25.02.2022

ÜBER UNS: WAS IST OVD-INFO?

ovdinfo.org, besucht am: 25. Februar 2022        (elektronisch übersetzt, unkorrigiert)

OVD-Info ist ein unabhängiges Menschenrechtsmedienprojekt, das sich der politischen Verfolgung in Russland widmet. Wir helfen denen, die wegen der Ausübung des Rechts auf Versammlungsfreiheit und anderer politischer Grundrechte verfolgt werden.

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25.02.2022

Gerichte und anderer Druck aufgrund von Maßnahmen zur Unterstützung des ukrainischen Volkes und gegen den Krieg

Am 24. Februar begannen in vielen russischen Städten Aktionen gegen die russischen Militäraktionen auf dem Territorium der Ukraine. Am ersten Tag nahm die Polizei mehr als 1800 Menschen fest, dann ging der Druck weiter. Wir verfolgen Gerichtsentscheidungen im Zuge dieser Verhaftungen.


Info: https://ovd.news/news/2022/02/25/sudy-i-drugoe-davlenie-iz-za-akciy-v-podderzhku-naroda-ukrainy-i-protiv-voyny



Weiteres:



OVD-Info (russisch: ОВД-Инфо) ist ein unabhängiges[1] russisches Menschenrechtsmedienprojekt zur Bekämpfung politischer Verfolgung. [2][3][4] 

(en.wikipedia.org, entnommen am 25.02.2022, 21:25 Uhr)

Geschichte

OVD-Info wurde im Dezember 2011 von dem Moskauer Journalisten Grigory Okhotin und dem Programmierer Daniil Beilinson gegründet. Sie wurden Zeugen von Massenverhaftungen von Teilnehmern der Kundgebung am 5. Dezember 2011 gegen die Manipulation der Parlamentswahlen. Zuerst veröffentlichten sie auf Facebook die Gesamtzahl der Gefangenen und ihre Namen. Als sie die Nachfrage nach ihrer Arbeit sahen, starteten sie am 10. Dezember, am Vorabend der Kundgebung auf dem Bolotnaja-Platz in Moskau, die OVD-Info-Website. Der Name des Projekts kommt von der Abkürzung Abteilung für Innere Angelegenheiten (russisch: Отдел Внутренних Дел). [5][6]

Hauptpartner des Projekts ist seit dem 1. Februar 2013 das Memorial Human Rights Center. [7]

Am 29. September 2021 hat das Justizministerium der Russischen Föderation OVD-Info als "foreign agent" benannt. Kritiker sagen, dass die Entscheidung darauf abzielt, abweichende Meinungen zu unterdrücken. [8][9][10]

Am 25. Dezember 2021 hat der Föderale Dienst für die Überwachung von Kommunikation, Informationstechnologie und Massenmedien (Roskomnadzor) die Website von OVD-Info nach einem Gerichtsurteil gesperrt. Ein Vertreter von OVD-Info sagte, dass sie keine Benachrichtigungen von der Regierung erhalten hätten und der Grund für die Sperrung ihnen unbekannt sei. [9][11][12]

Überwachung

OVD-Info beobachtet politisch motivierte Verfolgungen und Fälle von Amtsmissbrauch durch russische Polizisten gegenüber Inhaftierten. OVD-Info veröffentlicht Informationen in Form von Expressnachrichten und Geschichten, die von den Opfern selbst erzählt werden. [13][14]

Rechtsbeistand

Das Projekt bietet Rechtshilfe in Form von Rechtsberatung und einer rund um die Uhr telefonierten Hotline (über die Hotline erhält das Projekt die meisten Informationen, die es dann in seinen Bulletins auf der Website veröffentlicht), Besuche eines Anwalts bei der Polizeibehörde, Rechtshilfe bei Gerichten (bis hin zur Einreichung einer Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte). [13][14]

Informieren

Das Projekt beobachtet Fälle von Gewalt gegen politische Gefangene durch den Bundesgefängnisdienst. Die Website unterhält auch eine Mailingliste mit Berichten über politische Verfolgung in Russland. [13][14]

OVD-Info veröffentlicht Listen von Gefangenen nach Polizeidienststellen, an die sie ausgeliefert wurden. Im Jahr 2018 unterstützte das Projekt 660 Personen in Polizeidienststellen, etwa 200 Personen in der Verwaltung und 32 in Strafsachen. [13][14]

Das Projekt deckt Ereignisse bei vielen Protesten in Russland ab. Insbesondere veröffentlichte OVD-Info detaillierte Statistiken über Festnahmen bei Antikorruptionsprotesten im März 2017,[15][16] bei Protesten gegen die Anhebung des Rentenalters im Jahr 2018. [17][18] Im Juni 2019 spielte das Projekt eine wichtige Rolle dabei, die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Fall des Journalisten Ivan Golunov zu lenken. Gleichzeitig gelang es dem Projekt selbst, bekannter zu werden – am 12. Juni 2019 erhielt OVD-Info an einem Tag eine durchschnittliche monatliche Spendensumme. [14]

Forschung

Das Projekt veröffentlicht auch Berichte, in denen die Praxis der Gesetzesverstöße der russischen Behörden in Bezug auf Kundgebungen und gegen Bürgerrechtler zusammengefasst wird. [19] In den Jahren 2018-2019 wurden Berichte zum Thema Verbot von Kundgebungen in russischen Städten veröffentlicht. [20]

Funktionsweise und Finanzierung

Ab Juni 2019 beschäftigt OVD-Info 28 Mitarbeiter und weitere 300 Personen sind Freiwillige. OVD-Info unterstützt aufgrund begrenzter Ressourcen nur diejenigen, die aufgrund der Äußerung ihrer zivilrechtlichen Position administrativ oder strafrechtlich verfolgt werden. Das Projekt zielt auf die Entwicklung zivilgesellschaftlicher Institutionen und Mechanismen der öffentlichen Kontrolle der Behörden und Strafverfolgungsbehörden in Russland ab. [14]

Das Projekt wird durch freiwillige Spenden von Einzelpersonen sowie durch die Unterstützung der Organisation Memorial, der Europäischen Kommission und der Internationalen Partnerschaft für Menschenrechte finanziert (institutionelle Spender stellen etwa 70% des Budgets zur Verfügung). Im Jahr 2018 gelang es OVD-Info, mehr als 19,8 Millionen Rubel zu sammeln, von denen etwa 5,66 Millionen crowdfunding waren. [21] Russische Banken – TinkoffAlfa-Bank und VTB 24 [Wikidata] – weigerten sich, dass OVD-Info Spenden sammeln konnte. [22] Im Jahr 2013 forderte die Staatsanwaltschaft der Russischen Föderation [Wikidata], dass sich Memorial als ausländischer Agent registrieren lässt, da es Mittel aus dem Ausland erhält, um das OVD-Info-Projekt zu unterstützen, das von der Staatsanwaltschaft als politisch angesehen wurde. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind einige Daten von OVD-Info zu politisch motivierten Verfolgungen nicht objektiv. OVD-Info sagt, dass es keine politische Orientierung hat. [23][24]

Auszeichnungen

Juli 2019: Redkollegia[25]

2020: Lew-Kopelew-Preis[26][27]

2021: Bürgerrechtler des Jahres[28] Leonid Drabkin (russisch: Леонид Драбкин), Operations Coordinator von OVD-Info, wurde als Gewinner der Forbes 30 Under 30-Liste in der Kategorie Soziale Praktiken ausgewählt. [29][30]


Info: https://en.wikipedia.org/wiki/OVD-Info

25.02.2022

Russische Streitkräfte rücken nach Kiew vor

The New York Times, 25. Februar 2022, von Natasha Frost


Zitat: Einen Tag nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine sagte das russische Verteidigungsministerium, seine Streitkräfte hätten mehr als 70 militärische Ziele zerstört, darunter 11 Flugplätze, einen Hubschrauber und vier Drohnen. Russische Streitkräfte eroberten auch das ehemalige Kernkraftwerk in Tschernobyl, nördlich von Kiew, dem Ort der Atomkatastrophe von 1986. Explosionen wurden in Kiew, Charkiw und anderswo gemeldet.

In einer kurzen Videoansprache sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass bisher mindestens 137 Ukrainer getötet worden seien. Russische Saboteure seien in die Hauptstadt Kiew eingedrungen, fügte er hinzu. Er sagte, er befürchte, dass das Land keine militärische Unterstützung erhalten würde. Präsident Biden hat gesagt, dass die US-Streitkräfte nicht in der Ukraine kämpfen werden, sondern dass zusätzliche Truppen nach Deutschland und an die Ostflanke der NATO entsandt werden, um die Verteidigung zu stärken.

Tausende ukrainische Zivilisten sind aus den Städten des Landes geflohen, mit Bussen und Autos voller Familienmitglieder, Haustiere und persönlicher Gegenstände, die kilometerweit außerhalb von Kiew gesichert sind. Anna, eine Bewohnerin von Tschernihiw, die im Stau steckte, wischte sich die Tränen weg, als sie mit Reportern für die Times sprach. "Es tut mir leid, ich habe Angst um meine Kinder", sagte sie.

Hier sind die neuesten Karten der Invasion und die neuesten Updates.
Ziele: Zelensky beschrieb sich selbst als "Ziel Nr. 1" für russische Streitkräfte, gefolgt von seiner Familie, schwor aber, in der Hauptstadt zu bleiben. "Ich bitte die Bürger von Kiew, wachsam zu sein und sich an die Regeln des Kriegsrechts zu halten", sagte er. Er bestritt die Behauptungen Russlands, dass es nur militärische Ziele angreife.

Die Argumente für den Krieg: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wandte sich der russische Präsident Wladimir Putin an die Russen über seine Ziele in der Ukraine. Er stellte den Konflikt als einen gegen den Westen als Ganzes geführten Konflikt dar und argumentierte, dass der Westen die Ukraine als Sprungbrett nutzen wolle, um in Russland einzumarschieren und es zu zerstören.


"Putin hat diesen Krieg gewählt"
Biden, der gelobte, Putin in einen "Paria" zu verwandeln, kündigte gestern harte neue Sanktionen an, die darauf abzielen, Russlands größte Banken und einige Oligarchen von einem Großteil des globalen Finanzsystems abzuschneiden und das Land daran zu hindern, amerikanische Technologie zu importieren, die für seine Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrt- und Schifffahrtsindustrie von entscheidender Bedeutung ist.

Es wird erwartet, dass sich das Paket auf Unternehmen und Haushalte in Russland auswirken wird, wo die Besorgnis über Putins umfassende Invasion der Ukraine bereits begonnen hat. Es war die zweite Runde der amerikanischen Sanktionen, die diese Woche gegen Russland verhängt wurden. Der russische Aktienmarkt fiel gestern um mehr als 30 Prozent und löschte eine riesige Menge an Reichtum aus.

Die Sanktionen gegen die Finanzgiganten werden die russische Wirtschaft unmittelbar stören, sind aber längerfristig beherrschbar, sagten Analysten. Die technologischen Einschränkungen hingegen könnten die Fähigkeit bestimmter russischer Industrien, Schritt zu halten, lähmen. Sie wurden von einem Schneesturm von Sanktionen der EU sowie Großbritanniens und anderer Länder begleitet.

"Putin hat diesen Krieg gewählt, und jetzt werden er und sein Land die Konsequenzen tragen", sagte Biden in Bemerkungen aus dem East Room des Weißen Hauses. "Dies wird der russischen Wirtschaft sowohl sofort als auch im Laufe der Zeit schwere Kosten auferlegen."

Effekte: Der Ölpreis sprang zu einem bestimmten Zeitpunkt über 105 US-Dollar pro Barrel, die europäischen Erdgas-Futures stiegen um mehr als 50 Prozent und die globalen Aktienindizes fielen gestern, als Russlands Invasion in der Ukraine die Marktturbulenzen verlängerte.

In Zahlen: Russland verfügt über einen großen Staatsfonds und hat Devisenreserven von 631 Milliarden Dollar angehäuft, die viertgrößte derartige Reserve der Welt. Einige Analysten haben vorgeschlagen, dass der einzige Weg, seine makroökonomische Stabilität zu zerstören, darin bestünde, die Zentralbank zu sanktionieren und ein Embargo nach iranischem Vorbild für Energieexporte einzuführen.


Russen sehen eine neue Seite von Putin
Während des größten Teils seiner 22-jährigen Herrschaft hat sich Putin als ein Führer präsentiert, der das Risiko klug verwaltet, Russland durch verräterische Untiefen zu navigieren. Aber sein Angriff auf die Ukraine hat ihn den Russen als einen völlig anderen Führer offenbart: einen, der die nukleare Supermacht, die er steuert, in einen Krieg ohne absehbaren Abschluss zieht.

Die Russen wachten schockiert auf, nachdem sie erfahren hatten, dass Putin in einer Ansprache an die Nation, die vor 6.m Uhr Ortszeit ausgestrahlt wurde, einen umfassenden Angriff auf das angeordnet hatte, was Russen aller politischen Couleur oft als ihre "brüderliche Nation" bezeichnen, obwohl die staatlichen Nachrichtenmedien die Invasion nicht als Krieg, sondern als "spezielle militärische Operation" bezeichneten, die auf die Ostukraine beschränkt war.

In Moskaus außenpolitischem Establishment, wo Analysten Putins militärische Aufrüstung um die Ukraine in den letzten Monaten überwiegend als einen ausgeklügelten und klugen Bluff bezeichneten, gaben viele gestern zu, dass sie ihren Führer monumental falsch eingeschätzt hatten. "Alles, was wir glaubten, stellte sich als falsch heraus", sagte ein Analyst, der auf Anonymität bestand.

Konsequenzen:
Der russische Aktienmarkt stürzte um 35 Prozent ab und A.T.M.s fehlten die Dollars. Im Internet des Landes, das immer noch weitgehend unzensiert ist, sahen die Russen, wie ihr gepriesenes Militär ein Gemetzel in einem Land säte, in dem Millionen von ihnen Verwandte und Freunde hatten.

"Nein zum Krieg!":
Tausende von Menschen gingen gestern auf die Straßen und Plätze russischer Städte, um gegen Putins Entscheidung zu protestieren, in die Ukraine einzumarschieren, nur um mit einer starken Polizeipräsenz konfrontiert zu werden.


Info: https://messaging-custom-newsletters.nytimes.com/template/oakv2?campaign_id=51&emc=edit_mbe_20220225&instance_id=54212&nl=morning-briefing%3A-europe-edition&productCode=MBE&regi_id=179513371&segment_id=83887&te=1&uri=nyt%3A%2F%2Fnewsletter%2Ff4cb92c3-9904-5a25-999f-0e7c80165f31&user_id=f32ef16f74a315d2f30cf28f5b3b49a1

25.02.2022

Die ultimative Antwort

freitag.de, 24.02.2022, Lutz Herden

Ukraine-Konflikt Der russische Angriff auf die Ukraine setzt das Machtgefüge in Europa außer Kraft, wie es sich nach 1990 herausgebildet hat. Es wurde als Sicherheitsrisiko unterschätzt


Zitat: Wie immer man das Vorgehen Russlands bewertet, es geht an diesem 24. Februar eine Periode zu Ende, die mit dem Jahr 1990 begann. Bei dem, was sich seither vollzog, schienen der Verwestlichung eines Kontinents kaum Grenzen gesetzt. Der Vormarsch einer liberalen Politik und Ökonomie, dazu deren militärischer Absicherung durch die NATO-Ausdehnung nach Osten, muteten an wie ein Gesetz der Zeit, eine Folge historisch unterlegter Zwangsläufigkeiten. Wer ausscherte wurde – auch militärisch – zur Räson gebracht, siehe Serbien 1999. Diese Tendenz geriet an Grenzen ihrer Unerschütterlichkeit, als die Ukraine davon erfasst wurde und ein schon lange schwelender Konflikt zwischen Russland und dem Westen offen ausbrach.


Was ihn seit 2014 – mal mehr, mal weniger, zuletzt aber heftig – zuspitzte: Russland durfte nicht teilhaben an der nach 1990 errichteten Sicherheitsordnung. Nun errichtet es eine eigene, seinen Regeln gehorchend, zu denen der Einsatz militärischer Gewalt gehört, um sich Geltung zu verschaffen. Machtentfaltung steht über dem Völkerrecht. Auch das ist fast so etwas wie ein Gesetz der Geschichte, dass Länder, die um ihre strategischen Kerninteressen fürchten, zu härtesten Maßnahmen greifen können.


Alle sonstigen Optionen, vor allem die diplomatischen, werden in Moskau inzwischen offenbar als sinnlos und unergiebig betrachtet. Man muss der Regierung Putin zugestehen, dass sie mit ihren den USA und der NATO im Dezember zugesandten Vertragsentwürfen über gegenseitige (!) Sicherheitsgarantien den Versuch der politischen Entspannung unternahm. Und man sollte sich erinnern, dass sie die ihr zugegangenen Antworten als unzureichend und ungeeignet eingestuft hat, um in substantielle Verhandlungen einzutreten. Wenn die Bundesregierung in Berlin auch ständig beteuert hat, man wolle eine diplomatische Lösung, hat sie doch nichts dafür getan, dass es die geben konnte. Vielmehr wurde in den entscheidenden Fragen – der NATO-Osterweiterung und der Verlagerung von militärischer Infrastruktur in osteuropäische NATO-Länder – gemauert und auf dem Status quo beharrt.


Vor der eigenen Haustür

Aber, das ist Geopolitik für Anfänger, auf den Aufbau von gegnerischem militärischen Potenzial vor der eigenen Haustür reagieren Großmächte seit jeher gereizt und auf Gegenmaßnahmen bedacht. Zumal eine wie Russland, die aus Perioden der Demütigung und des Niedergangs heraus auf Selbstbestätigung bedacht ist, indem sie als Partner anerkannt und mit Respekt behandelt wird. Das hat der Westen in dem Glauben vermieden, mit seiner Machtprojektion auf das moralische und politische Recht des Stärkeren vertrauen zu können. Er muss nun erfahren, dass sich die russische Führung davon nicht mehr im beeindrucken lässt.

Der Schock sitzt tief in Deutschland, nimmt man die ersten Reaktionen auf die Militäroperationen Russlands gegen die Ukraine. Dass sich extreme Spannungen auf diese Weise entladen, lag immer Bereich des Möglichen. Es war eine Lesart der Führung in Moskau, dass man auf „militärisch-technische Mittel“ zurückgreifen werde, um Interessen gegenüber einem ukrainischen Staat zu wahren, der sich als antirussische Bastion und westliche Vorposten verstand. Wladimir Putin hat in einer Fernsehansprache vergangene Nacht von einer „militärischen Spezialoperation“ gesprochen. Welche Ziele sie verfolgt, ist im Augenblick noch nicht absehbar, ebenso wenig, wie lange sie dauern wird. Vergegenwärtigt man sich die zu Wochenbeginn nach der Anerkennung der Donbass-Republiken gehaltene Rede Putins dann war zumindest absehbar, dass diesen Regionen militärischer Beistand erwiesen werden sollte. Und das in stärkerem Maße als bisher.


Ein Befreiungsschlag schien möglich, um die permanente Konfrontation an einer 500 Kilometer langen Front- und Kontaktlinie zu überwinden. Es war klar, dies würde nur durch einen Gewinn an Tiefe möglich sein, also im gesamten Gebiet des Donbass, weshalb sich die jetzigen Angriffe vorrangig auf die Infrastruktur von Charkiw, Mariupol und Dnipro richten. Nicht auszuschließen, dass damit entweder ein größere militärische Pufferzone geschaffen oder ein der Ukraine abtrünniger Teil des Donbass erweitert werden soll. Dass sich die jetzigen Operationen auch gegen Kiew richten, dürfte vor allem psychologische Gründe haben. Die ukrainische Führung wird heftig unter Druck gesetzt, auch weil ihr die NATO – zumindest bisher – keine Entlastung verschafft. Kommt es dazu, ist ein Krieg in Europa kaum mehr abzuwenden.


Eklatante Erfahrungsferne

Leider unterliegt die westliche, vor allem aber die deutsche Russland-Politik einer teils eklatanten Erfahrungsferne und Erkenntnisverweigerung, die sich von historischer Überlieferung und daraus resultierenden Verhaltensweisen in Russland nicht behelligen lässt. Man hat es verlernt, sich in einen Gegner hinein zu versetzen, um ihn zu verstehen.


Dazu zählt die Kenntnis der bizarren Geschichte der Ukraine zwischen europäischen Groß- und Geltungsmächten, zu denen im 20. Jahrhundert nicht nur Russland bzw. die Sowjetunion, sondern ebenso Deutschland und Polen gehörten. Als deutsch-kaiserliche Truppen im Frühjahr 1918 in der Ukraine einmarschierten und das Land besetzten, lautete das Mantra: „Wer Kiew hat, kann Russland zwingen.“ Und wer es nicht hat, eben nicht. Dies galt 1918/19 wie zwischen 1941 und 1944, während der zweiten deutschen Okkupation. Und es bleibt dabei.


Info: https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/ukraine-konflikt-die-ultimative-antwort

25.02.2022

Die Büchse der Pandora (II)     EU reagiert mit scharfen Sanktionen auf Russlands gestrigen Überfall auf die Ukraine. Mit dem Krieg reagiert Moskau auf die fortgesetzte Ostexpansion der NATO.

german-foreign-policy.com, 25. Februar 2022

BERLIN/BRÜSSEL/MOSKAU (Eigener Bericht) – Mit einem neuen Sanktionspaket reagiert die EU auf Russlands gestern begonnenen Krieg gegen die Ukraine. Das Sanktionspaket, das als „umfassend und schmerzhaft“ bezeichnet wird, zielt unter anderem darauf ab, russische Banken und Unternehmen vom EU-Kapitalmarkt abzuschneiden und die russische High-Tech-Branche möglichst umfassend auszutrocknen. Gleichzeitig setzte die NATO zum ersten Mal ihre Verteidigungspläne für Osteuropa in Kraft. Bei dem Krieg handelt es sich um den zweiten Angriffskrieg einer großen Macht gegen einen anderen Staat in Europa seit dem Ende der Systemkonfrontation; er weist Parallelen zum NATO-Krieg gegen Jugoslawien im Frühjahr 1999 auf, dem ersten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf dem europäischen Kontinent seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Krieg gegen die Ukraine ist Russlands dritter Gegenschlag gegen gezielte prowestliche Provokationen bzw. gegen die stetige NATO-Ostexpansion. Vorausgegangen waren eine umfassende Aufrüstung und kontinuierliche Kriegsübungen der NATO nahe der russischen Grenze sowie der Konflikt um eine mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine.


Zitat: Der Präzedenzfall

Anders als es in deutschen Medien gestern gelegentlich hieß, ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht der erste in Europa seit 1945. Der erste Angriffskrieg auf dem Kontinent war der NATO-Krieg gegen Jugoslawien 1999, der unter dem Vorwand gestartet wurde, serbische Gewalt gegen die albanischsprachige Minderheit im Kosovo beenden zu wollen. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder hat eingeräumt, dass der Krieg unter Bruch des internationalen Rechts geführt wurde; der damalige Staatssekretär im Auswärtigen Amt Wolfgang Ischinger gibt – ein wenig vorsichtiger formulierend – zu, er sei völkerrechtlich „problematisch“ gewesen – „sehr!“[1] Damals war die deutsche Luftwaffe führend daran beteiligt, durch die Zerstörung der serbischen Luftabwehr weitere NATO-Luftangriffe vorzubereiten; deutsche ECR-Tornados drangen in den serbischen Luftraum ein und feuerten dort mehr als 230 HARM-Raketen auf die serbischen Stellungen ab. Die Zahl der Menschen, die dadurch ums Leben kamen, ist bis heute nicht bekannt. Mit dem Krieg gegen Jugoslawien hat die NATO die Büchse der Pandora geöffnet; mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine kommt ein zweiter völkerrechtswidriger Angriffskrieg in Europa hinzu.


Zwei Gegenschläge

Dabei ist der russische Krieg eine gewaltsame Reaktion auf das kontinuierliche Vorrücken der westlichen Mächte in Richtung Osten – und nicht die erste. Als im August 2008 das vom Westen unterstützte Georgien unter Bruch des dortigen Waffenstillstands Südossetien zu beschießen begann und dabei unter anderem russische Truppen traf, die den Waffenstillstand überwachten, marschierten Russlands Streitkräfte kurzzeitig in Georgien ein, um jeglichen weiteren Beschuss zu unterbinden: Es war Moskaus erster Gegenschlag. Als die westlichen Mächte nach den ersten beiden Runden der NATO-Osterweiterung Anfang 2014 in Kiew eine Umsturzregierung an die Macht brachten, der mehrere Minister der faschistischen Partei Swoboda angehörten [2] und die klar auf einen – im Land selbst hochumstrittenen – NATO-Beitritt der Ukraine orientierte, nahm Russland die Krim nach einem erfolgreichen Abspaltungsreferendum auf: Es war Moskaus zweiter Gegenschlag. Auf ihn wiederum hat die NATO reagiert, indem sie die Spannungen noch weiter eskalierte, Kampftruppen in Ost- und Südosteuropa stationierte – unter Bruch der NATO-Russland-Grundakte – und ihre Kriegsübungen ausweitete: Manöver unweit der russischen Grenze, aber auch Manöver, die den Aufmarsch von US-Großverbänden über den Atlantik nach Russland probten.[3]


„Voraussetzung für Russlands Sicherheit“

Gegen diese Maßnahmen hat Russland regelmäßig Protest eingelegt und seit dem Herbst immer wieder ausdrücklich gefordert, die NATO-Präsenz in Ost- und Südosteuropa abzubauen. Der westliche Militärpakt hat das beantwortet, indem er am 16. Februar offiziell beschloss, noch mehr Truppen in der Region zu stationieren (german-foreign-policy.com berichtete [4]). Moskau hat zudem darauf gedrungen, die NATO-Osterweiterung zu stoppen und vor allem die Ukraine nicht in das Bündnis aufzunehmen. Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine wöge für Russland vor allem deshalb schwer, weil es durch sie „strategische Tiefe“ verlöre. Unter dem Begriff wird, so formulierte es kürzlich die US-Denkfabrik Carnegie Endowment, in Russlands Fall „der Puffer zwischen dem russischen Kernland und mächtigen europäischen Gegnern“ verstanden, der historisch immer eine „entscheidende Voraussetzung für die Sicherheit des russischen Staates“ gewesen sei – im Krieg gegen das napoleonische Frankreich ebenso wie in den beiden Weltkriegen gegen Deutschland.[5]


Der dritte Gegenschlag

Die NATO hat es bis zum Schluss abgelehnt, einen Beitritt der Ukraine zu verweigern –unter Verweis auf die Freiheit der Bündniswahl, dabei aber das Prinzip der „ungeteilten Sicherheit“ ignorierend, das gleichfalls in internationalen Übereinkünften wie der Europäischen Sicherheitscharta festgelegt ist und das alle Staaten dazu verpflichtet, bei der Gewährleistung ihrer Sicherheitsbedürfnisse diejenigen anderer Staaten nicht zu gefährden (german-foreign-policy.com berichtete [6]). Darüber hinaus haben mehrere NATO-Staaten auf die Forderung, die Ukraine nicht in das Bündnis zu integrieren, reagiert, indem sie die ukrainischen Streitkräfte noch umfassender aufzurüsten begannen.[7] Auf die umfassende, demonstrative Missachtung seiner Sicherheitsinteressen durch die Verstärung der NATO-Präsenz in Ost- und Südosteuropa und durch die Anbindung der Ukraine an das westliche Militärbündnis – zuletzt nahm etwa der ukrainische Außenminister an einem Außenministertreffen der NATO teil – hat Russland jetzt mit einem dritten Gegenschlag reagiert. Der nimmt dieselbe Form an wie 1999 der NATO-Krieg gegen Jugoslawien.


