. Sie wird als Wettbewerbskommissarin hoffentlich endlich die Blockade von nationalen Förderinstrumenten für den Klimaschutz beenden! Außerdem setzen wir darauf, dass es nicht nur einen Klima-Anpassungs-Plan, sondern ein Gesetz dazu gibt! 

???? Jessika Roswall, die als Kommissarin für Umweltfragen vorgeschlagen wurde, muss sich erst noch beweisen.
Ihre Regierung hat sich in der Vergangenheit gegen das Gesetz zur Rettung der Natur gestellt und arbeitet aktuell aktiv an der Entkernung des Anti-Entwaldungsgesetzes. Das wirft die Frage auf, ob sie den notwendigen Wandel in der EU-Umweltpolitik vorantreibt oder ihn ausbremst. Ihr Auftritt in den Anhörungen wird entscheidend sein: ist sie bereit, die REACH-Verordnung für Chemikalien im Sinne des Umwelt- und Gesundheitsschutzes anzugehen? 

???? Wopke Hoekstra soll der neue (und alte) Kommissar für Klimaschutz werden. Doch auch er steht vor großen Herausforderungen. Er muss die europäische Klimapolitik aktiv vorantreiben und Maßnahmen gegen die Klimakrise koordinieren. Außerdem erhält er die herausfordernde Aufgabe, die Energiesteuern klimagerecht zu gestalten. Viele erwarten von ihm, dass er klare Prioritäten setzt, um die europäischen Klimaziele zu erreichen.
Alles gut also? Leider nicht! In seiner Stellenbeschreibung steht auch, dass er eFuels und CCS vorantreiben soll.

Dan Jørgensen, der als Kommissar für Energie und Wohnungsbau nominiert wurde, soll den europäischen Energiesektor in eine grünere und nachhaltigere Richtung lenken. Besonders wichtig wird der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die Energieunabhängigkeit der EU zu stärken.
Das Problem: In seiner Stellenbeschreibung wird betont, dass er sich für sogenannte „kleinen modulare Reaktoren“ stark machen soll, um der Atomkraft eine Renaissance zu verschaffen. Meine Position dazu bleibt unverändert: Atomkraft? Nein danke! 

???? Nachdem die designierten Kommissar*innen vorgestellt wurden, müssen sich den Fragen des EU Parlaments stellen. Die Kandidat*innen müssen dann unter Beweis stellen, dass sie fachlich überzeugen können und keine Interessenkonflikte bestehen, die der Ausübung dieses Amtes entgegenstehen. Wenn sie das können, werden sie vom EU Parlament bestätigt. 

???????? Ein besonderes Augenmerk wird auch darauf liegen, wie die Kommissar*innen den Europäischen Green Deal weiter vorantreiben werden. Hierbei spielen viele verschiedene Gesetzesinitiativen eine Rolle, die teils bereits beschlossen wurden, aber noch nicht in Kraft getreten sind. Um einen Überblick über die möglichen Risiken und Herausforderungen zu behalten, bietet der European Green Deal Risk Radar der Heinrich-Böll-Stiftung eine wertvolle Analyse. Er beleuchtet den Status der 13 wichtigsten Gesetzesvorhaben des Green Deals und zeigt auf, an welchen Stellen diese Gesetze gefährdet sind – sei es durch Verzögerungen, mangelnde Finanzierung oder sogar durch Versuche, sie zu unterminieren oder zurückzuziehen. Der Risk Radar liefert zudem einen Zeitplan, der entscheidende Momente markiert, an denen diese Risiken voraussichtlich auftreten könnten, etwa bei Überprüfungsklauseln oder der Umsetzung in nationales Recht. Dies wird auch in der kommenden Legislaturperiode von zentraler Bedeutung sein.

???? Die Anhörungen werden wahrscheinlich Ende Oktober/Anfang November stattfinden. Natürlich werde ich Euch auf dem Laufenden halten. 

+++Jetzt anschauen+++

Herzliche Grüße
Eure Jutta Paulus

P.S.: Zudem findet ihr hier noch die Aufzeichnung eines brandaktuellen Webinars mit meinen Kolleg*innen Hannah Neumann, Anna Cavazzini und Daniel Freund, in dem wir gemeinsam die Kommission bewerten.

Info: https://mailcluster.wegewerk.com/mailing/122/7797420/52794548/13324/d51901f543/index.html


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26.09.2024

ES BRAUCHT ETWAS NEUES.
Warum wir bei Bündnis 90/Die Grünen austreten und was wir vorhaben.

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zeitfuerwasneues2024.de, besucht am 26. September 2024, 13:45 Uhr


Seit Jahren ist vor allem eines: Krise. Die Zukunft macht uns mehr Angst als Hoffnung. Das Aufstiegsversprechen gilt für unsere Generation nicht mehr. Immer mehr Menschen erleben, dass über ihre Köpfe hinweg Politik gemacht wird. Die Lebensmittelpreise steigen, die Mieten explodieren, harte Arbeit erfährt kaum noch Wertschätzung. Wir beobachten mit Sorge, dass viele Menschen gerade den Glauben daran verlieren, dass es irgendwann mal besser werden kann. Die Wahlergebnisse in Thüringen, Sachsen und jüngst am Sonntag in Brandenburg zeigen das. Die AfD profitiert von diesem Frust.

Wir merken von Tag zu Tag deutlicher, dass es dringend eine politische Kraft braucht, die Schluss damit macht, wie aktuell Politik gemacht wird. Die auch diejenigen begeistert, die schon lange nicht mehr das Gefühl haben, dass auch für sie Politik gemacht wird. Die sich um die großen und kleinen Sorgen der Menschen kümmert und der Vereinzelung ein Miteinander entgegenstellt. Eine politische Kraft, die dafür kämpft, die Wirtschaft endlich in den Dienst der Menschen zu stellen.


Wir sind alle innerhalb der letzten zehn Jahren den Grünen beigetreten, weil wir dachten, sie könnten diese Kraft werden. Doch unsere Zweifel daran sind immer größer geworden. So groß, dass wir uns als gesamter Bundesvorstand der GRÜNEN JUGEND, gemeinsam mit Ehemaligen, dazu entschieden haben, heute bei Bündnis 90/Die Grünen auszutreten und nicht erneut für den Bundesvorstand zu kandidieren. 


Woher diese Zweifel rühren und was wir jetzt vorhaben, wollen wir im Folgenden erklären:

Vor der letzten Bundestagswahl hofften viele Menschen auf einen Politikwechsel: mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Klimaschutz, Fortschritt. Doch die Ampel ist eine bittere Enttäuschung. Wirksame Kritik an der Regierung kommt nur von rechts: Sie können die Schwächsten auch deshalb so gut gegeneinander ausspielen, weil es derzeit niemanden gibt, der den großen Konflikt in unserer Gesellschaft – zwischen Arm und Reich, Oben und unten – ernsthaft führt. Die Reichen lehnen sich zurück, während die Rechten die Ärmsten dazu anfeuern, sich um die Krümel zu prügeln.


Die Grünen sind nicht dazu bereit, sich mit den Reichen und Mächtigen anzulegen.

Wir haben in den letzten Jahren immer wieder erlebt, dass die Grünen nicht dazu bereit sind, sich mit den Reichen und Mächtigen anzulegen. Wir leben aber in einer Welt, in der Krankenhauskonzerne Gewinne auf dem Rücken von Beschäftigten und Patienten machen. In der Energiekonzerne weiterhin Milliardengeschäfte mit der Zerstörung der Natur machen. In der Immobilienkonzerne noch den letzten Cent aus ihren Mieter:innen herauspressen. In der die Milliardäre immer reicher werden, während das Leben für große Teile der Bevölkerung schier unbezahlbar wird. Wer sich in diesen Konflikten nicht für eine Seite entscheiden will, entscheidet sich dafür, dass es genau so weitergeht. Wer sich weigert, die Reichen zur Kasse zu bitten, lässt im Ergebnis die breite Bevölkerung bezahlen. Das sehen wir besonders beim Klimaschutz. 

Wer aber wirklich etwas verändern will, muss auch diejenigen erreichen, deren Recht auf ein gutes, selbstbestimmtes Leben, frei von Abstiegsängsten und Armut jeden Tag verletzt wird – Menschen, die systematisch überhört werden. Wir sehen keine relevante Bewegung in der Partei, zu einer politischen Kraft zu werden, die konsequent an der Seite dieser Menschen steht. Diejenigen, die es versuchen, scheitern systematisch daran, weil sie wegen der Politik, die die Grünen in der Ampel mittragen, einfach nicht glaubwürdig sind. Und auch wenn sich die Partei programmatisch immer wieder gute Anliegen vornimmt: am Ende zählt die Politik, die man umsetzt. Wir wissen, dass es vielen Grünen nicht gut geht mit der unzureichenden Politik, die sie mitverantworten. Aber für diejenigen, die unter dieser Politik leiden, ist das kein Trost.


Die Grünen werden immer mehr zu einer Partei wie alle anderen.

Die Grünen sind einmal angetreten, um die Welt zu einer besseren zu machen – und viele Grüne haben nach wie vor große Ziele. In ihrem Handeln hat sich die Partei allerdings immer weiter angepasst. Wir haben erlebt, wie eigene Vorhaben immer weiter zurechtgestutzt werden. Der Unterschied zu den anderen Parteien der Mitte schrumpft immer weiter. Die Grünen werden immer mehr zu einer Partei wie alle anderen. Doch welchen Unterschied macht sie dann noch?

Statt sich gegen ein System zu wehren, das immer wieder Gewinner und Verlierer produziert, die Gleichheit der Menschen systematisch untergräbt und uns mit voller Wucht in die Klimakrise katapultiert, finden sich die Grünen zunehmend damit ab, den Status Quo zu verwalten. 

Das zeigt sich auch an ihrem Regierungshandeln: Oft rechtfertigen sie sich damit, dass es ohne sie immer schlimmer käme. Und so werden kleine Zugeständnisse zu großen Verhandlungserfolgen. Aber das reicht uns nicht. Denn wer immer nur Schlimmeres verhindert, beantwortet nicht die Frage, was zu tun ist, um in Zukunft Besseres zu ermöglichen. Das sehen wir zum Beispiel an der Asyl- und Migrationspolitik der Ampel, die wohl selbst unter der großen Koalition undenkbar gewesen wäre. Wir glauben, dass die Grünen vor lauter vermeintlicher Sachzwängen aus dem Blick verlieren, welche Politik sie da eigentlich mittragen. 

Vielleicht fahren viele Grüne ihre Ansprüche herunter, weil sie denken, dass nicht mehr möglich ist. Das sehen wir anders! Wir glauben, dass eine grundsätzlich andere Gesellschaft möglich wird, wenn wir es schaffen, einen Zusammenschluss all derer zu bewirken, für die ein “Weiter so” keine Option ist. 

Aus dieser Logik heraus können wir uns erklären, warum die Grünen in der Bundesregierung handeln, wie sie handeln. Im Ergebnis müssen wir sagen: Ob Lützerath, das 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr, die Asylrechtsverschärfungen oder die Sparpolitik: Wir sind nicht länger bereit, unseren Kopf für eine Politik hinzuhalten, die wir falsch finden.


Wir wollen grundsätzlich anders Politik machen!

Die Entwicklungen der letzten Jahre haben uns vor die Frage gestellt, wie wir stattdessen Politik machen wollen. Dabei ist uns klar geworden: Wir wollen Politik für und mit der Nachbarin machen, die sich fragt, wie lange sie sich das Leben in der Stadt noch leisten kann. Mit der Pflegekraft, die sich fragt, wer sie eigentlich pflegt, wenn sie am Ende ist. Mit dem Studenten, der sich fragt, ob er sich das WG-Zimmer mit einer zweiten Person teilen muss, weil er es allein nicht mehr bezahlen kann. Mit der Auszubildenden in der Lausitz, die sich fragt, ob ihre Heimat in zehn Jahren zu einem lost place wird, weil alle wegziehen. 

Mit all diesen Menschen wollen wir den Druck organisieren, der nötig ist, damit die Krisen endlich enden, damit wir wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können. 

Wir kennen Menschen bei den Grünen, die unsere Kritik teilen und auch schon seit Jahren für einen Kurswechsel streiten. Wir haben das auch getan. Wir sind zu der Einschätzung gekommen, dass wir auf der Stelle treten und sich die Grüne Partei nicht so grundsätzlich ändern wird. Dann wäre sie vielleicht auch nicht mehr die Grüne Partei. Deswegen gehen wir im Guten, denn wir glauben, dass wir unsere Ziele besser verfolgen können, wenn wir nicht länger Teil der Partei bleiben. Wir passen einfach nicht mehr zusammen. All jenen, die unsere Einschätzung, an welcher Stelle auch immer, nicht teilen und weiter um den Kurs der Partei ringen wollen, wünschen wir alles Gute. 

Wir haben uns deshalb für diesen Schritt entschieden, die Grünen und die GRÜNE JUGEND zu verlassen. Gemeinsam mit ehemaligen und langjährigen Mitgliedern der GRÜNEN JUGEND wollen wir eine neue, linke Jugendorganisation gründen. 

Unser Ziel: Wir wollen dazu beitragen, dass es bald eine starke linke Partei in Deutschland geben kann. Eine Partei, die nicht so ist wie alle anderen. 

Wir hören nicht auf, Politik zu machen. Wir fangen jetzt erst richtig an.


Bist Du dabei?

Svenja, Katharina, Jonathan, Jannika, Magdalena, Nicolas, Julia, Pia, Heinrich, Charlotte, Sarah Lee und Klara am 26. September 2024


Info: https://zeitfuerwasneues2024.de


unser Kommentar: Auf der bereits tagesaktuell zur Verfügung stehenden Homepage <zeitfuerwasneues2024> sollte neben der Erwähnung des "100 Milliarden Euro Sondervermögens für die Bundeswehr", auch die unzureichende Diplomatie angesprochen sein, wenn noch ein großer und bereits aufziehender NATO-Krieg in Ukraine und Nahost abgewendet werden soll. 

Gleiches gilt auch für Hinweise auf die Bevölkerungsgruppen, die z. B. in den weltweiten Lithiumabbaugebieten, allein für unsere Elektromobilitätsangebote, schwerwiegende Umweltschäden und gesundheitliche Nachteile auf Dauer zu erleiden haben.


unser weiterer Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

26.09.2024

Schlagzeile




Info: www.stoerfall-atomkraft.de


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

26.09.2024

"Daily Mail" zu Kriegsvorbereitungen: NATO bereitet sich auf "gigantische" Verletztenzahlen vor

freedert.online, vom 25 Sep. 2024 20:39 Uhr, Von Alexej Danckwardt

Die Vorbereitungen auf einen Krieg der NATO gegen Russland sind nicht mehr zu übersehen. Am Mittwoch berichtete die britische Presse über einzelne Aspekte dieser Vorbereitungen. Was aus den Berichten auch hervorgeht: London und Washington planen, in zwei bis drei Jahren die Kontinentaleuropäer vorzuschicken.


Quelle: Gettyimages.ru © Daily Mail


Grafik der "Daily Mail": Wie die NATO Truppen an die Ostfront verlegen will


Die britische Daily Mail berichtet am Mittwoch über aktuelle Vorbereitungen des westlichen Militärbündnisses NATO auf einen dritten Weltkrieg. Unter Berufung auf einen hochrangigen NATO-General schildert die Zeitung Pläne für Massenevakuierungen und Rettungsmaßnahmen für den Fall eines künftigen Krieges gegen Russland. 

Der Offizier, mit dem der Autor des Berichts diese Woche gesprochen hat, heißt Generalleutnant Alexander Sollfrank, ist Deutscher und Leiter des NATO-Logistikkommandos. Er bestätigte der Zeitung, dass das Militärbündnis daran arbeitet, sicherzustellen, dass es in der Lage ist, eine große Zahl verwundeter Soldaten von der Front zu evakuieren.

Der deutsche General warnte, dass die NATO im Gegensatz zu den Erfahrungen der Verbündeten in Afghanistan und im Irak in einem "totalen Krieg" mit Russland wahrscheinlich schwere Verluste auf einem riesigen Schlachtfeld erleiden würde.


Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland





Analyse

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Hinzu komme, sagt Sollfrank laut Daily Mail, dass die russische Luftwaffe und die "gerühmten Raketen- und Flugkörperbestände" bedeuten, dass medizinische Evakuierungen per Flugzeug zu riskant wären. Dieser Faktor werde die NATO-Truppen dazu zwingen, die aus dem Ersten Weltkrieg bekannten "Lazarettzüge" einzusetzen, um die Verwundeten massenhaft abzutransportieren. Aber auch Busse kämen für den Verwundetentransport infrage.

Die Herausforderung werde darin bestehen, schnell eine qualitativ hochwertige Versorgung für eine große Zahl von Verwundeten zu gewährleisten, ergänzte der General. Der britische Journalist und Autor des Artikels behauptet, dass das deutsche Militär davon ausgehe, Russland werde "bereits 2029" in der Lage sein, ein NATO-Land anzugreifen. Eine Quelle für diese Behauptung nennt die Daily Mail allerdings nicht.

In einem anderen Artikel vom selben Tag verrät die Zeitungauch die Strategie der NATO: Es müsse jetzt, heißt es darin, alles dafür getan werden, damit die Ukraine noch zwei bis drei Jahre gegen Russland kämpft. Diese Zeit werde benötigt, um die Arsenale der NATO-Armeen mit neuen Waffen auszustatten und aufzustocken.

Großbritannien selbst versucht derweil, sich selbst mit einem "eleganten Trick" aus der Affäre zu "stehlen". Während die Kontinentaleuropäer in den besagten zwei bis drei Jahren kriegsbereit sein werden und sollen, benötige das Vereinigte Königreich dafür mehr Zeit: Der ehemalige Chef der britischen Armee, General Sir Patrick Sanders warnt bereits, dass die britischen Streitkräfte derzeit nicht über die Fähigkeit verfügen, einen langwierigen bewaffneten Konflikt aufrechtzuerhalten. Ein heißer Krieg mit Russland sei zwar "nicht unvermeidlich", werde aber wahrscheinlicher, wenn das Vereinigte Königreich und seine Verbündeten es versäumten, "die Bedrohungen und Lücken in unseren Fähigkeiten zu beseitigen" und deutlich aufzurüsten.


Medienbericht: USA und Großbritannien wollen Ukraine heimlich "Überraschungsangriffe" erlauben




Medienbericht: USA und Großbritannien wollen Ukraine heimlich "Überraschungsangriffe" erlauben






Schätzungen zufolge habe das Vereinigte Königreich "zwischen fünf und zehn Jahren Zeit, bevor Russland sich rekapitalisiert und in der Lage ist, eine ähnliche Bedrohung darzustellen wie vor dem Ukraine-Krieg", so der General. Gegenüber der Times sagte er, dass jetzt wichtige Schritte unternommen werden müssten, darunter die Modernisierung der Streitkräfte und die Verbesserung der "Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft und des Vereinigten Königreichs".

Mit anderen Worten: In zwei bis drei Jahren, wenn die Ukraine endgültig ausgeblutet ist, planen Washington und London, die Kontinentaleuropäer in den Krieg gegen Russland zu werfen. Sie selbst werden dabei zusehen, wie verwundete Deutsche, Franzosen und Polen mit Zügen und Bussen von der Ostfront evakuiert werden, und parallel in aller Ruhe aufrüsten. Wenn Europäer und Russen sich gegenseitig aufgerieben haben, setzen Amerikaner und Briten über den Ärmelkanal über und marschieren bis nach Wladiwostok durch. So sieht der angloamerikanische Plan offensichtlich aus, zumindest derjenige Londons.


Mehr zum Thema - Skandinavien und die baltischen Staaten bereiten zweite Front gegen Russland vor


RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Info: https://freedert.online/europa/220467-daily-mail-zu-kriegsvorbereitungen-nato


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26.09.2024

Kreml weist Selenskyjs “Siegesplan” zurück

lostineu.eu, vom 25. September 2024

Es war nicht anders zu erwarten: Der Kreml hat den ukrainischen “Siegesplan” zurückgewiesen. Am nächsten “Friedensgipfel” will Putin auch nicht teilnehmen. Pech für Scholz.

Der Kreml hat den “Siegesplan” des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor dem UN-Sicherheitsrat scharf kritisiert.

“Die Position, die auf dem Versuch beruht, Russland zum Frieden zu zwingen, ist ein absolut fataler Fehler”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Russland sei ein Anhänger des Friedens, aber nur unter der Bedingung, dass seine Sicherheit gewährleistet sei.

Zudem müssten die Ziele erreicht sein, deretwegen die Militäroperation in der Ukraine gestartet worden sei. Dazu gehört u.a. ein Rückzug der Nato.

Selenskyj fordert dagegen einen flotten Nato-Beitritt. Außerdem will er grünes Licht für Angriffe auf Moskau, um Putin an den Verhandlungstisch zu bomben.

Russland hatte zuvor schon eine Teilnahme am nächsten “Friedensgipfel” abgelehnt. Das ist ein Dämpfer für Kanzler Scholz, der neuerdings fordert, Putin müsse auf jeden Fall dabei sein…

Siehe auch Selenskyjs militärischer “Siegesplan” spaltet die Alliierten

6 Comments

  1. Stef
    26. September 2024 @ 08:29

    Das wichtigste Detail im Werben um tief ins russische Territorium reichende Angriffe mittels Nato-Raketen wird von den Medien großräumig umschifft: Die in Rede stehenden Waffensysteme können mit Atomsprengköpfen bestückt werden. Die russische Seite kann nicht wissen, ob im konkreten Fall ein konventioneller oder ein nuklearer Angriff auf sie erfolgt. Das ist der Grund, warum Russland seine Nukleardoktrin aktualisiert. Den Abzug dieser Waffen hätte der verzweifelte und skrupellose Selenski in der Hand, der sich nichts sehnlicher wünscht als die Ausweitung des Konflikts auf die Nato und Europa.

Reply

  • ebo
    26. September 2024 @ 08:40

    Danke für den Hinweis. Für Putin ist dies offenbar der springende Punkt. Aber nicht nur für Putin: Auch die Ärzte gegen Atomkrieg warnen, genau wie viele Rüstungskontroll-Experten. Hier wird nicht nur eine russische rote Linie überschritten, hier zerbröselt ein weltweites Kontroll-Regime.

    Reply

  • Monika
    25. September 2024 @ 21:05

    Man braucht kein Putin-Versteher zu sein, um sich nur kurz vorzustellen, wie man an seiner Stelle wohl auf den ukrainischen Siegesplan reagieren würde. Nach der “Spezialbehandlung” im Zerfallsprozess der Sowjetunion, im Anschluß die Verächtlichmachung Russlands, nachdem der Regimechange dort im letzten Moment abgewendet werden konnte, der Aufkündigung der Rüstungskontrollverträge durch die USA, im Führen eines gnadenlosen Wirtschaftskriegs gegen Russlands, nach der erfolgreichen militärischen Instrumentalisierung der Ukraine und in der -verzeihen Sie- kompletten Verarschung durch vorgespielte Friedensinitiativen (Minsk 2) im schwelenden Ukrainekonflikt, den permanenten, absolut unterirdischen persönlichen Angriffen auf den russischen Präsidenten, einer beispiellosen Sanktionierung Russlands und der “Russlandsversteher-Nationen”, den NATO-Raketenbasenbeschluss in Deutschland, der aktiven Kriegsbeteiligung der NATO (nichts anderes ist das aktive militärische Mitwirken an den ukrainischen Angriffen) soll Russlands Regierung nun den Schalmeientönen eines siegesgewissen Selenskyj und angeblich friedensbewgten Westens “Vertrauen” entgegenbringen?
    Woher soll der arme Mann Putin denn DAS nehmen!?!

    Reply

  • Michael
    25. September 2024 @ 20:53

    Selenskyj will Alles: den totalen Sieg und die Kapitulation Russlands! Ein pathologischer Fall!
    Dabei hörte ich auch dass die Bevölkerung des Donbass und der Krim nicht unter der Ägide Kiew’s leben wollen, und zwar nicht nur wegen des Maidan und Coup d’Etats, und der folgenden anti-russischen Repressalien und Schikanen, sondern inzwischen wegen der brutalen Angriffe auf den Donbass und Attacken gegen die Krim als handelte es sich um feindliches Gebiet!

    Reply

  • KK
    25. September 2024 @ 17:14

    Wie stehen eigentlich die Wetten bei den englischen Buchmachern, ob die Ukraine Russland oder umgekehrt Russland die Ukraine militärisch in die Knie zwingt?

    Reply

    • Skyjumper
      25. September 2024 @ 18:31

      Sehen Sie nur in diesen Kino!
      “Die Ritter des Selensky – Unentschieden?”


  • Info: https://lostineu.eu/kreml-weist-selenskyjs-siegesplan-zurueck/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.09.2024

    Grünen-Krise geht weiter: Jugend-Vorstand tritt geschlossen aus Partei aus

    freedert.online, 26 Sep. 2024 07:08 Uhr

    Nach der Rücktrittsankündigung der beiden Bundesvorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour erklärt nun auch der zehnköpfige Vorstand der Grünen Jugend, nicht mehr kandidieren zu wollen. Man wolle zudem geschlossen aus der Partei austreten.


    Quelle: Gettyimages.ru


    Katharina Stolla (l) und Svenja Appuhn, Vorsitzende der Grünen Jugend, während eines Bundesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen am 25. November 2023, Baden-Württemberg, Karlsruhe.


    Die Vorsitzenden der Grünen Jugend Svenja Appuhn und Katharina Stolla haben ihren Rücktritt von ihren Ämtern und ihren Austritt aus der Partei erklärt. Gemeinsam mit dem Rest des insgesamt 10-köpfigen Vorstands wollen sie zudem aus der Partei austreten, wie der Spiegel und Table Media berichtet. Dem Spiegel wurde dies aus der grünen Bundestagsfraktion bestätigt. In einem Brief an die scheidenden Parteivorsitzenden Lang und Nouripour sowie die Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Katharina Dröge und Britta Haßelmann schreibt der Vorstand der Grünen Jugend:

    "Wie ihr vielleicht schon gehört habt, haben wir – der gesamte Bundesvorstand der Grünen Jugend – uns dazu entschieden, nicht erneut zu kandidieren und morgen aus der Partei auszutreten. Wir wissen, dass viele von Euch sehr überrascht, sicherlich auch wütend oder enttäuscht von dieser Entscheidung sind."


