24.03.2022

Lawrow warnt: NATO-"Friedenstruppen" in Ukraine bedeuten Krieg mit Russland

rtde.xyz, 24 Mär. 2022 11:40 Uhr, Hauptseite / Ukraine-Krieg

Eine Entsendung von NATO-Friedenstruppen in die Ukraine wird zu einem direkten Zusammenstoß mit Russland führen. Dies verkündete der russische Außenminister Sergei Lawrow während einer Rede am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen.


Russlands Außenminister Sergei Lawrow hat bei einem Treffen mit Studenten und Dozenten des Moskauer Staatlichen Instituts für Internationale Beziehungen erklärt, die Entsendung von NATO-Friedenstruppen in die Ukraine werde zu einem direkten Zusammenstoß zwischen der Allianz und Russland führen. Wörtlich sagte er:

"Unsere polnischen Kollegen haben bereits angekündigt, dass es jetzt einen NATO-Gipfel geben werde und dass es notwendig sei, Friedenstruppen zu entsenden. Ich hoffe, sie verstehen, wovon sie sprechen. Das wird zu einem direkten Zusammenstoß zwischen den russischen und den NATO-Streitkräften kommen, den alle nicht nur vermeiden wollten, sondern von dem alle sagten, dass er grundsätzlich nicht stattfinden dürfe."

Wenn die Friedenstruppen in die Ukraine gebracht würden, was wahrscheinlich von der Westgrenze aus geplant sei, könnte Polen ein Hauptquartier in Lwow einrichten und dort bleiben, hieß es weiter.


Generaldebatte im Bundestag: "Die Nato wird nicht Kriegspartei"





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Als zweites Ziel dieser Provokation nannte Lawrow, dass bereits nicht nur von Friedenstruppen die Rede sei, sondern auch davon, dass die baltischen Staaten Bataillone zur "Verteidigung der Ukraine" entsenden könnten. Von Russland werde verlangt, in einer solchen Situation Ruhe zu bewahren, so der Minister. Ihm zufolge habe Moskau seinen Standpunkt in der Ukraine-Frage bereits schriftlich dargelegt.


Lawrow zufolge strebe auch der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij die Entsendung von NATO-Truppen. Zu diesem Zweck zögere er die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew hinaus, um die Situation zu dramatisieren, so der russische Chefdiplomat. Dabei habe Moskau nichts einzuwenden, falls der Westen eine Vermittlerrolle übernehmen wolle. Allerdings gebe es für Russland klare rote Linien, auf die Moskau bereits seit mehreren Jahren aufmerksam mache.

Am 16. März erklärte der stellvertretende polnische Ministerpräsident Jarosław Kaczyński, dass eine NATO-Friedensmission in die Ukraine entsandt werden sollte. Allerdings enthält die NATO-Charta keine Bestimmung, wonach das Bündnis Friedensmissionen in Drittländer entsenden kann.


Mehr zum Thema - Ukraine unterstellt Ungarn territoriale Ansprüche


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Info: https://rtde.xyz/international/134536-sergei-lawrow-warnt-nato-friedenstruppen

24.03.2022

Politik
Brisante Aussage von Datenanalyst Tom Lausen im Deutschen Bundestag zum Impfpflichtgesetz

tkp.at, vom 23. März 2022, von

Ein Highlight der Anhörungen im Deutschen Bundestag zum Entwurf des Impfpflichtgesetzes waren die Ausführungen des Datenanalysten Tom Lausen. Er untermauert die Einschätzungen die Vertreter des Netzwerk „Netzwerk kritische Richter und Staatsanwälte“ vorgetragen haben: „Staat tötet mit Impfpflicht vorsätzlich Menschen“


Lausen weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass es die Gesetzesentwürfe vollständig unterlassen Todesfälle durch COVID-19 Impfstoffe als Folge der Anordnung der Impfpflicht zu erwähnen, obwohl diese sämtlich bei der obersten Behörde für Impfstoffsicherheit, dem Paul-Ehrlich-Institut und dem obersten deutschen Gericht bereits benannt worden sind.

Sie unterlassen ebenso zu benennen, welches Recht dem Gesetzgeber gegeben sein soll, wenn schon jetzt statistisch gesichert ist, dass er durch seine Impfpflicht-Gesetzesvorschläge mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einzelne Menschen tötet oder ihnen schwerwiegenden Gesundheitsschaden durch die verpflichtende Impfstoffgabe zufügt.

Lausen weist weiter darauf hin, dass die erfassten Daten über Nebenwirkungen und Todesfälle durch ein Medikament dem Einzelnen Hilfe geben können, eine Entscheidung pro oder kontra zu treffen. Aber der Gesetzgeber kann diese Entscheidung nicht den Menschen wegnehmen:

„Der Gesetzgeber kann den für einige Menschen statistisch sicheren Tod eben nicht anordnen, auch nicht, wenn der Tod oder die schwerwiegenden Gesundheitsschäden nur sehr selten vorkommen werden.“

Dazu kommt, dass die Analysen von Tom Lausen sowie der BKK ProVita zweifelsfrei ergeben haben, dass nur ein kleiner Bruchteil der Nebenwirkungen und Todesfälle von den Behörden erfasst wurden. Es steht eine Diskrepanz von möglicherweise Millionen unterfassten Nebenwirkungen unbekannter Schwere im Raum.


Daraus ergibt sich, dass die Gesetzesentwürfe zur Impfpflicht einen deutlich größeren Schaden bei den zu impfenden Menschen anrichten werden, als fälschlich angenommen oder behauptet wird. Die Gesetzesentwürfe, die eine Impfpflicht fordern, ignorieren also wissentlich sowohl Daten zu Tod und bereits bekannten schwerwiegenden Gesundheitsschädigungen, die mutmaßlich durch Impfungen mit COVID-19 Impfstoffen hervorgerufen wurden.


Das haben bereits 133 Abgeordnete im österreichischen Parlament gemacht. Haben die sich gefragt, wie viele Todesurteile sie mit dem Gesetz beschlossen haben?


Lausen erklärt, dass er mehrfach beim Paul-Ehrlich-Institut angefragt hat, ob die Krankenversicherungen ihre Abrechnungsdaten übermittelt haben und ob diese ausgewertet wurden. Aus den BKK-Daten hatten sich ja durch Hochrechnung auf alle Deutschen mehr als 412.000 schwere Nebenwirkungen und mehr als 31.000 Todesfälle ergeben. Das PEI hat darauf keine Antwort gegeben.


Lausen schlussfolgert:

„Es darf nunmehr bis zum Beleg des Gegenteils davon ausgegangen werden, dass das Paul-Ehrlich-Institut und die Kassenärztlichen Vereinigungen keinerlei Daten austauschen, die zu einer mehr abgesicherten Sicherheitsbewertung der COVID-19 Impfstoffe führen könnten.“

Auswertung von Abrechnungsdaten

Lausen verweist dazu auf seine eigenen Recherchen bei InEK (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus GmbH). Die Grafik zeigt die Abrechnungen, die den Code für Impfnebenwirkungen enthalten. Die waagrechte strichlierte Linie zeigt den erwarteten Wert auf Grund der verabreichten Impfdosen. Die tatsächlichen Werte liegen um ein mehrfaches darüber.

Grafik: Alle Hospitalisierungsfälle mit Impfnebenwirkungen (ICD-Codes T88.0, T88.1, Y59.9 und U12.9) gemäß InEK-Daten.

Noch gravierender ist die Überschreitung bei den Fällen, die eine intensivmedizinische Betreuung erfordert haben, wie die nächste Auswertung zeigt:

Grafik: Intensivmedizinisch behandelte Fälle mit Impfnebenwirkungen (ICD-Codes T88.0, T88.1, Y59.9 und U12.9) gemäß InEK-Daten.

Lausen zeigt noch weitere Auswertungen zum Beispiel nach Alter gestaffelt.


Interessant ist auch der Nachweis der Nicht-Überlastung der Spitäler. Wie in Österreich, wo nach Statistik Austria 2020 ein Minus von 18% gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen war, ist auch die Auslastung in Deutschland gegenüber 2019 trotz Covid deutlich gesunken:

Wie die Zahlen zeigen, gingen in den Jahren 2020 und 2021 etwa 5 Millionen Fälle verloren. Daran sieht man, dass eine signifikante Menge ungenutzter Kapazitäten in deutschen Krankenhäusern vorhanden war und ist. Die Notlage, die immer wieder behauptet wurde, ist schlicht unwahr. Und den Politikern muss das vollkommen klar gewesen sein. Siehe dazu auch das Video unten.


Diese Fakten sind auch bezeichnend für die Medienlandschaft. Wenn in den Mainstream Medien noch seriös arbeitende Journalisten tätig wären, so wären die Unwahrheiten der Politiker längst aufgedeckt worden.


Interessant ist auch, dass es fast dreimal so viele Covid Fälle im Spital gegeben hat wie 2020, obwohl die Verläufe mit jeder neuen Variante leichter wurden und immer mehr Menschen im Laufe des Jahres „vollständig geimpft“, geboostert und damit „vollimmunisiert“ waren. Offensichtlich genauso ein Nonsens wie der, dass die Spitäler überlastet waren und dass die Impfungen wirksam und sicher sind.

Auch hier etwa zweieinhalbmal so viele auf der Intensivstation, obwohl es wegen der „wirksamen“ Impfung ja weniger hätten werden sollen. Trotzdem ist die Belegung der Intensivmedizin entgegen den dauernden Behauptungen von Politik, Behörden und Medien erheblich zurückgegangen.

Fazit von Lausen

„Die starken stationären Fallzahlrückgänge machten sich auf den deutschen Intensivstationen ebenfalls bemerkbar. Auch hier war eine Überlastung wegen der stark geringeren Fallzahlen ausgeschlossen. Ebenso wie im Bereich der Normalstationen wurde der Ausfall großer Teile des Intensivpflegepersonals nicht öffentlich bekannt. Es gab sogar Anstrengungen der Maximalversorger und auch kleinerer Häuser, das bestehende Personal mit ausführlichen Schulungen und „Refresherkursen“ in Beatmungsmedizin zu schulen. Dort wurden teilweise auch für alle Geräte Funktionsüberprüfungen durch die Abteilung für Medizintechnik und formale Einweisungen nach Medizinproduktegesetz in alle Gerätetypen durch einweisungsbefugte Anästhesisten durchgeführt.“

Ich hab leider die letzten Tage die deutschen Medien nicht so genau verfolgt. Es hat doch sicher einen Aufschrei gegeben wegen der falschen Informationen durch Politik und Behörden? Nicht?

Nochmal die Einschätzung der kritischen Richter und Staatsanwälte: „Der Staat tötet mit Impfpflicht vorsätzlich Menschen“. Und kann man nach den Ausführungen hinzufügen: „Der Staat verursacht vorsätzlich schwere Körperverletzungen in einem noch nie dagewesenem Ausmaß.“ Nichtwissen schützt nicht vor Strafe. Das gilt auch für Parlamentarier.

Das Video zeigt die Aussage von Tom Lausen. Der Teil davor ist auch nicht uninteressant:



Info: https://tkp.at/2022/03/23/brisante-aussage-von-datenanalyst-tom-lausen-im-deutschen-bundestag-zum-impfpflichtgesetz/

24.03.2022

Einfach mal den Weltkrieg fordern

nachdenkseiten.de, vom 23. März 2022 um 12:19 Ein Artikel von: Tobias Riegel

Deniz Yücel und andere fordern indirekt Flugverbotszonen über der Ukraine. Dadurch macht sich der Journalist und PEN-Präsident gemeinsam mit anderen Akteuren zur Vorhut einer unverantwortlichen Leichtfertigkeit. Diese Haltung bedroht den militärischen und den sozialen Frieden. Mit dem öffentlichen Brechen von Tabus wird einer undenkbaren Politik der Weg geebnet. Ein Kommentar von Tobias Riegel.


Zitat: Ein aktueller Konflikt um den Präsidenten der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum, Deniz Yücel, wirft ein Licht auf Versuche von Akteuren in Deutschland, durch Tabubrüche eine Ausweitung des Ukrainekrieges zu forcieren. Auf Details des PEN-Konfliktes wird weiter unten im Text genauer eingegangen. Der Vorgang, bei dem Yücel unter anderem eine Flugverbotszone über der Ukraine ins Spiel gebracht hat, ist symptomatisch für eine Entwicklung: Mit skrupelloser und gefährlicher Leichtfertigkeit werden momentan der militärische und der gesellschaftliche Frieden aufs Spiel gesetzt.


„Das Risiko einer NATO-Intervention wäre beherrschbar“

So fordert Nikolaus Blome aktuell im „Spiegel“ zwar keine Flugverbotszone, aber den offenen Regime-Change in Russland, die unberechenbaren Folgen in Kauf nehmend: „Der Westen sollte sich zum wahren Ziel bekennen: Putin muss weg!“. Die „Zeit“ ging in einem Kommentar weiter: „Eingreifen, bevor es zu spät ist. Sanktionen und Waffenlieferungen stoppen Wladimir Putins Vernichtungskrieg nicht. Trotz all seiner Drohungen wäre das Risiko einer NATO-Intervention beherrschbar.“ Die ehemalige Moskau-Korrespondentin Gesine Dornblüth fragte kürzlich laut German Foreign Policy, ob es nicht „möglicherweise geboten“ sei, „dass die Nato aktiver wird“, etwa mit der Errichtung einer Flugverbotszone. Das gleiche Medium berichtet, dass der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Thomas Enders, gefordert habe, die NATO solle eine Flugverbotszone „zumindest über den sechs bis acht westlichen Oblasten der Ukraine“ errichten; dazu solle auch die Bundeswehr beitragen – mit den Kampfjets, die derzeit zur Luftraumüberwachung in Rumänien stationiert sind. Diese Äußerungen sind nur ein unvollständiger Ausschnitt und diese Forderungen kommen noch zu den entsprechenden Positionen aus der Ukraine, aus Estland oder den USA hinzu.


Es geht nicht nur um den militärischen Frieden. Auch der gesellschaftliche Frieden ist durch riskante Leichtfertigkeiten bedroht, etwa durch die materiellen Folgen der Sanktionen. Betont werden muss, dass diese Sanktionen (wie die Waffenlieferungen und die neue deutsche Hochrüstung) mutmaßlich keinem einzigen ukrainischen Zivilisten das Leben retten werden. Dass die aktuelle antirussische „Friedensbewegung“ weite Teile der NATO-Propaganda stützt, ist ebenso irritierend wie die Forderungen junger Aktivisten nach einem Importstopp von russischem Öl und Gas – wiederum die gravierenden Folgen dieses (für das Leid ukrainischer Zivilisten irrelevanten) Schrittes für zahlreiche Bürger bewusst in Kauf nehmend. Dass die Außenministerin Annalena Baerbock bereit ist, die deutsche Bevölkerung einen „hohen Preis“ zahlen zu lassen, ist bekannt. Ebenso die heuchlerische Haltung einiger Akteure, die ein „Frieren für die Freiheit“ akzeptabel finden (wenn es andere trifft).


Verbale Bulldozer ebnen den Weg für undenkbare Politik

Deniz Yücel und andere übernehmen hier mutmaßlich nur die besonders grobe Vorhut der Propaganda für einen NATO-Eintritt, indem sie zunächst in verbaler Form öffentlich Tabus aus dem Weg räumen: sozusagen als Bulldozer, in deren Folge dann eine bislang undenkbare Politik möglich wird.


Den aktuellen Forderungen nach einem Rücktritt Yücels als PEN-Präsident schließe ich mich aber nicht an: Einerseits muss die gefährliche Leichtfertigkeit von Yücels Handeln zwar benannt und verurteilt werden. Andererseits wurde der inhaltlichen Debatte mit den Rücktrittsforderungen aber ein Bärendienst erwiesen: Dadurch befindet sich Yücel nun in der Opferrolle mit bedrohter Meinungsfreiheit. Dass Deniz Yücel einerseits ein prominenter Großsprecher ist, er andererseits aber manchmal nur ein analytisches Leichtgewicht darstellt, das belegen seine jüngsten Aussagen zur Flugverbotszone bei der Literaturmesse lit.Cologne.


„Dann werde man schon sehen, wie weit Putin sich traut“

Der Konflikt im PEN um Yücel besteht bereits seit mehreren Wochen. So liegt laut Medien schon seit 8. März ein Antrag auf Abwahl des Präsidiums vor. Es gibt bei der Auseinandersetzung zwei Ebenen. Auf der einen wird Yücel intern rüder Umgang, Beleidigung und Mobbing vorgeworfen, es gibt einen „geleakten” Mailverkehr (Hintergründe hier). Aus diesen Gründen stellten langjährige und renommierte PEN-Mitglieder dem aktuellen PEN-Präsidium einen Abberufungsantrag.

Auf der anderen Ebene geht es um Yücels jüngste Äußerungen zu einer Flugverbotszone über der Ukraine, die er vergangene Woche auf der Literaturmesse in den Raum gestellt hat. Yücel war bei der Veranstaltung in Köln von der Moderatorin gefragt worden: „Sollte der Luftraum über der Ukraine geschlossen werden?“ Seine Antwort:

„Wäre ‘ne gute Idee, oder?“

Andernfalls drohe die Zerbombung von Kiew durch die russischen Streitkräfte, so Yücel weiter. Er wundere sich darüber, dass so viele Leute zu wissen glaubten, wie Putin reagieren würde, wenn die NATO andere Saiten aufziehe.


Als Reaktion auf diese öffentlichen militärischen Positionierungen in seiner Rolle als PEN-Präsident haben fünf ehemalige PEN-Präsidenten (Christoph Hein, Gert Heidenreich, Johano Strasser, Josef Haslinger und Regula Venske) Yücel ebenfalls zum sofortigen Rücktritt aufgefordert, da er Befugnisse seines Amtes überschritten und gegen die Charta des Internationalen PEN verstoßen habe.


„Es geht hier nicht um Deine private Meinung“, schrieben sie Yücel laut Medienberichten. Bei der Veranstaltung in Köln habe Yücel aber eindeutig als Präsident des PEN gesprochen und sei auch als solcher eingeladen worden. Mit seinen Äußerungen habe er seine Befugnisse überschritten und gegen die Charta des Internationalen PEN verstoßen, die die Mitglieder verpflichte, „mit äußerster Kraft… für das Ideal einer… in Frieden lebenden Menschheit zu wirken“. Yücels Statements würden hingegen darauf hinauslaufen, „dass man ja doch mal riskieren könnte, die Nato zum direkten Kriegsteilnehmer in der Ukraine zu machen, dann werde man schon sehen, wie weit Putin sich traut“.


Kritik und Rückendeckung für Yücel

Yücel, der sich kürzlich auch zum Verbot von RT positioniert hat, lehnt die Rücktrittsforderung ab. In einer Antwort der aktuellen PEN-Präsidiums-Mitglieder Ralf Nestmeyer, Joachim Helfer, Christoph Links und Konstantin Küspert wird ihm laut taz der Rücken gestärkt. Diese vier Autoren kommen zum Ergebnis, dass vom Friedens-Ideal des PEN aus tatsächlich auch über Flugverbotszonen nachgedacht werden kann, um einem „gegen die Zivilbevölkerung geführten Angriffskrieg mit aller Kraft entgegenzutreten“. So schnell vollzieht sich also auch hier die Anpassung an den neuen Zeitgeist. Der frühere Generalsekretär des deutschen PEN, Herbert Wiesner, verteidigt Yücel im Sinne der Meinungsfreiheit, wie die „Welt“ berichtet.


Die beiden Pole der internen PEN-Debatte wurden gerade vom Deutschlandfunk interviewt. Dabei kommt der Autor Volker Skierka zum Ergebnis, Yücel und die Hälfte des Präsidiums seien „untragbar“: „Ich denke, wir haben den falschen PEN-Präsidenten gewählt.“ Yücel dagegen wiederholt, er finde es falsch, dass die NATO auf echte Drohkulissen verzichtet habe. Der deutsche Faschismus sei auch nicht mit offenen Briefen und Sitzblockaden besiegt worden.


Weitere Informationen zu den aktuellen Vorgängen finden sich beim PEN unter diesem Link. Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine von derzeit weltweit 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die 1921 in England gegründete Vereinigung bezeichnet sich selbst als Anwalt des freien Wortes und als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.


Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=82210

24.03.2022

Ukraine-Krieg Grazer prüft Kriegsverbrechen in der Ukraine

orf.at, vom 19. März 2022, 12.25 Uhr Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch die Menschenrechtsexperten. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will herausfinden, welche Kriegsverbrechen möglicherweise in der Ukraine begangen werden. Ein Steirer ist dabei federführend für die OSZE tätig.


Zitat: Um vielleicht irgendwann einmal im Ukraine-Krieg auch die Täter zur Verantwortung ziehen zu können untersucht die OSZE unter Beteiligung des Grazer Menschenrechtsexperten und Universitätsprofessors Wolfgang Benedek derzeit die Vorgänge in der Ukraine. Er leitet diese Mission für die OSZE. Mehr dazu in Grazer beurteilt Menschenrechtslage für OSZE (16.3.2022). Nun nannte Benedek erste Details der Mission.


Erste Schlüsse nach Bombardierung eines Spitals

Es ist nicht der erste derartige Einsatz für Benedek. Nach Tschetschenien und den blutigen Protesten von Belarus ist es nun bereits die dritte und zugleich wohl schwierigste Aufgabe des Steirers, der gemeinsam mit zwei weiteren Experten mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit überprüfen soll, die Arbeit läuft seit dieser Woche: „Ob es schon bestätigte Kriegsverbrechen gibt ist schwer zu sagen. Es gibt zum Beispiel einen sehr eingehenden Bericht über die Bombadierung des Kinderspitals bzw. die Geburtsklinik in Mariupol. Diese Bombardierung lässt schon sehr weitgehende Schlüsse zulässt. Wir dürfen aber, solange unser Mandat nicht zu Ende ist, dazu noch nicht Stellung nehmen.“


Interviews mit Zeugen und Opfern

Drei Wochen Zeit hat das Team rund um Wolfgang Benedek jetzt Zeit, um so viele Fakten wie möglich zu sammeln, online, durch Videos und Fotos oder durch Vertrauensleute in der Ukraine selbst, sagt Benedek: „Wir machen auch Interviews mit Zeugen und allfälligen Opfern, wir nutzen die Arbeit von NGO’s, die vor Ort schon tätig sind als Grundlage für weitere Mechanismen die hier in der Lage sind, die behaupteten Verletzungen vertiefter zu überprüfen, damit sie dann auch vor Gericht geltend gemacht werden können.“


Aus seiner früheren Arbeit auf diesem Gebiet weiß Wolfgang Benedek wie wichtig es ist, jetzt ganz genau hinzusehen und so viele Tatsachenberichte wie möglich zu sammeln. Auftraggeber der Untersuchung die Wolfgang Benedek durchführt ist die Ukraine selbst – auch die UNO unterstützt die Arbeit des Grazers                      red; steiermark.ORF.at


Link:


Info: https://steiermark.orf.at/stories/3148173/

24.03.2022

Deutsches »Biosicherheitsprogramm« Ukraine-Krieg: Die Bundeswehr ist auch dabei

jungewelt.de, 24.03.2022, Von Arnold Schölzel


Institut_fuer_Mikrob_68385729 Kopie.jpg Die angeblich »blanke« deutsche Armee hat noch immer vielfältige Einrichtungen, z. B. ein Institut für Mikrobiologie (IMB) in München. Das befasst sich nicht oder nicht nur mit Quark, Bier, Kommissbrot oder anderen Grundlagen des Soldatseins. Laut Eigenaussage kümmert sich das IMB als »Ressortforschungseinrichtung des Bundes« auch um den Schutz vor biologischen Waffen. Das IMB entwickelt laut Selbstdarstellung Verfahren und Maßnahmen, »um Bundeswehrangehörige vor Erkrankungen durch biologische Kampfstoffe zu schützen und ihre Gesundheit im Falle einer Erkrankung wiederherzustellen«. Es geht demnach vor allem um Diagnostik, und deswegen besitzen die Münchener »eine umfangreiche Sammlung von mikrobiologischen Erregern aus der ganzen Welt«.


Bemerkenswert ist vor allem, dass das IMB auch rege im Ausland unterwegs ist. 2013 rief nämlich das Auswärtige Amt das »Deutsche Biosicherheitsprogramm« ins Leben, selbstverständlich zu einem guten Zweck – offiziell richtet es sich im Rahmen der G7 gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Das Programm trage also zur Stärkung der 1971 beschlossenen und 1975 in Kraft getretenen »Biowaffenkonvention« bei. Das IMB betreibt jedenfalls mit diesem Auftrag Kooperationsvorhaben u. a. in Kasachstan, Usbekistan, Georgien, Mali, Tansania und auch in der Ukraine. Dort trägt das Unterfangen den Titel »Biosicherheitsprojekt ›Ukrainisch-deutsche Biosicherheitsinitiative für ein Zoonosen-Risikomanagement nahe der EU-Außengrenze‹«. Zoonosen definiert die Weltgesundheitsorganisation als Infektionskrankheiten, die auf natürliche Weise zwischen Mensch und anderen Wirbeltieren übertragen werden können. Laut Deutscher Lepra- und Tuberkulosehilfe sind gegenwärtig rund 200 Krankheiten bekannt, die sowohl bei einem Tier wie auch beim Menschen vorkommen und in beide Richtungen übertragen werden können.


Das IMB begründet ausführlich, warum es in Charkiw zusammen mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) seit 2016 tätig ist: Fragile politische Situation, instabiles Gesundheitssystem etc. Zu den Aufgaben gehörten die Ausbildung von Fachpersonal für die Diagnostik gefährlicher Krankheitserreger und Studien zu deren Vorkommen in der Ukraine. Das klingt zunächst nützlich, bleibt nur die Frage: Warum findet das alles unter militärischem Kommando statt? Weil künftige Schlachtfelder erkundet werden?


Info: https://www.jungewelt.de/artikel/423221.deutsches-biosicherheitsprogramm-ukraine-krieg-die-bundeswehr-ist-auch-dabei.html

24.03.2022

Putins Rubel-Entscheidung: Gas-Embargo oder Sanktionen umgehen?

aus e-mail von Doris Pumphrey, vom 23.3.2022, 22:00 Uhr


Der russische Präsident Putin hat verkündet, dass Russland von "unfreundlichen" Staaten keine Zahlungen für Gas und Öl in anderen Währungen als dem russischen Rubel mehr akzeptiert.

/Hier Artikel und Übersetzung seiner Rede:/https://www.anti-spiegel.ru/2022/russland-akzeptiert-keine-dollar-und-euro-mehr-fuer-energielieferungen-an-den-westen/



https://www.handelsblatt.com/politik/international/russland-gas-embargo-oder-sanktionen-umgehen-oekonomen-sehen-drastische-folgen-durch-putins-rubel-entscheidung/28191924.html

23.3.22

*Gas-Embargo oder Sanktionen umgehen? Ökonomen sehen drastische Folgen durch Putins Rubel-Entscheidung

*Von Julian Olk


Berlin Die Anordnung von Russlands Präsident Wladimir Putin, dass die EU-Staaten und die USA ihre Gasrechnungen nur noch in Rubel zahlen dürfen, könnte erhebliche Auswirkungen haben. Nähere Details zu Putins Plan sind noch nicht bekannt, die Umsetzung soll innerhalb einer Woche erarbeitet werden.


Grundsätzlich könnte die Ansage den Westen aber indirekt zu einer Entscheidung zwingen, entweder die eigenen Sanktionen zu umgehen oder russisches Gas zu boykottieren. Gerade für Deutschland würde dies erhebliche Auswirkungen mit sich bringen.


Bislang werden russische Gaslieferanten wie Gazprom vor allem in Dollar bezahlt. Der russische Lieferant muss im Anschluss den Großteil der Zahlung bei der russischen Zentralbank gegen Rubel eintauschen. Putin will jetzt, dass der Westen die Lieferanten gleich in Rubel bezahlt. Auf den internationalen Finanzmärkten gebe es aber nicht genug der russischen Währung, schreibt der Ökonom Jens Südekum bei Twitter.


