Nachrichten von Pressenza: Der Faktenfinder der ARD, Gentechnik und Vandana Shiva
Nachrichten von Pressenza - 04.02.2023, 07:15 Uhr
Der Faktenfinder der ARD, Gentechnik und Vandana Shiva
Wer „Bio“ kauft, tut das, um Lebensmittel und Produkte zu erhalten, die frei von Gentechnik und Pestiziden sind, und die zudem auf umweltfreundlichere und nachhaltigere Weise produziert wurden. Der Bio-Markt ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen, Tendenz steigend. Vandana…
Die Gewaltfreiheit scheint in einer historischen Situation, in der Papst Franziskus als einziger zum Frieden aufruft, in weite Ferne gerückt zu sein. Der Krieg, über den wir in diesem Moment in der Geschichte am meisten debattieren, ist der, der in…
Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.
Die Gewaltfreiheit scheint in einer historischen Situation, in der Papst Franziskus als einziger zum Frieden aufruft, in weite Ferne gerückt zu sein.
Der Krieg, über den wir in diesem Moment in der Geschichte am meisten debattieren, ist der, der in der Ukraine geführt wird. Die Friedensverhandlungen wurden auf nicht absehbare Zeit verschoben, auf ein unbestimmtes Morgen, in dem, wenn die Situation dann endlich angegangen wird, alles zerstört sein wird und viele weitere Menschen unter den Bomben gestorben sein werden.
Gewaltlosigkeit scheint ein leeres Wort geworden zu sein, und das kann und darf nicht akzeptiert werden. Leistungsstarke Panzer werden demnächst ihre Reise in die Ukraine antreten, wo sie erst nach monatelangem Training eingesetzt werden können, der Krieg ist also noch lange nicht vorbei. Einige befürchten eine Ausweitung des Konflikts, eine Sorge, die man teilen kann, mit einer Angst, die den Forderungen des ukrainischen Präsidenten nachgegeben hat. Dessen Forderungen nach Waffen nicht mehr nur für ein defensives, sondern für ein offensives Vorgehen sind ein klares Signal dafür, dass es um viel mehr als nur um Verteidigung geht.
Ich will nicht mit dem Finger auf die Kontrahenten zeigen, ich will weder auf der einen noch auf der anderen Seite stehen, aber ich muss auf die „Amnesie“ derjenigen hinweisen, die die Geschichte vergessen und ihre Kriege, die sie blutig gemacht haben, gerade hier auf unserem friedlichen Kontinent. Ich weiß sehr wohl, dass Russland diesen Krieg begonnen hat, aber ich weiß auch, dass nur echte Friedensverträge eine gefährliche und tödliche Eskalation verhindern können.
Sokrates lehrte uns, dass wir, wenn wir den Krieg akzeptieren, uns von dem abwenden, was unsere Natur uns an Werkzeugen geben kann, um das Schlimmste zu vermeiden. Und, so der Philosoph weiter, wenn einige Kriege gerechtfertigt sind, dann sind wir allein für unsere Entscheidungen verantwortlich. Fünf Jahrhunderte vor Christus war einem philosophisch aufgeklärten Menschen bereits klar, dass Krieg eine Wahl ist, und es ist wichtig, darüber nachzudenken. Was bedeutet es, zu wählen? Zunächst einmal müssen wir uns daran erinnern, dass es sich um einen grundlegenden Teil der Existenz handelt, der uns prägt und der uns für unsere Handlungen verantwortlich und frei machen kann. Wenn wir wählen können, bedeutet das, dass wir die Freiheit haben, dies zu tun, und wenn wir nicht die richtige Wahl treffen, sind wir dafür verantwortlich. Entgegen dem christlichen Konzept des freien Willens, in dem auch das göttliche Eingreifen eine Rolle spielt und uns in eine transzendente Dimension führt, bleiben wir stattdessen mit den Füßen im Immanenten und kritisieren von dort aus lautstark diejenigen, die den Krieg nutzen und unterstützen.
Warum aber wird immer noch zu den Waffen gegriffen? Wie viele behaupten, ist Krieg eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, viel Geld, und die Gier nach Macht zusammen mit der Gier nach Reichtum verhindert, dass Frieden und Gewaltlosigkeit zur besten Option werden. Man kann sich entscheiden, den Frieden zu suchen oder den Krieg zu verstärken. Die Mittel für eine friedliche Lösung sind vorhanden, man muss nur aufhören, Ausreden zu erfinden. Wenn ich darauf bestehe, meinen Konkurrenten zu beschuldigen, und sei es auch nur zu Recht, wird mir das nichts nützen. Krieg ist, wie Gandhi sagte, ein Verbrechen gegen die Menschheit, Gewaltlosigkeit ist der einzige Weg zum Frieden: Ich werde nicht müde, dies in einer optimistischen, aus der Philosophie geborenen Weltsicht zu bekräftigen.
Wie bereits in einem meiner früheren Artikel dargelegt, ist der Krieg auch anti-ökologisch. Er zerstört Leben und auch die Umwelt, er verschmutzt die Meere, man denke nur an die Bomben, die während des Balkankrieges in unsere Adria geworfen wurden, Geräte, die für wer weiß wie viele hundert Jahre auf dem Meeresgrund liegen bleiben. Bomben verschmutzen, untergraben die Gesundheit und das Leben selbst. Und was ist mit dem immensen Treibstoffverbrauch? Denn Panzer und Raketen bewegen sich nicht durch Trägheit, wo bleibt da die grüne Vision? Aus einer ökologischen Sicht, die über die Natur und die Umwelt hinauasgeht, ist der Krieg auch im abstraktesten und geistigen Sinne anti-ökologisch: Wir sind alle als Wesen in der Welt miteinander verbunden. Unsere schlechten Handlungen wirken sich auf das gesamte System, die gesamte Einheit von Körper und Geist aller Menschen aus. Deshalb ist Gewaltlosigkeit der einzig mögliche Weg, um nicht unterzugehen, und um die Welt nicht zu einer Todesfalle, sondern zu einem Garten des Wiederaufblühens und der Erneuerung zu machen.
Übersetzung aus dem Italienischen von Pressenza München
Zutiefst besorgt um das Leben und Überleben in der Mitte Europas richten wir diesen Aufruf vorrangig an die Menschen in den deutschsprachigen europäischen Ländern.V.i.S.d.P.: Wolfgang Effenberger, Dorfmoos 12, 82343 Pöcking
seniora.org, 04. Februar 2023
AufrufAufstehen fürs Überleben verfasst am 31.1.2023
veröffentlicht am 4.2.2023
Zutiefst besorgt um das Leben und Überleben in der Mitte Europas richten wir diesen Aufruf vorrangig an die Menschen in den deutschsprachigen europäischen Ländern. Bei einer Vielfalt gesellschaftspolitischer Ansichten werden wir von der gemeinsamen Überzeugung getragen, dass unsere Welt zu keiner Zeit seit der Kubakrise 1962 so nah an der Katastrophe war. Wenn der gegenwärtig in den Massenmedien geschürten wahnhaften Kriegsbegeisterung nicht effektiv entgegengewirkt wird, besteht die große Gefahr, dass der Ukraine-Krieg zum Einsatz von Atomwaffen in Europa führt.
Die vielschichtigen Konfrontationen zwischen den Kräften, die eine unipolare Weltherrschaft anstreben und denen, die für eine multipolare Weltordnung sind, haben bereits verheerende Verwüstungen unter anderem in Jugoslawien, Sudan, Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien und Jemen verursacht. Die seit 2014 bestehenden militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine stellen einen Teil dieser weltweiten Entwicklung dar.
Inmitten des Kalten Krieges war die Kubakrise ein Weckruf. Anders als heute suchten damals die beiden Großmächte ein Entgegenkommen in beiderseitigem Interesse. So wurden unter anderem die Verträge über die Abwehr ballistischer Raketen und die Verträge über nukleare Mittelstreckenraketen, die inzwischen verworfen wurden, ausgehandelt.
Ausgehandelte Friedensabkommen basieren weniger auf Vertrauen als auf dem gegenseitigen Verständnis, dass die gefundene Alternative im Interesse beider Seiten ist. Wir erheben unsere Stimme für sofortige Friedensverhandlungen und gegen die Kriegstrommler, die eine Fortsetzung des Krieges „bis zum Sieg der Ukraine“ und die entsprechenden Waffenlieferungen fordern.
Unser Schicksal steht auf des Messers Schneide!
Nun kommt es darauf an, durch vielfältige Aktionen dem allgegenwärtigen Kriegsgetrommel aufklärend entgegenzuwirken, damit das Überleben gesichert werdenkann.
***
V.i.S.d.P.: Wolfgang Effenberger, Dorfmoos 12, 82343 Pöcking
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Unterzeichner:
Thomas Aigner, Prof. Dr., Geologe, Tübingen (Deutschland)
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
03.02.2023
DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2023/5 DER KOMMISSION
DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2023/5 DER KOMMISSION eur-lex.europa.eu, vom 3. Januar 2023 zur Genehmigung des Inverkehrbringens von teilweise entfettetem Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) als neuartiges Lebensmittel und zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2017/2470 (Text von Bedeutung für den EWR)
DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION — gestützt auf den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union,
Zitat v. S .2:
(6) Am 23. März 2022 nahm die Behörde ihr wissenschaftliches Gutachten „Safety of partiallydefatted whole Achetadomesticus (house cricket) powder as a novel food pursuant to Regulation (EU) 2015/2283“ (9) gemäß Artikel 11 der Verordnung (EU) 2015/2283 an.
(7) In ihrem wissenschaftlichen Gutachten gelangte die Behörde zu dem Schluss, dass teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) unter den vorgeschlagenen Verwendungsbedingungen in den vorgeschlagenen Mengen sicher ist. Das wissenschaftliche Gutachten bietet folglich ausreichende Anhaltspunkte dafür, dass teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) bei Verwendung in Mehrkornbrot und -brötchen, Crackern und Brotstangen, Getreideriegeln, trockenen Vormischungen für Backwaren, Keksen, trockenen gefüllten und ungefüllten Erzeugnissen aus Teigwaren, Soßen, verarbeiteten Kartoffelerzeugnissen, Gerichten auf Basis von Leguminosen und Gemüse, Pizza, Erzeugnissen aus Teigwaren, Molkenpulver, Fleischanalogen, Suppen und Suppenkonzentraten oder -pulver, Snacks auf Maismehlbasis, bierähnlichen Getränken, Schokoladenerzeugnissen, Nüssen und Ölsaaten, Snacks außer Chips sowie Fleischzubereitungen für die allgemeine Bevölkerung den Bedingungen für das Inverkehrbringen gemäß Artikel 12 Absatz 1 der Verordnung (EU) 2015/2283 genügt.
(8) In ihrem Gutachten kam die Behörde außerdem auf der Grundlage einiger weniger veröffentlichter Erkenntnisse zu Lebensmittelallergien im Zusammenhang mit Insekten im Allgemeinen, die den Verzehr von Acheta domesticus nicht eindeutig mit einer Reihe anaphylaktischer Ereignisse in Verbindung brachten, sowie auf der Grundlage von Daten, die nachweisen, dass Acheta domesticus eine Reihe potenziell allergener Proteine enthält, zu dem Schluss, dass der Verzehr dieses neuartigen Lebensmittels eine Sensibilisierung gegen Proteine von Acheta domesticus auslösen kann. Die Behörde empfahl, die Allergenität von Acheta domesticus weiter zu erforschen.
(9) Um der Empfehlung der Behörde nachzukommen, prüft die Kommission derzeit die Möglichkeiten, die nötigen Forschungsarbeiten zur Allergenität von Acheta domesticus durchzuführen. Bis zur Bewertung der im Rahmen der Forschung gewonnenen Daten durch die Behörde und in Anbetracht des Umstands, dass Erkenntnisse, die den Verzehr von Acheta domesticus unmittelbar mit Fällen von Primärsensibilisierung und Allergien in Verbindung bringen, bislang keine eindeutigen Schlüsse zulassen, ist die Kommission der Auffassung, dass keine spezifischen Kennzeichnungsvorschriften bezüglich des Potenzials von Acheta domesticus, eine Primärsensibilisierung auszulösen, in die Unionsliste zugelassener neuartiger Lebensmittel aufgenommen werden sollten.
(10) In ihrem Gutachten stellte die Behörde zudem fest, dass der Verzehr von teilweise entfettetem Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) allergische Reaktionen bei Personen auslösen kann, die gegen Krebstiere, Weichtiere und Hausstaubmilben allergisch sind. Ferner befand die Behörde, dass weitere Allergene in das neuartige Lebensmittel gelangen können, wenn diese Allergene in dem Substrat enthalten sind, das an die Insekten verfüttert wird. Daher ist es angezeigt, dass Lebensmittel, die teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) enthalten, gemäß Artikel 9 der Verordnung (EU) 2015/2283 entsprechend gekennzeichnet werden.
(11) In ihrem wissenschaftlichen Gutachten erklärte die Behörde auch, dass sich ihre Schlussfolgerung zur Sicherheit von teilweise entfettetem Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) auf die wissenschaftlichen Studien und Daten, d. h. die detaillierte Beschreibung des Herstellungsprozesses, die Ergebnisse von Immediatanalysen, die Analysedaten zu Kontaminanten, die Ergebnisse der Stabilitätsstudien, die Analysedaten zu mikrobiologischen Parametern und die Ergebnisse der Studien zur Proteinverdaulichkeit stützt, ohne die sie keine Bewertung des neuartigen Lebensmittels hätte vornehmen und ihre Schlussfolgerung nicht hätte ziehen können.
(12) Die Kommission forderte den Antragsteller auf, seine Begründung für die Beantragung des eigentumsrechtlichen Schutzes dieser wissenschaftlichen Studien und Daten sowie für den Antrag auf ausschließlichen Anspruch auf deren Nutzung gemäß Artikel 26 Absatz 2 Buchstabe b der Verordnung (EU) 2015/2283 weiter auszuführen.
(13) Der Antragsteller hat erklärt, dass er zum Zeitpunkt der Antragstellung nach nationalem Recht Eigentumsrechte an den wissenschaftlichen Studien und Daten, d. h. der detaillierten Beschreibung des Herstellungsprozesses, den Ergebnissen von Immediatanalysen, den Analysedaten zu Kontaminanten, den Ergebnissen der Stabilitätsstudien, den Analysedaten zu mikrobiologischen Parametern und den Ergebnissen der Studien zur Proteinverdaulichkeit, sowie das ausschließliche Recht auf deren Nutzung hielt und dass daher Dritte nicht rechtmäßig auf diese Daten und Studien zugreifen oder diese nutzen können. (Zitatende)
Diese Verordnung tritt am zwanzigsten Tag nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union in Kraft.
DE Amtsblatt der Europäischen Union4.1.2023 L 2/11
Diese Verordnung ist in allen ihren Teilen verbindlich und gilt unmittelbar in jedem
Mitgliedstaat. Brüssel, den 3. Januar 2023 Für die Kommission Die Präsidentin Ursula VON DER LEYEN
Der russische Präsident Wladimir Putin hielt am Donnerstag in Wolgograd folgende Rede:
Heute begehen wir eines der wichtigsten und folgenreichsten Daten in der Geschichte unseres Landes und der Welt. Vor genau 80 Jahren wurde der verhasste und grausame Feind in Stalingrad an den Ufern des großen russischen Flusses Wolga gestoppt und unwiderruflich zurückgeschlagen – die lange, harte und erbitterte Schlacht um Stalingrad endete.
Es war nicht nur eine Schlacht um die Stadt – die Existenz des gequälten, aber nicht unterworfenen Landes stand auf dem Spiel, der Ausgang nicht nur des Großen Vaterländischen Krieges, sondern des gesamten Zweiten Weltkrieges wurde entschieden, und jeder in den Schützengräben und in der Nachhut spürte und realisierte es. Wie so oft in unserer Geschichte haben wir in der entscheidenden Schlacht zusammengestanden und gewonnen.
200 Tage lang kämpften in Stalingrad, in den Straßen der legendären Stadt, die in Schutt und Asche gelegt wurde, zwei Armeen bis zum Tod, und der Sieg ging an diejenige mit dem stärksten Kampfgeist. Der erbitterte, manchmal die menschlichen Fähigkeiten übersteigende Widerstand unserer Soldaten und Befehlshaber kann nur durch ihre Hingabe an das Vaterland, durch den festen, absoluten Glauben, dass die Wahrheit auf unserer Seite steht, verstanden und erklärt werden. Die Bereitschaft, um des Vaterlandes willen, um der Wahrheit willen bis zum bitteren Ende zu gehen, das Unmögliche zu tun, lag und liegt unserem multinationalen Volk im Blut, im Charakter – sie hat den Nazismus gestürzt.
Stalingrad ist für immer ein Symbol für die Unzerstörbarkeit unseres Volkes, für die Kraft des Lebens selbst. Das ganze Land baute diese Stadt, ihre Vororte und Dörfer buchstäblich von Grund auf wieder auf, denn im Februar 1943 gab es praktisch keinen einzigen Baum und kein einziges ganzes Gebäude mehr.
Das außergewöhnliche Durchhaltevermögen und die Selbstaufopferung der Verteidiger und Bewohner von Stalingrad damals wie heute sind zutiefst beeindruckend und rufen ein Gefühl aufrichtiger Dankbarkeit und Achtung hervor. Unsere moralische Pflicht – vor allem gegenüber den siegreichen Soldaten – besteht darin, die Erinnerung an diese Heldentat in ihrer Gesamtheit zu bewahren, sie an künftige Generationen weiterzugeben und nicht zuzulassen, dass jemand die Rolle der Schlacht von Stalingrad beim Sieg über den Nationalsozialismus und bei der Befreiung der ganzen Welt von diesem monströsen Übel herunterspielt.
Jetzt sehen wir leider, dass die Ideologie des Nationalsozialismus – nun in ihrer modernen Gestalt, ihrer modernen Manifestation – wieder eine direkte Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes schafft, wir sind immer wieder gezwungen, die Aggression des kollektiven Westens abzuwehren.
Unglaublich – unglaublich, aber Tatsache ist, dass wir erneut von deutschen Panzern »Leopard« mit Kreuzen bedroht werden und erneut vor einem Krieg mit Russland auf ukrainischem Boden durch die Hände von Hitlers Nachfahren, den Händen von Banderisten, stehen.
Wir wissen, dass wir trotz der offiziellen und käuflichen Propagandabemühungen der uns feindlich gesinnten westlichen Eliten viele Freunde in der ganzen Welt haben, einschließlich Amerika, Nordamerika und Europa.
Aber diejenigen, die die europäischen Länder, auch Deutschland, in einen neuen Krieg mit Russland hineinziehen und ihn erst recht unverantwortlich als vollendete Tatsache erklären, diejenigen, die erwarten, Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen, verstehen offenbar nicht, dass ein moderner Krieg mit Russland für sie ganz anders aussehen wird. Wir schicken unsere Panzer nicht an ihre Grenzen, aber wir haben etwas, womit wir antworten können, und das wird nicht mit dem Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen enden. Das sollte jeder verstehen.
Die Standhaftigkeit der Verteidiger von Stalingrad ist für die russische Armee und für uns alle der wichtigste moralische und sittliche Bezugspunkt, und unsere Soldaten und Offiziere sind ihm treu. Die Kontinuität der Generationen, der Werte und der Traditionen zeichnet Russland aus und macht uns stark und zuversichtlich in Bezug auf uns selbst, auf unser Recht und auf unseren Sieg.
Ich gratuliere allen Anwesenden in diesem Saal, allen heutigen Verteidigern des Vaterlandes, allen russischen Bürgern und unseren Landsleuten im Ausland herzlich zum 80. Jahrestag des Sieges in der Schlacht von Stalingrad.
Ich gratuliere Ihnen zum Feiertag, zum Feiertag des Triumphs des Lebens und der Gerechtigkeit.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
03.02.2023
Warum es trotz der Empfehlung von RAND unwahrscheinlich ist, dass der Ukraine-Krieg in einer Verhandlungslösung endet
seniora.org, 03. Februar 2023, Posted on January 30, 2023 by Yves Smith nakedcapitalism.com
Man fragt sich, warum das US-Außenministerium es für angebracht hielt, einem der Lieblings-Einflüsterer der Spione, David Ignatius von der Washington Post, ein Interview mit Anthony Blinken zu gewähren
Unser Freund Dr. Andreas Myläus hat diesen Text für uns übersetzt und mit diesem Kurz-Kommentar versehen uns zur Verfügung gestellt:
Anbei noch ein Kommentar zu dem Papier der RAND-Corporation und zu der Reaktion darauf von Seiten der Biden-Administration: die Neocons schäumen! Deshalb wird das Papier der RAND-Corporation in unseren Medien auch totgeschwiegen. Der inneramerikanische Machtkampf zwischen Realisten des Pentagon (RAND) und der Beltway-Blase, die von den Neocons beherrscht ist, geht in die nächste Runde. Dass unsere Propaganda-Blase den Kommandos der Neocons folgt, zeigt, dass diese auch hierzulande die Sache (noch) fest im Griff haben.
Nicht dass man annehmen darf, die RAND-Corporation hätte plötzlich Kreide gefressen. Auch ist sie alles andere als eine Friedenstaube. Wenn sie von den amerikanischen Interessen spricht, geht es natürlich nicht um die Interessen der amerikanischen Bevölkerung, sondern um geopolitische und neokolonialistische Ziele. Sie will aber ihre Kräfte besser gegen China bündeln.
Das anliegende Papier von nakedcapitalism.com habe ich bei der Übersetzung redaktionell etwas geglättet - trotzdem ist dessen Sprache teilweise etwas gewöhnungsbedürftig. Der Inhalt ist aber aus meiner Sicht einwandfrei.
Und das Interview selbst war merkwürdig. Blinken machte ein großes Zugeständnis an die Realität, indem er einräumte, dass die Ukraine nicht in der Lage sein wird, die Krim in absehbarer Zeit zurückzuerobern. Er erwartet, dass die USA die Ukraine weiterhin bewaffnen. Doch nirgendwo in dem Artikel wird vorgeschlagen, wie der Krieg enden könnte, geschweige denn, dass das "V"-Wort, „verhandeln“, erwähnt wird. Die Vision von Blinken/State scheint zu sein:
"USA und NATO unterstützen die Ukraine > *ein Wunder geschieht* > der Krieg wird beendet > USA und NATO unterstützen die Ukraine. "
Eine Theorie besagt, dass dieses Interview dazu dienen soll, die Erwartungen in den USA und in der Ukraine zu dämpfen, indem eingeräumt wird, dass die Krim eine verlorene Sache ist. Auch wenn dies ein Schritt in die richtige Richtung ist, so liegt doch ein langer Weg zwischen diesem Eingeständnis und der Anerkennung dessen, dass die Russen auf dem Schlachtfeld im Vorteil sind. Der Ignatius-Artikel ist gespickt mit "Russland verliert"-Behauptungen wie "Wladimir Putin hat versagt" und "US-Waffen helfen, Putins Invasionstruppe zu pulverisieren".
Worin besteht also der Sinn dieser Botschaft, dieses Interview auf diese Weise zu präsentieren? Was soll hier vermittelt werden?
Eine Vermutung ist, dass Blinken sich so geäußert hat, um die Bedeutung des mehr oder weniger zeitgleich veröffentlichte RAND-Papier "Avoiding a Long War" (Vermeidung eines langen Krieges; vgl. hier: https://www.rand.org/pubs/perspectives/PEA2510-1.html ) abzuschwächen. Ich empfehle dringend, es vollständig zu lesen. Es enthält bemerkenswert viele realitätsfremde Aussagen über die russische Leistung und Politik.
Unabhängig davon, was man von der Haltung der RAND-Corporation zu Russland hält, wird in dem Papier die Beendigung des Krieges als im Interesse Amerikas liegend dargestellt, und eine politische Lösung wäre für die USA danach vorteilhafter als ein bloßer Waffenstillstand, d.h. die Einstellung der Kämpfe ohne Klärung der Ursachen des Konflikts [Anm: die RAND-Corporation unterscheidet in dem Papier zwischen einer „politischen Lösung“ des Konflikts mit einem detaillierten Vertrag und einem reinen „Waffenstillstand“ ohne weitere vertragliche Vereinbarung].
Der erste Satz des RAND-Papiers lautet: "Die Diskussion über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine wird in Washington zunehmend von der Frage beherrscht, wie er enden könnte." Das kann zumindest als Eingeständnis gewertet werden, dass selbst die Leute in der Beltway-Blase (Anm: Beltway = Regierungsviertel in Washington DC) erkennen, dass der Krieg für die Ukraine überhaupt nicht gut läuft.
Blinken weist jedoch die Idee zurück, dass es irgendetwas gibt, das diskutiert werden müsste. Nach Ignatius:
"Außenminister Antony Blinken erläuterte am Montag in einem Interview im Außenministerium seine Strategie für das ukrainische Endspiel und die Abschreckungspolitik gegenüber Russland in der Nachkriegszeit...Russlands kolossales Scheitern bei der Erreichung seiner militärischen Ziele, so Blinken, sollte die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten nun dazu veranlassen, sich Gedanken über die Gestaltung der Nachkriegs-Ukraine zu machen - und darüber, wie ein gerechter und dauerhafter Frieden geschaffen werden kann, der die territoriale Integrität der Ukraine aufrechterhält und es ihr ermöglicht, künftige Angriffe abzuschrecken und gegebenenfalls abzuwehren. Mit anderen Worten: Russland sollte nicht die Möglichkeit haben, sich auszuruhen, sich neu zu formieren und erneut anzugreifen." [Anm: Das RAND-Papier verweist auf die Gefahr, dass Russland die Zeit nach einem Waffenstillstand oder einer politischen Vereinbarung zur Beendigung des Krieges dazu nutzen könnte, weiter aufzurüsten und anschließend wieder anzugreifen.]
Mit anderen Worten, Blinken ist im "Hier gibt es nichts zu sehen"-Modus, wenn es um den Kriegsverlauf geht, und will sich stattdessen auf das glänzende Objekt konzentrieren, was zu tun ist, wenn der Krieg – ähm – beendet ist.
Blinken fordert einen permanenten Krieg mit Russland, trotz des Geredes vom Frieden. Alles andere als ein Dauerkonflikt würde es Russland erlauben, nachzurüsten.
Daher ist es nicht schwer zu erkennen, dass dieses Interview zum Teil dazu diente, die Ablehnung des Staates gegenüber der RAND-Analyse zu signalisieren, wie auch gegenüber allen anderen Verhandlungsbefürwortern, beispielsweise im Pentagon.
Vor diesem Hintergrund ist es merkwürdig, dass westliche Experten und Beamte mehr als gelegentlich von Verhandlungen sprechen, obwohl es für einen aufmerksamen Leser offensichtlich ist, dass sie lediglich versuchen, nicht als Kriegstreiber dazustehen. Und selbst die wenigen, die ehrlich sind, ignorieren den Elefanten im Raum. Aus dem RAND-Papier:
"Da keine der beiden Seiten die Absicht oder die Fähigkeit zu haben scheint, einen absoluten Sieg zu erringen, wird der Krieg höchstwahrscheinlich mit einer Art Verhandlungsergebnis enden, denn anders als bei einem absoluten Sieg müssen die Kriegführenden ein gewisses Risiko in Kauf nehmen, dass die Friedensbedingungen verletzt werden könnten; selbst der relative Verlierer des Konflikts behält die Möglichkeit, die andere Seite zu bedrohen."
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass die RAND-Corporation in dem Papier argumentiert, dass die USA bei einem länger andauernden Krieg so viel zu verlieren haben, dass es besser wäre, ein Ende des Konflikts auszuhandeln, auch wenn dies bedeuten würde, dass Russland danach immer noch in der Lage wäre, Krieg zu führen. Blinken lehnt diese Ansicht ab; sein "gerechtes" Ende des Krieges erfordert ein besiegtes Russland.
Zitat aus dem RAND-Papier:
"Obwohl Washington die Dauer des Krieges nicht selbst bestimmen kann, kann es Maßnahmen ergreifen, die ein Ende des Konflikts auf dem Verhandlungswege wahrscheinlicher machen."
Versteht denn niemand in den politischen Kreisen in den USA, dass die Verhandlungs-Variante völlig ausgeschlossen ist?
Festzuhalten ist, was eigentlich offensichtlich sein sollte: Russland hat allen Grund, den USA und der NATO nicht zu trauen, wenn man an die bizarren Prahlereien über den Betrug durch den Missbrauch der Minsker Vereinbarungen denkt, die dafür genutzt wurden, um Zeit für die Aufrüstung der Ukraine zu gewinnen. Auch angebliche Friedensgespräche wurden genutzt, um der Ukraine Zeit zu verschaffen und sie erneut zu stärken. Ihre Botschaft ist klar: Russland hat kein Recht, irgendetwas zu verlangen, und sein Volk muss unterworfen und assimiliert werden. Der Westen dämonisiert alles, was mit Russland zu tun hat – nicht nur die russische Regierung. Das hat Russland in der Ansicht bestätigt, dass dieser Kampf für Russland existenziell ist, nicht nur für den russischen Staat, sondern auch für die russische Nation und Kultur. Annalena Baerbocks Äußerung, Deutschland befinde sich im Krieg mit Russland, hat das Misstrauen gegenüber Russland weiter geschürt.
Das wäre alles schön und gut, wenn die USA Russland in die Schranken weisen könnten, nach dem Motto "Macht gibt Recht". Aber das klappt nicht so gut. Die Sanktionen haben es nicht geschafft, Russland niederzuwerfen und haben dem Westen insgesamt geschadet. Russland hat die ursprüngliche ukrainische Streitmacht vernichtet, einen großen Teil dessen, was man als zweite ukrainische Armee bezeichnen kann, ebenfalls, und es sieht so aus, als würde es auch eine mögliche dritte, mit Sicherheit schwächere Truppe besiegen.
Das Problem, in das die USA und die NATO geraten sind, ist, dass sie nur noch eskalieren können, obwohl sie so gut wie nichts mehr haben, womit sie eskalieren könnten. Die Sanktionen sind ausgereizt. Drei Panzerbrigaden, auf die sich die Lieferungen schätzungsweise belaufen könnten, werden das Unvermeidliche höchstens noch ein wenig hinauszögern. Wäre man ein Zyniker, könnte man diese Bemühungen als Fortschritt des Projekts "Entmilitarisierung der NATO" betrachten:
Brian Berletic (https://www.youtube.com/c/thenewatlas ) hat die Waffenlieferungen der USA und der NATO akribisch aufgezeichnet und ihre (allzu oft fehlende) Eignung erörtert. Berletic hat auch wiederholt darauf hingewiesen, dass die Zahl der gelieferten Waffen zurückgegangen ist. Die Panzer und die möglichen zusätzlichen Kampfjets scheinen also ein Versuch zu sein, irgendetwas zu tun und die Mitglieder der westlichen Allianz sichtbar an das Projekt Ukraine zu binden.
Wenn Sie Berletic nicht glauben, ist die Reaktion Russlands ein weiteres Indiz. Russland ist noch dabei, viele seiner kürzlich mobilisierten Truppen auszubilden. Experten wie Scott Ritter, der von einem früheren Starttermin für die russische Offensive ausgingen, sagen nun, dass Russland möglicherweise erst Anfang März vollständig einsatzbereit sein wird, weil es sich den Luxus gönnen will, dass seine Streitkräfte effektiv arbeiten können. Wenn Russland über die Panzer und andere Störgeräusche besorgt wäre, würde man erwarten, dass es seinen Zeitplan beschleunigt und vor dem Eintreffen der neuen Waffen etwas unternimmt.
Maria Zarakhova, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, reagierte in einer Pressekonferenz am 27. Januar auf die nicht vorhandenen Vorschläge der USA:
"Russland seinerseits war stets offen für die Möglichkeit, diplomatische und verhandlungstechnische Mittel einzusetzen. Darüber ist wiederholt gesprochen worden. Der kollektive Westen, die NATO und die EU haben die Diplomatie längst aufgegeben, einen anderen Weg eingeschlagen und begonnen, Sicherheitsbedrohungen zu schaffen, Feuer zu legen, zu schüren, zu drängen und den europäischen Kontinent einfach in eine globale Katastrophe zu treiben. Was sich jetzt abspielt, ist keine Frage der Ukraine, Russlands oder gar des europäischen Kontinents. Das ist eine viel größere und globale Sache...
Heute habe ich gehört, dass Washington gesagt hat, wenn Russland dies oder jenes tut, werden vielleicht einige Sanktionen oder etwas anderes aufgehoben. Wer hört sich das überhaupt an? Wer braucht das? Wer schenkt dem überhaupt Beachtung? Jemand hat etwas gesagt, einige Sanktionen. Das ist nicht das Thema.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass schwere Waffen geliefert werden, ist es nicht nötig, darüber zu sprechen, was passiert, wenn jemand dort etwas tut... Da die Ukraine alle Verhandlungen abgebrochen hat, wird diese Frage vor Ort gelöst werden. Auf Druck oder aus eigenem Antrieb hat Kiew jegliche Verhandlungen mit Russland auf Regierungsebene untersagt. Das war's also. Der Rest ist Sache der Militärexperten."
Dennoch birgt die neue Eskalation der Waffenlieferungen einige ernsthafte Risiken, auch wenn sie militärisch nicht so gravierend ist, wie es den Anschein hat. Eines davon ist, dass das Vereinigte Königreich der Ukraine unbedingt Raketen mit größerer Reichweite liefern will. Aber das wird wahrscheinlich nur bedeuten, dass Russland einen großen Schutzbereich um die vier Oblaste braucht, die es jetzt als russisches Territorium ansieht. Für die Idee, dass der Westen der Ukraine Kampfjets zur Verfügung stellt, fehlt es der Ukraine an funktionierenden Landebahnen und Russland wird dafür sorgen, dass die verbleibenden deaktiviert werden. Werden also Flugzeuge aus Polen fliegen? Und was wird Russland dazu sagen?
Und das, bevor wir zu den anderen Kosten der Aufrechterhaltung der Ukraine kommen. Auch wenn die USA und ihre EU-Verbündeten beteuern, dass sie sich so lange wie nötig engagieren wollen, können sie die Kosten für eine unbefristete wirtschaftliche Unterstützung der Ukraine nicht aufbringen. Die Tatsache, dass die Republikaner den Standpunkt vertreten, dass die Finanzierung der Ukraine nicht unbefristet ist, bedeutet, dass der Geldhahn zugedreht wird. Wie schnell und in welcher Höhe, kann man nur vermuten. Aber denken Sie daran, dass die direkte Finanzierung der ukrainischen Regierung, z. B. für Polizei, Renten, Krankenhäuser und Lehrer, dem militärisch-industriellen Komplex der USA wenig nützt.
Angesichts all dessen ist es nicht verwunderlich, dass es immer mehr Anzeichen für Zweifel am Krieg gibt. Sogar die Medien, die am meisten mit dem Sicherheitsstaat verbunden sind, wie die New York Times, haben sich dazu entschlossen, gelegentlich einen Artikel zu veröffentlichen, in dem sie effektiv zugeben, dass die Dinge für die Ukraine nicht gut laufen. Auch wenn das noch lange nicht bedeutet, dass die Chancen der Ukraine, sich durchzusetzen, gleich Null sind und die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu einem gescheiterten Staat wird, hoch ist, ist die Abkehr von der früheren unermüdlichen Bejubelung doch beachtlich.
Experten wie Oberst Macgregor und andere ehemalige Insider haben behauptet, dass immer mehr Beamte im Pentagon und in anderen NATO-Streitkräften die Ukraine als aussichtslose Angelegenheit betrachten und darüber besorgt sind, wie sehr sich der Westen engagiert. Die Tatsache, dass die RAND-Corporation einen neuen Bericht über die Ukraine veröffentlicht hat, in dem Zweifel geäußert werden, wenn auch in der Sprache der Denkfabriken, sollte es für Insider akzeptabler machen, sich zu äußern.
Das Problem ist jedoch, dass innerhalb von Institutionen engagierte Gruppen mit starken Ideologien routinemäßig über ihr Gewicht hinauswachsen und die gesamte Organisation bewegen können. Man denke nur an die Ultras, die harten Brexiteers, die im Laufe der Zeit die Debatte darüber, was der Brexit bedeutet, in einen sehr harten Brexit verwandelt haben. Oder in den USA ist die Law-and-Economy-Bewegung, die einst als Randgruppe und Exzentriker galt, heute Mainstream und nur allzu oft einflussreich.
Hinzu kommt, dass der Blob [Anm: "The Blob" kann sich auf einen Science-Fiction-Horrorfilm von 1958 beziehen, in dem es um ein wachsendes, amöbenartiges Monster geht, das alles verschlingt, was ihm in die Quere kommt.] und nicht die Präsidenten die Politik diktieren. Obama war nicht in der Lage, Guatanamo zu schließen. Als Trump sein Amt antrat, wollte er die Beziehungen zu Russland verbessern, um China zu isolieren, und hat schließlich weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. In seinen Interviews mit Oliver Stone beschrieb Putin, wie er und Bush produktive Gespräche führten und zu konkreten Absprachen kamen, die schließlich durch schwülstig formulierte Memos rückgängig gemacht wurden.
Die Neocons haben trotz ihrer miserablen Bilanz die Sache im Griff. Beim Ukraine-Projekt werden sie dadurch unterstützt, dass es leicht ist, die Sünden der alten UdSSR auf das moderne Russland zu übertragen, und dass die Russisch-Studiengänge an den US-Universitäten zu "Putin-hassenden Studien" geworden sind, wie Scott Ritter es ausdrückt.
Russische Offizielle tun einfach das Offensichtliche: Sie messen die kollektiven Absichten des Westens an ihren Handlungen, d.h. diese bewaffnen die Ukraine weiterhin so gut wie sie können und tun ihr Bestes, um die Unterstützung im eigenen Land für den Krieg zu schüren. Und ob man das Engagement der USA und der NATO nun als hartnäckig oder tollkühn ansieht, die Verantwortlichen sind so tief in die Sache verstrickt, dass es schwer vorstellbar ist, wie sie jemals wieder aussteigen könnten.
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Selbst wenn die meisten Kommentatoren den Stand der Dinge im Moment falsch einschätzen, können sie später oft feststellen, welche entscheidenden Informationen ihnen fehlten, die ihre Einschätzung geändert hätten. So haben die Ukraine-Skeptiker beispielsweise übersehen, dass die russische Besatzung einer sehr langen Kontaktlinie am Ende des letzten Sommers ausgedünnt wurde, als die meisten der Berufssoldaten, deren Dienstzeit abgelaufen war, sich entschieden, nach Hause zu gehen. Bizarrerweise hatte das russische Verteidigungsministerium das Gegenteil angenommen. Dieser Fehler trug zum "Sieg" der Ukraine in Charkiw bei.