    Bauernopfer – Grünen-Vorstand tritt zurück, damit alles bleiben kann, wie es ist





    Meinung

    Bauernopfer – Grünen-Vorstand tritt zurück, damit alles bleiben kann, wie es ist





    Die Entscheidung, die Partei zu verlassen, sei demnach bereits vor dem Rücktritt der grünen Bundesvorsitzenden, "in den letzten Wochen" getroffen worden. Die Vorstandsmitglieder zollen den scheidenden Vorsitzenden Lang und Nouripour Respekt für ihre Entscheidung, das ändere jedoch nichts an ihrer Entscheidung, schreiben sie.

    "Wir gehen nicht davon aus, dass eine personelle Neuaufstellung zu einer inhaltlichen und strategischen Neuausrichtung der Partei in unserem Sinne führen wird. Es ist besser, wenn sich unsere Wege jetzt trennen und ihr gut neu starten könnt."

    Es sei dauerhaft nicht möglich, gleichzeitig Teil einer Partei zu sein und für eine grundsätzlich andere Politik zu werben, als die eigene Partei umsetzt, heißt es weiter. In den letzten Jahren hätten sich die Konflikte zwischen der Partei und der Grünen Jugend immer weiter zugespitzt. Als Beispiele wurden das Sondervermögen für die Bundeswehr, Streitigkeiten um die Räumung von Lützerath sowie Verschärfungen des Asylrechts angeführt.

    Es brauche wieder eine "linke Kraft in Deutschland, die gerade diejenigen anspricht, die in Armut und Abstiegsangst lebten, schon lange nicht mehr wählen gingen oder sich den Rechten zugewandt hätten".

    "Diese Kraft wird die grüne Partei unserer Einschätzung nach nicht mehr werden."

    Mehr zum Thema - 9,5 Prozent: Grüne jetzt laut Umfrage einstellig – Ampel zusammen nur noch 28,5 Prozent


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/inland/220487-gruenen-krise-geht-weiter-jugend-vorstand-tritt-geschlossen-aus-partei-aus


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:



    © dpa/Fabian Sommer

    (Bild)


    tagesspiegel.de, vom 25.09.2024, 14:59 Uhr, Von Felix Hackenbruch

    Seit Monaten stecken die Grünen in der Krise, nun ziehen die Parteivorsitzenden die Notbremse. Es ist ein radikaler Schritt, um Robert Habeck eine Chance aufs Kanzleramt zu ermöglichen.


    Trotz der vielen Fotografen, Kameraleute und Journalisten, die am Mittwochvormittag in die Parteizentrale der Grünen geeilt sind, herrscht Stille, als Omid Nouripour und Ricarda Lang durch eine Hintertür den Saal betreten. Mit blassen Gesichtern treten die beiden Grünen-Vorsitzenden auf die kleine Bühne.

    - ab hier Bezahlschranke -


    Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/so-kam-es-zum-rucktritt-der-grunen-spitze-wie-nouripour-und-lang-ihre-partei-uberraschten-12434879.html


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    26.09.2024

    Digitale Souveränität    Zwischen Rhetorik und Realität

    makronom.de, vom 25. September 2024,  Europa


    In den Diskussionen über die digitale Transformation fällt immer wieder der Begriff der digitalen Souveränität. Doch was bedeutet er genau – und wie beeinflusst er die europäische Politik? Eine neue Untersuchung gibt Aufschluss.


    Bild: Yuyeung Lau via Unsplash


    Die Digitalisierung hat sich zu einem politischen Schlüsselthema der Europäischen Union entwickelt. Komissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte bereits im Jahr 2020: „Das kommende Jahrzehnt muss Europas ‚Digital Decade‘ sein“. Doch US-amerikanische und chinesische Digitalkonzerne dominieren weiterhin den europäischen Markt. Die werbebasierten Geschäftsmodelle großer Plattformen stellen eine Bedrohung für Datenschutz und Privatsphäre dar. Gleichzeitig wächst die Besorgnis über die Verbreitung von Desinformationen, den Anstieg von Cyberangriffen und den Einfluss autoritärer Regime.

    Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben führende Politiker*innen wie Emmanuel Macron, Angela Merkel oder Ursula von der Leyen die Bedeutung eines eigenen „europäischen Ansatzes“ für die Digitalpolitik betont. Sie fordern, europäische Werte und Interessen im digitalen Raum zu verteidigen. Dafür will die EU nicht nur auf Regulierung zurückgreifen, sondern auch umfassende Investitionen in europäische Infrastrukturen tätigen.

    Dieser europäische Ansatz soll sich sowohl von der Laissez-Faire-Politik der USA als auch vom staatlich stark kontrollierten System in China abgrenzen. Das Streben nach digitaler Souveränität wurde auf nationaler und europäischer Ebene immer wieder als Leitprinzip für diesen Ansatz identifiziert. In einer Sonderausgabe des Journal of European Public Policy zeigen Gerda Falkner, Sebastian Heidebrecht, Anke Obendiek, und Timo Seidl auf, wie der Begriff die Politik und den politischen Diskurs in der EU prägt.

    Was bedeutet digitale Souveränität?

    Digitale Souveränität beschreibt im Kern die verstärkte Kontrolle des digitalen Raumes auf drei Ebenen: der physischen Ebene (z.B. Infrastruktur, Endgeräte), der Code-Ebene (z.B. technische Standards, Regeln) und der Informationsebene (z.B. Daten, Online-Inhalte). Doch obwohl der Begriff weit verbreitet ist – ob in politischen Reden, Strategiepapieren oder Think Tanks – bleibt seine Bedeutung oft unscharf (siehe auch Lambach & Oppermann).

    Insbesondere was genau verstärkte Kontrolle impliziert, wie weit sie geht, welche Akteure davon profitieren oder welche Werte und Interessen verfolgt werden, hängt stark vom jeweiligen Politikfeld ab. Dies zeigt auch die Analyse verschiedener Schlüsselbereiche der EU-Digitalpolitik.

    Wandel in der europäischen Digitalpolitik

    In der oben erwähnten Sonderausgabe hat eine Gruppe internationaler Forscher*innen neun Felder der EU-Digitalpolitik untersucht: künstliche Intelligenz, Cloud-Infrastruktur, Wettbewerbspolitik, Industriepolitik, digitale Finanzen, Urheberrecht, Online-Inhalte, digitale Außenbeziehungen und Internetstandards. Auffallend ist, dass sich in nahezu allen Bereichen der Trend zu stärkerer öffentlicher Kontrolle in konkreten Maßnahmen widerspiegeln. Nur in einem Teilbereich der Cloud-Politik finden sich Beispiele, die nicht über diskursive Veränderungen hinaus gehen. In allen Politikfeldern hat zumindest entweder diskursiver oder politischer Wandel stattgefunden.

    Die Ergebnisse zeigen klar: Egal ob im Urheberrecht, in der Regulierung künstlicher Intelligenz oder im Bereich digitale Finanzen – politische Maßnahmen wie die Erhöhung von Bußgeldern, die Einführung neuer Regulierungsinstrumente oder die strategische Neuausrichtung ganzer Politikfelder haben zu einer verstärkten Kontrolle des digitalen Raumes geführt.

    Ein prominentes Beispiel ist das Gesetz über Digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA), das auf die Marktmacht großer Technologieunternehmen abzielt. Das Gesetz steht für einen Wandel hin zu einer dirigistischeren Wettbewerbspolitik, bei der die EU stärker in die Märkte eingreift, um faire Bedingungen zu schaffen und die Monopolstellung einzelner Konzerne zu schwächen (Hoeffler & Mérand, 2024). Auch in der Industriepolitik scheint die EU einen „geodirigistischen“ Wandel zu durchlaufen, in dem Märkte auf Sektoren mit geopolitischer Bedeutung gelenkt werden (Seidl & Schmitz, 2024). In den Bereichen KI-Regulierung (Mügge, 2024) und Internetstandards (Perarnaud & Rossi, 2024) zeigt die EU Ambitionen, eine führende Rolle in der Entwicklung globaler Regelungen einzunehmen

    Politischer Wandel ohne einheitlichen Diskurs

    Auffällig ist, dass dieser politische Wandel nicht immer von einem entsprechenden diskursiven Wandel begleitet wird. In mindestens vier Politikbereichen findet zwar eine Verschiebung hin zu mehr öffentlicher Kontrolle statt, der Begriff der digitalen Souveränität wird jedoch kaum explizit verwendet.

    Im Bereich der digitalen Finanzen (Donnelly, Ríos Camacho & Heidebrecht, 2024) oder bei der Regulierung von Online-Inhalten (Flonk, Jachtenfuchs & Obendiek, 2024) werden häufig andere Begriffe wie „Sicherheit“ oder die „Bedrohung der öffentlichen Ordnung“ herangezogen, um neue Maßnahmen zu rechtfertigen. Bei der kontroversen Reform der Urheberrechtsrichtlinie im Jahr 2019 beriefen sich Politiker*innen verstärkt auf „europäische Werte und Kultur“ (Heermann, 2024). In einigen Kontexten, etwa den digitalen Außenbeziehungen (Carver, 2024), war die digitale Souveränität schlicht schwer von anderen Konzepten, wie zum Beispiel der strategischen Autonomie, zu unterscheiden.

    Digitale Souveränität als politisches Instrument

    Wenn man bedenkt, dass der Begriff der digitalen Souveränität nicht nur in politischen Diskussionen eine Rolle spielt, sondern auch in strategischen Dokumenten der EU, wie zuletzt im Draghi-Report, verankert ist, scheint diese fehlende Relevanz überraschend. Tatsächlich finden einige unserer Autor*innen, dass die Verwendung des Begriffes politischen Akteuren nützt. In der Industriepolitik dient der Begriff als „Koalitionsmagnet“, der unterschiedliche Interessen vereint, in der Wettbewerbspolitik stellt er ein „Ideenrepertoire“ für verschiedene Akteure bereit, das ideologische Differenzen überbrückt. Im Bereich der digitalen Finanzen hat die Einführung eines neuen Begriffs aufgrund langjähriger Rechtstraditionen kaum Vorteile, wird aber von den Behörden teilweise bei der Ausweitung ihrer Kompetenzen in neue Regulierungsbereiche verwendet.

    In anderen Fällen hingegen wird der Begriff bewusst vermieden, da er leicht Assoziationen mit Protektionismus oder staatlicher Intervention hervorrufen könnte. Besonders in der Digitalpolitik wird der Begriff der Souveränität oft mit Einschränkungen der Meinungsfreiheit und möglicher Zensur sowie negativen Konsequenzen für den globalen Charakter des Internets in Verbindung gebracht. Beispiele dafür finden sich in der Cyberdiplomatie, im Cyber Capacity Building oder bei der Kontrolle digitaler Inhalte, wo die EU vermeiden möchte, übermäßige staatliche Kontrolle im Internet zu befürworten. In Bezug auf die KI-Strategie der EU hat der eurozentristische und überambitionierte Charakter des Strebens nach europäischer „KI-Souveränität“ ebenfalls Kritik hervorgerufen.

    In der Cloud-Politik (Rone, 2024) zeigen sich außerdem nationale Unterschiede: So ist der Begriff der digitalen Souveränität in Ländern wie Deutschland und Frankreich prominenter als in anderen Mitgliedstaaten, etwa in den Niederlanden oder Polen.

    Diese Unterschiede spiegeln wider, welche ideologische und historische Konstellation in bestimmten Politikbereich vorherrscht: Ob und wie die Akteure den Begriff der digitalen Souveränität verwenden, hängt von den Vor- und Nachteilen ab, die je nach Politik(teil)bereich unterschiedlich sind. Einige Akteure können von der Verwendung des Begriffs der digitalen Souveränität profitieren, um Koalitionen zu bilden oder gegnerische Lobbygruppen zu bekämpfen, während andere vermeiden möchten, als zu interventionistisch oder antiliberal zu erscheinen.

    Fazit: Mehr als nur ein Schlagwort

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass digitale Souveränität mehr ist als nur ein politisches Schlagwort. Sie spiegelt die Bestrebungen der EU wider, ihre Kontrolle über den digitalen Raum auszuweiten und einen eigenen, europäischen Weg in der Digitalpolitik zu gehen. Auch wenn der Begriff nicht immer im Zentrum des Diskurses steht, treiben tiefgreifende Veränderungen die EU in Richtung mehr Kontrolle im digitalen Raum.

     

    Zu den Autor*innen:

    Anke Obendiek ist Referentin für Netzwerke & Gremien bei D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt. Zuvor war sie unter anderem als Postdoctoral Researcher am Centre for European Integration Research (EIF), Institut für Politikwissenschaft, der Universität Wien tätig.

    Sebastian Heidebrecht ist Universitätsassistent am Centre for European Integration Research (EIF), Institut für Politikwissenschaft, der Universität Wien.

    Gerda Falkner leitet das Centre for European Integration Research (EIF), Institut für Politikwissenschaft, der Universität Wien.

    Timo Seidl ist Universitätsassistent am Centre for European Integration Research (EIF), Institut für Politikwissenschaft, der Universität Wien.

     

    Hinweis:

    Weitergehende Reflexionen zu diesem Thema finden Sie in der Sonderausgabe des Journal of European Public Policy.


    Info: https://makronom.de/digitale-souveraenitaet-zwischen-rhetorik-und-realitaet-47420?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=digitale-souveraenitaet-zwischen-rhetorik-und-realitaet


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.09.2024

    Nachrichten von Pressenza: Die Pokerspieler

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 26. September 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 26.09.2024


    Die Pokerspieler


    Berliner Politiker dringen auf Einsatz westlicher Waffen gegen Ziele tief in Russland; die Bundesregierung schickt Kriegsschiffe durch die Taiwanstraße: Rote Linien werden trotz evidenter Kriegsgefahr immer öfter willentlich ignoriert. Gleich mehrere führende Politiker der Berliner Regierungskoalition dringen auf die Freigabe&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/09/die-pokerspieler/


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    &#8222;Artists against the Bomb&#8220; &#8211; Kunst für nukleare Abrüstung


    Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der deutschen Sektion der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN), die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, sowie des Internationalen Tages für die vollständige Beseitigung der Kernwaffen am 26. September eröffnet in Berlin die Ausstellung&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/09/artists-against-the-bomb-kunst-fuer-nukleare-abruestung/


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    Niemand soll hungern, ohne zu frieren: Deutschlands Weg in eine ungewisse Zukunft


    Mit seinem neuen Sachbuch &#8222;Niemand soll hungern, ohne zu frieren&#8220; analysiert und dokumentiert der renommierte Autor Wolfgang Bittner die gegenwärtige politische Lage in Deutschland und der Welt. Bittner, ein promovierter Jurist und preisgekrönter Publizist, stellt provokante Thesen über den Zustand&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/09/niemand-soll-hungern-ohne-zu-frieren-deutschlands-weg-in-eine-ungewisse-zukunft/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.09.2024

    „Im nationalen Interesse Deutschlands“ (II)    Lieferung eines U-Boots an Israel steht laut Berichten kurz bevor. Die deutsch-israelische Rüstungskooperation reicht bis in die 1950er Jahre zurück und ist ein tragendes Element der bilateralen Beziehungen.

    german-foreign-policy, 26. September 2024

    BERLIN/TEL AVIV (Eigener Bericht) – Die erneute Lieferung eines deutschen U-Boots an die israelische Marine steht kurz bevor. Laut Medienberichten ist das Boot namens INS Drakon, das sich zur Zeit in der Werft von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) in Kiel befindet, beinahe fertiggestellt und kann in naher Zukunft übergeben werden. Es wäre das nächste in einer langen Reihe von Waffensystemen und -komponenten, die Deutschland Israels Streitkräften liefert. Die Rüstungskooperation zwischen den beiden Staaten geht auf die 1950er Jahre zurück; sie ist ein tragendes Element der bilateralen Beziehungen. Dabei reicht sie weit über den einfachen Waffenhandel hinaus und umfasst nicht zuletzt auch rüstungsindustrielle Forschung und Entwicklung. Israelische Rüstungsfirmen haben unter anderem Luftwaffentechnologien entwickelt, die die israelische Luftwaffe im Libanonkrieg 1982 erfolgreich testete und die später, in den 1990er Jahren, die deutsche Luftwaffe in Jugoslawien einsetzte. Umgekehrt fahren die Merkava-Panzer, die Israel in einer etwaigen Bodenoffensive in Libanon einsetzen dürfte, mit deutschen Motoren. Dabei gründet die Rüstungskooperation laut Experten auf simplen gemeinsamen Interessen.


    Zitat: Seit den 1950er Jahren

    Erste bundesdeutsche Rüstungsexporte nach Israel gab es bereits Anfang der 1950er Jahre – zu einer Zeit, zu der die Bundesrepublik noch nicht einmal diplomatische Beziehungen zu Israel unterhielt. Zunächst lieferten deutsche Unternehmen sogenannte Dual use-Güter, so etwa Fahrzeugketten.[1] In den Jahren 1956/57 folgte die erste Lieferung größerer Systeme: Die israelische Marine erhielt zwei Patrouillenboote der Jacht & Bootswerft Burmester aus Bremen. Im August 1962 genehmigte Bundeskanzler Konrad Adenauer weitere voluminöse Lieferungen – unter anderem Schnellboote, Hubschrauber und Panzer im Wert von 240 Millionen DM, wie es in einem knappen Überblick über die Rüstungskooperation zwischen der Bundesrepublik und Israel heißt.[2] Als die Lieferungen wenig später bekannt wurden und zu für Bonn nachteiligen Reaktionen in der arabischen Welt führten, verlegte die Bundesrepublik sich auf die Lieferung weniger auffälliger Rüstungsgüter, etwa Funk- und Radargeräte oder Rüstungskomponenten, etwa Motoren. Gelegentlich nahmen beide Seiten Umwege in Kauf. So erhielt die israelische Marine U-Boote, die von 1973 bis 1977 bei Vickers Shipyards im britischen Barrow-in-Furness hergestellt wurden – dies jedoch „nach deutschen Plänen und mit deutschen Ingenieuren“, wie die Autoren einer detaillierten Untersuchung konstatieren.[3]


    Zweitgrößter Waffenlieferant

    Vor allem in der Anfangsphase besaßen die bundesdeutschen Rüstungslieferungen für die israelischen Streitkräfte, die ihre Arsenale erst noch aufbauen mussten, höchste Bedeutung. Für die Bundesrepublik wiederum boten sie eine Legitimation, langsam wieder eine eigene Rüstungsindustrie zu etablieren. Sie wurden auch nach 1990 fortgesetzt. Anlässlich der beiden Irak-Kriege in den Jahren 1991 und 2003 exportierte die Bundesrepublik acht ABC-Spürpanzer Fuchs sowie mehrere Patriot-Flugabwehrbatterien. Ansonsten lieferte sie vor allem Kriegsschiffe: Diese waren für Israel wichtig, konnten allerdings nicht gegen die Palästinenser eingesetzt werden, was Bonn bzw. später Berlin die Legitimation der Exporte erleichterte. Auch Komponenten wurden und werden weiterhin geliefert. Die israelischen Merkava 4-Panzer etwa, die im Gaza-Krieg genutzt werden und die auch im Falle einer etwaigen Invasion in den Libanon zum Einsatz kommen dürften, sind mit deutschen MTU-Motoren und mit Getrieben des deutschen Unternehmens Renk ausgestattet.[4] Welch hohe Bedeutung die deutschen Lieferungen für die israelischen Streitkräfte haben, zeigen die Statistiken des Stockholmer Forschungsinstituts SIPRI: Demnach war Deutschland in den Jahren von 2019 bis 2023 Israels zweitgrößter Großwaffenlieferant nach den USA – mit einem Anteil von 30 Prozent.[5]


    Der Ursprung der Glattrohrkanone

    Einen wichtigen Stellenwert nahm schon recht früh auch die Zusammenarbeit beider Länder in der Rüstungsforschung und -entwicklung ein – ein Faktor, der die Rüstungsbeziehungen Deutschlands zu Israel von denjenigen zu zahlreichen anderen Staaten unterscheidet, die nur deutsche Waffen importieren. Bereits in den 1950er Jahren erhielten deutsche Stellen erste Einblicke in sowjetische Waffensysteme, als Israel solche Waffen von seinen arabischen Nachbarstaaten erbeuten konnte und der Bundesrepublik Zugang gewährte. Dies verschaffte deutschen Waffenschmieden etwa die Erkenntnis, dass das frühere NATO-Standardkaliber 105 Millimeter sowjetische T-62-Panzer nicht erfolgreich genug zerstören konnte; daraufhin wurde der Leopard 2 mit einer 120-mm-Glattrohrkanone ausgestattet.[6] Die Erkenntnisse der bundesdeutschen Rüstungsindustrie wiederum kamen auch der israelischen Branche zugute. In den 1970er Jahren beauftragte Bonn die israelische Industrie mit der Entwicklung eines Radarstörsenders für seine Tornado-Kampfjets, der es ermöglichen sollte, Ziele weit hinter der Front zu bekämpfen. Die israelische Luftwaffe erprobte das System erstmals 1982 im Libanon-Krieg, zerstörte, wie es in einer Studie heißt, „16 syrische Luftabwehrbatterien an einem Tag und schoss über 120 syrische Kampfflugzeuge ohne eigene Verluste ab“.[7]


    Joint Ventures

    Das kam auch der deutschen Luftwaffe zugute. Sie nutzte, so heißt es in der Studie weiter, israelische Technologie zum Beispiel „in der elektronischen Kriegsführung bei Lufteinsätzen im Jugoslawienkonflikt und im Kosovo in den 1990er Jahren“.[8] Das war möglich, da die israelische Rüstungsindustrie sich unter anderem auf High-Tech-Komponenten „in den Bereichen Avionik, Sensorik, Kommunikationselektronik und elektronische Kriegsführung“ zu spezialisieren begann. Bundesdeutsche und israelische Unternehmen gründeten nun Joint Ventures – auch, um die israelische Technologie in Europa zu vermarkten. So gründeten Rheinmetall De Tec und Israel Military Industries 1996 ein Gemeinschaftsunternehmen, um gemeinsam neuartige Munition zu entwickeln. Zudem boten Zeiss Optronics sowie der Rüstungskonzern Rafael aus Haifa gemeinsam Aufklärungs- und Zielerfassungssysteme an; das Aufklärungssystem RecceLite entwickelte sich zum Exporterfolg. Die Kooperation ist stets weitergeführt worden. So least die Bundeswehr heute israelische Heron-Drohnen; zudem beschafft sie, als Teilelement der im Aufbau begriffenen gemeinsamen europäischen Flugabwehr, das israelische Abwehrsystem Arrow 3.[9] Aus Sicht Berlins handelt es sich dabei um den Rückgriff nicht auf ein Produkt von außerhalb der EU, sondern auf eine historisch gewachsene Rüstungsbeziehung.


    „Kein Genehmigungsstopp“

    Der Historiker Marcel Serr, der zeitweise an der University of Haifa forschte, urteilt über die deutsch-israelische Rüstungskooperation, sie habe stets auf den nationalen Interessen beider Seiten aufgebaut. So hätten schon während der 1950er Jahre „beide Staaten ... gewichtige sicherheitspolitische Interessen“ an der Zusammenarbeit gehabt: „Israel benötigte so schnell wie möglich Waffen, um gegen die arabischen Nachbarstaaten bestehen zu können“; die Bundesrepublik wiederum habe „dringend nach geheimdienstlichen Informationen über sowjetische Waffensysteme“ gesucht, „um sich als Frontstaat im Kalten Krieg militärisch zu wappnen“.[10] Die „fortwährende Rüstungskooperation“ sei zudem ein Motiv dafür, dass Deutschland – „gegen den europäischen Mainstream“ – Israel auch im Kampf gegen die Palästinenser loyal unterstütze. Zwar sind die deutschen Rüstungsexporte nach Israel, die im vergangenen Jahr noch 326,5 Millionen Euro betrugen, seit Jahresbeginn nahezu auf Null gesunken. Doch betont das Wirtschaftsministerium, es gebe „keinen Genehmigungsstopp für Rüstungsexporte nach Israel, und es wird auch keinen Stopp geben“.[11] Dabei geht die eng gewachsene Rüstungszusammenarbeit in wachsendem Maß mit einer deutsch-israelischen Militärkooperation einher, die die bilateralen Beziehungen weiter verdichtet – german-foreign-policy.com berichtet in Kürze.

     

    Mehr zum Thema: „Im nationalen Interesse Deutschlands“.

     

    [1], [2] Marcel Serr: Zur Geschichte der deutsch-israelischen Rüstungskooperation. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Heft 6/2015. 2. Februar 2015. S. 23-29.

    [3] Otfried Nassauer, Christopher Steinmetz: Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Israel. Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit. Research Report 2003.1. Berlin, September 2003.

    [4] Otfried Nassauer: Besondere Bezieungen. Die deutsch-israelische Rüstungskooperation. bits.de Februar 2010.

    [5] Report: German Arms Exports to Israel 2003-2023. Forensis. Berlin, 2 April 2024.

    [6], [7], [8] Marcel Serr: Zur Geschichte der deutsch-israelischen Rüstungskooperation. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Heft 6/2015. 2. Februar 2015. S. 23-29.

    [9] S. dazu Festtage für die Rüstungsindustrie (III).

    [10] Marcel Serr: Zur Geschichte der deutsch-israelischen Rüstungskooperation. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Heft 6/2015. 2. Februar 2015. S. 23-29.

    [11] Krieg in Nahost: Seit März kein Export von Kriegswaffen nach Israel mehr. tagesspiegel.de 19.09.2024.


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9696


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    26.09.2024

    "Wir lernen aus der Geschichte, dass wir überhaupt nicht lernen."Hegel


    26.09.2024

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    Unterstützung für bundesweite Friedensdemo am 3.10.2024

    nie-wieder-krieg.org, Alles zur Demo am 3. Oktober, Unterstützung für bundesweite Friedensdemo am 3.10.2024

    Die Situation in Europa und Nahost entwickelt sich gefährlich in Richtung Großkrieg. Statt sich für Frieden einzusetzen, liefert der Westen – einschließlich der Bundesregierung – immer mehr Waffen und beschleunigt die Eskalation durch die Erlaubnis, diese auch gegen russisches Gebiet einzusetzen. Atomwaffen werden wieder einsatzfähig gemacht. Die deutsche Regierung rüstet auf wie nie zuvor. Wir alle sollen kriegstüchtig gemacht werden. Eine „neue“ Wehrpflicht droht. Das Geld für die Hochrüstung fehlt bei Krankenhäusern und Pflege, Rente und Sozialleistungen, Bildung und Kitas, Bahn und Nahverkehr. Globale Herausforderungen, die weltweit nur gemeinsam gelöst werden können, um den Generationen, die uns folgen, eine lebenswerte Welt zu erhalten, werden nicht in Angriff genommen. Den Frieden gewinnen – jetzt oder nie!


