07.10.2021

"Das ist unser Hinterhof!    "Die EU wirbt auf ihrem Westbalkangipfel mit Lippenbekenntnissen um die Nicht-EU-Mitglieder Südosteuropas. Dort gewinnen Russland und China, der größte Impfstofflieferant, an Einfluss.

german-foreign-policy.com, 7. Oktober 2021

BERLIN/BRÜSSEL(Eigener Bericht) - Mit neuen Lippenbekenntnissen zu angeblichen Erweiterungsplänen sucht die EU die sechs Länder Südosteuropas, die ihr nicht angehören, gegen Einfluss Russlands, Chinas und der Türkei abzuschotten. Man unterstütze den "Erweiterungsprozess", also die Aufnahme Bosnien-Herzegowinas, Serbiens, Montenegros, Nordmazedoniens, Albaniens und des völkerrechtswidrig von Serbien abgespaltenen Kosovo in die EU, heißt es in einer Erklärung, die die Union am gestrigen Mittwoch im slowenischen Brdo pri Kranju verabschiedete. Die Aussage, die von Experten nicht ernstgenommen wird, wird um Ankündigungen ergänzt, in Südosteuropa Infrastrukturprojekte zur engeren Anbindung an die EU mit Milliardensummen zu fördern und der Region eine größere Menge an Covid-19-Impfstoffen zur Verfügung zu stellen. Bisher hat China weitaus mehr Impfdosen geliefert als die EU; es baut darüber hinaus in Serbien eine Vakzinfabrik. Der Premierminister Lettlands spitzt die Forderung, der Einfluss von Staaten wie Russland oder China müsse aus Südosteuropa abgedrängt werden, in der Äußerung zu: "Das ist unser Hinterhof."


Zitat: Nicht mehr alternativlosHintergrund der Beschlüsse des gestrigen Westbalkangipfels der EU ist, dass die Union - immer mehr mit sich selbst beschäftigt und sich in ihren globalen Aktivitäten zunehmend verzettelnd - in den Ländern Südosteuropas, die ihr nicht angehören, längst nicht mehr alternativlos ist. So stärkt Russland seine Beziehungen etwa zu Nordmazedonien sowie insbesondere zu Serbien, dessen drittwichtigster Handelspartner es seit Jahren ist; Moskau hat zudem unter anderem eine Strategische Partnerschaft und ein Militärabkommen mit Belgrad geschlossen.[1] China wiederum intensiviert seine Beziehungen zu fast allen Ländern der Region, ist mittlerweile zweitwichtigster Lieferant Serbiens - nur knapp hinter Deutschland - und unterstützt vor allem Infrastrukturprojekte in Südosteuropa; bekanntestes Beispiel ist die Modernisierung der Eisenbahnstrecke aus Belgrad nach Budapest.[2] Eine zwar nur wenig beachtete, aber doch relativ erfolgreiche Einflussarbeit betreibt die Türkei, die vor allem mit Ländern kooperiert, deren Bevölkerung einen signifikanten muslimischen Anteil aufweist - insbesondere mit Bosnien-Herzegowina, außerdem aber auch mit Albanien und mit dem Kosovo.[3] Im Kosovo hatte sich auch die Trump-Administration im vergangenen Jahr massiv eingemischt - gegen den Willen der EU.[4]


"Wir oder andere"

In der EU ruft der partielle Einflussgewinn der erwähnten Staaten in Südosteuropa Unmut und Abwehrbestrebungen hervor. Bereits seit 2014 findet jedes Jahr eine "Westbalkankonferenz" statt, bei der einige - meist wenige - EU-Staaten und die EU-Kommission mit den sechs Nicht-EU-Ländern Südosteuropas zusammenkommen. Ziel ist es, deren Bindungen an die Union zu stärken. Konkreter Auslöser für die Gründung des Formats, das zuweilen als "Berliner Prozess" bezeichnet wird, war der erste "16+1"-Gipfel im April 2012, in dessen Rahmen China seither jährlich mit den EU- und Nicht-EU-Ländern Ost- und Südosteuropas zusammentrifft.[5] Größere Erfolge sind freilich bis heute ausgeblieben, weshalb Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz den gestrigen Westbalkangipfel zum Anlass nahm, um zu warnen: "Wenn wir als Europäische Union keine ernsthafte Perspektive für diese Region bieten, dann müssen wir uns bewusst sein, dass andere Supermächte wie China, Russland oder auch die Türkei dort eine immer stärkere Rolle spielen."[6] Ähnlich äußerte sich Lettlands Premierminister Krišjānis Kariņš, der konstatierte, sofern "Europa" nicht "die Hand ausstreckt und diese Länder an uns zieht", dann würden andere "in eine andere Richtung" ziehen. Kariņš formulierte offen: "Das ist unser Hinterhof."[7]


Nur Lippenbekenntnisse

Unter Druck stehend, hat sich die EU gestern um verbale Zugeständnisse bemüht. Dabei geht es darum, dass die sechs Nicht-EU-Länder Südosteuropas die Mitgliedschaft in der Union anstreben, aber seit Jahren hingehalten werden; mittlerweile gilt ihr Beitritt aufgrund diverser Widerstände in der EU nicht mehr als realistische Option. Um diesem - zutreffenden - Eindruck entgegenzutreten, hat Brüssel in die gestern verabschiedete "Brdo Declaration" die Formulierung aufgenommen: "Die EU bekräftigt erneut, dass sie den Erweiterungsprozess ... unterstützt." "Erweiterungsprozess" ist in der Erklärung fett gedruckt.[8] Freilich überzeugt dieses Bekenntnis kaum jemanden; "Politiker in Ländern Nord- und Westeuropas" tätigten zur EU-Erweiterung regelmäßig "Lippenbekenntnisse", äußert jetzt etwa der ehemalige kosovarische Außenminister Petrit Selimi: "Die EU-Erweiterung ist de facto tot."[9] In der Tat schränkt die Brdo Declaration die angebliche Unterstützung für den Erweiterungsprozess sogleich dadurch ein, es gebe sie lediglich "auf der Grundlage glaubwürdiger Reformen der Partner" und "einer fairen und strengen Konditionalität". Der Forderung Sloweniens, das die EU-Ratspräsidentschaft innehat, die Erweiterung bis spätestens 2030 umzusetzen, wurde eine klare Absage erteilt.


Keine neuen Mittel

Zu den wenigen konkreten Maßnahmen, die auf dem gestrigen Westbalkangipfel beschlossen wurden, gehört ein knapp 30 Milliarden Euro schweres Investitionspaket. Es sieht Zuschüsse im Wert von 9 Milliarden Euro vor, die durch Kredite in Höhe von 20 Milliarden Euro aus der neuen "Garantiefazilität für den Westbalkan" aufgestockt werden sollen; damit sollen "vor allem die Infrastruktur auf dem Balkan und seine Anbindung an die EU finanziert werden", heißt es.[10] Es handelt sich damit um eine unmittelbare Gegenmaßnahme gegen chinesische Unterstützung für Infrastrukturvorhaben in Südosteuropa. Allerdings handelt es sich dabei nicht um neue Mittel; die EU-Kommission hat sie schon im vergangenen Jahr prinzipiell eingeplant.[11]


Der wichtigste Impfstofflieferant

Zudem kündigt die EU an, die sechs Nicht-EU-Staaten Südosteuropas im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Schon jetzt hätten die Union "und ihre Mitgliedstaaten ... dem Westbalkan über verschiedene Kanäle 2,9 Millionen Impfdosen zur Verfügung gestellt", heißt es in der Brdo Declaration. Weitere Impfdosen seien "auf dem Weg"; man wolle den südöstlichen Ländern dabei helfen, "bis Ende 2021 ähnliche Impfquoten wie die durchschnittliche Impfquote in der EU zu erreichen". Sollte dies gelingen, dann kann die EU dies freilich nicht allein sich selbst zuschreiben. So haben die Länder der Region neben russischen Sputnik V-Vakzinen vor allem chinesische Impfstoffe (Sinopharm, Sinovac) erhalten; die chinesischen Lieferungen belaufen sich bislang laut Angaben des Beratungsunternehmens Bridge Consulting aus Beijing auf rund 7,6 Millionen Impfdosen. In Serbien, das bereits über ein Werk zur Produktion des russischen Sputnik V-Vakzins verfügt, wird nun auch eine Fabrik zur Herstellung des chinesischen Sinopharm-Impfstoffs errichtet. Es handelt sich dabei um ein Joint Venture, das Serbien gemeinsam mit China und den Vereinigten Arabischen Emiraten trägt; sein Wert beläuft sich auf 30 Millionen Euro.[12]


Propaganda statt Taten

Offenbar ahnend, dass die nur mäßige materielle Unterstützung der EU nicht ausreichen wird, um die sechs Länder Südosteuropas fest an sich zu binden, fordert Brüssel nun auch Bekenntnisse ein. Die EU sei "mit Abstand der engste Partner, größte Investor und wichtigste Geber der Region", heißt es in der gestern verabschiedeten Brdo Declaration: "Wie beispiellos Umfang und Tragweite dieser Unterstützung sind, muss in der öffentlichen Auseinandersetzung und Kommunikation der Partner ohne Einschränkungen anerkannt und vermittelt werden."[13] Die mangelnde politisch-ökonomische Bindekraft wird damit durch propagandistische Aktivitäten ersetzt.[14]

 

[1] S. dazu Die Hegemonie über Südosteuropa.

[2] S. dazu Machtkämpfe um Ost- und Südosteuropa.

[3] S. dazu Die neuen Partner in Ankara (II).

[4] S. dazu Kriegsverbrechen im Kosovo.

[5] S. dazu Ein Kompass für Südosteuropa.

[6] EU hält sich den Westbalkan weiter warm. n-tv.de 06.10.2021.

[7] Laurence Norman: EU's Balkan Expansion Plans Stall. wsj.com 06.10.2021.

[8] Brdo Declaration, 6 October 2021.

[9] Laurence Norman: EU's Balkan Expansion Plans Stall. wsj.com 06.10.2021.

[10] Ein größerer Trostpreis für den Westbalkan. Frankfurter Allgemeine Zeitung 06.10.2021.

[11] Westbalkan: Wirtschafts- und Investitionsplan zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung und Konvergenz. ec.europa.eu 06.10.2020.

[12] Serbia starts building Europe's first Sinopharm vaccine plant. intellinews.com 09.09.2021. S. auch Die Impfstoffdiplomatie der EU.

[13] Brdo Declaration, 6 October 2021.

[14] S. auch Die "Politik der Großzügigkeit".


Info: 
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8726


Kommentar: Es regiert immer noch auch die dumme Arroganz der Macht mit!     Thomas Bauer

06.10.2021

Abgeordnete bleiben Afghanistan-Bilanz fern                                                      Stell' dir vor, es war Krieg und keiner schaut hin

tagesspiegel.de, 6. Oktober 2021, 06:25 Uhr, 

Die Verteidigungsministerin will am Mittwoch Bilanz des Afghanistan-Einsatzes ziehen – doch weder Außenminister noch viele Bundestagsabgeordnete sind dabei. 


Was hat der 20-jährige Einsatz der Bundeswehr gebracht? Eine Bilanz ist überfällig, doch niun gibt es Streit.



Was hat der 20-jährige Einsatz der Bundeswehr gebracht? Eine Bilanz ist überfällig, doch niun gibt es Streit.FOTO:


Zitat: Wenn Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) an diesem Mittwoch den Auftakt für eine Bilanz des Afghanistan-Einsatzes gibt, wird sie das ohne Außenminister Heiko Maas (SPD) und weitgehend ohne Beteiligung von Bundestagsabgeordneten tun müssen.

Die meisten Parlamentarier, ohne deren Zustimmung keine Bundesregierung Soldaten in einen Auslandseinsatz schicken kann, wollen der Veranstaltung im Verteidigungsministerium fernbleiben, zu der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg per Video ein Grußwort beisteuert.


„Wir haben uns interfraktionell verständigt, dass wir den Zeitpunkt dieser Veranstaltung nicht für richtig halten“, sagte Siemtje Möller, verteidigungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, dem Tagesspiegel mit Blick auf die Union, die Grünen und die FDP. Die Aufarbeitung des 20-jährigen Einsatzes dürfe zudem nicht allein der Exekutive überlassen werden und müsse im Sinne des „vernetzten Ansatzes“ deutscher Außen- und Sicherheitspolitik auch die zivilen Bemühungen um eine Stabilisierung des Landes in den Blick nehme.


Die eigenen Leute gehen auf Distanz zur Ressortchefin

Auch die Außen- und Sicherheitspolitiker der Union verweigern sich der Einladung der eigenen Ministerin, wollten das am Dienstag aber nicht öffentlich begründen.

[Lesen Sie auch: Wie die Taliban Jagd auf Orchester machen (T+)]


„So kurz nach der Bundestagswahl ist der neu gewählte Bundestag nicht konstituiert und der Bundestag in seiner alten Zusammensetzung hat ebenso wie Ministerin Kramp-Karrenbauer für so eine wichtige Evaluation kein Mandat mehr“, kritisierte FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Die Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes gehöre in den neuen Deutschen Bundestag und müsse von einem Untersuchungsausschuss und einer Enquete-Kommission „detailliert und mit ausreichend Zeit evaluiert werden“.


FDP-Außenpolitiker Bijan Djir-Sarai sagte, der Zeitpunkt der Veranstaltung sei auch angesichts der derzeit laufenden Sondierungsgespräche für eine neue Bundesregierung „respektlos gegenüber dem Parlament“. Kramp-Karrenbauer habe die Aufgabe einer Evaluation nicht verstanden: Was in Afghanistan schief gelaufen sei, müsse „nicht nur militärisch, sondern vor allem politisch“ bewertet werden.


Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin erklärte, die Veranstaltung sei „der lachhafte Versuch einer Selbstevaluierung der scheidenden Verteidigungsministerin über das eigene Scheitern und Versagen in Afghanistan“. Kramp-Karrenbauer dürfe sich nicht wundern, „wenn sich nicht einmal Abgeordnete der Regierungsfraktionen dafür als Staffage hergeben“. Ihre Inszenierung werde eine „umfassende Aufklärung und Einschätzung der Nato-Niederlage in Afghanistan durch einen Untersuchungsausschuss im neu gewählten Bundestag“ nicht ersetzen können.


"Darüber reden, was nicht gut war" - das will die Ministerin

Der Auftakt für die Bilanz des Einsatzes im Verteidigungsministerium war ursprünglich für Ende August geplant gewesen, musste aber nach dem Fall Kabuls an die Taliban wegen des Bundeswehr-Evakuierungseinsatzes verschoben werden. „In einer kritischen Bilanz müssen wir darüber reden, was gut war, was nicht gut war und was wir gelernt haben“, erklärte Kramp-Karrenbauer in der Einladung zu der Veranstaltung.


Die Pläne des Ministeriums hatten vorgesehen, am Mittwoch eine Reihe von Diskussionsveranstaltungen mit Regierungsvertretern, Abgeordneten, Bundeswehrangehörigen, Fachleuten und Vertretern der Zivilgesellschaft abzuhalten. Eröffnen sollten das Event ursprünglich Ansprachen der Verteidigungsministerin, des Außenministers und des Generalsinspekteurs Eberhard Zorn. Maas sagte nach Informationen der dpa am Montagabend kurzfristig ab.


Vier Diskussions-Panels waren geplant, eines davon mit Abgeordneten der Bundestagsfraktionen. Dieses kann wegen der Absagen nicht wie geplant stattfinden, nur der AfD-Abgeordnete Peter Felser hatte laut Einladung zugesagt. Der Ex-Bundeswehroffizier will nun nach Angaben eines Mitarbeiters für den Auftakt der Veranstaltung in den Bendlerblock kommen.