Für diejenigen unter Ihnen, die argumentieren, dass Russland einen Preis für seine Invasion in der Ukraine zahlen sollte (und nein, darum ging es bei den Sanktionen eigentlich nicht, obwohl es so dargestellt wurde. Sie wurden am 22. Februar verhängt, also nachdem Russland die abtrünnigen Republiken anerkannt und ein gegenseitiges Verteidigungsabkommen geschlossen hatte, aber bevor die Spezielle Militäroperation begann): die USA haben nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg nicht die Zerstörung Deutschlands als Nation verfolgt. Aber andererseits sind die Deutschen auch keine Untermenschen.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
03.02.2023
Putins letztes Gefecht? Pro Memoria: Ende Oktober 2014 warnten Roman Herzog, Gerhard Schröder und mehr als 60 andere Persönlichkeiten vor dem Krieg
seniora.org, 03. Februar 2023, Von Wolfgang Effenberger - 2.2.2023
“Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!”
[...] Heute ist es kaum mehr zu glauben, dass noch vor gut 8 Jahren, nur fünf Wochen nach der Vorstellung des TRADOC-Pamphlets 525-3-1 „Win in a Complex World 2020-2040“ Ende Oktober 2014 Roman Herzog, Gerhard Schröder und mehr als 60 andere Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien sich an dem Aufruf “Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!” beteiligten, vor einem Krieg warnten und zum Dialog mit Russland aufriefen: (37)
„Wir, die Unterzeichner, appellieren an die Bundesregierung, ihrer Verantwortung für den Frieden in Europa gerecht zu werden. Wir brauchen eine neue Entspannungspolitik für Europa. Das geht nur auf der Grundlage gleicher Sicherheit für alle und mit gleichberechtigten, gegenseitig geachteten Partnern. Die deutsche Regierung geht keinen Sonderweg, wenn sie in dieser verfahrenen Situation auch weiterhin zur Besonnenheit und zum Dialog mit Russland aufruft. Das Sicherheitsbedürfnis der Russen ist so legitim und ausgeprägt wie das der Deutschen, der Polen, der Balten und der Ukrainer.
Wir dürfen Russland nicht aus Europa hinausdrängen. Das wäre unhistorisch, unvernünftig und gefährlich für den Frieden. Seit dem Wiener Kongress 1814 gehört Russland zu den anerkannten Gestaltungsmächten Europas. Alle, die versucht haben, das gewaltsam zu ändern, sind blutig gescheitert – zuletzt das größenwahnsinnige Hitler-Deutschland, das 1941 mordend auszog, auch Russland zu unterwerfen. … Wir appellieren an die Medien, ihrer Pflicht zur vorurteilsfreien Berichterstattung überzeugender nachzukommen als bisher. Leitartikler und Kommentatoren dämonisieren ganze Völker, ohne deren Geschichte ausreichend zu würdigen. Jeder außenpolitisch versierte Journalist wird die Furcht der Russen verstehen, seit NATO-Mitglieder 2008 Georgien und die Ukraine einluden, Mitglieder im Bündnis zu werden. Es geht nicht um Putin. Staatenlenker kommen und gehen. Es geht um Europa. Es geht darum, den Menschen wieder die Angst vor Krieg zu nehmen. Dazu kann eine verantwortungsvolle, auf soliden Recherchen basierende Berichterstattung eine Menge beitragen.“
Für einen derartigen von Verantwortung getragenen Aufruf würde man heute wohl kaum 60 Prominente finden. Sie würden vermutlich als Russland- und Putin-Versteher an den medialen Pranger gestellt werden. Merkwürdig genug, dass bereits das Verstehen der Position der anderen Seite geächtet wird, wo wir uns in unserer westlichen „Diskursgesellschaft“ doch so viel auf den Dialog und das gegenseitige Verständnis einbilden.
Wir brauchen dringend eine Kultur des Verstehens und Verständigens, eine Kultur des Friedens!
Vor ungefähr einem Jahr sprach ich zufällig mit einem Teenager, der Tochter eines Freundes, bei einer Versammlung des „Widerstands“. Sie ist wie ihre Mutter Musikerin und besucht eine private Mädchenoberschule hier in Wellington. Ich fragte nach der Schule und insbesondere nach den Romanen, die sie in ihrer Abschlussklasse in ihrem Englischunterricht las. Ich war überrascht zu hören, dass derzeit keine Romane zugewiesen wurden … also habe ich weiter nachgefragt. „Wir bekommen Auszüge“, informierte sie mich, „aber im Laufe des letzten Jahres haben wir ein ganzes Buch gelesen.“
Während ihrer Junior- und Senior-Jahre an einer renommierten Mädchenschule in einem angeblich westlichen Bildungssystem der Ersten Welt war der Lehrplan fast frei von Literatur.
Es schauderte mich, nach ihrem Geschichtsunterricht zu fragen, aber ich nahm mir die Freiheit, ihr ein Exemplar von Orwells 1984 zu versprechen . Zu meiner Freude, aber nicht zu meiner Überraschung, denn sie ist eine neugierige und wissbegierige Person, hat sie den außerschulischen Roman innerhalb von zwei Wochen verschlungen. Vielleicht auch, weil sie nicht gestochen wurde und eine der ganz wenigen war, die sich weigerten, an ihrer Schule eine Maske zu tragen, umgeben von einem Meer gedankenloser, unterwürfiger Mitschüler, war sie umso motivierter.
Ich erinnere mich, dass diesem ernsthaften jungen Mädchen die Möglichkeit verweigert wurde, an einem Musikcamp im Sommer teilzunehmen, wegen ihres Jab-Status dank des von der damaligen Premierministerin Jacinda Ardern auferlegten Apartheid-Systems. Die Musikfakultät, die die Sommerschule leitete, hatte weder den Mut noch die Weisheit, einen gesunden jungen talentierten Spieler, der in der Vergangenheit ein eifriger Teilnehmer gewesen war, in ihr „geimpftes“ Ensemble aufzunehmen.
Ich selbst, nachdem ich Orwell gespendet hatte, beschloss, ein Werk erneut zu lesen, das ich seit Jahren nicht gelesen hatte, und ich war beeindruckt, wie ergreifend und zart die Liebesszenen des großen Autors wiedergegeben wurden. Der größte Teil des letzten Drittels des Buches, das einer akribischen Darstellung psychischer und physischer Folter gewidmet war, schien didaktisch und weniger ansprechend, obwohl es quälend wahr war.
Ich fragte mich, wie ein junger Geist sich mit einem so herausfordernden Buch auseinandersetzen, es interpretieren und verstehen würde, ein Buch, das mit dem unendlich traurigen Verrat der Liebhaber-Protagonisten endete, nachdem sie zerbrochen waren.
Ich fragte mich, wie ein junger Geist die unterdrückende Kraft eines Staates verstehen würde, der die Bedeutung von Wörtern in ihr Gegenteil verkehrte und die Geschichte veränderte, um sie seinen vorherrschenden politischen Bedürfnissen anzupassen.
Ich fragte mich, ob dieser Teenager die Konzepte der freien Meinungsäußerung und der offenen Debatte verstand, da er in einer Corona-Kultur der Absage, Unterdrückung, Ignoranz und Ächtung steckte.
Ich fragte mich, was und wie ihr beigebracht wurde.
Das Unterrichten selbst kann, wie die meisten Formen menschlicher Interaktion, zwanghaft sein. Überall sind wir von Versuchen umgeben, uns zu überreden, zu schmeicheln, zu verführen, zu verführen oder, wie wir in den letzten drei Jahren so deutlich gesehen haben, uns einfach zu einem bestimmten Ziel zu zwingen . Werbetreibende nutzen die leichteren Künste der Verführung, um unsere Gelder zu ihren Produkten zu bringen; Regierungen greifen auf Mandate zurück, wenn ihre eigenen leichten Berührungen hinter ihren Zielen zurückbleiben. Die freie Wahl, wie auch das freie Denken, wird ständig angegriffen. Ist das Unterrichten wieder einer dieser Angriffe? Kann man lehren, ohne auf Formen, Formen, Zwang zurückzugreifen?
Die sokratische Methode wird im Allgemeinen als eine Methode des Fragens, des Forschens auf der Suche nach Wahrheiten verstanden. Der von Plato dargestellte Sokrates behauptete, praktisch nichts zu wissen, erkundigte sich aber unermüdlich bei seinen Zuhörern. Am besten zeigt sich das im Dialog Theaetetus – meiner Meinung nach in seiner idealen Form, da ich aus vielen anderen Dialogen den allgemeinen Eindruck gewonnen habe, dass der bescheidene unwissende Sokrates seine Schüler ganz zielstrebig zu seiner eigenen Vorbestimmung geführt hat Überzeugungen über philosophische Dinge. Im Theaetetos, jedoch definiert unser Sokrates – oder zumindest Platons Sokrates – seine Rolle als die einer Hebamme. Es ist eine schlagende und großartige Analogie, denn der Lehrer – Sokrates, der übrigens Sohn einer Hebamme ist – ist einer, der nur hilft, das hervorzubringen, was seinem Schüler immanent ist. Er erleichtert die Geburt von Wissen, das in ihm wohnt. Wie er sagt:
„Ich bin so sehr wie die Hebamme, dass ich selbst keine Weisheit gebären kann … obwohl ich andere befrage, kann ich selbst nichts ans Licht bringen, weil es keine Weisheit in mir gibt … Diejenigen, die meine Gesellschaft besuchen … haben nie etwas von mir gelernt; Die vielen bewundernswerten Wahrheiten, die sie hervorbringen, wurden von ihnen selbst von innen heraus entdeckt. Aber die Lieferung ist das Werk des Himmels und meins“ ( Cornford , S. 26)[1].
Jahrhunderte später führte der viel missverstandene und oft verleumdete Sigmund Freud die Technik der freien Assoziation ein, nachdem er mit Versuchen der Hypnose – einer Form der Suggestion – zur Behandlung von Neurosen frustriert war. Die freie Assoziation war eine von Freuds großartigsten Errungenschaften und eine der Säulen, auf denen die Psychoanalyse gründet. Man kann die Einzigartigkeit einer Umgebung kaum überschätzen, in der eine Person ermutigt wird, einfach alles zu sagen,was ihnen in den Sinn kommt, ohne Selbstzensur, Einmischung oder Bewertung, egal wie bizarr, pervers, abstoßend oder beängstigend. Freud entwickelte im Wesentlichen eine Hebammenmethode ähnlich Sokrates – die die Geburt von verborgenem Wissen im Inneren erleichtert.
Ohne in die Komplexitäten und Feinheiten der freien Assoziation innerhalb des Behandlungsparadigmas der Psychoanalyse abzuschweifen, was das bedingungslose Vertrauen des Patienten in den Analytiker erfordert, das kaum jemals vollständig ist, und die unvermeidliche Selbstunterdrückung durch beschämendes, zweifelhaftes oder heikles Material beinhaltet, Die Einführung dieser Technik, ihr erstaunliches Potenzial und die inhärenten Annahmen von Freiheit und Autonomie in ihrem eigentlichen Gefüge sind kaum vorstellbar.
Die freie Assoziation stellt einen Höhepunkt der sokratischen Methode dar und ist ein leuchtendes Beispiel für die Antithese zu Gewalt und Zensur. Freud selbst widmete sein ganzes Leben lang täglich eine halbe Stunde der Selbstanalyse mittels freier Assoziation, ein Beispiel, ironisch genug, das von seinen psychoanalytischen Anhängern durch den Bruch weit mehr geehrt wurde als durch die Einhaltung.
Sokrates und Freud waren Geschöpfe ihrer Zeit und Sitten und Kultur. Doch die von ihnen entwickelte Methode bot genau das Werkzeug, um die kulturellen, moralischen und politischen Beschränkungen ihrer jeweiligen Gesellschaften zu überwinden. Das ist ein Punkt, den ich nicht genug betonen kann, und das gleiche gilt für die amerikanischen Gründer, die trotz ihrer eigenen gesellschaftlichen Vorurteile ein Dokument verfassten, dessen Grundprinzipien die Mittel zur Überwindung solcher Beschränkungen bereitstellten.
Praktisch alles in diesen letzten drei Jahren der Fäulnis im Schatten des Corona-Krieges hat es gewagt, die Freiheit zu ersticken und zu beseitigen. Die „Wissenschaft“ wurde angerufen, um die Debatte zum Schweigen zu bringen: Sie wurde zu etwas, das keinen Zweifel, keine Diskussion oder Kritik tolerierte – eigentlich keine wirkliche Wissenschaft. Personen, die versuchten, abweichende Meinungen zu äußern, wurden aus den sozialen Medien eliminiert. Ärzte, die Beweise für repressive Restriktionen und Diktate der öffentlichen Gesundheit forderten, wurden verfolgt. Diejenigen, die es wagten, sich durch die Verweigerung des Stoßes für die körperliche Autonomie einzusetzen, wurden abgesondert.
Tatsächlich ist alles schal und langweilig geworden, wie es sich für das graue, erstickende Miasma der versklavenden Kontrolle gehört.
Ich habe es satt.
Wenn wir nichts anderes aus diesen letzten drei dystopischen Jahren gelernt haben, dann, dass sich unsere einst vertrauenswürdigen Autoritäten – in Regierung, Medien, „Wissenschaft“, Wirtschaft und sogar Sport – als völlig korrupt und feige erwiesen haben. Ihre Unterdrückung von Debatten, ihre völlige Weigerung, sich an einem offenen Austausch zu beteiligen, Fragen und Nachforschungen zuzulassen, und das unerbittliche Beharren auf ihrem „Einweg“ – das alles wäre lächerlich, wenn es nicht so giftig wäre.
Aber was ist mit der Jugend von heute? Sie scheinen wenig Geschichtsbewusstsein zu haben und noch weniger Verständnis für die Unermesslichkeit der Kämpfe zur Verwirklichung unseres unveräußerlichen Rechts auf freie Meinungsäußerung – nicht aus eigener Schuld, sondern aus der Schuld der Institutionen, die sie betrügen.
Die Tochter meiner Freundin, die den Mut hatte, dem Druck von Gleichaltrigen und der Schule standzuhalten, und die Neugier, nach Büchern zu suchen – ganze Bücher, nicht Bruchstücke –, ist eine Ausnahme. Ich hatte das Vergnügen, mehrere andere mutige und außergewöhnliche Jugendliche zu treffen, die einem enormen Druck standgehalten haben, sich zu verkleiden, sich anzupassen, ihre körperliche Autonomie aufzugeben, die Ächtung und Spott ertragen mussten, aber ihre Würde und Unabhängigkeit bewahrt haben.
Diese wunderbaren Ausnahmen geben mir große Hoffnung, dass wir tatsächlich eine Zukunft schaffen können, die von Vitalität, Autonomie und Wahlmöglichkeiten gesegnet ist, eine Zukunft, die den wahrhaftigsten und unanfechtbarsten Beitrag des Westens zum menschlichen Fortschritt nährt: Freiheit.
Und vielleicht kann ich in dieser winkenden Zukunft diese jungen, sich bildenden Seelen sanft fragen, was sie von Sokrates, Freud und dem Schicksal von Julia und Winston im Jahr 1984 halten …
*
Dr. Garcia ist ein in Philadelphia geborener Psychoanalytiker und Psychiater, der 2006 nach Neuseeland ausgewandert ist. Er hat Artikel verfasst, die von der Erforschung psychoanalytischer Techniken, der Psychologie der Kreativität in der Musik (Mahler, Rachmaninoff, Scriabin, Delius) und Politik reichen. Er ist auch Dichter, Romanautor und Theaterregisseur. Er zog sich 2021 aus der psychiatrischen Praxis zurück, nachdem er im öffentlichen Sektor in Neuseeland gearbeitet hatte. Besuchen Sie seinen Substack unter https://newzealanddoc.substack.com/
Er schreibt regelmäßig Beiträge für Global Research.
Notiz
1 „ Plato's Theory of Knowledge : the Theaetetus and the Sophist of Plato“, übersetzt und mit laufendem Kommentar von Francis Macdonald Cornford, London: Routledge and Kegan Paul, Ltd. 1915.
Das ausgewählte Bild stammt von Amazon
Die ursprüngliche Quelle dieses Artikels ist Global Research
Dieser Artikel behandelt Platons Dialog Theaitetos. Für den gleichnamigen Mathematiker siehe Theaitetos (Mathematiker).
Der Anfang des Theaitetos in der ältesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift, dem 895 geschriebenen Codex Clarkianus (Oxford, Bodleian Library, Clarke 39)
Der Theaitetos (altgriechisch Θεαίτητος Theaítētos, latinisiertTheaetetus, eingedeutscht auch Theätet) ist ein in Dialogform verfasstes Werk des griechischen PhilosophenPlaton. Darin wird ein fiktives, literarisch gestaltetes Gespräch wörtlich wiedergegeben. Beteiligt sind Platons Lehrer Sokrates und zwei Mathematiker: der junge Theaitetos, nach dem der Dialog benannt ist, und dessen Lehrer Theodoros von Kyrene.
Das Thema bilden Kernfragen der Erkenntnistheorie. Erörtert wird, worin Erkenntnis besteht und wie man gesichertes Wissen von wahren, aber unbewiesenen Behauptungen unterscheidet. Dabei stellt sich die Frage, ob eine solche allgemeine Unterscheidung überhaupt möglich ist und überzeugend begründet werden kann. Es soll geklärt werden, unter welchen Voraussetzungen man den Anspruch erheben kann, etwas zu wissen und darüber nachweislich wahre Aussagen zu machen. Benötigt wird ein unanfechtbares Kriterium für erwiesene Wahrheit.
Im Verlauf der Diskussion scheitern alle Versuche, den Unterschied zwischen Wissen und richtigem Meinen zu bestimmen. Wenn sinnvolle Aussagen überhaupt möglich sind, muss es objektive Wahrheit geben, denn jeder Diskurs setzt die Unterscheidung von „wahr“ und „falsch“ voraus. Es gelingt aber nicht, mittels eines allgemein anwendbaren Kriteriums mutmaßlich richtige von nachweislich richtigen Vorstellungen abzugrenzen. Jede der vorgeschlagenen Definitionen von „Wissen“ trifft auch auf eine richtige, aber unbewiesene Annahme zu. Damit erweist sich die Verwendung des Begriffs „Wissen“ als grundsätzlich problematisch. Anscheinend kann man zwar wahre Aussagen machen, aber nicht wirklich wissen, dass sie wahr sind. Der Dialog endet in einer Ratlosigkeit (Aporie).
In der philosophiegeschichtlichen Forschung haben die erkenntnistheoretischen Erörterungen im Theaitetos zu lebhaften Debatten geführt, die weiterhin andauern. Dabei geht es vor allem um die Frage nach Platons eigener Position. Einer Hypothese zufolge hat er die erkenntnistheoretische Skepsis, die sich aus dem Fehlschlag der Bemühungen im Dialog zu ergeben scheint, zumindest zeitweilig selbst vertreten, nachdem er mit seiner Ideenlehre in unüberwindlich scheinende logische Schwierigkeiten geraten war. Die Gegenmeinung besagt, er habe die pessimistische Einschätzung der Möglichkeit von Wissen nicht geteilt. Vielmehr habe er sie im Theaitetos nur dargelegt, um die Leser dazu anzuregen, das Problem zu erfassen und zu lösen.
Die Gesprächssituation ist wahrscheinlich von Platon frei erfunden. Die Dialoghandlung ist in eine ebenfalls fiktive Rahmenhandlung eingebettet. Zwei ehemalige Schüler des schon vor langer Zeit hingerichteten Sokrates, Eukleides und Terpsion, führen das Rahmengespräch. Sie treffen in ihrer Heimatstadt Megara im äußersten Westen der Landschaft Attika zusammen. Eukleides erzählt, dass er von Sokrates viel über dessen denkwürdige Unterredungen mit dem damals noch sehr jungen Theaitetos gehört hat. Diese Gespräche fanden in Athen, der Heimatstadt von Sokrates und Theaitetos, statt. Eine solche Diskussion hat Eukleides, dem Bericht des Sokrates folgend, aus dem Gedächtnis in einem Buch aufgezeichnet. Dort gibt er den Gesprächsverlauf durchgängig in direkter Rede wieder. Auf Terpsions Wunsch lässt er nun das Buch vorlesen. Dessen Inhalt macht die Binnenhandlung des Theaitetos aus.
Für die Zeit der Rahmenhandlung bieten die Angaben des Eukleides einen wichtigen Anhaltspunkt. Er hat soeben im Hafen von Megara Theaitetos getroffen, der kürzlich in einem Kampf bei Korinth verwundet worden ist und nun nach Athen gebracht wird. Gemeint ist anscheinend eine militärische Auseinandersetzung im Rahmen des Korinthischen Krieges, aber nicht die Schlacht von Korinth im Jahr 392 v. Chr., sondern möglicherweise ein Gefecht zwischen athenischen und spartanischen Truppen im Frühjahr 391 v. Chr. Demnach liegt der Tod des Sokrates, der 399 v. Chr. hingerichtet wurde, zur Zeit der Rahmenhandlung schon acht Jahre zurück. Allerdings ist diese Datierung umstritten; nach einer alternativen, von vielen Forschern akzeptierten Hypothese fällt die Teilnahme des Theaitetos an Kämpfen bei Korinth in das Jahr 369 v. Chr. Damals unterlag eine Allianz, an der die Athener beteiligt waren, einer Streitmacht des thebanischen Feldherrn Epameinondas.[1]
Der Theaitetos ist der erste Teil einer Trilogie, einer Gruppe von drei inhaltlich und szenisch verknüpften Dialogen, die sich innerhalb von zwei Tagen abspielen. Am ersten Tag findet das Gespräch von Sokrates, Theaitetos und Theodoros statt, das die Handlung des Theaitetos bildet. Der folgende Tag beginnt mit der in Platons Dialog Sophistes dargestellten Diskussion, in der sich Sokrates ganz zurückhält. Dort tritt ein neuer Gesprächsteilnehmer auf, der „Fremde aus Elea“, der mit Theaitetos und Theodoros Definitionsfragen untersucht. Dabei kommt die schon im Theaitetos behandelte Wahrheitsproblematik wiederum ins Blickfeld, diesmal unter einem anderen Gesichtspunkt. Am gleichen Tag folgt der dritte Dialog, der Politikos („Staatsmann“). Dort wird die Vorgehensweise beim Definieren anhand des Beispiels der Definition des Begriffs „Staatsmann“ erprobt.
Der Zeitpunkt der drei Diskussionen ist das Frühjahr 399 v. Chr.; der Prozess gegen Sokrates, in dem er zum Tode verurteilt wird, steht bevor. Im Theaitetos wird erwähnt, dass die Anklage gegen ihn bereits erhoben ist.[2] Die zeitliche Nähe zur Hinrichtung des Philosophen, einem Platons Zeitgenossen vertrauten Ereignis, bildet unausgesprochen den Hintergrund des Geschehens. Sie trägt zu der Wirkung bei, die Platon bei den Lesern erzielen will. Die Auseinandersetzung mit diesem für die Sokratiker und Platoniker erschütternden Vorgang ist ein wesentlicher Aspekt von Platons schriftstellerischer Tätigkeit.[3]
Der Schauplatz der Handlung des Theaitetos ist die Palaistra – ein für Ringkämpfe bestimmter Übungsplatz – in einem athenischen Gymnasion. Die Gymnasien dienten damals in erster Linie der körperlichen Ertüchtigung; außerdem war eine Palaistra auch ein sozialer Treffpunkt der Jugend. Aus den Schilderungen in Platons Dialogen geht hervor, dass sich Sokrates gern an solchen Orten aufhielt. Dort bot sich ihm Gelegenheit zu fruchtbaren philosophischen Gesprächen mit jungen Männern und Jugendlichen. Neben den drei Gesprächspartnern Sokrates, Theaitetos und Theodoros sind noch zwei Freunde des Theaitetos anwesend,[4] die schweigend zuhören. Einer von ihnen ist Sokrates der Jüngere.[5]
Die Teilnehmer
Büste des Sokrates (1. Jahrhundert, Louvre, Paris)
Sokrates
Wie in vielen anderen Dialogen Platons übernimmt auch hier Sokrates die Rolle des Gesprächslenkers. In der Kunst der philosophischen Untersuchung ist er den beiden Mathematikern weit überlegen. Er zeigt ihnen, dass ihre bisherigen Vorstellungen einer Nachprüfung nicht standhalten. Die Ratlosigkeit, in die er seine Gesprächspartner stürzt, ist von ihm beabsichtigt; sie ist ein didaktisches Mittel, mit dem er zu weiteren Anstrengungen anspornen will. Um diese Wirkung zu erzielen, bringt er die Unzulänglichkeit der Ansätze der anderen ans Licht und vermeidet es dabei sorgfältig, sich zu einer eigenen Auffassung zu bekennen. Auf den Grund für diese Zurückhaltung, die ein Hauptmerkmal seiner gewohnten Vorgehensweise ist, geht er im Theaitetos näher ein. Er beschreibt sich als Geburtshelfer, der zwar selbst unwissend sei, aber anderen zur „Geburt“ ihrer Einsichten verhelfen könne.
Nach einer verbreiteten, früher allgemein vorherrschenden Interpretation fungiert Sokrates hier wie auch in anderen Werken Platons als „Sprachrohr“ des Autors; das heißt, er gibt dessen Sichtweise oder zumindest einen Teil des platonischen Konzepts wieder. Allerdings wird diese Gleichsetzung von manchen Philosophiehistorikern abgelehnt oder nur mit erheblichen Einschränkungen akzeptiert. Hinzu kommt, dass manche Äußerungen des platonischen Sokrates nicht oder nur teilweise ernst gemeint sind. Unklar und strittig ist, inwieweit die Positionen von Platons Dialogfigur mit denen des historischen Sokrates übereinstimmen. Ein analoges Problem besteht hinsichtlich der Lehre des berühmten SophistenProtagoras, die Sokrates im Theaitetos beschreibt und bekämpft: Die Frage, wie getreu Platons Darstellung die Denkweise des historischen Protagoras wiedergibt, ist umstritten. Deutlich erkennbar ist jedenfalls Platons Absicht, Protagoras in ungünstigem Licht erscheinen zu lassen.[6]
Theodoros
Der Mathematiker Theodoros ist keine erfundene Gestalt; an seiner historischen Existenz besteht kein Zweifel und Platons Angaben zu ihm gelten großenteils als glaubhaft. Er stammte aus Kyrene, einer griechischen Stadt im heutigen Libyen. Dass er zur Generation des Sokrates gehörte, ergibt sich nicht nur aus Platons Darstellung, sondern geht auch aus der Geschichte der Geometrie des Eudemos von Rhodos hervor.[7] Die Angaben der Quellen führen zur Datierung seiner Geburt um 475/460 v. Chr.[8] Da er Sokrates überlebte, ist er frühestens 399 v. Chr. gestorben. Er war ein Schüler und Freund des Protagoras,[9] doch wandte er sich schon früh von der Sophistik ab und der Geometrie zu.[10] Nach Platons wohl zutreffenden Angaben war er nicht nur Mathematiker, sondern galt auch in der Astronomie und Musik als hervorragender Fachmann[11] und erteilte in diesen Fächern Unterricht.[12] Vielleicht zählte Platon selbst zu seinen Schülern.[13] Allerdings ist ungewiss, ob Theodoros jemals in Athen war. Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios behauptet, Platon habe ihn in Kyrene aufgesucht.[14] Möglicherweise ist sein Aufenthalt in Athen, von dem im Theaitetos berichtet wird, eine Erfindung Platons zu dem literarischen Zweck, ihn mit Sokrates zusammentreffen zu lassen.[15] Der spätantike Philosoph Iamblichos zählte Theodoros zu den Pythagoreern,[16] doch wird die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht in der Forschung bezweifelt.[17]
Zur Zeit der Handlung des Theaitetos ist Theodoros ebenso wie Sokrates bereits ein alter Mann. Nach der Darstellung im Dialog betrachtet er sich nicht als Philosophen, sondern beschränkt sich bewusst auf sein Fach, die Geometrie, in die er sich nach seinen Worten „gerettet“ hat.[18] Somit gehört er in Platons Augen nicht zur Elite der Weisheitsliebenden. An philosophischen Untersuchungen will er sich nicht beteiligen, da er sich auf diesem Gebiet für unzuständig hält und auch meint, dafür zu alt zu sein.[19] Trotz seines Sträubens wird er aber von Sokrates in die gemeinsame philosophische Wahrheitssuche einbezogen.[20]
Theaitetos
Auch bei Theaitetos handelt es sich um eine historische Person. Platons Angaben, wonach er Mathematiker und Schüler des Theodoros war und als Jugendlicher kurz vor dem Tod des Sokrates in den Kreis von dessen Gesprächspartnern eintrat, treffen wohl zu. Auch die Darstellung im Dialog, der zufolge er bei Korinth verwundet wurde, überdies dort an einer Seuche schwer erkrankte und daher auf der Heimreise dem Tode nahe war, gilt in den Grundzügen als glaubhaft. Strittig ist aber, bei welchen Kampfhandlungen – 391 oder 369 v. Chr. – dies geschah. Aus Platons Darstellung lässt sich erschließen, dass Theaitetos um 415 v. Chr. geboren wurde. Falls er 391 trotz seines sehr schlechten Gesundheitszustands überlebte oder falls er erst 369 bei Korinth kämpfte, kann er – wie manche Forscher vermuten – der Platonischen Akademie angehört haben, die um 387 gegründet wurde.[21]
Platon schätzte Theaitetos offenbar sehr. Im Dialog zeichnete er ein außerordentlich vorteilhaftes Bild vom Intellekt und Charakter des noch sehr jungen, hochbegabten und für philosophische Fragen aufgeschlossenen Mathematikers. Als Dialogfigur ist Theaitetos das Muster eines vielversprechenden künftigen Philosophen, der sich für eine staatsmännische Führungsaufgabe in einem Idealstaat qualifizieren könnte. Äußerlich war er allerdings nach Platons Schilderung unansehnlich, was seinen sozialen Rang bei den schönheitsbewussten Athenern minderte. Wegen seines Mangels an körperlicher Attraktivität kam er für die homoerotischen Beziehungen, die im Milieu des Kreises um Sokrates eine wichtige Rolle spielten, nicht in Betracht.[22]
Eukleides und Terpsion
Eukleides von Megara, dem Platon in der Rahmenhandlung die Rolle des Berichterstatters zuweist, war der Begründer einer philosophischen Richtung, die unter der Bezeichnung „Megariker“ bekannt wurde. In Platons Dialog Phaidon wird er unter den Freunden des Sokrates genannt, die bei der Hinrichtung des Philosophen anwesend waren. Als Platon und einige andere Sokratiker nach dem Tod des Sokrates Athen verließen, nahm sie Eukleides in Megara auf.[23]
Terpsion ist der einzige der fünf namentlich genannten Sprecher des Dialogs, dessen historische Existenz unsicher ist, denn sie ist nur in Schriften bezeugt, die von Platon stammen oder deren Autoren von seinen Angaben ausgingen. Ebenso wie Eukleides war er nach Platons Bericht im Phaidon beim Tod des Sokrates unter den Anwesenden.[24]
Inhalt
Die Rahmenhandlung
In Megara treffen sich zwei Bürger, Eukleides und Terpsion, die beide einst in Athen Schüler des vor Jahren hingerichteten Philosophen Sokrates waren. Eukleides kommt vom Hafen, wo er Theaitetos begegnet ist, einem Athener, der früher ebenfalls zum Umkreis des Sokrates gehörte. Er erzählt, dass Theaitetos, der an einem Feldzug teilgenommen hat, bei Korinth schwer verwundet worden ist, außerdem an der im Heer grassierenden Ruhr erkrankt ist und jetzt dem Tode nahe scheint. Diese Begegnung hat Eukleides daran erinnert, dass Sokrates Theaitetos sehr schätzte und von fruchtbaren Unterredungen erzählte, die er mit ihm hatte. Darüber machte Eukleides damals aus dem Gedächtnis Aufzeichnungen, die er später in Buchform zusammenstellte. In dem Buch gibt er einen Dialog des Sokrates mit Theaitetos und dem Mathematiker Theodoros von Kyrene in direkter Rede wieder. Gern erfüllt er Terpsions Wunsch, ihm den Inhalt mitzuteilen. Die beiden begeben sich in das Haus des Eukleides, der das Buch sogleich vorlesen lässt.[25]
Das einleitende Gespräch
Sokrates fragt Theodoros, der sich offenbar schon einige Zeit in Athen aufhält und Mathematikunterricht erteilt, wer von den jungen Leuten ihm durch besondere Begabung aufgefallen sei. Theodoros nennt einen, Theaitetos, den er als seinen begabtesten Schüler betrachtet. Theaitetos sei ihm nicht nur durch seine vorzügliche Auffassungsgabe aufgefallen, sondern auch durch seinen vortrefflichen Charakter, seine Gelassenheit und Ausdauer. Eine solche Verbindung von Scharfsinn und Tugend sei selten. Körperlich sei Theaitetos allerdings keine anziehende Erscheinung, vielmehr sehe er dem für sein unattraktives Äußeres bekannten Sokrates ähnlich. Auf Wunsch des Sokrates wird Theaitetos gebeten heranzutreten.[26]
Theaitetos erzählt, dass er unter der Anleitung des Theodoros auf mathematischem, astronomischem und musikalischem Gebiet sachkundig wird. Unter Sachkunde (sophía) versteht er, wie er auf Nachfrage des Sokrates erklärt, nichts anderes als Wissen (epistḗmē); diese beiden Begriffe seien gleichbedeutend. Für Sokrates ist dies aber nicht selbstverständlich, sondern begründungsbedürftig; er verlangt nach einer Bestimmung des Begriffs „Wissen“.[27]
Die Frage nach dem Wissen
Theaitetos, dem die philosophische Suche nach dem Allgemeingültigen nicht vertraut ist, versucht den Begriff zu erläutern, indem er Beispiele nennt. Unter Wissen versteht er sowohl das, was Theodoros in der Mathematik und den anderen Fächern lehrt, als auch die beruflichen Kenntnisse, über die Handwerker verfügen. Sokrates macht ihn darauf aufmerksam, dass sich alle diese Kenntnisse jeweils auf ein bestimmtes Fachgebiet beziehen. Gefragt wird aber nicht nach einzelnen Wissensgebieten, sondern nach dem Wissen an sich. Gesucht ist eine Begriffsbestimmung, die auf jede Art von Wissen zutrifft.[28]
Theaitetos merkt, dass es nicht um eine Veranschaulichung, sondern um eine allgemeine Definition geht. Dazu fällt ihm ein mathematisches Beispiel ein. Auch in der Geometrie kommt es darauf an, nicht nur für einzelne Figuren die Richtigkeit einer Behauptung zu prüfen, sondern Allgemeingültiges zu finden. Theodoros konnte mathematisch beweisen oder zumindest anhand einer Konstruktion zeichnerisch demonstrieren, dass die Seitenlänge eines Quadrates vom Flächeninhalt 3 Quadratfuß (die Quadratwurzel aus 3) mit der Längeneinheit 1 Fußinkommensurabel und somit eine irrationale Zahl ist. Dies zeigte er auch für die Quadratwurzeln der natürlichen Zahlen, die keine Quadratzahlen sind, von 5 bis 17. Dann brach er aber ab. Davon ausgehend formulierten Theaitetos und Sokrates der Jüngere das allgemeine Gesetz für die Quadratwurzeln aus nichtquadratischen natürlichen Zahlen und für die Kubikwurzeln aus nichtkubischen natürlichen Zahlen. Sokrates lobt diese Entdeckung und ermuntert Theaitetos, nun auch hinsichtlich des Wissens das Allgemeingültige zu suchen und sich nicht von der Schwierigkeit der Aufgabe entmutigen zu lassen.[29]
Die mäeutische Vorgehensweise
Theaitetos bekennt, dass die Frage nach der Natur des Wissens ihn schon oft beschäftigt hat und ihn weiterhin nicht loslässt. Seine bisherigen Klärungsversuche haben aber zu nichts geführt. Sokrates vergleicht diese geistige Konstellation mit einer Schwangerschaft: Theaitetos ist mit einem Konzept, einer Lösungsidee „schwanger“ und leidet nun unter „Geburtsschmerzen“. Für solche Situationen ist Sokrates Spezialist. Seine Mutter war Hebamme, und er selbst praktiziert auf geistigem Gebiet die „Hebammenkunst“, die Mäeutik.[30]
Hebammen sind stets ältere Frauen, die diesen Beruf ausüben, wenn sie selbst keine Kinder mehr bekommen können. Sie wissen, wie man die Wehen beeinflusst, eine schwere Geburt bewältigt oder auch eine Abtreibung durchführt. Außerdem wären sie dank ihrer vorzüglichen Menschenkenntnis auch die besten Heiratsvermittlerinnen, doch halten sie sich bei der Ehestiftung zurück, um nicht als Kupplerinnen in Verruf zu geraten.[31]
Analog verhält es sich in mancherlei Hinsicht mit der Mäeutik, der Hebammenkunst des Sokrates. Er steht nicht Frauen bei, sondern Männern, und ihm geht es nicht um körperliche, sondern um geistige Geburten. Sich selbst hält er für unfruchtbar, das heißt unweise. Ihm kommen, wie er behauptet, keine eigenen Einfälle, aber anderen hilft er dabei, das in ihnen geistig Herangereifte ans Licht zu bringen, es gleichsam zu gebären. Mit den geistigen Wehen kennt er sich bestens aus. Die Geburtshilfe leistet er mit zielführenden Fragen, die er den „Schwangeren“ stellt; damit ermöglicht er ihnen die Klärung ihrer noch unausgereiften oder falschen Vorstellungen und Gedanken. Da er sich darauf beschränkt, in diesem Sinne Hilfestellung zu bieten, ist er kein Lehrer im eigentlichen Sinn, denn er gibt kein Wissen weiter. Die Hebammenkunst bringt nichts hervor als das, was im „Schwangeren“ bereits vorhanden ist und ans Licht drängt. Auch die Beratung bei der „Partnersuche“ weiß Sokrates zu übernehmen: Wenn jemand für seine Art der Wahrheitssuche ungeeignet ist und daher unter seiner Anleitung keine Fortschritte machen würde, dann empfiehlt er ihm einen Lehrmeister, der zu ihm passt und ihn auf konventionelle Weise belehrt.[32]
Allerdings besteht, wie Sokrates ausführt, auch ein wesentlicher Unterschied zwischen der philosophischen Mäeutik und der Tätigkeit der Hebammen: Diese haben es nur mit echten Kindern und wirklichen Geburten zu tun, während bei den geistigen Schwangerschaften auch Trugbilder zur Welt kommen. Daher ist die Mäeutik des Philosophen anspruchsvoller als der Hebammenberuf: Der geistige Geburtshelfer muss nicht nur während der Wehen Beistand leisten, sondern auch die Natur dessen, was hervorgebracht wird, einschätzen können. Die Unterscheidung zwischen brauchbaren Erkenntnissen und abwegigen Gedanken ist der wichtigste Teil seiner Arbeit und die größte Herausforderung. Er bringt seine Gesprächspartner dazu, vorhandene irrige Vorstellungen zu durchschauen und aufzugeben. Dabei stößt er allerdings oft auf Unverständnis, wenn die von ihm Betreuten nicht erkennen, dass es zu ihrem Besten geschieht. Nun soll sich Theaitetos der Führung des erfahrenen Geburtshelfers anvertrauen, indem er dessen Fragen beantwortet.[33]
Die erste Begriffsbestimmung des Wissens
Der erste Versuch des Theaitetos, die Natur des Wissens zu bestimmen, geht von der Wahrnehmung (aísthēsis)[34] aus, das heißt von der Unmittelbarkeit der Evidenz. Der junge Mathematiker meint, Wissen (epistḗmē) beruhe auf Wahrnehmung. Somit könne man es mit deren Inhalt, dem Wahrgenommenen und daher Offenkundigen, gleichsetzen; zwischen Wahrnehmung und Erkenntnis oder Wissen bestehe kein Unterschied. Sokrates weist darauf hin, dass der berühmte Sophist Protagoras auch so denke. Von Protagoras stammt der bekannte Spruch „Der Mensch ist das Maß aller Dinge: der seienden, dass sie sind, und der nichtseienden, dass sie nicht sind.“ Demnach sind die Dinge so, wie sie jeweils dem Betrachter erscheinen; der Wahrnehmende legt fest, dass etwas so ist, wie es ihm erscheint, und das ist der einzige Zugang zur Wirklichkeit, den er haben kann. Diese Theorie führt zur Konsequenz, dass es keine objektiv wahren Aussagen über Sachverhalte gibt, sondern nur Aussagen über Eindrücke. Man kann also nicht behaupten, etwas sei groß oder schwer, sondern nur, es erscheine einer bestimmten Person zu einem bestimmten Zeitpunkt so. Einem anderen mag es klein oder leicht vorkommen. Was ein Frierender als kalt empfindet, ist für jemand, der nicht friert, nicht kalt. Dieser Relativismus ist nach Sokrates’ Vermutung eine Geheimlehre des Protagoras, die der Sophist nur seinen (zahlenden) Schülern offenbart hat. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, über den fast alle Denker – Sokrates hebt hier Heraklit und Empedokles namentlich hervor – einig sind:[35] Da alles in unablässigem Wandel begriffen ist, gibt es nichts, was „ist“, denn Sein würde eine Beständigkeit voraussetzen, die es nicht gibt. Alles verändert sich; es „ist“ nicht, sondern es wird („flux theory“). Dieser Wandel allein ist produktiv; Stillstand wäre Vernichtung, so wie das Weltall unterginge, wenn die Sonne stillstünde. Somit gibt es keine objektive, absolute Wahrheit, sondern nur relative Gegebenheiten und zutreffende Aussagen über momentane Verhältnisse. Unterschiedlich sind sowohl die Wahrnehmungen verschiedener Betrachter als auch diejenigen desselben Betrachters zu verschiedenen Zeiten.[36]