    Deshalb:

    Verhandlungen zur sofortigen Beendigung des Krieges in der Ukraine und in Gaza!
    – Keine Waffenlieferungen an die Ukraine, Israel und in alle Welt!

    Atomwaffen raus aus Deutschland und Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen!
    – Keine Modernisierung der Atomwaffen und keine atomare Teilhabe!

    Keine Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland!

    Friedenserziehung an Schulen und Aufrechterhaltung der Zivilklausel an Universitäten und Hochschulen!
    – Keine Bundeswehr an Schulen und keine „neue“ Wehrpflicht!

    Recht auf Kriegsdienstverweigerung überall!
    – Keine Zwangsrekrutierung!

    Abrüstung! Geld in Bildung, Gesundheitswesen, Klimaschutz und Infrastruktur investieren, Sozialstaat ausbauen!
    – Keine Milliarden in die Rüstung!

    Demokratischen Meinungsaustausch fördern, sachliche Berichterstattung ermöglichen!
    – Keine Einschränkung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit!

    Frieden und Sicherheit gehen nur gemeinsam. Es ist kurz vor 12! Widerstand und Protest – jetzt! Geht auf die Straße, bildet Initiativen, wehrt euch, seid kreativ, wehret den Anfängen, die schon längst keine mehr sind!


    Kommt alle zur bundesweiten Friedensdemonstration am 3. Oktober nach Berlin!
    Beginn der Auftaktkundgebungen ist um 12:30 Uhr.


    Es liegt an uns!

    Initiative „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder“
    Yusuf As, Reiner Braun, Wiebke Diehl, Andreas Grünwald, Rita-Sybille Heinrich, Jutta Kausch-Henken, Ralf Krämer, Willi van Ooyen, Christof Ostheimer, Peter Wahl



    Unterstützer der Demonstration

     
    Mit Stand vom 23.09.2024 haben weitere 2587 Gruppen und Einzelpersonen angegeben, dass Sie die Friedensdemonstration am 3. Oktober in Berlin aktiv unterstützen werden.

    Dazu zählen beispielsweise:

    Dr. Dietmar Bartsch (MdB), Prof. Heinz Bierbaum (Vors. der RLS), Prof. Peter Brandt, Prof. Michael Brie, Prof. Christoph Butterwegge, Sevim Dagdelen (MdB), Özlem Demirel (MdEP), Prof. Frank Deppe, Eugen Drewermann, Ulrike Eifler (Gewerkschaftssekretärin), Tino Eisbrenner (Musik statt Krieg e.V.), Sefariye Eksi (DIDF-Bundesvorsitzende), Dr. Petra Erler, Kathrin Flach Gomez (Die Linke Bayern, Landesvorsitzende), Martin Gross, Olaf Harms (Landesvorsitzender ver.di-Hamburg), Lühr Henken (Co-Sprecher Bundesausschuss Friedensratschlag), Matthias Jochheim (IPPNW), Patrik Köbele (DKP), Christian Leye (MdB), Gesine Lötzsch (MdB), Prof. Birgit Mahnkopf, Amira Mohamed Ali (BSW-Co-Vorsitzende), Michael Müller, Zaklin Nastic (MdB), Sören Pellmann (MdB), Mehmet Perişan (Vorsitzender IG BAU Köln / Bonn), Victor Perli (MdB), Anne Rieger (Co-Sprecherin Bundesausschuss Friedensratschlag), Silvia Rölle (Landessprecherin VVN-BdA NRW), Prof. Werner Ruf, Helga und Reinhard Schwitzer, Werner Siebler (DGB-Vorsitzender Freiburg), Andreas Springer-Kieß (ver.di Landesbezirksvorstand Ba-Wü), Prof. Wolfgang Streeck, Jessica Tatti (MdB), Ceyda Tutan (Bundesverband der Migrantinnen in Deutschland e.V.), Günter Verheugen, Dr. Michael von der Schulenburg (MdEP), Sahra Wagenknecht, Ayhan Zeytin (BR ArceloMittal, IG Metall), Norbert Zirnsak (IG Metall Würzburg Erster Bevollmächtigter) …

    Über den folgenden Link (Liste aller Unterstützenden) kannst Du alle weiteren Unterstützerinnen und Unterstützer einsehen:

    Liste aller Unterstützenden



    Auftaktkundgebungen

    Ablauf // Rednerinnen und Redner

     
    Die Auftaktkundgebungen des Sternmarsches beginnen um 12:30 Uhr. Bereits zuvor läuft auf den Auftaktkundgebungen ab 12 Uhr ein durch Künstlerinnen und Künstler unterstütztes Vorprogramm. Folgende Orte sind vorgesehen:

    • Breitscheidplatz / Gedächtniskirche – Rednerinnen und Redner dort sind: Christiane Reymann (Frieden Links), Michael Müller (NaturFreunde, MdB a.D.) und Ingrid Pfanzelt (Macht Frieden). Moderiert wird diese Demonstrationssäule von Andreas Grünwald. Musikalische Unterstützung kommt von Claus Vaith und von der Musikgruppe The Invisible Swans.
    • Alt-Moabit / Rathenower Str. – Rednerinnen und Redner dort sind: Alev Bahadir (DIDF) und Olaf Harms (ver.di Hamburg). Moderiert wird diese Demonstrationssäule von Yusuf As. Musikalische Unterstützung kommt von S. Castro.
    • Gleisdreieck / Schöneberger Ufer – Rednerinnen dort sind Angelika Claussen (IPPNW) und Andrea Hornung (Jugendbündnis „Nein zur Wehrpflicht“). Moderiert wird diese Demonstrationssäule von Rita-Sybille Heinrich. Musikalische Unterstützung kommt von der Sängerin Gizem.


    Hinweis: Teilnehmende, die mit Bussen kommen, werden gebeten an der Auftaktkundgebung am Breitscheidplatz / Gedächtniskirche teilzunehmen.

    Weitere Informationen zum Ablauf, zu den Anfahrmöglichkeiten und zu den Parkplätzen für Busse findest Du hier:

    Weitere Infos zu den Auftaktkundgebungen, zur Anfahrt und zu den Parkplätzen für Busse



    Schlusskundgebung

    Ablauf // Rednerinnen und Redner

     
    Die Schlusskundgebung beginnt um 14:30 Uhr am Großen Stern. Wir bitten alle Teilnehmenden sich zuvor an den Demonstrationen des Sternmarsches zu beteiligen! Rednerinnen und Redner auf der Schlusskundgebung sind u.a.: Reiner Braun (für die Veranstalter), Ralf Stegner (MdB, SPD), Sahra Wagenknecht (MdB, BSW), Peter Gauweiler (CSU), Gesine Lötzsch (MdB, Die Linke) sowie zum Thema Jugend gegen Militarismus und Wehrpflicht Joshua Müller (IG Metall Jugend). Mit einer Video-Botschaft wird sich Salah Abdel-Shafi (Ständiger Beobachter des Staates Palästina bei der UNO) zuschalten. Anschließend sprechen Iris Hefets (Gründungsmitglied und Mitglied im Vorstand der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost) und Nadija Samour (deutsch-palästinensische Rechtsanwältin). Moderiert wird die Abschlusskundgebung durch Wiebke Diehl und Jutta Kausch. Musikalische Mitwirkung: Tino Eisbrenner, Pablo Miró und S. Castro.


    Weitere Informationen zum Ablauf findest Du hier:

    Weitere Infos zur Schlusskundgebung



    Erklärung der Verantwortlichen der Demonstration

     
    Hier findest Du eine Erklärung der Verantwortlichen der Demonstration am 3. Oktober in Berlin gegen Rassismus, Antisemitismus und Faschismus.



    Büroteam:

     
    Du kannst dich in allen Fragen auch an unser Büroteam wenden. Montag: 11-16 Uhr | Dienstag: 16-21 Uhr | Mittwoch: 11-16 Uhr | Donnerstag: 10-15 Uhr. In diesen Zeiten erreichst du unter der Rufnummer 030 20654857 unseren Friedensfreund Bastian Krauß. Oder per E-Mail: demo_info@nie-wieder-krieg.org.



    Weitere Infos:

     
    Örtliche Bus- und Bahnverbindungen | zeitlicher Ablauf in Berlin

     


    Info: https://nie-wieder-krieg.org/nein-zu-krieg-und-hochruestung


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Putin: Auch Angriff eines Nicht-Nuklearstaates kann Russland zum Atomwaffeneinsatz provozieren

    freedert.online, 25 Sep. 2024 21:57 Uhr

    Der russische Präsident Wladimir Putin hat auf der Sitzung des Russischen Sicherheitsrates die Änderungen der russischen Nukleardoktrin verkündet und die Liste der Bedrohungen aktualisiert. Von nun an kann auch ein Angriff mit Nicht-Nuklearwaffen gegen Russland eine russische nukleare Antwort zur Folge haben.


    Quelle: RT


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    25.09.2024

    „Einen Weltkrieg mit Atomwaffen unter allen Umständen verhindern!“ – Exlusiv-Interview mit Dmitri Trenin

    nachdenkseiten.de, 25. September 2024 um 11:08 Ein Artikel von Éva Péli

    Russland kann sich nirgendwohin zurückziehen, weil der Westen einen existenziellen Kampf gegen das Land führt. Diesen Kampf will Moskau intelligenter führen als zu Zeiten der Sowjetunion. In einem Interview erläutert der renommierte russische Politikwissenschaftler und ehemalige Leiter des Carnegie-Instituts Moscow Dmitri Trenin die maßgeblichen russischen Ansichten über die Fortsetzung des Krieges und die möglichen Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen. Das Interview mit Dmitri Trenin hat Péli Éva geführt und übersetzt.

    Die anstehende Stationierung der US-amerikanischen Raketen in Deutschland provoziert Russland auf eine bisher nie gesehene Weise. Deutschland ist nicht gewillt, sich für ein neues Abkommen zur Verringerung der russischen Bedrohung einzusetzen. Das kann zu Reaktionen führen, die keiner haben will. Auf die möglichen Folgen macht der Politologe Dmitri Trenin aufmerksam, er gehört zu Russlands führenden Außenpolitik-Experten.

    Éva Péli: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation in der Ukraine ein, etwa zweieinhalb Jahre nach dem Einmarsch der russischen Truppen?

    Dmitri Trenin: Es ist ein Zermürbungskrieg im Gange. Russische Truppen „zermalmen“ die ukrainische Armee und rücken langsam, aber stetig im Donbass vor; russische Luft- und Raumfahrtkräfte „schalten“ die militärisch-industriellen Einrichtungen und Energieanlagen der Ukraine aus. Die ukrainischen Streitkräfte leisten hartnäckigen Widerstand und schlagen an verwundbaren Stellen der russischen Position zu – zum Beispiel in der Region Kursk. Ukrainische Drohnen beschädigen russische Energieanlagen und Infrastrukturelemente. Die Ukrainer greifen auch zivile Einrichtungen an und organisieren Sabotageakte, um die russische Moral zu untergraben. Trotz der enormen und umfassenden Unterstützung des Westens für Kiew ist Russland nach wie vor im Vorteil und hat auf dem Kriegsschauplatz weitgehend die Initiative inne. Es handelt sich nicht um eine „Pattsituation“: Die Intensität der Militäraktivitäten ist hoch, und die Bestrebungen des Westens, eine Niederlage der Ukraine zu verhindern, führt logischerweise zu einer weiteren Eskalation der Feindseligkeiten. Generell ist klar, dass die Ukraine ohne eine immer umfangreichere Unterstützung durch den Westen verliert, aber die immer stärkere Einmischung des Westens in den Krieg birgt die Gefahr eines direkten militärischen Zusammenstoßes zwischen dem Westen und Russland, das heißt eines Weltkrieges mit dem fast unvermeidlichen Einsatz von Atomwaffen.

    Sie sind also der Meinung, dass die atomare Abschreckung nicht hält?

    Eine Eskalation bis zur nuklearen Ebene ist sehr real. Zu glauben, dass es möglich ist, einer nuklearen Supermacht eine strategische Niederlage beizubringen, ist Wahnsinn. Die alte Strategie der nuklearen Abschreckung hat sich in einem Umfeld, in dem der Feind (die USA) seine Angst verdrängt hat und von seiner eigenen Nachgiebigkeit überzeugt ist, als fehlerhaft erwiesen. Früher war es kaum vorstellbar, dass man Atomkraftwerke beschießen kann, wie es die Ukraine ständig tut, ohne dass der Westen dies nicht nur verurteilt, sondern auch vor den Gefahren solcher Aktionen warnt. Ich habe auch zunehmend den Eindruck, dass die USA die Option eines begrenzten Atomkrieges in Europa als grundsätzlich akzeptabel ansehen – vorausgesetzt, dass dieser Krieg die USA nicht selbst betrifft.

    Wie wird aus Ihrer Sicht dieser Krieg enden? Welche Chancen gibt es auf Verhandlungen heute? Ex-Bundeswehrgeneral Harald Kujat sagte neulich in einem Interview, eine Lösung könne darin bestehen, dass die Kriegsparteien ohne Vorbedingungen an den Verhandlungstisch zurückkehren und an den Ergebnissen der Verhandlungen in Istanbul im Frühjahr 2022 anknüpfen. Was halten Sie davon?

    Es gibt verschiedene Szenarien:

    1. Der Krieg in der Ukraine kann zu einem Weltkrieg werden, mit dem Einsatz von Atomwaffen und einer weltweiten Zerstörung. Dieses Szenario muss unter allen Umständen verhindert werden.
    2. Der Krieg könnte in dem Moment enden, in dem eine Seite (sagen wir Russland) einen Atomschlag (oder eine Reihe solcher Schläge) gegen ein NATO-Land (Länder) als Reaktion auf die direkte Beteiligung dieser Länder am Krieg gegen Russland startet. Meiner Meinung nach bewegen wir uns jetzt auf dieses Szenario zu.
    3. Wenn der Selbsterhaltungstrieb in den westlichen Ländern unter Führung der USA überwiegt und ihre Unterstützung für die Ukraine begrenzt wird, wird der Krieg mit einem Sieg Russlands enden. Der Sieg Russlands wird die Verwirklichung der Ziele der Spezial-Militäroperation bedeuten: Beseitigung des Bandera-Regimes in Kiew – Entnazifizierung; Entmilitarisierung und Neutralisierung der Ukraine unter zuverlässiger Kontrolle der Russischen Föderation; territoriale Veränderungen, in deren Folge der Donbass, Noworossija und wahrscheinlich einige andere Regionen Teil Russlands werden. (Anm. Red.: Mit Noworossija werden in Russland die von den russischen Streitkräften besetzten ukrainische Gebiete genannt, ein halbmondförmiger Bogen zwischen den Hafenstädten Odessa und Mariupol sowie die nordöstlich davon gelegenen Gebiete Donezk und Luhansk)

    Eine Beendigung des Krieges nach dem koreanischen Vorbild von 1953 ist prinzipiell möglich, würde aber nur eine Atempause bedeuten mit der Aussicht auf eine Wiederaufnahme des Krieges in noch entschiedenerer Form. Soweit ich weiß, ist die russische Führung entschlossen, die ukrainische Frage zu lösen und nicht einzufrieren.

    Was Istanbul betrifft: Damals war eine Einigung zwischen Moskau und Kiew eine reale Möglichkeit, aber diese wurde von den USA durch das Vereinigte Königreich torpediert. Die Istanbuler Einigung ist bezüglich der Grundsätze der strikten Entmilitarisierung der Ukraine und ihres Nichtbeitritts zur NATO immer noch relevant. Doch seitdem wurden vier Regionen in die Russische Föderation aufgenommen. Dies ist nicht mehr Gegenstand von Verhandlungen.

    Der Westen eskaliert weiter und will den Einsatz von Waffen erlauben, die Russland in der Tiefe erreichen. Wie wird und wie kann Russland darauf antworten? Wo ist die tatsächliche „rote Linie“?

    Ich hoffe, dass die USA erkennen, dass eine Eskalation ein russisches Roulette ist. Ein Schuss fällt auf jeden Fall, es ist bloß nicht bekannt, wie oft der Abzug betätigt wird. Zu den „roten Linien“: Der Westen und die Ukraine haben gemeinsam mehrere Linien überschritten, die viele früher als rot bezeichnet haben. Technisch gesehen hat Russland bereits mehrere Gründe gehabt, Atomwaffen einzusetzen, selbst nach den bestehenden – und aus meiner Sicht nach veralteten – Dokumenten. Ein Drohnenangriff auf eine Raketenfrühwarnanlage oder ein Schlag auf einen strategischen Flugplatz gehören beispielsweise zu diesen Gründen. Putin ist sich offensichtlich seiner gigantischen Verantwortung nicht nur für Russland, sondern für die gesamte Menschheit bewusst und zeigt deshalb eine beispiellose und unfassbare Geduld. Russlands Gegner irren, wenn sie diese Geduld mit Schwäche verwechseln. Die „nukleare Kugel“ ist bereits in die Kanone geladen, sodass mit jeder Eskalationsrunde ein russischer Vergeltungsschlag wahrscheinlicher wird. Ich würde jedem raten, sich an Putins Worte aus einem Interview mit US-amerikanischen Journalisten zu erinnern: „Wozu brauchen wir die Welt, wenn wir Russland in ihr nicht haben.“ Aber wo die letzte und wirkliche „rote Linie“ liegt, weiß nur Putin. Gott bewahre uns davor, diese Linie zu erreichen, geschweige denn sie zu überschreiten.

    Beobachtern zufolge reagiert die russische Führung relativ gelassen auf den ukrainischen Einfall in die Region Kursk. Andere sagen, sie reagiere zu wenig. Wie schätzen Sie dies ein?

    Russland hat selbstverständlich keine ukrainischen Truppen in die Region Kursk „gelockt“. Höchstwahrscheinlich war Russland der Meinung, dass ein Angriff in diesem Gebiet sinnlos und daher unmöglich sei. Der Feind handelte jedoch erstens entgegen der Logik der Militärstrategie und zweitens aus Verzweiflung. Selenskyj setzte, wie jetzt klar ist, auf den medialen Erfolg, auf die Untergrabung des russischen Vertrauens in Putin und auf die Verlegung der russischen Streitkräfte aus dem Donbass in die Region Kursk, um die russische Offensive im Donbass zu stoppen. Von diesen drei Zielen wurde lediglich das erste erreicht, aber seine Wirkung ist nur von kurzer Dauer. Die russische Führung hat ausreichend Reserven in die Region Kursk entsandt, um die ukrainische Invasion zu stoppen, aber nicht genügend, um den Feind schnell aus dem russischen Gebiet zu vertreiben. Infolgedessen erleidet die Ukraine schwere Verluste, ohne ein strategisch oder politisch bedeutsames Ziel zu erreichen, während die russischen Streitkräfte im Donbass vorrücken. Es wäre natürlich gut, die ukrainischen Truppen schnell über die Grenze zu werfen und eine Pufferzone (Cordon sanitaire) auf der anderen Seite der Grenze zu bilden, aber Moskau verfügt noch nicht über solche Kräfte: Putin will keine Mobilmachung ausrufen. Der Krieg bleibt, wie die Politik, zu deren Verlängerung er gehört, die Kunst des Möglichen.

    Sergej Karaganow sagte vor Kurzem in einem Interview: „Das Hauptziel der (Nuklear-)Doktrin sollte sein, dass alle gegenwärtigen und zukünftigen Gegner sicher sein sollten, dass Russland bereit ist, Atomwaffen einzusetzen im Falle eines Übergriffs auf unser Territorium und unsere Bürger.“ Und: „Atomwaffen zu besitzen und nicht in der Lage zu sein, den Gegner davon zu überzeugen, sie zu benutzen, ist Selbstmord.“ Wie schätzen Sie die aktuellen Äußerungen Ihres Kollegen ein?

    Ich stimme den Thesen von Sergej Karaganow zu, die Sie zitiert haben. Ich denke, dass eine Korrektur des russischen Konzepts und Systems der strategischen Abschreckung längst überfällig ist. Der Kernpunkt der Korrektur könnte darin bestehen, die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen zu senken. Die nukleare Abschreckung muss im vollen Sinne des Wortes zur nuklearen Abschreckung werden. Wenn dies nicht geschieht und den Worten keine Taten folgen, wird die Wahrscheinlichkeit eines ausgewachsenen Atomkriegs dramatisch zunehmen. Die Politik der USA und der NATO-Staaten, die den Konflikt immer weiter eskalieren lassen, führt die Welt auf ein solches Szenario zu. Europa wird als Vasall der USA betrachtet, der bereit ist, seine eigenen nationalen Interessen im Namen der „gemeinsamen Interessen des Westens“, die in den USA definiert werden, aufzugeben. Deutschland ist hier das offensichtlichste und krasseste Beispiel. Was geopolitische Selbstmorde angeht, so hat die Sowjetunion so etwas schon einmal begangen. Ich denke, Russland wird einen solchen Fehler nicht ein zweites Mal begehen.

    Was spricht dafür, dass die Rechnung der Abschreckung aufgeht und die Änderung der russischen Nuklear-Doktrin den Westen davon abhält, weiter zu eskalieren? Niemand hätte vor Februar 2022 gedacht, dass der Westen, allen voran Europa, in der „Unterstützung“ der Ukraine so weit geht und dafür bereit ist, zumindest seine eigene Wirtschaft zu ruinieren.

    Bislang hat der Westen bewiesen, dass er vor nichts zurückschreckt, auch nicht vor dem Einsatz von Atomwaffen. Leider hat sich der politische Westen durch die träge Reaktion Moskaus auf viele Provokationen – wie die Unterbrechung der Nord-Stream-Pipeline, die Weitergabe von Geheimdienstinformationen über russische Truppen und Einrichtungen an Kiew, den Beschuss strategischer Ziele auf russischem Territorium auf Geheiß des Westens, den Einmarsch in die Region Kursk auf Geheiß Großbritanniens und der Vereinigten Staaten unter anderem – an die Vorstellung gewöhnt, dass er ohne Angst vor Vergeltung Krieg gegen Russland führen kann.

    Russland verfolgt die Diskussionen im Westen sehr genau – meiner Meinung nach sogar zu genau. Aber es wird berücksichtigt, was die Situation wirklich beeinflussen kann. Das sind in erster Linie die Ansichten und Bestrebungen der US-amerikanischen politischen, militärischen und geheimdienstlichen Elite.

    Russland braucht, wie man sagt, „viel Zeit zum Anspannen“, aber wenn es die Pferde angeschirrt hat, kann es schnell loslaufen. Ich habe das Gefühl, dass wir auf eine direkte Konfrontation zusteuern. Wenn sie eintritt, wird sie nuklear sein. Wenn Russland ohne den Einsatz von Atomwaffen gewinnt, wie Putin erwartet, wird es aus dem Krieg trotz der Opfer und Verluste, die es erlitten hat, in einer anderen Qualität hervorgehen, die deutlich über der Russischen Föderation von 2021 liegt.

    Welchen Einfluss haben solche Äußerungen wie von Karaganow, der als Berater der russischen Regierung gilt, auf die russische Regierung? Worin sehen Sie die Bedeutung der Änderung der Doktrin? Militärexperten sagen doch, dass Russland viele der modernen konventionellen Waffen noch gar nicht eingesetzt hat.

    Sie haben recht: Russland führt den Krieg immer noch sehr zurückhaltend. Viele offensichtliche Ziele in der Ukraine werden nicht angegriffen. Trotz der überwältigenden demografischen Überlegenheit Russlands gegenüber der Ukraine ist die russische Armee auf dem Kriegsschauplatz der ukrainischen Armee zahlenmäßig unterlegen. Putin ist bestrebt, Russlands friedliche Ordnung so weit wie möglich zu erhalten. Seine Priorität ist die Entwicklung des Landes, nicht der Krieg. Deshalb gibt es vor dem Einsatz von Atomwaffen viele Eskalationsstufen, die Russland durchlaufen muss, um den Krieg mit dem kollektiven Westen zu gewinnen. Aber in jedem Fall: Die Lektion der Ukraine lehrt uns, dass die passive nukleare Abschreckung durch eine aktive nukleare Abschreckung des Feindes ersetzt werden muss.

    Wie wird in Russland die Politik Ungarns bewertet, die sich für eine Friedenslösung ausspricht?

    Es gibt so ein neues Wort im russischen Jugendjargon. Es heißt „Respekt“. Ungarn wird dafür respektiert, dass dieses kleine Land den Mut und die Kraft gefunden hat, seine nationalen Interessen gegen den Druck der Globalisten aus Washington und Brüssel zu verteidigen. Ministerpräsident Viktor Orbán ist ein Symbol sowohl für Widerstandsfähigkeit als auch für politische Fragwürdigkeit. Niemand hält ihn für einen prorussischen Politiker, aber jeder respektiert ihn als Förderer und Verteidiger der Interessen und Werte seines Landes.

    Welchen der international geäußerten Vorschläge für einen Frieden durch Verhandlungen halten Sie für realistisch?

    Ernsthaft: Die Vorschläge von Präsident Putin, die er am 14. Juni im Außenministerium vortrug.

    Was wird in Russland von den US-Wahlen und von einem möglichen Wahlsieg Donald Trumps erwartet?

    Russland hat hier keine Präferenzen. Anders als 2016 hofft niemand, dass Donald Trump, wenn er Präsident wird, die Beziehungen zu Russland normalisieren wird. Wenn Kamala Harris gewinnt, wird die US-Politik in etwa so sein wie jetzt, das heißt mehr oder weniger berechenbar für Moskau. Wenn Trump Präsident wird, wird es Überraschungen geben, nicht unbedingt angenehme. Nach Ansicht Moskaus wird die US-Politik vom „Tiefen Staat“ gemacht, nicht vom Präsidenten. Unter den Demokraten wird sie sehr schlecht und gefährlich bleiben; unter Trump werden wir mit unerwarteten Erschütterungen rechnen müssen. Generell orientiert sich die Russische Föderation immer weniger an der US-Politik: Die USA stellen für Russland nur eine Bedrohung dar, es gibt dort keine Partner und es wird auch in absehbarer – und nicht absehbarer – Zukunft keine geben.

    Zu den profundesten Kritikern der westlichen Politik gehört Ex-NATO-General Harald Kujat. In einem aktuellen Gespräch sagte er zu einem möglichen Verhandlungsfrieden und dessen Folgen auf die europäische Sicherheit im Falle eines Sieges von Trump: Damit „könne eine Friedens- und Sicherheitsordnung für Europa entwickelt werden, mit Russland und der Ukraine darin …“ Wie sehen Sie die Chancen dafür?