Das Verteidigungsministerium wollte die Absagen nicht bewerten. Ein Sprecher sagte, das Ministerium habe sie „zur Kenntnis genommen“. Es sei weiterhin geplant, am Mittwoch mit der Bilanzierung des Einsatzes zu beginnen und dann am 13. Oktober die Afghanistan-Veteranen der Bundeswehr in einem öffentlichen Appell zu würdigen.


„Wir meinen, dass wir das den Soldatinnen und Soldaten schuldig sind - die Würdigung, aber auch die Bilanzierung“, sagte der Sprecher. Er kündigte zudem an, dass das Ministerium den Abgeordneten die Ergebnisse der Diskussionsrunden am Mittwoch „vollständig“ zur Verfügung stellen werde.


Die Bundesregierung hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass der Einsatz in Afghanistan mehr als 17 Milliarden Euro gekostet hat. SPD-Verteidigungsexpertin Möller sagte dazu: „Das Geld war gut angelegt in unsere Sicherheit und dafür, dass viele Afghanen 20 Jahre lang in besseren Verhältnissen leben konnten.“


Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/abgeordnete-bleiben-afghanistan-bilanz-fern-stell-dir-vor-es-war-krieg-und-keiner-schaut-hin/27680472.html



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tagesspiegel.de, 6. Oktober 2021, 06:25 Uhr, ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Ja, die Aufarbeitung des Einsatzes am Hindukusch sollte schnell kommen  – aber nicht so schnell, wie von der Verteidigungsministerin anberaumt.


Zitat: Ist das ihr letzter Streich vor dem Zapfenstreich? An diesem Mittwoch bittet die noch amtierende Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zu einer Auftaktveranstaltung, um Deutschlands 20-jährigen Afghanistan-Einsatz zu bilanzieren. Die Ministerin will damit Transparenz, Tatkraft und Selbstreflexion dokumentieren – doch die Parteien im Bundestag, auch ihre eigene, bleiben fern. Der Affront ist eine Warnung.


Zu besprechen gibt es sicher viel, das ist nicht der Grund. Die Experten von SPD, Grünen, FDP und Union wollen die Konstituierung des nächsten Parlaments abwarten, die Koalitionsbildung, die Ämterverteilung. Mit gutem Grund: Beispielsweise Grüne und Liberale streben einen Untersuchungsausschuss an.

Und das wäre nicht einmal genug. Dringend nötig ist außerdem eine großangelegte außenpolitische Debatte – mit Beschlüssen –, welche Lehren aus dem Afghanistan-Desaster für künftige Einsätze gezogen werden, sprich, welche Maßstäbe gelten, um an ihnen Erfolg und Misserfolg zu messen. Wie bisher kann es jedenfalls nicht weitergehen.


Demnächst wird über die Irak- und die Mali-Mission entschieden

Einmal bleibt also viel Ungereimtes beim größten Einsatz der Bundeswehr aufzuklären, bis hin zur Frage, warum es überhaupt zu einem Evakuierungseinsatz nach dem Einsatz kommen musste. Das kann ungemütlich werden, für die Verteidigungsministerin wie für Außenminister Heiko Maas (SPD). Der Verdacht liegt nahe, dass das den Wahlkampf nicht mehr belasten sollte.

Zum Zweiten gilt: So richtig es ist, die Aufarbeitung nicht lange liegen zu lassen, so richtig ist das Argument, dass sie nicht in ein Machtvakuum hineinfallen darf. Darum sind eine schnelle Koalitionsfindung und Kabinettsbildung wichtig. Die Zeit drängt.


Kabinett und Bundestag sind schon im Dezember herausgefordert. Es muss über die Verlängerung des Irak-Mandats mit der Anti-IS-Mission entschieden werden. Die Grünen sehen dafür keine völkerrechtlichen Grundlagen – und sie stellen womöglich dann die Außenministerin. Kurz darauf geht es um die Überprüfung des Mali-Einsatzes mit der Ausbildungsmission für die dortigen Sicherheitskräfte. Hier sagen viele Experten, dass es genau wie in Afghanistan enden könne. Das sollte nun wirklich allen eine Warnung sein.


Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/aufarbeitung-des-afghanistan-einsatzes-mit-hindernissen-der-affront-der-parlamentarier-ist-eine-warnung/27679846.html



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Versäumnisse der Regierung

Grüne, Linke und FDP für Afghanistan-Untersuchungsausschuss

tagesspiegel.de, vom 22.08.2021, 17:40 Uhr

Die Opposition ist sich einig und fordert einen U-Auschuss zu den Fehleinschätzungen der Regierung Merkel: „Wir müssen das aufarbeiten.“


Ein Untersuchungsausschuss zu den Versäumnissen der Bundesregierung beim Rückzug aus Afghanistan wird immer wahrscheinlicher. Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock bejahte am Sonntag im ARD-Sommerinterview die Frage, ob sie dafür sei. "Wir müssen das aufarbeiten." Dies gelte unabhängig davon, wer die nächste Regierung nach der Bundestagswahl Ende September stelle.


Untersuchungsausschüsse sind oft das schärfste Schwert der Opposition. Um sie einzurichten, sind 25 Prozent der Stimmen im Bundestag nötig.


Beim letzten U-Ausschuss zur Aufklärung des milliardenschweren Wirecard-Finanzskandals hatten Grüne, FDP und Linke diesen gemeinsam durchgesetzt.


FDP und Linke hatten beim Thema Afghanistan zuvor bereits signalisiert, für einen U-Ausschuss zu sein. Die von Union und SPD getragene Bundesregierung habe zögerlich und unkoordiniert gehandelt, sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Im nächsten Bundestag braucht es dazu einen Untersuchungsausschuss." Alle Auslandseinsätze der Bundeswehr müssten zudem auf den Prüfstand.


FDP-Chef Christian Lindner sagte der "Bild am Sonntag", es müsse alles auf den Tisch kommen, was bei der verspäteten Evakuierung von Deutschen und Helfern nicht funktioniert habe. Auch die Fehleinschätzung des Bundesnachrichtendienstes zur Lage in Afghanistan müsse Konsequenzen haben.


In Afghanistan haben die radikal-islamischen Taliban weitgehend kampflos und innerhalb nur weniger Tage die Macht übernommen. Westliche Länder, die lange Truppen in dem Land hatten, versuchen nun fieberhaft, eigene Staatsbürger und Hilfskräfte über den Flughafen in Kabul auszufliegen. (Reuters)


Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/versaeumnisse-der-regierung-gruene-linke-und-fdp-fuer-afghanistan-untersuchungsausschuss/27539818.html



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Armee in „atemberaubendem Tempo kollabiert“

Merkel räumt Fehler in Afghanistan-Analyse ein


tagesspiegel.de, 
vom 21.08.2021, 15:07 Uhr

In kurzer Zeit reißen die Taliban die Macht in Afghanistan an sich. Bundeskanzlerin Merkel räumt nun ein, dass sie die militärische Lage falsch bewertet habe.

Merkel äußert sich beim Unions-Wahlkampfauftakt auch zur Afghanistan-Lage.

Merkel äußert sich beim Unions-Wahlkampfauftakt auch zur Afghanistan-Lage.


Zitat: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Fehleinschätzungen im Zusammenhang mit der Lage in Afghanistan eingeräumt. „Die afghanische Regierung und Armee sind in einem atemberaubenden Tempo kollabiert“, sagte Merkel bei einer Wahlkampfveranstaltung von CDU und CSU. „Wir haben diese Widerstandskraft stärker eingeschätzt - das gehört zur Wahrheit.“


Die unerwartete Machtübernahme in Afghanistan habe laut Merkel gezeigt, „wie dramatisch sich die Dinge von einem Tag auf den anderen ändern können“. Die Entwicklung in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban bezeichnete sie als „Drama“ und „Tragödie“.


Nun gehe es vor allem darum, Menschenleben zu retten und die Gefährdeten außer Landes zu bringen, sagte die Kanzlerin. Den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan sprach Merkel ihren „tiefen Dank“ für den Einsatz zur Rettung von Deutschen und Ortskräften aus. Die Kanzlerin sprach von einer „extrem schwierigen Mission“ und fügte hinzu: „Wir möchten, dass sie gesund nach Hause kommen.“


Zudem bekräftigte Merkel, dass eine kritische Bilanz des langjährigen internationalen Einsatzes in Afghanistan gezogen werden müsse: „Natürlich wird im Anschluss an diese Rettungsmission darüber zu reden sein, was ist geschafft und was ist nicht geschafft in Afghanistan?“


Allerdings zog sie bereits ein enttäuschtes Zwischenfazit. Zwar gehe zurzeit keine akute terroristische Bedrohung von Afghanistan aus. Der Ansatz des westlichen Engagements dort sei jedoch breiter gefasst gewesen: „Wir wollten möglichst vielen Menschen in Afghanistan ein freies, ein gutes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen“, sagte Merkel. „Und da müssen wir einfach sagen: Das ist so nicht gelungen.“ (dpa/AFP)


Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/armee-in-atemberaubendem-tempo-kollabiert-merkel-raeumt-fehler-in-afghanistan-analyse-ein/27538082.html


Kommentar: 

Bundeskanzlerin Merkel hat sich entschieden die Lügengeschichte vom Frieden der bewaffnet sein muss, weiter fortzusetzen: Zitat: „..wie dramatisch sich die Dinge von einem Tag auf den anderen ändern können.“  (Zitatende) 


SPD-Verteidigungsexpertin Möller sagte zu mehr als 17 Milliarden Euro Kosten: Zitat: „Das Geld war gut angelegt in unsere Sicherheit und dafür, dass viele Afghanen 20 Jahre lang in besseren Verhältnissen leben konnten.“ (Zitatende)


N i c h t s  ist gut angelegt mit Militärs, auch nicht in Afghanistan. Ein neuer Beweis für sinnlose Machtspiele auf Kosten unserer ganzen Welt und für kriegstreibenden Gehorsam als Ergebnis fehlender Aufklärung (auch noch) im 21. Jahrhundert.  Thomas Bauer

06.10.2021

Ich kann nicht mehr (Teil I  von II)

multipolar-magazin.de, vom 5. Oktober 2021, OLE SKAMBRAKS

Herausgegeben von Stefan Korinth, Paul Schreyer und Ulrich Teusch


In einem offenen Brief äußert sich ein ARD-Mitarbeiter kritisch zu anderthalb Jahren Corona-Berichterstattung: Ole Skambraks arbeitet seit 12 Jahren als redaktioneller Mitarbeiter und Redakteur beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.


Zitat: Ich kann nicht mehr schweigen. Ich kann nicht mehr wortlos hinnehmen, was seit nunmehr anderthalb Jahren bei meinem Arbeitgeber, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk passiert. In den Statuten und Medienstaatsverträgen sind Dinge wie „Ausgewogenheit“, „gesellschaftlicher Zusammenhalt“ und „Diversität“ in der Berichterstattung verankert. Praktiziert wird das genaue Gegenteil. Einen wahrhaftigen Diskurs und Austausch, in dem sich alle Teile der Gesellschaft wiederfinden, gibt es nicht.


Ich war von Anfang an der Ansicht, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk genau diesen Raum füllen sollte: den Dialog fördern zwischen Maßnahmenbefürwortern und Kritikerinnen, zwischen Menschen, die Angst haben vor dem Virus, und Menschen, die Angst haben ihre Grundrechte zu verlieren, zwischen Impfbefürworterinnen und Impfskeptikern. Doch seit anderthalb Jahren hat sich der Diskussionsraum erheblich verengt.


Wissenschaftlerinnen und Experten, die in der Zeit vor Corona respektiert und angesehen waren, denen Raum im öffentlichen Diskurs gegeben wurde, sind plötzlich Spinner, Aluhutträger oder Covidioten. Als vielzitiertes Beispiel sei hier auf Wolfgang Wodarg verwiesen. Er ist mehrfacher Facharzt, Epidemiologe und langjähriger Gesundheitspolitiker. Bis zur Coronakrise war er zudem im Vorstand von Transparency International. 2010 hat er als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Europarat den Einfluss der Pharmaindustrie bei der Schweinegrippe-Pandemie aufgedeckt. Damals konnte er seine Meinung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk persönlich vertreten, seit Corona geht das nicht mehr. An seine Stelle sind sogenannte Faktenchecker getreten, die ihn diskreditieren.


Lähmender Konsens

Anstelle eines offenen Meinungsaustausches wurde ein „wissenschaftlicher Konsens“ proklamiert, den es zu verteidigen gilt. Wer diesen anzweifelt und eine multidimensionale Perspektive auf die Pandemie einfordert, erntet Empörung und Häme.


Dieses Muster funktioniert auch innerhalb der Redaktionen. Seit anderthalb Jahren arbeite ich nicht mehr im tagesaktuellen Newsgeschehen, worüber ich sehr froh bin. An Entscheidungen, welche Themen wie umgesetzt werden, bin ich in meiner aktuellen Position nicht beteiligt. Ich beschreibe hier meine Wahrnehmung aus Redaktionskonferenzen und einer Analyse der Berichterstattung. Lange Zeit habe ich mich nicht aus der Rolle des Beobachters getraut, zu absolut und unisono wirkte der vermeintliche Konsens.


Seit einigen Monaten wage ich mich aufs Glatteis und bringe hier und da eine kritische Anmerkung in Konferenzen ein. Oft folgt darauf betroffenes Schweigen, manchmal ein „Dankeschön für den Hinweis“ und manchmal eine Belehrung, warum das so nicht stimme. Berichterstattung ist daraus noch nie entstanden.


Das Ergebnis von anderthalb Jahren Corona ist eine Spaltung der Gesellschaft, die ihresgleichen sucht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat daran großen Anteil. Seiner Verantwortung, Brücken zwischen den Lagern zu bauen und Austausch zu fördern, kommt er immer seltener nach.


Oft wird das Argument angeführt, dass die Kritikerinnen eine kleine, nicht beachtenswerte Minderheit darstellen, denen man aus Proporzgründen nicht zu viel Platz einräumen dürfe. Dies sollte spätestens seit dem Referendum in der Schweiz über die Coronamaßnahmen widerlegt sein. Obwohl auch dort ein freier Meinungsaustausch in den Massenmedien nicht stattfindet, ging die Abstimmung nur 60:40 für die Regierung aus. (1) Kann man bei 40 % der abgegebenen Stimmen von einer kleinen Minderheit sprechen? Dabei sei noch erwähnt, dass die Schweizer Regierung die Corona-Hilfszahlungen an die Abstimmung geknüpft hatte, was die Entscheidung mancher, ihr Kreuzchen bei „Ja“ zu machen, beeinflusst haben könnte.


Die Entwicklungen dieser Krise finden auf so vielen Ebenen statt und haben Auswirkungen auf alle Teile der Gesellschaft, dass es genau jetzt nicht weniger, sondern mehr freien Debattenraum braucht.


Dabei ist nicht aufschlussreich, was alles im öffentlich-rechtlichen Rundfunk diskutiert wird, sondern was unerwähnt bleibt. Die Gründe dafür sind vielfältig und bedürfen einer ehrlichen internen Analyse. Dabei helfen können die Publikationen des Medienwissenschaftlers und ehemaligen MDR-Rundfunkrats Uwe Krüger, wie zum Beispiel sein Buch „Mainstream – Warum wir den Medien nicht mehr trauen“.


In jedem Fall erfordert es einiges an Mut, in Konferenzen, in denen Themen diskutiert und besprochen werden, gegen den Strom zu schwimmen. Oft setzt sich derjenige durch, der seine Argumente am eloquentesten vortragen kann, im Zweifel entscheidet natürlich die Redaktionsleitung. Schon sehr früh galt die Gleichung, dass Kritik am Coronakurs der Regierung dem rechten Spektrum angehört. Welche Redakteurin wagt es da noch, einen Gedanken in diese Richtung zu äußern?


Offene Fragen


So ist die Liste der Ungereimtheiten und offenen Fragen, die keine substanzielle Berichterstattung bekommen haben, sehr groß:
  • Warum wissen wir so wenig über „gain of function research“ (Forschung daran, wie man Viren für den Menschen gefährlicher machen kann)?