Selbst wenn dem doch so sei, liege die Entscheidung mitunter in Putins Hand, sagt Rüdiger Bachmann, Ökonom von der US-Universität Notre Dame. „Denn in der Praxis wird man die Rubel von russischen Geschäftsbanken kaufen müssen, und die kann Putin anweisen, das nicht zu tun“, sagte Bachmann dem Handelsblatt. Als Alternative bleibt womöglich dann nur noch, sich die Rubel direkt bei der russischen Zentralbank zu besorgen. Transaktionen mit der Zentralbank stehen allerdings seit einigen Wochen auf der Sanktionsliste der EU, zudem wurden die im Westen befindlichen Währungsreserven eingefroren. „Dadurch zwingt uns Putin somit indirekt, unsere eigenen Sanktionen zu unterlaufen“, schreibt Südekum, der Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums ist.


Dass Putin durch harte Gegensanktionen des Westens von seinem Plan abgehalten werden kann, scheint angesichts der Erfahrungen der vergangenen Wochen unwahrscheinlich. Und so bleibt zur Umgehung der eigenen Sanktionen womöglich bloß eine Alternative: ein Gasembargo

seitens des Westens.


Insbesondere die Bundesregierung sträubt sich vor dieser Maßnahme bislang, weil sie erhebliche Verwerfungen für die deutsche Wirtschaft und die Verbraucher fürchtet. Deutschland bezieht mehr als die Hälfte seines Erdgases aus Russland.


Der Bonner Ökonom Moritz Schularick hält ein Embargo angesichts der jüngsten Entwicklung aber für alternativlos. „So werden wir Importeure noch tiefer ins System Putin reingezogen. Raus da!“, fordert er. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) befürchtet im Falle eines Embargos hingegen „eine schwere Wirtschaftskrise in Deutschland und Europa“. Zahlreiche Unternehmen müssten ihre Produktion einstellen, Lieferketten würden zusammenbrechen. Dann sei der „soziale Frieden“ in Gefahr.


Mit Blick auf Putins Anordnung selbst gab sich Habeck am Mittwoch aber erst einmal gelassen. „Das schreckt mich jetzt wenig“, antwortete er auf die Frage, was die Ankündigung für Folgen habe. Die Gasversorgung sei aktuell gesichert. Für den Winter 2022/2023 müsse noch Vorsorge

getroffen werden, aber daran werde**intensiv gearbeitet.


Er werde sich jetzt mit den europäischen Partnern besprechen, wie darauf zu antworten sei. Putins Rubel-Plan sei „erst mal ein Bruch der Verträge“, erklärte Habeck.


An diesem Punkt könnte Putins Plan möglicherweise scheitern. Er hat Gazprom und die anderen russischen Energieriesen zwar angewiesen, die Verträge mit ihren westlichen Geschäftspartnern so zu ändern, dass in Rubel gezahlt werden muss. Doch einseitige Vertragsänderungen sind nicht einfach so rechtens.


Auch wenn für Deutschland nicht das Dilemma „Gasboykott oder Rubel-Zahlung“ eintreten sollte, könnte Putin mit seiner Ankündigung dennoch Schaden anrichten. Ändert Gazprom seine Verträge, könnten langwierige Rechtsstreitigkeiten die Folge sein. „Wenn Gazprom sich weigert, Gas zu liefern, wenn die Käufer ihre Rechnungen in der ursprünglichen Vertragswährung, in der Regel Euro, bezahlen, können die Käufer den Fall vor ein Schiedsgericht bringen“, sagte Anise Ganbold, Analystin bei Aurora Energy Research.


*Auswirkungen auf Russlands Wirtschaftskrise unklar*


Unklar ist, inwieweit die Maßnahme dem Kremlchef hilft oder ob er nur dem Westen Schaden zufügen will. Bislang ist es so: Erhält etwa Gazprom für eine Gaslieferung Dollar und tauscht diese bei der Zentralbank gegen Rubel ein, sind die Rubel genauso im Markt wie bei einem direkten Tausch des Westens seiner Dollar gegen Rubel.


Gazprom ist verpflichtet, 80 Prozent der Einnahmen in Rubel einzutauschen. Bei einem direkten Tausch der Importeure mit der Zentralbank wäre auf den ersten Blick der einzige Unterschied, dass 100 Prozent in Rubel eingetauscht werden müssten.


Die Bundesregierung bereitet die Wirtschaft nach Informationen des Handelsblatts bereits auf einen Ausfall russischer Gaslieferungen vor. Unter Federführung der Bundesnetzagentur wird überlegt, welche Unternehmen im Notfall als Erstes vom Netz genommen werden sollen. Einen

Plan, welche Firmen konkret von solchen Maßnahmen betroffen wären, gibt es aber noch nicht.


Der frühere Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht aber einen Unterschied: „Wenn die Rubel von uns am Devisenmarkt gekauft werden müssen, stärkt das unmittelbar den Kurs des Rubels.“ Damit bestehe für Putin nicht die Gefahr, dass die Dollar auf Konten landen, die der Westen sanktioniert und somit von einem Umtausch in Rubel ausschließt.


Für Zahlungen in Fremdwährung müssten russische Banken stets Fremdwährungskonten bei ausländischen Banken unterhalten, die dem Zugriff über Sanktionen stärker ausgesetzt seien, meint auch Tindaro Siragusano, Vorstandschef des Vermögensverwalters 7-Orca, der auf Währungsgeschäfte spezialisiert ist.


Der Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hubertus Bardt, sieht derweil eine zweite mögliche Motivation. Die Frage sei, was passiere, wenn der Westen einfach weiter in Dollar oder Euro zahlt: „Werden dann die Gaslieferungen eingestellt? Oder ist das ein Bluff, um die Zentralbank aus der Sanktion zu holen?“


Tatsächlich sorgte die Ankündigung prompt für eine Stärkung der russischen Währung, die massiv unter Druck steht.


Ob sich Putin seinerseits einen Lieferstopp für russisches Gas erlauben könnte, ist unter Ökonomen umstritten. Die einen sagen, den Krieg finanziere er ohnehin nur durch Rubel, die er selbst drucken kann. Die anderen entgegnen, er brauche trotzdem die Steuereinnahmen durch die

Energielieferungen, und unendlich Rubel drucken könne er eben nicht.


Spekuliert wird auch, dass Russland die Finanzmärkte mit frisch gedruckten Rubel fluten könnte, damit die westlichen Gasimporteure sich doch auf diesem Weg mit Rubel eindecken. Dieses Szenario scheint aber unrealistisch, da der Rubel-Kurs dann zumindest kurzfristig erst rechtabrutschen würde.


Allerdings gibt es auch Stimmen, die eine Abwicklung in Rubel für möglich halten. „Wir haben uns erkundigt, ob es in Bulgarien eine Gegenpartei gibt, die das Geschäft in Rubel abwickeln kann“, sagte der staatliche Verteiler Bulgargaz EAD, ein Gazprom-Kunde, gegenüber Bloomberg. „Wir erwarten alle möglichen Aktionen am Rande des Ungewöhnlichen, aber dieses Szenario wurde besprochen, sodass es kein Risiko für die Zahlungen im Rahmen des bestehenden Vertrags gibt.“


Auf die betroffenen „unfreundlichen Staaten*“* entfielen rund 70 Prozent der Exporteinnahmen von Gazprom im Jahr 2021, die sich auf etwa 69 Milliarden Dollar beliefen, sagte Dmitri Polevoy, Ökonom bei der Moskauer Firma Locko Invest, der Nachrichtenagentur Bloomberg.


*Regel für „unfreundliche Staaten“*


Trotz der Umstellung der Zahlungsmethode würden die Gaslieferungen weiter in vollem Umfang gewährleistet, versicherte Putin in einer Videokonferenz der Regierung am Mittwoch, die im Staatsfernsehen übertragen wurde. Eine Zahlung für russische Waren in Devisen habe ihren

Sinn verloren.


Betroffen sind demnach die von Russland auf einer schwarzen Liste festgehaltenen „unfreundlichen Staaten“. Dazu gehören Deutschland und alle anderen EU-Staaten, aber etwa auch die USA, Kanada und Großbritannien.


Die Zentralbank und die russische Regierung hätten nun eine Woche Zeit, die Modalitäten für die Umstellung von Devisen- auf Rubel-Zahlungen festzulegen, sagte Putin. Der Westen habe selbst seine Währungen entwertet, indem russische Aktiva im Ausland eingefroren worden seien.


Als Reaktion auf die Sanktionen des Westens hatte die russische Regierung bereits Anfang des Monats beschlossen, dass eigene finanzielleVerpflichtungen bei „unfreundlichen Staaten“ nur noch in Rubel beglichen werden. Darunter sind auch die Ukraine, die Schweiz und Japan.


*OMV will nicht in Rubel zahlen*


Der österreichische Energiekonzern OMV will seine Zahlungen für russisches Gas vorerst nicht von Euro auf Rubel umstellen. „Ich dürfte so etwas gar nicht“, sagte OMV-Chef Alfred Stern am Mittwoch dem TV-Sender Puls 24. Laut Vertrag seien die Rechnungen nämlich in Euro zu begleichen. Bislang sei die russische Seite noch nicht wegen dieser Angelegenheit auf die OMV zugekommen. Achtzig Prozent des in Österreich gebrauchten Erdgases kommen aus Russland. Die teilstaatliche OMV importiert das Gas von Gazprom.


Die deutsche Gaswirtschaft zeigte sich besorgt über die russische Ankündigung. „Wir haben die Meldung, dass Russland Gaslieferungen nur noch in Rubel abwickeln will, mit großer Irritation zur Kenntnis genommen“, sagte der Geschäftsführer des Verbands „Zukunft Gas“, Timm Kehler, laut Nachrichtenagentur Reuters. Die Auswirkungen seien noch nicht abzuschätzen. Es mache aber den Eindruck, dass die Sanktionen wirkten und Putin zunehmend unter Druck gerate.


Auch die italienische Regierung signalisierte ihre Abneigung. „Meiner Meinung nach zahlen wir in Euro, weil die Zahlung in Rubel eine Möglichkeit wäre, Sanktionen zu verhindern, also denke ich, dass wir weiterhin in Euro zahlen“, sagte Francesco Giavazzi, Wirtschaftsberater von Premierminister Mario Draghi.

24.03.2022

wer kennt eigentlich die russische Position?                  (I von II)

aus e-mail von Doris Pumphrey, vom 23. März 2022, 18:57 Uhr


*Sergej Lawrow zum Ukraine-Krieg und vielem mehr – eine hoch spannende und sehr erhellende Rede*


Deutsche Politiker und Kommentatoren übertreffen sich gegenseitig in neuen Superlativen, wie niederträchtig die russische und wie gerecht die westliche Position im Ukraine-Konflikt doch sei. Doch wer kennt eigentlich die russische Position? Machen Sie sich doch bitte Ihr eigenes Bild.


*Die NachDenkSeiten* haben (mit maschineller Unterstützung) eine Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow übersetzt, die er am 19. März auf einer Wirtschaftstagung in Moskau gehalten hat <https://www.mid.ru/en/foreign_policy/news/1805180>. Was Lawrow sagt,

ist hoch spannend und erhellend – das gilt auch für die der Rede folgende Fragerunde.


*/Hier zur Rede:/https://www.nachdenkseiten.de/?p=82217*


hier der von dort übernommene Redetext:

https://www.mid.ru/en/foreign_policy/news/1805180  (z. Zt. nicht erreichbar)



23. März 2022 um 13:30 Ein Artikel von: Redaktion


Deutsche Politiker und Kommentatoren übertreffen sich gegenseitig in neuen Superlativen, wie niederträchtig die russische und wie gerecht die westliche Position im Ukraine-Konflikt doch sei. Doch wer kennt eigentlich die russische Position? Machen Sie sich doch bitte Ihr eigenes Bild. Die NachDenkSeiten haben (mit maschineller Unterstützung) eine Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow übersetzt, die er am 19. März auf einer Wirtschaftstagung in Moskau gehalten hat. (https://www.mid.ru/en/foreign_policy/news/1805180) Was Lawrow sagt, ist hoch spannend und erhellend – das gilt auch für die der Rede folgende Fragerunde.

Liebe Freunde,

Ich möchte Sie willkommen heißen und mich dafür bedanken, dass ich trotz meines Amtes als Aufsichtsratsvorsitzender eingeladen bin. Es ist wichtig für mich, Sie zu sehen, Ihre Fragen zu hören und zu verstehen, was Sie in dieser unruhigen Zeit beunruhigt.

Dieses Treffen findet vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine statt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich wiederholt ausführlich zu den Ursprüngen dieser Krise geäußert. Ich möchte kurz wiederholen: Es geht hier nicht um die Ukraine. Es geht um das Ergebnis einer Politik, die der Westen seit Anfang der 1990er Jahre betreibt. Damals war klar, dass Russland nicht fügsam sein würde und dass es in internationalen Angelegenheiten ein Mitspracherecht haben würde. Es ist nicht so, dass Russland ein Tyrann sein will. Russland hat seine Geschichte, seine Tradition, sein eigenes Verständnis von der Geschichte seiner Völker und eine Vision, wie es seine Sicherheit und seine Interessen in dieser Welt gewährleisten kann.

Dies wurde Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre deutlich. Der Westen hat wiederholt versucht, die unabhängige und autonome Entwicklung Russlands zu bremsen. Das ist sehr bedauerlich. Seit Beginn der „Herrschaft“ von Präsident Wladimir Putin Anfang der 2000er Jahre waren wir offen für die Idee, mit dem Westen auf verschiedene Weise zusammenzuarbeiten, sogar in einer bündnisähnlichen Form, wie der Präsident gesagt hat. Leider waren wir dazu nicht in der Lage. Wir haben immer wieder vorgeschlagen, Verträge zu schließen und unsere Sicherheit auf Gleichberechtigung zu gründen, wobei wir es ablehnten, die Sicherheit des einen auf Kosten des anderen zu stärken.

Wir waren auch nicht in der Lage, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern. Die Europäische Union, die damals einige Anzeichen für eine unabhängige Entscheidungsfindung aufwies, hat sich heute in eine völlige Abhängigkeit von der NATO und den USA entwickelt. Die Geschichte von Nord Stream 2 war der Höhepunkt dieses Wandels. Selbst Deutschland, das seine Interessen an dem Projekt bis zum Schluss verteidigt hat, wurde davon überzeugt, dass das „Projekt nicht in seinem Interesse liegt“. Deutschland und seinen Bürgern wurde von Menschen auf der anderen Seite des Atlantiks gesagt, was ihre Interessen sind. Viele andere internationale Bereiche wurden blockiert, obwohl wir uns zu einer engen und gleichberechtigten Zusammenarbeit verpflichtet hatten.

Der Westen wollte keine gleichberechtigte Zusammenarbeit und hat sich, wie wir jetzt sehen, an den „Willen und das Testament“ von Zbigniew Brzezinski gehalten, der sagte, dass die Ukraine sich nicht auf die Seite Russlands stellen dürfe. Mit der Ukraine ist Russland eine Großmacht, während es ohne die Ukraine nur ein regionaler Akteur ist. Wir wissen, dass dies eine reine Übertreibung ist. Aber es entspricht dennoch der Philosophie und der Mentalität der westlichen Führer. Es wurden keine Mühen gescheut, um die Ukraine in ein Instrument zur Eindämmung Russlands zu verwandeln. In ein „Anti-Russland“, wie Präsident Putin sagte. Dies ist weder eine Metapher noch eine Übertreibung.

Was in all den Jahren geschehen ist, ist eine erhebliche Anhäufung von physischen, militärischen, ideologischen und philosophischen Bedrohungen für die Sicherheit der Russischen Föderation. Die Militarisierung der Ukraine, die in diesen Jahren mit Waffen (einschließlich Angriffswaffen) im Wert von vielen Milliarden Dollar ausgestattet wurde, ging einher mit der Nazifizierung aller Bereiche der Gesellschaft und der Auslöschung der russischen Sprache. Sie kennen die Gesetze, die dort in Bezug auf das Bildungswesen, die Staatssprache und die Minderheiten in der Ukraine erlassen wurden und in denen die Russen nicht erwähnt wurden. Es wurde nicht nur die Sprache, sondern einfach alles Russische herausgeschnitten. Die Massenmedien, die aus Russland sendeten und in der Ukraine ausgestrahlt wurden, wurden verboten. Drei ukrainische Fernsehsender, die als illoyal gegenüber der derzeitigen Regierung angesehen wurden, wurden geschlossen. Neonazi-Bataillone mit Abzeichen von Hitlers SS-Divisionen hielten Aufmärsche ab; es fanden Fackelzüge statt, bei denen ein Präsidentenregiment als offizielle Eskorte eingesetzt wurde; Kämpfer wurden in Lagern von Ausbildern aus den USA und anderen westlichen Ländern ausgebildet. All dies geschah mit der Duldung des zivilisierten Europas und mit Unterstützung der ukrainischen Regierung.

Zu meinem großen Bedauern und zu meiner Schande hat Präsident Zelensky gefragt, wie er ein Nazi sein könne, wenn er jüdische Wurzeln habe. Er sagte dies genau an dem Tag, an dem die Ukraine demonstrativ aus dem Abkommen über die Bewahrung des Andenkens an den Mut und den Heldenmut der Völker der GUS-Länder während des Großen Vaterländischen Krieges 1941-1945 ausstieg. Wenn er persönlich die von mir erwähnten Tendenzen unterstützt, ist es schwierig, die Politik der ukrainischen Führung ernst zu nehmen. Wie zu Beginn seiner Präsidentschaft und noch früher, als er ein Bühnen- und Seifenopernstar war, versicherte er mir auf jede erdenkliche Weise, dass es für ihn undenkbar sei, dass die russische Sprache angetastet werden könnte. Da haben wir es also: Das Leben zeigt, was das Wort eines Menschen wert ist.

Diese angesammelten Tendenzen nahmen nach dem Staatsstreich im Februar 2014 eine neue Form an. Trotz der Garantien der EU-Länder – Frankreich, Deutschland und Polen – die Teil der Vereinbarung zwischen der Opposition und dem damaligen ukrainischen Präsidenten waren, zerrissen sie diese Vereinbarung am nächsten Morgen, missachteten die Garantien, demütigten die oben genannten Länder und die EU als Ganzes, bevor sie ihr neues Regime ankündigten. In unseren Gesprächen mit unseren westlichen Partnern, einschließlich der Deutschen und Franzosen, haben wir sie gefragt, wie sie so etwas zulassen konnten. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass sie Garantien für dieses Abkommen gegeben haben. Sie sagen, das sei passiert, weil Janukowitsch Kiew verlassen hat. Ja, das hat er, aber er ist nach Charkow gefahren, um am Parteitag seiner Partei teilzunehmen. Ja, er stand vor einer Reihe von Problemen und genoss keine breite Unterstützung, aber er ist nicht geflohen. Dennoch geht es hier nicht um Janukowitsch.

Der erste Punkt des Abkommens lautete, dass eine Regierung der Nationalen Übereinkunft als Zwischenstufe für vorgezogene Präsidentschaftswahlen eingesetzt werden sollte. Höchstwahrscheinlich hätte der damalige Präsident nicht gewonnen, und das wusste jeder. Die Opposition hätte nur abwarten und ihre Zusage einhalten müssen. Stattdessen rannten sie sofort zurück zum „Maidan“. Sie besetzten das Regierungsgebäude und sagten: „Gratuliert uns, wir haben eine Regierung der Gewinner geschaffen.“ Und so kam ihr Instinkt sofort zum Ausdruck. Gewinner. Als Erstes forderten sie, dass die Werchowna Rada alle Privilegien für die russische Sprache abschafft. Und das, obwohl die russische Sprache in der ukrainischen Verfassung verankert war und ist, in der es heißt, dass der Staat die Rechte der Russen und anderer ethnischer Minderheiten garantieren muss. Sie verlangten, dass die Russen die Krim verlassen, weil sie niemals wie Ukrainer denken, Ukrainisch sprechen oder die ukrainischen Helden Bandera und Schuchewitsch ehren würden. Sie schickten Kampfbataillone und „Freundschaftszüge“ auf die Halbinsel, um das Gebäude des Obersten Rates zu stürmen. Zu diesem Zeitpunkt rebellierte die Krim und der Donbas weigerte sich, den Staatsstreich zu akzeptieren, und bat stattdessen darum, in Ruhe gelassen zu werden. Aber sie wurden nicht in Ruhe gelassen. Der Donbas hat niemanden angegriffen. Aber sie wurden zu Terroristen erklärt und es wurde eine Anti-Terror-Operation eingeleitet, bei der Truppen ins Land geschickt wurden, und fast der gesamte Westen applaudierte diesem Schritt. In diesem Moment wurde deutlich, welche Pläne für die künftige Rolle der Ukraine bestehen.

Das Massaker wurde mit großem Aufwand und unter aktiver Beteiligung Russlands gestoppt. Die Minsker Vereinbarungen wurden unterzeichnet. Sie wissen, was dann mit ihnen geschah. Sieben lange Jahre haben wir versucht, an das Gewissen derjenigen zu appellieren, die die Abkommen unterzeichnet haben, vor allem an Frankreich und Deutschland. Das Ende war tragisch.

Wir haben mehrere Gipfeltreffen und Treffen auf anderen Ebenen abgehalten, und die Ukraine, entweder unter Poroschenko oder unter Zelensky, wollte sich einfach nicht an die Vereinbarungen halten. Zunächst einmal weigerte sie sich, einen direkten Dialog mit Donezk und Lugansk aufzunehmen. Wir haben die Deutschen und die Franzosen gefragt, warum sie ihre Schützlinge nicht dazu bringen, sich wenigstens an den Verhandlungstisch zu setzen. Die Antwort war, dass sie nicht glauben, dass die Republiken unabhängig sind, und dass alles Russlands Schuld ist. Ende des Gesprächs. Entgegen seinen Verpflichtungen aus den Minsker Vereinbarungen begann Kiew Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres, seine Streitkräfte entlang der Kontaktlinie auf 120.000 Mann aufzustocken. Entgegen den unterzeichneten Waffenstillstandsvereinbarungen, die zuvor mehrfach gebrochen worden waren, verstärkten sie ihren schweren Beschuss drastisch, der stets auf Wohngebiete abzielte. Das Gleiche geschieht seit acht Jahren mit unterschiedlicher Intensität, während alle internationalen „Menschenrechtsorganisationen“ und die westlichen „zivilisierten Demokratien“ dazu schweigen.

Zu Beginn dieses Jahres hat sich der Beschuss intensiviert. Wir erhielten Informationen, dass die Ukraine ihren seit langem angedrohten Plan B, die Regionen gewaltsam einzunehmen, in die Tat umsetzen wollte. Erschwerend kam hinzu, dass der Westen die russische Initiative zu einer Einigung über eine gleichberechtigte und unteilbare Sicherheitsarchitektur in Europa abblockte. Präsident Wladimir Putin schlug diese Initiative im November 2021 vor, wir erarbeiteten die erforderlichen Dokumente und übermittelten sie im Dezember 2021 an die USA und die NATO. Sie antworteten, dass sie bereit seien, über bestimmte Fragen zu verhandeln, u. a. darüber, wo keine Raketen stationiert werden dürfen, aber dass die Ukraine und die NATO uns nichts angingen. Es hieß, die Ukraine behalte sich das Recht vor, einen Antrag auf Beitritt zur NATO zu stellen, die dann über die Aufnahme des Landes beraten würde, und zwar ohne irgendjemanden zu fragen (was wahrscheinlich auf eine Mitgliedschaft der Ukraine hinausliefe). Das war die Quintessenz dessen, was man uns sagte.

Deshalb hatten wir, als die Ukraine mit dem Beschuss begann, was ein deutliches Zeichen für die Vorbereitung einer Militäroffensive im Donbas war, keine andere Wahl, als die russische Bevölkerung in der Ukraine zu schützen. Wir haben die Volksrepubliken Donezk und Lugansk anerkannt. Präsident Wladimir Putin reagierte auf deren Ersuchen und ordnete die Einleitung einer speziellen Militäroperation an. Ich bin sicher, dass Sie die Ereignisse verfolgen und wissen, dass die Operation unsere schlimmsten Befürchtungen über die militärischen Pläne der Ukraine ans Licht gebracht und uns geholfen hat, sie zu vereiteln.

Sie wissen, dass Fakten über ein gefährliches Biowaffenprogramm aufgedeckt worden sind, das das Pentagon in vielen Städten der Ukraine durchgeführt hat. Jetzt, da die russischen Streitkräfte Zugang zu diesen Dokumenten erhalten haben, versuchen die USA, ihre Spuren zu verwischen. Wir werden dafür kämpfen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Diese Biowaffenforschung ist nicht auf die Ukraine beschränkt, sondern wird in über 300 Labors in verschiedenen Ländern durchgeführt, die meisten davon in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion entlang der Grenzen zu Russland und der Volksrepublik China.

Das war nicht unsere Entscheidung. Wir sahen, wie die Haltung des Westens eine einfache Wahrheit vermittelte – wenn man ein Russenhasser war; wenn man darauf aus war, Katsaps und Moskals auszurotten (ein Zitat aus Aussagen ukrainischer Politiker); wenn man sagt, dass jeder, der sich für einen Russen hält und Bürger der Ukraine ist, um seiner Zukunft und seiner Kinder willen auswandern sollte (wie Präsident Wladimir Zelenskij im September 2021 sagte); wenn man gehorsam die Vorgaben des Westens erfüllt, um Russland ständig zu irritieren, zu verunsichern und aus dem Gleichgewicht zu bringen, dann hat man allgemein grünes Licht für alles.

Die beispiellos hysterische Reaktion des Westens auf unsere Militäroperation, die Art und Weise, wie sie alles Antirussische fördern und dulden, ist in der Tat eine traurige Nachricht. Ich lese regelmäßig über die schlechte Behandlung, die russische Menschen in anderen Ländern erfahren, auch Bürger dieser Länder, die russischer Herkunft sind. Es scheint, als könne jetzt jeder die Verfolgung dieser Menschen im Westen fordern, sogar in den sozialen Medien. Ich kann mir das nicht erklären.

Aber das alles beweist eines: Das Anti-Russland-Projekt ist gescheitert. Präsident Wladimir Putin hat die Ziele der Operation aufgelistet, und das erste auf der Liste ist, die Sicherheit der Menschen im Donbas zu gewährleisten, und das zweite, die wachsende Bedrohung der Russischen Föderation durch die Militarisierung und Nazifizierung der Ukraine zu beseitigen. Als sie merkten, dass unsere politische Linie dazu beigetragen hat, ihre Pläne zu durchkreuzen, sind sie buchstäblich in die Luft gegangen.

Und doch haben wir stets diplomatische Lösungen für alle Probleme unterstützt. Im Verlauf der Feindseligkeiten schlug Präsident Wladimir Zelenski Verhandlungen vor. Präsident Wladimir Putin stimmte zu. Die Gespräche sind im Gange, auch wenn die ukrainische Delegation anfangs, wie wir sagen, einfach nur die Dinge beim Namen nannte. Dann begann der eigentliche Dialog. Dennoch hat man immer das Gefühl, dass die ukrainische Delegation vom Westen (höchstwahrscheinlich von den Amerikanern) manipuliert wird und nicht auf unsere Forderungen eingehen darf, die meiner Meinung nach das absolute Minimum darstellen. Der Prozess ist im Gange.

Wir sind weiterhin offen für die Zusammenarbeit mit allen Ländern, auch mit westlichen. Angesichts des Verhaltens des Westens werden wir jedoch keine Initiativen vorschlagen. Mal sehen, wie sie sich aus dieser selbstverschuldeten Sackgasse befreien wollen. Sie haben sich mit ihren „Werten“, den „Prinzipien der freien Marktwirtschaft“, dem Recht auf Privateigentum und der Unschuldsvermutung selbst in diese Sackgasse gebracht. All das haben sie mit Füßen getreten.

