20.08.2024

Alles für die Ukraine, wieder Streit mit Ungarn – und überall Faschisten?

lostineu.eu, 20. August 2024

Die Watchlist EUropa vom 20. August 2024 – Heute mit einem irreführenden Budget-Streit, neuen Vorwürfen gegen Orban und einer bizarren “Spiegel”-Story.

Die Nachricht klang unerhört: “Kein neues Geld mehr für die Ukraine”, meldete die “FAZ” am Wochenende. Nach der aktuellen Haushaltsplanung der Ampelkoalition dürfe nur noch bereits bewilligte Militärhilfe an Kiew geliefert werden.

Daraus wurde die Behauptung, die Bundesregierung wolle den Geldhahn zudrehen – womöglich als Retourkutsche für Nordstream. Wilde Spekulationen schossen ins Kraut, die ukrainische Führung beschwerte sich in Berlin.

Am Montag kam dann das (erwartbare) Dementi: Es bleibe bei der Zusage des Kanzlers, dass man die Ukraine so lange militärisch unterstützen werde, wie nötig. Auch das Auswärtige Amt bekräftigte die deutsche Ukraine-Hilfe.

Geld von EU, G-7 und Nato

Gekürzt wird nur bei nationalen Extras. Deutschland war 2024 in Vorleistung gegangen, das dürfte sich 2025 nicht wiederholen. Stattdessen soll die Ukraine von Zinserlösen auf beschlagnahmte russische Vermögen profitieren.

Berlin liegt damit auf einer Linie mit Brüssel. “Alles für die Ukraine” heißt die Devise unter Kommissionspräsidentin von der Leyen. Erst in der vergangenen Woche hatte sie 4,2 Mrd. Euro aus der neuen “Ukraine-Fazilität” ausgezahlt!

Auch die G-7 und die Nato haben Milliardenspritzen für das von der Pleite bedrohte und von den Ratingagenturen verschmähte Land angekündigt. Der Westen hält so die Wirtschaft, aber auch das Militär künstlich am Leben.

Es wird noch viel teurer

Vor diesem Hintergrund sagt der Berliner Budget-Streit wenig über die (massiven) Probleme der Ampel aus – und viel über die Erwartung, dass der Krieg noch teurer werden dürfte, und dass Deutschland noch mehr zahlen soll.

Möglich wäre dies aber nur, wenn die Ampel die Schuldenbremse umgeht und einen Notfall erklärt. Das wollte sie bisher nicht. Ich rechne allerdings damit, dass es im Herbst passieren wird – wie groß der Druck ist, zeigt sich gerade…

Mehr zur Eskalation um die Ukraine (und Israel) hier (Open Thread)

News & Updates

  • Schon wieder Streit mit Ungarn. Diesmal geht es um Visa-Erleichterungen für Gastarbeiter aus Belarus und Russland. In Brüssel befürchtet man das Einsickern von Spionen und Saboteuren – und hat eine Stellungnahme der Regierung Orban angefordert. Die weist nun alle Vorwürfe zurück. Die betroffenen Personen würden “einer umfassenden Überprüfung unterzogen”, schrieb der ungarische Außenminister Peter Szijjarto auf seiner Facebook-Seite. 
  • Litauen baut für die Bundeswehr. Litauen hat mit dem Bau eines Militärstützpunktes für Bundeswehr-Soldaten begonnen. Nach der Fertigstellung bis Ende 2027 soll der Standort bis zu 4000 deutsche Soldaten beherbergen. Es handelt sich um den ersten dauerhaften Auslandseinsatz der Bundeswehr seit dem 2. Weltkrieg. Der litauische Verteidigungsminister schätzt die Kosten für den Bau auf mehr als eine Milliarde Euro.
  • Green Deal auf Abwegen. Für den “Green Deal” will die EU kritische Rohstoffe erschließen, zuletzt kam (unter deutscher Führung) ein Deal für den Lithium-Abbau in Serbien zustande. Nun berichtet ein Aktivist, der Zweifel an dem Vorhaben hat, von massiven Einschüchterungs-Versuchen bis hin zu Morddrohungen. Seine Darstellung auf “X” erweckt den Eindruck, dass Serbien massiv unter Druck gesetzt wurde… – Mehr hier (X) und hier (zum Green Deal)

Das Letzte

Überall Faschisten? Das ehemalige Nachrichtenmagazin “Spiegel” macht in dieser Woche mit einer besonders reißerischen Story auf. Trump, Le Pen, Orban und Meloni könnten “heimliche Hitler” sein, so die angsteinflößende These. Ich muß zugeben, dass ich diese Geschichte nicht gelesen habe – mit gutem Grund: Aus EU-Sicht klingt sie allein schon deshalb unglaubwürdig, weil Le Pen, Orban und Meloni zu Wahlen zugelassen sind und als vollwertige EU-Akteure auftreten. Orban hat den EU-Vorsitz inne, Meloni hat mehrere EU-Deals mit Kommissionschefin von der Leyen gemacht, Le Pen hat eine eigene Fraktion im Europaparlament. Wenn sie Faschisten wären, müssten all diese Aktivitäten sofort eingestellt und verboten werden, oder?In Wahrheit dürfte es dem “Spiegel” denn auch weniger um die EU-Politiker gehen, sondern um einen gewissen Höcke. Über den AfD-Führer wurde allerdings schon so viel geschrieben, dass es wohl nicht mehr für einen verkaufsträchtigen Titel reichte…

Mehr Newsletter hier


Info: https://lostineu.eu/alles-fuer-die-ukraine-wieder-streit-mit-ungarn-und-ueberall-faschisten


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




Weiteres:




Open Thread: Eskalation in Israel und in der Ukraine (2)


lostineu.eu, vom 19. August 2024

Die Kriege um die Ukraine und Israel eskalieren. Die Ukraine greift die russische Grenzregion Kursk an, Israel droht mit Attacken auf Beirut und Teheran. In diesem Thread wollen wir die Ereignisse und ihre (möglichen) Folgen diskutieren (wird laufend aktualisiert).

Dies ist der zweite Teil des Threads, er behandelt die Woche ab dem 19. August. Der erste Teil ist hier, ein erstes Fazit steht hier. Wir freuen uns auf Beiträge und Kommentare!

19. August

  • Im Bemühen um eine rasche Waffenruhe im Gaza-Krieg ist US-Außenminister Antony Blinken in Jerusalem mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammengetroffen. Blinken sprach von der vielleicht “letzten Chance”, die Geiseln der Hamas zu befreien.
  • Derweil hat die Hamas die bisherigen Ergebnisse für unzureichend erklärt. Hier die Kritikpunkte (Foto) – Hamas ist nicht direkt an den Verhandlungen beteiligt. Diese finden vor allem zwischen den USA und Israel statt – ohne Beteiligung der direkt Betroffenen. Frieden lässt sich so nicht schaffen…
  • Screenshot_2024_08_20_at_08_49_31_Open_Thread_Eskalation_in_Israel_und_in_der_Ukraine_2_Lost_in_EUrope


  • Ukraines Präsident Selenskyj hat erklärt, mit dem Einmarsch in der russischen Region Kursk wolle die Armee eine “Pufferzone” schaffen. – Dies widerspricht früheren Aussagen, wonach es darum gehe, einen Gebietstausch im Rahmen von Friedensgesprächen zu ermöglichen. Selenskyj plant nun wohl eine dauerhafte Besatzung – ein Bruch des Völkerrechts!?

3 Comments

  1. Michael
    19. August 2024 @ 15:21

    “… wie groß der besetzte Anteil daran [am russischen Staatsgebiet]ist?” Wie ich hörte 0.003%.
    Russland hingegen hält dem Vernehmen nach 20% ukrainisches Territorium und ist weiter auf dem Vormarsch.
    Kursk ist m. E. eine Verzweiflungstat. Man geht auf va banque.

Reply

  • exKK
    19. August 2024 @ 20:47

    Zum Artikel:
    „Hamas ist nicht direkt an den Verhandlungen beteiligt.“

    Nein, Friedensgespräche werden nur noch mit einer Seite geführt – Palästinenser (Gaza) und Russen (Ukraine) werden gar nicht erst beteiligt.
    Statt dessen verhandeln Freunde mit Freunden und vielleicht noch mit ein paar Freunden von Freunden des Schwippschwagers des Feindes – und wundern sich dann, dass dabei absolut nix bei rumkommt.

    (sorry fürs Antworten, heute geht es mal wieder nicht direkt)

    Reply

  • Stef
    19. August 2024 @ 11:24

    Der Einmarsch in Kursk könnte das Schicksal der Ukraine als Staat besiegelt haben. Aus der Sicht Russlands, das sich auf der Siegerstraße im laufenden Krieg wähnt, disqualifiziert dieser Einmarsch die derzeitige ukrainische Regierung als Gesprächspartner. Ohne Gespräche geht es für die Ukraine aber nur noch bergab Richtung Wand. Ob dann faktisch überhaupt noch genug Substanz übrig bleibt, um aus der Restukraine noch einen Staat zu machen, bleibt abzuwarten und wir zunehmend unwahrscheinlich. Wenn man sich Hoffnung gemacht hat, im Rahmen von Waffenstillstandsgesprächen zumindest noch den Zugang der Ukraine zum Schwarzen Meer zu retten, dan wurde diesem Ziel mit dem Einmarsch vermutlich ein Bärendient geleistet.

    Wer glaubt, dass der Einmarsch nach Kursk der Ukraine mehr als nur eine temporäre PR-Aufmerksamkeit gebracht hat, dürfte einem unangenehmen Erwachen entgegen sehen. Das an Feuerkraft inzwischen dramatisch überlegene russische Militär wird den ukrainischen Truppen auf russischem Stammterritorium einen hohen Blutzoll abverlangen und zwar auf Dauer. Russland hat seit Beginn des Krieges schon mehrfach bewiesen, dass die Priorität in der Vernichtung der ukrainischen Truppen liegt und nicht auf kurzfristigen Geländegewinnen. Von daher kann Russland die Besetzung ohne weiteres andauern lassen und die Ukraine damit zwingen, immer weitere Verstärkungen nachzuschieben.

    Und wer glaubt, dass die Besetzung der Regierung Putin gefährlich werden könnte, soll sich mal die Ausdehnung des russischen Staatsgebiets vor Augen führen und sich die Frage stellen, wie groß der besetzte Anteil daran ist.


  • Info: https://lostineu.eu/open-thread-eskalation-in-israel-und-in-der-ukraine-2


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    20.08.2024

    Nachrichten von Pressenza: Venezuela erneut im Auge des geopolitischen Orkans

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 20. August 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 20.08.2024


    Venezuela erneut im Auge des geopolitischen Orkans


    Die Kandidat:innen, die verärgert angebliche Unregelmäßigkeiten bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen in der Bolivarischen Republik Venezuela anprangern, vertreten bereits bekannte Interessen: Interessen, die die Selbstproklamation ohne jegliche Wahl von Juan Guaidó in 2019 billigten. Interessen, die einen fiktiven Vertreter an den&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/08/venezuela-erneut-im-auge-des-geopolitischen-orkans/


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    Geist und Kunst &#038; Alles darüber: Ein Gespräch mit Arnoldo Mosca Mondadori


    Ein enger Freund erzählte kürzlich von den Gedanken des Astronauten Ron Garan, die sich durch seine 178 Tage und 71 Millionen Meilen in der „Weite“ des Weltraums sowie durch seine Zeit auf der Internationalen Raumstation grundlegend verändert haben. Diese Veränderung&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/08/geist-und-kunst-alles-darueber-ein-gespraech-mit-arnoldo-mosca-mondadori/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


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    19.08.2024

    Alastair Crooke: Revisionistische Zionisten fordern die USA auf, ihrer Nakba-Agenda den Stecker zu ziehen

    seniora.org, 19. August 2024, 19. August 2024 Von Alastair Crooke - übernommen von strategic-culture.su

    Amerika sitzt in der Falle. Die Machthaber sind unglücklich, aber ohnmächtig.


    Crooke.png
    © Photo: Public domain










    (Red.) So erfahren wir endlich, von wem und warum dieser unsägliche Irak-Krieg geplant und durchgeführt wurde! Und man sieht auch, aus welchem Urgrund die Neo-Cons gekrochen sind! Dem einen oder anderen hatte das ja schon gedämmert - aber hier haben wir es einmal schwarz auf weiss.(am)


    Die Israelis waren in den letzten Jahren tief gespalten und unfähig, sich auf eine Regierung zu einigen. Nach fünf Parlamentswahlen beschlossen sie, das Team Lapid/Gantz zu entlassen und eine neue Koalition aus Netanjahu und kleinen jüdischen Parteien von Vormachtsideologen an die Macht zu bringen.


    Kurz nach der Bildung der neuen Regierung kam es jedoch zu einem heftigen Ausbruch von „Kaufreue“, wobei ein beträchtlicher Teil der Israelis anscheinend bereit war, fast alles in Betracht zu ziehen, um ihre Regierung zu stürzen.

    In ganz Israel kam es regelmäßig zu Demonstrationen, um zu verhindern, dass das Land   – in den Worten eines ehemaligen Mossad-Direktors   – „zu einem rassistischen und gewalttätigen Staat wird, der nicht überleben kann“.

    Aber wahrscheinlich ist es bereits zu spät.

    Die meisten Menschen außerhalb Israels neigen dazu, die verschiedenen und oft gegensätzlichen Ansichten in Israel in einen Topf zu werfen, und zwar ausschließlich aus der reduzierenden Perspektive, dass es sich bei all diesen verschiedenen Akteuren um Juden und Zionisten leicht unterschiedlicher Couleur handelt.

    Sie könnten sich nicht mehr irren. Es gibt eine existenzielle Kluft; es gibt verschiedene Formen des Zionismus: Die Spaltung geht bis zu der Frage, was es bedeutet, Jude zu sein. Benjamin Netanjahu ist ein „revisionistischer Zionist“, d.h. ein Anhänger von Wladimir Jabotinsky (für den sein Vater Benzion Netanjahu als Privatsekretär gearbeitet hatte): Der „revisionistische Zionismus“ ist das genaue Gegenteil des kulturellen Zionismus des Jüdischen Weltkongresses.

    Als junger Mann hat Netanjahu erklärt, Palästina sei „ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“. Folglich war er für die Ausweisung aller arabischen „Blow-Ins“ (Einsprengsel   – wie er sie nannte). Außerdem vertrat er die Idee, dass sich der Staat Israel „vom Nil bis zum Euphrat“ erstreckt.

    Während seiner 16-jährigen Amtszeit als Premierminister wurde Netanjahu jedoch als gemäßigter (pragmatischer), aber immer auch hinterhältig wahrgenommen. Im Nachhinein betrachtet, hatte er sich vielleicht einfach nur der Zeit angepasst. Oder aber er praktizierte die Strauss'sche „Doppel-Wahrheit“   – die Praxis, die Leo Strauss seinen Anhängern als einziges Mittel lehrte, um das „wahre“ Judentum innerhalb des umfassenden „liberal-europäischen“ (weitgehend aschkenasischen) Ethos zu bewahren. Strauss' „Esoterik“ (in Anlehnung an Maimonides, den frühen jüdischen Mystiker) bestand darin, sich äußerlich zu einer „weltlichen Sache“ zu bekennen, während er innerlich eine völlig konträre esoterische Lesart der Welt bewahrte.

    Nur um das klarzustellen: Zu den revisionistischen Zionisten (zu denen Netanjahu gehört) gehören Menachem Begin und Ariel Sharon, die mit der Nakba (der Massenvertreibung der Palästinenser) 1948 gezeigt haben, wozu sie fähig sind.

    Netanjahu gehört zu dieser „Linie“   – und damit zu einer wichtigen dominanten Fraktion in Washington.


    Der 'Krieg' mit Washington, nach dem 7. Oktober

    Zunächst hat Washington mit einer unreflektierten und sofortigen Unterstützung Israels reagiert, indem es sein Veto gegen verschiedene Waffenstillstandsresolutionen des UN-Sicherheitsrates eingelegt und Israels militärischen Bedarf für die Zerstörung der palästinensischen Enklave in Gaza vollständig gedeckt hat. In den Augen des US-Establishments war es undenkbar, etwas anderes zu tun als Israel zu unterstützen. Israels Qualitativer militärischer Vorsprung (Qualitative Military Edge   – QME) ist als eine der grundlegenden Strukturen verankert, die den brüchigen Ast stützen, auf dem die Hegemonie der USA ruht.

    Gewöhnliche Amerikaner (und einige in der Regierung) sahen jedoch die Schrecken des Völkermords „live“ auf ihren Handys. Die Demokratische Partei begann, stark zu zerbrechen. Die „Machthaber“ in den Hinterzimmern begannen, Druck auf das israelische Kriegskabinett auszuüben, um über die Freilassung der Geiseln zu verhandeln und einen Waffenstillstand in Gaza zu schließen   – in der Hoffnung auf eine Rückkehr zum Status quo ante.

    Aber die Regierung Netanjahu sagte   – auf verschiedene tautologische Arten   – „nein“ und spielte schamlos mit dem Trauma des 7. Oktobers ihrer Bürger, um die Notwendigkeit der Vernichtung der Hamas zu beteuern.

    Washington begriff erst mit einiger Verspätung, dass der 7. Oktober für die Anhänger Jabotinskys der Vorwand war, das zu tun, was sie schon immer wollten: Die Vertreibung der Palästinenser aus Palästina.

    Die israelische Botschaft wurde von den herrschenden Schichten in Washington perfekt „empfangen und verstanden“: Die revisionistischen Zionisten (die etwa 2 Millionen Israelis vertreten) wollten den Angelsachsen auf zynische Weise ihren Willen aufzwingen; sie drohten damit, einen Krieg mit der Welt zu entfachen, in dem die USA „verbrennen“ würden: Sie würden nicht zögern, die USA in einen umfassenden regionalen Krieg zu stürzen, sollte das Weiße Haus versuchen, das Neo-Nakba-Projekt zu untergraben.

    Trotz der absoluten Unterstützung, die Israel in Washington genießt, scheint die herrschende Klasse beschlossen zu haben, dass das Ultimatum des „revisionistischen Strategems“ nicht toleriert werden kann. Eine entscheidende US-Wahl steht an. Die soft power der USA in der Welt brach zusammen. Jeder, der die Ereignisse rund um den Globus beobachtete, verstand, dass die Tötung von mehr als 40.000 unschuldigen Menschen nichts mit der Beseitigung der Hamas zu tun hatte.


    Den Hintergrund verstehen

    Um die Natur dieses okkulten Krieges zwischen den revisionistischen Zionisten und Washington zu verstehen, ist es notwendig, Leo Strauss, einen deutschen Juden, der Deutschland 1932 unter der Schirmherrschaft eines Stipendiums der Rockefeller Foundation verlassen hatte und schließlich 1938 in den USA ankam, erneut zu befragen.

    Es geht hier darum, dass die Ideen, die in diesem ideologischen Kampf eine Rolle spielen, nicht nur Israelis und Palästinenser betreffen. Es geht um Kontrolle und Macht. Der Kern der Agenda der gegenwärtigen israelischen Regierung   – insbesondere ihre umstrittene Rechtsreform   – sind reine Leo-Strauss-Derivate.

    Die amerikanischen Machthaber waren besorgt, dass Netanjahus Agenda zu einer Übung in reiner Strauss'scher Macht wird   – auf Kosten der säkularen amerikanischen Macht.

    Das heißt, dass die revisionistischen Vorstellungen von der einflussreichen Gruppe von Amerikanern geteilt werden, die sich um diesen Philosophieprofessor   – Leo Strauss   – an der Universität von Chicago gebildet hatte. In vielen Berichten wird berichtet, dass er eine kleine innere Gruppe gläubiger jüdischer Studenten gebildet hatte, denen er privaten mündlichen Unterricht erteilte: Der esoterische innere Sinn der Politik konzentrierte sich dem Hörensagen nach auf die Durchsetzung der politischen Hegemonie als Mittel zum Schutz vor einer neuen Shoah (Holocaust).

    Der Kern von Strauss' Denken   – das Thema, auf das er immer wieder zurückkam   – ist das, was er die merkwürdige Polarität zwischen Jerusalem und Athen nannte. Was bedeuteten diese beiden Namen? Oberflächlich betrachtet scheinen Jerusalem und Athen zwei grundlegend unterschiedliche, sogar antagonistische Codes oder Lebensweisen zu repräsentieren.

    Die Bibel, so Strauss, stellt sich nicht als eine Philosophie oder Wissenschaft dar, sondern als ein Gesetzeskodex, ein unveränderliches göttliches Gesetz, das uns vorschreibt, wie wir leben sollen. Tatsächlich sind die ersten fünf Bücher der Bibel in der jüdischen Tradition als Tora bekannt, und „Tora“ lässt sich vielleicht am ehesten wörtlich mit „Gesetz“ übersetzen. Die Haltung, die die Bibel lehrt, ist nicht die einer Selbstreflexion oder kritischen Prüfung   – sondern die des absoluten Gehorsams, des Glaubens und des Vertrauens in die Offenbarung. Wenn der paradigmatische Athener Sokrates ist, so ist die paradigmatische biblische Figur Abraham und die Akedah (die Bindung Isaaks), der bereit ist, seinen Sohn für einen unverständlichen göttlichen Befehl zu opfern.

    „Ja“, die westliche liberale Demokratie brachte bürgerliche Gleichheit, Toleranz und das Ende der schlimmsten Formen der Verfolgung. Doch gleichzeitig verlangte der Liberalismus vom Judentum   – wie von allen Religionen   – die Privatisierung des Glaubens, die Umwandlung des jüdischen Rechts von einer kommunalen Autorität in den Bereich des individuellen Gewissens. Das Ergebnis war, wie Strauss analysierte, ein gemischter Segen.

    Das liberale Prinzip der Trennung von Staat und Gesellschaft, von öffentlichem Leben und privatem Glauben könne nur zu einer „Protestantisierung“ des Judentums führen, meinte er.

    Um es klar zu sagen: Diese beiden antagonistischen Seinsweisen drücken grundlegend unterschiedliche moralische und politische Standpunkte aus. Dies ist der Kern dessen, was die beiden „Lager“, die heute in Israel leben, trennt: Demokratisches „kulturelles Judentum“ versus das Judentum des Glaubens und des Gehorsams gegenüber der göttlichen Offenbarung.


    Das Aufstellen der Falle für die USA

    Die U.S. Straussianer begannen vor einem halben Jahrhundert, 1972, eine politische Gruppe zu bilden. Sie gehörten alle dem Stab des demokratischen Senators Henry „Scoop“ Jackson an, darunter Elliott Abrams, Richard Perle und David Wurmser. Im Jahr 1996 schrieb dieses Straussianer-Trio eine Studie für den neuen israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu. Dieser Bericht (die Clean-Break-Strategie) befürwortete die Beseitigung von Jassir Arafat, die Annexion der palästinensischen Gebiete, einen Krieg gegen den Irak und die Umsiedlung der Palästinenser dorthin. Netanjahu gehörte zu diesem Kreis.

    Die Strategie wurde nicht nur von den politischen Theorien von Leo Strauss inspiriert, sondern auch von denen seines Freundes Ze'ev Jabotinsky, dem Begründer des revisionistischen Zionismus, für den Netanjahus Vater als Privatsekretär tätig war.

    Um Missverständnissen vorzubeugen: Die amerikanischen Straussianer   – heute meist als „Neo-Cons“ bezeichnet   – sind nicht grundsätzlich gegen die Nakba-Agenda der Netanjahu-Regierung. Es war nicht das Leiden des Gazastreifens, das sie bewegte, sondern die Drohungen der revisionistischen Zionisten, einen Angriff auf den Iran und den Libanon zu starten. Denn sollte dieser Krieg geführt werden, wäre die israelische Armee mit Sicherheit nicht in der Lage, die Hisbollah allein zu besiegen. Und einen Krieg gegen den Iran zu führen, wäre für Israel der reinste Wahnsinn.

    Um Israel zu retten, wären die USA also zweifellos gezwungen, einzugreifen. Das militärische Kräfteverhältnis hat sich seit dem israelisch-libanesischen Krieg 2006 erheblich zugunsten der Hisbollah und des Irans verschoben, und ein Krieg wäre jetzt ein heikles und riskantes Unterfangen.

    Dennoch war dies für die unausgesprochene „esoterische“ (innere) Agenda der israelischen Regierung von entscheidender Bedeutung.


    Washington versucht zurückzuschlagen, sieht sich aber schachmatt gesetzt

    Die einzige Alternative für die USA wäre, einen Militärputsch in Tel Aviv zu unterstützen. Einige hochrangige Offiziere und israelische Unteroffiziere haben sich bereits zusammengetan, um dies vorzuschlagen. Im März 2024 wurde General Benny Gantz (gegen den Willen des Premierministers) nach Washington eingeladen. Er hat die Einladung den Premierminister zu stürzen jedoch nicht akzeptiert. Er wollte sich vergewissern, dass er Israel noch retten kann und dass sich seine Verbündeten in den USA nicht gegen den israelischen Militärkader wenden würden.

    Das mag seltsam erscheinen. Aber in Wirklichkeit fühlen sich die IDF unterminiert, ja sogar verraten. Die Vereinbarung, die zu Beginn der Regierung zwischen Netanjahu und Itamar Ben-Gvir (von Otzma Yehudit) getroffen wurde, war der Ausweg aus dieser Angst.

    Das Regierungsvereinbarung sah vor, dass Ben-Gvir eine autonome Streitkraft im Westjordanland leiten sollte. Ihm wurde nicht nur die Verantwortung für die Nationalpolizei, sondern auch für die Grenzpolizei übertragen, die bis dahin dem Verteidigungsministerium unterstellt war.

    Das Abkommen sah auch die Schaffung einer groß angelegten Nationalgarde und eine verstärkte Präsenz von Reservetruppen bei der Grenzpolizei vor.

    Ben-Gvir ist ein Kahanist, d.h. ein Schüler des Rabbiners Meir Kahane, der die Vertreibung der palästinensischen arabischen Bürger aus Israel und den besetzten Gebieten und die Errichtung eines Gottesstaates fordert, und er macht keinen Hehl daraus, dass er die Grenzpolizei zur Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung, seien es Muslime oder Christen, einsetzen will.

    Die offiziellen Streitkräfte Ben Gvirs sind, wie Benny Gantz bemerkte, eine „Privatarmee“. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn er hat auch die Gefolgschaft von Hunderttausenden von Siedlern im Westjordanland, die von dem radikalen Rabbiner Dov Lior und seiner Clique von radikalen Jabotinsky-Rabbinern kontrolliert werden.

    Die reguläre Armee fürchtet diese Milizen, wie wir auf dem Militärstützpunkt Sde Teiman gesehen haben, als die Milizen von Ben Gvir den Stützpunkt gestürmt haben, um Soldaten zu schützen, die der Vergewaltigung palästinensischer Gefangener beschuldigt wurden.

    Die Angst der israelischen Militärs vor dieser „Jabotinsky-Armee“ zeigt sich in der Warnung des ehemaligen Premierministers Ehud Barak, dass:

    „Unter dem Deckmantel des Krieges findet jetzt in Israel ein Regierungs- und Verfassungsputsch statt, ohne dass ein Schuss fällt. Wenn dieser Putsch nicht gestoppt wird, wird er Israel innerhalb weniger Wochen in eine De-facto-Diktatur verwandeln. Netanjahu und seine Regierung ermorden die Demokratie ... Die einzige Möglichkeit, eine Diktatur zu einem so späten Zeitpunkt zu verhindern, ist, das Land durch groß angelegten, gewaltlosen zivilen Ungehorsam rund um die Uhr lahmzulegen, bis diese Regierung gestürzt ist ... Israel war noch nie mit einer so ernsten und unmittelbaren inneren Bedrohung seiner Existenz und seiner Zukunft als freie Gesellschaft konfrontiert.“

    Die IDF-Elite will einen Waffenstillstand/ein Geiselabkommen, in erster Linie um „Ben-Gvir zu stoppen“   – und nicht, weil es Israels Palästinenserproblem löst. Das tut es nicht.

    Aber Netanjahus Ultimatum lautet: Wenn die Ermordung von Haniyeh nicht ausreicht, um die USA in den großen Krieg zu stürzen, der ihm (Netanjahu) den großen Sieg bescheren wird, kann er jederzeit eine größere Provokation auslösen: Ben Gvir kontrolliert auch die Sicherheit auf dem Tempelberg   – die Eskalationsleiter Tempelberg/Al-Aqsa kann jederzeit erklommen werden (durch Androhung der Zerstörung der Al-Aqsa-Moschee).

    Amerika sitzt in der Falle. Die Machthaber sind unglücklich, aber ohnmächtig.

    Quelle: https://strategic-culture.su/news/2024/08/19/revisionist-zionists-dare-us-to-pull-the-plug-on-their-nakba-agenda/
    Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus


    Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6146&mailid=2308


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    Weiteres:




    Im Gespräch: Wolfgang Eggert (Armageddon und Endzeitsekten im Nahen Osten) - apolut.net


    apolut.net, Veröffentlicht am: 19. August 2024 | Anzahl Kommentare: 15 Kommentare

    Ideologien können tödlich enden, vor allem dann, wenn ideologisch verblendete Personen in machtvollen Positionen sitzen. Schlimmer aber sind hier religiöse Fanatiker, sie können einen Weltenbrand entzünden. In der Geschichte wurden immer wieder Völker gegeneinander geführt und Millionen mussten ihr Leben lassen, weil angeblich irgend eine göttliche Fügung das so gewollt hat. Besonders häufig stand der Nahe Osten und das heilige Land im Zentrum solcher Kriegstreiber. Kriege aber dienen immer nur der weltlichen Machtausdehnung, niemals einem angeblich göttlichen Willen.


    In dieser Folge sprechen Markus Fiedler und der Historiker Wolfgang Eggert über die religiösen Hintergründe der Konflikte im Nahen Osten. Im Fokus sind Endzeitgläubige, die meinen, ein Armageddon aktiv herbeiführen zu müssen. Diese gefährlichen Sektenangehörigen gibt es in allen monotheistischen Religionen. Eggert schlüsselt im Interview die Hintergründe bezüglich des Christentums und des Judentums diesbezüglich genauer auf.


    Anhörenhttps://apolut.net/im-gespraech-wolfgang-eggert/#pills-podcast

    Ansehen https://apolut.net/im-gespraech-wolfgang-eggert/#pills-video

    PDF zum Herunterladen https://apolut.net/im-gespraech-wolfgang-eggert//?print-posts=pdf


    Info: https://apolut.net/im-gespraech-wolfgang-eggert/


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    19.08.2024

    150 Grünen-Mitglieder fordern Fortsetzung der finanziellen Unterstützung der Ukraine

    freedert.online, 19 Aug. 2024 10:12 Uhr

    Laut einem Medienbericht fordert "eine Realo-Gruppe der Grünen", die seitens der Bundesregierung geplante Aussetzung der Hilfszahlungen an die Ukraine zu überdenken. Die Schuldenbremse sei "wichtiger als das Leben und Überleben einer angegriffenen europäischen Nation", so die Formulierung in dem offenen Brief.


    Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Christian Ender


    Symbolbild


    Der Berliner Tagesspiegel zitiert exklusiv aus einem "offenen Brief" einer Gruppe von 150 Grünen-Mitgliedern, der demnach auch von "bekannten älteren" Parteimitgliedern gezeichnet wurde. Kritisiert wird die Entscheidung der Bundesregierung, "bei den militärischen Hilfen für die Ukraine den Haushalt zu schonen", so der Tagesspiegel. Diese Entscheidung habe laut Grünen-Pamphlet "sofort Einfluss auf den Verlauf des Krieges und schwäch[t] die Ukrainische Armee." Die Bundestagsabgeordneten werden nun nachdrücklich aufgefordert "nicht zuzulassen, dass Deutschland aus dem Bündnis zur Unterstützung der Ukraine ausschert."


    "Ende der Veranstaltung. Der Topf ist leer": Ampel beschließt Budget zulasten der Ukraine





    "Ende der Veranstaltung. Der Topf ist leer": Ampel beschließt Budget zulasten der Ukraine






    Die Tagesspiegel-Redaktion zitiert Auszüge aus dem Schreiben, ohne jedoch einen Link zum Original zur Verfügung zu stellen. Zu den "bekannten Köpfen" zählen laut Artikel demnach "Rebecca Harms, Daniel Cohn-Bendit, Ralf Fücks und Marieluise Beck". Letztgenannte stellen dabei die Geschäftsführung des einflussreichen, staatsnahen Thinktanks "Zentrum Liberale Moderne". Weitere Unterzeichnende des offenen Briefes werden nicht genannt.

    Die Initiatoren aus dem "realpolitischen Flügel" fordern die Partei- und Fraktionsspitze von Bündnis 90/Die Grünen auf, die Zustimmung zu dem anvisierten Stopp der Zahlungen an Kiew zu überdenken:

    "Die Konsequenzen der Haushaltseinigung für die Waffen- und Munitionskäufe für die Ukraine haben sofort Einfluss auf den Verlauf des Krieges und schwächen die Ukrainische Armee."

    Kritisiert wird die vermeintliche Einigkeit der drei Parteispitzen der Koalition, aber ohne klare Formulierung in dieser Hinsicht:

    "Die Botschaft der Einigung erweckt den Anschein, als sei die deutsche Schuldenbremse wichtiger als das Leben und Überleben einer angegriffenen europäischen Nation."

    Der Vorwurf lautet, dass die jüngst geäußerten Pläne und Beschlüsse alleinig aus wahltaktischen Erwägungen beschlossen wurden, im Angesicht der nahenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Laut Tagesspiegel gebe es in diesen Bundesländern "in der Bevölkerung große Bedenken über Waffenlieferungen an die Ukraine". 

    Ein weiteres Zitat aus dem Brief lautet daher themenbezogen:

    "Es ist nun dringende Aufgabe des Bundestages und seiner demokratischen Kräfte, nicht zuzulassen, dass Deutschland aus dem Bündnis zur Unterstützung der Ukraine ausschert."

    Der TS-Artikel verweis auf das "ARD-Sommerinterview" mit dem Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour, der zum Thema des geplanten Stopps der Hilfszahlungen an die Ukraine den Zuschauern erklärte:

    "Das ist kein gutes Signal, erst recht nicht an die Ukrainer und erst recht nicht an unsere Partnerstaaten, die alle beteiligt sind – die gesamte NATO, die europäischen Staaten."


    "Kriegstüchtig", revanchistisch und nazistisch: Berlin fällt in altbekannte Muster zurück





    Meinung

    "Kriegstüchtig", revanchistisch und nazistisch: Berlin fällt in altbekannte Muster zurück





    Mit Blick auf die Diskussion über die Ukraine-Unterstützung warnte Nouripour in dem Gespräch davor, "zu glauben, dass man mit einem reinen Sparkurs zu mehr Sicherheit kommt." Zum Vorwurf des wahltaktischen Agierens der Ampelkoalition, im Sommerinterview ebenfalls angesprochen, erläuterte Nouripour:

    "Und wir versuchen darzustellen, dass wir die Ukraine unterstützen, weil wir Frieden wollen. Wenn die Ukraine aufhört, zu kämpfen, existiert sie nicht mehr. Wenn die Russen aufhören zu kämpfen, dann gibt es Frieden."