  • Warum steht im neuen Infektionsschutzgesetz, dass das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit und die Unverletzlichkeit der Wohnung fortan eingeschränkt werden kann – auch unabhängig von einer epidemischen Lage?

  • Warum müssen sich Menschen, die bereits Covid-19 hatten, nochmal impfen, obwohl sie mindestens genauso gut geschützt sind, wie geimpfte Menschen?

  • Warum wird über das „Event 201“ und die globalen Pandemieübungen im Vorfeld der Ausbreitung von SARS-CoV-2 nicht oder nur in Verbindung mit Verschwörungsmythen gesprochen? (2)

  • Warum wurde das den Medien bekannte, interne Papier aus dem Bundesinnenministerium nicht in Gänze veröffentlicht – und in der Öffentlichkeit diskutiert, in dem gefordert wurde, dass Behörden eine „Schockwirkung“ erzielen müssten, um Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die menschliche Gesellschaft zu verdeutlichen?

  • Warum schafft es die Studie von Prof. Ioannidis zur Überlebensrate (99,41 % bei unter 70-Jährigen) in keine Headline, die fatal falschen Hochrechnungen des Imperial College aber schon (Neil Fergusson prophezeite im Frühjahr 2020 eine halbe Million Coronatote in Großbritannien und über 2 Millionen in den USA.)?

  • Warum steht in einem Gutachten, erstellt für das Bundesgesundheitsministerium, dass die Auslastung der Krankenhäuser im Jahr 2020 durch Covid-19-Patienten nur 2% betragen hat?

  • Warum hat Bremen mit Abstand die höchste Inzidenz (113 am 4.10.21) und gleichzeitig mit Abstand die höchste Impfquote in Deutschland (79 %)?

  • Warum sind Zahlungen von 4 Millionen Euro eingegangen auf einem Familienkonto der EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, die verantwortlich war für das Abschließen der ersten EU-Impfstoffverträge mit den Pharmakonzernen? (3)

  • Warum werden Menschen mit schweren Impfnebenwirkungen nicht im gleichen Maß portraitiert wie 2020 Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen? (4)

  • Warum stört niemanden die unsaubere Zählweise bei „Impfdurchbrüchen“? (5)

  • Warum melden die Niederlande deutlich mehr Nebenwirkungen der Covid-19-Impfstoffe als andere Länder?

  • Warum hat sich die Wirksamkeitsbeschreibung der Covid-19-Impfstoffe auf der Seite des Paul-Ehrlich-Instituts in den letzten Wochen dreimal geändert? „COVID-19-Impfstoffe schützen vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus.“ (15. August 2021) „COVID-19-Impfstoffe schützen vor einem schweren Verlauf einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus.“ (7. September 2021) „COVID-19-Impfstoffe sind indiziert zur aktiven Immunisierung zur Vorbeugung der durch das SARS-CoV-2-Virus verursachten COVID-19-Erkrankung.“ (27. September 2021) (6)

Auf einige Punkte möchte ich im Detail eingehen.


„Gain of function“ und „Lab leak“


Zu „gain of function research“ – das ist Forschung, Viren gefährlicher zu machen, was im Institut für Virologie in Wuhan, China, betrieben und von den USA finanziert wurde – habe ich bis heute nichts Substanzielles gehört oder gelesen. Diese Forschung findet in sogenannten P4-Laboren statt, in denen seit Jahrzehnten daran gearbeitet wird, wie im Tierreich vorkommende Viren derart verändert werden können, dass sie auch für den Menschen gefährlich werden. ARD und ZDF haben um diese Thematik bis jetzt einen großen Bogen geschlagen – und das, obwohl hier deutlicher Diskussionsbedarf besteht. Eine erste zu diskutierende Frage könnte zum Beispiel sein: Wollen wir als Gesellschaft solche Forschung?


Zur „lab leak theorie“ – also der Annahme, dass SARS-CoV-2 aus einem Labor stammt – gibt es mittlerweile zahlreiche Berichte. Dabei muss erwähnt werden, dass dieses Thema im letzten Jahr sofort als Verschwörungsmythos gebrandmarkt wurde. Alternative Medien, die dieser Spur nachgegangen sind, wurden von Sozialen Netzwerken wie YouTube und Twitter verbannt und die Informationen gelöscht. Wissenschaftler, die diese These geäußert haben, wurden massiv angegriffen. Heute ist die „lab leak theorie“ mindestens genauso plausibel wie die Übertragung durch eine Fledermaus. Der amerikanische Investigativjournalist Paul Thacker hat im British Medical Journal die Ergebnisse seiner minutiösen Recherche veröffentlicht. Dazu schreibt Dr. Ingrid Mühlhauser, Professorin für Gesundheitswissenschaften an der Uni Hamburg:

„Schritt für Schritt zeigt er [Thacker] auf, wie Betreiber einer amerikanischen Laborgruppe gezielt eine Verschwörungstheorie entwickeln, um ihren Laborunfall in Wuhan als Verschwörung zu verschleiern. Gestützt wird der Mythos von renommierten Zeitschriften wie dem Lancet. Wissenschaftsjournalisten und Dienstleister für Faktenchecks übernehmen unreflektiert die Informationen. Beteiligte Wissenschaftler schweigen, aus Angst, Prestige und Forschungsförderung zu verlieren. Facebook blockiert fast ein Jahr lang Meldungen, die den natürlichen Ursprung von SARS-CoV-2 in Frage stellen. Sollte sich die These des Laborunfalls bestätigen, hätten ZDF und andere Medien Verschwörungsmythen verteidigt.“

Ivermectin und Alternativen zur Impfung


Seit Monaten ist auch ersichtlich, dass es effektive und kostengünstige Behandlungsmittel für Covid-19 gibt, die nicht eingesetzt werden dürfen. Die Datenlage dazu ist eindeutig. Doch die pseudowissenschaftlichen Desinformationskampagnen gegen diese Mittel sind bezeichnend für den Zustand unserer Medizin. Seit Jahrzehnten ist Hydroxychloroquin bekannt und wurde millionenfach bei Malaria und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Im letzten Jahr wurde es plötzlich für gefährlich erklärt. Die Aussage von Präsident Donald Trump, Hydroxychloroquin sei ein „game changer“ tat den Rest zur Diskreditierung. Die politische Räson ließ eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit HCQ nicht mehr zu.


Über die katastrophale Lage in Indien durch die Verbreitung der Deltavariante haben alle Medien im Frühjahr groß berichtet (damals war noch von der indischen Variante des Virus die Rede). Dass Indien die Situation relativ schnell unter Kontrolle gebracht hat und dass dabei das Medikament Ivermectin in großen Bundesstaaten wie Uttar Pradesh eine entscheidende Rolle gespielt hat, war dagegen nicht mehr berichtenswert. (7)


Ivermectin hat auch in Tschechien und der Slowakei eine vorläufige Zulassung für die Behandlung von Covid-19-Patienten. Darüber berichtet immerhin der MDR, wenn auch mit negativer Konnotation.


In der Liste möglicher Medikamente vom Bayerischen Rundfunk wird Ivermectin nicht einmal erwähnt, und zu Hydroxychloroquin werden nur negative und keine positiven Studien zitiert.


Das Molekül Clofoctol zeigte in Labortests im Sommer 2020 ebenfalls eine gute Wirkung gegen SARS-CoV-2. Bis 2005 war das Antibiotikum in Frankreich und Italien unter den Namen Octofene und Gramplus im Handel. Mehrfach wurde das Institut Pasteur in Lille von den französischen Behörden daran gehindert, eine Studie mit Covid-19-Patienten aufzusetzen. Nach mehreren Anläufen haben sie Anfang September den ersten Patienten dafür rekrutiert.


Warum stellen sich Gesundheitsbehörden vehement gegen Behandlungsmittel, die von Beginn der Pandemie an zur Verfügung gestanden hätten? Dazu hätte ich mir investigative Recherchen der ARD gewünscht! Es sei noch erwähnt, dass die neuen Corona-Impfstoffe nur deshalb eine Notzulassung bekommen konnten, weil es kein offiziell anerkanntes Behandlungsmittel für SARS-CoV-2 gegeben hat.


Es geht mir nicht darum, irgendein Corona-Wundermittel anzupreisen. Ich möchte Sachverhalte aufzeigen, die nicht die nötige Beachtung bekommen haben. Von Anfang an wurde im öffentlichen Diskurs die Meinung verbreitet, dass nur eine Impfung Abhilfe schaffen kann. Die WHO ging zeitweise sogar so weit, die Definition von „Herdenimmunität“ in dem Sinne zu ändern, dass diese nur noch durch Impfungen erlangt werden könne und nicht mehr durch eine frühere Infektion wie das bisher der Fall war.


Doch was, wenn der eingeschlagene Weg eine Sackgasse ist?


Fragen zur Impfwirksamkeit


Daten aus den Ländern mit besonders hohen Impfquoten zeigen, dass Infektionen mit SARS-CoV-2 auch bei vollständig geimpften Personen keine Seltenheit, sondern an der Tagesordnung sind. Dr. Kobi Haviv, Direktor des Herzog-Krankenhauses in Jerusalem, spricht davon, dass 85 % bis 90 % der schwer Erkrankten auf seiner Intensivstation doppelt geimpft sind. (8)


Das Magazin Science schreibt auf ganz Israel bezogen: „Am 15. August wurden 514 Israelis mit schweren oder kritischen Covid-19-Erkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert ... von diesen 514 Personen waren 59 % vollständig geimpft. Von den Geimpften waren 87 % 60 Jahre oder älter.“ Science zitiert einen israelischen Regierungsberater, der erklärt: „Eine der großen Geschichten aus Israel [ist]: ‘Impfstoffe funktionieren, aber nicht gut genug‘.“


Weiterhin ist nunmehr ersichtlich, dass geimpfte Menschen genauso viel Virusmaterial der Deltavariante in sich tragen (und verbreiten) wie Ungeimpfte.


Was folgt aus dieser Datenlage in Deutschland? – Ein Lockdown speziell für Ungeimpfte oder etwas euphemistisch ausgedrückt: die „2G-Regel“. Die Gesellschaft wird de facto in zwei Klassen gespalten. Die Geimpften bekommen ihre Freiheiten zurück (weil ohne Gefahrenpotenzial für andere), die Ungeimpften (weil mit Gefahrenpotenzial für andere) müssen sich Tests unterziehen, die sie selber bezahlen sollen, und bekommen im Quarantänefall keine Lohnfortzahlung mehr. Auch Beschäftigungsverbote und Kündigungen aufgrund des Impfstatus sind nicht mehr ausgeschlossen und Krankenkassen könnten Ungeimpften künftig ungünstigere Tarife vorschreiben. Warum dieser Druck auf Ungeimpfte? Wissenschaftlich ist das nicht begründbar und gesellschaftlich überaus schädlich.


Die durch Impfungen erzeugten Antikörper nehmen nach einigen Monaten deutlich ab. Der Blick nach Israel zeigt, nach der zweiten Impfung gibt es für die gesamte Bevölkerung jetzt die dritte Dosis und die vierte ist auch schon angekündigt. Wer nach sechs Monaten die Impfung nicht auffrischt, gilt nicht mehr als immun und verliert seinen „Green Pass“ (der digitale Impfausweis, den Israel eingeführt hat). In den USA spricht Joe Biden mittlerweile von Corona-Boostern, die alle 5 Monate anstehen. Marion Pepper, Immunologin an der University of Washington, stellt diese Strategie allerdings in Frage. Gegenüber der New York Times erklärte sie, „die wiederholte Stimulierung der körpereigenen Abwehrkräfte kann auch zu einem Phänomen führen, das als ‘Immunerschöpfung‘ bezeichnet wird.“


Wenig wird die Tatsache diskutiert, dass durch natürliche Infektion eine deutlich robustere Immunität aufgebaut werden kann. „Ultrapotente Antikörper“ oder eine „Super-Immunität“ wurde bei Menschen gefunden, die sich im letzten Jahr mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Diese Antikörper reagieren bei über 20 verschiedenen Virusmutationen und bleiben länger erhalten als Antikörper, die durch den Impfstoff erzeugt werden.


Immerhin hat Gesundheitsminister Jens Spahn nun angekündigt, dass auch ein Antikörpernachweis zulässig werden soll. Um offiziell als immun zu gelten, muss aber immer noch eine Impfung folgen. Wer versteht diese Logik? Ein CNN-Interview mit Dr. Anthony Fauci, dem Vorsitzenden des National Health Institute (das amerikanische Pendant des RKImacht die Absurdität anschaulich. Menschen mit natürlicher Immunität werden bis jetzt von der Politik nicht bedacht!


Ich kenne eine Ärztin, die verzweifelt versucht, von Gesundheitsbehörden und dem RKI eine Antwort zu dieser Thematik zu bekommen: Einer ihrer Patienten hat einen IgG-Antikörper-Titer von 400 AU/ml – deutlich mehr als viele Impflinge. Sein Coronainfekt ist schon über sechs Monate her, damit gilt er nicht mehr als immun. Die Antwort, die sie bekommen hat war: „Impfen sie ihn doch!“, was die Ärztin bei diesem Titer ablehnt.


Fehlendes journalistisches Grundverständnis


Der von Politik und Medien propagierte Weg aus der Pandemie entpuppt sich als Dauerimpfabonnement. Wissenschaftlerinnen, die einen anderen Umgang mit Corona fordern, bekommen immer noch keine adäquate Bühne bei den öffentlich-rechtlichen Medien, wie die zum Teil diffamierende Berichterstattung zur Aktion #allesaufdentisch wieder gezeigt hat. Anstatt mit den Beteiligten über die Inhalte der Videos zu diskutieren, hat man sich Experten gesucht, die die Kampagne diskreditieren. Damit begehen die Öffentlich-Rechtlichen genau den Fehler, den sie #allesaufdentisch vorwerfen.


Der Spiegel-Journalist Anton Rainer sagte im SWR-Interview über die Videoaktion, es handle sich nicht um Interviews im klassischen Sinne: „Im Prinzip sieht man jeweils zwei Menschen, die sich gegenseitig Recht geben.“ Ich hatte Bauchschmerzen, nachdem ich mir die Berichterstattung meines Senders angehört hatte, und war vollkommen irritiert vom fehlenden journalistischen Grundverständnis auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. (9) Meine Bedenken habe ich den Beteiligten und der Redaktionsleitung per Mail mitgeteilt.


Ein klassischer Spruch ist in Konferenzen, dass ein Thema „schon gemacht“ sei. So zum Beispiel, als ich die sehr wahrscheinliche Untererfassung von Impfkomplikationen angesprochen habe. Ja, richtig, das Thema wurde erörtert mit dem hauseigenen Experten, der – es wundert wenig – zu dem Schluss gekommen ist, dass es keine Untererfassung gibt. „Die andere Seite“ wird zwar hier und da erwähnt, doch bekommt sie sehr selten Gesicht in der Form, dass tatsächlich mit den Menschen gesprochen wird, die kritische Standpunkte einnehmen.


Kritiker unter Druck


Die deutlichsten Kritikerinnen müssen mit HausdurchsuchungenStrafverfolgungKontosperrungVersetzung oder Entlassung rechnen, bis hin zur Einweisung in die Psychiatrie. Auch wenn es sich um Meinungen handelt, deren Positionen man nicht teilt – in einem Rechtsstaat darf es so etwas nicht geben.


In den USA wird schon diskutiert, ob Wissenschaftskritik als „hate crime“ (Verbrechen aus Hass) gelabelt werden sollte. Die Rockefeller Foundation hat 13,5 Millionen Dollar für die Zensur von Fehlinformationen im Gesundheitsbereich ausgelobt.


WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn hat erklärt „Fakten sind Fakten, die stehen fest“. Wenn das so wäre, wie ist es dann möglich, dass hinter verschlossenen Türen sich Wissenschaftlerinnen unentwegt streiten und sich sogar in einigen recht grundlegenden Fragen zutiefst uneinig sind? So lange wir uns das nicht klar machen, führt jede Annahme einer vermeintlichen Objektivität in eine Sackgasse. Wir können uns „Realität“ immer nur annähern – und das geht nur in einem offenen Diskurs der Meinungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse.


Was gerade stattfindet, ist kein aufrichtiger Kampf gegen „fake news“. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass jegliche Informationen, Beweise oder Diskussionen, die im Gegensatz zum offiziellen Narrativ stehen, unterbunden werden.


Ein aktuelles Beispiel ist das sachliche und wissenschaftlich transparente Video des Informatikers Marcel Barz. Bei einer Rohdatenanalyse stellt Barz erstaunt fest, dass weder die Zahlen zur Übersterblichkeit noch zur Bettenbelegung oder zum Infektionsgeschehen dem entsprechen, was wir seit anderthalb Jahren von Medien und der Politik zu lesen oder hören bekommen. Er zeigt auch, wie man mit diesen Daten durchaus eine Pandemie darstellen kann, und erklärt, warum dies für ihn unredlich ist. Das Video wurde von You Tube bei 145.000 Klicks nach drei Tagen gelöscht (und erst nach Einspruch von Barz und viel Protest wieder zugänglich gemacht). Der angegebene Grund: „medizinische Fehlinformationen“. Auch hier die Frage: Wer hat auf welcher Grundlage so entschieden?


Die Faktenchecker vom Volksverpetzer diskreditieren Marcel Barz als Fake. Das Urteil von Correctiv ist ein bisschen milder (Barz hat darauf öffentlich und ausführlich geantwortet). Das für das Bundesgesundheitsministerium erstellte Gutachten, dem zu entnehmen ist, dass die Auslastung der Krankenhäuser im Jahr 2020 durch Covid-19-Patienten nur 2 % betragen hat, gibt ihm recht. Barz hat mit seiner Analyse die Presse kontaktiert, doch keine Aufmerksamkeit bekommen. In einem funktionierenden Diskurs würden unsere Medien ihn zum Streitgespräch einladen.


Millionenfach werden Inhalte zu Corona-Themen mittlerweile gelöscht, wie die Journalistin Laurie Clarke im British Medical Journal zeigtFacebook und Co. sind private Unternehmen und können deshalb entscheiden, was auf ihren Plattformen publiziert wird. Aber dürfen sie damit auch den Diskurs steuern?


Der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte einen wichtigen Ausgleich schaffen, indem er einen offenen Meinungsaustausch gewährleistet. Doch leider Fehlanzeige!


Digitale Impfpässe und Überwachung


Die Gates- und Rockefellerstiftungen haben die WHO-Richtlinien für die digitalen Impfpässe entworfen und finanziert. Weltweit werden sie mittlerweile eingeführt. Nur mit ihnen soll das öffentliche Leben möglich sein – egal, ob es darum geht, Straßenbahn zu fahren, einen Kaffee zu trinken oder eine medizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen. Ein Beispiel aus Frankreich zeigt, das dieser digitale Ausweis auch nach Beendigung der Pandemie bestehen bleiben soll. Die Abgeordnete Emanuelle Ménard hat folgenden Zusatz im Gesetzestext gefordert: Der digitale Impfpass „endet, wenn die Verbreitung des Virus keine ausreichende Gefahr mehr darstellt, um seine Anwendung zu rechtfertigen.“ Ihr Änderungsvorschlag wurde abgelehnt. Damit ist der Schritt hin zur globalen Bevölkerungskontrolle oder gar zum Überwachungsstaat durch Projekte wie ID2020 sehr klein.


Australien testet mittlerweile eine Gesichtserkennungsapp, um sicher zu stellen, das Menschen in Quarantäne zu Hause bleiben. Israel benutzt dafür elektronische Armbänder. In einer italienischen Stadt werden Drohnen zur Temperaturmessung von Strandbesuchern getestet und in Frankreich wird gerade das Gesetz geändert, um Drohnenüberwachung großflächig möglich zu machen.


All diese Themen brauchen einen intensiven und kritischen Austausch innerhalb der Gesellschaft. Doch er findet nicht zur Genüge in der Berichterstattung unserer Rundfunkanstalten statt und war auch nicht Wahlkampfthema.


Verengter Blickwinkel

Die Art und Weise, wie der Blickwinkel des Diskurses verengt wird, ist bezeichnend für die „Gatekeeper der Information“. Ein aktuelles Beispiel liefert Jan Böhmermann mit seiner Forderung, dem Virologen Hendrik Streeck und Professor Alexander S. Kekulé keine Bühne mehr zu geben, da sie nicht kompetent seien.


Abgesehen davon, dass die beiden Mediziner eine äußerst respektable Vita haben, hat Böhmermann damit die Scheuklappen neu justiert. Sollen jetzt nicht einmal mehr die Menschen gehört werden, die ihre Kritik am Regierungskurs mit Samthandschuhen präsentieren?


Die Einschränkung des Diskurses geht mittlerweile so weit, dass der Bayerische Rundfunk mehrfach bei der Übertragung von Parlamentsdebatten des Landtags die Reden von Abgeordneten, die kritisch zu den Maßnahmen stehen, nicht ausgestrahlt hat.

Sieht so das neue Demokratieverständnis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus? Alternative Medienplattformen florieren zuallererst, weil die Etablierten ihren Aufgaben als demokratisches Korrektiv nicht mehr nachkommen.


Es ist etwas schiefgelaufen

Lange Zeit konnte ich mit Stolz und Freude sagen, dass ich beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeite. Viele herausragende Recherchen, Formate und Inhalte kommen von ARDZDF und dem Deutschlandradio. Die Qualitätsstandards sind extrem hoch und tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten auch unter erhöhtem Kostendruck und Sparvorgaben hervorragende Arbeit. Doch bei Corona ist etwas schiefgelaufen. Plötzlich nehme ich einen Tunnelblick und Scheuklappen wahr und einen vermeintlichen Konsens, der nicht mehr hinterfragt wird. (10)


Dass es sehr wohl anders geht, zeigt der österreichische Sender Servus TV. In der Sendung „Corona-Quartett“ / „Talk im Hanger 7“ kommen Befürworterinnen und Kritiker gleichermaßen zu Wort. Warum soll das im deutschen Fernsehen nicht möglich sein? (11) „Man darf nicht jedem Spinner eine Bühne geben“, lautet die schnelle Antwort. Die false balance, der Umstand, dass seriöse wie auch unseriöse Meinungen gleichermaßen gehört werden, müsse vermieden werden. – Ein Totschlagargument, das zudem unwissenschaftlich ist. Das Grundprinzip der Wissenschaft ist das Anzweifeln, das Hinterfragen, das Überprüfen. Wenn das nicht mehr stattfindet, wird Wissenschaft zur Religion.


Ja, es gibt tatsächlich eine false balance. Es ist der blinde Fleck, der in unseren Köpfen eingekehrt ist, der keine wahrhaftige Auseinandersetzung mehr zulässt. Wir werfen uns scheinbare Fakten um die Ohren, aber können uns nicht mehr zuhören. Verachtung tritt an die Stelle von Verständnis, das Bekämpfen der anderen Meinung ersetzt Toleranz. Grundwerte unserer Gesellschaft werden hopladihop über Bord geworfen. Hier sagt man: Menschen, die sich nicht impfen wollen, seien bekloppt, dort heißt es: „Schande über die Schlafschafe“.


Während wir streiten, merken wir nicht, dass sich die Welt um uns herum in rasender Geschwindigkeit ändert. So gut wie alle Bereiche unseres Lebens befinden sich in einer Transformation. Wie diese verläuft, liegt maßgeblich an unserer Fähigkeit der Kooperation, des Mitgefühls und des Bewusstseins von uns selbst und unseren Worten und Taten. Für unsere geistige Gesundheit täten wir gut daran, den Debattenraum zu öffnen – in Achtsamkeit, Respekt und Verständnis für unterschiedliche Perspektiven. (12)


Diese Zeilen schreibend komme ich mir vor wie ein Ketzer; jemand, der Hochverrat begeht und mit Strafe rechnen muss. Vielleicht ist es gar nicht so. Vielleicht riskiere ich hiermit gar nicht meinen Job, und Meinungsfreiheit und Pluralismus sind nicht gefährdet. Ich wünsche es mir sehr und freue mich über einen konstruktiven Austausch mit Kolleginnen und Kollegen.


Ole Skambraks
ole.skambraks@protonmail.com


Über den Autor: Ole Skambraks, Jahrgang 1979, studierte Politikwissenschaften und Französisch an der Queen Mary University, London sowie Medienmanagement an der ESCP Business School, Paris. Er war Moderator, Reporter und Autor bei Radio France Internationale, Onlineredakteur und Community Manager bei cafebabel.com, Sendungsmanager der Morgenshow bei MDR Sputnik und Redakteur bei WDR Funkhaus Europa / Cosmo. Aktuell arbeitet er als Redakteur im Programm-Management/Sounddesign bei SWR2.


Weitere Artikel zum Thema:

    Das neue Wahrheitsregime (Michael Meyen, 18.5.2021)                                                                      Die Mainstream-Blase (Ralf Arnold, 31.1.2021)                                                                                          Im Dialog mit der ARD (Paul Schreyer, 26.11.2020)                                                              Weltanschauung statt Journalismus (Marcus Klöckner, 31.8.2020)


Weiterführende Informationen des Autors PS: Für Faktenchecker und Menschen, die an einer Multiperspektive interessiert sind, hier die Gegenpositionen zu den im Text besprochenen Punkten:

ARD-ZDF-Studie
https://www.rnd.de/medien/kritik-an-corona-berichterstattung-von-ard-und-zdf-sender-wehren-sich-gegen-medienstudie-C3B4FEKAMNBFBNTKGO5EETMR3E.html


Prof. John Ioannidis
https://www.faz.net/aktuell/wissen/forscher-john-ioannidis-verharmlost-corona-und-provoziert-17290403.html


https://sciencebasedmedicine.org/what-the-heck-happened-to-john-ioannidis/

Imperial College Modelling
https://blogs.bmj.com/bmj/2020/10/07/covid-19-modelling-the-pandemic/


Gain of function reserch
https://www.gavi.org/vaccineswork/next-pandemic/nipah-virus


Hydroxychloroquin / Ivermectin
https://www.br.de/nachrichten/wissen/corona-malaria-mittel-hydroxychloroquin-bei-covid-19-unwirksam,RtghbZ4


https://www.who.int/publications/i/item/WHO-2019-nCoV-therapeutics-2021.2


https://www.forbes.com/sites/siladityaray/2021/05/11/indian-state-will-offer-ivermectin-to-

entire-adult-population---even-as-who-warns-against-its-use-as-covid-19-treatment/


Immunität der Geimpften
https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2021.08.23.457229v1


Immunität der Genesenen
https://science.orf.at/stories/3208411/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE


https://www.businessinsider.com/fauci-why-covid-vaccines-work-better-than-natural-infection-alone-2021-5


Impfdurchbrüche / Pandemie der Ungeimpften

https://www.spektrum.de/news/corona-impfung-wie-viele-geimpfte-liegen-im-krankenhaus/1921090#Echobox=1631206725


https://www.mdr.de/wissen/covid-corona-impfdurchbrueche-sind-selten-100.html


https://www.businessinsider.de/wissenschaft/gesundheit/neue-daten-risiko-an-covid-19-zu-sterben-fuer-ungeimpfte-elfmal-hoeher-a/


Pseudoexperten / Wissenschaftsleugner / PLURV-Prinzip

https://www.ndr.de/nachrichten/info/82-Coronavirus-Update-Die-Lage-ist-ernst,podcastcoronavirus300.html#Argument


Anmerkungen:

(1) Ausnahme war die Berichterstattung im Rahmen des Referendums, während der das Schweizer Fernsehen verpflichtet war beiden Parteien den gleichen Sendeplatz einzuräumen (Video hier)


(2) Weitere Pandemie-Notfallübungen waren „Clade X“ (2018), „Atlantic Storm“ (2005), „Global Mercury“ (2003) und „Dark Winter“ (2001). Es ging bei diesen Übungen immer auch um Informationsmanagement.


(3) Über die Zahlungen hat Panorama berichtet, doch die Rolle von Kyriakides bezüglich der Corona-Impfstoffverträge nicht deutlich dargestellt. Ansonsten hat das Thema in den Medien keine große Bedeutung gehabt.


(4) Zum Beispiel wurde im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kaum über den britischen Musiker Eric Clapton berichtet, der heftige Reaktionen nach der Impfung entwickelt hat und diese heute bereut.


(5) Ein Impfdurchbruch liegt laut RKI vor, wenn ein Geimpfter sowohl einen positiven Test als auch Symptome vorweisen kann – bei Ungeimpften genügt ein positiver Test. Auf diese Weise fallen die Ungeimpften statistisch massiver ins Gewicht.


(6) Jeweils unter der Überschrift „Auflistung der zugelassenen Impfstoffe“; zurückliegende Webseiteneditionen des PEI zugänglich über das Internetarchiv Wayback Machine (hierhier, und hier.


(7) Die WHO hat den indischen Bundesstaat Uttar Pradesh sogar gelobt für seine Coronapolitik, allerdings ohne Ivermectin zu erwähnen. Die Impfrate in Uttar Pradesh liegt unter 10 %.


(8) Siehe auch FDA-Meeting vom 17. September 2021, bei 5:47:25


(9) Die fairste Berichterstattung kommt vom BR, wobei auch hier über und nicht mit den Macherinnen gesprochen wurde. Der MDR bietet auf seinem Medienportal eine umfangreiche und differenzierte Analyse.


(10) Von einer tatsächlichen „Einheitsmeinung“ der Öffentlich-Rechtlichen möchte ich nicht sprechen. Es hat immer wieder kritische Beiträge und Kurskorrekturen in der Berichterstattung gegeben. Doch ist es immer eine Frage des Kontextes, der Sendezeit und des Umfangs, wie ein Thema behandelt wird. Meine Beobachtungen haben auch andere Kolleginnen und Kollegen festgestellt.


(11) Frische Formate wie „Auf der Couch“ vom ZDF machen Hoffnung, auch wenn ich nicht glaube, dass dort demnächst eine Karina Reiß oder ein Wolfgang Wodarg Platz nehmen werden.

(12) Die Initiative „Dialog Kultur“ eröffnet brauchbare Ansätze, die auch für Medienformate interessant sein können.


Info: https://multipolar-magazin.de/artikel/ich-kann-nicht-mehr   

06.10.2021

Ich kann nicht mehr  (Teil II von II)

multipolar-magazin.de, vom 5. Oktober 2021, OLE SKAMBRAKS

Herausgegeben von Stefan Korinth, Paul Schreyer und Ulrich Teusch


Diskussion 11 Kommentare


THOMAS ECKHARDT, 5. Oktober 2021, 10:15 UHR

Ganz herzlichen Dank an Herrn Skambraks für diesen Artikel! Ich hoffe, ihm erwachsen aus der Veröffentlichung keine beruflichen Nachteile.

Anmerkungen/Ergänzungen:

Der alarmistische Brite heißt mit Nachnamen "Ferguson" mit einem "s".