Unkontrollierbare Eskalationsgefahr

Die NATO hat gestern zum ersten Mal ihre Verteidigungspläne für Osteuropa in Kraft gesetzt; außerdem stocken die NATO-Staaten ihre Militärpräsenz in Ost- und Südosteuropa weiter auf. Die EU sowie der Westen insgesamt weiten zudem ihre Sanktionen aus; in der Union ist von einem Sanktionspaket die Rede, das „umfassend und schmerzhaft“ sein soll und nicht zuletzt darauf abzielt, russische Banken und Unternehmen vom EU-Kapitalmarkt abzuschneiden sowie die russische High-Tech-Branche gezielt auszutrocknen. Mit der fortgesetzten Verschärfung der Lage steigt die Gefahr einer unkontrollierbaren Kriegseskalation.

 

[1] Wolfgang Ischinger am 24. März 2019 auf Twitter.

[2] S. dazu Kiewer Zwischenbilanz.

[3] S. dazu Nützliche Kriegsszenarien und Kriegsübungen gegen Russland.

[4] S. dazu Neue Hürden.

[5] Eugene Rumer Andrew S. Weiss: Ukraine: Putin’s Unfinished Business. carnegieendowment.org 12.11.2021.

[6] S. dazu „Gleiches Recht auf Sicherheit“.

[7] S. dazu Waffen für die Ukraine.


Info:  https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8853

24.02.2022

Krieg          Ukrainische Präsidialverwaltung bestätigt: Russische Armee greift keine zivilen Ziele an

anti-spiegel.ru, 24. Februar 2022 20:51 Uhr

Natürlich ist die russische Militäroperation in der Ukraine auch in Russland Thema Nummer 1. Daher habe ich einen Bericht des russischen Fernsehens übersetzt, um zu zeigen, wie in Russland berichtet wird.


Es gab im russischen Fernsehen natürlich sehr viele Berichte über den ersten Tag der russischen Militäroperation in der Ukraine und ich kann nicht alle übersetzen. Ich habe mir daher den aktuell neuesten Bericht als Beispiel für die russische Berichterstattung herausgesucht und ihn übersetzt.


Was ich bemerkenswert finde, ist, dass sogar in der Ukraine von offizieller Seite bestätigt wird, dass die russischen Truppen keine zivilen Ziele angreifen, sondern nur das tun, was Putin angekündigt hat: Sie „entmilitarisieren“ die Ukraine und greifen ausschließlich militärische Ziele an. Das ist keine russische Propaganda, das meldet die ukrainische Präsidialverwaltung.


Beginn der Übersetzung:

Am 24. Februar hat die Ukraine die diplomatischen Beziehungen zu Russland abgebrochen. Die Entscheidung wurde von Präsident Wladimir Selensky bekannt gegeben, der auch erklärte, dass im ganzen Land das Kriegsrecht verhängt werde. Die Rede löste in den Großstädten Panik aus und vor Geldautomaten, Lebensmittelgeschäften und Tankstellen bildeten sich Schlangen.


Gleichzeitig haben sich auf den Autobahnen in Richtung Westen Staus gebildet, da die Menschen massenhaft aus Städten fliehen, obwohl die nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums nicht angegriffen werden. Ein Bericht aus der Ukraine.


Noch nie dagewesene, kilometerlange Staus in Kiew aus der Stadt heraus. Die Autokolonnen bewegen sich auf die Grenze zu, lange Warteschlangen sind an allen Tankstellen auf dem Weg dorthin.


Die Regale in den Supermärkten sind wie leergefegt, die Geldautomaten haben kein Bargeld.

„Ich renne seit 6 Uhr morgens zu Tankstellen und Geldautomaten. Ich kann nichts einlösen, nichts kaufen und mein Auto nicht volltanken“, sagt ein Anwohner.


Man kann die Menschen verstehen: Die ukrainische Regierung erklärt nichts – im Gegenteil, sie macht die Bevölkerung absichtlich nervös. In Kiew ertönt stündlich die Luftschutzsirene, obwohl keine Gefahr für Wohngebiete besteht, was sogar die Präsidialverwaltung zugeben muss.


„Sie müssen verstehen, dass Putin keine zivilen Objekte angreifen wird. Er muss sich die Loyalität der ukrainischen Bevölkerung bewahren, vor allem in den Gebieten, die eingenommen werden sollen. Sie greifen ausschließlich die Streitkräfte an“, sagte Alexej Arestovytsch, Berater des Leiters des ukrainischen Präsidialamtes.


Selensky hat sich bereits dreimal an die Nation gewandt und jedes Mal weitere Einzelheiten über die – von ihm selbst verschuldete – Verschlechterung der Beziehungen zu Russland genannt.

„Wir haben die diplomatischen Beziehungen zu Russland abgebrochen. Die Ukraine verteidigt sich selbst und wird ihre Freiheit nicht aufgeben, ganz gleich, was man in Moskau denkt“, sagte der ukrainische Staatschef.


Russische diplomatische Vertretungen wurden am Vortag aus dem Land evakuiert, da ukrainische Nationalisten fast täglich Mitarbeiter bedroht und sie mehrfach angegriffen, ihre Autos umgeworfen und Steine durch die Fenster geworfen haben.


In der Ukraine wurde das Kriegsrecht verhängt – die Werchowna Rada hat den Beschluss mehrheitlich gefasst.


„Wir haben mit verfassungsmäßiger Mehrheit die Verhängung des Kriegsrechts in der Ukraine beschlossen. Wir haben nicht aufgehört zu arbeiten, wir haben unsere Sitzung unterbrochen. Wenn notwendige Entscheidungen getroffen werden müssen, werden wir zusammenkommen und sie für das ukrainische Volk treffen“, sagte Ruslan Stefantschuk, Sprecher der Werchowna Rada der Ukraine.


Wie die ukrainische Presse versichert, zeigen diese Aufnahmen, wie die Familie des Parlamentspräsidenten Stefantschuk Kiew in aller Eile verlässt. Auf dem Bahnhof in Kiew herrscht Chaos, obwohl es keine Angriffe auf die zivile Infrastruktur gibt.


Das Militär und die Spionageabwehr verbrennen massenhaft Dokumente, was im ukrainischen Fernsehen nicht gezeigt wird.


„Verbreiten Sie Nachrichten darüber, wie mächtig unser Militär kämpft. Solche Informationen sind immer noch sehr spärlich, aber unser Militär braucht dringend die Unterstützung der Bevölkerung“, appellierte Selensky an die ukrainischen Journalisten.


Bisher liefern amerikanische Medien die Informationen. Der CNN-Korrespondent im Zentrum von Kiew, der während einer Live-Übertragung einen Knall hört, zieht sich sofort eine kugelsichere Weste an, die ihm der Kameramann, der bereits in voller Montur ist, bereitwillig reicht. Auch der CNN-Korrespondent Matthew Chance hat am Nachmittag bereits russische Truppen auf dem Flughafen Gostomel, 25 Kilometer von der ukrainischen Hauptstadt entfernt, entdeckt.


„Man sieht, dass es Russen sind: Alle haben ein orange-schwarzes Band auf der Schulter. Ich habe vor einigen Minuten mit ihrem Kommandeur gesprochen und er sagte mir, dass sie den Flughafen kontrollieren“, berichtete der amerikanische Korrespondent.


Die Kämpfer, die nur wenige Meter von dem Journalisten entfernt sind, schenken ihm aus irgendeinem Grund nicht die geringste Aufmerksamkeit, aber die Fernsehzuschauer sind erwartungsgemäß erschrocken.


Die einzigen, die zum Widerstand aufrufen, sind genau die Nationalisten, von denen Russland die Ukraine befreien will – sie haben nichts zu verlieren. Aber Biletsky steht allein auf dem Maidan, viele seiner bisherigen Unterstützer sind zu ehemaligen Unterstützern geworden. (Anm. d. Übers.: Biletsky ist einer der radikalsten Nationalisten in der Ukraine, hier finden Sie Informationen über ihn)


„Ich, Stepko Roman, ein ehemaliger Angehöriger des Nationalen Korps, und alle unsere Waffenbrüder haben ihre Waffen längst niedergelegt, weil wir wissen, dass es keine Chance gibt… wozu das? Für Selensky und seine Familie?“ Er spricht jetzt Russisch anstatt Ukrainisch und hat seine Ansichten über die ukrainische Nationalistenbewegung radikal geändert.


Info:  https://www.anti-spiegel.ru/2022/ukrainische-praesidialverwaltung-bestaetigt-russische-armee-greift-keine-zivilen-ziele-an




Weiteres:




Krieg

US-Biowaffenlabore in der Ukraine: Was wird Russland in den Labors finden?


anti-spiegel.ru, 24. Februar 2022 18:19 Uhr

Die Militäroperation Russlands in der Ukraine scheint sehr erfolgreich zu laufen. Natürlich sind die ersten Meldungen mit Vorsicht zu genießen. Aber es stellt sich die Frage, was die Russen in der Ukraine finden werden.


Zitat: Die Meldungen des ersten Tages der russischen Militäroperation in der Ukraine zeigen, dass die ukrainische Armee den russischen Streitkräften nicht viel entgegenzusetzen hat. Die ukrainische Armee wurde von der NATO zwar schwer bewaffnet, aber da die meisten ukrainischen Soldaten gegen ihren Willen zum Dienst zwangsverpflichtet wurden, scheint deren Kampfgeist ausgesprochen gering zu sein. An vielen Orten wird gemeldet, dass die russische Armee an der Grenze auf keinerlei Widerstand gestoßen ist und von den ukrainischen Streitkräften regelrecht durchgewunken wurde.


Dort, wo es zu Kampfhandlungen gekommen ist, haben ukrainische Soldaten weiße Flaggen geschwenkt. Das gilt nicht überall, scheint aber sehr häufig geschehen zu sein. Allerdings leisten vor allem die sogenannten Freiwilligenbataillone, die aus freiwilligen ukrainischen Nationalisten zusammengesetzt sind, wohl heftig Widerstand.


Russland meldet, dass es in der Ukraine keinen funktionierenden militärischen Flughafen mehr gibt und dass in den ersten Stunden sehr viele Waffen, vor allem Luftabwehr und Artillerie, zerstört wurde. Auch der Abschuss mehrerer Bayraktar-Drohnen aus türkischer Produktion wurde gemeldet. CNN hat russische Soldaten gefilmt, die angeblich den Flughafen Kiew besetzt haben.

Das würde Sinn machen, denn Russland hat angekündigt, dass eines der Ziele der Militäroperation die Entnazifizierung der Ukraine ist. Offenbar sollen den Verantwortlichen in der Ukraine mit der Besetzung von zivilen Flughäfen die Fluchtmöglichkeiten eingeschränkt werden.


US-Biowaffenlabore in der Ukraine

Ich habe oft berichtet, dass die USA, genauer gesagt, das Pentagon, in der Ukraine mehrere Biowaffenlabore betreiben. Das letzte Mal habe ich am 27. Januar darüber berichtet. Die USA haben internationale Kontrollen ihrer Labore immer abgelehnt, es weiß also niemand, woran sie in diesen Laboren forschen. Wir können aber davon ausgehen, dass russische Spezialeinheiten sich diese Labore in den nächsten Tagen genauer anschauen werden.


Und genau das scheint ein Wespennest zu sein. Auf Twitter wurde ein Tweet dazu veröffentlicht und der User wurde umgehend gesperrt. Ich will nicht auf den Inhalt des Tweets eingehen, der in einem Internetarchiv noch zu finden ist. Bei Interesse können Sie ihn hier anschauen.

Mir geht es darum, dass Twitter so schnell einen Tweet und dessen Verfasser gelöscht hat, bloß weil er darauf hingewiesen hat, dass es in der Ukraine US-Biowaffenlabore gibt und dass es so aussieht, als sei deren Einnahme eines der wichtigen Ziele der russischen Militäroperation.


Wen Russland noch in der Ukraine sucht

Der russische Präsident Putin hat in seiner Rede an die Nation am Montag folgendes über die Tragödie von Odessa vom Mai 2014, bei der fast 50 Menschen von radikalen Maidan-Anhängern bei lebendigem Leibe verbrannt wurden und die in der Ukraine nie aufgeklärt wurde, gesagt:

„Die Verbrecher, die diese Gräueltat begangen haben, sind nicht bestraft worden und niemand sucht nach ihnen. Aber wir kennen ihre Namen und werden alles tun, um sie zu bestrafen, sie zu finden und vor Gericht zu stellen.“

Wenn man bedenkt, dass die russische Armee auch auf dem Weg nach Odessa ist, dürften dort einige Leute gerade sehr nervös werden und versuchen, die Stadt schnell zu verlassen.


Das gilt auch für die radikalen Neonazis, die in der Ukraine an der Macht sind. Im russischen Fernsehen sagen russische Offizielle, dass man auch die Verantwortlichen für andere Verbrechen, zum Beispiel im Donbass (ein Beispiel finden Sie hier), zur Verantwortung ziehen möchte.


Info:  https://www.anti-spiegel.ru/2022/us-biowaffenlabore-in-der-ukraine-was-wird-russland-in-den-labors-finden

24.02.2022

KOMMENTAR Wer Wind sät ...

jungewelt.de, 25.02.2022, Von Arnold Schölzel

Militäroperation in der Ukraine


Zitat: Bis zur letzten Minute hatte die russische Regierung im März 1999 versucht, die NATO vom Überfall auf Jugoslawien abzuhalten. Vergeblich. Die USA wähnten sich auf dem Höhepunkt ihrer globalen Macht, sahen Russland am Boden und im Zerfall, nicht anders die europäischen Vasallen. Washington ließ dem damaligen russischen Ministerpräsidenten Jewgeni Primakow, der auf dem Weg zum Staatsbesuch in den USA war, per Anruf im Flugzeug mitteilen, während seines Aufenthaltes werde die Bombardierung Belgrads beginnen. Primakow kehrte über dem Atlantik um. Prompt kam es im Verlauf des Angriffskrieges zu einer Konfrontation zwischen NATO und russischen Truppen, nur durch Zufall nicht zum Schusswechsel.


Der Jugoslawien-Krieg war ein historischer Einschnitt. Die NATO hatte bis dahin schon bei der Zerschlagung der sozialistischen Föderation bewaffnete Nachhilfe geleistet – Moskau sah das mit Recht als ein Modell, das auch für Russland vorgesehen war. 1999 aber wurde klar: Die Wertegemeinschaft war bereit, jederzeit aufs Völkerrecht und die eigenen Verfassungen zu pfeifen, wenn es galt, einen unbotmäßigen Staat – in diesem Fall Serbien – zu zerschlagen. Die NATO forcierte in den Folgejahren dschihadistischen Terror im Süden Russlands und führte einen illegalen Krieg nach dem anderen. Die Terrorgruppen in Syrien wurden zu einer Gefahr auch für Russland, das 2015 eingriff und dem Westen eine erste Niederlage beibrachte. Wenn Olaf Scholz bei seinem Besuch in Moskau behauptete, für seine Generation sei Krieg in Europa »undenkbar« geworden, bedeutete das: Für ihn ist angesichts der Lüge genau der Teil seiner Politik. Dasselbe gilt für die deutsche Außenministerin, die am Donnerstag die russische Militäroperation in der Ukraine »beispiellos« nannte.


Kriegsanlässe und Kriegsgründe sind zwei verschiedene Dinge. Für die russische Militäraktion stimmen sie aber überein: Am 17. Februar begann die ukrainische Artillerie, die seit acht Jahren Wohngebiete im Donbass beschießt, die Kanonade auf erheblich entferntere Viertel auszudehnen. Diese Ausweitung war ohne USA und NATO in der Tat undenkbar. Scholz ist, lässt sich seither sagen, ein loyales Mitglied jener Mörderbande. Den allgemeinen Grund für diese Aktion Moskaus haben NATO und EU mit ihrer antirussischen Politik seit 1999 gelegt, sie haben Wind gesät und ernten nun einen Sturm.


Krieg ist nie gut. Abwehr von Massenmord ist aber nicht nur elementare Pflicht, sondern hat auch das Recht auf ihrer Seite. Hinzu kommt: Kiew, das den Nazikollaborateur Bandera als Nationalhelden feiert, droht mit Atomwaffen und Raketen – und es hat das Know-how dafür. Ihrem Umfang nach zielt die russische Operation nicht auf die gesamte Ukraine. Wenn sie deren militärische Führung lahmlegt, ist für den Frieden in Europa möglicherweise alles gewonnen. Denn die Alternative ist ein Krieg gegen die Atommacht Russland.


Info: https://www.jungewelt.de/artikel/421466.wer-wind-sät.htm

24.02.2022

Putin möchte die Ukraine „entnazifizieren“ – Kriegserklärung und Propagandatext

finanzmarktwelt.de, 24. Februar 2022 11:05, von Georg Habenicht

Dieser Krieg erwischt den Westen auf dem falschen Fuß


Zitat: Wladimir Putin hat in einer zuvor aufgezeichneten Fernsehkonserve heute, den 24. Februar, zu fortgeschrittener Nacht der Ukraine den Krieg erklärt. Als Begründung für seinen Angriffskrieg erklärte er in einer um ca. 4:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausgestrahlen Rede:


„Die Umstände verlangen von uns, dass wir entschlossen und sofort handeln. Die Volksrepubliken des Donbass haben Russland um Hilfe gebeten. In diesem Zusammenhang habe ich gemäß Artikel 51 Absatz 7 der UN-Charta, mit Genehmigung des Föderationsrates und in Übereinstimmung mit den von der Föderationsversammlung ratifizierten Freundschafts- und Beistandsverträgen mit der Donezker Volksrepublik und der Luhansker Volksrepublik beschlossen, eine besondere Militäroperation durchzuführen. Wir haben nicht vor, die ganze Ukraine zu besetzen, aber sie zu demilitarisieren. Das Ziel der russischen Spezialoperationen ist es, die Menschen zu schützen, die acht Jahre lang vom Kiewer Regime misshandelt und ermordet wurden. Zu diesem Zweck werden wir versuchen, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren und diejenigen vor Gericht zu bringen, die zahlreiche blutige Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, einschließlich russischer Bürger, begangen haben.“


Kurz vor der Kriegserklärung Putins richtete der ukrainische Präsident Wolodimir Selinski einem dramatischen Apell an das russische Volk und an Wladimir Putin: Er sei bereit zu Verhandlungen mit Russland in jedem beliebigen Format und an jedem Ort, um Fragen der Sicherheit und der Garantie von Frieden zu erörtern. „Die Sicherheit der Ukraine ist verbunden mit der Sicherheit ihrer Nachbarn. Deshalb müssen wir heute über die Sicherheit in ganz Europa sprechen.“ Sein Ziel sei der Frieden in der Ukraine und die Sicherheit der Bürger. „Dafür sind wir bereit, mit allen und auch mit ihnen zu reden.“


Hier ist nicht klar, ob mit „ihnen“ Putin direkt von Selinski angesprochen wurde, es müsste dann „Ihnen“ heißen. Der Punkt ist insofern keine Petitesse, weil Selinski in der Nacht verzweifelt vergeblich versucht hat, Präsident Putin im Kreml telefonisch zu erreichen.


Putin und der Krieg in Europa

Was die europäischen Spitzenpolitiker nicht für möglich hielten – Saskia Eskin hatte Olaf Scholz schon als Friedensengel ausgerufen – ist seit 4 Uhr Nacht Realität: In Europa herrscht Krieg. Kiew ist ca. 1.300 Kilometer von Berlin entfernt, Lemberg ca. 900 Kilometer (das entspricht Grosso Modo die Entfernung von Flensburg nach Berchtesgaden). Warum ist der Westen schon wieder gescheitert? Etwa, weil man den planetaren Tod abwenden muss? Das ist dringender, da bleibt wenig Zeit, sich noch um die Ukraine zu kümmern?


Das Drehbuch war längst geschrieben

Putin ist Geheimdienstmann. Er kennt sich aus mit Geheimdienstoperationen. Nach bewährten Schema wird ein Drehbuch abgespult, das in Moskau längst in der Schublade lag. Man möchte fragen: Wäre das unter Bundskanzler Helmut Kohl oder Außenminister Joschka Fischer so eingetreten?


Der selbstredend an den Haaren herbeigezogene Vorwand, die Ukraine „entnazifizieren“ zu wollen, hat neben historischer Reminiszenzen einen hochaktuellen Bezug, der den Mächtigen im Westen rote Ohren bescheren muss: Denn im freien Westen, von Kanada bis Europa, werden Trucker, Gelbwesten und Kritiker der offiziellen Corona-Politik jedweder Couleur ebenfalls in Bausch und Bogen als Nazis verunglimpft und politisch kaltgestellt.


Gegen „echte“ Nazis vorzugehen ist richtig und notwendig. Aber jene Menschen als Nazis zu verunglimpfen, die eine andere Sicht auf die Welt haben, ist gefährlich. Das Problem ist nicht, dass sich Putins Werte verschoben haben. Die sind dieselben geblieben. Das Problem ist, dass sich die Wertmaßstäbe der freien Welt binnen weniger Jahre verschoben haben.


Dieser Krieg erwischt den Westen auf dem falschen Fuß. Denn der Westen war im Innern noch nie so schwach. Das weiß natürlich auch Putin.


Die ukrainischen Fans der Waffen-SS hätten vermutlich kein Problem damit, die Anführungszeichen bei ‚Nazis‘ wegzulassen…

Deutschland und die Ukraine waren ja schon einmal verbündet. Was bis vor kurzem bloß von den Deutschen ein bisserl verdrängt wurde. Mir selbst ist es in der Ukraine z.B. mehrfach passiert, dass mir wildfremde Leute die Hand geschüttelt haben, um sich für die einst „großartige“ Behandlung der Judenfrage zu bedanken, des Zigeunerproblems usw. Jetzt marschiere man wieder gemeinsam und werde das Land russenfrei machen etc.


Möglicherweise ist es kein Zufall, dass Dr. Jörg Haider selig ein großer Ukraine-Freund war, dort gerne herumgereist ist – und z.B. das „Deutsche Haus“ in Tschernowitz höchstselbst eingeweiht hat. Man kann diesen Leuten auch nicht vorwerfen, dass sie aus ihren etwas speziellen Demokratie-Vorstellungen ein Hehl machen würden – die stehen ganz offen zu ihren faschistischen Überzeugungen, besonders in der Westukraine. Grün-liberaler Mainstream a la Westeuropa ist das jedenfalls nicht, was den meisten Ukrainern vorschwebt. (Farbige und homosexuelle US-Vertreter haben in dieser Hinsicht in Kiew schon die eine oder andere Erfahrung gemacht, die kaum besser als Moskau war…)


Kurz gesagt: Wenn Putin von „Entnazifizierung“ spricht, ist das nicht unbedingt metaphorisch oder nur als historische Reminiszenz gemeint.


Info: https://finanzmarktwelt.de/putin-moechte-die-ukraine-entnazifizieren-kriegserklaerung-und-propaganda-226680

24.02.2022

FRIEDEN IM DONBASS   Gegen den Bandera-Staat

jungewelt.de, 24. Februar 2022, Von Gennadi Sjuganow

Dokumentiert. Es ist an der Zeit, die faschistischen Aktionen der NATO in der Ukraine zu stoppen


Zitat: Wir dokumentieren nachstehend eine Stellungnahme des Vorsitzenden des ZK der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF), Gennadi Sjuganow, die am 19. Februar veröffentlicht wurde. Sie enthält grundsätzliche Gedanken zur Lage im Donbass und der Ukraine, zum Verhältnis des Westens zu Russland. Am 21. Februar unterschrieb Russlands Präsident Wladimir Putin die Anerkennung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk. Am 22. Februar erinnerte Sjuganow in einer Rede vor der Staatsduma in Moskau daran, dass die KPRF die treibende Kraft hinter dem Schritt des russischen Präsidenten gewesen ist. (jW)


Die Situation an der Grenze zwischen der Ukraine und den Donbass-Republiken hat sich bis zum äußersten verschärft. Bewaffnete Formationen der ukrainischen Seite verstärken den Beschuss des Gebiets der Volksrepubliken Donezk und Lugansk, was eine Massenevakuierung der Bevölkerung erforderlich macht. Gleichzeitig intensivieren der Westen und die prowestlichen und nationalistischen ukrainischen Medien den Informationskrieg gegen Russland. Die Situation zeigt eindeutig die enge Abstimmung von militärischen Provokationen und Informationsangriffen.


Der US-Präsident gibt immer offener den Befehl zu gefährlichen Abenteuern. Biden verkündet persönlich mythische Daten für den Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine, kommentiert die Zusammenstöße im Donbass, tadelt Selenskij für sein Eingeständnis, dass Russland sich nicht auf eine Aggression vorbereite oder für dessen unpassende Reise nach München zu einer Sicherheitskonferenz. Mit anderen Worten: Washington provoziert absichtlich eine maximale Verschärfung der russisch-ukrainischen Beziehungen.