Viele Länder fangen bereits an, sich den Kopf zu zerbrechen und nach Wegen zu suchen, wie sie sich im internationalen Zahlungsverkehr langsam vom Dollar „wegschleichen“ können. Schauen Sie, was passiert ist. Was ist, wenn ihnen morgen etwas anderes nicht gefällt? Die Vereinigten Staaten schicken ihre Diplomaten in die ganze Welt, ihre Botschafter in jedem Land haben den Auftrag, diese Länder unter Androhung von Sanktionen aufzufordern, die Zusammenarbeit mit Russland zu beenden. Wir würden es verstehen, wenn sie dies mit kleinen Ländern tun würden. Aber wenn solche Ultimaten und Forderungen an China, Indien, Ägypten oder die Türkei gestellt werden, sieht es so aus, als hätten unsere amerikanischen Kollegen völlig den Bezug zur Realität verloren oder ihr übermenschlicher Komplex hätte ihren Sinn für Normalität überwältigt. Wir haben solche Komplexe in der Geschichte der Menschheit gesehen, und wir wissen das.

Ich möchte aber nicht der einzige Redner sein. Ich würde gerne von Ihnen hören. Welche Fragen haben Sie, woran sind Sie interessiert?

Frage: Für diejenigen, die es nicht wissen: Riga war länger Teil des russischen Reiches als Sewastopol. Wie lange brauchen russische Bürger ein Visum, um nach Russland zu reisen? Ist es möglich, eine Karte oder etwas Ähnliches für Landsleute aus den baltischen und europäischen Ländern auszustellen, damit sie in Russland reisen oder arbeiten können? Es gibt zwar eine Aufenthaltsgenehmigung, aber wenn man länger als sechs Monate ausreist, verliert man die Aufenthaltsgenehmigung. In der derzeitigen Situation, in der die Russophobie zunimmt, wäre dies besonders wichtig.

Die Fehler der Öffentlichkeit, der “Soft Power”, müssen dann von der Armee korrigiert werden (wie wir in der Ukraine sehen). Vielleicht wäre es in Ländern, in denen sich Russland einer direkten Opposition gegenübersieht, sinnvoll, nicht über russische Gemeinschaftsräte zu arbeiten (die schnell unter die Kontrolle der lokalen Behörden geraten), sondern die Arbeit zu dezentralisieren. Die Amerikaner haben zum Beispiel 20 verschiedene Fonds. Man kann alles sein – grün, blau, hellblau, was auch immer, aber wenn man antirussisch ist, öffnet das alle notwendigen Türen.

Sergej Lawrow: Ich stimme Ihnen zu, was die Visa angeht. Das ist ein altes Problem. Wir haben eine komplizierte Bürokratie. Diese Diskussion zwischen Liberalen und Konservativen wird seit den späten 1990er und frühen 2000er Jahren geführt. Die Liberalen waren der Meinung, dass wir so viele Hindernisse wie möglich beseitigen müssen, damit Menschen mit russischen Wurzeln, die Russisch sprechen und sich für kulturelle und humanitäre Zwecke engagieren, eine bevorzugte Einreise erhalten. Die Debatte war recht lebhaft, als das Gesetz über Landsleute verabschiedet wurde, und man diskutierte über die Option der “Landsleutekarte”. Dies war einer der wichtigsten Diskussionspunkte. Es wurde jedoch keine Einigung erzielt, auch nicht aus rechtlichen Gründen – denn es handelt sich nicht um einen Reisepass oder einen halben Pass. Polen stellt zum Beispiel “Polen-Karten” aus. Diese können im Grunde genommen als Reisepässe verwendet werden. Es gibt auch andere Instrumente, um mit der Diaspora in den westlichen Ländern (mit ethnischen Ungarn, Rumänen, Bulgaren) und im Nahen Osten in Verbindung zu treten. Sogar in Syrien gibt es ein eigenes Ministerium (das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Expatriates). Wir arbeiten derzeit an weiteren Schritten, die wir in dieser Richtung unternehmen können.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat mich zum Leiter der Kommission für internationale Zusammenarbeit und Unterstützung von Landsleuten im Ausland ernannt. Die Kommission wird Ende März zusammentreten. Diese Frage wird einer der Hauptpunkte auf der Tagesordnung sein. Wir werden sie im Rahmen eines umfassenderen Konzepts namens Repatriierung erörtern. Ich glaube, dass die Rückführung rechtlich formalisiert werden muss, mit allen notwendigen Formalitäten und unter Einhaltung aller Rechtsnormen. Dies muss geschehen, um denjenigen, die sich als Russen identifizieren, das Verfahren zur Umsiedlung oder zum Aufenthalt in Russland erheblich zu erleichtern. Wir werden versuchen, auch Ihre Frage im Rahmen dieses Ansatzes zu berücksichtigen.

Was die sanfte Macht, die russischen Gemeinschaftsräte und die amerikanische Methode anbelangt, so muss es eine Denkschule geben, die zu solchen Maßnahmen anregt. Als wir die Bewegung von Landsleuten förderten, versuchten wir, ihre Handlungen transparent zu machen, damit sie nicht in den Verdacht gerieten, in Untergrundaktivitäten verwickelt zu sein. Leider war das alles vergeblich. All diese Transparenz ging nach hinten los. Was sie mit der Leitung des Russischen Gemeinschaftsrates in den Vereinigten Staaten machen, ist purer McCarthyismus. Seine Leiter mussten nach Russland zurückkehren, sonst drohte das FBI, sie für lange Zeit einzusperren, weil sie Projekte zwischen Landsleuten förderten, die kulturelle und humanitäre Beziehungen zu Russland unterhielten. Denken Sie daran, wie die Amerikaner Maria Butina behandelt haben. Sie arbeitete offen und völlig frei in den Vereinigten Staaten und förderte gemeinsame Projekte. In den USA geben alle NGOs zumeist ausdrücklich an, dass sie von der Agentur für internationale Entwicklung unterstützt und finanziert werden. In anderen westlichen Ländern gibt es viele Projekte, die diese Informationen lieber für sich behalten. Ich würde nicht wollen, dass wir so handeln. Erstens wäre es für die Betroffenen gefährlich. Zweitens sind das die Methoden der Geheimdienste, nicht die Methoden der Soft Power. Andererseits stützt sich die amerikanische Soft Power stark auf die CIA und andere Spezialdienste.

Wir werden darüber nachdenken, wie wir unsere Landsleute in Situationen unterstützen können, in denen eine wahre Hexenjagd gegen sie entfesselt wurde. Meines Erachtens könnten flexiblere Formen der Unterstützung eingeführt werden, darunter die Stiftung zur Unterstützung und zum Schutz der Rechte von im Ausland lebenden Landsleuten. Im Wesentlichen geht es dabei um die Bereitstellung von Rechtshilfe für diejenigen, die sich in einer schwierigen Situation befinden. Außerdem gibt es den Alexander-Gortschakow-Fonds für öffentliche Diplomatie. Wir werden über einige zusätzliche Formate nachdenken, die natürlich völlig legitim sind.

Russland muss seine Politik gegenüber Schattenagenturen verschärfen, die sich mit Dingen beschäftigen, die nicht mit ihrer Charta und anderen Dokumenten übereinstimmen. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse. Wir werden sicherlich versuchen, dies zu berücksichtigen.

Frage: Welchen Beitrag können Vertreter anderer Staaten Ihrer Meinung nach zur Entwicklung der internationalen Beziehungen mit der Russischen Föderation leisten?

Sergej Lawrow: Wir werden alle öffentlichen Initiativen unterstützen, die auf die Entwicklung der Zusammenarbeit im postsowjetischen Raum abzielen. Es gibt viele Formen der Interaktion in der GUS, in der OVKS und in der EAEU, die für öffentliche Bewegungen und Organisationen von Interesse sind und die für die Organisation von Veranstaltungen genutzt werden können.

Ich möchte Ihnen hier wirklich keine konkreten Ideen geben. Sie wissen es besser. Sie haben ein Gespür dafür, wie das Leben in Ihrem Land aussieht und wie es von den Beziehungen zu Russland auf der offiziellen, der Investitions- und der Handelsebene beeinflusst wird.

Was die russischen Gemeinschaftsräte anbelangt, so beginnen unsere Landsleute in einigen Ländern, alternative Räte zu schaffen. Es ist möglich, dass die Leute einfach nur wettbewerbsorientiert sind, was nur natürlich ist, aber wenn Sie ein Interesse daran haben, etwas vor Ort zu tun, werden wir das nur begrüßen. Wenn Sie einen Rat brauchen, bin ich gerne bereit, mir Ihre Ideen anzuhören und zu sehen, wie wir sie gemeinsam mit unseren kasachischen Kollegen unterstützen können.

Frage: Ich habe einen Vorschlag, keine Frage. Wir haben eine Interessengruppe zu diesem Thema eingerichtet und bereits unsere eigenen Vorschläge ausgearbeitet. Wir sind bereit, die russische Kultur und die russische Sprache in Deutschland, im Baltikum und in anderen Ländern zu fördern. Wir möchten unabhängige Analysten und Experten werden und die Kultur und die russische Sprache weiterentwickeln sowie Landsleute und Ausländer unterstützen, die die russische Sprache lieben und nach Kultur streben. Wir würden uns freuen, an diesem Prozess teilnehmen zu können.

Sergej Lawrow: Das ist wunderbar. Könnten Sie bitte Ihre Vorschläge und Kontakte mit den Organisatoren hinterlassen? Das Außenministerium übt verschiedene Funktionen im Rahmen der Regierungskommission für Landsleute im Ausland aus, und ich leite diese Kommission. Unser Ministerium ist auch der Hauptverantwortliche für die Umsetzung eines neuen föderalen Zielprogramms zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit. Genau darum geht es bei Soft Power. Wir haben auch ein Programm zur Förderung der russischen Sprache im Ausland. Es gibt also noch Möglichkeiten für die von Ihnen erwähnten Projekte. Ich freue mich darauf, Ihren Brief zu lesen.

Frage: In letzter Zeit haben sich viele westliche Aktivisten, darunter Arnold Schwarzenegger, an die russische Bevölkerung gewandt. Wenn Sie in der Lage wären, sich an alle Völker der Welt im Westen, im Osten und in Lateinamerika zu wenden, was würden Sie ihnen sagen, um sicherzustellen, dass sie Sie hören?

Sergej Lawrow: Ich würde ihnen sagen, dass alle Völker sich selbst treu bleiben sollten und dass sie ihre Traditionen, ihre Geschichte, ihre Bestrebungen und ihre Weltanschauung nicht aufgeben sollten.

Um auf die Ukraine zurückzukommen: Die Amerikaner freuen sich über diese Situation und reiben sich genüsslich die Hände. Insgesamt haben 140 Länder in der UN-Vollversammlung gegen Russland gestimmt. Wir wissen, wie diese Länder zu dieser Entscheidung gekommen sind: Die US-Botschafter sind von Hauptstadt zu Hauptstadt gependelt und haben gefordert, dass auch die Großmächte ihren Forderungen nachkommen, und sie scheuen sich nicht, dies auch öffentlich zu sagen. Entweder wollen sie andere vor den Kopf stoßen oder sie haben völlig den Sinn für Verhältnismäßigkeit verloren, während sie sich ihrer eigenen Überlegenheit bewusst sind. Von den 140 Ländern, die auf Anweisung der USA abgestimmt haben, hat jedoch kein einziges außer dem Westen Sanktionen verhängt. Eine überwältigende Mehrheit der Länder verhängte keine Sanktionen gegen Russland. Es scheint, dass einige von ihnen mit ihrer Abstimmung den Schaden begrenzen wollten, aber sie wollen sich nicht selbst ins Bein schießen und werden ihre Wirtschaft weiterentwickeln. Viele unabhängige Führer sagen ganz offen, dass sie die Anweisungen der USA nicht zu ihrem eigenen Nachteil erfüllen wollen.

Also, Völker der Welt, bleibt euch selbst treu.

Frage: Was sollte der Westen jetzt tun, da die Ereignisse dramatisch eskaliert sind, um die Dinge wieder in Richtung Frieden, Ruhe, Freundlichkeit und Zusammenarbeit zu bewegen?

Sergej Lawrow: Der Westen sollte anfangen, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, und aufhören, andere zu belehren. Denn im Moment hören wir nur: “Russland muss…”. Warum müssen wir irgendetwas tun, und wie haben wir den Westen so verärgert? Ich verstehe das wirklich nicht. Sie haben unsere Initiativen für Sicherheitsgarantien in die Länge gezogen. Sie haben uns gesagt, dass wir uns keine Sorgen über die NATO-Erweiterung machen sollen, weil sie unsere Sicherheit nicht bedroht. Warum dürfen sie entscheiden, was wir für unsere Sicherheit brauchen? Das ist unsere Sache. Sie lassen uns nicht einmal in die Nähe von Diskussionen über ihre eigene Sicherheit. Wir werden ständig daran erinnert, dass die NATO ein Verteidigungsbündnis ist. Zuerst hat dieses Verteidigungsbündnis Jugoslawien bombardiert. Wir haben uns erst kürzlich daran erinnert, wie Joe Biden 1998 so stolz darauf war, dass er persönlich an der Entscheidung beteiligt war, Belgrad und die Brücken über die Drina zu bombardieren. Es war faszinierend, dies von jemandem zu hören, der behauptet, Russland werde von Kriegsverbrechern geführt.

Auch im Irak handelte die NATO ohne eine Resolution des UN-Sicherheitsrats. In Libyen gab es zwar eine Resolution, aber sie bezog sich nur auf die Einrichtung einer Flugverbotszone, damit Muammar Gaddafis Flugzeuge nicht von ihren Flugplätzen starten konnten. Das haben sie nicht getan. Andererseits bombardierte die NATO alle Armeestellungen aus der Luft, was der UN-Sicherheitsrat nicht genehmigte, und tötete Muammar Gaddafi brutal und ohne Gerichtsverfahren oder Ermittlungen. US-Außenministerin Hillary Clinton ging live auf Sendung, um das Ereignis zu feiern.

Strategisch gesehen gab es tatsächlich ein kollektives Verteidigungsbündnis, als die Berliner Mauer und der Warschauer Pakt existierten. Damals war klar, wo die Verteidigungslinie verlief. Als die Sowjetunion und der Warschauer Pakt nicht mehr existierten, versprach die NATO, sich nicht nach Osten auszudehnen, begann aber genau das zu tun. Entgegen ihren Beteuerungen haben wir bis heute fünf Erweiterungswellen erlebt. Und jedes Mal wurde die imaginäre Berliner Mauer weiter nach Osten verschoben. Die Allianz maßte sich das Recht an, die Grenzen ihrer Verteidigungslinie selbst zu bestimmen. Nun hat Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärt, die NATO müsse globale Verantwortung übernehmen und sei verpflichtet, die Sicherheit im indopazifischen Raum zu gewährleisten. Das ist ihre Bezeichnung für die asiatisch-pazifische Region. Die NATO ist also jetzt bereit, sich im Südchinesischen Meer zu “verteidigen”. Sie baut jetzt Verteidigungslinien gegen China auf, so dass auch China darauf gefasst sein muss. Eine wirklich ungewöhnliche Art der Verteidigung.

Was den indopazifischen Raum betrifft, den wir schon immer als asiatisch-pazifischen Raum bezeichnet haben, so gibt es dort die Asiatisch-Pazifische Wirtschaftskooperation (APEC) sowie Mechanismen, die um den Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) herum geschaffen wurden. ASEAN hat ein Dutzend Partner. Wir beteiligen uns an der Durchführung des Ostasiengipfels, des ASEAN-Sicherheitsforums und des ASEAN-Verteidigungsministertreffens Plus, einer Plattform für die ASEAN und ihre zwölf Partner, zu denen China, Russland, der Westen (einschließlich Australien) und Indien – alle wichtigen Akteure – gehören. Diese Formate funktionieren auf der Grundlage des Konsenses. Das passt den Amerikanern allerdings nicht, denn um ihre Politik der Eindämmung Chinas zu verfolgen, brauchen sie einen Anti-China-Mechanismus. Aber keine Plattform, in der China Mitglied ist, kann ein solches Ergebnis hervorbringen. Sie verkündeten die indopazifischen Strategien und schufen die Quad – eine Gruppe von vier Nationen, darunter die Vereinigten Staaten, Australien und Japan, und sie lockten auch Indien in diese Gruppe. Unsere indischen Freunde wissen sehr wohl, wovon wir sprechen. Sie sagten, sie würden sich nur im Rahmen von Wirtschafts- und Infrastrukturprojekten beteiligen, nicht aber bei militärischen Projekten. Da sie also die militärische Komponente ausbauen mussten, schufen sie ein paralleles Format, AUKUS, an dem Australien, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten beteiligt waren. Jetzt wollen sie es um Japan und Südkorea und sogar um einige ASEAN-Länder erweitern. Dies wird zum Zusammenbruch der ASEAN-Zehn führen.

Als das indo-pazifische Konzept angekündigt wurde, fragten wir, was an der Bezeichnung Asien-Pazifik falsch sei. Man sagte uns, es würden zwei verschiedene Dinge miteinander vermischt, weil Asien sich nicht auf einen Ozean beziehe, der Pazifik aber schon. Daher auch der Indische Ozean und Asien. Wir fragten: Wenn der Indische Ozean einbezogen wird, bedeutet das, dass ganz Ostafrika an dieser Zusammenarbeit beteiligt sein wird? Sie sagten nein. Diese Region habe zu viele Probleme, mit denen man sich nicht befassen wolle, da man genug zu tun habe. Ist der Persische Golf auch Teil des Indischen Ozeans? Auch dazu sagten sie nein und lehnten es ab. Das macht deutlich, dass der indische Teil nur deshalb aufgenommen wurde, um sich bei Indien einzuschmeicheln und das Land noch stärker zu einem Antichina-Spieler zu machen.

Der russische Präsident Wladimir Putin besuchte Indien Anfang Februar 2022. Ich habe ganz offen mit ihnen gesprochen. Unsere indischen Freunde verstehen alles ganz genau und werden sich niemals auf eine solche “Zusammenarbeit” einlassen oder die Spiele eines anderen spielen. Indien ist ein großes Land. Solche Provokationen gegenüber Großmächten sind einfach respektlos.

Zurück zu unserer Diskussion: Wir haben bis zur letzten Minute versucht, mit dem Westen zu verhandeln. Aber die Beziehungen zur EU wurden bereits 2014 zerstört. Alle Mechanismen – und davon gab es viele: halbjährliche Gipfeltreffen, jährliche Treffen zwischen der russischen Regierung und der Europäischen Kommission, vier gemeinsame Räume, die im Rahmen von vier Fahrplänen entwickelt werden, 20 Dialoge mit der Industrie – all das wurde zunichte gemacht, nur weil die Menschen auf der Krim angesichts einer radikalen neonazistischen Bedrohung für die Wiedervereinigung mit Russland gestimmt haben.

Unsere westlichen Kollegen haben eine merkwürdige Einstellung zur Politik – wenn es um ein Problem in der internationalen Politik geht, schneiden sie Zeiträume ab, die für sie ungünstig sind. Als wir mit ihnen über die Ukraine sprachen, sagten sie, wir hätten die Krim “annektiert”. Moment mal, was ist denn davor passiert? Sie haben es nicht geschafft, die Opposition dazu zu bringen, das zu tun, wozu sie sich selbst verpflichtet hatten. Die Opposition verletzte alle Garantien und führte entgegen den Vereinbarungen einen Staatsstreich durch und verkündete eine offen antirussische Politik. Sie versuchten, alles Russische zu unterdrücken. Aber die Westler nannten das “den Preis, den man für demokratische Prozesse zahlen muss”. Sie konnten nicht einmal das Wort Putsch aussprechen.

Im letzten Herbst habe ich die Deutschen und die Franzosen gefragt: Wie kommt das? Wir sprechen hier über die Minsker Abkommen. Warum sind Sie so hartnäckig, was diesen Teil der Annexion angeht? Damals fing alles an. “Das ist der Preis, den man für demokratische Prozesse zahlen muss.” Sehen Sie, das ist ihr Ansatz – sie ignorieren, was für sie ungünstig ist. Sie suchen sich nur ein Symptom heraus und bauen ihre gesamte Politik darauf auf.

Frage: In der Politik geht es um Vorbeugung. Ich würde gerne einen Blick in die Zukunft werfen. Wie sehen Sie, als absoluter Profi auf diesem Gebiet, die Zukunft des Zusammenlebens der slawischen Völker in diesem Raum? Ich bin sicher, dass alles gut werden wird. Die Formen dieser Koexistenz können jedoch unterschiedlich sein. Was halten Sie von der Stabilität und den bevorzugten Formen?

Sergej Lawrow: Wir sollten den Linien folgen, die das Leben selbst vorgibt. Wir haben einen äußerst wichtigen Meilenstein erreicht. Ich beziehe mich auf die 28 Unionsprogramme. Sie werden als Roadmaps bezeichnet. Diese Programme werden aktiv und effizient in normative Akte umgewandelt. Wir brauchen viele von ihnen. Die meisten sind bereits ausgearbeitet, die übrigen befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Vorbereitung. Sie werden nicht nur unsere Annäherung gewährleisten, sondern auch die Schaffung einer gemeinsamen wirtschaftlichen Grundlage, die notwendig ist, um die Rechte in absolut allen Bereichen auszugleichen, einschließlich des Handels, der Investitionen, der Durchführung von Wirtschaftsprojekten, des Zugangs zu staatlichen Aufträgen und mehr.

Was den politischen Überbau anbelangt, so haben wir das Unionsparlament, das Ministerkabinett der Union und den Obersten Staatsrat unter dem Vorsitz unserer Präsidenten. Diese Gremien werden sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung befassen, um zu prüfen, ob unsere politischen Gremien zusätzlich an unseren Überbau angepasst werden sollten. Ich bin sicher, dass wir uns auf die Meinung unserer Völker verlassen werden, die sich als brüderliche und wirklich nahe Völker betrachten.

Frage: Ich habe eine Frage zur Soft Power. Die Schulbildung betrifft nicht nur die äußeren, sondern auch die inneren Konturen. Seit sieben Jahren verfolge ich aufmerksam die Entwicklung der Kinderkultur, die man als äußerst antiliberal bezeichnen kann. Heute müssen wir den kulturellen Raum hier neu gestalten und unsere kulturellen Codes schnell ins Ausland bringen. Ein einfaches Beispiel: Die Zeichentrickserie “Mascha und der Bär” hat in der Außendarstellung mehr zur Verbesserung des russischen Images im Ausland beigetragen als viele offizielle Programme. Gibt es Programme oder Pläne zur Einführung von Programmen, die den kulturellen Kodex sowohl im Inland als auch im Ausland verändern? Ich habe einen Vorschlag, den ich gerne formulieren und morgen über die Organisatoren dieser Veranstaltung einreichen würde, wenn Sie erlauben.

Sergej Lawrow: Ja, natürlich. Ich möchte alle, auch diejenigen, die noch keine Vorschläge formuliert haben, auffordern, uns ihre Ideen mitzuteilen. Wir werden sie alle diskutieren.

Sie haben ein sehr wichtiges Thema angeschnitten. Ich bin nicht direkt an diesen Bemühungen beteiligt, aber wir haben immer von der Notwendigkeit gesprochen, unsere Kultur von der Wiege an zu fördern, vor allem in Russland. Es gibt heute zu viel Einfluss von außen, und der Einfluss von innen ist nicht immer wirksam, um unseren Kindern die richtige Weltanschauung zu vermitteln. Ich spreche nicht von einer Gehirnwäsche der Menschen. Aber wir müssen verhindern, dass unsere Kinder einer Gehirnwäsche durch andere Kräfte unterzogen werden. Das ist das Problem. Der Zugang der Kinder zu Informationen darf nicht auf eine einzige Quelle beschränkt sein. Bitte reichen Sie Ihre Ideen ein. Wir werden sie gemeinsam mit dem Kultusministerium prüfen.

Frage: Ein Kollege hat die Frage der Visa angesprochen. Die Dame aus Kasachstan hat gesagt, was wir im Ausland tun sollten und wie wir es tun sollten. Können Sie sagen, was die Priorität Russlands ist: so viele Landsleute wie möglich in Russland zu sammeln oder einen Kordon oder eine Barriere von Landsleuten außerhalb des Landes zu bilden?

Sergej Lawrow: Ich weiß, dass einige politische Analysten über diese Idee nachdenken. Ich glaube, dass die Menschen eine freie Wahl haben. Wir müssen die richtigen Bedingungen für diejenigen schaffen, die zurückkehren wollen. Ich habe die Rückführung heute bereits erwähnt. Wir werden diese Angelegenheit sicherlich in der Kommission des Vereinigten Russland [für internationale Zusammenarbeit und Unterstützung der im Ausland lebenden Landsleute] behandeln. Ich werde mein Bestes tun, um bei der Ausarbeitung eines Gesetzes in dieser Angelegenheit zu helfen.

Was die Interessen derjenigen betrifft, die dort leben wollen, wo sie leben, so müssen wir mit den Behörden ihrer Wohnsitzländer zusammenarbeiten, um die Diskriminierung von Russen, des russischen Bildungswesens, der [russischen] Medien usw. zu verhindern. Das wird jetzt noch schwieriger, weil unsere westlichen Kollegen die Russophobie in allen Bereichen fördern. Bedauerlicherweise versuchen sie, das georgische Volk auf diesen Weg zu bringen. Als sie rücksichtslos diese schrecklichen, unmenschlichen Sanktionen verhängten, die 200.000 Menschen außerhalb des nationalen Territoriums zurückließen, sie daran hinderten, die nationalen Fluggesellschaften zu benutzen, und westlichen Fluggesellschaften untersagten, diese Menschen nach Hause zu bringen, kündigte der georgische Premierminister an, dass man angesichts dieser humanitären Situation bereit sei, georgischen Fluggesellschaften zu erlauben, Russen aus Europa und der EU näher an ihr Heimatland heranzubringen. Sie erinnern sich, wie heftig er dafür angegriffen wurde. Es war ein elementarer menschlicher Wunsch, Menschen in schwierigen Situationen zu helfen. Wenn Sie Beschwerden über Ihre Behörden haben, schreiben Sie uns bitte.

Frage: Es gibt keine Beschwerden. Wir werden die Vorschläge zur möglichen Unterstützung unserer Landsleute im Ausland unterbreiten.

Sergej Lawrow: Wir haben einen Kanal für die Kommunikation. Wir sind an normalen Beziehungen mit unseren georgischen Kollegen interessiert.

Frage: Alle Staaten spielen das gleiche Spiel: Der Autor hat Trümpfe und ein Unterstützungsteam für den Fall, dass es Andersdenkende gibt. Ich beziehe mich dabei auf das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten. Das wird so weitergehen, bis eine der Parteien aufhört zu existieren. Ist es nicht höchste Zeit, dass Russland im Rahmen des eurasischen Kontinents und befreundeter Länder sein eigenes Spiel zur Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und Sicherheit beginnt? Mit seinem Atomwaffenarsenal könnte Russland die Sicherheit von Staaten garantieren (wo es sich bestätigt hat – Syrien, Ukraine), die derzeit in gewissem Maße von großen, bedeutenden Akteuren abhängig sind, so dass sie das Gefühl haben können, dass auch sie beteiligt sind.

Sergej Lawrow: Ich würde es nicht als Spiel in dem Sinne bezeichnen, wie es Zbigniew Brzezinskis Begriffe „großes Spiel“ und „großes Schachbrett“ implizieren. Wir gehen von der Prämisse aus, dass unsere Freunde Menschen, Staaten und politische Parteien sind, die uns ebenbürtig sind. Im Gegensatz zu den westlichen Organisationen, in denen es kaum Demokratie gibt. Sie haben den Konsens erfunden, aber in der NATO und der EU ist dieser Konsens eine Farce.