Angesichts der Schilderung der Relativität aller Dinge und Verhältnisse gerät Theaitetos ins Staunen. Sokrates macht ihn darauf aufmerksam, dass die Verwunderung – die Fähigkeit, Tatsachen nicht einfach als selbstverständlich hinzunehmen – den Anfang der Philosophie bildet.[37]
Anschließend beschreibt Sokrates ausführlich die Sichtweise der Denker, die sowohl in der Außenwelt als auch innerhalb der Seele nur Vorgänge annehmen und klassifizieren. In ihrem Weltbild existiert nirgends ein „Dieses“ oder „Jenes“ als wirkliches, fortbestehendes „Ding“. Es gibt nur ein Zusammenwirken von Faktoren, das die wechselnde Beschaffenheit der Wahrnehmungsobjekte verursacht. Theaitetos kann sich diesem Gedankengang nicht verschließen, weiß aber nicht, was er davon halten soll.[38]
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Wahrnehmungen können unzuverlässig und irreführend sein. Sinnestäuschungen, Träume, Fieberphantasien und Wahnsinn erzeugen Eindrücke, die keine Gegenstücke in der äußeren Wirklichkeit haben. Der Träumende glaubt den Trauminhalt wirklich wahrzunehmen und zu erleben. Es ist unmöglich zu beweisen, dass man im gegenwärtigen Augenblick weder träumt noch phantasiert, sondern etwas Wirkliches wahrnimmt. Damit ist die Wahrnehmung als Wissensquelle diskreditiert, denn auf sie ist kein Verlass.[39]
Diese Überlegungen haben Konsequenzen für die Frage nach Wahrheit, Erkenntnis und Wissen. In einer Welt, in der nichts beständig ist, sind überzeitliche Wahrheiten und immer gültige Urteile unmöglich. Somit muss die Annahme, es gebe eine erkennbare objektive Wahrheit, einen Sachverhalt „an sich“, verworfen werden. An die Stelle einer objektiven Wahrheit tritt eine subjektive und zeitabhängige. Das, was einem Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt als real erscheint, ist für ihn zu dieser Zeit die ganze Wirklichkeit, und nur in dieser Form kann es Wirklichkeit geben. Das, was sich dem Wahrnehmenden zeigt, ist wahr, aber nur bezogen auf ihn und auf den jeweiligen Zeitpunkt. Jede Konstellation ist einmalig. So macht sich jeder zum Richter über seine eigene momentane Wahrheit, die dann in diesem begrenzten Rahmen unbedingt gilt. Damit ist die Ausgangsthese des Theaitetos gerettet und sogar untermauert: Alles Wahrgenommene ist per Definition so, wie es jeweils erscheint, wahr. Dank dem konsequenten Verzicht auf jeden objektiven Wahrheitsanspruch kann das subjektive Urteil zu einer unfehlbaren Instanz erhoben werden. Aus dieser Perspektive fallen Wahrnehmung und Wissen in eins zusammen.[40]
Kritik an der ersten Begriffsbestimmung
Mit Unterstützung des Geburtshelfers Sokrates hat Theaitetos sein geistiges Kind zur Welt gebracht. Nun muss geprüft werden, was es taugt. Sokrates übt fundamentale Kritik am Konzept des Protagoras. Zugleich übernimmt er aber auch die Verteidigung der Position, die er angreift, denn der bereits verstorbene Protagoras kann seiner Lehre nicht „zu Hilfe kommen“. Den Angriff eröffnet Sokrates mit dem Argument, es gebe für Protagoras keinen Grund, den Menschen und nicht etwa den Affen oder das Schwein zum Maß aller Dinge zu machen. Wenn alle Meinungen als subjektive Wahrheiten gleichberechtigt nebeneinander stünden, werde jeder Diskurs sinnlos, denn eine Diskussion habe immer den Zweck, Aussagen zu vergleichen und nach ihrem Wahrheitsgehalt zu bewerten. Dies setze einen überindividuellen Maßstab voraus. Allerdings könnte, wie Sokrates sogleich hinzufügt, Protagoras einwenden, die Wahl des Menschen als Maßstab sei tatsächlich willkürlich und man könne ebenso ein Tier wählen. Das sei nur für die dünkelhafte Menge eine schockierende Vorstellung. Auch gegen den Einwand, die Bestreitung einer objektiven Wahrheit verunmögliche einen vernünftigen Diskurs, könnte sich Protagoras leicht verteidigen. Er könnte vorbringen, er verfüge durchaus über ein Bewertungskriterium, an dem sich der Diskurs orientieren könne: Es gehe nicht darum, ob etwas objektiv wahr oder falsch sei, sondern nur darum, was besser und was schlechter sei. Darüber könne man sinnvoll reden und andere belehren.[41]
In der Rolle des Kritikers zeigt Sokrates jedoch, dass die Gleichsetzung von Wahrgenommenem und Gewusstem der Realität nicht gerecht wird. Man kann etwas wahrnehmen, ohne es zu verstehen. Wissen ergibt sich nicht unmittelbar aus dem Sehen oder Hören, sondern aus der Fähigkeit zur Verarbeitung der Eindrücke, die Verständnis ermöglicht. Beispielsweise muss man, um eine Mitteilung aufzunehmen, die Sprache des Mitteilenden verstehen. Man benötigt die Erinnerung, und diese ist eine auch ohne aktuelle Wahrnehmungen aktive Funktion. Eine weitere Kritik des Sokrates, der nun auch Theodoros in die Untersuchung einbezieht, zielt auf mangelnde Konsistenz der Position des Protagoras. Hier geht Sokrates von folgenden Überlegungen aus: Protagoras gerät in einen Selbstwiderspruch, wenn er das Gegenteil seiner Auffassung ausschließt, denn dieses ist nach seinem Konzept ebenso wahr wie seine Lehre, solange jemand es vertritt. Auch sein Grundsatz, es gebe keine Wahrheit schlechthin, sondern nur Wahrheit „für jemand“, ist nicht an sich richtig, sondern nur weil und solange ihn jemand für zutreffend hält. Die Ersetzung von „wahr“ und „falsch“ durch „besser“ und „schlechter“ oder „nützlicher“ und „schädlicher“ scheitert daran, dass gerade dort, wo es um die Nützlichkeitsfrage geht, die Relativierung der Wahrheit nicht überzeugen kann. Dies kann man etwa in der Medizin oder in der Politik sehen. In diesen Bereichen gibt es Berater, die zu beurteilen haben, was nützlich ist. Die Berater sind aber untereinander verschiedener Meinung; manchmal sind sie und die von ihnen beratenen Entscheidungsträger im Irrtum. Somit würde ein objektives Kriterium für die Einschätzung des Nutzens von Ratschlägen benötigt. Das ist aber mit einem konsequenten Relativismus unvereinbar.[42]
Abschweifung über die philosophische Lebensweise („Digression“)
Theodoros meint, es schade nichts, wenn man von einer Untersuchung zu einer anderen, umfassenderen voranschreite, denn Zeit zum Diskutieren sei zur Genüge vorhanden. Daran anknüpfend vergleicht Sokrates den philosophischen Diskurs mit dem juristischen. Da er damit vom ursprünglichen Thema des Dialogs abschweift, werden diese Ausführungen als „Digression“ oder „Exkurs“ im Theaitetos bezeichnet. Auch die Bezeichnung „Episode“ wird verwendet.[43]
Ausführlich schildert Sokrates, was die Lebensweise und den Diskurs der Philosophen von der Haltung und dem Verhalten der Nichtphilosophen unterscheidet. Im Brennpunkt des Interesses der gewöhnlichen Bürger stehen im demokratischen Staat der Athener zwei Bereiche des öffentlichen Lebens: die in den Volksversammlungen ausgetragenen politischen Auseinandersetzungen und das in Athen stark politisierte Justizwesen. Der Philosoph hält sich von beiden fern. Für Sokrates gleicht der Nichtphilosoph einem Sklaven, da er Zwängen unterliegt, von denen der Philosoph frei ist.[44]
Wer als Prozessbeteiligter vor Gericht aufzutreten hat, steht immer unter Druck. Seine Redezeit ist begrenzt; er darf seine Themen nicht frei wählen, sondern muss sich darauf beschränken, auf die Argumentation der Gegenseite zu erwidern. Inhaltlich geht es nicht um sachliche Gesichtspunkte, sondern nur um die Durchsetzung persönlicher Interessen. Es kommt nur darauf an, die Richter zu beeinflussen, und dazu benötigt man List, Lüge und Schmeichelei. Die Wahrheit interessiert nicht. Daher werden die Bürger, die sich von Jugend auf mit dem Gerichtswesen befassen, seelisch verkrüppelt. Sie haben kein Rückgrat, sondern sind Knechte derer, denen sie zu dienen haben. Ähnlich verhält es sich im sonstigen öffentlichen Leben, wo es darauf ankommt, einen Gegner mit Schmähungen anzugreifen oder einen Mächtigen zu loben. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Wahrung des eigenen sozialen Rangs, der einerseits vom Vermögen, andererseits vom familiären Hintergrund abhängt. Besonders wichtig ist die Abstammung, die man genealogisch über zahlreiche Generationen bis zu mythischen Gestalten wie Herakles zurückverfolgt.[45]
Ganz anders ist das Leben der Philosophen ausgerichtet. Der Politikbetrieb und das Gerichtswesen sind ihnen so gleichgültig, dass sie nicht einmal wissen, wo sich das Gericht, das Rathaus oder Versammlungsstätten befinden. Machtkämpfe um Ämter nehmen sie nicht zur Kenntnis. Wer von wem abstammt, interessiert sie ebenso wenig wie fremde Besitztümer und die Privatangelegenheiten ihrer Nachbarn. Über die Gesetzgebung und die Volksbeschlüsse wissen sie nicht Bescheid. Ihre Aufmerksamkeit gilt nur der Erforschung der Natur der Dinge, insbesondere der menschlichen Natur, und der richtigen Lebensführung. Für diese Themen haben sie beliebig viel Zeit. Dabei ist ihre Richtschnur das Göttliche; ihr Ziel ist, der Gottheit möglichst ähnlich zu werden, indem sie die göttlichen Tugenden kultivieren.[46]
Aus diesem Gegensatz zwischen den Philosophen und der Masse der unphilosophischen Bürger ergibt sich eine gegenseitige Geringschätzung. Jede der beiden Seiten erscheint der anderen lächerlich und für wichtige Aufgaben untauglich; jede hält das, was aus der Sicht der anderen das Wichtigste ist, für belanglos. Vor Gericht ist ein Philosoph hilflos, da ihm die dortigen Verhaltensregeln völlig fremd sind. Sokrates veranschaulicht die gegensätzlichen Haltungen mit der Anekdote von Thales, einem vorsokratischen Philosophen, der die Himmelskörper betrachtend in einen Brunnen fiel. Eine thrakische Magd, die das sah, verspottete ihn: Er wolle den Himmel erkunden, kenne aber nicht einmal das, was vor seinen Füßen liege. Die Weltfremdheit der Philosophen wird von Sokrates positiv bewertet, er sieht sie als Zeichen ihrer inneren Freiheit. Außerdem meint er, man könne jeden Verächter der Philosophie mit Argumenten in Verlegenheit bringen, wenn er bereit sei, einen solchen Dialog durchzuhalten.[47]
Das Scheitern der ersten Begriffsbestimmung
Nach der Abschweifung kehrt Sokrates zur Widerlegung der subjektivistischen Gegenauffassung zurück. Wie er nun darlegt, steht der Ersetzung von „wahr“ und „falsch“ durch subjektive Werturteile über den Nutzen der Umstand entgegen, dass Nützlichkeitserwägungen auch auf die Zukunft ausgerichtet sind. Die Zukunft wird zeigen, ob Annahmen über den Nutzen von etwas zutreffen oder nicht, etwa bei einem Gesetz, das sich bewährt oder seinen Zweck nicht erfüllt. Oft wird der Zweck verfehlt. Daher kann die Behauptung nicht stimmen, der Mensch trage das Kriterium für das, was für ihn nützlich ist, stets in sich. Vielmehr muss er sich darüber von einer Zukunft, die er noch nicht kennt, belehren lassen.[48]
Auch die andere Stütze des Subjektivismus, die Bestreitung jeder Beständigkeit, hält der Nachprüfung nicht stand. Zahlreiche Weltdeuter behaupten, es gebe nichts Seiendes und Ruhendes, sondern nur Werdendes und Bewegtes. Die Prozesse, die nach ihrer Meinung die gesamte Wirklichkeit ausmachen, zerfallen in zwei Hauptarten: Ortswechsel und Änderung der Beschaffenheit. Demnach müssen sie, wie Sokrates nun feststellt, annehmen, dass alles immer gleichzeitig beiden Arten der Veränderung unterliege, da es sonst zumindest in einer Hinsicht Beständigkeit gäbe. Wenn dies aber so ist, wird nicht nur das Sein aufgehoben, sondern auch die Basis eines rationalen Diskurses. Wenn beispielsweise etwas Weißes in jedem Augenblick einer farblichen Veränderung unterliegt, kann der Begriff „weiß“ nicht zeitunabhängig definiert und verwendet werden. Das heißt, er ist unbrauchbar. Jede Äußerung, mit der etwas als „so“ bezeichnet wird, fixiert einen angenommenen Sachverhalt und ist damit in einer Welt, die nichts Gleichbleibendes aufweist, unangemessen.[49]
Schließlich kehrt Sokrates zur Prüfung der Ausgangsthese des Theaitetos zurück, wonach Erkenntnis auf Wahrnehmung reduzierbar ist. Er legt dar, dass man stets mittels der einzelnen Sinnesorgane wahrnimmt, von denen jedes einer bestimmten Art von Wahrnehmung zugeordnet ist. Weder kann das Auge das Ohr ersetzen noch umgekehrt, denn Sehen und Hören sind zwei völlig getrennte, verschiedenartige Vorgänge. Wenn aus den Sinneswahrnehmungen Kenntnis eines Sachverhalts werden soll, wird eine Instanz benötigt, welche die Informationen der einzelnen Sinnesorgane aufnimmt, zusammenfasst und auswertet. Man kann diese Instanz „Seele“ nennen. Die Auswertung geschieht durch Vergleichen und Folgern, was eine Kenntnis von Eigenschaften wie „gleich“ und „verschieden“, „ähnlich“ und „unähnlich“, „schön“ und „hässlich“ voraussetzt. Somit erfordert Erkenntnis den Besitz von Begriffen, die nicht zum Inhalt der Wahrnehmungen gehören. Also ist es nicht möglich, Erkenntnis und Wissen restlos auf Wahrnehmung zurückzuführen und entsprechend zu definieren.[50]
Die zweite Begriffsbestimmung und die Frage nach dem Irrtum
Nach dem Fehlschlag der ersten Begriffsbestimmung schlägt Theaitetos eine neue vor. Da die Reduzierung des Wissens auf materielle Vorgänge, die Sinneswahrnehmungen, missglückt ist, nimmt er diesmal einen geistigen Vorgang zum Ausgangspunkt: die Meinungsbildung, das Vorstellen. Vorstellungen können korrekt oder irrig sein. Daher definiert Theaitetos das Wissen als richtige Meinung (alēthḗs dóxa). Dann stellen sich aber, wie Sokrates zu bedenken gibt, sogleich die Fragen, was den Irrtum ausmacht und wie eine falsche Meinung überhaupt zustande kommen kann.[51]
Die erste Schwierigkeit besteht darin, dass ein Irrtum theoretisch unmöglich scheint. Zwischen Wissen und Nichtwissen scheint es kein Mittleres zu geben; man kann etwas nicht zugleich wissen und nicht wissen. Wenn man etwas kennt, kann man sich keine falsche Vorstellung darüber bilden, und wenn man etwas nicht kennt, kommt man nicht auf den Gedanken, sich darüber eine Vorstellung zu bilden. Wer beispielsweise Sokrates und Theaitetos nicht kennt, dem käme es nicht in den Sinn, Sokrates für Theaitetos zu halten.[52]
Die zweite Schwierigkeit ergibt sich, wenn man den Irrtum als Annahme definiert, deren Gegenstand in Wirklichkeit nicht existiert. Demnach ist eine Vorstellung dann falsch, wenn sie sich auf etwas Nichtseiendes bezieht. Man kann sich aber nur Seiendes vorstellen. Eine Vorstellung, die sich auf etwas bezieht, was nicht ist, bezieht sich nicht auf etwas, sondern auf nichts. Somit ist sie selbst nicht etwas, sondern nichts. Da es aber Irrtümer gibt, ist die Definition unbrauchbar.[53]
Ein Ausweg könnte darin bestehen, dass man den Irrtum nicht als Annahme von Nichtseiendem bestimmt, sondern als Verwechslung von Seiendem (fachsprachlich „Allodoxie“). Zwei Dinge oder Eigenschaften, die tatsächliche Gegebenheiten sind, werden irrtümlich in Gedanken vertauscht. Aber auch dann scheint es unerklärlich, wie es zu einem Irrtum kommen kann. Die Seele kennt die gegensätzlichen Qualitäten, die nicht zugleich im selben Objekt vorhanden sein können. Es ist nicht einsichtig, wie sie dazu kommen sollte, das Schöne für hässlich zu halten, das Langsame für schnell, das Rind für ein Pferd oder zwei für eins.[54]
Das Gedächtnis als Wachsblock
Darauf wird eine andere mögliche Erklärung des Irrens geprüft, die das Gedächtnis einbezieht und die strikte Trennung von Wissen und Nichtwissen aufgibt. Aus der Ferne kann man Sokrates mit einem Unbekannten verwechseln, also in Unkenntnis sein, obwohl man weiß, wie Sokrates aussieht. Urteile beruhen auf der Verknüpfung von Wahrnehmungen mit Gedächtniseindrücken. Das Gedächtnis ist mit einem wächsernen Block vergleichbar, der Abdrücke aufnimmt. Dieser ist bei jeder Person anders: bei manchen größer, bei anderen kleiner, bei den einen von reinerem Wachs, bei den anderen von schmutzigerem; auch die Härte und Feuchtigkeit variiert. Die Qualität der Abdrücke ist sehr unterschiedlich, wobei die jeweilige Beschaffenheit des Wachses die Rahmenbedingungen für Gelehrigkeit und Vergesslichkeit setzt. Irrtümer kommen zustande, wenn bereits vorhandene Abdrücke den späteren Wahrnehmungen falsch zugeordnet werden. Wenn eine Wahrnehmung nicht deutlich genug ist, etwa wenn jemand aus der Ferne gesehen wird, kann der passende Abdruck verfehlt werden. Diesem Erklärungsvorschlag des Sokrates stimmt Theaitetos begeistert zu, doch bald verflüchtigt sich seine Erleichterung, denn Sokrates trägt sogleich eine Widerlegung vor. Die Erklärung ist unzulänglich, denn es gibt auch mathematische Irrtümer, und diese beruhen nicht auf fehlgeschlagenen Verknüpfungen von Wahrnehmungen mit Gedanken und Gedächtniseindrücken.[55]
Das Gedächtnis als Taubenschlag
Schließlich schlägt Sokrates eine Vorgehensweise vor, die er selbst als unverschämt bezeichnet: Es soll versucht werden, die Beschaffenheit des Wissens zu klären, obwohl es noch nicht gelungen ist, den Bedeutungsumfang dieses Begriffs abzugrenzen. Das findet Sokrates zwar methodisch bedenklich, doch wagt er diesen Schritt nun angesichts des aktuellen Dilemmas. Dabei führt er eine Unterscheidung zwischen dem „Haben“ und dem „Besitzen“ von Wissen ein. Wissen sei erst dann wirklich vorhanden, wenn man es habe, nicht schon wenn man es nur besitze. Dies veranschaulicht Sokrates durch den Vergleich mit einem Kleid, das man besitzt, wenn man es gekauft hat, aber erst „hat“, wenn man es auch trägt. Der persönliche Wissensschatz lässt sich mit einem Taubenschlag vergleichen, in dem jemand Tauben oder andere Vögel hält, die er gejagt und gefangen hat. Die Vögel entsprechen den einzelnen Kenntnissen. Wenn der Besitzer nun einen bestimmten Vogel benötigt, muss er sich innerhalb des Taubenschlags nochmals auf die Jagd nach ihm machen. Erst wenn er ihn dann in den Händen hält, „hat“ er ihn. Greift er versehentlich in dem Durcheinander nach einem falschen Vogel, so hat er den gewünschten nicht, obwohl er ihn schon besitzt. Dies entspricht dem Verwechseln von gespeicherten Wissensinhalten, das die Ursache von Denkfehlern wie etwa der mathematischen Irrtümer ist.[56]
Wiederum stimmt Theaitetos zu, und er ergänzt, dass nicht alle Vögel Wissensinhalten entsprechen müssen; manche von ihnen können auch Fehlinformationen sein, die ebenfalls in der Seele herumfliegen. Dann ist ein Irrtum nicht auf eine Verwechslung von Wissensstücken, sondern auf das Ergreifen einer gespeicherten Fehlinformation zurückzuführen. Doch auch diesen Ansatz lässt Sokrates sogleich scheitern. Er macht darauf aufmerksam, dass sich hier wiederum die Schwierigkeit einer paradoxen Vermischung von Wissen und Nichtwissen erhebt: Der Besitzer des „Taubenschlags“ hält die Fehlinformation, die er erwischt hat, für Wissen. Demnach fehlt ihm diesbezüglich die Fähigkeit, Wissen von Nichtwissen zu unterscheiden. Wenn er aber ein Wissensstück und ein Nichtwissensstück nicht auseinanderhalten kann, hat er in Wirklichkeit keine Kenntnis von dem Wissensstück, also ist es kein solches. Wenn er sie auseinanderhalten könnte, so hätte er ein Wissen über das Nichtwissensstück; dann aber wäre dieses kein solches, sondern ein Wissensinhalt. Man muss also, wenn man dem Paradox entgehen und die Möglichkeit von Irrtümern erklären will, eine gesonderte Wissensart einführen, das Wissen über das Wissen und das Nichtwissen. Dieses muss sich dann in einem separaten „Taubenschlag“ befinden, wobei der Besitzer wiederum die dortigen „Vögel“ zwar besitzt, aber nicht immer „hat“. Damit gerät man aber in einen infiniten Regress, da der übergeordnete Speicher, in dem sich das Wissen und das Nichtwissen über Wissen und Nichtwissen befinden, seinerseits einen weiteren, ihm übergeordneten Speicher erfordert.[57]
Die Unzulänglichkeit der zweiten Begriffsbestimmung
Schließlich kehrt Sokrates zur zweiten Begriffsbestimmung zurück, zur Gleichsetzung des Wissens mit einer richtigen Meinung, und zeigt ihre Untauglichkeit. Vor Gericht kann man durch geschicktes Auftreten die Richter davon überzeugen, dass ein Angeklagter eine Straftat begangen hat, auch wenn es keine Zeugen gibt. Das führt dann zur Verurteilung. Der Richter kann aber, auch wenn die Tat tatsächlich begangen wurde, dies nicht wissen, denn er war nicht dabei und es gibt keinen Beweis. Er fällt dann also ein korrektes Urteil aufgrund einer richtigen Meinung, die er hat, obwohl er keinerlei Wissen über den Tathergang besitzt.[58]
Der dritte Bestimmungsversuch und sein Misslingen
Nun unterbreitet Theaitetos seinem kritischen Gesprächspartner eine ergänzte neue Version seines Definitionsvorschlags: Wissen sei eine „mit einer Erklärung (lógos) verbundene“ richtige Meinung, das heißt eine, deren Richtigkeit durch eine vernünftige Argumentation nachgewiesen sei. Nicht alle richtigen Aussagen seien „erklärt“, und Unerklärtes sei kein Gegenstand von Wissen.[59] Sokrates trägt dazu ergänzend eine Theorie vor, die er als „Traum“[60] bezeichnet. Dem „Traum“ zufolge gibt es Grundbestandteile oder Urelemente (prṓta stoicheía) von allem, die zwar wahrgenommen[61] und benannt, aber auf nichts anderes zurückgeführt werden können und daher unerklärbar sind. Erst aus der Verbindung dieser Urelemente zu Strukturen entstehen erklärbare Dinge. Erkenntnis bezieht sich immer nur auf die Zusammensetzungen, nicht auf deren Grundbestandteile. Die Grundbestandteile können prinzipiell kein Gegenstand von Wissen sein.[62] Mit der Einführung von Urelementen kann die Zirkularität vermieden werden, die sich aus der Forderung ergibt, jeden Begriff durch eine Erklärung zu bestimmen. Diese Forderung könnte nur durch Rückgriff auf andere Begriffe, die als bekannt vorausgesetzt werden müssten, erfüllt werden. Dadurch entstünde ein System, dessen Bestandteile aufeinander zurückgeführt würden. Ein solches System wäre selbst auf nichts zurückführbar, also ohne Begründung. Die Forderung, alles zu erklären, ist daher unerfüllbar.
Wiederum findet die von Sokrates vorgetragene Theorie den Beifall des Theaitetos, und ein weiteres Mal widerlegt Sokrates seinen eigenen Vorschlag. Wenn das aus Elementen Zusammengesetzte nichts als die Summe seiner Elemente ist, ist es unerklärbar, da sich aus der Zusammenfügung von lauter Unerklärbarem nichts Erklärbares ergeben kann. Ist aber das Zusammengesetzte etwas anderes als die Summe seiner Teile, nämlich eine Form mit eigenständiger Beschaffenheit, so muss diese Form ebenfalls unerklärbar sein, da sie weder auf die Elemente noch auf etwas anderes zurückgeführt werden kann. Somit bildet die Annahme von undefinierbaren Urelementen keine Basis für eine Theorie des Wissens, sie schließt sogar die Möglichkeit von Wissen aus. Erkenntnis über Verknüpfungen setzt voraus, dass deren Elemente erklärbar sind.[63]
Hier stellt sich für Sokrates die Frage, was es eigentlich bedeutet, etwas zu erklären. Man kann das Erklären bestimmen als vollständiges Erfassen und analytische Beschreibung aller Elemente der Zusammensetzung, die erklärt werden soll, oder als Angabe des charakteristischen Unterscheidungsmerkmals für den Begriff, der zu erklären ist. Beide Bestimmungen sind aber für die Lösung der Aufgabe, die Besonderheit des Wissens zu benennen, nutzlos. Weder die eine noch die andere ermöglicht eine klare Abgrenzung des Wissens vom richtigen Meinen. Überdies enthält die Definition des Wissens als richtige Meinung mit „Erklärung“ einen logischen Zirkel, wenn die „Erklärung“ darauf beruht, dass der Erklärende das charakteristische Merkmal des Wissensobjekts kennt. Die Kenntnis des Merkmals ist ein Wissen, sie setzt also das, was zu definieren ist, bereits voraus.[64]
Die Schlussbilanz
Es ergibt sich eine ernüchternde Schlussbilanz: Was Wissen ist, bleibt offen. Mehr als irrige Meinungen hat die Hebammenkunst bei Theaitetos nicht zutage fördern können. Theaitetos räumt das ein. Dennoch wertet Sokrates den Dialog nicht als Fehlschlag, sondern sieht in der gewonnenen Einsicht einen Fortschritt. Da ein Verständnis der Problematik erreicht wurde, wird ein künftiger neuer Lösungsvorschlag besser sein als die bisherigen, und auf jeden Fall weiß Theaitetos jetzt, wie es mit seinem Kenntnisstand bestellt ist.[65]Info:https://de.wikipedia.org/wiki/Theaitetos
03.02.2023
Theaitetos (Wikipedia II von III)
Interpretation und philosophischer Gehalt
Die Frage nach Platons erkenntnistheoretischer Position
Im Theaitetos gibt Platon ebenso wie auch in seinen anderen Dialogen nicht direkt zu erkennen, wie er selbst über die aufgeworfenen Fragen denkt. Auch wenn man von der traditionell herrschenden Auffassung ausgeht, wonach Sokrates als das „Sprachrohr“ des Autors zu betrachten ist, bleibt manches unklar. Platon lässt seinen Sokrates eine subjektivistische, phänomenalistische und sensualistische Erkenntnistheorie bekämpfen, die er als Konsequenz von Behauptungen Heraklits und des Protagoras darstellt. Sokrates bringt aber auch Gegenargumente zugunsten der von ihm abgelehnten Position vor. Unklar ist, ob Platon beabsichtigt hat, die kritisierten Thesen gänzlich zu widerlegen, oder ob er nur ihren Geltungsbereich einschränken wollte. Die letztere Interpretation wird in der Forschungsliteratur seit Myles Burnyeat (1990)[66] „Reading A“ genannt, die andere „Reading B“. Nach „Reading A“ hat Platon den Lehren Heraklits und des Protagoras einen auf die Welt der wandelbaren Dinge beschränkten Wahrheitsgehalt zugebilligt. Verworfen hat er nach dieser Interpretation nur eine starke, relativistische Version der kritisch untersuchten Thesen, welche die Existenz eines erkennbaren überzeitlichen Seins bestreitet und eine Erkenntnis objektiver Wahrheit ausschließt. Umstritten ist auch die Stichhaltigkeit einzelner Argumente, die im Dialog hierzu vorgebracht werden.[67]
Eine weitere Interpretation lautet, der Theaitetos sei eher eine methodische Übung als ein Plädoyer für eine bestimmte Lehre. Die Diskussion werde ergebnisoffen geführt und es werde vom Leser nicht erwartet, eine der typischen Lehrmeinungen Platons aus seiner mittleren Schaffensperiode zu akzeptieren. Eine andere Deutungsrichtung betont den erzielten Erkenntnisfortschritt; es finde im Verlauf der Diskussion eine wirkliche Annäherung an die von Platon für richtig gehaltene Erkenntnistheorie statt. Somit seien die Bemühungen der Gesprächspartner nur scheinbar fehlgeschlagen. Einer Forschungshypothese zufolge soll der Leser dazu angeregt werden, anhand der im Dialog gewonnenen Einsichten die Antwort auf die Frage nach dem Wissen selbst zu finden.[68] Jörg Hardy meint, Platon gebe deutliche Hinweise darauf, wie die Probleme zu lösen seien. Er lasse die Dialogpartner vom Prinzip der Problemlösung durch Fehleranalyse Gebrauch machen. Dieses könne man auch als hermeneutisches Prinzip für das Verständnis des Dialoges fruchtbar machen.[69] Auch Dorothea Frede nimmt an, Platon habe einen Ausweg gesehen. Sie glaubt, er habe angedeutet, wo man danach suchen solle.[70] Eugenio Benitez und Livia Guimaraes interpretieren den Ausgang des Dialogs zwar als tatsächliches Scheitern bei der Beantwortung der Ausgangsfrage nach dem Wissen, machen aber geltend, die Erfahrungen bei der Wahrheitssuche hätten einen Ertrag erbracht, der diesen Fehlschlag aufwiege.[71]
Unterschiedliche Meinungen gibt es auch darüber, ob Platon selbst der Überzeugung war, über eine stichhaltige Begriffsbestimmung des Wissens zu verfügen, oder ob er seine Bemühungen auf diesem Gebiet für gescheitert hielt und im Dialog die Bilanz seiner vergeblichen Suche nach einer Antwort auf die Ausgangsfrage vorgelegt hat.[72]
Interpretationsprobleme ergeben sich bei der Klärung der Frage, was Platon eigentlich unter „Wissen“ verstanden hat. In der modernen Erkenntnistheorie wird zwischen „propositionalem“ Wissen („wissen, dass“) und Wissen mit einem direkten Objekt („kennen“) unterschieden. In der altgriechischen Sprache gibt es keine Begriffe, die eine solche Differenzierung ausdrücken. Daraus ergibt sich eine Doppeldeutigkeit, die das Verständnis des erkenntnistheoretischen Diskurses im Theaitetos behindert.[73]
Die Frage der Lehrentwicklung Platons
Die Frage, ob Platon im Rahmen einer Entwicklung seiner Lehre seine Haltung zu Hauptfragen der Metaphysik und Erkenntnistheorie grundlegend geändert hat, gehört zu den umstrittensten Themen der Platonforschung. Die Auffassung der „Unitarier“, die meinen, er habe durchgängig eine kohärente Sichtweise vertreten, steht der „Entwicklungshypothese“ der „Revisionisten“ entgegen, die einen gravierenden Sinneswandel annehmen. Als wichtiges Argument zugunsten der Entwicklungshypothese gilt aus revisionistischer Sicht der Umstand, dass Platon im Theaitetos die Frage nach der wissenschaftlichen Erkenntnis ins Zentrum stellt, ohne dabei seine Ideenlehre ins Spiel zu bringen. Die Ideenlehre hatte er zu der Zeit, als er den Theaitetos schrieb, bereits konzipiert und im Dialog Politeia dargelegt. Sie besagt, dass Ideen als eigenständige, dem Bereich der sinnlich wahrnehmbaren Objekte ontologisch übergeordnete Entitäten existieren. Solche „platonische Ideen“, beispielsweise „das Schöne an sich“ oder „der Kreis an sich“, sind nach der Ideenlehre eine objektive metaphysische Realität. Sie bilden die Voraussetzung für die Existenz und Erkennbarkeit der einzelnen Sinnesobjekte, deren Urbilder sie sind. Somit müsste die Ideenlehre bei der Beantwortung der im Theaitetos erörterten Frage nach dem Wesen des Wissens eine wichtige Rolle spielen. Ihre dortige Nichterwähnung ist für die Revisionisten ein Beleg dafür, dass Platon von seiner Ideenlehre abgerückt ist, nachdem er bei ihrer Ausarbeitung auf unüberwindlich scheinende Hindernisse gestoßen war. Die gegenteilige Auffassung der Unitarier lautet, Platon habe im Theaitetos zeigen wollen, dass der Versuch, eine stichhaltige Begriffsbestimmung des Wissens zu finden, ohne die Annahme von platonischen Ideen zum Scheitern verurteilt sei. Damit habe er den Leser zur Erkenntnis führen wollen, dass die Ideenlehre für die Erarbeitung einer Erkenntnistheorie unabdingbar sei.[74]
Ein spezieller Aspekt der Auseinandersetzung zwischen Unitaristen und Revisionisten ist die Frage, ob Platon im Theaitetos an seiner früheren Überzeugung festgehalten hat, wonach hinsichtlich des Bereichs der Sinnesobjekte kein Wissen möglich ist, sondern nur ein Meinen, und nur metaphysische Entitäten als Wissensobjekte in Betracht kommen. In diesem Modell besteht zwischen Wissen und Meinen eine unaufhebbare Diskontinuität. Es gibt nichts, was zu einer richtigen Meinung hinzukommen könnte, sodass aus ihr Wissen wird. Nach einer insbesondere von Myles Burnyeat vorgetragenen revisionistischen Deutung verwarf Platon im Theaitetos diese erkenntnistheoretische Position, die er im Dialog Politeia vertreten hatte, und nahm nunmehr an, dass es ein Wissen über sinnlich Wahrgenommenes geben kann und somit Wissen und Meinen dieselben Objekte haben können. Die gegenteilige unitarische Interpretation, wonach Platon die Erkenntnistheorie der Politeia beibehielt und im Theaitetos bekräftigte, verteidigt Lloyd P. Gerson.[75]
Einer der namhaftesten Revisionisten war Gilbert Ryle. Er zählte den Theaitetos zu einer Gruppe von späten Dialogen, in denen Platon seine Ideenlehre nicht mehr für die Argumentation herangezogen habe, nachdem er ihre Problematik erkannt habe.[76]
Anne Balansard weist darauf hin, dass die Einteilung der Philosophiehistoriker in die zwei „Lager“ der Unitarier und der Revisionisten zu grob ist und der Meinungsvielfalt innerhalb der beiden „Lager“ nicht gerecht wird.[77]
Die Einschätzung des logischen Atomismus
Die im „Traum“ des Sokrates formulierte Annahme, es gebe letzte Einheiten als unmittelbare Gegebenheiten, die auf nichts zurückführbar seien, wird im modernen philosophischen Diskurs als „atomistisches“ Konzept bezeichnet. Gilbert Ryle hielt den „Traum“ für eine Vorwegnahme des modernen logischen Atomismus, den Platon kritisch analysiert habe.[78]
Nach der Interpretation von Michael-Thomas Liske hat Platon im Theaitetos noch atomistisch gedacht, das heißt, er hat das Wissen eines Sachverhalts als Vertrautheit mit einem einzelnen, nicht weiter aufzuschlüsselnden Gegenstand, als Kennen eines isolierten Objekts aufgefasst. Er hat dort aber bereits die Schwierigkeiten des Atomismus erkannt und damit gegenüber seiner mittleren Schaffensperiode einen Fortschritt erzielt. Erst später hat er im Dialog Sophistes die atomistische Position überwunden.[79]
Unwissenheit und Mäeutik
Oft diskutiert wird in der Forschung das Paradox des sokratischen Nichtwissens: Platons Sokrates betont seine eigene Unwissenheit, er behauptet „unfruchtbar“ zu sein und nichts „als das Seinige“ vorzubringen, erhebt aber zugleich den Anspruch, anderen mit der Mäeutik bei der Erkenntnissuche wirkungsvoll beistehen zu können. Bei der Deutung dieser Aussagen ist zu beachten, dass es unterschiedlich enge Definitionen des Begriffs „Wissen“ (epistḗmē) gibt. Wenn Sokrates von seiner eigenen Unfruchtbarkeit und Unwissenheit spricht, hat er eine sehr enge Definition im Sinn. Er denkt dann an ein unumstößliches Wissen im Sinne einer auf zwingender Beweisführung basierenden Wahrheitskenntnis. Nur ein solches Wissen, über das er nach seinen Worten nicht verfügt, könnte ihn befriedigen. Da er es nicht hat „gebären“ können, hält er sich für geistig unfruchtbar. Er kennt auch niemand, der es besitzt. Mit den Geburten, zu denen er anderen verhilft, meint er nur Ergebnisse, die er zwar für gut begründet und richtig hält, deren Richtigkeit er aber nicht beweisen kann. Diese Ergebnisse sind zwar wertvoll, stellen aber kein Wissen im strengen Sinn dar.[80]
Das philosophische Leben
Auffällig ist das in der Digression gezeichnete Bild eines weltfremden und radikal unpolitischen Philosophen, den Sokrates dort als vorbildlich darstellt. Die Haltung dieses Philosophen kontrastiert mit dem Eindruck von Sokrates’ eigener Lebensweise, den Platon in anderen Werken vermittelt. Dort erscheint Sokrates – für Platon das Ideal eines Philosophen – als kritischer, aber loyaler Staatsbürger. Der platonische Sokrates ist über die Entwicklungen im öffentlichen Leben gut informiert, kennt sich sowohl in der Politik als auch im Gerichtswesen und in der Rhetorik aus und hat sich Verdienste um das Gemeinwohl erworben. Daher ist die in der Digression gebotene Schilderung eines angesichts konkreter Herausforderungen hilflosen, sozial ahnungslosen Theoretikers erklärungsbedürftig. Einer Deutungsrichtung zufolge handelt es sich dabei um eine karikierende Darstellung, die keineswegs dem platonischen Ideal eines auch zur Staatslenkung befähigten Philosophen entspricht; vielmehr kritisiert Platon dieses Extrem einer unpraktischen Lebensführung.[81] Andere Forscher betrachten die Beschreibung des philosophischen Lebens in der Digression nicht als Karikatur, sondern als von Platon ernst gemeintes Konzept.[82]
Oft wird das Philosophenbild in der Digression im Sinne einer zwingenden Forderung nach Abkehr von der Alltagswelt gedeutet. Platon sei der Ansicht gewesen, ein Philosoph habe sich ausschließlich mit dem Allgemeinen zu befassen; das Einzelne, Besondere sei der Beachtung nicht wert und stelle nur eine Störung dar. Nach einer anderen Interpretation, die andere Texte Platons einbezieht, wertete er die Beschäftigung mit dem Besonderen neutral: Er verwarf sie nicht, sondern meinte, dass sie den Philosophen beim Streben nach seinem Ziel weder fördere noch behindere, sofern sie ihn nicht davon ablenke.[83]
Die angebliche Selbstwiderlegung des Relativismus
Ein oft erörtertes Thema der Forschung ist das von Platons Sokrates gegen den Relativismus vorgebrachte Argument, er sei logisch selbstwiderlegend. Diese Kritik an der relativistischen Erkenntnistheorie ist in der Fachliteratur unter der englischen Bezeichnung „exquisite argument“ bekannt; daneben wird auch die von Sextus Empiricus eingeführte Bezeichnung peritropḗ („Umschwung“) verwendet. Das Argument wird seit Platon in verschiedenen Abwandlungen angeführt und in Diskussionen über den Skeptizismus erörtert. Im Theaitetos richtet es sich gegen eine Lehre, die dort auf Protagoras zurückgeführt wird. Der Gedankengang lautet zunächst:[84]
P: Jedes Urteil ist für den Urteilenden wahr (Behauptung des Protagoras). P’: Viele urteilen, dass P falsch sei. C: Da P’ nach P wahr ist, ist P falsch.