    Laut Tagesspiegel-Zitat endet der offene Brief mit einer Aufforderung an die Parteispitze und Mitglieder des Deutschen Bundestags:

    "Wir appellieren an unseren Bundesvorstand, an die grünen Kabinettsmitglieder und die Bundestagsfraktion, dafür Sorge zu tragen, dass Deutschland seine Zusagen an die Ukraine und die Bündnispartner umfassend und rasch erfüllt."


    Mehr zum Thema - Berlin und Washington führen Kiew gemeinsam aufs Schafott


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/inland/216065-150-gruenen-mitglieder-fordern-fortsetzung


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    19.08.2024

    Autsch!  (I von II)

    lissnerweb.de, vom 10. November 2019, / Frankfurt, den 9.11.2019

    Wir schreiben das Jahr 2019. Es ist der 9.November. Ein historisches Datum für die Deutschen. Freude, Trauer, Zorn? Das Gedenken an die Reichspogromnacht (9.November 1938)[1]wird nahezu vollständig von besoffen-nationalistischer Feierlaune über die Wiedervereinigung Deutschlands, überlagert. Der Aufwand, der in Berlin für diese Party betrieben wurde, sucht seinesgleichen. Partei übergreifend scheinen die Veranstalter über ihre Inszenierung sehr zufrieden. Die Rede des Bundespräsidenten Steinmeier vom 9.November 2019 am Brandenburger Tor enthält immerhin noch eine Mahnung: „… Auch dafür steht der 9. November. Er steht für den Aufbruch in die erste deutsche Demokratie, für die Ausrufung der Republik vor gut einem Jahrhundert. Aber der 9. November erinnert auch an die Zerstörung dieser ersten Demokratie, an den Absturz in die Barbarei, an brennende Synagogen, an die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Spätestens, allerspätestens nach dem Anschlag von Halle haben hoffentlich alle in diesem Land begriffen: Die Jahre vergehen, die Vergangenheit rückt in die Ferne – ja. Aber das “Nie wieder”, der Kampf gegen Rassenhass und Antisemitismus, diese Verantwortung vergeht nicht!“, aber im Vordergrund steht dann doch, Let’s dance.


    Amtliches Ergebnis, BundeswahlleiterErstmals seit Jahrzehnten stabilisiert und etabliert sich in Deutschland eine Partei mit etwa 25-30% Wähler*innen, deren Wortführer*innen das Erbe des 1945 zerstörten Naziregimes antreten und große Teile dieser Verbrecherideologie reanimieren möchten. (Hinweis: NZZ Markus Linden “Des Teufels Generäle …) Die Strategie des konservativen Deutschland, Nazis in ihren Reihen ruhig zu stellen und an die demokratischen Spielregeln „zu gewöhnen“, sie zu „integrieren“, scheint vollends gescheitert. „Rechts von CDU/CSU gibt es nichts als die Wand“ – es ist eine eigene Untersuchung wert, ob diese Strategie je tauglich und der Demokratie dienlich war. Leute, die das Ende der NS-Diktatur immer schon für eine Niederlage und nicht für eine Befreiung gehalten haben, haben in den letzten Jahren die CDU/CSU und andere Parteien in Scharen verlassen. Leute, die „Deutschland“ längst „aufgegeben“ hatten und sich, nicht wählend, frustriert zurückgezogen hatten, wittern nun Morgenluft. Endlich, so ihr Schluss, gibt es wieder eine „ehrliche“ Nazipartei, die „man“ wählen kann.

    Denke ich an meine frühe Jugend und damit einhergehende Politisierung, wurde praktisch jede Generation (also alle 20 Jahre) mit fortgesetztem und verschärftem „Hitler“ Wahn traktiert. Meine Generation zum Beispiel, wurde mit dem geistigen Müll von „Landser“ Heften geflutet. Als mein Eltern diesen Dreck bei mir entdeckten, haben sie, was ich ihnen hoch anrechne, das ja berechtigte Interesse an dieser Zeit, mit aufklärender, trotzdem spannender Literatur gedeckt.

    Auch wenn die Methoden und Argumentationsmuster von Nazis und ihren „Historikern“ dem jeweiligen Forschungsstand angepasst werden, sie ähneln sich ausreichend, um das Ansinnen, Nazi-Müll zu verbreiten, erkennen zu können. In den 50iger-/60iger Jahren wurden Kampagnen um „Freiheit für Rudolf Hess“ und andere Naziverbrecher organisiert, einher gingen „davon haben wir nichts gewusst, der Führer schon gar nicht“ Kampagnen. Für andere Zielgruppen, wurde parallel die Psycho-Dämonisierung des quasi allein schuldigen „Führers“ als eine Variante verbreitet. 1981 der Film „Das Boot“, eine wieder Auflage des Märchens vom „armen Landser im sinnlosen Krieg“. Das lag deutlich neben der Wahrheit. Die Angehörigen der U-Bootwaffe im NS wurden als Elite und besondere Helden gefeiert. Dementsprechend fühlten sie sich und dementsprechend traten sie auch auf. Dann 1986/1987, der sogenannte Historikerstreit. Der folgte auf eine vollkommene Blamage, 1983. Hitler for ever, die „Stern“ Entdeckung einer ganzen Serie von „Hitlertagebüchern“. Die Stern-Chefetage, völlig verzückt und enthusiasmiert, meinte, jetzt „muss die Geschichte des Dritten Reich umgeschrieben werden“. Am Ende stellten sich die Hitlertagebücher als recht plumpe Fälschung eines NS-Devotionalienhändlers und Fälschers heraus, für die der „Stern“ über 9 Millionen D-Mark bezahlt hat (lt. Erich Kuby, Der Fall `Stern´ und die Folgen, Konkret Literaturverlag 1983). Wahrscheinlich lebten von dem Geld zahlreiche Nazis und finanzierten sich und ihre Schundblätter. In den 2000er Jahren kamen einerseits mehr oder weniger gelungene „Hitler“-Satiren auf den Markt (z.B. „Er ist wieder da“), andererseits reihenweise, technisch gut gemachter kultureller TV-Schund, der dem geplagten „Führer“ bis in die hintersten Darmwindungen folgt, Mitleid heischend, natürlich. Solche Schmonzetten der Hitler-Menschelei und Psycho-Rechtfertigungen (war der „Führer“ krank, drogensüchtig etc.) waren stets Bestandteil der fragmentarischen Rehabilitierung des Nazismus.  Diverse lokale rechtsextreme Parteien feierten Erfolge (z.B. Schill-Partei 2000 bis 2007).
    Es scheint, als würde die Hilflosigkeit der parlamentarischen Demokraten mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand zur Befreiung vom zwölf Jahre währenden „1.000-Jährigen Reich“ und von Generation zu Generation, größer.

    Frechheit siegt?
    1961 Franz Josef Strauß lancierte einen – allem Anschein nach recht erfolgreichen – Angriff gegen Willy Brandt, der in der Hitlerzeit nach Norwegen emigriert war, in Form folgender rhetorischer Frage: „’Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben.’ Soviel ich weiß, hat niemand dem Minister damals entgegengehalten, dass es mittlerweile doch wohl aktenkundig geworden ist, was Deutsche in Deutschland in jenen zwölf Jahren getan haben. Die gleiche Ahnungslosigkeit findet sich in einer Bemerkung, die ein angesehener deutscher Literaturkritiker, der wahrscheinlich niemals Mitglied der NSDAP gewesen ist, vor einiger Zeit ganz en passant in einer Buchkritik gemacht hat – er erwähnte da, dass der Autor einer Studie über die Literatur im Dritten Reich haargenau (den) Slang jener Literaten (gebrauche), die uns beim Einbruch der Barbarei ausnahmslos im Stich ließen‘. Der besprochene Autor war natürlich ein Jude, der niemanden ‚im Stich gelassen‘ hatte, sondern vertrieben worden war; im Stich gelassen hatten ihn vermutlich seine nichtjüdischen Freunde.“ (Alfred Kantorowicz, Politik und Literatur im Exil, S. 145).

    Während ich ganz bei Kantorowicz bin, soweit es den nicht genannten Literaturkritiker betrifft. Dem Text folgend, vermute ich, dass dieser zu jung war, um ein organisierter Nazi gewesen sein zu können. Hingegen scheint mir die Beschreibung des Franz J. Strauß, immerhin seinerzeit Verteidigungsminister und Weltkriegsteilnehmer, als „ahnungslos“, doch stark verharmlosend. Da mussten er und sein Anhang in CSU und CDU gewiss keine Akten studieren. „Von September 1941 bis Februar 1942 wurde er zum Offizier ausgebildet, im März 1942 als Leutnant d. R. der Heeresflak zugeteilt und in der Ukraine, auf der Krim sowie vor Stalingrad eingesetzt. Dort erlitt er Erfrierungen an beiden Füßen, weshalb er noch vor dem Untergang der 6. Armee in der Schlacht von Stalingrad ins Reich zurückverlegt wurde. Nach einem weiteren Lehrgang von Januar bis Mai 1943 in Stolpmünde wurde er Ausbildungsoffizier, Abteilungsadjutant und Offizier für wehrgeistige Führung bei der Flakartillerieschule Altenstadt bei Schongau.“ (Wikipedia Eintrag zu Strauß).

    Während also die einen Not und Verfolgung, Tod, schwerste gesundheitliche Schäden und KZ als Folge des Widerstandes gegen das NS-Regime erfuhren, oder einfach deshalb massakriert worden waren, weil sie nicht dem „deutschen Rasseideal“ entsprachen, oder Glaubensrichtungen angehörten, die den Nazis nicht passten, oder gar als hilfsbedürftige Menschen für „Lebensunwert“ erklärt worden waren, erlaubten die anderen sich kaum 15 Jahre später Unverschämtheiten, für die der Strauß’sche Ausfall ja wirklich nur die Spitze des Eisberges war. Erstaunlich, dass man schon damals daran erinnern musste, dass es ein Unterschied war, an der Seite der Nazis an einem verbrecherischen „Rassen“-Krieg Teil zunehmen oder Opfer dieser teutonischen Horde gewesen zu sein. 1975 platzte es aus Wehner heraus. Ständigen Frechheiten von Rechtspopulisten und offenen Faschisten ausgesetzt, wüsteste Drohungen im Zuge der Sonthofener Strategie-Rede[2] von F.J. Strauß vor der CSU – Landesgruppe im November `74, brachten das Fass zum Überlaufen.

    Strauß: „Und wenn wir hinkommen und räumen so auf, dass bis zum Rest dieses Jahrhunderts von diesen Banditen keiner es mehr wagt, in Deutschland das Maul aufzumachen. Selbst wenn wir es nicht ganz halten können. Aber den Eindruck müssen wir verkörpern.“ (Zitiert nach Helmuth Schmidt, 10830, Bundestag, 7. Wahlperiode, 155. Sitzung, Bonn 13.3.1975). Strauß hatte die Regierungsparteien SPD/FDP, sowie die Anwälte der RAF-Häftlinge kurzerhand zu Unterstützern des RAF – Terrorismus erklärt.

    Wehners Antwort lies nicht auf sich warten. „Jedenfalls keinen Bart, wie Sie ihn haben. — Wenn Sie das Wort „Marxist” hören, geht es Ihnen so, wie Goebbels damit operiert hat, nicht anders. Sie sind nämlich in dieser Frage genauso dumm, wie es jener war. Nur war er ganz jesuitisch raffiniert.“, (ebd. S. 10838).

    Nicht die Drohung von Strauß war der Skandal, die Rechte des Landes skandalisierte den Goebbels-Vergleich. Der war, wenn man sich einmal in die Strauß-Reden der Zeit vertieft, durchaus angebracht. Heute wird das ja leider viel zu oft, ganz unpolitisch, im Sinne des „Unterhaltungswertes“ diskutiert. In seiner bewegten und bewegenden Rede gibt es eine sehr persönliche Sequenz von Herbert Wehner: „Wer einmal Kommunist war, den verfolgt Ihre gesittete Gesellschaft bis zum Lebensende, und wenn es geht, lässt sie ihn auch noch durch Terroristen umbringen.“, (einen Eindruck vermittelt die ZDF-Info Doku „Strauß gegen Wehner“ aus dem Jahr 2016).[3]

    Vom Rechts-Liberalismus der frühen Jahre
    Unabhängig vom Einfluss des heraufziehenden „Kalten Krieges“ und einer Blockkonfrontation, welche das politische Leben der künftigen Jahrzehnte von 1946 an bestimmen sollte, finden sich frühe Spuren eines nicht unerheblichen, gesellschaftlichen Rechts-Liberalismus. Im Westen („Demokratie“), wie im Osten („kommunistische Diktatur“), hatte es das politische Establishment, das sich nach dem kompletten Zusammenbruch des NS-Regime neu orientieren musste, ausgesprochen eilig, mit den Verursacher- und Träger*innen des Verbrecherregimes klar zu kommen, diese zu „integrieren“. Der SED – Parteivorstand von 1949: „Der Parteivorstand der SED hält es daher für zweckmäßig, die völlige rechtliche Gleichstellung der früheren Mitglieder der Nazipartei durchzuführen, mit Ausnahme derjenigen, die eine gerichtliche Strafe verbüßen. Der Parteivorstand macht darum den deutschen Staatsorganen den Vorschlag:

    1. eine allgemeine Amnestie für die ehemaligen Mitglieder der NSDAP durchzuführen mit Ausnahme derjenigen, die eine gerichtliche Strafe verbüßen; den ehemaligen Mitgliedern der NSDAP das Recht zu geben, entsprechend ihrer beruflichen Eignung in allen Betrieben, Behörden und Organisationen zu arbeiten, mit Ausnahme der Verwaltung des Innern, der Polizei und Justiz.
    2. Des Weiteren hält es der Parteivorstand für geboten, die ehemaligen Angehörigen der deutschen Wehrmacht, darunter Offiziere und Generale, mit Ausnahme derjenigen, die eine gerichtliche Strafe verbüßen, in ihren bürgerlichen Rechten mit den übrigen Bürgern gleichzustellen und ihnen das Recht zu geben, in ihren Zivilberufen tätig zu sein, mit Ausnahme der Verwaltung des Innern, der Polizei und Justiz.

    Diese Maßnahmen sind jetzt möglich und notwendig in Anbetracht der in vier Jahren vorgenommenen Veränderungen und der Festigung der antifaschistisch-demokratischen Ordnung in der Zone.“

    Und die KPD (Westzone) sekundierte 1951 auf dem Parteitag, München, 5.März 1951: „Es ist durchaus möglich und notwendig, mit den ehemaligen Mitgliedern der NSDAP und ihrer Gliederungen sowie mit solchen ehemaligen Berufsoffizieren der deutschen Wehrmacht eine Einheitsfront und den gemeinsamen Kampf um den Frieden zu organisieren, die, getragen von patriotischen Gefühlen, heute gegen die Remilitarisierung Westdeutschlands und gegen die Hineinziehung Deutschlands in einen neuen Weltkrieg auftreten. Die Bürgerrechte und Interessen der ehemaligen kleinen Nazis, die bis jetzt noch den Verfolgungen vonseiten der Entnazifizierungskommissionen und ähnlicher Organe ausgesetzt sind, sind zu verteidigen, während zu gleichen Zeit solche großen Kriegsverbrecher der Vergangenheit und Gegenwart wie Guderian, Heusinger, Speidel u.a. von der Verbüßung der Strafe befreit und sogar auf leitende Posten gestellt werden.“, (Antifaschismus, Ein Lesebuch, Peter Brandt, Ulrich Schulze-Marmeling, LitPol Verlag 1985).

    Schon 1946 unterschied die SPD (Westzone) zwischen „Verantwortlichen“ für die Verbrechen und sogenannten Mitläufern: „Einmütig nahm der Parteitag eine Entschließung an, in der es kritisiert wurde, dass nicht sofort nach dem Zusammenbruch eine umfassende Fahndung nach allen Schuldigen einsetzte. Die zögernde Durchführung der Entnazifizierung hat die notwendige beschleunigte Selbstreinigung leider verhindert und habe tiefes Misstrauen im deutschen Volke entstehen lassen. Darum wurden sofortige Maßnahmen verlangt, die zur Aufspürung aller derer führen, die Deutschland die Verachtung der ganzen Welt eingetragen haben, der Mörder der SS und SA, der Peiniger in den KZ-Lagern, der Richter, die auf Befehl urteilten, und der Vollstrecker der Todesurteile. Wer aktiv an verantwortlicher Stelle fuer den Nationalsozialismus tätig war, soll getroffen werden, gleichgültig, ob er Mitglied der Partei war oder nicht. Geschlossene Nazisiedlungen sind endlich aufzulösen. Wer von den Aktiven noch immer besser wohnt als die Opfer des Nationalsozialismus, soll endlich seine Wohnung räumen. Kein Nazi ist unersetzlich. Die Mitläufer aber sollen Gelegenheit erhalten, ihre Mitschuld durch Teilnahme am Neubau Deutschlands zu sühnen. Sie sollen zerstörte Städte wieder aufbauen und sollen sich freiwillig an jeder sozialen Arbeit beteiligen.“, (Reichsparteitag der SPD, Hannover 8.-11.Mai 1946).
    Das konservative Lager hatten es naturgemäß sehr eilig, schnell einen „Schlussstrich“ zu ziehen. Adenauers CDU/CSU wurde zum Hauptsammelbecken für den politischen NS-Trümmerhaufen, die FDP wurde in den ersten Jahren regelrecht unterwandert.[4]

    Das „Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus“ vom 5.März 1946 sah die Entnazifizierung in großem Umfang vor. In Artikel 4 wurden Standards zur Beurteilung der Verantwortlichkeit im NS Regime definiert, die zu entsprechend angepassten Sühne- und Strafmaßnahmen führen sollten. Die Einteilung der Gruppen sah 1. Hauptangeklagte, 2. Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer), 3. Minderbelastete (Bewährungsgruppe), 4. Mitläufer und 5. Entlastete vor.

    In den Westzonen stellten die Behörden die Entnazifizierung Ende Februar 1950 (französisch und britisch) ein, in der US-Zone bereits etwas früher, im August 1949. In den Westzonen durchliefen den Entnazifizierungsprozess mehr als 6 Millionen Deutsche. 1.667 (in Worten gerade einmal eintausend sechshundert siebenundsechzig) Personen wurden als Hauptschuldige, 23.000 als Belastete, 150.425 als Minderbelastete, 1.005.854 als Mitläufer eingestuft, von denen wiederum ca. ein Viertel ohne jedwede Sühnemaßnahme davon kam und 1.213.873 Millionen der untersuchten Fälle wurde als entlastet bewertet. In ungefähr 4 Millionen Fällen kam es aus unterschiedlichen Gründen generell zu Amnestien (jüngere Jahrgänge, Heimkehrer).

    Diese verdächtig geringen Zahlen der Einstufungsgruppen 1 und 2 für sich genommen, lassen durchaus die Annahme zu, dass selbst hart gesottene Ober-Nazis wahrlich nicht gerade vor Angst zittern mussten. Dies wird sich in der Folge bestätigen. Unter dem Stichwort „Persilschein“ florierte ein reger Austausch mit „Entlastungszeugen“.  Die Philosophin Bettina Stangneth weist in ihrer 2014 veröffentlichten Untersuchung, Eichmann vor Jerusalem, Das unbehelligte Leben eines Massenmörder, rororo Verlag, nach, dass selbst ein zu seiner Zeit im NS öffentlich allgemein bekannter und Prominenter, wie der Massenmörder Adolf Eichmann, jahrelang, sich nur spärlich tarnend, unbehelligt in Deutschland aufhalten konnte. Später, nach seiner Flucht nach Argentinien, Fritz Bauer, der berühmte Frankfurter Oberstaatsanwalt, war ihm auf den Fersen, bekam Eichmann von der deutschen Botschaft auf seinen Klarnamen Personaldokumente ausgestellt. Die Botschaft trug wissentlich nicht zur Aufklärung des Aufenthaltsortes des international gesuchten Adolf Eichmann bei.[5]

    Der Historiker und Hochschullehrer Lutz Niethammer bewertete die Entnazifizierung 1972: „Die zeitweilige Ausschaltung der Masse der bürgerlichen Mittelschichten, die auf ihre Rehabilitation durch die Spruchkammern wartete, hat in den ersten drei Jahren der Besatzungszeit viele Sozialdemokraten und andere Progressive zu einer Euphorie über die Möglichkeiten einer größeren Reform verführt und ihnen eine zunächst beherrschende Stellung in der Öffentlichkeit gegeben. Als die Ausnahmesituation des Zusammenbruchs, deren schlechte materielle Bedingungen zunächst pragmatischen Wiederaufbau und die Vertagung der Reform nahelegten, jedoch einer uniformierten Normalisierung der Lebensbedingungen und den Anfängen eines neuen wirtschaftlichen Aufschwungs zu weichen begann, kehrten auch die Entnazifizierten mit dem Mitläuferbescheid in der Tasche in ihre Positionen zurück, in denen sie nie wirklich ersetzt worden waren, und glaubten, ihnen sei Unrecht geschehen und ohne sie herrsche Chaos. Wenn Progressive dies als Restauration verstanden, so verkannten sie, dass die Dispositionsfreiheit der sogenannten Stunde Null vor allem eine der Besatzungsmächte gewesen war.“, (siehe Antifaschismus …, Brandt, Schulze-Marmeling).

    Ja. Die „Stunde Null“. Die wurde zügig und umfassend genutzt, einer weit über die 6 Millionen Entnazifizierungsfälle von den Spruchkammern Überprüften hinausgehende Zahl Deutscher, einen Freispruch „erster Klasse“ zu verschaffen. Aus „Tätern*innen“ wurden „Mitläufer*innen“ und „Entlastete“. Die verlogene Praxis der Täter-Opfer-Umkehr beherrschte das NS-Regime wahrhaft meisterhaft. Die Lügenpraxis des NS in der Nachkriegs-Öffentlichkeitsarbeit verinnerlicht, fand diese Praxis unmittelbar weitere Verwendung: „Vertreibung aus der Heimat“, „Kriegsgefangene heimholen“, „die verlorenen Ostgebiete“ und die „kommunistischen” Massenvergewaltigungen[6], die „Alliierten Kriegsverbrechen“, wie die Massenbombardierung deutscher Städte, ergaben eine Erzählung, die systematisch zum geschlossenen, völkischen Opfermythos[7] ausgebaut wurde. Dahinter verschwanden ganz und gar die deutschen Taten. „Vogelschiss der Geschichte“, so tönt analog der Nazi des 21. Jahrhunderts. Diese Deutschen wollten und wollen es einfach nicht verstehen, es ist ihnen ins Stammbuch zu schreiben: Sowas kommt von sowas![8]

    Wir dürfen nicht müde werden, Demut und auch Dankbarkeit der Deutschen einzufordern:
    Hätten die Alliierten auch nur einen geringen Teil der völkermörderischen Methoden angewendet, wie sie die Deutschen in ihrer Mehrheit gut geheißen und gebilligt haben, gäbe es ein deutsches Volk nicht mehr.[9] Die Alliierten haben die von den Deutschen tyrannisierten, terrorisierten und versklavten Völker befreit, aber auch die Deutschen von ihrem mörderischen Amoklauf. Die deutsche Gesellschaft fantasierte davon, die Barbarei auf 1.000 Jahre auszudehnen. Sie konnte daran nur mit äußersten, militärischen Mitteln gehindert werden. Eine deutsche Gesellschaft, die es zulässt, dass in allen Bundesländern Nazis mit einem Stimmenanteil von bis zu 25% der abgegebenen Stimmen gewählt werden, muss sich die Frage gefallen lassen, was sie unternehmen wird, diese Leute zu stoppen, bevor „sowas erneut zu sowas führt …“.

    Zum Geburtsfehler der zweiten deutschen Republik gehört auch, dass Nazi-Gegner sich an diesem „Geschäft“ des schnellen „Vergessens“ in der Praxis und mit fatalen Konsequenzen beteiligten. Viel zu schnell wollte „man von all dem nichts mehr hören“, eben auch auf der „Linken“. Der Zerfall der KPD des Nachkriegsdeutschland setzte schon vor dem eigentlichen KPD Verbot[10] ein. Zyniker könnten auf den Gedanken kommen, ihr schnelles Ende habe sie vor schlimmeren national-patriotischen Verirrungen bewahrt. Bei der SPD hingegen feierten diese fröhliche Urständ‘. Der „Kampf gegen den Kommunismus“ wurde nun fester Bestandteil. Patriotisches Engagement für die Wiedervereinigung des „armen geteilten Vaterlandes“ nahm sehr breiten Raum ein und wurde gewiss mit mehr Energie betrieben als die Entnazifizierung. Adenauers[11] erfolgreicher Kampf für die Entlassung der Kriegsgefangenen war sein Wahlkampfschlager, die Verfolgung der NS-Verbrecher lief eher schleppend. Die Leiden der Opfer, Buße und Sühne? Den Diskurs wollte man lieber schnell beenden und sich stattdessen dem „Wirtschaftswunder“ hingeben. Es hat der SPD[12] nichts genutzt, sich dem reaktionären „Zeitgeist“ als die bessere patriotische Partei anzudienen.
    Die 68’er, überwiegend jung, studentisch, verlangten Antworten zur NS-Zeit, sie ließen es nicht auf sich beruhen, dass sich in Politik, Ämtern und Verwaltungen, in den Landtagen und im Bundestag Altnazis zu Hauf tummelten. Sie setzen Antworten durch. So mancher Altnazi in Amt und Würden musste seinen „Hut“ nehmen. Die kulturelle Wende manifestierte sich mit der Wahl des Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD): Mehr Demokratie wagen![13]


    Wie erkennen wir Nazis?
    Rudi Dutschke, 7.März 1940-24.Dezember 1979Es ist schon interessant. Angesichts der Wahlerfolge von Nazis, scheint das komplette regierende politische Establishment ausgesprochen „überrascht“. Jedes Nazi-Ereignis löst eine Welle von hektischen Aktivitäten aus. Man zeigt sich „bestürzt, besorgt, empört“. Kurz darauf verfällt das Regierungspersonal wieder in den Alltagstrott. Die „vierte Gewalt“ (also die Presse), ist da auch nicht wirklich besser und lässt es an Kontinuität fehlen, wenn es um die Nachlese geht. Die Reaktionen bleiben meist auf der Ebene der kurzzeitigen Gemütswallungen. Es ist noch nicht klar, ob nun, nach dem Nazi-Mord an dem hessischen Politiker Lübcke, nach Halle und nach dem Auftauchen von Todeslisten gegen Politiker*innen, nachhaltig der zur Verfügung stehende Apparat an Repressalien verwendet wird, Initiativen zur Vorbeugung gegen den Nazi-Spuk und entsprechende Aussteigerprogramme, endlich gestärkt werden, wie das angemessen und eigentlich zu erwarten wäre.

    Für das merkwürdige Verhalten Regierender ein Beispiel aus jüngster Zeit: Der Herr Scholz (SPD, Finanzminister), einigt sich mit der Dame Giffey (SPD, Familienministerin) zunächst darauf, die Mittel für Aufklärungsarbeit gegen RECHTS zu streichen. Nach massiven Protesten werden die Mittel nicht gestrichen und auch nicht gekürzt. Sie werden weiterhin befristet auf ein Jahr in der Höhe des zurück liegenden Jahres bewilligt. Planungssicherheit im Kampf gegen Naziumtriebe und Jugendgefährdung stellt sich dadurch nicht ein. Das Damoklesschwert der Mittelstreichung bedroht das gesellschaftliche Engagement und die vielen Initiativen und Organisationen alljährlich. Das ist ein Skandal. Ein Sozialdemokratischer noch dazu.

    Nach Halle (Anschlag auf die, während Jom Kippur, gut besuchte Synagoge im Oktober 2019) hieß es wieder mal (!), man habe “… die Rechte Gefahr unterbewertet …”, Steinmeier (SPD, Bundespräsident) zeigte sich „entsetzt“ und tat überrascht – wo hat der Genosse die letzten vier Jahrzehnte gelebt, frage ich mich? – und Maas, (SPD, amtierender Außenminister) verlautbarte, “… wir sind mitten ins Herz getroffen …”, was will er uns damit sagen? Nach einem Treffer ins Herz ist man üblicherweise mausetot. Merkel (Bundeskanzlerin, CDU), macht sich rar aber der Seehofer Horst (Innenminister, CSU), mutiert gerade zum radikalen Antifaschisten. Hätte er nicht die geballte Staatsmacht zu dirigieren, ja dann, dann würde er wohl der Antifa beitreten … (Ironie off).

    Es scheint so, als fiele den Verantwortlichen die Identifizierung der seit Jahrzehnten kontinuierenden, alltäglichen braunen Gemütslage in der Gesellschaft, sehr schwer. Dabei braucht es gar keinen allzu tiefen Blick in die Geschichte, um diese zu verstehen:

    1. Ich habe ja nichts gegen Juden (wahlweise andere Glaubens- oder politische Richtungen), aber … (hier dann ein beliebiges Klischee einsetzen), gefolgt von, „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“. Manchmal beginnt so ein Gespräch auch so: „Ich bin doch kein Rassist …, und habe nichts gegen … (beliebiger Nachbar, der von dem/der Sprecher*in für „Nicht Deutsch“ gehalten wird, was an der Nase, der Haarfarbe oder den Plattfüßen liegen kann)“ und so weiter.
      Rechtsliberale Zeitgenossen bescheinigen solchen sogenannten Wutbürger*innen einen Anspruch auf Verständnis und „hören den Bürger*innen aufmerksam zu“, obwohl geharnischter Widerspruch von Nöten wäre. Solche „Befindlichkeiten“ begleiten ausländerfeindliche Wellen in regelmäßigen Zyklen. Waren es die sogenannten Gastarbeiter, folgte die „gelbe Gefahr“ und seit drei Jahrzehnten (!) sind die „Asylanten“ und „Flüchtlinge“ bevorzugtes Hassobjekt des deutschen Spießers und Ziel des braunen Sumpfes. Die Zeitrechnung der Frau Merkel hinkt stark hinterher. Der Nazi-Sumpf hatte schlimmste Gewalt-Ausbrüche gegen diese Menschen bereits Ende der 1980iger Jahre (Hoyerswerda-Pogrom, Rostock-Pogrom, die Morde von Solingen und Lübeck, die „NSU“-Morde, um die bekanntesten Nazi-Anschläge zu nennen). [14]
    2. Selbst nach offensichtlichen Naziterroranschlägen wird zunächst in Zweifel gezogen, ob das überhaupt ein Nazi-Anschlag war. Wenn dann ein Täter (meist sind es junge Männer) aufgegriffen wird, wird in der Regel die/der Nachbar*in des Täters befragt und die/der kann sich „gar nicht vorstellen, dass dieser nette junge/ältere (oder was auch immer), ruhige Mensch, ein Nazi-Mörder gewesen sein soll, der/die doch nicht! Unvorstellbar!“ Außerdem sind das alles bevorzugt Täter die allein und aus dem „Nichts“ gehandelt haben sollen (wenn man den Ermittlungsbehörden Glauben schenkt). Dieser vollkommen absurde Erklärungsprozess wird penetrant bei grundsätzlich jedem Nazi-Anschlag präsentiert. Man muss schon sehr gutwillig sein, darin kein System zu vermuten. Dieses Muster des „netten Nazi von Nebenan“, wird in der Öffentlichkeit auch bemüht, wenn, wie im Hessischen Altenstadt, ein bekennender Nazi zum Ortsvorsteher gewählt wird.[15] Tage- wenn nicht wochenlang betonten irgendwelche Dorfbewohner, was das für ein „netter“ Nazi sei, und „man könne doch die ganze Aufregung gar nicht verstehen“.
    3. Dann gibt es die Leute, die zur deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945 meinen, die sei ein „Vogelschiss“ der Geschichte, und sich auf Nachfragen und Kritik, auch nicht davon abbringen lassen, sondern im Gegenteil, diese steile These wortreich unterfüttern. Kombiniert wird diese „Argumentation“ mit verweisen, was „andere Völker“ und „Nationen“ alles verbrochen haben. Man möchte meinen, solche Plattheiten würden sich mit der Zeit abnützen. Leider, mit Nichten. Funktioniert in geschichtlich wenig bewanderten und uninformierten, bequemen, um nicht zu sagen, denkfaulen, Kreisen, ungebrochen.
    4. Und dann gibt es da so einen gewissen Björn H. (man darf, ja man muss ihn Faschist nennen), der sich nur geringe Mühe gibt, die Altnazi-Bibel „Mein Kampf“ eines gewissen Adolf H. umzuformulieren, die möglicherweise, kritische Presse zu seinem Machwerk wird vorbeugend mit dem Nazi-Begriff der „Journaille“ belegt. In einem „zukunftweisenden“ Traktat, seinem großen Vorbild folgend, legt er dar, dass “wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind “mitzumachen.” Er denke an einen “Aderlass”. Diejenigen Deutschen, die seinen politischen Zielen nicht zustimmten, würden aus seinem Deutschland ausgeschlossen werden. Er trete für die Reinigung Deutschlands ein. Mit “starkem Besen” sollten eine “feste Hand” und ein “Zuchtmeister” den “Saustall ausmisten.“, wie Hajo Funke in einem Gastbeitrag in der Zeit vom 24.10.19 zitiert. Der Zuchtmeister heißt dann halt nicht mehr A.H., sondern ist sozusagen die „B“ Variante.

