08.12.2020

Die Weltenrichter (II)
EU bekommt neues Sanktionsregime-angeblich geg. Menschenrechts-brecher, tatsächlich aber als Instrument im globalen Machtkampf

German-Foreign-Policy, 8. Dez. 2020
BRÜSSEL/BERLIN (Eigener Bericht) - Die EU inszeniert sich mit einem neuen Sanktionsregime als globaler Richter und Rächer bei tatsächlichen oder angeblichen Menschenrechtsverbrechen. Ein entsprechendes Sanktionsgesetz, das sich weitgehend am US-amerikanischen "Global Magnitsky Act" orientiert, haben die EU-Außenminister am gestrigen Montag gebilligt. Es gestattet es der Union, Bürger fremder Staaten, denen schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden, mit dem Einfrieren von Guthaben und mit Visasperren zu bestrafen. Dabei zielt es politisch nur auf Vertreter nicht verbündeter Staaten; Verantwortliche für Folter und staatliche Morde im Westen müssen mit keinerlei Folgen rechnen. Zuletzt hatte das Kosovo, dessen Eliten seit Jahren schwerste Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen werden, einen "Magnitsky Act" mit Sanktionen gegen tatsächliche oder angebliche Missetäter im Ausland beschlossen. Ein EU-Diplomat wurde schon im vergangenen Jahr mit der Aussage zitiert, das neue Sanktionsgesetz solle vor allem zeigen, "dass wir Muskeln haben". Es ist als Instrument im Kampf um die Weltmacht konzipiert.


Zitat: Böcke als Gärtner (I)                                                                                                                         Vorbilder für das neue EU-Sanktionsgesetz, das die EU-Außenminister am gestrigen Montag gebilligt haben, sind zwei US-Gesetze: der "Magnitsky Act" aus dem Jahr 2012 sowie der "Global Magnitsky Act" aus dem Jahr 2016. Der Magnitsky Act, den US-Präsident Barack Obama am 14. Dezember 2012 unterzeichnete, richtet sich gegen Bürger Russlands, denen Washington vorwirft, Menschenrechte verletzt zu haben. Ihnen wird die Einreise in die USA verweigert; sollten sie Guthaben in den Vereinigten Staaten besitzen, werden diese eingefroren. Der Global Magnitsky Act, den Obama am 23. Dezember 2016 unterzeichnete, dehnt die Maßnahmen des Magnitsky Act auf Bürger sämtlicher Staaten weltweit aus. Faktisch schwingt sich Washington mit dem Gesetz zum globalen Richter in Sachen Menschenrechte auf: ein durchaus bemerkenswerter Schritt, stellt man die zahlreichen Menschenrechtsverbrechen in Rechnung, die die USA verantworten - von der weltweiten Verschleppung von Terrorverdächtigen in Folterverliese ab dem Herbst 2001 über die diversen Kriegsverbrechen von US-Truppen unter anderem im Irak, für deren Publikation der WikiLeaks-Gründer Julian Assange von der US-Justiz verfolgt wird [1], bis zum Drohnenmord an dem iranischen General Qassem Soleimani am 3. Januar 2019 am Flughafen in Bagdad [2]. Die Liste ließe sich erheblich verlängern.

Böcke als Gärtner (II)Einen "Magnitsky Act" haben inzwischen mehrere weitere Staaten eingeführt. Zu ihnen zählen die drei baltischen Staaten, von denen zwei - Estland und Lettland - nach wie vor einer hohen Zahl fest ansässiger Einwohner die Staatsangehörigkeit verweigern, weil sie russische Vorfahren haben; in Estland sind bis heute laut Angaben von Experten rund sieben Prozent, in Lettland rund 14 Prozent der Gesamtbevölkerung staatenlos.[3] Beide Länder, die einer sechsstelligen Zahl Einwohnern die grundlegendsten Bürgerrechte verweigern, inszenieren sich mit ihrer jeweiligen nationalen Version des Magnitsky Act als Wahrer der Menschenrechte weltweit. Dasselbe tut die Regierung des Kosovo, das sich unter Bruch des internationalen Rechts von Serbien abgespalten hat; einem Teil der kosovarischen Eliten, darunter mehrere Präsidenten und Ministerpräsidenten, werden schwerste Kriegs- und andere Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen.[4] Die kosovarische Regierung hat dessen ungeachtet am 29. Januar 2020 ebenfalls eine Version des Magnitsky Act verabschiedet.[5] Neben Kanada und Großbritannien zieht nun auch Australien einen solchen Schritt in Betracht. Das Land wird gegenwärtig von Berichten über schwerste Kriegsverbrechen australischer Soldaten in Afghanistan erschüttert; zu ihnen gehören mindestens 39 Morde an wehrlosen Zivilisten.[6]

Von Berlin forciert

Pläne für eine eigene EU-Variante des Magnitsky Act kursieren bereits seit Jahren. Am 14. März 2019 verlangte das Europaparlament in einer Resolution, die mit 447 Ja- gegen 70 Nein-Stimmen verabschiedet wurde, ausdrücklich die Einführung eines "European Magnitsky Act".[7] Am 9. Dezember 2019 sprachen sich die EU-Außenminister dafür aus, die Vorbereitung für ein solches Gesetz konkret auf den Weg zu bringen; übertragen wurden die dazu notwendigen Arbeiten dem Europäischen Auswärtigen Dienst. Die Bundesregierung machte sich in besonderem Maße für ein eigenes EU-Sanktionsgesetz stark. Bereits im November 2019 hatte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Andreas Michaelis angekündigt, Berlin wolle "die Umsetzung eines EU-weiten Menschenrechtssanktionsmechanismus" während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft "weiter voranbringen".[8] Im Programm für die deutsche Ratspräsidentschaft hieß es dann, man setze sich "dafür ein, die Kapazitäten der EU zur Verhängung und Umsetzung von Sanktionen zu erweitern". Tatsächlich ist es Ende November gelungen, ein Gesetz zu erstellen, dem am Mittwoch die EU-Botschafter der Mitgliedstaaten ausdrücklich zustimmten. Am gestrigen Montag wurde sie abschließend von den EU-Außenministern gebilligt.

"Eine weite Auslegung"

Formal richtet sich das EU-Sanktionsgesetz vor allem gegen schwere Menschenrechtsverletzungen wie Völkermord, Folter, Sklaverei, staatliche Morde ("extralegale Tötungen") sowie willkürliche Verhaftungen. Im Fall "systematischer und weitreichender Verstöße" sind Sanktionen auch bei Menschenhandel, sexueller Gewalt und dem Bruch der Vereinigungs-, Versammlungs-, Meinungs- und Religionsfreiheit vorgesehen. "Damit hat sich eine weite Auslegung durchgesetzt", heißt es.[9] Wer Folter oder die Nichtahndung von Menschenrechtsverstößen verantworte, "der soll künftig nicht mehr sorgenlos in Europa shoppen gehen können", ließ sich Außenminister Heiko Maas am gestrigen Montag zu dem neuen Sanktionsgesetz zitieren, das - wie seine Vorbilder - das Einfrieren etwaiger Guthaben der Betroffenen in der EU sowie Visasperren vorsieht.[10] Dabei sind, anders als Maas suggeriert, nicht tatsächliche Verbrechen der Maßstab, ob Sanktionen angewandt werden, sondern politische Opportunität. So wird kein Mitglied der rot-grünen Bundesregierungen aus der Zeit nach dem 11. September 2001 Strafmaßnahmen fürchten müssen, obwohl zumindest einige damalige Regierungsmitglieder Verantwortung für die deutsche Zuarbeit für CIA-Verschleppungen von Verdächtigen in Folterverliese tragen.[11] CIA-Direktorin Gina Haspel, die im Jahr 2002 ein CIA-Folterverlies in Thailand leitete, wird ebensowenig belangt werden wie die Mörder des iranischen Atomwissenschaftlers Mohsen Fakhrizadeh.

"Muskeln zeigen"

Genutzt werden sollen die Sanktionen allerdings zum Kampf gegen politische Gegner. Schon Ende vergangenen Jahres wurde ein EU-Diplomat mit der Äußerung zitiert, das neue Sanktionsregime solle vor allem zeigen, dass "wir Muskeln haben".[12] Nun sind erste Sanktionen gegen Bürger der Türkei und Chinas im Gespräch. Sanktionen gegen die Türkei werden besonders von Frankreich forciert, das neben Griechenland und Zypern am schärfsten im Konflikt mit Ankara liegt (german-foreign-policy.com berichtete [13]). Außenminister Maas hat gestern angedeutet, Berlin könne sich - nach längerem Widerstreben - auf Sanktionen gegen die Türkei einlassen; Grund sei, dass es aus Ankara "viel zu viele Provokationen" gegeben habe.[14] Was politische "Provokationen" gegen die EU mit schweren Menschenrechtsverbrechen zu tun haben, mit denen die neuen Sanktionen theoretisch begründet werden sollen, ist nicht ersichtlich. Darüber hinaus suchen transatlantische Hardliner neuen Streit zwischen der EU und China zu schüren, um Berlin sowie Brüssel im großen Machtkampf zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik möglichst eng an die Seite Washingtons zu führen. Zwangsmaßnahmen gegen Chinesen könnten mit "Unterdrückungsorgien" in Hongkong und mit der Festsetzung von Uiguren in Lagern in Xinjiang begründet werden, ließ sich schon in der vergangenen Woche der Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer (Bündnis 90/Die Grünen) zitieren.[15] Bütikofer gilt als besonderer Scharfmacher gegen Beijing.[16]

[1] S. dazu Die neue Russlandstrategie.

[2] S. dazu Ein Mord und die Folgen.

[3] Ada-Charlotte Regelmann: Minderheitenintegration in den baltischen Staaten. Eine Frage der Sprache? bpb.de 17.02.2017.

[4] S. dazu Kriegsverbrechen im Kosovo.

[5] Xhorxhina Bami: Outgoing Kosovo Govt Adopts Magnitsky Act. balkaninsight.com 29.01.2020.

[6] S. dazu Bilanz von 18 Jahren.

[7] S. dazu Die Weltenrichter.

[8] Deutscher Bundestag: Drucksache 19/15365. Berlin, 22.11.2019.

[9] Thomas Gutschker: Neues Sanktionsregime. Frankfurter Allgemeine Zeitung 05.12.2020.

[10] Bernd Riegert: EU ahndet Menschenrechtsverstöße weltweit. dw.com 07.12.2020.

[11] S. dazu 17 Jahre "Anti-Terror-Krieg".

[12] Jacopo Barigazzi: EU to prepare Magnitsky-style human rights sanctions regime. politico.eu 09.12.2019.

[13] S. dazu Streit um die Türkeipolitik.

[14] "Viel zu viele Provokationen" - EU prüft Sanktionen gegen die Türkei. welt.de 07.12.2020.

[15] Matthias Kolb: "Starke Botschaft" für die Menschenrechte. sueddeutsche.de 03.12.2020.

[16] S. dazu Der grüne Kalte Krieg.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8464

07.12.2020

Wettrennen um COVID-19-Impfstoff: Problemfelder ausführlich erklärt

, vom 09/11/2020 von , Clemens Arvay (Gesundheitsökologe)

Info: https://uncut-news.ch/2020/11/09/wettrennen-um-covid-19-impfstoff-problemfelder-ausfuehrlich-erklaert-clemens-arvay / Video  https://www.youtube.com/watch?v=mY1zQrfIa_s

Dauer: 46:48 Min.


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Info: https://uncut-news.ch/2020/11/09/wettrennen-um-covid-19-impfstoff-problemfelder-ausfuehrlich-erklaert-clemens-arvay


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WIR KÖNNEN ES BESSER – Biologe Clemens Arvay stellt sein umfassendes COVID-19-Buch vor

youtube.com, z. Zt. eingestellt vom 17.09.2020

Zitat: Der Biologe und Gesundheitsökologe Clemens Arvay stellt sein neues Buch „Wir können es besser vor“, eine umfassende, evidenzbasierte Abhandlung über COVID-19. www.clemensarvay.com

Info: Video: https://www.youtube.com/watch?v=GocY46XW0_A Dauer: 23:06 Min.

07.12.2020

EU-Kommission will Desinformierer bestrafen

heise.de, 03.12.2020 18:59 Uhr, Von Stefan Krempl

Wer systematisch Falschinformationen etwa über Wahlen oder Covid-19 verbreitet, soll an den Pranger gestellt und mit Sanktionen belegt werden.

Zitat: Mit einem "europäischen Aktionsplan für Demokratie" will die EU-Kommission den Kampf gegen Desinformation verschärfen. Nicht zuletzt die Coronavirus-Pandemie habe gezeigt, wie stark Falschinformationen die öffentliche Meinung prägen könnten, erklärte Věra Jourová, Vizepräsidentin der EU-Kommission für Werte und Transparenz, am Mittwoch. Mit einem Aktionsplan will die Kommission nun dagegenhalten.

Soziale Netzwerke und Suchmaschinen wie Facebook, Google oder Twitter hatten sich 2018 gegenüber der Kommission bereiterklärt, einen Verhaltenskodex gegen Desinformation zu unterzeichnen. Nun will die Kommission "zur Ko-Regulierung übergehen", kündigte Jourová an. Dazu sollen bis zum Frühjahr 2021 neue Leitlinien entstehen, die durch nationale Regulierungsbehörden durchgesetzt werden können.

Mit dem geplanten Digital Services Act würden "horizontale Regeln" für die Plattformen geschaffen, erläuterte die Kommissarin. Diese müssten dann konkret das Risiko der Verbreitung von Desinformation verringern. Es gehe dabei nicht darum, umstrittene Inhalte etwa von rechts oder links löschen zu lassen, es müsse aber klare Vorgaben für alle geben.

Jourová plädierte dafür, Akteure über längere Zeit zu beobachten, um Verbreiter systematischer Desinformation ausfindig zu machen. Den Tätern könnten Kosten auferlegt werden, zum Beispiel indem Werbetreibende auf manchen Portalen keine Banner mehr schalteten. Infrage kämen auch Sanktionen gegen "bösartige Akteure" etwa in Russland oder China nach dem Vorbild der "Cyber Diplomacy Toolbox". Auch könnten solche Akteure deutlicher öffentlich an den Pranger gestellt werden.

"Unsere Gesellschaften dürfen nicht durch organisierte Aktivitäten manipuliert werden", meint die Kommissarin. Es müsse etwa möglich sein, effizient mit Impfstoffen gegen die Coronavirus-Pandemie vorzugehen. Sie habe Google und Facebook bereits benachrichtigt, "dass wir Impfstrategien fördern wollen". Die Plattformen müssten auch schärfer gegen Manipulationen durch Social Bots und Fake Accounts vorgehen und ihre Algorithmen vor allem für News Feeds transparenter machen. Wichtig sei auch, besser und systematischer mit Faktenprüfern zu kooperieren und schärfer gegen Hassrede vorzugehen.

Für das kommende Jahr kündigte die Kommission zudem überarbeitete Vorschriften zur Transparenz politischer Werbung und zur Parteienfinanzierung an. Die EU wolle hier keine "schmutzigen Methoden" wie in den Fällen von Cambridge Analytica und dem Brexit-Referendum mehr dulden.

Politisches Marketing dürfe auch einen privilegierten Zugang etwa von Forschern zu privaten Daten nicht länger missbrauchen. Mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) seien die EU-Bürger dafür zwar schon etwas besser geschützt. Die erforderliche Einwilligung sei aber ein vergleichsweise schwaches Instrument.

Als "eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe" bezeichnete Achim Berg, Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom, den Kampf gegen Desinformation im Internet. Bildungseinrichtungen, Medien, Regierungen, Zivilgesellschaft "und natürlich auch Online-Plattformen stehen in der Verantwortung". Die Politik müsse hier aber mit "besonders viel Augenmaß" vorgehen: "In vielen Fällen gibt es kein eindeutiges Richtig oder Falsch, und was heute noch Gültigkeit hat, kann morgen schon unwahr sein". Eingriffe etwa in Social-Media-Posts müssten "auf besonders gravierende Fälle beschränkt bleiben".   (mho)


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Mehr Rechte für Bundespolizei: Big Brother ist hearing you

taz.de, vom 1. 12. 2020
Telefonate dürfen künftig präventiv abgehört und Email mitgelesen werden. Die Koalition einigte sich auf mehr Befugnisse für die Polizei.

Zitat: BERLIN taz | Die Bundespolizei soll künftig präventiv Telefonate und Email-Verkehr überwachen können. Darauf einigten sich am Wochenende führende Innenpolitiker von CDU/CSU und SPD. Die so genannte Quellen-TKÜ mit Staatstrojanern soll die Bundespolizei aber nur punktuell gegen Schleuser einsetzen können.

Die Polizei ist in Deutschland vor allem Sache der 16 Bundesländer, der Bund ist hier nur in Randbereichen zuständig. So hat das Bundeskriminalamt vor allem Befugnisse in der Terror-Bekämpfung und zur technischen Unterstützung der Landespolizeien. Die Bundespolizei ist im Kern für die Sicherheit an den Grenzen, im Bahn- und Flugverkehr zuständig. Bis 2005 hieß die Bundespolizei noch Bundesgrenzschutz.

In einem größeren Paket wollte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) seiner Bundespolizei ursprünglich mehr Befugnisse geben. So hätte sie flächendeckend in Bahnhöfen und Flüghäfen auch biometrische Gesichtserkennung betreiben können, um zum Beispiel gesuchte Terroristen zu fassen. Ein entsprechender Pilotversuch im Berliner Bahnhof-Südkreuz zeigte, dass die Technik inzwischen einsatzreif ist.

Im Januar legte Seehofer einen ersten Referentenentwurf vor, den allerdings das Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) abblockte. Im Sommer scheiterte ein abgespeckter Entwurf am Widerstand von SPD-Chefin Saskia Esken. Seehofer hatte deshalb intern das Projekt wohl schon begraben.

Knackpunkt: Verschlüsselte Messengerdienste

Doch dann verhandelten die Innenpolitiker von CDU/CSU und SPD ohne das Ministerium und fanden einen nochmals abgespeckten Kompromiss, den sie bis zur Bundestagswahl im nächsten Herbst umsetzen wollen. Federführend waren hierbei die Fraktionsvize Thorsten Frei (CDU) und Dirk Wiese (SPD). Die größten Streitpunkte wie die Gesichtserkennung fehlen in ihrem Eckpunktepapier. Auch die heimliche Durchsuchung von Computerfestplatten (Onlinedurchsuchung) soll der Polizei nicht erlaubt werden.

Erstmals soll die Bundespolizei aber Telefone, Email- und SMS-Verkehr abhören oder mitlesen dürfen, um Straftaten zu verhindern. Es geht hier um Maßnahmen im Einzelfall mit Richtervorbehalt. Bei Landespolizeien ist präventives Abhören schon länger erlaubt. Die Bundespolizei durfte Telekommunikation dagegen bisher nur zur Strafverfolgung überwachen.

Wenn verschlüsselt kommuniziert wird, soll die Bundespolizei künftig die so genannte Quellen-Telekommunikations-Überwachung (Quellen-TKÜ) nutzen dürfen – allerdings nur, wenn es um die Verhütung von Menschenhandel und die geplante Einschleusung von Ausländern geht. Bei der Quellen-TKÜ platziert die Polizei eine Spähsoftware auf dem Computer oder dem Smartphone der Zielperson, die die Telekommunikation an der Quelle abgreift, bevor sie verschlüsselt wird.

Ob die Bundespolizei die Quellen-TKÜ auch bei verschlüsselten Messenger-Diensten einsetzen darf, geht aus dem Eckpunktepapier, das der taz vorliegt, nicht hervor. Bei Messengern ist die Quellen-TKÜ besonders umstritten, weil die Spähsoftware hier nicht nur laufende Kommunikation abfängt, sondern auch auf gespeicherte Nachrichten auf der Festplatte zugreifen muss. Zur Strafverfolgung ist dies allerdings bereits seit 2017 erlaubt.

Spektakulär klingt, dass die Bundespolizei nun auch die Befugnis zum „finalen Rettungsschuss“ erhalten soll. Es geht dabei um die Erlaubnis, zum Beispiel einen Geiselnehmer im Bahnhof zu töten, wenn sonst keine andere Möglichkeit besteht, das Leben und die Gesundheit der Geisel zu retten. Faktisch haben solche Befugnisse aber nur symbolischen Wert, weil Polizisten sich auch im Dienst auf die allgemeinen Rechte zu Notwehr und Nothilfe berufen können.

Im Lauf dieser Woche wollen sich die Innenpolitiker mit Minister Horst Seehofer über das weitere Vorgehen verständigen.

Info: https://taz.de/Mehr-Rechte-fuer-Bundespolizei/!5734697


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netzpolitik.org, 30.11.2020 um 08:33 Uhr - - in Überwachung

BND-Gesetz  -  Ausspähen unter Freunden wird legalisiert und ausgeweitet

Zitat: Die Bundesregierung arbeitet weiter an einem neuen BND-Gesetz. Im Mai kippte das Bundesverfassungsgericht das erst vier Jahre alte Gesetz für den deutschen Auslandsgeheimdienst. Vor zwei Monaten verschickte das Kanzleramt einen ersten Entwurf für eine Neufassung an die Ministerien. Jetzt hat das Kanzleramt eine neue Version an Interessenverbände versendet, die wir wieder in Volltext veröffentlichen.

Die Referent:innen in der Regierungszentrale haben Einiges überarbeitet, aber die Stoßrichtung bleibt: Alles, was der BND macht, wird legalisiert und ausgeweitet. Der Geheimdienst soll spionieren und abhören: mit „strategischer“ Massenüberwachung, Abschnorcheln von Internet-Leitungen und Hacken von Telekommunikations-Anbietern.

Fantasiegrenze: Ein Drittel der weltweiten Kommunikation

Seit 2001 musste der BND seine Massenüberwachung auf 20 Prozent einzelner Kommunikations-Leitungen beschränken. Schon diese Regel hintertrieb der Geheimdienst mit eigentümlichen Rechtsauffassungen. Seit 2016 darf der BND statt einzelnen Leitungen vollständige Telekommunikationsnetze abhören, ganz ohne Mengenbeschränkung.

Laut Bundesverfassungsgericht geht das nicht, die Richter:innen fordern „einschränkende Maßgaben zum Volumen“. Das Kanzleramt hat eine „Volumenbegrenzung auf höchstens fünfzig Prozent der Übertragungskapazität aller global bestehenden Telekommunikationsnetze“ vorgeschlagen – die Hälfte aller Kommunikation weltweit. Dieser Wert ist so hoch, dass der BND ihn nie erreicht. Viele Akteure haben den Vorschlag kritisiert, auch der Bundesdatenschutzbeauftragte.

Jetzt hat das Kanzleramt den Wert verringert, auf 30 Prozent sämtlicher Kommunikation der Welt. Das ist immer noch unvorstellbar viel und weit mehr, als der BND überhaupt abhören kann. Auch der neue Wert ist also keine wirksame Beschränkung, wie sie das oberste Gericht gefordert hat.

Mobilfunk- und Internetanbieter hacken

In Deutschland kann der BND Kommunikations-Anbieter verpflichten, mit dem Geheimdienst zusammenzuarbeiten. So müssen zum Beispiel Deutsche Telekom und der Internet-Knoten DE-CIX riesige Datenmengen an den BND leiten. In anderen Ländern kann der deutsche Geheimdienst Anbieter nicht zur Zusammenarbeit verpflichten, freiwillig tun das aber nur wenige.