Sie haben Sanktionen auf Raten beschlossen, noch vor der aktuellen Phase der Entwicklung unseres geopolitischen Raums (seit 2014 gibt es eine Reihe von Sanktionen ohne jeglichen Grund). Alles scheint passiert zu sein – Krim, Donbas, die Minsker Vereinbarungen… Aber alle sechs Monate wurden neue Sanktionen verhängt. Viele meiner europäischen Kollegen sagten mir vertraulich: Wir verstehen, dass dies Dummheit und eine Sackgasse ist, aber wir haben einen Konsens. Ich habe einem von ihnen gesagt: Konsens bedeutet, dass eine Entscheidung nicht getroffen wird, wenn es auch nur eine Nein-Stimme gibt. Wenn Sie dagegen sind, sagen Sie es! Dies ist ein Fall von kollektiver Verantwortung. Jeder sagt: Ich bin dagegen, aber alle wollen einen Konsens. Dieser Konsens wird von einer aggressiven, russophoben Minderheit geprägt, vor allem von den baltischen Staaten (zu meinem großen Bedauern), Polen und neuerdings Dänemark.

Für sie ist es heute ein Zeichen guten Benehmens, zu zeigen, dass man russenfeindlicher ist als seine Nachbarn. In der NATO sind es die Vereinigten Staaten, die das Sagen haben. Die EU wird von der Allianz dominiert. Die neutralen Länder, die keine NATO-Mitglieder sind – Schweden, Finnland und Österreich – werden unter dem Deckmantel der “kollektiven Mobilität” zur Zusammenarbeit herangezogen. Das bedeutet, dass die neutralen Länder der NATO erlauben, ihre Straßen und Gebiete zu benutzen, wenn sie ihre militärische Infrastruktur nach Osten verlegen muss. Dies wird als NATO-EU-Partnerschaft getarnt. Ich habe Nord Stream 2 als ein Beispiel erwähnt. In Europa gibt es keine Unabhängigkeit mehr. Es wurde ihnen einfach gesagt: Hört auf, euch um eure Energiesicherheit zu den Bedingungen zu kümmern, die für euch vorteilhaft sind; wir werden eure Sicherheit zu einem viel höheren Preis garantieren, aber wir werden in Chips sein. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist der einzige Politiker, der weiterhin auf strategische Autonomie setzt. Deutschland hat sich mit der Tatsache abgefunden, dass es diese Autonomie nicht haben wird. In unserem Land gibt es kein solches Diktat.

Die Schwierigkeiten, die sich bei der Arbeit der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ergeben, sind durch den demokratischen Charakter dieser Organisationen bedingt und erklären sich nicht aus ihrer Schwäche. Sie entscheiden alle Angelegenheiten im Konsens und nichts kann ihnen von außen aufgezwungen werden. Wir haben verbündete Beziehungen zu Syrien und gute Beziehungen zum Iran. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, einen Block “zusammenzuklopfen”. Das würde allen die Hände binden, wenn wir die Situation pragmatisch betrachten. Es ist besser, verbündete Beziehungen oder eine beispiellos enge Beziehung zu unterhalten, wie wir sie mit China haben. Unsere Staats- und Regierungschefs sagten in einem der [bilateralen] Dokumente: Die Beziehungen haben ein beispiellos hohes Niveau erreicht, das in mancher Hinsicht sogar die traditionellen verbündeten Beziehungen übertrifft. Das ist absolut richtig, und deshalb haben wir eine Multivarianz.

Das Russische Reich wurde folgendermaßen geschaffen. Es gab keinen Schmelztiegel wie in den Vereinigten Staaten. Sie haben alle zu Amerikanern verschmolzen. Im Allgemeinen sind alle Amerikaner für die Menschenrechte. Praktisch alle Staaten haben ein Gleichgewicht der Rechte. Im Russischen Reich waren Moskau und St. Petersburg bei der Zusammenführung der ethnischen Gruppen stets bestrebt, deren einzigartige Identität zu respektieren, und bemühten sich um den Erhalt ihrer Kulturen und Religionen. Multivarianz in den Beziehungen zu ausländischen Partnern scheint effektiver zu sein und ermöglicht eine größere Handlungsfreiheit in Fällen, in denen solche Maßnahmen erforderlich sind.

Frage: Ich bin ein Bürger der Volksrepublik China. Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Seit vielen Jahren engagiere ich mich für die humanitäre Zusammenarbeit (Bildung) zwischen China und Russland. Ich glaube, dass Russland und China zwei Großmächte sind, die historisch und kulturell miteinander verwandt sind. Welche Bereiche der Zusammenarbeit zwischen China und Russland haben die besten Aussichten?

Sergej Lawrow: Es wäre unmöglich, die vielversprechenden Bereiche der Zusammenarbeit zwischen Russland und China aufzuzählen. Das würde eine eigene Sitzung erfordern. Über Moskau und Peking verbreiten wir detaillierte Informationen darüber, woran unsere beiden Länder gemeinsam arbeiten. Derzeit wird diese Zusammenarbeit immer stärker. In einer Zeit, in der der Westen das gesamte Fundament, auf dem das internationale System steht, in eklatanter Weise aushöhlt, müssen wir als zwei Großmächte über unsere Zukunft in dieser Welt nachdenken.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist China zum Hauptziel erklärt worden, vorher war es Russland. Jetzt sind wir abwechselnd das Ziel. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es ihr erklärtes Ziel, sich mit Russland zu befassen und dann China anzugreifen. Als wir in weniger turbulenten Zeiten mit den westlichen Ländern kommunizierten, fragten wir sie, warum sie es zuließen, dass der amerikanische Kurs gegen China aufgebaut wurde, und warum alle in diesen Prozess hineingezogen wurden. Was hat China getan? “China ist eine Bedrohung.” Was macht China zu einer Bedrohung? “Sie fangen an, alle wirtschaftlich zu besiegen.”

Wenn man sich die Anfänge des wirtschaftlichen Aufstiegs Chinas ansieht, so begann China damit, dass es einfach die Spielregeln akzeptierte, die im Wesentlichen vom Westen unter Führung der Amerikaner geschaffen worden waren. Zu diesen Regeln gehörten das internationale Währungssystem, das internationale Handelssystem, das Bretton-Woods-System und die Welthandelsorganisation (WTO). China hat begonnen, nach diesen Regeln zu spielen, und ist nun dabei, sie auf ihrem eigenen Spielfeld nach ihren Regeln zu übertrumpfen. Ist das ein Grund, die Regeln zu ändern? Es scheint so. Wer schlägt vor, die WTO zu reformieren? Der Westen. Denn die Welthandelsorganisation in ihrer jetzigen Form bietet faire Regeln. Wenn wir also die Situation in der Ukraine und die Sanktionen einmal außer Acht lassen, bestätigt das Verhalten des Westens, dass er nicht zuverlässig ist, weder als Teil der Welt, der die wichtigsten Reservewährungen hervorgebracht hat, noch als Wirtschaftspartner oder als Land, das Gold- und Währungsreserven lagert. Wir müssen an den Dingen arbeiten. Unsere Staats- und Regierungschefs und andere Mitglieder der Regierung sowie die für auswärtige Angelegenheiten zuständigen Stellen befassen sich im Rahmen unseres traditionell regelmäßigen Dialogs eingehend mit diesem Thema.

Frage: Russland führt eine Operation in der Ukraine durch. Es ist kein Geheimnis, dass Russland ein Groß-Eurasien aufbaut. Können Sie uns ein wenig aufklären: Wird Sergey Shoigu an der Grenze zu Polen Halt machen? Oder gehen wir nach Transnistrien und Moldawien? Was ist der Plan? Werden wir uns weiter vereinigen?

Sergej Lawrow: Wir haben unsere Ziele erklärt. Sie sind völlig legitim und klar: der Schutz der Bevölkerung des Donbas (mit der wir jetzt verbündet sind), die einer unverhohlenen Aggression ausgesetzt ist. Zu diesem Zweck und auf der Grundlage unserer Verträge haben wir Artikel 51 der UN-Charta zur kollektiven Selbstverteidigung angewandt. Ein weiteres Ziel ist die Beseitigung jeglicher Bedrohung der russischen Sicherheit durch die vom Westen betriebene Militarisierung der Ukraine. Es darf keine Streikwaffen im Lande geben und auch keine Drohungen in Form einer Nazifizierung der Ukraine, und zwar aus offensichtlichen Gründen. Der aggressive Geist der ukrainischen Elite wurde von westlichen Ausbildern über Jahrzehnte hinweg bewusst so geschaffen. Sie bildeten Neonazi-Bataillone aus und zeigten ihnen, wie man aggressive Kampfhandlungen durchführt, usw. Wir haben keine anderen Ziele als diese.

Es kann aber auch sein, dass die andere Seite kuriose Ziele hat. So hat beispielsweise der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki eine Idee vorgeschlagen, die demnächst diskutiert werden soll, nämlich die Entsendung von NATO-Friedenstruppen in die Ukraine. Sollte dieser Beschluss plötzlich gefasst werden, könnte dies bedeuten, dass polnisches Personal den Kern dieser Friedenstruppen bildet und die Kontrolle über die Westukraine, einschließlich der Großstadt Lemberg, übernimmt, um dort für einen längeren Zeitraum zu bleiben. Ich habe den Eindruck, dass dies der Plan ist.

Ich halte diese Initiative für eine Doppelzüngigkeit. Die NATO wird erkennen, dass sie vernünftig und realistisch sein sollte.

Frage: Es ist jetzt jedem klar, dass die Welt nie wieder dieselbe sein wird. In diesen Tagen wird viel über die neue globale Architektur gesprochen und darüber, dass ihre Grundlagen jetzt geschaffen werden. Ich stimme dem Gedanken zu, dass wir eine Welt ohne Russland nicht brauchen. Aber was für eine Welt wollen wir aufbauen? Welchen Platz werden Russland und der Unionsstaat in der neuen internationalen Ordnung einnehmen?

Sergej Lawrow: Was wir wollen, ist eine gerechte Welt, frei von Krieg, aggressiven Projekten oder Versuchen, ein Land gegen ein anderes auszuspielen. Gleichberechtigt ist auch die Art und Weise, wie wir Russlands Platz in der Welt sehen. Auch der Unionsstaat muss in den Genuss aller Vorteile dieser idealen Welt, wie Sie sie beschrieben haben, kommen.

Wir wollen darüber diskutieren, wie wir in Zukunft auf diesem Planeten leben wollen. Zu viele Probleme haben sich aufgetürmt, und die bestehenden Institutionen waren nicht in der Lage, sie zu lösen. Das ist der Kern der Initiative, die der russische Präsident Wladimir Putin vor zwei Jahren vorschlug, um ein Gipfeltreffen der ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates einzuberufen. Fast alle haben sie unterstützt, aber der Westen zögert jetzt. Es gibt eine vorläufige Tagesordnung. Wir haben sie mit unseren chinesischen Freunden abgestimmt, während die anderen sie prüfen. Aber jetzt wird alles auf Eis gelegt. Es geht nicht darum, dass sich die P5 ein “neues Jalta” ausdenken, wie manche behaupten. Nach der UN-Charta tragen die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats die Hauptverantwortung für die Erhaltung des Weltfriedens.

Wenn wir die Notwendigkeit von mehr Demokratie in den internationalen Beziehungen zum Ausdruck bringen, bedeutet dies nicht, dass die UN-Charta aufgehoben werden soll. Es bedeutet, Verstöße gegen die UN-Charta zu unterbinden. Die souveräne Gleichheit der Staaten und die Verpflichtung zur Achtung der territorialen Integrität und des Selbstbestimmungsrechts der Nationen – all das steht in der Charta. Wären alle Bestimmungen der Charta eingehalten worden, hätte dies den Frieden und die Zusammenarbeit aller Länder in gutem Glauben gewährleistet. Doch der Westen manipuliert sie zu seinem eigenen Vorteil.

So werden wir beispielsweise beschuldigt, die territoriale Integrität der Ukraine zu verletzen, angefangen bei der Krim und dem Donbas. Die Krim hat ein Referendum abgehalten. Jeder wusste, dass dies ein offener, ehrlicher Prozess war, bei dem die Menschen ihren Willen zum Ausdruck brachten. Auch die Amerikaner wissen das. Lassen Sie mich ein Geheimnis mit Ihnen teilen (ich hoffe, dass niemand böse auf mich sein wird). Im April 2014, nach dem Krim-Referendum, sagte mir der damalige US-Außenminister John Kerry, dass sie verstanden hätten, dass es sich um eine ehrliche Abstimmung gehandelt habe. Er wies jedoch darauf hin, dass wir die Abstimmung beschleunigt haben, indem wir das Referendum ankündigten und die Abstimmung in nur einer Woche abhielten. Ich habe ihm erklärt, dass die ukrainischen Radikalen zu diesem Zeitpunkt eine direkte Bedrohung darstellten. Alle Formalitäten mussten erledigt werden, um dieses Gebiet zu schützen. Er schlug vor, im Sommer oder Herbst ein weiteres Referendum abzuhalten, es etwa zwei Monate im Voraus anzukündigen und ausländische Beobachter einzuladen. Das Ergebnis würde dasselbe sein, aber sie würden es “absegnen” und verifizieren. Dabei ging es nicht um den Inhalt, denn jeder wusste, worauf das hinauslief, sondern darum, nach außen hin ein günstiges Bild abzugeben, um berichten zu können, dass die Bevölkerung der Krim in einem Referendum ihre Stimme abgegeben hat, während die westlichen “Genossen” die Ergebnisse überprüft haben.

Was die Souveränität und die territoriale Integrität angeht, so wird seit der Gründung der UNO im Jahr 1945 darüber diskutiert, ob die Souveränität Vorrang vor dem Selbstbestimmungsrecht hat oder umgekehrt. Es wurde ein Verhandlungsprozess in Gang gesetzt, der 1970 zur einvernehmlichen Annahme einer Erklärung über die Grundsätze des Völkerrechts betreffend die freundschaftlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen den Staaten im Rahmen der UN-Charta führte. Es handelt sich um ein umfangreiches Dokument, das einen ganzen Abschnitt über das Verhältnis zwischen Souveränität, territorialer Integrität und dem Recht auf Selbstbestimmung enthält. Darin heißt es, dass jeder die Souveränität und territoriale Integrität von Staaten achten muss, deren Regierungen das Selbstbestimmungsrecht gewährleisten und die in ihrem Hoheitsgebiet lebenden Menschen vertreten. Hat die ukrainische Führung das Selbstbestimmungsrecht der Krim gewährleistet? Alles, was sie getan hat, war, die Rechte der Krim innerhalb der Ukraine zu beschneiden. Haben das Regime von Petro Poroschenko oder die derzeitige Führung das gesamte ukrainische Volk, einschließlich der Krim, vertreten, wie sie vorgeben? Nein. Sie haben auch den Donbass nicht vertreten. Sie haben all diese Prinzipien ignoriert.

Nach dem Prinzip der unteilbaren Sicherheit steht es jedem frei, Bündnisse zu wählen, aber niemand kann seine Sicherheit auf Kosten anderer stärken. Sie sagen, dass nur Bündnisse wichtig sind und nichts anderes. Doch wenn es ihren Interessen dient, tritt das Prinzip der Selbstbestimmung in den Vordergrund und lässt die territoriale Integrität Jugoslawiens in den Hintergrund treten, wie im Falle des Kosovo. Dessen Selbstbestimmung fand ohne Referendum statt. Es wurde eine Art parlamentarische Struktur geschaffen, und es wurde darüber abgestimmt. Serbien brachte den Fall vor den Internationalen Gerichtshof, der ein kurioses Urteil fällte: Die Zustimmung der Zentralregierung sei für eine Unabhängigkeitserklärung nicht erforderlich. Der russische Präsident Wladimir Putin hat dieses wegweisende Urteil des Internationalen Gerichtshofs mehrfach zitiert.

Frage: Der Westen plant, russisches Öl und Gas in den kommenden Jahren zu ersetzen. Welches Interesse hat Russland an einer Beteiligung am Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA? Der Iran wird die Möglichkeit haben, die Ölproduktion zu steigern und den russischen Markt in Europa zu ersetzen. Wie bereit sind unsere venezolanischen Partner für ein Abkommen mit den Amerikanern, um russisches Öl zu ersetzen?

Sergej Lawrow: Wir verraten unsere Freunde in der Politik nie. Venezuela ist unser Freund. Der Iran ist ein befreundeter Staat. Im Gegensatz zu den Amerikanern handeln wir nicht nur aus egoistischen Interessen heraus. Wenn es darum geht, den Russen “eine Lektion zu erteilen”, dann ist es in Ordnung, dem Regime in Caracas (wie sie es nannten) zuzustimmen. Die Vereinigten Staaten würden lieber das Programm mit dem Iran wieder aufnehmen, nur um Russland zu bestrafen. Darin spiegeln sich weniger Probleme mit internationalen Institutionen als vielmehr mit der “liberalen Demokratie” wider. Wie sich herausstellt, ist sie überhaupt nicht “liberal”, und sie ist überhaupt keine “Demokratie”.

Wenn das führende Land der Welt (was die Vereinigten Staaten sind) die Probleme von globaler, planetarischer Bedeutung in erster Linie auf der Grundlage seiner eigenen nationalen Interessen löst, die von zweijährigen Wahlzyklen bestimmt werden, dann werden die größten Probleme diesen Wahlzyklen geopfert. Was wir jetzt in den USA beobachten können, ist der Wunsch zu beweisen, dass ein demokratischer Präsident und eine demokratische Regierung gut dastehen und sich vor den Kongresswahlen im November stark genug fühlen. China versteht das nicht. Was sind schon zwei Jahre? Nichts. Obwohl die Chinesen sagen, dass “eine Reise von tausend Meilen mit einem einzigen Schritt beginnt”, sehen sie den Horizont dieser großen Reise. Hier gibt es neben dem Wunsch der USA, alles zu beherrschen, keine weiteren Horizonte. Sie werden so handeln, wie sie es heute tun müssen.

Es wurde festgestellt, dass die Amerikaner sich in der Frage des Erdöls und Erdgases an Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar wenden. All diese Länder, wie auch Venezuela und der Iran, haben deutlich gemacht, dass sie sich, wenn sie neue Marktteilnehmer auf dem Ölmarkt in Betracht ziehen, an das OPEC+-Format halten, bei dem Quoten für jeden Teilnehmer diskutiert und im Konsens vereinbart werden. Bislang sehe ich keinen Grund zu der Annahme, dass dieser Mechanismus in irgendeiner Weise durchbrochen werden wird. Daran hat niemand ein Interesse.


Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=82217*

24.03.2022

wer kennt eigentlich die russische Position?             (II von II)

aus e-mail von Doris Pumphrey, vom 23. März 2022, 18:57 Uhr

Frage: Welche Formate sehen Sie für die Beilegung der Krise und den innerukrainischen Dialog? Welche Rolle könnten die DVR und die LPR (Anmerkung der Redaktion: Gemeint sind die Volksrepubliken Donezk und Lugansk) dabei spielen? Die Staatsführung und das Bildungssystem der Ukraine sind vom ukrainischen Nationalismus durchdrungen. Mehrere Generationen sind mit diesem Diskurs aufgewachsen. Kriegsverbrecher werden strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Wie sieht es mit kulturellen Aspekten aus?

Sergej Lawrow: Wir haben die Ziele, auf die wir hinarbeiten, bekannt gegeben. Was den innerukrainischen Dialog anbelangt, so wird dieser nach dem Ende der Sonderoperation von den Ukrainern geführt werden – ich hoffe, mit der Unterzeichnung umfassender Dokumente zu Sicherheitsfragen, dem neutralen Status der Ukraine und Garantien für ihre Sicherheit.

Der russische Präsident Wladimir Putin kommentierte unsere Initiativen zur Nichterweiterung der NATO mit den Worten: “Wir verstehen, dass jedes Land Sicherheitsgarantien braucht. Wir sind bereit, diese für uns, für die Ukrainer und die Europäer außerhalb des Rahmens der NATO-Erweiterung auszuhandeln und zu erarbeiten. Dazu gehören ein neutraler Status, Sicherheitsgarantien und die Angleichung des Rechtsrahmens an ein zivilisiertes Niveau in Bezug auf die russische Sprache, das Bildungswesen, die Medien und Gesetze, die die Nazifizierung des Landes fördern, sowie die Verabschiedung eines Gesetzes, das dies verbietet. Die meisten europäischen Länder haben solche Gesetze, auch Deutschland.

Was die Beteiligung der DVR und der LPR am gesamtukrainischen Dialog angeht, so sollte dies eine souveräne Entscheidung der Volksrepubliken sein.

Frage: Warum wurde die Militäroperation jetzt eingeleitet und nicht vor acht Jahren? Damals entstand in Odessa und Charkow eine pro-russische “Anti-Maidan”-Bewegung, die die russische Flagge auf dem Dach der Regionalverwaltung von Charkow installierte, ohne einen Schuss abzugeben. Die Stadt unterstützte Russland. Jetzt verstecken sich diese Menschen vor dem Beschuss.

Sergej Lawrow: Viele Faktoren beeinflussen die Entwicklung in jedem spezifischen historischen Moment. Damals war es ein Schock, vor allem weil sich der Westen als absolut unzuverlässiger Garant für die Dinge erwies, die wir unterstützten. US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die französischen Staats- und Regierungschefs riefen den russischen Präsidenten Wladimir Putin an und baten ihn, sich nicht in die Vereinbarung zwischen Viktor Janukowitsch und der Opposition einzumischen. Wladimir Putin sagte, wenn der amtierende Präsident etwas unterschreibe, sei das sein Recht, und er habe die Befugnis, mit der Opposition zu verhandeln. Aber der Westen ließ uns im Stich und begann sofort, die neue Regierung zu unterstützen, weil sie eine antirussische politische Linie verkündete.

Im Haus der Gewerkschaften in Odessa wurden Menschen bei lebendigem Leib verbrannt, Kampfflugzeuge beschossen das Zentrum von Lugansk. An die Noworossija-Bewegung erinnern Sie sich sicher besser als jeder andere. Wir hatten auch eine öffentliche Bewegung zur Unterstützung.

Wir haben uns sicherlich zu sehr auf das verlassen, was vom Gewissen unserer westlichen Kollegen übrig geblieben ist. Frankreich hat das Normandie-Format initiiert; wir wurden gebeten, nicht kategorisch zu erklären, dass wir die Wahl von Petro Poroschenko Ende Mai 2014 nicht anerkennen. Der Westen versicherte uns, dass er alles tun würde, um die Situation zu normalisieren, damit die Russen normal leben können.

Wir müssen ihnen aus einer gewissen Naivität und Herzensgüte heraus vertraut haben, für die die Russen bekannt sind.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir unsere Lehren daraus ziehen werden.


Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=82217*





Weiteres:





2022-03-23 Russischer Aussenminister Lawrow im vertrauten Gespräch

https://odysee.com/@TranslatedPressDE:b/russischer-aussenminister-lawrow-im:c

24.03.2022

Festtage für die Rüstungsindustrie (II)    Bundestag debattiert 100-Milliarden-Euro-Fonds für die Bundeswehr. Daraus sollen US-Kampfjets F-35 finanziert werden. Europa verzeichnet weltgrößte Steigerungsrate beim Rüstungsimport.

german-foreign-policy.com, 24. März 2022

BERLIN (Eigener Bericht) – Der Deutsche Bundestag hat die dramatischste Erhöhung des bundesdeutschen Militärhaushalts auf den Weg gebracht. In der gestrigen Parlamentsdebatte zeichnete sich eine klare Mehrheit nicht nur für die Erhöhung des Wehretats auf mehr als 50 Milliarden Euro in diesem Jahr, sondern auch für die Bereitstellung eines 100 Milliarden Euro schweren „Sondervermögens“ ab, mit dem die Ausgaben für die Bundeswehr auf mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöht werden sollen. Bereits beschlossen ist insbesondere die Beschaffung des US-Kampfjets F-35, den Berlin erwerben will, um in der Bundesrepublik gelagerte US-Atomwaffen an ihrem Ziel abwerfen zu können. Der US-Konzern Lockheed Martin erwirtschaftet mit dem Jet, den Militärs wegen seiner zahlreichen Pannen kritisieren, mehr als ein Viertel seines Umsatzes und ist deshalb auf neue Käufer angewiesen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht will den neuen 100-Milliarden-Euro-Fonds nicht als Schritt zu „Aufrüstung“ oder „Militarisierung“ verstanden wissen. Der Kauf des F-35 durch andere Staaten Europas hat dem Kontinent schon jetzt die weltweit höchsten Steigerungsraten beim Rüstungsimport verschafft.


Zitat: 100 Milliarden fürs MilitärDer Bundeswehretat für dieses Jahr ist gestern im Rahmen der Haushaltsdebatte im Bundestag behandelt worden. Er beläuft sich offiziell auf 50,3 Milliarden Euro, rund 7,3 Prozent mehr als 2021 und gut 55 Prozent mehr als 2014. Berücksichtigt werden muss, dass die tatsächlichen Aufwendungen für die Bundeswehr sogar noch darüber liegen: Wenn die Bundesregierung ihre wirklichen Militärausgaben an die NATO meldet, dann liegt dieser Betrag regelmäßig deutlich über dem offiziellen Streitkräftebudget und umfasst auch Mittel, die in anderen Haushaltsposten verborgen sind. Im Jahr 2021 etwa, als das offizielle Streitkräftebudget bei 46,93 Milliarden Euro lag, gab Berlin in Brüssel Ausgaben im Wert von 53,03 Milliarden Euro an.[1] Entsprechend ist auch dieses Jahr mit einem real größeren Betrag zu rechnen. Hinzu kommt, dass Berlin der Bundeswehr ein „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro zur Verfügung stellt; es ist am gestrigen Mittwoch ebenfalls im Bundestag debattiert worden. Mit Hilfe des Sondervermögens soll der deutsche Militäretat die NATO-Mindestschwelle von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts übertreffen. Zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts betrugen im vergangenen Jahr rund 71 Milliarden Euro.


„Keine Militarisierung“

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat im Bundestag in Ansätzen beschrieben, wofür die 100 Milliarden Euro eingesetzt werden sollen. Demnach geht es zunächst darum, die Grundausstattung der deutschen Soldaten zu verbessern: von „Kleidung, die zu Kälte, Hitze und Nässe passt“, über Schutzwesten sowie Gefechtshelme bis hin zu modernen Funkgeräten.[2] Beschafft werden sollen Berichten zufolge auch Munition im Wert von 20 Milliarden Euro, Transporthubschrauber, Luftabwehrsysteme und Korvetten.[3] Lambrecht insistiert, es handle sich nicht um „Aufrüstung“ oder gar „Militarisierung“, sondern nur um „die Ausstattung, die eine wehrhafte Demokratie braucht“. Zu dem Material, das aus dem „Sondervermögen“ finanziert werden soll, zählen nach Aussage der Bundeswehr auch „überjährige Großvorhaben“, so etwa Kampfjets, die die alternden Tornados der Luftwaffe ablösen sollen. Sie werden insbesondere benötigt, um die „nukleare Teilhabe“ zu sichern; darunter wird verstanden, dass deutsche Flugzeuge die US-Atombomben, die in Büchel (Eifel) gelagert sind, im Kriegsfall an einen Zielort fliegen und sie dort abwerfen können. Waren dafür bislang Tornado-Kampfjets vorgesehen, so muss für die alternden Modelle in den kommenden Jahren Ersatz beschafft werden.