Das Zentralkomitee der KPRF hat wiederholt darauf hingewiesen, dass das Ziel der US-Behörden und ihrer Verbündeten in London nicht nur die endgültige Versklavung der Ukraine und das Ausbluten Russlands ist. Gleichzeitig wird das Vorhaben verfolgt, das wirtschaftliche Potential der Europäischen Union zu untergraben und ihren Einfluss in der modernen Welt zu schmälern. Ein Krieg in der Mitte Europas, die erzwungenen Sanktionen gegen Russland und der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in der EU würden dafür sorgen, dass die USA ihre Wettbewerbsfähigkeit ausbauen kann. Da Washington im globalen Wettbewerb mit dem sozialistischen China immer schwächer wird, hat es begonnen, seine eigenen Probleme zu lösen, indem es die Wirtschaft seiner NATO-Verbündeten ruiniert.


Heute stürzen sich all jene, die nach den Regeln der Angelsachsen spielen, gewohnheitsmäßig auf Anschuldigungen gegen Russland und »übersehen« die provokativen Aktionen aus dem offiziellen Kiew. Die Tatsache, dass die Ukraine Schritt für Schritt in einen Bandera-Staat (Stepan Bandera, Nazikollaborateur, Kriegsverbrecher, 1909–1959, jW) verwandelt wird, ignoriert man seit langem. Die Politiker im Westen tun so, als ob sie die Bedeutung und den Geist der Entscheidungen des Nürnberger Tribunals nicht kennen würden. Das Großkapital der USA und Europas, das Hitlers Aufstieg zur Macht duldete, ist auch heute noch bereit, Blutvergießen und Aggression zu fördern. Mitte des vergangenen Jahrhunderts hat die Menschheit eine solche Politik mit vielen Millionen Opfern bezahlt. Allein das sowjetische Volk hat im Kampf gegen den Faschismus 27 Millionen seiner Söhne und Töchter verloren.


Die KPRF ist der Ansicht, dass die militärische Erpressung des Westens eine prinzipielle Antwort in Form einer festen Position Russlands zum Schutz der friedlichen Bevölkerung des Donbass und zur Bestrafung der Aggressoren finden muss. Für die internationale Gemeinschaft besteht die wichtigste Aufgabe darin, die Aktionen des Westens zur Umwandlung der Ukraine in einen faschistischen Staat zu stoppen. Es zeichnet sich eine Situation ab, in der eine Reihe der folgenden Sofortmaßnahmen erforderlich ist.


Erstens. Es ist notwendig, Kindern, Frauen und älteren Menschen – allen Flüchtlingen aus dem Donbass – zu helfen, die auf russischem Gebiet Zuflucht vor dem Krieg suchen. Wir appellieren an alle, ihnen die Unterstützung, die sie brauchen, zukommen zu lassen. Staatliche Behörden, Parteien und Bewegungen, Unternehmen und Organisationen sowie die Bürger unseres Landes müssen sich an dieser Arbeit beteiligen.


Zweitens. Der Appell der Staatsduma an den Präsidenten der Russischen Föderation, die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk anzuerkennen, der auf Initiative der KPRF verabschiedet wurde, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Heute ist diese Entscheidung der Schlüssel zur Eindämmung der Aggression gegen die beiden Republiken und zum Schutz ihrer Bevölkerung.


Drittens. Es ist deutlich geworden, dass Washington einen mehrgleisigen Plan umsetzt, um die Ukraine zu versklaven, Russland zu dämonisieren und Europa zu schwächen. Es hat keinen Sinn, auf einen Dialog mit den Erben von Bandera und Schuchewitsch (Roman Schuchewitsch, Nazikollaborateur und Kriegsverbrecher, 1907–1950, jW) zu hoffen, die ebenfalls mächtige Gönner haben. Es ist notwendig, eine ganze Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, um die Verursacher des Massenblutvergießens zum Frieden zu zwingen.


Viertens. Auf der internationalen Bühne ist es an der Zeit, eine entschiedene politische Offensive gegen jeden Versuch der Rehabilitierung des Faschismus zu starten. Die russischen Behörden müssen zu diesem Zweck aktiv den gesamten Einfluss unseres Landes in internationalen Organisationen nutzen. Um die antifaschistische und Antikriegsbewegung in Gang zu bringen, schlagen wir vor, das gesamte Arsenal der bilateralen und multilateralen Zusammenarbeit mit anderen Ländern zu nutzen und die Methoden der parlamentarischen und öffentlichen Diplomatie umfassend einzusetzen.


Es ist an der Zeit, dass alle erkennen, dass die demokratischen Mechanismen in der Ukraine abgeschafft wurden. Seit dem Staatsstreich von 2014 diktieren aggressive nationalistische Banden zunehmend die reale Politik auf dem Territorium des Landes. Als Vertreter einer absoluten terroristischen Minderheit halten sie das ukrainische Volk in Angst und zwingen den Machthabern Verhaltensregeln auf. Dies erklärt auch den politischen Wandel von Wolodimir Selenskij. Von den Ukrainern als Präsident des Friedens im Donbass und der Normalisierung der Beziehungen zu Russland gewählt, wurde er zum Vertreter der gegenteiligen Art der Politik.


In der gegenwärtigen Situation kann die Aufgabe der Befreiung von der Bandera-Diktatur nicht vom ukrainischen Volk selbst bewältigt werden. Die Zivilbevölkerung des Landes kann ihre Meinung teilweise noch durch die Reste der parlamentarischen Verfahren zum Ausdruck bringen, aber sie kann sich nicht gegen die schwerbewaffneten Kräfte des Terrors behaupten. Die Entnazifizierung der Ukraine muss für die internationale Gemeinschaft ein zentrales Anliegen werden.


Übersetzung: Matthias I. Köhler


Info:  https://www.jungewelt.de/artikel/421379.frieden-im-donbass-gegen-den-bandera-staat.html

24.02.2022

Russland greift Ukraine an

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The New York Times
, 24. Februar 2022, von Natasha Frost
Wladimir Putin, der russische Präsident, erklärte heute früh den Beginn einer "speziellen Militäroperation" in der Ukraine. Minuten später waren große Explosionen in der Nähe von Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, sichtbar. Explosionen wurden in Kiew, der Hauptstadt und anderen Teilen des Landes gemeldet. Das ukrainische Innenministerium teilte mit, russische Truppen seien in Odessa gelandet und überquerten die Grenze. Folgen Sie den neuesten Updates.

Zitat: Der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen sagte, das Land ziele nicht auf das ukrainische Volk, sondern auf die "Junta" an der Macht. Das russische Verteidigungsministerium sagte, es setze "hochpräzise Waffen" ein, um die ukrainische militärische Infrastruktur, Luftverteidigungseinrichtungen, Militärflugplätze und Flugzeuge zu deaktivieren, so Berichte in RIA Novosti, der vom russischen Staat betriebenen Nachrichtenagentur.

Stunden zuvor hatte Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, Russland aufgefordert, einen Krieg zu vermeiden, und direkt an das russische Volk und die gemeinsame Geschichte und Kultur seiner Nationen appelliert. "Hört auf die Stimme der Vernunft", sagte er heute früh in Kiew. "Das ukrainische Volk will Frieden." Er sagte, er habe versucht, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu kontaktieren, sei aber mit Schweigen empfangen worden.

Aus dem Weißen Haus: Präsident Biden beschrieb Putins Handlungen als einen "gewählten vorsätzlichen Krieg, der einen katastrophalen Verlust an Leben und menschlichem Leid mit sich bringen wird". Er gelobte, "Russland zur Rechenschaft zu ziehen".

Sanktionen: Die EU-Sanktionen werden sich gegen Putins inneren Kreis richten, und Präsident Biden kündigte neue Sanktionen gegen eine Tochtergesellschaft des vom Kreml kontrollierten Unternehmens Gazprom an, das die Nord Stream 2-Pipeline baut. Die Biden-Regierung bereitet auch ein Verbot amerikanischer Technologieexporte nach Russland vor. Weitere Sanktionen werden wahrscheinlich folgen.

Aus Meinung: Putin macht einen historischen Fehler, schreibt Madeleine Albright, die US-Außenministerin von 1997 bis 2001.


Info: https://messaging-custom-newsletters.nytimes.com/template/oakv2?campaign_id=51&emc=edit_mbe_20220224&instance_id=54131&nl=morning-briefing%3A-europe-edition&productCode=MBE&regi_id=179513371&segment_id=83789&te=1&uri=nyt%3A%2F%2Fnewsletter%2F42afad26-2238-55a0-99f4-c562ee816f88&user_id=f32ef16f74a315d2f30cf28f5b3b49a1

24.02.2022

Deutschlands neue Wasserstoffwelt        Berliner Regierungsberater plädieren für die verstärkte Nutzung von Wasserstoff als Energieträger. Afrika soll Lieferant werden. Kritiker bemängeln die schlechte Energieeffizienz von Wasserstoff.

german-foreign-policy.com, 24. Februar 2022

BERLIN (Eigener Bericht) – Deutsche Regierungsberater sehen für die Energieversorgung der Bundesrepublik eine „neue Wasserstoffwelt“ heraufdämmern und sagen tiefgreifende ökonomische und geostrategische Umbrüche voraus. Die Umstellung auf eine „grüne“ Wasserstoffwirtschaft werde neue globale Lieferketten hervorbringen, die auf spezielle Rohstoffe angewiesen seien, heißt es bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Der rasch steigende deutsche Bedarf an „grünem“ Wasserstoff als Energieträger wiederum könne aus eigener Produktion unmöglich gedeckt werden; man müsse deshalb Wasserstoff in großen Mengen importieren, prognostiziert die SWP. Als Lieferanten hat die Bundesregierung unter anderem einige Länder Afrikas im Blick; Bundeskanzler Olaf Scholz behauptete auf dem EU-Afrika-Gipfel in der vergangenen Woche, ein Einstieg in die Wasserstoffproduktion zur Belieferung des wohlhabenden Europa biete „eine Entwicklungsperspektive für viele Länder Afrikas“. Unterdessen werden zunehmend Zweifel an der Umstellung auf Wasserstoff als Energieträger laut – nicht zuletzt wegen der hohen Energieverluste bei Produktion und Transport von Wasserstoff.


Zitat: „Öl und Gas ersetzen“

Deutschlands führende außenpolitische Denkfabriken halten den Aufbau einer „Wasserstoffwirtschaft“ für ein zentrales Element künftiger wirtschaftlicher und geostrategischer Machtentfaltung der Bundesrepublik. Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) etwa sieht in einer im Dezember publizierten Studie gar eine „neue Wasserstoffwelt“ heraufdämmern, die weitreichende „geotechnologische, geoökonomische und geopolitische Implikationen für Europa“ mit sich bringe.[1] Der Think-Tank ist überzeugt, dass ein weltweiter Umstieg auf Wasserstoff als Energieträger möglich sei und Wasserstoff „Öl und Gas als Energieträger zumindest teilweise ersetzen“ könne. Das werde zu einer grundlegenden Wandlung der globalen Handelsströme führen. Wasserstoff werde überdies „disruptive Auswirkungen“ auf den Umbau der Industrie im Zuge der Energiewende haben, was die künftige „Wirtschaftsgeografie“ prägen werde. Um die Konturen der Wasserstoffwelt zu formen, müsse die deutsche Politik „weitreichende Entscheidungen“ treffen. Berlin und Brüssel sollten bei diesen Weichenstellungen deren „geoökonomische und geopolitische Konsequenzen“ mitberücksichtigen, fordert die SWP.


Weichenstellungen der Politik

Der Einsatz von Wasserstoff als Energieträger ist der SWP zufolge vor allem „für  schwer zu dekarbonisierende Industrien“ unabdingbar, etwa für die Chemie-, die Stahl-, die Aluminium- und die Zementindustrie sowie die Düngemittelherstellung. Auch im „Luft-, Schiffs- und Schwerlastverkehr“ werde mittelfristig kein Weg an Wasserstoffderivaten vorbeiführen. Die durch Verbrennungsprozesse freigesetzte „chemische Energie“ fossiler Energieträger müsse „großteils mit Elektronen ersetzt werden“; das bringe auch einen umfassenden Umbau der korrespondierenden Infrastruktur mit sich. Angesichts eines Energieverbrauchs von 2.500 Terawattstunden (TWh) in der Bundesrepublik, wovon 560 TWh auf Strom entfallen, sei es überdies klar, dass ein Großteil der künftigen deutschen Wasserstoffnachfrage „über Importe gedeckt“ werden müsse. Die Politik müsse deshalb Weichenstellungen vornehmen, vor allem bei der Entscheidung für konkrete Wasserstoffprodukte: etwa, ob klimaneutraler Wasserstoff oder „Derivate wie Ammoniak, Methanol oder synthetische Fischer-Tropsch-Produkte“ zu fördern seien. Sobald diese Entscheidung gefallen sei, würden es Alternativen schwer haben, sich durchzusetzen, da der Aufbau der entsprechenden Infrastruktur für die nächsten Dekaden „Markthürden“ schaffe. Überdies müsse entschieden werden, wieviel „staatliche Intervention in das Marktgeschehen“ notwendig sei, um den raschen Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zu realisieren, mahnt die SWP; andere Staaten setzten auf „merkantilistische Maßnahmen“, bei denen „Joint Ventures zwischen (halb)staatlichen Unternehmen“ in der gesamten Wertschöpfungskette geschlossen worden seien, um zügig entsprechende „Infrastrukturen und Logistikketten“ zu schaffen.


Neue Wertschöpfungsketten

Die Umstellung auf eine „grüne“ Wasserstoffwirtschaft werde neue, globale Wertschöpfungsketten hervorbringen, die eine rasch steigende Nachfrage nach knappen Ressourcen, vor allem nach „seltenen Metallen und Erden“, zur Folge hätten, sagt die SWP voraus. Die Rohstoffe seien für den Bau von Solar- und Windkraftanlagen notwendig, deren Strom man zur Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse benötige. In Deutschland werde sich der Strombedarf laut SWP im Verlauf der Energiewende bis 2050 verdoppeln, wobei dann die „Elektrolyseure möglicherweise 30 bis 40 Prozent der gesamten Nachfrage ausmachen“. Der Energieaufwand ist gigantisch: Derzeit wäre die gesamte globale Kapazität der Solar- und Windkraft notwendig, um allein den derzeit produzierten „grauen“ Wasserstoff, der durch die Verbrennung fossiler Energieträger hergestellt wird, durch „grünen“ Wasserstoff zu ersetzen. Die anstehende „Energietransformation, die auch eine „industrielle Revolution“ sei, werde es den industrialisierten Importländern von Wasserstoff ermöglichen, ihre „Energiehandelsströme und Importeurs-Exporteurs-Koalitionen so auszugestalten, dass Energiesicherheit neu austariert“ werde, betont die SWP. Sie verweist darauf, dass künftig die Herstellung „emissionsreicher und gut transportierbarer (Vor-)Produkte“ in „sonnen- und windreiche Länder“ der Peripherie verlagert werden könne. Vom geoökonomischen Standpunkt der industriellen Zentren des Weltsystems ergebe sich zudem der Vorteil, dass es kaum Beschränkungen bei der Standortsuche gebe, da erneuerbare Energien als wichtigster Input der „grünen“ Wasserstoffwirtschaft „geographisch weltweit verfügbar“ seien – und Elektrolyseure „perspektivisch sowohl in Großanlagen als auch dezentral“ genutzt werden könnten.


Afrika als Wasserstofflieferant

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen zur Etablierung einer neuen Wasserstoff-Wertschöpfungskette sind die Bemühungen der EU auf dem EU-Afrika-Gipfel [2] in der vergangenen Woche zu verstehen, den afrikanischen Kontinent in einen „Weltmeister der Wasserstoffexporte“ zu transformieren.[3] Die Länder Afrikas sollen im Rahmen eines 150 Milliarden Euro umfassenden Investitionsprogramms der EU zu Exporteuren „grüner“ Energie werden, um „Europas Gier nach Wasserstoff“ zu befriedigen, wie es in Berichten heißt.[4] Bundeskanzler Olaf Scholz gab auf dem Gipfel öffentlich seiner Hoffnung Ausdruck, die „Energiepartnerschaft“ mit Afrika könne rasch konkretisiert werden, da der Aufbau einer erneuerbaren Energieförderung im globalen Süden „gleichzeitig eine Entwicklungsperspektive für viele Länder Afrikas“ darstelle. Ähnlich argumentierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der die EU als bevorzugten Partner Afrikas bei der „Finanzierung der Infrastruktur beim grünen Wandel“ ins Spiel brachte.[5] Dennoch zeitigte der europäisch-afrikanische Gipfel in Brüssel - abgesehen von der generellen Zusage des besagten europäischen Investitionsprogramms – keine konkreten neuen Projekte in Sachen Wasserstoffwirtschaft.


Nur ein Traum?

Dies könnte unter anderem daran liegen, dass viele Experten und Studien die Wasserstoff-Euphorie der deutschen Funktionseliten nicht teilen. Eine jüngst publizierte Studie etwa geht davon aus, dass Wasserstoff als Energieträger im Straßenverkehr keine relevante Rolle spielen werde – selbst bei schweren Lkw nicht, da die Brennstoffzelle ihre „wichtigen Vorteile“ bei der Reichweite und der Schnellladung rasch gegenüber der Batterietechnik verliere.[6] Es blieben Anwendungsgebiete wie Industrie, Schifffahrt und synthetische Flugkraftstoffe, in denen Wasserstoff eine Rolle spielen könne. In älteren Studien ging Berlin noch davon aus, im Jahr 2050 würden bis zu 70 Prozent der Fahrzeuge mit Wasserstoff betrieben.[7] Wasserstoff erfordert überdies aufgrund der gegebenen Explosionsgefahr und des aufwendigen Speicherns in Druckbehältern den Aufbau einer sehr teuren, neuen Infrastruktur, etwa eines geschlossenen Tankstellennetzes.


Ökologisch ineffizient

Schließlich machen vor allem grundlegende, physikalische Hürden eine globale Wasserstoffwirtschaft aus ökologischer Sicht äußerst ineffizient.[8] Bei der Elektrolyse, also der Umwandlung von – im Idealfall „grünem“ – Strom in Wasserstoff gingen „20 bis 40 Prozent“ der eingesetzten Energie verloren, heißt es; hinzu kämen noch Verluste bei der Verdichtung oder Verflüssigung von Wasserstoff, die zwischen weiteren 15 bis 25 Prozent lägen. Demnach geht ein erheblicher Teil der eingesetzten Primärenergie bei deren Umwandlung in den Energieträger Wasserstoff verloren – womöglich bis zu 50 Prozent. Die mangelhafte Effizienz des Energieträgers Wasserstoff würde selbst dann, wenn die Primärenergieverluste durch technische Innovation auf rund ein Drittel begrenzt werden könnten, dazu führen, dass der für das Jahr 2050 prognostizierte Wasserstoffbedarf von 600 Terawattstunden durch 900 Terawattstunden „grünen“ Stroms aus erneuerbaren Energien gedeckt werden müsste. Die Energieverschwendung liegt auf der Hand.

 

[1] Eine neue Wasserstoffwelt. swp-berlin.org 08.12.2021.

[2] S. dazu „Ein koloniales Modell“.

[3] EU will Afrika zum Weltmeister der Wasserstoffexporte machen. euractiv.de 15.02.2022.

[4] Warum Europa Afrika braucht. zdf.de 17.02.2022.

[5] EU will engere Partnerschaft mit Afrika. tagesschau.de 18.02.2022.

[6] Hydrogen unlikely to play major role in road transport, even for heavy trucks: Fraunhofer. rechargenews.com 02.02.2022.

[7] Woher kommt der Wasserstoff in Deutschland bis 2050? dena.de.

[8] Ist Wasserstoff die Allzweckwaffe für die Energiewende? quarks.de 13.12.2021.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8852

24.02.2022

„Alarmsignal“: Impffolgen: Krankenkasse BKK schreibt Brief an Paul-Ehrlich-Institut

berliner-zeitung.de, , 24.2.2022aktualisiert 24.02.2022 - 00:27 Uhr , P. Debionne

Die Krankenkasse BKK hat Millionen Versicherten-Daten ausgewertet. Die angegebenen Fallzahlen des Paul-Ehrlich-Instituts zu Impffolgen sind demnach zu niedrig.


Zitat: Eine große deutsche Krankenkasse hat Zahlen zu Nebenwirkungen von Covid-Impfstoffen erfasst. Das Ergebnis sei „ein erhebliches Alarmsignal“. Nach Angaben der BKK ProVita liegt die Zahl der Nebenwirkungen um ein Vielfaches höher als die, die durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) offiziell bekannt gegeben werden. In einem Brief an das PEI (liegt der Berliner Zeitung vor) heißt es: „In unseren Augen liegt eine erhebliche Untererfassung der Impfnebenwirkungen vor“. Der Vorstand der BKK ProVita, Andreas Schöfbeck, sagte der Welt dazu: „Gemäß unserer Berechnungen halten wir 400.000 Arztbesuche unserer Versicherten wegen Impfkomplikationen bis zum heutigen Tag für realistisch.“


Die Krankenkasse hat die Daten von Millionen Versicherten der BKK-Gruppe analysieren lassen. Aufgrund der ausgewerteten Daten kommt Schöfbeck zudem zu dem Schluss, dass „Gefahr für das Leben von Menschen nicht ausgeschlossen werden kann“. Schöfbeck hat sich jetzt mit einem Brief an Prof. Dr. Klaus Cichutek, den Präsidenten des Paul-Ehrlich-Institut gewandt. Das Schreiben ging auch an den GKV-Spitzenverband, die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Ständige Impfkommission und den BKK Dachverband. Die Berliner Zeitung veröffentlicht den Brief mit der Überschrift „Heftiges Warnsignal bei codierten Impfnebenwirkungen nach Corona Impfung“ im Wortlaut.


Der Brief im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Cichutek, das Paul Ehrlich Institut hat mittels Pressemitteilung bekannt gegeben, dass für das Kalenderjahr 2021 244.576 Verdachtsfälle für Impfnebenwirkungen nach Corona Impfung gemeldet wurden. Die unserem Haus vorliegenden Daten geben uns Grund zu der Annahme, dass es eine sehr erhebliche Untererfassung von Verdachtsfällen für Impfnebenwirkungen nach Corona Impfung gibt. Dazu füge ich meinem Schreiben eine Auswertung bei.


Datengrundlage für unsere Auswertung sind die Abrechnungsdaten der Ärzte. Unsere Stichprobe erfolgt aus dem anonymisierten Datenbestand der Betriebskrankenkassen. Die Stichprobe umfasst 10.937.716 Versicherte. Uns liegen bisher die Abrechnungsdaten der Ärzte für das erste Halbjahr 2021 und circa zur Hälfte für das dritte Quartal 2021 vor. Unsere Abfrage beinhaltet die gültigen ICD-Codes für Impfnebenwirkungen. Diese Auswertung hat ergeben, obwohl uns noch nicht die kompletten Daten für 2021 vorliegen, dass wir anhand der vorliegenden Zahlen jetzt schon von 216.695 behandelten Fällen von Impfnebenwirkungen nach Corona Impfung aus dieser Stichprobe ausgehen.


Wenn diese Zahlen auf das Gesamtjahr und auf die Bevölkerung in Deutschland hochgerechnet werden, sind vermutlich 2,5-3 Millionen Menschen in Deutschland wegen Impfnebenwirkungen nach Corona Impfung in ärztlicher Behandlung gewesen. Das sehen wir als erhebliches Alarmsignal an, das unbedingt beim weiteren Einsatz der Impfstoffe berücksichtigt werden muss. Die Zahlen können in unseren Augen relativ leicht und auch kurzfristig validiert werden, indem die anderen Kassenarten (AOKen, Ersatzkrankenkassen etc.) um eine entsprechende Auswertung der ihnen vorliegenden Daten gebeten werden. Hochgerechnet auf die Anzahl der geimpften Menschen in Deutschland bedeutet dies, dass circa 4-5 Prozent der geimpften Menschen wegen Impfnebenwirkungen in ärztlicher Behandlung waren.


In unseren Augen liegt eine erhebliche Untererfassung der Impfnebenwirkungen vor. Es ist ein wichtiges Anliegen die Ursachen hierfür kurzfristig auszumachen. Unsere erste Vermutung ist, dass, da keine Vergütung für die Meldung von Impfnebenwirkungen bezahlt wird, eine Meldung an das Paul Ehrlich Institut wegen des großen Aufwandes vielfach unterbleibt. Ärzte haben uns berichtet, dass die Meldung eines Impfschadenverdachtsfalls circa eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nimmt. Das bedeutet, dass 3 Millionen Verdachtsfälle auf Impfnebenwirkungen circa 1,5 Millionen Arbeitsstunden von Ärztinnen und Ärzten erfordern. Das wäre nahezu die jährliche Arbeitsleistung von 1000 Ärztinnen und Ärzten. Dies sollte ebenso kurzfristig geklärt werden.


Deshalb ergeht eine Durchschrift dieses Schreibens auch an die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Der GKV-Spitzenverband erhält ebenso eine Abschrift dieses Schreibens mit der Bitte entsprechende Datenanalysen bei sämtlichen Krankenkassen einzuholen. Da Gefahr für das Leben von Menschen nicht ausgeschlossen werden kann, bitten wir Sie um eine Rückäußerung über die veranlassten Maßnahmen bis 22. Februar 2022 18 Uhr.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Schöfbeck Vorstand


Corona  Qualität des Impfstoffs: Chemiker stellen Fragen an das Paul-Ehrlich-Institut https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/qualitaet-des-impfstoffs-chemiker-stellen-fragen-an-das-paul-ehrlich-institut-li.212298


Info:  https://www.berliner-zeitung.de/news/impffolgen-krankenkasse-bkk-schreibt-brief-an-paul-ehrlich-institut-li.213676

23.02.2022

Wollt Ihr den totalen Krieg?!

snanews.de, 23. Februar 2022, 7: 09  Uhr, Wolfgang Bittner

Der Ukraine-Konflikt beschäftigt auch unseren Gastautoren, der entsetzt und empört ist über eine aus seiner Sicht einseitige und verlogene Berichterstattung westlicher Medien, die einseitige und verlogene Argumente transportieren. Eine Gegenrede.


Zum dritten Mal geht es gegen den Erzfeind im Osten. Seit Jahren wird nun schon gegen Russland gehetzt, die Fakten werden umgelogen, es wird gedroht, sanktioniert und diffamiert. Die westliche Allianz unter Führung der USA hat Russland in der Person Wladimir Putins jahrelang abgewiesen und gedemütigt, wo sich nur eine Gelegenheit bot. Putin wurde zur Unperson erklärt, Russland zum „Reich des Bösen“.