In dieser Form ist das Argument fehlerhaft, da der Schluss C unzulässig ist. In C liegt eine Aussage über die absolute Geltung von P vor. Eine solche wird aber im relativistischen Konzept ausgeschlossen: P soll nur für den jeweils Urteilenden wahr sein. Dennoch wird im Argument eine überindividuelle Geltung von Aussagen stillschweigend unterstellt und damit ein scheinbarer Selbstwiderspruch der Gegenposition konstruiert.
Diesem Einwand gegen das Argument kommt Sokrates zuvor, indem er darauf hinweist, dass die Gegner des Relativismus, die P für falsch halten, ihre eigene Position für objektiv richtig halten.[85] Ihre Meinung über die Richtigkeit ihrer Position ist aber auch ein Urteil, auf das P anwendbar ist, und daher nach P nicht weniger zutreffend als P. Das Argument lautet somit:
P: Jedes Urteil ist für den Urteilenden wahr. P’’: Viele urteilen, dass das Urteil, P sei falsch, nicht nur für den Urteilenden, sondern auch an sich wahr sei. C: Da das Urteil P’’, die Falschheit von P sei an sich wahr, tatsächlich von jemand gefällt wird, ist es nach P nicht weniger zutreffend als P selbst. Demnach ist P selbstwiderlegend.
Hier wird allerdings derselbe Fehler wie in der einfacheren Fassung des Arguments begangen, denn auch die Behauptung, P sei an sich falsch, ist in einem relativistischen Modell nur für diejenigen wahr, die dieses Urteil fällen. Somit ist die These des Protagoras rein logisch betrachtet nicht selbstwidersprüchlich. Sie ist gegen Widerlegung immun. Allerdings ist Protagoras inhaltlich außerstande, für den Relativismus einen höheren Wahrheitsgehalt zu beanspruchen als den, den er auch nichtrelativistischen Positionen zubilligen muss. Die Konsequenzen aus diesem Sachverhalt sind so gravierend, dass nach einer Forschungsmeinung die Argumentation des Sokrates die Befürworter des Relativismus zumindest in beträchtliche Schwierigkeiten bringt.[86]
Die mathematische Untersuchung
Wurzelschnecke
Nach der Darstellung im Dialog hat Theodoros geometrisch gezeigt, dass die Quadratwurzeln aus den nichtquadratischen natürlichen Zahlen von 3 bis 17 irrational sind, und Theaitetos hat diese Entdeckung verallgemeinert. Wie Theodoros den Beweis führte, ist nicht überliefert;[87] in der Forschung wird sogar bezweifelt, dass es sich tatsächlich um einen mathematischen Beweis handelt. Holger Thesleff, der eine schon 1941 von Jakob Heinrich Anderhub vorgetragene Idee aufgreift, meint, Theodoros habe seine Annahme nicht bewiesen, sondern nur anhand einer Konstruktion zeichnerisch demonstriert, und er habe bei 17 abbrechen müssen, weil die spiralförmige Zeichnung nur für 17 Dreiecke Platz bietet. Es handelt sich um die zur Konstruktion von Wurzeln verwendete „Wurzelschnecke“, die „Rad des Theodorus“ oder „Spirale des Theodorus“ genannt wird.[88]
Im Dialog behauptet Theaitetos, ihm und Sokrates dem Jüngeren sei eine Verallgemeinerung des Satzes seines Lehrers Theodoros gelungen. Eine Reihe von Forschern meinen, diese Angabe sei im Kern historisch glaubwürdig, wenn auch von Platon in einer seinem literarischen Zweck dienenden Gestalt dargeboten. Anderer Ansicht ist Árpád Szabó. Nach seiner Hypothese war Theaitetos nicht der Entdecker der verallgemeinerten Geltung des Satzes, sondern hat sich nur naiv eingebildet, einen wesentlichen Beitrag zur mathematischen Forschung geleistet zu haben. In Wirklichkeit hat ihn sein Lehrer im Unterricht zu einer Erkenntnis angeleitet, die ihm – Theodoros – und anderen Mathematikern längst geläufig war.[89] Gegen diese Ansicht wendet sich Myles Burnyeat. Er hält an der traditionellen Deutung fest, wonach der Darstellung im Dialog zu entnehmen ist, dass Theaitetos eine echte Forschungsleistung vollbracht hat, und diese Leistung eine historische Tatsache ist.[90]
Chronologisch wird der Theaitetos nach stilistischen Kriterien noch zur mittleren Gruppe der Dialoge Platons gezählt, doch unter inhaltlichem Gesichtspunkt gehört er eher schon zum Spätwerk. Man kann ihn daher einer Übergangsphase zwischen diesen beiden Schaffensperioden des Philosophen zuweisen, während die beiden anderen Dialoge der Trilogie, der Sophistes und der Politikos, unter die späten Werke eingeordnet werden.[91] Vermutlich fällt der Abschluss der Arbeit am Theaitetos in die frühen 360er Jahre.[92]
Möglicherweise hat Platon den Prolog, der die Rahmenhandlung enthält, überarbeitet. Den Anlass zu dieser Vermutung bietet eine Bemerkung eines unbekannten Kommentators, der wohl in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. tätig war. Er berichtet, dass zu seiner Zeit auch eine andere, „eher frostige“ Fassung des Prologs im Umlauf war. Zwar hielt der Kommentator die überlieferte Fassung für die allein authentische, doch ist in der Forschung die Möglichkeit erwogen worden, dass beide Prologe von Platon stammen. Die meisten Befürworter dieser Hypothese halten die überlieferte Version für die jüngere. Sie bietet jedenfalls nach dem heutigen Forschungsstand den definitiven Text.[93]
Eine Randbemerkung auf einer Seite der ältesten erhaltenen mittelalterlichen Theaitetos-Handschrift, des Codex Clarkianus
Textüberlieferung
Die antike Textüberlieferung besteht aus einigen auf Papyrus geschriebenen Fragmenten aus der römischen Kaiserzeit. Das älteste stammt aus dem 2. Jahrhundert, das jüngste aus dem 5. oder 6. Jahrhundert.[94] Ferner bietet der Anfang eines Kommentars zu dem Dialog, der in einer Papyrus-Handschrift aus dem 2. Jahrhundert erhalten ist, eine Reihe von Lesarten, die für die Textkritik relevant sind.[95]
Über die Nachwirkung des Theaitetos in der Antike ist relativ wenig bekannt. Die Spärlichkeit der Belege kann aber auf die ungünstige Überlieferungslage zurückzuführen sein und erlaubt nicht die Folgerung, dass die Thematik auf geringes Interesse stieß.
Platons Schüler Aristoteles muss den Theaitetos gekannt haben, wie einigen Anspielungen bei ihm zu entnehmen ist, doch ist nicht überliefert, wie er dieses Werk aufgefasst hat.[97]
Der Begründer der Stoa, Zenon von Kition, scheint bei der Formulierung seiner Erkenntnislehre Material aus dem Theaitetos aufgegriffen zu haben, das er allerdings als Gegner des Platonismus in unplatonischem Sinn verwertete.[98]
In der Epoche der Jüngeren („skeptischen“) Akademie, die zwischen 268 und 264 v. Chr. begann und bis ins frühe 1. Jahrhundert v. Chr. dauerte, wurde der Theaitetos anscheinend bei den Akademikern besonders geschätzt, da er ihren erkenntnistheoretischen Skeptizismus stützen konnte. Es fehlt aber an zeitgenössischen Belegen für eine solche Rezeption.[99]
In der Tetralogienordnung der Werke Platons, die anscheinend im 1. Jahrhundert v. Chr. eingeführt wurde, gehört der Theaitetos zur zweiten Tetralogie. Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios zählte ihn zu den „prüfenden“ Schriften und gab als Alternativtitel Über das Wissen an. Dabei berief er sich auf eine heute verlorene Schrift des Gelehrten Thrasyllos.[100]
Ein Fragment des Theaitetos-Kommentars in dem ägyptischen Papyrus Berlin, Staatliche Museen, P. 7982 (2. Jahrhundert)
Aus der Epoche des Mittelplatonismus (1. Jahrhundert v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) liegen nur wenige Belege für die Nachwirkung des Theaitetos vor. Der frühe Mittelplatoniker Eudoros von Alexandria, der im 1. Jahrhundert v. Chr. lebte, befasste sich in seinem nur fragmentarisch erhaltenen Werk Einteilung der Lehre der Philosophie mit dem Ziel des ethischen Handelns. Dabei griff er den in der Digression des Theaitetos vorgetragenen Gedanken der „Angleichung an Gott im Rahmen des Möglichen“ auf.[101] Das weitaus umfangreichste Zeugnis für die mittelplatonische Theaitetos-Rezeption ist ein Kommentar, dessen Anfang – die Kommentierung von etwas über einem Fünftel des Dialogtextes – erhalten geblieben ist. Diese Schrift ist vermutlich in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. – jedenfalls nicht früher – entstanden und stellt somit den ältesten aller erhaltenen Platon-Kommentare dar. Der Verfasser ist ein unbekannter Mittelplatoniker. Er verteidigt seine Interpretation des kommentierten Textes gegen andere Deutungen und erwähnt mit impliziter Zustimmung die Argumentation von Platonikern, die sich gegen stoische Kritik am Platonismus wenden. Außerdem bekämpft er eine Theaitetos-Interpretation, der zufolge dieser Dialog eine erkenntnistheoretische Skepsis Platons belegt. Von den Vorschlägen, den anonymen Kommentator mit Eudoros von Alexandria, Albinos oder Alkinoos zu identifizieren, hat sich keiner in der Forschung durchgesetzt.[102]Plutarch befasste sich in der ersten seiner zehn Platonischen Fragen mit der Mäeutik. Er stellte und beantwortete dort die Frage, warum die Gottheit Sokrates anwies, als Geburtshelfer für andere zu fungieren, aber ihm eigene Fruchtbarkeit versagte.[103] Der Mittelplatoniker Alkinoos, der vermutlich im 2. Jahrhundert lebte, behandelte in seinem Lehrbuch (didaskalikós) der Grundsätze Platons das Ziel der Angleichung an die Gottheit. Er ging auch auf die Überlegungen des platonischen Sokrates zum Verhältnis von Erinnerung und Meinung ein und erwähnte dabei den Vergleich des Gedächtnisses mit einem Wachsblock.[104]
Die Angleichung an Gott als Ziel fand auch außerhalb des Platonismus Anklang. Der einflussreiche AristotelikerAlexander von Aphrodisias ging darauf ein. Er befand, es sei das höchste Gut für den Menschen, der Gottheit ähnlich zu werden. Dies werde den Denkern durch die Betrachtung und die Erkenntnis des Wahren, die durch den Beweis zustande komme, zuteil. Solche Betrachtung werde zu Recht göttlich genannt, wenn man das betrachte, was am ehrwürdigsten sei.[105]
Auch die Neuplatoniker, eine im 3. Jahrhundert entstandene, in der Spätantike den philosophischen Diskurs dominierende Richtung, griffen Überlegungen aus dem Theaitetos auf. Sie beschäftigten sich vor allem mit Metaphysik, mit der religiösen Dimension des Platonismus und mit der Thematik der philosophischen Lebensweise. Daher war für sie die Digression im Theaitetos von besonderem Interesse. Die dort von Platons Sokrates erhobene Forderung, ein Philosoph solle sich auf die Aufgabe konzentrieren, der Gottheit möglichst ähnlich zu werden, fiel auf fruchtbaren Boden.[106] Sie wurde schon von Plotin, dem Begründer des Neuplatonismus, erörtert.[107]Iamblichos († um 320/325), der für den spätantiken Neuplatonismus eine wegweisende Rolle spielte, ließ in seiner Philosophenschule den Theaitetos als fünften der zwölf aus seiner Sicht wichtigsten Dialoge Platons studieren, wie der Verfasser der anonym überlieferten spätantiken Prolegomena zur Philosophie Platons berichtet.[108] Der berühmte Neuplatoniker Proklos (412–485), der die Philosophenschule in Athen leitete, kommentierte den Theaitetos, doch ist von seiner Beschäftigung mit dem Dialog nur wenig bekannt.[109]
In der römischen Kaiserzeit wurde Platons Ideal der Angleichung an Gott im Rahmen des Möglichen nicht nur von paganen Platonikern vertreten, sondern fand auch bei christlichen Autoren Anklang. Der stark vom Platonismus beeinflusste KirchenvaterClemens von Alexandria, der im späten 2. und frühen 3. Jahrhundert tätig war, zitierte die einschlägige Theaitetos-Stelle oft und sah darin einen Beleg für die Nähe des Platonismus zum Christentum.[110] Auch in die patristische Literatur der Spätantike fand das Motiv Eingang. Im 4. Jahrhundert griff der Kirchenvater Ambrosius von Mailand Platons berühmte Formulierung auf.[111] Beachtung fand bei den Kirchenvätern auch die in verschiedenen Versionen kursierende Thales-Anekdote.[112]
Der Anfang des Theaitetos in der Erstausgabe, Venedig 1513
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Im Mittelalter war der Theaitetos manchen byzantinischen Gelehrten zugänglich, doch bei den lateinischsprachigen Gelehrten des Westens und im arabischsprachigen Raum war er unbekannt. Im Westen wurde er erst im Zeitalter des Renaissance-Humanismus wiederentdeckt. Die erste lateinische Übersetzung erstellte der Humanist Marsilio Ficino. Er veröffentlichte sie 1484 in Florenz in der Gesamtausgabe seiner Platon-Übersetzungen und machte den Dialog damit einem breiteren Lesepublikum zugänglich. Der Übersetzung stellte er eine Einleitung (argumentum) voran, aus der hervorgeht, dass er den Text durchweg als Darstellung von Platons eigener Lehre auffasste. Er betonte, dass der Körper keinerlei Beitrag zur Erkenntnis leisten könne. Der „Wachsblock“ sei in der Seele, nicht im Körper; er dürfe nicht mit dem Gehirn gleichgesetzt werden.[113]
Die Erstausgabe des griechischen Textes erschien im September 1513 in Venedig bei Aldo Manuzio als Teil der ersten Gesamtausgabe der Werke Platons. Der Herausgeber war Markos Musuros.
In den folgenden Jahrhunderten zeigten die Philosophen relativ wenig Interesse am Theaitetos. Gottfried Wilhelm Leibniz fertigte 1676 eine lateinische Zusammenfassung des Dialogs an.[114]George Berkeley ging in seiner 1744 publizierten Schrift Siris mehrmals auf Stellen in dem antiken Werk ein. Er fand darin eine Vorwegnahme von Grundsätzen seiner eigenen empiristisch geprägten Erkenntnistheorie.[115]
Moderne
Philosophische Aspekte
In der Moderne hat das anfänglich relativ geringe Interesse am philosophischen Gehalt des Werks seit dem frühen 20. Jahrhundert stark zugenommen. Paul Shorey äußerte 1933 die Meinung, man könne den Theaitetos als den gedankenreichsten Dialog Platons betrachten.[116] Als Meilensteine der Erforschung des Theaitetos gelten die 1935 publizierte Untersuchung von Francis Macdonald Cornford über die Erkenntnistheorie Platons[117] und der Kommentar von Myles Burnyeat (1990).[118]
Das Interesse der Philosophiehistoriker gilt hauptsächlich dem erkenntnistheoretischen Ertrag des Werks. Einem breiteren gebildeten Publikum sind in erster Linie der Abschnitt über die Hebammenkunst und die Digression über die philosophische Lebensform mit der Anekdote über Thales bekannt. Sie gehören zu den berühmtesten Passagen in Platons Gesamtwerk.[119]
Der Philosoph Victor Cousin veröffentlichte 1824 eine französische Theaitetos-Übersetzung. Er verteidigte sein metaphysisches Modell gegen empiristische und sensualistische Kritik und griff dabei auf die Argumentation des platonischen Sokrates im Theaitetos zurück.[120]
Der NeukantianerPaul Natorp äußerte sich 1903 in seiner Monographie Platos Ideenlehre. Er befand, der Gedankengang im Theaitetos sei „zwingend und unmittelbar überzeugend“, wenn man „des inneren Planes der Schrift sich einmal bemächtigt hat“. Nach Natorps Verständnis verwendete Platon, als er die Bestimmung des Wissens als wahre Meinung mit Erklärung untersuchte und verwarf, den Begriff dóxa („Meinung“) nicht im Sinne von „Urteil“, sondern im Sinne von „Vorstellung“. Der antike Denker bekämpfte den Dogmatismus der „wahren Vorstellung“, dem zufolge es nur darauf ankommt, eine gegebene Vorstellung mit gegebenen Dingen in die richtige Beziehung zu setzen, damit aus der „richtigen“ oder „wahren“ Vorstellung Erkenntnis wird. Natorp meinte, der Dialog enthalte eine tief angelegte, „für alle Zeit grundlegende Kritik der Sinnlichkeit“. Platon habe „klar die Bewusstseinseinheit als Grundfunktion der Erkenntnis ausgesprochen“. Er habe erkannt, dass das Bewusstsein die allgemeinen Bestimmungen wie Sein und Nichtsein, Identität und Verschiedenheit nicht mit Hilfe körperlicher Organe, sondern durch sich selbst auffasse. Die Erkenntnis beruhe auf den Relationsurteilen des von Platon als „Seele“ bezeichneten Bewusstseins.[121]
Ferdinand C. S. Schiller veröffentlichte 1908 den Aufsatz Plato or Protagoras?, in dem er die Verteidigung der Auffassung des Protagoras im Theaitetos untersuchte. Er sah darin die authentische Position des antiken Sophisten, den er als frühen Humanisten und Vorläufer seines eigenen Pragmatismus betrachtete. Aus moderner Sicht habe sich der Ansatz des Protagoras als richtig erwiesen, Platons Kritik daran sei verfehlt.[122]
Für Martin Heidegger zählte der Theaitetos zu den wenigen Dialogen, die ihm die Textbasis für seine Interpretation der Philosophie Platons lieferten. Im Wintersemester 1931/1932 setzte er sich in einer Freiburger Vorlesung eingehend mit dem Werk auseinander. Dabei nahm er nicht die Haltung des „bloßen Lesers“ ein, sondern die eines mitfragenden Zuhörers. Heidegger meinte, es sei ein gravierendes Missverständnis, die Leitfrage „Was ist das Wissen?“ als Frage nach der Wissenschaft aufzufassen. Es handle sich auch nicht um eine erkenntnistheoretische Frage, sie beschränke sich nicht auf das Wissen als theoretische Erkenntnis und Beschäftigung der Gelehrten. Platons Thema sei vielmehr das „den ganzen Bereich und die Weite menschlichen Verhaltens durchherrschende und haltende und zugleich vielfältige Sich-auskennen“. Dazu gehöre auch „Wissen“ im Sinne von Ausdrücken wie „Jemand weiß sich zu benehmen“ oder „Er weiß sich durchzusetzen“. Gefragt werde, wie „der Mensch selbst in seinem Grundverhalten, dem Sich-auskennen in den Dingen, sich selbst nehmen will und soll, (...) wenn er ein Wissender sein soll“. Damit werde in einem ursprünglichen Sinn nach dem Menschen gefragt, und diese Frage sei „ein Angriff des Menschen auf sich selbst und sein vorläufiges Beharren im zunächst Geläufigen und seine Versessenheit auf das fürs erste Genügende“.[123] Es gehe um Wissen als Besitz von Wahrheit. Allerdings habe Platon Wahrheit und Unwahrheit als Richtigkeit der Aussage und Unwahrheit als deren Unrichtigkeit aufgefasst. Damit habe er die Einsicht verbaut, „daß und wie zum Wesen der Wahrheit die Unwahrheit gehört“. Wahrheit sei Unverborgenheit des Seienden. Unwahrheit bestehe im „Verstellen des Aussehens“ des Seienden, wobei aber das Seiende nicht schlechthin verborgen werde, denn es zeige sich ja. Es sei ein „Sich-verbergen im und durch das Sich-zeigen“, und das sei das Scheinen: eine Unverborgenheit, die „zugleich in sich, und zwar wesensmäßig, Verborgenheit“ sei.[124]
Ludwig Wittgenstein nahm in seinen ab 1936 entstandenen, aber erst 1953 postum veröffentlichten Philosophischen Untersuchungen auf den „Traum“ des platonischen Sokrates Bezug. Er identifizierte die dort eingeführten Urelemente, die „einfachen Bestandteile, aus denen sich die Realität zusammensetzt“, mit den „Gegenständen“ in seiner eigenen Terminologie und mit den „individuals“ bei Bertrand Russell.[125] In seiner Auseinandersetzung mit den Thesen des platonischen Sokrates problematisierte Wittgenstein den Begriff „zusammengesetzt“ als Gegenteil von „einfach“, der unterschiedlich definiert werde; man müsse sich erst über die Definition verständigen. Die These des Sokrates, man könne den Urelementen weder Sein noch Nichtsein beilegen, brachte Wittgenstein mit der Muster-Funktion von Elementen in Zusammenhang. Ein Muster sei ein Instrument der Sprache und als solches nicht ein Dargestelltes, sondern ein Mittel der Darstellung im Sprachspiel. Diese Überlegung veranschaulichte Wittgenstein mit dem Beispiel der Länge des Urmeters. Man könne über das Urmeter weder sagen, es sei 1 m lang, noch es sei nicht 1 m lang. Der Grund dafür sei dessen „eigenartige Rolle im Spiel des Messens mit dem Metermaß“. Analoges gelte für die Elemente des Sprachspiels, beispielsweise das „R“.[126] In seinem „Blauen Buch“ kritisierte Wittgenstein die Vorstellung des platonischen Sokrates, man müsse, um sich über die Bedeutung einer allgemeinen Bezeichnung klar zu werden, das gemeinsame Element in allen Anwendungen der Bezeichnung finden. Diese Vorstellung wirke bei philosophischen Untersuchungen hemmend. Man übergehe dann wie Sokrates konkrete Fälle als irrelevant, obwohl allein solche Fälle helfen könnten, den Gebrauch der allgemeinen Bezeichnung zu verstehen.[127]
Bertrand Russell behandelte das Verhältnis von Erkenntnis und Wahrnehmung nach dem Theaitetos ausführlich in seiner Philosophie des Abendlandes (A History of Western Philosophy, 1945). Er trug Argumente gegen die von Platons Sokrates geforderte Trennung von Wahrnehmung und Erkenntnis vor. Schlüssig sei die Beweisführung des Sokrates nur für die formalen Erkenntnisse in Logik und Mathematik, die nicht aus der Wahrnehmung abgeleitet seien.[128]
Karl Popper, ein scharfer Kritiker Platons, bezeichnete den Theaitetos als großartigen Dialog. Er zählte ihn zu einer Gruppe von Dialogen, deren Gedankengut eher dem historischen Sokrates zugehöre als Platon.[129]
Paul Feyerabend befürwortete in seiner Schrift Erkenntnis für freie Menschen den im Theaitetos dargestellten und bekämpften Relativismus. Feyerabend befand, der Relativismus von Platons Protagoras sei vernünftig und klug, da er eine Vielzahl von Traditionen und Werten beachte und keine objektiven Wertsätze einführe. Er sei auch zivilisiert, da Protagoras nicht annehme, „dass das winzige Dorf, in dem man wohnt, am Nabel der Welt liegt und dass seine seltsamen Sitten Maßstäbe für die ganze Menschheit sind“.[130]
Hans-Georg Gadamer nannte den Theaitetos einen der schwierigsten und tiefsinnigsten Dialoge Platons. Er werde wie das Grundbuch der antiken Erkenntnistheorie gelesen, doch sei der moderne Begriff der Erkenntnistheorie von dem Primat des Bewusstseins und Selbstbewusstseins bestimmt und weise damit in eine ganz andere Richtung als die Überlegungen im Theaitetos. Gadamer betonte die Bedeutung des Umstands, dass Sokrates in diesem Dialog mit Mathematikern diskutiert. Er meinte, man könne die Gesprächsführung des Sokrates, die Anwendung der „Hebammenkunst“ sowie das Verhalten von Theodoros und Theaitetos besser verstehen, wenn man die mathematische Denkweise als Hintergrund berücksichtige.[131]
Hans Blumenberg veröffentlichte 1987 seine Untersuchung Das Lachen der Thrakerin. Eine Urgeschichte der Theorie. Darin nahm er die Anekdote vom Sturz des Thales in der Digression des Theaitetos zum Ausgangspunkt. Er thematisierte den Gegensatz zwischen dem Theoretiker Thales und der Thrakerin mit ihrem Misstrauen gegen die „theoretischen Umtriebe“ und ihrem Lachen über den „Rückschlag der Theorie auf ihren Betreiber“. Dieses Grundverhältnis werde nicht aus der Welt verschwinden, „selbst wenn eines Tages die Vermehrung der Theoretiker zu ihrer Mehrheit ausarten sollte“. Die modernen Erzeuger des Produkts „Theorie“ seien viel komischer als ihr antiker Urahn Thales. Auch sie würden ihre „Thrakerinnen“ finden, wo sie sie nicht erwarteten.[132]
Die im Theaitetos erörterte Irrtumsthematik ist für die moderne Analytische Philosophie unter dem Gesichtspunkt der logischen Problematik interessant, die sich bei irrigen Identitätsannahmen („false identity beliefs“) ergibt. Dabei geht es um Kombinationen von Aussagen des Typus (1) Sokrates glaubt (irrtümlich), dass die Person, die er in der Ferne erblickt, Theaitetos sei (obwohl es in Wirklichkeit Theodoros ist); (2) Sokrates glaubt, Theodoros sei Theaitetos; (3) Sokrates kennt sowohl Theodoros als auch Theaitetos sehr gut; (4) Sokrates glaubt nicht, Theodoros sei Theaitetos. Wenn sich die Annahme in (1) auf die Personen bezieht, auf die sie sich nach der Ansicht des Sokrates bezieht (die erblickte Person und Theaitetos), dann folgt (2) aus (1). (1) und (3) können zugleich wahr sein. Wenn aber (3) der Fall ist, folgt aus (3) die Aussage (4), also das Gegenteil von (2). Die Ursache des Problems scheint darin zu liegen, dass die Richtigkeit der Aussage (5) „Die Annahmen des Sokrates beziehen sich auf das, worauf sie sich nach seiner Ansicht beziehen“ unterstellt wird. Ob daher (5) falsch ist, wie Logiker der Gottlob Frege folgenden Richtung meinen, ist strittig.[133]
Literarische Aspekte
Der einflussreiche Platon-Übersetzer Friedrich Schleiermacher äußerte sich 1805 über die literarische Qualität anerkennend. Er befand, die „gleichförmig durchgeführte Bauart des Ganzen und der einzelnen Teile“ sei wunderbar kunstvoll.[134]
1919 tadelte der renommierte Gräzist und Platon-Kenner Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff die Komposition des Dialogs, die er für unausgearbeitet hielt. Die Digression zeichne sich durch Fülle und Glanz aus und sei schön eingerahmt, ein Teil des Dialogs sei reichbewegt und witzig, doch im Schlussteil seien lange Strecken dürr und farblos. Dort dozierte Sokrates trotz seiner Behauptung, nur Helfer für die Entbindung fremder Gedanken zu sein. Das Werk mache einen unfertigen Eindruck.[135]
Die neueren Urteile über die literarische Qualität sind meist positiv ausgefallen. 1974 befand Olof Gigon, das Zusammenspiel von Sokrates, Theodoros und Theaitetos sei mit überlegener Kunst gestaltet. Die beiden Mathematiker seien daran, ebenbürtige Partner des Sokrates zu werden.[136] Auch Ernst Heitsch (1988) äußerte sich lobend. Er meinte, man gewinne erst beim zweiten Lesen einen Blick für die kunstreiche Anlage des Dialogs. Allerdings sei die Gesprächsführung außerordentlich verwickelt und schwerlich sogleich zu durchschauen. Gerade auch als literarische Komposition bedürfe der Theaitetos der Erläuterung.[137]Michael Erler (2007) stimmte Heitsch zu, er hielt die Komposition ebenfalls für durchdacht.[138]
Ausgaben und Übersetzungen
Ausgaben (teilweise mit Übersetzung)
Alexander Becker (Hrsg.): Platon: Theätet. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-27009-7 (Abdruck der Ausgabe von Auguste Diès, Paris 1926, ohne den kritischen Apparat, mit einer von Becker überarbeiteten Fassung der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher und einem Kommentar von Becker)
Gunther Eigler (Hrsg.): Platon: Werke in acht Bänden. Bd. 6, 4. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-19095-5, S. 1–217 (Abdruck der kritischen Ausgabe von Auguste Diès mit der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher, 2. Auflage, Berlin 1818)
Winifred F. Hicken (Hrsg.): Theaitetos. In: Elizabeth A. Duke u. a. (Hrsg.): Platonis opera, Bd. 1, Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-814569-1, S. 277–382 (maßgebliche kritische Edition)
Ekkehard Martens (Hrsg.): Platon: Theätet. Durchgesehene und ergänzte Ausgabe, Reclam, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-006338-5 (unkritische Ausgabe mit Übersetzung)
Übersetzungen
Otto Apelt: Platon: Theätet. In: Otto Apelt (Hrsg.): Platon: Sämtliche Dialoge, Bd. 4, Meiner, Hamburg 2004, ISBN 3-7873-1156-4 (mit Einleitung und Erläuterungen; Nachdruck der 4. Auflage, Leipzig 1923)
Rudolf Rufener: Platon: Spätdialoge I (= Jubiläumsausgabe sämtlicher Werke, Bd. 5). Artemis, Zürich/München 1974, ISBN 3-7608-3640-2, S. 3–124 (mit Einleitung von Olof Gigon S. XI–XXVI)
Friedrich Schleiermacher: Theaitetos. In: Erich Loewenthal (Hrsg.): Platon: Sämtliche Werke in drei Bänden, Bd. 2, unveränderter Nachdruck der 8., durchgesehenen Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17918-8, S. 561–661
Mi-Kyoung Lee: The Theaetetus. In: Gail Fine (Hrsg.): The Oxford Handbook of Plato. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-518290-3, S. 411–436
Michel Narcy: Théétète. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 5, Teil 1, CNRS Éditions, Paris 2012, ISBN 978-2-271-07335-8, S. 686–700.
Kommentare
Anne Balansard: Enquête sur la doxographie platonicienne dans la première partie du Théétète. Academia Verlag, Sankt Augustin 2012, ISBN 978-3-89665-552-3
Alexander Becker (Hrsg.): Platon: Theätet. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-27009-7, S. 225–381
Seth Benardete: The Being of the Beautiful. Plato’s Theaetetus, Sophist, and Statesman. The University of Chicago Press, Chicago/London 1984, ISBN 0-226-67037-6, S. I.85–I.191
Myles Burnyeat: The Theaetetus of Plato. Hackett, Indianapolis/Cambridge 1990, ISBN 0-915144-81-6
Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus. Academia Verlag, Sankt Augustin 2004, ISBN 3-89665-315-6
Ronald M. Polansky: Philosophy and Knowledge. A Commentary on Plato’s Theaetetus. Bucknell University Press, Lewisburg 1992, ISBN 0-8387-5215-2
Paul Stern: Knowledge and Politics in Plato’s Theaetetus. Cambridge University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-88429-7
Untersuchungen
Marcel van Ackeren: Das Wissen vom Guten. Bedeutung und Kontinuität des Tugendwissens in den Dialogen Platons. Grüner, Amsterdam 2003, ISBN 90-6032-368-8, S. 226–258
Rosemary Desjardins: The Rational Enterprise. Logos in Plato’s Theaetetus. State University of New York Press, Albany 1990, ISBN 0-88706-837-5
Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-25225-0 (Digitalisat)
David Sedley: The Midwife of Platonism. Text and Subtext in Plato’s Theaetetus. Clarendon Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-926703-0
Aufsatzsammlungen
Giovanni Casertano (Hrsg.): Il Teeteto di Platone: struttura e problematiche. Loffredo, Napoli 2002, ISBN 88-8096-884-X
Dimitri El Murr (Hrsg.): La mesure du savoir. Études sur le Théétète de Platon. Vrin, Paris 2013, ISBN 978-2-7116-2495-9
Aleš Havlíček, Filip Karfík (Hrsg.): Plato’s Theaetetus. Proceedings of the Sixth Symposium Platonicum Pragense. Oikoumene, Prag 2008, ISBN 978-80-7298-391-9
Giuseppe Mazzara, Valerio Napoli (Hrsg.): Platone. La teoria del sogno nel Teeteto. Atti del Convegno Internazionale Palermo 2008. Academia Verlag, Sankt Augustin 2010, ISBN 978-3-89665-498-4
Michel Narcy: Théétète. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 5, Teil 1, Paris 2012, S. 686–700, hier: 688 f.; Michael Erler: Platon, Basel 2007, S. 232; Debra Nails: The People of Plato, Indianapolis 2002, S. 275–277, 320 f.; Holger Thesleff: Platonic Patterns, Las Vegas 2009, S. 301–303.
Platon, Theaitetos 210d.
Debra Nails: The People of Plato, Indianapolis 2002, S. 320.
Platon, Theaitetos 144b–c.
Platon, Theaitetos 147c–d.
Gustav Adolf Seeck: Platons Theaitetos. Ein kritischer Kommentar, München 2010, S. 9 f., 28 f., 81 f.; Thomas Alexander Szlezák: Das Bild des Dialektikers in Platons späten Dialogen, Berlin 2004, S. 92, 98, 114 f., 126 f.; zum Protagoras-Bild Joachim Dalfen: Der Homo-mensura-Satz des Protagoras in seinem historischen Umfeld. In: Otto Neumaier (Hrsg.): Ist der Mensch das Maß aller Dinge?, Möhnesee 2004, S. 1–16, hier: 1–5, 16; Daniel Babut: Platon et Protagoras: l’„Apologie“ du sophiste dans le Théétète et son rôle dans le dialogue. In: Revue des études anciennes 84, 1982, S. 49–86; Edward N. Lee: „Hoist with His Own Petard“: Ironic and Comic Elements in Plato’s Critique of Protagoras (Tht. 161–171). In: Edward N. Lee u. a. (Hrsg.): Exegesis and Argument, Assen 1973, S. 225–261.
Siehe dazu Kurt von Fritz: Theodoros (31). In: Pauly-Wissowa RE, Bd. 5 A/2, Stuttgart 1934, Sp. 1811–1825, hier: 1811; Leonid Zhmud: Theodoros aus Kyrene. In: Hellmut Flashar u. a. (Hrsg.): Frühgriechische Philosophie, Basel 2013, S. 420 f., hier: 420; Leonid Zhmud: Pythagoras and the Early Pythagoreans, Oxford 2012, S. 128.
Siehe dazu Anne Balansard: Enquête sur la doxographie platonicienne dans la première partie du Théétète, Sankt Augustin 2012, S. 24 f.