Also überwacht der Geheimdienst Kommunikations-Anbieter auch gegen deren Willen. In Zukunft soll der BND solche Anbieter einfach hacken und die Daten heimlich ausleiten. Im Entwurf heißt es:

Soweit dies zur Durchführung strategischer Aufklärungsmaßnahmen nach Absatz 1 erforderlich ist, darf sich der Bundesnachrichtendienst mit technischen Mitteln Zugang zu informationstechnischen Systemen eines ausländischen Telekommunikations- oder Telemediendienstanbieters im Ausland auch ohne dessen Wissen verschaffen und personenbezogene Daten, die dieser anlässlich der Erbringung seines Dienstes verarbeitet, aus der laufenden Kommunikation erheben.

Als Edward Snowden nachwies, dass die Geheimdienste von USA und Großbritannien genau das tun, war das noch ein Skandal. Heute legalisiert die Bundesregierung so etwas einfach.

Inhaltsdaten, Bestandsdaten, Verkehrsdaten

Der BND zapft demnach offiziell oder heimlich rohe Internet-Datenströme an, bis zu 30 Prozent aller Internet-Kommunikation weltweit. Diese riesigen Datenmengen verarbeitet der Geheimdienst auf seiner Hard- und Software.

Kommunikations-Inhalte wie E-Mails oder Telefonate speichert der BND, wenn ein „Selektor“ anschlägt, also wenn die Kommunikation konkrete Merkmale wie Inhalte, Sender/Empfänger oder technische Kenndaten enthält. Laut Eigenaussage speichert der BND auf diese Weise 270.000 Kommunikations-Inhalte jeden Tag, also drei pro Sekunde.

Andere Datentypen wie Bestandsdaten und Verkehrsdaten speichert der BND fast vollständig. Manche dieser Metadaten – etwa von Deutschen – muss der Geheimdienst vorher herausfiltern, das passiert oft mehr schlecht als recht. Das Kanzleramt will dem BND jetzt erlauben, noch mehr Metadaten zu speichern.

Verkehrsdaten von deutschen Staatsangehörigen

Eigentlich darf der BND die Verkehrsdaten von Deutschen nicht speichern und verarbeiten. Dieses Verbot gilt aber nicht für „Maschine-zu-Maschine-Kommunikation“, wie Geräte im „Internet-der-Dinge“ oder wenn ein Handy mit einem Mobilfunknetz kommuniziert.

Der BND darf auch Metadaten Deutscher speichern, wenn er personenbezogene Daten „unkenntlich“ macht, also „verhasht“. Der Geheimdienst kann die Verkehrsdaten ganzer Mobilfunk- und Internetanbieter vollständig auf Vorrat speichern, wenn er deutsche Telefon- und Gerätenummern als Hashwert statt Klartext speichert.

Diese Regeln folgen einem weiteren höchstrichterlichen Urteil. Das Bundesverwaltungsgericht hatte 2017 festgestellt, dass es keine „Rechtsgrundlagen zur Verarbeitung von Verkehrsdaten von deutschen Staatsangehörigen“ gibt. Statt das Treiben des BND zu verbieten, wird das Gesetz an die Praxis der Geheimdienste angepasst.

Bundesregierung ist sich weitgehend einig

Das neue Gesetz ist sehr umfassend, der Entwurf ist 139 Seiten lang. Das alte BND-Gesetz von 2016 war in vielen und grundlegenden Punkten verfassungswidrig, deshalb werden große Teile des Gesetzes vollständig neu geschrieben. Das zur Zeit geltende BND-Gesetz besteht aus 36 Paragrafen. Davon sollen nur die ersten beiden Abschnitte bestehen bleiben, die Paragrafen 19 bis 62 werden neu gefasst.

Dementsprechend enthält das Gesetz viele weitere relevante Punkte. Das betrifft beispielsweise die Weitergabe der überwachten Daten an Behörden im In- und Ausland oder Hacking-Befugnisse gegen IT-Geräte. Einen großen Teil nimmt die Aufsicht über den BND ein, die Rechtskontrolle soll ein neuer „Unabhängiger Kontrollrat“ übernehmen. Auch dieser Vorschlag wurde bereits wiederholt kritisiert.

Im weiteren Gesetzgebungsverfahren werden relevante Akteur:innen Positionen und Stellungnahmen zum Entwurf abgeben. Substantielle Änderungen sind jedoch unwahrscheinlich. Die Bundesregierung hat sich in den grundlegenden Punkten bereits geeinigt. Noch im Dezember will das Bundeskabinett den Gesetzentwurf verabschieden und auf den Weg bringen.


Hier der Gesetzentwurf in Volltext:


Datum: 25. November 2020 ...   ...weiterlesen über den Link!

Info: https://netzpolitik.org/2020/bnd-gesetz-ausspaehen-unter-freunden-wird-legalisiert-und-ausgeweitet/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

06.12.2020

Unsaubere Geschäfte der Gates-Stiftung
Kinder verseucht, aber gegen Masern geimpft

sueddeutsche.de, vom 17. Mai 2010, 20:54 Uhr, von Sonja Zekri

Wo kommt das viele Geld her, dass Gutmensch Bill Gates und Gattin unter die Armen der Welt streuen? Eine Liste zeigt, dass die Millionen für gute Taten verdient werden mit Aktien dubioser Unternehmen.

Zitat: Es ist ein Weltverbesserungskosmos, wie man ihn noch nicht gesehen hat: Die Bill and Melinda Gates Stiftung besitzt 24,5 Milliarden Euro, sie wird - dank der märchenhaften Spende des amerikanischen Investors und zweitreichsten Mannes der Welt, Warren Buffett, in wenigen Jahren über 50 Milliarden Euro verfügen, und damit über ein Vermögen, das die Bruttosozialprodukte von 70 Prozent aller Länder der Welt übersteigt. Und nichts anderem dient dieses Geld als dem Kampf gegen Elend, Unwissenheit und Krankheit. Nun ja, fast nichts anderem.

Zitat: Zwar hat die Stiftung im Jahr 2005 knapp 1,1 Milliarden Euro ihres Stiftungskapitals für Stipendien von Darfur bis Washington D.C. ausgegeben, für Bibliotheken, Katastrophenhilfe, Grundlagenforschung in Disziplinen wie der Infektionsbiologie, die fast ausschließlich auf die Gelder aus Seattle bauen. Dies aber betrifft nur fünf Prozent des Vermögens. Den gigantischen Rest investiert die Stiftung. Und da liegt das Problem.

Was von Kritikern der Stiftung seit Jahren angeprangert wird, hat nun die Los Angeles Times in einem umfassenden Bericht zusammengetragen, der den globalen Wohlfahrtskonzern in etwas anderem Licht erscheinen lässt: Die Stiftung besitzt Aktien an Firmen, die alle Standards sozialer Verantwortung brechen, weil sie die Umwelt zerstören, ihre Angestellten diskriminieren oder die Rechte der Arbeitnehmer verletzen. Zum Beispiel in Nigeria. Hier fördert die Gates-Stiftung für 167 Millionen Euro ein Impfprogramm gegen Kinderlähmung und Masern. Zugleich aber besitzt sie Anteile an einer Öl-Firma des italienischen Eni-Konzerns, der wie viele Firmen im Niger-Delta, überschüssiges Öl in einer riesigen Flamme abfackelt - und einen Regen von 250 giftigen Substanzen auf Mensch und Umwelt niedergehen lässt. So bekommen Kinder Atemwegserkrankungen, die dank der Gates-Stiftung gegen Masern geimpft werden.

325 Millionen Euro hat die Gates-Stiftung nach Angaben der Times in Konzerne wie Eni, Royal Dutch Shell, Exxon Mobil oder das französische Total investiert, ,,Unternehmen, deren Flammen das Delta so stark verseuchen, wie es in Amerika oder Europa niemals geduldet würde'', so die Times. Die Stiftung besitze Anteile von Firmen, die zu den schlimmsten Umweltsündern in Amerika und Kanada gehören, etwa Dow Chemical. Während sie insgesamt 1,5 Milliarden Euro für den Kampf gegen Aids ausgegeben hat, verdient sie ein Vermögen durch Aktien von Pharma-Unternehmen, die ihre Aids-Medikamente so teuer verkaufen, dass sie für die Patienten etwa in Afrika unerschwinglich sind. Paul Hawken, Direktor des Natural Capital Institute, das Investitionen untersucht, nennt es ein ,,schmutziges Geheimnis''.

Andere, kleinere Stiftungen achten inzwischen verstärkt darauf, dass sie ihr Vermögen in Unternehmen mit hohen ethischen oder ökologischen Standards anlegen. Die Gates-Stiftung aber, die, wie es der Berater der Rockefeller-Stiftung ausdrückte, durch ähnliche Prinzipien eine geradezu ,,seismische Verschiebung'' in der Welt der Philanthropie auslösen könnte, hat sich zu diesen Fragen bislang nicht einmal geäußert. Und so mehren sich - bei aller Begeisterung über die gewaltigen Fortschritte, die die Stiftung ermöglicht - die Zweifel an einem Wohlfahrtsimperium, das mit vollen Händen Stipendien vergibt, um die Welt zu verbessern, aber dieser durch ihre Investitionspolitik zugleich schadet.

Dass man sich innerhalb der Stiftung des Widerspruches bewusst ist, zeigt eine Maßnahme, die wohl kosmetisch gemeint ist, aber noch schlimmere Folgen haben könnte. Seit einiger Zeit schon werden der karitative und der investive Zweig strikt getrennt. Nun verkündete die Stiftung, man wolle den letzteren Teil auslagern in einen eigenen Trust. So könnte er unabhängiger wirtschaften. Nicht zum ersten Mal übrigens fällt ein Schatten auf ein so edles Unternehmen. Die Nobel-Stiftung, die jedes Jahr das Preisgeld für die wichtigsten Preise der Welt gibt, soll ihr Kapital in Aktien von Unternehmen angelegt haben, die Splitterbomben und Atomwaffen produzieren.

Info: https://www.sueddeutsche.de/kultur/unsaubere-geschaefte-der-gates-stiftung-kinder-verseucht-aber-gegen-masern-geimpft-1.96035


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Bill & Melinda Gates-Stiftung     -     Die Privatisierung der Weltrettung

fr.de, veröffentlicht am: 19.02.2017, 09:58, von Kathrin Hartmann
Die Bundesregierung schließt eine neue Vereinbarung mit der Bill & Melinda Gates-Stiftung zur Entwicklungszusammenarbeit. Die Kritik wächst.

Zitat: Wenn die Mächtigen in München das Schicksal des Planeten verhandeln, darf der reichste Mensch der Welt nicht fehlen: Auch Bill Gates ist bei der Sicherheitskonferenz. Der Microsoft-Gründer hat sich vom Software- zum Weltrettungs-Monopolisten entwickelt: Die Bill & Melinda Gates Foundation ist mit rund 40 Milliarden Dollar die vermögendste Privatstiftung der Welt. Sie vergibt Fördermittel von jährlich rund vier Milliarden Euro für Projekte und Forschung zur Armuts- und Hungerbekämpfung, Landwirtschaft und Gesundheit. Das hat dem Milliardär mit einem Vermögen von 85,2 Milliarden Dollar nicht nur viel Anerkennung gebracht, sondern auch Einfluss auf Regierungen, Universitäten und die Vereinten Nationen.

Info: https://www.fr.de/wirtschaft/privatisierung-weltrettung-11077887.html


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Kommentar  -   WHO und Pharmaindustrie: Spielplatz für Multimilliardäre

taz.de, vom 16. 2. 2019Die Weltgesundheitsorganisation lügt, wenn es um Folgen von Atomunfällen geht. Noch schlimmer: Sie befindet sich im Würgegriff von Kapitalinteressen.

Zitat: Als junger Medizinstudent war ich voller Bewunderung. Was für eine mächtige, weltumspannende Organisation, die so viel Gutes tut! Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte Gesundheit zum Grundrecht eines jeden Menschen, bezeichnete die Gesundheit aller Völker als Voraussetzung für Frieden, und definierte Gesundheit als den „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen“. 1948 wurde die WHO gegründet. Es ist ihr gelungen, die Pocken auszurotten. Die Kinderlähmung wurde massiv zurückgedrängt. Seit über 70 Jahren arbeitet die WHO also zum Wohle der Menschheit. Dachte ich jedenfalls.

Zum ersten Mal stutzig wurde ich 2008 auf einer internationalen Tagung über „Electronic Health“ in Wien, als ein WHO-Sprecher vom Nutzen der elektronischen Gesundheitskarte für Afrika schwärmte. Von gesundheitlichen Problemen in Afrika hatte ich schon viel gehört, aber dass die Elektronik dort einen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Lage leisten könnte, war mir neu. Na gut, dachte ich, Spinner gibt es überall.

Dann kam 2009 die Schweinegrippe. Gerüchte über Bestechlichkeit, sogenannte „Interessenskonflikte“ wurden laut. Die WHO erklärte diese eher harmlose Infektionskrankheit zu einer Pandemie der höchsten Gefährlichkeitsstufe und schuf damit einen grandiosen Markt für unwirksame Grippemedikamente und eine umstrittene Impfung. Deutschland, Frankreich, England und weitere europäische Staaten hatten Verträge mit Impfstoffherstellern wie Novartis, Sanofi oder Glaxo abgeschlossen, mit denen sie sich zum Ankauf des Schweinegrippen-Impfstoffs verpflichteten, wenn die WHO die höchste Pandemie-Warnstufe ausrufen würde.

Die Bild-Zeitung posaunte am 21. 10. 2009 die Schlagzeile eines „Schweine­grippen-Professors“ ins Land, der 35.000 Tote in Deutschland vorhersagte. So kam es außerdem noch zu tonnenweisen Ankäufen von „Grippemedikamenten“, etwa Tamiflu. Alle Warnungen seriöser Wissenschaftler, dass diese Medikamente nichts helfen, sondern im Gegenteil mit ernsten unerwünschten Wirkungen zu rechnen sei, wurden ignoriert. Am Ende machte ein britischer Unterhausabgeordneter den Vorschlag, die Tabletten anstelle von Streusalz zu verwenden, denn der Winter 2009 war in Großbritannien eisig.

Geheimvertrag mit Atomenergie-Behörde IAEO

In Liberia, in Guinea und in Sierra Leone kam es 2014 zu einer Ebola-Epidemie, in deren Verlauf über 10.000 Menschen starben. Trotz rechtzeitiger Warnungen setzten die Hilfsmaßnahmen der WHO viel zu spät ein, wurden aber sogleich hektisch, als eine Beeinträchtigung des internationalen Flugverkehrs drohte. Der Schutz der westlichen Welt vor unkontrollierbarer Ausbreitung stand obenan, die betroffenen drei ärmsten Ländern der Welt wurden komplett isoliert. Die erschütternde medizinische Katastrophe selbst hingegen war zunächst kein Grund für die WHO, zu intervenieren.

Es gibt einen Geheimvertrag zwischen der WHO und der Internationalen Atomenergie-Behörde IAEO aus dem Jahre 1959, der die WHO verpflichtet, nichts zu veröffentlichen und nichts zu propagieren ohne vorherige Genehmigung durch die IAEO. Warum hat die WHO weder in 33 Jahren seit der Katastrophe von Tschernobyl noch in 8 Jahren seit der Katastrophe von Fukushima die „Gesundheit aller Völker“ zur Maxime ihres Handelns gemacht? Weil sie sich vertraglich zu Desinformation, Bagatellisierung und Abwiegelei verpflichtet hat! Selbst die Dokumente von zwei UN-Konferenzen zum Thema Tschernobyl, die 1995 in Genf und 2001 in Kiew stattfanden, werden von der WHO bis heute geheim gehalten. Denn laut IAEO sind durch die Folgen von Tschernobyl „weniger als 50 Tote“ zu beklagen. Da ist ein weiterer Kommentar überflüssig.

In den 90er Jahren froren viele Regierungen ihre Beiträge zur WHO ein, einige stellten die Zahlungen ganz ein. In dieser für die WHO existenziellen Phase traten edle Ritter auf den Plan, an erster Stelle die Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung. Fern von demokratischer Legitimation durch die Vereinten Nationen erklärte die Gates-Stiftung Malaria, Tuberkulose und Aids zu den drei Hauptgeißeln der Menschheit und stellte – nicht nur der WHO – Milliarden von Dollar für die Forschung und Entwicklung von Medikamenten zur Verfügung. Es steht außer Frage, dass sie damit sehr viel Gutes taten.

Je nachdem, wie man es berechnet, wird der Etat der WHO aber inzwischen zu mindestens 50 Prozent, unter Einbeziehung der PPP-Initiativen sogar zu 80 Prozent von Stiftungen, NGOs und Privatleuten bestritten. Deren Mittel sind zweckgebunden. Selbst wenn es gute Zwecke sind, so hat die WHO damit ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit verloren.

Doppelter Profit durch Krankheits-Verursachung und Heilung

Die Gates-Stiftung hält Aktien von Nahrungsmittel-, Alkohol- und Pharmakonzernen. Je höher deren Gewinne sind, desto mehr Geld hat die Stiftung. Die WHO müsste, entsprechend ihrem Auftrag, gegen das aggressive Marketing der Hersteller von Junkfood voller Zucker, Fett und Salz vorgehen. Sie würde damit aber an dem Ast sägen, auf dem sie sitzt. Nahrungsmittelkonzerne sorgen dafür, dass sich Übergewicht, Gefäßkrankheiten und Diabetes auf der ganzen Welt immer mehr ausbreiten, um anschließend mit der Pharmaindustrie die „Lösungen“ dafür gewinnbringend zu verkaufen. Die Eroberung der WHO durch Konzerne und Stiftungen ermöglicht auf diese Weise doppelten Profit, einmal bei der Verursachung von Krankheiten und dann an deren Behandlung.

Fazit: Mit Electronic Health für Afrika machte sich die WHO lächerlich, mit der Schweinegrippen-Hysterie sorgte sie für Milliardenumsätze der Pharmaindustrie, bei der Ebola-Epidemie reagierte sie viel zu spät, und in Fragen der Kernkraft und der Atomstrahlung belog und belügt die WHO die Welt nach wie vor. Heute ist sie ein Spielplatz für Multimilliardäre, die sich die Weltgesundheitspolitik als Hobby und als Geschäftsmodell gewählt haben.

Info: https://taz.de/Kommentar-WHO-und-Pharmaindustrie/!5570364

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06.12.2020

Hier noch die Einladung zu einer Online-Diskussion zum Thema "Coro- na und linke Kritik(un)fähigkeit" am 7. Dezember von 19 - 20.30 Uhr.

freitag.de, Die Online-Veranstaltung findet hier statt: https://meet.jit.si/gesprächcorona

Corona und linke Kritik(un)fähigkeit
Corona und die Linke Erfreulicherweise gibt es jetzt auch Versuche, sich den Corona-Zuständen mit den Mitteln der Ideologiekritik zu nähern.

Zitat: Wird der Corona-Notstand eine Dauerwelle? Und was bleibt von unseren erkämpften Grundrechten und der Art, wir bisher gelebt haben übrig? Diese Fragen stellen sich immer Menschen. Auch solche, die erfreulicherweise Abstand halten von Querdenker*innen und Irrationalist*innen aller Coleur. Aber sie wollen sich nicht mehr mit dem Spruch abspeisen lassen, dass die Corona-Maßnahmen alternativlos sind. Die TINA-Politik (there ist no alternativ) haben wir schließlich lange genug von den Exponent*innen des Kapitalismus gehört. Es ist erfreulich, dass die Wochenzeitung Freitag für eine Diskussion über Corona und die Folgen Raum gibt. Damit ist er ein Solitär in der gegenwärtigen Presselandschaft. Dabei zeigt sich an zahlreichen Leser*innenbriefen in Taz, junge Welt, aber auch der Monatszeitung Konkret, dass viele Leser*innen eine kritische Diskussion übe Corona und die Folgen wollen.

Hier soll auf eine Radiosendung hingewiesen werden, auf der Jeniffer Benett verschiedene Interviews zum Thema Corona und Pandemie gesammelt hat.

https://cashmereradio.com/episode/d-i-y-church-the-return-of-32-wellen-von-corona-mit-jennifer-bennett/

Hier noch die Einladung zu einer Online-Diskussion zum Thema

"Corona und linke Kritik(un)fähigkeit" am 7. Dezember von 19 - 20.30 Uhr.


Corona und die Folgen bestimmen wieder den Lebensalltag. Handelt es sich um die zweite Welle oder ist Corona längst zur Dauerwelle geworden, zu einer Krise, die das Leben in vielerlei Hinsicht entscheidend verändern wird?

Was bedeutet diese Krise für Einzelne und welche gesellschaftlichen Auswirkungen lassen sich beobachten?

Tausende Kritiker*innen der Coronamaßnahmen gehen gemeinsam mit Rechten jeglicher Couleur auf die Straße, bei sogenannten Hygiene- und Querdenkerdemonstrationen. Wie reagieren Linke darauf? Und was wird aus einer linken Kritik an Staat, Konzernen und bürgerlicher Gesellschaft, wenn plötzlich staatlich approbierte Virolog*innen als unhinterfragte Wahrheitsinstanz auftreten und alle Hoffnungen auf der Pharmaindustrie zu ruhen scheinen?

Ist die Kritik an autoritärer Staatlichkeit suspendiert, wenn ein scheinbar naturwissenschaftliches Ereignis keine Diskussion zulässt? Ist nicht spätestens seit den Schriften von Michel Foucault bekannt, dass Biopolitik auch ein Teil von Staatlichkeit ist? Muss da eine Antifa die Einhaltung der Hygieneregeln anmahnen oder gibt es auch in Zeiten von Corona Raum für linke Kritik und Zweifel an vermeintlichen Alternativlosigkeiten?

Darüber diskutieren:

• Anne Seeck, die sich mit den (psycho)sozialen Folgen der Corona-Maßnahmen und deren gesellschaftlichen Auswirkungen beschäftigt hat. Sie ist seit Jahrzehnten aktiv in der Erwerbslosenbewegung und anderen sozialen Bewegungen.

• Gerhard Hanloser, der in den letzten Monaten einige Hygienedemonstrationen beobachtet und darüber unter anderem im Neuen Deutschland und der Wochenzeitung Freitag geschrieben hat. Dabei hat er genauer hingeschaut und hat Klischeebegriffe wie „Covidioten“ vermieden.

• Peter Nowak, Mitherausgeber von „Corona und die Demokratie. Eine linke Kritik“, der auf der Onlineplattform Telepolis regelmäßig kritische Beiträge veröffentlicht. Dort stellt er auch immer wieder Initiativen vor, die auch in Zeiten von Corona linke Praxis unter erschwerten Bedingungen praktiziert haben.

• Elisabeth Voß, die seit Jahrzehnten zu solidarischen Ökonomien und Selbstorganisation in Wirtschaft und Gesellschaft schreibt und berät. In den letzten Monaten hat sie auch zu Corona recherchiert und kritische Fragen zum Umgang der Linken mit der Krise gestellt.

Info: https://www.freitag.de/autoren/peter-nowak/corona-und-linke-kritik-un-faehigkeit

05.12.2020

Letztinstanzliche Urteile     -     Gerichte verbieten "Querdenken"-Demos

tagesschau.de, Stand: 05.12.2020 13:46 Uhr

Für heute geplante "Querdenken"-Demonstrationen in Bremen und Mannheim sind letztinstanzlich verboten worden. Nach Ansicht von IMK-Chef Maier sind auf solchen Demos ein Drittel Rechtsextremisten.

Zitat: Das Bundesverfassungsgericht hat das Verbot einer für heute in Bremen geplanten "Querdenken"-Demonstration gegen die Corona-Politik bestätigt. Das Gericht in Karlsruhe lehnte einen Eilantrag der Veranstalter ab. Die Entscheidungen der Behörden und Gerichte in Bremen seien im Rahmen des Eilverfahrens nicht zu beanstanden, teilte ein Sprecher der ARD-Rechtsredaktion mit.