Jetzt, nachdem Russland die umkämpften Gebiete im Osten der Ukraine als souveräne Republiken anerkannt hat, gibt es den großen Aufschrei. Dabei herrscht dort seit acht Jahren ein Bürgerkrieg mit etwa 14 000 Toten, unzähligen Verletzten, Millionen traumatisierter Menschen und zerstörter Infrastruktur. Wer daran die Schuld hat, lässt sich nicht ohne die Kenntnis der Vorgeschichte beurteilen.


Die Vorgeschichte

Nach dem von den USA jahrelang subversiv vorbereiteten Regime-Change in Kiew forderte die überwiegend russischsprachige Bevölkerung in den Gebieten Donezk und Lugansk zunächst lediglich mehr Autonomie innerhalb der Ukraine. Daraufhin schickte der neue Machthaber Petro Poroschenko, eine Marionette der USA, Panzer in den Donbass. Ein innerstaatlicher Konflikt sollte – mit den USA im Rücken – militärisch gelöst werden.

 

Das war der Beginn des Bürgerkriegs, ganz im Sinne der USA, die einen Brandherd vor der Tür Russlands anlegten, der immer wieder aufs Neue befeuert wurde. An der Frontlinie zum Donbass kämpfen auf Seiten der Kiewer Ukraine neben der regulären Armee, die vom Westen aufgerüstet wurde und von US-Militärs beraten wird, auch Freiwilligenbataillone und amerikanische Söldner. Insofern waren die Bemühungen mit dem Minsker Abkommen von vornherein zum Scheitern verurteilt.


Münchner Sicherheitskonferenz - SNA, 1920, 19.02.2022„Wahnsinnige Hetze gegen Russland“ und „Brandbeschleuniger MSC“: Einschätzungen zur Ukraine-Krise

19 Februar, 05:45

Die Entscheidung

Unter diesen Umständen war die Anerkennung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk als souveräne Staaten eine durchaus folgerichtige Entscheidung Putins. Er hat damit einen Genozid verhindert und den USA einen Knüppel aus der Hand geschlagen, der immer wieder gegen Russland geschwungen wurde. Und Putin hat selbstverständlich Recht, wenn er die Ukraine in ihrer heutigen Form als einen Vasallenstaat der USA mit einer kriegslüsternen Marionettenregierung bezeichnet.


Russland hat seit Anfang der 1990er-Jahre um Kooperation mit Westeuropa, insbesondere mit Deutschland, intensiv geworben. Eine solche für beide Teile sinnvolle Zusammenarbeit wurde von den USA systematisch unterbunden. Wie sehr Deutschland unter Kuratel steht, zeigt sich gerade wieder in der Verhinderung der Inbetriebnahme von Nord Stream 2. Obwohl die deutsche Bevölkerung durch die Corona-Maßnahmen ohnehin bis an die Grenze des Erträglichen belastet ist, werden ohne wirkliche Not schwerwiegende Beeinträchtigungen, Preissteigerungen und Versorgungsengpässe in Kauf genommen.


Russlands Außenminister Sergej Lawrow (Archiv) - SNA, 1920, 18.02.2022Lawrow im RT-Interview: Über „raffinierte Diplomatie“ des Westens, Schmunzeln und Fakes

18 Februar, 16:23


                  Die Propaganda

Aber die verantwortlichen Berliner Politiker plappern das nach, was von den Service-Agenturen des Weißen Hauses, der CIA und der Nato kommt und was wortgleich tagtäglich von den dienstbaren Medien mit dem Ergebnis verbreitet wird, dass es die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung – wenn sie es ein paar hundert Mal gehört und gelesen hat – eins zu eins glaubt. Andere Meinungen und Sichtweisen werden diskreditiert oder unterdrückt.


Die ganze Welt wird auf den Kopf gestellt. Man ist für Minderheitenschutz, nur nicht im Donbass oder im Baltikum. Man ist für Meinungsfreiheit und Medienfreiheit, aber woanders. Man ist für Frieden, aber überall wird unter Führung der USA Chaos verbreitet, souveräne Staaten werden sanktioniert, es werden Ethnien gegeneinander aufgehetzt und bewaffnet, Regime-Changes durchgeführt, Kriege angezettelt.


Was sind das für Menschen in den Führungspositionen, die gegen die Interessen der Bevölkerung arbeiten? Auch in Deutschland! Sie machen das anders als die Nazis, aber es sind die gleichen Methoden: Psychokrieg, Wirtschaftskrieg, Lügen und Hetze. Es ist erbärmlich! Es ist zum Fürchten! Es ist erschütternd! Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten.


Info: https://snanews.de/20220223/wollt-ihr-den-totalen-krieg-5487956.html

23.02.2022

DonbassHHat Russland mit der Anerkennung des Donbass das Minsker Abkommen beerdigt?

anti-spiegel.ru, vom 22. Februar 2022 17:03 Uhr

Im Februar 2015 wurde das Minsker Abkommen unterzeichnet und es wurde durch eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates Teil des Völkerrechts. Wir müssen also erst einmal verstehen, was im Minsker Abkommen vereinbart wurde (den Text des Abkommens


Zitat: Im Februar 2015 wurde das Minsker Abkommen unterzeichnet und es wurde durch eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates Teil des Völkerrechts. Wir müssen also erst einmal verstehen, was im Minsker Abkommen vereinbart wurde (den Text des Abkommens finden Sie hier)


Das Minsker Abkommen

Der in den 13 Punkten des Minsker Abkommens festgelegte Weg zum Frieden in der Ukraine ist erstaunlich einfach, sogar die Reihenfolge, was wann von wem umgesetzt werden sollte, ist klar festgeschrieben. Wenn das Minsker Abkommen umgesetzt worden wäre, wäre der Krieg in der Ukraine schon Ende 2015 Geschichte gewesen. Laut dem Abkommen waren folgende Dinge in folgender Reihenfolge umzusetzen:

  1. Die Ukraine setzt bis Mitte März 2015 ein Gesetz in Kraft, das den Gebieten im Osten Selbstverwaltung garantiert.
  2. Kiew verhandelt mit den Gebieten im Osten die Richtlinien für Kommunalwahlen, die unter Aufsicht der OSZE Ende 2015 stattfinden sollen.
  3. Kiew setzt bis zu den Kommunalwahlen eine Verfassungsreform um, die den Gebieten im Osten ihre Rechte und einen Sonderstatus garantiert.
  4. Am Tag, nachdem die Wahlen von der OSZE als gültig befunden sind, bekommt Kiew die volle Kontrolle über den Osten des Landes und auch die Grenzen zu Russland von den Rebellen übertragen


Außerdem sollte Kiew, damit die Rebellen die Waffen ohne Furcht vor Vergeltung niederlegen können, eine Generalamnestie für die Soldaten auf beiden Seiten erklären, und es sollte ein Gefangenenaustausch „alle gegen alle“ stattfinden. All das sollte auch vor den Wahlen geschehen.

Hinzu kommt, dass Kiew im Sommer 2014 alle Auszahlungen von Sozialleistungen (Renten, etc.) an die Menschen im Donbass gestoppt, im Januar 2015 eine faktische Hungerblockade über den Donbass verhängt und den Donbass vom Zahlungsverkehr abgeklemmt hat. Im Minsker Abkommen hat Kiew sich verpflichtet, die Auszahlungen der Sozialleistungen wieder aufzunehmen, den Bankenverkehr wieder zuzulassen, die Hungerblockade aufzuheben und humanitäre Hilfe ungehindert in den Donbass zu lassen.


Wären all diese Punkte, wie im Minsker Abkommen vereinbart, 2015 umgesetzt worden, wäre der Bürgerkrieg Ende 2015 vorbei gewesen. Aber Kiew hat nicht einen einzigen der Punkte umgesetzt und weigert sich bis heute strikt, direkt mit den Rebellen zu verhandeln, was aber die Grundlage für die Umsetzung all der Punkte ist.


Kiew hat die Umsetzung immer verweigert

Seit der Unterzeichnung des Minsker Abkommens haben Medien und Politik im Westen behauptet, Russland setze das Abkommen nicht um, deshalb könnten die Sanktionen nicht aufgehoben werden. Das war immer gelogen, denn Russland wird in dem Abkommen gar nicht erwähnt und es gibt in dem Abkommen auch keine Forderungen an Russland, die es umsetzen könnte.

Es war all die Jahre Kiew, das – mit Rückendeckung des Westens – nicht einen Punkt des Abkommens umgesetzt hat.


Seit kurzem kann man das auch in westlichen Medien erfahren. Der Grund ist, dass die Kiewer Regierung seit Monaten offen erklärt, sie wolle und werde das Minsker Abkommen nicht umsetzen. Das hat dazu geführt, dass die westlichen Medien inzwischen ihre „Argumentation“ geändert haben und nun schreiben, dass das Abkommen ein russisches Diktat sei, dessen Umsetzung man von Kiew eigentlich gar nicht verlangen könnte. Beispiele dafür gibt es viele, hier und hier finden Sie eine Auswahl.


Deutschland und Frankreich haben das Abkommen beerdigt

Was man in westlichen Medien nicht erfahren konnte, war, dass Deutschland und Frankreich sich Ende 2021 offen von dem Abkommen abgewendet haben. Sie haben das Abkommen de facto beerdigt, als sie plötzlich der Meinung waren, ein direkter Dialog zwischen Kiew und den Rebellen sei nicht nötig. Folgendes war passiert.


Der Westen wollte im Oktober 2021 kurzfristig ein neues Treffen der Außenminister des Normandie-Formates erreichen, hat aber so unannehmbare Forderungen gestellt, dass Russland dazu nicht bereit war. Bevor der Westen daraus eine Medienkampagne gegen Russland formen konnte, Russland habe das Treffen und den Dialog verweigert, hat der russische Außenminister Lawrow zu einer sehr unkonventionellen Lösung gegriffen und die Korrespondenz zwischen Moskau einerseits und Berlin und Paris andererseits veröffentlicht.


Auf den insgesamt 28 Seiten kann man sehen, dass Lawrow Berlin und Paris am 29. Oktober ein Treffen vorgeschlagen hat, das aber gut vorbereitet sein müsse. Als Reaktion haben Berlin und Paris am 4. November in einer gemeinsamen Antwort unter anderem mitgeteilt, dass der russische Vorschlag für eine Abschlusserklärung im Normandie-Format nicht angenommen werden könne, weil Russland darin einen direkten Dialog zwischen Kiew und dem Donbass fordert.

Das allerdings ist – wie gesehen – einer der zentralen Punkte des Minsker Abkommens. Als Berlin und Paris das nun als unannehmbar bezeichnet haben, haben sie de facto das Minsker Abkommen beerdigt.


Am 6. November schrieb Lawrow, die Antwort aus Berlin und Paris sei enttäuschend. Den Vorschlag aus Berlin und Paris, schon am 11. November ein Außenministertreffen im Normandie-Format abzuhalten, lehnte Lawrow ab, da noch keine Antwort auf Moskaus Vorschläge für den Text der Abschlusserklärung des Treffens eingetroffen seien.


Am 15. November haben sich die Außenminister der Ukraine, Deutschlands und Frankreichs getroffen und dabei Russland öffentlich vorgeworfen, Russland habe sich „zum wiederholten Male“ einem Ministertreffen im Normandie-Format verweigert.


Daraufhin ist Lawrow der Kragen geplatzt und er hat seinen Kollegen aus Berlin und Paris einen weiteren Brief geschrieben. Darin hat er noch einmal die russische Position dargelegt und dann angekündigt, dass er die Korrespondenz am nächsten Tag veröffentlichten werde. Der Brief endete mit den Worten:

„Ich bin sicher, dass Sie die Notwendigkeit dieses unkonventionellen Schrittes verstehen, denn es geht darum, der Weltgemeinschaft die Wahrheit darüber zu vermitteln, wer die völkerrechtlichen Verpflichtungen wie erfüllt, die auf höchster Ebene vereinbart wurden.“

Danach hat das russische Außenministerium die Korrespondenz veröffentlicht.

Die westlichen Medien haben darüber kaum berichtet, und wenn sie es doch mal erwähnt haben, dann war die Rede von einem unerhörten und nie dagewesenen Verhalten Russlands, diplomatische Korrespondenz zu veröffentlichen. Über den Inhalt der Korrespondenz haben die westlichen Medien ihre Leser jedoch nicht informiert.


Das beerdigte Abkommen

Das Minsker Abkommen war damit im Grunde beerdigt, denn Kiew verweigerte dessen Umsetzung inzwischen vollkommen offen, der Westen hat Kiew dabei unterstützt und Deutschland und Frankreich, die als Mitglieder des Normandie-Formates die Aufgabe hatten, Kiew zur Umsetzung des Abkommens zu drängen, haben dessen Umsetzung nun ebenfalls verweigert.


Die Frage, ob Russland das Minsker Abkommen mit seiner Anerkennung des Donbass beerdigt hat, könnte man ironisch also so beantworten: Wie kann man etwas beerdigen, was schon von anderen beerdigt wurde?


Die Anerkennung des Donbass kann als Verstoß gegen das Abkommen gewertet werden, obwohl die Anerkennung in dem Abkommen nicht verboten ist. Aber die Anerkennung dürfte den Weg des Donbass zurück unter die Kiewer Herrschaft auf sehr lange Sicht versperrt haben. Allerdings war es Russland, das als einziger Teilnehmer am Normandie-Format bis zuletzt auf die Umsetzung des Abkommens bestanden hat, was am Ende aber alle anderen Partner des Formates abgelehnt haben.


Daher war die russische Anerkennung des Donbass eine logische Folge, denn anders dürfte eine Kiewer Offensive auf den Donbass kaum zu verhindern sein. Wenn Kiew das Minsker Abkommen – also eine friedliche Lösung des Konfliktes – ablehnt und gleichzeitig Truppen im Donbass zusammenzieht, dann muss man kein Hellseher sein, um zu verstehen, was als nächstes geplant war.


Ob das Minsker Abkommen nun noch eine Zukunft hat, bleibt abzuwarten. Der Ball lag und liegt bei Kiew. Kiew könnte anfangen, endlich die eingegangenen Verpflichtungen aus dem Abkommen umzusetzen. Russland hat ausdrücklich nicht abgelehnt, diesen Weg zu gehen. Es war Kiew, das es bisher abgelehnt hat, den Weg des Abkommens zu gehen und seit Oktober 2021 haben auch Deutschland und Frankreich sich dem angeschlossen.


Zum Schluss möchte ich noch Beispiele für Kiews Ablehnung des Abkommens zeigen, denn die Sprecherin des russischen Außenministeriums hat auf ihrem Telegram-Kanal eine Auswahl der Erklärungen zusammengefasst, die in Kiew verkündet wurden (über viele der Erklärungen habe ich berichtet):


Die Haltung der ukrainischen politischen Elite zum Minsker Abkommen. Wenn sie schreien, dass sie nur nach diesem Dokument gelebt und es strikt beachtet haben, erinnern Sie sie an ihre eigenen Aussagen:


Der ukrainische Präsident Selensky, 13. Dezember 2019: „Wir verstehen, dass wir als Team Minsk nicht unterzeichnet haben, aber wir als Regierung müssen die Bedingungen erfüllen, auf die die Regierung damals eingegangen ist. <…> Aber ich bin sicher, dass wir einige Dinge ändern können und werden.“


Alexej Reznikov, stellvertretender Ministerpräsident der Ukraine und Minister für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete, 9. Juli 2020: „Ich werde sogar (Bundeskanzlerin) Frau Merkel über das Minsker Abkommen zitieren: Es ist nicht in Stein gemeißelt. Heute entspricht es nicht mehr den Gegebenheiten, die in der Ukraine herrschten, als diese Abkommen als politische und rechtliche Vereinbarungen geschlossen wurden. Denn heute sind die im Minsker Abkommen (2014-2015) festgelegten Fristen bereits abgelaufen und das Minsker Abkommen wurde nicht umgesetzt.“


Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine Alexej Danilov, 31. Januar 2021: „Die Umsetzung des Minsker Abkommens bedeutet die Zerstörung des Landes. Als es im Visier russischer Kanonen unterzeichnet wurde und Deutschland und Frankreich zusahen, war allen vernünftigen Menschen bereits klar, dass diese Dokumente nicht umgesetzt werden können.“ „Wenn sie auf der Umsetzung des Minsker Abkommens in seiner jetzigen Form bestehen, wird dies für unser Land sehr gefährlich sein. Wenn die Gesellschaft diese Vereinbarungen nicht akzeptiert, kann das zu einer sehr schwierigen Situation innerhalb des Landes führen, und Russland baut darauf“


Der ukrainische Präsident Selensky, 26. April 2021: „Ich nehme an dem Prozess teil, der entwickelt wurde, bevor ich [ins Amt] kam. Der Minsk-Prozess sollte in der gegenwärtigen Situation flexibler sein. Er sollte den Zielen der Gegenwart dienen, nicht der Vergangenheit“. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Wir können das Minsker Format ändern, es anpassen. Oder wir können ein anderes Format verwenden. Die Geschwindigkeit ist wichtig. Das Tempo des Prozesses ist wichtig, denn wir verlieren jeden Tag Menschen.“


Der ukrainische Präsident Selensky, 2. Februar 2022: „Ich möchte nicht über die Minsker Punkte sprechen. Ich bin nicht mit allen Punkten zufrieden. Wir haben unterschiedliche Auffassungen über die Reihenfolge der Umsetzung des einen oder anderen Punktes“.


Der ukrainische Außenminister Dmitrij Kuleba, 4. Februar 2022: „Das Minsker Abkommen kann nicht unter russischen Bedingungen umgesetzt werden, das auf einem direkten Dialog zwischen der Ukraine und den Rebellen beruht, den sie uns aufzwingen und der, das kann ich Ihnen bestätigen, bei allen Treffen, auf allen Ebenen ganz klar abgelehnt wird.“ „Wir werden keinen direkten Dialog mit den sogenannten Donezker und Lugansker Volksrepubliken führen. Das ist im Minsker Abkommen nicht vorgesehen. Der Versuch, einen solchen Dialog aufzunehmen, liegt einzig und allein im Interesse der Russischen Föderation, um den Status einer Konfliktpartei loszuwerden und selbst zum Vermittler zu werden“


Der ehemalige ukrainische Präsident Poroschenko, 15. Februar 2022: „Von heute an hat die Ukraine jedes Recht, sich von ihren Verpflichtungen zu lösen.“ „[Der ukrainische Präsident Wladimir] Selensky hat schon vor langer Zeit, seit dem Wahlkampf, versprochen, ein anderes Format anzubieten. Mit gesundem Menschenverstand sind wir [Poroschenkos Europäische Solidaritätspartei] bereit, seine neuen Vorschläge zu unterstützen, denn dafür ist er seit drei Jahren zuständig.“


Info:  https://www.anti-spiegel.ru/2022/hat-russland-mit-der-anerkennung-des-donbass-das-minsker-abkommen-eerdigt/

23.02.2022

Sanktionen gegen Russland

The New York Times, 23. Februar 2022
Die USA und ihre Verbündeten verhängten schnell Wirtschaftssanktionen gegen Russland für das, was Präsident Biden als Beginn einer "Invasion der Ukraine" verurteilte. Westliche Beamte haben bestätigt, dass russische Streitkräfte die ukrainische Grenze in zwei separatistische Enklaven in der Ostukraine überschritten haben.

Zitat: Ukrainer in der Nähe der von kreml unterstützten Separatisten kontrollierten Gebiete haben bereits tagelangen Beschuss und mindestens einen Todesfall erlitten. Zivilisten haben sich in Kellern versteckt, während ukrainische Truppen in Schützengräben hocken. Seit fast einem Jahrzehnt bestimmt Gewalt das Leben der Bewohner dieser Tasche der Ostukraine.

Zu den bisherigen Sanktionen gehören der Stopp der Nord Stream 2-Gaspipeline und die Unterbrechung der globalen Finanzierung von zwei russischen Banken und einer Handvoll Eliten des Landes. Die Schritte blieben hinter dem umfassenderen Wirtschaftskrieg zurück, den einige gefordert haben, obwohl Biden warnte, dass weitere Sanktionen folgen würden, wenn Wladimir Putin, der russische Präsident, seine Streitkräfte nicht aus der Ukraine abziehen würde.

Diplomatie: Antony Blinken, der US-Außenminister, sagte Pläne für ein Treffen mit dem russischen Außenminister am Donnerstag ab und sagte, es sei "nicht sinnvoll", Gespräche zu führen, während die russischen Streitkräfte unterwegs sind.

Analyse: Putin hat in der Ukraine ein Zeichen gesetzt, schreibt unser Pariser Büroleiter. Hat der Westen die Mittel, ihn aufzuhalten?

Das Neueste: Verstehen Sie den Konflikt mit unserem neuesten Newsletter, dem Russia-Ukraine Crisis Briefing. Sie können sich hier anmelden.

Info: https://messaging-custom-newsletters.nytimes.com/template/oakv2?campaign_id=51&emc=edit_mbe_20220223&instance_id=53994&nl=morning-briefing%3A-europe-edition&productCode=MBE&regi_id=179513371&segment_id=83646&te=1&uri=nyt%3A%2F%2Fnewsletter%2Fe6149013-942d-52bb-81c6-2c3910ffa0ec&user_id=f32ef16f74a315d2f30cf28f5b3b49a1
23.02.2022

Die Büchse der Pandora    Berlin und Brüssel eskalieren den Machtkampf gegen Russland mit neuen Sanktionen. Moskau kann sich bei seiner Ukrainepolitik auf den Präzedenzfall Kosovo berufen.

german-foreign-policy.com, 23. Februar 2022

BERLIN/BRÜSSEL/MOSKAU (Eigener Bericht) – Mit schweren Vorwürfen und einer massiven Verschärfung der Sanktionen gegen Russland reagieren Berlin und die EU auf die Anerkennung der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk durch Moskau. Unter anderem werden alle 351 Duma-Abgeordneten, die Präsident Wladimir Putin zur Anerkennung der „Volksrepubliken“ aufgefordert haben, mit Einreise- und Vermögenssperren belegt. Moskau hatte seinen Schritt unter anderem damit begründet, dass keinerlei Aussicht mehr auf eine Umsetzung des Minsker Abkommens besteht. Der Vorwurf trifft vor allem Berlin: Die Verhandlungen zur Realisierung des Abkommens wurden unter maßgeblicher deutscher Regie geführt. Noch an diesem Wochenende riet eine führende deutsche Tageszeitung dazu, die Verhandlungen zwar fortzusetzen, um Russland zu „binden“, die Verwirklichung des Abkommens aber nicht ernsthaft zu forcieren. Moskau betreibt die Anerkennung der „Volksrepubliken“ mit Argumenten, mit denen Berlin bzw. die NATO die Abspaltung des Kosovo von Jugoslawien gegen den Willen der Regierung in Belgrad erzwangen – ein Präzedenzfall, der in Europa die Büchse der Pandora geöffnet hat.



Zitat: Neue Sanktionen

Mit einer deutlichen Verschärfung der Sanktionen gegen Russland reagieren Berlin und die EU auf die Anerkennung der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk durch Moskau. Das Sanktionspaket, auf das sich die Mitgliedstaaten geeinigt haben, umfasst vier Teile. Der erste sieht vor, dass sämtliche 351 Abgeordnete der russischen Duma, die Präsident Wladimir Putin zur Anerkennung der „Volksrepubliken“ aufgefordert haben, nicht mehr in die EU einreisen dürfen; sollten sie Vermögen dort haben, wird es eingefroren. Es handelt sich um das erste Mal, dass nahezu ein komplettes gewähltes Parlament mit Strafmaßnahmen belegt wird. Darüber hinaus dürfen keine Geschäfte mehr mit 27 Banken und Unternehmen getätigt werden, denen die EU vorwirft, mit den Separatisten oder russischen Militärs, die diese unterstützen, Geschäfte zu machen. Drittens werden die „Volksrepubliken“ vom Freihandelsabkommen zwischen der EU und der Ukraine ausgeschlossen. Auch wird der russische Zugang zum europäischen Finanzmarkt weiter eingeschränkt; dabei geht es vor allem um Staatsanleihen mit einer Laufzeit von weniger als 30 Tagen.[1] Deutschland stoppt zudem zumindest vorläufig, wie Bundeskanzler Olaf Scholz mitteilte, die Erdgaspipeline Nord Stream 2.[2]


Das Minsker Abkommen

Moskau hat die Anerkennung der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk vor allem damit begründet, es bestünden keinerlei Aussichten mehr, das Minsker Abkommen umzusetzen und so den Krieg im Osten der Ukraine zu beenden. Der Vorwurf trifft insbesondere Berlin, das stets eine führende Rolle in den Verhandlungen im „Normandie-Format“ beansprucht hat; in ihnen ging es darum, das Minsker Abkommen zu realisieren. Die Verhandlungen wurden im November 2021 von Russland abgebrochen, da die Ukraine sich nicht nur unverändert weigerte, zentrale Bestimmungen des Abkommens umzusetzen, sondern auch dazu überging, Donezk und Luhansk mit Drohnen des Typs Bayraktar TB2 zu attackieren; diese Drohnen hatten etwa im Krieg Aserbaidschans gegen Armenien kriegsentscheidend gewirkt.[3] Berlin nahm nicht nur den Drohneneinsatz hin, obwohl er gültige Vereinbarungen brach; es deckte auch die ukrainische Weigerung, das Minsker Abkommen zu erfüllen. Erst nachdem US-Präsident Joe Biden bilaterale Verhandlungen mit Moskau angekündigt hatte, war die Bundesregierung um die rasche Wiederaufnahme der Gespräche im „Normandie-Format“ bemüht.[4] Zuletzt schienen sich dabei Fortschritte abzuzeichnen; Kiew sagte zu, die notwendigen Gesetze auf den Weg zu bringen.[5]


„Russland binden“

Allerdings blieb nicht nur unklar, ob die erwähnten Gesetze wirklich verabschiedet werden können; im ukrainischen Parlament ist eine Mehrheit dafür nicht in Sicht. Es bleiben darüber hinaus auch Zweifel, ob der Westen das Minsker Abkommen zu unterstützen bereit ist. Die Hintergründe schilderte am Samstag die einflussreiche Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wie das Blatt schrieb, sei zu berücksichtigen, dass die Ukraine am 12. Februar 2015, als das Abkommen unterzeichnet wurde, „in große militärische Bedrängnis geraten“ war. Darauf sei zurückzuführen, dass es Bestimmungen enthalte, „die sehr ungünstig für die Ukraine sind“; den Versuch, sie umzusetzen, „würde keine ukrainische Regierung überstehen“.[6] Darüber hinaus behauptete die Frankfurter Allgemeine, in Donezk und Luhansk seien „freie Wahlen“, wie sie das Minsker Abkommen vorsehe, „unmöglich“. Sollten Berlin und Paris wirklich in Betracht ziehen, „Druck“ auf Kiew auszuüben, um die Umsetzung der Vereinbarung zu erzwingen, sei das „sinnlos“ und sogar „gefährlich“. Die Zeitung rät dazu, nicht ernsthaft auf das Minsker Abkommen zu setzen. Offiziell solle es freilich nicht aufgegeben werden, weil es „einen Rahmen zur Einhegung des Konflikts“ biete und vor allem Russland „binde“.