Der BR hat über das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München berichtet, das Ivermectin zur Behandlung einsetzt:

https://www.br.de/mediathek/video/covid-19-therapie-hoffnungsschimmer-aus-muenchen-av:607c0f0afec1740008c2b5b1


Die Fragwürdigkeit des PCR-Tests anzusprechen, der unstrittig keine Infektion im Sinne des Infektionsschutzgesetzes nachweisen kann, und dem deshalb bei positivem Ergebnis selbst laut WHO eine klinische Diagnose folgen muss, was für das RKI ausdrücklich nicht der Fall ist, hätte wohl den Rahmen gesprengt. Ich verweise diesbezüglich nur auf die Studie der Universität Duisburg-Essen:


-- „Ein positiver RT-PCR-Test allein ist nach unser Studie kein hinreichender Beweis dafür, dass Getestete das Coronavirus auf Mitmenschen auch übertragen können“, sagt Erstautor Prof. Dr. Andreas Stang, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) des Universitätsklinikums Essen. „Die am Ende errechnete Zahl von SARS-CoV-2 positiv Getesteten sollte daher nicht als Grundlage für Pandemiebekämpfungsmaßnahmen, wie Quarantäne, Isolation oder Lockdown, benutzt werden.“ --

https://www.uni-due.de/2021-06-18-studie-aussagekraft-von-pcr-tests

Herzlichen Dank auch an multipolar für die Veröffentlichung!


THORSTEN ECKAU, 5. Oktober 2021, 11:00 UHR

Sie schreiben: "Warum steht ebendort, dass Impfstoffe verwendet werden dürfen, die Mikroorganismen enthalten, welche von den Geimpften ausgeschieden und von anderen Personen aufgenommen werden können?" Bei aller Richtigkeit und Zustimmung aller anderen Punkte, dieser hier gehört nicht in diesen Kontext und macht keinen guten Eindruck, denn der Passus ist ja nicht erst mit den Neuerungen des Infektionsschutzgesetzes während Corona dazu gekommen, sondern befindet sich dort schon mindestens 20 Jahre (ich konnte es nicht konkreter ermitteln, aber 20 Jahre sind es wohl mindestens)... Natürlich steht das dort (wie Sie schreiben), aber es hat halt null Kontextbezug.


PAUL SCHREYER, 5. Oktober 2021, 11:15 UHR

Danke für den Hinweis! In Absprache mit dem Autor haben wir den Punkt entfernt.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 5. Oktober 2021, 13:45 UHR

Thorsten Eckau "Warum steht ebendort, dass Impfstoffe verwendet werden dürfen, die Mikroorganismen enthalten, welche von den Geimpften ausgeschieden und von anderen Personen aufgenommen werden können?" Auch wenn das viele Jahre zurückliegend bereits wie von Ihnen erwähnt geändert wurde, ist es im aktuellen Kontext doch durchaus erwähnenswert. Denn das Motiv der camouflierten Bevölkerungsreduktion auf dem Globus ist auch aktuell Teil der Debatte und darf als Hypothese im Zusammenhang mit diesen genetischen von Mensch zu Mensch übertragbaren „Therapie“-techniken deshalb nach meiner Auffassung auch im öffentlichen Diskurs genannt werden. Der zeitlich lange Vorlauf kann auch für langfristige Planung solcher perfiden Strategien sprechen, die keineswegs abwegig ist als Arbeitshypothese. Die größere Zeitspanne vor dem Ausläuten einer „P(l)andemie“ durch die WHO sollte man dabei redlicherweise erwähnen. Dieser Punkt Ihrer Kritik am Artikel überzeugt mich deshalb nicht. Ihrer Hoffnung, dass dem couragierten Autor ohne einen tarnenden nom de plume hieraus keine Nachteile erwachsen werden, schließe ich mich hingegen ganz an.


NORBERT PIECHOTTA, 5. Oktober 2021, 13:45 UHR

Ein hervorragender Artikel mit vielen Informationen.

1.) Corona ist psychologische Kriegsführung, folgend dem psychopathischen Event 201! Es ist eine Kombination von Konditionierung (Pawlow), Ash (Gruppendruck), Milgram – mittlerweile hat das zu einem Stockholm-Syndrom geführt. Mit "freiwilliger" Maske in fast jeder Lebenssituation, einem Testwahn selbst im Privaten, denn "man kann ja nicht wissen, ob man krank ist" und dem Pseudo-Schutz durch "Impfungen".

2.) Zu kurz kommen – verständlich, da wahrscheinlich den Rahmen sprengend – die Zusammenhänge und Bezüge zum Great Reset, zur Vermögensumschichtung von 1,2 Billionen von arm zu reich, baldige Bargeldabschaffung und digitales Zentralbankgeld, die Totalüberwachung durch grünen Pass und Fixierung von ID2020. Im nächsten Jahr wird "Corona" durch Co2-Klima-Katastrophe abgelöst werden ... Die Corona-Religion und alle Nebel- und Desinfomationsaktionen in diesem Zusammenhang sind Ablenkung von dem "Zaubertrick", einen Neo-Feudalismus und Neo-Faschismus zu installieren, der 99,99x% der Menschen letztlich verklavt.


RALF ARNOLD, 5. Oktober 2021, 17:50 UHR

Vielen Dank für diesen ausgezeichneten Beitrag! Ein sehr mutiger Schritt des Autors, dies unter seinem richtigen Namen zu veröffentlichen. Ich kann aus eigener Erfahrung alles bestätigen. Im Grunde ist es noch viel schlimmer. Man mag täglich dutzende Artikel bei alternativen Medien (die ich auch stets kritisch lese) lesen und internationale Studien durchackern - wenn man in die Redaktion kommt, betritt man eine andere Welt, fast ein Paralleluniversum. Es ist die Kathedrale der Mainstreamreligion. Hier gibt es nur eine Meinung und die ist ein Konsens, der keiner offiziellen Anordnung bedarf. Die Liturgie wird von den Agenturen vorgegeben (hier findet bereits eine entscheidende Auswahl, oder besser gesagt Zensur, statt). Der Chor der Mainstreamredakteure singt einstimmig dasselbe Lied und die meisten glauben ganz fest daran. Die wenigsten lesen oder hören jemals etwas anderes als Mainstream. Sie lügen nicht. Nein, sie glauben fest daran und fühlen sich dabei völlig frei und unbeeinflusst. Einige wenige zweifeln heimlich, doch spüren sie mehr oder weniger unbewusst, dass sie Gefahr laufen, als Ketzer gebrandmarkt zu werden, als Gottes-, sprich Corona-Leugner. Der Fluss des Mainstream ist tief und reißend, aber gar nicht breit. Man weiß, dass man sich in der Mitte halten muss, um nicht am schroffen Ufer zu zerschellen. Und wenn man sie auf Widersprüche, Ungereimtheiten und journalistische Fehler hinweist, nicken sie artig oder bedächtig mit dem Kopf, nur um bereits am nächsten Tag alles wieder vergessen zu haben. Oder sie werden emotional. Sie kennen da einen, der war schwer krank oder ist daran gestorben. Wie pietätlos sei es doch, die Maßnahmen in Frage zu stellen!


So läuft das. Eine sich ständig selbst bestätigende Blase mit kultartigen Zügen. Weist man auf gute Beiträge in alternativen Medien hin, wird - bevor der erste Absatz gelesen ist - bei Mainstream-Wikipedia die alternative Quelle überprüft, um erschrocken festzustellen, dass das ja gar nicht mainstreamig, sondern krude, wirr oder verschwurbelt ist. Was auch sonst? Oder man schaut bei der heiligen Inquisition, den "Faktencheckern". Die widerlegen alles. Am liebsten das, was nie behauptet wurde.


HELENE BELLIS, 6. Oktober 2021, 12:40 UHR

@Ralf Arnold

wenn man in die Redaktion kommt, betritt man eine andere Welt, fast ein Paralleluniversum. Es ist die Kathedrale der Mainstreamreligion.

Vielen Dank für diesen Satz. Mir geht es quasi andersherum als Ihren KollegInnen: ich studiere eigentlich nur die kritischen Artikel, die ja auch – einzeln sowie in ihrer Gesamtheit – sehr viel Sinn ergeben. Manchmal dann, sehr sehr selten, schaue ich irgendwo in die MSM oder lese, was Boris Reitschuster von der Bundespressekonferenz erzählt. Und dann wundere ich mich zutiefst, wie man diese, zum großen Teil an den Haaren herbeigezogenen Thesen (hier wäre »krude« oft genug das Wort der Wahl) auch nur im Ansatz glauben kann. Das ist so hanebüchen, so falsch und irrational – im besten Falle wundert man sich, im schlimmsten wird einem übel. Aber ein Paralleluniversum, das scheint es in jedem Fall zu sein.


NORBERT PIECHOTTA, 5. Oktober 2021, 18:35 UHR

Wieso gelingt das dem Mainstream? Antwort: Seit vielen Jahrzehnten wurde darauf hingearbeitet durch eine psychopathische "Elite" namens MIDMBK (Militärisch-Industrieller-Digital-Medien-Banken-Komplex) zur absoluten Sicherung ihrer Macht. (In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auch auf dieser Weise geplant war. Franklin D. Roosevelt) Tittytainment durch Fernsehen, mediale Verblödung, Zerstörung der Familie, Zerstörung der Gewerkschaften, Zerstörung der Religionen, Angstproduktion durch Kriege, durch Terrorismus (Abschaffung der Grundrechte in den USA nach 9/11), Materialismus, Junk food, Konsum statt Sinn, Angstproduktion durch prekäre Beschäftigung, Leiharbeit, Arbeitslosigkeit, Angstproduktion durch Klima/Erderwärmung, ... alles Vorbereitungen für den finalen Schlag mit der Virus-Keule, die via ID2020, Corona-App, Bargeldabschaffung der sichere Weg in den Totalitarismus und die Versklavung sein wird ...


PAUL SCHREYER, 6. Oktober 2021, 09:20 UHR

Eine kurze Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag von Ole Skambraks trifft auf großes Interesse und hatte gestern 500.000 Aufrufe auf unserer Seite – Rekord für unser Magazin.


HELENE BELLIS, 6. Oktober 2021, 12:45 UHR

Herzlichen Glückwunsch zu den 500.000 Aufrufen! Sicherlich liegt es in erster Linie am Inhalt des Artikels, aber ich könnte mir auch den Titel als (einen) Grund dafür vorstellen. Denn mit »Ich kann nicht mehr« hat Herr Skambraks sicherlich bei den meisten von uns einen – mittlerweile komplett überreizten – Nerv getroffen.


LEO HOHENSEE, 6. Oktober 2021, 20:30 UHR

Dies ist eine sehr umfangreiche und sinnvolle Zusammenfassung der unterlassenen und umgangenen Berichtspunkte / Berichtsverpflichtungen unserer Öffentlich Rechtlichen. Diese Dinge nicht zu berichten, entspricht einer Täuschung der Öffentlichkeit.
Zu Gain of function, der Forschung dazu, wie man Viren für Menschen gefährlicher macht, möchte ich meine Empörung zum Himmel schreien. Nach meinem Wissen sind solche Forschungen in den USA gesetzlich verboten !! Welche verbrecherischen Kräfte haben überhaupt die Möglichkeit, solche Forschungen im amerikanischen Ausland durchführen zu lassen? Das zum Ersten, und zweitens – wer muss alles sein Einverständnis dazu gegeben haben, dieses "Verbrechen" (Verstoß gegen US-Gesetz) gerade nach China auszulagern? Insbesondere im Verlauf jetzt, riecht mir das sehr nach Kooperation mit den Chinesen. Gibt es in den USA jemanden, der das untersucht?


Info: https://multipolar-magazin.de/artikel/ich-kann-nicht-mehr   

06.10.2021

Die"Geopolitik des Stroms" Berliner Denkfabrik beschreibt internationale Stromverbünde als "Machtsphären" und dringt auf entschlossene "Strom-Außenpolitik" der EU - auch im Machtkampf gegen Russland und China.

german-foreign-policy.com, 6. Oktober 2021

BERLIN(Eigener Bericht) - Die Geostrategie der Bundesrepublik Deutschland soll weitaus enger als bisher mit energiepolitischen Interessen verflochten werden. Dies fordert die vom Kanzleramt finanzierte Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Demnach sollen Berlin und Brüssel stärker auf eine "Geopolitik des Stroms" setzen: Synchronisierte Stromverbünde schüfen "technopolitische und ökonomische Einflusssphären" und ließen Macht durch die Grenzen zwischen Staaten und Rechtsräumen "diffundieren"; sie dienten der Einflussexpansion. Wie die SWP konstatiert, wird der Machtkampf zwischen der EU und Russland auch dadurch ausgetragen, dass Brüssel die Anbindung der baltischen Staaten, aber auch der Ukraine an das in Westeuropa verankerte kontinentaleuropäische Verbundsystem vorantreibt. Umgekehrt fördere China den Aufbau energetischer Infrastrukturen, die "auf das Reich der Mitte" ausgerichtet seien, urteilt die Denkfabrik. Die EU arbeite zwar an der Anbindung weiterer Nachbarregionen an ihre Stromnetze, drohe jedoch gleichzeitig an ihrer Peripherie "machtdurchlässig" zu werden und in den "Sog" anderer Mächte zu geraten.


Zitat: Geostrategische "Schicksalsgemeinschaften"

Die vom Kanzleramt finanzierte Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) plädiert für eine Neuausrichtung der deutschen Geostrategie. Diese soll weitaus enger als bisher mit energiepolitischen Interessen verflochten werden. Insbesondere spricht sich die SWP für eine Erweiterung der deutschen Außenpolitik um eine "Geopolitik des Stroms" aus: Synchrone, mit identischer Netzfrequenz arbeitende Stromnetze wie das europäische Verbundsystem sollen als "Machtsphären in politischen Gemeinschaften" bzw. als "Einflusskanäle" begriffen werden.[1] Laut der SWP stellt insbesondere der europäische Netzverbund eine "Schicksalsgemeinschaft" dar, die aufgrund der in ihr geteilten "Sicherheit und Wohlfahrt" besonders "attraktiv" sei. Die zu Netzverbundsystemen zusammengeschlossenen Stromnetze träfen im "Kontinentalraum Europa-Asien" mittels grenzüberschreitender Übertragungsnetzverbindungen aufeinander und bildeten dadurch auch geostrategisch wirkende "konkurrierende Integrationsvektoren". Berlin müsse folglich nicht nur danach streben, eine "Strom-Außenpolitik" mit der Zielsetzung zu formulieren, das europäische Stromnetz zu modernisieren und zu erweitern, sondern im Rahmen der EU auch bemüht sein, "Interkonnektivität über das eigene Verbundnetz hinaus mitzugestalten".


Standards und "strategische Reichweite"

Dabei nimmt die SWP eine klar eurasische Perspektive für die künftigen energiepolitischen Machtprojektionen Berlins und Brüssels ein, in der feste Konfliktlinien vorgezeichnet sind. China sei dabei, im Rahmen seiner "Belt and Road Initiative" (BRI, "Neue Seidenstraße") den Aufbau kompatibler energetischer Infrastrukturen in Eurasien zu fördern, die "auf das Reich der Mitte" ausgerichtet seien, erklärt die Berliner Denkfabrik. Beijing setze dabei eigene "Standards und Normen", wodurch etwa die deutsche DIN-Norm verdrängt werde; es könne so seine "strategische Reichweite" in seinem Einflussraum zum "Vorteil der eigenen Wirtschaft" ausbauen. Ein ähnliches Vorgehen Berlins und Brüssels sieht SWP in der "östlichen EU-Nachbarschaft" geboten, wo geostrategische Erwägungen längst die "Konfiguration der Stromnetze" bestimmten; die "Integrationskonkurrenz zwischen der EU und Russland" sei unübersehbar.[2] Des weiteren werden das "östliche Mittelmeer, der Kaspische Raum und Zentralasien" als Zielräume der künftigen Berliner "Geopolitik des Stroms" anvisiert: Diese peripheren Regionen wandelten sich zu neuen eurasischen "Verbindungsräumen", in denen Europa, Russland, China und - südlich und südöstlich des Schwarzen Meeres - auch "Iran und die Türkei um Einfluss bei der Neukonfiguration der Stromnetze" konkurrierten.


