publikumskonferenz.de, Veröffentlicht am 11. Dezember 2020 von Maren Müller, Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam
Zitat: „Deutschland wird
außenpolitisch gebraucht“. „Wir müssen jetzt mehr Verantwortung in der Welt übernehmen.“
Können Sie abschätzen, wie oft Sie diese Standardsätze unserer regierenden Phrasendrescher
schon gehört haben? „Was das allerdings genau heißt, ist noch nicht klar
umrissen,“ behauptet die Tagesschau (1). Fälschlicherweise,
denn das überhebliche Gequatsche der Befürworter von mehr deutscher
Kriegsbeteiligung weltweit hat in den Nachrichten des öffentlich-rechtlichen
Rundfunks eine gut erkennbare Funktion: Es soll uns im Glauben bestärken, „die
Guten“ zu sein. Der Weihnachtsmann kommt schließlich auch in diesem Jahr wieder
durch den Schornstein, und die Tagesschau beschert uns immer die reine Wahrheit.
So erklärt sich der Aberwitz, dass politische Fehlzünder wie
Heiko Maas und Annegret Kramp-Karrenbauer sich über ihren ersten Tag hinaus im
Ministeramt halten konnten. Und dass mehr als die Hälfte aller Mitbürger „mit
der Arbeit der Bundesregierung zufrieden“ ist. (2) Nur so erklärt sich unser abwegiges
Selbstbild: Wir stufen unser Land im Vergleich z.B. mit Frankreich oder England
als “demokratischer” ein. 82 Prozent unserer Landsleute sind davon
überzeugt, dass wir ein gutes Image in der Welt haben. (3)
Dass uns die anderen Völker viel kritischer sehen, erfahren
wir schließlich nicht aus der Tagesschau: „Zu dominant. Zu belehrend. Zu
ungeduldig. Besserwisserisch, gefühllos und egozentrisch“. So werden wir nicht
nur in südeuropäischen Ländern wie Griechenland, Italien und Spanien empfunden.
Dieses Negativ-Image haben wir beinahe weltweit. „Selbst in Ländern, in denen
Deutschland traditionell ein hohes Ansehen genießt.” (4) Ein bemerkenswerter Widerspruch
zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung.
Machtpolitiker, Bellizisten und journalistische Höflinge
versuchen immer wieder, als Grund für unser Ansehensdefizit im Ausland die
fehlende Bereitschaft zu Kriegseinsätzen vorzuschieben und damit den prinzipiellen
Friedenswunsch der Bevölkerung zu diskreditieren. Ein Tageszeitungskommentar unter
dem Titel „Deutsche Selbstüberschätzung“: „Bei den Friedensmissionen der
Vereinten Nationen zahlt Deutschland zwar viel, überlässt es aber in erster
Linie Entwicklungsländern, Soldaten und Polizisten zu entsenden.“ (6) Die indirekte
Unterstellung, Deutschland kaufe sich von angeblichen Pflichten zur
Kriegsführung frei, wiederholt sich in den gleichgeschalteten Medien häufig und
in vielerlei Gestalt.
Der Rüstungsindustrie verbundene Politiker und einschlägige
„Denkfabriken“ propagieren unentwegt die absurde Auffassung, dass vermehrte Bereitschaft
zu Kriegseinsätzen das Ansehen Deutschlands in der Welt verbessere. Nicht ohne Folgen:
Vor Jahren betrachteten noch zwei Drittel der Befragten den Schutz
der Menschenrechte als wichtigstes Ziel der deutschen Außenpolitik. (7) Nur 18
Prozent traten für stärkeres Engagement der Bundeswehr im Ausland
ein. (8) Seither hat sich diesbezüglich viel verändert; steter Tropfen höhlt
den Stein.