Quod licet Iovi...

Hat Berlin sieben Jahre lang jede Chance vertan, den Konflikt um Donezk und Luhansk mit einer Durchsetzung der Bestimmungen des Minsker Abkommens zu lösen, so bezieht die Bundesregierung nun umso schärfer Position. Die Anerkennung der „Volksrepubliken“ durch Moskau sei „ein schwerwiegender Bruch des Völkerrechts“, erklärte gestern Bundeskanzler Olaf Scholz; Russland verstoße mit ihr gegen „Grundprinzipien, wie sie in der Charta der Vereinten Nationen zum friedlichen Zusammenleben der Völker verankert sind. Dazu gehören die Wahrung der territorialen Integrität und Souveränität der Staaten, der Verzicht auf Androhung und Anwendung von Gewalt und die Verpflichtung zur friedlichen Streitbeilegung.“[7] Die Äußerung ist nicht nur deshalb aufschlussreich, weil führende westliche Mächte regelmäßig gegen die erwähnten Grundprinzipien verstoßen haben, etwa mit den Überfällen auf den Irak im Jahr 2003 und auf Libyen im Jahr 2011; Sanktionen hatte dabei keine der beteiligten Mächte zu befürchten.


Die Stunde der Heuchler

Aufschlussreich ist Scholz‘ Äußerung auch, weil Russlands Vorgehen in zentralen Punkten dem deutschen Vorgehen bei der Abspaltung des Kosovo entspricht. Die Anerkennung der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk geschah ebenso gegen den Willen der Ukraine, wie die Anerkennung des Kosovo im Februar 2008 gegen den Willen Serbiens vollzogen wurde. Die Abspaltung des Kosovo wurde dabei mit serbischer Gewalt gegen die kosovarische Bevölkerung begründet; im Bürgerkrieg um Donezk und Luhansk kamen inzwischen mehr als 14.000 Menschen zu Tode – mehr als im Kosovo. Während Russland erst Truppen in die „Volksrepubliken“ entsandte, nachdem es sie offiziell anerkannt hatte, besetzte die NATO, darunter deutsche Truppen, das Kosovo allerdings im Rahmen eines Angriffskriegs gegen Jugoslawien im Frühjahr 1999, dem Tausende Zivilisten zum Opfer fielen, und schuf mit umfassenden Bombardements die Voraussetzungen für die Abspaltung des Gebiets. Moskau hat das Vorgehen des Westens damals scharf kritisiert. Allerdings kann sich heute, wer die Abspaltung von Teilen fremder Staaten anerkennt, stets auf den Präzedenzfall berufen, den die NATO-Staaten mit der Abspaltung des Kosovo geschaffen haben – unter Führung nicht nur der USA, sondern auch der Bundesrepublik.

 

[1] Thomas Gutschker, Jochen Buchsteiner: Strafen gegen Abgeordnete, Oligarchen und Banken. Frankfurter Allgemeine Zeitung 23.02.2022.

[2] Scholz stoppt Gasleitung Nord Stream 2. Frankfurter Allgemeine Zeitung 23.02.2022.

[3] S. dazu Waffen für die Ukraine.

[4] S. dazu Führung aus einer Hand und Führung aus einer Hand (II).

[5] S. dazu Neue Hürden.

[6] Reinhard Veser: Kein Mittel zur Lösung des Konflikts. Frankfurter Allgemeine Zeitung 19.02.2022.

[7] Schwerwiegender Bruch des Völkerrechts – Deutschland an der Seite der Ukraine. bundesregierung.de 22.02.2022.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8850

23.02.2022

Russland-Ukraine-Krise: Darum geht es im Russland-Konflikt

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Hier andere Karte zur Lage


zeit.de, 22. Februar 2022, 16:02 Uhr, Von und

Minsker Abkommen, Kontaktlinie, Nato-Russland-Grundakte: Wir erklären wichtige Begriffe, um die Auseinandersetzung besser verstehen zu können.


Zitat: Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Einmarsch in die von prorussischen Separatisten kontrollierten ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk befohlen. Dieser Schritt ist möglicherweise der Beginn von weiteren militärischen Aktionen oder einer weiteren Invasion Russlands in die Ukraine. Worum geht es in der Krise? Wir erklären wichtige Begriffe.


Übersicht:


Beginn des Krieges gegen die Ukraine

Ab Ende 2013 protestierten in der ukrainischen Hauptstadt Hunderttausende Menschen gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Anlass war, dass dieser ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union in letzter Minute doch nicht unterzeichnet hatte.


​​Bei den Euromaidan-Protesten wurden Anfang 2014 mehr als 80 Menschen getötet, Janukowitsch floh schließlich aus dem Land nach Russland. Das Parlament erklärte ihn daraufhin für abgesetzt und schrieb ihn zur Fahndung aus. Janukowitsch bezeichnet das als illegal. Im Osten des Landes, wo er starke Unterstützung erfahren hatte, lieferten sich von Russland unterstützte bewaffnete Milizen Gefechte mit der ukrainischen Armee.


Donezk und Luhansk

Seit 2014 in Teilen abtrünnige ostukrainische Regionen mit gleichnamigen Hauptstädten, die sich selbst als Volksrepubliken bezeichnet hatten. Deren Unabhängigkeit hat Russland am 21. Februar 2022 anerkannt. In der Folge wurde die Entsendung von russischen Truppen in die Regionen angekündigt, die bislang von prorussischen Separatisten kontrolliert werden. Russland hält allerdings auch den Teil der Regionen für unabhängig, der von der Ukraine kontrolliert wird.


Donbass

Auch Donezbecken genannt. Ukrainisch-russisches Gebiet, das auf der ukrainischen Seite die Regionen Donezk und Luhansk umfasst. Aufgrund von Steinkohlevorkommen und Industrie strategisch wichtig.


Kontaktlinie

Etwa 500 Kilometer lange Front zwischen dem ukrainischen Militär und den prorussischen Separatisten in den Regionen Donezk und Luhansk in der Ostukraine; sie wurde 2014 im Zuge des Minsker Abkommens eingerichtet und von der OSZE-Mission beobachtet.


Krim

Die große Halbinsel liegt zwischen dem nördlichen Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer im Südosten der Ukraine. Sie gilt wegen ihrer Lage als militärstrategisch wichtig, in Sewastopol liegt ein großer Flottenstützpunkt. Anfang 2014 erzwangen bewaffnete russische Kräfte eine Abspaltung von der Ukraine und einen Anschluss an Russland. Völkerrechtlich wird diese Annexion nicht anerkannt.


OSZE-Mission

Seit 2014 ist die OSZE mit einer Mission in der Ukraine aktiv, eingerichtet wurde sie auf Wunsch der damaligen ukrainischen Regierung und mit Zustimmung der 57 Mitgliedsstaaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Es handelt sich um eine unbewaffnete Mission, die die Lage in der Ukraine und insbesondere an der Kontaktlinie beobachten und darüber berichten soll. Sie erstellt regelmäßige Berichte, etwa zu Verstößen gegen den offiziell an der Kontaktlinie geltenden Waffenstillstand zwischen dem ukrainischen Militär und den prorussischen Separatisten.


Nato-Russland-Grundakte

Die im Mai 1997 unterzeichnete Absichtserklärung sollte eine friedliche und vertrauensvolle Partnerschaft zwischen der Nato und Russland ermöglichen. Sie regelt gemeinsame Ziele und Wege für Zusammenarbeit und Absprache, etwa die Schaffung des Nato-Russland-Rates.


Nato-Ukraine-Charta

Im Juli 1997 unterzeichnet ermöglicht die Charta (pdf)  die Teilnahme von ukrainischen Streitkräften an Nato-Missionen, die unter UN-Mandat oder Leitung der OSZE laufen. Sie führte zur Einrichtung von Verbindungsstellen zwischen dem Nato-Hauptquartier in Brüssel und Kiew. Die Ukraine hat seit 2008 eine Nato-Beitrittsperspektive, seit 2018 ist sie Beitrittskandidatin.


EU-Beitrittsperspektive

Wird von der aktuellen ukrainischen Regierung angestrebt und laut Umfragen von einer Mehrheit der Bevölkerung befürwortet. Seit 2014 besteht ein Assoziierungsabkommen, das die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen regelt.


Minsker Abkommen

Besteht eigentlich aus zwei Teilen: Bei Minsk I handelt es sich um einen Ende 2014 zwischen der Ukraine, Russland und der OSZE ausgehandelten Fahrplan zu einem Waffenstillstand. Er wurde in der belarussischen Hauptstadt Minsk unterschrieben, brachte aber keinen Frieden.


Das Beste aus Z+: Russland-Ukraine-Krise

Minsk II wurde im Februar 2015 von Wladimir Putin, dem damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatschef François Hollande ausgehandelt und wenig später durch eine UN-Resolution bestätigt (pdf). In den Beschlüssen legten sich die Verhandlungspartner auf den Abzug schwerer Waffen aus der Ostukraine fest und verpflichteten sich, eine Waffenruhe einzuhalten. Zudem wurde festgelegt, die territoriale Unversehrtheit, also die geltenden Grenzen der gesamten Ukraine, zu achten und sämtliche "ausländischen Formationen" vom Staatsgebiet abzuziehen. Die OSZE wurde eingesetzt, um die Einhaltung des Abkommens zu überwachen.

Völkerrechtsverstoß

Als Völkerrecht werden grundsätzliche, überstaatliche Prinzipien bezeichnet, welche die Beziehungen vor allem zwischen Staaten regeln. Grundlage ist die Charta der Vereinten Nationen. Darin verpflichten sich Mitglieder unter anderem dazu, jedes Vorgehen gegen die "territoriale Integrität" oder politische Unabhängigkeit zu unterlassen. Sie sieht zudem vor, dass Streitigkeiten friedlich beizulegen sind. Der UN-Sicherheitsrat kann etwa feststellen, dass eine Bedrohung oder gar ein Bruch des Friedens vorliegt. Russlands Regierung werden vor allem wegen der Annexion der Krim Verstöße gegen das Völkerrecht vorgeworfen. Konsequenzen folgen daraus zunächst nicht. Internationale Gerichtshöfe in Den Haag ahnden Völkerrechtsverstöße wie Kriegsverbrechen auf Grundlage von UN-Resolutionen.

Sanktionen

Sanktionen können sich gegen Einzelpersonen, Organisationen oder Staaten richten und sollen zur Einhaltung völkerrechtlicher Verpflichtungen führen. Sanktionen müssen von internationalen Organisationen wie dem UN-Sicherheitsrat getragen werden. Allerdings werden oft auch Maßnahmen einzelner Staaten gegen andere Länder oder Einzelpersonen als Sanktionen bezeichnet, obwohl sie nicht vom Sicherheitsrat unterstützt worden sind.


EU-Staaten haben mehrfach Sanktionen gegen Russland verhängt, zum Beispiel Lieferverbote. Auch der vorläufige Stopp der Pipeline Nord Stream 2 ist eine solche Maßnahme, in dem Fall von Deutschland veranlasst. Oft reagieren betroffene Länder mit Gegensanktionen. 


Nord Stream 2

Eine von zwei Ostseepipelines, durch die russisches Gas direkt nach Deutschland kommen soll. Während Nord Stream 1 verschiedene Eigentümer hat, gehört Nord Stream 2 ausschließlich Gazprom. Der Bau der zweiten Röhre wird seit Jahren von Verbündeten Deutschlands kritisiert und wurde zeitweise mit US-Sanktionen belegt. Osteuropäische Länder befürchten, dass sie durch die Pipeline dem Druck der russischen Regierung stärker ausgeliefert sind. Nun hat die Bundesregierung das noch ausstehende Genehmigungsverfahren für den Betrieb von Nord Stream 2 ausgesetzt.


hier keine Karte

Die wichtigsten Gaspipelines für die Versorgung in Deutschland – und die zentralen Häfen mit Flüssiggasterminals (Stand 2022)




Info: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-02/russland-ukraine-konflikt-begriffe-erklaert?utm_referrer=https%3A%2F%2Fgetpocket.com%2Frecommendations

23.02.2022

Gewagter Schachzug

aus e-mail von Doris Pumphrey,  23. Februar 2022, 21:31 Uhr


https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/ukraine-konflikt-gewagter-schachzug

*22.2.22

*Gewagter Schachzug * Von Lutz Herden


Wladimir Putins Entscheidung, die autonomen Republiken im Donbass anzuerkennen, zeigt vor allem eines: Der Westen hat sich selbst ausmanövriert und ringt um Fassung


Das war ein schwarzer Abend für die Ukraine-Politik der EU, vor allem Deutschlands, das in den vergangenen acht Jahren nie daran Anstoß nahm, dass die Führung in Kiew bis auf den Ge-fangenen-Austausch keinen Deut des im Februar 2015 geschlossenen Minsk-II-Abkommens <https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/die-quadratur-des-kreises>   erfüllen wollte. Weder gab es die vorgesehene Verfassungsreform, die eine Autonomie des Donbass ermöglichen sollte, noch kam es je zu direkten Verhandlungen mit den politischen Führern der Volksrepubliken

Donezk und Lugansk. Stattdessen wurde eine Wirtschaftsblockade gegen die Gebiete verhängt, was geradezu eine Einladung an Russland war, sich dort zu exponieren. Ganz zu schweigen von den ständigen Angriffen ukrainischer Militärkräfte gegen den Raum Donezk. Schwer zu vermitteln, dass Menschen beschossen, getötet und in die Flucht getrieben werden, bei denen es sich nach Kiewer Lesart doch um die eigenen Staatsbürger handelt.


Es waren vorwiegend russische Ukrainer im Osten des Landes, die nach dem durch Verfassungsbruch bewirkten Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch der sich etablierenden Regierung die Gefolgschaft verweigerte. Immerhin hatte sie in einem ersten Schritt Gesetze kassiert, von denen Russisch als zweite Amtssprache des Landes garantiert wurde.


*Prinzip Stagnation*

Die Gespräche im Normandie-Format beherrschte seit 2015 das Prinzip Stagnation. Deutschland und Frankreich haben als Schirmherren den permanenten Stillstand moderiert. Die ukrainische Seite war nicht bereit, sich daran zu halten, was die Minsker Verhandlungen ergeben hatten, obwohl der damalige Präsident Petro Poroschenko daran beteiligt und der ehemalige Staatschef Leonid Kutschma beauftragt war, für die Ukraine die ausgehandelten Dokumente zu unterzeichnen, was auch geschah.


Dass Russland die Geduld irgendwann verlieren musste, war seit langem absehbar. Dass Moskau nun die Entitäten Donezk und Lugansk als unabhängige Republiken anerkennt, ist insofern auch die Absage an ein Abkommen, das schuldig blieb, was vereinbart war. Putins Entscheidung

ist der Versuch, vollendete Tatsachen zu schaffen wie vor acht Jahren mit der Annexion der Krim.


Ein politischer, wohl kalkulierter Schachzug, der den Westen offenbar verblüfft und überrascht. Was in Moskau verkündet wurde, liegt weit unter dem Level dessen, was seit Wochen prophezeit wird und zu einer Überbietungswettbewerb bei angekündigten Einmarsch-Szenarien <https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/bidens-kriegspalaver>  führt


Joe Biden rechnete mit einer „russischen Operation im D-Day-Maßstab <https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/ukraine-konflikt-joe-biden-nennt-tag-fuer-russischen-angriff>“   und das von einem Tag zum nächsten. NATO-Analysten erwarteten, dass jeder Angriff schnell, verdeckt und asymmetrisch erfolgt, dass Spezialeinheiten eingesetzt würden, dass Sabotage und Cyberkrieg zu erwarten seien. Andere sahen russische Panzer vor Kiew.


*Diplomatie ohne Ertrag*

Verlierer der Entscheidung von Präsident Putin ist die ukrainische Führung, die sich einmal mehr selbst ausmanövriert hat und mit leeren Händen dasteht. Die zuletzt gehörig aufgepumpte Militärpräsenz der NATO in einigen Staaten Osteuropas wurde als Drohkulisse für den Fall eines

massiven russischen Angriffs auf die Ukraine aufgezogen. Es war nie daran gedacht, in der Ostukraine für Kiew die Kastanien aus dem Feuer zu holen.


Es rächt sich, bei den Verhandlungsangeboten, die Moskau in den letzten Wochen unterbreitet hat, Russland bei der NATO- Osterweiterung und den geforderten Sicherheitsgarantien nicht substantiell entgegengekommen zu sein. Und es rächt sich, dass besonders Frankreich mit seiner diplomatischen Energie nie ein Verhandlungsmandat des Westens, wenigstens der EU, besaß, um Russland so entgegenzukommen, dass Kompromisse denkbar wurden. Putins Entscheidung ist ganz klar auch eine auf diplomatische Sondierungen, die lediglich um ihrer selbst Willen stattfanden.


Die „massivsten Sanktionen“, mit denen die USA und die EU seit Wochen drohen, kann es schwerlich für eine politische Entscheidung geben, Gebiete als legitime Republiken anzuerkennen, die das ausdrücklich wollen. Die gern reklamierte geschlossene Sanktionsfront wird dafür

nicht zu haben sein, Italien, Ungarn und Österreich melden bereits Bedenken an. Plötzlich machen Kommentatoren und Beobachter geltend, dass harte Strafmaßnahmen auch den Westen treffen würden. Das kann sich ändern – aber in den ersten Reaktionen aus Washington, Brüssel und Berlin, taucht die Pipeline „Nord Stream II <https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/usa-russland-nato-nordstream2-erdgas-ukraine>“   kaum auf.


*Gewalt der Straße*

Präsident Putin spielt seine Partie Zug um Zug und setzt damit mehr denn je die Regierung Selenski unter Druck. Sie wird in ihrem von antirussischen Obsessionen besessenen Anhang mit der Forderung nach militärischen Gegenmaßnahmen konfrontiert und sich des Risikos bewusst

sein, dass sie damit eingeht.


Dass Gewalt und Macht der Straße wie 2013/14 an Einfluss gewinnen und der Regierung zusetzen, ist denkbar. Zugleich werden auch Kräfte wieder an Einfluss gewinnen, die Selenski und seinem Außenminister Kuleba zu recht vorwerfen, durch kompromisslose Sturheit und einseitige

Orientierung auf den Westen, die Ostukraine verspielt zu haben.

22.02.2022

Gabriel gibt Nord Stream 2 nicht mehr „den Hauch einer Chance“

welt.de, 23. Februar 2022

Der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel sieht für die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2 keine Zukunft mehr.


Zitat: „Ich war immer ein Befürworter des Projekts, weil ich auch an die Friedensdividende in der Wirtschaftspolitik geglaubt habe. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Projekt noch Realität wird. Es sei denn, es geschehen Wunder und es gibt eine Verständigung mit Russland – aber danach sieht es ja nicht aus“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk.ortal.de


Er glaube nicht, dass Nord Stream 2 auch nur noch „den Hauch einer Chance hat“. Selbst wenn die Krise noch bewältigt werden könnte, müssten Deutschland und Europa die Energiebeziehungen neu regeln.


Die Nicht-Inbetriebnahme werde aber natürlich Konsequenzen haben, so Gabriel weiter. Schließlich gebe es Verträge, Projekte dieser Größenordnung könnten in demokratischen Systemen nicht einfach so mit einem Federstrich beendet werden und das sei auch gut so. Zu rechnen sei etwa mit finanziellen Konsequenzen, Klagen und Gerichtsverfahren.


Im Gespräch mit dem „Pioneer“-Podcast „Morning Briefing“ ging Gabriel am Mittwochmorgen dann sogar noch einen Schritt weiter. „Ich glaube, es wäre ein erheblicher Einschnitt, wenn wir nicht nur Nord Stream 2 stoppen, sondern über die nächsten drei bis fünf Jahre unsere Energiebeziehung zu Russland auf null fahren. Das geht – technisch und wirtschaftlich.“


Die umstrittene Gaspipeline durch die Ostsee ist fertig, das Genehmigungsverfahren für den Betrieb wurde allerdings von der Bundesregierung am Dienstag gestoppt. Damit reagierte sie auf die russische Anerkennung der selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine. Die Pipeline wurde nach Angaben des russischen Gaskonzerns Gazprom im September 2021 fertiggestellt und soll Gas von Russland nach Deutschland bringen.


Gabriel begrüßte die geplanten Sanktionen gegen Russland – auch wenn er davon ausgeht, dass der russische Präsident Wladimir Putin diese bereits einkalkuliert hat. Wichtig sei nun aber, dass die Geschlossenheit gegenüber Russland bestehen bleibe und einzelne Länder nicht wegen eigener wirtschaftlicher Interessen ausscherten.


Info: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/gabriel-gibt-nord-stream-2-nicht-mehr-den-hauch-einer-chance/ar-AAUc4HN?ocid=msedgntp




Weiteres:




Info:  https://www.deutschlandfunk.de/wirtschaftsminister-habeck-sieht-versorgungssicherheit-nicht-gefaehrdet-102.html

22.02.2022

Anerkennung des Donbass  Präsident Putins komplette Rede an die Nation im Wortlaut

anti-spiegel.ru, 22. Februar 2022 03:11 Uhr, von Anti-Spiegel

Der russische Präsident Putin hat am 21. Februar in einer Grundsatzrede die russische Position erklärt und dann die Republiken in Donezk und Lugansk anerkannt. Hier finden Sie die komplette Rede.

Ich werde nicht viel vorweg sagen, denn Putins Rede war ungewöhnlich lang und dauerte fast eine Stunde, entsprechend lang ist auch dieser Artikel mit der Übersetzung der Rede.

Da vielleicht nicht jeder die Rede komplett lesen wird, fasse ich kurz zusammen, worum es in der Rede ging. Zunächst hat Putin einen historischen Exkurs gemacht und ist auf die Entstehung der Ukraine eingegangen. Allerdings war das Haupthema dieses Exkurses nicht einmal die Ukraine, sondern eher die Fehler der früheren politischen Führer des Landes, die am Ende zur Entstehung der Situation geführt haben, in der Russland und die Ukraine nun sind. Putin geht dabei übrigens – entgegen den ständig wiederholten Behauptungen westlicher Medien – sehr hart mit der Sowjetunion und namentlich mit Lenin und Stalin ins Gericht, was ganz nebenbei viele Behauptungen westlicher Medien über Putins angebliches sowjet-nostalgisches Weltbild Lügen straft.

Putin schlägt in seiner Rede einen weiten Bogen und spricht sowohl über die unglückliche Entwicklung der Ukraine nach ihrer Unabhängigkeit, denn das Land wird seit 1990 von einigen wenigen Oligarchen ausgepresst und ist vor allem nach dem Maidan extrem verarmt. Putin kritisiert – wie immer – die Machthaber in der Ukraine, hat aber offenes Mitgefühl mit den Menschen in der Ukraine, die unter den Zuständen in dem Land leiden müssen.

Putin kommt auch auf die aktuellen Verhandlungen mit den USA über gegenseitige Sicherheitsgarantien zu sprechen und erklärt Russlands Position dazu noch einmal ausführlich. Und er macht klar, dass Russlands Geduld am Ende ist und es nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder echte Gespräche unter ehrlicher Berücksichtigung der russischen Sicherheitsinteressen, oder eine russische Reaktion, die von den Offiziellen in Moskau als „militär-technisch“ bezeichnet wird.

Erst ganz am Ende der Rede teilt Putin, fast schon nebenbei, mit, dass er die Donbass-Republiken nun anerkennt und mit ihnen Verträge über Zusammenarbeit und Schutz abschließen wird. Er beendet die Rede mit einer deutlichen Warnung an Kiew, die Feindseligkeiten sofort einzustellen, oder selbst die für die Folgen weiterer Feindseligkeiten die Verantwortung zu übernehmen.

Putin scheint sehr wütend zu sein und die Rede war emotional, auch wenn der Text das nicht wieder gibt. Dass Putin offensichtlich sehr wütend ist, zeigte sich auch bei der Unterzeichnung der Vereinbarungen mit den Donbass-Republiken, die direkt im Anschluss an die Rede übertragen wurde. So kurz angebunden wie dabei, habe ich Putin noch nie bei keinem feierlichen Anlass gesehen.

Damit genug der Vorrede, es folgt die Übersetzung der kompletten Rede, denn sie auf Deutsch zu veröffentlichen, halte ich für wichtig, weil der Spiegel schon einen ersten Desinformations-Artikel über das gebracht hat, was Putin nach Meinung von Christian Esch, dem Leiter des Spiegel-Büros in Moskau, gesagt haben soll. Daher können Sie hier nachlesen, was Putin wirklich gesagt hat.

Beginn der Übersetzung:

Verehrte Bürger Russlands! Liebe Freunde!

Das Thema meiner Rede sind die Ereignisse in der Ukraine und warum das so wichtig für uns, für Russland ist. Meine Rede richtet sich natürlich auch an unsere Mitbürger in der Ukraine.

Ich werde mich ausführlich und detailliert äußern müssen. Das Problem ist sehr ernst.

Die Lage im Donbass ist erneut kritisch und akut geworden. Und heute wende ich mich direkt an Sie, nicht nur um zu bewerten, was geschieht, sondern auch um Sie über die Entscheidungen, die getroffen werden, und mögliche weitere Schritte in dieser Richtung zu informieren.

Ich möchte noch einmal betonen, dass die Ukraine für uns nicht nur ein Nachbarland ist. Sie ist ein integraler Bestandteil unserer eigenen Geschichte, Kultur und unseres spirituellen Raums. Das sind unsere Freunde, unsere Verwandten, nicht nur Kollegen, Freunde und ehemalige Arbeitskollegen, sondern auch unsere Verwandten und engen Familienmitglieder.