    In meinen Ohren klingen diese Varianten sehr vertraut. Sie sind die modernisierte Spielart des sattsam bekannten und unsäglichen Umgangs mit der deutschen Nazivergangenheit. Der Übersichtlichkeit halber also eine weiter Aufzählung, wie sie mich seit frühester Jugend begleitet:

    1. Es war ja nicht alles schlecht in der Hitlerzeit. Der Führer (nicht ironisch!) hat die Arbeitslosigkeit beseitigt, die Autobahnen gebaut und die Kriminalität beseitigt.[16] Mein Nachbar der „Sowieso“ war zwar in der SS aber doch wirklich freundlich und kinderlieb – noch lieber war er zu seinen deutschen Schäferhunden. Wie der Führer. Wenn nur „das mit den Juden“ nicht gewesen wäre. Ergänzend wird der verherrlichte „Führer“ im Bedarfsfalle von allem Übel freigesprochen: „Wenn das der Führer gewusst hätte …“.
    2. Hitler war wahnsinnig, der war nicht zurechnungsfähig und an allem schuld. Wie? das kann er doch nicht allein gewesen sein? Na klar. Da gab es noch so eine Handvoll Nazi-Kumpane. Die haben alle anderen unterdrückt und zu den Verbrechen gezwungen. Aber wir doch nicht, „das Volk“ … Wir wussten von nichts und hatten mit alle dem auch nichts zu tun. Und – es war ja lebensgefährlich. Man konnte nichts hören, sagen, gar machen. Der Abbruch des Gesprächs mit solchen Leuten, oft die Eltern, Großeltern, oder andere Verwandte und ältere Freunde der Familie, folgte meist auf dem Fuße und wütend: „Was weißt du denn, du kannst doch gar nicht mitreden, du bist ja noch feucht hinter den Ohren!“. Wir jüngeren stießen irgendwann auf, in Ehren gehaltene, Fotos unserer Vorfahren, wenigstens einmal wöchentlich entstaubt, in so Wehrmachts- oder SS-Uniformen, was natürlich mit wachsender geistiger Reife, Fragen provozierte.
    3. Holocaust? Gab es nicht! Gasöfen? Massenmorde? Nein! Es war eben Krieg. Wo gehobelt wird, fallen Späne, aber Kriegsverbrechen? Nein! Wir doch nicht. Also ja. Die barbarischen Hunnen aus dem Osten. Da sind schon Kriegsverbrechen überliefert, aber doch nicht von unserer heldenhaft kämpfenden Wehrmacht! SS-Mordkommandos? Was sollten wir machen. Das ging gegen Partisanen. Das waren alles Ehrenmänner, die deutschen Soldaten. Es gibt nur ein Problem: Schade, dass wir den Krieg verloren haben. Und es plärrte uns entgegen: ihr langhaarigen Gammler – geht doch Rüber. Das war noch die harmlosere Variante aus dem Munde der gleichen Leute. Gemeint war, man sähe uns lieber in der DDR. Oft wurde aber auch gleich gedroht: mit dem Führer wäre das nicht passiert, ihr gehört in die Gaskammer. Ich empfehle alte Dokus aus dem Wirtschaftswunderland, da wird dem Volk gelegentlich aufs Maul g’schaut.
      Welch ein Skandalgeschrei des national-völkischen Spießertums löste es aus, als das Hamburger Institut für Sozialforschung 1993 mit der „Wehrmachtsausstellung“ unsereAusstellung „Helden besudelte“ und deren grausamste Kriegsverbrechen öffentlich dokumentierte! Der Skandal bestand für Teile des Bürgertums nicht darin, dass eine solche Ausstellung im ausgehenden 20. Jahrhundert noch Anlass war, „Deutschland zu spalten“. Offensichtlich hatten die Konservativen (die Altnazis sowieso) sich mit der Geschichtsklitterung gut eingerichtet. Verbrechen, die bis dahin erfolgreich geleugnet worden waren, die offensive „Heldenverehrung“ der angeblich „sauberen und heldenhaften Wehrmacht“, brach angesichts der veröffentlichten Fakten in sich zusammen. Auch wenn zahlreiche Umbenennungen vorgenommen wurden, die Benennung von Bundeswehrkasernen und Straßen nach „Helden“ des Nazi-Krieges, der in zahllosen Gemeinden immer noch vorhandene Gedenkkitsch und Pseudopatriotismus für „unsere Helden aus zwei Weltkriegen“ in der Bundesrepublik, war ja nur der öffentliche Ausdruck dieser konservativen „Traditionspflege“.[17] Die Ausstellung wurde, gewohnheitsmäßig und beispielhaft für das Nazi-Verständnis von „Meinungsfreiheit“, Opfer mehrfacher, gewalttätiger Übergriffe.
    4. Und last but not least, der „ehrliche“. Nazi. Der fand das alles genau richtig und hielt sich an Hitlers Weisungen bis zum Ende. Selbst als klar war, dass das NS Regime in wenigen Tagen, im Mai 1945, vom Erdboden getilgt sein würde, schickten diese Fanatiker noch Kinder und Greise in den Tod und nannten das „Volkssturm“. Holocaust? Musste sein! Das jüdisch-bolschewistische Ungeziefer kriegt man anders ja nicht weg. Welteroberung? An deutschem Wesen soll die Welt genesen! Und Versklavung der ganzen Welt? Na selbstverständlich! Dem Herrenmenschen was dem Herrenmenschen zusteht. Dumm ist nur, dass „wir“ den Krieg verloren haben, aber was soll’s. „Mach’s noch einmal, deutscher Michel“. Man muss sich das vorstellen. Da waren Massen unter Waffen, aber diese gegen dieses Nazi-Gesindel zu wenden und das Morden zu beenden. Auf die Idee kam der Überlieferung nach, keiner… Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Und nach der Befreiung von diesen Verbrechern – großer Jammer. Bei den Nazis sowieso, aber eben auch bei großen Teilen des konservativen Bürgertums. „Wir“ waren alle Opfer. Plötzlich waren „alle“ irgendwie „im Widerstand“[18] …, sekundiert wird dieses Muster von regelmäßig und über die Jahre immer perfekter inszeniertem medialem Hitler-Spektakel wie „Der Untergang“[19]. Äußerst seltene, wenn auch wirklich großartige Zeichen von Resten an humanitärer Gesinnung in Nazideutschland, wurden und werden missbraucht (zum Beispiel der Film „Schindlers Liste“), um diese Gesellschaft zu entschulden, deren Niedertracht und Gemeinheit zwischen 1933 und 1945, nirgends überboten wird.

    Verheerende Weltkriege verursacht – aber, Deutschland ist Opfer?
    Mein Urgroßvater, Cajetan Freund (1873 bis 1962), Journalist, deutsch-national, konservativ, schrieb 1947 in einem von ihm der Nachwelt hinterlassenen Text für ein Buch:

    „Man hat eine Kollektivschuld des deutschen Volkes für den letzten Krieg und alles, was in ihm geschehen, konstruieren wollen, indem man die Kriegsverbrechertheorie auf ein ganzes Volk anzuwenden versuchte. Welchem Zweck das dienen sollte, ist klar: Man hoffte damit das deutsche Volk ein für alle Mal in der ganzen Welt so in Grund und Boden diskreditieren zu können, dass ihm dadurch jede Möglichkeit, jemals wieder zu irgendwelcher politischen Macht und entsprechender Bedeutung zu gelangen, abgeschnitten würde. Das ist, nüchtern gesehen, auf der Gegenseite auch schon der wahre und letzte Zweck des ja auch von ihr gewollten und (allerdings erst für einen späteren Zeitpunkt) beabsichtigten Krieges gewesen und wird erst recht der Zweck des Friedens sein. Was sonst darüber gesagt und beschrieben wird, namentlich von offizieller und offiziöser englischer und französischer Seite, sind Phrasen für die eigene Propaganda, nichts weiter. Wir sollen und werden sein ein Satellitenstaat niedrigster Ordnung trotz angeblicher Demokratie, Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und dergleichen auch nach noch so später Aufhebung der Besatzung, der hohen Kommissar-Regierung und noch späterer der uns aufzuerlegenden Überwachung. Die Frage ist bloß, ob es ein angelsächsischer oder ein russisch-bolschewistischer sein wird. Eine Kollektivschuld eines ganzen Volkes aber gibt es nicht. Man kann sie einem besiegten Volke, das sich nicht wehren kann, wohl andichten, man kann, wenn man die Macht dazu hat, dieses Volk sogar dafür bestrafen, aber man kann ein Volk nicht zwingen, an die ihm angedichtete Kollektivschuld zu glauben. Auch das deutsche Volk nicht. Es ist nicht wahr, dass es in seiner großen Masse von den Untaten der Nazis gewusst hat und damit einverstanden war. Der Kreis, der mit auch nur einiger Bestimmtheit und nicht nur durch leise und heimlich herumgeflüsterte, ungreifbare und unkontrollierbare Gerüchte davon Kenntnis hatte, was bis zum Kriege und auch noch bis in die letzten Jahre des Krieges hinein verhältnismäßig sehr klein. Denn diejenigen, die Sicheres davon wussten, haben aus begreiflichen Gründen wenig oder meist wohl gar nicht darüber gesprochen, und selbst Leute, die aus dem KZ kamen, hüteten sich im Allgemeinen sehr, über ihre Erfahrungen und Erlebnisse ausführlicher zu sprechen. Wenn man so einen fragte, dann bekam man gewöhnlich – mir selbst ist das einige Male passiert – die kurze Antwort: Das können Sie sich ja leicht selbst vorstellen, oder so Ähnliches. Wollte man Näheres wissen, so stieß man in der Regel auf glatte Verweigerung jeder weiteren Erklärung. Auch das ist nichts Außerordentliches und Ungewöhnliches. Die Leute waren eben derart eingeschüchtert und infolgedessen auch äußerst misstrauisch, dass sie nicht zu sprechen wagten oder wenn schon, dann höchstens im allervertrautesten und engsten Kreise und auch das oft nicht.

    Um wieder von der Schuld zu reden: Die große Schuld der Deutschen war, dass sie so dumm waren, in der ihnen durch ihre Gegner bereiteten Not und Bedrängnis einem demagogischen Rattenfänger und größenwahnsinniger Verbrecher ins Garn zu gehen. Für diese Schuld müssen sie jetzt zum Teil in der Natur der Dinge liegendes unvermeidliches, zum andern größeren Teil jedoch ihnen von den anderen mit dem Machtrechte der Sieger auferlegtes unermessliches Leid ertragen (…)“, und er appelliert an die deutsche Jugend:

    „Wir haben unsere Fehler und Schwächen wie die anderen und wollen davor unsere Augen nicht verschließen. Wir wollen das Gute anerkennen auch, wenn wir es bei den andern finden, und das Schlechte erkennen auch, wenn wir es bei uns selbst feststellen müssen. Aber wir haben es nicht nötig, auch in unserer heutigen Lage nicht, vor den andern auf dem Bauche zu kriechen und ihnen die Stiefelsohlen zu lecken, uns zu entwürdigen und zu erniedrigen, alles Fremde anzubeten, nur weil es fremd ist, und auch über das Gute am deutschen Wesen und in der deutschen Geschichte wegwerfend hinwegzusehen und hinwegzugehen oder es gar verächtlich zu machen.

    Lasst Euch Euer deutsches Vaterland nicht verekeln und minderwertig machen! Es ist leicht und schön, ein Vaterland der Macht und der Größe zu lieben und stolz darauf zu sein, viel schwerer, aber ehren- und verdienstvoller vor Gott und dem anständigen deutschen Mitmenschen ist es, treu und fest zu einem gedemütigten und niedergetretenen Vaterland zu stehen und es auch in der größten Not und Bedrängnis nicht zu verleugnen, sondern standhaft bei ihm auszuharren. Wahre Deine Würde deutsche Jugend! An Dir ist es, dem deutschen Volke die verloren gegangene Achtung der Welt wiederzuerringen. Du wirst die Achtung der andern nur gewinnen können, wenn Du dich selbst achtest. Lasst Euch nicht von dem blöden Gerede übertölpeln, dass das deutsche Volk wieder das Volk der Dichter und Denker werden müsse. Diese plumpe Zweckschmeichelei soll ja nur unsere Aufmerksamkeit von dem wahren Ziele der anderen ablenken, das dahin geht, den Deutschen ihren Anteil am politischen und wirtschaftlichen Leben der Welt, den sie für ihr Eigenleben als Nation und Volk so gut wie jedes andere Volk brauchen und beanspruchen dürfen, zu schmälern und so klein und bescheiden wie nur irgend möglich zu halten. Nicht dazu nur sind die beiden Weltkriege geführt worden, um den deutschen Militarismus und Nationalismus – die Militarismen und Nationalismen der Sieger blühen und gedeihen unterdessen üppiger denn je weiter – und den Nationalsozialismus aus der Welt zu schaffen, sie sind viel mehr noch und vor allem geführt worden, um Deutschland endgültig von seinem Platz an der Sonne in der Welt zu verdrängen. Das ist ihnen leider und nicht ohne unsere Schuld gelungen.“

    Diesen Text in dieser Länge, habe ich zitiert, weil er die gesellschaftliche Befindlichkeit der deutschen Elite auf den Punkt bringt. Selbstverständlich war der Alte nicht dumm. Aber der wirklich dumme Gedanke, dass Deutschland stets „benachteiligt“ und „Opfer“ war, hat sich im deutschen Konservativismus offensichtlich über zwei verheerende Weltkriege hinweg erhalten und wird im 21. Jahrhundert, Tatsachen grundsätzlich missachtend, weiter gepflegt. Natürlich unter Verwendung eines scheinbar unerschöpflichen Variantenreichtums. Gerade zu Gedenktagen erscheint jeweils eine Flut an derart gestrickter Literatur, Filmen und Hörfunk Produktionen.

    Es ist nicht zu übersehen: Die Beseitigung des Naziregimes ist dem Alten nicht Befreiung. Im Vordergrund steht bei ihm das „gedemütigte und getretene Vaterland“. In dem Text sind bereits all die NS-Relativierungen erkennbar, die uns in den kommenden Jahrzehnten immer wieder begegnen, die jeder Generation als was ganz Neues angedreht werden.[20] Umstandslos wird aufgerechnet und relativiert.
    Bereits 1947 war für einen politischen Beobachter durchaus zu erkennen, dass die Alliierten eine „Kollektivschuld“ weder annahmen noch entsprechende „Kollektivsühne“ verordneten. Es war der schier ungeheure Umfang der Einzelfallprüfungen vor den Spruchkammern, es war ein ungeheurer Aufwand, den die alliierte und später, die kaum entnazifizierte und allenfalls leidlich demokratisierte, Justiz betrieb, jeden Fall als individuellen Fall aufzuklären. Fritz Bauer, (Oberstaatsanwalt, Frankfurt, 1956-1961) wurde die umfassende Aufklärung von Nazi-Verbrechen ausgesprochen schwer gemacht. Erst im 21. Jahrhundert mit den Fällen Demjanjuk (2011) und Gröning (2015)[21] gab die Justiz den für eine Verurteilung wegen Mordes geforderten Einzelnachweis auf. Die SS-Wachmänner wurden rechtskräftig verurteilt, auch wenn ihnen persönlich keine Morde mehr nachgewiesen oder zugeordnet werden konnten.

    Die Schnittstellen des „typischen“ nationalen Deutschen zum NS sind unübersehbar. Wer „Volk“, „Nation“ und „Vaterland“ über Freiheit, Demokratie, Toleranz und Rechtsstaat stellt, wer Nationalegoismus („Deutschland zuerst“) in Abgrenzung zu anderen predigt, ist anfällig.

    Von Belasteten und Mitläufern
    Wenn wir uns heute darüber aufregen, dass Nazis Lügen, wenn sie die Klappe aufmachen, ist das berechtigt. Der Vorwurf ist historisch gut begründet.[22] Die ungeheure Zahl von 6 Millionen vor die Spruchkammern zwecks Entnazifizierung Geladenen, war von vornherein viel zu gering. Nach einer Volkszählung im Jahr 1946, steht dieser Zahl eine Bevölkerung von 65 Millionen gegenüber (Deutschland Westsektoren). Nutznießer*innen der Verbrechen, z.B. die Arisierungen, die Plünderung jüdischer Wohnungen, nach der Deportation der Bewohner*innen, der Boykott jüdischer Geschäfte, Diffamierung und Ausgrenzung von Ärzt*innen, Professor*innen, Wissenschaftler*innen, Lehrer*innen etc., rassistische Eingriffe in das Privatleben (Ariernachweis, Verbot sogenannter Mischehen), die Deportationen in die Mordlager mit der Deutschen Bahn in Viehwaggons. Diese Aktionen fanden in aller Öffentlichkeit und unter dem Beifall der deutschen Nachbarn statt. Oft blieb es nicht beim Beifall, sondern diese Nachbarn beteiligten sich unmittelbar an diesen Aktionen. Solche Verbrechen fanden praktisch in jeder deutschen Gemeinde statt. Hitlers „Sozialstaat“ nur für Deutsche (!), wie er heute von Neu-Nazis wieder gefordert wird, konnte nur funktionieren, weil die dafür notwendigen Ressourcen auf das brutalste den deutschen Juden geraubt und später, in den überfallenen Ländern, geplündert und nach Deutschland geschafft wurden.[23] Es war nicht so, dass dies im Geheimen stattfand. Das wusste jede*r. Kaum eine Nazi-Rede seinerzeit, in der nicht Raub, Mord und Totschlag als „deutsches Recht“ deklamiert wurde. „Rücksichtslos“, meist in Verbindung mit „vernichten“, war des Führers und seiner Lakaien beliebtestes Wort.
    Den „angebräunten“, die an der Forschung zum NS Zweifeln, können wir entschieden entgegentreten. Das Nazi-Regime ist umfassend und detailliert erforscht. Mir ist keine Nazi Lüge bekannt, die nicht von der Forschung aufgeklärt worden ist.

    Niklas Frank sammelt in seinem fast 600 Seiten starken Buch mit dem selbsterklärenden Titel, „Dunkle Seele, feiges Maul. Wie skandalös und komisch sich die Deutschen beim Entnazifizieren reinwaschen“, J.H.W. Dietz Verlag, ET 2017, teilweise kurioseste Lügenmärchen, die doch tatsächlich dazu führten, dass zahlreiche Klienten den begehrten „Persilschein“ bekamen. In einer Buchbesprechung des Deutschlandfunk von Otto Langels (6.2.2017, Blütenweiß ins Wirtschaftswunder) findet sich eine Auswahl an Zitaten, hier eines:

    „Die absurdeste Begründung, die ich für eine SA-Mitgliedschaft gefunden hab, da sagt nämlich einer: Im Dezember 1932 trat ich als Zahnarzt in die SA ein, um die Gebissverhältnisse der SA in Behandlung zu führen. Einer, der sagte, obwohl er selber Nazi war, um seinen öffentlichen Widerstand gegen die Nazis zu dokumentieren, sagt er: Ich bin wiederholt in Seitenstraßen eingebogen, um die SA nicht grüßen zu müssen.“ (Niklas Frank, zitiert s.o.).

    Niklas Frank, Journalist und Buchautor, ist ein wertvoller Zeitzeuge, an dem sich jeder Nazi-Lügner die Zähne ausbeißen wird. 1939 geboren, Sohn des einstigen „Schlächters von Polen“ (so nannten ihn seine Opfer), Hans Frank[24], Generalgouverneur Polens, im Zuge der Nürnberger Prozesse zum Tode verurteilt und hingerichtet. Niklas Frank ist intimer Kenner der Protagonist*innen des Nazi-Regimes. Stramme Jung-Nazis der Kategorie 4 (der „ehrliche Nazi“ ), werden das Buch von Niklas Frank, Der Vater. Eine Abrechnung, C. Bertelsmann, München 1987; Neuausgabe 2014, als das Werk eines „Verräters“ bezeichnen, und sich damit als Nazis outen. Alle anderen werden es mit großem Erkenntnisgewinn lesen und diskutieren. Dieses Buch gehört in jeder Schulklasse zur Lektüre empfohlen und bearbeitet.

    Solange Nazis ihre Verbrecherideologie verbreiten

    „…. Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!
    Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
    Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. Zum Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach:
    ,WIR SCHWÖREN!“

    (Aus dem Buchenwaldschwur, Mordlager Buchenwald).

    und Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen.

    Das Ende …


    Info: https://www.lissnerweb.de/2019/11/autsch


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    19.08.2024

    Autsch!  (I von II)

    Anmerkungen

    [1] Siehe dazu Constanze Kindel, Geo-Magazin und Vincent Bruckmann, Die Zeit.

    [2] Der Abschnitt, den ich aus der Bundestagsrede zitiere, ist in der Rede identisch. Die verschriftlichte Fassung der Rede steht auf der Seite von Herbert Huber, Wasserburg und bezieht sich auf die folgende Quelle: Bernt Engelmann. Das neue Schwarzbuch: Franz Josef Strauß. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1980. 5. veränderte Neuauflage, S. 177-200.

    [3] Wehner spielte vermutlich auf den Putsch in Chile im September 1973 an. Der gewählte Sozialdemokratische Staatschef Salvador Allende wurde von reaktionären Militärs um den General Pinochet gewaltsam gestürzt. Massenverhaftungen und Massenmorde folgten auf dem Fuß. Unterstützt wurde der Putsch von den USA, aber auch von den Rechten in Europa. Konservative Blätter in Deutschland sekundierten und berichteten durchweg positiv über den Putsch. Wehner dürfte auf die folgenden Worte  anspielen, die damals allgemein bekannt waren: „Der CSU-Politiker und spätere Kanzlerkandidat Franz-Josef Strauß schrieb im Bayernkurier: “Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.” CDU-Generalsekretär Bruno Heck, zurückgekehrt nach seiner “solidarischen” Reise aus Chile: “Soweit wir Einblick bekommen haben, bemüht sich die Militärregierung in optimalem Umfang um die Gefangenen. Die Verhafteten, die wir … sprachen, haben sich nicht beklagt.” Über die Lage der im Stadion von Santiago gefangenen und gefolterten Chilenen sagte Heck der Süddeutschen Zeitung am 18.10.73: “Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm.”, (Telepolis, Heise Online-Mag. 11.9.2003)

    [4] Es warnte u.a. 1953 der SPD Informationsdienst: „In der Unterhöhlung und kalten Inbesitznahme von bestehenden Parteien durch ehemalige NSDAP-Leute liegt die große Gefahr für die deutsche Demokratie und das deutsche Volk. … Viele Wahlversammlungen der DP (eine der Vorläuferparteien der CDU/CSU, Anm. SL) und der FDP unterscheiden sich kaum noch von denen der NS-Versammlungen vor 1933; Die selbe Mischung von Furcht- und Hasskomplexen, Appelle an Ressentiments, an deutsche Größe und deutsche Mission, an blutleeren Antibolschewismus …“, ebd. Antifaschismus, S.317). Kommt einem doch irgendwie bekannt vor, wenn man da auf eine gewisse Partei im Jahre 2019 blickt.

    [5] Eichmann wurde nach einem aufwändigen Prozess in Israel im Juni 1962 hingerichtet. Der Oberstaatsanwalt Fritz Bauer trug zur Ergreifung Eichmanns durch den israelischen Geheimdienst bei, weil der begründete Verdacht bestand, dass die Verhaftung und Verurteilung dieses Massenmörders von höchsten deutschen Regierungskreisen hintertrieben wurde. Ich persönlich bin Gegner der Todesstrafe. Dennoch ist es paradox. „Die Todesstrafe ist abgeschafft“, so lautet Artikel 102 des Grundgesetzes. Und woran Thomas Fischer, ehemaliger Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, hier erinnert: dass die Forderung, diesen Artikel ins Grundgesetz aufzunehmen, erstaunlicherweise aus der rechtskonservativen Ecke kam. Genauer: von Hans-Christoph Seebohm, dem späteren Bundesverkehrsminister. Er und seine Freunde von der Deutschen Partei wollten das Verbot. Der Grund: Sie wollten damit weitere Hinrichtungen von NS-Tätern vor Militärgerichten der Alliierten stoppen.“, siehe dazu Deutschlandfunk vom 3.4.2019, 70 Jahre Grundgesetz, Als die Todesstrafe abgeschafft wurde.

    [6] Vergewaltigungen durch westliche Angehörige der Streitkräfte wurden eher weniger angeprangert, darüber wurde erst am Beginn des 21. Jahrhundert öffentlich debattiert.

    [7] Um, in der Regel, böswilligen Missverständnissen vorzubeugen. Es ist eine andere Geschichte, die erzählt werden darf, ja muss. Als Folge des NS-Krieges, dessen Nazi-Urheber alle diese in diesem Zusammenhang beschrieben Gräuel und noch schlimmere, im zweiten deutschen Krieg des 20. Jahrhunderts bereits angewendet hatten, wurde nun die „Rechnung“ präsentiert. Teile meiner Familie zählen zu den Flüchtlingen, aber die, und das ist mir in vielen Gesprächen mit Betroffenen so begegnet, haben durchaus Ursache und Wirkung zu unterscheiden gewusst. Von den Leuten, die das völkische Opfergejammer anstimmten, kann ich zu fast 100% sagen: Das waren genau die, die den Nazi-Geist so tief verinnerlicht hatten, dass wir sie durchaus als Nachkriegsnazis bezeichnen dürfen. Andere, die ohne Zweifel Schlimmstes durch gemacht hatten, wussten sehr wohl, dass sie dies dem 12-jährigen Verbrecher-Reich zu verdanken hatten. In den 2010er Jahren wurden zahlreiche Bücher veröffentlicht, die sich in angemessener Weise mit der Frage von Schuld, Sühne, Opfer unter den Deutschen auseinandersetzten, z.B. Sabine Bode, Nachkriegskinder, Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter, Klett-Cotta Verlag.

    [8] Einen weiteren Beitrag speziell zur Frage der Kriegsheimkehrer und der damit verbundenen Traumata einerseits, und der Traumata der Opfer des NS-Regimes, leistet 2009 Svenja Goltermann: Die Gesellschaft der Überlebenden, Deutsche Kriegsheimkehrer und ihre Gewalterfahrungen im Zweiten Weltkrieg, DVA, (siehe dazu Godehard Weyerer im Deutschlandfunk).

    [9] Die Alliierten haben, bereits in Kenntnis vieler Verbrechen ungeheuerlichen Ausmaßes in der Abkommen von Jalta am 3.-11. Februar 1945 erklärt: „Es ist nicht unsere Absicht, das deutsche Volk zu vernichten, aber nur dann, wenn der Nationalsozialismus und Militarismus ausgerottet sind, wird für die Deutschen Hoffnung auf ein würdiges Leben und einen Platz in der Völkergemeinschaft bestehen.“ Allen Neu-Nazi Lügenbolden zum Trotz, ist unbestreitbar, dass die Alliierten sich an dieses Versprechen gehalten haben. Es sollte jedoch auch als Prophezeiung verstanden werden: Wenn Deutschland sich anschickt, Nazis und Militarismus zu einer Wiederkehr zu verhelfen, dann könnte das so ausgehen, wie es Karthago erging.

    [10] Das erste Verbot einer Partei in der jungen Demokratie traf die Nazi-Nachfolgepartei SRP 1952, 1956 folgte ausgerechnet die KPD, Partei des Widerstands gegen den NS.

    [11] Bundeskanzler 1949 bis 1962, CDU

    [12] Auch die SPD sah die Wehrmachtssoldaten in den 1950iger Jahren als „Opfer“ des NS-Regimes: „Eine Vorreiterrolle bei dieser Konstruktion der ehemaligen Wehrmachtssoldaten als Opfer kam den christlichen Kirchen zu, doch erklärte im Frühjahr 1947 auch der SPD- Informationsdienst: „Die SPD ist der Meinung, daß die deutschen Kriegsgefangenen nicht Träger sondern Opfer des Hitler-Faschismus sind.“ Über solche Deutungsangebote versuchte die SPD nicht nur, sich von der SED in der sowjetischen Besatzungszone abzusetzen, sondern auch, sich über eine breite Koalition vom ehemaligen Widerstandskämpfer bis zum Kriegsveteranen eine sozialdemokratische Mehrheit im Nachkriegsdeutschland zu sichern.“ Im allgemeinen Jubel um die Freilassung der Wehrmachtsoldaten sah man darüber hinweg, dass sich „…auch politisch höchst Kompromittierte wie der Auschwitz Arzt Carl Clauberg, die KZ-Wächter Gustav Sorge und Wilhelm Schubert oder der frühere Magdeburger Gauleiter Karl Jordan befanden …“, Dr. Frank Biess, 2003, damals.de

    [13] Bevor Brandt 1969 Kanzler wurde (neue Ostpolitik und mehr Demokratie wagen), wurde Deutschland mittels einer großen Koalition regiert. Der Kanzler Kurt Georg Kiesinger war, das war allgemein bekannt, ein Altnazi. Dass so jemand demokratische Mehrheiten erzielt, die ihn zum Bundeskanzler machen, wirft ein Licht auf die Schamlosigkeit der Nachkriegsgesellschaft. Beate Klarsfeld, ohrfeigte Kiesinger öffentlich und wurde dadurch weltbekannt. Klarsfeld hat zur Aufklärung über Kiesinger enorm viel beigetragen. Dass der Anti-Nazi Brandt mit dem Nazi Kiesinger eine Regierung bildete, das ist eine der Widersprüchlichkeiten der jüngeren deutschen Geschichte. Ob dieser Rechts-Liberale Zug der Sozialdemokratie im Nachhinein für die Beseitigung der braunen Gesinnung nützlich war, darf stark bezweifelt werden. Wer nun darauf verweist, Nazis gäbe es heute doch nur im Osten Deutschlands, der macht es sich ein bisserl einfach. Was die Stimmenzuwächse der neuen Nazi-Partei z.B. in Bayern angeht, sollten sich die Wessis nicht selbst zufrieden zurücklehnen! Wenn Nazis wenige Jahre nach 1945 Kanzler werden konnten, besteht die Gefahr im 21. Jahrhundert und bei einer geschichtsdementen Gesellschaft umso mehr. Ein ausgezeichneter Artikel zum anderen Nazi-Bundeskanzler (von 1963-1966,ebenfalls CDU) und gefeierten “Vater des Wirtschaftswunders” Ludwig Erhard in der TAZ vom 23.9.2019.

    [14] Daniel Goldhagen, Schlimmer als Krieg. Wie Völkermord entsteht und wie er zu verhindern ist, Verlagsgruppe Random House, 2009 untersucht die unterschwelligen Codes, die eine Gesellschaft pflegt, und die von den Eliten dieser Gesellschaft immer dann aufgerufen werden, wenn ein Völkermord eingeleitet wird. In einem Interview in der Zeit vom 19.11.2009: „ZEIT ONLINE: Sollte das Militär also mehr als Ultima Ration sein?
    Goldhagen: Nein, aber eine unabdingbare Möglichkeit. Meine Arbeit zeigt, dass jeder Genozid mit Entscheidungen einzelner oder kleiner Führungsgruppen beginnt. Es sind also keineswegs immer lang währende ethnische Spannungen, die sich wie von allein entladen und außer Kontrolle geraten. Nichts an einem Völkermord ist spontan, er ist Politik, vollzogen von ihren Entscheidungsträgern. Beim Genozid entledigen sich politische Führer unliebsamer Bevölkerungsgruppen. Das nenne ich “Eliminatorismus”. Und solange es keine internationalen Kräfte dagegen gibt, bleibt er als Faktor nationaler Machtpolitik Teil kühler Kosten-Nutzen-Rechnungen. Dagegen hilft nur Abschreckung.“ Alle Versatzstücke solcher Codes finden sich in den Argumentationsmustern auch im modernen Deutschland. Etwa die permanente Ausgrenzung von Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland, die egal was sie machen, „Fremdkörper“ zu sein scheinen. Oder die beständig am Leben gehaltene Fremdenfeindlichkeit (gegen alle, in der rassistischen Terminologie nicht „biodeutschen“), die sich in der „mildesten“ Form als „Misstrauen“ äußert, aber jederzeit in gewalttätigen Hass umschlagen kann.

    [15] Der musste dann bei allgemeinem Unverständnis der örtlichen Politiker*innen, auf bundesweiten Druck der Bundesparteien, wieder abgewählt werden.

    [16] Der Autobahnbau war bereits lange vor der Nazidiktatur geplant und im Bau. Der Nazi-Lügner profitierte nur davon und schmückte sich mit fremden Federn. Die „Arbeitslosigkeit“ wurde mit dem Zwangsarbeitsdienst „beseitigt“ und wenn kriminelle an den Schalthebeln der Macht sind und in der Regierung sitzen, ändert sich die Definition von Kriminalität beträchtlich.

    [17] Siehe dazu Ralf Giordano, Die Traditionslüge, Vom Kriegerkult in der Bundeswehr, KiWi Verlag, ET 2000. Es möge jeder Mensch um seine Angehörigen trauern. Diese aber zur staatlichen Gesinnungsdemonstration zu missbrauchen, um begangenes Unrecht zu verschleiern, ist inakzeptabel.

    [18] Mit Widerstand ist überwiegend das gescheiterte Attentat gegen Hitler vom 20. Juli 1944 gemeint. Der Widerstand ist nicht Gegenstand des Artikels. Die Geschichte des Widerstands ist für diesen Artikel zu komplex. Die größte Angst der deutschen Elite, im Fall der absehbaren Niederlage des „Reiches“ war es, es könnte zu einer erneuten Revolution in Deutschland kommen. Die 1918er Revolution hatte die Monarchie beseitigt und durch die beim konservativen Bürgertum verhasste Demokratie, die Weimarer Republik, ersetzt. Da wollte man retten was zu retten ist. Die Voraussetzung, um mit den West-Alliierten über einen Separatfrieden verhandeln zu können, war die Beseitigung Hitlers. Die ungeheuren Grausamkeiten, die vom deutschen Nazi-Heer im Osten begangen worden waren, ließen sie die Rache fürchten. Die Angst vor der Rache „der Russen“ ist fester Bestandteil der Nachkriegslegende. In Deutschland wird besonders dieser Widerstand idealisiert. Dieser Widerstand müsste sehr viel differenzierter diskutiert werden. Wären die Attentäter erfolgreich gewesen, Hitler und ein Teil des Regimes wären beseitigt worden, das ist gewiss. Aber was wäre stattdessen gekommen? Eine Demokratie sicher nicht. Eine Militärdiktatur? Das sind durchaus auch heute noch Fragen, die für das gesellschaftliche Demokratie Verständnis von Bedeutung sind.

    [19] Und wieder der „Stern“. Carsten Heidböhmer, Kulturredaktion, haucht den Odem des Blattes im September 2004 anlässlich des Hitler-Streifens „Der Untergang“: “Ohne moralische Empörung und Erklärungen zeigt ‚Der Untergang‘ die Zeit zwischen dem 20. April und dem 2. Mai 1945. Gerade das Fehlen von Wertungen gehört zu den Stärken des Films. (…) Doch Bruno Ganz zeigt auch eine andere Seite des Diktators: den Tierfreund, der sich rührend um seinen Schäferhund Blondi kümmert, den Privatmenschen, der sich nachsichtig und freundlich gegenüber den Frauen seiner Umgebung verhält. Hier ist Hitler kein Dämon, er ist Mensch.“ Das Drehbuch geht auf den Bestseller von Joachim Fest aus dem Jahre 2002 zurück. Fest war der gefeierte „Hitlerexperte“ des konservativen Bürgertums. Seine Texte sind eine Mischung aus Psycho-Erklärung des Dämonen-Menschen Hitler, literarischer Dichtung und, wie gelegentlich auch öffentlich kritisiert, Freiheit von Fakten und mangelhafter Recherche. Der Stil liegt zwischen „Spiegel“ und „Bild“. „Intim mit dem Führer, wie er wirklich war“, „Fest: Tischgespräche mit der Leiche“.

    [20] Daniel Goldhagen, Hitlers Willige Vollstrecker, ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Pantheon Verlag 2012, rief, wie sollte es anders sein, sofort die konservative Historikerriege auf den Plan. Goldhagens Buch ist eine gute Ergänzung der Untersuchung von Götz Aly, Hitlers Volksstaat. (s.a. Anm. 19). Das Buch räumt mit jedwedem Opfermythos auf. Stichwort und Kürzest-Zusammenfassung: „Und Urgroßopa war eben doch ein Räuber und Mörder …“. Neo-Nazis hatten den Slogan „Opa war kein Mörder“ gegen die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung verbreitet. Siehe dazu auch
    https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/wehrmachtsausstellung100_page-1.html.

    [21] Wer sich darüber wundert, dass NS-Täter*innen oft erst in hohem Alter verurteilt wurden, auch dazu gibt es zahlreiche Studien. Die juristische Aufarbeitung des NS ist im wahrsten Sinne die Erfindung der Langsamkeit. Wer darin sucht, die/der schlägt ein weiteres, schlimmes Kapitel bundesdeutscher Geschichte auf.

    [22] Wenn Nazis von „Freiheit“ reden, meinen sie, anderen die Freiheit nehmen zu dürfen, wenn Nazis von Demokratie sprechen, möchten sie die abschaffen, wenn Nazis Pressefreiheit fordern und von Lügenpresse schwadronieren, meinen sie, erlaubte Meinung ist ihre Meinung, wenn Nazis „Frieden“ deklamieren, meinen sie Friedhofsstille und sie bereiten den Krieg vor. Wenn es nicht der ganz große ist, dann doch wenigstens der Bürgerkrieg … und so weiter, das kann jede*r selbst fort schreiben …

    [23] Siehe dazu Götz Aly, Hitlers Volksstaat – Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, S. Fischer Verlag, 2005, (s.a. Deutschlandfunk, 11.4.2005).