Unsere US-Marionetten
Wie eifrig unsere militaristischen Wadenbeißer für Gewaltbereitschaft
werben, zeigte sich auf der sogenannten Münchener Sicherheitskonferenz 2014
besonders eindrucksvoll. Joachim Gauck, damals Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier,
seinerzeit Außenminister, und Ursula von der Leyen in der Funktion als
Kriegsministerin forderten unisono, Deutschland solle „mehr Verantwortung in
der Welt übernehmen“. Das ist das Mantra der kaltherzigen Befürworter deutscher
Kriegsbeteiligung. Sie wollen mit ihrer Schaumschlägerei den Deutschen die
Friedensliebe austreiben und verfolgen ihre imperialistischen Ideen von
„notfalls“ militärischer Gewaltanwendung unermüdlich. Pflichtgemäß bejubelte
der gesamte deutsche Mainstream die demonstrative Kriegsbereitschaft unserer US-Lakaien,
vorneweg selbstverständlich die ARD-aktuell:
„… Verbündete und Nachbarn
hatten lange darauf gewartet …“ (9)
Aber klar. Unsere Nachbarn sehnen sich bekanntlich schon
immer danach, dass wir Deutschen in die Knobelbecher steigen und zu den Waffen
greifen. Damit daran kein Hauch von Zweifel bleibt, narkotisiert die Tagesschau auch allerletzte selbstständig Denkende. Wie damals, so heute:
„Deutschland darf sich nicht mehr
wegducken … Erschreckend schwach … Wer überzeugend diplomatisch vermitteln
will, muss auch einen Waffenstillstand überwachen, muss als Ultima Ratio auch
militärisch drohen können“. (10)
Unterm staatsvertraglich gepflegten Friedensrasen lässt das
Hauptstadtstudio der ARD-aktuell den Maulwurf toben und bezieht für‘s satte
Grün eine Farbe aus der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR):
„Die Politik muss der
Bevölkerung besser erklären, warum deutsche Soldaten überall in der Welt
eingesetzt werden. Warum das etwa im Interesse der Exportnation Deutschland
ist, wenn Seewege aufrechterhalten werden“. (11)
Mit spürbarem Behagen referiert Hauptstadtstudio-Korrespondentin
Ariane Reimers (NDR) auch das unaufrichtige Gesäusel der Bundeskanzlerin
„Amerika erwartet von uns –
und zu Recht – stärkere eigene Anstrengungen, um für unsere Sicherheit zu sorgen
und für unsere Überzeugungen in der Welt einzutreten“
und setzt hinter Merkels wolkiges Geschwafel (man täusche
sich nicht, es steckt voll unausgesprochener Aggressionsbereitschaft) den
Hinweis:
„Verteidigungsministerin
Annegret Kramp-Karrenbauer präzisiert, Europa müsse mehr Präsenz und
gegebenenfalls auch militärische Macht in seiner direkten Nachbarschaft zeigen
… im Baltikum, in Zentral- und Osteuropa, im Mittleren Osten, in Nordafrika
und der Sahel-Zone.“ (ebd.)
Damit auch unsere treue Tante Trudi und der liebe Onkel Seppl
aufm Sofa kapieren, worauf dieses äußerst raumgreifende und herrische
Verständnis von Nachbarschaft hinausläuft, hilft Qualitätsjournalistin Reimers
weiter:
„…der Satz ‚mehr
Verantwortung übernehmen‘ muss gefüllt sein – im Idealfall mit einer
sicherheitspolitischen Debatte, … aber auch mit dem
„Sich-ehrlich-machen“, dass Sicherheit und Souveränität auch Geld
kosten,”
nicht ohne zu bedauern:
„Der Weg dahin ist in jeder
Hinsicht noch weit.“ (ebd.)
Schweineborsten weichquasseln
Stimmt, wir sind immer noch nicht soweit, obwohl ARD-aktuell
sich doch soviel Mühe gibt, die deutsche Kriegsbereitschaft herbeizuhecheln. Mit allen qualitätsjournalistischen Mitteln: Dämonisierung vermeintlich gegnerischer Staatsmänner, Unterstellungen, Feindbildmalerei, Halbwahrheiten („FakeNews“), Nachrichtenunterdrückung, Agitation, kurz: mit Desinformation über alle Kanäle.