    Ich will nicht skeptisch klingen, aber ich sehe die Chancen dafür als minimal an. Diejenigen, die die USA wirklich regieren, werden jeden Schritt von Trump zum Abbau der Spannungen mit Russland blockieren und sabotieren. Die Möglichkeiten sind enorm, das wissen wir noch aus Trumps vergangener Präsidentschaft. Wenn Trump die Interessen dieser Kräfte ernsthaft bedroht – für die Russland ein ewiger Feind ist, der vernichtet werden muss –, wird er ermordet, so wie John F. Kennedy (und zwar aus demselben Grund). Trump selbst könnte jedoch seine Haltung gegenüber Russland radikal ändern, wenn seine Vorschläge an Moskau (die inakzeptabel sind, soweit ich das beurteilen kann) vom Kreml abgelehnt werden.

    Welche Sicherheitsarchitektur in Europa gemeinsam mit Russland ist nach dem Krieg möglich? Der britische Politologe Anatol Lieven sagte kürzlich im Gespräch: „Darüber können wir in 100 Jahren sprechen.“ Was ist Ihre Antwort?

    Im Prinzip stimme ich hier mit meinem Freund Anatol Lieven überein. Hundert oder fünfzig oder (um optimistisch zu sein) „nur“ dreißig sind nicht grundlegend wichtig. Dieser Konflikt zwischen dem Westen und Russland ist viel tiefer und schärfer als der Kalte Krieg. Wer gewinnt, wird am Leben bleiben, wer verliert, zerfällt. Deshalb kümmere ich mich nicht sehr um die Architektur. Es gibt noch keinen Boden, auf dem ein Gebäude errichtet werden könnte.

    Der Westen rüstet auf und begründet das trotz aller Fakten mit einem möglichen russischen Angriff auf die NATO. Wie schätzen Sie das ein? Und was halten Sie von der These Emmanuel Todds, dass der Westen sich eher selbst zerstört, als dass Russland ihn angreift?

    Die westlichen Strategen wissen, dass Russland nicht die Absicht hat, Europa anzugreifen, aber das Schreckgespenst eines aggressiven Russlands „vor den Toren Europas“ ist sehr wichtig für den Aufbau einer neuen Realität im Westen, ähnlich wie die Fantasien beziehungsweise Prophezeiungen von George Orwell. Alle dachten, er beschreibe Stalins Sowjetunion, aber er blickte hundert Jahre in die Zukunft des Westens.

    Todd schreibt außerdem in seinem aktuellen Buch über den „Niedergang des Westens“, dass Russland in die Ukraine nicht wegen des Donbass einmarschiert sei, sondern weil „er nicht wollte, dass Russland wie 1941 überrascht wird, weil es zu lange auf den unvermeidlichen Angriff gewartet hatte“. Das soll Putin in seiner Rede am 24. Februar 2022 mit Blick auf die zunehmende Einbindung der Ukraine in die NATO gesagt haben. Was halten Sie davon?

    Meiner Meinung nach stand Putin im Jahr 2022 vor der Wahl: Entweder nachgeben und damit den USA erlauben, in der Ukraine zu schalten und walten, wie sie wollen, und zunehmenden Druck auf ein Russland ausüben, das nur dasteht und blinzelt, oder das ukrainische Problem mit Gewalt lösen. Mit anderen Worten: Er konnte sich für Schande und Krieg entscheiden – oder sich in den Kampf begeben. Putin hatte acht Jahre lang gehofft, dass er gemeinsam mit Europa (Deutschland und Frankreich) das Donbass-Problem und damit die ukrainische Frage lösen könnte. Dann stellte sich heraus, dass die damalige Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande nur Zeit gewinnen wollten. Im Jahr 2022 beschloss Russlands Präsident, das Problem nicht seinen Erben zu überlassen, sondern zu versuchen, es selbst zu lösen. Er kämpft immer noch, zusammen mit Russland.

    Neben dem militärischen Stellvertreterkrieg auf ukrainischem Boden führt der US-geführte Westen einen Wirtschaftskrieg gegen Ihr Land. Welche Folgen hat er insbesondere für Russland in seiner Stellung im weltwirtschaftlichen Gefüge? Wie lange wird dieser anhalten, und könnte er beendet werden, wenn der militärische Krieg aufhört?

    Der Sanktionsdruck auf die Russische Föderation ist sehr ernst, aber er war eine bittere Medizin für die russische Wirtschaft. Sie hat sich zunächst einmal auf den Beinen gehalten und konnte sich an die neuen Bedingungen anpassen. Jetzt steht man vor schwierigeren Aufgaben: technologische Souveränität zu erlangen, die Arbeitsproduktivität zu steigern, zu lernen, wieder das zu produzieren, was die Sowjetunion zu produzieren in der Lage war, das postsowjetische Russland aber verlernt hat zu tun. Gleichzeitig ist Russland bestrebt, gemeinsam mit den Ländern, die sich den Sanktionen nicht angeschlossen haben (wir nennen sie die Weltmehrheit), Elemente einer neuen Weltordnung zu schaffen. Dabei geht es zum Beispiel um Finanzen, Logistik, Standards, faire Regeln. Russland wird nicht in die Welt zurückkehren, aus der es ab 2014 und vor allem 2022 vertrieben wurde, unabhängig davon, wann und wie der Krieg in der Ukraine endet. Aber diese frühere globale Weltordnung selbst wird sich radikal verändern und wahrscheinlich vollständig ersetzt werden.

    Dmitri Trenin ist wissenschaftlicher Direktor am Institut für Militärwirtschaft und Strategie der Nationalen Forschungsuniversität Higher School of Economics in Moskau und ein führender Forscher am IMEMO, dem Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften.


    Titelbild: Shutterstock


    Mehr zum Thema: „Der Westen bekämpft Russland, als ob es keine Atomwaffen hätte“ – Interview mit Dmitri Trenin

    Stimmen aus Russland: Eurasiens „ferner Westen“ muss sich entscheiden

    Keine Freigabe für Kiew zum Einsatz von Langstreckenraketen: Kommt der Westen endlich zur Vernunft?

    Exklusiv-Beitrag von Botschafter a. D. Varga: Falsche Argumente im Dienste von Angstmacherei und Krieg


    Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Interviews Militäreinsätze/Kriege


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    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=121947


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien sowie zur Militarisierung in Deutschland  (I von II)

    Aus e-mail von Clemens Ronnefeldt, 25. September 2024, 20.00 Uhr


    Liebe Friedensinteressierte,


    beiliegend einige Informationen zu den

    Kriegen in der Ukraine und in Westasien -

    und unter 10. zur Militarisierung in Deutschland.


    Heute wieder einmal mit dem Hinweis, dass

    ich nicht mit allen Aussagen übereinstimme,

    die Artikel aber für relevant halte.


    1. Die Zeit: Lage in der Ukraine: Eine Million Tote und Verletzte?


    2. NYT: Der Deserteur

    3. NZZ: Es ist klar, dass die Demokratie während des Krieges pausieren muss –


        dennoch macht der ukrainische Staat etwas Grundlegendes falsch


    4. Infosperber: John J. Mearsheimer: Der Verursacher des Ukraine-Kriegs – eine Auslegeordnung


    5. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker: Selenskyj hat für Treffen mit Biden und Harris seinen Siegesplan im Gepäck



    6. Der Spiegel: Detonationen im Libanon und das Völkerrecht -  »Israel hätte die Pager nicht sprengen dürfen«


    7. FAZ: Israels Militärchef spricht von Bodenoffensive gegen Hizbullah

    8. IPG: Jessica Montell: Am Ziel vorbei


    9. „Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V.“: Soziale Projekte im Libanon


    10. Friedenskooperative: *Nein zur Rechtsentwicklung und Militarisierung in Schulen,


         Hochschulen und Kultureinrichtungen im Namen der „Kriegstüchtigkeit“!*



    ——



    1. Die Zeit: Lage in der Ukraine: Eine Million Tote und Verletzte?



    https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-09/ukraine-lage-verluste-soldaten-demografie-russland-woche?utm_source=pocket-newtab-de-de


    Lage in der Ukraine: Eine Million Tote und Verletzte?


    Der Ukraine fehlen Hunderttausende Soldaten. Doch die eigentliche

    demografische Katastrophe spielt sich unter Zivilisten ab: Da geht es

    um Millionen. Der Wochenrückblick


    Von  Alexander Eydlin


    20. September 2024, 19:08 Uhr


    (…)


    Die Ukraine beschloss im späten Frühling eine verstärkte Mobilmachung,

    die pro Jahr deutlich mehr als 100.000 zusätzliche Soldaten in die

    Armee holen soll. Russlands Präsident Wladimir Putin hingegen – den

    seine Generäle dem WSJ zufolge schon seit einem halben Jahr zu einer

    zweiten Mobilisierungswelle drängen – verzichtet bislang auf den

    innenpolitisch unpopulären Schritt.


    Doch das steigende Durchschnittsalter von Soldaten auch auf russischer

    Seite und in die Höhe schießende Anwerbungsprämien zeigen: Auch

    Russland fällt die Rekrutierung von Soldaten ohne Zwangsmaßnahmen

    immer schwerer.


    Das Verlustverhältnis fällt jedoch zuungunsten der Ukraine aus, selbst

    wenn es sie auf den ersten Blick begünstigt. Denn die Demografie des

    Landes wird durch Besatzung und Flucht extrem belastet – anders als in

    Russland.


    Jüngst aktualisierten US-Schätzungen zufolge hat das Land die derzeit

    weltweit höchste Sterblichkeits- und zugleich die niedrigste

    Geburtenrate: Auf drei Todesfälle kommt derzeit nur eine Geburt.


    Die ukrainische Bevölkerung schrumpft ohnehin seit Jahrzehnten. Lebten

    2001 noch 48 Millionen Menschen in dem Land, waren es vor Kriegsbeginn

    noch 42 Millionen. Inzwischen leben nach Angaben aus Kiew weniger als

    32 Millionen Menschen in ukrainisch kontrolliertem Gebiet.


    Das WSJ zitiert eine demnach bisher unveröffentlichte Schätzung der

    ukrainischen Regierung, wonach es inzwischen sogar höchstens 27

    Millionen sind. Die Vereinten Nationen erwarten bis 2100 einen

    Rückgang auf kaum mehr als 15 Millionen – wobei solche langfristigen

    Prognosen sehr ungenau sind. Und dennoch, aus ukrainischer Sicht,

    schockierend.


    Ein Blick auf die Bevölkerungspyramide des Landes, die eine auffällige

    Lücke in den Jahrgängen der Neunziger- und frühen Nullerjahre zeigt,

    erklärt auch, warum die Ukraine bisher keine Männer zwischen 18 und 25

    Jahren mobilisiert.


    Von ihnen gibt es einfach zu wenige, Verluste würden sehr schwer

    wiegen. Auch das WSJ schreibt, Selenskyj befürchte einen Kollaps der

    Geburtenzahlen nach dem Krieg, sollten zu viele junge Männer

    eingezogen werden.


    Der Verlust von einem Drittel ihrer Bevölkerung seit Kriegsbeginn ist

    der eigentliche Preis, den die Ukraine für ihren Überlebenskampf

    zahlt. Denn für Millionen in die EU geflüchtete Menschen wird die

    Rückkehr in die kriegsgebeutelte Heimat mit jedem Jahr unattraktiver.


    Auch das spielt eine Rolle bei der Entschlossenheit, mit der Selenskyj

    auf eine Wiederherstellung der ukrainischen Grenzen und einen

    künftigen Nato-Beitritt beharrt:


    Nur ein Land, das Millionen unter russischer Besatzung lebender

    Menschen wieder integrieren kann und das durch verbindliche

    Sicherheitsgarantien vor einem möglichen zweiten Krieg geschützt ist,

    wird wirtschaftlich überlebensfähig sein, dürfte die Überlegung in

    Kiew lauten.


    Und auch in Moskau. Die langfristige Schwächung des ukrainischen

    Staates durch das Herbeiführen einer demografischen Katastrophe ist

    Putin unabhängig vom Kriegsausgang schon jetzt gelungen.



    ——


    2. NYT: Der Deserteur


    (in der automatisch angebotenen deutschen (fehlerhaften) Übersetzung)


    https://www.nytimes.com/interactive/2024/09/20/magazine/ukraine-russia-war-deserter.html?unlocked_article_code=1.M04.Uf8G.3osqyypp9UKO&smid=url-share


    Der Deserteur

    Dies ist eine Geschichte, die in fünf Teilen erzählt wird. Aufgrund der Sicherheitsrisiken,


    denen russische Deserteure ausgesetzt sind, werden überall Pseudonyme verwendet.



    Sarah A. Topol und Elinor Carucci



    22. September 2024


    (…)


    Am Feb. 24, kam die Nachricht, dass Russland in die Ukraine

    einmarschierte. Obwohl alle sagten, dass sie es nicht glauben könnten,

    waren fast 200.000 russische Militärangehörige wochenlang an der

    Grenze zur Ukraine stationiert.


    Den Truppen wurde gesagt, dass es sich nur um eine Übung handelte,

    aber aus irgendeinem Grund hatten sie Waffen, medizinische Ausrüstung

    und Ausrüstung erhalten. Um 4 Uhr Ortszeit begannen sie, über die

    Grenze zu rollen. (…)


    Kapitel 9


    Weigerung, sich zu weigern


    In ganz Russland weigerten sich ganze Einheiten zu kämpfen. Ende März

    legten 300 Soldaten einer Einheit aus Buynaksk, Dagestan, ihre Waffen

    nieder und verließen die Ukraine. Bis April waren 500

    Nationalgardisten entlassen worden, weil sie die Ukraine nach nur vier

    Tagen verlassen hatten.


    In diesem Monat wurde öffentlich, dass 11 Mitglieder von OMON, einer

    gefürchteten Einheit von Bereitschaftspolizisten, sich geweigert

    hatten, sich zu entsenden. Im Juli wurden 150 Vertragssoldaten der

    Panzerbrigade der Fünften Separate Guards entlassen, nachdem sie sich

    geweigert hatten, die Grenze in die Ukraine zu überqueren.


    Damals konnte ein Soldat über eine Woche lang AWOL (Anm. von C.

    Ronnefeldt: Absent WithOut Leave,  dt: unerlaubt abwesend (von der

    Truppe)) sein, ohne eine strafrechtliche Untersuchung zu veranlassen,

    so dass die frühen Verweigerer nicht sofort in Haft waren, weil sie

    die Front verlassen hatten. Aber sie konnten gefeuert werden.


    Und für viele Soldaten war die drohende Kündigung abschreckend genug.

    Diese Männer waren oft der einzige Ernährer ihrer Familie. Sie würden

    ihre gesamten Lebensleistungen, ihr Recht auf kostenlose

    Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung, Wohnungen, zusätzliche

    Veteranenzahlungen aufgeben, um in den Abgrund und die Armut des

    zivilen Lebens einzutreten, (…)


    Kapitel 10


    "Fleisch" an die Front senden


    Die Grausamkeit war seit langem Teil der russischen Militärerfahrung.

    Seit der Zeit der Sowjetarmee gab es kein professionelles

    Unteroffizierkorps, um Millionen von Wehrpflichtigen zu verwalten.

    Offiziere setzten Gewalt ein, um Disziplin durchzusetzen,


    Ein Bericht der Russischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr

    1994 ergab, dass ein Mann, der in die Armee eindrang, eine

    80-prozentige Chance hatte, geschlagen zu werden, 30 Prozent in einer

    „besonders wilden oder demütigenden Form“ und eine 5-prozentige

    Chance, vergewaltigt zu werden.



    Obwohl die Dienstzeit verkürzt und die Auszeichnung im ersten und

    zweiten Jahr eliminiert worden war, belebte dieser Krieg die

    schlimmsten Instinkte der russischen Militärkultur wieder auf. Die

    Gewalt war zyklisch - die jüngeren Offiziere, die von ihren

    Vorgesetzten in den früheren Kriegen Russlands in Afghanistan und

    Tschetschenien missbraucht wurden, waren jetzt die Generäle. (…)


    Einmal hörten die Männer ihren Kommandanten im Radio sagen: "Jetzt

    sende ich dir mein Fleisch weiter in Richtung deiner Position." Dieser

    Typ rief seine eigenen Untergebenen anFleisch. Sie warfen eine Granate

    in sein Versteck, um ihn zu töten. Es hat nicht funktioniert.


    Die Risiken, Befehle zu verweigern, sobald ein Mann hinter dem "Band"

    ankam, wie die Front genannt wurde, waren noch größer. Sie hatten alle

    Gerüchte über die Gruben gehört, die Keller, in denen Offiziere gegen

    ihren Willen festgehalten wurden, weil sie sich weigerten zu kämpfen.


    Es gab auch ein Bulletin Board, das Soldaten die Mauer der Schande

    nannten, im Zentrum von Ivans Basis, die die Porträts dieser Männer

    zeigt. Jeder wusste, dass das russische Militär keine Zimperlichkeit

    über außergerichtliche Repressalien hatte - werfen einen Mann in einen

    Graben und erschießen ihn, dann sagen Sie seinen Verwandten, dass er

    desertieren war. (…)



    Kapitel 13


    Panik und Protest


    Früher gab es viele Möglichkeiten, den obligatorischen nationalen

    Militärdienst zu überspringen. Ein Mann konnte Aufschiebungen

    kassieren, bis er über 27 Jahre alt war - wenn er zur Handelsschule

    ging, wenn er aufs College ging, wenn er in ein Graduiertenprogramm

    eintrat. Wenn er auf dem College war, könnte er sich für die

    „Militärabteilung“ anmelden und als Leutnant in den Reserven

    graduieren, ohne jemals einen Tag zu dienen. (Verteidigungsminister

    Shoigu tat dies.)


    Er könnte eine gesundheitliche Ausnahmegenehmigung

    erhalten, manchmal real, manchmal nicht so real. Es gab keine

    sinnvolle Strafe für die Nichteinhaltung eines Entwurfs - eine

    Geldstrafe von 50 Dollar, weil er sie ignoriert hatte.


    Aber die Mobilisierung stürzte all das in Unordnung. Wenn der Tribut des

    Krieges weitgehend auf Militärfamilien beschränkt war, die meist aus

    dem ärmeren Landesinneren stammten, kam nun das Regime für die Söhne

    der Mittelklasse.



    Am Tag der Ankündigung wurden 1.300 Personen wegen Protesten

    festgenommen, die Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren riskierten.

    Aber die meisten zeigten ihre Opposition, indem sie nach ihrem Leben

    flohen. (…)


    In der ersten Woche nach der „partiellen Mobilisierung“ verließen

    schätzungsweise 200.000 Menschen Russland. Aber die Bevölkerung

    Russlands beträgt 146 Millionen,(…)


    Bis Mitte Oktober waren 2.457 Demonstranten festgenommen worden. Viele

    der Männer, die festgenommen wurden, erhielten militärische

    Vorladungen; 1.747 Verwaltungsfälle wurden eröffnet, und 58 Personen

    wurden strafrechtlich verfolgt, von denen 10 ihren Protest online

    veröffentlichten. Sechsunddreißig Militärrekrutierungsbüros und andere

    Regierungsgebäude wurden angezündet. (…)


    Von außen war es leicht, die versammelten Männer als eine

    gesichtslose, zombifizierte russische Masse zu sehen, die sich

    anstellte, um Hubschrauber zu besteigen und Flugzeuge in ihren eigenen

    Tod zu transportieren, aber natürlich war es nie so einfach.


    Viele dieser Zivilisten - Fahrer, Fliesen, Klempner, Sicherheitsleute,

    Computerprogrammierer, Bergleute - wollten nie in der Ukraine landen.

    Sie hatten kaum eine Meinung zur Politik; sie wussten nicht oder

    glaubten nicht, dass sie Rechte hätten. Sobald ihre Vorladungen kamen,

    glaubten sie nicht, dass sie eine Wahl hätten - es war ein Befehl, der

    von ihrer Regierung herausgegeben wurde.



    Kapitel 14


    Ivan bekommt einen Kampfbefehl


    (…)


    „Wer Putins Weg hasst und die liberale Demokratie liebt, ist in

    Deutschland willkommen“, twitterte Deutschlands Justizminister Marco

    Buschmann am Tag der Ankündigung der Mobilisierung. Nancy Faeser, die

    deutsche Innenministerin, wiederholte sein Gelübde.


    „Die mit schwerer Repression bedrohten Deserteure können in der Regel

    internationalen Schutz in Deutschland erhalten“, sagte sie am nächsten Tag

    einer deutschen Zeitung.


     „Jeder, der Putins Regime mutig ablehnt und dadurch

    in große Gefahr gerät, kann aus Gründen der politischen Verfolgung

    Asyl beantragen.“ Amerikanische Beamte gaben ähnliche Erklärungen ab.

    Vielleicht hatten die Politiker vergessen, wie viele Menschen sie

    tatsächlich beim Wort nehmen. (…)


    ----


    Sarah A. Topol ist Autorin für das Magazin. Sie lebte über ein

    Jahrzehnt lang in Kairo und Istanbul und berichtete aus dem Nahen

    Osten, Afrika, Asien und den ehemaligen Sowjetländern. Ihre Arbeit für

    das Magazin wurde mit einem National Magazine Award für Reportagen und

    einem Overseas Press Club Award ausgezeichnet.


    Für diesen Artikel hat sie anderthalb Jahre lang über das russische

    Militär recherchiert und die Hauptakteure sowohl online als auch

    persönlich interviewt. Sie berichtete in acht Ländern auf vier

    Kontinenten und interviewte 18 Deserteure.


    Elinor Carucci ist eine Kunstfotografin, die bereits fünf Fotobücher

    veröffentlicht hat. Sie unterrichtet im Rahmen des

    Graduiertenprogramms für Fotografie und verwandte Medien an der School

    of Visual Arts in New York. Sie arbeitet seit über 20 Jahren mit der

    Zeitschrift zusammen. Für diesen Auftrag musste das Paar, das sie

    fotografierte, aus Sicherheitsgründen anonym bleiben.



    ———



    3. NZZ: Es ist klar, dass die Demokratie während des Krieges pausieren muss –


    dennoch macht der ukrainische Staat etwas Grundlegendes falsch



    https://www.nzz.ch/feuilleton/problematisch-in-der-ukraine-muss-die-demokratie-wegen-des-krieges-pausieren-ld.1849120



    Es ist klar, dass die Demokratie während des Krieges pausieren muss –


    dennoch macht der ukrainische Staat etwas Grundlegendes falsch


    Wahlen finden nicht statt, das demokratische Leben ist gestoppt. Im

    Krieg scheine das unvermeidlich, schreibt der ukrainische

    Schriftsteller Sergei Gerasimow. Doch sei es um die

    Rechtsstaatlichkeit im Land nicht zum Besten bestellt.


    Sergei Gerasimow  


    23.09.2024, 05.30 Uhr


    Sergei Gerasimow lebt als Schriftsteller in der Grossstadt Charkiw,

    die nach wie vor von den Russen beschossen wird. – Aus dem Englischen

    von A. Bn.


    «Vor dreissig Jahren musste ich dem Einberufungsamt beweisen, dass ich

    völlig gesund war, um an einer Militärakademie zu studieren, und jetzt

    muss ich belegen, dass ich krank bin, um nicht eingezogen zu werden.


    Vor dreissig Jahren war ich mit Leib und Seele für die freie Mutter

    Ukraine, und jetzt möchte ich mit Leib und Seele dieses Gebiet für

    immer verlassen», sagt mir ein Mann namens Nikolai, der seine Heimat

    ein «Gebiet» nennt.


    Es beunruhigt mich, dass ich in den letzten Monaten gleich mehrere

    Leute getroffen habe, die bekundeten: «Wir leben in einem

    schrecklichen Land, und ich weiss gar nicht, wofür wir eigentlich

    kämpfen. Es wäre wohl besser, sich schon jetzt Putin anzuschliessen.

    Es würde ohnehin nicht schlimmer, denn schlimmer kann es gar nicht

    kommen.»


    Es verstört mich noch mehr, dass sie dies nicht sagen, um mich von

    ihrer Ansicht zu überzeugen, sondern so, als ob sie sicher seien, dass

    ich, ein Fremder, dieselbe Ansicht verträte wie sie.


    Vor einem Jahr wäre solches noch undenkbar gewesen. Und es sind nicht

    nur die Entbehrungen des Krieges oder das Gift der russischen

    Propaganda, welches durch das dafür idiotischerweise nur halb

    gesperrte ukrainische Internet sickert. Das Problem liegt tiefer: Der

    ukrainische Staat macht ernsthaft etwas falsch.


    Wie war das noch gleich zu Beginn der beschämenden Putinschen

    «Spezialoperation»? «Wir kommen, um die russischsprachigen Bürger der

    Ukraine zu verteidigen!»


    Und schon bald verkündeten Putins Scharfmacher, dass ukrainische

    Kinder ertränkt und verbrannt werden müssten. Die Entwicklung von

    «verteidigen» zu «ertränken und verbrennen» dauerte nur sieben Monate,

    während deren wir die Schrecken von Mariupol, den Beschuss von

    Charkiw, das Massaker in Butscha und vieles mehr erlitten.


    Organisierte Hungersnot


    Die Ukrainer haben immer ihr Land geliebt, aber nie ihren Staat. Als

    es diesen Staat noch nicht gab, träumten sie davon, ihn zu schaffen,

    aber das heisst nicht, dass sie ihn jetzt lieben.


    Es ist nur so, dass die Staaten anderer Völker immer viel schlimmer

    waren als ihr eigener. In den frühen dreissiger Jahren organisierte

    der sowjetische Staat zum Beispiel absichtlich eine Hungersnot, an der

    jeder neunte Bürger in der Ukraine starb.


    Wenn jeder neunte Bürger aus Mangel an Nahrung stirbt, bedeutet das,

    dass jeder zweite oder dritte am Rande des Verhungerns steht. Es

    lassen sich noch viele weitere üble Beispiele anführen.


    Leider ist der ukrainische Staat in den dreiunddreissig Jahren seiner

    Unabhängigkeit (was keine Kleinigkeit ist, sie umfassen bereits das

    Leben Christi) nie wirklich demokratisch gewesen.


    Ein Militär-Blogger, dem ich oft zuhöre, bezeichnete die Ukraine

    kürzlich sogar als oligarchisches Konzentrationslager. Dabei verglich

    er die Ukraine mit Dänemark, einem Land, in dem alles zum Wohle des

    Volkes organisiert ist.