Seit ältesten Zeiten nennen sich die Bewohner der südwestlichen historischen Gebiete des alten Russlands Russen und orthodoxe Christen. So war es auch im 17. Jahrhundert, als ein Teil dieser Gebiete mit dem russischen Staat wiedervereinigt wurde, und auch danach war das so.

Es scheint uns, dass wir das im Prinzip alle wissen, dass wir über bekannte Tatsachen sprechen. Um jedoch zu verstehen, was heute geschieht, um die Motive des russischen Handelns und die Ziele, die wir uns gesetzt haben, zu erklären, ist es notwendig, zumindest ein paar Worte über die Geschichte des Themas zu verlieren.

Lassen Sie mich also mit der Tatsache beginnen, dass die moderne Ukraine vollständig von Russland geschaffen wurde, genauer gesagt, vom bolschewistischen, kommunistischen Russland. Dieser Prozess begann fast unmittelbar nach der Revolution von 1917, und Lenin und seine Mitstreiter taten das auf sehr grobe Weise mit Russland selbst – durch Sezession, indem sie Teile seiner eigenen historischen Territorien abtrennten. Natürlich hat niemand die Millionen von Menschen, die dort lebten, nach irgendetwas gefragt.

Dann, vor und nach dem Großen Vaterländischen Krieg, annektierte bereits Stalin einige Gebiete, die zuvor zu Polen, Rumänien und Ungarn gehörten, an die UdSSR und übertrug sie der Ukraine. Als eine Art Entschädigung gab Stalin Polen einige der angestammten deutschen Gebiete, und 1954 nahm Chruschtschow Russland aus irgendeinem Grund die Krim weg und gab sie der Ukraine. Auf diese Weise entstand das Gebiet der sowjetischen Ukraine.

Aber jetzt möchte ich besonders auf die Anfangszeit der Gründung der UdSSR eingehen. Ich denke, das ist für uns sehr wichtig. Wir werden, wie man so schön sagt, aus der Ferne beginnen müssen.

Ich möchte daran erinnern, dass die Bolschewiki nach dem Oktoberputsch von 1917 und dem anschließenden Bürgerkrieg mit dem Aufbau eines neuen Staatswesens begannen, und dass es zwischen ihnen recht heftige Meinungsverschiedenheiten gab. Stalin, der 1922 die Ämter des Generalsekretärs des Zentralkomitees der RKP und des Volkskommissars für Nationalitäten in Personalunion bekleidete, schlug vor, das Land nach den Grundsätzen der Autonomisierung aufzubauen, also den Republiken – den künftigen administrativ-territorialen Einheiten – bei ihrem Beitritt zum Einheitsstaat weitreichende Befugnisse zu übertragen.

Lenin kritisierte diesen Plan und schlug vor, den Nationalisten, wie er sie damals nannte, Zugeständnisse zu machen – den „Unabhängigen“. Genau das waren Lenins Vorstellungen von einer im Wesentlichen konföderativen Staatsstruktur und dem Recht der Völker auf Selbstbestimmung bis hin zur Sezession, die die Grundlage der sowjetischen Staatlichkeit bildeten: zunächst 1922 in der Erklärung über die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und dann, nach Lenins Tod, in der Verfassung der UdSSR von 1924.

Hier stellen sich sofort viele Fragen. Und die erste von ihnen ist eigentlich die wichtigste: Warum war es notwendig, irgendwelche grenzenlos wachsenden nationalistischen Ambitionen an den Rändern des ehemaligen Reiches zu befriedigen? Die Übertragung riesiger, oft willkürlich gebildeter Verwaltungseinheiten, die Unionsrepubliken, die oft keinen Bezug zu dem Gebiet hatten. Ich wiederhole: Sie wurden zusammen mit der Bevölkerung des historischen Russlands übertragen.

Darüber hinaus erhielten diese Verwaltungseinheiten faktisch den Status und die Form nationaler staatlicher Einheiten. Wieder einmal frage ich mich: Warum war es notwendig, so großzügige Geschenke zu machen, von denen die glühendsten Nationalisten vorher nicht einmal zu träumen wagten, und darüber hinaus den Republiken das Recht einzuräumen, sich ohne jegliche Bedingungen vom Einheitsstaat abzuspalten?

Auf den ersten Blick ist das völlig unverständlich, das ist Wahnsinn. Aber das ist nur auf den ersten Blick so. Dafür gibt es eine Erklärung. Nach der Revolution bestand die Hauptaufgabe der Bolschewiki darin, die Macht zu erhalten, und zwar um jeden Preis. Dafür haben sie alles getan: sie haben die erniedrigenden Bedingungen des Brester Vertrages zu einer Zeit akzeptiert, als sich das kaiserliche Deutschland und seine Verbündeten in der schwierigsten militärischen und wirtschaftlichen Lage befanden und der Ausgang des Ersten Weltkrieges eigentlich schon vorherbestimmt war, und sie sind allen Forderungen, allen Wünschen der Nationalisten im Inneren des Landes nachgekommen.

Im Hinblick auf das historische Schicksal Russlands und seiner Völker waren die leninistischen Prinzipien des Staatsaufbaus nicht nur ein Fehler, sondern weitaus schlimmer als ein Fehler. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR im Jahr 1991 wurde das absolut offensichtlich.

Natürlich können die Ereignisse der Vergangenheit nicht geändert werden, aber wir müssen zumindest direkt und ehrlich, ohne Vorbehalte und ohne politische Färbung über sie sprechen. Ich kann nur hinzufügen, dass die Erwägungen der aktuellen politischen Konjunktur, so spektakulär und vorteilhaft sie zu einem bestimmten Zeitpunkt auch erscheinen mögen, unter keinen Umständen die Grundlage für die Grundprinzipien der Staatlichkeit bilden sollten oder können.

Ich will jetzt niemanden beschuldigen, die Situation im Land zu dieser Zeit und nach dem Bürgerkrieg, vor dem Bürgerkrieg, war unglaublich schwierig und kritisch. Ich möchte heute nur sagen, dass es genau so war. Das ist eine historische Tatsache. Wie ich bereits gesagt habe, führte die bolschewistische Politik zur Entstehung der Sowjetukraine, die auch heute noch zu Recht als „Wladimir-Lenin-Ukraine“ bezeichnet werden kann. Er war ihr Autor und Architekt. Das wird durch Dokumente in den Archiven vollständig bestätigt, einschließlich Lenins strenger Direktiven für den Donbass, der buchstäblich in die Ukraine hineingepresst wurde. Und nun haben die „dankbaren Nachkommen“ Lenin-Denkmäler in der Ukraine abgerissen. Sie nennen das Entkommunisierung. (Anm. d. Übers.: „Entkommunisierung“ meint die Tilgung von allem, was an den Kommunismus erinnert, ähnlich wie die Entnazifizierung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg)

Sie wollen entkommunisieren? Nun, für uns ist das vollkommen in Ordnung. Aber Sie sollten nicht, wie man so schön sagt, auf halbem Weg stehen bleiben. Wir sind bereit, Ihnen zu zeigen, was eine echte Entkommunisierung für die Ukraine bedeutet.

Um auf die Geschichte zurückzukommen, wiederhole ich, dass die UdSSR 1922 auf dem Gebiet des ehemaligen Russischen Reiches gegründet wurde. Das Leben selbst jedoch zeigte sofort, dass es unmöglich war, ein so großes und komplexes Gebiet zu erhalten oder es nach den vorgeschlagenen amorphen, quasi konföderativen Prinzipien zu regieren. Sie waren völlig losgelöst von der Realität und der historischen Tradition.

Es ist nur logisch, dass der Rote Terror und der rasche Übergang zur stalinistischen Diktatur, die Vorherrschaft der kommunistischen Ideologie und das Machtmonopol der Kommunistischen Partei, die Verstaatlichung und das Planwirtschaftssystem in der Praxis die erklärten, aber nicht umsetzbaren Prinzipien der Staatlichkeit zu einer bloßen Erklärung, einer Formalität gemacht haben. In Wirklichkeit hatten die Unionsrepubliken keinerlei Souveränitätsrechte, diese Rechte existierten einfach nicht. In der Praxis wurde ein streng zentralisierter, völlig einheitlicher Staat geschaffen.

Stalin hat in der Tat nicht Lenins, sondern seine ganz eigenen Vorstellungen von Staatlichkeit in die Praxis umgesetzt. Aber er hat keine entsprechenden Änderungen in den systemischen Dokumenten, in der Verfassung des Landes vorgenommen, hat die verkündeten leninistischen Prinzipien des Aufbaus der UdSSR nicht formell überdacht. Offensichtlich gab es dafür keinen Grund – alles funktionierte unter dem totalitären Regime und es sah an der Oberfläche sehr schön, attraktiv und sogar superdemokratisch aus.

Dennoch ist es sehr schade, dass die abscheulichen, utopischen, von der Revolution inspirierten, aber für ein normales Land absolut zerstörerischen Fantasien nicht umgehend von den grundlegenden, formell legalen Fundamenten, auf denen unsere gesamte Staatlichkeit aufgebaut wurde, entfernt wurden. Niemand hat, wie es bei uns früher so oft der Fall war, an die Zukunft gedacht.

Die Führer der Kommunistischen Partei schienen davon überzeugt zu sein, dass es ihnen gelungen war, ein solides Regierungssystem zu bilden und dass sie die nationale Frage durch ihre Politik endgültig gelöst hatten. Aber die Verfälschungen, Veränderungen von Begriffen, Manipulation des öffentlichen Bewusstseins und Täuschung waren kamen teuer zu stehen. Der Bazillus des nationalistischen Ehrgeizes war nicht verschwunden, und die ursprüngliche Mine, die gelegt worden war, um die Immunität des Staates gegen die Ansteckung durch den Nationalismus zu untergraben, wartete nur darauf, zu explodieren. Diese Landmine, ich wiederhole das, war das Recht, sich von der UdSSR abzuspalten.

Mitte der 80er Jahre verschärfte sich vor dem Hintergrund wachsender sozioökonomischer Probleme und einer offensichtlichen Krise der Planwirtschaft die nationale Frage, deren Kern, wie immer, nicht die Erwartungen und unerfüllten Sehnsüchte der Völker der Union waren, sondern in erster Linie der wachsende Appetit der lokalen Eliten.

Doch anstatt die Situation gründlich zu analysieren und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, vor allem in der Wirtschaft, sowie eine allmähliche, durchdachte und bewusste Umgestaltung des politischen Systems und der staatlichen Struktur vorzunehmen, beschränkte sich die KPdSU-Führung darauf, das leninistische Prinzip der nationalen Selbstbestimmung in Worte zu fassen.

Als sich der Machtkampf in der Kommunistischen Partei selbst entfaltete, begann jede der gegnerischen Seiten, um ihre Unterstützungsbasis zu verbreitern, rücksichtslos nationalistische Gefühle anzuregen, zu fördern und mit ihnen zu spielen, indem sie ihren potenziellen Anhängern versprach, was immer sie wünschten. Inmitten einer oberflächlichen und populistischen Rhetorik über Demokratie und eine strahlende Zukunft, die auf der Grundlage einer Markt- oder Planwirtschaft aufgebaut wurde, aber unter den realen Bedingungen der Verarmung und des totalen Defizits, dachte niemand an der Macht an die unvermeidlichen tragischen Folgen für das Land.

Und dann folgten sie dem ausgetretenen Pfad der Befriedigung der Ambitionen nationalistischer Eliten, die in ihren eigenen Parteireihen genährt wurden, und vergaßen dabei, dass die KPdSU – Gott sei Dank – nicht mehr über solche Instrumente wie Staatsterror und eine Diktatur nach Art Stalins verfügte, um die Macht und das Land selbst zu erhalten. Und so verschwand selbst die berüchtigte Führungsrolle der Partei selbst wie ein Morgennebel spurlos vor ihren Augen.

Im September 1989 verabschiedete das Plenum des Zentralkomitees der KPdSU ein im Grunde verhängnisvolles Dokument – die so genannte nationale Politik der Partei unter modernen Bedingungen, die KPdSU-Plattform. Sie enthielt folgende Bestimmungen, ich zitiere: „Die Unionsrepubliken haben alle Rechte, die ihrem Status als souveräne sozialistische Staaten entsprechen.“

Eine weitere Klausel lautete: „Die obersten repräsentativen Machtorgane der Unionsrepubliken können die Erlasse und Anordnungen der Unionsregierung in ihrem Hoheitsgebiet anfechten und aussetzen.“

Und schließlich: „Jede Unionsrepublik hat ihre eigene Staatsbürgerschaft, die für alle ihre Einwohner gilt.“

War es denn nicht offensichtlich, wozu solche Formulierungen und Entscheidungen führen würden?

Dies ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um Fragen des Staats- oder Verfassungsrechts zu erörtern und den Begriff der Staatsbürgerschaft zu definieren. Dennoch stellt sich die Frage: Warum musste das Land unter diesen ohnehin schon schwierigen Umständen noch weiter erschüttert werden?

Schon zwei Jahre vor dem Zusammenbruch der UdSSR war ihr Schicksal praktisch besiegelt. Jetzt reklamieren die Radikalen und Nationalisten, auch und vor allem in der Ukraine, die Erreichung der Unabhängigkeit für sich. Wie wir sehen, ist das ganz und gar nicht der Fall. Der Zusammenbruch unseres einigen Landes wurde durch historische, strategische Fehler der bolschewistischen Führer, der Führung der KPdSU, verursacht, die zu verschiedenen Zeiten beim Staatsaufbau, in der Wirtschafts- und Nationalpolitik gemacht wurden. Sie haben den Zusammenbruch des historischen Russlands, das den den Namen UdSSR trug, auf dem Gewissen.

Trotz all dieser Ungerechtigkeiten, des Betrugs und des offenen Ausraubens Russlands hat unser Volk die neuen geopolitischen Realitäten anerkannt, die nach dem Zusammenbruch der UdSSR entstanden sind, hat die neuen unabhängigen Staaten anerkannt. Und nicht nur das – Russland selbst, das sich zu dieser Zeit in einer sehr schwierigen Situation befand, half seinen GUS-Partnern, einschließlich seiner ukrainischen Kollegen, von denen bereits zum Zeitpunkt der Unabhängigkeitserklärung zahlreiche Ersuchen um materielle Unterstützung eingingen. Und unser Land hat diese Unterstützung unter Wahrung der Würde und Souveränität der Ukraine geleistet.

Nach Expertenschätzungen, die durch eine einfache Berechnung der Preise für Energieträger bestätigt werden, betrug das Volumen der Vorzugskredite und der Wirtschafts- und Handelspräferenzen, die Russland der Ukraine gewährt hat, sich für den ukrainischen Haushalt von 1991 bis 2013 auf etwa 250 Milliarden Dollar.

Aber das ist noch lange nicht alles. Ende 1991 beliefen sich die Schuldverpflichtungen der UdSSR gegenüber dem Ausland und internationalen Fonds auf rund 100 Milliarden Dollar. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass diese Kredite von allen ehemaligen Sowjetrepubliken im Verhältnis zu ihrem wirtschaftlichen Potenzial solidarisch zurückgezahlt werden würden. Russland übernahm jedoch die gesamten sowjetischen Schulden und zahlte sie in voller Höhe zurück. Es hat diesen Prozess 2017 abgeschlossen.

Im Gegenzug sollten die neuen unabhängigen Staaten auf ihren Teil des sowjetischen Auslandsvermögens verzichten und im Dezember 1994 wurden entsprechende Vereinbarungen mit der Ukraine getroffen. Kiew ratifizierte diese Abkommen jedoch nicht und weigerte sich später einfach, es umzusetzen. Es erhob Anspruch auf den Diamantenfonds, die Goldreserve sowie Eigentum und andere Vermögenswerte der ehemaligen UdSSR im Ausland.

Doch trotz der bekannten Probleme hat Russland immer offen, ehrlich und – ich wiederhole das – unter Wahrung seiner Interessen mit der Ukraine zusammengearbeitet, und unsere Beziehungen haben sich in einer Vielzahl von Bereichen entwickelt. So betrug der bilaterale Handelsumsatz im Jahr 2011 mehr als 50 Milliarden US-Dollar. Ich möchte darauf hinweisen, dass das Handelsvolumen der Ukraine mit allen EU-Ländern im Jahr 2019, also noch vor der Pandemie, unter dieser Zahl lag.

Dabei springt es ins Auge, dass die ukrainischen Regierungen es vorzogen, so zu handeln, dass sie in den Beziehungen zu Russland alle Rechte und Vorteile, aber keine Verpflichtungen hatten.

Anstelle von Partnerschaft herrschte Abhängigkeit, die von den offiziellen Stellen in Kiew zuweilen geradezu als Kavaliersdelikt empfunden wurde. Es genügt, an die ständige Erpressung im Bereich des Energietransits und den banalen Diebstahl von Gas zu erinnern. (Anm. d. Übers.: Details der Gaskonflikte Vergangenheit, auf die Putin hier anspielt, finden Sie hier)

Ich sollte noch hinzufügen, dass Kiew versucht hat, den Dialog mit Russland als Vorwand zu nutzen, um mit dem Westen zu verhandeln, ihn mit einer Annäherung an Moskau zu erpressen und Vorteile für sich zu gewinnen: mit der Begründung, dass sonst der russische Einfluss in der Ukraine zunehmen würde.

Gleichzeitig haben die ukrainischen Regierungen von Anfang an, das möchte ich betonen, von den ersten Schritten an damit begonnen, ihre Staatlichkeit auf der Leugnung all dessen aufzubauen, was uns verbindet, sie haben versucht, das Bewusstsein und das historische Gedächtnis von Millionen von Menschen, ganzer Generationen, die in der Ukraine leben, zu entstellen. Es überrascht nicht, dass die ukrainische Gesellschaft mit dem Aufkommen des extremen Nationalismus konfrontiert wurde, der schnell die Form von aggressiver Russophobie und Neonazismus annahm. Daher die Beteiligung ukrainischer Nationalisten und Neonazis an Terrorbanden im Nordkaukasus und die immer lauter werdenden territorialen Ansprüche gegenüber Russland.

Die ausländischen Kräfte, die ein ausgedehnte Netz von NGOs und Geheimdiensten genutzt haben, um ihre Klientel in der Ukraine zu pflegen und ihre Vertreter an die Macht zu bringen, haben ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen.

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass es in der Ukraine im Grunde nie eine stabile Tradition echter Staatlichkeit gegeben hat. Seit 1991 ist sie den Weg der mechanischen Kopie fremder Modelle gegangen, losgelöst von ihrer Geschichte und der ukrainischen Realität. Die politischen Institutionen des Staates wurden ständig umgestaltet, um den rasch aufstrebenden Clans mit ihren eigenen Interessen zu dienen, die nichts mit den Interessen der ukrainischen Bevölkerung gemeinsam haben.

Der Sinn der sogenannten pro-westlichen zivilisatorischen Entscheidung der ukrainischen Oligarchen war und ist nicht, bessere Bedingungen für das Wohlergehen des Volkes zu schaffen, sondern den geopolitischen Rivalen Russlands unterwürfig zu dienen, um Milliarden von Dollar, die den Ukrainern gestohlen und von den Oligarchen auf westlichen Bankkonten gebunkert wurden, zu retten.

Einige industrielle Finanzgruppen, die Parteien und Politiker übernommen haben, stützten sich zunächst auf Nationalisten und Radikale. Andere gaben Lippenbekenntnisse zu guten Beziehungen zu Russland und zur kulturellen und sprachlichen Vielfalt ab und kamen mit den Stimmen von Bürgern an die Macht, die solche Bestrebungen von ganzem Herzen unterstützten, darunter Millionen aus dem Südosten des Landes. Doch sobald sie im Amt waren, verrieten sie sofort ihre Wähler, ließen ihre Wahlversprechen fallen und setzten eine Politik auf Geheiß der Radikalen um, wobei sie manchmal ihre ehemaligen Verbündeten verfolgten – jene Organisationen der Zivilgesellschaft, die für Zweisprachigkeit und Zusammenarbeit mit Russland eintraten. Sie machten sich die Tatsache zunutze, dass die Menschen, die sie unterstützten, in der Regel gesetzestreu und gemäßigt in ihren Ansichten sind und daran gewöhnt sind, der Regierung zu vertrauen.

Die Radikalen wiederum wurden immer unverschämter und ihre Forderungen wuchsen von Jahr zu Jahr. Es fiel ihnen nicht schwer, einer schwachen Regierung, die selbst mit dem Virus des Nationalismus und der Korruption infiziert war, immer wieder ihren Willen aufzuzwingen und die wahren kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen des Volkes und die wirkliche Souveränität der Ukraine geschickt durch verschiedene Arten von Spekulationen mit nationalen Begründungen und fremden ethnografischen Merkmalen zu ersetzen.

In der Ukraine gibt es immer noch keine dauerhafte Staatlichkeit und die politischen Wahlverfahren dienen nur als Deckmantel, als Projektionsfläche für die Umverteilung von Macht und Eigentum zwischen verschiedenen Oligarchenclans.

Die Korruption, die zweifellos für viele Länder, auch für Russland, eine Herausforderung und ein Problem darstellt, hat in der Ukraine einen besonderen Charakter angenommen. Sie hat die ukrainische Staatlichkeit, das gesamte System, alle Zweige der Macht buchstäblich imprägniert und korrodiert. Radikale nutzten die berechtigte Unzufriedenheit der Menschen aus, sattelten auf den Protest auf und führten den Maidan 2014 zu einem Staatsstreich. Dabei erhielten sie direkte Unterstützung aus dem Ausland. Die materielle Unterstützung des so genannten Protestcamps auf dem Maidan in Kiew durch die US-Botschaft betrug unseren Informationen zufolge eine Million Dollar pro Tag. Weitere sehr hohe Beträge wurden dreist direkt auf die Bankkonten der Oppositionsführer überwiesen. Und wir sprachen von mehreren Dutzend Millionen Dollar. Und wie viel haben die, die tatsächlich verletzt wurden, die Familien derjenigen, die bei den Zusammenstößen auf den Straßen und Plätzen von Kiew und anderen Städten ums Leben gekommen sind, am Ende bekommen? Danach sollte man besser nicht fragen.

Die Radikalen, die an die Macht kamen, organisierten eine Verfolgung, einen regelrechten Terror gegen diejenigen, die sich gegen verfassungsfeindliche Maßnahmen aussprachen. Politiker, Journalisten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wurden misshandelt und öffentlich gedemütigt. Die ukrainischen Städte wurden von einer Welle von Pogromen und Gewalt überrollt, einer Reihe von spektakulären und ungesühnten Morden. Die schreckliche Tragödie in Odessa, bei der friedliche Demonstranten im Gewerkschaftshaus brutal ermordet und lebendig verbrannt wurden, lässt einen erschaudern. Die Verbrecher, die diese Gräueltat begangen haben, sind nicht bestraft worden und niemand sucht nach ihnen.

Aber wir kennen ihre Namen und werden alles tun, um sie zu bestrafen, sie zu finden und vor Gericht zu stellen.

Der Maidan hat die Ukraine der Demokratie und dem Fortschritt nicht näher gebracht. Mit dem Staatsstreich führten die Nationalisten und die sie unterstützenden politischen Kräfte die Situation endgültig in die Sackgasse und stießen die Ukraine in den Abgrund des Bürgerkriegs. Acht Jahre nach diesen Ereignissen ist das Land gespalten. Die Ukraine befindet sich in einer akuten sozioökonomischen Krise.

Nach Angaben internationaler Organisationen waren 2019 fast sechs Millionen Ukrainer, ich betone, etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung, nicht der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, gezwungen, auf der Suche nach Arbeit ins Ausland zu gehen. In der Regel handelt es sich dabei um Gelegenheitsjobs. Auch die folgende Tatsache ist bezeichnend: Seit 2020 haben mehr als 60.000 Ärzte und anderes Gesundheitspersonal das Land während der Pandemie verlassen.

Seit 2014 haben sich die Wassertarife um fast ein Drittel erhöht, die Strompreise um ein Mehrfaches und die Gaspreise um das Zehnfache. Viele Menschen haben einfach nicht das Geld, um die Nebenkosten zu bezahlen, sie müssen buchstäblich überleben.

Was ist passiert? Warum geschieht das alles? Die Antwort liegt auf der Hand: Es liegt daran, dass die Mitgift, die nicht nur aus der Sowjetära, sondern auch aus dem Russischen Reich stammt, vergeudet und veruntreut wurde. Zehn- und Hunderttausende von Arbeitsplätzen, die den Menschen ein stabiles Einkommen boten, auch durch die enge Zusammenarbeit mit Russland, und Steuern in die Staatskasse brachten, gingen verloren. Industriezweige wie Maschinenbau, Instrumentenbau, Elektronik, Schiffbau und Flugzeugbau liegen entweder brach oder sind zerstört, während sie früher der Stolz nicht nur die Ukraine, sondern der gesamten Sowjetunion waren.

Im Jahr 2021 wurde die Tschernomorskij-Werft in Mykolajiw, in der zu Zeiten Katharinas II. die ersten Schiffswerften gebaut wurden, stillgelegt. Der berühmte Antonow-Konzern hat seit 2016 kein einziges Serienflugzeug mehr produziert, und das auf die Herstellung von Raketen- und Raumfahrtausrüstung spezialisierte Juschmasch-Werk steht ebenso wie das Stahlwerk Krementschuk kurz vor dem Bankrott. Diese traurige Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Das Gastransportsystem, das von der gesamten Sowjetunion aufgebaut wurde, ist so marode, dass sein Betrieb mit großen Risiken und Umweltrisiken behaftet ist.

Und das wirft die Frage auf: Sind Armut, Hoffnungslosigkeit, Verlust des industriellen und technologischen Potenzials die Wahl der pro-westlichen Zivilisation, die Millionen von Menschen jahrelang getäuscht und ihnen das Paradies versprochen hat?

In der Pracis ist es darauf hinausgelaufen, dass der Zusammenbruch der ukrainischen Wirtschaft mit einer regelrechten Ausplünderung der Bürger einhergeht, während die Ukraine selbst einfach unter ausländische Verwaltung gestellt wird. Das geschieht nicht nur auf Anweisung westlicher Hauptstädte, sondern auch vor Ort durch ein ganzes Netz ausländischer Berater, NGOs und anderer Institutionen, die sich in der Ukraine breit gemacht haben. Sie haben direkten Einfluss auf alle wichtigen Personalentscheidungen, auf alle Zweige und Ebenen der Regierung, von der Zentralregierung bis zu den Kommunen, auf die wichtigsten staatlichen Unternehmen und Konzerne, darunter Naftogaz, Ukrenergo, die Ukrainische Eisenbahn, Ukroboronprom (die Verteidigungsindustrie), Ukrposhta (die Post) und die ukrainische Seehafenverwaltung.