Europa als expandierender "Stromraum"

Der "Stromraum" Europa ist, wie die SWP konstatiert, in fünf synchronisierte Netzgebiete aufgeteilt. Das kontinentaleuropäische Verbundsystem umfasst weite Teile der EU, die Schweiz und die Nicht-EU-Staaten Südosteuropas; es reicht von Portugal bis Polen, Bulgarien und Griechenland. Davon unabhängig sind die Netzgebiete Großbritanniens und Irlands (samt Nordirland). Ebenso bildet Skandinavien mit Norwegen, Schweden und Finnland ein eigenes Verbundsystem, während das Stromnetz der baltischen Staaten "immer noch Teil des postsowjetischen Stromnetzes" sei, das als "Ringnetz zwischen Belarus, Russland, Estland, Lettland und Litauen" funktioniere, moniert die SWP. Die Studie illustriert an mehreren Beispielen, wie die Synchronisierung der Stromnetze von Ländern jenseits der EU als Teil geostrategischer Expansionsbewegungen fungiert. Die volle Integration der baltischen Staaten in das EU-Netz, die bis spätestens 2025 durch "drei Stromkorridore" mit der Union verbunden werden sollen, finanziert Brüssel mit 1,6 Milliarden Euro. Die SWP spricht in diesem Zusammenhang ausdrücklich von "geopolitischen Veränderungen" und einer sich wandelnden Sicherheitslage, die "den Ausschlag dafür gaben, die Länder des Baltikums an das Kontinentalnetz" anzubinden.


Energiepolitische Expansionsziele

Als zweites großes "Synchronisierungsprojekt im Osten", bei dem ebenfalls geostrategische Erwägungen dominieren, sieht die SWP die Anbindung der Ukraine und Moldawiens an. Nach dem großen Erdgasstreit zwischen der Ukraine und Russland im Jahr 2008 hätten diesbezügliche Bestrebungen in Kiew und Brüssel zugenommen, um 2016 - nach dem vom Westen forcierten Umsturz in der Ukraine - konkretisiert zu werden. Das entsprechende Memorandum of Understanding sehe die "vollständige Integration der Energiemärkte zwischen der EU und der Ukraine" vor, die voraussichtlich bis "bis 2025 umgesetzt werden" solle - durch Interkonnektoren mit Polen, der Slowakei, Rumänien und Ungarn. Auch die Türkei liefere ein Beispiel dafür, wie die energetische Anbindung als Teil eines weitreichenden "geopolitischen Ansatzes" fungieren könne, schreibt die SWP. Das NATO-Land sei zwischen 2005 und 2015 schrittweise an das EU-Netz angeschlossen worden; doch sei die Integration unvollständig, da man die Netze zwar synchronisiert habe, aber eine gemeinsame "Gouvernance" nur "rudimentär" gegeben sei und der Stromhandel nur "begrenzt" funktioniere. Die SWP äußert dennoch die Hoffnung, die Türkei könne als Brücke zur Integration des Kaukasus in das europäische Energiesystem fungieren. Ähnliche Bestrebungen zur Festigung der energetischen Anbindung an die EU sieht die SWP in Nordafrika, wo "Marokko, aber auch Tunesien und Algerien" - trotz des faktischen Scheiterns der Desertec-Initiative [3] - bereits mit dem europäischen Verbundnetz synchronisiert seien; diese Integration solle durch den Bau mehrerer neuer Seekabel bis 2030 noch vertieft werden.


"Stromnetz, Raum und Macht"

Für die SWP bildet die Integration peripherer Räume in Stromverbundsysteme der Zentren - als "Zusammenspiel von Stromnetz, Raum und Macht" bezeichnet - einen wichtigen geostrategischen Machthebel. Die Infrastrukturnetze schafften "technopolitische und ökonomische Einflusssphären", die Macht durch die Grenzen zwischen Staaten und Rechtsräumen "diffundieren" ließen, urteilt die Denkfabrik. Die Anfälligkeit von Staaten gegenüber äußerer Einflussnahme und Machtprojektion hänge zu einem guten Teil davon ab, "wie robust und resilient die Stromnetze" seien. Mit der Anbindung an die Stromnetze des Zentrums könnten in der Peripherie "asymmetrische Abhängigkeiten erzeugt", "technisch-wirtschaftliche Dominanz etabliert" und "merkantilistische Ziele verfolgt" werden. Unter Berufung auf Carl Schmitt, den "Kronjuristen" des NS-Reichs, ist von einer "Großraumordnung" die Rede, die als "Entwicklungszusammenhang von Großräumen, Wirtschaftsbeziehungen sowie Energie- und Stromnetzen" definiert wird. Die Stromnetzinfrastrukturen könnten dabei auch prägend sein für die "sozioökonomischen" Beziehungen zwischen "Zentren einerseits und Peripherien andererseits", heißt es weiter. Dabei begreift die SWP die Zentren des Weltsystems als "infrastrukturell, industriell und sozioökonomisch verdichtete Räume", die durch eine "niedrige geopolitische Machtdurchlässigkeit charakterisiert" seien. Periphere Regionen wiesen hingegen eine schwach entwickelte Infrastruktur, eine geringe ökonomische Verdichtung sowie eine "hohe geopolitische Machtdurchlässigkeit" auf.


Deutschland in der Defensive

Die SWP urteilt, in vielen peripheren Regionen - "Zentralasien und Südkaukasus, Nordafrika oder Süd- und Südostasien" -, die nur begrenzt vernetzt und infrastrukturell fragmentiert seien, seien verstärkt Prozesse zur "Reintegration und Resynchronisierung" der Stromnetze zu beobachten, die von den Zentren ausgingen. Die hohe Machtdurchlässigkeit der peripheren Regionen bewirke, dass sie zu "Konkurrenzräumen" würden, in denen ein Kampf um "normative, technische, wirtschaftliche und damit geopolitische Einflusssphären" zwischen den Großmächten tobe, die die Peripherien in ihre "hierarchisch strukturierten Großmachträume" einzugliedern versuchten. Um sich dieser Herausforderung zu stellen, müsse die EU daran gehen, "Interkonnektivität aktiv in der Nachbarschaft mitzugestalten und eine eigene Strom-Außenpolitik zu entwickeln", fordert die Berliner Denkfabrik: Der europäische Einflussraum werde zunehmend "machtdurchlässig"; die europäische Peripherie gerate in "den Sog der Konnektivitätsstrategien anderer Mächte", die so die deutsche Einflusssphäre penetrierten. Die hohe Integration des europäischen Zentrums dünne sich in "den peripheren Räumen gen Süden, Südosten und Osten" rasch aus; dies verschaffe vor allem "raumfremden Akteuren" wie China - auch der Begriff "raumfremd" stammt von Carl Schmitt - Optionen, die Interkonnektivität in der EU mitzugestalten.

 

[1] Kirsten Westphal, Maria Pastukhova, Jacopo Maria Pepe: Geopolitik des Stroms - Netz Raum und Macht. SWP-Studie S14. Berlin, September 2021.

[2] S. auch Osteuropas geostrategische Drift und Machtkämpfe um Ost- und Südosteuropa.

[3] S. dazu Ein gescheitertes Schlüsselprojekt und Die Geoökonomie des Wasserstoffs.


Info: 
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8725
05.10.2021

Spaltung ist bereits weit fortgeschritten        LESERFORUM (Leserbriefe)

schaumburger-zeitung.de, vom 2. Oktober 2021

Zu Leserbriefen "Keine Belohnung für Impfverweigerer", "Lieber Italienische Verhältnisse",

"Wieso nicht eine Impflotterie"  und  "Andere Meinung zulassen"   vom 21. September.


Die Leserbriefe zur Pandemieproblematik in den heutigen Tagen sind bedrückende Dokumente.

Die Spaltung der Gesellschaft ist bereits weit fortgeschritten. Sie wird befeuert und verstärkt

von diversen Politikern und einem Großteil der Medien.


Ein Buch des Soziologen Rainer Mausfeld von 2018 beschreibt diese schon vor längerer Zeit

begonnene Spaltung unter dem schon im Altertum bekannten Motto "Teile und herrsche". Als Instrument dafür sieht er die systematische Angsterzeugung. Terrorismus, Klimakatastrophe und pandemische Krankheiten in Dauerschleifenwiederholung, aber auch das negative Bild von radikalisierten, unbelehrbaren Abweichlern sollen den "Bürger" zum richtigen Verhalten führen.


Ein aktuelles Beispiel sind Äußerungen unserer ehemaligen Bundespräsidenten Gauck und Wulff: Der eine bezeichnet zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung als "Bekloppte", der andere wird mit einem medialen Shitstorm überzogen für seine Äußerung, wir sollten das Leiden unserer Kinder in den Schulen nicht vergessen, erinnernd an die zur Zeit hoffnungslos überlasteten Kinderpsychologen. Alle Falschdenker (Impfgegner) müssten bestraft werden, sie seien asozial und gefährdeten uns alle.


Mit solchen emotionalen, faktenfreien Argumenten werden heutzutage alle zur Zeit bestehenden Grundgesetzeinschränkungen begründet und von der Mehrheit der Gesellschaft unterstützt und auch für richtig gehalten. Wenn wir aber als funktionierende Gesellschaft überleben wollen, müssen wir wieder zum offenen Diskurs zurückfinden.


Als Deutsche sollten wir uns an unsere großen humanistischen Denker erinnern, zum Beispiel Kant, Herder und Ahrend. Deren Meinungen und Argumente waren oft provokant und gegen das Zeitwissen gerichtet, aber sie wurden gehört und sind heute oftmals Konsens. Wir müssen alle lernen, unsere "Meinungsblasen" zu verlassen und den Argumenten der anderen vorurteilsfrei zuzuhören, sie überprüfen und erst dann beurteilen.


Lasst uns wieder mehr emphatisch denken. Jeder Mensch ist ein soziales Wesen, einzigartig und etwas Besonderes, auch wenn er eine andere Meinung hat. Für den, der das schafft, tut sich eine neue, angstfreiere, aber auch anstrengendere Welt auf.


Friedrich Wilhelm Watermann 

Stadthagen


Info: www.schaumburger-zeitung.de / https://www.szlz.de



Weitere: 



Krieg gegen Ungeimpfte?  LESERFORUM (Leserbriefe)


schaumburger-zeitung.de, vom 2. Oktober 2021

Zum Artikel "Jetzt hilft nur noch Zermürbungstaktik"  vom 23. September


Als ich diesen Kommentar las, fiel mir gleich ein, dass ich das Wort "Zermürbungstaktik"

nur aus der Kriegsgeschichte kenne. Ich selbst bin voll geimpft und halte das in meinem Fall auch für richtig, käme aber nie auf die Idee, Ungeimpfte unter Druck zu setzen oder sie gar zu "zermürben". Ich fühle mich auch nicht durch sie bedroht.


Wenn der Staat das anders sieht, muss er eine Impfpflicht anordnen. Das will oder kann er aber nicht, weil die Impfstoffe nur eine Notzulassung haben, die Hersteller jegliche Verantwortung für Spätfolgen ablehnen und er dann selbst die Kosten für solche übernehmen müsste und er die Illusion erhalten möchte. Es ist alles freiwillig. Aber wenn du es nicht tust, musst du büßen.


Soweit ich weiß, nennen die Bayern eine solche Einstellung "hinterfotzig". cOb sie wenigstens rechtmäßig ist, wird sich zeigen. Außerdem ist zu bedenken, dass die Impfwirkung nach vier Monaten beginnt nachzulassen. Werden wir Geimpften dann wieder zu Ungeimpften oder zu irgendetwas dazwischen? Etliche der Ungeimpften warten auch nur auf einen Impfstoff, der nicht in dem Ruf steht, in die Erbsubstanz einzugreifen.


Erich Ostermeier

Bückeburg


Info: www.schaumburger-zeitung.de / https://www.szlz.de

05.10.2021

Ukraine-Einsatz als "Lackmustest"                                                                                    EU diskutiert über militärischen Ausbildungseinsatz in der Ukraine. Ukrainischer Botschafter in Berlin fordert eine "robuste Mission".

german-foreign-policy.com, 5. Oktober 2021

BERLIN/KIEW(Eigener Bericht) - Die Ukraine verstärkt ihren Druck auf die Bundesregierung, einem militärischen EU-Trainingseinsatz für ukrainische Offiziere zuzustimmen. Die EU und "vor allem Deutschland" müssten die Intervention "schnellstmöglich auf den Weg" bringen - und zwar als "robuste militärische Ausbildungsmission", fordert der Botschafter des Landes in Deutschland, Andrij Melnyk. Für die Außenpolitik der künftigen Bundesregierung sei dies "ein Lackmustest". Am Wochenende war berichtet worden, dass die EU über einen Ausbildungseinsatz in der Ukraine diskutiert. Bereits zuvor hatte es in einem Strategiepapier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) geheißen, "Vorbehalte" gegen einen Ausbau der militärpolitischen Kooperation mit Kiew seien unangemessen; Berlin sei "gut beraten", die Suche nach Kooperationsfeldern mit Moskau "einzustellen". Treffen die Berichte über den Stand der Debatte zu, dann sind vor allem die Modalitäten des Einsatzes noch offen; er könne, heißt es, über eine kaum auffällige "Verbindungs- und Planungszelle" organisiert werden. Einzelne EU-Staaten unterstützen die Ukraine längst mit Waffenlieferungen.


Zitat: Militäreinsätze als Gegengeschäft

Ein militärischer Ausbildungseinsatz der EU in der Ukraine nach dem Vorbild des EU-Einsatzes in Mali (EUTM Mali) ist laut einem Bericht schon seit längerer Zeit im Gespräch. So hieß es schon Anfang September, sechs EU-Staaten - die drei baltischen Staaten, Polen, die Slowakei und Rumänien - verlangten einen solchen Einsatz, der zudem über die sogenannte Friedensfazilität der EU finanziert werden könne. Es gehe, so hieß es weiter, um eine "militärische Beratungs- und Ausbildungsmission der EU", "z.B. EUTM oder EUAM (wie in der Zentralafrikanischen Republik oder in Mali)". "Hauptaufgabe" solle es sein, "bei der professionellen militärischen Ausbildung in der Ukraine zu helfen".[1] Die Forderung nach einer EU-Finanzierung diene womöglich als "eine Art Verhandlungsmasse". Insgesamt handelt es sich dem Bericht zufolge um ein Gegengeschäft gegen die Zustimmung der Staaten Ost- und Südosteuropas zu dem Ausbildungseinsatz der EU in Mosambik, den die EU-Außenminister am 12. Juli beschlossen hatten (german-foreign-policy.com berichtete [2]). Er dient vor allem den Interessen der ehemaligen Kolonialmacht Portugal sowie Frankreichs, dessen Konzern Total vor Mosambiks Küste Erdgas fördern will. Als Gegenleistung fordern die erwähnten Staaten nun freie Bahn für einen Einsatz in der Ukraine.


"Robuste Mission"

Die Debatte darum gewinnt an Fahrt, seit am Wochenende die Springer-Zeitung Welt am Sonntag berichtete, der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) habe "in einem internen Arbeitspapier, einem sogenannten 'working document', eine entsprechende Mission für die Ausbildung von ukrainischen Offizieren in Aussicht gestellt".[3] Der offizielle Titel des Einsatzes solle "EU Military Advisory and Training Mission Ukraine" (EUATM) lauten. Offiziell handelt es sich demnach um die Antwort auf eine Bitte, die die ukrainischen Minister für Äußeres und Verteidigung in einem vertraulichen Schreiben an den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell Ende Juli vorgebracht hatten. Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, legt nun nach. Die EU "und vor allem Deutschland" sollten den Einsatz "schnellstmöglich auf den Weg" bringen - und zwar als "robuste militärische Ausbildungsmission", verlangt Melnyk.[4] "Robust" gilt als Umschreibung für die Erlaubnis zum eigenständigen Waffengebrauch gegen feindliche Kräfte. Melnyk erklärt zudem, die Entscheidung über den Einsatz werde "ein Lackmustest" für die Bundesregierung sein. In der EU wird der osteuropäische Vorstoß inzwischen auch von Schweden und Finnland unterstützt.