Die Tagesschau tut beständig so, als reisten Heiko Maas
und die „AKK“ warmherzig auf Weltfriedens-Ticket, obgleich die beiden nebst
Chefin Merkel dabei soviel Gefühlskälte ausstrahlen, dass es zum Eiswürfel-Pinkeln
reicht. Russland und China wurden zu Schurkenstaaten stilisiert, ihre Präsidenten
Putin und Xi dienen als Pappkameraden, auf die mit allem geballert wird, was
sich zu pseudoargumentativer Munition verwenden lässt. Selbst der oberste
Repräsentant unserer Republik, Spezialdemokrat Steinmeier, beteiligt sich regelmäßig
am Schießbudenbetrieb: Russland habe
„militärische Gewalt und die
gewaltsame Verschiebung von Grenzen auf dem europäischen Kontinent wieder zum
Mittel der Politik gemacht“
und China beachte das Völkerrecht
„nur selektiv, wo es den
eigenen Interessen nicht zuwiderläuft.“ (12)
Steinmeier hat ein sehr persönliches Interesse am
Erfolg seines antirussischen Narrativs. Es macht vergessen, dass er
selbst in der Ukraine-Krise von Anbeginn den hinterhältigen Schuft gegeben
hat: Ein paar Stunden, nachdem er eine Vereinbarung mit dem ukrainischen
Präsidenten Viktor Janukowitsch zur Deeskalation getroffen hatte, brach er
diese Absprache (13), machte sich mit den gewalttätigen rechtsextremistischen Kräften des Maidan-Putsches gemein (14, 15) und ließ zu, dass die rechtmäßig gewählte Regierung gestürzt und der verfassungsgemäß gewählte Präsident aus dem Land vertrieben wurden.
Steinmeier ignoriert wie das Berliner Kabinett und die
gesamte Westliche Wertegemeinschaft bis heute, dass die Krim nicht annektiert wurde, sondern ihre Bevölkerung sich in freien Wahlen für den Wechsel in die Russische Föderation entschied und dass der gewaltlos erfolgte. Für die Erinnerung an das Blutvergießen bei der völkerrechtswidrigen Sezession des Kosovo im Zuge des verbrecherischen Angriffskriegs gegen Jugoslawien (16) und daran, dass er sich dabei als Schröders Schlimmfinger (17) mitschuldig machte ist in der oberen Schublade unseres edelsten Politmöbels kein Platz mehr frei. Den Balken im eigenen Auge sieht man bekanntlich nicht, erst recht, wenn man Steinmeier heißt.
Das sind die Fakten …
Trotz mehrheitlich längst fehlender Zustimmung der
Bevölkerung bleibt die Bundesregierung (vorerst noch) beim Militäreinsatz in Afghanistan. Sie belässt unter Bruch des Völkerrechts die Bundeswehr auch im Irak, und zwar gegen den ausdrücklichen Willen des dortigen Parlaments und der Regierung in Bagdad. Sie unterstützte die USA beim vernichtenden Bombardement und Massaker der Zivilbevölkerung von Mossul. Sie duldet die gezielten Massenmorde per Drohnen vom US-Stützpunkt Ramstein und damit von deutschem Boden aus; sie setzt rechtswidrig, ohne Zustimmung des Bundestags, Bundeswehreinheiten in Niger und Kamerun ein (18, 19). Sie vertieft das Elend der venezolanischen Bevölkerung mittels Unterstützung der US-Sanktionspolitik und der völkerrechtswidrigen Anerkennung der US-Marionette Juan Guaidó, des selbsternannten „Übergangspräsidenten“ bis auf den heutigen Tag. (20)
… und so werden sie frisiert
Die beständigen Propagandalieferungen – nicht nur – der Tagesschau geben Russland und China als uns bedrohende Feinde aus,
weil sie nicht bereit sind, sich dem politischen, weltwirtschaftlichen und
geostrategischen Vormachtanspruch Washingtons zu unterwerfen. Ein Blick auf die
Militärausgaben der 29 NATO-Mitgliedsstaaten im Jahr 2019 – 1,035 Billionen US-Dollar
(21) – sowie auf die rund um den Globus verteilten 1000 US-Militärbasen (22) zeigt
beim Vergleich mit den Militäraufwendungen Russlands und Chinas, wer da wen
bedroht. China gab dafür 261 Milliarden aus, Russland nur 65,1 Milliarden
US-Dollar (23).
Wieviel böser Wille ist nötig, um angesichts dieser Daten eine
chinesische oder russische Bedrohung zu erfinden?