    [24] Siehe Biografien RBB und Wikipedia

    10. November 2019 in Allgemein, history, reallive, theend. Tags: , , , , , , , , , , , , , , , ,


    Info: https://www.lissnerweb.de/2019/11/autsch


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    19.08.2024

    Archiv 70 Jahre Grundgesetz  Als die Todesstrafe abgeschafft wurde

    deutschlandfunk.de, 03.04.2019, Von Norbert Seitz |

    Sie ist umstritten und dennoch wird sie weltweit noch vollstreckt: die Todesstrafe. In der DDR wurde sie 1987 verboten. In der Bundesrepublik Deutschland wurde sie mit Inkrafttreten des Grundgesetzes im Mai 1949 abgeschafft - und zählt seither zu den moralischen Grundlagen des deutschen Staates.


    Audio herunterladen  (https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2019/04/03/70_jahre_grundgesetz_und_die_abschaffung_der_todesstrafe_dlf_20190403_1840_4f49026e.mp3)

    Die Zahl der Todesurteile geht laut Amnesty International weltweit zurück. Im Bild ein Hinrichtungsplatz in Kabul, Afghanistan, 2014. (Montage: Deutschlandradio) (picture alliance/ dpa/Jawad Jalali)ie Zahl der Todesurteile geht laut Amnesty International weltweit zurück. Im Bild ein Hinrichtungsplatz in Kabul, Afghanistan, 2014. (Montage: Deutschlandradio) (picture alliance/ dpa/Jawad Jalali)


    "Also der Ursprung dieses Artikel 102 ist durchaus nicht von allerhöchster Ehrenhaftigkeit geprägt"… oder "von allerhöchsten Rechtsstaatsgedanken".

    "Die Todesstrafe ist abgeschafft", so lautet Artikel 102 des Grundgesetzes. Und woran Thomas Fischer, ehemaliger Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, hier erinnert: dass die Forderung, diesen Artikel ins Grundgesetz aufzunehmen, erstaunlicherweise aus der rechtskonservativen Ecke kam. Genauer: von Hans-Christoph Seebohm, dem späteren Bundesverkehrsminister. Er und seine Freunde von der Deutschen Partei wollten das Verbot. Der Grund: Sie wollten damit weitere Hinrichtungen von NS-Tätern vor Militärgerichten der Alliierten stoppen.
    Der frühere Innenminister von der FDP Gerhart Baum beschreibt, dass der Artikel 102 daher auf widersprüchliche Weise eine Folge aus dem Nationalsozialismus ist:
    "Das war natürlich eine vergiftete Initiative, die sollte also Kriegsverbrecher schützen und hat also nichts mit humanitären Impulsen zu tun. Die Abschaffung ist natürlich eine Reaktion auf die Nazi-Barbarei. Die Nazis haben die Todesstrafe exzessiv eingeführt und exzessiv praktiziert auch gegen politische Gegner. Und man wollte auf keinen Fall auch nur einen Hauch dieser Politik in das Grundgesetz haben."

    Konstitutioneller Umgang - eine umstrittene Prinzipienfrage

    In der NS-Terrorzeit wurden 16.000 Todesurteile gefällt und über 12.000 vollstreckt. Nach Schätzungen von 1989 wurden zusätzlich vor NS-Kriegsgerichten 33.000 Todesurteile verhängt. Neben Mord hatte das Willkürregime bis zum Ende des Krieges insgesamt 77 weitere Delikte bestimmt, für die es zum Schutze der "Volksgemeinschaft" die von ihm so genannte "Reinigungstodesstrafe" aussprechen ließ.
    Trotz dieser historischen Last blieb der konstitutionelle Umgang mit der Todesstrafe im Parlamentarischen Rat 1948/49 eine umstrittene Prinzipienfrage. Der Journalist und Rechtsexperte Christian Bommarius schildert, wie SPD und CDU zunächst die Debatte eher reserviert führten. Denn es gab unter den Gegnern der Todesstrafe auch Abgeordnete, die der Meinung waren, das Verbot gehöre nicht in das Grundgesetz, sondern sei später im Rahmen einer Strafrechtsreform zu lösen.
    "Was ihnen in jedem Fall nicht behagte, war die Verbindung, die Herr Seebohm herstellte, Schutz des menschlichen Lebens, `Schutz keimenden Lebens` – also sprich: Schutz vor Abtreibung - mit der Todesstrafe."

    Bekenntnis der Deutschen zu einer Werteordnung

    Für Carlo Schmid, SPD-Wortführer im Parlamentarischen Rat, also unter den Vätern und Müttern des Grundgesetzes, ging es bei der Abschaffung um ein Bekenntnis der Deutschen zu einer Werteordnung. Das Menschenleben sollte in dieser Werteordnung nicht zum bloßen Mittel für gesellschaftliche Zwecke reduziert oder unter bestimmten Umständen ausgelöscht werden dürfen. Schmid in seinen 1979 erschienenen Erinnerungen:

    "Nach all dem, was in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland und anderswo durch deutsche Blutgerichte geschehen war, sollten wir Deutschen Zeugnis dafür ablegen, dass in allen Menschen, auch im Mörder, das Leben heilig zu halten ist, und dass diesem Postulat gegenüber kriminalpolitische Nützlichkeitserwägungen keine Argumente darstellen."
    Ein weiterer wortmächtiger Fürsprecher für das Verbot der Todesstrafe war der aus Ludwigshafen stammende Justizrat Friedrich-Wilhelm Wagner, SPD, später Vize-Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Christian Bommarius:
    "Unabhängig aber von dem historischen Hintergrund, sagte er, dass der Staat, der das Leben nicht gebe, es auch nicht nehmen könne. Er habe kein Verfügungsrecht über das menschliche Leben."

    "Die rechtlich einwandfreie Reaktion" auf eine Mordtat

    Gegen die Einschätzung, eine staatliche Tötung sei nicht minder "barbarisch", brutal und unmenschlich als ein Mord, traten im Parlamentarischen Rat die Anhänger der Todesstrafe auf den Plan, allen voran Adolf Süsterhenn, der Justizminister von Rheinland-Pfalz. Barbarisch sei es, willkürlich zu töten wie im Nationalsozialismus, aber nicht die rechtlich einwandfreie Reaktion auf eine Mordtat. Der Christdemokrat und tief gläubige Katholik Süsterhenn trat noch nach Jahren für die Wiedereinführung der Todesstrafe ein:
    "Ich glaube, dass man grundsätzlich sagen muss, dass dem potenziellen Mörder, der in jeder Volksgemeinschaft lebt, klar gemacht werden muss, dass wenn er vorsätzlich das Leben eines Mitmenschen vernichtet, das Risiko auf sich nimmt, dass auch sein Leben durch die Strafjustiz durch die Verurteilung zum Tode vernichtet wird."

    Am 8. Mai 1949 stimmten von 65 Abgeordneten des Parlamentarischen Rates 35 für die Abschaffung der Todesstrafe im Grundgesetz und 30 dagegen. Dafür votierten geschlossen die SPD sowie jeweils zwei Abgeordnete der KPD, des Zentrums und der FDP. Dagegen waren 27 Abgeordnete der Union und drei der FDP.

    Abschaffung der Todesstrafe als moralische Grundlage seit 1945

    Seither zählt die Abschaffung der Todesstrafe zu den moralischen Grundlagen des deutschen Staates nach 1945. Die Mitgliedschaft der Bundesrepublik im Europarat hätte ohnehin eine Abschaffung verlangt, nachdem die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 den Schutz des Lebens auf ihre Fahnen geschrieben hatte. Der Jurist und Journalist Christian Bommarius:
    "Man muss sich bei diesen ganzen Fragen immer klar machen, was die Mehrheit der Deutschen, der Bundesbürger dachte. Und die Mehrheit der Bundesbürger war für die Todesstrafe. Insofern war auch der Parlamentarische Rat, der Grundgesetzgeber, nicht repräsentativ."
    Dies ist auch einer der Gründe, warum in der neuen Bundesrepublik mehrere Wiedereinführungsdebatten aufflammten - im Bundestag und in der Gesellschaft. Stets geschah dies unter dem Eindruck von Aufsehen erregenden Serienstraftaten, die die Emotionen hochschießen ließen, so zum Beispiel Raub- oder Taxifahrermorde, die bestialischen Verbrechen des Frauenmörders Heinrich Pommerenke Ende der 1950er Jahre, des pädophil-sadistischen "Kirmesmörders" Jürgen Bartsch aus den 1960er Jahren oder die politisch motivierten Mordtaten der RAF in den 1970er Jahren.

    Dehler wittere Reste früherer Entwicklungsstufen

    Bereits 1950 versuchten die Bayernpartei und die Deutsche Partei Artikel 102 des Grundgesetzes zu kippen - ohne Erfolg. Zwei Jahre später wies der freidemokratische Bundesjustizminister Thomas Dehler in einer richtungweisenden Rede vor dem Deutschen Bundestag einen weiteren Versuch zurück, der dieses Mal von seinen Koalitionspartnern, CDU/CSU und der Deutschen Partei kam.
    "Im Allgemeinen wird man nicht leugnen können, dass die Todesstrafe für den Entschluss des Mörders im Wesentlichen nicht ursächlich ist; dass im Gegenteil von vielen Psychologen unterstellt wird, dass gerade durch die Todesstrafe die Bestie im Menschen geweckt wird."
    Hinter des Volkes wütender Stimme witterte Dehler immer noch wirksame Residuen, die offenbar im Blute lägen, Reste früherer Entwicklungsstufen. Solche Stimmungen entzögen sich einer rationalen Kontrolle. Als ein Beispiel dafür nannte er das schlichte Präventivargument der Befürworter der Todesstrafe, wonach ein Hingerichteter anschließend nichts Böses mehr anrichten könne.
    "Na mit dieser Erwägung kann man beinahe für alle schweren Verbrechen die Todesstrafe fordern. Wir würden am Ende dazu kommen, zu gewissen Erwägungen in der NS-Zeit, die ja in der Ausdehnung der Todesstrafe immer weiter ging, und am Ende verlangte, dass jede Handlung, die die Sicherheit des Volkes gefährdet, mit dem Tode gesühnt werden muss".

    Der "Kopf-ab-Jaeger" berief sich auf die Volksmehrheit

    Unbeeindruckt davon legten CSU-Abgeordnete 1958 nach. Das unbefriedigte Sühnebedürfnis des Volkes dürfe nicht vom Bundestag ignoriert werden. Immerhin gab es in der alten Bonner Republik drei Bundesjustizminister, die für die Wiedereinführung der Todesstrafe eintraten. Allen voran Richard Jaeger, CSU, Minister von 1965 bis ´66, Spitzname: "Kopf-ab-Jaeger", der sich immer auf die Mehrheit des Volkes berief. So auch 1958, als in Umfragen 75 bis 80 Prozent für die Wiedereinführung waren.
    "Ich finde es sehr verständlich, dass die Diskussion über die Todesstrafe in der Öffentlichkeit nicht zu Ende kommt. Gerade die Raubüberfälle bei Bankräubern, die sich in letzter Zeit so scheußlich ereignet haben, haben eigentlich bei breitesten Schichten des Volkes, gerade des Durchschnittsstaatsbürgers den Ruf nach der Wiedereinführung der Todesstrafe lebhafter werden lassen."
    Bis Ende der 1960er Jahre war die in Umfragen gemessene Mehrheit für die Todesstrafe gekippt - doch dann schlug im Deutschen Herbst 1977 nach der Entführung von Arbeitergeberpräsident Hanns-Martin Schleyer und der Kaperung des Passagierflugzeugs "Landshut" die Forderung nach Wiedereinführung erneut hohe Wellen. Denn prominente Repräsentanten von Politik und Justiz schienen bereit, den terroristischen Geiselnehmern der RAF mit einer Grundgesetzänderung zu drohen.

    Diskussion über etwaige Erschießung von RAF-Terroristen

    Nachdem Bundeskanzler Helmut Schmidt in dieser kritischen Phase dazu aufgefordert hatte, auch so genannte "exotische Vorschläge" zu unterbreiten, wurden im Krisenstab neun Modelle diskutiert, die das Magazin "Der Spiegel" zehn Jahre danach – 1987 – veröffentlichte. In dem von Generalbundesanwalt Kurt Rebmann favorisierten Modell Nr. 6 heißt es:
    "Der Bundestag ändert unverzüglich Artikel 102 des Grundgesetzes. Stattdessen können nach Grundgesetzänderung solche Personen erschossen werden, die von Terroristen in menschenerpresserischer Geiselnahme befreit werden sollen. Durch höchstrichterlichen Beschluss wird das Todesurteil gefällt. Keine Rechtsmittel möglich."
    "Das wäre niemals zur Realisierung gekommen. Auf welcher Rechtsgrundlage eigentlich? Das wäre ja ein Absturz gewesen der Grundgesetzordnung. Ich habe das nie für eine ernsthafte Option gehalten."
    So Zeitzeuge Gerhart Baum, damals Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, der darauf hinweist, dass es letztendlich keine rational haltbare Begründung für die Todesstrafe gibt. Sie verhindere keine Taten, schon aus der einfachen Einsicht heraus, dass ein Täter in der Regel davon ausgehe, nicht erwischt zu werden.

    Laut Statistik schreckt die Todesstrafe nicht ab

    Alle Statistiken und Untersuchungen haben gezeigt: Die Todesstrafe schreckt nicht ab. Deren Befürworter sind aber in der Regel von empirischen Belegen kaum zu überzeugen. Weshalb hinter dem unzerstörbaren Abschreckungsargument häufig auch eine Art Rationalisierung des Rache- und Vergeltungsmotivs zu stecken scheint, wie der ehemalige oberste Richter Thomas Fischer vermutet.
    "Niemand kann sich ja ernsthaft hinstellen und sagen: `Ich will Rache vollziehen´. Das findet in der ersten Aufwallung statt. Keiner von denen würde ja jetzt wahrscheinlich ernsthaft selbst, persönlich gerne Henker sein und das dann alles vollziehen, was er den Kinderschändern und den Frauenmördern und den Rentnerüberfallenden Räubern gerne antun möchte - oder Terroristen."
    Dass die deutsche Argumentation selbst in Europa keineswegs zwingend sein muss, beweist das Beispiel Frankreich. Hier verhielt es sich mit der Todesstrafe komplizierter, galt doch die Guillotine zunächst als revolutionäres Gleichheitssymbol und später als Exportschlager einer angeblich humaneren Hinrichtungsmethode: rasch, schmerzlos, effizient.

    Claude Lanzmann und die Frage der Guillotine

    Als Kind sah der Schriftsteller Claude Lanzmann im Kino einer Hinrichtung zu. Das habe ihn gezeichnet fürs Leben und in tiefste Ängste gestürzt.
    "Die Frage der Guillotine hat mein Leben gänzlich dominiert oder allgemeiner gesagt: die Frage der Todesstrafe. Die Guillotine ist die französische Todesstrafe. Es gibt andere Arten, den Tod zu vollstrecken. Die zentrale Frage, die ich mir gestellt habe, die ich mir stelle: Wie man jemandem den Tod als Strafe auferlegen kann."
    Zum letzten Mal wurde die Guillotine am 10. September 1977 genutzt gegen einen tunesischen Prostituiertenmörder. Dann wurde sie unter Francois Mitterrands Justizminister Robert Badinter abgeschafft.
    "Ceci est contraire à l´esprit républicain."
    Dass etwas "dem republikanischen Geist widerspreche", traf für den Rechtsreformer Robert Badinter nicht nur auf die Todesstrafe zu, sondern letztlich auf alle Unverhältnismäßigkeiten einer Law-and-Order oder Null-Toleranz-Politik.

    Symbolisch ein letzter Rest von Rache

    Außerhalb Europas ist die Lage selbst in entwickelten Rechtsstaaten ohnehin uneindeutig. In den USA wird noch immer kein Kandidat zum Präsidenten gewählt, wenn er sich explizit gegen die Todesstrafe ausspricht. Thomas Fischer:
    "Wenn man sich beispielsweise die Praxis in den USA anschaut – da ist ein letzter Rest von Rache und Vergeltung symbolisch übrig geblieben, indem die Hinterbliebenen einer ermordeten Person an der Vollstreckung hinter einer Glasscheibe teilnehmen dürfen."
    Heute ist die Todesstrafe international geächtet. Das Völkerrecht verbiete sie zwar noch nicht an sich, stelle aber hohe strafprozessuale Hürden auf, erläutert Alexander Bojcevic, Todesstrafe-Experte der deutschen Sektion von Amnesty International:
    "Zurzeit haben 106 Staaten weltweit die Todesstrafe vollständig abgeschafft. Weitere acht Staaten haben sie im nicht-militärischen Bereich abgeschafft. 28 Staaten haben sie zwar vorgesehen im Gesetz, führen aber seit mindestens zehn Jahren keine Hinrichtungen mehr durch. Und weitere 56 Staaten vollstrecken."

    Doch trotz der positiven Entwicklung bleibt die betrübliche Bilanz, dass die vier bevölkerungsstärksten Staaten China, die USA, Indien und Indonesien noch immer die Todesstrafe verhängen. Was umgekehrt heißt, dass nur ein Drittel der Menschheit in Staaten lebt, die die Todesstrafe nicht praktizieren.
    "Also der Firnis der Zivilisation ist so dünn. Wir glauben immer, das läge alles weit zurück und berechnen das nach Jahreszahlen und sagen, die Todesstrafe ist `49 abgeschafft worden, und von da an haben wir uns immer mehr von diesem Punkt entfernt. Wir sind immer liberaler geworden, humaner in unserer Auffassung von dem, was den Menschen ausmacht. Pustekuchen! So ist es nicht. Wir haben immer wieder Auf- und Abwärtsbewegungen. Also auch die Humanität, wenn man so will, hat ihre Konjunkturen."


    Brutalste Verbrechen haben das Tabu nicht brechen können

    Fest steht allerdings auch, dass selbst Sexualverbrechen wie die von Marc Dutroux in Belgien, der Massenmord von Anders Breivik in Norwegen oder die Serie islamistischer Massaker in Frankreich das Tabu der Todesstrafe in diesen Ländern nicht haben brechen können. Gerhart Baum:
    "Kann mir eine Situation vorstellen, wo der Volkszorn aufgestachelt wird und dann die Forderung nach der Todesstrafe ein gefundenes Fressen für die Rechtspopulisten, die mit diesem Thema dann Wähler zu gewinnen suchen."

    So zum Beispiel der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz, der Ende vergangenen Jahres als erster Mandatsträger seiner Partei gefordert hat, über die Streichung von Artikel 102 des Grundgesetzes nachzudenken. Bemerkenswert, dass sich der frühere Freiburger Staatsanwalt dabei nicht auf eine Mordtat bezieht. Ihm genügt schon der Volkszorn vor Ort über die illegale Rückkehr eines abgewiesenen Geflüchteten aus Kamerun.
    "Das widerspricht der europäischen Menschenrechtskonvention, es widerspricht der klaren Meinungsbildung im europäischen Parlament. Übrigens in der ganzen Diskussion, die wir jetzt führen über Auslieferung, Abschiebung spielt auch eine große Rolle, ob der Staat, in den wir abschieben, die Todesstrafe hat und exekutiert."

    Uneinnehmbares Bollwerk gegen emotionale Aufwallungen

    Andere sehen die Gefahr, dass das demokratische System an Massenloyalität einbüßen könnte, wenn empörten Stimmungen fortwährend die verfassungsmäßigen Grenzen aufgezeigt werden. Thomas Fischer:
    "Es kann passieren, dass eine solche Diskussion so außer Kontrolle gerät. Dass man sich dem kaum noch entgegen stemmen kann, auf dem Hintergrund oder auf der Folie eines Vorwurfs, dieser Staat schützt die Bürger oder schützt das Recht oder schützt den Frieden nicht mehr hinreichend, weil er nicht genügend harte und genügend vernichtende Strafen verhängt."

    Der Rechtsstaat dürfe sich jedoch niemals in die Rolle eines stellvertretenden Rächers begeben. Denn das Recht hat sich in Deutschland unverrückbar aus Artikel 1 des Grundgesetzes entwickelt: "Die Menschenwürde ist unantastbar." Dazu die frühere Bundesverfassungsrichterin Gertrude Lübbe-Wolff:

    "Die Interpretation, was das eigentlich bedeutet, durch das Bundesverfassungsgericht: Dass niemand zum Objekt, zum bloßen Objekt gemacht werden darf, knüpft ja an eine Kantische Formulierung an, dass der Mensch als Zweck und nie als bloßes Mittel verwendet werden darf. Und das beinhaltet die grundlegende Aussage: Jeder Mensch zählt im Prinzip gleich."
    So hat sich die Aufnahme eines Verbots der Todesstrafe in das Grundgesetz bislang als ein schier uneinnehmbares moralisches Bollwerk gegen emotionale Aufwallungen im Volk und gegen populistische Versuchungen von Politikern erwiesen. Thomas Fischer:
    "Das ist in der Tat ein Segen. Und man kann sich nur freuen, dass man in einem Staat lebt, in dem das möglich war und hoffentlich auch möglich bleibt."


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    Screenshot_2024_08_19_at_11_53_57_70_Jahre_Grundgesetz_Als_die_Todesstrafe_abgeschafft_wurde
    Bericht von Amnesty InternationalTodesstrafe ist auf dem Rückzug


    Info: https://www.deutschlandfunk.de/70-jahre-grundgesetz-als-die-todesstrafe-abgeschafft-wurde.724.de.html?dram:article_id=445402


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    19.08.2024

    150 Grünen-Mitglieder fordern Fortsetzung der finanziellen Unterstützung der Ukraine

    freedert.online, 19 Aug. 2024 10:12 Uhr

    Laut einem Medienbericht fordert "eine Realo-Gruppe der Grünen", die seitens der Bundesregierung geplante Aussetzung der Hilfszahlungen an die Ukraine zu überdenken. Die Schuldenbremse sei "wichtiger als das Leben und Überleben einer angegriffenen europäischen Nation", so die Formulierung in dem offenen Brief.


    Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Christian Ender


    Symbolbild


    Der Berliner Tagesspiegel zitiert exklusiv aus einem "offenen Brief" einer Gruppe von 150 Grünen-Mitgliedern, der demnach auch von "bekannten älteren" Parteimitgliedern gezeichnet wurde. Kritisiert wird die Entscheidung der Bundesregierung, "bei den militärischen Hilfen für die Ukraine den Haushalt zu schonen", so der Tagesspiegel. Diese Entscheidung habe laut Grünen-Pamphlet "sofort Einfluss auf den Verlauf des Krieges und schwäch[t] die Ukrainische Armee." Die Bundestagsabgeordneten werden nun nachdrücklich aufgefordert "nicht zuzulassen, dass Deutschland aus dem Bündnis zur Unterstützung der Ukraine ausschert."


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    Die Tagesspiegel-Redaktion zitiert Auszüge aus dem Schreiben, ohne jedoch einen Link zum Original zur Verfügung zu stellen. Zu den "bekannten Köpfen" zählen laut Artikel demnach "Rebecca Harms, Daniel Cohn-Bendit, Ralf Fücks und Marieluise Beck". Letztgenannte stellen dabei die Geschäftsführung des einflussreichen, staatsnahen Thinktanks "Zentrum Liberale Moderne". Weitere Unterzeichnende des offenen Briefes werden nicht genannt.

    Die Initiatoren aus dem "realpolitischen Flügel" fordern die Partei- und Fraktionsspitze von Bündnis 90/Die Grünen auf, die Zustimmung zu dem anvisierten Stopp der Zahlungen an Kiew zu überdenken:

    "Die Konsequenzen der Haushaltseinigung für die Waffen- und Munitionskäufe für die Ukraine haben sofort Einfluss auf den Verlauf des Krieges und schwächen die Ukrainische Armee."

    Kritisiert wird die vermeintliche Einigkeit der drei Parteispitzen der Koalition, aber ohne klare Formulierung in dieser Hinsicht:

    "Die Botschaft der Einigung erweckt den Anschein, als sei die deutsche Schuldenbremse wichtiger als das Leben und Überleben einer angegriffenen europäischen Nation."

    Der Vorwurf lautet, dass die jüngst geäußerten Pläne und Beschlüsse alleinig aus wahltaktischen Erwägungen beschlossen wurden, im Angesicht der nahenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Laut Tagesspiegel gebe es in diesen Bundesländern "in der Bevölkerung große Bedenken über Waffenlieferungen an die Ukraine". 

    Ein weiteres Zitat aus dem Brief lautet daher themenbezogen:

    "Es ist nun dringende Aufgabe des Bundestages und seiner demokratischen Kräfte, nicht zuzulassen, dass Deutschland aus dem Bündnis zur Unterstützung der Ukraine ausschert."

    Der TS-Artikel verweis auf das "ARD-Sommerinterview" mit dem Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour, der zum Thema des geplanten Stopps der Hilfszahlungen an die Ukraine den Zuschauern erklärte:

    "Das ist kein gutes Signal, erst recht nicht an die Ukrainer und erst recht nicht an unsere Partnerstaaten, die alle beteiligt sind – die gesamte NATO, die europäischen Staaten."


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    Mit Blick auf die Diskussion über die Ukraine-Unterstützung warnte Nouripour in dem Gespräch davor, "zu glauben, dass man mit einem reinen Sparkurs zu mehr Sicherheit kommt." Zum Vorwurf des wahltaktischen Agierens der Ampelkoalition, im Sommerinterview ebenfalls angesprochen, erläuterte Nouripour:

    "Und wir versuchen darzustellen, dass wir die Ukraine unterstützen, weil wir Frieden wollen. Wenn die Ukraine aufhört, zu kämpfen, existiert sie nicht mehr. Wenn die Russen aufhören zu kämpfen, dann gibt es Frieden."

    Laut Tagesspiegel-Zitat endet der offene Brief mit einer Aufforderung an die Parteispitze und Mitglieder des Deutschen Bundestags:

    "Wir appellieren an unseren Bundesvorstand, an die grünen Kabinettsmitglieder und die Bundestagsfraktion, dafür Sorge zu tragen, dass Deutschland seine Zusagen an die Ukraine und die Bündnispartner umfassend und rasch erfüllt."


    Mehr zum Thema - Berlin und Washington führen Kiew gemeinsam aufs Schafott


    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/inland/216065-150-gruenen-mitglieder-fordern-fortsetzung


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    Wehrmachtwurzel der Bundeswehr – Teil 2: Atempause nach dem verlorenen Krieg

    freedert.online, 18 Aug. 2024 20:49 Uhr, Von Stefan Bollinger

    Die NVA hat im Unterschied zur Bundeswehr mit der nazistischen Vergangenheit des Soldatentums gebrochen und auf Wehrmacht-Kader weitgehend verzichtet. Warum der Bruch mit Wehrmacht und Nazismus in der Bundesrepublik nicht gelang und welche schwerwiegenden Konsequenzen das noch haben könnte, erklärt der Historiker Stefan Bollinger in seinem zweiteiligen Artikel speziell für RT.


    Quelle: Sputnik © Kirill Braga


    Ein russischer Amateur-Schauspieler in der jährlichen Nachstellung der Gefangennahme des Feldmarschalls Friedrich Paulus, die die Niederlage Hitler-Deutschlands in der Schlacht um Stalingrad besiegelte (Symbolbild). Das Schauspiel findet jedes Jahr vor echter historischer Kulisse in Wolgograd statt.


    Den ersten Teil der Abhandlung finden Sie hier.   

    Es brauchte dennoch 36 Jahre, bis eine Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Jahr 2018 einen neuen Traditionserlass herausbrachte. Auch dies nicht ganz freiwillig, denn im Vorjahr waren einige zu "großzügige" "private" Traditionspflegeaktivitäten von Militärs ruchbar geworden. Viele mochten sich nicht daran erinnern, dass die Nazizeit keineswegs Traditionen begründen konnte. Bei dieser Gelegenheit war aber auch zu konstatieren, dass es inzwischen eine andere deutsche Armee, die Nationale Volksarmee der DDR gab, die zwar aufgelöst, aber zumindest in den Köpfen der ostdeutschen Neubürger noch präsent war.


    RM der erste Teil 

    Die Ministerien machten es sich in bester totalitaristischer Manier einfach. Der Erlass würdigte zwar das Verhalten der NVA in der Wendezeit, aber insgesamt lautete der Kern des Traditionsverständnisses: Weder die Wehrmacht noch die NVA, weder Drittes Reich noch kommunistische Diktatur sind traditionswürdig. Der Blick auf den einzelnen Soldaten dieser Armeen ist, wie bereits zuvor, offen für individuelle Abwägungen. Hier kann es natürlich nicht wundern, dass sich meines Wissens nach bislang kein NVA-Angehöriger in einer Traditionsliste wiederfindet.

    Tradition verpflichtet – Armee für den Krieg und für den Frieden

    Die Traditionspflege ist letztlich immer mit der Frage verbunden, um was für eine Armee mit welchen Auftrag es geht. Die suggerierte, rein militärische Kompetenz und Exzellenz reicht da nicht aus; auch das Proklamieren demokratischer Werte hilft wenig. Das reale Verhalten der Armee, des zuständigen Staates und des Bündnisses ist entscheidend. Und hier waren für die Bundeswehr von Anbeginn die Weichen gestellt. Insofern ist der "Ausrutscher" der nun zurückgezogenen "Weisung" weder der schlechten Phantasie eines weltfremden Generalleutnants geschuldet noch der Schlampigkeit seiner Militärhistoriker.

    Es war der durchaus intelligente Versuch, mit scheinbar wenig belasteten Namen eine historische Kontinuität der Soldaten beider Weltkriege und des Kalten Krieges herzustellen. Die 25 aufgelisteten Namen von bewährten alten Kriegern liest sich wie das "Who's who" der 1956 keineswegs aus dem Nichts gegründeten Bundeswehr, Bundesluftwaffe und Bundesmarine. Für diese Kader gab es keine Stunde Null im Jahr 1945, sondern schlimmstenfalls eine Atempause nach dem verlorenen Krieg.

    Manche privatisierten, andere dienten sich mit ihren Erfahrungen bei den Amerikanern und Briten an. Auch gab es jene, die fast nahtlos und mit ihren alten Mannschaften und Ausrüstungen wieder in den – noch verdeckten – Kampf zogen. Dafür ist der spätere Flottenchef der Bundesmarine, Vizeadmiral Hans-Helmut Klose, ein Paradebeispiel. Als Chef der 2. Schnellboot-Schulflottille kämpfte er noch über den Tag der Kapitulation erfolgreich und hielt "Manneszucht", was schließlich mehreren seiner Matrosen wegen eigenständiger Kapitulation das Standgericht und noch nach (!) Kriegsende den Tod durch Erschießen einbrachte. Zwar war nicht er der "Gerichtsherr", aber letztlich mitverantwortlich. Dafür diente er sich umgehend dem britischen MI6 und später der Organisation Gehlen an und operierte mit seinen umgerüsteten Schnellbooten in sowjetischen Gewässern vor der Küste der baltischen Sowjetrepubliken, um Spione und Saboteure (heute würden wir sagen: Terroristen) für den Untergrundkampf gegen den Kommunismus zu transportieren. Für ihn fand sich natürlich ein Plätzchen in der Bundesmarine.

    Wie die USA den deutschen Geheimdienst unter ihre Kontrolle brachten




    Analyse

    Wie die USA den deutschen Geheimdienst unter ihre Kontrolle brachten






    Die USA wollten mit aller Gewalt das gerade erst zu Boden gedrückte Deutschland – nun auch nur zur Hälfte – als Partner für den neuen noch kalten und vielleicht bald heißen Krieg. Deutsches militärisches Know-how, die Erfahrungen der deutschen Rüstungswirtschaft, das deutsche Menschenmaterial mochten sie sich nicht entgehen lassen. Bei den Westdeutschen, mit Kanzler Konrad Adenauer an der Spitze, stießen sie nicht auf taube Ohren. Auch wenn der Kanzler wusste, dass sein halbes deutsches Volk gründlich die Nase vom Krieg voll hatte und nicht wenige, wie der spätere Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß, versprachen, dass ihnen lieber die Hand verdorrten solle, als dass sie je wieder eine Waffe anfassen würden. Aber solche Einsichten hielten damals ebenso wenig wie heute.


    Klare Feindbilder ließen Adenauer und die neuen demokratischen Bündnispartner schnell einig werden: Schwamm drüber, die noch einsitzenden Kriegsverbrecher freilassen, die Wirtschaft auch mit den alten Führungskräften wieder ankurbeln und den deutschen Militärs vergeben und ihnen Vertrauen geschenkt. Die Bundeswehr sollte, wie der westdeutsche Staat insgesamt, mit den alten Eliten aufgebaut werden. Wer sonst hätte die Erfahrung und seitens des Militärs oder der Geheimdienste auch hinreichend Erfahrungen mit dem Feind, der im Osten stand (und steht)? Und der Feind ist, egal, ob er sich als Kommunist, als Sozialist oder als Friedenskämpfer verkleidet, der Russe; und ebenso sind es seine Unterstützer. Der von Adenauer eingeforderte Preis für die Westintegration, der bereitwillig gezahlt wurde, war die Anerkennung der deutschen Soldaten, idealerweise nicht nur der Wehrmacht, sondern auch der Waffen-SS.

    Auch der andere deutsche Staat stand im Jahr 1945 vor dem Problem, wie er aufgebaut werden sollte, wer die Spezialisten sein konnten und wie er geschützt werden kann. Die Kommunisten und Sozialdemokraten der SED pfiffen auf die Unentbehrlichkeit der alten naziverseuchten Eliten und suchten sich junge, unbelastete Arbeiter, Bauern und Studenten, die in "Schnellbesohlung" zu Volksrichtern, Volkspolizisten und Volksarmisten gemacht wurden. Und es funktionierte!


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    Deutsche Panzerlieferungen an die Ukraine sind Berlins neonazistischer "14/88"-Gruß






    Trotzdem griff die DDR auf sowjetischen Rat hin auch auf alte Militärs zurück, wohl um die 500. Diese hatten allerdings aus westdeutscher Sicht einen Makel: Sie waren Deserteure, in sowjetischer Gefangenschaft geläutert; sie hatten sich im Nationalkomitee Freies Deutschland gegen Hitler zusammengeschlossen, betrieben für die Rote Armee Propaganda und kämpften gelegentlich auch im Untergrund. Aus Sicht des westdeutschen Staates waren sie alle, noch mehr als die im ersten Jahrzehnt der BRD geschmähten Männer des 20. Juli, tatsächliche Verräter. Wenn bis heute die angebliche NS-Verstrickung von DDR-Generälen und -Offizieren gerne als Entlastungsargument herangezogen wird – es handelt sich um Lügen und Fälschungen. Einer der bekanntesten Generale war Arno von Lenski: nach Stalingrad in sowjetische Gefangenschaft geraten, NKFD-Mitglied, mit Todesstrafe in Abwesenheit und Sippenhaft belegt, nun Chef der NVA-Panzertruppe.