Damit folgte das Gericht zwei vorangegangenen Beschlüssen des Bremer Verwaltungs- sowie Oberverwaltungsgerichtes. Die Vorinstanzen hatten ihre Entscheidungen unter anderem mit der hohen zu erwartenden Teilnehmerzahl und einer Gefährdung für die Öffentlichkeit begründet. Es gebe kein milderes Mittel als das Versammlungsverbot.

So argumentierte nun auch das Karlsruher Gericht: "Es wäre nicht geeignet, dem Antragsteller ein Schutz- und Hygienekonzept aufzuerlegen, dessen Einhaltung letztlich nicht zu erwarten" sei. Zum einen sei am geplanten Demo-Ort erkennbar nicht genügend Platz für 20.000 Teilnehmer. Zum anderen sei aufgrund der Erfahrungen bei vorangegangenen Demos die Einhaltung von Hygienevorschriften nicht zu erwarten.

Corona-Proteste    Ein neuer Extremismus?    Der Verfassungsschutz hat die Corona-Proteste analysiert und sieht die Gefahr eines neuen Extremismus.27.11.2020

Bremer Behörde untersagte auch Ersatzkundgebungen

Bei der Demonstration der Initiative "Querdenken 421" unter dem Motto "Bundesweites Fest für Frieden und Freiheit" waren bis zu 20.000 Teilnehmer erwartet worden. Die Polizei bereitete sich auf einen Großeinsatz vor. Sie hatte angekündigt, ausgesprochene Verbote durchzusetzen. An verschiedenen Stellen in Bremen sind Wasserwerfer der Polizei stationiert.

Das Bremer Ordnungsamt untersagte am Freitag auch für heute angemeldete Ersatzkundgebungen sowie jegliche Eil- und Spontanversammlungen. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer sagte: "Wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich in ihren sozialen Kontakten aus Solidarität einschränken und die Abstands- und Hygieneregeln beachten, können wir auf gar keinen Fall dulden, dass diese Maskenverweigerer mit ihrem Verhalten bewusst die Gesundheit anderer gefährden."

Auch Mannheimer Demo endgültig verboten

Auch die in Mannheim geplanten "Querdenken"-Demonstrationen wurden endgültig verboten. Der Verwaltungsgerichtshof wies eine Beschwerde des Organisators gegen ein Verbot durch das Verwaltungsgericht Karlsruhe ab. Das Gericht begründete die Abweisung der Beschwerde mit widersprüchlichen und vagen Äußerungen des Organisators in der Öffentlichkeit, ob er die zuvor festgelegten Auflagen ernsthaft durchsetzen wolle. Daran bestehen laut Gericht "durchgreifende Zweifel".

Die Richter folgten der Auffassung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe, wonach damit zu rechnen gewesen sei, dass der Antragsteller bei der Versammlung gegen die Auflagen verstoßen oder deren Einhaltung nicht sicherstellen würde, was strafbar wäre. Damit drohe eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, hatte das Gericht mitgeteilt. Der nun ergangene Beschluss ist nicht anfechtbar.

Radikalisierung der Corona-Proteste    "Es entstehen Gegengemeinschaften zur Politik"    In der Corona-Protestbewegung werden rechtsextreme Tendenzen stärker, sagt Forscher Quent im Interview.24.11.2020

Maier: Ein Drittel der Demonstranten sind rechtsextrem

Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz (IMK) Georg Maier gehört bei "Querdenken"-Demonstrationen im Schnitt etwa ein Drittel der Teilnehmer zur rechtsextremen Szene. "Das merkt man an Symbolen und Fahnen, die dort auftauchen", sagte der Thüringer Innenminister der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Unter den Kritikern der Anti-Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern seien auch Impfgegner und Verschwörungstheoretiker, bei denen die Grauzone hin zum Rechtsextremismus beginne. Rechtsextremisten würden immer wieder Anschluss an andere gesellschaftliche Kreise wie Rechtsrock, Jugendkultur, Kampfsport oder die Fußball-Fanszene suchen. "Jetzt wittern die Rechtsextremisten Morgenluft und die Chance, durch die 'Querdenken'-Protestbewegung in viel größere Schichten vorzudringen", warnte Maier anlässlich der Herbsttagung der Innenministerkonferenz in der kommenden Woche.

IMK-Chef Maier    Ein Drittel auf "Querdenken"-Demos rechtsextrem    IMK-Chef Maier glaubt, dass unter den "Querdenken"-Demonstranten ein Drittel Rechtsextremisten sind.mehr

Maier fordert strengere Kontrollen

Der SPD-Politiker sprach sich dafür aus, dass die Polizei schon im Vorfeld von "Querdenken"-Demonstrationen verhindert, dass Extremisten aus anderen Teilen Deutschlands anreisen. Mit Blick auf die zunehmende Gewalt im Umfeld der Demonstrationen sagte Maier, die Polizei müsse, "wenn nötig, die Teilnehmer streng kontrollieren" - etwa auf Waffen.

Zudem müsse der Verfassungsschutz die Bewegung überprüfen. Wenn genug Beweise vorlägen, dass "Querdenken" eine verfassungsfeindliche Organisation sei, "dann sollte, 'Querdenken' vom Verfassungsschutz beobachtet werden". Ähnlich hatten sich am Freitag Bremens Innensenator Ulrich Mäurer und der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, geäußert.

Vernetzung mit Reichsbürgern   "Querdenken" im Visier des Verfassungsschutzes    Die "Querdenken"-Bewegung könnte nach rbb-Informationen ein Verdachtsfall für den Verfassungsschutz werden.03.12.2020

Bald ein Verdachtsfall für Verfassungsschutz?

Kramer rechnet damit, dass die Bewegung bald als Verdachtsfall eingestuft wird. Hintergrund sei ein Treffen von den Organisatoren der "Querdenken"-Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen mit Angehörigen der Reichsbürgerszene in Saalfeld, sagte er.

Es sei zu beobachten, dass "Rechtsextremisten, Reichsbürger, Impfgegner und Verschwörungsfantasien" in der "Querdenken"-Bewegung "das Regiment übernehmen", nachdem sie zunächst nur als Trittbrettfahrer aufgetreten seien. Die Einstufung als Verdachtsfall ermöglicht es dem Verfassungsschutz, nachrichtendienstliche Mittel einzusetzen.

Mit Informationen von Frank Bräutigam und Bernd Wolf, ARD-Rechtsredaktion

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Dezember 2020 um 14:00 Uhr.

Mehr zu diesem Thema:


Info: https://www.tagesschau.de/inland/querdenken-107.html

Kommentar: Mit dem Vorwurf "ein Drittel sind Rechtsextremisten" im Vorfeld belastet, werden auch nachdenkliche Menschen von der Teilnahme an den Protesten ausgeschlossen und die in- haltlich notwendige Diskussion, anhand wissenschaftlicher Fakten geführt, gleich mit!  Th. Bauer
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05.12.2020

Kirchenrebell Eugen Drewermann: 80 Jahre lang radikal | Sternstunde Religion | SRF Kultur

youtube.com, Sternstunde Religion vom 22.11.2020, #SRFKultur #SRFSternstunde #Religion
Eugen Drewermann zählt zu den umstrittensten und gleichzeitig bekanntesten Theologen im deutschen Sprachraum. Der 80-Jährige schaut als Kirchenkritiker und ehemaliger Priester auf ein bewegtes Leben zurück. Bis heute orientiert er sich am Einzelnen, die Institution hat das Nachsehen.

Zitat: 
Dass der Mensch doch endlich frei werde von seinen Ängsten, das gehört zu Drewermanns grössten Anliegen und seinen intensivsten Bemühungen. Bis heute. Und bis heute fährt er gut damit, denn Drewermann ist ausserhalb der römisch-katholischen Kirche ein viel gefragter Redner und eifriger Autor. Für die Institution Kirche ist er zeit seines Lebens unbequem – nicht zuletzt, weil er sich und seinen Analysen trotz aller Disziplinierungsmass-nahmen stets treu blieb. Es war 1991, als ihm der Erzbischof von Paderborn die kirchliche Lehrerlaubnis entzog. Ein Jahr später wurde er gar vom Priesteramt suspendiert. Mit seinen Analysen und Glaubenssätzen stehe Drewermann in direktem Widerspruch zur offiziellen Lehre, so das damalige Votum. Trotzdem trat Drewermann erst mit 65 Jahren aus der Kirche aus. Weshalb? Im Gespräch mit Olivia Röllin schaut er zurück in seine Kindheit, erzählt von den einschneidendsten Erlebnissen, beschreibt, weshalb Dostojewski ihm das Leben rettete und erklärt, weshalb Psychotherapie und Zuwendung besser sind als Strafe. Sternstunde Religion vom 22.11.2020
Info: https://www.youtube.com/watch?v=vio5Arg_n3g, Dauer: 57:32 Min.
04.12.2020

Corona-Impfungen     -    Gerüchte und irreführende Behauptungen   (ARD-Faktenfinder)

tagesschau.de, Stand: 04.12.2020 06:01 Uhr Von Wulf Rohwedder, Redaktion ARD-Faktenfinder

Sind die Impfstoffe ausreichend auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen getestet?

Zitat: Impfstoffe werden üblicherweise in drei Phasen getestet: In der ersten Phase wird die Verträglichkeit an einer kleinen zweistelligen Zahl von Personen getestet. In der zweiten Testphase wird überprüft, ob die gewünschte Immunreaktion eintritt. In der dritten Phase wird festgestellt, ob der Impfstoff gegen eine Infektion hilft.


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Normalerweise laufen diese Phasen nacheinander ab - bei der Entwicklung des Impfstoffs gegen das Sars-Cov2-Virus werden diese jedoch teilweise auch parallel durchgeführt. Zudem hat die Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für einige Impfstoffkandidaten das "Rolling-Review"-Verfahren zugelassen. Dabei wird mit der Bewertung der klinischen Ergebnisse bereits begonnen, bevor alle erforderlichen Daten für einen Zulassungsantrag erhoben sind. Laut der EMA sollen dabei die Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit unverändert hoch bleiben.

Kritiker bemängeln, dass durch die Verkürzungen der Test- und Zulassungsphasen, die sonst mehrere Jahre andauern, Aussagen über mögliche Spät- und Langzeitfolgen erschwert werden. Das EMA hat jedoch die Möglichkeit, eine bedingte Zulassung für zunächst ein Jahr zu erteilen, "wenn der Nutzen einer sofortigen Verfügbarkeit das Risiko, das von weniger als normalerweise erforderlichen Daten ausgeht, überwiegt." Fehlende Daten, etwa zur Langzeitwirksamkeit, müssen nachgereicht werden.

Verändert der Impfstoff das Genom des Geimpften?

Gegen das Sars-Cov2-Virus werden auch genbasierte Impfstoffe entwickelt. RNA-Impfstoffe bestehen meist aus sogenannter Messenger-RNA (mRNA) die eine Art Bauanleitung für Antigene enthält. Gelangt dieser Bauplan in eine menschliche Zelle, produziert diese die Proteine, was die gewünschte Abwehrreaktion des Körpers auslöst.


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Während bei DNA-Impfstoffen das DNA-Molekül zunächst in den Zellkern gelangen muss, ist das bei RNA-Impfungen nicht der Fall. Daher besteht auch nicht die theoretische Gefahr, dass diese in das Erbgut von Körperzellen integriert wird. Aktuell ist kein DNA-Impfstoff gegen das Sars-Cov2-Virus in der dritten Testphase.

Gen-Impfstoffe wirken zudem nur auf einige wenige Zellen im Körper ein, nicht auf das Erbgut des Geimpften. Zudem vermehrt sich die Anzahl dieser Körperzellen nicht. Die Behauptung, dass DNA- oder RNA-Impfungen das Erbgut eines Menschen, also seine Keimbahn verändern, ist daher falsch.

Können die Impfungen Autoimmunkrankheiten und Krebs auslösen?

Bei DNA-Impfstoffen besteht theoretisch die Möglichkeit, dass die in die Zelle verbrachte DNA in das eigentliche Erbgut der Wirtszelle eingebracht wird. Als mögliche Folgen werden eine verstärkte Tumorbildung oder Autoimmunreaktionen befürchtet. Allerdings befindet sich wie gesagt aktuell kein DNA-Impfstoff in der dritten Testphase.

Bei Autoimmunreaktionen greift das Immunsystem körpereigene Strukturen an, die fälschlicherweise als Fremdkörper identifiziert werden. Dafür müssen aber Impfstoffbestandteile und körpereigene Substanzen ähnliche molekulare Struktur haben. Diese - extrem seltenen - Autoimmunreaktionen gibt es jedoch auch bei anderen Impfformen und bei Virusinfektionen.  Impfrisiken im Faktencheckdlf

Gefährden oder verhindern die Impfstoffe Schwangerschaften?

Probanden von Genimpfstoffstudien müssen erklären, dass sie nicht schwanger sind und sich verpflichten, dass sie in der Testphase verhüten. Allerdings sind solche Vorbedingungen aus ethischen Gründen bei vielen Impfstoff- und auch anderen Arzneimittelstudien üblich. TrotzdZum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für diesen Artikel em hat dieses Vorgehen das Gerücht genährt, dass die Impfstoffe die Schwangerschaft beeinflussen, das Erbgut des Kindes verändern oder gar Unfruchtbarkeit auslösen könnten.

mRNA-Impfstoffe wirken nur auf wenige Körper- beziehungsweise Muskelzellen im Bereich der Einstichstelle ein. Auch bei diesen bleibt die DNA intakt. Eine Veränderung der Eizellen oder Spermien findet somit nicht statt.


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Die Behauptung, mRNA-Impfstoffe könnten Frauen dauerhaft unfruchtbar machen, ist ebenfalls nicht stichhaltig. Laut einer These würden die in den Spikes des Virus' enthaltene und durch die Zellen nach Gabe des mRNA-Impfstoff reproduzierten Proteine denen gleichen, die für das Einnisten der Eizelle in die Plazenta notwendig sind. Die daraufhin gebildeten Antikörper würden somit auch die Eizellen-Proteine angreifen und so eine Schwangerschaft verhindern.

Lennart Randau, Professor für Mikrobiologie an der Universität Marburg und Leiter der Studiengruppe RNA-Biochemie der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, hält die These für abstrus: Dafür sei das Spike-Protein viel zu spezifisch für das Sars-Cov2-Virus. "Es ist das Strukturprotein mit der höchsten Divergenz und wurde unter anderem zur Minimierung der Kreuzreaktionen mit anderen Erkältungs- oder Durchfall-Coronaviren gewählt." Kreuzreaktionen mit Eizellenproteinen und auch theoretisch folgernd eine Unfruchtbarkeit nach einer überstandenen Infektion seien ihm nicht bekannt und auch nicht zu erwarten, erklärte er gegenüber dem ARD-faktenfinder.

Wird es eine direkte oder indirekte Impfplicht geben?

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Gesundheitsminister Spahn und Kanzleramtsminister Helge Braun haben mehrfach versichert, dass es keine allgemeine Impfpflicht geben wird. Verpflichtende Impfungen für bestimmte Personengruppen sind jedoch nach Paragraf 20, Absatz 6 des Infektionsschutzgesetzes möglich:

Das Bundesministerium für Gesundheit wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates anzuordnen, dass bedrohte Teile der Bevölkerung an Schutzimpfungen oder anderen Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe teilzunehmen haben, wenn eine übertragbare Krankheit mit klinisch schweren Verlaufsformen auftritt und mit ihrer epidemischen Verbreitung zu rechnen ist. Personen, die auf Grund einer medizinischen Kontraindikation nicht an Schutzimpfungen oder an anderen Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe teilnehmen können, können durch Rechtsverordnung nach Satz 1 nicht zu einer Teilnahme an Schutzimpfungen oder an anderen Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe verpflichtet werden. § 15 Abs. 2 gilt entsprechend.

Dies muss jedoch genau begründet und auch vom Bundesrat genehmigt werden.


Kanzleramtschef Braun   Keine Impfpflicht gegen das Coronavirus   Immer wieder heißt es, eine Impfpflicht sei geplant - nun hat auch Kanzleramtschef Braun widersprochen.16.05.2020

  

Zudem gibt es Befürchtungen, dass es dadurch eine Art indirekte Impfpflicht geben wird, dass Menschen ohne Impf- oder Immunitätsnachweis von bestimmten Orten, Besuchen, Tätigkeiten oder Reisen ausgeschlossen werden. So will die australische Fluggesellschaft Qantas zumindest auf Interkontinentalflügen eine Impfpflicht für ihre Passagiere einführen. Mehrere Länder erwägen, Einreisen ohne nachgewiesene Impfungen zu untersagen.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht warnt davor, Bürgerinnen und Bürgern ohne Impfschutz Nachteile im gesellschaftlichen Leben anzudrohen. Es handele sich "nicht nur eine rechtliche, sondern vor allem auch eine ethische Frage, die wir sehr gründlich abwägen müssen", sagte sie der "Augsburger Allgemeinen".

Enthalten die Impfseren gefährliche Hilfsstoffe?

Viele, aber nicht alle Impfseren enthalten Hilfsstoffe, sogenannt Adjuvantien. Diese aktivieren durch Reizung das Immunsystem weiter und verstärken die Immunantwort auf den eigentlichen Impfstoff, sodass dieser in einer geringeren Dosis eingesetzt werden kann. Typische Adjuvantien sind Aluminiumhydroxid und bestimmte Fett-Wasser-Emulsionen. Ein Teil der Nebenwirkungen wird den Hilfsstoffen zugeschrieben, sie sind jedoch meist milderer Natur.

Adjuvantien sind selbst keine Arzneimittel, werden aber in Kombination mit dem jeweiligen Impfstoff getestet und zugelassen. Viele sind seit Jahren im Einsatz. Aktuell werden jedoch auch neue Hilfsstoffe entwickelt, unter anderem auch, um weniger abhängig von Präparaten zu sein, die aus gefährdeten Fischarten gewonnen werden.


Corona-Pandemie   Müssen Haie für den Impfstoff sterben?   Eine Tierschutzorganisation behauptet, dass die Entwicklung bis zu einer halben Million Tiere das Leben kostet.30.09.2020


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Info: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-impfung-109.html


Weiteres:


Eile mit Weile - Impfstoffhersteller stellen sich in der Corona-Krise dem Zeitdruck


Hannoversches Ärztemagazin, November 2020

Das Rennen um einen Impfstoff gegen Covid-19 ist in vollem Gange. Auch wenn es immer wieder Meldungen darüber gibt, welcher Stoff wann verfügbar sein könne: Realistisch scheint derzeit die Jahresmitte 2021. Das Ärztemagazin hat exklusiv mit den Verantwortlichen zweier namhafter Impfstoffproduzenten gesprochen:


Zitat: 

Angesichts der intensiven Auseinandersetzung der Medien mit dem Coronavirus und dessen möglicher Eindämmung und der Erwartung, die bei vielen Menschen besteht, stellt Dr. Andreas Neubert, Chief Scientific Officer bei IDT Biologika, eines klar: „Weder wir noch die anderen Hersteller lassen uns unter Zeitdruck setzen, auch wenn das öffentliche Interesse immens ist. Die Sicherheit der Menschen steht an oberster Stelle und wir müssen ausschlie- ßen, dass ein Impfstoff gefährliche Nebenwirkungen hat.“


Zuletzt war in zahlreichen Medien davon ausgegangen worden, dass es bereits gegen Ende des Jahres 2020 einen Impfstoff geben werde. Dabei muss allerdings zwischen unterschiedlichen Ansätzen differenziert werden:

Dem klassischen Impfstoff, bei dem eine Erbinformation in ein ungefährliches Trägervirus eingebracht wird, oder einem mRNA-Impfstoff. Letztere lassen sich schneller und in großen Mengen herstellen, doch gibt es hier noch viele Unwägbarkeitenetwa die, ob sich damit eine Immunisierung genauso erreichen lässt wie mit herkömmlichen Lebend-Impfstoffen. „Bei den klassischen Impfstoffen, wie wir sieauch gegen Mumps, Masern oder Röteln einset- zen, wird ein abgeschwächtes Impfvirus zur Immunisierung eingesetzt. Moderne gentech- nisch hergestellte Vektorimpfstoffe nutzen die genetische Information eines Oberflächenpro- teins des Krankheitserregers, die dann in ein Trägervirus eingebracht wird.


Ein Vektorimpfstoff kann praktisch in einer Zellkultur unendlich vermehrt werden und wird dann, entsprechend gereinigt, als Impfstoff verwendet. Auf diese Weise wird der Impfstoff biologisch produziert, was allerdings Zeit benötigt“, sagt Dr. Oliver Thomas, Head of Medical bei Sanofi-Pasteur. Sein Unternehmen rechnet damit, dass es ab Mitte 2021 Impfstoffdosen aus dieser Entwicklung gegen das Coronavirus in großer Zahl produzieren kann. Das wieder- um hängt von den drei klinischen Testphasen ab, die jeder Impfstoffkandidat durchlaufen muss. „Da können

wir tatsächlich einiges an Zeit sparen, aber nicht, indem wir die Phasen verkürzen oder aus- lassen! Wir überlappen vielmehr die Abläufe und erwarten, dass wir im Dezember in Phase drei starten können“, so Oliver Thomas. Bei IDT Biologika wurde gerade erst die Phase 1 ge- startet. „Das mag spät klingen, aber danach erfolgen in hoher Dynamik die nächsten klini- schen Phasen, trotzdem setzen wir natürlich auf Sicherheit. Wir rechnen mit der Zulassung und Produktion unseres Impfstoffs am Ende des Jahres 2021.“


Bleiben also noch die so genannten mRNA-Impfstoffe, bei denen auch chemische Reaktio- nen in der Produktion eingesetzt werden, und die darum als heiße Kandidaten für die Zulas- sung zu Jahresbeginn gelten, auch bei Sanofi-Pasteur: „Ziel ist es, Menschen direkt mit die- sem Botenstoff zu impfen in der Hoffung, dass die Körperzellen des Menschen selbst das Antigen produzieren, das das Virus neutralisiert. Damit sparen wir also den Umweg über die Produktion in Bioreaktoren“, schildert Oliver Thomas. Eine gute Nachricht kann sein Unter-nehmen bereits vermelden: Im Tierversuch erzielte die mRNA-Vakzine von Sanofi Pasteur bereits die gewünschten Immunreaktionen. Dennoch stellt er klar: „Es kommt letztlich nicht darauf an: Wer wird Erster? Denn bei acht Milliarden Menschen brauchen wir viele Hersteller, die diesen Bedarf decken müssen.“


Auch Andreas Neubert von IDT Biologika gibt zu bedenken, dass mRNA kein Wundermittel sei: „Damit wird im Vergleich zu Lebendimpfstoffen sozusagen eine andere Art der Immunität ausgebildet. Aber welche Art der Immunität wir letztendlich erzielen müssen, wissen wir alle noch nicht. Es kann sein, dass die mRNA-Stoffe sehr gut funktionieren. Es kann aber auch sein, dass eher ein konventionelles Produkt wie das unsere Vorteile bietet. Vor allem, wenn wir wieder nachimpfen müssen, so wie bei der Grippe.“ Denn natürlich stellt sich auch die Frage, ob gegen Corona künftig jährlich geimpft werden muss oder eine Impfung mehrere Jahre ausreicht. „Bisher sprechen die Anzeichen für die letztere Annahme, denn offenbar mu- tiert das Coronavirus binnen eines Jahres nicht so extrem wie Grippeviren“, so Sanofi-Exper- te Oliver Thomas.