Tagesschau-Meldung am 7. Dezember 2020:
„Die Ausgaben (sic!) für Rüstungsgüter sind im vergangenen Jahr weltweit gestiegen. Das geht aus Angaben des Friedensforschungsinstituts SIPRI in Schweden hervor. Demnach (sic!) lag der Umsatz der 25 größten Unternehmen 2018 bei umgerechnet 274 Milliarden Euro. 2019 waren es 297 Milliarden, 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die
meisten der größten Waffenproduzenten sind US-Unternehmen, chinesische Firmen rangieren auf Platz zwei gefolgt von Produzenten in Russland.“ (24)
Welchen Eindruck gewinnt der Zuschauer? Diesen: Die USA sind
zwar Spitzenreiter bei den Rüstungsausgaben, aber Chinesen und Russen folgen dichtauf. Tante Trudi und Onkel Theodor bemerken wahrscheinlich nicht einmal, dass die Tagesschau hier die Rüstungsausgaben der Länder mit den Umsätzen ihrer jeweiligen Rüstungswirtschaft gleichsetzt und die Unvergleichbarkeit wahrscheinlich nicht mal selbst bemerkt.
Eine journalistisch korrekte Meldung, geschöpft aus der gleichen SIPRI-Quelle, hätte einen gänzlich anderen Eindruck vermittelt und ungefähr
so ausgesehen:
Die Umsätze der Rüstungswirtschaft sind im vergangenen Jahr erneut weltweit gestiegen. Das geht aus den (hier in
Euro umgerechneten) Angaben des Friedensforschungsinstituts SIPRI in Schweden
hervor. Danach erzielten allein die 25 größten Unternehmen schon 297 Milliarden
Euro. US-Waffenschmieden hatten daran mit 181 Milliarden Euro den größten
Anteil, rund 61 Prozent. China hatte in diesem Feld mit 47,5 Milliarden Euro nur
16 Prozent Anteil, Russland erreichte mit 11,8 Milliarden Euro lediglich 3,9
Prozent. (25)
Die gigantische US-Rüstungswirtschaft überragt – objektiv betrachtet – ihre chinesischen und russischen Konkurrenten himmelhoch. Und noch etwas, werte Tagesschau-Dödel: Im vorigen Jahr lagen die weltweit gestiegenen Rüstungsausgaben, die ihr in eurem Bericht anfänglich ansprecht, bei 1,92 Billionen Dollar, wie ihr am 27. April selbst gemeldet hattet. (26)
Die beständig herbeifantasierten absurden Bedrohungszenarien,
in denen Russland und China den bösen Schwarzen Mann darstellen, beeinflussen natürlich die öffentliche Meinung. Nahezu die Hälfte der Deutschen betrachtet Russland mittlerweile als „bedrohlich“, 42
Prozent halten den wachsenden Einfluss der VR China für negativ. Die Befragten stützen ihr Urteil nicht auf eigene Kenntnis von Land und Leuten, sondern auf die „Informationen“ der transatlantisch dressierten und weitestgehend gleichgeschalteten Massenmedien. Deren ständig wiederholte AgitProp wirkt unausweichlich meinungsprägend und bewusstseinsbildend. (27)
Zwischen Berlin und Brüssel einerseits und Beijing
andererseits liegen fast 9000 Kilometer (Luftlinie). Inwiefern China (von der anderen Seite dieser Welt) Deutschland militärisch bedroht, und welches
Interesse das „Reich der Mitte“ damit verfolgen könnte, mögen die Götter wissen; der deutsch-chinesische Handel blüht, beide Seiten ziehen beträchtliche Vorteile daraus. Trotzdem verkneift sich die Tagesschau nicht, pure NATO-Propaganda als realitätsgetreue Nachricht anzubieten und die Volksrepublik China als „mögliche Bedrohung“ einzustufen. (28)
Heiko, wo bleibt Heiko?
Selbst in dem hier angesprochen kindischen Kurztext auf Tagesschau.de musste der größte deutsche Außenminister aller Zeiten noch eigens erwähnt und als erfolgreicher Diplomat gefeiert werden:
„Wie von der Bundesregierung verlangt und erwartet, schaffte es auch eine Initiative von Außenminister Heiko Maas in die Abschlusserklärung. Maas hatte sich für eine bessere politische Koordinierung unter den NATO-Partnern stark gemacht. Die Mitgliedstaaten konnten sich allerdings noch nicht auf die Einberufung einer Arbeitsgruppe verständigen. (ebd.)