    Das ist natürlich eine Übertreibung, aber wenn die Ukraine wirklich

    ein oligarchisches Konzentrationslager sein sollte, dann eines, wo die

    schlauen, im Herzen und in der Seele freien Insassen alle Wachtürme

    niedergerissen und riesige Löcher in den Stacheldraht geschnitten

    haben – was zu einer Art von Demokratie führte.


    Wäre dies nicht der Fall, hätte der Blogger niemals die Gelegenheit

    gehabt, solche Worte vor dem ganzen Land zu äussern. In der Ukraine

    herrscht Meinungs- und Redefreiheit, auch jetzt, während des Krieges.

    Diese Freiheit indes ist stark eingeschränkt, aber das ist in Ordnung,

    denn jeder weiss, dass Krieg herrscht.


    Es ist normal, wenn die Demokratie in diesem Ausnahmezustand auf Eis

    gelegt wird. Der Ausdruck «auf Eis gelegt» bedeutet jedoch, dass die

    Demokratie vorher da war und jetzt suspendiert ist; wenn alles vorbei

    ist, wird sie wie durch einen Schalter wieder aktiviert und überströmt

    wieder alle Bürger mit ihrem sanften Licht. Leider stellt sich die

    Situation der Demokratie in der Ukraine etwas schlechter dar.


    Weder Ameisen noch Bienen


    Eines der Schlüsselelemente von Demokratie sind freie und faire

    Wahlen. Derzeit finden in der Ukraine keine Wahlen statt, und

    wahrscheinlich wird es auch noch lange Zeit keine geben. Den Ukrainern

    ist dies im Grunde genommen ziemlich egal.


    Was wir aber wissen: Wenn jemand versucht, uns für immer unserer

    Wahlmöglichkeit zu berauben, werden wir eine weitere Revolution

    anzetteln, und dieser jemand wird fliehen müssen, wie es ein

    ukrainischer Präsident bereits getan hat. Ein weiterer Putin oder

    Lukaschenko wird in der Ukraine niemals sonnengleich den Aufstieg

    feiern.


    Ein weiteres Merkmal der Demokratie ist der politische und kulturelle

    Pluralismus. Natürlich ist ein echter Pluralismus während des Krieges

    fast unmöglich, aber jetzt wird in der Ukraine an dessen Stelle etwas

    Hässliches aufgebaut: eine Gesellschaft mit universeller patriotischer

    Identität, ein ideologischer Zustand patriotischer Einmütigkeit.


    Leider wird dies mit Blick auf die Zukunft betrieben, auf die

    Jahrzehnte, die nach dem Krieg kommen werden.


    Die nationale Identität ist plötzlich zu einem so hohen Wert geworden,

    dass die Hochschulen des Landes nun Spezialisten für die Stärkung der

    ukrainischen Identität ausbilden, sprich Leute, die hauptberuflich zur

    Stärkung unserer Identität da sein sollen.


    Und was ist mit jenen, die nicht «identisch» sein wollen? Was sollen

    die tun, die individuell bleiben und sich von anderen unterscheiden

    wollen? Was ist mit denjenigen, die auf ihrer eigenen Meinung

    beharren? Wir sind schon identisch genug, indem wir Putins Invasoren

    hassen und unsere Heimat lieben. Man mache uns bitte nicht noch

    identischer. Wir sind weder Ameisen noch Bienen.


    Die Transparenz der Regierung bei der Entscheidungsfindung ist

    ebenfalls ein Merkmal der Demokratie. In der Ukraine machen die

    Behörden traditionell, was sie wollen, ohne sich herabzulassen, das

    Volk zu konsultieren oder ihm etwas zu erklären.


    Eines Tages verschwindet plötzlich der bei den Leuten beliebte

    Oberbefehlshaber, dasselbe geschieht mit dem verhassten Sekretär des

    Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, dem allseits

    verachteten Verteidigungsminister und vielen anderen Ministern, die

    man kaum kennt.


    Aber keinem der Repräsentanten der Macht kommt in den Sinn, dem Volk

    diese Umbauten im schmierigen Motor der Verwaltung irgendwie zu

    erklären. Die ukrainischen Behörden waren schon immer so weit vom Volk

    entfernt wie die Sterne vom Meeresgrund.


    Die staatlichen Institutionen sollten in ihrem Wirken transparent sein

    und der Öffentlichkeit, der sie dienen, Rechenschaft ablegen. Dieses

    Element der Demokratie ist nicht auf Eis gelegt worden, denn es war

    noch nie funktionstüchtig.


    Beamte in der Ukraine haben in der Kommunikation mit dem Volk schon

    immer gelogen. Sie haben vor dem Krieg gelogen, sie haben während des

    Krieges gelogen, und sie werden auch nach dem Krieg schamlos lügen.


    «Wenn der Frühling kommt, werden wir sie ins Gefängnis stecken», sagte

    der Präsidentschaftskandidat Selenski im Jahr 2019. Dieses Versprechen

    sollte 2020 in die Tat umgesetzt sein. Nichts dergleichen ist

    geschehen.


    «Wir stehen am Ende der Ära der Armut», versprachen Selenskis

    Wahlplakate. Dieses Ende ist nie eingetreten.


    Kurz vor Kriegsbeginn, als er wusste, dass die russische Invasion

    unvermeidlich kommen würde, sagte Selenski etwas, was man ihm nie

    verzeihen wird. Er versicherte, es werde keinen Krieg geben, und im

    Mai würden wir alle grillieren gehen. Die Menschen glaubten ihm, und

    allein das kostete das Land Zehntausende von Menschenleben.


    Hier ein weiteres Beispiel. «Wir sind ein demokratischer Staat»,

    verkündete Selenski am 9. Februar 2023 in Brüssel. «Wir können nicht

    ein Beispiel abgeben wie Russland, das jemanden mit Stöcken in den

    Krieg prügelt. Wir sind nicht diese Art von Land.»


    Die Plage der Mobilisierung


    Nun stellt sich heraus, dass wir es doch sind. Der ukrainische

    Historiker Ihor Schwez kommentiert ein Video, in dem drei

    Mobilisierungsbeamte einen Mann zu Boden stossen und dann anfangen,

    ihn zu treten.


    Sie traktieren ihn abwechselnd, auch wenn er wehrlos auf dem Boden

    liegt. Der Historiker ist überrascht, dass sich niemand für das Opfer

    dieser Misshandlung einsetzt.


    Was er beschreibt, ist nur einer von Tausenden von Fällen der

    «Einbussung», sprich des Aufgreifens von Menschen auf offener Strasse

    unter Anwendung von Gewalt, ihrer Einpferchung in Kleinbusse und des

    späteren Transfers an die Front.


    Solches geschieht jeden Tag in ukrainischen Städten und Dörfern. Der

    ukrainische Ombudsmann hat allein in diesem Jahr 1600 Beschwerden über

    das Vorgehen der «Einbusser» erhalten.


    «Was kommt als Nächstes?», fragt der Historiker. «Was wird aus der

    Ukraine werden? Ehrlich gesagt, es ist beängstigend.»


    Ich persönlich bin keineswegs überrascht, dass die Leute sich nicht

    für einen Mann einsetzen, der geschlagen wird. Wenige würden gegen

    eine Bande von Kriminellen, die Waffen in den Händen halten, mit

    Schlägen vorzugehen versuchen.


    Die «Einbusser» sind, auch wenn sie dem Land dienen, Kriminelle, denn

    es gibt kein Gesetz, das es ihnen erlaubt, Leute zu verprügeln, sie zu

    schikanieren, zu demütigen, ihnen Handys und Dokumente wegzunehmen.


    Sie sind Kriminelle, die den Befehl «Hol sie dir!» von einem Staat

    erhalten haben, der nicht wirklich versucht, eine anständige, legitime

    Mobilisierung zu organisieren.


    Eines der unabdingbaren Merkmale der Demokratie ist die

    Rechtsstaatlichkeit. Auch sie ist derzeit auf Eis gelegt. Es ist

    dieser Umstand, der den Ukrainern im Moment grösste Sorge bereitet.

    Vor ein paar Tagen zuckte ein Klempner, der in unserer Wohnung einen

    Wasserhahn wechselte, zusammen, als er hörte, dass eine unserer Katzen

    Bursik heisst.


    Die Sache ist die, dass dieser Name nach «busik», Kleinbus, tönt, und

    das Wort «busik» darf, so wie der Name von Lord Voldemort in «Harry

    Potter», nicht ausgesprochen werden. So ist es derzeit um die

    Realitäten der ukrainischen Demokratie bestellt.


    Sergei Gerasimow lebt als Schriftsteller in der Grossstadt Charkiw,

    die nach wie vor von den Russen beschossen wird. – Aus dem Englischen

    von A. Bn.



    ———



    4. Infosperber: John J. Mearsheimer: Der Verursacher des Ukraine-Kriegs – eine Auslegeordnung



    https://www.infosperber.ch/politik/welt/der-verursacher-des-ukraine-kriegs-eine-auslegeordnung/


    Sonntag, 22.09.2024


    Der Verursacher des Ukraine-Kriegs – eine Auslegeordnung


    John J. Mearsheimer / 21.09.2024  


    Der Imperialist Putin, der die ganze Ukraine einverleiben will.


    Oder der Westen, der die Nato auf die Ukraine ausdehnen wollte?



    upg. Professor John J. Mearsheimer lehrt seit 1982

    Politikwissenschaften an der University of Chicago. Ein Gastbeitrag.



    Übersetzung von Infosperber. Zwischentitel von der Redaktion.



    Die Antwort auf diese Frage – Imperialist Putin oder Ausdehnung der

    Nato – ist äusserst wichtig, denn der Krieg ist eine Katastrophe. Die

    Ukraine wird faktisch zerstört. Das Land verlor einen beträchtlichen

    Teil seines Territoriums und wird möglicherweise noch mehr verlieren.


    Seine Wirtschaft liegt in Trümmern. Mehrere Millionen Ukrainer sind

    Binnenvertriebene oder aus dem Land geflohen.


    Bisher hat es Hunderttausende von Toten und Verletzten gegeben.

    Russland hat wohl einen noch höheren Blutzoll zu tragen.


    Auf der strategischen Ebene werden die Beziehungen zwischen Russland

    und Europa – ganz zu schweigen zwischen Russland und der Ukraine – auf

    absehbare Zeit vergiftet sein. Deshalb bleibt die Gefahr eines grossen

    Krieges in Europa noch lange bestehen, selbst wenn sich der

    Ukraine-Krieg zu einem eingefrorenen Konflikt entwickeln sollte.


    Wer die Verantwortung für diese Katastrophe trägt, wird wahrscheinlich

    noch lange diskutiert. Die Frage wird uns noch stärker beschäftigen,

    wenn immer mehr Menschen realisieren, welches Ausmass diese

    Katastrophe hat.



    «Putin ist allein verantwortlich, weil er ein Imperialist ist»


    Nach der am meisten verbreiteten Meinung im Westen ist Wladimir Putin

    für den Ukraine-Krieg allein verantwortlich. Die Invasion ziele darauf

    ab, die gesamte Ukraine zu erobern und sie zu einem Teil eines

    Grossrusslands zu machen. Sobald dieses Ziel erreicht sei, würden sich

    die Russen daranmachen, ein Imperium in Osteuropa zu errichten,

    ähnlich wie es die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg tat.


    Damit sei Putin eine Bedrohung für den Westen und müsse mit allen

    Mitteln bekämpft werden. Kurz gesagt, Putin sei ein Imperialist mit

    einem Masterplan, der sich nahtlos in eine reiche russische Tradition einfüge.



    «Die USA und der Westen sind hauptverantwortlich, weil sie die Ukraine

    in die Nato aufnehmen wollen»


    Die andere Sichtweise, mit der ich mich identifiziere, ist im Westen

    eine Minderheitsmeinung:


    Russland ist in die Ukraine einmarschiert und hat den Krieg begonnen.

    Doch die USA und ihre Verbündeten haben den Krieg provoziert.


    Die Hauptursache des Konflikts ist der Entscheid der Nato, die Ukraine

    in das Bündnis aufzunehmen. Fast alle russischen politischen Führer

    sehen diese Absicht als existenzielle Bedrohung an, die beseitigt

    werden muss.


    Die Nato-Erweiterung ist Teil einer umfassenderen Strategie der USA,

    welche die Ukraine zu einem westlichen Bollwerk an der Grenze zu

    Russland machen will.


    Die beiden anderen Strategien dieser Politik bestanden darin, in der

    Ukraine eine friedliche Farbrevolution zu fördern – sie in eine

    prowestliche liberale Demokratie zu verwandeln – sowie die Ukraine in

    die EU zu bringen.


    Die russische Führung fürchtet alle drei Strategien. Aber am meisten

    fürchtet sie die Nato-Erweiterung. Um dieser Bedrohung zu begegnen,

    hat Russland am 24. Februar 2022 einen Präventivkrieg begonnen.


    Die Debatte über die Ursachen des Ukraine-Krieges heizte sich auf, als

    zwei prominente westliche Politiker – der ehemalige Präsident Donald

    Trump und der britische Parlamentsabgeordnete Nigel Farage –

    argumentierten, dass die Nato-Erweiterung die treibende Kraft hinter

    dem Konflikt sei. Die Verteidiger der konventionellen Meinung

    reagierten sofort mit einem Gegenangriff.


    Was besonders bemerkenswert ist: Der scheidende Nato-Generalsekretär

    Jens Stoltenberg hat im vergangenen Jahr zweimal erklärt:


    «Präsident Putin hat diesen Krieg begonnen, weil er die Tür für die

    Nato schliessen und der Ukraine das Recht verweigern wollte, ihren

    eigenen Weg zu gehen».


    Diese klare Feststellung des Nato-Chefs löste im Westen kaum

    Widerspruch aus. Stoltenberg selbst nahm seine Äusserungen nicht zurück.


    Im Folgenden seien die wichtigsten Fakten und Argumente dargelegt,

    welche die Ansicht stützen, dass Putin nicht in die Ukraine

    einmarschiert ist, weil er ein Imperialist ist, der die Ukraine zu

    einem Teil eines Grossrusslands machen wollte, sondern vor allem wegen

    der Nato-Erweiterung und der Bemühungen des Westens, die Ukraine zu

    einem westlichen Bollwerk an der russischen Grenze zu machen.


    (…)


    ___________________



    5. n tv: Ukraine-Krieg im Liveticker: Selenskyj hat für Treffen mit Biden und Harris seinen Siegesplan im Gepäck


    https://www.n-tv.de/politik/18-35-Selenskyj-hat-fuer-Treffen-mit-Biden-und-Harris-seinen-Siegesplan-im-Gepaeck--article23143824.html


    25.09.2024


    Ukraine-Krieg im Liveticker


    18:35 Selenskyj hat für Treffen mit Biden und Harris seinen Siegesplan im Gepäck


    Ukraines Staatschef Wolodymyr Selenskyj wird am Donnerstag in

    Washington zu Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden und

    Vizepräsidentin Kamala Harris zusammentreffen.


    Selenskyj wird aller Voraussicht nach Biden seinen sogenannten

    Siegesplan vorlegen, der einen Weg zur Beendigung des Ukraine-Krieges

    aufzeigen soll. Selenskyj erklärte dazu, im Herbst werde sich

    entscheiden, "was als nächstes in diesem Krieg passieren wird“.


    Die Regierung in Kiew ist überzeugt, dass der Einsatz westlicher

    Waffen gegen Ziele auf russischem Gebiet das Kriegsgeschehen

    maßgeblich zugunsten der Ukraine beeinflussen könnte. Bisher werden

    solche Waffen von den Unterstützerländern der Ukraine nicht zur

    Verfügung gestellt.


    Laut der britischen "The Times" enthält der Plan vier Kernpunkte:


    - Forderung nach "Trump-sicheren" westlichen Sicherheitsgarantien nach

    dem Vorbild eines gegenseitigen Verteidigungspakts der NATO


    - Fortsetzung des ukrainischen Einmarsches in die russische Region

    Kursk, der als "territoriales Verhandlungsinstrument" dienen soll


    - Forderung nach hochmodernen Waffen


    - Internationale Finanzhilfen, um die wirtschaftliche Erholung der

    Ukraine sicherzustellen



    ——



    12:01 Politico: Ukraine hat bevorzugten Mittelsmann für Beendigung des Krieges gefunden


    Laut einem Bericht von Politico hat die Ukraine ihren bevorzugten

    Mittelsmann gefunden, der helfen soll, den Krieg mit Russland zu beenden:


    Narendra Modi, der indische Premierminister. So soll ein hochrangiger

    ukrainischer Beamter dem Medium gesagt haben, dass Indien Kiews große

    Hoffnung sei, einen Friedensvertrag zu erreichen, mit dem es leben könne.


    Dem Beamten zufolge sei Modi in den Gesprächen mit der Ukraine im

    Sommer klar gewesen, dass Kiew zwar zwangsläufig in einigen Punkten

    Kompromisse eingehen müsse, dass aber alle Vorschläge zur Beendigung

    des Krieges keine Gebietsabtretungen an Russland beinhalten dürften.

    Indien pflegt gute Beziehungen zu Moskau.


    ———



    6. Der Spiegel: Detonationen im Libanon und das Völkerrecht -  »Israel hätte die Pager nicht sprengen dürfen«



    https://www.spiegel.de/panorama/detonationen-in-libanon-israel-haette-die-pager-nicht-sprengen-duerfen-a-04207456-bf8f-4501-9539-b564529e4a99

    Detonationen im Libanon und das Völkerrecht


     »Israel hätte die Pager nicht sprengen dürfen«


    Die Fernzündung Tausender Pager war militärisch ein Erfolg.


    Aber sie verstößt wohl gegen ein internationales Verbot, sagt

    Völkerrechtler Daniel-Erasmus Khan.


    Ein Zusatzprotokoll zum Uno-Waffenübereinkommen sei entscheidend.


    Ein Interview von Dietmar Hipp  


    21.09.2024, 14.19 Uhr


    (…)


    ________________


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Informationen zu den Kriegen in der Ukraine und in Westasien sowie zur Militarisierung in Deutschland  (II von II)


    7. FAZ: Israels Militärchef spricht von Bodenoffensive gegen Hizbullah


    https://www.faz.net/aktuell/politik/krieg-in-nahost/liveticker-zum-krieg-in-nahost-israels-militaerchef-spricht-von-bodenoffensive-gegen-hizbullah-faz-19972506.html



    Liveblog zum Krieg in Nahost :


    Israels Militärchef spricht von Bodenoffensive gegen Hizbullah


    25.09.2024, 17:33



    Laut Herzi Halevi, Generalleutnant der israelischen Armee, bereitet

    das Militär eine mögliche  Bodenoffensive in Libanon vor. Dies geht

    aus einem Bericht des israelischen Online-Mediums „The Times of

    Israel“ hervor.


    Die Hizbullah werde im späteren Verlauf des Tages eine „sehr starke

    Antwort“ erhalten. Kontinuierliche Luftangriffe durch Israels Armee

    dienten sowohl dazu, sich auf die Möglichkeit eines Eindringens

    israelischer Truppen in Libanon vorzubereiten, als auch zur direkten

    Schwächung der Terrormiliz.


    Israel wolle erreichen, dass Bewohner aus dem Norden dorthin

    zurückkehren können, sagte Halevi. „Um das zu erreichen, bereiten wir

    den Prozess eines Manövers vor, was bedeutet, dass eure Militärstiefel

    feindliches Gebiet betreten werden.“  


    (…)


    Angesichts der Lage im Nahen Osten warnt US-Präsident Joe Biden vor

    einem umfassenden Krieg, sieht aber dennoch das Potenzial für eine

    diplomatische Lösung.


    „Ein umfassender Krieg ist möglich“, sagte Biden auf Nachfrage in der

    Talkshow „The View“ des US-Senders ABC. „Aber ich denke, dass wir

    immer noch die Chance auf eine Einigung haben, die die gesamte Region

    grundlegend verändern könnte.“


    Die arabische Welt sei sehr daran interessiert und dazu bereit,

    Vereinbarungen mit Israel zu treffen, wenn Israel im Gegenzug seine

    Politik ändere, sagte Biden weiter. „Ich bin ein überzeugter

    Unterstützer Israels“, betonte der US-Präsident.


    Er machte gleichzeitig deutlich, mit der Politik von Israels

    Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht einverstanden zu sein. „Ich

    stimme mit seiner Position nicht überein“, sagte Biden. (…)



    -------



    Heute 17:43 Uhr


    Simon Röhricht


    Die USA nehmen Insidern zufolge einen neuen Anlauf, um die Kämpfe im

    Libanon und im Gazastreifen mit diplomatischen Mitteln zu beenden.


    Dabei solle erstmals versucht werden, eine gemeinsame Lösung für beide

    Konflikte zu finden, sagen mehrere mit der Angelegenheit vertraute

    Personen. Die Details würden während der aktuellen Vollversammlung der

    Vereinten Nationen (UN) ausgehandelt.



    Heute 15:08 Uhr


    Gregor Grosse


    Die katholischen deutschen Bischöfe zeigen sich sehr besorgt über die

    jüngste Eskalation der Gewalt in Nahost.


    „Im Gazastreifen, im Westjordanland oder im Libanon, überall Gewalt,

    Leid und Verlust“, sagte in Fulda der Augsburger Bischof Bertram

    Meier, der zugleich Vorsitzender der Kommission Weltkirche der

    Deutschen Bischofskonferenz ist. Die Bischöfe forderten eine

    Freilassung der israelischen Geiseln, außerdem müsse es umfassende

    humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen sowie eine

    sofortige Waffenruhe geben.



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    8. IPG: Jessica Montell: Am Ziel vorbei


    https://www.ipg-journal.de/regionen/naher-osten/artikel/am-ziel-vorbei-1-7795/?utm_campaign=de_40_20240924&utm_medium=email&utm_source=newsletter



    Naher Osten/Nordafrika 24.09.2024 |


    Jessica Montell

    Am Ziel vorbei


    Jessica Montell ist seit 2017 Geschäftsführerin der israelischen

    Menschenrechtsorganisation HaMoked.


    Zuvor leitete sie B’Tselem, das israelische Informationszentrum für

    Menschenrechte in den besetzten Gebieten.


    Der Bundestag arbeitet an einer Resolution zur Bekämpfung von Antisemitismus.


    Doch israelische Menschenrechtsorganisationen warnen vor dem Entwurf.


    Seit dem Massaker, das die Hamas am 7. Oktober im vergangenen Jahr an

    der israelischen Bevölkerung verübt hat, erleben wir eine massive

    Zunahme antisemitischer Rhetorik und antisemitischer Vorfälle. Das ist

    eine beunruhigende und gefährliche Entwicklung – weltweit und auch in

    Deutschland.


    Die deutsche Regierung hat eine moralische Verpflichtung, dieser

    Entwicklung entgegenzuwirken. Deshalb ist es notwendig und

    begrüßenswert, wenn die Bundesregierung und der Bundestag klar und

    entschieden auf diese Entwicklung reagieren und eindeutig Stellung

    beziehen.


    Im Bundestag arbeiten die Partner der Ampelkoalition gemeinsam mit der

    CDU/CSU-Fraktion seit Monaten an einer Resolution zur Bekämpfung des

    Antisemitismus in Deutschland. Frühere Fassungen dieser Resolution

    haben nicht nur bei Rechtswissenschaftlern und Kunstschaffenden,

    sondern auch bei Menschenrechtsorganisationen wie der unsrigen heftige

    Kritik hervorgerufen.


    Ein veröffentlichter Entwurf dieser Entschließung löst bei mir und bei

    anderen israelischen Menschenrechtsorganisationen Besorgnis aus, weil

    er eine repressive Stoßrichtung hat und für Spaltung sorgt.


    Das liegt vor allem daran, dass er Antisemitismus mit Kritik an Israel

    verwechselt. Als jüdische Israelin, die sich aktiv in der israelischen

    Zivilgesellschaft engagiert und sich berechtigt und in der Pflicht

    sieht, die eigene Regierung zu kritisieren, weise ich diese

    Gleichsetzung mit Nachdruck zurück.


    Diese Verquickung von Antisemitismus und Israelkritik ist so weit

    gefasst, dass sie sogar auf Juden und Israelis in Deutschland

    zutrifft, die zum Beispiel die Behandlung der Palästinenser durch die

    israelische Regierung kritisieren.


    Jüdische Vertreter des öffentlichen Lebens in Deutschland sahen sich

    veranlasst, in einem offenen Brief den Resolutionsentwurf zu

    kritisieren, der paradoxerweise der Vielfalt des jüdischen Lebens in

    Deutschland womöglich schadet, statt sie zu schützen.


    Der Kern des Problems ist, dass die Resolution auf der umstrittenen

    Antisemitismus-Arbeitsdefinition der Internationalen Allianz zum

    Holocaustgedenken (International Holocaust Remembrance Alliance, IHRA)

    aufbaut.


    Sie macht diese Definition zum entscheidenden Maßstab für die

    Regulierung und Zuweisung öffentlicher Mittel – mit weitreichenden

    nachteiligen Folgen für Wissenschaft, Kunst und Zivilgesellschaft in

    Deutschland, aber auch für die Arbeit und Zusammenarbeit zwischen

    deutschen Organisationen und ihren ausländischen Partnern vor Ort.


    Bundestag und Bundesregierung haben sich 2017 die IHRA-Definition zu

    eigen gemacht. In der Folge wurde diese Definition Gegenstand heftiger

    Kontroversen und wird in der Wissenschaft intensiv diskutiert.

    Führende internationale Antisemitismusforscher (darunter viele

    Israelis) haben Alternativdefinitionen erarbeitet – unter anderem die

    Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus.


    Daher stellt sich die Frage: Wieso ergreift der Bundestag in einem

    wissenschaftlichen Streit Partei für eine Seite? Warum ist der Entwurf

    nicht offen für Entwicklungen in der akademischen Diskussion und geht

    auf andere Definitionen gar nicht ein?


    Die Sorge über die Auswirkungen, die sich durch die Verwendung der

    Antisemitismus-Definition der IHRA ergeben können, ist keineswegs

    bloße Theorie.


    Die Sorge über die Auswirkungen, die sich durch die Verwendung der

    Antisemitismus-Definition der IHRA ergeben können, ist keineswegs

    bloße Theorie. In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, dass diese

    Definition taktisch genutzt wird, um Zwang auszuüben. Die israelische

    Regierung setzt sie als Waffe ein, um öffentlich artikulierten

    Widerspruch gegen ihre rechtswidrige und schädliche Politik zum

    Schweigen zu bringen.