Der teuerste Jet der Welt

Die rot-grün-gelbe Koalition hat kürzlich entschieden, dafür 35 US-Kampfjets vom Typ F-35A zu erwerben. Ursprünglich hatte Berlin die Option im Blick, für die Tornado-Nachfolge Eurofighter zu beschaffen, denn der Kaufpreis wäre dann dem europäischen Eurofighter-Konsortium zugute gekommen. Dem stand entgegen, dass der Eurofighter für die nukleare Bewaffnung von den Vereinigten Staaten eigens hätte zertifiziert werden müssen; damit aber wäre nicht nur ein hoher Zeitaufwand verbunden gewesen, sondern zudem die Preisgabe von Industriegeheimnissen an die USA. Die vorige Bundesregierung hatte sich deshalb dann dafür entschieden, einen US-Jet zu kaufen – jedoch nicht den F-35, sondern den billigeren F-18. Der Grund: Berlin und Paris setzen darauf, in der EU einen eigenen Kampfjet der neuesten Generation zu entwickeln, der den Ländern Europas nicht bloß rüstungsindustrielle Eigenständigkeit, sondern auch künftige Exportprofite verschaffen soll. Da dieser Jet, das FCAS (Future Combat Air System), außerordentlich teuer ist, wollte Berlin zunächst bei der Tornado-Nachfolge sparen. Der Systempreis für den F-35 – er beinhaltet die Kosten für die Wartung, Software-Updates und Ähnliches – wird auf 180 Millionen Euro pro Stück geschätzt; der Jet gilt als der teuerste seiner Art weltweit.[4]


Schlagkräftig, aber pannenanfällig

Mit der Entscheidung, der Bundeswehr das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen zur Verfügung zu stellen, sind nun allerdings genügend Mittel da, um 35 Stück des Jets F-35 zu erwerben. Dafür hat sich zum einen die Luftwaffe stark gemacht: Der F-35 gilt als der modernste und schlagkräftigste Kampfjet der Welt; zudem wird er von acht weiteren europäischen Staaten, darunter Großbritannien und Italien, aber auch von außereuropäischen Verbündeten, etwa Japan und Australien, genutzt. Zum anderen gilt der Kauf als wichtiges Zugeständnis an die Vereinigten Staaten: Der F-35-Hersteller Lockheed Martin erzielt allein mit dem Jet mehr als ein Viertel seines Konzernumsatzes und ist für den Geschäftserfolg auf eine größtmögliche Zahl an Käufern angewiesen. Allein die Lieferung von 35 Jets an die Bundesluftwaffe brächte Lockheed Martin wohl gut sechs Milliarden Euro ein. Dabei sind die laufenden Kosten noch nicht eingerechnet; in der Schweiz, die 36 Kampfjets des Tpys F-35 beschafft, wird inzwischen von Ausgaben in Höhe von 15 Milliarden Euro bis zum Jahr 2060 ausgegangen. Kritiker weisen darauf hin, dass der F-35 nicht nur äußerst teuer, sondern auch pannenanfällig ist; Fachkreise beklagen, das Pentagon halte genaue Angaben zu den Schwierigkeiten mit dem Modell unter Verschluss.[5]


Rasantes Wachstum beim Rüstungsimport

Mit dem Beschluss, den Kampfjet F-35 zu beschaffen, stärkt Berlin einen Trend der vergangenen Jahre: den Trend, dass Europa weltweit die größten Steigerungsraten bei der Einfuhr von Rüstungsgütern verzeichnet. Wie es in einem aktuellen Bericht des Stockholmer Forschungsinstituts SIPRI heißt, stiegen in Europa die Einfuhren von Rüstungsgütern im Fünfjahreszeitraum von 2017 bis 2021 um 19 Prozent gegenüber dem Zeitraum von 2012 bis 2016 – mehr als auf jedem anderen Kontinent.[6] Ursache dafür, so stellt SIPRI fest, sei die Aufrüstung gegen Russland gewesen. 54 Prozent der europäischen Rüstungsimporte kamen demnach aus den Vereinigten Staaten; ein erheblicher Teil davon ging auf den Kauf von insgesamt 71 F-35-Kampfjets durch Großbritannien, Norwegen und die Niederlande zurück. Darüber hinaus hätten weitere Staaten F-35-Jets bestellt, etwa Finnland (64 Stück), die Schweiz (36 Stück) und Polen (32 Stück). Nun kommt die Bestellung durch die Bundesrepublik hinzu.

 

Mehr zum Thema: Festtage für die Rüstungsindustrie.

 

[1] Thomas Wiegold: Verteidigungshaushalt: Zahlenspiele (m. Nachtrag). augengeradeaus.net 07.02.2021.

[2] Rede von Christine Lambrecht im Bundestag. bmvg.de 23.03.2022.

[3], [4] Ulrich Friese, Roland Lindner: Neuer Goldstandard für die Luftwaffe. Frankfurter Allgemeine Zeitung 16.03.2022.

[5] Valerie Insinna: The number of major F-35 flaws is shrinking, but the Pentagon is keeping details of the problems under wraps. defensenews.com 16.07.2021.

[6] Pieter D. Wezeman, Alexandra Kuimova, Siemon T. Wezeman: Trends in International Arms Transfers, 2021. SIPRI Fact Sheet. Stockholm, March 2022.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8879

23.03.2022

text


23.03.2022

"Der Appell"

aus e-mail von Doris Pumphrey, 23.3.2022, 18:48 Uhr


------- Weitergeleitete Nachricht --------


*Betreff: *

"Der Appell" II


*Datum: *

Wed, 23 Mar 2022 01:29:55 +0100


*Von: *

Der "Appell" (https://derappell.de/) dient einzig und allein dazu, die Reste, die noch von der Friedensbewegung und der politischen Linken übrig sind,

a) weiter zu spalten,

b) zu diskreditieren (wenn sie nicht mitmachen),

c) auf NATO-Linie zu bringen und so politisch zu neutralisieren.


Sich gegen Aufrüstung auszusprechen, wird nur dann noch, aber auch nur ansatz-/zeitweise geduldet, wenn gleichzeitig tiefe "Abscheu und Empörung" über Putin geäußert werden.

Prägnant und brillant hat das Kästner formuliert: "Nie sollst du so tief sinken, den Kakao, durch den man dich zieht, auch selbst zu trinken." (aus dem Gedächtnis zitiert)


Christian



/_Ergänzende Anmerkung von Doris und George Pumphrey (dgp)

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/Laut Scott Ritter<https://rtde.site/europa/133425-ex-us-offizier-russen-zielen-nicht-auf-zivilisten/>/ehemaliger 

Offizier für Aufklärung der US-Marineinfanterie /liegt die Schwäche der Russen im Bereich der Propaganda. Diese Art der Kriegsführung beherrsche der Westen dagegen perfekt. Die CIA sitze im ukrainischen Informationsministerium und habe völlig unter Kontrolle, was in Europa

erzählt wird.


Und CIA Direktor William Burns erklärte voll Stolz vor einigen Tagen im US-Senat<https://multipolarista.com/2022/03/17/cia-information-war-russia/>, dass Putin den Informationskrieg verliert, den die USA gegen Russland führt.


/Die Bevölkerung auch hierzulande wird dem Trommelfeuer der durchorganisierten CIA Propaganda ausgesetzt //im Stil faschistischer Kriegsberichterstattung. Sie ist so massiv und extrem, dass viele, ansonsten kritische Zeitgenossen ihr blind folgen und nicht mal mehr bereit sind andere Informationen wenigstens zur Kenntnis zu nehmen. Die US-Kriegspropaganda hat sich ein breites Mitläufertum auch hierzulande unter sogenannten Aufgeklärten geschaffen. Nur können diese, auf Grund früherer Erfahrungen mit US und NATO-Kriegspropaganda und des für sie immer noch möglichen Zugangs zu anderen Informationen später nicht sagen "wir haben es nicht wissen können". "Je größer die Lüge, desto mehr Leute folgen ihr.//"


/

/Und hier noch einmal zur Erinnerung die Wandlungen eines Gregor Gysi

/Am 4. April 2014:

*Gregor Gysi über ukrainische Faschisten

*/Siehe:/**https://www.youtube.com/watch?v=sgKpFwpvDEc


Am 25. Februar 2022:

*Gregor Gysi: */"Russlands Argumente von Genozid und Entnazifizierung völliger Blödsinn.

Siehe: /https://www.youtube.com/watch?v=95OV1DVfUZ8


unser Kommentar: Jeder sollte selbst entscheiden können, wie er Aufrufe wahrnimmt und sie befolgen möchte. Wenn Aufrufe suggestiv unterstellen und so manipulieren, was hier im Zusammenhang behauptet wird, sind sachliche Hinweise darauf geboten.

23.03.2022

Demokratie und Sozialstaat bewahren – Keine Hochrüstung ins Grundgesetz!

#derappell                              HET BOЙHE - Nein zum Krieg!                        www.derappell.de


derappell.de, vom 22. März 2022

Am 24. Februar überfiel Russland unter Präsident Wladimir Putin die Ukraine. Schon jetzt hat dieser Krieg Tausende Opfer gefordert und Hundert­tausende die Heimat gekostet.


Den Appell als PDF herunterladen: https://derappell.de/der-appell.pdf

Demokratie und Sozialstaat bewahren – Keine Hochrüstung ins Grundgesetz!


Am 24. Februar überfiel Russland unter Präsident Wladimir Putin die Ukraine. Schon jetzt hat dieser Krieg Tausende Opfer gefordert und Hunderttausende die Heimat gekostet.


Dieser Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen. Putin trägt die volle Verantwortung für die Toten und die Menschen auf der Flucht. Putins Begründungen für den Krieg sind Lügen und Propaganda.


Wir machen uns große Sorgen über die Zukunft von Frieden und Sicherheit in Europa und der Welt. Diese Angst verbindet uns mit den Hunderttausenden Menschen, die nach Beginn des Krieges allein in Köln, Berlin, München, Frankfurt, Hamburg und Hunderten anderen Städten auf die Straße gingen und dort ihrer Empörung über Putins Krieg, ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung, ihrer Angst vor einer weiteren Eskalation und ihrem Wunsch nach Frieden und Sicherheit Ausdruck verliehen. Mit ihnen gemeinsam haben wir gegen Putins Krieg und für Frieden demonstriert.


Diese Demonstrationen waren die größten Friedensdemonstrationen seit den Protesten gegen den Irakkrieg im Jahr 2003. Noch am selben Tag, an dem in Berlin die Menschen gegen den Krieg auf die Straße gingen, präsentierte die Bundesregierung mit Unterstützung der CDU/CSU ein Maßnahmenpaket, das die größte Aufrüstung Deutschlands seit Ende des Zweiten Weltkriegs vorsieht. Eine massive Hochrüstung der Bundeswehr hilft den Menschen in der Ukraine nicht. Die neu anzuschaffenden Waffen werden die Ukrainer:innen in ihrem Kampf und Recht auf Selbstverteidigung nicht unterstützen.


Schon jetzt übersteigen die „Verteidigungsausgaben“ aller 30 NATO-Staaten die russischen um fast das Zwanzigfache. Die Anschaffung von konventionellen Waffen wie Kampfflugzeugen und bewaffnungsfähigen Drohnen als Abschreckung unter atomaren Militärblöcken ist sinnlos.


Die NATO-Länder und auch Deutschland haben schon vor 2014, das heißt lange bevor es den Ukrainekonflikt gab, begonnen, ihre Rüstungsausgaben deutlich zu steigern. Teile der Hochrüstungspläne finden sich schon im Koalitionsvertrag, weit vor den ersten Warnungen vor einer bevorstehenden russischen Invasion. Dieser Krieg und die fürchterlichen Bilder der Toten und Zerstörungen in der Ukraine können jedoch eine radikale Kursänderung in der deutschen Außenpolitik und die höchste Steigerung der deutschen Rüstungsausgaben seit dem Zweiten Weltkrieg – gar durch eine Grundgesetzänderung – nicht rechtfertigen.


Eine solche Wende der deutschen Außenpolitik um 180 Grad, mit entsprechend dramatischen Folgen auch für die Innenpolitik – für den Sozialstaat, für Liberalität und Mitmenschlichkeit – ganz ohne breite gesellschaftliche Debatte, ohne parlamentarische, ja sogar ganz ohne innerparteiliche Debatte zu beschließen, wäre ein demokratiepolitischer Skandal.


Zusätzlich zu den bisherigen 49 Milliarden Rüstungsausgaben im Haushalt 2022 sollen noch in diesem Jahr 100 Milliarden als Sondervermögen eingestellt werden, das der Bundeswehr über mehrere Jahre zur Verfügung stehen soll. Diese Summe entspricht den Ausgaben mehrerer Bundesministerien, darunter so wichtige Ressorts wie Gesundheit (16,03 Mrd.), Bildung und Forschung (19,36 Mrd.), Innen, Bau und Heimat (18,52 Mrd.), Familie, Senioren, Frauen und Jugend (12,16 Mrd.), Wirtschaft und Energie (9,81 Mrd.), Umwelt (2,7 Mrd.), Zusammenarbeit und Entwicklung (10,8 Mrd.) sowie Ernährung und Landwirtschaft (6,98 Mrd.). Zukünftig sollen dann dauerhaft 2% des Bruttoinlandsprodukts für Rüstung ausgeben werden. Damit würden diese Ausgaben auf deutlich über 70 Milliarden Euro jährlich steigen. Gleichzeitig will die Bundesregierung an der „Schuldenbremse“ festhalten, was langfristig die Frage unserer demokratischen Prioritäten aufwirft und die Gefahr massiver Kürzungen im sozialen, im kulturellen, im öffentlichen Bereich mit sich bringt. Diese politische Weichenstellung zusätzlich mit einer Grundgesetzverankerung auch für zukünftige Regierungen verpflichtend zu machen, lehnen wir im Namen der Demokratie ab. Nicht Hochrüstung, sondern Sicherheit und soziale Gerechtigkeit sind Auftrag des Grundgesetzes.


Wir fordern statt Entscheidungen, die quasi über Nacht und im kleinsten Kreis getroffen werden, die breite demokratische Diskussion über ein umfassendes Sicherheitskonzept, das die Sicherheit vor militärischen Angriffen genauso einschließt wie pandemische und ökologische Aspekte und dem das Konzept der Einheit von Sicherheit und gemeinsamer Entwicklung zugrunde liegt.


Wir sind konfrontiert mit Krieg und unendlichem Leid, mit Flucht, mit Armut und sozialer Unsicherheit, mit einer globalen Pandemie, die aufgezeigt hat, wie unsere Gesundheitssysteme auf Kante genäht sind, mit einer öffentlichen Infrastruktur, deren jahrzehntelange Vernachlässigung uns heute teuer zu stehen kommt, einer Kulturszene, die auf dem Zahnfleisch geht, und mit einer Klimakatastrophe, die genauso wenig vor Staatsgrenzen Halt macht und immense Investitionen in Zukunftstechnologien und soziale Abfederung erforderlich macht. Die auf Jahrzehnte geplante Hochrüstung beendet das Sterben in der Ukraine nicht, macht unsere Welt nicht friedlicher und nicht sicherer. Wir können sie uns im Namen der Zukunft nicht leisten.


22. März 2022


Info: https://derappell.de

23.03.2022

„Ein ungeheuerlicher Vergleich“   Israelische Politiker üben scharfe Kritik an Vergleichen zwischen Russlands Krieg in der Ukraine und der Shoah. „Putin-Hitler“-Vergleiche sind auch in Deutschland verbreitet.

german-foreign-policy.com, 23. März 2022

BERLIN/MOSKAU (Eigener Bericht) – Die Bestrebungen, Russlands Krieg gegen die Ukraine mit dem deutschen Vernichtungskrieg in Osteuropa zu parallelisieren, haben einen Dämpfer erhalten. Israelische Politiker wiesen in den vergangenen Tagen Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj scharf zurück, der in einer Rede vor der Knesset behauptet hatte, in Moskau sei – unter Übernahme der NS-Terminologie – von der „Endlösung der ukrainischen Frage“ die Rede. Jeder Vergleich des Krieges in der Ukraine „mit den Schrecken des Holocaust“ sei „ungeheuerlich“, stellt Kommunikationsminister Yoaz Hendel in Reaktion auf Selenskyjs Rede fest. Vergleiche zwischen dem NS-Regime und der russischen Regierungspolitik werden auch in Deutschland angestellt; insbesondere wird die russische Kriegführung als „Vernichtungskrieg“ bezeichnet – im Anklang an den Vernichtungskrieg der Wehrmacht in der Sowjetunion, der zwecks Eroberung von „Lebensraum“ die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung vorantrieb. Am Massenmord an der jüdischen Bevölkerung beteiligte sich auch die Ukrainische Aufstandsarmee, deren Gründungstag in der Ukraine als Feiertag begangen wird.


Zitat: „Hitlers Wiedergänger“

Nazivergleiche werden seit Russlands Überfall auf die Ukraine auch in deutschen Medien immer wieder gezogen. Das ist im Kern nichts Neues; in Kriegen werden die Gegner der Bundesrepublik und ihrer westlichen Verbündeten regelmäßig als Nazis etikettiert. Das war bereits 1991 im Krieg gegen den Irak der Fall, als der „Spiegel“ den irakischen Präsidenten Saddam Hussein als „Hitlers Wiedergänger“ bezeichnete.[1] 1999 warf Außenminister Josef Fischer im Krieg gegen Jugoslawien dessen Präsident Slobodan Milošević vor, „zu handeln wie ... Hitler“: „Die 30er Jahre sind wieder da, und das können wir nicht akzeptieren.“[2] Fischer behauptete damals sogar, im Kosovo drohten sich die Menschheitsverbrechen von Auschwitz zu wiederholen. Distanzierungen von dieser Behauptung, die die NS-Verbrechen grob verharmloste, erfolgten meist erst im Nachhinein. Nazivergleiche gab es auch Anfang 2011, als Großbritannien und Frankreich mit tatkräftiger Unterstützung der NATO Krieg gegen Libyen führten. „Der Vergleich mit Hitler-Deutschland ist hilfreich“, hieß es [3], und an anderer Stelle, ganz offensichtlich in der Absicht, um jeden Preis eine NS-Parallele zu konstruieren: „Gaddafi wird sich wie Hitler das Leben nehmen“.[4]


„Putin und Hitler“

Nichts anderes geschieht heute, da Russland einen Krieg gegen westliche Interessen führt, erneut. Man dürfe den russischen Präsidenten Wladimir Putin ganz ohne weiteres „mit Hitler vergleichen“, hieß es noch vor dem russischen Überfall auf die Ukraine in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Man tut Putin nicht unrecht, wenn man beim Namen nennt, mit wem er sich in der Wahl seiner Mittel gemeinmacht.“ Eine „Verleugnung offensichtlicher Analogien“ sei zudem „eine Verhöhnung der Opfer“.[5] Auf dem Onlineportal der Springer-Zeitung „Die Welt“ war nach dem Überfall von „Putins 1. September 1939“ die Rede; der Beitrag wurde mit Fotos aus dem deutschen Vernichtungskrieg gegen Polen illustriert. Darüber hinaus unterstellte der Autor einflussreichen SPD-Politikern, die versucht hatten, Beziehungen nach Moskau aufrechtzuerhalten, sie hätten sich „seit Jahren aktiv für Putins Aggressionspolitik ein[ge]setzt“. Man könne sie, so hieß es weiter, mit der Union of British Fascists unter Oswald Mosley vergleichen.[6] Kürzlich sinnierte der Historiker Heinrich August Winkler auf dem Onlineportal der Wochenzeitung „Die Zeit“, „was Putin mit Hitler verbindet“. So könne man etwa „frappierende Parallelen zwischen Hitlers Politik in den Jahren 1938 und 1939 und Putins gegenwärtiger Politik“ erkennen.[7]


„Putins Vernichtungskrieg“ (I)

Auch der Vergleich der russischen Kriegführung mit dem Vernichtungskrieg der Wehrmacht ist nicht neu. Vielfach wurde er etwa in der zweiten Jahreshälfte 2016 bezüglich der russisch-syrischen Kriegführung in Aleppo gezogen. Als damals syrische Truppen und russische Kampfjets Angriffe auf jihadistische Milizen durchführten, die sich in Ost-Aleppo verschanzt hatten, hieß es etwa: „Es ist unmenschlich, über den Vernichtungskrieg in Aleppo zu schweigen“.[8] In einem Aufruf, den zahlreiche Politiker und Aktivisten unterzeichnet hatten, darunter ein bekannter Aktivist vom Kiewer Maidan, war von „Putins Vernichtungskrieg gegen Aleppo“ die Rede.[9] Zur Zahl der Todesopfer gibt es unterschiedliche Angaben; nach Zählung des Syrian Network for Human Rights kamen 2016 mindestens 653 Zivilisten zu Tode [10], andere Schätzungen belaufen sich auf mehr als Tausend. Der Schlacht um Aleppo folgten die Schlachten um Mossul (2016/17) und um Raqqa (2017), in denen Streitkräfte westlicher Staaten in Kooperation mit einheimischen Bodentruppen den IS niederrangen. In der Schlacht um Raqqa waren laut Zählung der Organisation Airwars mindestens 1.400 zivile Todesopfer zu beklagen, in der Schlacht um Mossul laut Zählung der Nachrichtenagentur AP mindestens 9.000 bis 11.000.[11] Als ein „Vernichtungskrieg“ wurde im Westen keine der beiden Schlachten eingestuft.


„Putins Vernichtungskrieg“ (II)

Seit Anfang März lebt in Deutschland der Vergleich der russischen Kriegführung mit dem Vernichtungskrieg der Wehrmacht wieder auf, in dem das Deutsche Reich zwecks Eroberung von „Lebensraum“ die systematische Vernichtung vor allem der jüdischen Bevölkerung, aber etwa auch sowjetischer Funktionäre vorantrieb. Am 2. März erklärte der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen über die – ohne Zweifel brutale – russische Kriegführung in der Ukraine, es sei offenbar „die Phase des Zerstörungs-, des Vernichtungskrieges eingeläutet“ worden.[12] Eine Woche später hieß es online bei der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Russland führt gegen die Ukraine einen Vernichtungskrieg.“[13] In der vergangenen Woche äußerte Carlo Masala, Professor für Politikwissenschaft an der Münchener Universität der Bundeswehr, man könne „Züge eines Vernichtungskrieges in gewissen Teilen der Ukraine“ wahrnehmen.[14] Von einem „Vernichtungskrieg“ sprechen bereits seit dem Tag des Überfalls durchgängig ukrainische Staatsfunktionäre. „Es ist ein Vernichtungskrieg“, erklärte der ukrainische Botschafter in der Bundesrepublik, Andrij Melnyk, am 24. Februar im ZDF-Morgenmagazin; dabei richte der Krieg sich nicht nur gegen die Ukraine, „sondern gegen die ganze freie Welt“.[15] Melnyk wiederholt diese Behauptung regelmäßig.


„Das grenzt an Holocaustleugnung“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zuletzt die Bemühungen, die russische Kriegführung mit den deutschen Menschheitsverbrechen in eins zu setzen, noch ein Stück weitergetrieben – in einer Videoansprache vor der Knesset. Selenskyj erklärte zunächst, man müsse dem Datum des russischen Überfalls auf die Ukraine Beachtung schenken: Der 24. Februar sei der Tag, an dem vor 102 Jahren die NSDAP gegründet worden sei.[16] Danach behauptete Selenskyj, so wie die Nazis damals von einer „Endlösung der Judenfrage“ gesprochen hätte, sei inzwischen in Moskau von einer „Endlösung der ukrainischen Frage“ die Rede. „Die Bedrohung ist dieselbe: für uns und für euch“, fuhr der ukrainische Präsident fort: „Die totale Zerstörung von Volk, Staat, Kultur.“ Damit hat Selenskyj nun aber empörte Proteste ausgelöst. Der Krieg in der Ukraine sei wirklich schrecklich, äußerte etwa Israels Kommunikationsminister Yoaz Hendel; allerdings sei „der Vergleich mit den Schrecken des Holocaust und der Endlösung ungeheuerlich“.[17] Der Abgeordnete und ehemalige Finanz- und Geheimdienstminister Yuval Steinitz stellte fest, „jeder Vergleich zwischen einem regulären Krieg ... und der Vernichtung von Millionen Juden in Gaskammern“ grenze „an Holocaustleugnung“.


Staatlicher Feiertag

Andere wiesen darauf hin, dass auch Ukrainer sich am Massenmord an der jüdischen Bevölkerung beteiligten.[18] Dies trifft auf Anhänger des ukrainischen NS-Kollaborateurs Stepan Bandera zu, der in der Ukraine als Nationalheld breite Verehrung genießt, vor allem aber auf die Kämpfer der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA), die zahlreiche Juden sowie mehr als 91.000 nichtjüdische Polen ermordete. In der Ukraine wird an jedem 14. Oktober der Gründung der UPA mit einem staatlichen Feiertag gedacht.[19]

 

[1] Hans Magnus Enzensberger: Hitlers Wiedergänger. spiegel.de 03.02.1991.

[2] Fischer: Milošević ist ein neuer Hitler. taz.de 13.04.1999.

[3] „Der Vergleich mit Hitler-Deutschland ist hilfreich“. spiegel.de 28.02.2011.

[4] „Gaddafi wird sich wie Hitler das Leben nehmen“. welt.de 24.02.2011.

[5] Patrick Bahners: 1938 und 2022 zusammenzählen. faz.net 22.02.2022.

[6] Sven Felix Kellerhoff: Putins 1. September 1939. welt.de 24.02.2022.

[7] Heinrich August Winkler: Was Putin mit Hitler verbindet. zeit.de 12.03.2022.

[8] Rüdiger Schaper: Endlich regt sich Protest gegen Putins Krieg in Syrien. tagesspiegel.de 07.12.2016.

[9] Schluss mit dem Massenmord in Aleppo! literaturfestival.com 07.12.2016.

[10] Assad ‘dropped 13,000 barrel bombs on Syria in 2016’, watchdog claims. independent.co.uk 11.01.2017.

[11] S. dazu Die präzisen Luftangriffe des Westens.

[12] Sebastian Lang: Röttgen: „Vernichtungskrieg“ hat begonnen. zdf.de 02.03.2022.

[13] Richard Herzinger: Eingreifen, bevor es zu spät ist. zeit.de 09.03.2022.

[14] Russland setzt in der Ukraine zunehmend auf Terror. n-tv.de 16.03.2022.

[15] Melnyk: „Lage ist dramatisch“. zdf.de 24.02.2022.

[16] Speech by President of Ukraine Volodymyr Zelenskyy in the Knesset. president.gov.ua 20.02.2022.

[17], [18] Israeli lawmakers tear into Zelensky for Holocaust comparisons in Knesset speech. timesofisrael.com 20.02.2022.

[19] S. dazu Von Tätern, Opfern und Kollaborateuren (II).


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8878

23.03.2022

HIStory: Die faschistischen Organisationen in der Ukraine unter Hitler und heute.                     (dieses Mal mit Textversion)

apolut.net, Veröffentlicht am: 8. März 2022 | Anzahl Kommentare: 31 Kommentare


Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von HIStory.   (hier Text zum Video)

Wir sehen aktuell gerade, wie in einigen Ländern Osteuropas paramilitärische Verbände aufmarschieren, die sich ganz ungeniert als Nachfolger der Hitler-Faschisten und als neue Nationalsozialisten aufführen. Durch ukrainische Städte paradieren harte Männer mit SS-Runen und Hakenkreuz. Wie kann das angehen? Warum ist es heute schon wieder möglich, die Vernichtung von Juden und anderen missliebigen Minderheiten offen zu propagieren? Und wie können deutsche Spitzenpolitiker ungestraft mit profilierten Neonazis aus der Ukraine posieren und der deutschen Öffentlichkeit obendrein noch einreden, hier handele es sich um „Freiheitskämpfer“ gegen den wahrgenommenen russischen Neo-Imperialismus?


Verkehrte Welt. In Deutschland sind Nazi-Symbole streng untersagt. Und das ist richtig so. Wie also kann es angehen, dass der grüne Politiker Robert Habeck Waffen für ukrainische Neonazis einfordert? Fehlt es Herrn Habeck oder auch Herrn Steinmeier an geschichtlichen Grundkenntnissen? HIStory kann hier Nachhilfe erteilen.