"Ein guter Vorschlag"

In Deutschland kommen zustimmende Äußerungen bislang aus den Unionsparteien. So erklärt der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt, der Vorstoß sei "ein guter Vorschlag": "Gut ausgebildete ukrainische Streitkräfte sind in unserem Interesse."[5] Bereits im Frühjahr hatte Grünen-Parteichef Robert Habeck die Aufrüstung der ukrainischen Streitkräfte auch mit deutschen Waffen gefordert und erklärt: "Die Ukraine verteidigt auch die Sicherheit Europas".[6] Zur Debatte über einen EU-Ausbildungseinsatz schweigt Habeck bislang - wie unter Beobachtern gemutmaßt wird, wohl mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen. In der Tat wird eine stärkere militärische Unterstützung für die Ukraine inzwischen auch von Berliner Regierungsberatern eingefordert. So heißt es in einem aktuellen Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), "die deutschen Vorbehalte gegen eine intensivere sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit der Ukraine" würden "der traurigen Realität vor Ort nicht mehr gerecht"; die zukünftige Bundesregierung sei ohnehin eindeutig "gut beraten, die deutsche Suche nach immer neuen Anlässen für 'selektives Engagement' mit Russland einzustellen".[7]


Abgestufte Provokationen

Trifft der Bericht der Welt am Sonntag zu, dann steht nicht mehr zur Debatte, ob die Ausbildung ukrainischer Offiziere durch die EU beschlossen wird, sondern nur noch, wie sie vonstatten gehen soll. Demnach warnen zwar "Länder wie Zypern, Griechenland oder Italien" noch vor "unnötigen Provokationen" gegenüber Russland. Sie höben allerdings hervor, "dass es andere Möglichkeiten gebe, Kiew bei der Ausbildung von Offizieren zu helfen".[8] In diesem Sinne habe der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell inzwischen vorgeschlagen, eine öffentlich wenig wahrnehmbare "Verbindungs- und Planungszelle" zu schaffen, die Militärberater für die ukrainischen Streitkräfte stellen solle. Das solle "weniger provokativ gegenüber Moskau erscheinen". Allerdings erfüllt es praktisch denselben Zweck. Weitreichende Folgen drohen. So ist unklar, welches Interesse die russische Regierung noch an der Aufrechterhaltung der Gespräche im "Normandie-Format" haben sollte, die zwar aktuell aufgrund der zunehmenden Spannungen nur noch auf der Ebene der außenpolitischen Berater der beteiligten Staats- und Regierungschefs geführt werden, immerhin aber noch Verhandlungen ermöglichen. Ihr Wegfall verschärfte den Konflikt noch mehr.


Waffenlieferungen

Einzelne EU-Staaten unterstützen die ukrainischen Streitkräfte schon seit Jahren - mit Waffenlieferungen. So hat Litauen bereits 2015 begonnen, Maschinengewehre und Munition zu liefern.[9] Polen hat, wie das Bonn International Center for Conversion (bicc) berichtet, seit 2018 "100 Lenkwaffen vom Typ Warmate, 37 gebrauchte BMP-1 Schützenpanzer sowie 54 gebrauchte gepanzerte Mannschaftstransporter vom Typ MT-LB" exportiert.[10] Tschechien wiederum, laut BICC von 2016 bis 2020 "wichtigster Lieferant von Großwaffensystemen für die Ukraine", exportierte etwa 56 gebrauchte Selbstfahrlafetten sowie 50 gebrauchte BMP-1 Schützenpanzer in die Ukraine. Aus Frankreich schließlich importierte Kiew in den Jahren 2018 und 2019 drei gebrauchte EC725 Super Cougar Transporthubschrauber; zudem bestellte es dort 20 Patrouillenboote vom Typ FPB-98, von denen, wie das BICC mitteilt, "fünf in Lizenz in der Ukraine produziert werden sollen".[11] Gemeinsame Manöver mit den ukrainischen Streitkräften sind ohnehin Routine. Zuletzt trainierten im Rahmen des jährlich abgehaltenen Manövers "Rapid Trident" rund 6.000 Soldaten aus über zehn Staaten bis Ende vergangener Woche in der Ukraine Kampfeinsätze.[12] Die Bundeswehr war mit einem Beobachter präsent.

 

[1] Tausche Ukraine gegen Mosambik. imi-online.de 09.09.2021.

[2] S. dazu Der Aufstand in Cabo Delgado.

[3] Christoph B. Schiltz: EU erwägt militärische Mission in der Ukraine. welt.de 03.10.2021.

[4], [5] Klaus Geiger, Marcel Leubecher, Christoph B. Schiltz: Ukraine drängt Deutschland zu Unterstützung. welt.de 03.10.2021.

[6] S. dazu Die Eisbrecher.

[7] Sabine Fischer: Schwieriges Verhältnis zu Moskau. Deutsche Russlandpolitik muss weiter justiert werden. In: Günther Maihold, Stefan Mair, Melanie Müller, Judith Vorrath, Christian Wagner (Hg.): Deutsche Außenpolitik im Wandel. Unstete Bedingungen, neue Impulse. SWP-Studie 15. Berlin, September 2021. S. 45-48.

[8] Klaus Geiger, Marcel Leubecher, Christoph B. Schiltz: Ukraine drängt Deutschland zu Unterstützung. welt.de 03.10.2021.

[9] Lithuania continues to supply Ukraine with lethal weapons. uawire.org 28.01.2017.

[10], [11] bicc Länderinformation: Ukraine. Bonn, Juli 2021.

[12] Russlands Militär übt auf hoher See. spiegel.de 24.09.2021.


Info: 
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8724
04.10.2021

Der tiefe Fall der taz: Zensierte Kollegen werden nicht verteidigt

pppppppppppnachdenkseiten.de, 04. Oktober 2021 um 12:20, Ein Kommentar von: Tobias Riegel

Auf die Solidarität der taz-Redaktion sollten Journalisten in Deutschland, die von Zensur durch US-Unternehmen bedrängt werden, nicht zählen: In einem Gastbeitrag werden nicht nur die RT-Löschungen gerechtfertigt, sondern auch die Kritiker daran diffamiert. Ein Armutszeugnis – und weite Teile der Medienlandschaft reagieren ähnlich. 

Zitat: Wenn irgendwo auf der Welt aus politischen Gründen ein Medium bei der Verbreitung eingeschränkt wird, dann ist die taz ganz vorne vertreten bei der Verteidigung der Meinungsfreiheit – solange diese Verteidigung zur eigenen geopolitischen Ausrichtung passt. Eigentlich müsste die taz-Redaktion (wie viele andere deutsche Redaktionen) im Moment laut Alarm schlagen: dazu, dass nun hierzulande ganz offen Andersdenkende von Netzwerken, die für die politische Meinungsbildung zentral sind, gelöscht werden. Und dazu, dass die Löschungen nicht auf dem Spruch eines deutschen Richters wegen Beleidigung oder Volksverhetzung etc. beruhen, sondern dass sie wegen abweichender Meinungen und aufgrund willkürlicher Entscheidungen eines US-Konzerns vollzogen werden.


Keine Solidarität von der taz

Doch was macht die taz als Reaktion auf die Löschung der deutschsprachigen YouTube-Kanäle von RT? Die Redaktion lädt einen Gastautoren ein, der nicht nur versucht, den Gründer und Herausgeber der NachDenkSeiten, Albrecht Müller, zu diffamieren, sondern im Artikel auch die politische Zensur durch YouTube rechtfertigt:

„War die Löschung der Kanäle deshalb falsch? Natürlich nicht.“

Der Artikel fährt noch eine ganze Palette an Diffamierungen auf: gegen die russische Sichtweise und gegen die deutschen Kritiker der Löschungen. Näheres folgt weiter unten. Der Beitrag ist politisch-intellektuell also eigentlich nicht auf dem Niveau, dass man sich näher mit ihm befassen müsste. Es soll hier dennoch darauf eingegangen werden – denn zum einen steht der Artikel stellvertretend für die Position von Teilen der deutschen Medienlandschaft. Und zum anderen geht es bei dem Lösch-Vorgang um ein sehr wichtiges Prinzip: Wenn nun die Löschung der RT-Kanäle schweigend hingenommen oder gar beklatscht wird, dann akzeptiert man einen Präzedenzfall für ein Vorgehen, das einen bei Bedarf auch selber treffen kann.


Allein aus Selbstschutz (wenn schon nicht für die Meinungsfreiheit oder aus Solidarität mit den RT-Kollegen) müssten deutsche Journalisten einen Aufschrei veranstalten. Doch der bleibt aus. Es gibt – im Gegenteil – Beispiele dafür, wie durch den „Beweis“ von durch RT verbreiteten „Falschinformationen“ die Zensur durch YouTube gerechtfertigt werden soll. Das ZDF ist mit so einem Versuch aber kürzlich gescheitert, wie RT in diesem Artikel nachvollziehbar schildert.


Vielleicht bin ich naiv – aber mich schockiert diese (im besten Fall) ausbleibende Solidarität durch weite Teile der deutschen Medienlandschaft: Ich finde es politisch riskant und menschlich kühl. Als eine der ganz wenigen Ausnahmen in der deutschen Medienlandschaft geht „Telepolis“ auch kritisch auf die Löschungen und auf die befremdlichen Reaktionen deutscher Medien ein:

„Ich hoffe zur Ehrenrettung der journalistischen Zunft, dass das Schweigen oder gar Bejubeln der Zensur-Maßnahme an purer Angst liegt und nicht etwa an Einfältigkeit.“

Keine Solidarität vom Deutschen Journalistenverband

Zum fragwürdigen Inhalt des hier thematisierten taz-Beitrags kommt hinzu, dass der Autor, Steffen Grimberg, kürzlich zum Vorsitzenden des Journalistenverbands Berlin-Brandenburg (Teil des DJV) gewählt worden ist. Grimberg tritt bei dem Gastartikel in der taz als freier Autor auf – und nicht in seiner Funktion als DJV-Funktionär. Natürlich bleibt sein Recht unangetastet, sich als freier Autor (und nicht als Funktionär) zu äußern – auch in der aktuellen, fragwürdigen Form: Die russischen Reaktionen sind laut Grimberg Teil von „Putins Zersetzungsstrategie“, die Bezeichnung „Zensur“ für den Lösch-Vorgang sei „Tinnef“, und der aktuelle deutsch-russische „Informationskrieg“ sei ein „RT-Mythos“.


Hat Grimberg aber durch seine Gewerkschafts-Funktion nicht dennoch eine besondere Verantwortung, gegen Zensur und für die Kollegen-Solidarität einzutreten? Wirft der Beitrag auch ein Licht auf den Gewerkschafter Grimberg? Seine Gewerkschaft DJV äußert sich aktuell so zu den Vorgängen:

„Das Wirken von RT hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun“, so DJV-Vorsitzender Überall. „Dieser Kanal verbreitet Desinformation und russische Propaganda. Die Löschung durch YouTube war längst überfällig. Aber von einem Medienkrieg zu sprechen, ist absurd. Hier braucht es dringend rhetorische Abrüstung von russischer Seite.“ Zudem sei ohnehin nicht zu erklären, was die Entscheidung des US-Konzerns mit Deutschland zu tun habe.

Dass sich führende Personen aus dem Journalistenverband DJV schon früher durch Angriffe auf RT DE und unterlassene Hilfeleistung für die dortigen (zum Teil deutschen) Journalisten hervorgetan haben, das haben die NachDenkSeiten etwa im Artikel „Große Medien-Koalition gegen RT-Deutsch“ beschrieben:

„Der Deutsche Journalistenverband (DJV) genießt aber nicht diese Tendenzfreiheit der hier genannten Privatmedien. Darum sind seine „politischen“ Äußerungen noch kritischer zu hinterfragen. Zudem hat er sich vor seine Klientel zu stellen, und das sind deutsche Journalisten – ohne Ansehen der produzierten Inhalte. Würde Überall denn auch die Kollegen der „Bild“-Zeitung öffentlich diffamieren, weil ihm bestimmte Inhalte gegen den Strich gehen?

Aber der DJV und sein Vorsitzender Frank Überall sowie der Pressesprecher Hendrik Zörner haben sich schon lange von einer überparteilichen Position entfernt. Das haben die NachDenkSeiten bereits hierhier oder hier thematisiert.“

Es soll nochmals betont werden, was in diesem zitierten Absatz anklingt: Die Verteidigung des Prinzips der Meinungsvielfalt hat nichts mit den politischen Inhalten des jeweiligen Mediums zu tun. Mit der Verurteilung der Zensur macht man sich nicht mit allen Inhalten von RT gemein. Ich würde auch protestieren, wenn YouTube, Facebook oder Twitter die taz zensieren würden. Wo soll das schließlich enden, wenn wir eine solche Willkür eines US-Konzerns im politischen Diskurs in Deutschland akzeptieren?


Keine Fragen zu Zensur und zur Rolle der Regierung

Wäre es nicht Aufgabe des taz-Autors, zumal als Journalisten-Funktionär, zur Klärung der Fragen rund um den Vorgang beizutragen? Denn es sind Fragen, die in Zukunft potenziell alle Medien treffen können. Und das umso mehr, da mit der Schikane gegen KenFM, gegen die Facebook-Kanäle der „Querdenker“ und nun gegen RT DE gefährliche Präzedenzfälle zugelassen wurden.


 Die Fragen lauten: Wie sollte das Verhältnis von Staat und Tech-Konzern gestaltet sein? Dürfen die US-Konzerne über ihr „Hausrecht“ weiterhin in den politischen Diskurs in Deutschland eingreifen? Wie kann die öffentlich-private Arbeitsteilung bei der Zensur im Internet beendet werden? Auch hätte Grimberg mit dem Missverständnis aufräumen können, Zensur sei generell nur von staatlicher Seite möglich. Dass einerseits diese Sicht überholt ist und dass andererseits die deutsche Regierung wegen Untätigkeit eine Mitverantwortung an den Löschungen durch YouTube trägt, haben wir gerade im Artikel „RT, YouTube und der Info-Krieg“ näher thematisiert.


Was soll es bedeuten, wie es im Artikel heißt, dass Kritiker bei dem Vorgang (im Sinne Moskaus) „brav von Zensur“ sprechen würden? Sind die Löschungen für die taz denn keine Zensur? Man kann angesichts der Löschungen ja (wie die taz) den fragwürdigen Standpunkt einnehmen, diese Zensur sei gerechtfertigt. Aber den Charakter des Vorgangs kann man nicht leugnen: Es ist ganz offene politische Zensur. Und sehen die taz und Grimberg tatsächlich keine Mitverantwortung der deutschen Regierung an den politischen Löschungen durch US-Netzwerke? Ist das Dulden der Zensur durch den deutschen Gesetzgeber keine Mitwirkung durch planvolle Untätigkeit?


Keine Alternative zum wackeren Kampf gegen (Gedanken-)Verbrechen

Die Folgen der YouTube-Aktion in Form von russischen Reaktionen seien „zu verschmerzen“, schreibt Grimberg, „selbst wenn der Kreml Ernst macht mit seinen Drohungen, nun die Arbeit deutscher und anderer westlicher Medien in Russland einzuschränken“. Das ist eine doppelt merkwürdige Haltung für einen gewerkschaftlich engagierten Journalisten: Zum einen rechtfertigt er die Zensur eines Teils der Kollegen. Zum anderen hängt er die eventuell gravierenden Folgen für den anderen Teil der Kollegen (und das deutsch-russische Verhältnis allgemein) tief. Diese Folgen erscheinen nach dieser Sicht der taz und ihres Gastautors fast wie der „nötige“ Preis für ein unbequemes, aber alternativloses Vorgehen durch den US-Konzern gegen die (Gedanken-)Verbrechen der RT-Journalisten.