Eine Rolle bei der Impfstoffforschung spielt auch, dass verschiedene Impfstoffkonzepte un- terschiedliche Schutzmechanismen ausbilden, schildert Andreas Neubert:Wir messen Immu- nität auf der einen Seite über Antikörper. Sie blocken das Virus und verhindern die Aufnah- me durch die Zellen, also die Infektion. Es gibt aber auch zelluläre Mechanismen, die infizier- te Zellen beseitigen und eine Erkrankung schneller abheilen lassen. Es ist also nicht so, dass Impfstoffe mit der gleichen Indikation einen gleichartigen Schutz vermitteln. Dazu kommt, dass auch unterschiedliche Applikationswege das Immunsystem unterschiedlich ansteuern können.“


Kompliziert wird das Ganze zusätzlich, weil das Coronavirus sich zunächst in Zellen auf der Schleimhaut vermehrt, die immunologisch nicht so gut geschützt sind. Dann greift das Virus auf die Zellen in der Lunge und in den Blutgefäßen über. Hier sind schützende Antikörper dann von Vorteil.

Sanofi-Pasteur will nach eigenen Angaben bis Ende 2021 rund eine Milliarde klassische Impf- dosen produzieren, darunter einen beträchtlichen Teil am deutschen Standort in Frankfurt-Hoechst.

IDT Biologika als reines Entwicklungsunternehmen hingegen setzt darauf, dass sich rasch in- dustrielle Partner für die Massenproduktion finden werden, wenn der Impfstoff aus Dessau seine bereits in Tiermodellen exzellente Wirksamkeit beim Menschen bewiesen hat.                                                                                                                                                           Detlev Karg


Kommentar: Von "Notfallzulassungen" und "Bedingte Zulassungen" für Covid-19 Impfstoffe war zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht die Rede!         Thomas Bauer

04.12.2020

In der Schweiz, in Deutschland und in Österreich kann bislang von einer Übersterblichkeit keine Rede sein.

corona-transition.org, Veröffentlicht am 21. November 2020 von DP.

Eine Analyse der Corona-Transition Redaktion

Aussagekräftige Zahlen, welche einen Hinweis auf die Gefährlichkeit eines Virus geben können, sind in den Sterbestatistiken zu finden. Diese Tabellen enthalten sämtliche Sterbefälle – unabhängig von der Todesursache. Wäre also ein Virus aussergewöhnlich tödlich, würde dies in den Sterbestatistiken sichtbar.
Für unsere Analyse haben wir bewusst KEINE publizierten Zahlen von Gesundheitsämtern übernommen – zu unklar sind die Gründe dafür, woran ein Verstorbener tatsächlich verstorben ist.

Wir verglichen also die Sterbefälle des laufenden Jahres mit denen von 2015, dem heftigsten Grippejahr der letzten zehn Jahre. Die Daten stammen von den statistischen Bundesämtern der Schweiz, Deutschland und Österreich. Es liegen die Daten von Januar bis Ende Oktober vor.
Um zu ermitteln, wie viele Prozent der Bevölkerung jeweils verstarben, griffen wir auf die bekannte Wohnbevölkerung von 2015 zurück. Fürs laufende Jahr 2020 addierten wir aus der durchschnittlichen Zunahme seit 2015 den letzten bekannten Wert von 2019 dazu – selbstverständlich pro Monat gerechnet, also bis Ende Oktober.

1. Schweiz
2. Deutschland
3. Österreich


1. Die Schweiz im Detail:
Sterblichkeit 2020 im Vergleich zum Grippejahr 2015

 Sterbefälle 2015: 55’677 = 0,669 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung
 Sterbefälle 2020 (Ende Okt.) 51’212 = 0,591 Prozent der aktuellen Gesamtbevölkerung

Eine «Jahrhundertpandemie» sieht anders aus.
Deshalb hier ein kleiner Einschub als Zwischenbemerkung:

«Aussergewöhnlich hohe Übersterblichkeit in der Schweiz.» So lautete die Überschrift des Tagesanzeigers vom 17. November. Die Zahl derdesfälle der über 65-Jährigen sei – vom 2. bis 8. November (Woche 45) gegenüber dem langjährigen Erwartungswert gerechnet – dramatisch gestiegen.

Auch Swissinfo (SWI), der internationale Dienst der Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft, titelte: «Zweite Covid-Welle führt zu hoher Übersterblichkeit». Die exponentiell ansteigende Kurve in der präsentierten Grafik von SWI ist eindrücklich:

Die Corona-Transition Redaktion wollte es genauer wissen und rechnete die Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) durch.

Das Ergebnis:
In der Woche 45 des laufenden Jahres starben tatsächlich 507 Menschen mehr als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre – eine Steigerung von 36 Prozent. Aber – und das muss betont werden – solche Schwankungen auf Wochenbasis sind normal, will heissen: Der einzelne Wochenwert ist keineswegs repräsentativ. Vergleicht man nämlich die vierte Kalenderwoche im August (KW 35), so starben in diesem Jahr 105 Menschen weniger als 2015, ein Minus von 6 Prozent.

Ob diese Menschen am oder mit dem SARS-CoV-2 Virus gestorben sind, ist eine ganz andere Frage. Denn durch mehr Suizide, durch die Folgen der Massnahmen insgesamt, und der Tatsache, dass sich wie im Frühling viele PatientenInnen nicht mehr ins Spital trauen, kann es ebenso mehr Todesfälle geben – ebenso durch normale Grippeviren. Aber normale Grippetodesfälle werden vom Bundesamt für Gesundheit gar nicht mehr erfasst.

Einzelne Monate zu vergleichen, macht wenig Sinn, wie auch folgendes Beispiel zeigt: Vergleicht man nur den Monat April 2020 mit dem April 2015 so starben im laufenden Jahr 1’581 Menschen mehr. Damit hätten die Hauptmedien so titeln können: «Massive Übersterblichkeit – 30 Prozent! – im April wegen Coronavirus».

Doch solche Vergleiche verbreiten lediglich Panik in der Bevölkerung, weil sie die effektive Sterblichkeit – auf Monate gerechnet – nicht abbilden. Viele Medien hinterfragen diese Tatsache allerdings nicht. Ebensowenig die «Experten» der Corona-Taskforce des Bundes und die des Bundesamtes für Gesundheit. Denn sie bauen nach wie vor ein Schreckensszenario auf und fordern scharfe Massnahmen, ohne evidenzbasierte Argumente zu liefern.

2. Deutschland im Detail:
Sterblichkeit 2020 im Vergleich zum Grippejahr 2015

Im nördlichen Nachbarland sieht es ähnlich aus wie in der Schweiz.
Eine Einschränkung: Hier sind die Sterbedaten von Januar bis und mit Ende Juli berücksichtigt, das statistische Bundesamt Deutschlands, Destatis, hat noch keine aktuelleren Zahlen publiziert. Und die RKI-Zahlen bilden das Gesamtgeschehen nicht ab.

Was den Monat April betrifft, wie im obigen Beispiel aus der Schweiz, macht auch Destatis einen tendenziösen Vergleich auf Monatsbasis und schreibt in der Sonderauswertung zu Sterbefallzahlen des Jahres 2020:
«Im gesamten April lag die Zahl der Gestorbenen mit derzeit etwa 83’800 gemeldeten Fällen deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre (+10%).»

Zur generellen Problematik des Vergleichs einzelner Monate: Siehe oben, Beispiel Schweiz.

Auf alle sieben Monate gerechnet ist in Deutschland keine Übersterblichkeit feststellbar, sondern das Gegenteil:

 Sterbefälle 2015: 562’763 = 0,685 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung
 Sterbefälle 2020 (Ende Juli): 556’450 = 0,676 Prozent der aktuellen Gesamtbevölkerung


3. Österreich im Detail:
Sterblichkeit 2020 im Vergleich zum Grippejahr 2015

Die Lage im östlichen Nachbarland der Schweiz ist vergleichbar mit den bereits erwähnten Ländern, diesmal liegen – wie bei der Schweiz – Sterbedaten für Januar bis Ende Oktober vor.

 Sterbefälle 2015: 69’689 = 0,808 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung
 Sterbefälle 2020 (Ende Okt): 68’955 = 0,772 Prozent der aktuellen Gesamtbevölkerung

Doch auch diese Fakten halten das österreichische Bundesministerium für Gesundheit nicht davon ab, jeweils nur die neuesten Fallzahlen ohne jeden Bezug zum Gesamtgeschehen zu veröffentlichen.


Fazit: (Datenstand Ende Oktober für Schweiz und Österreich / Ende Juli für Deutschland)
In allen drei Ländern starben 2020 bislang definitiv weniger Menschen als 2015, dem heftigsten Grippejahr der letzten 10 Jahre. In allen drei Ländern ist ein geringerer prozentualer Anteil der Verstorbenen an der aktuellen Gesamtbevölkerung eine Tatsache. Das Argument, dies sei den Massnahmen zu verdanken, ist von Studien und mit Beispielen aus anderen Ländern längst widerlegt.
Vor fünf Jahren gab es weder einen Maskenzwang, noch Abstandsregeln, noch Lockdowns – so wie in unterschiedlichem Masse ab Mitte März 2020. Und andauernd...
Wäre das SARS-CoV-2 Virus tatsächlich derart gefährlich, wie es uns die drastischen Massnahmen basierend auf konstruierten Schreckensszenarien glauben machen wollen, hätte es weit mehr Todesfälle geben müssen. In den offiziellen Statistiken dieser drei Länder sucht man sie vergebens – es gab sie nicht.


Quelle: BFS CH: Gestorbene in der Schweiz - 19. November 2020

Destatis DE: Genesis Online Datenbank - 19. November 2020

Statistik Austria: Gestorbene in Österreich - 19. November 2020

Info: https://corona-transition.org/in-der-schweiz-in-deutschland-und-in-osterreich-kann-bislang-von-einer

03.12.2020

Was steckt hinter der Corona-Politik?

multipolar-magazin.de, vom 2. Dezember 2020, von PAUL SCHREYER, Herausgegeben von Stefan Korinth, Paul Schreyer und Ulrich Teusch
Die öffentliche Debatte in Deutschland und anderswo scheint festgefahren: aus „Fallzahlen“ und „Inzidenzen“ folgen „Sachzwänge“ und „Maßnahmen“ – zumeist alternativlos. Kritiker sind „Leugner“, Widerspruch „unwissenschaftlich“. Was bleibt, ist das große Paradox, der sprichwörtliche Elefant im Raum: Die vorliegenden Daten zur Tödlichkeit des Virus, zur Übersterblichkeit, zur Intensivbettenbelegung, zur Infektiosität von Asymptomatischen und zur Aussagekraft des PCR-Tests rechtfertigen die politischen Entscheidungen nicht ansatzweise. Der Eindruck, dass es bei all dem nicht um den Gesundheitsschutz geht, verstärkt sich. Was aber motiviert dann die von Regierungen in aller Welt energisch durchgesetzten Freiheitsbeschränkungen?


Zitat: Offiziell scheint die Situation im Jahr 2020 eindeutig und klar – die Welt befindet sich im Ausnahmezustand und das mit Recht, denn ein neues Virus bedroht alle. Nur Vereinzelung, Isolation, Maske und Impfstoff können die Menschen retten, denn – so erklärt es die Bundesregierung, so sieht man es jeden Tag in den Nachrichten und auf zahllosen Warnhinweisen im öffentlichen Raum – das „neuartige Coronavirus“ bleibt hochgefährlich. Laut Regierung ist „das exponentielle Wachstum der Infektionsfälle“ im Herbst „besorgniserregend“. Das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt dazu seit März, ohne jede Abweichung, Relativierung oder Anpassung an die zwischenzeitlich stark schwankenden Zahlen von positiv Getesteten, es schätze „die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland weiterhin als hoch ein“. Der Satz scheint seit Beginn der Krise in Stein gemeißelt zu sein.

Multipolar geht seit einigen Wochen juristisch gegen das RKI vor. Die Behörde hat inzwischen gegenüber dem Gericht Stellung bezogen, eine Entscheidung steht noch aus. Es geht darum, die Details, konkreten Hintergründe und Verantwortlichen der Risikoabschätzung transparent zu machen – denn die amtliche Einschätzung passt nicht zu den vorliegenden Daten. Sie passte nicht im Frühjahr, nicht im Sommer und auch nicht jetzt im Herbst und Winter:

  • Die Tödlichkeit des Virus liegt in der Größenordnung der Influenza – so schreibt es inzwischen auch eine Fachpublikation der WHO.

  • Es gibt keine Übersterblichkeit – so der Chef des Frankfurter Gesundheitsamtes. Auch das Statistische Bundesamt weist keine signifikante Übersterblichkeit im Vergleich zu den Vorjahren aus. Die in einzelnen Wochen messbare Übersterblichkeit beruht mehrheitlich nicht auf Covid-19. (Auch in den USA gibt es laut den amtlichen Zahlen 2020 keine Übersterblichkeit, (1) sondern nur eine Verschiebung bei den Etikettierungen der Todesursachen – die Zahl der „Covid-Toten“ wuchs demnach im gleichen Maße, wie andere Todesfälle zurückgingenwas auf eine statistische Täuschung hinweist.)

  • Die Gesamtzahl an Intensivpatienten blieb zuletzt ungefähr gleich, es stieg lediglich die Anzahl der Patienten mit positivem PCR-Test. Eine Überlastung des Gesundheitssystems ist nicht in Sicht.

  • Die WHO hatte bereits im Juni erklärt, dass Übertragungen durch Asymptomatische „sehr selten“ seien. Dies entspricht dem gesunden Menschenverstand: Wer eine so geringe Viruslast trägt, dass er keine Symptome entwickelt und wer daher nicht niest oder hustet, der kann auch nur schwer andere anstecken. Laut einer im November veröffentlichten chinesischen Studie mit 10 Millionen Teilnehmern sind positiv getestete Menschen ohne Krankheitssymptome nicht infektiös. Wörtlich heißt es in der Studie: „Es gab keinen Beweis dafür, dass die identifizierten asymptomatischen positiven Fälle infektiös waren.“ Demnach sind pauschale Einschränkungen wie Quarantäne oder Maskentragen für symptomfreie Menschen ungerechtfertigt.

  • Schließlich: Der PCR-Test selbst weist keine Infektiosität nach. Prof. Dr. Matthias Schrappe, langjähriger Vizechef im Sachverständigenrat des Bundesgesundheitsministeriums, betonte Ende Oktober in einer Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss des Bundestages: „Die derzeitig verwendeten Testverfahren lassen keine sinnvolle Aussage zur Infektiosität zu und können daher daraus abgeleitete Maßnahmen nicht begründen.“

Es braucht Zeit, diesen letzten Satz zu verdauen, so sehr widerspricht er der politisch und medial erzeugten Realität, so vollständig entzieht er den meisten Freiheitsbeschränkungen und vielen Gerichtsurteilen dazu den fachlichen Boden. Schrappe kam vor wenigen Tagen immerhin im ZDF zu Wort, wenn auch nicht in den reichweitenstarken Hauptnachrichten, sondern im Nischenprogramm „heute live“, wo er einem schlecht vorbereiteten (2) Moderator zu den vom RKI verbreiteten Fallzahlen deutlich erklärte:

„Diese Zahlen sind nichts wert.“

Ein Grund dafür: Das RKI teste noch immer nicht regelmäßig einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt, wie es Fachleute schon seit März fordern, erwecke aber fälschlich den Eindruck, als seien die täglich erhobenen Fallzahlen miteinander vergleichbar. Tatsächlich bewege man sich mit der aktuellen Art zu testen konsequent im Nebel – und das, so ließe sich ergänzen, bewusst und wider besseres Wissen seit fast einem Jahr, ohne jeden erkennbaren Impuls zur Korrektur. Das weckt Misstrauen an den vermeintlich guten Absichten.

Das große Faktenleugnen – nichts hören, nichts sehen, nichts berichten

All diese Fakten und evidenzbasierten Einschätzungen sind öffentlich bekannt und werden konsequent und mit beachtlicher Ausdauer geleugnet – von Regierungen, zahlreichen Parteien, vielen Leitmedien und großen Teilen der Wissenschaft. Der Rundfunk, online wie offline, sendet stattdessen Christian Drosten in Dauerschleife.

Zuletzt fragte Stephan Detjen, Leiter des Deutschlandradio-Hauptstadtstudios und Mitglied im Vorstand der Bundespressekonferenz den Virologen ernsthaft um Rat, woran ein Journalist die Seriosität von Wissenschaftlern denn erkennen könne, wem er also Platz in der Berichterstattung einräumen solle und wem besser nicht. Drosten antwortete darauf ausweichend. Genauso gut hätte der Reporter Angela Merkel fragen können, welchen Politikern das Volk vertrauen solle oder den Daimler-Chef um Rat bitten, welches Auto man den Zuhörern empfehlen könne. Dass eine so naive Frage an Drosten gerichtet einem klugen und erfahrenen Journalisten nicht peinlich ist, zeigt, wie sehr solche Regierungsexperten inzwischen als über den Dingen schwebend wahrgenommen werden, als politisch oder finanziell interessenlose „Hüter der Wahrheit“, die es nicht zu kritisieren gilt, sondern, im Gegenteil, vor Angriffen zu schützen. Dabei werden grundlegende Zweifel an der Qualität und Verlässlickeit von Drostens Arbeit rund um dessen weltweit verwendeten PCR-Test längst in der Fachwissenschaft diskutiert.

Die Leugnung der oben genannten Fakten und evidenzbasierten Einschätzungen ist schwerwiegend. Denn nimmt man die vorliegenden Daten unbefangen zur Kenntnis, dann stellt sich tatsächlich die Frage, ob die Coronakrise nicht ein gigantischer Fehlalarm ist. Falls ja, dann befinden wir uns in der bizarren Situation, dass, bildlich gesprochen, das Haus gar nicht brennt, die Feuerwehr aber trotzdem unaufhörlich „löscht“, durch das Löschwasser das Gebäude zerstört und die Bewohner krank macht. Das sture Festhalten an einer solchen, wie oben beschrieben, in großen Teilen irrationalen Deutung der Realität ist nicht nur beunruhigend oder beängstigend, da es große Teile des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens sowie des gesellschaftlichen Friedens zerstört, es bedarf auch einer Erklärung.

Warum das Ganze?

Es ist nicht schlüssig, zu unterstellen, dass sämtliche verantwortlichen Akteure diese Fakten nicht kennen oder nicht verstehen. Zwar ist mancher durch das nun schon fast ein Jahr währende mediale Dauerfeuer verängstigt und verwirrt und vieles lässt sich auch auf Gruppendynamik zurückführen. So schauen Journalisten genau, wie andere Medien berichten, und Regierungen beobachten, welche Maßnahmen andere Länder beschließen. Auf der Suche nach Orientierung gleicht man sich so einander an, ganz ohne Plan oder große Verschwörung.

Doch das erklärt nicht die ursprünglichen politischen Impulse, die schon sehr früh, zeitgleich mit dem Treffen des World Economic Forum (WEF), im Januar 2020 gesetzt wurden und die bis heute wirken. Zur Erinnerung: Am 24. Januar, als das WEF-Treffen der führenden Konzern- und Staatschefs in Davos zu Ende ging und in internationalen Leitmedien wie der New York Times bereits große Angst vor einer neuen Pandemie und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft beschworen wurde (3), meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO lediglich 25 (!) Tote weltweit.

Die erklärte Panik und die zu beobachtende Realität passten von Anfang an nicht zusammen. Es war nicht im entferntesten logisch nachvollziehbar, weshalb 25 Tote die Weltwirtschaft bedrohen sollten und weshalb die WHO (zunächst erfolglos) am 22. Januar einen „internationalen Gesundheitsnotstand“ auszurufen versuchte (was dann am 30. Januar nachgeholt wurde).

Gruppendynamik erklärt auch nicht hinreichend die erstaunliche Dauer und Kontinuität dieser Politik. Gerade angesichts der gigantischen gesundheitlichen und ökonomischen Schäden durch die Freiheitsbeschränkungen müsste man eigentlich annehmen, dass im Laufe der Zeit immer mehr Länder ausscheren und ihren eigenen Weg gehen. Das geschieht aber nicht. Im Gegenteil: Ausreißer wie Schweden, nähern sich der Masse an. Die schwedische Regierung hat im November ähnlich rigorose Freiheitsbeschränkungen beschlossen, „ohne“, wie das ZDF hervorhebt, „wie bisher die staatliche Gesundheitsbehörde vorher zu befragen“. Der Druck kommt also politisch von ganz oben, nicht von den fachlichen Experten.

Überraschende Todesfälle von Maßnahmen-Kritikern

Ein anderer Punkt, der noch weiterer Aufklärung bedarf, gehört ebenfalls auf den Tisch: Mehrere Politiker und Funktionäre, die sich lautstark und entschieden dem Regierungskurs entgegengestellt haben, starben in den vergangenen Wochen spontan und unerwartet, so Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann am 25. Oktober, Mittelstandspräsident Mario Ohoven am 31. Oktober und der Hamburger Dehoga-Chef Franz Klein am 21. November.

Oppermann, dessen Lebensgefährtin Petra Kirchhoff im Aufsichtsrats des milliardenschweren Pharma- und Laborzulieferer Sartorius sitzt, wurde Mitte Oktober, kurz vor dem zweiten Lockdown, in den Medien mit den Worten zitiert, er rechne „mit weiteren Gerichtsentscheidungen, die Corona-Maßnahmen aufheben.“ Der „Aktionismus der Landesregierungen“ führe zu Maßnahmen, „die entweder gegen das Prinzip der Verhältnismäßigkeit oder den Grundsatz der Gleichbehandlung verstoßen“. Er forderte „eine offene Generaldebatte im Bundestag“. Drei Tage vor seinem Tod bekräftigte er in einem Zeitungsinterview: „Wir brauchen eine Debatte über die genaue gesetzliche Ermächtigung der Exekutive“. Unmittelbar vor Aufzeichung eines TV-Interviews mit dem ZDF, bei dem er seine Position dem Fernsehpublikum erläutern wollte, „brach Oppermann plötzlich zusammen“ – und starb kurz darauf.

Mario Ohoven, langjähriger und gutvernetzter Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, warnte am 22. Oktober öffentlich die Bundesregierung vor einem neuen Lockdown. Sollte die Regierung das öffentliche Leben erneut zum Erliegen bringen, behalte sich sein Verband rechtliche Schritt vor: „Ich glaube nicht, dass ein erneuter Lockdown vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand hätte.“ Eine Woche später, nach dem Lockdown-Beschluss der Regierung, erklärte er: „Als Folge dieser – am Deutschen Bundestag vorbei – beschlossenen Maßnahmen droht tausenden Mittelständlern das wirtschaftliche Aus. (...) Daher ist es nicht nur legitim, sondern geradezu geboten, die Frage zu stellen, ob die Maßnahmen auch im Rechtssinne verhältnismäßig sind und damit im Einklang mit unserer Verfassung stehen.“ Zwei Tage später prallte Ohoven mit seinem Auto gegen einen Brückenpfeiler, nachdem er „aus noch ungeklärter Ursache die Kontrolle über das Fahrzeug verloren“ hatte. Zur Beerdigung im kleinen Kreis erschien der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet.

Auch Franz Klein, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Hamburg, kritisierte die Corona-Maßnahmen öffentlich in aller Schärfe: „Ich habe den Eindruck, es soll ein Exempel an der Hotel- und Gaststättenbranche statuiert werden, obwohl wir nicht die Ursache für den Anstieg der Infektionszahlen sind“. Klein kannte sich aus in der Politszene, war zunächst Senatssprecher gewesen und hatte dann bis 2015 die Landesvertretung Hamburgs in Berlin geleitet. Im Oktober kündigte er an, Klagen von Gastronomen gegen die Regierung zu unterstützen. Wenige Wochen später verstarb er „plötzlich und unerwartet“.