In der Ukraine gibt es einfach keine unabhängigen Gerichte. Auf Ersuchen des Westens räumte die Kiewer Regierung Vertretern internationaler Organisationen das vorrangige Recht ein, die Mitglieder der höchsten Justizorgane – des Justizrats und der Richterqualifikationskommission – auszuwählen.

Darüber hinaus kontrolliert die US-Botschaft direkt die Nationale Agentur für Korruptionsprävention, das Nationale Antikorruptionsbüro NABU, die Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft und das Oberste Antikorruptionsgericht. All dies geschieht unter dem plausiblen Vorwand, die Korruptionsbekämpfung effektiver zu gestalten. Gut, fein, aber wo sind die Ergebnisse? Die Korruption steht in voller Blüte und gedeiht besser als je zuvor.

Sind den Ukrainern selbst all diese Methoden ihrer Verwaltung bekannt? Ist ihnen klar, dass ihr Land nicht nur einfach unter einem politischem und wirtschaftlichem Protektorat steht, sondern auf das Niveau einer Kolonie mit einem Marionettenregime reduziert wurde? Die Privatisierung des Staates hat dazu geführt, dass die Regierung die sich selbst als „Macht der Patrioten“ bezeichnet, ihren nationalen Charakter verloren hat und konsequent die vollständige Entsouveränisierung des Landes verfolgt.

Die Ent-Russifizierung und Zwangsassimilierung gehen weiter. Die Werchowna Rada erlässt unablässig mehr und mehr diskriminierende Gesetze, und ein Gesetz über die so genannten einheimischen Völker ist bereits in Kraft. Menschen, die sich als Russen verstehen und ihre Identität, ihre Sprache und ihre Kultur bewahren möchten, haben die klare Botschaft erhalten, dass sie in der Ukraine fremd sind.

Nach den Gesetzen über die Bildung und das Funktionieren der ukrainischen Sprache als Staatssprache ist das Russische aus den Schulen, aus allen öffentlichen Bereichen bis hin zu gewöhnlichen Geschäften verbannt. Das Gesetz über die so genannte Lustration, die „Säuberung“ der Macht, ermöglichte es, unliebsame Beamte zu entlassen.

Gesetze, die den ukrainischen Strafverfolgungsbehörden Anlass zur rigorosen Unterdrückung der Meinungsfreiheit und abweichender Meinungen sowie zur Verfolgung der Opposition geben, werden gezüchtet. Die traurige Praxis einseitiger illegitimer Sanktionen gegen andere Staaten, ausländische natürliche und juristische Personen ist weltweit bekannt. Die Ukraine hat ihre westlichen Kuratoren übertrumpft und ein solches Instrument wie Sanktionen gegen ihre eigenen Bürger, Unternehmen, Fernsehsender, andere Medien und sogar Parlamentsmitglieder erfunden.

Auch die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats wird in Kiew weiterhin massakriert. Und das ist keine emotionale Einschätzung, sondern konkrete Entscheidungen und Dokumente belegen das. Die ukrainische Regierung hat die Tragödie der Kirchenspaltung auf zynische Weise zu einem Instrument der Staatspolitik gemacht. Die derzeitige Führung des Landes reagiert nicht auf die Bitten der Bürger der Ukraine, die Gesetze aufzuheben, die die Rechte der Gläubigen verletzen. Außerdem wurden in der Rada neue Gesetzesentwürfe gegen den Klerus und Millionen von Gemeindemitgliedern der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats registriert.

Ich möchte gesondert auf die Krim zu sprechen kommen. Die Menschen auf der Halbinsel haben sich aus freien Stücken für die Zugehörigkeit zu Russland entschieden. Die Regierung in Kiew hat diesem klaren und eindeutigen Willen des Volkes nichts entgegenzusetzen und setzt daher auf aggressive Aktionen, auf die Aktivierung extremistischer Zellen, einschließlich radikal-islamischer Organisationen, auf die Entsendung subversiver Gruppen zur Durchführung von Terroranschlägen auf kritische Infrastrukturen und zur Entführung russischer Bürger. Wir haben direkte Beweise dafür, dass solche aggressiven Aktionen mit der Unterstützung ausländischer Geheimdienste durchgeführt werden.

Im März 2021 hat die Ukraine eine neue Militärstrategie verabschiedet. Dieses Dokument ist fast ausschließlich der Konfrontation mit Russland gewidmet und zielt darauf ab, ausländische Staaten in einen Konflikt mit unserem Land zu ziehen. Die Strategie sieht vor, auf der Krim und im Donbass eine Art terroristischen Untergrund aufzubauen. Sie umreißt auch die Konturen des zu erwartenden Krieges, der nach Ansicht der heutigen Strategen in Kiew – ich zitiere ab hier – „mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft zu für die Ukraine günstigen Bedingungen“ enden soll. Und auch, wie sich Kiew heute ausdrückt, und ich zitiere auch hier, hören Sie bitte genauer hin „mit der militärischen Unterstützung der internationalen Gemeinschaft in einer geopolitischen Konfrontation mit der Russischen Föderation.“ Im Grunde genommen ist das nichts anderes als die Vorbereitung einer militärischen Aktion gegen unser Land – gegen Russland.

Wir wissen auch, dass es bereits Erklärungen gegeben hat, dass die Ukraine ihre eigenen Atomwaffen entwickeln wird, und das ist keine leere Angeberei. Die Ukraine verfügt über sowjetische Nukleartechnologie und die Mittel zum Einsatz solcher Waffen, darunter Flugzeuge und Tochka-U-Raketen, ebenfalls sowjetischer Bauart, mit einer Reichweite von mehr als 100 Kilometern. Aber die werden sie erhöhen, das ist nur eine Frage der Zeit. Es gibt Know-how aus der Sowjetzeit.

So wird es für die Ukraine viel einfacher sein, in den Besitz taktischer Atomwaffen zu gelangen als für einige andere Staaten – ich will sie jetzt nicht nennen -, die solche Entwicklungen tatsächlich durchführen, vor allem, wenn sie technologische Unterstützung aus dem Ausland erhält. Und auch das dürfen wir nicht ausschließen.

Wenn die Ukraine in den Besitz von Massenvernichtungswaffen kommt, wird sich die Lage in der Welt, in Europa, insbesondere für uns, für Russland, dramatisch verändern. Wir können nicht anders als auf diese reale Gefahr zu reagieren, vor allem darauf, dass die westlichen Schirmherren das Auftauchen solcher Waffen in der Ukraine erleichtern könnten, um eine weitere Bedrohung für unser Land zu schaffen. Wir können sehen, wie hartnäckig das Kiewer Regimes mit Waffen vollgepumpt wird. Allein die Vereinigten Staaten haben seit 2014 Milliarden von Dollar für diesen Zweck bereitgestellt, darunter Waffen, Ausrüstung und Spezialtraining. In den letzten Monaten sind ständig westliche Waffen in die Ukraine geflossen, demonstrativ und vor den Augen der ganzen Welt. Die ukrainischen Streitkräfte und Geheimdienste werden von ausländischen Beratern geführt, das ist uns wohl bekannt.

In den letzten Jahren haben sich Militärkontingente aus NATO-Ländern unter dem Vorwand von Übungen fast ständig auf ukrainischem Gebiet aufgehalten. Das Kommando- und Kontrollsystem der ukrainischen Truppen wurde bereits in die NATO-Truppen integriert. Das bedeutet, dass das Kommando über die ukrainischen Streitkräfte, auch über einzelne Einheiten und Untereinheiten, direkt vom NATO-Hauptquartier aus ausgeübt werden kann.

Die USA und die NATO haben damit begonnen, das ukrainische Territorium schamlos als Schauplatz möglicher Kriege zu erschließen. Die regelmäßigen gemeinsamen Übungen sind eindeutig anti-russisch ausgerichtet. Allein im letzten Jahr waren mehr als 23.000 Soldaten und mehr als tausend Stück Militärtechnik daran beteiligt.

Es wurde bereits ein Gesetz über die Zulassung von Streitkräften aus anderen Ländern auf dem Hoheitsgebiet der Ukraine im Jahr 2022 verabschiedet, um an multinationalen Übungen teilzunehmen. Es ist klar, dass wir in erster Linie über die NATO-Truppen sprechen. Für dieses Jahr sind mindestens zehn solcher gemeinsamen Manöver geplant.

Es liegt auf der Hand, dass solche Ereignisse als Deckmantel für die rasche Aufrüstung des NATO-Militärverbands in der Ukraine dienen. Dies gilt umso mehr, als das mit Hilfe der Amerikaner ausgebaute Netz von Flugplätzen – Boryspil, Iwano-Frankiwsk, Tschugujew, Odessa und so weiter – die Verlegung von Militäreinheiten in kürzester Zeit gewährleisten kann. Der ukrainische Luftraum ist offen für Flüge von amerikanischen strategischen Bombern und Aufklärungsflugzeugen und Drohnen, die zur Überwachung des russischen Territoriums eingesetzt werden.

Ich möchte hinzufügen, dass das von den Amerikanern errichtete Maritime Operations Center in Otschakow es ermöglicht, die Aktionen der NATO-Schiffe zu unterstützen, einschließlich ihres Einsatzes von Präzisionswaffen gegen die russische Schwarzmeerflotte und unsere Infrastruktur an der gesamten Schwarzmeerküste.

Einst wollten die USA ähnliche Einrichtungen auf der Krim errichten, doch die Krimbewohner und die Einwohner von Sewastopol durchkreuzten diese Pläne. Daran werden wir uns immer erinnern.

Ich wiederhole, heute wird ein solches Zentrum eingerichtet, es wurde bereits in Otschakow eingerichtet. Ich möchte Sie daran erinnern, dass im 18. Jahrhundert Soldaten von Alexander Suworow für diese Stadt gekämpft haben. Ihrem Mut ist es zu verdanken, dass sie ein Teil Russlands wurde. Zur gleichen Zeit, im 18. Jahrhundert, wurden die Schwarzmeerländer, die infolge der Kriege mit dem Osmanischen Reich an Russland angegliedert worden waren, Noworossija genannt. Heute sind diese Meilensteine der Geschichte ebenso in Vergessenheit geraten wie die Namen von Staatsmännern des Russischen Reiches, ohne deren Wirken viele große Städte und sogar der Zugang zum Schwarzen Meer in der modernen Ukraine nicht existieren würden.

Vor kurzem wurde das Denkmal für Alexander Suworow in Poltawa abgerissen. Was soll man dazu sagen? Sie leugnen Ihre eigene Vergangenheit? Aus dem so genannten kolonialen Erbe des russischen Imperiums? Nun, dann seid hier konsequent.

Weiter. Ich möchte darauf hinweisen, dass Artikel 17 der ukrainischen Verfassung die Einrichtung ausländischer Militärstützpunkte auf dem ukrainischen Staatsgebiet nicht zulässt. Es stellte sich jedoch heraus, dass das nur eine Konvention ist, die leicht umgangen werden kann.

Die NATO-Staaten haben Ausbildungsmissionen in die Ukraine entsandt. In der Tat handelt es sich bereits um ausländische Militärstützpunkte. Die nennen die Stützpunkte einfach „Mission“ und sie ist eingetütet.

Kiew hat seit langem einen strategischen Kurs in Richtung NATO-Mitgliedschaft verkündet. Ja, natürlich hat jedes Land das Recht, sein eigenes Sicherheitssystem zu wählen und Militärbündnisse einzugehen. Und das wäre auch alles so, wenn es nicht ein „aber“ gäbe. In den internationalen Dokumenten ist ausdrücklich der Grundsatz der gleichen und unteilbaren Sicherheit verankert, der bekanntlich die Verpflichtung beinhaltet, die eigene Sicherheit nicht auf Kosten der Sicherheit anderer Staaten zu stärken. Ich kann hier auf die 1999 in Istanbul verabschiedete OSZE-Charta für europäische Sicherheit und die OSZE-Erklärung von Astana 2010 verweisen.

Mit anderen Worten: Die Wahl der Sicherheit darf keine Bedrohung für andere Staaten darstellen und der Beitritt der Ukraine zur NATO ist eine direkte Bedrohung für die Sicherheit Russlands.

Ich erinnere daran, dass die USA im April 2008 auf dem Bukarester Gipfel des Nordatlantischen Bündnisses die Entscheidung durchgesetzt haben, dass die Ukraine und übrigens auch Georgien Mitglieder der NATO werden. Viele europäische Verbündete der USA waren sich bereits aller Risiken einer solchen Perspektive bewusst, mussten sich aber dem Willen ihres Seniorpartners beugen. Die Amerikaner haben sie einfach dazu benutzt, eine eindeutig anti-russische Politik zu verfolgen.

Eine Reihe von Mitgliedstaaten des Bündnisses stehen einem NATO-Beitritt der Ukraine schon jetzt sehr skeptisch gegenüber. Gleichzeitig erhalten wir ein Signal aus einigen europäischen Hauptstädten, das besagt: „Worüber macht ihr euch Sorgen? Es wird nicht buchstäblich morgen passieren.“ Tatsächlich sprechen auch unsere amerikanischen Partner darüber. „Gut“, sagen wir, „nicht morgen, aber übermorgen. Was ändert sich dadurch in der historischen Perspektive? Im Grunde genommen nichts.“

Mehr noch, uns sind der Standpunkt und die Worte der Führung der Vereinigten Staaten bekannt, dass die aktiven Feindseligkeiten in der Ostukraine die Möglichkeit eines NATO-Beitritts dieses Landes nicht ausschließen, wenn es die Kriterien des Nordatlantischen Bündnisses erfüllen und die Korruption besiegen kann.

Dennoch versuchen sie immer wieder, uns davon zu überzeugen, dass die NATO ein friedliebendes und rein defensives Bündnis ist. Sie sagen, dass es keinerlei Bedrohung für Russland gibt. Wieder einmal schlagen sie vor, dass wir uns auf ihr Wort verlassen. Aber wir kennen den wahren Wert dieser Worte. Als 1990 die Frage der deutschen Wiedervereinigung erörtert wurde, wurde der sowjetischen Führung von den Vereinigten Staaten zugesagt, dass die Zuständigkeit und die militärische Präsenz der NATO nicht einen Zoll nach Osten ausgedehnt werden würden. Und dass die deutsche Wiedervereinigung nicht zu einer Ausdehnung der militärischen Organisation der NATO nach Osten führen würde. Das ist ein Zitat.

Sie haben geredet, mündliche Zusicherungen gemacht, und es hat sich alles als leeres Geräusch herausgestellt. Später wurde uns versichert, dass die NATO-Mitgliedschaft der mittel- und osteuropäischen Länder die Beziehungen zu Moskau nur verbessern, diesen Ländern die Angst vor dem schwierigen historischen Erbe nehmen und darüber hinaus einen Gürtel russland-freundlicher Staaten schaffen würde.

Das exakte Gegenteil ist eingetreten. Die Regierungen einiger osteuropäischer Länder, die mit ihrer Russophobie hausieren gingen, brachten ihre Komplexe und Stereotypen über die russische Bedrohung in das Bündnis ein und bestanden auf dem Aufbau kollektiver Verteidigungsfähigkeiten, die in erster Linie gegen Russland eingesetzt werden sollten. Und das geschah in den 1990er und frühen 2000er Jahren, als sich die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen dank der Offenheit und unseres guten Willens auf einem hohen Niveau befanden.

Russland hat alle seine Verpflichtungen erfüllt, einschließlich des Truppenabzugs aus Deutschland und aus den mittel- und osteuropäischen Staaten, und leistete damit einen großen Beitrag zur Überwindung des Erbes des Kalten Krieges. Wir haben stets verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit angeboten, auch im Rahmen des NATO-Russland-Rates und der OSZE.

Mehr noch, ich werde jetzt etwas sagen, was ich noch nie öffentlich gesagt habe, ich werde es zum ersten Mal sagen. Im Jahr 2000, als der scheidende US-Präsident Bill Clinton Moskau besuchte, fragte ich ihn: „Was würde Amerika davon halten, Russland in die NATO aufzunehmen?“

Ich werde nicht alle Einzelheiten dieses Gesprächs preisgeben, aber die Reaktion auf meine Frage sah nach außen hin, sagen wir, sehr zurückhaltend aus, und wie die Amerikaner tatsächlich auf diese Möglichkeit reagierten, sieht man an ihren praktischen Schritten gegenüber unserem Land. Dazu gehören die offene Unterstützung von Terroristen im Nordkaukasus, eine ablehnende Haltung gegenüber unseren Forderungen und Sicherheitsbedenken im Bereich der NATO-Erweiterung, der Ausstieg aus dem ABM-Vertrag über das Verbot einer Raketenabwehr und so weiter. Da fragt man sich: Warum? Wozu das alles? Gut, Sie wollen uns nicht als Freund und Verbündeten sehen, aber warum müssen Sie einen Feind aus uns machen?

Es gibt nur eine Antwort: Es liegt nicht an unserem politischen Regime oder an etwas anderem, sie brauchen einfach kein so großes unabhängiges Land wie Russland. Das ist die Antwort auf alle Fragen. Sie ist die Quelle der traditionellen amerikanischen Russlandpolitik. Daher auch die Einstellung zu allen unseren Sicherheitsvorschlägen.

Heute genügt ein Blick auf die Landkarte, um zu sehen, wie die westlichen Staaten ihr Versprechen, die NATO nicht nach Osten auszudehnen, „eingehalten“ haben. Sie haben uns einfach betrogen. Wir haben fünf Erweiterungswellen der NATO erlebt, eine nach der anderen. Im Jahr 1999 wurden Polen, die Tschechische Republik und Ungarn in das Bündnis aufgenommen. 2004 Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien. 2009 Albanien und Kroatien. 2017 Montenegro und 2020 Nordmazedonien.

Im Ergebnis ist das Bündnis mit seiner militärischen Infrastruktur direkt an die Grenzen Russlands gekommen. Das war eine der Hauptursachen für die Euro-Sicherheitskrise und hat sich sehr negativ auf das gesamte System der internationalen Beziehungen ausgewirkt und zu dem Verlust des gegenseitigen Vertrauens geführt.

Die Lage verschlechtert sich weiter, auch im strategischen Bereich. So werden beispielsweise in Rumänien und Polen im Rahmen des US-Projekts zur globalen Raketenabwehr Stellungen für Raketenabwehrraketen eingerichtet. Es ist bekannt, dass die dort platzierten Abschussrampen für Tomahawk-Marschflugkörper, also für offensive Angriffssysteme, verwendet werden können. (Anm. d. Übers.: Details dazu finden Sie hier)

Darüber hinaus entwickeln die USA die universelle Standard-6-Rakete, die nicht nur die Probleme der Luft- und Raketenabwehr löst, sondern auch See- und Landziele treffen kann. Mit anderen Worten: Das vermeintlich defensive US-Raketenabwehrsystem wird erweitert und es entstehen neue offensive Fähigkeiten.

Die uns vorliegenden Informationen geben uns allen Grund zu der Annahme, dass der Beitritt der Ukraine zur NATO und die anschließende Stationierung von NATO-Einrichtungen in diesem Land eine ausgemachte Sache sind; es ist nur eine Frage der Zeit. Uns ist klar, dass in einem solchen Szenario die militärische Bedrohung Russlands um ein Vielfaches zunehmen wird. Und ich weise besonders darauf hin, dass die Gefahr eines Überraschungsangriffs auf unser Land um ein Vielfaches steigen wird.

Ich möchte klarstellen, dass die amerikanischen strategischen Planungsdokumente – es sind offiziellen Dokumente! – die Möglichkeit eines so genannten Präventivschlags gegen feindliche Raketensysteme vorsehen. Und wir wissen auch, wer der Hauptgegner der USA und der NATO ist. Es ist Russland. In den NATO-Dokumenten wird unser Land offiziell direkt zur Hauptbedrohung der euro-atlantischen Sicherheit erklärt. Und die Ukraine wird als Sprungbrett für einen solchen Schlag dienen. Wenn unsere Vorfahren das hören würden, würden sie es wahrscheinlich nicht glauben. Und wir wollen es heute nicht glauben, aber es ist wahr. Ich möchte, dass das sowohl in Russland als auch in der Ukraine verstanden wird.

Viele ukrainische Flugplätze liegen in der Nähe unserer Grenzen. Die hier stationierten taktischen NATO-Flugzeuge, darunter auch hochpräzise Waffenträger, werden in der Lage sein, unser Gebiet bis zur Linie Wolgograd – Kasan – Samara – Astrachan zu treffen. Die Stationierung von Radaraufklärungsgeräten auf ukrainischem Gebiet wird es der NATO ermöglichen, den russischen Luftraum bis zum Ural streng zu kontrollieren.

Nachdem die Vereinigten Staaten den Vertrag über Kurz- und Mittelstreckenraketen gebrochen haben, entwickelt das Pentagon bereits offen eine Reihe von bodengestützten Angriffswaffen, darunter ballistische Raketen, die Ziele in einer Entfernung von bis zu 5.500 Kilometern erreichen können. Wenn solche Systeme in der Ukraine eingesetzt werden, können sie Ziele im gesamten europäischen Gebiet Russlands sowie jenseits des Urals treffen. Tomahawk-Marschflugkörper bräuchten weniger als 35 Minuten, um Moskau zu erreichen, 7 bis 8 Minuten für ballistische Raketen aus der Region Charkow und 4 bis 5 Minuten für Hyperschallraketen. Das nennt man, das Messer an der Kehle zu haben. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie diese Pläne genauso umsetzen werden, wie sie es in den vergangenen Jahren immer wieder getan haben, indem sie die NATO nach Osten ausdehnen und militärische Infrastruktur und Ausrüstung an die russischen Grenzen verlagern, wobei sie unsere Bedenken, Proteste und Warnungen völlig ignorieren. Nach dem Motto: Entschuldigen Sie, die sind uns wurscht und wir tun, was immer wir wollen, was immer wir für richtig halten.

Und natürlich wird auch erwartet, dass wir uns weiterhin gemäß dem bekannten Sprichwort verhalten: „Der Hund bellt, aber die Karawane zieht weiter.“ Ich sage sofort, dass wir dem nicht zugestimmt haben und niemals zustimmen werden. Gleichzeitig war und ist Russland immer dafür, die komplexesten Probleme mit politischen und diplomatischen Mitteln am Verhandlungstisch zu lösen.

Wir sind uns unserer großen Verantwortung für die regionale und globale Stabilität bewusst. Bereits 2008 hat Russland eine Initiative zum Abschluss eines Europäischen Sicherheitsvertrags vorgelegt. Die Kernaussage war, dass kein Staat und keine internationale Organisation im euro-atlantischen Raum seine Sicherheit auf Kosten der Sicherheit anderer stärken kann. Unser Vorschlag wurde jedoch von Anfang an abgelehnt: Man konnte nicht zulassen, dass Russland die Aktivitäten der NATO einschränkt.

Mehr noch: Uns wurde ausdrücklich gesagt, dass nur Mitglieder des Nordatlantischen Bündnisses rechtsverbindliche Sicherheitsgarantien haben können.

Im vergangenen Dezember haben wir unseren westlichen Partnern den Entwurf eines Vertrags zwischen der Russischen Föderation und den Vereinigten Staaten von Amerika über Sicherheitsgarantien sowie den Entwurf eines Abkommens über Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit der Russischen Föderation und der NATO-Mitgliedstaaten übermittelt.

Die Antwort der Vereinigten Staaten und der NATO bestand aus vielen gemeinsamen Worten. Es gab zwar einige vernünftige Punkte, doch ging es dabei um zweitrangige Themen, und es sah aus wie ein Versuch, die Diskussion in eine andere Richtung abzulenken.

Wir haben dementsprechend geantwortet und betont, dass wir bereit sind, den Weg der Verhandlungen zu gehen, allerdings unter der Bedingung, dass alle Fragen als Paket, als Ganzes betrachtet werden, ohne sie von den grundlegenden russischen Vorschlägen zu trennen. Und diese enthalten drei wichtige Punkte. Der erste ist die Verhinderung einer weiteren NATO-Erweiterung. Der zweite ist die Weigerung, dem Bündnis die Stationierung von Angriffswaffensystemen an den Grenzen Russlands zu gestatten. Und schließlich die Rückführung der militärischen Fähigkeiten und der Infrastruktur des Blocks in Europa auf den Stand von 1997, als die NATO-Russland-Grundakte unterzeichnet wurde.

Genau diese unsere prinzipiellen Vorschläge wurden ignoriert. Unsere westlichen Partner haben, ich wiederhole es, wieder einmal die abgedroschene Formulierung geäußert, dass jeder Staat das Recht hat, frei zu entscheiden, wie er seine Sicherheit gewährleistet und sich beliebigen Militärbündnissen und Allianzen anschließen kann. Mit anderen Worten: An ihrem Standpunkt hat sich nichts geändert und es wird immer wieder auf die berüchtigte „Politik der offenen Tür“ der NATO verwiesen. Außerdem versuchen sie, uns erneut zu erpressen, indem sie uns erneut mit Sanktionen drohen, die sie übrigens sowieso in dem Maße verhängen werden, in dem Russlands Souveränität und die Macht unserer Streitkräfte zunehmen. Und ein Vorwand für einen weiteren Sanktionsangriff wird immer gefunden oder einfach erfunden, unabhängig von der Lage in der Ukraine. Das Ziel ist das gleiche – die Entwicklung Russlands zu unterdrücken. Und sie werden es tun, wie sie es schon früher getan haben, sogar ohne jeglichen formalen Vorwand, weil wir unsere Souveränität, unsere nationalen Interessen und unsere Werte niemals gefährden werden.

Ich möchte klar und deutlich sagen, dass Russland in der gegenwärtigen Situation, in der unsere Vorschläge für einen gleichberechtigten Dialog über grundsätzliche Fragen von den Vereinigten Staaten und der NATO praktisch unbeantwortet geblieben sind, in der das Ausmaß der Bedrohungen für unser Land erheblich zunimmt, jedes Recht hat, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um seine eigene Sicherheit zu gewährleisten. Genau das werden wir tun.