Also fangen wir damit an: wir müssen ein bisschen zurückgehen in der Geschichte Osteuropas. Zweifelsohne haben einige Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft im Bereich der Sowjetunion politische Strömungen quasi unter einer Eisdecke gehalten, die vor drei Jahrzehnten mit dem Niedergang des Warschauer Paktes aufgetaut sind. Da ergreift im Jahre 2014 ein so genannter „Rechter Sektor“ in der Ukraine die Macht. Eine nur geringfügig weniger nationalsozialistische Partei namens „Freiheit“ (Swoboda) hetzt gegen Juden, Russen und Deutsche und will in der Ukraine nur Ukrainern Bürgerrechte einräumen. Schauen wir mal wie es dazu kam.


Osteuropa war bis zum Ersten Weltkrieg in der Hand von nur drei großen Vielvölker-Staaten; nämlich: Österreich-Ungarn, Russland und Deutschland. Die Völker in diesen Staaten lebten wie in einem Flickenteppich kunterbunt durcheinander gemischt. Das Zusammenleben unter diesen Völkern verlief vergleichsweise konfliktarm. Am Ende des Ersten Weltkrieges verkündete der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Woodrow Wilson, seinen berühmten und allseits hoch gelobten Vierzehn-Punkte-Plan. Dieser Vierzehn-Punkte-Plan sah vor, dass die großen Vielvölkerstaaten Deutschland und Österreich-Ungarn große Areale abzugeben hatten. Hier wurde der Nationalstaat Polen wieder errichtet. Das russische Zarenreich wiederum war im Jahre 1917 durch die bolschewistische Revolution im Bürgerkrieg versunken. Hier hatten sich bereits einige Staaten abgespalten. Nun wurden auch die Baltenrepubliken Litauen, Estland und Lettland durch den Wilson-Plan für unabhängig erklärt. Aus der Konkursmasse von Österreich-Ungarn entstanden: die Tschechoslowakei, Ungarn und diverse Balkanstaaten. Nun wurde die ganze Gemengelage höchst explosiv. Denn die neuen Nationalstaaten definierten sich nach ihren Ethnien.


Das war neu. Denn früher umfasste der Begriff Nationalstaat eigentlich nur die Gesamtheit der Bürger in einem Staat, die durch eine gemeinsame Kultur und Geschichte vereint sind. Nicht jedoch durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe. Die Folgen dieser ethnisierten Nationalität waren schrecklich: ethnische Minderheiten wurden gemobbt, drangsaliert und im schlimmsten Fall vertrieben. Diese so genannten „ethnischen Säuberungen“ vergifteten die Atmosphäre in Osteuropa, besonders im Baltikum und auf dem Balkan. Und kaum hatten die neu geschaffenen ethnisch geprägten Nationalstaaten sich formiert, da wurden sie auch schon bis an die Zähne hochgerüstet und befanden sich in Nullkommanichts im Krieg mit Nachbarstaaten. Um diese Kriege finanzieren zu können, verpfändeten sie ihre Liegenschaften an die Kredit gebenden Banken aus den USA, vornehmlich an das Bankenkonsortium um JP Morgan.


Und so ergibt sich, dass der Erste Weltkrieg mitnichten im November 1918 sein Ende fand. Das war tatsächlich der Zeitpunkt der deutschen Kapitulation. Damit war für Großbritannien und die USA faktisch das Hauptziel dieses Krieges erreicht: Deutschland war als gefährlichster Konkurrent der beiden Erstgenannten für einige Zeit ausgeschaltet. Jedoch ging aufgrund dieser Parzellierung der bisherigen Großreiche in Europa der Krieg erst richtig los. Wir berichteten schon davon, wie blutig im Baltikum der Krieg noch lange Jahre ausgefochten wurde. Und kaum war Polen als Staat wieder hergestellt, wurde auch schon ein grausamer Krieg Polens mit dem bolschewistischen Russland entfesselt.


Zwischen Deutschland und Polen wiederum gab es einen grausamen Bürgerkrieg in Schlesien. Und in Galizien entwickelte sich gerade eine Volksrepublik West-Ukraine. Doch als Polen mit der Sowjetunion fertig geworden war, wandte es sich Galizien zu und annektierte das Gebiet kurzerhand. Das konnten die in dieser Region lebenden Ukrainer nicht akzeptieren. Besonders da sich die Polen ziemlich intolerant quasi als Kolonialherren aufspielten.


Das ist die Geburtsstunde des ukrainischen Faschismus. Unter den Ukrainern organisierten sich militante Widerständler. Unterstützt wurden diese Partisanen schon relativ früh von der deutschen Abwehr, dem Auslandsgeheimdienst der Weimarer Republik. Die Abwehr sah hier natürliche Verbündete im Kampf gegen die Polen. Und im Jahre 1929 bildet sich die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Das war der legale Arm, zu dem sich die Ukrainische Aufstandsarmee (UPA) als bewaffneter Arm hinzugesellte. Als Führungsfiguren dieser Gruppierungen profilierten sich bald der fanatische Antikommunist Stepan Bandera sowie der etwas gemäßigtere Andrij Melnyk. Die ukrainischen Nationalisten waren in keiner Weise zimperlich. Der Vorläufer der UNO, der Völkerbund, stufte deshalb die OUN des Stepan Bandera als terroristische Vereinigung ein. Denn die OUN-Führer Mykala Lebed und der schon erwähnte Stepan Bandera ermordeten im Jahre 1934 den polnischen Innenminister Bronislaw Pieracki. Bandera wurde zunächst wegen dieses Verbrechens zum Tode verurteilt, aber dann zu lebenslanger Haft begnadigt.

Im September 1939 beginnt Hitlers Blitzkrieg gegen Polen. In den Wirren dieser Kriegshandlungen kommt Bandera frei und übernimmt erneut die Führung der OUN. Offenkundig führt sein polarisierendes Auftreten bereits 1940 zur Spaltung der OUN in eine Fraktion unter Führung von Bandera und eine weitere Fraktion unter Führung von Melnyk.


Die große Zeit der OUN beginnt, als im Sommer 1941 die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion überfällt. Im Schlepptau von Wehrmacht und Waffen-SS ziehen die Kämpfer der OUN in die besetzten Sowjetgebiete ein. Sie erhoffen sich, dass die Deutschen ihnen im Gegenzug für ihre Kollaboration einen eigenen autonomen Staat Ukraine zugestehen werden. Polit-Offizier der OUN Wolodomir Stachiv schreibt in diesem Sinne an Adolf Hitler, man wolle ein faschistisches Land aufbauen, das „die völkische Neuordnung Osteuropas befestigt und die Zerstörung des aufrührerischen jüdisch-bolschewistischen Einflusses durchsetzt.“


Und so schaffen die ukrainischen Partisanen der OUN bereits im Schlepptau der Nazis die ersehnte „völkische Neuordnung“. In Odessa wurden 19.000 Juden von Wehrmacht und rumänischen Truppenverbänden in einer einzigen Nacht ermordet. Es folgten in den nächsten Wochen noch die Morde an weiteren 40.000 wehrlosen jüdischen Zivilisten. In Krasnodar wurden 7.000 Juden und Kommunisten vergast. Beim Massaker von Babyn Jar am Stadtrand der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurden in Kooperation von Wehrmacht, Waffen-SS und OUN vom 29. auf den 30. September 1941 mit einem Schlag 33.000 Juden ermordet. Bereits am 30. Juni 1941 assistierten die ukrainischen Extremisten der Wehrmacht bei sadistischen Massenmorden. Die Grausamkeit und Blutrünstigkeit der Ukrainer schockierte selbst abgebrühte SS-Schlächter. General Heggendorff berichtete: „Im Umgang mit unzuverlässigen Personen waren sie so brutal, dass wir häufig eingreifen mussten.“ Die deutschen Henker übertrugen den beflissenen ukrainischen Kollaborateuren oft Tätigkeiten, die sie für sich selbst „unter ihrer Würde“ empfanden. Während also die deutschen Mörder sich erwachsene Mordopfer vorknöpften, sollten die Ukrainer Kinder und Alte ermorden. Von Nutzen war den deutschen Besatzern die Ortskenntnis, die Sprache und das Wissen über die Netzwerke in der Region ihrer ukrainischen Kollaborateure. Es war die Aufgabe der Ukrainer, die Bevölkerung „auszukämmen“ nach Juden und kommunistischen „Kommissaren“.


Laut Hitlers „Kommissarbefehl“ sollten Juden und kommunistische Funktionäre sofort erschossen werden. Der Faschismusforscher Raul Hilberg referiert die Aussage eines SS-Generals: „Wir waren erschrocken über die Blutrünstigkeit dieser Leute.“ Auch mit den Polen machten die Ukrainer kurzen Prozess: zwischen 1943 und 1944 wurden mal eben so über 100.000 polnische Zivilisten massakriert.


Allerdings nützte all dieser beflissene Eifer den ukrainischen Kollaborateuren gar nichts. Zwar hätten führende Nazi-Funktionäre gerne auf dem Boden der Sowjetunion neue, teilweise autonome Republiken von Hitlers Gnaden eingerichtet. Dieses Prinzip der indirekten Herrschaft hatte sich ja im alten Rom und auch im britischen Imperium glänzend bewährt. Doch scheiterte dieses Konzept am Starrsinn des Führers Adolf Hitler. Der wollte stattdessen die „slawischen Untermenschen“ ausrotten wie dereinst die Amerikaner die Indianer, um auf dem entvölkerten Land Platz zu schaffen für reinrassige arische Siedler. So wurden auch die Führer der ukrainischen Separatisten von den Nazis ausgeschaltet. Bandera logierte bis zum Kriegsende in einer Nobelwohnung in einem Konzentrationslager, ebenso auch andere führende Ukrainer. Dennoch verblieb das Fußvolk der OUN als inoffizielle Mitarbeiter im Schlepptau von SS und Wehrmacht. Als die Niederlage der deutschen Verbände allerdings offensichtlich wurde, und sich die Streitkräfte nur noch auf dem Rückzug nach Westen befanden, wurden ukrainische Freiwillige sogar in die Waffen-SS aufgenommen. Für die Ukrainer richteten die Nazis das Bataillon Nachtigall und das Bataillon Roland ein. Als sich die deutschen Verbände bereits aus Osteuropa zurückzogen, verschanzten sich 40.000 OUN-Kämpfer in den Karpaten und hielten die Rote Armee auf, um den deutschen Verbänden den Rücken frei zu halten.


Nach der deutschen Kapitulation gingen die Kämpfer der OUN und der UPA in den Untergrund. Zwischen 1945 und 1951 ermordeten die ukrainischen Heckenschützen schätzungsweise 35.000 sowjetische Polizisten und Parteikader. Ein Teil der ukrainischen Terroristen zog es allerdings vor, ins sichere Ausland zu gehen. Allzumal die ukrainische Bevölkerung zunehmend kriegsmüde war und der ständigen Attacken so langsam überdrüssig wurde. Ukrainer bildeten eigene Exil-Gemeinden, zum Beispiel im englischen Bredford. Andere Ukrainer allerdings wollten auch im Exil nicht von ihrem kriegerischen Gewerbe lassen.


Ihnen kam zugute, dass in den USA Präsident Roosevelt gestorben war. Nach dessen Tod fuhr man eine neue politische Linie. An die Stelle der Kooperation mit der Sowjetunion trat jetzt eine Politik der zunehmenden Konfrontation. Und hatte man zunächst eine Kartei der einschlägigen Kriegsverbrecher angelegt, um diese ihrer verdienten Strafe zuzuführen, so wurde diese Kartei mit Namen CROWCASS immer mehr genutzt, um zukünftig Mitarbeiter im geplanten Krieg gegen die Sowjetunion zu gewinnen. Wer Informationen über die Sowjetunion zur Verfügung stellen konnte, war herzlich willkommen. Der Nazi-General Reinhard Gehlen wechselte auf diese Weise bruchlos vom Nazi-Auslandsgeheimdienst „Fremde Heere Ost“ als Subunternehmer der CIA in den Chefsessel des neuen Bundesnachrichtendienst BND. Im Jahre 1948 beschloss der amerikanische Nationale Sicherheitsrat im Dekret Nummer 20, die Nazi-Verbrecher für den geplanten Dritten Weltkrieg zu recyceln. Gesetzlich wurde es möglich, Nazi-Verbrecher in die USA zu bringen. Die Operation Bloodstone bestimmte, welche Qualifikationen beim Nazi-Recycling benötigt werden. Die Finanzierung der Nazis sollte über die Propagandaradio-Stationen Radio Free Europe und Radio Liberty besorgt werden.


Allerdings gab es ständig Ärger mit den angeheuerten osteuropäischen Nazi-Kollaborateuren. Denn diese lebten ihre gegenseitigen Feindseligkeiten lebhaft aus. Ihre Loyalität zum amerikanischen Arbeitgeber war auch nicht immer so ganz eindeutig. So urteilt Christopher Simpson: „Doppel-, dreifach und vierfach-Agenten waren die Regel, nicht die Ausnahme. Politische Morde und Entführungen waren üblich.“ Doch man brauchte diese Zeitgenossen noch für einen Spezialauftrag. Denn die USA hatten in Hiroshima und Nagasaki zwei verschiedene Atombomben ausprobiert. Sie glaubten, im Alleinbesitz von Atomwaffen zu sein. So entstand Ende 1948 der Plan, im Lauf von dreißig Tagen siebzig Atombomben auf die Sowjetunion zu werfen. Dadurch wollte man vierzig Prozent der industriellen Kapazitäten der Sowjetunion lahmlegen. Nun sollten als Nächstes 5.000 osteuropäische Kriegsverbrecher in das postatomar verseuchte Gebiet geschickt werden. Sie sollten das nunmehr verstrahlte Gebiet für die USA annektieren. Es fanden sich tatsächlich 5.000 freiwillige Ukrainer und Russen, die gerne für die USA in ihre nunmehr nuklear kontaminierte Heimat als Ordnungskräfte gehen wollten. Zum Glück konnte die Sowjetunion im Jahr 1949 eine eigene Atombombe zünden und damit das berühmte Gleichgewicht des Schreckens herstellen, das uns bis zum heutigen Tag das nukleare Inferno vom Hals halten konnte. Die Nazi-Kollaborateure blieben also unverstrahlt. Stattdessen bildete man sie für gezielte Sabotageakte in der Sowjetunion aus. Mit einem Fallschirm landeten sie im Feindesland. Dummerweise fing dort die sowjetische Polizei die Saboteure ab. Denn, wie wir schon erwähnten, waren viele ukrainische US-Agenten bereits vom sowjetischen Geheimdienst erpresst und „umgedreht“ worden als Doppelagenten. Zum anderen gab es noch Kim Philby. Der arbeitete in leitender Position im britischen Geheimdienst und offenbarte als Doppelagent den Sowjets sämtliche Namen und sämtliche Aktionen der westlichen Geheimdienste. So scheiterte auch diese Sabotage.

Ein Teil der ukrainischen Nazi-Kollaborateure allerdings konnte in die USA einwandern. In den dortigen Exil-Communities nahmen sie starken Einfluss und brachten die Leute zunehmend auf ihren eigenen stramm antikommunistischen Kurs. Die von der US-Regierung ins Leben gerufene Assembly of Captive European Nations war die Lobbyorganisation, die dann wiederum die politischen Parteien auf die radikale Linie einschwor. So war der antikommunistische Drall der Republikanischen Partei unter Ronald Reagan ein Ergebnis dieser Lobbyarbeit. Und als das Sowjetreich implodierte, kehrten die Erben der OUN des Stepan Bandera aus den USA in ihr Heimatland Ukraine zurück.


Heute ist die Ukraine tief gespalten. Im Osten des Landes fühlen sich die Menschen als Russen. Im Westen dagegen herrscht eine große Begeisterung für eine Art von „Ukrainisierung“ vor. Man muss wissen, dass es traditionell bislang wenig Unterschiede zwischen ukrainischer und russischer Kultur gegeben hat. Doch es wird künstlich eine ukrainische Sprache gezüchtet. Der Versuch, dieses Retortenprodukt auch den im Osten lebenden Ukrainern aufzuzwingen, wird von den Menschen dort energisch zurückgewiesen. Hier entfaltet sich das Potential zu blutigen Auseinandersetzungen. Zudem wurde im Jahre 2010 der Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera zum „Helden der Ukraine“ per Gesetz erklärt. Nach Bandera sind Straßen benannt und es sind Standbilder ihm zu Ehren aufgestellt. Wer Kritisches über Bandera sagt, wird mit Haftstrafe bedroht.

Die politische Kultur in der West-Ukraine ist geprägt von rechtsradikalen, antisemitischen Milizen und Parteien. Die Partei Swoboda, was auf Deutsch „Freiheit“ heißt, verbreitet ungeniert nazistisches Gedankengut. Deren Vorsitzender Oleh Tjanybok bezog sich stolz auf die Schandtaten der OUN, als er im Jahre 2004 sagte:


„Ihr seid ukrainische Nationalisten, ukrainische Patrioten! Ihr müsst die Helden werden, die heute die Erde unter unseren Füßen verteidigen! Sie hängten sich Gewehre um den Hals und gingen in die Wälder. Sie kämpften gegen Russen, gegen die Deutschen, gegen Judenschweine und sonstiges Gesindel, welches uns den ukrainischen Staat wegnehmen wollte! Man muss endlich die Ukraine den Ukrainern geben!“ <1>


In diesem Sinne werden alle Nicht-Ukrainer terrorisiert und eingeschüchtert. Oder auch massakriert, nach guter alter OUN-Sitte. Am 2. Mai 2014 wurden in Odessa wieder einmal 42 Menschen von ukrainischen Extremisten im Gewerkschaftshaus eingesperrt und dann verbrannt <2>. Äußerst blutig ging es zuvor auch schon auf dem Maidan-Platz in Kiew zu. Hier tat sich besonders die noch weitaus gewalttätigere Terrorgruppe „Der Rechte Sektor“ hervor. Mittlerweile über achtzig rechtsextreme Milizen wurden dem ukrainischen Innenministerium unterstellt. So finanziert der ukrainische Steuerzahler ungefragt den Nazi-Terror, mit dem die Normalbevölkerung von kriminellen Elementen unterdrückt wird.


Unvorstellbare Zustände. Das ist ungefähr so, als wenn bei uns in Deutschland noch immer eine ziemlich verlotterte Waffen-SS und eine zerlumpte Gestapo für „Ruhe und Ordnung“ sorgen würden. Erschütternd auch, dass sämtliche bundesdeutschen Politiker diesen gemeingefährlichen Faschisten und Verbrechern ihre Aufwartung machen und uns verkaufen wollen, sie würden hier „Freiheitskämpfer“ und Vorkämpfer der Demokratie unterstützen. Tatsächlich bezahlen auch wir deutschen Steuerzahler diese notorischen Schwerverbrecher im Kampf gegen das Reich des Bösen – also Russland. Verrückte Welt. Korrupte Welt.

Wir lernen aus der Vergangenheit, wie wir die Zukunft besser machen.


Verwendete Literatur:

Christopher Simpson: Blowback: America’s Recruitment of Nazis and Its Destructive Impact on Our Domestic and Foreign Policy. London 1988

Hermann Ploppa: Der Griff nach Eurasien – Die Hintergründe des ewigen Krieges gegen Russland. Marburg 2019


Anmerkungen:

<1> https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Judenschweine-bekaempfen-Aufruf-oder-Nacherzaehlung,ukraine387.html

<2> „Remember Odessa“ – eine Dokumentarfilm von Wilhelm Domke-Schulz https://www.youtube.com/watch?v=itJizpcx34Q


Info: Video https://apolut.net/history-die-faschistischen-organisationen-in-der-ukraine-unter-hitler-und-heute 24:11 Min.


unser Kommentar: Der Historiker Ploppa erstellt in seinem Vortrag ein Soziogramm, das die Ursprünge und das Nutznießertum des transatlantisch orchestrierten paneuropäischen Faschismus aufzeigt, und als Mitverursacher des Nährbodens dafür auch die hiesigen Adelsgeschlechtern benennt. Aus dieser Tradition heraus entstanden sollten sich für die Zukunft alle Ansprüche des Feudalismus als verwirkt verstehen.

22.03.2022

Int. Versöhnungsbund, dt. Zweig  Für Verständigung - Gegen die Kriegstreiberei

In diesen Zeiten, in denen sich die Erregungen überschlagen und wir emotional überflutet werden ist es wichtig, an einigen einfachen Wahrheiten festzuhalten:


1. Jeder Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Krieg traumatisiert Täter und Opfer. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Kriege das Erleben einer oder sogar mehrerer Generatinen schmerzlich verändern.


2. Ein Krieg endet immer mit Verhandlungen, mit Verständigung und mit Kompromissen. Daher ist es wichtig, mit allen im Gespräch zu bleiben, auch mit dem Feind, dem „Bruder Wolf“ (Franz v. Assisi). Eine Verteufelung des Gegners ist nicht hilfreich. Wir bestehen darauf, dass auch der Gegner ein Mensch ist und ein Mensch bleibt, mit dem Gespräch möglich ist.


3. Widerstand mit Waffen ist Gewalt: Er verlängert und verschlimmert den Krieg und kostet Menschenleben. Die Unterstützung von Dritten durch Waffen verleitet dazu, sich stark zu fühlen, nährt unrealistische Siegesphantasien, erhöht die Gewaltspirale und verhindert die Bereitschaft zum Gespräch und Kompromiss. Nicht um Sieg geht es, sondern um die Rettung möglichst vieler Menschenleben. Deshalb muss eineSituation angestrebt werden, in der alle Konfliktparteien unter Wahrung ihres Gesichts den Krieg beenden können. Vermittlung und Ausgleich von Interessen sind zentral, nicht weitere Aufrüstung. Im Zeitalter der Atomwaffen gibt es zu Verständigung und Ausgleich keine denkbaren Alternativen mehr. Wer eine atomare Macht militärisch besiegen will, provoziert den atomaren Einsatz.


4. Wir stehen auf der Seite aller Menschen, die ohne Waffen für ihre Rechte einstehen. Wir sehen uns daher in Solidarität mit den Gruppen in der Ukraine und in Russland, die dem Kriegstreiben gewaltfrei Widerstand leisten.


Was können wir tun, was ist jetzt wichtig?


1. Wir treten jeder Entmenschlichung, jeder Ausgrenzung entgegen und lehnen jedes pauschale Verurteilen („die Russen“) ab.


2. Wir fordern: Keinen Abbruch, sondern Fortführung und Intensivierung zivilgesellschaftlicher Kontakte- sowohl zu Russland als auch zur Ukraine.


3. Wir widersprechen jedem nationalistischen und imperialistischen Denken. Stattdessen halten wir Autonomie, Minderheitenrechte und das Recht auf Kriegsdienstverweigerung für unverzichtbare Bestandteile von Demokratien.


4. Wir wollen bei der Wahrheit bleiben: Die massive Aufrüstung der Bundeswehr ist eine unverantwortliche Geldverschwendung, die wir uns gesellschaftlich weder sozial noch klimapolitisch leisten können und nicht leisten dürfen.


5. Wir halten Sanktionen für eine mögliche Antwort auf staatliche Gewalt und Krieg. Diese sollten aber nicht die Menschen treffen, denen es sowieso schon schlecht geht.


6. Wir fordern: Jeder Mensch, der vor Krieg und Unrecht flieht oder den Kriegsdienst verweigert, soll uns willkommen sein.


Der Vorstand des Int. Versöhnungsbund, dt. Zweig, 10.03.2022

22.03.2022

Thälmann einschmelzen /Selenskyj zum Ehrenbürger

aus e-mail vom Doris Pumphrey, 22. März 2022, 15:03


https://www.berliner-zeitung.de/news/cdu-berlin-selenskyj-soll-ehrenbuerger-werden-li.218176

22.3.2022


*CDU Berlin: Selenskyj soll Ehrenbürger werden*


Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj soll Ehrenbürger der Stadt Berlin werden. Dies fordert nach einem Bericht der B.Z. zumindest die Berliner CDU-Fraktionsvize Stefanie Bung. Der Kampf der ukrainischen Bevölkerung gegen den russischen Angriff erinnere an die Bürgerrechtsbewegung der DDR, so Bung. „Unseren beiden Völkern hat man versucht, mit Waffen und grausamer Diktatur Menschlichkeit, Güte und Zugewandtheit zu nehmen“, führte Bung weiter aus.  „Gewalt und Terror, Leid und Tränen“ würden allerdings auch in der Ukraine„nie über Liebe und Zuneigung obsiegen“.



https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article234873939/Wegen-Putins-Krieg-Antrag-zum-Abbau-der-Thaelmann-Bueste.html?service=amp&fr=operanews&s=03  

<https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article234873939/Wegen-Putins-Krieg-Antrag-zum-Abbau-der-Thaelmann-Bueste.html?service=amp&fr=operanews&s=03>

21.3.22

*Wegen Putins Krieg: Antrag zum Abbau der Thälmann-Büste*

Den Angriff Putins nimmt Pankows CDU zum Anlass, die Einschmelzung des Denkmals zu fordern. Und den Erlös der Ukraine zu spenden.


Berlin. Es geht um Putin, seinen Überfall auf die Ukraine und einen Wunsch zur Anknüpfung an die Mächtigkeit Russlands in Sowjetunion-Zeiten – und es geht um die Symbolik des Ernst

Thälmann-Denkmals in Prenzlauer Berg. Am Mittwoch, in der kommenden Sitzung der Pankower

Bezirksverordnetenversammlung,beantragt die CDU-Fraktion den Abbau und die Einschmelzung des 50 Tonnen schweren Monuments.


Der Prenzlauer Berger Verordnete David Paul schlägt dabei vor, die Streichung dieser historischen Stätte von der Berliner Denkmalliste zu beantragen, um dann das Denkmal einzuschmelzen und den Materialwert für Hilfsprojekte in der Ukraine zu spenden. „Es ist bedenklich, dass wir im Herzen Berlins einen Menschen ehren, der ein Antidemokrat war“, verweisen Paul und die CDU auf Thälmanns Führungsrolle in der KPD. Einer Partei, deren Ziele nicht mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar sei. Dieser Umstand gewinnt nun aus Sicht der Christdemokraten durch den Ukraine-Krieg an Aktualität.


*Sockel des Thälmann-Monuments aus ukrainischem Marmor*


So betont Paul in seiner Forderung nach der Beseitigung des Denkmals:


„Es geht auch um den Umstand, dass wir jetzt Krieg in Europa haben, geführt von einem Mann, der Demokratie als Feigenblatt benutzt.“ Wladimir Putin betrachte den Zusammenbruch der Sowjetunion erklärtermaßen als größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Und auf der Fahne des Thälmann-Monuments seien Sowjet-Symbole deutlich erkennbar, zieht Paul eine Verbindung. In Zeiten, da russische Panzer mit Stern-Symbolen auf ukrainische Städte vorrücken, müsse man gerade in Berlin einen neuen Anlauf nehmen, den „Kampfkoloss“ Ernst Thälmann von seinem Sockel zu stoßen. Von einem Block, der aus ukrainischem Marmor besteht.

Im Lager der Christdemokraten hofft man mit Verweis auf die aktuelle Bedeutung darauf, dass andere Fraktionen am Mittwochabend in der Bezirksverordnetenversammlung Position beziehen. Und dass sie darauf verzichten, den Antrag namens „Keine Ehrung für Demokratiefeinde“ zur Beratung in die Fachausschüsse zu schicken.


*Thälmann-Denkmal in Prenzlauer Berg: Kulturverwaltung lehnt Beseitigung strikt ab*


Als hoch bedenklich bewertet die Forderung der Christdemokraten allerdings die Senatskulturverwaltung, geleitet vom Linken-Senator Klaus Lederer (Linke). Dessen Sprecherin schmettert die Beseitigung es Thälmann-Denkmals jetzt schon ab und schreibt auf Morgenpost-Anfrage:


„Es gibt sicher bessere Wege, der Ukraine zu helfen, ohne selbst Kulturgut zu vernichten. Bei dieser Gelegenheit weisen wir darauf hin, dass auch die sowjetischen Ehrenmale weiterhin unter Schutz stehen“, heißt es zum möglichen Wunsch zur Tilgung weiterer Sowjet-Symbole.