Saustark mal wieder, unser Initiativling, was? Nur die Bildung einer Arbeitsgruppe hat er nicht gestemmt. Die zahlreichen Anlässe, über ihn zu spotten, sollten allerdings nicht über den Schaden hinwegtäuschen, den dieser Spezialdemokrat und seine aggressive CDU-Pfadfinderin AKK anrichten können. Zum Beispiel beim Zerdeppern des chinesischen Porzellans durch deutsche Kanonenbootpolitik im Südchinesischen Meer. (29)
2014 ergab eine Umfrage, dass 58 Prozent der Angesprochenen meinten, Deutschland solle Konflikte lieber mit Diplomatie und Geld lösen als
mit Waffen. Nur 20 Prozent sahen das anders.2016 hatte sich der Anteil
der entschieden Friedliebenden auf 52 Prozent verringert. In einer aktuellen Umfrage der Körber-Stiftung sprachen sich nur noch 49 Prozent für unbedingte Gewaltlosigkeit aus. Die Frage „Sollte sich Deutschland an militärischen Missionen zum Schutz offener See- und Handelswege beteiligen?“ beantworten inzwischen 49 Prozent mit ja und nur noch 43 Prozent mit nein.(30, 31) Das Umfrageergebnis zeigt,
wie gefährlich sich die militaristische Dauerberieselung auf die Bevölkerung auswirkt.
Nebenwirkungen der Pandemie
Dem propagandistischen Erfolg der Militaristen schlägt kaum
mehr relevanter Widerstand entgegen. Wo er sich trotz der bösen Stimmungsmache
noch formiert, wird er totgeschwiegen. Natürlich auch von der Tagesschau. In
Zeiten der Überflutung mit Corona-Informationen und der täglich 600 Todesopfer
fällt es leicht, Nachrichten über Friedensbewegte zu unterdrücken.
Ausführlich berichtete die Tagesschau über die
Haushaltsdebatte im Bundestag und widmete der hohen Staatsverschuldung zur
Bewältigung der wirtschaftlichen und sozialen Pandemiefolgen viel
Aufmerksamkeit. (32) Dass Merkel und ihre Entourage hinter den Corona-Kulissen die
Rüstungsausgaben drastisch nach oben treiben, blieb der Öffentlichkeit
weitestgehend verborgen. Der kleine Rest der Aufmerksamen wurde wie gehabt mit
der Schauermär vom bösen Russen abgespeist.
Pillepalle wie die Weigerung Sachsen-Anhalts, der Erhöhung
des Rundfunkbeitrags um 86 Cent zuzustimmen (ebd.), hatten für die Tagesschau mehr Gewicht als das Menschenrecht auf Frieden.
Rupert Polenz über die Turbulenzen im Landtag Sachsen-Anhalts:
„Wir brauchen
Qualitätsjournalismus, damit wir den Fake News nicht auf den Leim gehen. In der
Informationsflut des Internet brauchen wir journalistisch-unabhängige Filter,
die Quellen überprüfen, Informationen einordnen und uns
Orientierungsmöglichkeiten geben.“ (33)
Ja, journalistische Unabhängigkeit bräuchten wir wohl,
finden sie aber garantiert nicht in den Nachrichtenredaktionen des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Deren konformistische Qualitätsjournalisten
leimen mit ihren regierungsfrommen Fake News die Öffentlichkeit nicht minder. Polenz,
vormals Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung, Parteikarrierist, ein halbes
Jahr lang sogar CDU-Generalsekretär, Beirat der Atlantischen Initiative, ist
bis heute Mitglied des CDU-Freundeskreises im ZDF-Fernsehrat; er täte gut
daran, vor dessen Türe zu kehren.
Zum Schluss eine längst überfällige Laudatio: Die ARD-Tagesschau wurde zusammen mit ZDF-heute zum „Sprachpanscher“ des Jahres gekürt,
verdientermaßen. (34) Zum Dank haben beide darüber auch nicht berichtet. Dabei
war der Preis nur wegen des hemmungslosen Gebrauchs von Anglizismen und Gender-Manierismen
vergeben worden, nicht für hirnrissige Sprachbilder und Realitätsverzerrungen,
in denen unsere öffentlich-rechtliche Journaille schwelgt.
Aufmacher-Satz der 20-Uhr-Tagesschau am 7. Dezember:
„Die Diskussion über eine
weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen vor Weihnachten nimmt an Fahrt auf.“
(35)
Ach ja? Im BMW oder im ICE? Wurscht. Vor soviel Sprachgewalt
muss man einfach die Waffen strecken.