    Die Liste derer, die wegen ihrer Äußerungen zur Palästinenserpolitik

    der israelischen Regierung oder ihres Verhaltens gegenüber dieser

    Politik als Antisemiten abgestempelt wurden, ist sehr lang und umfasst

    sogar den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), dessen

    Chefankläger Karim Khan und die Vereinten Nationen.


    Kürzlich schmähte Israels Außenminister Israel Katz den

    EU-Außenbeauftragten und spanischen Sozialisten Josep Borrell als

    „Antisemiten und Israelhasser“ und warf ihm vor, er führe „eine

    Hasskampagne gegen Israel, die Erinnerungen an die schlimmsten

    Antisemiten der Geschichte weckt“.


    Diverse Gruppen, die sich international schützend vor die israelische

    Regierung stellen und Kritik an ihrer Menschenrechtsbilanz zum

    Schweigen bringen wollen, nutzen die IHRA-Definition fortwährend und

    in zynischer Weise. Mithilfe dieser Definition haben sie Mitglieder

    des Irischen Parlaments als Antisemiten gebrandmarkt, weil sie einen

    Boykott von Erzeugnissen aus den Siedlungsgebieten ins Spiel gebracht

    hatten;


    sie haben die Regierungen der Niederlande und Schwedens antisemitisch

    genannt, weil sie palästinensische Menschenrechtsorganisationen

    finanziell unterstützen; und sie haben dem Europäischen Gerichtshof

    Antisemitismus vorgeworfen, nachdem er geurteilt hatte, dass Produkte

    aus israelischen Siedlungsgebieten als solche gekennzeichnet werden

    müssen.


    In Israel nutzen rechte Parlamentarier die Definition der IHRA, um

    etablierte Menschenrechtsgruppen und zivilgesellschaftliche

    Organisationen zu delegitimieren und sie nach Möglichkeit von ihren

    internationalen Finanzierungsquellen abzuschneiden.


    Im März 2023 bezeichnete der Likud-Abgeordnete Ariel Kellner zum

    Beispiel Breaking the Silence als „antisemitische Organisation“, die

    „Soldatinnen und Soldaten der israelischen Streitkräfte verunglimpft

    und als Nazis darstellt“. Und weiter: „Mal lässt sie die

    Ritualmordlegende wiederaufleben, mal misst sie moralisch mit

    zweierlei Maß.


    Beides fällt unter die internationale Definition von Antisemitismus.“

    Breaking the Silenceist eine gemeinnützige israelische Organisation,

    die Übergriffe im Zusammenhang mit der israelischen Besetzung der

    Palästinensergebiete aufdeckt und das Ziel hat, die Besatzung zu

    beenden.


    Alle Beschäftigten und Mitglieder der Organisation sind ehemalige

    israelische Soldaten (und Juden). Wie lächerlich es ist, eine solche

    Organisation als antisemitisch zu bezeichnen, liegt auf der Hand.

    Allen sollte klar sein, dass hier ein israelisches Regierungsmitglied

    auf zynische Weise versucht, die Organisation mit möglichst

    niederträchtigen Anschuldigungen zu diskreditieren.


    Allein die Tatsache, dass der Knesset-Abgeordnete Ariel Kellner sich

    zur Untermauerung dieser Anschuldigungen auf die „internationale

    Definition von Antisemitismus“ berufen kann, zeigt deutlich, wie

    problematisch diese Definition ist.


    Die Kernaufgabe von Menschenrechtsorganisationen in aller Welt wird

    mitunter auf das Naming and Shaming verkürzt – also darauf,

    Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren und öffentlich

    anzuprangern, um Aufmerksamkeit zu erregen und die Verantwortlichen zu

    zwingen, diese Rechtsverstöße abzustellen.


    Diese Arbeit ist überall auf der Welt notwendig und wichtig. Im

    israelisch-palästinensischen Kontext ist sie essenzieller als je zuvor

    vor dem Hintergrund, dass seit elf Monaten in Gaza ein brutaler Krieg

    geführt wird, dass in Israel eine ultranationalistische Regierung an

    der Macht ist und Extremisten die Annexion des Westjordanlands und die

    Zwangsenteignung der dort lebenden Palästinenser vorantreiben.


    Damit sie ihre Arbeit machen können, müssen sich

    Menschenrechtsorganisationen frei äußern können.


    Damit sie ihre Arbeit machen können, müssen sich

    Menschenrechts-Organisationen frei äußern können, zumal sie mitunter

    sehr schwerwiegende Vorwürfe erheben. Das heißt nicht, dass wir

    unsererseits gegen Kritik abgeschirmt werden müssen. Das lässt

    natürlich genügend Raum, um unsere Erkenntnisse infrage zu stellen und

    mit unseren Bewertungen nicht einverstanden zu sein.


    Fakten können unzutreffend sein. Interpretationen können ihre

    Schwachstellen haben. Manche mögen uns für fehlgeleitet oder naiv

    halten. Das alles ist legitim. Aber die Meinungsabweichungen in diesen

    Fragen als antisemitisch abzustempeln, ist unverantwortlich und darf

    nicht sein.


    Mit solchen politisch motivierten Anschuldigungen sollen diejenigen,

    die Missstände zur Sprache bringen, zum Schweigen gebracht werden,

    damit man sich mit der eigentlichen Kritik nicht auseinandersetzen

    muss. Durch diese Anschuldigungen gerät der Begriff „antisemitisch“

    zur Farce – und das schadet den aufrichtigen Bemühungen, den ganz

    realen Antisemitismus zu bekämpfen.


    Aus diesen Gründen warnen 15 israelische Menschenrechtsgruppen und

    zivilgesellschaftliche Organisationen – meine Organisation HaMoked ist

    eine von ihnen – in einer gemeinsamen Erklärung vor der Resolution,

    über die der Bundestag derzeit berät. Bei dieser Warnung geht es unter

    anderem auch um unsere Möglichkeiten, unsere Kernaufgabe mit deutscher

    Unterstützung wahrzunehmen:


    Wir befürchten, dass die Resolution des Bundestags, sollte sie auf der

    Grundlage des Entwurfs verabschiedet werden, instrumentalisiert wird,

    um die finanzielle Unterstützung aus Deutschland für unsere

    Menschenrechtsarbeit unter Beschuss zu nehmen und einzuschränken und

    im weiteren Sinne unserer Zusammenarbeit mit der deutschen

    Zivilgesellschaft die Grundlage zu entziehen.


    Dies würde Schmutzkampagnen befeuern und die vielen komplexen

    Herausforderungen, die wir in der aktuellen Eskalationssituation

    ohnehin schon zu bewältigen haben, noch weiter verschärfen.


    Wie wir in unserer Erklärung betonen, begrüßen wir, dass die

    Bundesregierung sich ausdrücklich zur Bekämpfung des Antisemitismus

    bekennt, und ermutigen den Bundestag, eine auf Inklusivität und

    Universalität abzielende Resolution zu verabschieden.


    Wir ermuntern ihn, eine Resolution zu verabschieden, die unserer

    Menschenrechtsarbeit nicht potenziell schadet, sondern sie schützt und

    unterstützt. Alle Versuche, auf Basis der IHRA-Definition finanzielle

    Zuwendungen an Bedingungen zu knüpfen, sollten aus dieser Resolution

    gestrichen werden – und der Kampf gegen Antisemitismus sollte inklusiv

    und in einen universellen Kampf gegen Rassismus in jeglicher Form

    eingebettet werden.


    Aus dem Englischen von Andreas Bredenfeld



    ——



    9. „Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V.“: Soziale Projekte im Libanon


    Wer für ein soziales Projekte im Libanon spenden möchte, findet hier das Spendenkonto –

    weitere Informationen unter der Homepage

    „Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V.“ Sitz Tübingen  :

     www.frieden-libanon.de <http://www.frieden-libanon.de/>   


    Kontoverbindung: IBAN: DE54 6001 0070 0974 2337 01 / BIC: PBNKDEFF  





    Nach meiner Libanonreise 2019 mit Verantwortlichen des

    Vereins „Frieden und kultureller Austausch – Libanon e. V". entstand diese Sendung:


    https://www.youtube.com/watch?v=JS8dhn3F3rU&ab_channel=LebenmitderEnergiewende

    LIBANON - GESCHICHTE, PALÄSTINENSISCHE UND SYRISCHE GEFLÜCHTETE



    ——



    10. Friedenskooperative: *Nein zur Rechtsentwicklung und Militarisierung in Schulen,


         Hochschulen und Kultureinrichtungen im Namen der „Kriegstüchtigkeit“!*



    https://www.friedenskooperative.de/aktion/nato-atomkriegsmanoever-2024-stoppen-aufruf-zur-demo-in



    *Nein zur Rechtsentwicklung und Militarisierung in Schulen, Hochschulen

    und Kultureinrichtungen im Namen der „Kriegstüchtigkeit“!*


    Wir sind engagiert in Wissenschaft, Kultur, Bildung, Lehre oder

    Industrie. Mit unserer Arbeit wollen wir zu einem besseren Leben für

    die Menschen beitragen.


    Wir wollen nicht, dass diese für die Entwicklung von automatisierten

    Waffen und Massenvernichtungswaffen und zum Töten Unschuldiger

    missbraucht wird. Als Forschende und Lehrende, Schülerinnen und

    Schüler, Auszubildende oder Studierende möchten wir für eine Welt ohne

    Kriege und Bedrohung durch sich entfaltende Umweltschäden arbeiten und lernen.


    Mit unserem Engagement wollen wir zum gegenseitigen Verständnis und

    zur Völkerfreundschaft beitragen. Angesichts der Gefahr einer

    Eskalation aktueller Kriege wie in der Ukraine und in Nahost zu einem

    Weltkrieg fordern wir alle friedensliebenden und demokratischen Kräfte auf:


    Treten wir einer neuen Qualität der Militarisierung von Ausbildung,

    Schulen, Hochschulen und Forschung entgegen, die mit

    Zwangsverpflichtungen zur Militärforschung und Zusammenarbeit mit der

    Bundeswehr in Bayern bereits beschlossen wurde und bundesweit

    vorangetrieben wird. In diesem Zusammenhang protestieren wir auch

    gegen neue undemokratische Bestrebungen zur Gesinnungsprüfung von

    Antragstellern aus Kultur und Wissenschaft.



    Wir fordern


     * Keine Verpflichtung für militärische Forschung und Zusammenarbeit

       mit der Bundeswehr an Schulen und Hochschulen! Weg mit dem

       bayrischen Gesetz zur Förderung der Bundeswehr!


     * Keine Gesinnungsüberwachung und Entscheidung über

       Fördermittelvergabe durch den Verfassungsschutz!


     * Nein zu undemokratischen Angriffen auf fortschrittliche kritische

       Wissenschaft, Lehre und Kultur.


     * Stellen wir uns Militarisierung und Rechtsentwicklung an

       Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Schulen entgegen.


     * Für freie politische, wissenschaftliche und kulturelle Betätigung an

       Schulen, Hochschulen, Kultur- und Forschungseinrichtungen auf

       antifaschistischer Grundlage!


     * Für Förderung von fortschrittlicher Wissenschaft, Forschung und

       Lehre, u.a. zum Umweltschutz, zur Kreislaufwirtschaft, Beseitigung

       von Armut und Hunger und zur Beendigung von Kriegen!


    ———————————————————————————————



    Mit freundlichen Grüßen


    Clemens Ronnefeldt

    Referent für Friedensfragen beim deutschen

    Zweig des internationalen Versöhnungsbundes


    ———————


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Der UN-Gipfel 2024 und der Krieg in Nahost

    nachdenkseiten.de, 25. September 2024 um 9:00 Ein Artikel von Karin Leukefeld

    Die diesjährige UN-Generalversammlung in New York ist seit Sonntag Bühne für Staatschefs aus aller Welt. Auf einem „Zukunftsgipfel“ werden Sonntagsreden darüber gehalten, was die Vereinten Nationen tun müssen, um die Verpflichtungen einzuhalten, die sie im Hinblick auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und die Charta der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 eingegangen sind. Von Karin Leukefeld.


    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

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    Deutschland und Namibia haben einen Pakt für die Zukunft entwickelt, der vom Plenum bereits am Sonntag angenommen wurde. UN-Generalsekretär António Guterres rief dazu auf, eine „Zukunft für unsere Enkelkinder zu schaffen“.

    Tatsächlich ist die „Weltgemeinschaft“ weit davon entfernt, die 17 Nachhaltigkeitsziele auch nur annähernd realisieren zu können.

    „Keine Armut, kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen und hochwertige Bildung“ lauten die Ziele, die ganz am Anfang der Wunschliste stehen. Für Kriegs- und Krisengebiete auf der Welt ist das Gegenteil der Fall. Das gilt für die Bewohner des Gazastreifens und im von Israel besetzten Westjordanland. Das gilt für die Bevölkerung im Libanon und für Millionen von Flüchtlingen in Lagern. Das gilt für die Menschen, die seit mehr als 20 Jahren versuchen, den endlosen, US-geführten „Kriegen gegen den Terror“ und den „vielen Arten von Krieg Israels“ im Nahen und Mittleren Osten zu widerstehen.

    Am vergangenen Sonntag, dem 22. September 2024, lag die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen bei mehr als 41.421, teilte die palästinensische Gesundheitsbehörde (Gaza) mit. Mehr als 16.000 der Toten sind demnach Kinder. Mindestens 10.000 Menschen gelten als vermisst unter Trümmern. Die meisten der Toten seien Frauen und Kinder, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk im August. Seitdem ist die Zahl der Toten täglich gestiegen.

    Am 10. Juni 2024 hatte der UN-Sicherheitsrat die Resolution 2735 verabschiedet, die einen Waffenstillstand in Gaza anordnete.

    Der Resolutionstext basierte auf einem von den USA eingereichten Textvorschlag, weswegen die USA zustimmte. Bis dahin hatten die USA jede Resolution für einen Waffenstillstand mit ihrem Veto verhindert. Vorgesehen war ein Drei-Phasen-Plan, wie die Hamas ihn über Vermittler bereits Anfang des Jahres vorgelegt hatte. Die Hamas stimmte also zu, doch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab den israelischen Unterhändlern immer neue Vorbedingungen mit. Schließlich wurde auch dem Letzten klar, dass er an einem Waffenstillstand und an dem Abzug der israelischen Armee aus dem palästinensischen Gazastreifen nicht interessiert war. Gegenüber den Angehörigen der Geiseln ließ er erklären, dass er den Krieg gegen Gaza nicht beenden werde, um die Geiseln zu befreien.

    Am 18. Juli verabschiedete das israelische Parlament (Knesset) eine Resolution, mit der die Zweistaatenlösung abgelehnt wurde.

    Am 19. Juli gab der Internationale Gerichtshof in Den Haag das Ergebnis seiner jahrelangen Begutachtung bekannt, wonach die Besatzung palästinensischer Gebiete unrechtmäßig sei und gegen internationales Recht verstoße. Israel müsse die Besatzung „so schnell wie möglich beenden”.

    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte daraufhin, die „israelischen Siedlungen in allen Gebieten unseres Heimatlandes … sind rechtmäßig. Das jüdische Volk ist kein Eroberer in seinem eigenen Land.“

    Am 18. September 2024 befasste sich die UN-Vollversammlung mit einer Resolution, die den Gutachterspruch des Internationalen Gerichtshofes vom 19. Juli 2024 stärken sollte. Gefordert wurde, dass Israel innerhalb von zwölf Monaten und ohne Verzögerungen „seine unrechtmäßige Anwesenheit in den besetzten palästinensischen Gebieten beenden“ müsse. Israel müsse seine Armee zurückziehen, alle neuen Siedlungsaktivitäten einstellen, alle Siedler aus dem besetzten Land abtransportieren und Teile der Mauer, die innerhalb des Westjordanlandes errichtet worden war, abbauen. Land und anderes nicht bewegliches Eigentum müsse (an die Palästinenser) zurückgegeben werden, das Gleiche gelte für Kulturgut. Die vertriebenen Palästinenser müssten zurückkehren können oder entschädigt werden. Ausdrücklich bezog sich die Erklärung auf das Gutachten des Internationalen Gerichtshofes. Die Generalversammlung nahm die Resolution mit 124 Stimmen an. 14 Staaten votierten dagegen und 43 Staaten enthielten sich, darunter Deutschland.


    Niemand ist mehr sicher

    Fast zeitgleich explodierten im Libanon und in Syrien Tausende Personenrufgeräte, sogenannte „Pager“, in den Händen oder Taschen ihrer Benutzer. In Syrien war die Zahl der Verletzten gering, doch im Libanon wurden zwölf Personen getötet und 2.800 Menschen teilweise lebensgefährlich verletzt.

    Bei einer zweiten Explosionswelle am folgenden Tag explodierten zeitgleich Hunderte Walkie-Talkies und Funkgeräte. 20 Personen wurden getötet, mehr als 600 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Die Geräte explodierten auf Balkonen, Küchentischen und in Autos und lösten Brände aus. Die Zahl der Toten beider Angriffe stieg auf 39, mehr als 3.000 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt.

    Da es sich um Gegenstände handelt, die im Alltag von Rettungsdiensten, in Hotels, an Flughäfen und in großen Unternehmen, aber auch von der libanesischen Hisbollah genutzt werden, um das Abhören und Überwachen von Mobiltelefonen durch Israel zu vermeiden, hielten die Benutzer die Geräte in den Händen oder transportierten sie in Taschen. Verletzungen gab es im Gesicht, an den Augen, den Händen, Fingern und am Bauch. Ärzte berichteten, sie hätten noch nie so grauenhafte Verletzungen gesehen.

    Im Libanon machte man den israelischen Geheimdienst Mossad verantwortlich. Die US-Administration erklärte, nichts gewusst zu haben. Die New York Times lieferte – hinter einer Bezahlwand – eine Geschichte, die um die Welt ging.

    Danach soll der Mossad eine komplette Produktionskette aufgebaut haben. Mit eigener Firma als Subunternehmen der taiwanesischen Firma Gold Apollo habe der Mossad den kompletten Auftrag abgewickelt. Bei Gold Apollo in Taiwan hatte die Hisbollah 5.000 Personenrufgeräte (Pager) bestellt, daher ist naheliegend, dass der Mossad den Angriff geplant, vorbereitet und durchgeführt hat. Die NYT-Geschichte kursiert inzwischen international und auch in deutschen Medien mit Varianten.

    Libanon forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates, die auf Antrag Algeriens, einem nicht-ständigen Mitglied im UNSR, für Freitag, den 20. September (New York, Ortszeit) einberufen wurde.

    Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk nannte die Angriffe eine „neue Entwicklung der Kriegsführung. Kommunikationsgeräte werden Waffen.“ Zeitgleich Tausende von Menschen durch die manipulierten Geräte anzugreifen, ohne zu wissen, wer das jeweilige Gerät benutze, sei ein Verstoß gegen das internationale humanitäre Recht. Die „tragische Situation“ dürfe nicht isoliert gesehen werden, denn sie hänge direkt mit dem Krieg in Gaza und der anhaltenden israelischen Besatzung von palästinensischem Territorium zusammen.

    Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib sagte, nach „diesen abgründigen“ elektronischen Angriffen sei „niemand mehr sicher in dieser Welt“. Sollte der Sicherheitsrat diesen „Terrorangriff“ nicht als solchen benennen und den Verursacher verurteilen, stehe die Glaubwürdigkeit des Gremiums auf dem Spiel. „Wenn man so ein Vorgehen akzeptiert, öffnet man die Büchse der Pandora“, sagte Bou Habib. Staaten und extremistische Gruppen werden dem Beispiel folgen und Zivilisten in aller Welt mit tödlicher Technologie angreifen. Seit 1948 habe Israel keine UN-Sicherheitsratsresolution eingehalten, so sei aus dem Land ein „Schurkenstaat“ geworden, der den ganzen Mittleren Osten mit Krieg überziehen werde. Er forderte den Sicherheitsrat auf, Israel zu verurteilen, das die Souveränität des Libanon verletzt habe. Der syrische Botschafter bei den Vereinten Nationen betonte, dass die Staaten, die Israel unterstützten, volle Verantwortung für dessen Aggression trügen. Die brutalen israelischen Angriffe seien für die arabischen Länder nicht neu. Neu sei allerdings die Manipulation von modernen technischen Geräten, die den Menschen nutzen sollten, in tickende Zeitbomben.

    Der israelische UN-Botschafter forderte den UN-Sicherheitsrat auf, Hisbollah und die iranischen Revolutionsgarden zu „Terrororganisationen“ zu erklären. Dem libanesischen Außenminister warf er vor, einer „Terrororganisation erlaubt zu haben, einen Staat innerhalb des Libanon“ gegründet zu haben. Israel werde sich verteidigen und nicht zulassen, dass „die Hisbollah libanesisches Territorium als Abschussrampe für Gewalt“ benutzt. Die US-Vertretung stellte sich hinter Israel, das sich gegen die täglichen Angriffe verteidigen müsse. Malta forderte eine Untersuchung. Die Schweiz erinnerte an Verhandlungen. Russland regte ein internationales Gesetz gegen die Nutzung von Alltagsgegenständen als Waffen an. China forderte wie auch der Iran eine Verurteilung Israels. (Quelle: press.un.org)

    Eine Entscheidung gab es nicht. Am Abend des gleichen Tages (20. September 2024, Beirut Ortszeit) bombardierte die israelische Luftwaffe ein Wohnhaus im dicht bewohnten Süden von Beirut mit vier Raketen und brachte das Haus zum Einsturz. Dutzende Menschen wurden verschüttet. 15 Angehörige der Hisbollah wurden tot geborgen, darunter zwei hochrangige Kommandeure. Die Zahl der Toten stieg im Laufe der Bergungsarbeiten auf 51, darunter waren Frauen und Kinder. Zehn Personen werden noch vermisst. Am Wochenende flogen israelische Kampfjets teilweise im Minutentakt Angriffe auf den Süden des Libanon und feuerten nach eigenen Angaben auf Hunderte angebliche Raketenabschussrampen der Hisbollah.

    Die Hisbollah reagierte am Samstag mit elf Angriffen, bei denen militärische Stellungen im Norden Israels und auf den besetzten und annektierten Golanhöhen getroffen wurden. Am frühen Sonntagmorgen wurden erstmals schwere Raketen von der Hisbollah eingesetzt. Deren Ziel war bei zwei Angriffen die israelische Luftwaffenbasis Ramat David bei Haifa. Ein dritter Angriff galt dem militärischen Rüstungskomplex der Firma Rafael, die auf die Produktion elektronischer Geräte und Ausrüstung spezialisiert ist. Die Firma liegt im Norden von Haifa (Zevulun) und sei mit Dutzenden Fadi 1, Fadi 2 und Katjusha-Raketen getroffen worden, hieß es in der dazugehörigen Hisbollah-Erklärung. Es handele sich um eine „vorläufige Antwort auf das brutale Massaker, das der Feind Israel in verschiedenen Gebieten des Libanon am Dienstag und Mittwoch (Massaker mit Pager und Funkgeräten) verübt“ habe.


    Warnungen und Drohungen

    Mitte der Woche hatte Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Hisbollah, nach den israelischen Massenangriffen auf Libanesen über manipulierte Kommunikationsgeräte Israel mit Vergeltung gedroht. Die feigen Angriffe hätten die Hisbollah und Unterstützer in ihrem Alltag getroffen, nicht mit der Waffe in der Hand an der Front. Die Hisbollah sei geschwächt, werde aber gestärkt aus dem Angriff hervorgehen. Israel werde mit schärferen Reaktionen rechnen müssen. Nasrallah wandte sich direkt an Benjamin Netanjahu und an Yoav Gallant, den israelischen Verteidigungsminister, und sagte: „Die Front im Libanon wird nicht ruhig werden, bis die Aggression gegen Gaza stoppt.“

    Israels Militärsprecher Daniel Hagari erklärte nun vor Journalisten, dass neben den massiven Luftangriffen auf den Südlibanon auch ein Truppeneinmarsch nicht ausgeschlossen sei. Die israelische Armee kündigte Luftangriffe auf Gebäude an, in denen die Hisbollah angeblich Waffen versteckt haben soll. Die libanesische Zivilbevölkerung wurde aufgerufen, die Gebiete umgehend zu verlassen. Beobachter bewerteten die Aussagen Hagaris als „klassisches Beispiel für psychologische Kriegsführung“. Israel wende das gleiche Vorgehen im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland an, schrieb der Journalist Zein Basravi (Amman). Die Bevölkerung solle verunsichert und das Ausland darauf hingewiesen werden, dass die politischen und militärischen Führer (Hisbollah) die Bevölkerung als „menschliche Schutzschilde“ benutzten. Damit „verschleiere die israelische Armee ihre eigene Aggression“ gegenüber der Bevölkerung, so Basravi.

    Zu Beginn des offiziellen UN-Gipfels am Montag (23. September 2024) warnten zahlreiche Politiker erneut vor einem regionalen Krieg, der durch einen israelischen Krieg gegen den Libanon ausgelöst werden könne. Der ägyptische Außenminister Badr Abdelatty forderte einen Waffenstillstand in Gaza, der alle Fronten beruhigen werde.

    Der libanesische amtierende Ministerpräsident Najib Mikati sagte seine Reise zum UN-Gipfel in New York ab und erklärte bei einer Dringlichkeitssitzung der Regierung in Beirut, die internationale Gemeinschaft und das menschliche Gewissen müssten „eine klare Position zu den grauenhaften Massakern einnehmen“, die im Libanon verübt worden seien. Internationales Recht müsse aktiviert werden, um zivile Technologie davor zu schützen, dass sie als Waffe genutzt werden könne. Alles müsse getan werden, „um die vielen Arten von Kriegen, die der Feind Israel verübe, zu stoppen“, so Mikati.

    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat derweil seine Reise zum UN-Gipfel verschoben. Aktuell soll er statt Dienstag nun am Mittwoch nach New York reisen. Medien berichten allerdings unter Berufung auf seine Mitarbeiter, dass er vermutlich erst am Freitag in New York vor der UN-Versammlung sprechen wird. Beobachter erwarten, dass viele Staatenvertreter den Plenarsaal dann aus Protest gegen Israels Kriege verlassen werden.