*Pankower Grüne begrüßen Vorstoß – FDP nennt Vorschlag populistisch*


Selbst bei der FDP, wo man dem Thälmann-Denkmal in Prenzlauer Berg mit großer Distanz begegnet, wird der Antrag der Christdemokraten in diesem Tenor auf Ablehnung stoßen. „Der Vorschlag der CDU ist an Populismus nicht zu überbieten, auch wenn das Denkmal für den kämpferischen Antidemokraten Ernst Thälmann aus der Zeit gefallen ist“, äußert sich der FDP Abgeordnete Felix Reifschneider für die Pankower Liberalen. Fraktionschef Thomas Enge hält die „Verquickung mit dem Kriegsleiden in der Ukraine“ für unangemessen. Sinnvoller sei eine Umgestaltung des Platzes, um ihm mit neuen Bäumen, Beeten und Informationstafeln seinen Monumentalcharakter zu nehmen.


Bei denen Grünen allerdings lobt die Fraktionsvorsitzende Hannah Wettig den Vorstoß der CDU. Anfang der 1990er Jahre hätte die Vorgängerin der Partei, das Bündnis Prenzlauer Berg, schon einmal einen SPD-Antrag auf Abriss unterstützt. „Allerdings steht der Kopf heute für etwas anderes als damals. Seine Monstrosität löst bei Jüngeren nur noch Erschrecken aus. Darum wäre der Erhalt des Kopfes sinnvoll als Teil eines Mahnmals, das die Verbrechen des Stalinismus und Ernst Thälmanns klar benennt. Leider sind wir von einem solchen, einer Demokratie angemessenen Mahnmal noch weit entfernt“, erklärt Wettig.


Tatsächlich hat es mehrfach Versuche zur Beseitigung des Thälmann-Monuments an der Greifswalder Straße gegeben, das vom sowjetischen Künstler Lew Kerbel gestaltet und 1986 zum 100. Geburtstag Thälmanns feierlich eröffnet wurde. Damals im Beisein von Erich Honecker.


*Beseitigung des Thälmann-Denkmals wird nicht zum ersten Mal gefordert*


Schon kurz nach dem Mauerfall sprach sich eine Historikerkommission für die Demontage aus. Aber eine politische Mehrheit mochte sich nicht finden, und auch aus technischen Gründen gilt der Abbau der Büste alsschwierig – schon wegen ihres immensen Gewichts. Zugleich führte eine

Beschädigung des Denkmals durch Rost zur Debatte darüber, welchen Aufwand man für den Erhalt betreiben soll. Senat und Bezirksamt Pankow verständigten schließlich sich darauf, dass Thälmann-Denkmal zwar mit Kosten von 150.000 Euro zu sanieren, aber auch mit einer künstlerischen und einer historischen Kommentierung zu erweitern.


Seit 2014 steht das Thälmann-Monument mitsamt der angrenzenden Siedlung unter Denkmalschutz, seit November 2021 soll das Kunstprojekt der Filmemacherin Betina Kuntzsch die Facetten des im KZ Buchenwald ermordeten Kommunisten-Führers erlebbar machen. Dabei lassen sich über QR-Codes auf neuen Betonblöcken auf dem Vorplatz verschiedene Filmsequenzen auf dem Smartphone aufrufen.


*Monument in Prenzlauer Berg beim Putzen beschädigt*


Es war vom Bezirksamt Pankow durchaus einkalkuliert, dass diese neuen Blöcke vor dem Denkmal wie das Monument selbst von Graffiti-Schmierereien bedeckt werden. Laut Bezirk soll die

Bronze-Skulptur vor einiger Zeit ausgerechnet durch eine unsachgemäße Reinigung durch freiwillige Helfer beschädigt worden sein.´Problematisch erscheint der Pankower CDU vor allem der politische Tenor von Schriftzügen direkt auf der Büste. Dort seien laut David Paul vor Kurzem Parolen entfernt worden, die nun aber von Unbekannten neu aufgeschmiert wurde: Dazu gehört der Satz: „Amerika soll brennen.“



Weiteres:



Melnyk unterstützt Asow-Regiment


aus e-mail vom Doris Pumphrey, 22. März 2022, 15:22 Uhr


/all das ist bekannt und trotzdem ehrten sie ihn - auch Linke Abgeordnete - mit standing ovations statt den Plenarsaal zu verlassen .../


Frankfurter Rundschau 22.03.2022

<https://www.fr.de/politik/nationalistisch-ukraine-botschafter-andrij-melnyk-asow-regiment-ultra-rechts-91425243.html>


*Ukrainischer Botschafter Melnyk unterstützt ultrarechtes Asow-Regiment*


Von: Katja Thorwarth


Berlin/Kiew – Seit Beginn von Putins Angriffskrieg steht neben dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine weitere öffentliche Person der Ukraine im medialen Fokus: der Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk. Der studierte Jurist ist im Ukraine-Konflikt häufiger Gesprächspartner in Nachrichtensendungen oder Talkshows, wo er bezüglich seiner Forderungen an die deutsche Politik kein Blatt vor den Mund nimmt.


Melnyk, der im Jahr 2014 Botschafter wurde und davor als Generalkonsul der Ukraine

<https://www.fr.de/politik/ukraine-geschichte-kiew-krim-russland-orangene-revolution-maidan-proteste-91346826.html>   in Hamburg tätig war, ist politisch nicht unumstritten. So erregte er

2015 den Unmut der Bundestags, als er seinen Besuch am Grab des Partisanenführers und NS-Kollaborateurs Stepan Bandera in München auf Twitter publik machte. Bandera, den Melnyk als „unseren Helden“ bezeichnete, war Politiker der ukrainischen Nationalisten OUN, arbeitete im Zweiten Weltkrieg mit der Wehrmacht zusammen und gilt überwiegend als Kriegsverbrecher. Der Grab-Besuch war auch Thema im Bundestag, weshalb SPD-Außenstaatssekretär Michael Roth gemäß Sitzungsprotokoll die Aktion wie folgt einordnete: „Der Bundesregierung ist ein Tweet des ukrainischen Botschafters bekannt, in dem er über seinen Besuch am Grab Banderas berichtet. Dem ukrainischen Botschafter ist unsere Position hierzu hinlänglich bekannt. Die Bundesregierung verurteilt die von der Organisation Ukrainischer Nationalisten, OUN, teilweise unter Leitung Banderas begangenen Verbrechen an polnischen, jüdischen und ukrainischen Zivilisten und Amtsträgern. Dabei ist sie sich bewusst, dass ein erheblicher Anteil an diesen Verbrechen in Kollaboration mit deutschen Besatzungstruppen begangen wurde.“


*Ukraine-Krieg: Botschafter Melnyk fällt mit Vergleich zum Nationalsozialismus auf*


Im Januar 2022 fiel Melnyk zudem mit einem Nazi-Vergleich auf, wobei Äußerungen des ehemaligen Inspekteurs der Marine, Kay-Achim Schönbach, den Anlass stellten. Der hatte in einer auf Twitter verbreiteten Besprechung zum Ukraine-Krieg für Empörung gesorgt, als er Verständnis

für die Haltung Wladimir Putins äußerte. Der Kreml-Chef, wurde Schönbach zitiert, wolle in Wirklichkeit nur Respekt: „Er will Respekt. Und – mein Gott – jemandem Respekt entgegenzubringen, kostet wenig, kostet nichts.“ Weiter formulierte er, dass die Krim „weg“ sei, und „sie wird nicht

zurückkommen, das ist eine Tatsache.“


Melnyk hielt daraufhin den angebotenen Rücktritt Schönbachs für nicht ausreichend, sprach von einem „Schock“ in der ukrainischen Öffentlichkeit und zog einen Vergleich zur Zeit des Nationalsozialismus:


„Die Ukrainer fühlten sich bei dieser herablassenden Attitüde unbewusst auch an die Schrecken der Nazi-Besatzung erinnert, als die Ukrainer als Untermenschen behandelt wurden.“ Gleichsam merkte er „deutsche Arroganz und Größenwahn“ bei einem der „hochrangigsten Köpfe der Bundeswehr“ an.


*Ukraine-Krieg: Ukrainsicher Botschafter verteidigt Regiment Asow*


In den vergangenen Tagen nun hat es sich der Botschafter zur Aufgabe gemacht, auf Twitter für das ultranationalistische Regiment Asow in die Bresche zu springen. „Leute, liebe @tagesschau, lassen Sie doch endlich das Asow-Regiment in Ruhe. Bitte. Wie lange wollen Sie dieses russische

Fake-Narrativ - jetzt mitten im russischen Vernichtungskrieg gegen Zivilisten, gegen Frauen und Kinder in Mariupol - bedienen?“, schrieb er etwa am 19. März. Anlass war ein Tweet der Tagesschau, die über die rechtsextreme Unterstützung der Truppe innerhalb Deutschlands berichtete.


Das Regiment Asow <https://www.fr.de/politik/ukraine-konflikt-russland-asow-neonazis-babushka-bataillon-mariupol-91349712.html>, ein paramilitärisches Freiwilligenbataillon, steht seit seines Bestehens im Mai 2014 international in der Kritik. Gegründet wurde es, um gegen

prorussische Separatisten im Osten der Ukraine zu kämpfen, doch gilt das Regiment als extrem nationalistisch. Einige Führungspersonen vertreten offen rechtsextreme Positionen, wie etwa der bereits als Vorkämpfer aufgetretene Andrij Bilezkyj, den politische Beobachter als Neonazi

einordnen. Dem Regiment Asow wurden in der Vergangenheit bereits vermehrt Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen vorgeworfen.


*Ukraine-Krieg: Extrem rechte Kleinstpartei folgt Regiment Asow - „heldenhafter Kampf um die Freiheit ihres Landes“*


Die extrem rechte Kleinstpartei „Der III. Weg“ ist schon länger Unterstützer des Regiment Asow. Auf Telegram etwa sucht die Gruppe unter dem Motto „Nationalisten helfen Nationalisten“ Unterkünfte für „ukrainische Nationalisten“. Asow selbst wurde laut einem Bericht der taz als „bewaffneter Arm der nationalen Bewegung“ in der Ukraine bezeichnet, der sich in einem „heldenhaften Kampf um die Freiheit ihres Landes“ befinde. Ebenso als Asow-Unterstützer gilt laut eines Berichts des Deutschlandfunks die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“. Und Botschafter Melnyk? Der legte am 20. März noch einmal nach. Mariupol würde „mutig verteidigt. Und zwar vom Asow-Regiment“. Der Kreml habe „hässliche Propaganda verbreitet [...], die auch in Deutschland gerne aufgegriffen“ werde.


An dieser Stelle sei an das Jahr 2018 erinnert, als eine Gruppe junger Männer einen Anschlag auf eine Roma-Siedlung in Lwiw verübten. Bei dem Angriff wurde ein Mann erstochen und drei weitere Menschen verletzt, darunter ein zehnjähriger Junge. Die mutmaßlichen Täter gaben später an, Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe namens „Nüchterne und wütende Jugend“ zu sein. Die wiederum gehörte Berichten zufolge zu der ins Regiment Asow eingegliederten Misanthropic Division. Nähere Informationen hierzu finden sich im Büro des Hohen Kommissars der

Vereinten Nationen für Menschenrechte. <https://www.ohchr.org/sites/default/files/Documents/Countries/UA/ReportUkraineMay-August2018_EN.pdf>  Die Lektüre dürfte auch interessant für den ukrainischen Botschafter Melnyk sein.



Weiteres:



Lynchjustiz in der Ukraine


aus e-mail vom Doris Pumphrey, 22. März 2022, 16:41 Uhr


*

*


*Verstörende Bilder von Grausamkeiten und Gewalt:


Lynchjustiz in der Ukraine*


Aus der Ukraine werden zunehmend Selbstjustiz und rassistische Gewalttaten gemeldet. Zuletzt wurden in Lwow gar ganze Roma-Familien misshandelt. Die verstörenden Bilder und Videoaufnahmen werden in der Berichterstattung der europäischen Medien weitgehend ignoriert.


/Siehe hier:

/https://rtde.site/europa/134397-szenen-wie-im-wilden-westen-lynchjustiz-in-der-ukraine/

22.03.2022

Flüchtlinge und Flüchtlinge

aus e-mail von Doris Pumhrey, 22. März 2022, 13:42 Uhr


22.3.22


*Ukraine: Baerbock rechnet mit bis zu zehn Millionen Flüchtlingen

<https://rtde.site/kurzclips/video/134387-ukraine-baerbock-rechnet-mit-bis/>  


*Die deutsche Außenministerin: "Wir beraten heute den ganzen Tag über die furchtbare Situation in der Ukraine, um in allen Bereichen noch mal nachschärfen zu können.Das betrifft insbesondere die humanitäre Hilfe. Das betrifft weitere Waffenlieferungen, wo wir jetzt die finanziellen Mittel noch einmal verdoppelt haben und auf eine Milliarde aufgestockt haben. Das betrifft zum Dritten die Schließung von Sanktionslücke und weitere Sanktionsverschärfungen. Und das betrifft zum Vierten vor allem die Situation von Flüchtlingen. (…) Wir müssen davon ausgehen, dass es acht bis zehn Millionen Geflüchtete werden in den nächsten Wochen."


*Weißrussland schließt Migrantenlager "Brusgi" an Grenze zu Polen <https://rtde.site/europa/134371-weissrussland-schliesst-migrantenlager-brusgi-an-grenze-zu-polen/>  


*Weißrussland hat ein Migrantenlager an der Grenze zu Polen geschlossen. Wie das Staatliche Grenzschutzkomitee in Minsk am Dienstag mitteilte, seien die im Logistikzentrum "Brusgi" provisorisch untergebrachten Migranten aus vorwiegend Nahostländern in den Irak ausgeflogen oder bis zu ihrer Heimkehr an andere Zufluchtsorte in Weißrussland befördert worden. Nach Angaben der Behörde kehrten in der Nacht zum 22. März weitere 98 Migranten nach Erbil im Nordirak zurück. Zuletzt hielten sich im Camp "Brusgi" ungefähr 400 Ausländer auf. Der weißrussische Grenzschutz erklärte:


*/"Die Entscheidung der Flüchtlinge, in ihre Heimatländer zurückzukehren, ist weitgehend auf die Erkenntnis zurückzuführen, dass das weitere Warten sinnlos ist und dass die EU-Länder ihren Problemen gegenüber teilnahmslos sind."/*

https://rtde.site/inland/134323-nationale-kraftanstrengung-nrw-fluchtlingsminister-erwagt/



21.3.22

*"Nationale Kraftanstrengung":

NRW-Integrationsminister erwägt Aufnahmelager im Osten Deutschlands*


(…) Im Interview mit dem Sender fordert NRW-Integrationsminister und Vize-Landeschef Joachim Stamp (FDP) einen Masterplan von Bund, Ländern und Kommunen. Er verlangt schnelle Vorbereitungen für die Aufnahme von bis zu einer Million Flüchtlingen aus der Ukraine.


Stamp sagte in diesem Zusammenhang, dass "der Bombenterror von Wladimir Putin darauf abzielt, Menschen zu vertreiben und unsere Gesellschaften zu destabilisieren – auch hier in Europa". Daher sollte laut dem 51-Jährigen zeitnah auf nationaler Ebene, aber auch bei einem EU-Gipfel über die Verteilung der Flüchtlinge entschieden werden.


Mit Blick auf die beiden vergangenen Jahre und die aufgrund der Corona-Situation angeschlagenen Bürger und Kommunen müsse es nun "eine nationale Kraftanstrengung" geben. Dabei geht es vor allem um Geld:


/"'Und die Kommunen müssen wissen, dass sie sich jetzt auf Bund und Länder auch verlassen können', fügte der Minister im ZDF hinzu. Finanziell dürften die Kommunen nicht im Regen stehen gelassen werden."/


Zahlreiche Deutsche haben nach den Erfahrungen des Jahres 2015 und der Folgejahre Sicherheitsbedenken. Dazu erklärte der FDP-Mann, dass man immer ein paar Kriminelle habe, die solche Situationen wie jetzt ausnutzen würden. Mit Blick auf Menschenhändler sagte er:


/"Ich mach mir aber mehr Sorge, weil wir sehr viele Frauen und Kinder jetzt haben, dass hier jetzt versucht wird, von organisierter Kriminalität diese abzugreifen und zu missbrauchen."/


Daher wolle man versuchen, diese Menschen mit einer Informationspolitik und entsprechenden Maßnahmen zu informieren und ihnen durch viele Plätze einen guten Schutz zu geben. Auf die Frage nach der Verteilung der Flüchtlinge in Deutschland verriet <https://www.welt.de/politik/deutschland/article237658257/Ukraine-Fluechtlinge-in-Deutschland-Es-wird-eine-absolute-Herkulesaufgabe.html


Stamp der /Welt/ mit Blick auf den Osten:


/"Wir werden versuchen, sehr viele Menschen dort unterzubringen, wo es bereits eine ukrainische Community gibt. Aber aufgrund der großen Menge von Menschen werden wir überall im Land Plätze aufbauen und Flächen und Hallen nutzen müssen. Ich bin für eine Prüfung, ob man in den eher einwohnerärmeren Regionen im Osten möglicherweise großflächigere Einrichtungen bauen kann. Aber zunächst müssen wir die Notunterkunft sichern, damit sie ankommen können und ein Dach über dem Kopf haben."/


In eine ähnliche Richtung tendiert auch der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke). Er wolle generell den städtischen Raum entlasten:


/"Ich bin davon überzeugt, dass eine Betreuung von Geflüchteten im Nahbereich des ländlichen Raumes eher möglich ist als in der Anonymität der Städte. [...] Wir sollten deshalb möglichst viele Menschen möglichst schnell in die ländlichen Räume bringen."/ Ramelow stellt einerseits eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung fest, diese ersetze andererseits aber kein bundeseinheitliches Krisenmanagement: "Im Moment arbeiten wir zu viel nebeneinander, und auf zu vielen Ebenen gleichzeitig", meint der 66-Jährige.


Im benachbarten Österreich sind einige Flüchtlinge aus der Ukraine von Unterkünften im ländlichen Raum wenig begeistert. 16 ukrainische Flüchtlinge wurden laut <https://www.heute.at/s/fluechtlinge-wollen-nicht-in-kaff-noe-bleiben-100196747>  /heute.at/ am Freitag im niederösterreichischen Maria Dreieichen schließlich mit einem Schnitzelessen empfangen. Bei der Begutachtung der Unterkünfte verrieten einige der Gäste jedoch, dass sie dort nicht bleiben wollen. Im Ort fehle es an Infrastruktur, man wolle eine Schule, einen Kindergarten, ein Spital, Einkaufsmöglichkeiten und Jobs. Der Wunschort wäre das größere Baden.


Am Freitagabend war noch versucht worden, das Land Niederösterreich, die Caritas bzw. das zuständige Ministerium zu erreichen – ohne Erfolg. Schließlich wurde noch gegessen und dann ging es mit dem Bus Richtung Wiener Neustadt. Kurz vor Wien musste der Fahrer jedoch wieder

zurückfahren. Die Flüchtlinge wurden wieder zurück nach Maria Dreieichen

gebracht.

22.03.2022

Reuters: Biden warnt vor Einsatz russischer Chemiewaffen

US_Pr_sident_Biden_warnt_vor_Einsatz_russischer_Chemiewaffen_22_3_2022


reuters über msn, 22. März 2022, ca. 08:50 Uhr - von Pavel Polityuk und James Mackenzie

Washington/Lwiw/Kiew (Reuters) - Die USA warnen davor, dass Russland bei der Invasion der Ukraine auch biologische oder chemische Kampfstoffen einsetzen könnte.


Zitat: US-Präsident Joe Biden warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Montag vor, mit unwahren Behauptungen den Boden für den Einsatz dieser international geächteten Waffen zu bereiten. Putin stehe mit dem Rücken zur Wand und mache Aussagen, die nicht stimmten. Russland hatte zuvor seinerseits behauptet, dass die Ukraine und die USA über biologische und chemische Waffen verfügten.


Seit ihrem Einmarsch in das Nachbarland am 24. Februar ist es den russischen Truppen nicht gelungen, eine größere ukrainische Stadt einzunehmen. Auch der Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew stockte, während russische Truppen im Süden offenbar Geländegewinne erzielen konnten. Russland greift militärische Ziele, aber auch Wohngebiete in den Städten zunehmend aus der Luft oder mit Raketen und Artillerie an. Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol mit einst 400.000 Einwohnern liegt mittlerweile weitgehend in Trümmern. Die humanitäre Lage in der eingeschlossenen Stadt gilt als katastrophal. Russland verstärkte auch die Angriffe auf die nordöstliche Stadt Charkiw.


Westliche Sicherheitsexperten hatten schon vor Tagen gewarnt, dass Frustration über fehlende militärische Erfolge Putin dazu bringen könnten, andere Waffen einzusetzen. So ist Russland bereits dazu übergegangen, erstmals Hyperschallraketen einzusetzen. US-Präsident Biden sagte auf einer Wirtschaftskonferenz, dass Putin den USA fälschlicherweise unterstelle, biologische und chemische Waffen in Europa zu haben. "Das ist ein klares Zeichen dafür, dass er den Einsatz beider Waffen in Erwägung zieht." Belege legten weder die amerikanische noch die russische Seite vor. Das Thema soll nach Angaben von EU-Diplomaten auch in der Telefonkonferenz Bidens mit den Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Italiens zur Sprache gekommen sein.


Biden forderte die amerikanischen Unternehmen außerdem auf, sich vor russischen Cyberangriffen in Acht zu nehmen. "Das ist Teil von Russlands Spielbuch", sagte er in einer Erklärung. Auch in Europa hatte es bereits Warnungen vor russischen Cyberattacken gegeben. Zuletzt hatte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor dem Einsatz der Antivirensoftware des russischen Herstellers Kaspersky gewarnt.


Die Ukraine und westliche Länder sprechen von einem russischen Angriffskrieg. Russland bezeichnet sein Vorgehen in der Ukraine dagegen als Spezialoperation zur Zerstörung militärischer Stützpunkte und zur Demilitarisierung und "Entnazifizierung" der Ukraine. In dem Krieg sollen nach Angaben der Ukraine und aus westlichen Sicherheitskreisen bereits mehrere Zehntausende Menschen gestorben sein. Eine unabhängige Überprüfung der Opferzahlen und der Lage ist derzeit nicht möglich.


Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneuerte seine Forderung nach einem persönlichen Treffen mit Putin. Nur so könne der Krieg beendet werden.


BIDEN KRITISIERT INDIEN

US-Präsident Biden kritisierte, dass Indien sich nicht den westlichen Sanktionen angeschlossen habe, sondern versuche, seine Beziehungen zu Russland und dem Westen auszubalancieren. Indien habe eine "etwas wackelige" Position. Dagegen gebe es einen engen Schulterschluss Japans und Australiens mit dem Westen. Indien bezieht nicht nur Waffen aus Russland, sondern kauft nach dem amerikanischen Ölboykott gegen Russland nun auch russisches Öl. Biden betonte, dass der Konflikt um die Ukraine mittlerweile eine weltweite Dimension habe. "Als Antwort auf seine Aggression haben wir in der gesamten Nato und im Pazifikraum eine einheitliche Front gebildet", sagte er. Russland hatte am Montag die Friedensgespräche mit Japan über die zwischen beiden Ländern umstrittenen Kurilen-Inseln beendet. Auch die Golf-Staaten haben sich den westlichen Sanktionen nicht angeschlossen. Das chinesische Außenministerium teilte nach Gesprächen mit der pakistanischen Regierung mit, man fürchte, dass der Effekte der "einseitigen" westlichen Sanktionen auch andere Länder treffen werde.


Der US-Präsident reist diese Woche nach Europa. In Brüssel finden am Donnerstag sowohl ein Nato-, ein G7- als auch ein EU-Gipfel statt. Dabei soll es auch um weitere Sanktionen gegen Russland gehen. Die Bundesregierung hatte am Montag bekräftigt, dass man derzeit auf Energieimporte aus Russland noch nicht verzichten könne, auch wenn man die Abhängigkeit so schnell wie möglich reduzieren wolle. Der russische Konzern Gazprom kündigte am Dienstag an, weiter Gas nach Europa zu liefern.


Video: "Geht nach Hause" - Ukrainer demonstrieren gegen russische Besatzer (Reuters)


Info: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/biden-warnt-vor-einsatz-russischer-chemiewaffen/ar-AAVlvTn?ocid=msedgntp


unser Kommentar: Womöglich atmosphärische Vorbereitung der öffentlichen Wahrnehmung auf bevorstehende Aktion, wie z. B. False Flag.

22.03.2022

Das Kräftemessen des 21. Jahrhunderts    Berlin arbeitet an Nationaler Sicherheitsstrategie, EU verabschiedet Strategischen Kompass, NATO bereitet Strategisches Konzept vor. Ziviles Leben wird für „Sicherheitspolitik“ verfügbar gemacht.

german-foreign-policy.com, 22. März 2022

BERLIN/BRÜSSEL (Eigener Bericht) – Mit einer neuen Nationalen Sicherheitsstrategie sucht die Bundesregierung die deutsche Außen- und Militärpolitik noch stärker als bisher zu formieren. Die Strategie wird, wie Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag bei der Auftaktveranstaltung für die Erstellung des Papiers erklärte, sowohl die Landesverteidigung wie auch den Einsatz für deutsche Interessen „weltweit“ umfassen und dabei vor allem auf zwei Gegner orientieren – Russland und China. Wie Baerbock behauptete, „verlangen“ die verbündeten Staaten dabei von Deutschland „als größter europäischer Volkswirtschaft Führung“. Die Strategie soll einem „umfassenden Verständnis von Sicherheit“ folgen, das nicht nur das Militär, sondern weite Teile des zivilen Lebens für das „Kräftemessen des 21. Jahrhunderts“ (Baerbock) verfügbar macht; die Bandbreite reicht der Außenministerin zufolge von der Wirtschaft über die Kultur bis hin zum Sport. Den Rahmen für die deutsche Sicherheitsstrategie bilden der Strategische Kompass, den die EU gestern verabschiedet hat, und das neue Strategische Konzept der NATO, das Ende Juni abgesegnet werden soll.


Zitat: Die Nationale Sicherheitsstrategie

Die Nationale Sicherheitsstrategie, deren Erstellung Außenministerin Annalena Baerbock am vergangenen Freitag offiziell angestoßen hat, wird die erste ihrer Art in der Geschichte der Bundesrepublik sein. Experten dringen bereits seit Jahren darauf, die Bundesregierung müsse ihre Außen- und Militärpolitik mit einem solchen Dokument vereinheitlichen; häufig wurde dabei auch die Gründung eines Nationalen Sicherheitsrats nach US-Vorbild gefordert.[1] Das Dokument, das einer Nationalen Sicherheitsstrategie bislang am nächsten kommt, ist das „Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“, das unter Federführung des Bundesverteidigungsministeriums erarbeitet und 2016 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde.[2] Das Verteidigungsministerium hat aus ihm die „Konzeption der Bundeswehr“ und ein „Fähigkeitsprofil“ abgeleitet. Besondere Bedeutung kommt darüber hinaus vor allem den „Leitlinien zum Indo-Pazifik“ zu, die die Bundesregierung im September 2020 präsentierte; sie legen die Grundlinien für die deutsche Chinapolitik fest.[3] Relevanz für die Themen, mit denen sich die neue Nationale Sicherheitsstrategie befassen wird, besitzt darüber hinaus die „Cybersicherheitsstrategie für Deutschland“, die das Bundesinnenministerium in ihrer gültigen Fassung im vergangenen Jahr vorlegte.