    Übrigens hat die DDR ab 1957 schrittweise und konsequent diese alten, vorbelasteten, wenn auch nun dem ostdeutschen Staat ergebenen Militärs in den Ruhestand geschickt.

    Für die DDR und ihre NVA galten augenscheinlich andere Maximen für eine Armee, die durchaus das Soldatenhandwerk – auch mit sowjetischer Hilfe – erlernte und dabei nicht schlecht war. Die DDR und ihre Streitkräfte bekannten sich zu einer Friedenspolitik und die NVA – wie übrigens auch die Bundeswehr – hat in der Zeit der deutschen Teilung keinen Krieg geführt, was sowohl der DDR-Führung wie auch den bundesdeutschen Regierungen bis hin zu Helmut Kohl hoch anzurechnen ist.

    Allem verbalen Waffenklirren und aller Großmäuligkeit mancher Militärs und einiger Politiker zum Trotz – ein Brandt, Schmidt oder Kohl wusste um die Risiken eines Krieges; sie begriffen, dass ein Krieg auf deutschen Boden das Ende der Deutschen bedeuten würde. Nach dem Anschluss der DDR und dem Wiedererstarken Gesamtdeutschlands als Macht mit Anspruch und Potenzial und im Glauben an die wiedererlangte Normalität hat sich das bekanntlich drastisch geändert. Deutschland ist wieder eine Macht, die Krieg führen können und für den Krieg bereit sein will.

    Die NVA fühlte sich den sozialen Emanzipationskämpfen der deutschen Geschichte verpflichtet: dem Bauernkrieg, den Befreiungskriegen, der Revolutionen von 1848/49 einschließlich der Badischen Revolutionsarmee, dem Matrosenaufstand von 1917, der Novemberrevolution, den Interbrigadisten im Spanischen Bürgerkrieg, dem antifaschistischen Widerstand.


    Gegen die Verfälschung des Geschichtsbildes: "Kerzen des Gedenkens" im Treptower Park



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    Die in der Bundeswehr aufsteigenden Militärs haben in all diesen Kämpfen, so sie diese erlebten, auf der anderen Seite gekämpft. Und selbst die in der "Erlass"-Liste als traditionswürdige Militärs Genannten sind – bei Anerkennung ihres loyalen Verhaltens gegenüber der Weimarer Republik und ihrer Ablehnung der Nazi-Führung – nicht unproblematisch. Da ist der langjährige Reichswehrminister Generalleutnant Wilhelm Groener, der durch das von ihm als letztem Generalquartiermeister vermittelte Bündnis Eberts mit den Militärs zur blutigen Niederschlagung wesentlicher Teile der Revolution in den Jahren 1918/19 beitrug. Oder der Oberst Eberhard Wildermuth, der als Führer von Tübinger Zeitfreiwilligenverbänden, also Freikorps, auch gegen linke Aufständische in der Nachrevolutionszeit aktiv war.

    Sicher kann und muss allen die Chance, die Möglichkeit eines Gesinnungswandels zugestanden werden. Männer wie Groener und Wildermuth erkannten, wenn auch spät, die Gefahren des Faschismus. Aber es bleibt die Frage, wem sich eine Armee und ihre Offiziere und Generale verpflichten – in ihrer Gesamtheit, aber sicher auch in konkreten Konflikten. Eine Reminiszenz sei noch gestattet. Die Matrosen, die noch nach dem 8. Mai 1945 erschossen wurden, haben ihren Platz in der Traditionsarbeit der NVA und der Volksmarine gefunden und wurden Namensgeber von Schnellbooten. Ihr Schicksal und das Handeln ihrer Vorgesetzten, letztlich von Mördern und deren Helfern, hat das DDR-Fernsehen in den 1970er-Jahren in einem Fünfteiler gewürdigt: Der Film "Rottenknechte" dokumentiert das Schicksal dieser letzten Weltkriegsopfer ebenso wie den nahtlosen Übergang eines Klose in den neuen Krieg.

    Trotzdem, wer kriegstüchtig werden will, braucht die geeigneten Militärs, eine Ideologie und er muss vergessen machen, wofür die ganze Phalanx dieser neuen Helden eingetreten war – gegen Demokratie, gegen die Linke, gegen die Sowjetunion, gegen die antifaschistische Anti-Hitler-Koalition. Denk ich an Deutschlands neue Helden, so bin ich einmal mehr um den Schlaf gebracht.

    Über den Autor: Dr. sc. Stefan Bollinger arbeitet zur Geschichte der DDR und der BRD, zur osteuropäischen Ge­schich­te und zu den Zusammenhängen von Ideologie- und Politikgeschichte. Autor vieler Bücher und Publikationen. Sein letztes Buch "Die Russen kommen! Wie umgehen mit dem Ukrainekrieg? Über deutsche Hysterie und deren Ursachen" erschien im Jahr 2022. 


    Mehr zum Thema - Sieg über Nazismus: Bundesregierung will Russen aus Kapitulationsmuseum "schmeißen"


    RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
    Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
    Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen

    Info: https://freedert.online/inland/215896-wehrmachtwurzel-bundeswehr-teil-2-atempause


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    Krieg um Ukraine und Israel: Boiling the frog

    lostineu.eu, vom 19. August 2024

    Die Kriege um die Ukraine und Israel drohen außer Kontrolle zu geraten. Schuld daran sind allerdings nicht die üblichen Verdächtigen Russland und Iran – eine vorläufige Bilanz.

    Der ganz große Knall ist ausgeblieben. Weder in Israel/Iran noch in der Ukraine/Russland ist es bisher zur befürchteten Kettenreaktion gekommen.

    Der Iran hat seine angedrohten Vergeltungsschläge sogar verschoben, um auf einen möglichen Nahost-Deal zu warten. Russland wirkt zu schwach, um den ukrainischen Vorstoß nach Kursk schnell abzuwehren.

    Damit werden die Thesen der westlichen Kriegstreiber widerlegt. Iran ist durchaus zu rationalem Verhalten fähig. Russland hingegen ist keinesfalls in der Lage, nach der Ukraine auch noch andere Länder anzugreifen.

    Normalerweise könnten sich die USA und die Nato nun zurücklehnen und abrüsten.

    Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Politik des “boiling the frog” – den Frosch langsam kochen, bis er tot ist – wird sogar noch verstärkt, mit immer neuen westlichen Waffen sowohl im Nahen Osten als auch in Kursk.

    Der Gegner soll so wohl abgeschreckt und “erstickt” werden – doch gleichzeitig steigt das Eskalationsrisiko.

    Dies gilt umso mehr, als wir es bei Netanjahu und Selenskyj offenbar mit Akteuren zu tun haben, die ganz bewußt auf eine Eskalation abzielen und sich dabei rücksichtslos ihrer amerikanischen und deutschen Freunde bedienen.

    Ich halte daher an meiner Einschätzung fest, dass die Situation brandgefährlich ist und jederzeit außer Kontrolle geraten kann…

    Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Open Thread: Eskalation in Israel und in der Ukraine. Wird fortgesetzt

    P.S. Die Ukraine und Russland werfen sich nun gegenseitig vor, einen “false flag”-Angriff mit “schmutzigen” Atomwaffen zu planen. Das wäre dann die nächste Eskalation…


    Info: https://lostineu.eu/krieg-um-ukraine-und-israel-boiling-the-frog


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Tusk will Nordstream-Attentat “begraben”


    lostineu.eu, vom 18. August 2024

    Der polnische Premier Tusk will einen Schlussstrich unter die Nordstream-Ermittlungen ziehen – weil auch Polen in das Attentat verwickelt war?

    “To all the initiators and patrons of Nord Stream 1 and 2. The only thing you should do today about it is apologise and keep quiet”, schrieb Tusk auf “X”.

    Zu gut deutsch: Die Initiatoren und Unterstützer von Nordstream sollten sich entschuldigen und fortan schweigen. Zu den Attentätern sagt Tusk nichts.

    Dabei sollen sie nach einem Bericht deutscher Medien von Warschau gedeckt werden; ein von den deutschen Behörden gesuchter Ukrainer sei in Polen abgetaucht.

    Tusk stellt sich auch in Widerspruch zur (bisherigen) Position der EU und der Nato. Sie hatten den Angriff auf kritische Infrastruktur verurteilt und mit Sanktionen gedroht.

    Die Nato hat sogar ihre Doktrin angepasst und derlei Taten als kriegerischen Akt bezeichnet. Gilt das nun alles nicht mehr – oder nur, wenn die Täter aus Russland kommen?

    Offenbar wird hier gerade das Narrativ verändert. Das Attentat auf Nordstream sei ein legitimer Akt der Selbstverteidigung der Ukraine, behauptet die FAZ…

    Und was sagt die Bundesregierung? Sie schweigt. Offenbar will man sich nicht mit der Ukraine anlegen – und mit Polen auch nicht…

    Mehr zu Nordstream hier

    P.S. Bemerkenswert ist auch die Täter-Opfer-Umkehr bei Tusk. Entschuldigen sollen sich die Erbauer und Betreiber der zerstörten Ostsee-Pipeline, nicht die Saboteure…

    12 Comments

    1. exKK
      19. August 2024 @ 00:30

      „Entschuldigen sollen sich die Erbauer und Betreiber der zerstörten Ostsee-Pipeline, nicht die Saboteure…“

      Und wir dürfen ja auch nicht vergessen, warum u.a. diese Pipelines durch die Ostsee überhaupt erbaut und betrieben wurden und auch die Erweiterung geplant wurden:
      Die Gaslieferungen durch die Ukraine waren zunehmend unsicher geworden, weil die Ukraine Russland das von ihr verwendete Gas nicht bezahlen wollte und dann einfach das nach Westen durchgeleitete Gas für sich abzweigte, worauf Russland den Hahn vorübergehend ganz schliessen musste, um nicht weiter bestohlen zu werden. Aber solche Details werden ja heute im Westen gern unter den Teppich gekehrt.

      Also nicht zuletzt auch wegen einer letztlich diebischen und unberechenbaren Ukraine, der wir seit Jahren Milliarde um Milliarde hinten und vorne reinschieben, weil sie ja „unsere Werte verteidigt“, wurde diese Investition überhaupt getätigt. Russland und vorher die SU war hingegen jahrzehntelang immer ein verlässlicher Partner, auch in Zeiten großer Krisen während des Kalten Krieges.

      Und wenn ich mich recht entsinne, hat auch Polen apätestens ab 2022 die Durchleitung russischen Öls nach Schwedt gestoppt – unser Geld haben die ehemaligen Ostblockstaaten hingegen immer gern genommen…

    Reply

  • umbhaki
    18. August 2024 @ 21:57

    Man hat sich ja lange über die Vorgänger Tusks von der PiS-Partei mokiert. Weil die doch die werten westlichen Werte nicht so richtig beachten wollten, die Schlingel. Vor allem, weil sie nicht mit allen Positionen, die in der deutsch dominierten EU so gepflegt werden, konform sind. Und nebenbei auch, weil sie etwas individuelle Vorstellungen von bürgerlich-demokratischen Gepflogenheiten hegen. Pressefreiheit und so Zeugs. Auch Frauenrechte werden in Polen immer noch arg katholisch gehandhabt. Oder US-amerikanisch.

    Nun ist also Herr Tusk der Ministerpräsident. Der wird uns ja stets als der große Gegenspieler der PiS-Schlingel verkauft, weil er angeblich nun endlich die westlichen Werte in seinem Land zur Geltung bringt, hurra.

    Nun ja, wie man liest, ist es bei dem mit der heimischen Pressefreiheit jetzt auch nicht allzu weit her, was aber inzwischen mit der EU-Linie übereinstimmt: die Presse ist ganz doll frei, wenn sie die herrschenden Narrative (also die Narrative der Herrschenden) verbreitet.

    Die Freiheiten der Frauen dort sind noch genau so katholisch geregelt wie eh und je. Sogar dem WDR ist das inzwischen aufgefallen – gerade heute habe ich eine einstündige Radiosendung darüber hören dürfen.

    Besonders wertewestlich kommt mir der Fall des russisch-spanischen Journalisten Pablo Gonzales vor, der wegen angeblicher Spionagetätigkeit zweieinhalb Jahre lang in Polen im Knast saß, einen großen Teil dieser Zeit in Isolationshaft (=Folter) und ohne die Möglichkeit, seine Familie oder auch nur einen Anwalt zu kontaktieren. Und ohne Anklage. Der saß „einfach so“ zweieinhalb lange Jahre lang isoliert in einem polnischen Gefängnis. Eingekerkert zu PiS-Zeiten und unter Tusk und seiner PO weiter in Haft gehalten.

    Frei kam er durch diesen vielbeachteten Gefangenenaustausch neulich, da konnte er nach Russland ausreisen (im Austausch unter anderem gegen den „Tiergartenmörder“, also den Mann, der angeblich den Berliner Tiergarten ermordet haben soll. ???? Der allerdings in Wahrheit ein Terroristenmörder ist, weil er einen ziemlich wüsten tschetschenischen islamistischen Terroristen ermordet hat, aber das nur nebenbei. Mord bleibt übrigens Mord, falls mich hier jemand falsch verstehen will).

    Jetzt hockt Gonzales ohne Pass in Russland und Polen tut alles zu verhindern, dass er nach Hause zu seiner Familie reisen kann.

    Ausführlich: https://overton-magazin.de/top-story/austausch-nach-zweieinhalb-jahren-in-haft-nun-klagt-polen-pablo-gonzalez-an/

    Wir halten fest: Wenn dieses Polen in die EU gehört, dann gehört die Ukraine da auch hinein. Oder beide nicht.

    Was Nordstream angeht: Die gesamte Reaktion der Regierung der Bundesrepublik Deutschland lässt darauf schließen, dass man mit der Sprengung einverstanden war. Anders kann ich mir das Nicht-Handeln „meiner“ Regierung nicht erklären. Dieser putzige europäische Haftbefehl ist doch eine reine Inszenierung ohne Hintergrund. Und ohne ernste Absichten. Siehe die bekannten Aussagen des Herrn Kiesewetter.

    Reply

  • MarMo
    18. August 2024 @ 21:06

    Der Kommentator bei der FAZ zum Thema Ukraine ist ein hirnloser, aber gefährlicher Ideologe. Ich habe mich erst diese Woche über ihn aufgeregt, weil er behauptet „Aber der brutale Bruch des Fundaments des internationalen Zusammenlebens durch Putins Regime und die Art seiner Kriegsführung (meine Anmerkung: die fundamentalen Brüche des internationalen Zusammenlebens durch die Geheimdienstoperationen und Kriege der USA sowie deren Kriegsführung scheinen ihm nicht bekannt zu sein) müssen alle einen, denen Menschenrechte was bedeuten. Denn darum geht es im Kern (Kommentar: träum weiter). Russland muss nicht wegen der Verletzung abstrakter Regeln gestoppt und seiner Eroberungsmacht beraubt werden – sondern weil es buchstäblich Mensch das Lebensrecht abspricht (Kommentar: so wie in Hessen, wo geflohenen ukrainischen Männern der Pass nicht mehr verlängert wird …) und wegen ihrers Soseins auslöscht, die nicht unter seiner Knute ihr Dasein fristen wollen. Deshalb wird in der Ukraine und durch die Ukrainer die freie Welt verteidigt. Neutralität bedeutet hier Parteinahme für Kinderschlächter“ (man denke an die Antwort von Madeleine Albright gefragt zum Tod von fünfhunderttausend irakischen Kindern, die aufgrund nicht vorhandener Medikamente wegen der Sanktionen gestorben sind, ob sich das gelohnt habe. Sie fand, es habe sich gelohnt). Widerliche Propaganda ist das in meinen Augen.

    Tusk ist eben nicht tolle Präsident, als der er gefeiert wird. Und ja, die Polen haben seit der Wiedervereinigung tatsächlich viel Feindseliges gegenüber Deutschland geäußert.

    Ich finde aber immer noch die Thesen von Seymour Hersh am realistischsten: Der Anschlag wurde unter tätiger Mithilfe der Amerikaner umgesetzt. Die Polen oder die Norweger mögen da kräftig mitgeholfen haben – schon möglich. Aber die USA hängen da mit drin. Und Polen ist mit den USA mindestens ebenso dicke wie die deutschen Eliten.

    Reply

  • exKK
    18. August 2024 @ 18:38

    “Bemerkenswert ist auch die Täter-Opfer-Umkehr bei Tusk.”

    Ich finde das nicht “bemerkenswert”, sondern bis zur Unerträglichkeit empörend! Wo sind denn jetzt unsere sonst so politisch korrekten Wertefetischisten?

    So langsam frage ich mich, ob einige EU-Staaten nicht die wahren Feinde Deutschlands sind – und nicht Russland, wie allerorten behauptet!

    Reply

    • Ok
      18. August 2024 @ 20:00

      Wie jetzt erst? Wo warst Du denn seit dem Mauerfall? Die Feindseeligkeit der Polen ggü Deutschland ist nun wirklich nix Neues.

      Gehörtest auch zu denen mit kollektiver Persönlichkeitsstörung was ihr Deutschsein anging oder immer noch betrifft?

      Reply

      • exKK
        19. August 2024 @ 00:07

        Zynische Untertöne sind Ihnen fremd?

    • Michael
      18. August 2024 @ 20:07

      Wie schon Zbigniew Brzezinski, polnischen Ursprungs, im Grand Chess Board ausführte, ist die größte Gefahr für Europa und damit die Hegemonialmacht USA eine Allianz Deutschland-Russland.

      Reply

    • MarMo
      18. August 2024 @ 21:12

      Die wirklichen Feinde Deutschlands sitzen in Washington, in Brüssel einer ihrer wichtigsten Handlanger, in Kiew und in Polen – schätze ich.
      Wenn Russland die Schnauze von den Deutschen voll hat, kann man immerhin konstatieren, dass es dazu jeden Grund hat.

      Reply

  • Udo
    18. August 2024 @ 17:47

    Eine Beteiligung Polens ist zwar (aktuell) nicht nachweisbar. Sieht man sich aber die Geschichte der letzten 20 Jahren an und die teilweise heftigen Auseinandersetzung zwischen Polen und Deutschland, halte ich die Darstellung des ehem. BND-Chefs Hanning zumindest für plausibel.
    Noch mehr, sieht man sich die Reaktion von Tusk an. (getroffene Hunde bellen)

    Reply

  • Alexander Hort
    18. August 2024 @ 17:28

    Vielleicht habe ich es nicht mitbekommen, aber was sagen eigentlich französische Vertreter zum Attentat auf die Pipelines und dem angeblich ukrainischen Ursprung? Frankreich wollte doch immer ein strategisch autonomes Europa, will man sich da wirklich von einem Akteur außerhalb der EU mit robusten Mitteln vorschreiben lassen, mit wem man Handel zu treiben hat?
    Jetzt ist Nordstream wohl vermutlich nicht so sehr eine französische Angelegenheit, aber möchte man in Paris eigentlich tatenlos dabei zusehen, wie ein wichtiger Partner so derart in die Arme Washingtons getrieben wird?

    P.S.: Falls der Eindruck entsteht, den obigen Zeilen sei Sinngemäß eine gewisse Hilflosigkeit anzumerken, so ist dieser Eindruck richtig.

    Reply

  • Michael
    18. August 2024 @ 16:36

    Will Tusk polnische Beteiligung verschleiern während Kiesewetter alles egal ist weil es schließlich um unser Aaller Sicherheit geht?

    Reply

    • exKK
      18. August 2024 @ 18:47

      Verschleiern oder nicht, den grössten Terrorakt in EUropa nach dem Ende des WW2 gegenüber einer “durch und durch bösen” Infrastrukturmassnahme als zu ignorierende Petitesse darzustellen, kommt für sich genommen ja schon einer Kriegserklärung nahe!


  • Info: https://lostineu.eu/tusk-will-nordstream-attentat-begraben


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    Nachrichten von Pressenza: Proteste in Indien: Ärztin in Kolkata vergewaltigt und ermordet

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 19. August 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 19.08.2024


    Proteste in Indien: Ärztin in Kolkata vergewaltigt und ermordet


    In einem erschütternden Vorfall wurde eine 31-jährige Ärztin in Ausbildung am 14. August im RG Kar Medical College and Hospital in Kolkata vergewaltigt und ermordet. Dieser Fall hat nicht nur die medizinische Gemeinschaft, sondern auch die gesamte Nation in Aufruhr&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/08/proteste-in-indien-aerztin-in-kolkata-vergewaltigt-und-ermordet/


     -----------------------


    Demokratische Republik Kongo und Ruanda – Waffenstillstand tritt in Kraft


    Der kürzlich vereinbarte Waffenstillstand zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda brachte einen Wendepunkt in dem Konflikt im Osten des Kongo. Diese Vereinbarung ist das Ergebnis des zweiten Ministertreffens zur Sicherheit und zum Frieden im Osten des Kongo, das vor&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/08/demokratische-republik-kongo-und-ruanda-waffenstillstand-tritt-in-kraft/


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    Pluriversum &#8211; Die Grüne Wirtschaft und ihre blinden Flecken


    Pluriversum ist eine Reihe von Beiträgen aus dem gleichnamigen Buch, gewidmet all jenen, die für das Pluriversum kämpfen, indem sie sich gegen Ungerechtigkeit wehren und nach Wegen suchen, in Harmonie mit der Natur zu leben. Die Welt, die wir wollen,&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/08/pluriversum-die-gruene-wirtschaft-und-ihre-blinden-flecken/


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    CO²-Neutralität zu welchem Preis?


    Die Klimakatastrophe ist hier, und der Blick in die Zukunft ist alles andere als positiv. Mittlerweile ist dies auch in einer breiteren Bevölkerung angekommen, und trotzdem bleiben die politischen Massnahmen gegen die Zerstörung der Erde weitgehend aus. Wie denn auch?&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/08/co%c2%b2-neutralitaet-zu-welchem-preis/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    Info:


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    18.08.2024

    Das Verbrechen stoppen!
    Lauterbach will noch mehr und noch mehr spritzen

    rationalgalerie.de, vom 17 Aug. 2024, Datum: 17.08.2024, Autor: Uli Gellermann

    Als gäbe es keine Impf-Toten, als gäbe es keine Nebenwirkungen: Lauterbach hat 15 Millionen Corona-Spritz-Dosen bestellt. „Wir werden wieder sehr viele Infektionen haben“, sagt der Spritzprophet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Kein Beweis, keine Begründung! Das Bundesgesundheitsministerium behauptet, Impfungen seien weiterhin eine „wichtige Säule“ beim Schutz der Bevölkerung. Doch wer sich umschaut, kennt die Fälle von Geimpften, die zum zweiten und dritten Mal Corona bekommen haben. Wer sich umschaut, der kennt die Fälle von schweren Schäden nach der Impfung.


    Millionen Menschen als Versuchskarnickel

    Statt wissenschaftlicher Grundlagen verkündet das Krankheitsministerium nur Vermutungen und Behauptungen: „Eine Bedrohung bleibe Corona vor allem für Ältere und Risikopatienten, die zusammen ein Viertel der Bevölkerung ausmachten. Er empfehle daher allen in dieser Gruppe eine Auffrischungsimpfung“. Das ist die wahre Bedrohung: Immer noch sind die Spritzstoffe nicht validiert. Einen wirksamen und sicheren Impfstoff gegen ein neues Virus herzustellen, dauert normalerweise acht bis zehn Jahre. Zwar werden bisher Millionen Menschen als Versuchskarnickel eingesetzt, aber dieser brutale Feldversuch zeigt nur Gefahren, keinen Schutz.


    Es geht um Milliarden-Profite

    Es geht nicht um Gesundheit. Es geht um die Milliarden-Profite der Pharma-Industrie. Die sogenannte Pandemie hat den Bund mehr als 440 Milliarden Euro gekostet. Die Umsätze der Spritzstoff-Hersteller von BioNTech und Pfizer sind extrem gestiegen. Der Umsatz des Mainzer Biotechunternehmens sprang von knapp einer halben Milliarde Euro im Jahr 2020 auf mehr als 17 Milliarden Euro 2021. Der US-Konzern Pfizer steigerte laut konzerneigener Bilanz seinen Umsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 95 Prozent. Der Umsatz lag bei 81 Milliarden US-Dollar, davon entfallen laut Prognose allein rund 36 Milliarden US-Dollar auf den COVID-19-Impfstoff Comirnaty, den der Konzern zusammen mit BioNTech entwickelt hat.


    Von der Leyen-Korruptions-Skandal

    Der Korruptions-Skandal rund um Ursula von der Leyen - die Dame hatte mit Pfizer-Chef Albert Bourla 2021 per SMS einen Vertrag über 35 Milliarden ausgehandelt; die Unterlagen sind „verschwunden“ - hat immer noch keine strafrechtlichen Folgen. Die öffentlich-rechtliche Unterhaltungsdame Sarah Bosetti, die Ungeimpfte als „Blinddarm der Gesellschaft“ bezeichnet, sitzt trotz ihrer Nazi Hassrede immer noch nicht wegen Volksverhetzung (§ 130) im Zuchthaus. Obwohl es immer noch keine Aufarbeitung des schweren Corona-Angriffs auf die Demokratie und die Gesundheit gibt, plant die Lauterbach-Gruppe schon wieder Ausgangssperren, Test- und Maskenpflicht.


    Ohne Widerstand keine Zukunft

    Wenn es keinen Widerstand gegen die Lauterbach-Verbrechen gibt, wird es keine gesunde Zukunft für die Bevölkerung geben. Sagt NEIN zu neuen „Impfungen“. Sagt NEIN zur Korruption. Sagt NEIN zum weiterem Abbau der Demokratie. Sagt NEIN zur Panikmache. Sagt JA zur Gesundheit und zur Demokratie. Wir brauchen keine Auffrischungsimpfung, wir brauchen eine Auffrischung der Demokratie.


    Info: https://www.rationalgalerie.de/home/das-verbrechen-stoppen


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    Kursk: Invasion, Kriegsbeginn, Ablenkung, Pfand?

    seniora.org, 18. August 2024, 18.08.2024 Von Peter Hänseler - übernommen von voicefromrussia.ch

    Der Angriff der Ukraine in der Region Kursk verleitet westliche Medien und «Experten» zu Aussagen, die mit der Realität nichts zu tun haben. Die Sache wird scheitern. Analyse.


    Präsident Putin   – schlecht gelaunt.


    Momentaufnahme

    Zurzeit befinden sich ca. 10’000 ukrainische Truppen in der Region Kursk. Bis dato ist es den Ukrainern gelungen um die 50 Dörfer und die Stadt Sudscha einzunehmen. Das gesamte eroberte Gebiet misst ca. 1’000 km2   – das entspricht 0.0058% der Fläche Russlands.

    Das Ziel schien zu sein, das südwestlich von Kursk gelegene Atomkraftwerk einzunehmen, um damit ein Pfand in die Hand zu bekommen. Den Russen ist es inzwischen gelungen, den Vormarsch der Ukrainer nach Norden und Osten zu stoppen. Dort graben sich die Ukrainer ein. Im Westen des Aufmarschgebiets bewegen sich die ukrainischen Streitkräfte in westliche Richtung. Das Momentum verlangsamt sich merklich.


    Rote Linie: Grenze Russland Ukraine   – Gelb eingefärbt: Ungefähre Geländegewinne per 17. August 2024   – Quelle: Military Summary


    Parallel dazu versuchten die Ukrainer in der Nacht auf den 17. August einmal mehr die Krimbrücke mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln   – Drohnen, Marschflugkörper, HIMARS etc.   – zu zerstören. Dies gelang nicht.  

    Mit der Aktion in der Region Kursk wurde Russland das erste Mal seit 1941 angegriffen. Damals marschierten knapp 4 Millionen Soldaten in Russland ein. Sie scheiterten bereits im Winter 1941 vor Moskau. Der Krieg dauerte jedoch noch über drei Jahre länger und hinterliess einen Leichenberg von ca. 40 Millionen Menschen.


    Welche Ziele hat die Ukraine   – wurden diese erreicht?

    Schaut man sich die Grössenordnungen (eingesetzte Truppen und Geländegewinn) an, so stellt sich die Frage, was die Ukrainer mit dieser Militäraktion bezwecken.

    Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass die militärische Situation für die Ukraine an der knapp 2’000 km langen Front desperat ist. Die Russen rücken immer schneller vor. Die Verluste der Ukrainer in den letzten zwei Monaten betrugen über 60’000 pro Monat. Damit hat sich die Verlustquote im Langzeitvergleich diesen Sommer verdoppelt. Diese Verluste vermögen die Ukrainer trotz aggressivster Zwangsrekrutierung nicht zu kompensieren. Zurzeit werden wehrpflichtige Menschen in der Ukraine regelrecht gejagt und nach einer Schnellbleiche von ein paar Tagen an die Front geworfen   – ein menschliches Drama.

    Die ukrainische Führung ist sich dessen wohl bewusst und vor einigen Wochen verlautbarte (Präsident) Selenski, dass an einer nächsten Runde möglicher Friedensverhandlungen die Russen dabei sein müssten. Dies ist einerseits ein Eingeständnis dafür, dass die «Friedensverhandlungen» am Bürgenstock in der Schweiz, wie von uns vorausgesagt, zum Rohrkrepierer wurden und dass (Präsident) Selenski jegliche Initiative und politische Bewegungsfreiheit verloren hat.

    Das Unterfangen, mit den Russen zu verhandeln, war jedoch bereits vor der Aktion in der Region Kursk zum Scheitern verurteilt. Die legalistischen Russen erkennen (Präsident) Selenski nicht mehr als legale Führung der Ukraine an. Zu Recht: Seit Mai regiert (Präsident) Selenski ohne Rechtsgrundlage. Folglich führen wir in unseren Artikeln den Titel des Präsidenten in Klammern. Eine Verhandlungslösung unter Einbeziehung von (Präsident) Selenski war somit bereits vor der Kursk-Offensive ausgeschlossen.

    Folglich sucht die ukrainische Führung mit der Aktion in Kursk einen Befreiungsschlag; das mag aus ukrainischer Sicht durchaus Sinn machen, falls ein mittelfristig nachhaltiges Ergebnis erreicht werden könnte.

    Man kann davon ausgehen, dass die Ukrainer mit dieser Aktion mehrere Ziele verfolgen: Einerseits hofften sie, dass mit ihrer Invasion in die Region Kursk die Russen ihre Truppen von der Front abziehen und somit den Vormarsch auf der gesamten Kontaktlinie einstellen oder oder zumindest reduzieren würden. Damit hofften die Ukrainer, das zu erreichen, was den Russen mit der Eröffnung der Charkow- Front vor ein paar Monaten ihrerseits gelungen war.

    Das erste Ziel haben die Ukrainer nachweislich nicht erreicht: Der Vormarsch der russischen Truppen in den verschiedenen Frontabschnitten geht unvermindert weiter.

    Das zweite Ziel bestand darin, durch die Eroberung des Atomkraftwerkes Kursk und mit der Geiselnahme von möglichst vielen russischen Zivilisten, Pfänder für mögliche Verhandlungen in der Hand zu halten.

    Auch diese Ziele scheinen nicht erreichbar zu sein. Die Einnahme des Atomkraftwerkes Kursk ist gescheitert und scheint in der Zukunft unmöglich zu sein. Dennoch geht von diesem Atomkraftwerk eine reelle Gefahr für einen Grossteil der russischen Bevölkerung aus, etwa wenn dieses von HIMARS-Raketen getroffen würde. Mit der Geiselnahme von Zivilisten werden die Ukrainer tatsächlich erreichen, dass die Russen sich in ihrer Gegenwehr mit schweren Waffen zurückhalten werden, was zu einer Verzögerung der Rückeroberung führen wird.

    Ihren Initialerfolg erkaufen sich die Ukrainer jedoch sehr teuer. Wie bereits bei den Drohnenangriffen in Moskau anfangs des Konflikts gelang es den Ukrainiern auch mit dieser Aktion nicht, die Russen in Angst und Schrecken versetzen. Mehr noch, in der Vergangenheit hat ein solches Terrorvorgehen   – wie etwa während des Zweiten Weltkrieg   – keinesfalls Früchte getragen, sondern zu einer Unerbittlichkeit auf russischer Seite geführt. Dies wird diesmal nicht anders sein.


    Ein Vergleich mit der Schlacht von Kursk ist lächerlich

    Übrigens, ein Vergleich mit der Schlacht um Kursk ist lächerlich: An der Operation Zitadelle im Juli 1943 nahmen auf deutscher Seite knapp 800’000 und auf russischer Seite knapp zwei Millionen Soldaten Teil. Die jeweiligen Seiten wurden von den besten Feldherren geführt. Wehrmacht: von Manstein, von Kluge, Hoth, Kempf, Model, Guderian, Jodl, etc. Sowjetunion: Zhukov, Rokossovski, Vatutin, Konev, etc. Sie gilt als die grösste je geschlagene Schlacht der Weltgeschichte und als letzte Offensive der Wehrmacht auf dem Territorium der Sowjetunion, die für die Deutschen katastrophal endete und einen Leichenberg von um die 800’000 Menschen hinterliess. Ein Vergleich greift somit in keiner Weise.


    Wie stellt der Westen das Geschehen dar?

    Am 15. August sprechen die Ukrainer von 75 eingenommen Dörfern, die Russen von 40.

    Ich kenne die Umgebung von Kursk persönlich. Riesige Ebenen, unterbrochen von kleinen Dörfern oder Weilern mit ein paar Häusern, manchmal eine Tankstelle, einige kleine Läden und möglicherweise eine Polizeistation. Alles komplett offen   – weit und breit keine russische Armee. Wenn da zwei Schützenpanzer mit zwanzig Soldaten einfahren, gilt dieses Dorf als erobert. Diese Besetzung als «Eroberungen» zu bezeichnen, ist somit irreführend und reine Propaganda. Zwar haben die Ukrainer eine Militärkommandatur Kursk eingerichtet. Das ändert jedoch nichts and er Tatsache, dass 1’000 km2 dünn besiedeltes Gebiet keine strategische Änderung bringen wird. Dazu kommt, dass die sich jetzt in der Region befindlichen Truppen versorgt werden müssen. Dies kann nur zu Lasten der Truppen an der Hauptfront erfolgen.

    Dass dieser Coup dennoch teilweise als Kriegswende gefeiert wird, ist lediglich ein Hinweis auf die ukrainische desperate Gesamtlage.

    Die Wehrmacht versuchte im Dezember 1944 in den Ardennen auf ähnliche Art noch einmal das Blatt zu wenden. Nach einem durchaus ein paar Tage dauernden schnellen Vorrücken der letzten gut ausgerüsteten deutschen Panzertruppen, brach die Offensive unter den überwältigenden Kräften der Alliierten, welche anfangs völlig überrascht waren, schnell zusammen. Es spricht einiges dafür, dass diese Militäraktion der Ukraine das gleiche Schicksal ereilen wird. 


    Optimismus im Westen ist eine Schimäre

    Der Westen hat bereits angekündigt, noch mehr Waffen zu liefern. Das Hauptproblem der Ukrainer liegt jedoch darin, dass aufgrund der riesigen Verluste gar kein Personal   – und schon gar kein qualifiziertes   – verfügbar ist. Das widerspiegelt die perfide Strategie des Westens in aller Klarheit: Kampf gegen Russland bis zum letzten Ukrainer.

    Dessen ist sich das ukrainische Volk bewusst.