Platon, Theaitetos 165a.
Platon, Theaitetos 145a, 169a.
Platon, Theaitetos 145c–d.
Diogenes Laertios 2,103; 3,6.
Diogenes Laertios 3,6.
Kurt von Fritz: Theodoros (31). In: Pauly-Wissowa RE, Bd. 5 A/2, Stuttgart 1934, Sp. 1811–1825, hier: 1811; Leonid Zhmud: Theodoros aus Kyrene. In: Hellmut Flashar u. a. (Hrsg.): Frühgriechische Philosophie, Basel 2013, S. 420 f., hier: 420.
Iamblichos, De vita Pythagorica 267.
Kurt von Fritz: Theodoros (31). In: Pauly-Wissowa RE, Bd. 5 A/2, Stuttgart 1934, Sp. 1811–1825, hier: 1811 f.; Bartel Leendert van der Waerden: Erwachende Wissenschaft, 2., ergänzte Auflage, Basel 1966, S. 233–240, hier: 233. Zu einer anderen Einschätzung gelangt jedoch Leonid Zhmud: Theodoros aus Kyrene. In: Hellmut Flashar u. a. (Hrsg.): Frühgriechische Philosophie, Basel 2013, S. 420 f.
Platon, Theaitetos 165a.
Platon, Theaitetos 146b.
Zur Dialogfigur Theodoros siehe Thomas Alexander Szlezák: Das Bild des Dialektikers in Platons späten Dialogen, Berlin 2004, S. 98–103; Anne Balansard: Enquête sur la doxographie platonicienne dans la première partie du Théétète, Sankt Augustin 2012, S. 22–31; Eugenio Benitez, Livia Guimaraes: Philosophy as Performed in Plato’s Theaetetus. In: The Review of Metaphysics 47, 1993/1994, S. 297–328, hier: 303–305, 314.
Siehe zum historischen Theaitetos Debra Nails: The People of Plato, Indianapolis 2002, S. 274–278.
Debra Nails: The People of Plato, Indianapolis 2002, S. 275; Thomas Alexander Szlezák: Das Bild des Dialektikers in Platons späten Dialogen, Berlin 2004, S. 103–109; Jill Gordon: Plato’s Erotic World, Cambridge 2012, S. 125–130; Anne Balansard: Enquête sur la doxographie platonicienne dans la première partie du Théétète, Sankt Augustin 2012, S. 32–38; Eugenio Benitez, Livia Guimaraes: Philosophy as Performed in Plato’s Theaetetus. In: The Review of Metaphysics 47, 1993/1994, S. 297–328, hier: 301–303.
Siehe zu Eukleides Klaus Döring: Sokrates, die Sokratiker und die von ihnen begründeten Traditionen. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Bd. 2/1, Basel 1998, S. 139–364, hier: 207–212; Debra Nails: The People of Plato, Indianapolis 2002, S. 144 f.; Robert Muller: Euclide de Mégare. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 3, Paris 2000, S. 272–277.
Siehe zu Terpsion Michel Narcy: Théétète. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 5, Teil 1, Paris 2012, S. 686–700, hier: 689 f.; Debra Nails: The People of Plato, Indianapolis 2002, S. 274.
Platon, Theaitetos 142a–143c. Vgl. Zina Giannopoulou: Plato’s Theaetetus as a Second Apology, Oxford 2013, S. 20–26.
Platon, Theaitetos 143c–144d.
Platon, Theaitetos 144d–146c.
Platon, Theaitetos 146c–147c. Vgl. David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 19–27; Zina Giannopoulou: Plato’s Theaetetus as a Second Apology, Oxford 2013, S. 29–33.
Platon, Theaitetos 147c–148d. Vgl. Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 28–39; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 27 f.; Zina Giannopoulou: Plato’s Theaetetus as a Second Apology, Oxford 2013, S. 33–37; Ivor Bulmer-Thomas: Theodorus of Cyrene. In: Dictionary of Scientific Biography, Bd. 13, New York 1976, S. 314–319.
Platon, Theaitetos 148e–149a.
Platon, Theaitetos 149b–150a.
Platon, Theaitetos 150a–151b.
Platon, Theaitetos 150a–151d.
Siehe zu diesem Begriff Michael Hoffmann: Die Entstehung von Ordnung, Stuttgart 1996, S. 41 f., 47–55; Hans-Georg Gadamer: Gesammelte Werke, Bd. 7, Tübingen 1991, S. 297.
Zum philosophiegeschichtlichen Hintergrund siehe Uvo Hölscher: Der Herakliteer in Platons Theätet. In: Reiner Wiehl (Hrsg.): Die antike Philosophie in ihrer Bedeutung für die Gegenwart, Heidelberg 1981, S. 37–53.
Platon, Theaitetos 151d–155c. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 53–71; Rosemary Desjardins: The Rational Enterprise, Albany 1990, S. 16–27; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 51–60; Mi-Kyoung Lee: The Secret Doctrine: Plato’s Defence of Protagoras in the Theaetetus. In: Oxford Studies in Ancient Philosophy 19, 2000, S. 47–86. Zum Text von 155b1–2 siehe Denis O’Brien: Platon, Théétète 155 B 1–2: Une correction du texte. In: Revue des Études grecques 124, 2011, S. 137–151.
Platon, Theaitetos 155c–d.
Platon, Theaitetos 156a–157d. Vgl. Rosemary Desjardins: The Rational Enterprise, Albany 1990, S. 34–54.
Platon, Theaitetos 157e–158e.
Platon, Theaitetos 158e–160e. Siehe dazu Marcel van Ackeren: Das Wissen vom Guten, Amsterdam 2003, S. 234 f.
Platon, Theaitetos 160e–171d. Vgl. Alex Long: Refutation and Relativism in Theaetetus 161–171. In: Phronesis 49, 2004, S. 24–40; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 54–62; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 73–82.
Platon, Theaitetos 163a–164d, 169d–172b. Vgl. Timothy D. J. Chappell: Reading the περιτροπή: Theaetetus 170c–171c. In: Phronesis 51, 2006, S. 109–137; Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 94–102, 108–120; Gail Fine: Plato on Knowledge and Forms, Oxford 2003, S. 184–212; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 83–96.
Platon, Theaitetos 172b–c.
Siehe dazu Zina Giannopoulou: The Digression in Plato’s Theaetetus: Observations on its Thematic Structure and Philosophical Significance. In: Elenchos 23, 2002, S. 75–88.
Platon, Theaitetos 172c–175b.
Platon, Theaitetos 172d–177a. Vgl. zur „Angleichung an Gott“ Dietrich Roloff: Gottähnlichkeit, Vergöttlichung und Erhöhung zu seligem Leben, Berlin 1970, S. 198–206; Florian Finck: Platons Begründung der Seele im absoluten Denken, Berlin 2007, S. 243–247, 262–264; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 74–81; Zina Giannopoulou: Socrates and Godlikeness in Plato’s Theaetetus. In: Journal of Philosophical Research 36, 2011, S. 135–148.
Platon, Theaitetos 173c–177b.
Platon, Theaitetos 177c–179b. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 129–132; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 86–88; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 104–116.
Platon, Theaitetos 179c–183c. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 133–140; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 89–99; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 117–124.
Platon, Theaitetos 183c–186e. Siehe dazu Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 141–149; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 125–158.
Platon, Theaitetos 187a–d. Siehe dazu Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 150–157.
Platon, Theaitetos 187e–188c. Vgl. Timothy Chappell: The puzzle about the puzzle of false belief: Theaetetus 188a–c. In: Bulletin of the Institute of Classical Studies 45, 2001, S. 97–111; Timothy Chappell: 188a–c: The Key to the Theaetetus. In: Aleš Havlíček, Filip Karfík (Hrsg.): Plato’s Theaetetus. Proceedings of the Sixth Symposium Platonicum Pragense, Prag 2008, S. 203–216; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 120–125; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 162–171.
Platon, Theaitetos 188c–189b. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 163–165; László Bene: False Judgement and the Puzzles about Not-Being: Theaetetus 188c–189b. In: Aleš Havlíček, Filip Karfík (Hrsg.): Plato’s Theaetetus. Proceedings of the Sixth Symposium Platonicum Pragense, Prag 2008, S. 217–249; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 125–127; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 172 f.
Platon, Theaitetos 189b–190e. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 166–171; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 127–134; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 173–175; Jan Szaif: Platons Begriff der Wahrheit, Freiburg 1996, S. 363–374.
Platon, Theaitetos 190e–196d. Siehe dazu Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 172–183; Paolo Crivelli: Plato’s Waxen Box. In: Wolfgang Detel u. a. (Hrsg.): Ideal and Culture of Knowledge in Plato, Stuttgart 2003, S. 175–200; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 134–140; Ernst Heitsch: Überlegungen Platons im Theaetet, Stuttgart 1988, S. 114–122; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 176–189.
Platon, Theaitetos 196d–199c. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 184–191; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 140–145; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 190–197.
Platon, Theaitetos 199c–200d. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 184, 191 f.; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 145–149; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 199–205.
Platon, Theaitetos 200d–201c. Vgl. Franco Trabattoni: Theaetetus, 200d–201c: Truth without Certainty. In: Aleš Havlíček, Filip Karfík (Hrsg.): Plato’s Theaetetus. Proceedings of the Sixth Symposium Platonicum Pragense, Prag 2008, S. 250–273; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 149–151; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 206–215.
Platon, Theaitetos 201c–d. Siehe dazu Ernst Heitsch: Theaetet 203c4–205e8. In: Hermes 119, 1991, S. 74–83, hier: 76–78.
Siehe zu dieser Bezeichnung Myles F. Burnyeat: The Material and Sources of Plato’s Dream. In: Phronesis 15, 1970, S. 101–122, hier: 103–106. Vgl. auch zum Motiv des Traums und seiner Bedeutung Piotr Pasterczyk: Der sokratische Traum und das Problem der Dialektik im Theaitetos, Freiburg 2007, S. 15–30.
Zum Verständnis des Begriffs „Wahrnehmen“ in diesem Zusammenhang siehe Gerold Prauss: Platon und der logische Eleatismus, Berlin 1966, S. 171–173.
Platon, Theaitetos 201c–202c. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 202–212; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 153–163; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 217–237.
Platon, Theaitetos 202c–206b. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 213–222; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 163–168.
Platon, Theaitetos 206c–210a. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 223–235; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 168–178; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 267–288, 290 f.
Platon, Theaitetos 210a–d.
Myles Burnyeat: The Theaetetus of Plato, Indianapolis 1990, S. 8 f.
Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 48–52; Robin A. H. Waterfield (Übersetzer): Plato: Theaetetus, 2., ergänzte Auflage, London 2004, S. 159–163, 181–183; Michael Erler: Platon, Basel 2007, S. 235; Ernst Heitsch: Überlegungen Platons im Theaetet, Stuttgart 1988, S. 44–47; Marcel van Ackeren: Das Wissen vom Guten, Amsterdam 2003, S. 233 Anm. 109; Jane M. Day: The Theory of Perception in Plato’s Theaetetus 152–183. In: Oxford Studies in Ancient Philosophy 15, 1997, S. 51–80; Denis O’Brien: How Tall is Socrates? In: Aleš Havlíček, Filip Karfík (Hrsg.): Plato’s Theaetetus. Proceedings of the Sixth Symposium Platonicum Pragense, Prag 2008, S. 55–119, hier: 68–119.
David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 4 f.; Rosemary Desjardins: The Rational Enterprise, Albany 1990, S. 7 f.; Mary Louise Gill: Why Does Theaetetus’ Final Definition of Knowledge Fail? In: Wolfgang Detel u. a. (Hrsg.): Ideal and Culture of Knowledge in Plato, Stuttgart 2003, S. 159–173.
Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 15.
Dorothea Frede: The soul’s silent dialogue. A non-aporetic reading of the Theaetetus. In: Proceedings of the Cambridge Philological Society New Series 35, 1989, S. 20–49.
Eugenio Benitez, Livia Guimaraes: Philosophy as Performed in Plato’s Theaetetus. In: The Review of Metaphysics 47, 1993/1994, S. 297–328, hier: 299, 327 f.
Siehe dazu die Forschungsübersicht bei Rosemary Desjardins: The Rational Enterprise, Albany 1990, S. 8–13. Vgl. Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 22 f.; David Bostock: Plato’s Theaetetus, Oxford 1988, S. 273 f.; Franco Trabattoni: Fondazionalismo o coerentismo? In margine alla terza definizione di ἐπιστήμη del Teeteto. In: Giuseppe Mazzara, Valerio Napoli (Hrsg.): Platone. La teoria del sogno nel Teeteto, Sankt Augustin 2010, S. 295–317.
Siehe dazu Ernst Heitsch: Überlegungen Platons im Theaetet, Stuttgart 1988, S. 9–17, 47–51; Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 31 f.; Catherine Osborne: Knowledge is Perception. A Defence of Theaetetus. In: Wolfgang Detel u. a. (Hrsg.): Ideal and Culture of Knowledge in Plato, Stuttgart 2003, S. 133–158, hier: 141–150; Robin A. H. Waterfield (Übersetzer): Plato: Theaetetus, 2., ergänzte Auflage, London 2004, S. 211–215, 235–237; Michael Erler: Platon, Basel 2007, S. 233 f.
Übersichten über die Forschungsdebatten bieten Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 16–21 und Wolfgang Detel: Platons Beschreibung des falschen Satzes im Theätet und Sophistes, Göttingen 1972, S. 11–29. Siehe auch Denis O’Brien: How Tall is Socrates? In: Aleš Havlíček, Filip Karfík (Hrsg.): Plato’s Theaetetus. Proceedings of the Sixth Symposium Platonicum Pragense, Prag 2008, S. 55–119, hier: 70–78, 102 f., 118 f.; Franco Ferrari: Prädikate oder Ideen: Der ontologische Status der koina im Theaitetos. In: Aleš Havlíček, Filip Karfík (Hrsg.): Plato’s Theaetetus. Proceedings of the Sixth Symposium Platonicum Pragense, Prag 2008, S. 160–179; Gokhan Adalier: The Case of Theaetetus. In: Phronesis 46, 2001, S. 1–37; Michael Erler: Platon, Basel 2007, S. 234–236; Dennys Garcia Xavier: Con Socrate oltre Socrate. Il Teeteto come esempio di teatro filosofico, Casoria 2011, S. 55–66, 136–150 (Darstellung aus unitarischer Sicht); Henry Teloh: The Development of Plato’s Metaphysics, University Park 1981, S. 204–209 (Darstellung aus revisionistischer Sicht); Allan Silverman: Flux and Language in the Theaetetus. In: Oxford Studies in Ancient Philosophy 18, 2000, S. 109–152; Robin A. H. Waterfield (Übersetzer): Plato: Theaetetus, 2., ergänzte Auflage, London 2004, S. 239–246; Samuel C. Wheeler III: The Conclusion of the Theaetetus. In: History of Philosophy Quarterly 1, 1984, S. 355–365.
Siehe zu dieser Forschungsdebatte Lloyd P. Gerson: Knowing Persons, Oxford 2003, S. 194–238.
Gilbert Ryle: Plato’s Progress, Cambridge 1966, S. 14–17.
Anne Balansard: Enquête sur la doxographie platonicienne dans la première partie du Théétète, Sankt Augustin 2012, S. 9–15 (Forschungsübersicht).
Gilbert Ryle: Logical Atomism in Plato’s Theaetetus. In: Phronesis 35, 1990, S. 21–46.
Michael-Thomas Liske: Das veritative ‚ist‘ und der logische Atomismus in Platons Theaitetos. In: Archiv für Geschichte der Philosophie 70, 1988, S. 147–166, hier: 162–166.
Siehe zu dieser Unterscheidung Klaus Döring: Sokrates, die Sokratiker und die von ihnen begründeten Traditionen. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Sophistik, Sokrates, Sokratik, Mathematik, Medizin (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, Bd. 2/1), Basel 1998, S. 139–364, hier: 159f., 164. Vgl. David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 30–35; Zina Giannopoulou: Plato’s Theaetetus as a Second Apology, Oxford 2013, S. 40–47.
Marcel van Ackeren: Das Wissen vom Guten, Amsterdam 2003, S. 243–253; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 100–103; Rachel Rue: The Philosopher in Flight: The Digression (172 C – 177 C) in Plato’s Theaetetus. In: Oxford Studies in Ancient Philosophy 11, 1993, S. 71–100.
Zina Giannopoulou: Socrates and Godlikeness in Plato’s Theaetetus. In: Journal of Philosophical Research 36, 2011, S. 135–148, hier: 136 f.; Thomas Alexander Szlezák: Das Bild des Dialektikers in Platons späten Dialogen, Berlin 2004, S. 121–124. Vgl. Maria Schwartz: Der philosophische bios bei Platon, Freiburg 2013, S. 245–248.
Anna Lännström: Socrates, the philosopher in the Theaetetus digression (172c–177c), and the ideal of homoiôsis theôi. In: Apeiron 44, 2011, S. 111–130.
Platon, Theaitetos 171a–b.
Platon, Theaitetos 171b.
Alexander Becker (Hrsg.): Platon: Theätet, Frankfurt am Main 2007, S. 293–295; Luca Castagnoli: Protagoras Refuted. In: Topoi 23, 2004, S. 3–32; Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 111–117; Richard Bemelmans: Why Does Protagoras Rush Off? Self-Refutation and Haste in Plato, Theaetetus 169a–171d. In: Ancient Philosophy 22, 2002, S. 75–86; Margarita Kranz: Das Wissen des Philosophen, Tübingen 1986, S. 22–25; Jörg Hardy: Platons Theorie des Wissens im „Theaitet“, Göttingen 2001, S. 83–96; Marcel van Ackeren: Das Wissen vom Guten, Amsterdam 2003, S. 239 f.; Zina Giannopoulou: Objectivizing Protagorean Relativism: The Socratic Underpinnings of Protagoras’ Apology in Plato’s Theaetetus. In: Ancient Philosophy 29, 2009, S. 67–88; Gail Fine: Relativism and Self-Refutation. In: Jyl Gentzler (Hrsg.): Method in Ancient Philosophy, Oxford 1998, S. 137–163.
Zur Diskussion dieser Frage siehe Debra Nails: The People of Plato, Indianapolis 2002, S. 282; Ludger Hellweg: Mathematische Irrationalität bei Theodoros und Theaitetos. Ein Versuch der Wiedergewinnung ihrer Theorien, Frankfurt am Main 1994, S. 5–87; Bartel Leendert van der Waerden: Erwachende Wissenschaft, 2., ergänzte Auflage, Basel 1966, S. 233–240; Walter Burkert: Weisheit und Wissenschaft, Nürnberg 1962, S. 439 Anm. 105.
Holger Thesleff: Theaitetos and Theodoros. In: Arctos 24, 1990, S. 147–159, hier: 151–153.
Árpád Szabó: Anfänge der griechischen Mathematik, München/Wien 1969, S. 69–111.
Myles F. Burnyeat: The Philosophical Sense of Theaetetus’ Mathematics. In: Isis 69, 1978, S. 489–513 (zur Forschungsgeschichte S. 490 f.). Vgl. Holger Thesleff: Theaitetos and Theodoros. In: Arctos 24, 1990, S. 147–159, hier: 154.
Michel Narcy: Théétète. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 5, Teil 1, Paris 2012, S. 686–700, hier: 687; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 1–3.
Michael Erler: Platon, Basel 2007, S. 232; Holger Thesleff: Platonic Patterns, Las Vegas 2009, S. 300.
Michel Narcy: Théétète. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 5, Teil 1, Paris 2012, S. 686–700, hier: 687 f.; Michael Erler: Platon, Basel 2007, S. 232; Antonio Carlini: Il commento anonimo al ‚Teeteto‘ e il testo di Platone. In: Storia, poesia e pensiero nel mondo antico, Napoli 1994, S. 83–91, hier: 83–87; William K. C. Guthrie: A History of Greek Philosophy, Bd. 5, Cambridge 1978, S. 62; Holger Thesleff: Platonic Patterns, Las Vegas 2009, S. 328 f.
Corpus dei Papiri Filosofici Greci e Latini (CPF), Teil 1, Bd. 1***, Firenze 1999, S. 466–474.
Corpus dei Papiri Filosofici Greci e Latini (CPF), Teil 1, Bd. 1***, Firenze 1999, S. 521–523 und Teil 3, Firenze 1995, S. 244–246.
Oxford, Bodleian Library, Clarke 39 (= „Codex B“ der Platon-Textüberlieferung).
Alexander Becker (Hrsg.): Platon: Theätet, Frankfurt am Main 2007, S. 382.
Anthony A. Long: Zeno’s epistemology and Plato’s Theaetetus. In: Theodore Scaltsas, Andrew S. Mason (Hrsg.): The Philosophy of Zeno, Larnaca 2002, S. 115–131.
Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 22; Alexander Becker (Hrsg.): Platon: Theätet, Frankfurt am Main 2007, S. 382 f.; Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike, Bd. 3, Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, S. 200.
Diogenes Laertios 3,56–58.
František Novotný: The Posthumous Life of Plato, Den Haag 1977, S. 98 f.
Siehe dazu Corpus dei Papiri Filosofici Greci e Latini (CPF), Teil 3, Firenze 1995, S. 227–562 (mit kritischer Edition, Untersuchung sowie einer umfangreichen Bibliographie von Guido Bastianini und David N. Sedley).
Plutarch, Platonicae quaestiones 1. Zu Plutarchs Theaitetos-Rezeption siehe Harold Tarrant: Plato’s First Interpreters, Ithaca 2000, S. 173–175.
Alkinoos, Didaskalikos 2,2; 4,5; 28.
Gyburg Radke-Uhlmann: Philosophieunterricht und Hermeneutik im Neuplatonismus. In: Ada Neschke-Hentschke (Hrsg.): Argumenta in dialogos Platonis, Teil 1, Basel 2010, S. 119–148, hier: 123–125.
Alexander Becker (Hrsg.): Platon: Theätet, Frankfurt am Main 2007, S. 386; David Sedley: The Midwife of Platonism, Oxford 2004, S. 62 f. und Anm. 11.
Hubert Merki: Ὁμοίωσις θεῷ. Von der platonischen Angleichung an Gott zur Gottähnlichkeit bei Gregor von Nyssa, Freiburg (Schweiz) 1952, S. 18–25. Zu Plotins Verhältnis zum Theaitetos siehe Sara Magrin: Plotin et la „doctrine secrète“. In: Dimitri El Murr (Hrsg.): La mesure du savoir, Paris 2013, S. 335–378, hier: 335–373.
Prolegomena zur Philosophie Platons 26, hrsg. von Leendert G. Westerink: Prolégomènes à la philosophie de Platon, Paris 1990, S. 40.
Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike, Bd. 3, Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, S. 201.
František Novotný: The Posthumous Life of Plato, Den Haag 1977, S. 137.
František Novotný: The Posthumous Life of Plato, Den Haag 1977, S. 196 f.
Siehe zur Rezeption der Anekdote im christlichen Milieu Hans Blumenberg: Das Lachen der Thrakerin, Frankfurt am Main 1987, S. 42–56.
Die Einleitung ist herausgegeben von Burkhard Mojsisch: Marsilius Ficinus: In Theaetetum Platonis vel De scientia ad Petrum Medicem, patriae patrem, Epitome. In: Bochumer Philosophisches Jahrbuch für Antike und Mittelalter 1, 1996, S. 179–194 (anschließend S. 195–215 Übersetzung).
Benson Mates: Leibniz and the Phaedo. In: Akten des II. Internationalen Leibniz-Kongresses Hannover, 17.–22. Juli 1972, Wiesbaden 1973, S. 135–148, hier: 144.
George Berkeley: Siris 253, 304 f., 311, 348, 367.
Paul Shorey: What Plato said, Chicago 1933, S. 269.
Francis M. Cornford: Plato’s Theory of Knowledge, London 1935.
Myles Burnyeat: The Theaetetus of Plato, Indianapolis/Cambridge 1990.
Olof Gigon: Einleitung. In: Platon: Spätdialoge I (= Jubiläumsausgabe sämtlicher Werke, Bd. 5), Zürich 1974, S. V–LI, hier: XI, XIX.
Michel Narcy: Platon, Victor Cousin et la philosophie française. In: Michael Erler, Ada Neschke-Hentschke (Hrsg.): Argumenta in dialogos Platonis, Teil 2, Basel 2012, S. 103–126, hier: 111–114, 118.
Paul Natorp: Platos Ideenlehre, 3. Auflage, Darmstadt 1961 (Erstveröffentlichung 1903), S. 97, 101, 111–113, 115 f. Vgl. zu Natorps Theaitetos-Interpretation Alan Kim: Plato in Germany, Sankt Augustin 2010, S. 104–114.
Ferdinand C. S. Schiller: Plato or Protagoras?, Oxford/London 1908.
Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. Zu Platons Höhlengleichnis und Theätet (= Martin Heidegger: Gesamtausgabe, Bd. 34), Frankfurt am Main 1988, S. 149–158.
Martin Heidegger: Vom Wesen der Wahrheit. Zu Platons Höhlengleichnis und Theätet (= Martin Heidegger: Gesamtausgabe, Bd. 34), Frankfurt am Main 1988, S. 318–322.
Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen 46 f. Vgl. Ludwig Wittgenstein: Das Blaue Buch. Eine Philosophische Betrachtung (Das Braune Buch), Frankfurt am Main 1984, S. 121; Timothy Chappell: Reading Plato’s Theaetetus, Sankt Augustin 2004, S. 35 f
Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen 47–50.
Ludwig Wittgenstein: Das Blaue Buch. Eine Philosophische Betrachtung (Das Braune Buch), Frankfurt am Main 1984, S. 40 f.
Bertrand Russell: A History of Western Philosophy, New York 1945, S. 149–159.
Paul Feyerabend: Erkenntnis für freie Menschen, veränderte Ausgabe, Frankfurt 1981, S. 69.
Hans-Georg Gadamer: Mathematik und Dialektik bei Plato (1982). In: Hans-Georg Gadamer: Gesammelte Werke, Bd. 7, Tübingen 1991, S. 290–312.
Hans Blumenberg: Das Lachen der Thrakerin. Eine Urgeschichte der Theorie, Frankfurt am Main 1987, S. 1.
Terry Penner: The Wax Tablet, logic and Protagoreanism. In: George Boys-Stones u. a. (Hrsg.): The Platonic Art of Philosophy, Cambridge 2013, S. 186–220.
Friedrich Schleiermacher: Theaitetos. Einleitung. In: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: Über die Philosophie Platons, hrsg. von Peter M. Steiner, Hamburg 1996, S. 194–206, hier: 199.
Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Platon. Sein Leben und seine Werke, 5. Auflage, Berlin 1959 (1. Auflage Berlin 1919), S. 405 f., 414 und Platon. Beilagen und Textkritik, 4. Auflage, Dublin/Zürich 1969 (1. Auflage Berlin 1919), S. 230–232, 235–237.
Olof Gigon: Einleitung. In: Platon: Spätdialoge I (= Jubiläumsausgabe sämtlicher Werke, Bd. 5), Zürich 1974, S. V–LI, hier: X.
Ernst Heitsch: Überlegungen Platons im Theaetet, Stuttgart 1988, S. 19, 30.
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(Red. Scott Ritter ist ein ehemaliger Offizier des US-Marine Corps, der auf verschiedenen US-Plattformen, nicht zuletzt auf der Plattform «Consortium News», immer wieder erklärt, warum Russland aufgrund der militärischen Situationden Krieg in der Ukraine gewinnen wird. Nun hat er sich auch zur Kriegsschuldfrage geäussert und er erklärt, wie sich Deutschlands Außenpolitik seit der Politik des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt doch geändert hat: Man erinnert sich an Brands Kniefall 1970 in Warschau. Scott Ritter heute wörtlich: «Mit der Entscheidung, Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern, durchbricht Olaf Scholz die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs selbst auferlegte Beschränkung der Rolle des Militärs in der deutschen Außenpolitik.»
Zitat: Zwei Tage vor dem Holocaust-Gedenktag vergangene Woche kündigte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz unter starkem Druck aus Washington und kriegsbefürwortenden Mitgliedern seiner eigenen Regierung an, dass Deutschland 14 Kampfpanzer des Typs Leopard 2A6 in die Ukraine schicken werde.
Auf Medienanfragen im Deutschen Bundestag erklärte Scholz: „Es ist richtig, dass wir in enger Abstimmung mit unseren internationalen Partnern die Ukraine unterstützen – finanziell, mit humanitärer Hilfe, aber auch mit Waffenlieferungen. Jetzt können wir sagen, dass wir und Großbritannien in Europa die meisten Waffen für die Ukraine zur Verfügung gestellt haben. Deutschland wird immer an vorderster Front stehen, wenn es um die Unterstützung der Ukraine geht.“
Zwei Tage später, auf ihrer eigenen Pressekonferenz, antwortete die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa: „Wir alle erinnern uns, was deutsche Panzer sind. Das sind Maschinen, die zu einem Symbol wurden, nicht nur des Todes, nicht nur einer tödlichen Ideologie. Sie wurden zu einem Symbol für Menschenfeindlichkeit, für eine globale existenzielle Bedrohung des Planeten. Wenn man über den Nationalsozialismus und den Faschismus aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs liest, denke ich, dass diese SS-Uniformen und diese deutschen Panzer und diese Symbole des Dritten Reiches zu einem globalen Symbol für den Sturz der Menschheit in den Abgrund des Hasses, des Grauens und des Massakers geworden sind.“
Zakharova hatte noch mehr zu sagen: „Es waren genau die deutschen Panzer, die zu dem Symbol – dem Anti-Symbol, würde ich sagen – wurden, das für immer im Gedächtnis der ganzen Menschheit bleiben wird. Jetzt werden diese deutschen Panzer wieder auf unserem Land stehen. Was erwartet Berlin also? Dass diese gepanzerten Fahrzeuge, mit all ihren Symbolen damals und heute, durch unsere Dörfer und Siedlungen fahren? Wir erinnern uns an das Ende dieser Zeiten. Erinnert sich auch Berlin?“
Nach den schrecklichen Gräueltaten, die Nazi-Deutschland der Welt angetan hatte, waren viele der Meinung, dass Deutschland kein moralisches Recht mehr auf Existenz hatte.
Der Finanzminister von Präsident Franklin D. Roosevelt, Henry Morgenthau Jr., war einer dieser Menschen. Im Jahr 1944 verkündete er einen Plan, der später als „Morgenthau-Plan“ bekannt wurde und die Entmilitarisierung und Zerstückelung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg vorsah. „Es sollte das Ziel der alliierten Streitkräfte sein“, schrieb Morgenthau, „die vollständige Entmilitarisierung Deutschlands in der kürzest möglichen Zeit nach der Kapitulation zu erreichen. Dies bedeutet die vollständige Entwaffnung der deutschen Armee und des deutschen Volkes (einschließlich der Beseitigung oder Zerstörung allen Kriegsmaterials), die totale Zerstörung der gesamten deutschen Rüstungsindustrie und die Beseitigung oder Zerstörung anderer Schlüsselindustrien, die für die militärische Stärke grundlegend sind.“
Morgenthau hob das Ruhrgebiet als besonders wichtig hervor. „Hier liegt das Herz der deutschen Industriekraft, der Kessel der Kriege“, schrieb er. „Dieses Gebiet sollte nicht nur von allen gegenwärtig existierenden Industrien befreit, sondern so geschwächt und kontrolliert werden, dass es in absehbarer Zeit nicht wieder zu einem Industriegebiet werden kann.“
Morgenthau zielte nicht nur auf die industriellen Möglichkeiten ab, sondern auch auf das menschliche Potenzial, das diese aufrechterhält. „Allen Menschen in diesem Gebiet sollte klar gemacht werden, dass dieses Gebiet nicht wieder zu einem Industriegebiet werden darf. Dementsprechend sollten alle Menschen und ihre Familien in dem Gebiet, die über besondere Fähigkeiten oder eine technische Ausbildung verfügen, ermutigt werden, das Gebiet dauerhaft zu verlassen, und sie sollten so weit wie möglich verstreut werden“, sagte er.
Neues Sicherheitsmodell
Diese Geschichte scheint Armin Papperger, der Vorstandsvorsitzende der Rheinmetall AG, dem Hersteller des Leopard 2-Panzers, entgangen zu sein. Der Hauptsitz der Rheinmetall AG befindet sich in Düsseldorf, der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen, dem Epizentrum des Ruhrgebiets, auf das der Morgenthau-Plan abzielte. Papperger und sein Rüstungskonzern sind die Profiteure der Zeitenwende-Politik von Bundeskanzler Olaf Scholz, die am 27. Februar 2022 – drei Tage nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine – mit großem Tamtam verkündet wurde. (Und der Aktienkurs der Rheinmetall stieg darauf innerhalb weniger Tage um 150 % ! Red.)
In dieser Rede wandte sich Scholz von den deutschen Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs ab, in denen der ungezügelte deutsche Militarismus in Zusammenarbeit mit der deutschen Industrie massive militärische Kapazitäten aufgebaut hatte, die dann mit einer aggressiven deutschen Außenpolitik verbunden wurden, die zu einem globalen Konflikt führte.
Scholtz verkündete nun die militärische Abschreckung als nationales Sicherheitsmodell für Deutschland, einschließlich einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben, die die Gewinnspannen von Unternehmen wie Pappergers Rheinmetall AG drastisch erhöhen würde.
Scholz‘ Zeitenwende, so Papperger, sei in der Tat eine Zäsur für Deutschland gewesen, die es vielen Deutschen ermöglicht habe, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs selbst auferlegten Beschränkungen für die Rolle des deutschen Militärs in der deutschen Außenpolitik zu überwinden. „Früher wurden wir beschimpft und manchmal bedroht“, sagte Papperger einem Reporter. „Heute sagen und schreiben mir die Leute: ‚Gott sei Dank, dass es Sie gibt.'“
Papperger zeigt sich unschuldig über die Rolle, die er und sein Unternehmen bei der Entsendung deutscher Panzer in die Ukraine gespielt haben. „Ich denke darüber nach, was Waffen anrichten können“, sagte er. „Aber ich denke auch darüber nach, was passieren kann, wenn man keine Waffen hat. Das sieht man ja gerade in der Ukraine.“
Scholz, Papperger und ihresgleichen täten gut daran, sich ein Beispiel am ehemaligen deutschen Bundeskanzler Willie Brandt zu nehmen. Im Bewusstsein der moralischen Verantwortung, die er gegenüber der Geschichte Deutschlands mit den Polen trug, legte er am Denkmal für die Helden des Ghettos in Warschau einen Kranz nieder. Doch Brandt verneigte sich nicht einfach nur, sondern kniete nieder, was heute als „Warschauer Kniefall“ bekannt ist, und verharrte dort für mehr als eine Minute.
Aus der symbolischen Handlung des „Warschauer Kniefalls“ entwickelte sich das, was als Ostpolitik bekannt wurde, der Prozess der Normalisierung der Beziehungen und der Öffnung zwischen Westdeutschland und „dem Osten“– Russland und den Nationen und Gebieten, die in ihrer Gesamtheit die Hauptopfer der gesetzlosen Angriffskriege Nazi-Deutschlands darstellten.
Elemente der Ostpolitik finden sich in der Politik der langjährigen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die 16 Jahre lang an der Spitze der deutschen Regierung stand und schließlich 2021 nach den Wahlen zurücktrat, bei denen ihre Partei, die Christlich-Demokratische Union, von einer Koalition unter Führung des Sozialdemokraten Scholz und der Grünen-Chefin Annalena Baerbock besiegt wurde.
Merkel, die fließend Russisch spricht, warb offen für eine Politik, die auf der Förderung des Handels mit Russland aufbaut, und wies darauf hin, dass Deutschland angesichts seiner Größe den großen Nachbarn im Osten nicht einfach ignorieren könne.
Merkels Verrat
Doch Merkels Russlandpolitik hatte auch eine dunkle Seite, die sich in Form von Betrug und Verrat manifestierte, sowohl an Brandts Ostpolitik als auch an Russlands offensichtlich aufrichtiger Suche nach einer friedlichen Lösung für die Gewalt, die 2014 im Donbass ausgebrochen war, nachdem der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch durch einen prowestlichen Putsch abgesetzt und durch eine handverlesene, von ukrainischen Nationalisten dominierte Regierung ersetzt worden war. „Das Minsker Abkommen von 2014“, räumte Merkel kürzlich gegenüber deutschen Medien ein und bezog sich dabei auf ein Waffenstillstandsabkommen, das sie gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, dem französischen Präsidenten François Hollande und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgehandelt hatte, „war ein Versuch, der Ukraine Zeit zu geben“, um stärker zu werden.
Merkels Eingeständnis wurde sowohl von Poroschenko als auch von Hollande geteilt, die beide zugegeben haben, dass die Minsker Vereinbarungen kaum mehr als ein Täuschungsmanöver waren, um der NATO Zeit zu verschaffen, ein ukrainisches Militär aufzubauen, das in der Lage ist, die von Russland unterstützten Kräfte im Donbass zu besiegen.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Ankündigung des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2014, dass „Deutschland bereit sein muss, sich früher, entschiedener und substanzieller in der Außen- und Sicherheitspolitik zu engagieren“, kaum mehr als die Ankündigung einer Politik, die Deutschland und Russland auf den Weg zum Krieg führen soll.
Die derzeitige deutsche Außenministerin Annalena Baerbock macht keinen Hehl mehr daraus, was die wahre Politik Deutschlands gegenüber Russland ist. In einer Grundsatzrede vor der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg in Frankreich erklärte Baerbock letzte Woche: „Wir führen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.„
Baerbock wollte Recht, Demokratie und Menschenrechte als Antwort auf „Russlands mörderischen Angriff auf die Menschen in der Ukraine“ verteidigen.
Baerbocks Ehrlichkeit widerspricht jedoch der erklärten Politik ihrer eigenen Partei, der deutschen Grünen, die in ihrem Manifest 2021, in dem sie ihre Positionen am Vorabend der Bundestagswahl darlegt, ausdrücklich ein Verbot des „Exports von Waffen und Rüstungsgütern“ in Kriegsgebiete forderte. „Deutschland sollte eine treibende Kraft bei der politischen Deeskalation von Konflikten sein“, heißt es in dem Manifest.
Die Heuchelei von Baerbock und den Grünen wird nur noch übertroffen von der Heuchelei von Scholz und vor ihm von Merkel, die beide einen Weg des deutschen Militarismus und außenpolitischen Aktivismus eingeschlagen haben – genau die Politik, die Deutschland in beiden Weltkriegen in die Katastrophe geführt hat.