Zwei Hauptgegner

Wie aus Baerbocks Äußerungen vom vergangenen Freitag hervorgeht, wird die Nationale Sicherheitsstrategie zentrale Elemente der bisherigen deutschen Strategiebildung aufnehmen. So soll sie einerseits auf die Landesverteidigung orientieren, andererseits auf ein Eintreten für deutsche Interessen „weltweit“.[4] Baerbock nannte zudem zwei Hauptgegner – Russland und China. Besonderen Wert legt die Bundesaußenministerin aktuell auf „Wehrhaftigkeit“. Hohe Bedeutung schreibt sie dabei einer „Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie“ zu. Konkret sollen in einem ersten Schritt die Präsenz wie auch die Manövertätigkeit der NATO in Ost- und vor allem in Südosteuropa ausgeweitet werden – ein Beitrag zum Machtkampf des Westens gegen Russland. Die Bundeswehr solle sich dabei auf die Slowakei fokussieren.[5] Nicht zuletzt macht sich Baerbock für „die nukleare Abschreckung der NATO“ stark: „Daher hat die Bundesregierung sich jetzt für die Beschaffung der F-35 entschieden.“ Der überaus teure US-Kampfjet soll aus dem neuen Aufrüstungsprogramm für die Bundeswehr finanziert werden, für das die Bundesregierung einen 100 Milliarden Euro schweren Fonds bereitstellt und ihren Militärhaushalt auf mindestens zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts anhebt.


Militär, Kultur, Sport

Dabei fordert Baerbock ausdrücklich „ein umfassendes Verständnis von Sicherheit“, das neben dem Militär weite Teile des zivilen Lebens umfasst und sie auf das Machtstreben der deutschen Eliten ausrichtet. „Wenn wir uns im Kräftemessen des 21. Jahrhunderts global behaupten wollen, dann müssen wir alle unsere Instrumente auf die Höhe der Zeit bringen“, erklärte die Außenministerin am Freitag – nicht nur „militärisch“, sondern auch „politisch, analog, digital, technologisch“.[6] „Investitionen in unser aller Sicherheit“ seien außer etwa der „Diplomatie“ auch „Kulturarbeit, Bildung, Sport“ – Aktivitäten, die „auf Strecke und Breite angelegt“ seien und bei denen „man die Erfolge nicht gleich am nächsten Tag sieht“. „Sicherheitsrelevant“ sind Baerbock zufolge auch Investitionen in die Infrastruktur; so sei etwa die „Sicherheit“ derjenigen Länder beeinträchtigt, in denen „China komplett in die Stromversorgung investiert“ habe: Dort stellten sich „Fragen von Souveränität, territorialer Integrität und Fragen des internationalen Völkerrechts ganz eindrücklich“. Im Falle von Ländern, in deren Infrastruktur dagegen die westlichen Staaten investiert haben, gilt solches laut Baerbock freilich nicht.


Von der Spitze her

Entsprechend der zunehmenden Ausrichtung auch des zivilen Lebens auf das Machtstreben der deutschen Eliten fordert die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS), das zentrale militärpolitische Strategiezentrum der Bundesregierung, in einem aktuellen Positionspapier eine engere Einbindung der Öffentlichkeit in die Debatte. Zur Zeit sei wegen des Ukraine-Krieges „ein ausgeprägtes sicherheitspolitisches Informations- und Diskussionsbedürfnis in der Bevölkerung vorhanden“, heißt es bei der BAKS; die Bundesregierung solle es „aufgreifen“.[7] Im Rahmen der beginnenden Arbeit an der Nationalen Sicherheitsstrategie gelte es nun „eine inklusive und umfassende Diskussion einzuleiten“; diese könne dann „den Grundstein für einen nachhaltigen Wandel der sicherheitspolitischen Debatte in Deutschland und einen Fortschritt in der strategischen Kultur des Landes legen“. An zentraler Stelle könnten „regelmäßige außen- und sicherheitspolitische Grundsatzdebatten“ im Bundestag zu einer solchen „strategischen Kultur“ beitragen; zugleich sei aber eine „gezielte dezentrale Einbindung der Öffentlichkeit“ anzustreben. Dabei gelte, heißt es in dem Strategiepapier der BAKS: „Die Bundesregierung sollte diese Debatte mit Entschlossenheit von der Spitze her bedienen.“


Die Bündnisse

Den äußeren Rahmen bilden bei alledem, wie Baerbock am Freitag hervorhob, die Bündnisse, in denen Deutschland seine Außen- und Militärpolitik treibt: EU und NATO. Die Außen- und Verteidigungsminister der EU haben gestern den sogenannten Strategischen Kompass der EU angenommen – ein Strategiepapier, das als EU-„Militärdoktrin“ bezeichnet worden ist und die weitere Militarisierung der Union strukturiert.[8] So soll unter anderem eine rund 5.000 Soldaten starke Eingreiftruppe gebildet werden, die auch kurzfristig in Kampfeinsätze entsandt werden kann. In ihrem ersten Einsatzjahr – vorgesehen ist 2025 – soll sie einer Ankündigung von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht zufolge von der Bundeswehr gestellt werden.[9] Der Strategische Kompass sieht darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit zwischen der EU und der NATO vor. Die NATO wiederum arbeitet zur Zeit an einem neuen Strategischen Konzept, das auf dem NATO-Gipfel Ende Juni in Madrid verabschiedet werden soll und das transatlantische Militärbündnis für das „Kräftemessen des 21. Jahrhunderts“ (Baerbock) formiert.

 

[1] S. dazu Führung aus einer Hand (II).

[2] S. dazu Deutschlands globaler Horizont (I) und Deutschlands globaler Horizont (II).

[3] S. dazu Deutschland im Indo-Pazifik (I).

[4] Außenministerin Annalena Baerbock bei der Auftaktveranstaltung zur Entwicklung einer Nationalen Sicherheitsstrategie. auswaertiges-amt.de 18.03.2022.

[5] S. dazu Der Wille zum Weltkrieg.

[6] Außenministerin Annalena Baerbock bei der Auftaktveranstaltung zur Entwicklung einer Nationalen Sicherheitsstrategie. auswaertiges-amt.de 18.03.2022.

[7] Jan Fuhrmann: Ein Kompass für die Zeitenwende: Die Bundesregierung auf dem Weg zur nationalen Sicherheitsstrategie. BAKS-Arbeitspapier 3/2022.

[8] S. dazu Die Militärdoktrin der EU.

[9] EU beschließt neue militärische Eingreiftruppe ab 2025. derstandard.de 21.03.2022.a


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8876

22.03.2022

5.000 Soldaten für EU-Eingreiftruppe?   Lambrecht sorgt mit Versprecher im eigenen Ministerium für Verwirrung

Bundesverteidigungsministerin_Lambrecht_22.03.2022


t-online.de, 22.03.2022, 09:33 Uhr | AFP, dpa, aj

Die EU bekommt eine neue Eingreiftruppe. Der Entscheidung ging ein wichtiges Angebot der deutschen Verteidigungsministerin voraus, das selbst in ihrem eigenen Ministerium für Verwirrung sorgte.


Die EU bekommt eine neue militärische Eingreiftruppe. Sie soll 2025 einsatzfähig sein und ist Teil eines sicherheitspolitischen Konzepts, das die Außen- und Verteidigungsminister der 27 EU-Länder am Montag nach Angaben von Diplomaten in Brüssel beschlossen.


Zuvor hatte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) mit einem Versprecher für Verwirrung gesorgt. Lambrecht hatte angekündigt, die neue EU-Eingreiftruppe mit bis zu 5.000 Soldaten im ersten Jahr stellen zu wollen. Sie habe ihren EU-Amtskollegen ein entsprechendes Angebot unterbreitet.


In einer Pressekonferenz sagte sie, sie werde den anderen EU-Staaten anbieten, "dass das militärische Herzstück, die schnelle Eingreiftruppe, im Jahr 2025 dann für ein Jahr von Deutschland gestellt werden kann". So berichteten es zunächst auch t-online und andere deutsche Medien.


Versprecher sorgt laut Bericht für hektische Telefonate

"Spiegel" meldete daraufhin, die Ankündigung habe im Verteidigungsministerium für hektische Telefonate gesorgt. Niemand habe etwas von solchen Plänen gewusst. Auch in der Truppe, allen voran im Heer, wundere man sich, wie die Bundeswehr so viele Soldaten plus das nötige schwere Gerät bis 2025 mobilisieren solle.


Rund eineinhalb Stunden nach den Eilmeldungen korrigierte das Bundesverteidigungsministerium die Worte der Ministerin auf Twitter: Deutschland wolle den "Kern" der künftigen Eingreiftruppe stellen – also nicht alle 5.000 Soldaten. 


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"Klares Signal"

Damit sende die Bundesregierung angesichts des Ukraine-Kriegs ein "klares Signal", betonte Lambrecht am Montag. "Wir stehen füreinander ein." Sie wolle ihren Kolleginnen und Kollegen anbieten, dass "das militärische Herzstück" der neuen EU-Sicherheitsstrategie, also die schnelle Eingreiftruppe, "im Jahr 2025 dann für ein Jahr von Deutschland gestellt werden kann".

Lambrecht hob hervor, dass eine größere Schlagkraft und Geschlossenheit der EU nicht nur in den kommenden Wochen und Monaten wichtig sei, sondern voraussichtlich auch in den kommenden Jahren.


Neue EU-Sicherheitsstrategie

Kern der neuen Verteidigungsstrategie der EU ist der sogenannte Strategische Kompass des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Dabei handelt es sich um ein Strategiepapier, das die Leitlinien der EU-Verteidigungs- und Sicherheitspolitik für die nächsten zehn Jahre festlegt.

"Es ist nicht die Antwort auf den Ukraine-Krieg, aber Teil der Antwort", sagte der EU-Außenbeauftragte Borrell am Montag in Brüssel. Erstmals vorgestellt hatte der Spanier seine Strategie im Herbst. Wegen des Ukraine-Kriegs mussten nun zentrale Passagen überarbeitet werden.


So wird in der jüngsten Version deutlicher gemacht, dass sich die EU auch mit nuklearen Bedrohungen auseinandersetzen muss. Zudem wird festgehalten, dass die Mobilität der europäischen Streitkräfte "dringend" verbessert werden muss. Ein Satz, der die Zusammenarbeit mit Moskau in ausgewählten Themenbereichen ermöglichen sollte, wurde hingegen ersatzlos gestrichen.


5.000 Soldaten bis zum Jahr 2025

Angesichts der dramatisch verschlechterten Sicherheitslage sieht die Strategie einen "Quantensprung" bei der Handlungsbereitschaft der EU sowie bei der gegenseitigen Unterstützung der 27 Mitgliedsländer vor. Größte Neuerung ist eine schnelle Eingreiftruppe ("EU Rapid Deployment Capacity"). Die Krisen-Interventionstruppe soll bis zum Jahr 2025 bis zu 5.000 Soldaten aus den Mitgliedsländern umfassen.


Wo die Truppe zum Einsatz kommen soll, ist bisher nicht festgelegt. Vor allem der französische Präsident Emmanuel Macron pochte bislang auf eine solche Interventionstruppe, um die EU unabhängiger von den USA zu machen und die "strategische Autonomie" Europas zu stärken. Der überstürzte Afghanistan-Abzug im August hatte der Debatte neue Dringlichkeit verliehen.


Erster Einsatz in der Ukraine?

Der Sicherheitsexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin hält es grundsätzlich für denkbar, dass die schnelle Eingreiftruppe in die Ukraine geschickt wird. Er sagte der Nachrichtenagentur AFP, die neue Truppe könnte beispielsweise zur Absicherung einer "Schutzzone in der Ukraine" eingesetzt werden – etwa wenn die UN nach einem Waffenstillstandsabkommen zwischen Russland und der Ukraine ein Mandat für eine Friedenstruppe beschließen würden.


Trotz der engeren Verzahnung in der EU-Verteidigungspolitik bleibe jedoch die Nato "das Fundament der kollektiven Verteidigung ihrer Mitglieder", heißt es im aktuellsten Entwurf des gut 40-seitigen Strategiepapiers. Darauf hatten die Bundesregierung und osteuropäische Länder wie Polen und die Baltenstaaten bestanden. Sicherheitsexperte Kaim sieht das als folgerichtig an, denn auch der Ukraine-Krieg habe abermals gezeigt: "Die kollektive Verteidigung ist keine Stärke der EU."


EU-Gipfel muss noch zustimmen

Auch in puncto Finanzierung der schnellen Eingreiftruppe laufen die Dinge anders als bei der Nato, wo die Mitgliedsländer rund zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung anpeilen sollen. Die Ausgaben bleiben weiter Sache der EU-Staaten. Mit dem Strategischen Kompass einigen sich die EU-Länder aber auf eine stärkere Nutzung der sogenannten Europäischen Friedensfazilität. Das ist ein Fonds, der aktuell für Waffenlieferungen an die Ukraine genutzt wird. Die Mittel für die Ukraine sollen nun auf eine Milliarde Euro verdoppelt werden.



Wenn die EU-Außen- und Verteidigungsminister das Papier gebilligt haben, geht es an die Staats- und Regierungschefs. Diese könnten die neue Strategie beim EU-Gipfel zum Ukraine-Krieg am Donnerstag und Freitag in Brüssel beschließen. 

Verwendete Quellen:


Info: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_91873772/deutschland-stellt-soldaten-fuer-neue-eu-eingreiftruppe.html


unser Kommentar: Für den Krieg auch gegen die eigene Bevölkerung?

s. Duisburger Ostermarschrede von 2012, wo Leutnant Christian Neumann bereits darauf hinwies, dass  besagte EU-Eingreiftruppe bereits im Aufbau sei, die dann auch zur Aufstandsbekämpfung in Inneren gedacht und eingesetzt werden kann.

s. i. Anschluss http://www.darmstaedter-signal.de/aktuell/20120407_Ostermarsch_Duisburg.pdf




Weiteres:




Sperrfrist 7.4.2012, 11:00 Uhr,


Rede Ostermarsch Duisburg 2012
"Clausewitz bis Aufstandsbekämpfung - Größenwahn unvollendet"


Eine Persönliche Meinung – Es gilt das gesprochene Wort.


IMPERIUM – MACHT – GEWALT !

Wussten Sie, dass zu den 4 Verträgen von Lissabon auch ein geheimer von Velsen
existiert?


Darin wurde auf europäischer Ebene geregelt, worum sich zwei Senate des BVerfG
schon seit Monaten zanken, nämlich der „Einsatz im Inneren“. Hinter der Bezeichnung
EUROGENDFOR verbirgt sich eine paramilitärische Kriseneingreiftruppe, die aktuell
zum Abmarsch nach Griechenland vorbereitet wird. Es sind Polizisten in einer Form, die
es in Deutschland noch nicht gibt. Angesichts eines zunehmenden Wohlstandsgefälles
droht dies aber auch für unser Land. Ein Einsatz der Bundeswehr im Inneren ließe sich
hiermit leicht umgehen. EUROGENDFOR ist alles zusammen: Polizei, Kriminalpolizei,
Armee und Geheimdienst. Die Kompetenzen dieser Truppe sind praktisch
unbeschränkt. Sie soll, in enger Zusammenarbeit mit europäischen Militärs, die
“Sicherheit in europäischen Krisengebieten” gewährleisten. Ihre Aufgabe ist es vor
allem, Aufstände niederzuschlagen.


Die Truppe kann auch Proteste niederhalten. Proteste z.B. wie diesen hier oder gegen
den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM).
Die 1. Lesung hierzu fand am 29. März im Bundestag statt. 1 Billion Euro soll die
Privatbank ESM erhalten. Nicht Europa und seine Völker profitieren davon. Nur wenige
Private. Sagen Sie Nein zum ESM !


Offiziere des Darmstädter Signals schenken der Entwicklung zum „Einsatz im
Inneren“ ihre besondere Aufmerksamkeit !


Während wir noch fordern „Bundeswehr raus aus Afghanistan“ und während wir uns
eine Welt ohne Militär wünschen, wird hinter verschlossenen Türen bereits die
Privatisierung hoheitlicher Sicherheitsaufgaben beraten. Es ist leichter tote Söldner zu
beerdigen, als öffentliche Staatsbegräbnisse für Staatsbedienste zu zelebrieren. Und es
ist einfacher Söldner zu finden, weil sie besser bezahlt werden. Es ist leichter ihnen
einen Tötungsbefehl zu erteilen, weil sie „Quasi-Gesetzlose“ sind. Sie arbeiten unter
falschem Namen und für Privatunternehmen mit Sitz im Ausland. Das Geschäft mit der
Sicherheit ist skupellos.


50 km Luftlinie von hier in Kalkar sitzt das Kommando Operative Führung der Luftwaffe
(KdoOpFüLw). Erst kürzlich wurde die Kerntruppe von etwa 100 Soldaten für die NATO-
Eingreiftruppe (kurz: NRF) zertifiziert. Das Qualitätssiegel bescheinigt, dass Kalkar die
NATO-Führungsstandards beherrscht. In der Abschlussübung führten ca. 100 Soldaten
insgesamt etwa 9000 in einer virtuellen Krisensituation. Dabei wurde sogar ein
Flugzeug abgeschossen. Spätestens nachdem das BVerfG die Abschussbefugnis im
Luftsicherheitsgesetz (§ 14 III) kippte, ist uns allen klar, im Zweifel wird Recht
gebrochen.


In diesem Jahr, so denn NRF angefordert wird, wäre das Kommando in Kalkar für die
Einsatzleitung zuständig. Ich persönlich möchte dann lieber nicht in einem entführten
Passagierflugzeug sitzen.


Das Darmstädter Signal fordert automatisierte Notlandeprogramme in Zivilflugzeugen, um dem Problem zu begegnen. In der Zertifizierungsübung in Kalkar Ende letzten Jahres wurde zwar mit

Fantasienamen aber mit der Topografie der Anrainerstaaten am Golf von Aden, in der Nähe des Iran, geübt. Das Szenario wurde vom US-Militär entworfen. Ein Schelm der Böses dabei denkt!


Kein Krieg gegen den Iran mit Soldaten des Darmstädter Signals !


Angriffskrieg ist immer ein Verbrechen !


Erst kürzlich musste sich ein Kommandeur der Bundeswehr bei der russischen
Botschaft entschuldigen, weil in einem Planspiel seiner Dienststelle ein echter
russischer General mit Bild und Namen als Bösewicht dargestellt wurde. Das ist alles
hochsensibel! Einige von Ihnen erinnern sich an Abel Archer 1983. Eine Übung bis zur
Anwendung von Atomwaffen. Beinahe hätte es wirklich geknallt. Dank Oberstleutnant
Stanislav Petrov, der die sowjetischen Alarmsysteme richtig einschätzte, konnte der
Atomkrieg verhindert werden. Das Darmstädter Signal fordert den Abbau aller

Massenvernichtungswaffen weltweit. JETZT SOFORT


Auslandseinsätze:
Seit 1990 haben alle deutschen Regierungen erhebliche Probleme, militärische
Auslandseinsätze zu rechtfertigen. Der originäre Verteidigungsauftrag der Bundeswehr,
ist angesichts von den deutschen Grenzen weit entfernter Konfliktherde nur mit
erheblichen Verrenkungen zu bemühen. Letztlich speist man uns stets mit den immer

gleichen drei Begründungsmustern ab:


Erstens Deutschland müsse im Bündnis mitmachen, andernfalls werden UNO, EU

und NATO geschwächt.


Zweitens der Rückgriff auf die deutsche Geschichte. Bis zum Kosovo-Krieg wurde
deutsches militärisches Engagement damit abgelehnt,  unter der Regierung Schröder
aber zum Argument für ein militärisches Eingreifen umgestaltet – es gälte, einen
Völkermord zu verhindern bzw. zu beenden, mit anderen Worten, eine sich andeutende
Wiederholung der Exzesse des Zweiten Weltkriegs zu bekämpfen.
Drittens bleibt das Begründungsmuster des humanitären Notstandes, den es zu
lindern gälte, ein Gesichtspunkt, der bei nahezu allen Auslandseinsätzen Verwendung

findet.


Das beunruhigt uns !


Die Ausgestaltung von Auslandseinsätze erfolgt im Regelfall in enger Abstimmung,
zuweilen auch auf Druck wichtiger Partnerstaaten und –organisationen. Erst dieser
Umstand vermag zu erklären, weshalb deutsche Kampftruppen z.B. in Afghanistan und
nicht im Sudan eingesetzt werden, zu welchem Zeitpunkt eine Operation beginnt und
beendet wird, welche Taktik verfolgt wird und welche eben nicht. Gerade personal- und
materialintensive Bundeswehreinsätze folgen oft außenpolitischen Schwerpunkten der
USA, die immer noch Besatzungsmacht (andere sagen Schutzmacht) Deutschlands

und zugleich scheinbar der wichtigste Verbündete sind.Die Bundeswehr eine US-amerikanische Hilfstruppe? Das wird heruntergespielt, weil es der deutschen Bevölkerung nicht zu verkaufen ist.


Mit keinen der drei Begründungsmustern können Regierungen hinreichend erklären,
warum die geographische Auswahl der Einsatzorte eben so und nicht anders erfolgt –
warum also im Kosovo ein neues Auschwitz drohte, gegen das auch die Bundeswehr
angehen müsste, in Nigeria, Ruanda, im Kongo und im Sudan (um nur einige Beispiele
zu nennen) aber nicht. Oder warum Brunnen- und Straßenbau, Mädchenschulen und
Demokratisierung in Afghanistan so wichtig sind, dass tausende deutscher Soldaten
dabei helfen müssen, die gleichen Dinge aber anderswo ohne Militär erfolgreich
vorangetrieben werden, was beispielsweise Frau Ursula Nolte und Dr. Reinhard Erös in

Afghanistan seit Jahren konditioniert belegen.


Militär ist das Gefährdungspotenzial.


Im April 2009 hob die Regierung heimlich, still und leise das Tötungsverbot für

Kommandosoldaten auf.


War bis vor kurzem die Anwendung tödlicher, militärischer Zwangsmittel in
Auslandseinsätzen nur in Notwehr oder Nothilfe gerechtfertigt, wurden die ohnehin
schon schwer erklärbaren Einsatzregeln kurzer Hand erweitert . So darf die Truppe in
Afghanistan seit Juli 2009 einem aggressiven Gegner bei dessen Flucht hinterher

schießen. Die Staatsanwaltschaft spricht von Stellungswechsel.


Bei der Piratenbekämpfung sollen deutsche Soldaten ab sofort mit Hubschraubern über
somalischen Strand schweben und mit Maschinengewehr gezielt feuern. Das dabei
Benzinfässer bersten, auslaufen, die Umwelt verschmutzen oder gar explodieren, geht

unserem Außenminister, der dem im März 2012 zugestimmt hat am Hintern vorbei.


Im Juni 2011 suchten Sie in Afghanistan verhandlungsbereite Taliban. Die USA
sprachen von „Versöhnung“ und formulierten konkrete Bedingungen für Gespräche.
Dabei fanden längst geheime Verhandlungen statt, wie Karzai später bestätigte. Sie

sagen uns einfach nicht die Wahrheit !


Die Taliban fordern als Bedingung für Gespräche den vorherigen Abzug.

Die NATO-Militärstrategie ist gescheitert. Nur noch Schönrederei !


Nach der Tötung von Rabbani am 20. September 2011 verloren die afghanische
Regierung und ihre Verbündeten den Verhandlungsführer. Karzai räumte 2 Wochen
später ein, er „wisse nicht, mit wem er sprechen" und „an wessen Tür er klopfen

könne.“


Mitte Oktober lagen die Friedensgespräche offiziell „auf Eis“.
Die bisherige Friedens- und Versöhnungsstrategie wird seitdem „überdacht.“ Aber der

unsägliche Krieg geht weiter.


Sie morden auf beiden Seiten. Die NATO mit ihren völkerrechtswidrigen Drohnen und
nächtlichen Hausfriedensbrüchen. Die Aufständischen mit ihren Hinterhalten und

Raketenangriffen.


Beides ist Terror. Und mir ist es gleich, wer ursächlich den ersten Stein geworfen hat.
Lasst uns rufen: „Schluss jetzt mit dem Wahnsinn!“
Um den innerafghanischen Versöhnungsprozess zu unterstützen, setzt die
Bundesrepublik große Hoffnungen auf das Konzept „Counterinsurgency (kurz: COIN)

zu deutsch „Aufstandsbekämpfung“.Prof. Bernd Greiner weist nach und ich pflichte ihm bei: Das Konzept funktioniere überhaupt nicht.


Etwa seit 2006 wenden die US-Truppen das Konzept in AFG an. Bundeswehroffizieren
war es verboten. Dann im Jahr 2010 definierte das deutsche Verteidigungsministerium
plötzlich die dazugehörigen Begriffe und führte US-amerikanische Vorschriften in die

hiesige Ausbildung ein.



Im Fokus stehe dabei die Zivilbevölkerung, deren Akzeptanz und Unterstützung zu
gewinnen sei. Wesentliche Elemente sind das Partnering und die Trennung der
Aufständischen von der Zivilbevölkerung. Blöd nur, wenn Aufständische zu Zivilisten

werden und umgekehrt.


In der Machtlosigkeit der Armee gegenüber der Guerilla und wegen des Erfolgsdrucks

werden dann im Zweifel durch NATO-Soldaten Zivilisten getötet.


Krieg hat seine eigenen Gesetze. Krieg ist nicht akzeptabel !


Immer mehr Offiziere und Unteroffiziere der Bundeswehr verweigern den Kriegsdienst.
In den vergangenen sechs Jahren stieg die Zahl der entsprechenden Anträge
kontinuierlich von 15 (2006) auf 181 (2011). Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes
Ende 2001 verweigerten insgesamt 593 Offiziere und Unteroffiziere. Seit kurzem dürfen
auch Sanitäter einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung stellen. Das musste hart
erstritten werden und zeigt, auch Ärzte müssen heutzutage zur Waffe greifen. Wo soll

das noch hinführen?


Nicht allein das Militär scheiterte. Die okzidentale Zweck-Ziel-Mittel-Relation, die
euroatlantischen Ziele und Denkweise sind ursächlich verantwortlich zu machen.
Greifbar wird dies u.a. durch vom Bundessicherheitsrat genehmigte Waffenexporte in
Krisenstaaten, durch zunehmendes Wohlstandsgefälle weltweit und Realitätsverlust in

der Wahrnehmung der Akteure.


Sie verbieten uns das Wort, schneiden uns, bezichtigen uns des Antisemitismus oder
verpassen unseren Abgeordneten im Berliner Parlament einen Maulkorb. Mit einem
aktuellen Entwurf zur Änderung der Geschäftsordnung des Bundestages versucht die

Regierung trickreich jede Opposition zu neutralisieren.


Der Schlüssel zum Frieden ist eine ausführliche Bedürfnisanalyse aller
Interessengruppen. Handlungsmöglichkeiten werden sich erst aus ehrlichen und
gleichberechtigten, offenen und ergebnisoffenen, direkten Verhandlungen aller Kräfte
im Raum eröffnen. Erst dies entmoralisiert den Krieg. Die Abschaffung von
Kriegswaffen über ein verbindliches Weltabrüstungsabkommen mit
Produktionsalternativen zum Wohle von Mensch & Umwelt für die Rüstungsindustrie
sollte parallel zu diesem Prozess vorangetrieben werden. Die Klage des Friedens
angeführt von Dr. Klaus Schlichtmann i.V.m. einer Konkretisierung des Artikel 26
Grundgesetz und § 80 Strafgesetzbuch frei nach Jürgen Rose sind jetzt die
wesentlichen Aufgaben der Friedensbewegung, um dem Angriffskrieg endgültig den gar

aus zu machen.


Das Darmstädter Signal unterstützt Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel !

Unterstützen Sie uns !


IMPERIUM – MACHT – GEWALT !
V.i.S.d.P.: Leutnant Christian Neumann, Avenariusstr. 3a, 22587 Hamburg

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