Es sei betont, dass all diese Todesfälle selbstverständlich auch harmlose Erklärungen haben können. Für wie wahrscheinlich man das hält, angesichts der Häufung und der zeitlichen Abfolge, mag jeder Leser für sich entscheiden.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an den plötzlichen Tod des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer am 28. März, auf dem Höhepunkt des ersten Lockdowns. Keine drei Wochen später, am 16. April, wurde damals ein weiterer ranghoher Mitarbeiter des hessischen Finanzministeriums „leblos in seinem Büro aufgefunden“. In beiden Fällen sprachen die Behörden von Selbstmord. Auffällig ist, dass diese Todesfälle von Finanzpolitikern sich beide in Hessen ereigneten, das mit der Bankenmetropole Frankfurt und der dortigen Börse der zentrale Finanzplatz Deutschlands ist.

Auch ganz unabhängig von den hier beschriebenen Todesfällen scheint es sehr starke Kräfte zu geben, die in der Corona-Krise den autoritären Lockdown-Weg mit aller Gewalt international durchsetzen, egal, wie die epidemiologisch relevanten Daten zu Tödlichkeit, Übersterblichkeit, Infektiosität und Belastung des Gesundheitssystems lauten. Doch wenn dem so ist: Welches Interesse wird dann mit dieser Renaissance autoritärer Politik verfolgt?

„Lock Step“ als Vorlage

Klar ist, dass die derzeit umgesetzten Programme eine politische Vorlage aus dem Jahr 2010 haben, das sogenannte „Lock Step“-Szenario der Rockefeller Foundation. Dieses Szenario, ein fiktiver Blick auf die mögliche Zukunft der Welt, hatte die Milliardärs-Stiftung im Mai 2010 veröffentlicht, also eineinhalb Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise. Nach eigenen Worten wollte man damit „eine neue strategische Debatte unter Entscheidungsträgern auslösen“. Laut dem auf acht Seiten detailliert ausgeführten Szenario (PDF, ab Seite 18) führte eine Influenzapandemie zu globaler Panik, in deren Verlauf China rasch zum Vorbild in der Welt wurde und Regierungen überall eine Maskenpflicht und autoritäre Maßnahmen beschlossen. In dem Papier heißt es:

„Selbst nachdem die Pandemie abgeklungen war, blieb die autoritärere Kontrolle und Überwachung der Bürger bestehen und verstärkte sich sogar noch.“

Dem Drehbuch zufolge gaben die Bürger bereitwillig ihre Freiheit auf, breiter Widerstand baute sich erst nach vielen Jahren auf. Für den Handelsblatt-Journalisten Norbert Häring zeigt das Papier, „dass wichtige Akteure seit mindestens zehn Jahren über die politischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten und Herausforderungen nachdenken, die durch Angst auslösende Pandemien entstehen“.

Es lässt sich zur Zeit nicht sagen, wer dieses Papier ab 2010 mit wem in welchen Foren und Versammlungen diskutiert hat. Einen gewissen Einfluss wird es allein schon aufgrund des hochrangigen Absenders gehabt haben.

Fest steht: Ab 2017, unmittelbar nachdem Donald Trump ins Weiße Haus einzog und damit Schockwellen um den Globus sandte, nahm das internationale Übungsgeschehen rund um Pandemien und Bioterror wieder Fahrt auf. Man bereitete sich mit großer Intensität auf einen anstehenden Virusausbruch und auch auf einen verdeckten Biowaffeneinsatz und die international koordinierte Reaktion darauf vor. In Übungen wie „Clade X“ (2018) und „Event 201“ (2019) wurde jedes Detail diskutiert, bis hin zu PR-Strategien und der Rolle von Social Media beim Kampf um Deutungshoheit in einer solchen Krise.

Warum gerade jetzt?

An dieser Stelle beginnen zwangsläufig die Spekulationen. Die mit jeder Woche schlüssiger werdende These, dass es in dieser Krise nicht um den weltweiten Gesundheitsschutz geht, sondern um globale Macht und Kontrolle, lässt immer noch die Frage nach den konkreten Akteuren offen – und auch die Frage, warum diese Krise gerade 2020 begann.

Um den Aspekt des flexiblen Zeitpunktes zu verdeutlichen: Da Viren sich ständig verändern und damit auch zu jeder Zeit "neue Viren" entstehen, die zu tödlichen Atemwegserkrankungen führen, kann mit dem vorhandenen Instrumentarium im Grunde auch jederzeit eine Pandemie ausgerufen werden. Es braucht nur die fehleranfälligen, wenig aussagekräftigen und manipulierbaren PCR-Tests, in den Händen von Regierungen und Seuchenschutzbehörden, die durch jahrelange internationale Pandemieübungen nervös gemacht und synchronisiert worden sind. Der Rest läuft, mit tatkräftiger Mithilfe unkritischer Medien, wie von selbst. Es muss bloß intensiv genug auf ein spezielles Virus fokussiert und die gesamte gesellschaftliche Aufmerksamkeit darauf ausgerichtet werden. Dass die reale Übersterblichkeit und Tödlichkeit dann keine große Rolle spielen, wird derzeit überdeutlich.

Das mit viel Geld und Lobbyarbeit in den letzten 20 Jahren aufgebaute Feld der Biosecurity und Pandemiebekämpfung, eine komplexe Maschinerie aus international abgestimmten Handlungsanweisungen, befindet sich schon seit mehreren Jahren im Bereitschaftsmodus und wartete im Grunde genommen nur auf einen entsprechenden Startschuss. Der hätte auch schon 2019, 2018 oder 2017 ausgelöst werden können, mit darauf folgenden Fehlalarmen und dazu passenden Maßnahmen. Warum also gerade jetzt?

Das Börsenbeben vom September 2019

Ein denkbarer Auslöser für die aktuellen Entwicklungen soll im Folgenden diskutiert werden. Im September 2019, wenige Monate vor Ausbruch der Corona-Krise, kam es an den US-Finanzmärkten zu einem bedrohlichen Beben, das weitgehend unter der Aufmerksamkeitsschwelle der breiten Öffentlichkeit blieb. Die ZEIT schrieb dazu am 1. Oktober 2019 unter der Überschrift „Kurzschluss im Finanzsystem“:

„Die Krise kam über Nacht. Banken drohte das Geld auszugehen. Notenbanker pumpten Hunderte Milliarden Dollar in den Geldmarkt, bloß um das Schlimmste zu verhindern. Das alles klingt nach dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise vor elf Jahren – doch tatsächlich beschreibt es den Montag vorletzter Woche. Da stand ein wichtiger Teil des Weltfinanzsystems kurz vor dem Zusammenbruch, und die Öffentlichkeit bemerkte so gut wie nichts. In der Nacht zum 17. September schoss ein bestimmter Zinssatz (…) ohne Vorwarnung nach oben: der Satz, der für Banken gilt, die sich kurzfristig etwas leihen wollen. Normalerweise werden Banken dort für etwa zwei Prozent Zinsen mit Cash versorgt (…) Aber plötzlich kostete Cash dort zehn Prozent. (…) Das letzte Mal, dass die Notenbanker am Repo-Markt eingreifen mussten, war nach dem Untergang der Investmentbank Lehman Brothers 2008. Die Schieflage der Investmentbank löste damals einen Notstand in diesem Teil des Finanzsystems aus, was fast zum Kollaps der Weltwirtschaft geführt hätte.“

Ein Blick auf die offiziellen Bilanzzahlen der US-Notenbank Fed zeigt sehr klar diesen die Finanzmärkte erschütternden Einschnitt, der zu einer Trendwende führte. Zum Verständnis: Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 hatte die Fed eingegriffen und sehr viel „Geld gedruckt“ (richtiger: Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit selbst erzeugtem Geld gekauft). Zu diesem Zeitpunkt war das Vertrauen der Banken und großen Investoren untereinander zusammengebrochen. Das massive „Gelddrucken“ der Fed (die Bilanzsumme wurde binnen Wochen verdoppelt) überbrückte diese Vertrauenskrise der Händler und Spekulanten und wendete einen Systemkollaps ab. In den Folgejahren kehrte das Vertrauen jedoch nie vollends zurück, die Bilanzen wurden weiter aufgebläht, die Instabilität des Systems immer größer.

Aufschlussreiche Bilanzzahlen

Eine Grafik der Fed-Bilanz zeigt, wie die Zentralbank ab Ende 2017 damit begann, stetig und in kleinen Schritten aus dieser riesigen Blase Druck abzulassen. Man verkaufte Staatsanleihen und Unternehmensanleihen in überschaubaren, regelmäßigen Tranchen, in der Hoffnung, dass das Vertrauen der Händler untereinander groß genug war. Dieser zentral gesteuerte Prozess ging zwei Jahre lang gut – bis im September 2019 dann das passierte, was der Zeit-Artikel oben beschreibt: Eine Neuauflage des Zusammenbruchs von 2008, nur diesmal wesentlich größer, stand unmittelbar vor der Tür.

Sofort verfiel die Fed in den Alarm-Modus und begann wieder „Geld zu drucken“, wie man am Ansteigen der Kurve ab Mitte September 2019 sieht. Die langfristige Strategie, langsam und in kleinen Schritten Druck abzulassen war offenkundig gescheitert, erneut drohte ein unkontrollierter Systemkollaps. Aus der Grafik ist ersichtlich, wie das massive „Gelddrucken“ im September 2019 begann und in den Wochen und Monaten darauf kontinuierlich fortgesetzt wurde – lange vor Corona. Norbert Häring schrieb dazu am 16. Januar 2020, als das Coronavirus noch eine Randnotiz in den Medien war:

„Die Fed begründete ihr Eingreifen – wenig überzeugend – mit einer temporären eigenen Fehlkalkulation (...). Man dürfe keinesfalls schließen, dass die Banken sich gegenseitig nicht mehr trauen. Die angebliche Fehlkalkulation ist offenbar ziemlich hartnäckig. Vier Monate später gibt es die Notfallkredite (…) immer noch in ungebremster Höhe und ein Ende ist nicht absehbar. Die Namen der Empfänger der Kredite hält die Fed geheim, damit diese nicht den Ruf der Bedürftigkeit bekommen. (…) Vielleicht befindet sich der von den Notenbanken befeuerte Finanzmarktboom in der Endphase vor dem Zusammenbruch.“

Ab März 2020 wurde dann, im Schatten der neuen „Gesundheitskrise“, in einem historisch beispielloses Ausmaß „Geld gedruckt“. Aktuell liegt die Bilanzsumme der Fed doppelt so hoch wie vor dem Börsenbeben vom September 2019. Entscheidend dabei ist, dass die Trendwende klar erkennbar nichts mit dem Auftauchen eines Virus zu tun hat, sondern mit dem beschriebenen Vertrauensverlust an den Börsen im September 2019.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet stellt sich die Frage, ob die Coronakrise seit Januar 2020 nicht ein globales Ablenkungsmanöver ist, mit dessen Hilfe die Manager des komplexen internationalen Finanzsystems Zeit gewinnen zur Absicherung ihrer Macht und Kontrolle. So gesehen könnte es auch um eine „Revolutionsvorbeugung“ gehen, denn unkalkulierbare Unruhen wie die Gelbwesten-Proteste, wie sie ab Ende 2018 die Regierung in Frankreich unter Druck setzten, sind unter dem Corona-Regime nicht mehr durchzuführen. „Social Distancing“ verhindert den kollektiven Protest auf der Straße effektiv und nachhaltig. So bleibt alles wie es ist. Vielleicht erscheint einigen Akteuren das als letzter Ausweg zum Machterhalt – denn der nächste, nun absehbare Finanzcrash droht einen politischen Umbruch nach sich zu ziehen, von dem eigensinnige und durch Eliten schwer zu lenkende Politiker wie Donald Trump nur erste warnende Vorboten waren.

Depressive Trance

Folgt man diesem Gedankengang, dann erscheinen Corona-Hardliner wie Joe Biden in den USA, Emmanuel Macron in Frankreich oder Markus Söder in Deutschland wie die politischen Vertreter dieser um ihre Macht bangenden Finanzeliten. Deren Hausorgan, die New York Times, gibt aktuell einen düsteren Grundton vor, der an Durchhalteparolen aus dem Krieg erinnert:

„Die Nation muss nun eine kritische Übergangsphase durchstehen, eine, die viel zu lange zu dauern droht, während wir berechtigten Optimismus für den nächsten Frühling beiseite legen und uns dem bevorstehenden dunklen Winter stellen.“

Die kommenden Monate würden „einfach nur schrecklich“, so die Zeitung. Es ist, als sollte die Öffentlichkeit dauerhaft in eine depressive Trance versetzt werden, in der die Menschen vollkommen erschöpft und passiv alles geschehen und mit sich machen lassen. Wenn das die Vision der aktuellen „Eliten“ ist, dann, so darf man konstatieren, sind sie wirklich am Ende.

Die lähmende Hypnose, deren düstere Mantras unablässig aus allen Medienkanälen strömen, ist eine Falle. Um sie zu meiden und einen klaren Verstand sowie den nötigen Optimismus zu bewahren, bedarf es großer Umsicht und Wachheit, aber auch Gelassenheit – dies alles insbesondere in der Justiz und der Richterschaft, wo in den kommenden Wochen und Monaten viele grundlegende Entscheidungen anstehen, die die Weichen für eine lebenswerte – oder erschreckend triste – Zukunft stellen werden.

Weitere Artikel zum Thema:

Anmerkungen

(1) Der brisante Artikel wurde von der Redaktion nach wenigen Tagen zurückgezogen, allerdings ohne die präsentierten Zusammenhänge stichhaltig zu widerlegen.

(2) ZDF-Moderator Daniel Bröckerhoff kritisierte Prof. Schrappe zunächst, in den Thesenpapieren, zu denen er ihn befragte, konkrete Vorschläge zum Schutz der Risikogruppen „nicht gefunden“ zu haben, musste dann aber einräumen, „nicht die Zeit“ gehabt zu haben, diese Papiere vor dem Interview überhaupt zu lesen.

(3) New York Times, „Is America Ready for Another Outbreak? No. But there are clear steps the government needs to take.“, 23. Januar 2020; New York Times, „Fears Over New Coronavirus Grip Davos“, 23. Januar 2020; New York Times, „Stocks Fall as Second Virus Case in U.S. Spooks Investors“, 24. Januar 2020

Info: https://multipolar-magazin.de/artikel/was-steckt-hinter-der-corona-politik

03.12.2020

BND-Gesetz: Ausspähen unter Freunden wird legalisiert u. ausgeweitet

netzpolitik.org, vom 30.11.2020, 08:33 Uhr - - in Überwachung - 9 Ergänzungen
Der Bundesnachrichtendienst soll in seiner Vorratsdatenspeicherung auch die Verbindungsdaten von Deutschen speichern dürfen, wenn er einige Daten unkenntlich macht. Das steht im neuen Entwurf zum BND-Gesetz, den wir veröffentlichen. Um diese Daten zu sammeln, soll der Geheimdienst auch Mobilfunk- und Internetanbieter hacken.


Zitat: Die Bundesregierung arbeitet weiter an einem neuen BND-Gesetz. Im Mai kippte das Bundesverfassungsgericht das erst vier Jahre alte Gesetz für den deutschen Auslandsgeheimdienst. Vor zwei Monaten verschickte das Kanzleramt einen ersten Entwurf für eine Neufassung an die Ministerien. Jetzt hat das Kanzleramt eine neue Version an Interessenverbände versendet, die wir wieder in Volltext veröffentlichen.

Die Referent:innen in der Regierungszentrale haben Einiges überarbeitet, aber die Stoßrichtung bleibt: Alles, was der BND macht, wird legalisiert und ausgeweitet. Der Geheimdienst soll spionieren und abhören: mit „strategischer“ Massenüberwachung, Abschnorcheln von Internet-Leitungen und Hacken von Telekommunikations-Anbietern.

Fantasiegrenze: Ein Drittel der weltweiten Kommunikation

Seit 2001 musste der BND seine Massenüberwachung auf 20 Prozent einzelner Kommunikations-Leitungen beschränken. Schon diese Regel hintertrieb der Geheimdienst mit eigentümlichen Rechtsauffassungen. Seit 2016 darf der BND statt einzelnen Leitungen vollständige Telekommunikationsnetze abhören, ganz ohne Mengenbeschränkung.

Laut Bundesverfassungsgericht geht das nicht, die Richter:innen fordern „einschränkende Maßgaben zum Volumen“. Das Kanzleramt hat eine „Volumenbegrenzung auf höchstens fünfzig Prozent der Übertragungskapazität aller global bestehenden Telekommunikationsnetze“ vorgeschlagen – die Hälfte aller Kommunikation weltweit. Dieser Wert ist so hoch, dass der BND ihn nie erreicht. Viele Akteure haben den Vorschlag kritisiert, auch der Bundesdatenschutzbeauftragte.

Jetzt hat das Kanzleramt den Wert verringert, auf 30 Prozent sämtlicher Kommunikation der Welt. Das ist immer noch unvorstellbar viel und weit mehr, als der BND überhaupt abhören kann. Auch der neue Wert ist also keine wirksame Beschränkung, wie sie das oberste Gericht gefordert hat.

Mobilfunk- und Internetanbieter hacken

In Deutschland kann der BND Kommunikations-Anbieter verpflichten, mit dem Geheimdienst zusammenzuarbeiten. So müssen zum Beispiel Deutsche Telekom und der Internet-Knoten DE-CIX riesige Datenmengen an den BND leiten. In anderen Ländern kann der deutsche Geheimdienst Anbieter nicht zur Zusammenarbeit verpflichten, freiwillig tun das aber nur wenige.

Also überwacht der Geheimdienst Kommunikations-Anbieter auch gegen deren Willen. In Zukunft soll der BND solche Anbieter einfach hacken und die Daten heimlich ausleiten. Im Entwurf heißt es:

Soweit dies zur Durchführung strategischer Aufklärungsmaßnahmen nach Absatz 1 erforderlich ist, darf sich der Bundesnachrichtendienst mit technischen Mitteln Zugang zu informationstechnischen Systemen eines ausländischen Telekommunikations- oder Telemediendienstanbieters im Ausland auch ohne dessen Wissen verschaffen und personenbezogene Daten, die dieser anlässlich der Erbringung seines Dienstes verarbeitet, aus der laufenden Kommunikation erheben.

Als Edward Snowden nachwies, dass die Geheimdienste von USA und Großbritannien genau das tun, war das noch ein Skandal. Heute legalisiert die Bundesregierung so etwas einfach.

Inhaltsdaten, Bestandsdaten, Verkehrsdaten

Der BND zapft demnach offiziell oder heimlich rohe Internet-Datenströme an, bis zu 30 Prozent aller Internet-Kommunikation weltweit. Diese riesigen Datenmengen verarbeitet der Geheimdienst auf seiner Hard- und Software.

Kommunikations-Inhalte wie E-Mails oder Telefonate speichert der BND, wenn ein „Selektor“ anschlägt, also wenn die Kommunikation konkrete Merkmale wie Inhalte, Sender/Empfänger oder technische Kenndaten enthält. Laut Eigenaussage speichert der BND auf diese Weise 270.000 Kommunikations-Inhalte jeden Tag, also drei pro Sekunde.

Andere Datentypen wie Bestandsdaten und Verkehrsdaten speichert der BND fast vollständig. Manche dieser Metadaten – etwa von Deutschen – muss der Geheimdienst vorher herausfiltern, das passiert oft mehr schlecht als recht. Das Kanzleramt will dem BND jetzt erlauben, noch mehr Metadaten zu speichern.

Verkehrsdaten von deutschen Staatsangehörigen

Eigentlich darf der BND die Verkehrsdaten von Deutschen nicht speichern und verarbeiten. Dieses Verbot gilt aber nicht für „Maschine-zu-Maschine-Kommunikation“, wie Geräte im „Internet-der-Dinge“ oder wenn ein Handy mit einem Mobilfunknetz kommuniziert.

Der BND darf auch Metadaten Deutscher speichern, wenn er personenbezogene Daten „unkenntlich“ macht, also „verhasht“. Der Geheimdienst kann die Verkehrsdaten ganzer Mobilfunk- und Internetanbieter vollständig auf Vorrat speichern, wenn er deutsche Telefon- und Gerätenummern als Hashwert statt Klartext speichert.

Diese Regeln folgen einem weiteren höchstrichterlichen Urteil. Das Bundesverwaltungsgericht hatte 2017 festgestellt, dass es keine „Rechtsgrundlagen zur Verarbeitung von Verkehrsdaten von deutschen Staatsangehörigen“ gibt. Statt das Treiben des BND zu verbieten, wird das Gesetz an die Praxis der Geheimdienste angepasst.

Bundesregierung ist sich weitgehend einig

Das neue Gesetz ist sehr umfassend, der Entwurf ist 139 Seiten lang. Das alte BND-Gesetz von 2016 war in vielen und grundlegenden Punkten verfassungswidrig, deshalb werden große Teile des Gesetzes vollständig neu geschrieben. Das zur Zeit geltende BND-Gesetz besteht aus 36 Paragrafen. Davon sollen nur die ersten beiden Abschnitte bestehen bleiben, die Paragrafen 19 bis 62 werden neu gefasst.

Dementsprechend enthält das Gesetz viele weitere relevante Punkte. Das betrifft beispielsweise die Weitergabe der überwachten Daten an Behörden im In- und Ausland oder Hacking-Befugnisse gegen IT-Geräte. Einen großen Teil nimmt die Aufsicht über den BND ein, die Rechtskontrolle soll ein neuer „Unabhängiger Kontrollrat“ übernehmen. Auch dieser Vorschlag wurde bereits wiederholt kritisiert.

Im weiteren Gesetzgebungsverfahren werden relevante Akteur:innen Positionen und Stellungnahmen zum Entwurf abgeben. Substantielle Änderungen sind jedoch unwahrscheinlich. Die Bundesregierung hat sich in den grundlegenden Punkten bereits geeinigt. Noch im Dezember will das Bundeskabinett den Gesetzentwurf verabschieden und auf den Weg bringen.


Hier der Gesetzentwurf in Volltext: (s. netzpolitik.org Website)


Info: https://netzpolitik.org/2020/bnd-gesetz-ausspaehen-unter-freunden-wird-legalisiert-und-ausgeweitet/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

03.12.2020

Die NATO: hirntot, obsolet und brandgefährlich

cashkurs.com, vom 02.12.2020, Autor: Willy Wimmer

„Alleine schon die letzten Wochen machen deutlich, was mit der NATO los ist. Jetzt wird der Eindruck beim gestrigen Treffen der NATO-Außenminister erweckt, man könne bei der NATO etwas reformieren, um sie zukunftsfähig zu machen. Das ist eine vergebliche Liebesmüh.“ schreibt Willy Wimmer.


Zitat: Afghanistan macht deutlich, was an der NATO nicht stimmt und nie stimmig gemacht werden kann. Die NATO dient einzig und allein dem alten Ziel, das bei ihrer Gründung 1949 durch den damaligen NATO-Generalsekretär Ismay ausgegeben worden war: „die Amerikaner rein nach Europa, die Russen raus aus Europa und die Deutschen in Europa unten halten. Das war aus angelsächsischer Sicht hochgradig konsequent.

Das war seit 1871 und den damaligen Ansichten des britischen Premierministers Disraeli konsequente britische und amerikanische Politik nach der Gründung des Deutschen Reiches wegen der Gefahr einer Zusammenarbeit zwischen den beiden Kontinentalmächten Russland und Deutschland.