    Titelbild: Shutterstock / Lev Radin


    Mehr zum Thema: Südlibanon: Verbranntes Land

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    Regierungssprecher: Kanzler überzeugt, dass Israel sich weiterhin in Gaza an das Völkerrecht hält

    Reden vom Krieg


    Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Audio-Podcast Militäreinsätze/Kriege


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    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=121848


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Der schmutzige Krieg gegen die Palästinenser wird auf den Libanon ausgeweitet


    Panik in Beirut, Hunderte von Verletzten müssen in Spitäler eingeliefert werden, viele von ihnen werden ein Leben lang verkrüppelt bleiben – "dank" Israel. (Screenshot aus einem Video von Al Jazeera) (Bild)


    25. September 2024 Von: in Geschichte, Militär, Politik

    (Red.) Wovor alle gewarnt haben: Israel tut’s trotzdem – oder erst recht! Und Israel setzt sogar eine total neu erfundene Waffe ein: Mit Sprengstoff gefüllte Kommunikationsgeräte, sogenannte Pager oder auch Walkies Talkies, werden aus der Ferne zur Explosion gebracht und töten oder verletzen ihre Träger – Hisbollah-Mitglieder ebenso wie unschuldige Männer, Frauen und Kinder. Hunderte werden blind oder anderswie verkrüppelt durchs weitere Leben gehen müssen – „dank“ Israel, diesem Staat, der nach wie vor von den USA und auch von Deutschland unterstützt wird, sogar mit Waffenlieferungen. Die UNO reagiert mit neuen Resolutionen, doch sie gehen Israel – wie man in Deutschland zu sagen pflegt – „am Arsch vorbei“, so wie schon alle bisherigen Resolutionen, in denen es von der UNO zu einem rechtmäßigen und menschlichen Verhalten aufgefordert wurde. (cm)

    In New York, am Sitz der Vereinten Nationen, hob sich am Montag der Vorhang zur Bühne für Staatschefs aus aller Welt. UN-Generalsekretär António Guterres rief dazu auf, eine „Zukunft für unsere Enkelkinder zu schaffen“. Für die Libanesen aber begann in den frühen Morgenstunden der tödlichste Tag seit dem Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 dauerte. 

    492 Tote in 24 Stunden

    Weder für die Kinder in Palästina und Libanon noch für deren Kinder und Enkelkinder soll es nach dem Willen Israels eine Zukunft geben. Israel, seit 1949 Mitglied der Vereinten Nationen unter dem Vorbehalt, die UN-Resolutionen in Sachen Palästina und die UN-Charta einzuhalten, hat am Montag (23.9.2024) in wenigen Stunden 274 Menschen in einem Bombenhagel getötet, wie der libanesische Gesundheitsminister auf einer Pressekonferenz in Beirut am Nachmittag mitteilte. Mehr als 1000 Menschen wurden verletzt. Nur wenige Stunden später war die Zahl der Toten auf 356 gestiegen, die Zahl der Verletzten auf 1.256. Auch zwei Rettungssanitäter wurden getötet. Am nächsten Morgen (24.9.2024) wird die Zahl der Toten mit 492 angegeben, darunter 35 Kinder und 58 Frauen. 

    Die stellvertretende Ministerpräsidentin Belgiens, Petra de Sutter, äußerte sich schockiert auf X, dem ehemaligen Kurznachrichtendienst Twitter: „492 Tote im Libanon, mehr als 1600 Verletzte. Zehntausenden wurde befohlen, ihre Häuser zu verlassen. An 1 Tag. Dieser grauenhafte Angriff von Israel wird zu keiner Lösung in der Region führen. Nur Diplomatie kann die Bürger sicher in ihre Wohnungen zurückbringen. Nur ein Waffenstillstand wird das Leid beenden.“ 

    Gigantische Explosionen

    Aufnahmen zeigen gigantische Explosionen in Dörfern und Städten im Südlibanon. Mehr als 100.000 Menschen packten das Notwendigste und flohen mit ihren Kindern. Israel bombardierte auf und entlang der Straße, über die sich der kilometerlange Flüchtlingstreck Richtung Norden bewegte. „Die Menschen sitzen durch- und übereinander in den Autos“, erzählte der 16-jährige K. im Telefonat mit der Autorin. Er habe die fliehenden Fahrzeuge in seinem Dorf gesehen, als er im Nachbarhaus nach seinem Freund sehen wollte. „Taschen, Koffer, alles haben sie irgendwie eingepackt und fliehen.“ Sein Dorf sei wiederholt bombardiert worden, auch er und die Familie seien nun in Beirut. Sein Traum, sich nach den Sommerferien im letzten Schuljahr auf das Abitur vorzubereiten, steht in den Sternen. Seine Schule, die eigentlich im Oktober wieder öffnen sollte, bleibt vorerst geschlossen. Die Schulen und Universitäten in der Hauptstadt wurden am Montag für die Inlandsvertriebenen geöffnet.

    Die Bewohner des Südlibanon hatten auf ihren Mobiltelefonen Anrufe und SMS-Nachrichten von der israelischen Armee erhalten. Darin wurden sie aufgefordert, sofort zu verschwinden. In den Nachbarhäusern habe die Hisbollah Waffen gelagert, die werde Israel jetzt zerstören. Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, erklärte in einer Videoaufzeichnung, „wir fordern die Bewohner der libanesischen Dörfer auf, die Nachrichten und Warnungen der IDF (Israeli Defense Forces) ernst zu nehmen. Es ist eine Vorabwarnung für sie und für die Sicherheit ihrer Familien.“ 

    Die Israelische Armee warf Flugblätter über dem südlichen Libanon ab. Darauf die Anordnung, sich zu entfernen. Nach den Angriffen der Hisbollah sei die israelische Armee „gezwungen“, die militärischen Stellungen anzugreifen, zitiert das Internetportal The New Arab (London) aus dem Papier. „Wenn Sie in einem Gebäude sind, das Hisbollah Waffen enthält, müssen Sie das Dorf innerhalb von zwei Stunden verlassen und bis auf weiteres nicht zurückkehren.“ Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte, die Angriffe auf Libanon würden fortgesetzt, bis Israel sein Ziel erreicht habe. Das Ziel sei, „dass die Bewohner des nördlichen Israels sicher in ihre Häuser zurückkehren können.“

    Beobachter werteten die Aussagen Hagaris als „klassisches Beispiel für psychologische Kriegsführung“. Israel wende das gleiche Vorgehen im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland an, schrieb der Journalist Zein Basravi (Amman).  Die Bevölkerung solle verunsichert und das Ausland solle darauf hingewiesen werden, dass die politischen und militärischen Führer (Hisbollah) die Bevölkerung als „menschliche Schutzschilde“ benutzten. Damit „verschleiere die israelische Armee ihre eigene Aggression“ gegenüber der Bevölkerung.

    Raed Jarrar von der Hilfsorganisation DAWN in Washington DC erklärte, „Israel macht der gesamten Welt klar, dass es einen breiten regionalen Krieg will. Nicht nur in den besetzten palästinensischen Gebieten, sondern auch im Libanon und Iran.“ Der einzige Weg, Israel zu stoppen, sei es, das Land noch mit Waffenlieferungen zu belohnen. Ohne die Angriffe zu stoppen, werde es keinen Weg zum Frieden geben. Die Konsequenzen würden weit jenseits der libanesischen Grenzen zu spüren sein.

    Die doppelten Gesichter der US-Administration

    Die USA sind über die militärischen Pläne Israels in seinen Kriegen gegen die Palästinenser und gegen Libanon, gegen Syrien und gegen Iran, gegen Jemen und darüber hinaus, informiert. Die Aussage des US-Außenministeriums, Washington habe nichts über den massenhaften Angriff auf die libanesische Zivilbevölkerung (mit Personenrufgeräten und Walkie-Talkies) gewußt, war von Anfang an unglaubwürdig. Die USA und Israel, ihre Geheimdienste CIA und Mossad, sind zwei Seiten einer Medaille. US-Militärs und Sondereinsatzkräfte sind in die Entscheidungsstrukturen der israelischen Armee seit Anfang des Gaza-Krieges integriert. Kaum etwas geschieht, was der eine vom anderen nicht weiß.

    Pentagonsprecher Generalmajor Pat Ryder räumte auf seiner Pressekonferenz am Montag ein, dass es allein n der vergangenen Woche vier Telefonate zwischen den Verteidigungsministern beider Länder gegeben habe. Die operativen Entscheidungsebenen beider Seiten dürften in einem sehr viel engeren Kontakt stehen. Israel habe die USA vor den massenhaften Angriffen „über eine geplante militärische Operation“ informiert, erklärte Ryder. In einem anschließenden Gespräch gab es weitere Informationen. Auch die massiven Luftangriffe auf Libanon seit Montagmorgen gab Israel der US-Administration im Voraus bekannt. 

    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bekräftigt bei jeder öffentlichen Erklärung das Recht Israels, sich zu verteidigen und dass die USA fest an seiner Seite stehe. Austin wird nicht müde, wie auch sein Kollege Außenminister Antony Blinken, eine diplomatische Lösung anzumahnen. Doch die für Israel notwendigen Waffen, Munition, Aufklärungsdaten und Spezialisten werden weiter aus den USA geliefert.

    Die USA werden ihr eigenes Personal in der Region schützen, so Austin. Wohlwissend, dass US-Militärs auch in der israelischen Armee eingebunden sind. Die rund 40.000 US-Soldaten auf offiziellen Militärbasen und illegalen Stützpunkten (Syrien) in der gesamten Region würden aufgestockt, erklärte Pentagonsprecher Ryder. Zahlen nannte er nicht. Der Flugzeugträger USS Harry S. Truman, zwei Zerstörer und Begleitschiffe machten sich am Montag auf den Weg von den USA zur 6. US-Flotte, die für Europa und Afrika zuständig ist und ihren Haupthafen im Mittelmeer, in Neapel, Italien hat.

    Der scheidende US-Präsident Joe Biden erklärte, die USA arbeiten an einem Plan, um Israel und die libanesische Hisbollah „vom Abgrund“ eines regionalen Krieges zurückzudrängen. Die ehemalige Mandatsmacht Frankreich forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates und sandte ihren Libanonbeauftragten Jean-Yves Le Drian nach Beirut. Frankreich habe eine „moralische Verpflichtung, im Libanon zu sein“, hieß es in Paris. Paris könne „mit allen Akteuren reden“, um die Bombardierungen durch Diplomatie zu stoppen.

    Israel und die palästinensische Realität

    Diplomatie hat seit bald einem Jahr Krieg gegen Gaza nur einmal etwas erreicht. Im November 2023 schwiegen – ausgehandelt von Ägypten, Katar und den USA – die Waffen für eine Woche. Israelische Gefangene wurden aus dem Gaza-Streifen gebracht, während im Gegenzug palästinensische Gefangene – Kinder, Frauen, Kranke – freigelassen wurden. Seitdem hat Israel nahezu alle zivile Infrastruktur im Gaza-Streifen zerstört und täglich Dutzende Menschen getötet: Wohnungen, Schulen, Kindergärten, Universitäten, Kliniken, die Strom- und Wasserversorgung des Gaza-Streifens wurden unter dem Vorwand zerbombt, sich „verteidigen“ zu müssen. Als UN-Generalsekretär António Guterres bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates am 23. Oktober 2023 daraufhin hinwies, dass der Angriff der Hamas und ihrer Verbündeter auf israelische Dörfer und Orte am 7. Oktober 2023 „nicht im luftleeren Raum“ stattgefunden habe, forderte der Vertreter Israels bei den Vereinten Nationen seinen Rücktritt. Guterres rechtfertige Terror und Mord und sei „völlig abgekoppelt von der Realität in unserer Region“, so der israelische UN-Diplomat.

    Guterres hatte genau auf die Realität des palästinensischen Volkes hingewiesen, das „56 Jahre lang einer erdrückenden Besatzung ausgesetzt“ sei. Es habe miterlebt, wie sein Land durch Siedlungen dezimiert und von Gewalt heimgesucht worden sei. Es habe erlebt, wie Menschen vertrieben und Häuser zerstört wurden, so Guterres. Die Hamas-Angriffe könnten die „kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes nicht rechtfertigen“.

    Allein im ersten Monat – Stand 1. November 2023 – bedeutete die „kollektive Bestrafung“ der Palästinenser im Gaza-Streifen, dass von Israel pro Stunde 42 Bomben abgeworfen wurden. Pro Stunde wurden 12 Wohnhäuser zerstört, 15 Personen getötet, 6 davon waren Kinder. Pro Stunde wurden 35 Menschen verletzt. Um die Wucht der israelischen Angriffe zu verdeutlichen, veröffentlichte damals, am 1.11.2023, der katarische Nachrichtensender Al Jazeera basierend auf Angaben der israelischen Armee diese Zahlen.

    Wir sind keine Zahlen

    We are not numbers“, „wir sind keine Zahlen“ heißt ein Jugendprojekt, das 2014 – nach einem der israelischen Kriege – in Gaza entstand. Es ist eng mit der Organisation Euro-Med Monitor verbunden ist. Viele junge Palästinenser berichteten dort über ihre Kriegserfahrungen und Verluste. Jene, die in der täglichen Berichterstattung nicht vorkommen, bekommen so Gesicht und Stimme. 

    Was der Krieg für die Menschen bedeutet, beschreiben auch palästinensische Journalisten, die nun seit fast einem Jahr unter Lebensgefahr von dem Kriegsschauplatz berichten. „In den letzten Stunden gab es einen Angriff im südöstlichen Teil des Zentrums von Deir el-Balah Stadt, wo eine Menschengruppe Ziel einer Rakete wurde, die eine Drohne abgefeuert hatte“, schreibt Hani Mahmoud in seinem Beitrag für den Sender Al Jazeera (22.09.2024). Der Journalist ist in Deir el-Balah und beschreibt, was er sieht: „Die Szenen hier im Krankenhaus, wo die Verletzten eingeliefert werden, sind herzzerreißend. Die eingelieferten Menschen sind – von Metallstücken getroffen – in Stücke zerteilt, mit zertrümmerten Knochen, mit zerbrochenem Schädel.“ 

    Mahmoud schreibt über einen zweiten Angriff, der sich im Westen von Gaza-Stadt, im Al Shati Flüchtlingslager ereignete. Mindestens 6 Menschen seien getötet worden, als die Schule getroffen wurde, in der ein Zentrum für evakuierte Menschen eingerichtet worden war. Die Menschen waren aus dem Jabalia Flüchtlingslager geflohen, nachdem das israelische Militär die Räumung eines Hauses angeordnet hatte, das direkt neben der Schule stand, die dann getroffen wurde. „Das Problem hier ist, es gibt keinen sicheren Raum in der Umgebung und die Menschen wissen nicht, wohin sie gehen sollen“, so Mahmoud. „Es ist zynisch zu sagen, man habe Sicherheitsvorkehrungen getroffen.“

    Am Abend dieses gleichen Tages meldet das palästinensische Gesundheitsministerium (Gaza), dass in den vergangenen 24 Stunden bei Angriffen der israelischen Armee 40 Menschen getötet und 58 verletzt worden seien. Ein Ende dieses Krieges ist nicht in Sicht. Vielmehr weitet Israel seine Angriffe auf den Libanon aus, ohne seine Angriffe im Gaza-Streifen oder im besetzten Westjordanland zu reduzieren.

    Am vergangenen Sonntag (22.9.2024) lag die Zahl der getöteten Palästinenser im Gaza-Streifen bei mehr als 41.421, teilte die palästinensische Gesundheitsbehörde (Gaza) mit. Mehr als 16.000 der Toten sind demnach Kinder. Mindestens 10.000 Menschen gelten als vermisst unter Trümmern. Die meisten der Toten, zwei Drittel, seien Frauen und Kinder, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk im August. Seitdem ist die Zahl der Toten täglich gestiegen.

    Missachtung des internationalen Rechts

    Am 10. Juni 2024 hatte der UN-Sicherheitsrat die Resolution 2735 verabschiedet, die einen Waffenstillstand in Gaza anordnete. 

    Der Resolutionstext basierte auf einem von den USA eingereichten Textvorschlag, weswegen die USA zustimmte. Bis dahin hatten die USA jede Resolution für einen Waffenstillstand mit ihrem Veto verhindert. Vorgesehen war es ein Drei-Phasen-Plan, wie die Hamas ihn über ihre Vermittler bereits Anfang des Jahres vorgelegt hatte. Die Hamas stimmte also zu, doch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gab den israelischen Unterhändlern immer neue Vorbedingungen mit. Schließlich wurde auch dem letzten klar, dass er an einem Waffenstillstand und an dem Abzug der israelischen Armee aus dem palästinensischen Gaza-Streifen nicht interessiert war. Gegenüber den Angehörigen der Geiseln ließ er erklären, dass er den Krieg nicht beenden werde, um die Geiseln zu befreien.

    Am 18. Juli verabschiedete das israelische Parlament (Knesset) eine Resolution, mit der die Zwei-Staaten-Lösung abgelehnt wurde. 

    Am 19. Juli gab der Internationale Gerichtshof (Den Haag) das Ergebnis seiner Jahrelangen Begutachtung bekannt, wonach die Besatzung palästinensischer Gebiete unrechtmäßig sei und gegen internationales Recht verstoße. Israel müsse die Besatzung „so schnell wie möglich beenden„. 

    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte daraufhin, die „israelischen Siedlungen in allen Gebieten unseres Heimatlandes … sind rechtmäßig. Das jüdische Volk ist kein Eroberer in seinem eigenen Land.“

    Zielscheibe: UNRWA

    Der UN-Sicherheitsrat kann sich nicht einigen, wie er mit Israel und seinen absichtlichen und aggressiven Zurückweisungen von allen UN-Resolutionen und Entscheidungen umgehen soll. Sprachlos bleibt der UNSR gegenüber den Drohungen gegen die UN-Organisation für die Unterstützung der palästinensischen Flüchtlinge UNRWA, deren Mitarbeiter bei Angriffen der israelischen Streitkräfte getötet werden, deren Lager, Schulen, Kliniken, Suppenküchen, Fahrzeuge und Hilfsgüter ganz oder teilweise zerstört werden. Schulen, in denen die UNRWA Inlandsfamilien untergebracht hat, werden gezielt von der israelischen Luftwaffe und der Artillerie angegriffen und zerstört. Die Armeeführung behauptet regelmäßig, die Hamas habe in den Notunterkünften für Inlandsvertriebene Kommandozentralen unterhalten, Belege für diese Behauptung werden nicht vorgelegt.

    Am 20.09.2024 schreibt Philippe Lazzarini, Leiter der UNRWA, die Drohungen gegen UNRWA-Mitarbeiter und die Verbreitung von „unvollständigen und Falschinformationen“ müssten aufhören. Dazu gehöre auch, dass gerechtfertigt werde, UNRWA-Personal zu töten, weil sie „Kämpfer bewaffneter Gruppen wie Hamas“ seien. Für so gefährliche Behauptungen gäbe es keine Beweise, es schüre Angst unter den Mitarbeitern und deren Familien. Solche Behauptungen hätten nichts mit UNRWA zu tun, sondern sollten von den „Grausamkeiten in diesem Krieg ablenken“. Sie sollten Unerträgliches rechtfertigen, die UNRWA solle „unglaubwürdig und eliminiert“ werden, so Lazzarini.

    In einer weiteren Erklärung am gleichen Tag machte Lazzarini darauf aufmerksam, dass Israel für Leiter und Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen keine Visa mehr ausstelle. Die Organisationen arbeiteten seit Jahren mit der UN zusammen, um die Menschen humanitär zu unterstützen. Diejenigen, die über die Gräuel des Krieges und deren Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung berichteten, sollten verschwinden.

    Zielscheibe: Medien 

    Dazu gehören auch die Angriffe auf Medien und Journalisten. Der katarische Nachrichtensender Al Jazeera wurde in Israel im Mai verboten und musste nach Amman (Jordanien) ausweichen. Vor wenigen Tagen stürmten israelische Soldaten mitten in der Nacht das Büro von Al Jazeera im besetzten Westjordanland, in Ramallah. Den Journalisten wurde ein Schließungsbefehl für 45 Tage übergeben. Sie hätten 10 Minuten, um persönliche Sachen zu packen und zu gehen. Wenn sie mehr wissen wollten, sollten sie sich an die Militärbehörde wenden.

    Der Vorgang wurde von Kameraleuten des Senders gefilmt und live übertragen. Zu sehen waren zahlreiche Bilder und Zeichnungen von Shireen Abu Akleh, die überall an den Wänden hingen. Die Soldaten, die das Büro stürmten und schlossen, rissen ihre Bilder herunter. Die Journalistin hatte 25 Jahre für Al Jazeera gearbeitet und war am 11. Mai 2022 von einem Scharfschützen der israelischen Armee von hinten erschossen worden, als sie mit Kollegen über eine Razzia der israelischen Armee in Jenin berichtete.

    173 Journalistinnen und Journalisten, Kameraleute und Medienmitarbeiter wurden seit dem 7. Oktober 2023 bei israelischen Angriffen getötet. Diese Zahl stammt von der palästinensischen Medienbehörde. «Reporter ohne Grenzen» spricht von 130 getöteten Journalisten, die internationale Journalisten Föderation nennt 127 getötete Journalisten in Gaza, 4 getötete Journalisten in Israel und 3 getötete Journalisten im Libanon.

    Die Netanjahu-Regierung scheint sich ihrer Sache sicher. Waffen, Munition, Ersatzteile, Aufklärungsdaten und Geld werden von Israels engsten Partnern USA, Großbritannien und Deutschland geliefert. Im Scheinwerferlicht internationaler Medien fordern die Außenminister Verhandlungen, doch die Unterstützung für Israel bleibt „eisern“. Forderungen nach politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Israel, weil es UN-Resolutionen missachtet, oder nach einem Stopp von Waffenlieferungen stoßen in Washington, Berlin, London und Paris auf taube Ohren. In Deutschland könnten sie gar noch juristisch und/oder polizeilich verfolgt werden. In Berlin jagten kürzlich Polizisten und Polizistinnen sogar einem Jungen hinterher, der eine Palästinaflagge schwenkte.

    Die UN-Staatengemeinschaft in ihrer Mehrheit ist da weiter. Am 18. September 2024 befasste sich die UN-Vollversammlung mit einer Resolution, die den Gutachterspruch des Internationalen Gerichtshofes vom 19.07.2024 stärken sollte. Gefordert wurde, dass Israel innerhalb von 12 Monaten und ohne Verzögerungen „seine unrechtmäßige Anwesenheit in den besetzten palästinensischen Gebieten beenden“ müsse. Israel müsse seine Armee zurückziehen, alle neuen Siedlungsaktivitäten einstellen, alle Siedler aus dem besetzten Land abtransportieren und Teile der Mauer, die innerhalb des Westjordanlandes errichtet worden war, abbauen. Land und anderes nicht bewegliches Eigentum müsse (an die Palästinenser) zurückgegeben werden, das gleiche gelte für Kulturgut. Die vertriebenen Palästinenser müssten zurückkehren können oder entschädigt werden. Ausdrücklich bezog sich die Erklärung auf das Gutachten des Internationalen Gerichtshofes. Die Generalversammlung nahm die Resolution mit 124 Stimmen an. 14 Staaten votierten dagegen, darunter die USA und Argentinien. 43 Staaten enthielten sich, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz. Einige weitere waren gar nicht anwesend.


    In der UNO-Vollversammlung, in der es im Gegensatz zum Sicherheitsrat kein Vetorecht einzelner Staaten gibt, stimmten – neben Israel selbst – 13 Staaten zugunsten der israelischen Besatzungspolitik, darunter natürlich die USA und ein paar US-abhängige Kleinstaaten, aber aus Europa auch die Tschechische Republik und Ungarn. Die große Mehrheit, 124 Staaten, darunter aus Europa Belgien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Irland, Luxemburg, Malta, Monaco, Norwegen, Portugal, San Marino, Slovenien und auch Spanien, hießen die Resolution gut, mit der Israel aufgefordert wird, ihre Besatzungspolitik zu beenden.


    Zielscheibe: der Mensch

    Während dieser Debatte im Plenum der Vereinten Nationen explodierten im Libanon und in Syrien Tausende Personenrufgeräte, so genannte „Pager“, zeitgleich in den Händen oder Taschen ihrer Benutzer. Es war der 18. September (NY Ortszeit). In Syrien war die Zahl der Verletzten gering, doch im Libanon wurden 12 Personen getötet und 2800 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. 

    Bei einer zweiten Explosionswelle am folgenden Tag (19. September) explodierten zeitgleich Hunderte Walkie-Talkies und Funkgeräte. 20 Personen wurden getötet, mehr als 600 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Die Geräte explodierten auf Balkonen, Küchentischen und in Autos und lösten Brände aus. Die Zahl der Toten beider Angriffe stieg auf 39, mehr als 3000 Menschen wurden teilweise lebensgefährlich verletzt. Viele sind verstümmelt und werden ein Leben lang gezeichnet und auf Hilfe angewiesen sein.

    Da es sich bei den Personenruf- und Funkgeräte um Gegenstände handelt, die im Alltag von Rettungsdiensten, in Hotels oder am Flughafen und in großen Unternehmen, aber auch von Mitgliedern, Angehörigen oder Unterstützern der Hisbollah genutzt werden, um das Abhören und Überwachen von Mobiltelefonen durch Israel zu vermeiden, hielten die Benutzer die Geräte in den Händen oder transportierten sie in Taschen. Die Explosionen wurden durch eine gesendete Botschaft ausgelöst. Verletzungen gab es im Gesicht, den Augen, den Händen, Fingern, Bauch, Beinen und Füßen. Ärzte berichteten, sie hätten noch nie so grauenhafte Verletzungen gesehen. Die Verletzten seien junge Männer gewesen, einige junge Frauen, aber auch Kinder. Viele hätten Verletzungen im Gesicht, an den Augen gehabt, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur AP. Ärzte operierten rund um die Uhr und konnten doch oft die Augen der Verletzten nicht mehr retten.

    Eine neue Art von Krieg

    Im Libanon machte man den israelischen Geheimdienst Mossad verantwortlich. Die US-Administration erklärte, nichts gewußt zu haben. Die New York Times lieferte eine Geschichte, die – hinter einer Bezahlschranke – um die Welt ging. Danach soll der Mossad eine komplette Produktionskette aufgebaut haben und mit einer eigenern Firma als Subunternehmen von der taiwanesischen Firma Gold Apollo den kompletten Auftrag abgewickelt haben. Bei Gold Apollo in Taiwan hatte die Hisbollah 5000 Personenrufgeräte (Pager) bestellt, daher ist naheliegend, dass der Mossad den Angriff geplant, vorbereitet und durchgeführt hat. Die NYT-Geschichte kursiert inzwischen international mit Varianten.

    Libanon forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates, die auf Antrag Algeriens, einem nicht-ständigen Mitglied im UNSR, für Freitag, den 20. September (New York, Ortszeit) einberufen wurde.       

    Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk nannte die Angriffe eine „neue Entwicklung der Kriegsführung. Kommunikationsgeräte werden Waffen.“ Zeitgleich tausende Menschen mit den manipulierten Geräte anzugreifen, ohne zu wissen, wer das jeweilige Gerät benutze, sei ein Verstoß gegen das internationale humanitäre Recht. Die „tragische Situation“ dürfe nicht isoliert gesehen werden, denn sie hänge direkt mit dem Krieg in Gaza und der anhaltenden israelischen Besatzung von palästinensischem Territorium zusammen. Türk forderte einen sofortigen Waffenstillstand, humanitäre Hilfe für die Bevölkerung im gesamten Gaza-Streifen, bedingungslose Freilassung aller Geiseln in Gaza und ein Ende der willkürlichen Inhaftierung von Tausenden Palästinensern durch Israel. Entsprechend der UN-Rolle forderte Türk sowohl Israel als auch die Hisbollah auf, die Feindseligkeiten zu reduzieren. 

    Unerwähnt blieb, was doch alle Beteiligten sehr wohl wissen: die Hisbollah hat wiederholt ein Ende ihrer „Unterstützungsfront“ für den Gaza-Streifen erklärt, sobald es einen Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel gibt.

    Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib sagte, nach „diesen abgründigen“ elektronischen Angriffen sei „niemand mehr sicher in dieser Welt“. Sollte der Sicherheitsrat diesen „Terrorangriff“ nicht als solchen benennen und den Verursacher verurteilen, stehe die Glaubwürdigkeit des Gremiums auf dem Spiel. „Wenn man so ein Vorgehen akzeptiert, öffnet man die Büchse der Pandora“, sagte Bou Habib. Staaten und extremistische Gruppen werden dem Beispiel folgen und Zivilisten in aller Welt mit tödlicher Technologie angreifen. Seit 1948 habe Israel keine UN-Sicherheitsratsresolution eingehalten, so sei aus dem Land ein „Schurkenstaat“ geworden, der den ganzen Mittleren Osten mit Krieg überziehen werde. Er forderte den Sicherheitsrat auf, Israel, das die Souveränität des Libanon verletzt habe, zu verurteilen. Der syrische Botschafter bei den Vereinten Nationen betonte, dass die Staaten, die Israel unterstützten, volle Verantwortung für dessen Aggression trügen. Die brutalen israelischen Angriffe seien für die arabischen Länder nicht neu. Neu sei allerdings die Manipulation von modernen technischen Geräten, die den Menschen nutzen sollten, in tickende Zeitbomben.

    Der israelische UN-Botschafter forderte den UN-Sicherheitsrat auf, Hisbollah und die iranischen Revolutionsgarden zu „Terrororganisationen“ zu erklären. Dem libanesischen Außenminister warf er vor, einer „Terrororganisation erlaubt zu haben, einen Staat innerhalb des Libanon“ gegründet zu haben. Israel werde sich verteidigen und nicht zulassen, dass „die Hisbollah libanesisches Territorium als Abschussrampe für Gewalt“ benutzt. Die US-Vertretung stellte sich hinter Israel, das sich gegen die täglichen Angriffe verteidigen müsse. Malta forderte eine Untersuchung. Russland regte ein internationales Gesetz gegen die Nutzung von Alltagsgegenständen als Waffen an. China forderte, wie auch der Iran, eine Verurteilung Israels. Eine Entscheidung gab es nicht.

    Am Abend des gleichen Tages (20.9.2024, Beirut Ortszeit) bombardierte die israelische Luftwaffe ein Wohnhaus im dicht bewohnten Süden von Beirut mit vier Raketen und brachte das Haus zum Einsturz. Dutzende Menschen wurden verschüttet. 15 Angehörige der Hisbollah wurden tot geborgen, darunter zwei hochrangige Kommandeure. Die Zahl der Toten stieg im Laufe der Bergungsarbeiten auf 51, darunter Frauen und Kinder. 10 Personen werden noch vermisst. Am Wochenende flogen israelische Kampfjets teilweise im Minutentakt Angriffe auf den Süden des Libanon und feuerten nach eigenen Angaben auf hunderte angebliche Raketenabschussrampen der Hisbollah.

    Die Hisbollah reagierte am Samstag mit 11 Angriffen, bei denen militärische Stellungen im Norden Israels und auf den besetzten und annektierten Golanhöhen getroffen wurden. Am frühen Sonntagmorgen wurden erstmals schwere Raketen von der Hisbollah eingesetzt. Deren Ziel war bei zwei Angriffen die israelische Luftwaffenbasis Ramat David bei Haifa. Ein dritter Angriff galt dem militärischen Rüstungskomplex der Firma Rafael, die auf die Produktion elektronischer Geräte und Ausrüstung und auf das Luftabwehrsystem „Iron Dome“ spezialisiert ist. Die Firma im Norden von Haifa (Zevulun) sei mit Dutzenden Fadi 1, Fadi 2 und Katyusha Raketen getroffen worden, hieß es in der Hisbollah-Erklärung. Es handele sich um eine „vorläufige Antwort auf das brutale Massaker, das der Feind Israel in verschiedenen Gebieten des Libanon am Dienstag und Mittwoch (Massaker mit Pager und Funkgeräten) verübt“ habe.

    Warnungen und Drohungen

    Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Hisbollah, hatte nach den israelischen Massenangriffen auf Libanesen über manipulierte Kommunikationsgeräte Israel mit Vergeltung gedroht. Die feigen Angriffe hätten Unterstützer der Hisbollah und viele andere in ihrem Alltag getroffen, nicht mit der Waffe in der Hand an der Front. Die Hisbollah sei geschwächt, werde aber gestärkt aus dem Angriff hervorgehen. Israel werde mit schärferen Reaktionen rechnen müssen.  Nasrallah wandte sich direkt an Benjamin Netanjahu und an Yoav Gallant, den israelischen Verteidigungsminister, und sagte: „Die Front im Libanon wird nicht ruhig werden, solange nicht die Aggression gegen Gaza stoppt.“ 

    Der Leser und die Leserin sind nun wieder am Anfang des Textes angekommen. Wenn Israel mit Gewalt nicht erreicht was es will, lautet seine Antwort: noch mehr Gewalt. Dieses geflügelte Wort kursiert unter Diplomaten, wenn die Mikrophone ausgeschaltet sind. Israel hat im Krieg gegen die Hamas zwar den Gaza-Streifen zerbombt, aber nicht die Vernichtung der Hamas erreicht. Geschweige denn wurde das Unrecht wieder gut gemacht, das zu den Angriffen am 7. Oktober 2023 geführt hat. Der Krieg gegen Gaza wurde mit mehr Gewalt auf das besetzte Westjordanland ausgeweitet. Nun setzt Israel mit noch mehr Gewalt auf einen weiteren Krieg und will die Hisbollah im Libanon vernichten. 

    Der amtierende Ministerpräsident des Libanon, Najib Mikati, sagte seine Reise zum UN-Gipfel in New York ab und erklärte in Beirut, die internationale Gemeinschaft und das menschliche Gewissen müssten „eine klare Position zu den grauenhaften Massakern einnehmen“, die im Libanon verübt worden seien. Internationales Recht müsse aktiviert werden, um zu verhindern, dass zivile Technologie als Waffe genutzt werden könne. Alles müsse getan werden, „um die vielen Arten von Kriegen, die der Feind Israel verübe, zu stoppen“, so Mikati. 

    Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Reise zum UN-Gipfel verschoben. Aktuell wird er vermutlich erst am Freitag in New York sprechen. Sollte das tatsächlich so sein, werden voraussichtlich viele Staatenvertreter den Plenarsaal am Sitz der Vereinten Nationen aus Protest gegen Israels Kriege verlassen.

    24.09.2024 Nachtrag: 

    Israel hat am Nachmittag erneut ein Wohnhaus im Süden von Beirut bombardiert. Die „Dakhiye Doktrin“, die bereits in Gaza und im palästinensischen Lager im besetzten Westjordanland eingesetzt wurde. Der israelische General Gadi Eisenkot hatte diese „Doktrin“ im Krieg 2006 gegen Libanon und gegen die Hisbollah entwickelt. Dabei wird unverhältnismäßig große Gewalt eingesetzt, um größtmögliche Zerstörung ziviler Infrastruktur zu erreichen. Damit soll die Hisbollah unter Druck gesetzt werden, die massenhafte Vertreibung der Bevölkerung wird zur Kriegswaffe.

    Der Gesundheitsminister meldet nach einem ersten Rettungseinsatz bei dem zerstörten Wohnhaus 6 Tote und 15 Verletzte. Die Zahl der Toten durch israelische Luftangriffe auf Libanon ist damit auf 558 gestiegen, darunter 50 Kinder und 94 Frauen. Die Zahl der Verletzten wird nun mit 1.835 angegeben. Hunderte Menschen sind über die Grenzen nach Syrien geflohen.

    We are not numbers. Wir sind keine Zahlen.

    Ich habe einen der jungen Zivilschützer erreicht, die ich im Juli an der „Blauen Linie“ getroffen habe. Ihm, seinen Freunden und der Familie gehe es gut, schreibt er. Er hoffe, dass sie in ihrem Dorf bleiben könnten und dass „wir sicher sein werden“.  Ob in Gaza, im Westjordanland oder im Libanon – sie alle verteidigen nur ihr Land, ihre Heimat und das Recht auf eine gute Zukunft für sich und ihre Kinder. (kl)


    (Red.) Siehe dazu auch in der rechten Spalte unter «Empfohlene Artikel auf anderen Plattformen» den Beitrag «Kein Ende für die Tötungsmaschine Israels und die Mitschuld der USA»


    Siehe zur gleichen Thematik einen Bericht von Karin Leukefeld auf den NachDenkSeiten.


    Info: https://globalbridge.ch/der-schmutzige-krieg-gegen-die-palaestinenser-wird-auf-den-libanon-ausgeweitet


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    25.09.2024

    Skandinavien und die baltischen Staaten bereiten zweite Front gegen Russland vor

    freedert.online, 25 Sep. 2024 13:02 Uhr, Von Irina Alksnis

    Was erklärt die neue Kriegslust in den kleinen Ländern des Baltikums und Skandinaviens, die nun schon offen von einem "präventiven" Überfall auf Russland sprechen? Was erklärt die ständigen Provokationen aus Stockholm, Helsinki, Kopenhagen, Tallinn und Riga? Irina Alksnis hat eine Erklärung.


    Quelle: Sputnik © RIA Nowosti


    Kriegerische Zwerge, KI-generiertes Symbolbild.


    Andrus Merilo, Befehlshaber der estnischen Verteidigungskräfte, erklärte, dass Tallinn und Helsinki ihre Zusammenarbeit im Bereich der Seeverteidigung ausbauen und insbesondere über die Entwicklung "konkreter Pläne" sprächen, um die Ostsee wenn nötig vollständig für russische Schiffe zu sperren.

    Diese Erklärung fügte sich organisch in den allgemeinen Rahmen der Ereignisse ein, bei denen die skandinavischen und baltischen Länder bereitwillig die Führung in der aggressiven, russophoben Politik übernommen haben, wobei sie sogar die Polen überholt und sich in dieser Disziplin einen Platz gleich hinter der Ukraine gesichert haben. So erklärte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, die Verbündeten Kiews sollten den Einsatz westlicher Waffen für Angriffe tief im russischen Hoheitsgebiet genehmigen. Im Übrigen haben die Dänen bereits ihre offizielle Genehmigung für den Einsatz der von ihnen übergebenen F-16 erteilt.


    Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland





    Analyse

    Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland






    Diese Aktivitäten der Skandinavier und der Balten lösen bei uns oft Verwunderung aus. Gut, die Ukraine hatte Illusionen über ihre Aussichten auf einen militärischen Sieg über Russland: Als entwickeltes Industrieland mit vielen Millionen Einwohnern und voller Unterstützung durch den Westen rechnete sie ernsthaft mit einem militärischen Erfolg. Aber was erhoffen sich die Skandinavier und die Balten denn? Vor allem jetzt, wo die Unvermeidlichkeit einer Niederlage für die Ukraine für jedermann offensichtlich wird, was den Kriegsgelüsten viel kleinerer und schwächerer Länder automatisch ein Ende setzen sollte.

    Darüber hinaus (und dies wird von der Führung des Landes ausdrücklich geäußert) betrachtet Russland das ukrainische Volk als dem russischen eng verwandt und den Konflikt als einen teilweise von äußeren Kräften angezettelten Bürgerkrieg. Es legt sich daher bei der Durchführung der militärischen Sonderoperation bewusst Beschränkungen auf. In Bezug auf andere feindliche Länder hat Moskau keine vergleichbaren moralischen Schranken und wird nicht zögern, die gesamte Bandbreite der Mittel und Methoden einzusetzen, die nach den Gepflogenheiten und Gesetzen des Krieges zulässig sind.

    Unter diesen Bedingungen ist es schlichtweg selbstmörderisches Verhalten von Staaten, die offensichtlich nicht in der Lage sind, Russland eine militärische Niederlage zuzufügen oder ihm auch nur ernsthafte Probleme zu bereiten. Dennoch bewegen sich die Skandinavier und die Balten überheblich in Richtung offener Konfrontation.

    Die Lösung für diesen Teil des Rätsels ist einfach: Das baltische und das skandinavische Regierungsestablishment dienen offen fremden Interessen und erfüllen Aufträge aus dem Ausland. Die öffentliche Meinung in ihren eigenen Ländern interessiert und stört sie nicht im Geringsten. Zumal die russophobe Propaganda dort in erheblichem Maße aufgepumpt wird, um ein ausreichendes Maß an Unterstützung für die verrücktesten antirussischen Abenteuer zu gewährleisten.


    Estnischer General: Bereiten Raketenangriffe auf Russland vor




    Analyse

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    Ein anderer Aspekt der Ereignisse ist interessanter und komplizierter zugleich: Welchen Sinn hat es überhaupt, die militärischen Provokationen und die Eskalation gegen Russland fortzusetzen? Die Ukraine hat ganz offensichtlich die Aussichtslosigkeit des Versuchs demonstriert, unserem Land eine militärische Niederlage beizubringen.

    Einerseits sind wir der Meinung, dass die Idee, Russland eine militärische Niederlage zuzufügen, wenn nicht ganz aufgegeben, so doch in die Kategorie der unwahrscheinlichen Szenarien verschoben wurde. Andererseits besteht für unsere Gegner die Aufgabe darin, Russland so stark wie möglich zu schwächen und so weit wie möglich die Hände zu binden, damit es physisch nicht in der Lage ist, sich mit voller Kraft an der sich anbahnenden geopolitischen Neuaufteilung der Welt zu beteiligen – sei es durch Verdrängung des Westens aus Afrika oder dem Nahen Osten, sei es durch die Unterstützung Chinas in dessen Konfrontation mit den Vereinigten Staaten, sei es durch Beteiligung an Dutzenden anderer wichtiger Entwicklungen.

    Wir müssen einräumen, dass unsere Gegenspieler unseren verwundbaren Punkt – eine kolossale Grenze mit einem Haufen unfreundlicher Nachbarn – präzise erkannt haben. Die Esten, Letten, Dänen oder Finnen müssen Moskau überhaupt nicht besiegen. Es genügt für die Hintermänner, die die Fäden ziehen, dass sie Russland zu einem ständigen Einsatz von Kräften und militärischen, finanziellen, administrativen Ressourcen zwingen. Und zwar durch die permanente Erforderlichkeit, diese kolossale Grenze zu schützen, die Sicherheit der Bevölkerung in den Grenzgebieten zu gewährleisten, die Kommunikation mit dem Kaliningrader Gebiet aufrechtzuerhalten.


    Estland und Finnland wollen Bewegungen der russischen Baltischen Flotte verbieten





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    Wir wissen bereits, wie unsere Kräfte und Ressourcen beansprucht werden könnten, wir kennen dies vom Beispiel der Regionen Kursk und Belgorod. Der Westen hat darauf gesetzt, dieses Szenario entlang der gesamten russischen Grenze zu reproduzieren, wo immer so etwas organisiert werden kann. Das ist übrigens auch der Grund, warum sie Druck auf Georgien ausüben und nun sogar einen gewaltsamen Regierungswechsel vorbereiten, den Sturz einer Regierung, die absolut prowestlich, aber nicht bereit ist, das eigene Land den Interessen anderer zu opfern.

    Aber die skandinavischen und baltischen Führer haben die Bedenken der Regierung in Tiflis nicht: Sie haben den Auftrag erhalten, ihre Länder in einen militärischen Konflikt mit Russland zu verwickeln, und gehen konsequent auf dieses Ziel zu. Wenn dabei Tallinn, Helsinki oder Kopenhagen vom Erdboden verschluckt werden, wird keiner der Strippenzieher und keine der Marionetten darüber traurig sein – im Gegenteil, es wird ihnen neue Karriereperspektiven auf höherer Ebene eröffnen.


    Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 24.09.2024 auf ria.ru erschienen.


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    25.09.2024

    Hat die EU plötzlich erkannt, wie katastrophal ihre Wirtschaftslage ist?

    freedert.online, 25 Sep. 2024 07:00 Uhr

    Mario Draghis "Wettbewerbsfähigkeitsbericht" zeigt, dass die wirtschaftliche Lage der EU katastrophal ist... aber er scheut sich, den Schuldigen zu benennen. Vielleicht wäre ein langer, strenger Blick in den Spiegel für die EU-"Führung" angebracht?

    Hat die EU plötzlich erkannt, wie katastrophal ihre Wirtschaftslage ist?Quelle: Gettyimages.ru © Hannelore Foerster

    Archivbild: Mario Draghi




    Von Rachel Marsden 

    Die EU befindet sich in einer ausgewachsenen Existenzkrise. Irgendjemand hat ihre Wirtschaft gründlich vermurkst, und in einem neuen Bericht, der das Gemetzel skizziert, fällt auf, dass der Schuldige nicht erwähnt wird. Gibt es in Brüssel keine Spiegel?

    Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank und italienische Ministerpräsident Mario Draghi hat nach einem Jahr Arbeit seinen neuen Bericht über die "wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit" veröffentlicht, dessen Erstellung im Auftrag der Europäischen Kommission unter der nicht gewählten "Königin" Ursula von der Leyen veranlasst wurde. Und es ist ein echter Hingucker, eines der großen Rätsel unserer Zeit.

    Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland

    Analyse

    Neue EU-Kommission: Alles für den Krieg gegen Russland

    Man blättert atemlos durch das 400-seitige Dokument auf der Suche nach einem Schuldigen, der für das von Draghi beschriebene massive wirtschaftliche Gemetzel verantwortlich ist. "Zum ersten Mal seit dem Kalten Krieg müssen wir wirklich um unsere Selbsterhaltung fürchten", sagte er vor Journalisten in Brüssel. Wie wäre es, wenn wir damit beginnen würden, uns nicht aktiv selbst zu sabotieren?

    Draghi sagte, dass der Euroraum dringend mit China und den USA mithalten müsse, es aber nicht geschafft habe. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass die EU bereitwillig auf der Straße des Regimewechsels an der Seite von Onkel Sam mitgefahren ist, jetzt aber am Straßenrand Dreck aufwirbelt und ihren eigenen Weg gehen will.

    "Jetzt haben sich die Bedingungen geändert", sagte Draghi. "Der Welthandel verlangsamt sich. China verlangsamt sich tatsächlich sehr stark, aber es ist uns gegenüber viel weniger offen geworden und konkurriert auf den globalen Märkten in jeder Hinsicht mit uns. Wir haben unseren Hauptlieferanten für billige Energie, Russland, verloren. Und jetzt müssen wir zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder für unsere Verteidigung aufkommen." Offensichtlich sind die Witzbolde, die Europa aus dem großen Zelt in Brüssel regieren, schockiert darüber, dass sie zum Opfer geworden sind. Wer könnte so etwas getan haben?

    Man muss die Verwendung des Passivs hier einfach lieben. Sie haben ihre billige Energie aus Russland "verloren". Als wäre sie ihnen einfach aus der Tasche gefallen wie ein Satz Hausschlüssel auf dem Heimweg vom Einkaufen.

    Wenn man Draghi zuhört, könnte man meinen, dass die EU die Strategie der "Abkopplung" ("de-coupling") von China nicht wirklich übernommen hat, angestachelt von Washington, das Europa ganz für sich allein haben wollte, bevor die EU-Beamten es in "Risikominderung" ("de-risking") umtauften, als sie erkannten, wie dumm es wäre, China als wichtigsten Handelspartner und Kunden des Blocks völlig zu entfremden.

    Und jetzt, oh je, muss die EU wieder über ihre eigene Verteidigung nachdenken, sagte Draghi, anstatt sie nur zu benutzen, um ein paar natürliche Ressourcen aus all den Orten mit zufällig angesiedelten Terrorismusproblemen freizuschütteln.

    Der Ukraine-Konflikt war eine ebenso bequeme Ausrede, um auf Kosten der Steuerzahler mehr Waffen für die eigene Verteidigung herzustellen, nachdem man den alten Schrott aus den Schränken geholt hatte. Das ist auch gut so, denn mehr Waffen zu produzieren ist derzeit die einzige wirklich einfache Lösung, um die Wirtschaft zu verbessern, wenn man sich die düstere Lage ansieht, die in diesem neuen Bericht beschrieben wird. Doch die EU kann nicht einmal das militärisch-industrielle Geschäft richtig machen.

    Ökonom: Deindustrialisierung beschleunigt sich

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    Draghi hat darauf hingewiesen, dass die EU-Mitglieder im Grunde genommen Idioten sind, weil sie die meisten ihrer Waffen im Ausland kaufen, wobei fast zwei Drittel aus den USA stammen. Es ist ein großes Rätsel, warum Washington die Party in der Ukraine am Laufen halten will, wo es doch Geld damit verdient, die Waffenkäufe für die EU-Mitglieder unter dem Vorwand zu erhöhen, dass ihre frühere wichtigste wirtschaftliche Lebensader und ihr Energielieferant (Russland) plötzlich eine große Bedrohung für sie darstellt. Der Bonus: Europa wird auch bei teurerem Gas noch abhängiger von den USA.

    Der ganze Bericht ist voller Perlen, wie dieser hier: "Wenn Europa nicht produktiver werden kann, werden wir gezwungen sein, uns zu entscheiden. Wir werden nicht in der Lage sein, gleichzeitig eine führende Rolle bei neuen Technologien, ein Leuchtturm der Klimaverantwortung und ein unabhängiger Akteur auf der Weltbühne zu werden. Wir werden nicht in der Lage sein, unser Sozialmodell zu finanzieren. Wir werden einige, wenn nicht alle unsere Ambitionen zurückschrauben müssen. Dies ist eine existenzielle Herausforderung..."

    Draghi redet von all diesen großartigen Ambitionen, wie zum Beispiel neue Technologien anzuführen und eine Ikone in Sachen Klima und Soziales zu sein, während die europäischen Eliten das Volk anschreien, die Heizung und die Klimaanlage herunterzudrehen, um es Putin heimzuzahlen, und milde Winter bejubeln, als würden wir im finsteren Mittelalter leben. Draghi sagte auch, dass die EU weitere 800 Milliarden Euro benötigt, was etwa 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des gesamten Blocks entspricht, nur um weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben. Und diese Wettbewerbsfähigkeit kann nur dadurch erreicht werden, dass man alles, was man in den letzten zweieinhalb Jahren durch selbstverschuldeten Schwachsinn verbockt hat, um die Freundin Wladimir Selenskij (auch bekannt als Präsident der Ukraine) zu beeindrucken, gründlich zurückschraubt.

    Draghi sagte auch, dass die Menge an Geld, die benötigt wird, um die EU wettbewerbsfähig zu machen, so gewaltig ist, dass private Investitionen einfach nicht ausreichen werden. Und Sie wissen ja, was das bedeutet. In diesem Zusammenhang, liebe EU-Steuerzahler, gibt es bei Amazon Frankreich gerade eine Tube Gleitgel für vier Euro zu kaufen.

    Aber was ist, wenn sich die EU-Steuerzahler nicht daran halten wollen, weil sie genug davon haben, für all diese Fehler zu bezahlen, wie die jüngsten Wahlen in der EU zeigen, bei denen die Anti-Establishment-Parteien im Aufwind sind. Nun, hier ist Draghi mit einem Plädoyer. Einsatz der Geigen: "Warum kümmern wir uns so sehr um das Wachstum? Ja, wir müssen diese Bedürfnisse finanzieren, und diese Bedürfnisse sind wichtig, aber warum sind sie so wichtig? Nun, sie sind wichtig, weil sie mit unseren Grundwerten, Wohlstand, Gerechtigkeit, Frieden und Demokratie in einer nachhaltigen Welt zu tun haben. Und die EU existiert, um den Europäern zu garantieren, dass sie tatsächlich von diesen Grundrechten profitieren können. Und wenn Europa seinen Bürgern diese Rechte nicht mehr bieten kann, dann hat es seine Daseinsberechtigung verloren."

    Mario Draghi schlägt Alarm: EU steht vor existenzieller Herausforderung

    Mario Draghi schlägt Alarm: EU steht vor existenzieller Herausforderung

    Okay, legt das Gleitmittel auf Eis, Leute ‒ er versucht es mit Verführung. Königin Ursula wird sicher bald auftauchen, um den "bösen Bullen" zu spielen.

    Im Grunde genommen hat das EU-Expertengremium einen Haufen Geld verpulvert und die Wirtschaft "für die Ukraine" dereguliert, aber jetzt müssen die Europäer damit einverstanden sein, noch mehr Geld auszuhändigen, denn es ist ja nur zu ihrem Besten. Dieses Mal wird es klappen, versprochen. Genauso wie mit dem Ex, den man einmal zu oft in sein Leben zurückkriechen ließ.

    Währenddessen spricht von der Leyen von der Notwendigkeit wirtschaftlicher Versorgungssicherheit und Draghi sagt, dass die EU mehr Freunde brauche. Vorzugsweise solche, die über eine Menge Ressourcen verfügen, mit denen sie sich anfreunden kann. Und er sagt auch, dass einige Länder bereits versuchen, dies auf eigene Faust zu tun, aber es wäre besser, wenn die EU die Verantwortung dafür übernehmen würde. Draghi fügte hinzu, dass der Block "unter unserer Macht" stehe.

    Wenn man sich die jüngste Politik und Leistung der EU anschaut, hat sie sich eher selbst ins Knie geschossen, und zwar immer wieder.

    Übersetzt aus dem Englischen.

    Rachel Marsden ist Journalistin und politische Expertin in internationaler Politik. Sie ist Produzentin und Moderatorin verschiedener TV- und Radioproduktionen. Ihre Webseite heißt rachelmarsden.com.

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