Verlust der Eigenständigkeit
Es war diese politische Richtung, über die Sacharova sprach, als sie die deutschen Staats- und Regierungschefs auf ihrer Pressekonferenz am Sonntag beschwor, „nicht die gleichen Fehler der deutschen Vorfahren zu begehen, für die das deutsche Volk einen hohen Preis gezahlt hat.“
Sacharova blickte in die Kamera und wandte sich an das deutsche Volk: „Der Tag, an dem erlaubt wurde, dass Leopard-Panzer in die Ukraine geschickt werden, ist historisch, weil er das zementiert hat, worüber wir gesprochen haben, dass Deutschland seine Souveränität (zugunsten einer totalen Abhängigkeit von den USA, Red.) völlig verloren hat. Und Scholz hat gerade den Verlust der unabhängigen deutschen Außenpolitik für immer unterschrieben.“
Sacharova brauchte keine Hilfe, um ihren letzten Punkt zu bekräftigen – sie bekam alle Hilfe, die sie brauchte, von der US-Unterstaatssekretärin für politische Angelegenheiten Victoria Nuland, die während ihrer Aussage vor dem US-Senat am Freitag gegenüber dem texanischen Senator Ted Cruz prahlte: „Wie Sie bin ich, und ich glaube, auch die Regierung, sehr erfreut zu wissen, dass Nord Stream 2 jetzt, wie Sie gerne sagen, ein Stück Metall auf dem Meeresgrund ist.“
Nord Stream 2 war ein wichtiger Teil der kritischen Energieinfrastruktur, der gemeinsam von deutschen und russischen Unternehmen für mehr als 12 Milliarden US-Dollar gebaut wurde, um jährlich etwa 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland zu liefern. Am 26. September 2022 wurde die Nord Stream 2-Pipeline durch von Menschen verursachte Explosionen zerstört. Kein Land hat sich zu den Anschlägen bekannt, obwohl Russland die USA und Großbritannien beschuldigt. Nulands dreiste Äußerungen lassen vermuten, dass die Russen Recht haben.
Nulands Äußerungen kommen auf den Tag genau ein Jahr nach ihren ähnlichen Aussagen vor demselben Senatsausschuss. „Wir haben weiterhin eine starke, klare Kommunikation mit unseren deutschen Verbündeten“, sagte Nuland. „Wenn Russland in die Ukraine einmarschiert, wird Nord Stream 2 so oder so nicht vorankommen.“
Trotz extremer Zurückhaltung, der gleichen Zurückhaltung, die er gegenüber der Verschiffung der Leoparden zeigte, hat Scholz Nord Stream 2 im vergangenen Jahr kurz vor der Eröffnung abgeschaltet. Das war ein klares Bekenntnis zur Kapitulation der deutschen Souveränität vor den politischen Interessen der USA.
Schade für die deutsche Nation, die die Lehren aus ihrer Geschichte vergisst.
Meinungen in Beiträgen auf Globalbridge.ch entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Zum Original-Beitrag von Scott Ritter auf «Consortium News» hier anklicken.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
03.02.2023
Spieglein, Spieglein an der Wand – Scholz, Habeck, Baerbock und die feudale Eitelkeit
meinungsfreiheit.rtde.life, 3 Feb. 2023 06:45 Uhr, Von Dagmar Henn
Dass Baerbock in die Kamera blickt, als könne sie kein Wässerlein trüben, geschieht auf Kosten des Steuerzahlers. Auch wenn Habeck lässig die Wirtschaftskrise beiseite wedelt, berechnet sich die Gestaltung dieser Lässigkeit in Euro. Selbst Scholz lässt sich die Platte pudern.
Zitat: Es ist schon ein paar Tage her, dass herauskam, wie viel deutsche Spitzenpolitiker für die Pflege ihrer persönlichen Eitelkeit ausgeben. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beispielsweise ließ sich für über 136.000 Euro schminken. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz verbrauchte 39.900 Euro dafür, und eine weitere halbe Million für Leibfotografie. Der Fotograf hatte es auch Wirtschaftsminister Robert Habeck angetan, dessen schwiegersohngerecht in Szene gesetztes Antlitz 83.000 Euro kostete (Ursula von der Leyen hat in Brüssel sicher ebenfalls einen Haushaltsposten für den, der ihre Frisur betoniert).
Das wurde genüsslich berichtet, aber es wurde nicht zum Skandal. Zugegeben, die Kosten der Visagistin haben es auch schwer, sich gegen Baerbocks beiläufige Kriegserklärung durchzusetzen. Aber im Grunde haben beide Dinge dieselbe Wurzel.
Politisch müsste man erst einmal sagen, dass diese Art der Ausgaben nicht zulässig sein dürfte. Denn einen optisch guten Eindruck machen zu wollen, gehört zum Wahlkampf und nicht zur Ausübung eines politischen Amtes. Den Wahlkampf einzelner Personen in solchem Umfang aus der Staatskasse zu bestreiten, ist unzulässig. Und ob eine Außenministerin hübsch ist, wenn sie Staatsbesuche macht, ist reichlich unwichtig, sie sollte eher klug und diplomatisch sein; sicher, das ist bei Baerbock nicht zu haben, nur lässt sich dieses Loch durch keine Foundation überdecken. Fachliches Versagen bleibt fachliches Versagen. Und persönliche Eitelkeiten sind aus dem persönlichen Budget zu begleichen.
Wobei, wenn Frau Baerbock ihre Visagistin selbst zahlen müsste, bliebe von ihrem Ministerinnengehalt von 16.600 Euro im Monat nicht mehr allzu viel übrig. Vielleicht könnten die Damen ja die Rollen tauschen? Schlechter als Baerbock wird die Visagistin den Job auch nicht erledigen.
Nein, was daran wirklich unappetitlich ist, ist die Selbstverständlichkeit, mit der solche Sperenzchen staatlich finanziert werden. Und das hat wieder eines gemein mit Baerbocks Bademänteln und ihren verbalen Entgleisungen (der Allzeitkracher "es ist mir egal, was meine Wähler denken" hat ja schnell ernste Konkurrenz bekommen). Es ist die feudale Attitüde, das Aristokratische, das "l'état c'est moi"; die Selbstverständlichkeit, mit der sich da eine private Person auf einem Platz breitmacht, der einem Amt gehört.
Das edle Make-up ändert nichts an der völligen Verantwortungslosigkeit, mit der diese geschminkten Lippen vom Krieg gegen Russland plappern, und an der Leichtfertigkeit, mit der Handlungen vollzogen werden, die Einfluss auf das Leben von Millionen haben; die noch von einem Habitus unterstrichen wird, der ewige Sommerfrische oder Ferienhaus assoziieren soll, das Leben der Reichen und Schönen; die hingerotzte Verachtung für Verantwortung und damit für die Demokratie, wie sie auch die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin zeigt, mit ihren Diskoabenden, zwischen denen sie ihr Land mal eben in die NATO bugsieren will.
Immer und immer wieder ist da der Anspruch, etwas Besseres zu sein. Besser als der Pöbel. Wohlriechender. Und eben, weil man sich für etwas Besseres hält, mit diesem Pöbel auch verfahren zu dürfen, wie es einem eben in den Sinn kommt. Es ist mir egal, ob meine Wähler einen Krieg gegen Russland führen wollen.
Es ist gerade so, als wäre es etwas Unanständiges, wenn sie aussähen, als lastete da Verantwortung; wenn sie den Eindruck erweckten, als dächten sie nach vor dem Handeln. Sie können das nicht einmal verstehen, dieses Gefühl von Verantwortung, und was es mit einem Menschen macht. Deshalb ist es für sie so natürlich, den russischen Präsidenten Wladimir Putin als eine Art Dämon oder Finsterling zu sehen.
Wer nachdenkt, was er tut, und warum, wem man anmerkt, dass er all die anderen Menschen mitdenkt, die von diesem Tun betroffen sind, der kann nur böse sein. Gute Menschen sind ganz spontan und locker, und lassen sich vor dem Drücken des roten Knopfes noch mal schnell die Nägel machen. Gute Menschen machen sich keinen Kopf, wenn sie eben mal hunderttausend Ukrainer für "europäische Werte" verheizen. Und nur nicht nachfragen, was diese Werte bitte sein sollen. Das ist nicht gut für die Stirnfalten.
Es wirkt fast so, als wäre ihr ganzes Dasein in der Politik nur auf die persönliche Eitelkeit zurückzuführen; weil sie weder superreich sind, noch es zum Popstar geschafft haben, musste es eben die Politik sein, mit der kommt man auch ins Fernsehen und in die Zeitungen. Inhalte können es nicht gewesen sein. Die Bereitschaft, den Menschen des Landes zu dienen, auch nicht. Wo kämen wir denn da hin, Diener; wenn, dann schon Herr oder Herrin; und wirklich traurig, dass der Bückling so aus der Mode gekommen ist. Das letzte Mal, dass Deutschland in einem solchen Maß unter eitlen Minderbemittelten leiden musste, war vermutlich unter Wilhelm II.
Fast noch schlimmer ist allerdings, dass diese Herrschaften in Seelenruhe Skandale sammeln können, als seien es Briefmarken, und sie immer noch nicht zum Teufel gejagt werden, wenn das Dutzend voll ist; dass die Dreistigkeit dieses feudalen Gehabes keine Welle von Zorn auslöst. Schon die Art und Weise, wie Baerbock im Ausland kleine Kinder streichelt oder Wassereimer trägt, wirkt so, als wären Berichte des Goldenen Blatts ihr Vorbild, und sie spielte jetzt überall die besuchende Majestät. Und die letzten Reste selbst des Geists von 1848 sind so weit ausgetrieben, dass Prinzesschen und Möchtegernfürsten das Land fast widerstandslos in den Abgrund bugsieren können.
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03.02.2023
Polit-Star Baerbock? Die Fassade bröckelt
meinungsfreiheit.rtde.life, 2 Feb. 2023 20:19 Uhr,Von Gert Ewen Ungar
Seit ihrer "Kriegserklärung" an Russland ist es etwas stiller geworden um die deutsche Außenministerin. Sie schweigt sich aus, und selbst die deutschen Medien – bisher die größten Fans Annalena Baerbocks – gehen auf Distanz. Sie wird sich absehbar auch für ihre Ukrainepolitik verantworten müssen.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) in Straßburg kurz vor ihrer "Kriegserklärung" an Russland
Zitat: Sie hatte eigentlich Kanzlerin werden wollen. Die Zustimmungswerte zu den Grünen einige Monate vor der Bundestagswahl hätten das hergegeben. Die Grünen, geführt von Annalena Baerbock, waren auf dem Weg, stärkste Kraft in einer neuen Regierung zu werden. Falschangaben im Lebenslauf haben ihr und den Grünen dann einen Strich durch die Rechnung gemacht. Skandalbedingt sank vor der Bundestagswahl die Zustimmung zur ehemaligen Friedenspartei. Baerbock landete nicht im Kanzleramt, was wohl gut für Deutschland war. Sie landete im Außenministerium, denn sie kommt "vom Völkerrecht her", wie sie von sich selbst glaubt. Das war wiederum schlecht für Deutschland und Deutschlands Ansehen auf der Welt.
Inzwischen wird Baerbock selbst vom Koalitionspartner in die Ecke gestellt. Die Zustimmung zu Panzerlieferungen durch Bundeskanzler Olaf Scholz war mit dem Auswärtigen Amt gar nicht abgestimmt, wie aus Medienberichten hervorgeht. Baerbocks aggressive und undiplomatische Haltung, ihr unabgesprochenes Vorpreschen in Verbindung mit einer durchweg ideologischen und wenig pragmatischen Haltung scheint selbst dem Kanzler inzwischen unangenehm aufzustoßen. In der Folge wird das Außenministerium einfach übergangen.
Unmittelbar nach ihrer Einführung ins Amt im Dezember 2021 gab sich die frisch gekürte Außenministerin kämpferisch. Im Januar absolvierte sie ihren Antrittsbesuch in Russland, zog eine Schnute, mahnte in Russland die "Fressefreiheit" an und wurde nach allen Regeln der diplomatischen Kunst abserviert. Es war ihr erster und einziger Besuch in Russland, ihr erstes und einziges Zusammentreffen mit ihrem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow.
Die deutsche Außenministerin wurde ungeachtet ihres offenkundigen Scheiterns von den deutschen Medien mit viel Lob bedacht. In den deutschen Medien hatte Baerbock bisher ein gutes Standing. Das erklärt ihre Beliebtheit trotz des Ausbleibens politischer Erfolge. Baerbock wurde zum Polit-Star hochgeschrieben – ein relevanter Teil ihrer Wähler sitzt offenkundig in den Redaktionen deutscher Medien.
Ein Misserfolg, den sie allerdings nicht allein zu verantworten hat, war das Vorhaben, mit massiven Sanktionen Russland zu ruinieren. Bei der Pressekonferenz, bei der sie die Sanktionen der EU erläutert, ist der deutschen Außenministerin anzumerken, wie sie sich emotional leiten lässt. Offensichtlich hasst sie Wladimir Putin und auch ihren Kollegen Lawrow. Das macht sie für das Amt, das sie bekleidet, ungeeignet. Große Gefühle sind in der Diplomatie fehl am Platz. Man sollte trotz ganz grundlegend unterschiedlicher Ansichten miteinander reden können. Baerbock kann das nicht und wird damit zum Problem.
Der für 2022 für Russland prognostizierte Wirtschaftseinbruch im zweistelligen Bereich blieb dann auch aus. Die russische Wirtschaft kontrahierte zwar, aber deutlich geringer als erwartet beziehungsweise von Baerbock und Co. erhofft. Die nach Baerbocks Sprachregelung "präzedenzlosen Sanktionen" bescherten der russischen Wirtschaft nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Einbruch um 2,2 Prozent. Inzwischen hat der IWF seine Prognose für Russland für dieses und das kommende Jahr nach oben korrigiert. 0,3 Prozent wächst die russische Wirtschaft 2023 und 2,6 Prozent im Jahr 2024, sagt der IWF voraus. Damit ist die Prognose für Russland deutlich besser als für Deutschland, auf dessen Wirtschaft die Sanktionen zurückwirken. Das Sanktionsregime der EU, das Baerbock nicht nur mitträgt, sondern immer weiter forciert, wird für die deutsche Wirtschaft gefährlich. Es wirkt insgesamt undurchdacht und selbstmörderisch. Es drohen irreparable Schäden für den Standort Deutschland. Die Sanktionen stehen für Baerbock dennoch nicht in Frage.
Baerbock ist Außenministerin und reist daher viel. Von ihren Reisen bringt sie vor allem schöne Bilder mit. Erfolge kann sie nicht vorweisen. Ihr Hauptanliegen ist, den Ländern, die sie besucht, die deutsche Sprachregelung im Hinblick auf Russlands "brutalen Angriffskrieg" aufzuzwingen und sie dazu zu bringen, sich dem westlichen Sanktionsregime anzuschließen. Auch damit scheitert sie regelmäßig, und das aus gutem Grund. Die Sicht Baerbocks auf den Konflikt ist einseitig und verkürzt. Jeder außerhalb der medialen deutschen Blase weiß das.
Ihre Gesprächsverweigerung gegenüber Russland, die Absage an Verhandlungen und ihr Wille zur militärischen Eskalation des Konfliktes lassen Deutschland zudem als Konfliktpartei erscheinen. Deutschland ist an Frieden nicht interessiert. Niemand macht das so deutlich wie Baerbock.
Gleichzeitig zeichnen sich ihre Auftritte durch Belehrungen und Besserwisserei gegenüber den Gastgeberländern aus. Kultursensibilität, Respekt vor Traditionen und eine echte Akzeptanz von Vielfalt sind Baerbock fremd. Man soll auch im Ausland das denken, was und vor allem wie man in Deutschland denkt, und danach handeln. Baerbocks Außenpolitik ist von neokolonialem Geist getragen. Dass sie sich ständig veranlasst sieht, zu beteuern, das wäre nicht so, man suche die Begegnung auf Augenhöhe, verstärkt den Eindruck, dass es eben genau so ist.
Inzwischen nehmen selbst die größten Unterstützer Baerbocks von ihr Abstand: die deutschen Medien. Bereits am 21. Januar fragte der Tagesspiegel, der bisher nicht mit großer Kritik an den Grünen und vor allem nicht an Baerbock aufgefallen war: "Was macht eigentlich die Außenministerin?" und gibt ihr den Tipp, sie müsse eine "Generalin der Tat" werden.
Die Kritik ist umfassend: Baerbock habe bisher noch nicht einmal die zentralen Begriffe und Säulen ihrer Außenpolitik erklären können. Was "feministische Außenpolitik" sein soll, was genau die Kriterien für "wertegeleitete Außenpolitik" sind, erschließt sich nicht, meint der Autor des Meinungsbeitrags Stephan-Andreas Casdorff. Damit ist er nicht allein. Nach über einem Jahr in Amt ist es Baerbock nicht gelungen, diese Begriffe, die angeblich die tragenden Säulen ihres außenpolitischen Konzepts bilden, mit konkretem Inhalt zu füllen. Es sind und bleiben Phrasen und leere Worthülsen.
Heribert Prantl kritisiert in der Süddeutschen Zeitung Baerbocks Forderung nach einem Sondertribunal zur Verurteilung Putins. Selbst die Tagesschau, sonst im Verschweigen unangenehmer Meldungen immer große Meisterin, berichtet über die Absage, die die EU-Justizminister Baerbocks Tribunal-Vorschlag erteilt haben. Die Idee ist nicht nur unausgegoren, sondern würde ein internationales Zwei-Klassen-Recht schaffen, denn die Kriegsverbrechen westlicher Länder blieben nach Baerbocks Vorstellung ungestraft. Das Sondertribunal wäre nicht zuständig. Auch die Idee des Sondertribunals gegen Russland auf Grundlage ukrainischen Rechts verdeutlicht, wie sehr ein reaktionäres koloniales Denken Baerbock antreibt.
Dieses koloniale Denken wird auch in ihrer Ukrainepolitik deutlich. Es ist die Aufgabe der Ukraine, sich für westliche Werte und Demokratie in diesem Systemkonflikt zu opfern. Dafür bekommt das Regime in Kiew alle erdenkliche Unterstützung. So lässt sich Baerbocks Position zur Ukraine zusammenfassen. Sie steht damit in Deutschland sicherlich nicht allein, aber sie gehört zu den wichtigsten und kompromisslosesten Verfechtern dieser zynischen Eskalationspolitik. Diese Politik führt absehbar zur völligen Zerstörung der Ukraine und zu Hunderttausenden von toten Ukrainern für die Ziele einer seelenlosen, unethischen deutschen Außenpolitik. Der Ukraine wird sich die Außenministerin daher künftig zu verantworten haben.
Gestolpert ist sie im Moment wohl über ihre persönliche Kriegserklärung an Russland im Europarat. Da wurde deutlich, wie gefährlich die geistige Schlichtheit Baerbocks ist. Zwar versuchte das Auswärtige Amt noch Schadensbegrenzung mit einer sehr gewagten rhetorischen Volte: Wer Baerbocks Aussage zitiere, spiele der russischen Propaganda in die Hände.
Seitdem ist es still geworden. Baerbock ist seit ihrer "Kriegserklärung" abgetaucht. Vielleicht lernt sie in ihrer Klausur dazu. Vielleicht dämmert es ihr in ihrem Rückzug in die Stille, dass auch ihre bedingungslose Unterstützung des Kiewer Regimes ihr eines Tages schwer auf die Füße fallen wird. Vielleicht dämmert ihr auch, dass das Kiewer Regime zu unterstützen das Gegenteil von Solidarität mit den Ukrainern bedeutet. Vielleicht weiß sie das aber auch schon lange und findet das Sterben der ukrainischen Soldaten auf dem Schlachtfeld sowie die Zerstörung der Ukraine den Preis wert.
Der von Baerbock präferierte Kurs eines Siegs über Russland auf dem ukrainischen Schlachtfeld macht sie nämlich mitverantwortlich für das Sterben und den völligen staatlichen Zerfall des Landes. Sie wird sich dafür rechtfertigen müssen. Der militärische Teil des Konflikts nähert sich seinem Ende, und die Ukraine verliert ihn. Das wird für die EU, für Deutschland, aber auch für Baerbock als eine der lautstärksten Verfechterinnen dieser Politik Konsequenzen haben.
Hier zeigt sich auch der große Unterschied zu Baerbocks großem Vorbild Madeleine Albright. Die schied aus dem Leben, noch bevor sie hätte zur Rechenschaft gezogen werden können. Die historische Situation ist jetzt eine andere. Die geopolitische Machtverschiebung findet statt. Baerbock wird sich verantworten müssen. Man darf gespannt sein, mit welchen Argumenten sie dann ihre zynische Politik begründen wird.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus. Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland. Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
03.02.2023
Wie man Opfer zu Tätern macht
brandenburgerfreiheit.de, vom 29. Januar 2023
Am 10.01.23 wurde ein Rentnerehepaar (beide 77 Jahre) in Oranienburg zu mehrmonatigen Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. Der Vorwurf: Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte im Rahmen einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen. Der Vorfall ereignete sich bereits ein Jahr zuvor in Hennigsdorf. Die aufwühlenden Ereignisse im Gerichtssaal waren für Michaela Klaukien Anlass zu einem sehr persönlichen und emotionalen Rückblick auf die Corona-Krise.
Es ist Januar 2023. Ich sitze im Amtsgericht Oranienburg im Saal 1 als Zuhörerin bei einer öffentlichen Verhandlung, in der ein Rentnerehepaar wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt auf einer Demonstration gegen die allgemeine Impfpflicht angeklagt wird. Ihnen wird vorgeworfen, drei Polizisten verletzt zu haben.
Die Frau ist Ärztin und praktizierte über lange Zeit in eigener Praxis. Auch ihr Mann ist für sein hohes soziales Engagement, bis weit über die Grenzen der Stadt Hennigsdorf hinaus bekannt. Beide haben ein aufregendes Berufsleben hinter sich, in dem sie der Gesellschaft gedient haben. Sie haben sich ein Leben lang um Opfer gegen Diktatur und Gewalt gekümmert und bekamen so ein bedeutendes gesellschaftliches Ansehen.
Die Verhandlung, die von ca. 20 Zuhörern aufmerksam und angespannt verfolgt wird, dauert über vier Stunden. Meine erste emotionale Regung spüre ich, als ich sehe, dass eine voll maskierte sehr junge Richterin, ohne ausreichend Lebens- und Berufserfahrung über zwei 77-jährige Menschen urteilen darf. Auslöser der vorgeworfenen Straftat war die Durchsetzung der Maskenpflicht während der Demonstration. Fünf junge Männer in Polizeiuniform werden sowohl als Geschädigte, als auch als Zeugen gehört.
Es sind vier Stunden Demütigung. Absurde, zum Teil lächerlich wirkende Aussagen der Polizisten werden gehört, vom Anwalt der Angeklagten hinterfragt und protokolliert. Ich frage mich, wo sind Zeugen, die für das Recht der beiden Rentner gehört werden könnten? Es ist nicht zu ertragen, mein Herz rast vor Empörung darüber, wie weit Rechtsprechung und Gerechtigkeit entfernt sind. Moral und Gerechtigkeit gibt es in dieser Verhandlung nicht, stattdessen darf eine Richterin mit ihrer Körpersprache ihre Verachtung gegenüber den Angeklagten und dessen Anwalt ausleben. Beide Rentner bewahren Contenance. Nur ihre Körper lassen von ihrer Aufgebrachtheit und emotionalen Erregung erahnen. Ich fühle mit Ihnen, was mich ab nun nicht mehr ruhig auf meinem Stuhl sitzen lässt. Ich sehe zwei starke Persönlichkeiten, die gerade durch die Justiz gebrochen werden sollen und fühle mich mit gedemütigt, verzweifelt und ohnmächtig.
Schilderungen darüber, dass vom Angeklagten die Maske nicht korrekt über die Nase gezogen wurde, führten dazu, dass der Angeklagte deshalb, erwähnenswerter Weise während der Auflösung der Demonstration, des Platzes verwiesen werden sollte. Durch seinen geleisteten Widerstand – er lief nicht mit den Beamten mit wie ein treuherziger Hund – wurde eine Polizeimaßnahme ergriffen, welche sich, ich zitiere wortwörtlich die Aussage eines Polizisten: „ bei Abführungen von Asylanten bewährt hat“, in deren Verlauf er durch mehrere Polizisten am Boden gefesselt wurde.
Die Richterin, mit ihrer schwarzen Maske, die sie bis kurz unter die Augen zog, konnte nicht besser ihre Befangenheit zu diesem Fall zum Ausdruck bringen. Sie zeigte während der gesamten Verhandlung keinerlei Interesse an Aufklärung. Die Verurteilung beider Rentner ist dermaßen unverhältnismäßig, nein, sie ist falsch und beruht meines Erachtens auf Unwahrheiten.
Meine emotionale Aufgebrachtheit veranlasste mich, kurz vor der Urteilsverkündung das Gespräch mit den gehörten Polizisten zu suchen, was diese auch zugelassen haben. Ich habe sie gebeten, sich bewusst zu machen, in welchem Ausmaß sie bei Einsätzen als Instrument der Politik agieren und ab welchem Moment sie als Mensch handeln. Ich bekam mit dem Gespräch die Möglichkeit, ihnen meine Wahrnehmung, meine Wahrheit und Sicht zu diesem Fall zu schildern. Und ich nutzte die Gelegenheit, um mein zum Teil zerstörtes Vertrauen in die Polizei zu begründen. Und vor allem machte ich meine Zeugenaussage von Angesicht zu Angesicht.
Wenn Emotionen eine Sprache bekommen
Irgendwann bekam ich ein metakognitives Signal und ich begann über mein Denken nachzudenken. Was löste in mir diesen Zustand der emotionalen Verwirrung aus, so dass ich ständig damit beschäftigt bin, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren und zu reflektieren? Wann wurde mir bewusst, dass wir Menschen uns inmitten eines sozialen und gesellschaftlichen Chaos befinden?
Um mir diese Fragen beantworten zu können begann ich zu schreiben und blickte zunächst auf Ende des Jahres 2019…..
Schon längst besitze ich keinen Fernseher mehr und ein Radio benutze ich hauptsächlich um Musik zu hören. Auch Zeitungen habe ich nicht abonniert und trotzdem erreichen mich Nachrichten aus Deutschland und aller Welt… anscheinend die wichtigsten Geschehnisse. Und so erreichen mich auch Schlagzeilen und Bilder aus China. Ein „neuer“ Virus hat dort die Menschen befallen. Er heißt Corona. Videos, in denen Menschen in China auf den Straßen reihenweise umfallen bekomme ich gesendet. Meist lösche ich sie unkommentiert und wenn es mich zu sehr bedrängt bzw. irritiert, lösche ich sie mit dem Kommentar: „so eine Panikmache…was soll das?..“
Anfang 2020 hörte ich davon, dass erste Menschen in Deutschland nun auch mit dem Corona-Virus infiziert seien. Dann ging es Schlag auf Schlag…. Schulschließungen, Maskenpflicht, Grenzschließungen und Menschen, die einen schief anschauen oder gar Abstand nehmen, wenn man mal hustet, weil die Flimmerhärchen im Hals ihren Dienst leisten. Überall hat sich Corona aufgedrängt, es ist in aller Munde, so dass nun bei Treffen mit Familie und Freunden das Abkommen geschlossen wird, das Thema Corona auszusparen und es doch nie gelang. Es herrschen Maßnahmen zur Bekämpfung eines Virus in bisher unvorstellbaren Ausmaß. Aber wo sind die kranken Menschen? Ich kenne zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Menschen persönlich, der an dieser Grippe erkrankt ist und ich kenne keinen einzigen Menschen, der einen Menschen persönlich kennt, der an dieser Grippe erkrankt ist.
Mein Bauch sagt, hier scheint irgendwas nicht zu stimmen!
Ende 2020. Während ich mich in einer Ausbildung befinde, treffe ich regelmäßig auf andere gesunde Kommilitonen, auf intelligente Menschen, die sich nun ein Teststäbchen tief in die Nase schieben, um zu erkennen, ob sie krank oder gesund sind. Positiv ist plötzlich negativ. Gesunde Menschen wollen in einer Präsenz – Coaching – Ausbildung plötzlich ihre Module online fortsetzen. Dozenten aus Wien und München ziehen es aus Sicherheitsgründen vor, nicht nach Berlin zum Unterrichten in Präsenz zu kommen. Kommilitonen aus Hamburg, Palma de Mallorca, Mexico ziehen es aus Sicherheitsgründen vor, nicht nach Berlin zu kommen, sondern die Ausbildung stattdessen online fortzusetzen.
Mein Bauch sagt, hier stimmt doch irgendwas nicht!!
Es ist Frühjahr 2021. Negativ getestete Menschen sollen sich mit den Tragen von Masken vor Ansteckung schützen. Hier reicht eine OP Maske und 3 km weiter schützt nur noch eine FFP2 Maske. Verkäufer in Einkaufsmärkten werden abgestellt, um Menschen wie Schwerverbrecher zu stellen, die eine „falsche“ Maske tragen. Menschen beim Einkaufen geben sich als Mitarbeiter vom Gesundheitsamt aus, um andere Einkäufer zur Disziplin und Gehorsam zu ermahnen, weil die Maske nicht korrekt über die Nase gezogen wurde. Und längst sprechen wir von einer gefürchteten Spaltung zwischen Nachbarn, Kollegen, selbst zwischen Freunden und gar Familien. Wir sind in einen Werte -Clash geraten. Die gespaltenen Ansichten werden mit der sogenannten Impfung gegen SARS-COV2 immer deutlicher. Ich sehe wie Kommilitonen ihre Freude über den Austausch ihrer Impftermine teilen und erkenne, dass ich zu einer hinterfragenden Minderheit gehöre, die zwar gehört, aber nicht verstanden wird. Ich rede über ein starkes Immunsystem, über gesunde Ernährung und gesunde Lebensweise, über das Vertrauen in unser natürliches Abwehrsystem, über Durchseuchung des Volkes und ich frage, wer glaubt tatsächlich ein Virus bekämpfen zu können ? In diesem Kreis bleibe ich mit meiner Ansicht allein.
Juli 2021. Zwei Wochen nach Beendigung meiner Ausbildung erfahre ich vom plötzlichen und unerwarteten Tod einer mir liebgewonnenen 30-jährigen Kommilitonin. Schockstarre! Es ist unfassbar und ich fühle mich zu tiefst traurig. Sie war gesund, lebenshungrig, voller Elan und glücklich und musste jung sterben. Drei Wochen vor ihrem Tod, an einem der letzten Tage unserer Ausbildung kam sie morgens etwas später. Sie freute sich an diesem Tag darüber, dass sie ihre Impfung gegen SARS-COV2 erhielt.
Aus meinem engen und weiteren Bekanntenkreis erfuhr ich mehr und mehr von Todesfällen jüngerer Menschen; mehr, als von Corona – Erkrankten.
Mein Bauch sagt: Hier stimmt was nicht!!!
Ende 2021. 3-G Regel, 2-Regel. Ich werde ausgegrenzt, diskriminiert, mit meiner Meinung nicht mehr gehört und nicht akzeptiert. Der dadurch entstandene Verzicht war nicht groß, allerdings der Schmerz bei der Erkenntnis, von welchen Menschen ich umgeben bin! Jene Menschen, die unsere, die meine Gesellschaft bilden, in der ich lebe. Die Verabschiedung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht und die Diskussion um die allgemeine Impfpflicht machten nun all meine Zweifel, Enttäuschungen, Traurigkeit, Ärger und das Bedürfnis nach Gerechtigkeit, Frieden und Selbstbestimmung endgültig zum Widerstand.
Dezember 2021. Meine erste Demonstration für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung war in Oranienburg, zusammen mit über 2000 Menschen. Von nun an trug ich meinen Protest über die Corona – Politik auf die Straße. (Bild)
Januar 2022. An einem frostigen Freitagabend habe ich mich in Hennigsdorf einer Demonstration für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung sowie gegen die allgemeine Impfpflicht und vorherrschenden Corona – Maßnahmen angeschlossen. Das Tragen einer Maske unter freiem Himmel war während dieser Veranstaltung behördlich auferlegte Pflicht. Wir wurden von jungen übereifrigen Polizisten begleitet, die eigentlich hauptsächlich für die Sicherheit, während des Umzugs der Teilnehmer zu sorgen haben. Sie hielten es jedoch viel mehr für nötig die Teilnehmer permanent über Lautsprecher auf die Maskenpflicht hinzuweisen, was auf mich sehr provokativ wirkte. Am Ende des Umzuges, als sich die Versammlung auflöste, stand ich am Rand des Postplatzes, am Eingang des Einkaufszentrums, um auf meine Freundin zu warten, die noch zur Toilette ging, bevor wir uns auf den Heimweg machen wollten. In diesem Moment versammelten sich unmittelbar neben mir mehrere Polizisten mit einem älteren Herrn, der ihnen seine Personalien aushändigen musste. Ein junger Polizist, der mit dem älteren Herrn sprach, war sichtlich emotional erregt und wirkte auf mich alles andere als souverän. Immer wieder wurde der Herr von den Polizisten aufgefordert seine Maske aufzusetzen, währenddessen ich selbst unmittelbar daneben ohne Maske stand. Andere Polizisten sicherten den Bereich ringsherum, ein weiterer Polizist filmte diese Szene. Ich fragte mich, welche Gefahr die Polizisten sahen, um für mein Gefühl solch ein unangemessenes Aufgebot zu installieren. Nachdem sich der Herr ordnungsgemäß ausgewiesen hatte, ging er in Richtung Denkmal und die Polizisten in eine andere Richtung, als dann aber plötzlich der junge Polizist noch einmal sehr aufgeregt zu dem älteren Herrn wollte. Ich konnte sehen wie er von einem älteren Kollegen am Ärmel zurückgehalten wurde. Kurz darauf, nur Sekunden später, als ich Ausschau nach meiner Freundin hielt, richtete ich meinen Blick wieder zurück zum Postplatz zu lautem Geschrei. Ich sah, wie der ältere Herr plötzlich von den Polizisten zu Boden gebracht wurde und gewaltvoll gefesselt wurde. Eine Frau schrie: „Ich bin Ärztin, lassen sie meinen Mann los, er ist Bluter, jede Verletzung für ihn ist lebensgefährlich.“ Die ebenfalls ältere Frau wurde von Polizisten mit Gewalt zurückgehalten, so dass auch sie zu Boden fiel. Eine weitere anwesende Ärztin wurde ebenfalls von Polizisten so sehr zurück gedrängt, dass sie auf dem Rücken landete. Minuten vergingen, der ältere Mann lag immer noch auf dem eiskalten Boden und Polizisten knieten auf seinem Rücken. Etliche Polizisten umringten diesen Bereich und sicherten ihn ab, damit ihre Kollegen mit grober und gewaltvoller Vorgehensweise einen Rentner zu dritt fixieren und wie einen Schwerverbrecher abführen konnten. Sie hinterließen eher einen überforderten, als einen professionellen Eindruck. Mein Innerstes wollte dem Mann instinktiv zu Hilfe eilen und ihn retten. Mein Verstand sagte, damit greifst du die Staatsgewalt an und machst dich strafbar. Ich verstand die Welt nicht mehr und schrie stattdessen, zusammen mit anderen anwesenden Menschen: Pfui… schämt Euch!
Ich wollte am liebsten Polizisten angreifen um zu helfen. Mein Verständnis bisher war, wenn ich Hilfe brauche, um mein Leben fürchte, rufe ich die Polizei. Mein Verständnis bisher war auch, dass die Polizei für Deeskalation sorgt. Ab diesem Abend war nun alles anders!
Ich wusste: Hier stimmt was nicht!!!!
Ein Jahr später, im Januar 2023 wurden der ältere Herr und die ältere Frau, als gemeinschaftliches bandenmäßiges Gespann am Amtsgericht Oranienburg zu einer Freiheitsstrafe von 9 Monaten bzw. 10 Monaten auf Bewährung, wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt und Körperverletzung dreier Polizeibeamter, verurteilt.
Sehr viele Menschen wissen längst: Hier stimmt was nicht! Schaut bitte hin und beendet das Schweigen!!!
Wir befinden uns NICHT im Krieg gegen Russland! Annalena Baerbock (Außenministerin, Bündnis 90/Die Grünen) war da anderer Meinung und erzählte, dass wir uns ian einem Krieg gegen Russland befinden würden. Eine solche Aussage kann zu einem dritten Weltkrieg führen! Olaf Scholz (Bundeskanzler, SPD) und unser neuer Verteidigungsminister Boris Pistorius (Verteidigungsminister, SPD) waren sich kurz nach dem Ramstein-Treffen einig: Vorerst keine Leopard 2 Lieferungen an die Ukraine. Der Druck von den Grünen und von der FDP war aber scheinbar so groß, dass man sich hat umstimmen lassen.
Andrij Melnyk (Vize-Außenminister der Ukraine) kam nach der Leopard 2 Meldung kaum noch aus dem Freudentaumel heraus und stellte gleich die nächsten Forderungen: Man brauche nun auch Kampfjets! Bitte, was? Wann werden die ersten deutschen Soldaten gefordert? Wann dürfen unsere Kinder in den Krieg ziehen? Wir sagen gemeinsam als Friedensbewegung: Unsere Kinder bekommt ihr nicht! Die Zahl der Menschen, die für den Frieden auf die Straße gehen, steigt rasant an. So auch in Aachen am 28. Januar 2023!
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
03.02.2023
Der perverse Ringtausch von Kampfpanzern auf Kosten der Menschen | Von Hermann Ploppa
apolut.net, vom Veröffentlicht am: 28. Januar 2023 | Anzahl Kommentare: 84 Kommentare
Ein Kommentar von Hermann Ploppa.
Frau Baerbock erklärt Russland den Krieg. Also schicken wir jetzt Kampfpanzer und demnächst selbstverständlich Kampfhubschrauber und schließlich auch Atomwaffen an die ausgelaugte Rumpf-Ukraine. Doch zunächst einmal knallen bei Rheinmetall und Konsorten die Sektkorken.
Heißa, das wird ein freudiges Wiedersehen bei der jährlich stattfindenden internationalen Rüstungsmesse IDEX in Abu Dhabi vom 19. bis zum 23. Februar <1>! Nachdem die diversen Rüstungs-Werbefachleute aus Politik, Wissenschaft und Industrie sich bei der Münchner Sicherheitskonferenz vom 17. bis zum 19. Februar bereits Küsschen austauschend am Kalten Buffet angewärmt haben <2>, wird es dann in Abu Dhabi konkret: neue Waffensysteme werden präsentiert. Natürlich. Die Minister können schon mal Probetermine für die neuen Wunderwaffen verabreden. Oder auch schon mal Optionsverträge abschließen. Wie wäre es mit einer Prise Streubomben? Und zum Nachtisch abgereichertes Uran? Lange haben die Hersteller von großen Waffen neidisch auf ihre Kollegen von der Kleinkaliber-Industrie geschaut. Denn für Kleinwaffen gibt es immer was zu tun <3>. Allein im Jahre 2021 tobten mitten in der Corona-Lähmung immerhin stolze 355 bewaffnete Konflikte auf dieser Welt <4>. Für Hersteller von kleinen Distanzwaffen wie Heckler & Koch ein nie enden wollendes Festessen! Das schafft Arbeitsplätze! Wer will sich denn dieser kaufmännischen Vernunft widersetzen?