Die Fortsetzung: "und immer wieder Versailles" Über Versailles 1919 wurde diese Politik fortgesetzt, wie Alexander Sosnowski und ich 2019 in unserem Buch "und immer wieder Versailles" unter Beweis gestellt haben. Selbst der französische Präsident Macron hat in diesem Zusammenhang die Verantwortung Frankreichs für die nationalsozialistische Bewegung eines Adolf Hitler vor wenigen Monaten öffentlich festgestellt.

In einer Zeit der gezielten Tötungen wichtiger Persönlichkeiten fremder Länder sollte man sich in Deutschland in Erinnerung rufen, was die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bestimmte. Da wurde 1922 der damalige deutsche Außenminister Walther Rathenau auf offener Straße ermordet und damit derjenige, der nicht nur für die deutsche Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg maßgebliche Verantwortung getragen hatte. Walther Rathenau war derjenige, der versuchte, das von Versailles" bestimmte Deutschland vor dem endgültigen Absturz durch eine enge Zusammenarbeit mit der Sowjetunion zu bewahren.

Zeitgleich wurde durch vor allem amerikanische Finanzmittel und mit Wissen der US-Regierung der stramm antikommunistisch und antisemitisch eingestellte Adolf Hitler vor der politischen Bedeutungslosigkeit mit Hilfe des US-Militärattaches in Berlin bewahrt. Da war es zielführend konsequent, wenn ein Reichskanzler Hitler umgehend die enge Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 beendete. Für eine Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland waren die amerikanischen Finanzmittel an Hitler jedenfalls nicht geflossen.

Der Art und Weise, wie nach 1990 und dem Ende des Kalten Krieges jede Zusage an die damalige sowjetische Führung, die NATO in einen Konsultationsmechanismus zu verwandeln und keinesfalls eine militärisch integrierte NATO nach Osten auszudehnen, gebrochen wurde, macht heute eines mehr als deutlich. Die alte Zielvorgabe für die Gestaltung des euro-asiatischen Kontinentes bleibt unverändert bestehen.

Eine gedeihliche Zusammenarbeit auf dem euro-asiatischen Kontinent zwischen Russland und Deutschland muss unter allen Umständen hintertrieben werden. Das ist der Zweck der NATO und das im Vorfeld einer Präsidentschaft Joe Bidens, der wie kein Zweiter für die Kriegs- und Drohnenmord-Politik des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Obama steht. Was uns da bevorsteht, kann man an einem Punkt der Empfehlungen für die NATO-Außenminister sehen.

„Wenn die Einstimmigkeit fällt, fällt der letzte Anker für die Beachtung nationaler Verfassungen und des Völkerrechts“ Die Einstimmigkeit für Kriegsbeschlüsse soll aufgehoben werden. Die Grünen haben am vorigen Wochenende bei ihrem Parteitag schon deutlich gemacht, welche Weg eingeschlagen werden soll, sich über die Charta der Vereinten Nationen dann hinwegzusetzen, wenn aus Washington wieder zum Krieg geblasen werden soll. Wenn die Einstimmigkeit fällt, fällt der letzte Anker für die Beachtung nationaler Verfassungen und des Völkerrechts, bis auf die Hilfsmittel aus den Zeiten der Kolonialpolitik wie "Recht auf Schutz anderer" und "Verhinderung humanitärer Katastrophen".

Wochen nachdem die Welt sich an die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse erinnerte, geht die NATO in Missachtung der Konsequenzen aus dem Zweiten Weltkrieg ihren sehr speziellen Weg. Am Ende des Zweiten Weltkrieges stand die Ächtung des Krieges und das Gewaltmonopol des Sicherheitsrates der UN.

Mit dem völkerrechtswidrigen Krieg 1999 gegen die Bundesrepublik Jugoslawien hat die NATO nach Aussagen des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder nicht nur das Völkerrecht gebrochen. Die NATO hat damit den Rechtszustand des Jahres 1939 wiederhergestellt. An nichts wird das deutlicher als an einem Vergleich zwischen der Rechtslage, wie sie zum Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur NATO bestand und dem globalen Agieren mit Selbstermächtigung heute.

Die Pläne für die Endlos-Verlängerung der NATO werden zu einem Zeitpunkt vorgelegt, an dem die Sinnhaftigkeit des NATO-Einsatzes in Afghanistan hinterfragt wird. Fast 60 tote deutsche Soldaten und Milliarden deutscher Steuermittel wurden für fragwürdige Ziele in Kauf genommen. Es fing nach dem amerikanischen Einmarsch in Scheberghan und anderswo mit Massenmorden an, als Container mit afghanischen Männern unter gezieltes MG-Feuer genommen wurden.

Im Stationierungsgebiet der Bundeswehr wurde anfangs befriedet. Dies bis zu dem Zeitpunkt, als ohne jede Absprache mit den deutschen Verantwortlichen amerikanische Kräfte mit einem eindeutigen Kampfauftrag im Rücken der Bundeswehr auftauchten. Die deutsche Generalbundesanwältin weigerte sich, wegen der Massentötungen an afghanischen Hochzeitgesellschaften gegen die Täter vorzugehen, weil angeblich auch in den USA gegen die Verantwortlichen vorgegangen werden könne.

Dabei weiß jeder, wie die Verantwortlichen in Washington das internationale Recht auf diesem Feld missachten. Nicht anders verhielt es sich mit der Aussage des damaligen afghanischen Präsidenten Karzai, nach der die Taliban 2004 den USA angeboten hatten, die Waffen auf ewig zu strecken und sich zu unterwerfen. Das Angebot wurde seitens der USA abgelehnt, so Karzai.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Unsere Gesellschaften sind noch in der Lage, das sich daraus ergebende moralische Dilemma bei fortdauernder Existenz der jetzt bestehenden NATO tendenziell anzusprechen. Wenn die Einstimmigkeit und die Beachtung des Völkerrechts endgültig fallen, gehen in "Europa und der Welt die Lichter aus".

Willy Wimmer, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministers der Verteidigung a.D.

Info: https://www.cashkurs.com/wirtschaftsfacts/beitrag/die-nato-hirntot-obsolet-und-brandgefaehrlich

03.12.2020

Im Gleichschritt: Die Rockefeller Stiftung will ihr autokratisches Pandemieszenario umsetzen

norberthaering.de, vom 23. 05. 2020 |  (Ergänzend zu Blogeiträgen v. 21.07.2020 u. 28.05.2020)

Vor zehn Jahren hat die reiche und mächtige Rockefeller Stiftung ein Szenario durchgespielt und freundlich beschrieben, in dem eine Pandemie dazu führt, dass sich autokratische Regierungsformen mit totaler Überwachung und Kontrolle der Bürger durchsetzen. Nun hat sie einen Pandemieplan veröffentlicht, der dieses Szenario wahr machen soll.


Zitat: Zwei Wochen hat es nach Angaben des Stiftungspräsidenten im Vorwort gedauert, mit einer Vielzahl von “Experten und Entscheidern aus Wissenschaft, Unternehmen, Politik und Regierung – über Branchen und politische Ideologien hinweg”, diesen Plan aufzuschreiben und am 21. April in Hochglanz zu veröffentlichen, unter dem Titel “National Covid-19 Testing Action Plan: Pragmatic steps to reopen our workplaces and our communities”.

Ich bin durch Maren Müller (Publikumskonferenz), die einen Beitrag aus der italienischen Zeitung il manifesto darüber übersetzt hat, auf diesen Plan aufmerksam geworden. Ich habe ihn mir durchgelesen und mir stockte der Atem.

Zwei Wochen scheint eine sehr kurze Zeit zu sein, für so ein umfassendes Werk mit vermeintlich vielen Mitwirkenden. Aber schließlich hatte die Stiftung zehn Jahre lang Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten. In der Publikation von 2010, in der das “Lock-Step”-Pandemieszenario (Lock Step = Gleichschritt) enthalten war, hieß es schließlich nicht umsonst an die Adresse von Entscheidungsträgern in Stiftungen gerichtet: “Die Szenarien sollen unser Denken sowohl über die Chancen als auch über die Hindernisse, die die Zukunft bergen könnte, erweitern. (Sie) sind ein Medium, durch das große Veränderungen nicht nur ins Auge gefasst, sondern auch verwirklicht werden können.”

In der aktuellen Broschüre schlägt die Rockefeller Stiftung unter anderem ein Pandemic Testing Board (Rat für Pandemie-Tests)  vor, “nach dem Vorbild des War Production Board” (Rat für Kriegsproduktion) dem während des zweiten Weltkriegs in den USA die Wirtschaftssteuerung oblag. Dieser mächtige Technokratenrat soll bestehen aus neun Vertretern von Unternehmen, Regierung, Wissenschaft, Universitäten und Gewerkschaften, wahrscheinlich nicht zufällig in dieser Reihenfolge.

Microsoft und Google stehen wahrscheinlich ganz oben auf der Liste der Kandidaten für diesen Rat.

Der Name eines der vier Autoren des Vorschlags fiel mir gleich auf: E. Glen Weyl, techno-libertärer Marktradikaler, Microsoft-Forschungsmanager und langjähriger Werber für die Legalisierung und Wiedereinführung der Schuldknechtschaft, insbesondere für Migranten.

Ein weiterer Autor ist Ganesh Sitaraman, Rechtsprofessor an der Vanderbilt University und ehemaliger Forscher am “Trainingszentrum für Aufstandsbekämpfung” in Afghanistan. Der dritte ist Julius Krein, ehemaliger Hedge-Fonds-Manager und Chef der aus dem “Journal of American Greatness” hervorgegangenen rechtsnationalistischen Zeitschrift “American Affairs”. Die renommierte Ethik-Professorin Danielle Allen darf diesen toxischen Autorencocktail etwas verdünnen.

In Kriegszeiten geht alles

Wie in Kriegszeiten soll der Pandemierat die Macht haben, alles zu beschlagnahmen und die Produktion von allem anzuordnen, was nötig ist, um in kurzer Zeit die Testkapazität auf so viele Millionen pro Tag zu steigern, dass die Mehrheit der Amerikaner und dann möglichst der ganzen Weltbevölkerung wöchentlich auf Covid-19 getestet werden kann. Das sei nötig, damit die Wirtschaft wieder anlaufen kann.

Natürlich soll der Staat die Unternehmen dafür gut bezahlen, bei Tests mit “z.B. 100 Dollar pro Test” und dort, wo Unternehmen investieren, durch Garantien dafür sorgen, dass die großen Gewinnaussichten nicht mit einem Verlustrisiko erkauft werden müssen.

Ein Pandemie-Corps von 300.000 Testern und Kontaktverfolgern wird, auch wenn das so nicht in der Broschüre steht, polizeartige Aufgaben gegenüber einer widerstrebenden Bevölkerung wahrnehmen müssen, denn “der Infektionsstatus muss für die Teilnahme an vielen sozialen Aktivitäten bekannt sein”. Mit anderen Worten: Wer nicht nachweisen kann, dass er corona-frei ist, darf nicht zur Arbeit und darf nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Um die Kontaktverfolgung zu vervollkommnen sollen so umfassend wie möglich entsprechende Apps eingesetzt werden, die aufzeichnen, wer wem nahe kommt.

Treuherzig schreibt die Stiftung dazu, es müssten Gesetze erlassen werden, die verhindern, dass man wegen einer Infektion gekündigt wird. Als ob das auch nur den Hauch einer Chance hätte, in einem Land, wo man in vielen Bundesstaaten aus beliebigem Grund mit zwei Wochen Frist gekündigt werden kann, zum Beispiel auch, weil man als Gerichtsjuror gezogen wird und deshalb Arbeitstage versäumt.

Die globale ID unter neuem Namen

Auch der Plan der Einführung einer global einheitlichen Identifikationsnummer für jeden, den die Rockefeller Stiftung bereits mit dem Totalüberwachungsprojekt ID2020 vorantreibt, wird in der Broschüre propagiert, jetzt allerdings unter dem Namen “unique patient identification number” (eindeutige Patienten Identifikationsnummer). Jeder wird hier zum Patienten erklärt.

Über diese einheitliche “Patienten”-Nummer sollen Informationen über den viralen Status, den Antikörper- und schließlich den Impfstatus jedes Bürgers zugänglich sein. Aber nicht nur das. Die Datenbank soll eine Über-Datenbank sein, die mit so ziemlich jeder anderen Datenbank mit Bürgerinformationen verlinkt werden soll, von Anwesenheitslisten in Schulen, über Passagierlisten von jeglicher Art von Transportmittel, bis hin zum Eintrittskartenverkauf bei Veranstaltungen. Natürlich soll dabei die Privatsphäre bewahrt werden. Was denn sonst?

Um risikoreiche Bevölkerungsgruppen zu identifizieren und zu einer guten Kontaktverfolgung zu kommen und Entscheidungen zu unterstützen, sei es nötig, eine Vielzahl von Datenquellen zusammenzubringen und mit mächtigen Analyseinstrumenten auszuwerten. Dafür müssten bestehende Hindernisse bei der Datenbeschaffung für solche Analyseinstrumente (gemeint ist künstliche Intelligenz) dringend beseitigt werden. Fortschritte auf dem Weg dorthin durch neue Gesetze werden gelobt.

Künstliche Intelligenz braucht Massendaten

Das hat direkte Bezüge zu einer Präsentation des Nationalen Sicherheitsrats für künstliche Intelligenz (NSCAI) vom letzten Jahr. Darin warnt das Gremium unter Vorsitz von Ex-Google-Chef Eric Schmidt, dass die USA ihre globale Vorherrschaft verlieren werden, wenn es nicht gelingt, ähnlich wie in China, ohne Rücksicht auf Datenschutz den KI-Firmen große Datenmassen, unter anderem aus dem Gesundheitsbereich, zugänglich zu machen, mit denen sie ihre Analyseprogramme trainieren können.

Es soll aber nicht beim Testen und Kontaktverfolgen bleiben. Man will durch intensive Nutzung von Daten und künstliche Intelligenz auch in die Lage kommen, vorherzusagen, wo es zu gehäuften Auftritten der Krankheit kommen wird. Dazu will man alles an Daten nutzen, was es so gibt, die zugänglich gemachten Daten aus dem Gesundheitssystem, Daten aus der Überwachung der sozialen Medien, Mobilitätsdaten (!), Daten von Fit-bits, Smartphones, smarten Thermometern und anderen digitalen Gadgets, mit denen sich die Bevölkerung freiwillig überwachen lässt, alle zusammengeführt auf einer gemeinsamen digitalen Plattform (Datenbank). Unter Beachtung des Datenschutzes, natürlich. Ha, ha.

Das soll nicht etwas Totalüberwachung um der Totalüberwachung willen sein, sondern nur dazu dienen, vorher abschätzen zu können, wo es vielleicht demnächst Engpässe bei den Testkapazitäten geben könnte. Mit Kanonen auf Spatzen schießen ist ein Bild, das die absurde Unverhältnismäßigkeit dieses Vorschlags nur andeutungsweise erfasst.

Diskursverschiebung als Ziel

Niemand sollte sich täuschen lassen von der Tatsache, dass die technokratische Überwachungsfantasie der Stiftung nicht in dieser Form und zur Gänze umgesetzt wird, jedenfalls nicht kurzfristig. Darum geht es nicht. Es geht bei diesen Vorstößen darum, den Diskursraum, also das, worüber diskutiert werden darf, zu verschieben und zu erweitern.

Wenn man die günstige Gelegenheit der Pandemie nutzt, um mit solch extremen Vorschlägen zu kommen, und die Öffentlichkeit das ohne Sturm der Entrüstung hinnimmt, dann ist das Hauptziel bereits erreicht.Und das ist tatsächlich geglückt. Die US-Medien berichteten freundlich über den Vorstoß als sei er etwas völlig normales, etwa Forbes und CNBC.

Dann erscheinen all die etwas weniger extremen Einzelmaßnahmen, die man tatsächlich durchsetzen kann und die früher extrem gewirkt hätten, plötzlich als moderate Neuerungen. So etwa die Vereinbarungen des New Yorker Gouverneurs Mario Cuomo mit Googles Ex-Chef Eric Schmidt und mit Bill Gates, dass diese ihm eine komplett digitale Neuerfindung New Yorks und seines Bildungssystems entwickeln.

Als Resümee will ich die (übersetzte) Schlussfolgerung aus il manifesto zitieren, der nichts hinzuzufügen ist:

Dies ist, kurz gesagt, der Plan, den die Rockefeller Foundation in den Vereinigten Staaten und darüber hinaus umsetzen will. Sollte er auch nur teilweise umgesetzt werden, würde es zu einer weiteren Konzentration der wirtschaftlichen und politischen Macht in den Händen noch kleinerer Eliten kommen, zum Nachteil einer wachsenden Mehrheit, der demokratische Grundrechte vorenthalten würden. Diese Operation wird im Namen der „Kontrolle von Covid-19“ durchgeführt, dessen Sterblichkeitsrate nach offiziellen Angaben bisher weniger als 0,03% der US-Bevölkerung beträgt. Im Rockefeller Foundation Plan wird das Virus als eine echte Waffe eingesetzt, gefährlicher als Covid-19 selbst.

Info: https://norberthaering.de/die-regenten-der-welt/rockefeller-testing-plan

03.12.2020

Das nächste Jahrzehnt der NATO                                                                             NATO-Bericht macht Vorschläge zur Dämpfung bündnisinterner Konflikte und zur Stärkung der Allianz gegen Russland und China.

German-Foreign-Policy.com, 3. Dez. 2020
BERLIN/BRÜSSEL (Eigener Bericht) - Die NATO soll ihre innere Geschlossenheit stärken und sich mit neuen Schritten gegen Russland und China in Stellung bringen. Dies fordert ein Bericht ("NATO 2030"), den das Militärbündnis anlässlich seines gestern zu Ende gegangenen Außenministertreffens offiziell vorgelegt hat. Demnach soll zukünftig ein Veto gegen unliebsame Bündnisbeschlüsse erschwert werden; zugleich müsse die Allianz die Kooperation mit Staaten an den Grenzen zu Russland und im regionalen Umfeld Chinas intensivieren. Der Bericht war im vergangenen Dezember in Auftrag gegeben worden, um offen eskalierende Differenzen innerhalb der Allianz zu kitten, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zuvor in einer pointierten Formulierung ("Hirntod der NATO") angeprangert hatte. Erstellt wurde er unter Leitung von Ex-Verteidigungsminister Thomas de Maizière und dem US-Diplomaten Wess Mitchell. Der Bericht, der in die Erstellung eines neuen "Strategischen Konzepts" münden soll, wird von Außenminister Heiko Maas lautstark gelobt, von Experten aber als "sicherheitspolitischer Bauchladen" abgetan.

Zitat: Der "Hirntod" der NATO

Offizieller Auslöser für die Erstellung des Berichts, den die NATO-Außenminister auf ihrem Treffen in den vergangenen zwei Tagen diskutierten, war die Äußerung von Frankreichs Präsident Emmanuel Anfang November 2019, man erlebe gegenwärtig "den Hirntod der NATO".[1] Anlass für Macrons Äußerung wiederum war, dass kurz zuvor die Türkei nach Syrien einmarschiert war und die Vereinigten Staaten mitgeteilt hatten, ihre Truppen von dort abzuziehen. Frankreich hatte, über beides nicht vorab in Kenntnis gesetzt, seine in Syrien operierenden Spezialkräfte überstürzt aus dem Land beordern müssen. Dabei konnte das Vorgehen weder der USA noch der Türkei als Ausrutscher gewertet werden: Washington setzte unter Präsident Donald Trump zusehends auf Alleingänge; Ankara nutzt unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan sein gewachsenes ökonomisch-politisches Gewicht, um die eigene Expansion ohne besondere Rücksichtnahme auf die Allianz voranzutreiben. Zwar werden die USA unter ihrem künftigen Präsidenten Joe Biden wohl wieder stärker auf Bündniskooperation setzen; doch kann mit Blick auf die tiefe Zerrissenheit des Landes nicht fest davon ausgegangen werden, dass dies auf Dauer, etwa nach der nächsten Wahl im Jahr 2024, auch so bleibt.

"Vereint für eine neue Ära"

Vor diesem Hintergrund hatte auf Initiative von Außenminister Heiko Maas der Londoner NATO-Gipfel Anfang Dezember 2019 beschlossen, einen "Reflexionsprozess" zur Konsolidierung des Bündnisses zu starten. Zu diesem Zweck setzte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg im April eine "Reflexionsgruppe" ein, die unter Vorsitz von Ex-Verteidigungsminister Thomas de Maizière und dem zuletzt im State Department für Europa zuständigen US-Diplomaten Wess Mitchell den jetzt vorgelegten Bericht "NATO 2030: Vereint für eine neue Ära" erstellte. In die zehnköpfige "Reflexionsgruppe" eingebunden waren sämtliche relevanten Strömungen in der NATO. Explizit beteiligt waren der türkische Diplomat Tacan İldem und Frankreichs Ex-Außenminister Hubert Védrine. Schwerpunktmäßig geht es darum, den politischen Zusammenhalt des zumindest partiell auseinanderdriftenden Militärbündnisses zu stärken, um mit größtmöglicher Geschlossenheit die Machtkämpfe gegen Russland und China führen zu können. Dazu bietet der aktuelle Bericht nicht nur Kernaussagen über vorgebliche "globale Bedrohungen" der kommenden Jahre, sondern auch 138 konkrete Empfehlungen für die praktische Arbeit der Allianz.

Bedrohungsszenarien

"Bedrohungen" diagnostiziert der Bericht der "Reflexionsgruppe" rund um den Globus. Hatte die NATO in ihrem "Strategischen Konzept" aus dem Jahr 2010 noch festgestellt: "Heute lebt der euro-atlantische Raum in Frieden", so ist nun von einer "Rückkehr der Systemrivalität" und von einem "Aufstieg globaler Bedrohungen" die Rede.[2] Russland etwa sei zwar "nach wirtschaftlichen und politischen Maßstäben eine absteigende Macht"; es habe sich aber als "fähig zu territorialer Aggression" erwiesen und bleibe "im kommenden Jahrzehnt wahrscheinlich eine Hauptbedrohung" für die Allianz. China hingegen, heißt es in dem Bericht, stelle "eine ganz andere Art von Herausforderung für die NATO" dar: Es sei "gegenwärtig keine direkte militärische Bedrohung für die euro-atlantische Region", habe aber dennoch "eine globale strategische Agenda" und werde in den Jahren bis 2030 wohl "die Fähigkeit" des Bündnisses herausfordern, "kollektive Resilienz herauszubilden". Die Formulierung ist unter anderem auf Chinas heftig attackierte Beteiligung am Aufbau von Infrastruktur wie den 5G-Netzen in Europa gemünzt. "Terrorismus" bleibe "eine der unmittelbarsten asymmetrischen Bedrohungen für die Allianz", heißt es weiter; darüber hinaus bestünden "andere Bedrohungen und Herausforderungen" im Süden fort - in einem riesigen Gebiet von Nordafrika über den Nahen und Mittleren Osten "bis nach Afghanistan".