    Das ukrainische Volk kann und will nicht mehr

    Ich verfüge über gute Kontakte in der Ukraine. Ich kann nicht detailliert auf die Natur dieser Kontakte eingehen, aber es handelt sich um Quellen, welche es erlauben, einen relativ guten Eindruck über die Stimmung im Volk zu gewinnen. Es sind keine politischen Quellen, aber solche, welche durch alle Schichten und das ganze Land gehen. Was meinen und sagen sie tatsächlich   – wie ist die Stimmung wirklich in der Ukraine?

    Die Menschen haben genug   – vom Krieg, von der Korruption, von den Stromunterbrüchen, von der Hitze, von Selenski, der mit dem Versprechen von Frieden mit einem Spitzenresultat an die Macht kam und sein Volk hintergangen hat. Die Bevölkerung will Frieden.

    Die Frage, ob sie auf die Krim, den Donbass, Cherson und Saporischschja verzichten würden, um Frieden zu erhalten, stellt sich nicht wirklich. 90% antworten mit «Ja». Westliche Medien kolportieren 25% bis 45%. Es darf daran erinnert werden, dass die Reste des ukrainischen Mittelstandes noch im Dezember zu grossen Teilen davon ausgingen, den Krieg gewinnen zu können. Von diesem Optimismus ist nichts mehr übrig.

    Die einzige Frage, die sich nun noch stellt, ist, ob, wie und wann das Volk seinen Willen durchsetzen kann. Die Zeit wird es zeigen.

    Die westlichen Medien, die ständig vorgeben, auf der Seite des ukrainischen Volkes zu stehen und dessen Interessen zu vertreten, zeigen durch ihre bewusst falsche Berichterstattung, dass ihnen das Schicksal dieser Menschen völlig egal ist.


    Fazit

    Die Geschichte lehrt, dass ein letztes Aufbäumen einer untergehenden Armee zu keinen nachhaltigen Ergebnissen führt (siehe Ardennenschlacht 1944).

    Diese Aktion in der Region Kursk war nur durch einen Überraschungseffekt möglich   – das ist den Ukrainern gelungen, die Russen liessen sich tatsächlich überraschen. Ob diese Militäraktion aufgrund von Schlamperei, Verrat oder auf einer bewussten, aber falschen Risikoanalyse ermöglicht wurde, ist völlig unklar und spielt letztlich keine Rolle. Die Russen stellen sich in Zeiten der Not immer hinter ihre Führung und werden trotz aller Opfer die Ukrainer aus Russland zurückdrängen.

    Wer behauptet, dass diese Aktion ohne enge Führung aus Washington und London durchgeführt wurde, hat die Natur dieses Konfliktes noch immer nicht erkannt: Die USA und Grossbritannien führen einen Stellvertreterkrieg gegen Russland, die Ukraine ist lediglich ausführendes Organ.

    Letztendlich ist dieser Vorfall lediglich ein Mosaikstein in einem bedrohlichen Gesamtbild, das die Welt zur Zeit seit Monaten und wohl noch für längere Zeit in Atem hält.

    Eine Gesamtanalyse, welche zur Zeit bei uns in Arbeit ist, wird diese Ansicht mit Fakten untermauern.


    Quelle: https://voicefromrussia.ch/kursk-invasion-kriegsbeginn-ablenkung-pfand/
    Mit freundlicher Genehmigung von und Dank an Peter Hänseler



    11 Kommentare zu „Kursk: Invasion, Kriegsbeginn, Ablenkung, Pfand?“

    • H.R. FüglistalerVielen Dank für diesen qualitativ hochstehenden Beitrag. In der
      Schweiz werden wir mit eigenartigen «Informationen» versorgt.
      Die Russen ergriffen in Scharen das Hasenpanier   – so der
      überwiegende Medientenor.
      Der «Präsident» hat eine ungeheure Verantwortung durch seinen
      Kadavergehorsam auf sich geladen. Durch eine einzige
      Befehlsverweigerung hätte er zum Helden werden können.
      Unendlich viele Menschen wären vielleicht noch am Leben!Antworten
    • Sa 17 Aug 2024 um 19:44
    • johann strempflDanke für diesen Bericht mit Ein- und Ausblick auf die Kursk- und Gesamtsituation. / Hierzu mein Kommentar, auf der einen Seite kann ich nicht verstehen, wie kann man so ein Gebiet, wo es solch Strategisch wichtige Anlagen wie ,,Gashauptverteilerstation,, und ,,AKW-Kursk,, gibt, so ungeschützt belassen, noch dazu, wo war der russische Geheimdienst, wo war die militärische Aufklärung ?? Weiters, warum wurden dort keine militärischen Vorkehrungen zur Verteidigung (Minenfelder, Schützengräben & Co) getroffen ?? /
      Zur eventuellen Erklärung, habe einen Artikel (RU-Militärexperte) gelesen, Russland hat diesen Grenzabschnitt (im Vergleich, Gebiet Belgorod ist militärisch stark befestigt) bewusst ,,löchrig,, gelassen, damit die UA-Armee bei Ihrem abtasten diese Löcher findet und dort eindringt, denn a)- bekommt der Sondereinsatz eine andere Dimension (,,Kriegserklärung,,) und b)- womit die Regierung einen Grund bekommt, etwas aktiver an die Sache ran zu gehen, denn es gibt in RU viele gewichtige Stimmen (zwischenzeitlich auch die Bevölkerung verlangt dies), die auf ein forciertes Vorgehen drängen ! ! Das UA-Militär ist dort zum Scheitern verurteilt, denn Sie werden vom Nachschub abgeschnitten. / Weiters, die im Westen publizierte Meinung, die Ukraine hätte dort diese Aktion zu 100% eigenmächtig angezettelt . . . . . . nicht möglich ! ! Hochrangige Politiker, Militär und Beamte in der Ukraine müssen sogar vorm Toilettenbesuch bei Ihren Vorgesetzten, (vor allem ,,USA/GB,,) um Erlaubnis bitten ! ! !Antworten
      • Markus MIch bin sicher, der Einmarsch war keine Überraschung sondern ein kalkulierter Schachzug von Putin. Damit folgt jetzt Odessa und Charkov fūr die Russen mit ruhigem Gewissen….. Verhandlungen in weiter Ferne.Antworten
      • Sa 17 Aug 2024 um 23:39
      • Viktor HerrmannLieber Herr Strempfl
        Wir freuen uns jedesmal Ihre Kommentare zu lesen.
        Wie immer mache ich mir meine Meinung zu den Artikeln und lese nachträglich die Kommentare. Als meine Frau und ich Ihre Überlegungen zu diesem für den Weltfrieden brandgefährlichen Ukraine-USA-Nato-EU-Angriff auf russisches Territorium mit dem Waffenarsenal und Söldner der Nato und praktisch aller europäischen Staaten lasen, staunten wir nicht schlecht, wie nahe unsere Gedanken liegen.
        Danke und freundliche Grüsse
        Viktor HerrmannAntworten
      • So 18 Aug 2024 um 02:01
    • Sa 17 Aug 2024 um 21:42
    • Viktor HerrmannDie westeuropäischen Staaten jubeln und verherrlichen den ukrainischen Akt auf russischem Territorium, die UN und IAEA schweigen. Das heisst in unseren Augen, dass sie mit dem Angriff, den Russland als Terrorimus bezeichnet, eine weiteres Scheit der Provokation nachlegen, weil sie es einfach nicht schaffen Russland zu schnellen und unüberlegten militärischen Schlägen zu verleiten, um so einen Grund für einen Weltenbrand zu haben, für den sie dann Russland die alleinige Schuld geben können. Es braucht schon eine Blindheit sondergleichen, dass sie nicht verstehen, dass Russland nur noch die Kapitulation der Ukraine akzeptieren wird, auch wenn es noch Jahre dauert. Diese heimatlosen Eliten des kollektiven Westens mit ihrer Bevölkerung, der sie verboten haben, ihr Land, ihre Heimat zu lieben, werden erst dann begreifen, wenn keiner für sie kämpft, dass das russische Volk der Politik Putins die Kraft und den Rückhalt gibt. Leider werden sie ihr Volk, das ihnen keinen Pfifferling wert ist, auf die Schlachtbank zwingen, mit Millionen von Toten, auch auf der russischen Seite, und es wird eine heillose Zerstörung geben.
      Es treiben uns Fragen um. Warum nur war die Grenze in der Region Kursk nicht genügend militärisch geschützt? Es ist zwar schwerlich zu glauben, aber hat Präsident Putin einmal mehr den Floskeln für mögliche Friedensverhandlungen vertraut? Ist es ein Malheur der Militärs oder war es eine Falle, mit dem Risiko, dass es unter der russischen Zivilbevölkerung Opfer geben kann? Von weitem betrachtet, ist es widerum verwunderlich, dass es dauerte bis russische Einheiten in dieses Gebiet vorgerückt waren.
      Ja, wir sind voller Sorge, dass der 3. WK unabwendbar ist, weil die Elite des kollektiven Westens den Krieg will, um alle ihre Verbrechen an ihrer Bevölkerung unter Schutt und Asche zu begraben.
      Vielen Dank Herr Peter Hänseler und Ihrem Team für den Artikel und für die Ansage einer Gesamtanalyse, die uns mehr Licht in diesen Angriff auf russischen Boden bringen wird.Antworten
    • So 18 Aug 2024 um 01:29
    • J.BlumerDie Ukrainer werden , sobald sie im besetzten Gebiet von der russischen Armee in jedem Dorf bekämpft werden ,
      die Zivilbevölkerung als Geisel nehmen und viele davon ermorden und die Dörfer zerstören .
      Glaubt hier jemand wirklich ernsthaft dass Russland absichtlich die Ukrainer in ihr Land lassen , mit dem Risiko ,
      die Bevölkerung diesen Schergen zu überlassen ? Dann wären sie nicht besser als die ukrainischen Soldaten ,
      die in Butscha gezeigt haben zu was sie fähig sind .Antworten
      • Viktor HerrmannLieber Herr Blumer
        Mein Herz blutet, wenn ich mir vorstelle, was diesen russischen Menschen für ein Leid drohen kann. Leider hat der Krieg hat eine eigene Sprache. Ganz hässlich wird es, wenn eine Seite das Kriegsrecht völlig ignoriert und zum Terror greift. Was wären da für mögliche Antworten? Keine von den Antworten wird schön sein, ob massive Vergeltungsschläge oder Auge um Auge, Zahn um Zahn, sich nicht provozieren lassen oder….. was auch immer die Militärstrategen als Reaktion entscheiden, es werden Menschen sterben. Gott behüte uns, vielleicht auch wir.Antworten
        • J.BlumerSo ist es , leider . Es gibt ukrainische Einheiten die wohl ähnlich sind wie die Deutsche SS waren .
          Die russische Bevölkerung zu befreien wird wohl viel Leid ertragen müssen mit diesen Besatzern ,
          es ist bald nicht mehr zu ertragen dass Russland nicht energisch diesen Verbrechern ein Ende setzt .
          Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende .Antworten
        • So 18 Aug 2024 um 12:52
      • So 18 Aug 2024 um 11:17
      • johann strempfl@J.Blumer: Danke für Ihren Bericht. Zu Ihrem Hinweis,   – ,, . . . . . . Glaubt hier jemand wirklich ernsthaft . . . . . Russland absichtlich . . . . ,,   – Habe diese These aufgrund eines Interviews (RU   – pensionierter Hoher Militär) aufgeschnappt, danach mit den mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten abgeklopft, dort wurde diese Variante teilweise als Blödsinn abgetan, teilw. bestätigt, jedoch alle haben die Meinung vertreten, diese ,,KURSKAKTION,, ist mit Sicherheit mit ,,NATO-FINGER,,   – ,,NATO-TECHNIK,, und unter anderem mit ,,SÖLDNER,, erfolgt. Weiters, habe einen Kommentar gelesen, wo der Deutsche ,,GENERAL DR. FREUDING,, diese KURSKAKTION kommentiert, mit welch leuchtenden Augen er dies tut, vielmehr noch, dieser Herr General geht sogar so weit, dass er zum weiteren Vorgehen der UA-ARMEE meint   – ,, . . WIR müssen, WIR brauchen, WIR empfehlen. .WIR . etc. etc.,,. Womit anhand dieser Aussage belegt ist, der Westen ist an keinem Frieden interessiert, sondern arbeitet forciert am ,,KRIEGSTÜCHTIGKEITSPROGRAMM,, und stellt sogar Überlegungen zum aktiven Eingreifen an! ! RESÜMEE: Wie auch von anderen Kommentatoren bereits erwähnt, zum Glück setzt RU seine Schritte und Entscheidungen sehr Vorsichtig, damit RU zwar seine Ziele erreicht und dabei die ,,westl. Hitzköpfe und Kriegstreiber,, nicht unnötig herausfordert. Eines ist jedoch auch Sicher, dies wird noch ein langer Prozess und dieser kann leichter als gedacht entgleiten. Nochmals viele Grüße an die Kommentatoren, es ist immer eine Freude, diese Berichte und Kommentare zu lesen,   – man lernt nie aus   – !Antworten
      • So 18 Aug 2024 um 16:34
    • So 18 Aug 2024 um 09:50
    • beat schallerDanke Herr Hänseler für diese Update und Ihren Einblick. Danke auch an die Kommentatoren Blumer, Strempfli und Herrmann, welche ähnliche Überlegungen einbringen, wie sie mir auch in Kopf und Herz herumwühlen. Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, dass Herr Putin und seine kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitgarbeiter in den Schlüsselpositionen, so überlegt und zurückhaltend agieren. Für mich ist es ein etwas akzeptableres Gefühl, wenn ich erkennen kann, dass es keine unüberlegten Reaktionen sind, sondern, dass überlegt oder vielleicht auch «geplant » oder «vermutet» agiert wird. Bis jetzt hat Russland offensichtlich vieles gut gemacht, während der Westen , die Nato und die USA ihr ewig aggressives Spiesl des » unfehlbaren Weltpolististen» spielen, immer mit dem Resultat, dass eine unberechenbare Katastrophe hinterlassen wird. Ich hoffe, dass es dem Rest der Welt gelingt, die multipolare Welt voranzubringen. Ich bin überzeugt, dass der Wertelos -Westen , Russalnd und seine zusammenwachsenden Staten und Partner gewaltig unterschätzen. Auch in USA gibt es ganz kompetente Stimmen zu hören ebenso bei gewissen Teilen der jüdischen Bevölkerung. Nicht alles was dahergeschrieben wird ist richtig. Und ja, sich die Informationen zu besorgen und durchzuarbeiten braucht sehr viel Zeit. Aber, es ist wohl einfach nötig.
      Danke für die Beiträge hier auf diesem Blog und die Kommentare . So hoffe ich mit allen, dass wir FRIEDN wieder zusammenbringen können. Beat SchallerAntworten
      • J.BlumerHerr Schaller , FRIEDEN , das bedeutet für die USA und den verlängerten Arm der US-Armee , die NATO
        nichts anderes als : «Wir wollen alles und jedes Land unter Kontrolle haben , jederzeit und überall .»
        Erzwungen wird das bei nicht Erfüllung : Zuerst Sanktionen ( Kuba seit 60 Jahren ) , wenn das nicht fruchtet ,
        Krieg ! Das ist Amerika . Es ist für diese Kriegsverbrecher auch einfach denn : Krieg im eigenen Land hatten sie
        das letzte Mal 1861 , in andern Ländern ist ihnen jeder Krieg jederzeit willkommen um ihre Armee auszulasten
        denn sie kostet jährlich eine Billion Dollar . Es wird sich pervers anhören , aber ich hoffe dass beim nächsten grossen Krieg die USA auch erleben müssen was Krieg im eigenen Land bedeutet .
        Denn auch in den USA hat sich die Vorwarnzeit praktisch auf Null gesenkt da die russischen Atom-Uboote
        gleich vor der Ost und Westküste Amerikas stationiert sind .
        Ich grüsse Sie J.Blumer
      • So 18 Aug 2024 um 16:44
    • So 18 Aug 2024 um 14:28


    Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6143&mailid=2307


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    "Nachrichten einer Leuchtturmwärterin"
    Angriff auf NordStream – Wann wusste Berlin was?  Über geheimdienstliche Märchenerzähler und deutsche Verzwergung


    petraerler.substack.com, vom 17. August 2024, Petra Erler

    Es hätte für die Ampel-Regierung fast nicht schlimmer kommen können. Gerade erst hatte der Generalbundesanwalt durchsickern lassen, man sei einem kleinen ukrainischen Niemand, im Nebenberuf Nord-Stream-Attentäter, auf der Spur, mit ausgestelltem Haftbefehl, da schlug das Wall Street Journal (WSJ) zu.

    Dessen Version lautete ganz anders: Es platzierte die Verantwortung für die Tat bei höchsten ukrainischen Regierungskreisen.

    Aber damit nicht genug:  Laut WSJ wusste die deutsche Regierung bereits vor dem Anschlag, dass die Ukraine eine Sabotage von NordStream vorbereitete. Sie hätte damit, wie die Berliner Zeitung korrekt schlussfolgerte, diesen Anschlag schweigend gebilligt.

    Laut WSJ seien „einige deutsche Politiker…möglicherweise bereit (gewesen), Beweise zu übersehen, die auf die Ukraine hindeuten, aus Angst, die heimische Unterstützung für die Kriegsanstrengungen zu untergraben.

    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/wall-street-journal-ukraine-hinter-nord-stream-sprengung-berlin-war-informiert-li.2245035

    Im WSJ wurde einem hochrangigen Deutschen mit Zugang zu den Ermittlungen das folgende in den Mund gelegt: „Ein Angriff dieser Größenordnung ist ein ausreichender Grund, die Kollektivverteidigungsklausel der NATO auszulösen, aber unsere kritische Infrastruktur wurde von einem Land gesprengt, das wir mit massiven Waffenlieferungen und Milliarden in bar unterstützen.“

    https://www.tovima.com/wsj/a-drunken-evening-a-rented-yacht-the-real-story-of-the-nord-stream-pipeline-sabotage/

    Wie bitte?

    Deutschland, weitere EU-Staaten und auch Russland werden Opfer des bisher größten Anschlags auf eine industrielle Infrastruktur mit schwerwiegenden wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen, und die Bundesregierung soll das vorher gewusst und anschließend so getan haben, als wüsste sie von nichts?  Schon gar nicht, dass - in der aktuellen medialen US-Version - die Ukraine dahintersteckte? 

    Dann hätte sie einem Land großzügige praktische Unterstützung zukommen lassen, das sich eines kriegerischen Aktes gegen unser Land schuldig machte, nur um einen anderen Krieg zu befeuern.

    Dann hätte sie den Bundestag und die deutsche Öffentlichkeit in schwerster Weise getäuscht. Nein, wir können unsere Untersuchungen nicht öffentlich machen, denn sonst erfahren wir ja nichts von befreundeten Geheimdiensten. Nein, ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist nicht das geeignete Instrument, herauszufinden, was geschah.

    Die Bundesregierung wäre allerdings in guter (schlechter) Gesellschaft: Nach dem WSJ-Artikel sollen auch die Niederlande und die USA Bescheid gewusst haben.

    Die taten auch alle so, als wüssten sie von gar nichts.

    Allesamt entdeckten sie stattdessen, dass der Schutz der unterseeischen Infrastruktur nun ein wichtiges Nato-Anliegen sei.

    Gleichzeitig waren sie politisch der Auffassung, dass eine unabhängige Untersuchung des Sabotageaktes durch die UNO nicht erforderlich sei. Das würden die ermittelnden Länder (Dänemark, Schweden und Deutschland) gründlich tun und dann die internationale Staatengemeinschaft informieren.

    Dänemark und Schweden stellten die Ermittlungen ein.

    2023 bezeichnete die Tagesschau eine etwaige Vorabinformation Deutschlands von einem ukrainischen Anschlagsplan noch als “politischen Sprengstoff”.

    www.tagesschau.de/investigativ/nordstream-pipelines-anschlagsplaene-cia-100.htm

    2024 war es normaler Teil der Berichterstattung.

    Die Süddeutsche Zeitung vom 16.8. 2024 wiederum verteidigte ihre Recherchen zum Vorfall. Sie unterließ es, ihre Leserschaft von der mutmaßlichen Vorab-Unterrichtung der Bundesregierung über den Sabotageplan zu informieren. Auch die Frankfurter Rundschau drückte diese Information in den Skat, aber glänzte damit, nunmehr auch Polen zu involvieren. Laut dem Ex-BND-Chef August Hanning hat es zwischen dem polnischen und dem ukrainischen Präsidenten eine „Verabredung“ gegeben, diesen Anschlag durchzuführen.

    https://www.fr.de/politik/nord-stream-ermittlungen-selenskyjs-soll-zustimmung-fuer-pipeline-anschlag-gegeben-haben-zr-93242019.html

    Paul Ronzheimer (BILD) sprach in seinem Podcast mit dem Verfasser des WSJ-Artikels, Bojan Pancevski. Darin spielte die mutmaßliche frühzeitige Kenntnis der Bundesregierung ebenfalls keine Rolle. Gleichwohl lohnt es sich, dieses Gespräch anzuhören. Pancevski war bereits unmittelbar nach dem Anschlag auf NordStream davon überzeugt, dahinter stecke die Ukraine. Er glaubt seinen Quellen und wirkte, zumindest im Gespräch mit Ronzheimer, recht naiv. Er glaubt, die ukrainische Sicht zu verstehen. Für die, mitten im Krieg mit Russland, wäre es ein legitimer Akt gewesen, aber gleichzeitig auch nur ein kleines Projekt im großen Krieg. Die Zerstörung der Pipelines würde die Mehrheit der Ukrainer mit Freude und Stolz erfüllen. Die Gesprächspartner hatten keine Sympathie für NordStream (Ronzheimer: „Pipeline der Schande“). Das führte dazu, dass das zutiefst Kriminelle der Zerstörung von NordStream 1 (komplett) und 2 (eine Pipeline) einschließlich der katastrophalen Umweltauswirkungen eher unterbelichtet blieb.

    Selbstverständlich dementierte das ukrainische Präsidialamt nach der Veröffentlichung im WSJ umgehend jede Verantwortung für den Anschlag und legte erneut die Spur nach Russland. Selbstverständlich dementierte auch der heutige ukrainische Botschafter in Großbritannien, Saluschnyj, dem das WSJ die persönliche Aufsicht über den Sabotageakt zuschrieb. Er bezeichnete eine solche Unterstellung gegenüber WSJ als „pure Provokation“. Damals war Saluschnyj der Oberkommandierende der ukrainischen Armee.

    Die Zurückweisung der Verantwortung durch den ukrainischen Präsidentenberater Podoljak enthielt ein Element, dass die deutschen Untersuchungen gerne vergessen lassen wollen: Hinter einem solchen beispiellosen Akt steht ein Staat und keine Laienspieltruppe. Das war von Anfang an klar, zuerst ausgesprochen durch Schweden.

    Podoljak fügte auch hinzu, dass die Ukraine von einer solchen Tat weder einen strategischen noch einen taktischen Vorteil gehabt hätte. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil die Frage, wem der Anschlag schadete bzw. wem er nützte, nicht gern gestellt wird.

    https://www.reuters.com/world/europe/ukraine-presidential-adviser-denies-ukraines-involvement-nord-stream-explosions-2024-08-15/

    Im WSJ-Artikel kam dagegen die einzige namentlich genannte Quelle (der ukrainische Geheimdienstler Roman Tscherwinskyj) zu einer ganz anderen Schlussfolgerung: Der Anschlag habe Moskau nur noch einen Hauptweg gelassen, um Gas nach Europa zu leiten: Pipelines, die durch die Ukraine führen. Das sichere ihr Transitgebühren.

    Das stimmt nicht. Es gibt eine weitere Pipeline durch Polen (Yamal Europe), und es gibt SouthStream, über die Türkei. Deren Bedeutung als Gas-Hub für EU-Lander ist gestiegen.

    Der Artikel im WSJ vertieft meine Überzeugung, dass die Täterschaft (oder Mitwisserschaft) im Fall NordStream dort zu suchen ist, wo die folgenden Bedingungen zusammentreffen: Mittel, Fähigkeit, Gelegenheit und Willen zum ruchlosen Anschlag (Motiv) verbunden mit der Fähigkeit zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Westen, um die Tat zu verdecken.

    Was den WSJ-Artikel besonders macht, ist eine abenteuerliche Mischung aus drei Elementen: Erstens enthält er eine gezielte politische Einflussnahme auf innere Auseinandersetzungen in der Ukraine. Präsident Selenskyj wird zunehmend unpopulärer. Sein politischer Hauptrivale heißt Saluschnyj. Beiden schaden die im Artikel gemachten Aussagen politisch. Auch der ukrainische Geheimdienst wird beschädigt, denn der soll mit von der Partie gewesen sein.  Ausgerechnet angebliche ukrainische geheimdienstliche Strippenzieher erklärten den Anschlag auf NordStream gegenüber dem WSJ zu einem legitimen Akt. Kyrylo Budanov, der Chef des militärischen Geheimdienstes, wird garnicht erwähnt.

    Zweitens nahmen alle Einflüsterer hin, dass die aufgestellten Behauptungen eine erneute politische Demütigung unseres Landes bedeuten.

    Drittens steht die CIA wie immer gut da, voller guter Absichten, die leider an den Ukrainern scheitern. Sie konnte schließlich nicht wissen, dass in der Ukraine Saluschnyj nicht auf Selenskyj hören und die Sache – einmal in Gang gesetzt - durchziehen würde. Wahrscheinlich rief Zelensky nicht noch einmal in Washington an, um nunmehr der besorgten CIA zu erläutern, dass die Sonderoperation nicht mehr abgeblasen werde könne. Wie bei einem Torpedo, einmal abgeschossen, lässt es sich nicht zurückholen. Gleichzeitig bleibt die CIA hinreichend distanziert. Immer sind die Niederländer die, die alles als erster erfahren.

    Das ist schlicht eine absurde Präsentation. Im Juni 2022 war die halbe Nato-Flotte im Manövereinsatz im Ostseeraum, die USA blieben bis September, aber wer kann denn wissen, wie das Boot hieß, auf dem ein paar Ukrainer im September 2022 ihrer gut geplanten, 300.000 Dollar-Spezialmission entgegenschipperten? Wer hätte ahnen können, dass diese Segel-, Tauch- und Sprengstoff-Profis dann auch noch einen Sprengkörper in Schweden verlieren würden, aber wenigstens eine kleine ukrainische Fahne am Mast flattern ließen? Und siehe da, die USA sollen sogar den deutschen Ermittlern Hilfe bei der Beschaffung von Emails geleistet haben. Mittels gerichtlicher Verfügung gegenüber Google. Google? Die USA haben die NSA, die alles abgreift.

    2022 schrieb ich, dass der Anschlag auf NordStream die deutsche Souveränität untergrub, indem er unsere Entscheidungsfreiheit für oder gegen die Inbetriebnahme von NordStream 2 einschränkte. Das WSJ erklärte nunmehr die deutsche Bundesregierung zum schweigenden Komplizen.

    Wer glaubt, dass das keinen Einfluss auf die Landtagswahlen in Ostdeutschland haben wird? Oder auf die kommenden Bundestagswahlen? Jeder weiß genau, welche Parteien in Sachen NordStream was sagten. Ronzheimer war das im Podcast bewusst, Pancevski glaubte, in Sachen NordStream gäbe es sowieso feste Meinungsblöcke, die in Russland oder den USA den Täter sehen wollen oder NordStream politisch instrumentalisierten.

    Gleichwohl beschädigt sein Bericht über die „wahre Geschichte“, die nur eine Quelle mit Namen nennt, das öffentliche Vertrauen in Deutschland. Schließlich behauptete er unter Bezug auf verschiedene Geheimdienstquellen und namenlose Beamte, dass Deutschland von den Anschlagsplanungen frühzeitig wusste und das Selenkyj womöglich gegenüber BILD log.

    Leider ist auch bei uns üblich geworden, alles zu glauben, was Geheimdienste flüstern oder Journalisten in die Feder diktieren, statt sich an die Stellenbeschreibung zu erinnern, die der einstige CIA-Chef Mike Pompeo so launig vorbrachte: Lügen, Betrügen und Stehlen gehören zum Handwerk. Das wird trainiert.

    Trotzdem lügen Geheimdienste äußerst schlecht. Glücklicherweise. Das führt wiederum zurück zum besagten Artikel im WSJ

    Behauptet wurde, bei den Planungen zum Anschlag wäre zunächst ein alter Anschlagsplan auf NordStream studiert worden, der 2014 durch den „ukrainischen Geheimdienst und westliche Experten“ ausgearbeitet worden sei, nach der ersten russischen Invasion (Krim). Der sei aber zu komplex und kostenintensiv gewesen und daher verworfen worden. Eine kleine Jacht mit kleiner Mannschaft sei komplett ausreichend.

    In wessen Schublade lag dieser angebliche Plan von 2014, und wie kamen die angeblichen Planer um den ukrainischen Geheimdienstler Roman Tscherwinskyj daran? Zudem: Damals gab es nur das ungeliebte NordStream 1, aber noch nicht den großen Zankapfel NordStream 2.

    Alles sei auch ganz einfach gewesen. Es brauchte nur ein Kiewer Besäufnis im Mai 2022 und die „eiserne Entschlossenheit einer Handvoll Menschen, die den Mut hatten, ihr Leben für ihr Land zu riskieren.“ So sieht das also angeblich aus Kiewer Perspektive aus: Ein schwerer Sabotageakt wird zur edlen Landesverteidigung verklärt.

    Behauptet wurde weiterhin, die CIA hätte im Juni 2022 dank des niederländischen militärischen Geheimdienstes in der Ukraine von den Anschlagsplänen Wind bekommen, daraufhin dem ukrainischen Präsidialamt ins Gewissen geredet, so dass Selenskyj, der den Plan zunächst gebilligt haben soll, einen Rückzieher machte. Die CIA agierte gewissermaßen auf dem kleinen Dienstweg.

    War der US-Präsident informiert? Oder der US-Verteidigungsminister? Der Artikel ließ das offen. Mündlich erklärte Pancevski, alles sei auf „technischer Ebene“ geblieben. Ein 18 Milliarden schweres Anschlagsprojekt wurde im Westen unpolitisch behandelt?

    Nach dem Anschlag Ende September 2022 sprach das Pentagon von einer notwendigen Untersuchung. Der US-Präsident suggerierte damals gleichzeitig, dass Russland wie immer lüge, als es frühe Beschuldigungen, es habe den eigenen Goldesel selbst sabotiert, zurückwies.

    Laut Bericht erfuhr die CIA nichts aus eigenen Quellen oder über die Kiewer Kollegen, mit denen sie laut NYT so dicke ist. Laut NYT verfügt sie in der Ukraine über 12 Horchposten zur Ausforschung Russlands, ist ihre Zusammenarbeit mit den Ukrainern vorbildlich. Erst später seien noch die Niederländer mit ins Boot geholt worden.

    Laut WSJ sind es nun die Niederländer (militärischer Geheimdienst), die eine starke geheimdienstlichen Präsenz in der Ukraine haben. Die ist so effizient, dass diese etwas aus einer feuchtfröhlichen Runde ukrainischer Patrioten zwitschern hörten, was die CIA bzw. der ukrainische Geheimdienst nicht erfuhr, obwohl hochrangige ukrainische Geheimdienstler auch mit von der Partie gewesen sein sollen.

    Die wiederum unterstanden nicht Saluschnjy, aber wer weiß, womöglich gibt es in der Ukraine ein einziges Kuddelmuddel in den Befehlsketten, so dass der Geheimdienstchef nicht wusste, was seine Leute angeblich im Auftrag und unter Aufsicht Saluschnyjs machten. Dessen Namen fehlt im WSJ-Artikel. Für Pancevski funktioniert die Ukraine wie ein „start up“.

    Zumindest gab das WSJ nunmehr einen Grund an, warum die CIA und die niederländischen Kollegen so eng in der Ukraine kooperierten. Wegen MH 17.

    Soweit ich mich erinnere, erklärte der US-Außenminister Kerry am 20. Juli 2014 großspurig, die USA hätten alles gesehen und genau gewusst, wer und wie es war. Wieso mussten dann angeblich die Niederländer, die doch so eng mit den USA kooperieren, so stark in der Ukraine präsent sein?  Um was zu erfahren? Wozu haben sie denn US-Kollegen, die angeblich alles wissen? Wieso unterrichtete der niederländische militärische Geheimdienst nur die CIA, aber nicht die Kollegen im Pentagon?

    Beide Zeitungsberichte stimmten allerdings darin überein, dass die geheimdienstliche Kooperation der USA mit den Niederlanden besonders eng ist. Das verstimmt gewiss London, es sei denn, auch die Londoner Kollegen haben eine besonders enge Kooperation mit den Niederlanden.

    Aber warum?

    Meines Erachtens geht es dabei nicht nur um die Ukraine. In den Niederlanden sind drei internationale Organisationen ansässig, die sich hoher geheimdienstlicher Aufmerksamkeit erfreuen: Die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen, der Internationale Gerichtshof und der Internationale Strafgerichtshof.

    So wäscht eine Hand womöglich die andere. So entsteht politisches Vertrauen. Das würde mir schon erklären, warum die Niederländer bei der Auswahl eines Generalsekretärs der Nato (bzw. einer Generalsekretärin) schlicht die besseren Karten haben und nun schon den vierten Nato-Generalsekretär stellen werden.

    Das WSJ befasste sich auch mit der Frage, ob die Ukraine über exzellente Taucher verfüge. Das wurde bejaht. Sie habe auf der Krim bis 2014 eine militärische Tauchbasis gehabt. Dort seien auch Delphine zur militärischen Verwendung trainiert worden. In einer Veröffentlichung des US Naval Institute wird eine andere Geschichte erzählt. Danach sei zwar nach 1991 versucht worden, den Betrieb der einstigen sowjetischen und nunmehr ukrainischen Tauchbasis aufrechtzuerhalten, aber sie „blieb kaum geöffnet“.

    https://news.usni.org/2022/04/27/trained-russian-navy-dolphins-are-protecting-black-sea-naval-base-satellite-photos-show

    Die politische Schlussfolgerung, die aus allem zu ziehen ist, ist eindeutig. Das WSJ erzählt ein Geheimdienstmärchen. Der politische Kollateralschaden für unser Land aber auch für die Ukraine scheint dabei nicht zu interessieren.

    Wäre die Berichterstattung des WSJ korrekt, hätten wir es mit einer so großen Pflichtverletzung der Bundesregierung zu tun, dass sie abdanken müsste und mit einer Ukraine, die so voller krimineller Energie steckt, dass man sich gar nicht ausmalen möchte, was ihr nach NordStream noch alles einfallen könnte.

    Auch wenn ich die Auffassung kenne, dass sich eine Regierung immer schlimmer verhält, als man es gemeinhin vermutet, gibt es meines Erachtens außer dem damals erschreckenden offiziellen Schweigen zu diesem Sabotageakt keine Indizien dafür, dass die deutsche Regierung Mitwisser der Anschlagsplanungen war und zwischen Juni 2022 und September 2022 untätig blieb.