Quellen und Anmerkungen:
(*) xttps://www.youtube.com/watch?v=3NfdowVg1CU
(1) https://www.tagesschau.de/inland/sicherheitspolitik-bab-101.html
(2) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2953/umfrage/zufriedenheit-mit-der-arbeit-der-bundesregierung/
(3) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/234150/umfrage/umfrage-zum-image-von-deutschland-in-laendern-der-eu/#professional
(4) https://www.dw.com/de/das-bild-der-deutschen-in-der-welt/a-16693350
(5) https://taz.de/Gastkommentar-Vorsitz-Sicherheitsrat/!5582229/
(6) https://www.gppi.net/2019/04/03/deutsche-selbstueberschaetzung
(7) https://www.menschenrechte.org/de/2014/07/23/menschenrechte-realpolitisch-denken/
(8) https://www.freitag.de/autoren/vorabmeldung/deutsche-gegen-militaer-einsaetze-im-ausland
(9) https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1369820.html
(10) http://wahlomat.tagesschau.de/kommentar/sicherheitskonferenz-kommentar-101.html
(11) https://www.tagesschau.de/inland/sicherheitspolitik-bab-101.html
(12) https://www.tagesschau.de/inland/msc-steinmeier-101.html
(13) https://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-janukowitsch-fuehlt-sich-von-steinmeier-und-eu-getaeuscht-a-962240.html
(14) https://www.tagesspiegel.de/meinung/ukraine-die-neue-deutsche-aussenpolitik-hat-ihren-preis/9530758.html
(15) https://www.dw.com/de/zwischen-hoffen-und-bangen-in-kiew/a-17448315
(16) https://www.heise.de/tp/features/1999-Der-Holocaust-als-Rechtfertigung-fuer-einen-Angriffskrieg-4347074.html
(17) https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-fotos_galerie,-Gerhard-Schroeder-und-seine-engsten-Vertrauten-_mediagalid,35412.html
(18) https://www.welt-sichten.org/artikel/36370/was-macht-die-bundeswehr-im-niger-und-kamerun
(19) https://www.bmvg.de/de/aktuelles/besucht-truppe-generalinspekteur-bundeswehr-afrika-niger-mali-211298
(20) https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8467/
(21) https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/pdf_2019_06/20190625_PR2019-069-EN.pdf
(22) https://www.nachdenkseiten.de/?p=37010
(23) https://www.sipri.org/media/press-release/2020/global-military-expenditure-sees-largest-annual-increase-decade-says-sipri-reaching-1917-billion
(24) https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-40415.html
(25) https://www.sipri.org/media/press-release/2020/global-arms-industry-sales-top-25-companies-85-cent-big-players-active-global-south
(26) https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-36813.html
(27) https://www.koerber-stiftung.de/fileadmin/user_upload/koerber-stiftung/redaktion/fokusthema_russland-in-europa/pdf/2016/Umfrage_Tabellenband_Deutschland.pdf
(28) https://www.tagesschau.de/ausland/nato-gipfel-151.html
(29) https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/Indo-Pazifik-bald-Operationsgebiet-der-Bundeswehr,streitkraefte638.html
(30) https://www.koerber-stiftung.de/fileadmin/user_upload/koerber-stiftung/redaktion/handlungsfeld_internationale-verstaendigung/pdf/2019/Umfrage_Einmischen_oder_zuru__ckhalten.pdf
(31) https://www.koerber-stiftung.de/fileadmin/user_upload/koerber-stiftung/redaktion/berliner-forum-aussenpolitik/pdf/2017/The-Berlin-Pulse.pdf
(32) https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-40435.html
(33) https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/landespolitik/koalitionsstreit-erhoehung-rundfunkbeitrag-gastbeitrag-zur-rundfunkfreiheit-100.html
(34) https://vds-ev.de/pressemitteilungen/tagesschau-und-heute-nachrichten-sind-die-sprachpanscher-2020/
(35) https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-40415.html
Das Autoren-Team:
Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 bis 2008 Mitarbeiter des NDR, zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.
Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Redakteur. 1975 bis 1996 Mitarbeiter des NDR, zunächst in der Tagesschau, von 1992 an in der Kulturredaktion für N3. Danach Lehrauftrag an der Fu-Jen-Universität in Taipeh.
Anmerkung der Autoren:
Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung, nichtkommerzielle Zwecke der Veröffentlichung vorausgesetzt. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog
Info: https://publikumskonferenz.de/blog