Gegen Russland, gegen China

Die konkreten Empfehlungen des Berichts für die praktischen Aktivitäten der NATO haben eine doppelte Dimension: Zum einen sollen sie die zunehmenden Differenzen innerhalb des Bündnisses wenigstens dämpfen; zum anderen zielen sie auf eine strategische Stärkung der Allianz vor allem gegen Russland und China. So heißt es, "im Norden" solle die "Partnerschaft" mit Schweden und Finnland fortgesetzt und intensiviert werden. Faktisch werden beide Länder schon längst als informelle Mitglieder behandelt und sind bei zahlreichen NATO-Treffen vertreten, so zum Beispiel gestern beim Außenministertreffen. "Im Osten" müssten "die Partnerschaften mit der Ukraine und Georgien gestärkt" werden, heißt es weiter; beide Länder fungieren seit Jahren als vorgeschobene Verbündete unmittelbar an den russischen Grenzen. Mit Blick auf Asien plädiert der Bericht schließlich dafür, "Konsultation und Kooperation mit indo-pazifischen Partnern zu vertiefen" - mit Australien, Neuseeland, Japan und Südkorea. Die vier Länder zählen bereits zu den "globalen Partnern" des Kriegsbündnisses; man könne die schon bestehende Zusammenarbeit im "NATO+4-Format" ausbauen, heißt es. Als weitere Option nennt der Bericht eine Kooperation mit dem Quad ("Quadrilateral Security Dialogue"), einem lockeren Bündnis der USA, Australiens, Japans und Indiens, das sich gegen China richtet - auch militärisch.[3]

Konfliktpotenziale

Mit Blick auf den inneren Bündniszusammenhalt heißt es in den Empfehlungen des Berichts, "die transatlantische Konsultation" müsse "auf systematische, glaubwürdige und kraftvolle Art und Weise gestärkt werden". Dazu sollten die Absprachen der Außenminister intensiviert und generell mehr Ministertreffen abgehalten werden. Zu erwägen sei darüber hinaus, die Stellung des NATO-Generalsekretärs weiter aufzuwerten. Zudem sollen Blockaden erschwert werden; so haben jüngst Ungarn die Bündniskooperation mit der Ukraine und die Türkei diejenige mit Österreich systematisch torpediert, weil sie auf nationaler Ebene mit den Ländern im Streit liegen. Lege ein Staat - wie in den erwähnten Fällen Ungarn und die Türkei - sein Veto ein, dann müsse dies "auf Ministerebene geschehen, nicht in Gremien", fordert de Maizière: "Das erhöht den politischen Preis."[4] Allerdings erhöht es zugleich die politischen Kosten, wenn Konflikte in Zukunft nicht mehr in Gremien, sondern von den Ministern und damit näher am Blick der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Zudem soll in Zukunft, teilt de Maizière mit, "eine Gruppe von Staaten unter dem Dach der Nato" enger zusammenarbeiten können. Das eröffnet neue Optionen, schafft aber zugleich neues Konflikt- und Spaltungspotenzial.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8459

02.12.2020

Hannah Arendt   -   Denken ohne Geländer


deutschlandfunkkultur.de, Lange Nacht | Beitrag vom 28.11.2020, Von Christine Nagel

Zu Ehren von Hannah Arendt (1906-1975) wurde 1972 in Toronto eine Konferenz abgehalten, bei der Freunde und Kollegen über Aspekte ihres Werkes kritisch diskutierten. Auch Hannah Arendt selbst kommt in den Tondokumenten zu Wort.

Zitat: Hannah Arendts Werk basiert auf einem radikalen Neuansatz nach dem sogenannten Traditionsbruch. Hatte sie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg die „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ untersucht, war ihre Arbeit im Folgenden auf die Bedingungen gerichtet, unter denen politisches Handeln zustande kommt. Ihr Politikbegriff ist gekennzeichnet vom „acting in concert“, wie sie das Handeln vieler, die Pluralität, bezeichnete.

„Das Glück des Öffentlichen“

In gewaltfreien Revolutionen sah sie eine Möglichkeit, „das Glück des Öffentlichen“ herbeizuführen. „Ich war immer der Meinung, dass man so zu denken anfangen müsste, als wenn niemand zuvor gedacht hätte. Und dann beginnen sollte, von den anderen zu lernen“, sagte Arendt.  

Auf diese Weise war es ihr möglich, sich als unabhängige Denkerin auf philosophische Autoren des Abendlandes zurückzubeziehen, und ihre Gegenwart nach dem Holocaust kritisch zu begleiten. Was es bedeutet, im Zeitalter der totalitären Ideologien als Jüdin zu überleben und daraus Schlüsse für die Verfasstheit des Menschen in schwierigen Zeiten zu ziehen, ist nach ihrem Tod aktuell geblieben. ..  (umfangreicher folgender Text)

Info: Hannah Arendt , Denken ohne Geländer,

Anhören: https://www.deutschlandfunkkultur.de/hannah-arendt-denken-ohne-gelaender.1024.de.html?dram:article_id=249953, Dauer: 3:45:11 h

Herunterladen https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/11/28/lange_nacht_ueber_hannah_arendt_drk_20201128_0005_d9a60f6d.mp3, 206 MB


Weiteres: Lange Nacht

1 Pandemie und Freiheitsrechte Die offene Gesellschaft steht unter Vorbehalt
2 Feminismus Wenn Männer für Frauenrechte kämpfen
3 Coronavirus Wer sich impfen lässt, hilft auch anderen
4 Philosemitismus Eine Liebe, die blind macht
5 Hannah Arendt Denken ohne Geländer
02.12.2020

Transatlantische Sanktionen (II). Konflikt um Nord Stream 2 verschärft sich erneut

German-Foreign-Policy.com, 2. Dez. 2020

BERLIN/WASHINGTON/MOSKAU (Eigener Bericht) - Die Wiederaufnahme der Verlegearbeiten an der Erdgaspipeline Nord Stream 2 steht unmittelbar bevor. Wie die Betreiberfirma mitteilt, soll die Verlegung des nächsten Pipelinestücks nach rund einjähriger sanktionsbedingter Zwangspause an diesem Samstag beginnen. Washington arbeitet unterdessen an neuen Sanktionen, die noch in diesem Jahr in Kraft gesetzt werden sollen. Sie verdichten das unübersichtliche Sanktionsgeflecht, das die Vereinigten Staaten mit Drohungen im Mafiastil durchzusetzen suchen, noch mehr; es heißt über sie, sie seien womöglich geeignet, Nord Stream 2 den abschließenden Todesstoß zu versetzen. In Berlin haben die Arbeiten an Gegenmaßnahmen begonnen. Sie enthalten allgemeine Optionen zur Abwehr künftiger US-Sanktionen; zu ihrer Realisierung fehlt allerdings noch viel. Nord Stream 2 soll laut Plänen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern mit einer sanktionsimmunen gemeinnützigen Stiftung geschützt werden. Für Berlin und die EU steht die strategische Autonomie und damit die Fähigkeit zu einer eigenständigen Weltpolitik auf dem Spiel.


Zitat: Das US-Sanktionsgeflecht Die Vereinigten Staaten sind dabei, das unübersichtliche Sanktionsgeflecht, das sie über Nord Stream 2 gelegt haben, noch weiter zu verdichten. In einem ersten Schritt hatte Ende vergangenen Jahres der Protecting Europe's Energy Security Act (PEESA) die Unterbrechung der Pipeline-Verlegearbeiten erzwungen, indem er die Betreiber von Spezialschiffen, die sich an der Verlegung von Nord Stream 2 beteiligten, mit Zwangsmaßnahmen bedrohte. US-Präsident Donald Trump setzte den PEESA am 20. Dezember 2019 in Kraft, woraufhin die Schweizer Firma Allseas, deren Spezialschiffe als unverzichtbar galten, umgehend ihre Tätigkeit für Nord Stream 2 beendete. Das hatte zur Folge, dass Russland ein Ersatzschiff, die Akademik Tscherski, aus seinem äußersten Osten heranholen und aufwendig umrüsten musste; das kostete viel Zeit. Hinzu kam, dass US-Außenminister Mike Pompeo den schon seit dem 2. August 2017 geltenden Countering America's Adversaries Through Sanctions Act (CAATSA) am 15. Juli 2020 einer Neuinterpretation unterzog. Der CAATSA sieht in Section 232 Zwangsmaßnahmen gegen alle vor, die den Bau russischer Pipelines auf die eine oder andere Art und Weise unterstützen. Pompeo setzte Section 232 nun per Verordnung auch rückwirkend für die Zeit vor seiner Verabschiedung in Kraft - ein Schritt, der mit allgemein anerkannten Rechtstraditionen bricht. Seitdem wird das Gesetz auch auf Nord Stream 2 angewandt, obwohl der Bau der Pipeline bereits vor dem 2. August 2017 vertraglich vereinbart wurde.

Zusatzgesetze und Erweiterungen

Die rückwirkende Inkraftsetzung des CAATSA für Nord Stream 2 hat den transatlantischen Sanktionskrieg auf eine neue Ebene gehoben, weil nun unter anderem der Fährhafen Mukran in Sassnitz auf Rügen mit Zwangsmaßnahmen belegt werden kann. Dies trifft nicht zuletzt den gewählten Bürgermeister von Sassnitz, der qua Amt Gesellschafter des Fährhafens ist. Dass US-Sanktionen die deutsche Infrastruktur sowie gewählte Amtsträger bedrohen, ist neu.[1] Ergänzend haben der US-Senat sowie das US-Repräsentantenhaus ein Zusatzgesetz zum PEESA (Protecting Europe's Energy Security Clarification Act, PEESCA) auf den Weg gebracht, das noch dieses Jahr als Teil des National Defense Authorization Act (NDAA) verabschiedet werden soll. Richtete sich der PEESA gegen die Beteiligung an der Verlegung der Pipeline im engeren Sinne, so wird der PEESCA auch begleitende Arbeiten im weiteren Sinn mit Zwangsmaßnahmen belegen und dabei sogar Versicherungs- und Zertifizierungsleistungen umfassen. Beide Gesetze unterscheiden sich außerdem dadurch vom CAATSA, dass letzterer lediglich Arbeiten im Wert von mindestens einer Million US-Dollar bestraft; der PEESA wie auch der PEESCA enthalten keinerlei derartige Einschränkungen. Zuletzt hat das US-Außenministerium am 20. Oktober den CAATSA erneut ausgeweitet - auf Dienstleistungen für Schiffe, die sich am Pipelinebau beteiligen. Dies hat wiederum zum Ausstieg der norwegischen Zertifizierungsfirma DNV-GL geführt.[2]

Im Mafiastil

Für besonderen Unmut hat im Verlauf des vergangenen Jahres gesorgt, dass Washington seinen Zwangsmaßnahmen mit Drohbriefen, Drohanrufen sowie gezieltem diplomatischem Druck auf die betroffenen Firmen Nachdruck verleiht. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte das Management des Schweizer Unternehmens Allseas ein Schreiben erhalten, in dem die US-Senatoren Ted Cruz und Ron Johnson erklärten, eine Fortsetzung der vertraglich vereinbarten Arbeit an Nord Stream 2 werde "die künftige finanzielle Überlebensfähigkeit Ihres Unternehmens zerstören": "Stoppen Sie JETZT und lassen Sie die Pipeline unfertig zurück ..., oder Sie riskieren, Ihr Unternehmen für immer aufzugeben".[3] Ein ähnliches Drohschreiben war zum Beispiel im August beim Fährhafen Mukran eingegangen; Cruz, Johnson und der US-Senator Tom Cotton hatten dem Management darin "vernichtende Sanktionen" angekündigt und mitgeteilt, die Nichterfüllung ihrer Forderungen werde Mukran finanziell "zerstören". Getroffen würden nicht nur die Hafen-GmbH, sondern auch "Vorstandsmitglieder, leitende Mitarbeiter, Gesellschafter und Angestellte".[4] Aktuell wird aus Wirtschaftskreisen berichtet, die Trump-Administration arbeite systematisch eine lange Liste von Unternehmen ab, die jeweils individuell "von US-Vertretern auf bevorstehende Sanktionen hingewiesen werden".[5] Von "Mafia-Methoden" ist die Rede. Betroffen sind rund 120 Firmen aus zwölf souveränen europäischen Staaten.

Gegenmaßnahmen

Mittlerweile zeichnen sich erste Gegenmaßnahmen ab. Gescheitert ist im August der Versuch von Bundesfinanzminister Olaf Scholz, Washington zu einem Deal mit Berlin zu bewegen: Scholz' Angebot an seinen US-Amtskollegen Steven Mnuchin, den Bau zweier Flüssiggasterminals in Brunsbüttel und in Wilhelmshaven "durch die Bereitstellung von bis zu 1 Milliarde Euro" spürbar zu beschleunigen, um US-Flüssiggas einführen zu können, verpuffte.[6] Im August legten 24 EU-Staaten beim US-Außenministerium Protest gegen die Sanktionen ein - folgenlos.[7] Im Oktober publizierte der European Council on Foreign Relations (ECFR) ein langes Strategiepapier, in dem Instrumente zur Abwehr von US-Sanktionen bis hin zur Führung eines Wirtschaftskriegs skizziert wurden. Das Papier, dessen Erstellung vom Auswärtigen Amt auf Staatssekretärsebene begleitet wurde, soll nun von den EU-Gremien und den nationalen Parlamenten in der Union diskutiert werden.[8] Der jüngste Schritt: Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern bereitet zur Zeit die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung vor, unter deren Dach Nord Stream 2 dann fertiggestellt werden soll. Den Vorsitz der Stiftung, die mutmaßlich gegen US-Sanktionen immun ist, soll der einstige Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns Erwin Sellering (SPD) übernehmen. Experten sprechen von einem "geschickten rechtlichen Kniff".[9]

Die Weltpolitikfähigkeit der EU

Wie jetzt berichtet wird, steht die Wiederaufnahme der Verlegetätigkeiten nach sanktionsbedingter einjähriger Unterbrechung unmittelbar bevor; die Nord Stream 2 AG hat ihn für diesen Samstag (5. Dezember) angekündigt.[10] An der Frage, ob es Berlin gelingt, den Bau der Pipeline gegen die Interventionen Washingtons durchzusetzen, hängt viel: Könnte Washington - als Präzedenzfall - Nord Stream 2 verhindern, dann unterlägen künftig selbst milliardenschwere Infrastrukturprojekte in der EU dem Vorbehalt, die Zustimmung der US-Administration finden zu müssen. Damit steht letztlich nichts Geringeres als die strategische Autonomie der EU zur Debatte - bzw. ihre Fähigkeit, eine eigenständige Weltpolitik treiben zu können.

Zitat: [1] S. dazu Transatlantische Konflikte (III) und Transatlantische Sanktionen.

[2] Moritz Koch, Klaus Stratmann: Wettlauf gegen die Zeit: Ab 5. Dezember soll Nord Stream 2 fertiggebaut werden. handelsblatt.com 27.11.2020.

[3] S. dazu Erdgasdrehscheibe Deutschland.

[4] S. dazu Transatlantische Sanktionen.

[5] "Wir brauchen wieder eine Partnerschaft des gegenseitigen Respekts". ost-ausschuss.de 23.11.2020.

[6] Bundesregierung bietet eine Milliarde Euro zur Rettung der Pipeline. zeit.de 16.09.2020.

[7] America Hernandez: EU countries protest US sanctions in warning to Washington. politico.eu 13.08.2020.

[8] S. dazu Wirtschaft als Waffe.

[9] Stefan Ludmann: Land will Stiftung für Nord-Stream-Pipeline gründen. ndr.de 27.11.2020.

[10] Moritz Koch, Klaus Stratmann: Wettlauf gegen die Zeit: Ab 5. Dezember soll Nord Stream 2 fertiggebaut werden. handelsblatt.com 27.11.2020.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8458

Kommentar: Aus der US-Administration heraus wird auch hier auf kriminelle Weise nicht nur international geltendes Recht angetastet, sondern auch die Souveränität Deutschlands und die der EU.

Wozu haben wir so viele Polit-Topleute, wie den Herrn Siegmar Gabriel in der Atlantikbrücke sitzen, wenn diese jetzt dazu schweigen tun, statt jetzt für unsere Republik ihren Hut in den Ring zu werfen?        Thomas Bauer

02.12.2020

Der Molekularbiologe Dr. Stefan Lanka hat Prof. Drosten angezeigt.

bewegung2020.at, Nov./Dez. 2020

Zitat: .. Für die Einordnung der Geschehnisse um die Auslösung und die Aufrechterhaltung der Coronakrise ist es hilfreich sich an die Schweinegrippe-Pandemie zu erinnern: Die Mehrheit der Bevölkerung wollte sich damals gegen behauptete Viren der Schweinegrippe impfen lassen, es kam aber zu einer Verzöge-rung der Auslieferung der Impfstoffe. Der Grund war, dass die-se Impfstoffe nicht in Fertigspritzen abgefüllt werden konnten, weil erstmals ein neuartiger Wirkstoffverstärker verwendet wurde. Der bestand aus Nanopartikeln und die konnten erst kurz vor der Impfung zugesetzt werden, es hatte also techni-sche Gründe.In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass diese Wirkstoff-verstärker, ohne die ein Impfstoff seine Wirkung gar nicht entfalten könnte, ungetestet war und es wurde bekannt, dass Bundeskanzlerin Merkel und die Bundeswehr Impfstoffe ohne neuartigen Nanoverstärker erhalten sollten, die Polizei und Bevölkerung dagegen sollten mit einem ungetesteten Impfstoff mit ungetesteten Nanopartikeln geimpft werden. In der Folge haben 93 Prozent der Bevölkerung die Impfung verweigert und die Pandemieplanung war damit gescheitert. ..

Info: https://bewegung2020.at/wp-content/uploads/2020/08/Druckverteil-Flyer_AnzeigeLanka-Drosten-1.pdf  / https://www.youtube.com/watch?v=XZ0rB1OjE-g&t=2s


Weiteres:


Wo sind unsere kritischen Denker?

Gunnar Kaiser über die Verantwortung der Intellektuellen in unsicheren Zeiten.

Zitat: Über die Verantwortung der Intellektuellen in unsicheren Zeiten (feat. Noam Chomsky, Émile Zola, Sokrates, Jiddu Krishnamurti, Charles de Montesquieu, Markus Gabriel, Giorgio Agamben, Immanuel Kant u. v. m.) Quellen: http://www.kaisertv.de

Info: https://bewegung2020.at / https://www.youtube.com/watch?v=Cxyrd_Duq90&feature=emb_logo  vom 01.06.2020, Dauer 10:03 min.

01.12.2020

"Damit Gewehre schießen"                                                                                        Grünen-Vorsitzende spricht sich für Aufrüstung aus. Berlin erhöht Militärhaushalt - auch mit Geld aus dem Corona-Konjunkturpaket.

German-Foreign-Policy.com, 1. Dez. 2020        (ergänzend zu Blogeintrag v. 01.07.2020)
BERLIN/BRÜSSEL (Eigener Bericht) - Mit Blick auf eine mögliche schwarz-grüne Koalition in Berlin plädiert die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock für die Fortsetzung der Aufrüstung und zieht Kriege ohne UN-Mandat in Betracht. Sollte der UN-Sicherheitsrat "blockiert" sein, müsse man gegebenenfalls einer "internationalen Schutzverantwortung" entsprechen, legt Baerbock nahe; mit dem Begriff wurden in der Vergangenheit Kriege ohne oder unter Bruch eines UN-Mandats legitimiert - etwa der Krieg in Libyen. Während die Grünen-Vorsitzende fordert, man müsse "mehr investieren, damit Gewehre schießen", stockt der Bundestag den deutschen Militärhaushalt weiter auf - auch mit Mitteln aus dem Corona-Konjunkturpaket, aus dem Berlin 3,2 Milliarden Euro für die Aufrüstung abzweigt. Zu den 46,9 Milliarden Euro, die 2021 offiziell für die Bundeswehr vorgesehen sind, kommen inoffiziell mehrere Milliarden Euro hinzu, die in andere Budgetposten verschoben, aber intern gegenüber der NATO als Wehrausgaben klassifiziert werden. Lediglich auf EU-Ebene schreitet die Aufrüstung weniger rasch als von Berlin gewünscht voran.

Zitat: Offizieller und inoffizieller Militärhaushalt

Der offizielle Verteidigungshaushalt der Bundeswehr wird im nächsten Jahr um zwei Milliarden Euro auf rund 46,9 Milliarden Euro steigen. Das hat der Haushaltsausschuss des Bundestags in der vergangenen Woche beschlossen. War im vergangenen Jahr in der mittelfristigen Finanzplanung noch vorgesehen, den Wehretat ab 2021 wieder zu senken (von 44,9 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf rund 44,3 Milliarden Euro), so wird er nun nicht nur angehoben, sondern auch noch um einen Milliardenzuschuss aus dem Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung aufgestockt, woraus sich letztlich die 46,9 Milliarden Euro ergeben.[1] Dabei liegen die tatsächlichen Militärausgaben, die die Bundesregierung im kommenden Jahr tätigen wird, noch um mehrere Milliarden höher. Ursache ist, dass verschiedene einschlägige Ausgaben - darunter zum Beispiel diejenigen für die militärische "Ertüchtigung von Partnerstaaten" oder für den "Aufenthalt ausländischer Streitkräfte" - in anderen Haushaltsposten verborgen werden. Augenfälligster Beleg ist, dass die Wehrausgaben, die die Bundesregierung jährlich an die NATO meldet, stets deutlich höher als das Volumen des offiziellen Verteidigungshaushalts sind; dieses Jahr sind es laut dem FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Sauter 51,5 Milliarden Euro, über 6,5 Milliarden Euro mehr als das offizielle Budget.[2] Von einer ähnlichen Differenz ist auch für 2021 auszugehen.

Kampfschiffe, Kampfpanzer, Kampfjets

Wie das Bundesverteidigungsministerium bestätigt, ist in der Planung die Finanzierung zahlreicher kostspieliger Rüstungsprojekte vorgesehen. Dazu zählt etwa die Beschaffung von vier Exemplaren des neuen Mehrzweckkampfschiffs MKS 180, deren Preis sich letztlich auf rund 5,3 Milliarden Euro belaufen soll.[3] Vorgesehen sind auch Mittel für eine erste Tranche von insgesamt 90 Eurofightern - ebenfalls ein Milliardenprojekt.[4] Geld wird zudem für neue Helikopter NH-90 sowie für die Eurodrohne bereitgestellt; auch sollen die Arbeiten an dem deutsch-französischen Kampfjet der nächsten Generation (Future Combat Air System, FCAS) und an dem neuen deutsch-französischen Kampfpanzer (Main Ground Combat System, MGCS) vorangetrieben werden. Für beide ist ein Einsatz im Verbund mit unbemannten Kampfsystemen geplant, etwa mit Robotern, Drohnen und Drohnenschwärmen.[5] Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat kurzfristig 114 Millionen Euro zusätzlich locker gemacht, damit die Bundeswehr neue Munition kaufen kann.[6] Mittel aus dem Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung hingegen verwendet die Truppe, um neue Transportfahrzeuge zu erwerben. So werden allein 389 Millionen Euro aufgewandt, um 150 Fahrzeuge mit einer Zuladung von 5 und 850 Fahrzeuge mit einer Zuladung von 15 Tonnen zu bezahlen. Geliefert werden sollen sie in den Jahren 2021 und 2022.[7]

Kritik an PESCO

Während Berlin die Aufrüstung energisch forciert, klagen Spezialisten über Rückschläge bei der Militarisierung auf EU-Ebene. Dies gilt zunächst für den EU-Haushalt. So hat Brüssel nach lange anhaltenden Auseinandersetzungen um den Unionsetat letztlich nicht - wie ursprünglich geplant - 13, sondern nur knapp acht Milliarden Euro für den Europäischen Verteidigungsfonds zur Verfügung gestellt, davon mehr als 2,6 Milliarden für Rüstungsforschung sowie 5,3 Milliarden für die Entwicklung von Kriegsgerät. Zur Verbesserung der "militärischen Mobilität" werden - anders als zunächst vorgesehen - nicht sechs, sondern lediglich 1,5 Milliarden Euro eingeplant; die "Europäische Friedensfazilität" wiederum, aus der EU-Operationen finanziert werden, wird fünf Milliarden Euro erhalten.[8] Als unzureichend stufen Militärkreise nicht nur die EU-Finanzmittel, sondern auch den realen Zustand der Aufrüstung ein. So verläuft das Projekt PESCO nicht wie gewünscht; nach herber Kritik haben die EU-Verteidigungsminister bei ihrem jüngsten Treffen am 20. November beschlossen, von den 47 aktuell laufenden PESCO-Teilvorhaben lediglich 26 "mit Priorität" zu verfolgen - eine euphemistische Formulierung dafür, dass die übrigen 21 vermutlich eingestellt werden. Mit Blick auf das als unzureichend eingestufte Militarisierungsniveau heißt es im jüngsten CARD-Bericht (Coordinated Annual Review on Defence), das erklärte Ziel der EU, "strategische Autonomie" zu erreichen, sei in Gefahr.[9]

Schwerpunkt Weltraum

Um die Aufrüstung zu beschleunigen, schlägt der CARD-Bericht die Fokussierung auf insgesamt sechs Schwerpunktfelder vor. So soll spezielles Gewicht auf die Entwicklung eines Kampfpanzers der nächsten Generation gelegt werden; Deutschland und Frankreich sind damit schon befasst. Einen weiteren Schwerpunkt soll die Herstellung eines neuen Überwasserschiffes der Patrol Class bilden, wobei "ein EU-weites Konzept für modulare Marineplattformen" geschaffen werden soll.[10] Im Mittelpunkt stehen zudem die Modernisierung der Infanteriesysteme und Maßnahmen zur "Abwehr unbemannter Luftfahrzeuge"; letzteren kommt große Bedeutung mit Blick auf künftige Drohnenkriege zu: Als exemplarischer Testlauf für Kriege dieser Art gilt Aserbaidschans Krieg gegen Armenien, den die aserbaidschanischen Streitkräfte vor allem dank ihrer von der Türkei und von Israel gelieferten Drohnen gewannen. Neben verstärkten Schritten zur Verbesserung der militärischen Mobilität empfiehlt der CARD-Bericht auch "die Entwicklung eines europäischen Konzepts für die Verteidigung im Weltraum". Die Kriegführung im All rückt seit einiger Zeit nicht nur zunehmend in den Blick der NATO [11], sondern auch der Bundeswehr, die erst kürzlich ihre neue Operationszentrale für militärische Einsätze im Weltraum in Dienst gestellt hat [12].