Aber in all diesen goldenen Zeiten für Kleinwaffendealer guckten die Hersteller von Großwaffen buchstäblich in die Röhre. Es gab bis zum Jahre 2022 einfach viel zu wenig offene Feldschlachten mit großem Mordgeschirr: Bodenraketen, Kettenfahrzeuge, schöne Granaten. Vor allen Dingen wichtig ist in dieser Branche, den Kaufinteressenten der diversen perversen Horror-Regierungen die Kampftauglichkeit des eigenen Produktes unter Beweis zu stellen. Die Besucher der IDEX in Abu Dhabi werden natürlich genau schauen, ob die angebotenen Spitzenprodukte der Todesindustrie das Prädikat combat proven tragen. Also das Zertifikat, dass sie sich in einem realen Krieg bewährt haben. Da sah das für unsere Freunde von der Großwaffengilde in letzter Zeit etwas mau aus. In Afghanistan herrscht jetzt Friedhofsruhe. Im Irak tut sich auch schon lange nichts Aufregendes mehr. Und in Syrien ist dank der Lufthoheit der russischen Flieger auch gerade tote Hose.
Das hat sich ja nun dank des Ukraine-Krieges grundlegend geändert. Jetzt konnten die heißen Krieger dank Elon Musks Starlink-Satelliten für längere Zeit ganz reale Panzerschlachten in Feinauflösung analysieren. Das Langweilige daran war nur: russische und ukrainische Familienväter saßen bislang in demselben Panzertyp: nämlich meistens im weltweit meistverkauften Panzer T-72, der noch zu Sowjetzeiten entwickelt, gebaut und vermarktet wurde. Doch die westlichen Panzer-Dealer wittern Morgenluft. Denn jetzt sind besonders die ukrainischen Panzervorräte soweit aufgebraucht, dass neu Panzer aus westlicher Fertigung endlich zum Zuge kommen. Man spricht von 7.500 zerstörten ukrainischen Panzern. Die Ukraine ist pleite. Also bezahlen wir Steuerzahler aus den NATO-Ländern die neuen ukrainischen Panzer westlicher Fertigung. Wir zahlen bekanntlich gerne und ohne mit der Wimper zu zucken. So gerne wie wir für die Freiheit frieren. Und füllen damit natürlich auch gerne die Kassen der einschlägigen Rüstungskonzerne. Die einschlägigen Konzerne: General Dynamics.
Lockheed Martin, Northrop Grumman, BAE Systems, Boeing, Ratheon, Rheinmetall, Diehl, Krauss-Maffei, Nexter und wie sie alle heißen, verzeichnen satte Kursgewinne. Und das schon länger. Denn selbstverständlich war der Ersatz der antiken T-72-Panzer auf ukrainischer Seite durch westliches Geschirr schon lange beschlossen. Es ist immer wieder nur eine Frage, wie man so etwas Unpopuläres den Menschen draußen im Lande verkaufen kann. Der Soziologe Roland Barthes sprach von der Serum-Methode: die da oben bringen schon mal eine richtig fette Provokation. Alle regen sich auf und mobilisieren gegen die Bedrohung. Dann passiert erst mal wieder eine ganze Zeit lang gar nichts. Und dann kommt die angedrohte Schweinerei mit einem Federstrich und ohne nennenswerten Widerstand aus der Bevölkerung. Ja, wo sind nach der Verkündung, dass Scholz die Lieferung von Leopard-Panzern aus eigenen Beständen und aus den Beständen anderer Länder genehmigt, die lautstarken Spontan-Demos gewesen? In München gab es wohl Straßenproteste. Aber sonst? Stumm wie die Fische im Aquarium. Dabei geht es um unser nacktes Überleben. Man hat eben ein gutes Kriegs-Marketing betrieben. Ich glaube, dass Scholz es mit seinem Widerstand ehrlich meinte. Aber das Sagen haben nun einmal grünschnäbelige Flügelstürmer im Auswärtigen Amt. Die dauerpubertäre Sprechpuppe, durch deren Mund mal eben das Tonband abgespielt wurde: „Wir befinden uns im Krieg mit Russland!“ Proteste? Aufschreie? Mir nicht bekannt. Ein bisschen Murren in den asozialen Medien. So what?
Ob es zu dem von Baerbock herbeigesehnten heißen Krieg kommt, entscheiden ja auch nicht wir Deutschen, sondern unsere Freunde und Helfer aus Wa(r)shington. Die bevorzugen die Paten-Methode. Sie wollen sich nicht die Finger schmutzig machen. Europa soll sich mal wieder im Bruder- und Schwesterkrieg selber zerlegen und schwächen. Das hatten wir ja schon mal in zwei vorangegangenen Weltkriegen. Bewährt sich doch. Oder? Und damit sind wir schon bei der aktuellen Panzerfrage. Panzer westlicher Bauart sollen ab jetzt an die Front geschickt werden. Beim Treffen in Ramstein am 20. Januar versprachen die NATO-Verbündeten der Ukraine auf die Schnelle 100 Panzer zu liefern. Und dann schrittweise immer mehr. Der Bedarf für einen echten Krieg gegen Russland erfordert mehrere tausend neue Panzer. Nachdem Frau Lambrecht aus dem Weg geräumt war, werden jetzt 14 Leopard-Panzer von der Bundeswehr abgezogen. Und nun beginnt tatsächlich ein Wettlauf von Panzerherstellern aus unterschiedlichsten Ländern. Alle wollen dabei sein, und ihren Panzern endlich ein aktuelles combat proven-Zertifikat verpassen lassen. Da rufen die Engländer: „Hier! Unser Challenger-2-Panzer soll auch dabei sein!“ Seltsamerweise will eigentlich keiner die englischen Challenger-Panzer haben. Es mutet schon etwas seltsam an, dass der Challenger 2 an seiner Heckpartie zwei Kraftstofftanks außen ohne Panzerung trägt. Könnte vielleicht schon für Taliban-Krieger in Sandalen ein leichtes Ziel sein. Auch die Vorder-Armierung ist lückenhaft. So ist es des Sandalen-Kriegern schon öfter gelungen, mit selbstgebastelten Bömbchen die Challenger-Panzer zu knacken. Aber dafür hat der Challenger eine Kaffe- und Teeküche. Der englische Gentleman-Panzerführer kann also in der offenen Feldschlacht ungestört seinen Five-O’-Clock-Tea zelebrieren. Neulich hat der französische Präsident Macron im Stil des klassischen Kriegs-Marketings verlauten lassen, der Einsatz des französischen Leclerc-Panzers sei „nicht mehr ganz auszuschließen“. Fragt sich nur, ob jemand den wenig kampferprobten französischen Leclerc-Panzer überhaupt haben will.
Dagegen wollen alle den Ukrainern den Leopard-2-Panzer Made in Germany andrehen. Da weiß man was man hat. Dem Hersteller Krauss-Maffei läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Der „Leo“ ist ein altvertrauter Kampfgenosse seit den Zeiten als Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war. Selbstverständlich wurde Leo seitdem immer wieder den neuesten technischen Entwicklungen angepasst. Die stählerne Großkatze von Krauss-Maffei ist für den Westen so ein Renner wie der sowjetische T-72-Panzer für den Osten. Bislang konnten 3.600 Stück in alle Welt verkauft werden. Ein Leo kostet heutzutage etwa sieben Millionen Euro. Dabei kam der Leo relativ selten in die Nähe von realen Kampfgebieten. Umso alarmierender waren die Befunde, als der Leo von der türkischen Armee auf syrischem Territorium gegen Kurden eingesetzt wurde. Reihenweise gingen die Leopard-2-Panzer in Syrien in Flammen auf. Bärtige Barfußkrieger erwiesen sich beim Leo wieder einmal als wahre Panzerknacker. Wieder einmal agierten die Gegner mit selbst gebastelten Wurfgeschossen, oder sie benutzten erbeutete russische Boden-Boden-Raketen. Diese Blamage des Leopard-2 hat man in westlichen Medien lieber nicht auf Seite eins berichtet. Aber ein Bericht im online-Magazin Telepolis spricht Klartext:
„Anderen Leopard 2 wurden den Fotos nach ein relativ schwach gepanzerter Unterboden und verletzliche Seiten zum Verhängnis. Das konnte anscheinend auch deshalb geschehen, weil das Munitionsmagazin (anders als beim russischen T-14 Armata) vorne links in einem dieser relativ schwach gepanzerten Bereiche untergebracht wurde. Schlägt eine Lenkwaffe dort ein, dann zerstört sie den Leopard 2 buchstäblich ‚mit seinen eigenen Waffen‘. Wie ein Judo-Kämpfer, der die Kraft des Gegners für sich nutzt.“ <5>
Es liegt auf der Hand, dass ein solcher Panzer vielleicht nicht gerade als Garantieschein für eine ukrainische Rückeroberung der Krim-Halbinsel angesehen werden kann. Die russische Luftwaffe hat genug Erfahrung und genug Kenntnisse der Schwächen des Leo. Und so hat auch die polnische Regierung keine Probleme, sich in größerem Maßstab von den unsicheren Leopard-Beständen in ihren eigenen Streitkräften zu trennen. Polen will die Leo-Vorräte so schnell wie möglich komplett loswerden und hat bereits angefangen, das Heer mit K2 Black Panther-Panzern aus südkoreanischer Fertigung aufzufüllen. Insgesamt hat Polen einen Optionsvertrag über 1.000 Black Panther unterzeichnet, und will zudem auch noch etwa 200 Abrams M1-Panzer kaufen. Der koreanische Schwarze Panther ist vermutlich das modernste und effektivste Kriegsgeschirr für die Feldschlacht, das momentan auf dem westlichen Markt zur Verfügung steht. Das zynische Kalkül der polnischen Regierung: unter dem Deckmantel der Solidarität Schrott-Panzer in die Ukraine entsorgen und zulassen, dass die ukrainischen Panzerfahrer skrupellos verheizt werden in einer Schlacht gegen überlegene russische Kampfpanzer.
Und dann sind da noch die sagenhaften US-amerikanischen Abrams M1-Panzer. „Sleepy Joe“ Biden verkündete ja vor kurzem, auch die USA würden sich an der Selenski-Rettungsaktion mit insgesamt 31 Abrams-Panzern beteiligen. War schon überraschend. Denn das US-Verteidigungsministerium hatte sich bislang mit Händen und Füßen gegen eine milde Gabe von Abrams-Panzern an die Ukraine verwahrt. Dass die US-Regierung jetzt doch selber Panzer schicken will, hat wohl nur damit zu tun, dass Bundeskanzler Olaf Scholz gesagt hat: „Ich schicke nur Leos, wenn Ihr auch Abrams schickt!“ Die Abrams-Bescherung ist wohl nur eine symbolische Geste, damit Olaf Scholz nicht schon jetzt seinen Hut als Kanzler nehmen muss. Man braucht den Olaf noch ein bisschen. Dabei muss man sagen, dass das verteidigungspolitische Establishment in Washington durchaus rationale Gründe für eine Nicht-Entsendung des Abrams-Panzers vorzuweisen hat. Zum Einen war die Rede davon, dass das eine enorme logistische Herausforderung darstellt, diese Boliden nach Zentraleuropa zu verschiffen. Und dann müssen die ukrainischen Panzerfahrer zeitaufwendig ausgebildet werden. Nun, das ließe sich alles bei gutem Willen noch bewältigen. Aber hinzu kommt, dass Abrams kein gewöhnliches Dieselöl schluckt, sondern teures Kerosin, was sonst nur von Düsenflugzeugen verschlungen wird. Abrams nimmt auch andere Kraftstoffe, ist aber dann bei weitem nicht so leistungswillig wie eben mit Flugbenzin. Wo soll man das in der Ukraine so schnell hernehmen? Er schluckt 700 Liter Kerosin auf hundert Kilometer Strecke. Leo braucht „nur“ 520 Liter, und zwar gewöhnliches Dieselöl. Der Abrams hat übrigens, genau wie der britische Challenger-Panzer, eine Dorchester-Spezial-Ummantelung aus abgereichertem Uran. Strahlende Panzer sozusagen. Wer einen Abrams kaufen will, muss etwa neun Millionen Dollar auf den Tisch legen.
Die russische Propaganda macht sich derweil über Vadder Abraham lustig: er sei gar nicht wintertauglich. Will Abraham den Berg hochfahren, rutscht er gleich wieder runter. Außerdem sei Abrams mit seinen 55 Tonnen Gewicht zu schwer für den ukrainischen Matsch. Im Vergleich zu russischen Panzern stimmt das. Der T-72 wiegt gerade mal 41,5 Tonnen. Aber alle westlichen Panzer mit Ausnahme des Black Panther sind alle deutlich schwerer als der Abrams.
Aber der Hauptgrund, der dagegen spricht, den Abrams auch in der Ukraine einzusetzen, ist ein anderer: der Abrams ist im dritten Irak-Krieg im Jahre 2003 eingesetzt worden. Da ist ihm nichts Schlimmes passiert. Denn bevor die US-Landverbände im Irak einfielen, hatte die US-Luftwaffe die irakische Luftwaffe und Luftabwehr komplett vernichtet. In der Ukraine sieht das ganz anders aus. Hier haben die russischen Streitkräfte schon seit dem 24. Februar 2022 die ukrainische Luftwaffe vernichtet und kontrollieren jetzt den Luftraum über der Ukraine. Zudem hat die russische Seite beim elektronischen Krieg die Nase vorn. So können Funk-Kommunikationen der ukrainischen Seite jederzeit gestört werden. Von diesem Kommunikations-Blackout wären selbstverständlich auch die Abrams-Panzerfahrer betroffen. Die Strategen im Pentagon haben deswegen Angst, dass russische Fliegereinheiten die Abrams-Boliden genauso wegputzen könnten wie in Syrien die Leopard-Panzer. Das wäre ein sehr schlechter Eintrag in dem combat proven-Zertifikat bei der übernächsten Waffenmesse IDEX in Abu Dhabi im Jahre 2024! Von daher ist auch noch gar nicht raus, ob die USA tatsächlich ihre Abrams-Panzer in die große ukrainische Blamage schicken wollen, oder ob sich nicht doch noch passende Ausreden finden lassen um den Abram zu hause lassen zu können.
Wenn jetzt tatsächlich der Wettstreit westlicher Panzer-Anbieter in der Ukraine losbrechen sollte, ist ein großes Chaos vorhersagbar. Das wäre für den Westen eine große Blamage, aber für die Menschen, die noch in der Ukraine geblieben sind, eine noch größere Tragödie als sie sich jetzt schon vor unseren Augen abspielt. Sollte dabei Deutschland weiterhin eine lebenswichtige logistische Schlagader des NATO-Krieges bleiben, wird sich die russische Seite irgendwann gezwungen sehen, auch deutsche Ziele anzugreifen. Es bleibt uns nichts anderes übrig als massiv auf die Straße zu gehen und auch im Alltag immer wieder für ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen und für die sofortige Aufnahme von Verhandlungen zwischen den kriegführenden Parteien einzutreten. Die Spaltungen in der Friedensbewegung müssen sofort beendet werden. Es geht um unser aller Überleben.
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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
Das russische Außenministerium hat auf eine Presseanfrage zu den Möglichkeiten einer Verhandlungslösung im Ukraine-Konflikt geantwortet.
Zitat: Westliche Politiker und Medien behaupten, dass Russland Verhandlungen über eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konfliktes ablehnt. Das ist bekanntlich gelogen, denn es war Kiew, das die im März 2022 laufenden Verhandlungen abgebrochen und im April 2022 verkündet hat, die Entscheidung müsse auf dem Schlachtfeld erfolgen. Zusätzlich hat der ukrainische Präsident Selensky etwas später Verhandlungen mit einem von Putin geführten Russland per Dekret unter Strafe gestellt. Unabhängig davon, wen man für den Ukraine-Konflikt verantwortlich macht, ist es unbestreitbar, dass es Kiew und nicht Moskau ist, das Verhandlungen ablehnt.
Im Anschluss an die Übersetzung der Presseanfrage und der Antwort des russischen Außenministeriums werde ich noch einmal die Chronologie des Entstehung des Konfliktes und des Abbruchs der Verhandlungen durch Kiew im April 2022 zeigen.
Beginn der Übersetzung:
Frage: Jeder Konflikt endet mit Verhandlungen. Mit wem ist derzeit auf ukrainischer Seite ein Dialog grundsätzlich möglich? Mit wem kann man reden – gibt es auf der Seite echte Verhandlungsführer? Werden europäische Staats- und Regierungschefs in Verhandlungen einbezogen? Und können wir den Europäern, die uns betrogen haben und stolz darauf sind, überhaupt vertrauen? Wer kann in der gegenwärtigen Situation als Garant auftreten? Wem kann man trauen?
Antwort: Der Standpunkt Russlands zu Verhandlungen mit der Ukraine ist bekannt. Sie wurde von Sergej Lawrow ausführlich erläutert, unter anderem auf der Pressekonferenz am 18. Januar über die Ergebnisse der russischen Diplomatie im Jahr 2022.
Wir möchten daran erinnern, dass wir bereits im Februar und April 2022 Gespräche mit Kiew geführt haben. Kiew bat unmittelbar nach Beginn der Militäroperation darum, setzte den Dialog dann aus und ließ unsere Vorschläge vom 15. April 2022 unbeantwortet. Später hat Selensky die Wiederaufnahme der Kontakte juristisch verboten, indem er am 30. September 2022 ein Dekret über die „Unmöglichkeit“ von Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten erließ. Wir haben wiederholt bekräftigt, dass wir für Verhandlungen offen sind, die nun natürlich den neuen geografischen und politischen Gegebenheiten Rechnung tragen müssen.
Was die europäischen Staats- und Regierungschefs betrifft, so ist nach Merkels und Hollandes selbstentlarvenden Geständnissen über den wahren Zweck des Minsker Abkommens von 2015 praktisch kein Vertrauen mehr geblieben. Wir erinnern uns noch gut daran, wie die EU-Staaten, allen voran Deutschland und Frankreich als Teilnehmer des Normandie-Formats, mehr als acht Jahre lang systematisch die Geschehnisse im Donbass ignoriert und Kiews Sabotage seiner Verpflichtungen aus dem Minsker Abkommen geduldet haben. Sie gaben vor, nicht zu bemerken, dass die ukrainischen Streitkräfte und nationalistischen Einheiten täglich Völkermord begingen, indem sie die zivile Infrastruktur im Donbass beschossen, wodurch Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet wurden. Sie haben auch nicht bemerkt, dass alle Russen in der Ukraine totaler Diskriminierung ausgesetzt werden, obwohl sie bei bilateralen Kontakten auf direkte Fragen die Unzulässigkeit der Verletzung der Rechte bestimmter Kategorien von Menschen in der Ukraine eingeräumt haben.
Die Betrogenen sind letztlich die Bevölkerungen Westeuropas und der Ukraine, die ihren Politikern naiv geglaubt haben, die behaupteten, dem Frieden verpflichtet zu sein. Tatsächlich geschah nichts dergleichen, sondern das Ziel war es, Zeit zu gewinnen und dem neonazistischen Kiewer Regime die Möglichkeit zu geben, sich auf einen Krieg vorzubereiten.
Wenn es um die Fähigkeit geht, mit dem Westen Vereinbarungen zu finden, haben die EU und die USA leider die Kultur der Diplomatie und des Verhandelns verloren. Sie versuchen, allen etwas aufzuzwingen, um einseitig Vorteile zu erlangen, ohne die Interessen der anderen Seite zu berücksichtigen. Aus diesem Grund haben sie die Vorschläge, die wir im Dezember 2021 zu Sicherheitsgarantien vorgelegt haben, nicht so ernst genommen, wie nötig. Sie haben sich dafür entschieden, auf Kosten der Stabilität und der Sicherheit auf dem europäischen Kontinent enorme politische, wirtschaftliche, militärische und menschliche Ressourcen in eine offene Konfrontation mit Russland zu werfen.
Wir haben den gleichberechtigten Dialog mit den europäischen Partnern und die Suche nach Wegen zur Lösung von Sicherheitsproblemen nie aufgegeben. Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es früher oder später politische Kräfte in Europa geben wird, die sich von ihren eigenen nationalen Interessen und nicht dem Wunsch leiten lassen, jemandem „jenseits des Ozeans“ zu gefallen. Dann wird es auch jemanden geben, mit dem man eine Einigung finden kann.
Ende der Übersetzung
Die Chronologie der Eskalation
Nun will ich zur Erinnerung noch einmal die Chronologie der Eskalation in der Ukraine aufzeigen.
Anfang Dezember 2019 fand der letzte Normandie-Gipfel in Paris statt. Selensky kam danach zurück nach Kiew und verkündete seinen Leuten hinter verschlossenen Türen, dass er das Abkommen von Minsk nicht umsetzen wird. Allen Beteiligten in der Ukraine war damit klar, dass ein Krieg mit Russland unvermeidbar geworden war und Kiew begann mit konkreten Kriegsvorbereitungen. Das hat der Chef des ukrainischen Sicherheitsrates, Alexej Danilow, im August 2022 in einem Interview offen erzählt.
Im Januar 2021 wurde Joe Biden US-Präsident. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Trump, der keine Eskalation in der Ukraine wollte, gab Biden Selensky grünes Licht. Daraufhin begann Selensky im Februar 2021 gegen die Opposition vorzugehen, woraufhin der Chef der größten Oppositionspartei unter Hausarrest gestellt und alle oppositionellen Medien wurden verboten wurden.
Im März 2021 setzte Selensky die neue Militärdoktrin der Ukraine in Kraft, in der ein Krieg mit Russland mit dem Ziel festgeschrieben wurde, die Krim gewaltsam zurückzuerobern und den Konflikt im Donbass gewaltsam zu entscheiden.
Mitte April 2021 verkündete die Biden Regierung den Abzug aus Afghanistan bis zum 11. September.
Im April und Mai 2021 stand die Ukraine kurz vor einem Krieg mit Russland, wurde aber von den USA noch einmal zurückgepfiffen. War der Grund, dass die US-Truppen noch in Afghanistan und damit verwundbar waren, oder dass die USA die Ukraine nicht so umfänglich unterstützen konnten, solange sie noch in Afghanistan gebunden waren?
Im August 2021 fand die überstürzte Flucht der NATO- und US-Truppen aus Afghanistan statt.
Während Kiew die Situation im Donbass ab Ende 2021 wieder eskaliert hat und die NATO ihre Truppenpräsenz in der Ukraine unter dem Vorwand von Manövern und Ausbildungsmissionen erhöht hat, haben Deutschland und Frankreich das Minsker Abkommen im November 2021offiziell beerdigt, worüber es in westlichen Medien allerdings keine Berichte gab.
Die Russland-Sanktionen wurden, wie Politico im Oktober 2022 berichtet hat, bereits mindestens ab November 2021 in Gesprächen zwischen Washington und Brüssel vorbereitet. Das war drei Monate vor dem Beginn der russischen Intervention in der Ukraine und just zu dem Zeitpunkt, als Berlin und Paris das Minsker Abkommen beerdigt haben. Dass die Abkehr vom Minsker Abkommen zum Krieg in der Ukraine führen würde, war den Entscheidungsträgern in Washington und Brüssel (und wahrscheinlich auch in Berlin und Paris) offenbar klar, weshalb sie parallel die entsprechenden Sanktionen vorbereitet haben. Afghanistan war Vergangenheit und damit hatten die USA die Hände frei für einen neuen Konflikt.
Im Dezember 2021 forderte Russland von den USA und der NATO ultimativ gegenseitige Sicherheitsgarantien und den Abzug der NATO-Truppen aus der Ukraine und erklärte, dass es im Falle einer Ablehnung gegenseitiger Sicherheitsgarantien gezwungen sei, „militärtechnisch“ zu reagieren. Damit war klar, dass Russland auf weitere Bestrebungen, die Ukraine in die NATO zu ziehen, militärisch reagieren würde. Das war der Moment, in dem allen verantwortlichen Politikern bewusst war, dass eine Ablehnung von Verhandlungen mit Russland zu einem Krieg in der Ukraine führen würde. Der Krieg und all das Elend hätte verhindert werden können, wenn die USA bereit gewesen wären, einen neutralen Status der Ukraine dauerhaft zu akzeptieren und zu garantieren.
Am 8. Januar 2022 wurde Scott Miller zum US-Botschafter in der Schweiz berufen. In einem Interview vom November 2022 erzählte er ganz offen, dass die USA „Geheimdienstinformationen über die Invasion“ gehabt hätten und er diese sofort, also Anfang Januar 2022, der Schweizer Regierung gezeigt hätte. Da die Gespräche zwischen Russland und den USA über die Frage, ob es zu Verhandlungen über die von Russland geforderten Sicherheitsgarantien kommen würde, zu diesem Zeitpunkt noch liefen, belegt die Aussage von Miller, dass die USA bereits beschlossen hatten, nicht in Verhandlungen einzutreten und sich der Folgen, nämlich der russischen Intervention in der Ukraine, in vollem Umfang bewusst waren. Miller bestätigte damit außerdem indirekt den Bericht von Politico darüber, dass die Sanktionen schon Monate vorher ausgearbeitet wurden, was Bundeskanzler Scholz und andere westliche Politiker später auch bestätigt haben, als sie sagten, dass die Russland-Sanktionen „von langer Hand vorbereitet“ waren.
Ende Januar 2022 wurde in den USA das Lend-Lease-Gesetz für die Ukraine eingebracht, über das bei seiner Einreichung in den Kongress geschrieben wurde:
„Mit diesem Gesetzentwurf wird vorübergehend auf bestimmte Anforderungen im Zusammenhang mit der Befugnis des Präsidenten, Verteidigungsgüter zu verleihen oder zu leasen, verzichtet, wenn die Verteidigungsgüter für die ukrainische Regierung bestimmt sind und zum Schutz der Zivilbevölkerung in der Ukraine vor der russischen Militärinvasion erforderlich sind“
Das bestätigt ein weiteres Mal, dass die USA sich bereits auf den Krieg vorbereitet haben, während sie offiziell noch immer mit Russland über mögliche Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien gesprochen haben, denn das Gesetz zur Unterstützung der Ukraine gegen die „russische Militärinvasion“ wurde einen Monat vor der russischen Intervention in den Kongress eingebracht.
Fast gleichzeitig mit der Einreichung des Gesetzes haben die USA und die NATO Ende Januar 2022 die von Russland vorgeschlagenen Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien abgelehnt.
Am 19. Februar 2022 hat Selensky auf der Münchner Sicherheitskonferenz unter dem Applaus der hochrangigen westlichen Zuhörer die atomare Bewaffnung der Ukraine angedroht. Damit war das russische Eingreifen nicht mehr zu verhindern, denn dass sich die Ukraine, die in ihrer Militärdoktrin offen einen Krieg gegen Russland vorbereitet hat, sich dazu auch noch mit Rückendeckung des Westens nuklear bewaffnen könnte, war für Russland eine inakzeptable Bedrohung der eigenen Sicherheit.
Am 21. Februar 2022, also nur zwei Tage später, hat Putin die Donbass-Republiken anerkannt und Beistandsabkommen mit ihnen geschlossen. In seiner Rede dazu hat Putin Kiew deutlich vor den Folgen einer weiteren Eskalation gewarnt. Kiew hat den Beschuss auf zivile Ziele im Donbass danach aber noch einmal demonstrativ erhöht.
Am 24. Februar2022 hat Putin in einer weiteren Rede den Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine verkündet.
Am 29. März 2022 gab es bei Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau einen Waffenstillstand. Kiew selbst machte dabei den Vorschlag, die Krim als russisch anzuerkennen und eine Verhandlungslösung für den Donbass zu finden. Darüber hinaus hat Kiew zugesagt, keine ausländischen Truppen mehr in seinem Land zu stationieren und nicht NATO-Mitglied zu werden. Ein EU-Beitritt der Ukraine war hingegen möglich. Außerdem erklärte Russland als Zeichen des guten Willens, seine Truppen aus der Region Kiew abzuziehen, was westliche Medien sofort als militärische Niederlage Russlands umdeklarierten, obwohl der russische Rückzug ohne Kampfhandlungen stattgefunden hat.
Am 3. April 2022 erschienen die Meldungen von angeblichen Massakern der russischen Armee in Butscha, die sich jedoch schnell als False-Flag-Operation herausstellten. Dennoch wurde Butscha als russisches „Verbrechen“ bezeichnet und in den Medien breit behandelt, während die mögliche Verhandlungslösung, die nur Tage zuvor erreicht worden war, kein Thema in den Medien war.
Großbritannien ist ebenfalls nicht auf die erreichte Verhandlungslösung eingegangen, sondern hat der Ukraine stattdessen am 8. April 2022 Militärhilfe in Höhe von 100 Millionen Pfund für die Fortsetzung des Kampfes gegen Russland versprochen.
Einen Tag später, am 9. April 2022, reiste der britische Premierminister Johnson nach Kiew und sprach mit Selensky, der das ukrainische Angebot im Anschluss an diese Gespräche zurückzog und stattdessen verkündete, die Entscheidung müsse auf dem Schlachtfeld erfolgen.
Am 30. September 2022 hat der ukrainische Präsident Selensky Verhandlungen mit einem von Putin geführten Russland per Dekret und Strafe gestellt.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.
03.02.2023
Offizielle Zahlen: Hohe Impfquote korreliert mit hoher Sterblichkeit
Herausgegeben von Stefan Korinth, Paul Schreyer und Ulrich Teusch
Zitat: Prof. Stefan Homburg hat die offiziellen deutschen Daten zur Sterblichkeit in den einzelnen Bundesländern für die Jahre 2021 und 2022 analysiert und in Beziehung zu den jeweiligen Corona-Impfquoten gesetzt. Multipolar veröffentlicht seine Untersuchung. Die Ergebnisse belegen noch keine Kausalität, sind aber ein weiteres dringliches Sicherheitssignal. STEFAN HOMBURG,
Deutschland ist für Forscher interessant, weil es zu den föderalen Staaten gehört. Infolge einheitlicher Sprache und eines einheitlichen Rechtssystems sind Vergleiche zwischen Bundesländern zuverlässiger als internationale Vergleiche. Dieser Vorteil lässt sich auch zur Klärung der weltweit umstrittenen Frage nutzen, ob die neuartigen (mRNA- und Vektor-) Impfstoffe, die zur Bekämpfung der Coronaerkrankung eingeführt wurden, ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil haben. Bekanntlich darf man bei der Beurteilung von Arzneien nicht nur darauf schauen, ob sie die gewünschte Wirkung erzielen, sondern muss diese gegen unerwünschte Nebenwirkungen abwägen. Ein Krebsmittel etwa, das mehr Krebspatienten tötet als rettet, dürfte wegen seines ungünstigen Nutzen-Risiko-Profils nicht zugelassen werden. Bei der Coronaimpfung kann es analog nicht darauf ankommen, wie sie die Zahl der sogenannten Coronatoten beeinflusst. Entscheidend ist vielmehr, ob sie die Gesamtsterblichkeit erhöht oder senkt. Diese Studie nutzt den Umstand, dass die deutschen Bundesländer in unterschiedlicher Intensität geimpft haben, um sich einer Antwort anzunähern.
Impfstoffhersteller und Behörden bezeichnen die neuartigen Coronaimpfstoffe als wirksam und sicher. Sofern die damit behauptete Kausalität besteht, müsste die Sterblichkeit in Bundesländern mit hoher Impfquote niedriger sein; beide Größen müssten also negativ korrelieren. Die vorliegende Arbeit wurde durch Medienberichte motiviert, die einen negativen Zusammenhang zwischen regionaler Impfquote und regionaler Sterblichkeit tatsächlich annehmen und sich dabei auf eine Presseerklärung der EHA Jena nebst eindrucksvoller Grafik vom Januar 2022 stützen. Allerdings ist die zugrundeliegende wissenschaftliche Arbeit weder als Artikel noch als Preprint erschienen. Nachfragen bei den Autoren blieben unbeantwortet. Im Folgenden wird der empirische Zusammenhang zwischen Sterblichkeit und Impfquote für den gesamten Zeitraum 2021 bis 2022 untersucht, um Zufallsausreißer auszuschließen.
Regionale Sterblichkeit
Das Statistische Bundesamt stellt unter diesem Link Sterbefälle nach Bundesländern zur Verfügung, und zwar getrennt für die vier Altersgruppen 0 bis 64 Jahre, 65 bis 74 Jahre, 75 bis 84 Jahre sowie ab 85 Jahren. Die unterste und die oberste Altersgruppe sind für eine Analyse wenig brauchbar, da Kinder und Jugendliche viel seltener sterben als 64-Jährige; dasselbe gilt beim Vergleich 85- bzw. 100-Jähriger. Daher werden im Weiteren nur die Altersgruppen 65 bis 74 Jahre sowie 75 bis 84 Jahre berücksichtigt. Bevölkerungszahlen nach Bundesländern und Altersjahren erhält man unter diesem Link in Tabelle 12411-0012. Dabei wurden für die noch nicht bekannten Daten aus Dezember 2022 Schätzwerte verwendet. Dividiert man die Sterbefälle eines Jahres durch den Bevölkerungsstand am Jahresanfang, erhält man Sterberaten. Diese Normierung ist wichtig, da die Bevölkerung in den oberen Altersklassen seit Jahren massiv zunimmt und in den unteren Altersklassen eher zurückgeht. Anders als Übersterblichkeiten oder Lebenserwartungen setzen die hier verwendeten Sterberaten keine Modellannahmen voraus, die bei Strukturbrüchen wie der Coronakrise ab 2020 durchaus diskutabel erscheinen, sondern sind rein deskriptive Maße.
Im betrachteten Zeitraum 2021 und 2022 variierten die Sterberaten der Bundesländer in der Altersgruppe 65 bis 74 Jahre zwischen 1,6% in Baden-Württemberg (BW) und 2,1% im Saarland (SL) und Sachsen-Anhalt (ST). In der Altersgruppe 75 bis 84 Jahre lagen die Sterberaten zwischen 4,3% in Baden-Württemberg und 5,3% im Saarland. Die Rangfolge der Bundesländer ist nicht starr, sondern je nach Betrachtungszeitraum verschieden, da Hitze- und Infektionswellen als wichtige finale Todesursachen oft regional begrenzt auftreten.
Regionale Impfquoten
Das Robert-Koch-Institut (RKI) stellt unter diesem Link Impfquoten zur Verfügung, die nach Bundesländern und Altersgruppen aufgeschlüsselt sind. Die oberste Gruppe umfasst Personen im Alter ab 60 Jahren. Der Datenstand zum 30.12.2022 wird im weiteren als Näherungsgröße für die Impfquoten der 65- bis 74-Jährigen bzw. der 75- bis 84-Jährigen verwendet, die sich vermutlich nicht stark unterscheiden, da sie allesamt als vulnerabel deklariert wurden. Ende 2022 lag der Anteil grundimmunisierter (oder nach früherer Terminologie: vollständig geschützter) Personen an der regionalen Ü60-Bevölkerung zwischen 84 Prozent in Sachsen (SN) und 98 Prozent in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Allerdings muss hierbei beachtet werden, dass das RKI die Daten nicht nach dem Wohnort gliedert, sondern nach dem Impfort. Da die Stadtstaaten als Oberzentren für die angrenzenden Flächenländer fungieren, werden ihre Impfquoten tendenziell überhöht sein. Die vom RKI für Bremen in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre ausgewiesene „Impfquote“ von 100,7 Prozent belegt das. Aus diesem Grund beschränkt sich die folgende Analyse auf die dreizehn Flächenländer. Unter ihnen weisen das Saarland (SL) mit 93,7 Prozent und Nordrhein-Westfalen (NW) mit 91,1 die höchsten Impfquoten auf.
Impfungen und Gesamtsterblichkeit
Nach diesen Vorüberlegungen kann nun die Frage nach dem Zusammenhang zwischen regionaler Impfquote und regionaler Sterblichkeit beantwortet werden. Das folgende Streudiagramm zeigt auf der Ordinate die durchschnittlichen Sterberaten 2021/22 der Flächenländer für die Altersgruppe 65 bis 74 Jahre. Auf der Abszisse sind die oben definierten Impfquoten abgetragen. Die schwarze Trendlinie verdeutlicht, dass zwischen der Impfintensität und der Sterberate ein positiver Zusammenhang besteht; der Korrelationskoeffizient beträgt +0,19. Je höher also die regionale Impfquote, desto höher die regionale Sterberate.
Abb. 1: Sterberaten und Impfquoten 65 bis 74 Jahre.
In der Altersgruppe 75 bis 84 Jahre ist der Zusammenhang ausgeprägter. Die Sterberaten sind hier natürlich durchgehend höher. Aber auch die positive Korrelation zwischen Impfquote und Sterberate fällt mit +0,28 höher aus als im vorstehend betrachteten Fall.
Abb. 2: Sterberaten und Impfquoten 75 bis 84 Jahre.
Die hiesige Studie umfasst den gesamten Zeitraum Anfang 2021 bis Ende 2022, um kurzfristige Artefakte und insbesondere „dry tinder“ Effekte auszuschließen. „Dry tinder“ bezeichnet die empirische Regularität, dass auf Jahre hoher Sterblichkeit oft Jahre geringer Sterblichkeit folgen, da starke Hitze- oder Infektionswellen viele anfällige Menschen dahinraffen, die damit aus der Population herausfallen; dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt. Durch Herausgreifen kurzer Zeiträume lassen sich sowohl positive als auch negative Korrelationen stützen, die wenig Aussagekraft haben.
Gleichwohl sei abschließend ein Blick auf das Jahr 2022 geworfen, um die Wirkung dritter und vierter Impfungen zu analysieren, die 2021 noch kaum verabreicht wurden. In den Gruppen 65 bis 74 Jahre bzw. 75 bis 84 Jahre betragen die Korrelationen zwischen Doppelboosterquote und Sterberate +0,04 bzw. -0,01. Anders als bei der Grundimmunisierung besteht also so gut wie kein Zusammenhang mit der Sterberate. Auch hier könnte ein „dry tinder“ ursächlich sein, wonach anfällige Personen, die 2021 infolge der Erst- oder Zweiimpfung verstarben, aus der Population herausfielen und als Sterbekandidaten im Jahr 2022 nicht mehr verfügbar waren.
Fazit
Für die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen sind diejenigen beweispflichtig, die sie zulassen, in Verkehr bringen und Menschen zur Verwendung veranlassen. Der politische Rückhalt der neuartigen Impfstoffe beruht auf der Kausalitätsbehauptung „Impfen schützt“, die eine negative Korrelation von Impfquote und Sterblichkeit impliziert. Gefunden wurde beim Vergleich der deutschen Flächenländer im Gesamtzeitraum 2021 bis 2022 aber eine positive Korrelation, die den Verdacht nahelegt, dass unerwünschte Nebenwirkungen der Impfungen mögliche positive Wirkungen überwiegen könnten. Dieser Befund spricht gegen einen wie immer gearteten direkten oder indirekten Impfzwang. Vielmehr sollte die Impfentscheidung dem einzelnen überlassen bleiben. Freilich beschränkte sich die Analyse auf die Altersgruppen 65 bis 74 bzw. 75 bis 84 Jahre, für die geeignete Daten verfügbar waren, und besagt nichts über das Nutzen-Risiko-Profil bei Jüngeren sowie bei Personen ab 85 Jahren. Man kann vermuten, dass die Bilanz bei den wenig gefährdeten Jungen ungünstiger ausfällt als in den betrachteten Altersgruppen.