Was die Lage im Donbass betrifft, so sehen wir, dass die Führungsspitze in Kiew ständig öffentlich erklärt, dass sie nicht bereit ist, das Minsker Maßnahmenpaket zur Beilegung des Konflikts umzusetzen, und dass sie nicht an einer friedlichen Lösung interessiert ist. Im Gegenteil, sie versuchen erneut, einen Blitzkrieg im Donbass zu organisieren, wie sie es bereits 2014 und 2015 getan haben. Wir erinnern uns noch, wie diese Abenteuer damals endeten.

Jetzt vergeht praktisch kein Tag mehr, an dem nicht Städte und Dörfer im Donbass beschossen werden. Eine große Gruppe von Truppen setzt ständig Angriffsdrohnen, schweres Gerät, Raketen, Artillerie und Mehrfachraketenerfer ein. Die Tötung von Zivilisten, die Blockade, die Misshandlung von Menschen, einschließlich Kindern, Frauen und älteren Menschen, geht unvermindert weiter. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Und die sogenannte zivilisierte Welt, zu deren einzigen Vertretern sich unsere westlichen Kollegen selbst ernannt haben, zieht es vor, das nicht zur Kenntnis zu nehmen, als gäbe es diesen ganzen Horror, den Genozid, dem fast 4 Millionen Menschen ausgesetzt sind, nicht, und das nur, weil diese Menschen mit dem vom Westen unterstützten Putsch in der Ukraine im Jahr 2014 nicht einverstanden waren und sich der gesteigerten staatlichen Bewegung hin zu einem höhlenartigen und aggressiven Nationalismus und Neonazismus widersetzten. Und sie kämpfen für ihre elementaren Rechte: in ihrem eigenen Land zu leben, ihre eigene Sprache zu sprechen, ihre Kultur und Traditionen zu bewahren.

Wie lange kann diese Tragödie noch andauern? Wie lange können wir das noch ertragen? Russland hat alles getan, um die territoriale Integrität der Ukraine zu wahren, und hat all die Jahre hart und geduldig für die Umsetzung der Resolution 2202 des UN-Sicherheitsrats vom 17. Februar 2015 gekämpft, in der das Minsker Abkommen vom 12. Februar 2015 zur Lösung der Lage im Donbass verankert ist.

Alles umsonst. Präsidenten und Abgeordnete der Rada wechseln, aber das Wesen und der aggressive, nationalistische Charakter des Regimes, das in Kiew die Macht übernommen hat, ändert sich nicht. Er ist ausschließlich ein Produkt des Staatsstreichs von 2014 und diejenigen, die den Weg der Gewalt, des Blutvergießens und der Gesetzlosigkeit eingeschlagen haben, haben keine andere Lösung für die Donbass-Frage als eine militärische anerkannt und werden dies auch in Zukunft nicht tun.

In diesem Zusammenhang halte ich es für notwendig, eine längst überfällige Entscheidung zu treffen: die Unabhängigkeit und Souveränität der Volksrepublik Donezk und der Volksrepublik Lugansk unverzüglich anzuerkennen.

Ich bitte die Bundesversammlung der Russischen Föderation, diese Entscheidung zu unterstützen und dann die Verträge über Freundschaft und gegenseitigen Beistand mit beiden Republiken zu ratifizieren. Diese beiden Dokumente werden in naher Zukunft ausgearbeitet und unterzeichnet.

Und von denen, die in Kiew die Macht übernommen haben und halten, fordern wir die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten. Andernfalls wird die Verantwortung für die mögliche Fortsetzung des Blutvergießens ausschließlich auf dem Gewissen des Regimes lasten, das das Gebiet der Ukraine regiert.

Bei der Bekanntgabe der heute gefassten Beschlüsse vertraue ich auf die Unterstützung der Bürger Russlands und aller patriotischen Kräfte des Landes.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Ende der Übersetzung


Info: https://www.anti-spiegel.ru/2022/praesident-putins-komplette-rede-an-die-nation-im-wortlaut

22.02.2022

Womit habt Ihr das verdient?

cashkurs.com, 22.02.2022, Autor: HG.Butzko

Und das erste, was man wissen muss, wenn man sich eine Meinung zum Konflikt um die Ukraine bilden will:

Propaganda machen immer nur die anderen.
Die Wahrheit verbreiten immer nur wir.
Das ist ganz wichtig.

Wenn man sich in einen anderen Standpunkt hineinversetzen will, muss man vor allem immer nur auf dem eigenen Standpunkt beharren.
Das ist das Gegenteil von Empathie, und nennt sich Diplomatie.
Andere sagen dazu: „Idiotie“.

Und wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe. Wenn die Nato Konsequenzen ankündigt, ist das eine Warnung.
Wenn Russland Konsequenzen ankündigt, ist das eine Drohung.
Und wenn die katholische Bischofskonferenz Konsequenzen ankündigt, ist das peinlich.

Ich mein´, dass Putin der Böse ist, das stimmt. Ein Autokrat, der gegen Abweichler vorgeht, die Presse- und Meinungsfreiheit einschränkt, und spätestens, wenn ich mir vor Augen führe, dass politische Satire immer auch Regierungskritik ist, wäre ich in Russland wohl schon längst verhaftet worden. So weit ist es inzwischen gekommen:
Ein Wladimir Putin schafft es, dankbar zu sein, von Olaf Scholz regiert zu werden.

Dass Putin der Böse ist, das stimmt also.
Und dass wir die Guten sind, das stimmt…nicht so ganz.

Denn dass Russland jetzt an der Grenze zur Ukraine sein Militär aufmarschieren ließ, ist zwar richtig. Richtig ist aber auch, dass das auf eigenem Territorium passiert. Worauf dann Annalena Baerbock sagte: „Es ist schwer, das nicht als Bedrohung zu verstehen.“
Und besser könnte man den russischen Standpunkt doch gar nicht beschreiben.

Denn bevor Russland jetzt seine Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen hat, hat die NATO schon vor langem Kampfgruppen in Estland, Lettland und Litauen, in Polen und an der Grenze zur russischen Enklave um Kaliningrad zusammengezogen.
Schon lange davor hat die NATO Kampfpanzer, Schützenpanzer und schwere Artillerie an die Nato-Ostflanke verlegt.

Schon lange davor hat die NATO eine Flugstunde von Moskau entfernt Bombenabwürfe geübt. Und schon seit langem lässt die NATO permanent Soldaten, Kampf- und Schützenpanzer in Polen, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn, Rumänien und Bulgarien ständig rotieren. Wäre Annalena Baerbock russische Außenministerin, sie würde sagen:

Es ist schwer, das nicht als Bedrohung zu verstehen.“

Aber nein“, sagt die NATO, „wir machen das ja nur zur Abschreckung,

weil Russland ein Aggressor ist.“ Stichwort Krim und Ostukraine.

Und das stimmt natürlich. Also, wenn man die Vorgeschichte ausblendet. Wenn man die Vorgeschichte einblendet, steht der Westen wieder nicht ganz so blendend da, wie er sich selber gerne einbildet. Und um mal die Einbildung auszublenden, will ich gerne mal etwas ausholen, um die Entwicklung der Verwicklung einzuholen.

Und damit meine ich nicht, dass der Westen Gorbatschow versprochen hatte, die NATO nicht nach Osten zu erweitern. Das war in keinem Vertrag formuliert worden und heute sagen die einen so, und die anderen so. Sehr wohl formuliert hingegen war aber ein anderer Vertrag, und um den geht es mir!
„Mir“ ist übrigens russisch, und das heißt Frieden. Und um den geht es mir auch.


  

Also: Wir befinden uns im Jahr 2014.
Deutschland ist Fußballweltmeister und eine gewisse Helene Fischer veröffentlicht den Song „Atemlos durch die Nacht.“
Man sehnt sich zurück nach 2013.

2014 aber sollte ein Assoziierungsabkommen unterzeichnet werden, das der Westen jahrelang mit der Ukraine ausgearbeitet hatte, worin es hauptsächlich um Handelsbeziehungen ging. Hauptsächlich.
Nebensächlich hat man es sich nicht nehmen lassen, auch noch eine militärische Zusammenarbeit vorzubereiten.

Und dann hat damals der russische Präsident, ein gewisser Wladimir Putin dem damaligen ukrainischen Präsidenten, einem gewissen Wiktor Janukowytsch gesagt, dass zur Ukraine ja auch die Halbinsel Krim gehört.
Und dann hat der Janukowytsch gesagt: „Ja und?“
Und dann hat der Putin gesagt: „Ja und? Auf der Krim ist seit dem 19. Jahrhundert die Schwarzmeerflotte von uns Russen stationiert. Aber ist ja kein Problem, oder? Spielt doch ruhig mit unserer Flotte Schiffe versenken! Oder was?“

Und warum die russische Flotte auf quasi ukrainischem Territorium stationiert ist, liegt daran, dass die Krim noch gar nicht so lange zur Ukraine gehörte. Die hat der Chruschtschow zu Sowjetzeiten der Ukraine geschenkt. In einer Schnapslaune. Ein Wodka zu viel getrunken, und schon hieß es: „Hier Krim, gehst Ukraine.“ Das ist so, als würde jemand auf die Idee kommen, Österreich den Bayern zu schenken. Es gibt nicht wenige Leute, die sagen:
„Das wär´ andersrum eine feine Sache.“
Einerseits.

Andererseits stelle mal sich doch mal vor, auf Kuba z. B. gäbe es einen US-amerikanischen Stützpunkt. Was weiß ich? Nennen wir ihn mal Guantanamo. Also nur hypothetisch.
Und dann stelle man sich mal vor, die Russen würden mit Kuba eine militärische Zusammenarbeit vereinbaren, und womöglich Militär dorthin verlegen wollen.

Völlig absurder Gedanke. Total aus der Luft gegriffen. Zum Glück nur ein theoretisches Gedankenspiel. Wie gut, dass die Amis noch nie in einer solchen Situation waren. Nicht auszudenken, wie nah die Welt am Abgrund eines Krieges gestanden wäre.

Aber nur mal angenommen, es hätte so ein Szenario mal gegeben, dann wäre man doch im Westen nie im Leben so blauäugig gewesen, auch nur auf die Idee zu kommen, mit der Ukraine eine militärische Co-Operation einzugehen. Ich bitte Euch. Wir sind doch die Guten.

Und da der Westen aber von einer militärischen Zusammenarbeit nicht zurücktreten wollte, hat Putin darauf dann in einer Nacht- und Nebelaktion als grüne Männchen getarnte Milizeneinheiten auf die Krim geschickt, um dort in der Bevölkerung ein Referendum abhalten zu lassen. Mit dem Resultat, dass die Krim ab sofort wieder zu Russland gehört.

Was durchaus völkerrechtswidrig war. Einfach grüne Milizenmännchen auf das Territorium eines anderen Landes schicken und dann ein Referendum abhalten, steht nicht wirklich in der Charta der Vereinten Nationen drin. Nicht mal andeutungsweise.

Man stelle sich einfach nur mal vor, Frankreich würde Truppen ins Saarland schicken und dort ein Referendum darüber abhalten, ob die Saarländer nicht lieber zu Frankreich gehören wollen. Es gibt nicht wenige Leute, die sagen:
„Das wär´ eine feine Sache.“ Einerseits.

Andererseits gibt’s ja noch die Lage in der Ostukraine. Was ist da eigentlich los?


  

Also: Die EU hatte mit der Ukraine ein Assoziierungsabkommen ausgehandelt.
Und dann, kurz vor der Unterzeichnung dieses Abkommens hat der ukrainische Präsident Janukowytsch auf Druck aus Moskau einen Rückzieher gemacht, und gesagt, er könne das nicht unterzeichnen. Weil er im Zeichnen im Kunstunterricht in der Schule immer ganz schlechte Noten bekommen hat.

Und darauf wurde dann der immerhin demokratisch gewählte Präsident Janukowytsch in Kiew durch nicht ganz so demokratische Vorgänge aus dem Amt gejagt. Wie kann man das erklären?

Also stell dir mal vor, in Deutschland hätte es Proteste vor'm Reichstagsgebäude gegeben mit dem Versuch, das Parlament zu stürmen. Klar, in Deutschland unvorstellbar.

Und dann stell dir vor, es würde von der Regierungsseite auf diese Demonstranten geschossen, und zwar mit scharfer Munition, und am Ende liegen etliche Leute tot in den Straßen. Die einen sagen, Janukowytsch hat auf friedliche Demonstranten schießen lassen. Die anderen sagen, die Demonstranten waren nicht alle friedlich, und wer geschossen hat, ist auch nicht zu 100 % geklärt.
Übrigens bis heute nicht.

Denn es gab damals Informationen, die besagten, dass nicht nur aus einer Richtung geschossen worden sein soll, sondern auch aus Reihen der Demonstranten. Und es ging sogar das Gerücht um, dass Regierungsgegner auf Regierungsgegner schießen ließen, um Märtyrer zu schaffen. Also man kann sagen, dass ziemlich viele Leute damals anscheinend den Schuss nicht gehört haben.

Und dann stell´ dir mal vor, nachdem die Unruhen abgeflaut waren, soll es im Parlament zu einer Art Misstrauensvotum kommen. Die Abgeordneten sollen abstimmen, ob sie die Regierung im Amt lassen oder absetzen wollen. Helmut Kohl und Helmut Schmidt sitzen auf der Wolke und singen: „Das kommt mir soo bekannt vor.“

Und jetzt stell dir vor, die Gegner der Regierung umstellen das Parlamentsgebäude und drohen allen, die für die Regierung stimmen wollen, den Schädel einzuschlagen. Tolle Idee. Muss man erst mal draufkommen. Wer für den Präsidenten stimmen will, den bringen wir um.

Und jetzt ratet doch mal, wie viele Abgeordnete, die für den Präsidenten stimmen wollten, sich darauf getraut haben, das Gebäude zu betreten? Hmmmm…

Und dann ratet doch mal, wenn im Sitzungssaal nur Gegner der Regierung sitzen, mit wie viel Prozent die Regierung abgewählt wurde. Hmmmm…
Wie sagte schon Humphrey Bogart:
Der Beginn einer wunderbaren Demokratie.

Und dann stell dir vor, nachdem der Präsident vertrieben war, kam eine neue Regierung an die Macht, die von niemandem gewählt wurde, und in dieser Regierung sitzen einige dieser gewalttätigen Regierungsgegner, die anderen Leuten den Schädel einschlagen wollen plötzlich auf einigen Ministerposten, und entpuppten sich als Ultra Nationalisten, Swoboda, rechter Sektor.
Rassisten, Antisemiten, Faschisten.
Also stell dir vor, Björn Höcke, Götz Kubitschek, oder noch sympathischer: Attila Hildmann hätten bei uns plötzlich das Sagen. Ja, da wird einem doch ganz wohlig ums Herz, oder? Aber nicht vergessen: Die Russen sind die Bösen!

Und jetzt stell´ dir folgendes vor: Da sitzen also rechtsradikale Nazis in der Regierung, die niemand da hingewählt hat, und das erste, was die beschließen, kaum im Amt, und nichts Wichtigeres zu tun, als allererste Maßnahme zu beschließen, die Sprache „Russisch“ in der ganzen Ukraine ab sofort zu verbieten. Noch so ´ne tolle Idee.

Was die anscheinend gar nicht wussten: In der Ukraine sprechen sehr viele Menschen russisch, vor allem im Osten des Landes. Na sowas aber auch. Und die hören von einer nicht gewählten, mit Extremisten durchsetzten Regierung, dass ihre Sprache ab sofort verboten ist. Stell´ dir mal vor, eine nicht gewählte Bundesregierung in Berlin beschließt, dass schwäbisch zu sprechen ab sofort verboten ist. Gibt nicht wenige, die sagen:
„Das …sollte man auch mit sächsisch machen.“

Und jetzt kommt die entscheidende Frage: Wenn Leute hören, dass ihre Sprache ab sofort verboten ist, wie sollen die sich in dem Moment fühlen?

1.) bedroht?
2.) beschissen?
3.) oder bedroht und beschissen?
Kleiner Tipp: Jede Antwort ist ein Volltreffer.


  

Da fragt man sich, warum man in der Ukraine eigentlich solche Vorbehalte mit der russischen Sprache hat. Also, wenn man die Vorgeschichte ausblendet.
Wenn man die Vorgeschichte einblendet, erfährt man, dass Väterchen Stalin damals auch eine richtig tolle Idee hatte, nämlich die Ukraine zu russifizieren. Also ein kleines bisschen Kolonialismus, wie man das damals halt so machte. Und alle Ukrainerinnen und Ukrainer, die sich geweigert haben, die wurden dann …
Moment, wie nennt man das noch? Ach ja… massakriert.
Fünf Millionen Tote.
Ein kleines bisschen Genozid, wie man das damals halt so machte.
Wäre Wladimir Putin heute ukrainischer Außenminister, er würde sagen: „Es ist schwer, russisches Hegemonialstreben nicht als Bedrohung zu verstehen.“

Und dieses Sprachverbot könnte eventuell der entscheidende Knackpunkt in der gesamten Entwicklung der Ostukraine gewesen sein. Dieses Sprachverbot wurde zwar von der nächsten Regierung dann wieder gestoppt, aber da war der Geist bereits aus der Flasche. Und die hatte Hochprozentiges und leicht Entflammbares enthalten. Also Wodka, nur ohne Korn.
Und für Putin ein willkommener Anlass, die Gläser zu erheben.

Und dann kommt noch hinzu, dass kurz nach diesem Sprachverbot in der südukrainischen Hafenstadt Odessa vier Dutzend prorussische Sympathisanten von einem proukrainischen Mob in einem Gewerkschafshaus bei lebendigem Leib verbrannt worden sind.
Und ab da war es natürlich komplett unnachvollziehbar,
warum die einen Ostukrainer darauf die Waffen,
und die anderen Ostukrainer die Flucht ergriffen haben.
Und ergriffen war ab da auch der Westen.

Denn aus welcher Richtung kamen die Waffen für diese Ostukrainer?
Für die prorussischen Ostukrainer aus Russland.
Für die proukrainischen Ostukrainer … die fielen vom Himmel…

Weswegen es auch ganz wichtig ist, jetzt einen Krieg dort zu verhindern. Wenn man halt ausblendet, dass dort seit acht Jahren bereits ein Krieg stattfindet. Warum sonst auch sollen so viele Ostukrainer seitdem die Flucht ergriffen haben?
Klar. Wegen dieser harmonischen Stille in der friedlichen Nachbarschaft.

Und noch eine Frage stellt sich da, nämlich: In welche Richtung eigentlich sind die Ostukrainer geflohen? Ich würde ja dorthin fliehen, wo ich mich sicher fühle. Und da schau mal einer an, ca. 700.000 Ostukrainer sind wohl nach Russland geflohen. Ins Reich des Bösen. Also spätestens da muss man aber jetzt schon mal fragen, ob diese Flüchtlinge eigentlich keine deutschen Nachrichten verfolgen. Wissen die denn nicht, dass wir die Guten sind?

Und um mal einordnen zu können, wie gut wir die Guten sind, hier noch eine Aussage eines richtig Guten, des Bürgermeisters von Kiew, ein gewisser Vitali Klitschko. Mit seinem Bruder Wladimir in Deutschland auch bekannt als die linke und die rechte Faust der Milchschnitte.
Bürgermeister Vitali Klitschko sagte damals den Satz (Zitat): „Menschenrechte finde ich immer gut. Aber für Lesben- und Schwulenrechte werde ich mich nicht einsetzen.“

Und dieser Mann sagt jetzt. „Wir Ukrainer sind nur die ersten. Danach kommen Lettland, Estland und Litauen dran.“ Aber wie gesagt, Propaganda machen immer nur die anderen.

Der Rest ist Geostrategie. Und eine Gasleitung nach Deutschland.

Und am Ende leiden wieder die einfachen Menschen. Vor allem die einfachen Menschen, die zufälligerweise in der Ukraine geboren wurden, und seitdem dort versuchen, einfach nur ihr Leben zu leben. Tja. Womit habt Ihr das verdient?


Kommentare

oldpetrus51 am 22.02.2022 um 13:51 Uhr

Es ist herrlich, auch einmal zwischen den Zeilen zu lesen und einen Artikel zu finden, der nicht alles bierernst nimmt (Bier schon, aber Politik nicht)
Die Lage ist ernst genug, aber nach Krieg sieht es nicht aus.
Und Putin hat allen gezeigt, dass er doch der bessere Schachspieler ist. Zwei autonome Gebiete (auch wenn die Autonomie trotz Minsker Verträge in Kiew nicht anerkannt wird, aber das wissen die Außenministerinnen nicht) erklären sich zu unabhängigen Volksrepubliken, Russland erkennt sie an, sie dürfen nun Russland um Hilfe bitten (die Renten werden schon von Russland gezahlt) und schon steht er mit seinem Militär bereit.
Wollen wir wetten, dass nun der Beschuss von Donezk und Luganzk (nicht Luhansk, wie ARD und ZDF vermelden) aufhört?
Ach ja, Syrien hat die Republiken auch schon anerkannt.
Nordkorea und China werden bald folgen, wie ich vermute.
Dann wird noch die Durchleitung von Gas für Europa in der Ukraine unterbrochen (Selenskij und Co könnten so dumm sein) und Putin bietet an über Nord Stream 2 weiterhin seine Verträge zu erfüllen....
Oder sehe ich einfach alles falsch?

poligny am 22.02.2022 um 14:10 Uhr

"Und jetzt stell dir vor, die Gegner der Regierung umstellen das Parlamentsgebäude und drohen allen, die für die Regierung stimmen wollen, den Schädel einzuschlagen. Tolle Idee. Muss man erst mal draufkommen. Wer für den Präsidenten stimmen will, den bringen wir um."

Die Wahrheit ist sogar noch irrer. Denn laut ukrainischer Verfassung braucht es im Parlament eine Mehrheit von 75% um den amtierenden Präsidenten vor Ablauf seiner Amtszeit abzusetzen. Und trotz diesem Aufmarsch und Drohungen kamen damals nur 74,xy% der Stimmen zu Stande, nach ukrainischem Recht wurde Janukowitsch also gar nicht seines Amtes enthoben, was die Vorgänge damals noch viel stärker in das Licht eines Staatsstreiches rückt!

Machatsch am 22.02.2022 um 14:12 Uhr


Dann Frage ich mich, was passiert gerade hier mit diesen zwielichten Corona-Maßnahmen.
Die Meinungsfreiheit einhergehend mit dem Entzug der Freiheitsrechte nennt man hier oder in Kanada Demokratie, in Russland Diktatur.
Ich kann so etwas nicht mehr ernst nehmen.

dirkmuellerzugang am 22.02.2022 um 14:39 Uhr

lieber HG, ich genieße gerade deinen wunderbaren Humor um dabei ins politisch "Schwarze" zu treffen oder ins Wespennest...ihr wisst schon. auch erinnert es mich an den genialen Volker Pispers. Und doch schrieb er mir vor wenigen Jahren sinngemäß: "die Aufklärung der Deutschen ist für mich nach 35 Jahren Kabarett gescheitert". Und deshalb bitte ich zu bedenken dass genug geredet und lamentiert ist - ob ernst oder humorvoll. Es ist die Zeit der Taten gekommen, jeder wie er kann. aber mindesten Spazierengehen kann man. Manche können deutlich mehr.....

Biba1401 am 22.02.2022 um 14:54 Uhr

In Vodka Veritas. Volltreffer!

Biba1401 am 22.02.2022 um 15:01 Uhr

Besser kann man die gegenwärtige Situation wohl kaum beschreiben.

Clark am 22.02.2022 um 15:04 Uhr

..wie immer eine grandiose "Zusammenfassung"!!!!

RESPEKT

Midasferratum am 22.02.2022 um 15:14 Uhr

Midasferratum
Auch Frank Meyer hätte das nicht besser auf den Punkt bringen können !
:-) Daumen hoch!!!!!

ironalex am 22.02.2022 um 16:20 Uhr

Respekt! Aber ich frage mich, wie erträgt man das Ganze und kann das auch noch so deutlich rüberbringen, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass der Michel es eh nicht versteht?

Georg Schramm, Volker Pispers, Urban Priol – und Butzko setzt dem die Krone auf, chapeau!
… und aus dem Bunker unter dem Reichstag? Bla, bla bla …

hardworker am 22.02.2022 um 16:32 Uhr

Hallo Herr Butzko, vielen Dank für diesen Artikel,
das Schlimme ist, dass unsere gebührenfinanzierten Staatsmedien nur die eine Seite der Medaille beleuchten, und den Menschen so lange die Sichtweise "Wir sind die Guten" eintrichtern, bis die breite Masse der Bevölkerung das glaubt. Schauen Sie Spielfilme an, die sich mit dem zweiten Weltkrieg oder der Zeit unmittelbar danach beschäftigen. Tenor, "die Amis haben uns befreit, tolle Musik, Zigaretten und Feinstrumpfhosen gebracht und die Russen - haben Oma vergewaltigt". Der Grundstein für den Bösen Russen ist gelegt.


Über HG.Butzko

HG.ButzkoEr ist der heimliche Star auf Deutschlands Kleinkunstbühnen: HG.Butzko, der Hirnschrittmacher des deutschen Kabaretts. Denn wenn der Gelsenkirchener auf der Bühne steht, zu allem und jedem seine ganz spezielle Meinung äußert, und dabei die großen Zusammenhänge so beleuchtet, als würden sie "umme Ecke" stattfinden, dann gelingt ihm das seltene Kunststück, einem Publikum aus dem Herzen zu sprechen.
Er verbindet das Politische und das Private, den Alltag und den Bundestag, die große Welt und den kleinen Geist und hat dabei einen ganz eigenen Stil entwickelt, den die Presse treffend als "Kumpelkabarett" oder "Thekengespräch mit Publikum" bezeichnete. 
Und nicht zuletzt auch deswegen wächst seine Fan-Gemeinde von Auftritt zu Auftritt, weil ein Abend mit HG.Butzko immer auch ein Fest der Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten ist.
Mit einer einzigartigen Mischung aus Unterhaltung und Tiefgang, brutal witzig und bisweilen besinnlich, polemisch, philosophisch, provokant, entdeckt HG.Butzko die Bösartigkeiten aus heiterem Himmel, und das Komische in den Katastrophen des Lebens. 
Und wo andere elegant abbiegen, da brettert er voll durch. Und trifft. Den Kern der Sache, und das Zwerchfell des Publikums!Herzerfrischend und Bewußtseinser-Heiternd.

Auf seine Webseite geht es  hier.


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