    Die offizielle Feier zur Deutschen Einheit 2022 war von dem Anschlag und seinen schweren Folgen für unser Land überschattet.

    https://www.dw.com/en/german-reunification-politicians-strike-somber-tone-on-anniversary/a-63322240

    Der Bundeskanzler versprach damals: „Gleichzeitig werden wir alles dafür tun, dass wir dann langfristig unsere Energieversorgung so sicher organisieren können, dass niemand uns erpressen kann, niemand uns unter Druck setzen kann.“

    Niemand heißt niemand. Es schließt alle Staaten ein, auch die sogenannten befreundeten.

    Die völlig an den Haaren herbeigezogene „Andromeda-Geschichte“ erscheint im Licht des WSJ-Artikels wie ein geheimdienstliches Vertuschungsmanöver. Es werden falsche Fährten gelegt, so dass investigative Medien aber auch offizielle Ermittlungen in die Irre laufen müssen.

    Anmerkung: Daran krankte auch die Geschichte, die Hersh erzählte, ebenfalls mit tätiger Unterstützung der CIA und die mit dem Finger auf den US-Präsidenten wies.

    Dass nunmehr in der Frankfurter Rundschau über eine konspirative Verabredung zwischen Selenskyj und Duda gemutmaßt wird, macht es nur noch schlimmer.

    Der heutige polnische Außenminister bedankte sich einst umgehend auf X bei den USA für den Anschlag auf NordStream, mit dem berühmten Foto vom sprudelnden Methan, löschte diesen tweet aber später.

    https://www.euractiv.de/section/innenpolitik/news/polnischer-ex-minister-in-der-kritik-usa-seien-verantwortlich-fuer-nord-stream-lecks/

    Nun ist der Fall NordStream definitiv zum Politikum geworden.

    Wenn die Bundesregierung glaubwürdig bleiben will, muss sie jetzt einer unabhängigen internationalen Untersuchung des Anschlags auf NordStream zustimmen. Sonst bleibt von dem vielen Dreck was hängen, der geheimdienstlich geworfen wurde.

    Schließlich tendieren Menschen dazu, auch die aberwitzigsten Geschichten zu glauben, wenn man sie nur mit ein paar Namen und Daten verbindet und möglichst treuherzig erzählt: Es war einmal eine kleine Segeljacht, die Andromeda, bestückt mit ukrainischen Patriotinnen und Patrioten, die gleichzeitig Tauch- und Sprengstoffexperten waren. Diese zerstörten NordStream gegen den Rat der CIA, aber mit deren schweigender Duldung. So verhielten sich auch alle übrigen Mitwisser, darunter der ukrainische Präsident, darunter die deutsche Bundesregierung. Der unbeugsame Zaluschnyj hingegen weigert sich bis dato, zuzugeben, dass er der eigentliche Held der Story ist…

    Wat mutt, dat mutt… .


    Support "Nachrichten einer Leuchtturmwärterin"By Petra Erler · Launched 3 years ago

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    Hajo ZellerHajo’s Substack Aug 17

    Liked by Petra Erler

    Bravo! Mehr gibt es nicht zu sagen.

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    Michael SchulzMichael’s Substack 7 hrs ago

    Liked by Petra Erler

    Ebenfalls empfehlenswerte Lektüre, wenngleich nicht ganz so scharfsinnig wie bei Frau Erler:

    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/nord-stream-sprengung-wie-die-tagesschau-unkritisch-die-sprache-der-deutschen-behoerden-uebernimmt-li.2245591

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=119718

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    39 more comments...

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    © 2024 Petra Erler


    Info:


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    Die wichtige und richtige Information heute – zur richtigen Zeit!

    Screenshot_2024_08_18_at_17_37_15_Die_wichtige_und_richtige_Information_heute_zur_richtigen_Zeit_GlobalBridge
    Palästinensische Flüchtlinge verlassen ihr Dorf nahe Haifa, ein Bild aus dem Jahr 1948. Noch gibt es Überlebende, die sich daran erinnern – siehe am Ende des Artikels. (Photo Corbis)

    globalbridge.ch, vom 16. August 2024 Von: in Allgemein, Geschichte

    Es ist wohl immer noch das historisch bedingte schlechte Gewissen, das die meisten deutschsprachigen Medien dazu veranlasst, ihre Berichterstattung über die abscheulichen Geschehnisse in Gaza immer noch einseitig Israel-freundlich zu färben, natürlich mit Verweis auf den 7. Oktober 2023. Man könnte es allerdings auch anders sehen: Gerade wer erlebt hat, was die Juden in der Hitler-Zeit erlebt haben, müsste sie zu einer anderen Verhaltensweise veranlassen. Zum Glück gibt es in Deutschland einen Verlag, der jetzt ein Buch herausgebracht hat, das in aller Deutlichkeit zeigt, dass die tragische Geschichte in Israel nicht am 7. Oktober 2023 begonnen hat.


    Es ist zu hoffen, dass dieses Buch von Zig-Tausenden von Deutschen gelesen wird, die daraus lernen können, dass die Anwendung von Gewalt gegen die einheimische Bevölkerung vor drei Generationen durch die eingewanderten Israelis eingesetzt hat. Das Buch heisst: «Was befürchtet Israel von Palästina?» und ist verfasst von Raja Shehadeh, einem palästinensischen Rechtsanwalt. Der Westend-Verlag, der das Buch in diesen Tagen herausgegeben hat, schreibt zum Autor: «Raja Shehadeh wurde 1951 in Ramallah geboren und ist ein palästinensischer Rechtsanwalt. Sein Vater, Aziz Shehadeh, der ebenfalls Anwalt war, zählte zu den frühesten und engagiertesten Verfechtern der Zwei-Staaten-Lösung. 1985 wurde Aziz unter bis heute ungeklärten Umständen ermordet. Die Zusammenarbeit mit seinem Vater in der gemeinsamen Kanzlei und dessen Ermordung bewegten Raja dazu, sich für humanitäre Belange und die Rechte des palästinensischen Volkes einzusetzen. Bereits 1979 gründete er die Menschenrechtskommission Al-Haq (arab. „das Recht“), die sich bis heute damit befasst, Menschenrechtsverletzungen unabhängig der Herkunft der Täter zu dokumentieren. Neben seiner juristischen Tätigkeit begann Shehadeh über das palästinensische Leben und die israelische Besetzung zu schreiben, 1982 erschien sein erstes Buch mit dem Titel „The Third Way. A Journal of Life in the West Bank“. Seitdem hat er sich als ein nüchterner, unvoreingenommener Chronist des Nahost-Konflikts verdient gemacht.»

    Das Buch mit seinen 90 Seiten Text hat nur zwei Kapitel: «Wie sind wir überhaupt an diesen Punkt gekommen?» und «Der Krieg in Gaza». Auch ein Vorwort fehlt. Das Buch erschien zuerst in englischer Sprache in England und ist übersetzt von Emil Fadel.

    Zur Information unserer Leser seien hier die ersten paar Seiten im Wortlaut wiedergegeben:

    Die späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre waren eine Zeit der Hoffnung. Der Kalte Krieg schien vorbei zu sein. Im Sommer 1987 sang David Bowie an der Berliner Mauer, und es war, als ob er damit den Weg für das vorbereitete, was zwei Jahre später dort geschehen sollte, als der Sprecher der Kommunistischen Partei Ost-Berlins am 9. November 1989 eine Änderung der Beziehungen der Stadt zum Westen ankündigte. Ab Mitternacht konnten die Bürger der DDR die Grenzen frei überschreiten. Die Mauer war gefallen.

    In Südafrika vollzog sich in derselben Zeit eine ähnlich positive Wende, die in den Wahlen vom 27. April 1994 gipfelte, bei denen alle Südafrikaner – unabhängig von ihrer Hautfarbe oder Herkunft – wählen durften. Als Südafrika das Bevölkerungsregistrierungsgesetz aufhob, das weiten Teilen der Bevölkerung aufgrund ihrer Rasse ihre Rechte abgesprochen hatte, wurde das Apartheidsystem effektiv beendet.

    Die erste Frage, die ich hier stellen möchte, lautet: Warum haben solche hoffnungsverheißenden Ereignisse, die zur Beseitigung langjähriger Ungerechtigkeiten führten, die israelische Regierung nicht dazu bewogen, die Besetzung der palästinensischen Gebiete zu beenden und einen dauerhaften Frieden zwischen Palästinensern und Israelis herbeizuführen? Damit hängen zwei weitere Fragen zusammen: Erstens, warum hat sich die Welt nicht mit aller Kraft dafür eingesetzt, dass dies geschieht? Und zweitens, welche Rolle könnte der Gaza-Krieg mit seinem schrecklichen menschlichen Tribut für den Beginn einer globalen Veränderung spielen?

    Es gibt auf diese Fragen natürlich keine einfachen Antworten, aber ich möchte in diesem Buch zumindest einige neue Wege vorschlagen, über diese Probleme nachzudenken. Wenn ich in der Vergangenheit meine (eher links orientierten) israelischen Freunde fragte, warum das Ende der Apartheid in Südafrika keine Inspiration für die Israelis sei, erhielt ich zwei unterschiedliche Antworten: Die erste war, dass die Weißen in Südafrika verloren haben, die Israelis aber nicht. Diese Denkweise beunruhigte mich, denn sie setzte das Ende der weißen Vorherrschaft mit einer Niederlage für die weiße Bevölkerung gleich. Meine Freunde konnten – oder wollten – offenbar nicht erkennen, dass es in Wirklichkeit ein Sieg für beide Seiten war. Die zweite, überzeugendere Antwort lautete, dass die Israelis ihre Situation in keiner Weise mit der Apartheid vergleichen würden und daher nicht der Meinung seien, dass sie eine ähnliche Lösung benötigten. Einige Leser fragen sich vielleicht, warum ich ihnen diese Fragen stellte, wenn die Antwort doch offensichtlich war. Die Welt unternahm 1991 mit der Einberufung der Internationalen Friedenskonferenz in Madrid einen Versuch, die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Und diese Bemühungen endeten schließlich 1993 mit der Unterzeichnung des Osloer Abkommens, das mit dem berühmten Händedruck zwischen dem israelischen Premierminister Jitzchak Rabin und dem PLO-Vorsitzenden Yasser Arafat auf dem Rasen des Weißen Hauses gefeiert wurde, der wiederholt auf den Fernsehbildschirmen in aller Welt zu sehen war.

    Doch bevor ich näher darauf eingehe, warum ich glaube, dass diese Ereignisse nur illusorische Hoffnungen weckten, möchte ich auf die zweite Antwort meiner israelischen Freunde zurückkommen, um das Versäumnis zu erklären, eine Verbindung zwischen dem Apartheidregime in Südafrika und der Situation in Israel/ Palästina herzustellen. Um den Unterschied zwischen der Sichtweise der Israelis und der der Palästinenser auf die Geschichte ihres Staates zu verstehen, müssen wir zu den prägenden Ereignissen von 1948 – dem Jahr der Gründung des Staates Israel – zurückgehen und über die »Nakba« (arab. »Katastrophe«) nachdenken, wie die Palästinenser die Ereignisse von damals nennen. In Israel hingegen spricht man in diesem Zusammenhang vom »Unabhängigkeitskrieg«. Das ist seltsam, denn es suggeriert, dass Israel seine Unabhängigkeit von den Briten erlangt hat. Es war jedoch Großbritannien selbst, das in der Balfour-Erklärung von 1917 (also inzwischen vor mehr als einem Jahrhundert) den Juden das Land mit seiner mehrheitlich palästinensischen Bevölkerung versprach. In der Erklärung hieß es: »Die Regierung Seiner Majestät betrachtet die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina mit Wohlwollen […].« Und es waren auch die Briten, die während des britischen Mandats über Palästina von 1922 bis 1948 darauf hinwirkten, die Gründung eines jüdischen Staates dort gemäß den Bedingungen dieses Mandats zu ermöglichen. Ich würde vermuten, dass der wahre Grund für diese Namensgebung darin liegt, dass die damalige israelische Führung bestrebt war, sich innerhalb der Gruppe der dekolonisierten Nationen zu positionieren.

    Das neue Land ging unverzüglich dazu über, die Geschichte so neu zu erfinden, dass die Anwesenheit der ursprünglichen nichtjüdischen Bewohner nicht anerkannt wurde, indem es nicht nur die meisten von ihnen vertrieb, sondern auch jedes Zeichen ihrer früheren Anwesenheit und Geschichte in dem Land beseitigte. Um dies zu bewerkstelligen, behandelte Israel das Alte Testament als historisches Dokument und nutzte es, um die Behauptung zu untermauern, das Land gehöre den Juden seit jeher, da es ihnen vom Allmächtigen versprochen worden sei. Mit anderen Worten: 1948 wurde die gesamte Geschichte Palästinas neu geschrieben: Dies war das Jahr null. Die Städte und Dörfer, aus denen die Palästinenser vertrieben worden waren, wurden rasch abgerissen, und es wurde eine weltweite Spendenkampagne angestrengt, um Gelder für die Anlegung von Wäldern zu sammeln, wo diese Dörfer einst gestanden hatten, um damit ihre frühere Existenz völlig zu verbergen. In einigen Fällen wurden neue israelische Städte und Kibbuzim direkt auf den Ruinen errichtet und mit hebräischen Namen versehen.»

    Ende Zitat aus dem Buch.

    Das Buch «Raja Shehadeh: Was befürchtet Israel von Palästina?» ist leicht leserlich, kein schwer zu bewältigender Wälzer, und die weniger als 20 Euros, die es kostet, mehr als wert. Es ist echt lesenswert!

    Siehe dazu auch Karin Leukefelds Interview mit dem 86-jährigen Salman Abu Sitta, der die Vertreibung als Kind selber miterlebt hat. Und natürlich gibt es auch auf Al Jazeera anschauliche Videos zu diesem Thema.

    Christian Müller hat, damals noch auf der Plattform «Infosperber.ch», schon seit dem Jahr 2011 darauf aufmerksam gemacht, wie die Israel-Lobby auch in der Schweiz mit absolut professionellen Mitteln das Image von Israel sauber zu waschen versucht. Wer diese Artikel sucht, google unter den Stichworten Infosperber, Israel und Christian Müller.


    USA und Israel: Wo der Glaube das Denken ersetzt

    Nord-Stream-Sprengung – neue Enthüllungen bringen die deutsche Bundesregierung in Zugzwang

    Leo Ensel im Gespräch mit Flavio von Witzleben




    Info: https://globalbridge.ch/die-wichtige-und-richtige-information-heute-zur-richtigen-zeit


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    "kriegstüchtig", revanchistisch und nazistisch

    aus e-mail von Doris Pumphrey, 18. August 2024, 12:32 Uhr


    (…) So könnt ihr in Deutschland natürlich die späte Geburt des

    Revanchismus akzeptieren. Aber wir in Russland – und das sollte man

    nicht vergessen – können diese giftige Gebärmaschine noch einmal

    zerstören. Und zwar so oft wie nötig. Nicht, weil wir Angst vor euch

    haben. Sondern weil dies unsere Pflicht ist vor dem Andenken derer, die

    einen kolossalen Preis gezahlt haben, damit wir, unsere Kinder und unser

    Land leben können.


    _RT DE 17.8.2024


    _*"Kriegstüchtig", revanchistisch und nazistisch:

    Berlin fällt in altbekannte Muster zurück


    *Bezeichnenderweise unter einer sozialdemokratisch geführten

    Bundesregierung und einem SPD-"Verteidigungsminister" revidiert die

    Bundeswehr ihr offizielles Traditionsverständnis. Was jahrzehntelang in

    der BRD beschwiegen wurde, wird nun salonfähig gemacht: die

    faschistischen Wurzeln der Bundeswehr. Ungeachtet des aktuellen

    Rückziehers registriert man in Moskau diese Entwicklung auch weiterhin

    sehr genau.


    /Redaktionelle Vorbemerkung:

    Der nachstehende Kommentar zu den jüngsten geschichtsrevisionistischen

    Bemühungen der Bundeswehr hat sich durch die Rücknahme der "Ergänzenden

    Hinweise" zum Traditionserlass leider nicht erledigt. Die

    Rehabilitierungsbestrebungen gehen weiter. Daher dokumentieren wir diese

    russische Perspektive auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland./


    /Von Jelena Karajewa/


    Wie die Öffentlichkeit erfahren durfte, führte eine späte

    Schwangerschaft schließlich doch noch zur Entbindung: und zwar vom

    Revanchismus.

    Ein Sprecher der Bundeswehr sagte auf einer Pressekonferenz, dass

    "Deutschland nun gleichberechtigt mit den Teilnehmern am Widerstand

    gegen das NS-Regime das Andenken an einige Wehrmachtsangehörige ehren

    wird, die nach dem Untergang des Dritten Reiches 'am Aufbau der neuen

    Armee der BRD mitgewirkt und sich offen von ihrer Vergangenheit

    distanziert haben.'"


    Der Anfang des Satzes von Arne Collatz ist ein Standard-Wortsalat, der

    diejenigen, die das rasche Anwachsen revanchistischer Tendenzen

    ignorieren wollen, in die Irre führen soll. Aber es lohnt sich, beim

    letzten Satz zu verweilen. Um zu verstehen, wer genau "am Aufbau einer

    neuen Armee der BRD" beteiligt war, zumal mindestens zwei

    Persönlichkeiten genannt werden. Es geht um Konteradmiral Erich Topp.


    Und den Piloten Oberst Erich Hartmann. Er war Mitglied der NSDAP (nach

    Hitlers Machtübernahme war es unmöglich, ohne Parteibuch einen

    Pilotenschein zu erhalten) und Träger des höchsten Ordens des

    nationalsozialistischen Deutschlands – des Ritterkreuzes des Eisernen

    Kreuzes.


    Hartmann tötete russische Piloten, britische Piloten und amerikanische

    Piloten. Nach Kriegsende wurde er, nachdem er von den Amerikanern

    gefangen genommen worden war, an das sowjetische Kommando übergeben.

    Obwohl er große Angst hatte, von der Roten Armee gefangen genommen zu

    werden (wenn man die Situation umdreht, wurden unsere Flieger-Asse

    sofort von Leuten wie Hartmann erschossen).


    Hartmann saß zehn Jahre in Haft für diejenigen, die er als

    "Untermenschen" betrachtete und die er in Sklaven der arischen Rasse

    verwandeln wollte. Allerdings wurde er von uns begnadigt – von eben

    jenen Untermenschen, die er tötete, um "Lebensraum" für Deutschland zu

    schaffen.

    Auf Wunsch von Adenauer, dem damaligen Bundeskanzler der Bundesrepublik

    Deutschland. Das war 1955.


    Und Herr [im russischen Original steht "Herr"; Anm. d. Red.] Hartmann

    hat, wie wir bereits aus dem offiziellen Kommuniqué der Bundeswehr

    erfahren haben, "begonnen, beim Aufbau der neuen deutschen Armee

    mitzuwirken."


    Die Causa Hartmann ist keineswegs ein Einzelfall.


    Der derzeitige Chef des deutschen Verteidigungsministeriums, Herr [auch

    hier steht "Herr" im Russischen; Anm. d. Red.] Pistorius, scheint, wenn

    man sieht, wie weit er ausholt, einen Kurs der Rehabilitierung sowohl

    der Nazi-Ideologie (de facto) als auch der Hitlerschen

    Militärmaschinerie (de jure) eingeschlagen zu haben. Umso mehr, wenn man

    die aktuelle Koalition derjenigen betrachtet, die sich gegen uns zu

    einem Stellvertreterkrieg oder schlicht: zu einem Krieg verbündet haben.

    Wenn man diese aktuelle Koalition mit derjenigen vom Juni 1941

    vergleicht, dann gibt es nicht allzu viele Unterschiede in der Liste.


    Wofür soll man sich also noch schämen? Dass hier ein Großvater, dort ein

    Urgroßvater der wichtigsten Minister der Bundesregierung nicht nur gegen

    uns gekämpft, bei uns geraubt und gemordet hat, sondern auch in der

    Schutzstaffel oder in den Wachmannschaften unter dem Kommando von

    SS-Reichsführer Heinrich Himmler Dienst getan hat? Wann war das, und

    überhaupt: Wer sich an das Alte erinnert, der … na ja, jeder kennt das

    Ende des Sprichworts [Anspielung auf das russische Sprichwort: "Кто

    старое помянет – тому глаз вон, а кто забудет – тому оба вон" – etwas

    frei übersetzt: Wer alten Kohl aufwärmt, der soll ein Auge verlieren,

    aber wer vergisst, soll beide Augen verlieren; Anm. d. Red.].


    Die Schutzstaffel [im russischen Original auf Deutsch; Anm. d. Red.]

    oder SS, die Elite der Wehrmacht, die die Vernichtungslager bewachte,

    Strafaktionen durchführte, all diejenigen verbrannte und tötete, die man

    irgendwie für "lebensunwert" befand, ist heute, wenn wir in der Logik

    des Bundeswehrchefs und derjenigen bleiben, die "die Traditionen der

    neuen deutschen Armee wiederbeleben" wollen, offenbar nur eine nicht

    allzu angenehme Episode des verlorenen Krieges. Als Deutschland,

    erinnern wir uns noch einmal, die vollständige und unumstrittene

    Weltherrschaft anstrebte. Alle Grundsatzdokumente, Gesetze, Reden und

    Erlasse jener Zeit sprechen von der Vorherrschaft und den Mitteln und

    Wegen, diese zu erreichen.


    Aber wie sich herausstellt, handelt es sich dabei nur um ein

    Missverständnis, nur um ein paar lästige Kleinigkeiten, die einst, im

    letzten Jahrhundert, die deutsche Gefechtsuniform befleckten. Solche

    Flecken können heute mit guten Chemiepräparaten beseitigt werden.

    Außerdem werden diese Chemikalien von denselben oder fast denselben

    Unternehmen hergestellt, die an der Entwicklung von beispielsweise eben

    jenem Zyklon B beteiligt waren oder beteiligt sein konnten.


    Zyklon-B-Gas wurde in mobilen (kursierenden) Lastwagen, auch

    "Duschegubki" genannt ["Seelenvernichter" – so die Bezeichnung im

    Russischen für die von den Nazis als "Sonderwagen", "Entlausungswagen"

    o. Ä. bezeichneten Gaswagen; Anm. d. Red.], und in stationären "Duschen"

    (Betonräumen) der Vernichtungslager eingesetzt.


    Um dem Bild den nötigen Rahmen zu geben, sei hinzugefügt, dass das an

    der Produktion von Zyklon B beteiligte Unternehmen (es hieß Degussa AG)

    noch heute als Tochtergesellschaft des Pharmakonzerns Evonik Industries

    AG existiert.


    Nun, ja, es hatte wieder etwas gegeben, das eingestandenermaßen nicht

    allzu angenehm für das Image des Unternehmens war, aber darüber war

    endlich auch Gras gewachsen.


    Daher schenkte niemand dem Wunsch des deutschen Verteidigungsministers

    Beachtung, eine "neue deutsche Armee" auf der Grundlage "früherer

    Traditionen" im paneuropäischen Block aufzubauen, der ja gerade zu dem

    Zweck geschaffen wurde, "keine Kriege mehr zu führen".

    Aber wir haben es getan.


    Diejenigen, die von den Hartmanns und anderen SS-Männern verbrannt,

    gefoltert und getötet wurden. Diejenigen, die die Hartmanns schließlich

    besiegt haben – trotz der siebenundzwanzig [im Russischen als Zahlwort

    ausgeschrieben; Anm. d. Red.] Millionen Menschenleben, die wir bezahlt

    haben, um uns von der Ideologie zu befreien, die es den Hartmanns

    erlaubte, uns zu töten.


    So könnt ihr in Deutschland natürlich die späte Geburt des Revanchismus

    akzeptieren. Aber wir in Russland – und das sollte man nicht vergessen –

    können diese giftige Gebärmaschine noch einmal zerstören. Und zwar so

    oft wie nötig. Nicht, weil wir Angst vor euch haben. Sondern weil dies

    unsere Pflicht ist vor dem Andenken derer, die einen kolossalen Preis

    gezahlt haben, damit wir, unsere Kinder und unser Land leben können.


    /Übersetzt aus dem Russischen

    <https://ria.ru/20240814/germaniya-1966036671.html>. Der Artikel ist am

    14. August 2024 auf ria.ru erschienen. /


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    Vor der letzten Entscheidungsschlacht: Westen und Kiew zu allem bereit

    freedert.online, 18 Aug. 2024 11:50 Uhr, Von Irina Alksnis

    Die Nachricht vom Freitagabend, Kiew plane den Einsatz schmutziger Bomben und nukleare Provokationen, darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Im Westen und in Kiew befindet man sich in einer zunehmend verzweifelten Lage und ist zu allem bereit. Sind wir bereit, das Schlimmste zu verhindern?


    Quelle: Gettyimages.ru © Celafon


    Symbolbild


    Mehrere Quellen haben berichtet, dass Kiew eine nukleare Provokation vorbereitet, nämlich die Zündung "schmutziger Bomben" in der Nähe der Lagerstätten russischer Kernkraftwerke. Die Kernkraftwerke Saporoschje und Kursk sind bedroht.

    Es ist nicht das erste Mal, dass Insider und sogar offizielle Informationen über die Pläne der ukrainischen Behörden zum Einsatz nuklearer und radioaktiver Waffen bekannt werden. Aber es ist vielleicht das erste Mal, dass die Lage so verzweifelt ist, dass Kiew tatsächlich darauf zurückgreifen könnte.


    Falls Ukraine AKW Kursk angreift: Russland kündigt harte Reaktion an





    Falls Ukraine AKW Kursk angreift: Russland kündigt harte Reaktion an






    Die russischen Truppen rücken im Donbass immer weiter vor und durchdringen die Verteidigungsanlagen der ukrainischen Streitkräfte. Mit dem Angriff auf die Region Kursk sollten gleich mehrere Aufgaben gelöst werden: erstens ein bedeutender militärischer Erfolg in Form der Einnahme des Kernkraftwerks Kursk und generell ein ernsthafter Vorstoß tief in russisches Territorium; zweitens Moskau zu zwingen, Truppen aus dem Donbass in diese Richtung zu verlagern und damit den Druck an der dortigen Front zu verringern; drittens die innenpolitische Lage in Russland zu destabilisieren, im Idealfall mit den weitreichendsten staatspolitischen Folgen.

    Um diese Aufgabe zu lösen, hat Kiew seine knappen und äußerst wertvollen Reserven gegen Kursk geworfen – kein zwangsmobilisiertes Kanonenfutter und keine in monatelangen Kämpfen erschöpften Einheiten dieses Mal, sondern frische, gut vorbereitete, gut ausgerüstete und motivierte Kräfte.

    Zehn Tage nach Beginn des Angriffs können wir getrost sagen, dass keine dieser Aufgaben erfüllt wurde. In der Region Kursk wird erbittert gekämpft, die Region Belgorod steht unter Beschuss, aber statt Siegesreden zu halten, die man der Welt präsentieren könnte, sind die ukrainischen Streitkräfte gezwungen, fieberhaft Verteidigungsanlagen zu errichten. Um seine Aufgaben zu lösen, musste Kiew eine große Menge westlicher Ausrüstung an die Front werfen, die zuvor gerettet und mit allen möglichen Vorsichtsmaßnahmen eingesetzt worden war und die, einschließlich Patriot-Luftabwehrsysteme, nun von der russischen Armee systematisch zerstört werden.

    Insider sagen, dass Kiew das eroberte Gebiet mit allen Mitteln bis November, bis zu den US-Präsidentschaftswahlen also, halten muss. Dies ist die einzige Möglichkeit, seine Herren davon zu überzeugen, dass das "ukrainische Projekt" für den Westen noch nützlich sein kann und daher weiterhin unterstützt werden muss. Es scheint jedoch, dass sie selbst nicht glauben, dass dies gelingen wird.


    Peking: USA sind die "größte atomare Bedrohung"





    Peking: USA sind die "größte atomare Bedrohung"







    Das bedeutet, dass die Karte, auf die die Ukraine so viel gesetzt hat, geschlagen ist, und Wladimir Selenskij und Co. könnten tatsächlich bald "abgeschrieben" zu werden. Nur sind das Leute, die keine Schranken kennen, wenn es um ihr persönliches Überleben und Wohlergehen geht. Sie haben ein Fließband des Todes für ihr eigenes Volk organisiert, sie haben ihr Land dem Untergang geweiht, und es geht ihnen gut dabei. In den 1990er-Jahren wurden solche Gestalten als "Tabulose" bezeichnet, weil sie zu absolut jeder, auch der abscheulichsten Gräueltat bereit waren.

    In einer Situation, in der keine ihrer Bemühungen, oder besser gesagt Verbrechen, das gewünschte Ergebnis bringen, sind sie zweifellos bereit, auch das Schlimmste aus dem Arsenal der Mittel einzusetzen, das ihnen noch zur Verfügung steht. Was ihnen fehlt, werden ihnen die US-Amerikaner und die Briten gerne zur Verfügung stellen, deren eigene Lage noch nicht so kritisch ist, aber sich gleichfalls in eine fatale Richtung entwickelt, zur totalen geopolitischen Niederlage nämlich. Mit fremden Händen Atomwaffen gegen Russland einzusetzen, dazu ist man in London und Washington unter diesen Umständen mit Freuden bereit.

    Kiew ist bereit. Der Westen ist bereit. Wir müssen bereit sein, sie aufzuhalten.


    Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 17. August 2024 auf ria.ru erschienen. 

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    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    18.08.2024

    Vor den Landtagswahlen im Osten: (West-)Firmen starten Anti-AfD-Kampagne

    freedert.online, vom 17 Aug. 2024 21:03 Uhr

    Die näher rückenden Landtagswahlen im Osten Deutschlands und vor allem die guten Umfragewerte der AfD sorgen bei manchen Unternehmen für Nervosität. Nun wollen namhafte große Firmen in der kommenden Woche eine Kampagne starten – gegen eine Partei, die noch in keiner Regierung saß.


    Quelle: www.globallook



    press.com © Jacob Schröter/dpa


    Wahlkampf in Thüringen: Stefan Brandner (AfD) bei einem Auftritt am 16. August 2024 in Gera


    In zwei Wochen beginnt die Reihe von Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen (beide am 1. September) und Brandenburg (22. September). Nun haben sich gleich 40 bekannte deutsche Unternehmen zusammengetan, um mit einer Kampagne unter der Losung "Made in Germany – Made by Vielfalt" der AfD das Wasser abzugraben und darauf hinzuweisen, für wie "gefährlich" man diese Partei hält.

    ... was Rang und Namen hat

    Zu den 40 Firmen, die sich unter dem englisch-deutschen Motto zusammengeschlossen haben, zählen namhafte Firmen wie Miele, Dr. Oetker, Schüco, Stihl, Trigema oder Vorwerk. Am 19. August soll die Kampagne starten. Man wolle damit ein Zeichen für "Weltoffenheit" setzen, wie das Portal Apollo News berichtet.


    Zwei Wochen vor Landtagswahl: Plagiatsvorwürfe gegen Thüringer CDU-Chef





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    Bereits 2019 hatte es eine ähnliche Kampagne unter demselben Motto gegeben. Einer der Initiatoren, Timm Mittelsten Scheid, habe der Welt am Sonntag erklärt, es sei "hochgefährlich, was da gerade passiert – zum einen für unsere Demokratie und zum anderen für unseren Wirtschaftsstandort". Mittelsten Scheid, Beiratsmitglied und Gesellschafter der Staubsaugerfirma Vorwerk, glaubt, dass im Falle eines AfD-Wahlsieges Firmen im Osten Deutschlands keine Mitarbeiter mehr finden würden. Ein Sieg der AfD würde auch Arbeitsplätze gefährden, die erst noch für die Zukunft im Osten geplant seien.

    Eine "passende" Erhebung des IW

    Diese Ansicht stützt eine Umfrage, die das als "arbeitgebernah" geltende Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat durchführen lassen. Von den 900 befragten Unternehmen, die aus den Bereichen Industrie und industrienahen Dienstleistungen teilnahmen, sehen 59 Prozent der ostdeutschen Firmen das Erstarken der AfD "eher" als Risiko für die Anwerbung und Bindung von Fachkräften sowie für den Fortbestand der EU und des Euro. Außerdem verbinden über 50 Prozent der Firmen mit der AfD Gefahren für Investitionsentscheidungen und den Wirtschaftsstandort. Allerdings betrachten auch 15 Prozent der Unternehmen die AfD als Chance.


    Sachsen-Umfrage: AfD wieder vor CDU, SPD und Grüne könnten an Fünf-Prozent-Hürde scheitern





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    So kritisch sich eine Mehrheit der vom IW befragten Unternehmen auch über die AfD äußerte, so wenig Kompetenz sprach sie auch den anderen Parteien in Wirtschaftsfragen zu. Vor dem Hintergrund der zahlreichen Insolvenzen und Betriebsstilllegungen der vergangenen Wochen und Monate erscheint diese Kritik allerdings wenig überraschend. Erst kürzlich im August habe der thüringische Automobilzulieferer AE Group Insolvenz anmelden müssen. Mehr als 2.000 Mitarbeiter in der Automobil- und Autozuliefererbranche hätten allein in Thüringen im Laufe der ersten vier Monate des Jahres 2024 ihren Arbeitsplatz verloren. Und auch ein Traditionsbetrieb wie die Fleischerei Holzapfel, die auf eine beinahe 200-jährige Existenz in Thüringen zurückblicken könne, habe Insolvenz anmelden müssen. Mindestens 80 Mitarbeiter verlören ihren Arbeitsplatz, heißt es im Bericht.

    Ein Umstand erscheint an der IW-Umfrage allerdings bemerkenswert: Unabhängig davon, ob sie in den guten Umfragewerten oder einem Wahlsieg der AfD eine Chance oder ein Risiko sehen, wollten 59 Prozent der befragten Unternehmen nicht öffentlich zu dieser Frage Stellung beziehen. Sie sähen es nicht als ihre Aufgabe an, sich politisch zu äußern. Die genannten Unternehmen, die sich eindeutig gegen die AfD positionieren, sind allesamt Westfirmen. Mit der Kampagne dürften diese sich als politisch-korrekte bis "woke" Unternehmen präsentieren – und im Westen der Republik, der einen wichtigeren Markt als die östlichen Bundesländer darstellt, bei einem Teil des Publikums dazu einen willkommenen Reklame-Effekt erzielen. Bereits im Frühjahr 2024 hatte der Schraubenfabrikant und Milliardär Reinhold Würth seine Mitarbeiter vor der Wahl der AfD gewarnt.


    Mehr zum ThemaMilliardär Würth schreibt Angestellten: "Niemand muss hungern" – warum also AfD wählen?


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    18.08.2024

    Vor 33 Jahren begann Russlands Katastrophe

    freedert.online, 18 Aug. 2024 07:45 Uhr, Von Pjotr Akopow

    Der sogenannte "Augustputsch" des Jahres 1991 war ein Versuch, das auseinanderfallende Land zu retten. Die Zeilen aus dem Manifest der "Putschisten" erweisen sich aus der Höhe von 33 Jahren als wahr, die Warnungen darin sind Realität geworden.


    Quelle: Sputnik © Wladimir Rodionow/RIA Nowosti


    Die "Putschisten" von August 1991. Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn sie entschlossener gehandelt hätten?


    Der "Fluch des August", "Augustschock": Diese Begriffe haben sich in der russischen Alltagssprache eingebürgert und ein Eigenleben entwickelt. So nennt man hierzulande plötzliche, außergewöhnliche Ereignisse im letzten Sommermonat, derer die russische Geschichte eine Vielzahl bietet.