"Auch über Auslandseinsätze sprechen"

Dass die Aufrüstung auch bei einem möglichen Regierungswechsel nach der Wahl im kommenden Jahr - weg von der Großen Koalition hin zu Schwarz-Grün - umstandslos fortgesetzt werden kann, geht aus einem aktuellen Interview mit Annalena Baerbock, einer der beiden Vorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, hervor. Baerbock bekennt sich zu konsequenter Aufrüstung: "In manchen Bereichen muss man mehr investieren, damit Gewehre schießen und Nachtsichtgeräte funktionieren."[13] Für die NATO müssten in Zukunft "flexible, schnell verlegbare Einheiten im Bündnisgebiet" eine herausgehobene Rolle spielen, zudem "Gefährdungslagen wie Cyberattacken, eine neue Form der Kriegführung". Kampfeinsätzen ("robuste Militäreinsätze") könnten sich die Grünen keinesfalls prinzipiell verweigern; man müsse "auch über Auslandseinsätze ... sprechen": "Einfach wird das nicht", erklärt Baerbock mit Blick auf die Vergangenheit mancher "Grüner" im Umfeld der Friedensbewegung, "aber wir dürfen uns nicht wegducken". Baerbocks Äußerungen deuten nicht zuletzt auf eine prinzipielle Bereitschaft zu Kriegen ohne UN-Mandat hin. Befragt zu dem hypothetischen Fall, ein Genozid finde statt, und der UN-Sicherheitsrat sei "blockiert", äußert die Grünen-Vorsitzende: "Es gibt eine internationale Schutzverantwortung." Das Konzept der "Schutzverantwortung" (Responsibility to Protect, R2P) soll Kriegen ohne UN-Mandat Legitimität verleihen. Als Beispiel gilt der Krieg des Westens gegen Libyen im Jahr 2011. Die Folgen dieses Krieges sind bekannt.

Zitat: [1] Bundeswehr erhält mehr Geld aus dem Bundeshaushalt. bmvg.de 27.11.2020.

[2] Deutschland steigert die NATO-Quote. csauter.abgeordnete.fdpbt.de 25.10.2020.

[3] S. dazu Ein "nationaler Champion" im Kriegsschiffbau.

[4] S. dazu Kampfjets statt Masken.

[5] S. dazu Führungskampf in der EU-Rüstungsindustrie.

[6] Thomas Wiegold: Verteidigungshaushalt 2021: 120 Mio mehr, jetzt 46,93 Milliarden Euro. augengeradeaus.net 27.11.2020.

[7] Moderne Transportfahrzeuge für die Bundeswehr. bmvg.de 26.11.2020.

[8] Hans-Uwe Mergener: Brüsseler Spitzen - EU auf der Suche nach dem richtigen Weg. esut.de 28.10.2020.

[9] Alexandra Brzozowski: EU lacks defence capabilities to meet 'strategic autonomy' goals. euractiv.com 23.11.2020. S. auch Die strategische Autonomie der EU.

[10] Ministern werden neue Möglichkeiten für gemeinsame militärische Fähigkeiten zur Überwindung der fragmentierten europäischen Verteidigungslandschaft vorgestellt. Pressemitteilung der European Defence Agency. Brüssel, 20.11.2020.

[11] S. dazu Ein militärischer "Kompetenzcluster Weltraum".

[12] S. dazu Bundeswehroperationen im Weltraum.

[13] Daniel Brössler, Constanze von Bullion: Baerbock will Bundeswehr stärken. sueddeutsche.de 30.11.2020.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8457

Kommentar: Für die von Bellizisten und Transatlantikern, wie J. Fischer u.a., unterwanderten Grünen sind deren Gründungsgrundwerte bereits Geschichte geworden und wohl weitgehend vergessen, wenn sie sich jetzt auf die internationale"Schutzverantwortung" (Responsibility to Protect, R2P) im hypothetischen Fall berufen sollen, dass wieder ein Genozid stattfindet, und der UN-Sicherheitsrat "blockiert" ist.

So ein "hypothetischer Fall" führte bereits im Jahre 1999 im Kosovo zu einem völkerrechtswidrigen NATO-Krieg ohne UN-Mandat! Eine bereits zu diesem Zeitpunkt beabsichtigte Fehleinschätzung unter Mitwirkung der Grünen in der SPD-geführten Bundesregierung.     Thomas Bauer


Weiteres:


koop-frieden.de, vom 23.11.2020

Ist euch „Frieden“ noch wichtig? - Offener Brief an die Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck und an die Mitglieder der Partei Bündnis 90/die Grünen

Zitat: Eingangs erwähnt ihr die Friedensbewegung als eine der Wurzeln der Partei. Nach der Durchsicht des Programmentwurfs fehlen uns aber entscheidende Positionen aus der Friedensbewegung.

So wollt ihr beispielsweise den Rüstungsexport nach europäischen Normen gestalten, also weg von den etwas schärferen deutschen Richtlinien. So erlaubt ihr mehr Waffenexporte aus Deutschland.

Ihr redet der „Anwendung militärischer Kriegsgewalt“ das Wort, wenn ihr schreibt, dass die Unterlassung zu noch größerem Leid führen könne. Das Konzept der Schutzverpflichtung, das seit dem Libyen-Krieg verbrannt ist, rückt ihr in die Nähe von internationalem Recht. Hat nicht der Libyen-Krieg gezeigt, dass man zwar einen Diktator von außen wegbomben kann, aber sich für die Menschen damit im Land kein Friede und keine Demokratie ergibt?

Wenn bewaffnete Auslands-Einsätze der Bundeswehr auf dem Grundgesetz basieren, wie ihr schreibt, dann wollt ihr diese nicht einmal auf die UNO beschränken, Militärinterventionen der NATO und der EU sind für euch ebenso denkbar. Sie sind völkerrechtswidrig. Angesichts des Desasters aller Militärinterventionen seit dem 11.09.2001 wäre eine grundlegende Absage an die Interventionspolitik notwendig. Kriege und Militär lösen keine Probleme, s sondern verschärfen sie nur. Menschenrechte lassen sich durch und im Krieg niemals verteidigen. Frieden ist das erste Menschenrecht!

Abrüstung schreibt ihr als Aufgabe in eurem Programm fest. Es fehlt aber die Angabe von Schritten hin zu diesem großen Ziel. „Bei uns anfangen“ hieß es in früheren Grünen Programmen. Das scheint uns gerade angesichts des überdimensionierten Verteidigungshaushaltes absolut notwendig. Die klare Absage an die 2% und auch an die weltweiten zwei Billionen Dollar für Rüstung und Krieg und ein klares Bekenntnis zu den Sustainable Development Goals, die nur mit Abrüstung erreicht werden können, würden den globalen friedenspolitischen Teil eures Grundsatzprogramms lebensnäher und aktiver machen.

Abrüstung heißt aber auch, die Ausgaben der NATO zu kürzen und eine Diskussion über die Zukunft dieses Militärbündnisses zu führen. Die NATO ist seit der Auflösung des Warschauer Paktes obsolet. Ihre Existenz bedeutet, Friedenspolitik an das Militär und exklusiv an das Militär zu delegieren statt auf ein europäisches Sicherheitssystem unter Einbeziehung von Russland zu setzen. Die Grundgedanken von gemeinsamer Sicherheit sollten in ein kooperatives, kollektives Sicherheitssystem in Europa einfließen. Das würde die Konfrontation massiv reduzieren. Zu diesen Herausforderungen findet sich leider kaum etwas in dem Grundsatzprogramm.

Info: http://www.koop-frieden.de/artikel-erstellen/ist-euch-frieden-noch-wichtig-offener-brief-die-vorsitzenden-annalena-baerbock

Kommentar:  Die Grundgedanken von gemeinsamer Sicherheit in ein kooperatives, kollektives Sicherheitssystem in Europa einfließen zu lassen macht es nicht besser, solange dieses weiterhin auf militärische Denkstrukturen zurückgreift, statt wie Sacharow in den 90´er und die Naturwissenschaftler für den Frieden schon in den 80`er Jahren eine Entmilitarisierung ganz Westeuropas anzuregen und zu fordern!       Thomas Bauer

01.12.2020

The PCR False Positive Pseudo-Epidemic

lockdownsceptics.org, 30 November 2020. Updated 1 December 2020, by Dr Mike Yeadon

Zitat: How a novel virus met a partly-immune population

In Spring 2020 a novel coronavirus swept across the world: novel, but related to other viruses. In the UK, unknown at the time, around 50% of the population were already immune. The evidence for this is unequivocal and arose due to prior infection by common cold-causing coronaviruses (of which four are endemic). This prior immunity has been confirmed around the world by top cellular immunologists. There is even a very recent paper from Public Health England on the topic of prior immunity and a wealth of other evidence from studies on memory T-cells, studies on household transmission and on antibodies.

Because of the extent of the prior immunity, and as a result of heterogeneity of contacts, once only a low percentage of the population, perhaps as low as 10-20% had been infected, “herd immunity” was established. This is why daily deaths, which were rising exponentially, turned abruptly and began to fall, uninterrupted by street protests, the return to work, the reopening of pubs and crowded beaches during the summer. (See this explainer by the data scientist Joel Smalley.)

Immunity to ordinary respiratory viruses occurs mainly through T-cells which ‘take a picture of the invader’ at a molecular level, ‘reproduce’ it on certain immune cells and essentially ‘never forget a face’. This T-cell immunity is robust and durable. Those exposed to the highly related SARS virus in 2003 still have this immunity 17 years later. In relation to SARS-CoV-2, the pattern of immunity to date is identical and after around 800 million infections across the world, there is no convincing evidence for significant levels of re-infection. Not only are those who’ve been infected and have now recovered immune (they cannot get ill again with the same virus), but importantly they do not participate in transmission. (See my article on what SAGE got wrong for Lockdown Sceptics.) Furthermore, because the immune response is diverse, a proportion of them will also be immune to novel but similar viruses in the future.

In Spring, however, this virus did kill or hasten the end for approximately 40,000 vulnerable people, who were mostly old (median age 83, which is longer than that cohort’s life expectancy when born) and many of whom had multiple other medical conditions. There were some rare and very unfortunate younger people who also died, but age is clearly the strongest risk factor.

But due to extraordinary errors in modelling created by unaccountable academics at Imperial College, the country was told to expect over a half a million deaths. Three Nobel prize-winning scientists wrote to that modelling team in February correcting their errors. This was done confidentially. This expert, third-party estimate was remarkably accurate – it predicted that there would be a total of 40k deaths from COVID-19. I believe this is in fact correct and is what has happened. While I have no proficiency in modelling, I can distinguish predictions that are biological plausible from those which are literally incredible. When inputs to a model are wrong or missing, their outputs cannot be trusted. The Imperial model made the extreme assumption that there was zero prior immunity in the population or social contact heterogeneity.

It is now appreciated that this virus is less of a threat to those under 70 than seasonal flu, even with a flu vaccine, which routinely provides <50% effectiveness and usually much less.

The ease with which humans develop immunity to this virus is striking. Incidentally, it is this immune adeptness which has probably played an important role in why, against prior pessimism, many vaccines for SARS-CoV-2 have apparently ‘worked’ (though there is much to criticise about how efficacy has been defined, because a reduction in the propensity to become PCR positive has not previously been regarded as a leading indicator of the degree to which a vaccine will protect a population against severe illness).

Available evidence suggests that herd immunity at a national level (in England) was attained as early as May. (Joel Smalley again.) There have been no alternative explanations promulgated for the force which bore down on infections and deaths during the largely unmitigated spreading of the virus early in Spring. As an example of evidence that we are at herd immunity, London is relatively peaceful in relation to the virus now, having been the national epicentre in Spring, with hundreds of deaths daily in the capital.

Info: https://lockdownsceptics.org/the-pcr-false-positive-pseudo-epidemic

01.12.2020

Der permanente Völkerrechtsbruch          Bundespolizei ist
in Völkerrechtsbrüche an der EU-Außengrenze involviert.

German-Foreign-Policy, vom 30. Nov. 2020

BERLIN/ATHEN (Eigener Bericht) - Die Bundespolizei ist in völkerrechtswidrige Pushbacks an den EU-Außengrenzen involviert. Dies geht einem Medienbericht zufolge aus einem internen Schreiben von Frontex-Direktor Fabrice Leggeri an die EU-Kommission hervor. Demnach stoppte am 10. August ein Schiff der Bundespolizei, das im Rahmen der Frontex-Operation "Poseidon" in der Ägäis kreuzt, ein Flüchtlingsboot vor Samos in griechischen Gewässern. Anschließend zwang die griechische Küstenwache das Boot in türkische Gewässer zurück. Derlei Pushbacks brechen geltendes Völkerrecht, weil sie Flüchtlingen ohne Prüfung ihres Anliegens den Schutz verweigern. Nichtregierungsorganisationen, die vor Ort recherchieren, sprechen von mindestens 150 Vergehen allein von März bis Mitte August. Pushbacks an den EU-Außengrenzen werden zudem seit Jahren verübt; bereits 2014 kamen Beobachter an der griechischen Außengrenze auf 2.000 betroffene Personen, während zahlreiche weitere Fälle an den Grenzen der spanischen Exklaven in Marokko sowie in Südosteuropa verzeichnet werden. Die EU, selbsternannte Hüterin des Rechts, leistet sich an ihren Außengrenzen den permanenten Völkerrechtsbruch.

Zitat: "Zurück in Richtung Türkei"

Der völkerrechtswidrige Pushback, über den aktuell "Der Spiegel" berichtet, fand bereits am 10. August statt. Demnach sichteten an jenem Tag Beobachter auf der griechischen Insel Samos gegen sechs Uhr morgens ein Schlauchboot mit rund 40 Personen an Bord, das vom türkischen Festland her auf Samos zusteuerte. Von den griechischen Behörden alarmiert, stoppte nur 15 Minuten später die "Uckermark", ein Schiff der Bundespolizei, das Boot, das sich dem Bericht zufolge bereits eindeutig in griechischen Hoheitsgewässern befand.[1] Als eine halbe Stunde danach ein Schiff der griechischen Küstenwache eintraf, zog die "Uckermark" ab und kehrte in ihren Hafen auf Samos zurück. Als bald darauf das griechische Küstenwachschiff in denselben Hafen einlief, registrierte die Besatzung der "Uckermark", dass es, so teilt die Bundespolizei mit, "weder Migranten an Bord noch ein Migrantenboot im Schlepptau" hatte.[2] Allerdings war zwei Stunden, nachdem die Bundespolizisten den Rückweg angetreten hatten, ein Foto aufgenommen worden, das zeigt, wie die türkische Küstenwache rund 40 Flüchtlinge aus einem Schlauchboot rettete, das zwischen dem türkischen Festland und Samos trieb - jetzt allerdings in türkischen Gewässern. Die griechischen Behörden erklärten den Vorfall in einem Schreiben an die EU-Grenzbehörde Frontex so: "Das Schlauchboot mit Migranten an Bord hat beim Anblick des Schiffes der griechischen Küstenwache den Kurs geändert und ist zurück in Richtung Türkei gefahren."[3]

Von der Bundeswehr dokumentiert

Vorfälle dieser Art sind längst offiziell belegt. So haben Frontex-Beamte in aller Form schriftlich dokumentiert, wie die griechische Küstenwache in der Nacht vom 18. auf den 19. April 2020 rund 30 Flüchtlinge auf einem Schlauchboot vor Lesbos aufgriff. Die Flüchtlinge wurden demnach zunächst auf ein Schiff der Küstenwache und von dort - exakt "um 02.37 Uhr", wie es heißt - auf ein Schlauchboot ohne Motor verfrachtet, in dem die griechischen Grenzbeamten sie in türkische Gewässer schleppten. Dort hilflos treibend, wurden sie später von der türkischen Küstenwache gerettet.[4] Die Frontex-Beamten übermittelten ihre Dokumentation des Geschehens der Frontex-Zentrale in Warschau, die auf den offenkundigen Völkerrechtsbruch freilich nicht reagierte. Erst kürzlich konnten Medienrecherchen nachweisen, dass Frontex-Beamte allein seit April 2020 bei mindestens sechs verbotenen Pushbacks unmittelbar in der Nähe waren und mit ihren Schiffen Flüchtlingsboote blockierten oder gar gefährliche Wellen erzeugten, indem sie in rasantem Tempo an den Booten vorbeifuhren.[5] Auf deutscher Seite waren nicht nur Bundespolizisten, die im Rahmen des Frontex-Operation "Poseidon" in der Ägäis kreuzen, in illegale Pushbacks involviert. Mindestens zweimal, am 19. Juni und am 15. August, konnten auch deutsche Soldaten auf dem Einsatzgruppenversorger "Berlin", der sich an dem NATO-Einsatz gegen Flüchtlinge in der Ägäis beteiligt, Pushbacks dokumentieren.[6]

Auf Inseln ausgesetzt

Bei den Vorfällen handelt es sich lediglich um die Spitze eines Eisbergs. So konnten Reporter der New York Times allein für die Zeit von Anfang März bis Mitte August dieses Jahres 31 Pushbacks aus griechischen in türkische Gewässer identifizieren, von denen mindestens 1.072 Flüchtlinge betroffen waren.[7] Nichtregierungsorganisationen (NGO), die nicht nur punktuell recherchieren, sondern die Entwicklung in der Region kontinuierlich vor Ort beobachten, gehen sogar von noch erheblich höheren Zahlen aus. So kommt die Organisation Mare Liberum, die die Lage an den griechischen Außengrenzen schon seit Jahren analysiert, zu dem Ergebnis, dort seien von März bis Mitte August mindestens 150 Pushbacks an insgesamt rund 5.000 Menschen verübt worden; dabei seien Flüchtlinge zuweilen hilflos auf türkischen Inseln wie Başak, Boğaz und Bayrak ausgesetzt worden.[8] Zugleich habe "nicht nur die Zahl der Pushbacks ... seit März enorm zugenommen", sondern auch "die Gewalt, die die Beamten der Küstenwache gegen Asylsuchende einsetzen", urteilte eine Sprecherin von Mare Liberum im August. Anfang November konnte die Organisation binnen zehn Tagen zwölf Pushbacks dokumentieren, von denen rund 370 Flüchtlinge betroffen waren.[9] Mehrere von ihnen wurden demnach im Niemandsland auf einer kleinen Insel mitten im Grenzfluss Evros ausgesetzt.

In den Grenzfluss geworfen

Wenngleich die Pushbacks in der Ägäis in den vergangenen Monaten mutmaßlich zugenommen haben, so gehören sie doch schon seit Jahren zum Alltag an den Außengrenzen der EU. So hat die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl schon im Jahr 2014 einen detaillierten Bericht über Pushbacks nicht nur an der See-, sondern auch an der Landgrenze zwischen Griechenland und der Türkei publiziert. Demnach führten griechische Beamte schon damals "systematisch völkerrechtswidrige Zurückweisungen in die Türkei" durch; Pro Asyl schätzte die Zahl der betroffenen Flüchtlinge in den konkret untersuchten Vorfällen "auf 2.000".[10] Dabei hätten die meisten Flüchtlinge angegeben, sie seien von den Grenzschützern misshandelt und teilweise sogar beraubt worden. In einigen Fällen ging Pro Asyl aufgrund der Schwere der Misshandlungen sogar von Folter aus. An der Landgrenze etwa seien Flüchtlinge zuweilen "in den Grenzfluss Evros geworfen" worden, während sie an der Seegrenze in vielen Fällen "in seeuntauglichen Booten auf dem Meer treibend zurückgelassen" worden seien - eine Praxis, die bis heute anhält. Dabei wies Pro Asyl schon 2014 explizit darauf hin, "mit wenigen Ausnahmen" hätten alle "dokumentierten Völkerrechtsbrüche ... im Operationsgebiet von Frontex statt[gefunden]". An den Frontex-Operationen beteiligten sich regelmäßig auch Polizisten aus der Bundesrepublik.

Pushbacks in Folterlager

Zahlreiche Pushbacks sind zudem an den EU-Außengrenzen in Nordafrika und in Südosteuropa dokumentiert; so konnte etwa das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) Pushbacks an den Grenzen der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla nach Marokko nachweisen, während die NGO Border Violence Monitoring Network - abgesehen von Pushbacks aus Ungarn nach Serbien - mindestens 311 Pushbacks aus Kroatien nach Bosnien-Herzegowina belegen konnte.[11] Schwer wiegen darüber hinaus die Pushbacks aus italienischen und maltesischen Gewässern nach Libyen, wo Flüchtlingen die Inhaftierung unter menschenunwürdigen Bedingungen inklusive Folter droht.[12] So wurden am 15. April 51 Flüchtlinge, deren Boot Maltas Seenotrettungszone erreicht hatte, im Auftrag der maltesischen Regierung zurück nach Libyen verschleppt.[13] Die EU und ihre Mitgliedstaaten setzen zudem alles daran, mit ihren im Mittelmeer operierenden Schiffen und Flugzeugen Flüchtlingsboote aufzuspüren sowie die libysche Küstenwache zu ihnen zu lotsen. Damit organisierten sie faktisch Pushbacks in die libyschen Lager, hieß es bereits im Juni in einem Bericht mehrerer Organisationen, die seit geraumer Zeit in der Flüchtlingshilfe im Mittelmeer tätig sind.[14]

Die Fluchtverursacher

Mit den zahllosen illegalen Pushbacks an ihren Außengrenzen leistet sich die EU, die sich gern als Hüterin des Rechts inszeniert, nichts Geringeres als den permanenten Völkerrechtsbruch - dies zu Lasten insbesondere von Menschen, die von den Kriegsschauplätzen europäischer Staaten fliehen; german-foreign-policy.com berichtete.[15]

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8456

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