Über den Autor:Prof. Dr. Stefan Homburg, Jahrgang 1961, hat Volkswirtschaftslehre, Mathematik und Philosophie studiert, habilitierte 1991 in Volkswirtschaftslehre und ist Professor der Leibniz Universität Hannover i.R. Von 1997 bis 2021 war er dort Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen. Als parteiloser Wissenschaftler hat er alle im Bundestag vertretenen Parteien beraten, unter anderem bei Anhörungen des Finanzausschusses, des Haushaltsausschusses und des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestags. Im April 2020 veröffentlichte er in der WELT den Artikel: „Warum Deutschlands Lockdown falsch ist – und Schweden vieles besser macht“, im Mai 2020 dann im Handelsblatt den Text: „Nicht Lockerungen müssen begründet werden, sondern die Fortdauer der Beschränkungen“. Er schreibt: „Als aufgeklärter Bürger lasse ich mir nicht von angeblichen Experten diktieren, wie ich zu denken habe, sondern bilde mir eine eigene Ansicht und verbreite sie.“ Homburg ist Autor des Buches Corona-Getwitter. Auf Twitter hat er über 80.000 Follower.
Der Umstand, dass die Altersgruppe 55-65 nicht berücksichtigt wurde spricht Bände. In meinem persönlichen beruflichen und privaten Umfeld kenne ich aus dieser Altersgruppe zwölf Todesfälle im Zusammenhang mit DER Impfung. Alle! waren gesund und starben plötzlich ohne Vorwarnung. Bei den älteren Jahrgängen tritt vermehrt Krebs und SARS auf und dann gibt es noch sicherheitshalber den Booster. Wenigstens "beendete" das die Leidenszeit.
Prof. Dr. Stefan Homburg äußert sich auch in diesen Beitrag wieder in seinem unaufgeregten Stil, in dem er immer wieder mal zum Themenbereich zu hören und zu lesen ist. Eine vorbildliche Herangehensweise trotz der klar herausgearbeiteten gravierenden Fragestellung, ob nämlich die unterschiedlichen Quoten an mit den experimentellen Injektionen misshandelten Menschen - aufgeschlüsselt nach Bundesländern - nicht als ein Warnsignal verstanden werden müssen, das auf tödliche „Nebenwirkungen“ der „Impfkampagne“ hindeutet und behördlich vordringlich untersucht werden muss.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hingegen sieht Anlass für seine ganz unbelegte Vermutung, dass Herzerkrankungen wie Myokarditis und vermehrter Immunschwäche die Folge mehrfacher Corona-Infektionen seien. Anders als der Paniker Karl Lauterbach ist Stefan Homburg auch dann ohne Maske zu sehen, wenn eine Kameralinse in Sichtweite ist.
Stefan Homburg ist als vormalig reputierlicher Experte für die Mainstream-Medien bei letztgenannten in Ungnade gefallen. Damit erging es ihm wie vielen Zeitgenossen, die couragiert und beharrlich abweichende Meinung zu umstrittenen Themenbereichen äußerten. Mit der Veröffentlichung in den neuen Medien, hier bei Multipolar, ist er eine Art Pontifex Maior zwischen den medialen Blasen einer gespaltenen Gesellschaft, die ihre Kontroversen nicht mehr respektvoll und unter Einhaltung der darauf fußenden Spielregeln auszutragen vermag.
Wenn schon der Pontifex Maximus in Rom, der zum vermeintlich volksnahen Franziskus umgeflaggte argentinische Jesuit auf dem Stuhl Petri, als Kollaborateur der skrupellosen selbsternannten Machteliten unterwegs ist, schätze ich den Professore Homburg desto mehr, zumal er auch gelegentlich seinen Humor einfließen lässt. Als weggelaufener Messdiener kommt mir in den Sinn: Gratias agimus tibi propter magnum gloriam tuam.
Man darf dabei aber nicht vergessen, dass Schweden trotz ähnlicher "Impf"-Quote diese Übersterblichkeit nicht hat, weshalb auch die Panikmache und die Maßnahmen die großen verantwortlichen Faktoren sein könnten, die es ja in Schweden so nicht gab. Die Unterschiede in den Bundesländern sind trotzdem erklärbar. Die Menschen dort haben schlicht verschieden auf die Panikmache und die Maßnahmen reagiert. In Sachsen z.B. haben sich viele nicht an das Kontaktverbot gehalten, außerdem haben sich viele von der durch die Medien geschürten Angst gar nicht erst beeindrucken lassen. Angst, und zwar Dauerangst, macht krank bzw. krankheitsanfällig.
Herausgegeben von Stefan Korinth, Paul Schreyer und Ulrich Teusch
Will Putin ein Imperium errichten – oder die Souveränität und Existenz Russlands sichern? Diese Frage, von deren Antwort die Bewertung des Krieges abhängt, wird in den großen Medien weiterhin kaum diskutiert. Wohl, weil jeder die Antwort schon zu kennen glaubt. Doch diese Gewissheit kann politisch verheerend sein. Eine Spurensuche.
Am 27. Februar 2022, drei Tage nach Kriegsbeginn, erklärte Bundeskanzler Scholz im Bundestag (Video), dass der russische Präsident den Angriff gegen die Ukraine „aus einem einzigen Grund“ führe: „Die Freiheit der Ukrainerinnen und Ukrainer stellt sein eigenes Unterdrückungsregime infrage.“ Putin wolle daher „ein unabhängiges Land von der Weltkarte tilgen“, „die Verhältnisse in Europa nach seinen Vorstellungen grundlegend neu ordnen“ und „ein russisches Imperium errichten“.
Auf dieser Argumentation des Bundeskanzlers fußt die deutsche Politik seither, die in dieser Woche schließlich in dem Beschluss kulminierte, nun doch schwere Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Deutsche Panzer rollen wieder gegen Russland, wie zuletzt in den Jahren 1941 bis 1945.
Die Scholzsche Argumentation steht im Einklang mit der Interpretation der USA, sie gleicht ihr bis aufs Wort. Sie ist jedoch schlecht bis gar nicht belegt. John Mearsheimer, Jahrgang 1947 und einer der international renommiertesten Politikwissenschaftler, hat darauf im Juni 2022 in einem ausführlichen Essay hingewiesen:
„[Putin] werden imperiale Ambitionen nachgesagt – er wolle die Ukraine und andere Länder erobern, um ein Großrussland zu schaffen, das eine gewisse Ähnlichkeit mit der ehemaligen Sowjetunion aufweist. Mit anderen Worten: Die Ukraine ist Putins erstes Ziel, aber nicht sein letztes. (…) Dieses Narrativ wird zwar immer wieder in den Mainstream-Medien und von praktisch allen westlichen Staatsoberhäuptern wiederholt, aber es gibt keine Beweise dafür. (…) Um zu belegen, dass Putin die gesamte Ukraine erobern und Russland einverleiben wollte, muss erstens nachgewiesen werden, dass er dies für ein erstrebenswertes Ziel hielt, zweitens, dass er es für ein realisierbares Ziel hielt, und drittens, dass er dieses Ziel zu verfolgen beabsichtigte. Es gibt keine Beweise dafür, dass Putin am 24. Februar, als er seine Truppen in die Ukraine schickte, in Erwägung zog, geschweige denn beabsichtigte, die Ukraine als unabhängigen Staat zu beenden und sie zu einem Teil von Großrussland zu machen. (…)
Man könnte argumentieren, dass Putin über seine Motive gelogen hat, dass er versucht hat, seine imperialen Ambitionen zu verschleiern. Ich habe ein Buch über Lügen in der internationalen Politik geschrieben und für mich ist klar, dass Putin nicht gelogen hat. Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse ist, dass Staatsoberhäupter sich nicht oft gegenseitig anlügen, sondern eher ihre eigene Bevölkerung. Was Putin anbelangt, so ist er, was auch immer man von ihm halten mag, nicht dafür bekannt, andere Staatsführer zu belügen. Obwohl einige behaupten, dass er häufig lügt und man ihm nicht trauen könne, gibt es kaum Beweise dafür, dass er ausländische Zuhörer belogen hat. (…) Er hat nicht ein einziges Mal angedeutet, dass er die Ukraine zu einem Teil Russlands machen will. Sollte dieses Verhalten Teil einer gigantischen Täuschungskampagne sein, so wäre dies ohne Beispiel in der Geschichte. (…)
Erst als im Februar 2014 die Ukraine-Krise ausbrach, begannen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten plötzlich, Putin als gefährlichen Führer mit imperialen Ambitionen und Russland als ernsthafte militärische Bedrohung zu bezeichnen, die es einzudämmen gelte. Was hat diese Verschiebung verursacht? Diese neue Rhetorik sollte einem wesentlichen Zweck dienen: den Westen in die Lage zu versetzen, Putin für den Ausbruch der Unruhen in der Ukraine verantwortlich zu machen. Und jetzt, da sich die Krise in einen ausgewachsenen Krieg verwandelt hat, muss unbedingt sichergestellt werden, dass er allein für diese katastrophale Wendung der Ereignisse verantwortlich gemacht wird. Dieses Schuldzuweisungsspiel erklärt, warum Putin heute hier im Westen weithin als Imperialist dargestellt wird, obwohl es kaum Beweise gibt, die diese Perspektive stützen.“
Mearsheimers Erörterungen wurden von den großen Medien in Deutschland nahezu vollständig ignoriert – also nicht etwa angegriffen oder gar widerlegt, sondern schlicht totgeschwiegen. Einer der wenigen amtierenden Akteure, der aus dieser Phalanx ausbrach, war der französische Staatspräsident Macron, der Anfang Dezember 2022 erstmals forderte, Russland Sicherheitsgarantien zu geben und so zu einem Friedensschluss zu kommen:
„Einer der wesentlichen Punkte, auf die wir eingehen müssen, (...) ist die Furcht, dass die NATO an die Türen Russlands heranrückt, und die Stationierung von Waffen, die Russland bedrohen könnten. (…) Deswegen müssen wir ausarbeiten, wozu wir bereit sind, wie wir unsere Partner und Mitgliedstaaten schützen – und wie wir Russland Garantien geben, sobald es an den Verhandlungstisch zurückkehrt.“
Macrons Aussage bedroht das herrschende westliche Erklärungsmuster im Kern. Wenn es gerechtfertigt, ja sogar geboten ist, Russland Sicherheitsgarantien zu geben, dann folgt daraus, dass eine existenzielle Bedrohung Russlands durch die NATO keine Fantasie Putins ist – wie gemeinhin in Politik und Medien erklärt –, sondern faktische Realität. Es folgt daraus dann auch, dass Putins Feldzug gegen die Ukraine tatsächlich mit russischen Sicherheitsinteressen zu erklären ist, und nicht mit etwaigen imperialen Ambitionen.
Wenig überraschend wurde Macrons Vorstoß umgehend unter Beschuss genommen. Beispielhaft reagierte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Nils Schmid:
„Die Worte Macrons verwundern. Die Nato hat zu keinem Zeitpunkt Russland bedroht (…) Solange Russland eine imperialistische Außenpolitik verfolgt, ist eine gesamteuropäische Friedensordnung unter Einschluss Russlands nicht möglich.“
Macron verfolgte seinen Vorschlag nicht weiter, sondern reihte sich wieder in die NATO-Position ein und kündigte Anfang Januar Panzerlieferungen an die Ukraine an.
Putin selbst hatte am Tage des Kriegsbeginns die Motivlage Russlands so erläutert:
„Ich beziehe mich auf das, was uns besonders beunruhigt und besorgt, die fundamentalen Bedrohungen, die Schritt für Schritt, Jahr für Jahr, von unverantwortlichen Politikern im Westen gegen unser Land gerichtet werden. Ich beziehe mich auf die Ausdehnung des NATO-Blocks nach Osten, auf die Nähe seiner militärischen Infrastruktur zu den Grenzen Russlands. Es ist bekannt, dass wir seit 30 Jahren hartnäckig und geduldig versuchen, mit den führenden NATO-Ländern eine Einigung über die Grundsätze der gleichen und unteilbaren Sicherheit in Europa zu erzielen. Als Antwort auf unsere Vorschläge sind wir immer wieder entweder auf zynische Täuschungen und Lügen oder auf Druck und Erpressungsversuche gestoßen, während sich das Nordatlantische Bündnis trotz all unserer Proteste und Bedenken immer weiter ausdehnt. Die Kriegsmaschinerie ist in Bewegung und, ich wiederhole das, sie kommt sehr nahe an unsere Grenzen heran. (...)
Trotz allem haben wir im Dezember 2021 erneut versucht, mit den USA und ihren Verbündeten eine Einigung über die Sicherheitsgrundsätze in Europa und über die Nichterweiterung der NATO zu erzielen. Alles umsonst. Der Standpunkt der USA hat sich nicht geändert. Sie halten eine Einigung mit Russland in dieser für uns wichtigen Frage nicht für notwendig, sie verfolgen ihre eigenen Ziele und setzen sich über unsere Interessen hinweg.
Und natürlich stellt sich in dieser Situation die Frage: Was ist als nächstes zu tun, was ist zu erwarten? Wir wissen aus der Geschichte, dass die Sowjetunion 1940 und Anfang 1941 alles getan hat, um den Ausbruch des Krieges zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Dazu gehört auch, dass man buchstäblich bis zur letzten Minute versucht, den potenziellen Angreifer nicht zu provozieren, indem man die notwendigsten und naheliegendsten Schritte zur Vorbereitung auf die Abwehr des unvermeidlichen Angriffs nicht durchgeführt oder aufgeschoben hat. Und die Schritte, die schließlich unternommen wurden, waren katastrophal verspätet.
Infolgedessen war das Land auf den Einmarsch Nazi-Deutschlands, das am 22. Juni 1941 ohne Kriegserklärung unser Land angriff, nicht vollständig vorbereitet. Der Feind konnte gestoppt und dann vernichtet werden, allerdings zu einem kolossalen Preis. Der Versuch, dem Aggressor am Vorabend des Großen Vaterländischen Krieges zu gefallen, war ein Fehler, der unser Volk teuer zu stehen kam. In den ersten Monaten der Kämpfe haben wir große, strategisch wichtige Gebiete und Millionen von Menschen verloren. Wir werden einen solchen Fehler nicht ein zweites Mal machen, dazu haben wir kein Recht. (…)
Das Problem besteht darin, dass auf den an uns angrenzenden Gebieten – wohlgemerkt auf unseren eigenen historischen Territorien – ein 'Anti-Russland' geschaffen wird, das unter vollständige Kontrolle des Auslandes gestellt, von den Streitkräften der NATO-Länder intensiv entwickelt und mit den modernsten Waffen vollgepumpt wird. Für die USA und ihre Verbündeten ist die sogenannte Politik der Eindämmung Russlands eine offensichtliche geopolitische Dividende. Für unser Land ist es jedoch letztlich eine Frage von Leben und Tod, eine Frage unserer historischen Zukunft als Nation. Und das ist keine Übertreibung – so ist es nun einmal. Das ist eine echte Bedrohung nicht nur für unsere Interessen, sondern für die Existenz unseres Staates und seine Souveränität. Das ist die rote Linie, über die immer wieder gesprochen wurde. Sie haben sie überschritten. (...)
Bei den heutigen Ereignissen geht es nicht darum, die Interessen der Ukraine und des ukrainischen Volkes zu verletzen. Es geht darum, Russland selbst vor denen zu schützen, die die Ukraine als Geisel genommen haben und versuchen, sie gegen unser Land und seine Bevölkerung einzusetzen.“
Wie auch immer man zu Putin steht: Früher oder später wird es Verhandlungen der USA mit Russland geben – zumindest, sofern der Konflikt nicht in einen Krieg mit Atomwaffen ausarten und große Teile der Welt unbewohnbar machen sollte. In diesen anstehenden Verhandlungen werden die von Putin genannten Punkte diskutiert werden – so wie Macron es im Dezember 2022 vorschlug. Das Ignorieren dieser Punkte ist denn auch der argumentative Schwachpunkt der westlichen Seite: Wenn der Westen, insbesondere die USA, Russland tatsächlich nicht angreifen, schädigen und schwächen wollen – wie sie es bis zum Beginn des Krieges behaupteten –, warum ist es dann unmöglich, dem Land schriftliche Sicherheitsgarantien zu geben und durch praktische Schritte die eigenen guten Absichten glaubhaft zu machen?
Dieser Schwachpunkt wird seit dem 24. Februar 2022 durch ein Übermaß an Rhetorik verdeckt. Man müsse doch der Ukraine gegen den Angriff beistehen, könne solches Unrecht keinesfalls hinnehmen etc. Doch eine solche wohlmeinende Rhetorik hilft allenfalls, sich seiner selbst zu versichern. Sie löst keine Konflikte. Russlands erklärte Interessen zu ignorieren oder offen abzulehnen heißt praktisch nichts anderes als das Land selbst abzulehnen und es der eigenen, westlichen Macht kategorisch unterordnen zu wollen.
Dazu aber, so sollte ein aufgeschlossener Beobachter inzwischen konstatieren können, ist dieses Land nicht nur zu groß und durch seine Rohstoffe zu vermögend, sondern auch international – zumindest abseits der westlichen Kriegsallianz von Washington über London bis Warschau und Vilnius – zu respektiert.
Der fortdauernde Krieg, der sich mit jedem Monat ausweitet und in den Deutschland sich immer unheilvoller verstrickt, wird am Ende den Westen selbst für Jahre und Jahrzehnte kompromittieren und schädigen – selbst wenn die USA und ihre Alliierten ihn „gewönnen“. Eine Verherrlichung des Militarismus, wie aktuell zu beobachten, führt in keine frohe Zukunft, im Gegenteil. Die nun – unter dem Beifall von Grünen, FDP und CDU, aber abseits jedes Parlamentsbeschlusses – dekretierten Panzerlieferungen weisen jedenfalls einen Weg, den Deutschland schon einmal ging – und der direkt in seinen Untergang führte.
Information zum Titelbild: Wolgograd: Soldaten stehen Wache neben der von einer steinernen Hand gehaltenen Ewigen Flamme im Saal des Soldatenruhmes. Das Denkmal befindet sich auf dem Gelände der Kriegs-Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel, die an die Schlacht von Stalingrad erinnert. An den Wänden hängen Tafeln mit den Namen der auf dem Mamajew-Hügel gefallenen Soldaten. Foto: Andreas Gebert/dpa
Wir (Deutschland) bewegen uns auf dünnem Eis, in einem Krieg, der nicht unser Krieg ist. Wer etwas mehr über den Krieg und Moskaus Ziele wissen möchten, empfehle ich folgendes Buch (keine Angst, nur 80 Seiten) „Der Ukraine Konflikt: Wie Russlands Nachbarland zum Kriegsschauplatz wurde“ von Georg Auernheimer, ISBN 978-3-910568-00-6 Erhältlich unter https://www.hintergrund.de/
Es erklärt anschaulich die Zusammenhänge, nachvollziehbar, dass Putin am 24.02.2022 dem Abschlachten von Zivilisten im Donbass nicht mehr tatenlos zusehen konnte.
Unser Problem ist, dass die MSM und allen voran der ÖRR von Grünen infiltriert sind. Diese Grünen sind offensichtlich US gesteuert. Man erinnere sich an Joschka Fischers dämliches Grinsen, als er der damaligen US-Außenministerin Albright begegnete. Der machte sich damals voll zum Lackaffen. Die Grünen sind seit Fischer transatlantische Kriegshetzer ohne Ende. Dem trägt die einseitige "Berichterstattung" im ÖRR voll Rechnung. Die Menschen werden nicht informiert, sie werden mit US-NATO-Propaganda desinformiert. So ist auch erklärlich, dass ca. 50% der Menschen in Deutschland die Panzelieferungen befürworten. Das ist das Ergebnis jahrelanger, grüner Propaganda.
Multipolar Mitherausgeber Paul Schreyer ist auf einem schmalen Landstreifen an der Ostsee östlich von Rostock aufgewachsen. Der im Fischland aufgewachsene Autor gilt manchen Zeitgenossen bis heute als very fishy. So beurteilte Klaus von Beyme (gest. Dez. 2021) den Journalisten Paul Schreyer als „Putin-Versteher“, wofür ihm auch dieser jüngste Artikel wieder als Beleg gegolten haben würde. Außerhalb des als Sudelplattform zur Diskreditierung Andersdenkender genutzten Wirkungsbereichs der Wikipedia Junta hingegen: man schätzt Paul Schreyers Texte, seine Bücher sind keine Ladenhüter.
Kanzler Scholz hatte es zeitweise mit einem Junktim versucht. Er wolle die deutschen Panzer zunächst nur dann liefern, wenn die USA ihrerseits sich auch auf die Lieferung ihrer schweren Kampfpanzer verbindlich festlegen würden. Ich verstehe es als weitere Demütigung des deutschen Regierungschefs, dass jetzt Scholz zuerst lieferte und die USA erst danach die Lieferung ihrer schweren Abrams Panzer in Aussicht stellten.
Es ist zu Deutschlands Schaden, von einem Kanzler regiert zu werden, der sich an seine Gespräche mit dem Hamburger Bankhaus nach Steuerhinterziehung über berechtige Steuernachzahlungen an das Finanzamt vorgeblich nicht erinnern kann. Denn es könnte sein, dass im Überwachungsstaat andere Seilschaften und alliierte „befreundete“ Dienste aus dem Abhöraufkommen aussagefähigere Auskünfte geben könnten, als dem Kanzler und seiner ihn nominierenden Partei lieb sein kann. Wer sich so angreifbar macht, ist in Ausübung eines hohen Staatsamts absehbar ein Sicherheitsrisiko.
Abschließend will ich mich auch als Putin-Versteher outen. Suspekt ist mir etwa seine Kollusion in der weltweiten „Pandemiebekämpfung“ durch die Impfkampagne auch in Russland und sein Kooperieren beim Thema digitales Zentralbank-Geld. Aber andererseits ist ihm die Begrenzung der Macht von russischen Oligarchen zu danken, denen gegenüber er die Richtlinienkompetenz des Staatschefs für die Interessen seiner Nation durchsetzte und den Ausverkauf der Rechte für die Ausbeutung russischer Bodenschätze an westliche Konzerne unter Jelzin ausbremste.
Der Beschuss des russisch geprägten Donbass durch die Armee der Ukraine lief schon und die Zusagen zur Durchsetzung der Minsk Abkommen durch die Vertragsparteien fruchteten nicht. Die Angriffe nahmen vielmehr zu. Derweil war Putin als geladener Hochzeitsgast im Sommer 2018 in die südliche Steiermark gekommen, um den geschlossenen Ehebund von Dr. Karin Kneissl, die damals als österreichische Außenministerin amtierte, mitzufeiern. Außer seiner Tischrede in deutscher Sprache und einigen Geschenken hatte er im Schlepptau auch den Kosakenchor mitgebracht. Und die hatten zur Vorbereitung auf diesen Auftritt ihre Kosakentracht in die Koffer gepackt und Udo Jürgens Gassenhauer „Siebzehn Jahr - blondes Haar“ von A.D. 1965 einstudiert und zum Besten gegeben.
Bootlegs und Mitschnitte dieses Auftritts werden allenfalls als Bückware unter dem Ladentisch angeboten und würden bei Youtube vermutlich ein Opfer der Cancel Culture. Wer so etwas hinkriegt, dem kann man einen gewissen Witz nicht absprechen, der in der Diplomatie manchmal zur Schaffung geschmeidiger Gesprächskanäle etwas bewirken kann. Ich nehme an, dass ein landeskundiger Wink aus der russischen Ministerialbürokratie Putin diesen Einfall auf den Schreibtisch brachte und er Gefallen daran fand. Mit so jemandem als Staatschef müsste sich auch über unterschiedliche staatliche Interessen entspannt mal reden lassen. Es wäre kein Nachteil für die durch den Stellvertreterkrieg geschundene Ukraine und das Leid ihrer Bevölkerung, aber auch der russischen Soldaten.
Vollkommen anders als im letzten Krieg gegen Russland wusste die deutsche Regierung noch die applaudierende, kriegsgeile Masse hinter sich. (Historisch vergleichend könnte man auch feststellen: Was hat der Goebbels sich im Sportpalast noch Mühe gegeben!)
Baerbocks heutige und beiläufige Kriegserklärung hingegen fiel bei den Anwesenden auf gedämpften Beifall. In der Bevölkerung dürften fernab frisierter Umfragen mehrheitlich andere Alltagsprobleme und Sorgen schwerer wiegen und allenfalls ein Schulterzucken hervorrufen, wenn nicht sogar Angst.
Diesen Krieg wird nämlich die Partei gewinnen, die den stärkeren Nachschub an Mann und Material sicherstellen kann. Ob es die NATO sein wird, darf man getrost bezweifeln, da sie — derzeit noch in der Ukraine — ihre eigenen Bestände demilitarisiert und noch nicht einmal auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, während Russland bis heute Ressourcenschonung betreibt.
Und was westliche Garantien und Halluzinationen angeht: Joe Biden hat erst heute wieder behauptet, die Rüstungshilfe für die Ukraine stelle keine Gefahr für Russland dar. Letzteres würden die USA wohl selbst dann behaupten, während sie Atombomben über Moskau abwerfen. Die westliche Eskalation gerät außer Kontrolle — erst schleichend, dann plötzlich.
Und völlig unfassbar, die Außenministerin von Deutschland erklärt „öffentlich“, dass wir, also unser Deutschland, sich im Krieg (!) befindet mit Russland. Mit welcher Überheblichkeit und Verblendung darf diese Frau unser Land überhaupt vertreten? In welche Zukunft manövrieren unsere Politiker die Menschen in diesem Land? Mit welcher Autorität entscheiden die so etwas?
Von den Wahlberechtigten von 61.181.072 Bürgern vertreten z.B. die Grünen mit einem Stimmenanteil von 6.852.206 gerade einmal 11,20 % der wahlberechtigten Bürger, die FDP 8,7% (5.319.953 wahlberechtigte Bürger), die SPD 19,52% (11.955.434 w.B.). In ihrer Gesamtheit vertritt die Ampelregierung also gerade einmal 39,4% der wahlberechtigten Bürger dieses Landes (24.127.592 w.B.). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von ca. 83 Mio Menschen bedeutet das einen Anteil für die Grünen von 8,26 % und für die Regierung von 29,1%.
In welch einer Selbstüberschätzung zerstören diese Politiker die Zukunft dieser Menschen? Mit welchem Recht tun sie das? Das sind doch gebriefte Hofnarren! Man kann in diesem Land nur noch Angst um die Zukunft haben .....
JAN, 29. Januar 2023, 10:05 UHR
Die deutsche Außenministerin erklärt Russland den Krieg. Das Auswärtige Amt ist bemüht, den Kreis zu quadrieren und diese Äußerung ihrer Ministerin entsprechend abzufedern. Nun ist zu lesen, dass der Bundeskanzler wohl auf Distanz zu seiner Außenministerin und deren Verbalitäten geht. Wie gut, dass hierbei nicht wesentliche Bereiche unserer Landesinteressen betroffen sind. Es ging ja nur um eine beiläufige Kriegserklärung. Schlimmer wäre es, den Beginn des Karnevals zu verschieben, einen verkaufsoffenen Sonntag zu canceln oder sich politisch inkorrekt über die Nationalität von Messerangreifern in Regionalbahnen zu ergehen.
Doch da es nur um eine kleine Erklärung ging, Schwamm drüber. Herr Scholz warb ja in diesem Zusammenhang um Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. Wie gut, dass alles unter der Sonne schon da war. Daher dürfte Frau Annalena B., insbesondere weil sie aus dem Völkerrecht kommt, die folgenden alten Worte kennen und verstehen - si tacuisses.
Mir scheint es nicht allzu schwer zu sein, das Motiv zu benennen. Man denke nur an die diplomatischen Versuche Russlands im Herbst/Winter 21/22, den Westen zur Anerkennung seiner Sicherheitsinteressen zu bewegen, und mit welcher Herablassung die entsprechenden Vorstöße Lawrows vom Tisch gewischt wurden. Auch dürften die Beschlüsse der US-Administration zur Aufrüstung der Ukraine im Januar (Lend and Lease) als weitere Eskalation des Donbas-Kriegs für Nervosität im Kreml gesorgt haben, zusammen mit der Geheimdienst-Information über einen Großangriff auf Donezk und Lugansk noch im Februar 22. Das nachfolgende Verfahren zur Anerkennung der Donbas-Republiken und der Abschluss eines Beistandspakts wurde im Eilverfahren durchgezogen (Putin ist Jurist und daher für Ordnung) und die „Militärische Sonderaktion“ gestartet (was die Amis vorher schon wussten).
Warum hat man aber nicht schon nach dem Maidan-Putsch reagiert, die Donbas-Bevölkerung unter dauerndem Beschuss im Stich gelassen, so daß das ukrainische Militär sich in den Bergwerken von Soledar und Ugledar sowie in der alten sowjetischen Infrastruktur einbunkern konnte? Hoffnung auf Verständigung mit dem Westen? Noch fehlende russische Kampfkraft? Geschäftemacherei? Diplomatische Naivität? Jetzt sagt man: Merkel hat uns betrogen! Peinlich aber, daß man sich so lange hat hinters Licht führen lassen. Immerhin hat Putin 2007 schon das Verhältnis des Westens zu Russland klar erkannt.
Indessen ist er auch ein Freund des kapitalistischen Geschäftsmodells. Verwunderlich finde ich, daß man hierzulande „den Kreml“ für eine in sich geschlossene Macht hält. Die großen Ausplünderer der Jelzin-Ära sind eben immer noch da, abgesehen von Chodorkowski, der jetzt von Britannien aus agitiert, und haben Einfluss. Immerhin zahlen sie jetzt Steuern. In den Ministerien, in der Bürokratie, im Kultursektor, im Militärapparat bis in die höchsten Ränge sitzen Leute, die von westlichen Eliten gesteuert sind. Und dann gibt es noch die „Moskau ist weit“-Fraktion in den Regionen. Putin ist durchaus nicht mächtig, er laviert zwischen den Feuern, so gut er kann (aktuell die wiederholte Umbesetzung im Generalstab). Aber kann er verhindern, daß beispielsweise der Konzern Lukoil der Ukraine über eine rumänische Raffinerie russische Ölprodukte liefert?
Doch auf die Frage zurückzukommen, ob Putin ein Imperium errichten wolle: Nach Brzezinskis „The Grand Chessboard“ und den Studien der Rand-Corporation zur Destabilisierung Russlands (die dortigen Empfehlungen werden fahrplanmäßig umgesetzt) und dem mit 5 Milliarden Dollar finanzierten Putsch in Kiew stellt sich eher die Frage nach dem US/UK-Imperium. Die Pläne zur Zerschlagung der russischen Föderation liegen ja vor.
Liebe Kinder, es wieder soweit: Ein Hoch auf den glorreichen Panzerkampf!
Zwei Divisionen seien erst der Anfang. Man zählt und kruschtelt im Moment durch die Depots, Museen und Kolonien und schaut auf die Einlagerungs- und Endverbleibdokumente. In ein paar Monaten könnte es dann soweit sein. Dann ist: Sommer. Na hoffentlich ist man dann noch so weit bei Bewusstsein, den 22. Juni als Stichtag auszulassen... es wären sonst exakt 82 Jahre.
„Neben Deutschland und den USA kündigten zahlreiche weitere Länder an, Kampfpanzer zu liefern. Unter anderem wollen die Niederlande die von Deutschland bisher geleasten Panzer kaufen und dann der Ukraine zur Verfügung stellen. Großbritannien hat bereits angekündigt, 14 Kampfpanzer des britischen Modells "Challenger 2" in die Ukraine zu liefern. Die polnische Regierung will 14 "Leopard 2"-Panzer in die Ukraine liefern. Auch Finnland erklärte, sich einer Panzerlieferung anderer Länder anzuschließen. Frankreich erwägt, Panzer des Typs "Leclerc" zu liefern. Spanien ist bereit zur Lieferung von "Leopard"-Panzern an die Ukraine, wie das Verteidigungsministerium der Nachrichtenagentur EFE zufolge erklärte. Auch Norwegen will der Ukraine "Leopard"-Kampfpanzer zur Verfügung stellen.“(1)
So, wie man sich in der Hauptstadtkorrespondenz gerade warmläuft (2), wäre es ja geradezu zu begrüßen, wenn das Schattenministerium für Öffentlich-Rechtliche Uniformierung und Uninformation, ARD, auch einen Liveticker dezidiert zum Panzerkampf führt! Der vertrauende, hilfsbereite, abwrackende, sein Besteck zu Rheinmetall (AG) gebende Deutsche will doch sicherlich mitfiebern, wenn mit "unseren" Panzern – die militaristisch übrigens auch als die „männliche“ Variante bezeichnet werden, weil sie eine großkalibrige Wumme haben, nicht nur MG – wenn Tötungsmaschinen deutscher Bauart auf ukrainischem Boden wiedermal zügellos „russischen Unrat zu Dünger“ machen sollen, darf das kein Deutscher verschnarchen, denn das „Z“ wurde ja unlängst verboten, womit auch der Friedensbewegung Waffenstillstandsassoziationen per Panzerpiktogramme mit übergestellter comichafter Schlafblase verwehrt bleiben, denn das legitimiert eine als Angriffskrieg eingestufte Gewalthandlung: die russische!
Dabei waren die Begeisterungsbekundungen und Rückhalte pro der damals neuen Gattung Panzerfahrzeug eher recht verhalten. So wie ich das verstehe, können das aber auch Bedenken jener Militärs gewesen sein, welche die Vormacht und Kampfführungsbelange der von ihnen befehligten Soldaten-Bataillone zurückgedrängt sahen: strategisch hatte sich die Infanterie dem Fahrzeugverbund im Einsatz nachzuordnen, die Panzer vorweg, dann die Eliteeinheiten. Das ist mittlerweile komplett anders ausentwickelt und selbstverständlich machen Panzerfahrzeuge einen Unterschied im Rahmen einer bewaffneten Anfeindung.
Die Briten setzten erstmals 49 "Tanks" am Frontabschnitt Flers gegen Stellungen der Deutschen ein – es war der 15. September 1916, der erste Panzerangriff der Geschichte. Von den 49 eingesetzten Tanks hatten 32 das Gefechtsfeld überhaupt erreicht, der Rest war vorher steckengeblieben. 9 wurden von deutschen Stellungen kampfunfähig geschossen, 5 liefen sich in Granattrichtern fest, 9 hatten Motorpannen. Am Nachmittag kehrten 9 zur Ausgangsstellung zurück. Wie das wohl heutzutage laufen wird? Aktuell scheinen die Bodenverhältnisse eher kriegsunfreundlich, fast zögerlich mitzuwirken... Die deutsche Oberste Heeresleitung entschloss sich seinerzeit noch am selben Tage zum Bau von derartigen Kampfwagen. Ab dann wurde ja bekanntlich alles nur noch besser und allerlei Konflikte konnten fortan schnell und unblutig gelöst werden.
Spaßfakt am Rande: Die Mannschaft des ersten deutschen Panzers "A7V" trug Asbestanzüge, Lederhelme, und Splittermasken; Meldungen an den Gefechtsstand wurden per Brieftaube abgegeben. Dafür hatte jeder Panzer im Heck einen Verschlag für die Nachrichtenvögel.
Doch zurück zu Putin!
Der Allerweltsmachthaber Joe „NoStream“ Biden meint, Russland könne den Krieg jederzeit beenden und seine Truppen aus der Ukraine abziehen. Biden meint aber auch im selben Vortrag; „Deutschland hat mich nicht gezwungen, meine Meinung zu ändern“. (3)
So einfach werden heute Kriege beendet: Der Aggressor nimmt sich einem freizügigen Ratschlag des erbitterten Gegners an und zieht seine Truppen aus dem besetzten Gebiet ab – fertig, gute Laune! Der alte Mann beeindruckt mit profaner Konfliktlösungsweisheit – möge man es ihm zu gedenken in Marmor versenkt irgendwo auf The Hill noch mit unterbringen. Putin wird ihm da nicht widersprechen, sondern das ganz genau so sehen, fürchte ich. Und nicht nur der:
„In der finalen Erklärung [der G20 Abschlusserklärung] finden sich schließlich die Worte "Krieg in der Ukraine“. Dieser werde zudem von den "meisten Mitgliedern aufs Schärfste verurteilt". Allerdings gibt es durch die Gipfelteilnehmer keine direkte Schuldzuweisung gegenüber Russland. Lediglich eine Erwähnung einer früheren UN-Resolution findet Eingang, die die russische Aggression thematisiert. Zudem findet sich der Hinweis, dass es unter den G20-Mitgliedern auch andere Sichtweisen auf die aktuelle Situation und die Sanktionen gebe.“ (4)
Was auch immer die Eskalation sein wird, gutheißen kann man die Bestrebungen und Erkenntnisse in der ganzen Menschheitsfamilie, dass Gewaltpolitik, Überfall und Sanktionierung, Krieg und Morden als Verhandlungsverstärker im Internationalen Gefüge scharf abzulehnen sind – und zwar, Achtung: generell, einzuhalten - wennschondennschon - von jedem! Darum hat sich eine Annalena ja barfußlaufend in die Welt aufgemacht, dahin, wo man noch nicht wertewestlich differenzieren kann! Eine Grußnachricht ereilte Sie jüngst von einem gewissen Olaf S., der übermitteln ließ, Sie solle dabei den Planeten bitte nicht verlassen, er müsse ja schließlich auch auf dem Boden bleiben.
Da passt es, oder auch nicht, das für Cum-Ex Verhandlungen offenbar gerade die Räumlichkeiten gebaut werden und jene für Putin und seine Horde sich noch in Skizzierung befinden, man bezüglich der baldigen Errichtung zweiterer aber weitaus zuversichtlicher und mit mehr Herzblut dabei sei. Die Zeitenwende macht vor keinem Halt, ist ja Alternativlos und so. Und tatsächlich, die Wahrheit nebst dem gesamten Kriegstagebuch brechen sich jetzt schon Bahn im gemeinfinanzierten Qualitätsjournalismus – erstere aber in nur drei (Zahl: 3) Zeilen:
„Konfliktparteien als Quelle Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.“ (5)
Es kann diesmal nicht schiefgehen, nur weil all' das schon mal schiefgegangen war, nein, diesmal wird es funktionieren, weil die Deutschen heuer gemeinsam mit anderen europäischen und US-amerikanischen Ausbildern und Servicetechnikern ihre Verhandlungsgeschicke gegen das bestial-aufmüpfige Russland aufbringen. Da man diesmal vorher aber keinen Krieg erklärt, sondern klargestellt hat, letztendlich nicht vorzuhaben, Russland auf allen Ebenen zu isolieren und zu ruinieren, soll es sich auch mal nicht so bedroht fühlen und lieber einlenken. Die schonende Prozedur der Demokratisierung von außen hat noch keinem Land geschadet! Haben Sie Vertrauen in die Regierung! (6) Moment... Haben Sie grundsätzlich nur Vertrauen in ihre Regierung!
Meine Buchempfehlung hierzu:
"Der Mensch ist gut" von Leonhard Frank, geschrieben den kommenden Generationen in 1916 bis 1917, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.