    Vor 100 Jahren wurde die UdSSR gegründet – Ein Nachruf auf eine Realität gewordene Utopie




    Meinung

    Vor 100 Jahren wurde die UdSSR gegründet – Ein Nachruf auf eine Realität gewordene Utopie





    Man kann sich über die Kriterien für die Auswahl dieser tatsächlich oder vermeintlich schwarzen Ereignisse streiten – nicht jeder August bringt groß angelegte Prüfungen mit sich. Aber zweifellos war das, was vor 33 Jahren geschehen ist, eine echte Katastrophe, deren Folgen wir bis heute spüren und sie bis heute nicht bewältigt haben.

    Gemeint ist natürlich der sogenannte "Augustputsch". Neutraler formuliert: die Gründung des Staatskomitees für den Ausnahmezustand (russische Abkürzung GKTschP). Seine Bildung wurde am Morgen des 19. August 1991 bekannt gegeben, tatsächlich gegründet wurde er am Abend des 17. August. An ebenjenem 17. August 1991 wurden auch diese Zeilen aus seinem Manifest geschrieben, vor genau 33 Jahren:

    "Eine tödliche Gefahr droht dem großen Vaterland! (...) Extremistische Kräfte sind aufgetaucht, die den Kurs auf die Auflösung der Sowjetunion, den Zusammenbruch des Staates und Machtergreifung um jeden Preis eingeschlagen haben. Die Ergebnisse des nationalen Referendums über die Einheit des Vaterlandes wurden mit Füßen getreten. Die zynische Spekulation mit nationalen Gefühlen ist nur ein Vorwand für die Befriedigung von Ambitionen. Die politischen Abenteurer kümmern sich weder um das heutige Unglück ihres Volkes noch um dessen Zukunft. (...) Sie vergessen, dass die Bande, die sie verurteilen und zerreißen, auf der Grundlage einer viel breiteren Unterstützung des Volkes entstanden sind, die von der Geschichte seit Jahrhunderten erprobt wurde."

    Diese Zeilen richteten Mitglieder des Staatskomitees an das sowjetische Volk. Das Gremium, das die volle Macht in einem Land übernehmen wollte, das aufgrund der Fehler Michail Gorbatschows gerade zusammenbrach. Das GKTschP bestand aus dem amtierenden Vizepräsidenten des Sowjetunion, ihrem Ministerpräsidenten, den Unionsministern für Verteidigung und Inneres sowie dem Chef des KGB. Formal verfassungswidrig wurde es gebildet, um das Land zu retten, saß aber von Anfang an in der Falle, weil Gorbatschows Position ungewiss war: Er war weder zurückgetreten noch des Amtes enthoben, sondern lediglich aufgrund angeblicher Gesundheitsprobleme suspendiert.


    Das tragische Schicksal des russischen Volkes. Teil 2: Die Unseren werden nicht kommen




    Meinung

    Das tragische Schicksal des russischen Volkes. Teil 2: Die Unseren werden nicht kommen





    Diese Ungewissheit ruinierte das GKTschP, dessen Gründung sowohl eine Reaktion auf Gorbatschows Schwäche und Doppelzüngigkeit als auch ein mit ihm vereinbarter Schritt war. Die Behörden in Sowjetrussland erkannten das Komitee nicht an, in Moskau brachen Massenproteste aus, und die "Putschisten" verhielten sich wie gelähmt und wurden zwei Tage später verhaftet. Ihr Versuch, das Land zu retten, wurde zum Vorwand, es zu zerstören. Die Macht ging in die Hände der russischen Führung unter Boris Jelzin über, und die Unionsrepubliken begannen, sich für unabhängig zu erklären. Es dauerte noch vier Monate, bis die Sowjetunion für "nicht existent" erklärt wurde, doch die tödliche Wunde wurde dem Land in jenem August zugefügt.

    Dabei hatte das GKTschP völlig recht: Die Spekulation auf nationale Gefühle (sowohl in den nationalen Republiken als auch in Russland) war nur ein Mittel im Machtkampf, die Politiker, die nach der Macht strebten, dachten nicht an die Folgen des Auseinanderreißens historisch gewachsener Bindungen. Einige von ihnen dachten, dass die Scheidung ihre Völker zu einem besseren Leben führen würde, während andere hofften, dass alles so bleiben würde, wie es war, nur ohne die KPdSU und den Sozialismus, ohne die starke Hand Moskaus, in einer neuen, "weichen" Union.

    Die zentralasiatischen Republiken wurden gar aus dem vereinigten Land regelrecht herausgedrängt, als der Russe Jelzin und der Ukrainer Leonid Krawtschuk es so eilig hatten, den Zusammenbruch der Union zu formalisieren. Das Folgenschwerste war jedoch die Teilung des russischen Kerns des Staates, aus dem drei unabhängige Einheiten entstanden: Russland, die Ukraine und Weißrussland. Die gesamte tausendjährige Logik des Wachsens und der Entwicklung des russischen Staates wurde durchbrochen, und überraschenderweise dachten viele Menschen wirklich, dass dies ohne Folgen bleiben könnte.

    Der Zerfall eines (historisch, geistig, wirtschaftlich, militärisch usw.) geeinten Raums war an sich schon ein Verbrechen am russischen Volk und an allen anderen Völkern der Union, sogar denjenigen, die wie die zentralasiatischen Völker erst im 19. Jahrhundert Teil Russlands wurden. Es war aber auch eine tickende Zeitbombe: Es war unvermeidlich, dass externe Kräfte keine Gelegenheit auslassen und die Karte des Zwistes zwischen den brüderlichen Republiken von gestern ausspielen würden. Dies betraf in erster Linie die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine, deren Reintegration zu verhindern zum wichtigsten Bestreben des Westens wurde.


    Der Versuch, die Ukraine von Russland zu reißen – ein  großes Verbrechen der Menschheitsgeschichte




    Meinung

    Der Versuch, die Ukraine von Russland zu reißen – ein großes Verbrechen der Menschheitsgeschichte





    Genau aus diesem Grund gibt es die Pläne, die Ukraine in die NATO und die Europäische Union einzubeziehen – um die Möglichkeit einer Wiedervereinigung (in der einen oder anderen Form) der beiden Teile des eigentlich untrennbaren Ganzen auszuschließen. Als Russland die eurasische Integration beschleunigte, indem es die Gründung der Eurasischen Wirtschaftsunion ankündigte, die auch die Ukraine einschließen sollte, wurde der Widerstand gegen unsere Pläne besonders groß.

    Wladimir Putin begann, die Verwerfungen der russischen Geschichte zu korrigieren, die nach der Niederlage des GKTschP eingetreten waren, und die transatlantischen Kräfte stellten sich der Wiedervereinigung Russlands in den Weg. Sie stellten sich der russischen Geschichte in den Weg, stellten die Ukraine Russland in den Weg. Eine Ukraine, die selbst zur Geisel ihrer antinationalen "Elite" geworden war, die sich selbst für gerissen und die klügste überhaupt hielt.

    Aber die Schuld an der Tragödie des Bruderkrieges liegt nicht nur bei ihr und nicht nur beim Westen. Der Westen hat nur unsere Fehler und die Krise, die Folgen von 1991, ausgenutzt. Was heute geschieht, wäre nicht möglich, wenn es dem GKTschP im August 1991 gelungen wäre, ein geeintes Land zu bewahren, das reformiert, aber nicht getötet werden konnte und musste. Heute versuchen weder Putin noch das russische Volk in seiner Gesamtheit, die UdSSR wiederherzustellen. Wir wollen die Einheit des russischen Landes und des großen russischen Volkes wiederherstellen. Wir wollen die Folgen der August-Katastrophe von vor 33 Jahren korrigieren.

    Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 17. August 2024 auf ria.ru erschienen.


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    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/russland/215991-vor-33-jahren-begann-russlands-katastrophe


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    18.08.2024

    Der “Green Deal” ist tot, hoch lebe die “saubere” Industrie

    lostineu.eu, vom 16. August 2024 (evtl. doppelt)

    Kommissionschefin von der Leyen soll die EU aus der Dauer-Krise holen. Dabei hat sie sie selbst mit verursacht. Was taugt ihr Programm für die zweite Amtszeit? – Teil acht einer mehrteiligen Serie. Heute: Die Klimakrise.

    Die Klimakrise beschleunigt sich. Und es ist dringend notwendig, unsere Wirtschaft gleichzeitig zu dekarbonisieren und zu industrialisieren.

    Von der Leyen – Political Guidelines

    Als die alte und neue EU-Kommissionspräsidentin 2019 ihren “Europan Green Deal” ankündigte, versprach sie wahre Wunder: Die Wirtschaft werde wachsen, die Industrie könne neue Märkte erschließen – und die Klimakrise würde wenn schon nicht beendet, so doch durch Einhaltung des Pariser 1,5 Grad-Ziels eingedämmt.

    Fünf Jahre später ist klar, dass all diese Ziele verfehlt wurden. Die kritische 1,5 Grad-Schwelle wurde längst überschritten, die Klimakrise hat sich verschärft und EUropa besonders getroffen, die Industrie hat Marktanteile an die USA und China verloren – und die Wirtschaft stagniert. Zudem ist der politische Klima-Konsens zerbrochen – auch in von der Leyens konservativer EVP.

    Vor diesem Hintergrund käme es nun darauf an, die Ursachen zu finden und einen neuen Konsens zu suchen. Doch die EU-Kommission hat es zu keinem Zeitpunkt für nötig gehalten, die Erfolge und Misserfolge ihres “Green Deals” zu bilanzieren. Sie mauert sich ein und behauptet, sie habe ihren Job erledigt – nun komme es auf die Umsetzung an.

    Tatsächlich sind die EU-Staaten in der Pflicht. Doch wie wir in Deutschland sehen, sind sie weder willens noch in der Lage, die versprochenen Wunder zu liefern. Berlin riskiert Milliardenstrafen, weil es die Klima-Vorgaben aus Brüssel für 2030 verfehlen dürfte. Schuld sind vor allem der Gebäude- und der Verkehrssektor. Aber auch die Industrie hinkt hinterher.

    Das hindert die Kommissionspräsidentin jedoch nicht daran, neue widersprüchliche Versprechen zu machen. Da die europäische Industrie an Boden verliert, wird ihr ein “Clean Industrial Deal” angeboten. Da die Grünen für von der Leyens Wiederwahl gebraucht wurden, wurde ein neues Emissionsreduktionsziel aus dem Hut gezaubert – 90 Prozent bis 2040.

    Wie realistisch dieses Ziel ist, wird nicht hinterfragt. Ob die “Dekarbonisierung” wirklich gegen die Klimakrise hilft, ist kein Thema. Warum die USA und China die EU bei “Clean Tech” abgehängt haben und Deindustrialisierung droht, wird nicht diskutiert. Stattdessen kommt von der Leyen mit Nonsense-Sätzen wie “gleichzeitig dekarbonisieren und industrialisieren”.

    Krise verschärft sich

    Dabei ist klar, wohin die Reise geht: Die Klimapolitik wird in der neuen Legislatur der Industriepolitik bzw. den Interessen der großen Konzerne untergeordnet. Dabei wird von der Leyen sowohl auf die Symbolpolitik der Grünen als auch auf die wirtschaftsliberalen Forderungen der FDP und der CDU Rücksicht nehmen, wie der Streit um das “Verbrenneraus” zeigt.

    Die Klimakrise wird sich so nicht lösen lassen, die Lage dürfte sich weiter verschärfen. Die 47.000 Hitzetoten 2023, die sich zuspitzenden Waldbrände und die gefährliche Überhitzung des Mittelmeers zeigen, wie ernst die Lage ist. Nicht nur Erwärmung und Dürren werden zum Problem, auch Extremwetter und Dauerregen (wie in Brüssel) bedrohen EUropa.

    Doch von der Leyen sieht nicht einmal die längst überfälligen Maßnahmen zur Anpassung an die Krise vor. Sie verspricht zwar, die Klimaresilienz und – vorsorge zu erhöhen. Doch dabei geht es nur darum, “die Mitgliedstaaten insbesondere bei der Vorsorge und Planung zu unterstützen und regelmäßige wissenschaftlich fundierte Risikobewertungen sicherzustellen”.

    Im Klartext: Die Anpassung an die fortschreitende Klimakrise bleibt Ländersache, die EU entzieht sich ihrer Mitverantwortung für die Folgen einer verfehlten Politik.

    Die siebte Folge unserer Serie steht hier

    21 Comments

    1. Arthur Dent
      16. August 2024 @ 23:15

      @ebo
      “Keine Sorge, bei Folge zehn ist Schluß – vielleicht kommt dann noch ein Fazit, wenn ich Zeit finde”

      – Man sieht schon, wie vielschichtig das Thema bei uns Nicht-Fachleuten wird, Folge 11 oder 12 nehmen wir auch noch ????
      Danke für deine Mühe

    Reply

  • Michael
    16. August 2024 @ 14:54

    Soweit musste es kommen: nicht das Klima und z. B. Globale Erwärmung sind jetzt das Thema, sondern das Wetter und Hitzewellen, und die Lösung wird in der Anpassung gesucht: Klimaanlagen,Trinkbrunnen und dergleichen mehr. Vollends schwachsinnig wird es wenn das dann auch noch unter Innovationen subsumiert wird!

    Reply

    • european
      16. August 2024 @ 13:20

      Naja, so manche Anpassung wuerde Sinn ergeben.

      Als kuerzlich in Bayern wieder Hochwasser die Haeuser und Strassen ueberflutete, haben alle gleich wieder den Klimawandel bemueht, dabei gibt es gerade fuer Bayern Aufzeichnungen zurueck bis 1800 ueber Fluten, Duerren und andere Naturereignisse

      https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Naturkatastrophen_(seit_1800)

      Da waere eine Anpassung durchaus moeglich gewesen, z.b. Daemme und Ueberlaufbecken gegen Flutkatastrophen. Baugenehmigungen nur ausserhalb gefaehrdeter Gebiete etc. Nicht alles ist moeglich, aber vieles, um eben schlimmeres zu verhindern. Interessanterweise hat man ausgerechnet die Gelder fuer solche Massnahmen in den letzten Jahren zusammengestrichen. Jetzt plaerren alle „Klimawandel“.

      Wir fuehren einfach keine saubere Debatte ueber das Thema. Manches kommt durch den Klimawandel, manches eben nicht. Manches liesse sich verhindern oder abmildern, anderes nicht.

      Reply

      • Michael
        16. August 2024 @ 13:43

        Darum geht es nicht. Es geht darum dass Anpassung kein Ersatz für die strikteste Bekämpfung der Emissionen sein kann. Gleichwohl wird Anpassung in dem Maße, besonders politisch, zunehmend als Alternative gesehen in dem klar wird dass alle Ziele die Emissionen zu reduzieren verfehlt werden.
        Außerdem wage ich die Behauptung dass Ihre Maßnahmen gegen Hochwasser garnicht erforderlich wären wenn es den Klimawandel nicht gäbe!

      • european
        16. August 2024 @ 14:12

        Klimawandel hat es schon immer gegeben und wenn solche Aufzeichnungen bis 1800 und weiter zurueck gehen, muss man das m.E. anders betrachten und durchaus auch praktische Loesungen fuer die Regionen anstreben, die stark betroffen sind.

      • exKK
        16. August 2024 @ 15:42

        @european:
        „Klimawandel hat es schon immer gegeben und wenn solche Aufzeichnungen bis 1800 und weiter zurueck gehen,…“

        200 oder meinetwegen auch 500 Jahre sind für das Klima und dessen Wandel in derErdgeschichte allenfalls ein Wimpernschlag.

        Wir befinden uns seit etwa 10.000 Jahren in einer Warmzeit… ob das die regelmässige etwa alle ca. 100.000 Jahre stattfindende und in der Vergangenheit jeweils etwa 10.000 Jahre (!) andauernde und somit ihrem Ende zugehende Unterbrechung einer langen Eiszeit oder die Ablösung einer solchen durch eine deutlich länger anhaltende Warmzeit darstellt, wissen wir eigentlich noch gar nicht. Da müssten wir noch einige tausend Jahre warten… und ob der Mensch da wirklich in der Lage ist, alles auf den Kopf zu stellen, oder mit dem CO2 nur einen zusätzlichen Parameter eingeführt hat, wird sich wohl auch erst in ferner Zukunft zeigen.

        Fakt ist, der Klimawandel ist ein prächtiges Instrument, Macht und Reichtum auf dem Planeten derer, die beides bereits zur Genüge in Händen halten, zu sichern und weiter zu mehren.

      • Michael
        16. August 2024 @ 15:52

        So viele “praktische Lösungen” wie erforderlich wären wenn allein die globale Erwärmung nicht gestoppt wird gibt es garnicht. Diese Lektion wird der Menschheit schon jetzt erteilt. Fragen Sie nur einmal Betroffene wenn es richtig brennt oder die Temperaturen auf 50+ Grad steigen!

    • Skyjumper
      16. August 2024 @ 19:43

      @Michael
      Sie setzen mit Ihrer Prämisse nicht nur voraus, dass der Klimawandel gestoppt und ggf. hinsichtlich der bisherigen Folgen zurückgedreht werden kann. Nein, Sie setzen ALLES auf diese eine Karte.

      Eine „strikteste Bekämpfung der Emissionen“, welche Sie implizit einfordern, wird genau diejenigen Bevölkerungsgruppen lebensbedrohend treffen die auch von den Folgen des Klimawandels am stärksten betroffen sind. Da treibt man den Teufel mit dem Beelzebub aus.

      Und wenn, wovon ich persönlich ausgehe, der Klimawandel nicht gestoppt werden kann, schon gar nicht von 80 Mio. irrsinnigen Deutschen oder 450 Mio. kaum weniger irrsinnigen EUropäern, dann sollte man für diesen Fall einen Alternativplan haben: Nämlich die von Ihnen ein wenig geschmähten Trinkwasserbrunnen und Klimaanlagen. Wobei ich das sehr gerne ergänze um Rückbesinnung auf Bauweisen die ohne Klimaanlage kühl bleiben, auf microklimaverbessernde Begrünungen, auf Schutzdeiche, Wasserrückhalteareale und und und. Es gäbe wahrlich mehr zu tun als sich nur ideologisch auf das goldene Kalb der Treibhausgasemission zu fokussieren.

      Reply

      • Skyjumper
        16. August 2024 @ 18:53

        Fortsetzung an @Michael da mich eben das Abendessen unterbrach:

        Der Mensch neigt dazu seine persönlichen Lebensumstände als etwas „fest gesetztes“ einzustufen. Das gilt für uns als Individuen, wie auch für uns als Gesellschaften. Unsere derzeitigen Lebensumstände sind aber mitnichten der Normalfall.

        Den Klimawandel gibt es seit bestehen der Erde, und die Extremata sind dabei von den heutigen Umständen immer wieder weit abgewichen – in beide Richtungen. Es war schon sehr viel wärmer als heutzutage, es war schon sehr viel kälter als heutzutage. Es gab beträchtlich mehr CO2 in der Atmoshäre, und auch schon beträchtlich weniger.

        Halten Sie sich bitte nur einmal vor Augen, dass die Erde grob geschätzt 4,5 Milliarden Jahre besteht. Streichen Sie davon getrost die erste Hälfte als viel viel zu lebensfeindlich um eine Vergleichsrolle spielen zu können. Dann bleiben noch 2,25 Milliarden Jahre zum Vergleichen. Es wird selbst unter den heutigen Frame-Bedingungen geschätzt, dass es in dieser Zeitspanne nur in etwa 500 Millionen Eis auf der Erde gab. Die restlichen 1.750 Millionen Jahre war kein Fitzelchen Eis auf der Erde zu finden. Ich würde schlußfolgern, dass Gletscher und vereiste Polkappen NICHT der Regelzustand auf der Erde sind.

        Die Menschheit wird sich an das anpassen müssen was die Erde für sie bereit hält. Sei das nun wärmer oder kälter. Tut sie es nicht, oder kann sie es nicht – wird sie vom Anlitz der Erde verschwinden. Wie schon zahlreiche andere Spezies vor ihr.

        Das alles heisst allerdings keinesfalls, dass ich es gutheiße dass die Menschheit mit der Erde umgeht wie wir es tun. Emissionen sollten wo immer sinnvoll möglich reduziert werden. Kreislaufwirtschaft sollte wo immer sinnvoll möglich genutzt und optimiert werden. Und wie @ european bereits schrieb: Da kann jeder sehr viel im persönlichen Bereich zu beitragen …. ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen oder sich idiotischer Weise auf Strassen und Flugplätzen festzukleben.

      • Michael
        16. August 2024 @ 19:26

        Nun, 450 Millionen Trinkwasserbrunnen brächte die EU evtl. noch zustande! Aber an 450 Millionen Klima gerechten Unterkünften wird sie scheitern! Da helfen nur eisern eingehaltene Reduktionen von Emissionen!

      • exKK
        16. August 2024 @ 19:44

        @ Skyjumper:
        „Die Menschheit wird sich an das anpassen müssen was die Erde für sie bereit hält.“

        Nun, die Menscheit ist ein Ergebnis der Evolution, zu bestimmten klimatischen Bedingungen von dieser hervorgebracht. Wenn sich diese Bedingungen nun zu weit und/oder einfach nur zu schnell davon abweichend entwickeln, wie sie es im Laufe der Erdgeschichte bereits unzählige Male bereits getan haben, dann wird sich der Mensch nicht mehr daran anpassen KÖNNEN – und wenn er sich auf den Kopf stellt und dabei Halleluja singt.

        Dann wird die Evolution wohl irgendwann die nächste „Krone der Schöpfung“ hervorbringen müssen, die mit den dann herrschenden Bedingungen klar kommen wird.
        Und wenn ich mir die Menschheit derzeit so anschaue, die zB hinsichtlich des Zusammenlebens und Führens von Kriegen so gar nichts hinzuzulernen scheint, dann weine ich ihr auch ehrlich gesagt keine Träne nach – da ist durchaus noch Potential für weiter entwickelte Spezies.

      • Skyjumper
        16. August 2024 @ 22:34

        @exKK
        Es könnte diese Umstände an die sich der Mensch/die Menschheit nicht mehr anpassen kann geben. Allerdings wollte ich unter “anpassen” auch nicht verstanden wissen das uns ein 3. Nasenloch wächst oder was auch immer.
        Menschen besiedeln durchaus erfolgreich Regionen dieser Erde wo bereits seit längeren Verhältnisse herrschen die weitab sind von dem was wir hier in unserer gemäßigten Klimazone in Mitteleuropa kennen.
        40-45° C im Sommer? Geht durchaus – wenn man sich in den Lebensumständen daran anpasst. Ein Blick in die Zonen mit Halbwüstencharakter reicht. Oder in die antiken Bauweisen des nahen Osten.
        Regenwasser muss man dann eben in Zisternen speichern. In den Arbeitsstättenrichtlinien dürfte nicht mehr drinnen stehen, dass eine Sichtverbindung nach draussen bestehen muss, sondern dass der Arbeitsplatz gefälligst unterirdisch zu sein hat. Beduinen leben mit Hitzeverhältnissen seit Jahrhunderten fast ohne Technik. Mit heutiger Technik ist da auch viel mehr drin. Man muss nur bereit sein anzufangen darüber nachzudenken UND ….. vorausschauend zu handeln.
        Leider sind es gerade die sogenannten Klimawandel-Bekämpfer die das Denken scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Die faseln lieber was von “Stop dem Klimawandel” …. und schmeissen dafür dann wieder die Braunkohlekraftwerke an. Dumm-dümmer-grün. Aber Hauptsache der Rubel rollt und rollt und rollt. Vorzugsweise als Steuer und Abgabe in die Tasche des Staates, und von da in die Taschen von Lobbyisten, Großindustrie und NGO’s.

      • european
        16. August 2024 @ 23:13

        Die Wiege der Menschheit liegt in Afrika. Wir alle haben dort unsere Wurzeln und nur deshalb die Jahrtausende und Jahrmillionen überlebt, weil wir es irgendwie verstanden haben, durch Kleidung die Kälte zu auszuhalten.

        Wir befinden uns am Ende einer kleinen Eiszeit und erleben nun eine Warmzeit mit all ihren Auswirkungen. Reinhold Messmer hat kürzlich in einem Interview den sehr sinnvollen Satz gesagt, dass man das Klima nicht schützen kann, die Umwelt hingegen sehr wohl. Ich teile diese Ansicht, nicht zuletzt deshalb, weil sie den Menschen Optionen gibt, auf ihre Umwelt positiv Einfluss zu nehmen. Darauf sollten wir uns konzentrieren und da gibt es viel zu tun.

        Z.B. Eskilstuna, eine Stadt in Schweden, macht es vor. Es gibt keinen Müll, so das Leitmotiv. Es gibt auch nicht viele verschiedene Mülltonnen, sondern nur eine mit verschieden farbigen Müllsäcken und eine gut funktionierende Sortiermaschine. Alles wird verwertet bis hin zur Produktion von Biogas aus Biomüll und alle machen mit. Mit dem Gas fahren die Stadtbusse. Es gibt ein Recyclingkaufhaus und sogar ein neues Berufsbild des Recyclingdesigners. In der Stadt arbeiten alle zusammen für diese gemeinsame Ziel. Das ZDF hat mal eine Doku darüber gebracht im Rahmen von PlanB

        In Deutschland gab es mal die Initiative “Unser Dorf soll schöner werden”. In diesem Sinne könnte man auch einen Wettbewerb um die besten Ideen zum Umweltschutz starten und damit die Bürger einbinden und aktiv werden lassen ohne dass sie gleich den Wert ihrer Häuser verlieren und ihr Lebenswerk verkaufen müssen. Der Hype um CO2 führt nur zur Angststarre, weil der einzelne nicht weiß, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür tun kann. Die Politik sieht nur die Lösung in kollektiver Verarmung, was sicherlich das Ziel der herrschenden Klasse ist wie man das schon seit vielen Jahren beobachten kann. Mal ganz davon abgesehen davon, ob diese CO2-Story so stimmt. Diese Berechnungen sind reine Modellrechnungen und unterschiedliche Wissenschaftler kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, insbesondere dann, wenn sie in persönliche Lebenslagen kommen, in denen sie ungefährdet sind, z.B. in Pension gehen. Das sollte jeden aufhorchen lassen. Wissenschaft ist nicht neutral, sondern abhängig von Funding und gängiger Meinung. Sehr gut zu beobachten in den Sozialwissenschaften. Beispiel: Es gibt über 200 Lehrstühle in Deutschland für Genderfragen, aber nur 7 für Nuklearphysik. Dieses Prinzip sollte uns kritisch werden lassen. Es sollte auch zu denken geben, dass die Reichen der Gesellschaften von CO2-Zertifikaten und entsprechenden Abgaben immer ausgenommen sind, obwohl sie bei weitem für den Großteil des CO2-Ausstosses verantwortlich sind.

        https://www.oxfam.org/en/press-releases/richest-1-emit-much-planet-heating-pollution-two-thirds-humanity

      • exKK
        17. August 2024 @ 02:24

        @ Skyjumper:
        „Menschen besiedeln durchaus erfolgreich Regionen dieser Erde wo bereits seit längeren Verhältnisse herrschen die weitab sind von dem was wir hier in unserer gemäßigten Klimazone in Mitteleuropa kennen.“

        Ohne Frage: Kleinere Gruppen von Spezialisten werden sich bis zu einem gewissen Grad anpassen können (oder bereits jetzt unter ähnlichen Bedingungen leben, die dann weltweit vorherrschen könnten)… aber nicht 8 oder noch mehr Milliarden Menschen.

        „Gehet hin und mehret Euch“ sowie „Macht Euch die Erde untertan“ waren letztendlich Schnapsideen von einer selbstbesoffenen Spezies…

    • Arthur Dent
      16. August 2024 @ 22:59

      @Michael
      Klimawandel, teils naturgegeben, teils menschengemacht, ist so alt wie die Erde und vermutlich eine Voraussetzung für Evolution. Selbst wenn gleich morgen die ganze Welt kein CO2 mehr ausstoßen würde, die Erwärmung ginge noch gut 120 Jahre weiter – kein heute lebender Mensch wird noch eine irgendeine Veränderung wahrnehmen.
      Eine statistisch relevante Zunahme lässt sich bisher nur bei Hitzewellen feststellen – bei allen anderen Wetteranomalien läst sich noch keine statistisch relevante Zunahme feststellen.
      Die komplette moderne Zivilisation ruht auf VIER SÄULEN: Ammoniak, Beton, Kunststoff und Stahl – für die Herstellung all dieser Produkte braucht man zwingend fossile Energieträger – etwa 10 Mrd. Tonnen jährlich weltweit. Und das hört nicht auf, nur weil man sich das wünscht.
      Die durschschnittliche Lebenserwartung in der vorindustriellen Zeit betrug rund 33 Jahre. Wer sich die klimatischen Zustände zurückwünscht, muss auch so leben wollen, wie damals. Zwei Ochsen vor einen hölzernen Pflug gespannt – die Methode kannten schon die alten Ägypter. Noch vor gut 100 – 120 Jahren waren etwa 70 Prozent der Menschen als Knechte und Mägde in der Landwirtschaft tätig. Nur Mut, wenn man das wieder haben will.
      Und noch zum Schluss: wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt beruht nicht auf demokratischen Mehrheitsbeschlüssen – die Politik hat aber nicht die Aufgabe “wissenschaftliche Wahrheit”, (die es im übrigen nicht gibt und nicht geben kann) zu vollstrecken. Sich hat sich um Ausgleich zwischen verschiedenen Interessengruppen zu bemühen.

      Reply

  • Arthur Dent
    16. August 2024 @ 12:14

    Wie hoch war eigentlich der Anteil der Reichen an den „Hitzetoten“? Ich tippe mal auf Null Prozent, was mich zu der Vermutung bringt, dass wir es eher mit einem sozialen Problem, weniger mit einem klimatischen zu tun haben. (Im Übrigen beruhen solche Zahlen meist auf statistischen Hochrechnungen).
    Wer glaubt, dass 45-50 Millionen
    E-Autos und 20 Millionen Wärmepumpen in Deutschland uns dem Erreichen des 1,5-Gradziels näher bringen? Bitte um Handzeichen. Zertifikate werden dann verkauft, die Emissionen finden woanders statt. Dem Klima ist das egal.
    Der CO2-Anteil an der Atmosphäre beträgt 4 Prozent. 1: 0,04 x 100 = 2500.
    Um eine Tonne CO2 aus der Luft zu filtern, muss man 2500 Tonnen Luft durchsieben. Der Energieaufwand dafür ist beträchtlich, man emittiert praktisch gleich wieder 300 – 550 kg CO2.
    Dasselbe Spiel passiert bei der Herstellung grünen Wasserstoffs. Für die Herstellung gehen schon bis zu 50 Prozent der Energiegewinnung wieder „verloren“, nochmal 20 – 30 Prozent für Transport, Lagerung, Kühlung… usw.
    Man wünscht sich einfach mal etwas, technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit spielen keine Rolle.
    Die Gesellschaft soll halt so lange Opfer bringen, bis ein fiktives Ziel erreicht wird.

    Reply

    • Skyjumper
      16. August 2024 @ 14:38

      Danke. Die 1. Frage sollte nämlich dahingehend gestellt werden a) wie definiert sich ein Hitzetodesfall, und b) wie werden die ermittelt. Von „gezählt“ will ich nämlich lieber nicht sprechen. Gibt es auch eine Vergleichszahl? Aus der Zeit vor 2000 vielleicht?

      Und eine „kleine“ Korrektur: CO2 macht 0,04 % in dr Atmospäre aus. Nicht 4%. Das Zahlenspiel sieht dann noch etwas anders aus.

      Und wenn Sie bei der Wasserstoffverwendung daran denken sollten mittels Wasserstoffverbrennung wieder Strom zu produzieren, gehen noch einmal erhebliche Energiemengen verloren. Das sind, in der proklamierten Form, alles Luftschlösser. Man kann Wasserstoff sinnvoll verwenden – für einen Teil unseres Energiebedarfs. Mehr nicht. Und ähnlich sieht es bei anderen regenerativen Energieformen aus.

      Und Ihren letzten Satz möchte ich verschärfen: Die Gesellschaft soll so lange Opfer erbringen, bis ein fiktives Ziel nicht erreicht wird.

      Reply

  • european
    16. August 2024 @ 12:07

    Haette ich gewusst, dass dieses Thema kommt, haette ich mit meinem Hinweis auf das Interview mit Varenholt gewartet. Ich stelle es aber auch noch einmal hier ein, weil es wirklich hoerenswert ist und viele Fragen aufwirft, die aktuell nicht so wirklich diskutiert werden

    https://youtu.be/EjCLBmz4ScQ?si=1h4-muM8amS3PaKs

    Weiterhin moechte ich auf einen Artikel der Zeitschrift Nature aus 2016 hinweisen, der sich mit einem interessanten Phaenomen befasst. Bis dato konnten wir NASA-Artikel lesen und Videos dazu ansehen, wie sehr die Erde im Laufe der letzten Jahre gruener geworden ist und weiter wird. Diese Studie geht ins Detail und findet interessante Dinge heraus. Ein Haupttreiber (70%) dafuer ist die Photosynthese ausgeloest durch CO2 (die BiologInnen unter uns erinnern sich). Zu 8 % hat der Klimawandel selbst dazu beigetragen, was ich auch sehr bemerkenswert finde. Diese Studie hat sich Satellitenaufnahmen zu Hilfe genommen und diese fuer den Zeitraum von 1982 – 2009 ausgewertet.

    https://www.nature.com/articles/nclimate3004.

    Die Yale School of Environment hat gerade erst einen ganz aehnlichen Artikel ueber die zunehmende Begruenung einst vertrockneter Gebiete veroeffentlicht.

    https://e360.yale.edu/features/greening-drylands-carbon-dioxide-climate-change#:~:text=Despite%20warnings%20that%20climate%20change,recent%20studies%20indicate%20will%20continue.

    Es gibt viel zu tun, um unsere Umwelt lebenswert zu erhalten, voellig unabhaengig von CO2. Da kann jeder fuer sich im Alltag schon mal anfangen. Wir befinden uns aber auch am Ende einer kleinen Eiszeit, was bedeutet, dass es naturgegeben waermer wird.

    Reply

    • exKK
      16. August 2024 @ 15:26

      “Haette ich gewusst, dass dieses Thema kommt…”

      Man hätte es ahnen können, denn wie in der Überschrift vermerkt:
      “Teil acht einer mehrteiligen Serie”

      Einer mehrteiligen Serie, die so langsam eine unendliche Geschichte zu werden droht ????

      Reply

      • european
        16. August 2024 @ 15:44

        So gesehen stimmt das natuerlich. Aber gerade dieser podcast, der heute morgen erst veroeffentlicht wurde, passt exakt zu diesem Thema. Zu dem anderen auch, wo ich ihn vorher gepostet hatte, aber eben nicht so gut.

        Wie auch immer, er ist jetzt zwei mal auf dieser Plattform zu finden ????

      • ebo
        16. August 2024 @ 16:18

        Keine Sorge, bei Folge zehn ist Schluß – vielleicht kommt dann noch ein Fazit, wenn ich Zeit finde ????

  • Info: https://lostineu.eu/klimakrise-keine-wunder-mehr-dafuer-immer-mehr-widersprueche


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

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