Mehr zum Thema:

RT, YouTube und der Info-Krieg„YouTube löscht Kanäle von RT DE und Der Fehlende Part“
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aus E-Mail von Doris Pumphrey, 4. Oktober 2021, 14:25 Uhr


Wenn irgendwo auf der Welt <https://taz.de/Meinungs--und-Pressefreiheit-in-Tansania/!5515916/>  aus politischen Gründen ein Medium bei der Verbreitung eingeschränkt wird, dann ist die taz ganz vorne vertreten bei der Verteidigung der Meinungsfreiheit – solange diese Verteidigung zur eigenen geopolitischen Ausrichtung passt. Eigentlich müsste die taz-Redaktion (wie viele andere deutsche Redaktionen) im Moment laut Alarm schlagen: dazu, dass nun hierzulande ganz offen Andersdenkende von Netzwerken, die für die politische Meinungsbildung zentral sind, gelöscht werden. Und dazu, dass die Löschungen nicht auf dem Spruch eines deutschen Richters wegen Beleidigung oder Volksverhetzung etc. beruhen, sondern dass sie wegen abweichender Meinungen und aufgrund willkürlicher Entscheidungen eines US-Konzerns vollzogen werden.


*Keine Solidarität von der taz*


Doch was macht die taz als Reaktion auf die Löschung der deutschsprachigen YouTube-Kanäle von RT <https://www.nachdenkseiten.de/?p=76583>? Die Redaktion lädt einen Gastautoren ein, der nicht nur versucht, den Gründer und Herausgeber der NachDenkSeiten, Albrecht Müller, zu diffamieren, sondern im Artikel <https://taz.de/Auf-Youtube-gesperrtes-RT-Deutschland/!5800782&s=RT+DE/>   auch die politische Zensur durch YouTube rechtfertigt:

„War die Löschung der Kanäle deshalb falsch? Natürlich nicht.“


Der Artikel fährt noch eine ganze Palette an Diffamierungen auf: gegen die russische Sichtweise und gegen die deutschen Kritiker der Löschungen. Näheres folgt weiter unten. Der Beitrag ist

politisch-intellektuell also eigentlich nicht auf dem Niveau, dass man sich näher mit ihm befassen müsste. Es soll hier dennoch darauf eingegangen werden – denn zum einen steht der Artikel stellvertretend für die Position von Teilen der deutschen Medienlandschaft. Und zum

anderen geht es bei dem Lösch-Vorgang um ein sehr wichtiges Prinzip:


Wenn nun die Löschung der RT-Kanäle schweigend hingenommen oder gar beklatscht wird, dann akzeptiert man einen Präzedenzfall für ein Vorgehen, das einen bei Bedarf auch selber treffen kann.


Allein aus Selbstschutz (wenn schon nicht für die Meinungsfreiheit oder aus Solidarität mit den RT-Kollegen) müssten deutsche Journalisten einen Aufschrei veranstalten. Doch der bleibt aus

<https://de.rt.com/meinung/125133-vor-allem-haeme-reaktionen-deutscher-mainstream-medien-auf-youtube-sperre/>. Es gibt – im Gegenteil – Beispiele dafür, wie durch den „Beweis“ von durch RT verbreiteten „Falschinformationen“ die Zensur durch YouTube gerechtfertigt werden soll. Das ZDF ist mit so einem Versuch <https://www.zdf.de/nachrichten/heute-19-uhr/210929-heute-sendung-19-uhr-100.html>   aber kürzlich gescheitert, wie RT in diesem Artikel <https://de.rt.com/inland/125057-geisterfahrer-beim-zdf-wie-man-mit-desinformation-fake-news-aufdeckt/>   nachvollziehbar schildert.


Vielleicht bin ich naiv – aber mich schockiert diese (im besten Fall) ausbleibende Solidarität durch weite Teile der deutschen Medienlandschaft: Ich finde es politisch riskant und menschlich kühl.

Als eine der ganz wenigen Ausnahmen in der deutschen Medienlandschaft geht „Telepolis“   <https://www.heise.de/tp/features/Medienkritik-Es-lebe-das-Doppelmass-6206865.html>  

auch kritisch auf die Löschungen und auf die befremdlichen Reaktionen deutscher Medien ein:


„Ich hoffe zur Ehrenrettung der journalistischen Zunft, dass das Schweigen oder gar Bejubeln der Zensur-Maßnahme an purer Angst liegt und nicht etwa an Einfältigkeit.“


*Keine Solidarität vom Deutschen Journalistenverband*


Zum fragwürdigen Inhalt des hier thematisierten taz-Beitrags kommt hinzu, dass der Autor, Steffen Grimberg, kürzlich zum Vorsitzenden des Journalistenverbands Berlin-Brandenburg (Teil des DJV) gewählt worden ist <https://www.djv-berlin.de/startseite/info/news/aktuelles/details/news-vorstand-und-alle-gremien-neu-gewaehlt>.

Grimberg tritt bei dem Gastartikel in der taz als freier Autor auf – und nicht in seiner Funktion als DJV-Funktionär. Natürlich bleibt sein Recht unangetastet, sich als freier Autor (und nicht als Funktionär) zu äußern – auch in der aktuellen, fragwürdigen Form: 

Die russischen Reaktionen sind laut Grimberg Teil von „Putins Zersetzungsstrategie“, die

Bezeichnung „Zensur“ für den Lösch-Vorgang sei „Tinnef“, und der aktuelle deutsch-russische „Informationskrieg“ sei ein „RT-Mythos“.


Hat Grimberg aber durch seine Gewerkschafts-Funktion nicht dennoch eine besondere Verantwortung, gegen Zensur und für die Kollegen-Solidarität einzutreten? Wirft der Beitrag auch ein Licht auf den Gewerkschafter Grimberg? Seine Gewerkschaft DJV äußert sich aktuell so

<https://www.djv.de/suche/meldungen/news-keine-kriegsrhetorik>  zu den Vorgängen:


„Das Wirken von RT hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun“, so DJV-Vorsitzender Überall. „Dieser Kanal verbreitet Desinformation und russische Propaganda. Die Löschung durch YouTube war längst überfällig. Aber von einem Medienkrieg zu sprechen, ist absurd. Hier braucht es dringend rhetorische Abrüstung von russischer Seite.“ Zudem sei ohnehin nicht zu erklären, was die Entscheidung des US-Konzerns mit Deutschland zu tun habe.


Dass sich führende Personen aus dem Journalistenverband DJV schon früher durch Angriffe auf RT DE und unterlassene Hilfeleistung für die dortigen (zum Teil deutschen) Journalisten hervorgetan haben, das haben die NachDenkSeiten etwa im Artikel „Große Medien-Koalition gegen RT-Deutsch“ <https://www.nachdenkseiten.de/?p=48476>  beschrieben:


„Der Deutsche Journalistenverband (DJV) genießt aber nicht diese Tendenzfreiheit der hier genannten Privatmedien. Darum sind seine „politischen“ Äußerungen noch kritischer zu hinterfragen. Zudem hat er sich vor seine Klientel zu stellen, und das sind deutsche Journalisten – ohne Ansehen der produzierten Inhalte. Würde Überall denn auch die Kollegen der „Bild“-Zeitung öffentlich diffamieren, weil ihm bestimmte Inhalte gegen den Strich gehen?


Aber der DJV und sein Vorsitzender Frank Überall sowie der Pressesprecher Hendrik Zörner haben sich schon lange von einer überparteilichen Position entfernt. Das haben die NachDenkSeiten bereits hier <https://www.nachdenkseiten.de/?p=46462>, hier

<https://www.nachdenkseiten.de/?p=37200>  oder hier <https://www.nachdenkseiten.de/?p=44210>  thematisiert.“


Es soll nochmals betont werden, was in diesem zitierten Absatz anklingt: Die Verteidigung des Prinzips der Meinungsvielfalt hat nichts mit den politischen Inhalten des jeweiligen Mediums zu tun. Mit der Verurteilung der Zensur macht man sich nicht mit allen Inhalten von RT gemein. Ich

würde auch protestieren, wenn YouTube, Facebook oder Twitter die taz zensieren würden. Wo soll das schließlich enden, wenn wir eine solche Willkür eines US-Konzerns im politischen Diskurs in Deutschland akzeptieren?


*Keine Fragen zu Zensur und zur Rolle der Regierung*


Wäre es nicht Aufgabe des taz-Autors, zumal als Journalisten-Funktionär, zur Klärung der Fragen rund um den Vorgang beizutragen? Denn es sind Fragen, die in Zukunft potenziell alle Medien treffen können. Und das umso mehr, da mit der Schikane gegen KenFM

<https://www.nachdenkseiten.de/?p=72856>, gegen die Facebook-Kanäle der „Querdenker“ <https://www.nachdenkseiten.de/?p=76198>  und nun gegen RT DE gefährliche Präzedenzfälle zugelassen wurden. Die Fragen lauten: Wie sollte das Verhältnis von Staat und Tech-Konzern gestaltet sein? Dürfen die US-Konzerne über ihr „Hausrecht“ <https://www.nachdenkseiten.de/?p=74748>  weiterhin in den politischen Diskurs in Deutschland eingreifen? Wie kann die öffentlich-private Arbeitsteilung bei der Zensur im Internet beendet werden? Auch hätte

Grimberg mit dem Missverständnis aufräumen können, Zensur sei generell nur von staatlicher Seite möglich. Dass einerseits diese Sicht überholt ist und dass andererseits die deutsche Regierung wegen Untätigkeit eine Mitverantwortung an den Löschungen durch YouTube trägt, haben wir gerade im Artikel „RT, YouTube und der Info-Krieg“ <https://www.nachdenkseiten.de/?p=76583>  näher thematisiert.


Was soll es bedeuten, wie es im Artikel heißt, dass Kritiker bei dem Vorgang (im Sinne Moskaus) „brav von Zensur“ sprechen würden? Sind die Löschungen für die taz denn keine Zensur? Man kann angesichts der Löschungen ja (wie die taz) den fragwürdigen Standpunkt einnehmen, diese

Zensur sei gerechtfertigt. Aber den Charakter des Vorgangs kann man nicht leugnen: Es ist ganz offene politische Zensur. Und sehen die taz und Grimberg tatsächlich keine Mitverantwortung der deutschen Regierung an den politischen Löschungen durch US-Netzwerke? Ist das Dulden der Zensur durch den deutschen Gesetzgeber keine Mitwirkung durch planvolle

Untätigkeit?


*Keine Alternative zum wackeren Kampf gegen (Gedanken-)Verbrechen*


Die Folgen der YouTube-Aktion in Form von russischen Reaktionen seien „zu verschmerzen“, schreibt Grimberg, „selbst wenn der Kreml Ernst macht mit seinen Drohungen, nun die Arbeit deutscher und anderer westlicher Medien in Russland einzuschränken“. Das ist eine doppelt merkwürdige Haltung für einen gewerkschaftlich engagierten Journalisten: Zum einen  rechtfertigt er die Zensur eines Teils der Kollegen. Zum anderen hängt er die eventuell gravierenden Folgen für den anderen Teil der Kollegen (und das deutsch-russische Verhältnis allgemein) tief. Diese Folgen erscheinen nach dieser Sicht der taz und ihres Gastautors fast wie der# „nötige“ Preis für ein unbequemes, aber alternativloses Vorgehen durch den US-Konzern gegen die (Gedanken-)Verbrechen der RT-Journalisten.

04.10.2021

(Region USA)    CDC erlaubt Krankenhäusern, tote Vaxxed-Menschen als "ungeimpft" zu klassifizieren

globalresearch.ca, Oktober 03, 2021, Von Crack Newz (maschinell übersetzt)

Die Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten haben eine Reihe von Regeln zur Klassifizierung von Infektionskrankheiten und Todesfällen entwickelt. Diese Regeln erhöhen gleichzeitig die Zahl der Covid-Fälle bei Ungeimpften und ermöglichen es Krankenhäusern, tote geimpfte Menschen als „ungeimpfte“ Todesfälle zu klassifizieren.


Zitat: Krankenhäuser und Labors sind verpflichtet, diese Regeln zu befolgen und offizielle Covid-19-Daten basierend auf diesen Regeln zu melden. Es scheint, dass diese Regeln so konzipiert wurden, dass die Anzahl der Covid-Fälle bei Geimpften und  die Anzahl der Todesfälle durch die Covid-19-Impfstoffe verschleiert werden .


Dieser medizinische Betrug und der krankhafte Verrat ermöglichen es der CDC, mit der falschen Erzählung fortzufahren, dass die Nation an einer „Pandemie der Ungeimpften“ leidet. Menschen, die an dem Impfstoff sterben, werden als Requisiten verwendet, um fälschlicherweise für die Notwendigkeit weiterer dieser tödlichen Impfstoffe zu werben.


Verdächtige CDC-Regeln verschleiern Krankenhausdaten und täuschen die Nation

Wenn eine Person ihre erste Dosis eines Covid-19-Impfstoffs erhält, wird sie noch einige Wochen  nach der Impfung  als „ungeimpft“ eingestuft . Testen sie im Monat nach der Injektion positiv auf Covid-19, werden sie offiziell als „ ungeimpfter Fall “ registriert 


Wenn der Impfstoff körperliche Krankheitssymptome hervorruft (wie bei  50 Prozent der Empfänger in den klinischen Studien berichtet wurde ), wird diese Krankheit als gesunde Immunreaktion auf den Impfstoff eingestuft oder als mildere Krankheit im Vergleich zu einem hypothetischen Covid-Fall beworben.


Auch wenn es keine Möglichkeit gibt, eine Impfverletzung mit einem hypothetischen, nicht existierenden Krankheitsfall zu vergleichen, wird den geimpften Patienten empfohlen, diese Vermutung als Tatsache zu akzeptieren. Es spielt keine Rolle, wie viele Medikamente der Patient benötigt, um die Schmerzen zu lindern, nachdem er  durch den Impfstoff erkrankt ist . Es spielt keine Rolle, wie oft der geimpfte Patient nach der Impfung einen Arzt aufsuchen oder die Notaufnahme aufsuchen muss.


Impfstoff-Sterblichkeitsrate in Großbritannien höher als bei Viren, offizielle Lügen, Geld korrumpiert Medizin, deutsche geimpfte Todesfälle

Dem geimpften Patienten wird gesagt, dass diese Probleme viel besser sind als eine potenzielle Covid-Infektion.


Nach drei bis vier Wochen wird ein geimpfter Patient angewiesen, für eine zweite Dosis zurückzukehren. Auch nach Einnahme der zweiten Dosis gelten sie nicht als „vollständig geimpft“. Wenn der doppelt geimpfte Patient in den folgenden zwei Wochen nach der zweiten Dosis auf den Impfstoff reagiert oder positiv auf Covid-19 getestet wird, gilt er weiterhin als „ungeimpft“.


Nach den Regeln der CDC gilt niemand als „vollständig geimpft“, bis  volle 14 Tage  nach der zweiten Injektion des mRNA-Impfstoffs von Pfizer oder Moderna oder 14 Tage nach der ersten Dosis des Johnson & Johnson-Schusses vergangen sind.


Diese Regel verbirgt bequemerweise 80 Prozent der Todesfälle, die nach der Impfung auftreten, und führt diese Todesfälle fälschlicherweise als „ungeimpfte Todesfälle“ zu.


Diese betrügerische Regel erhöht die Zahl der ungeimpften Todesopfer und verbirgt die wahren medizinischen Probleme, die das Ergebnis von Covid-Schüssen sind.


Die überwiegende Mehrheit der Todesfälle tritt innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Impfung auf, dennoch werden alle diese Todesfälle als „ungeimpfte Todesfälle“ beworben.

Der Covid-Testbetrug von CDC schafft eine Illusion von Ausbrüchen bei Ungeimpften

Die morbide Verzerrung des Todes durch die CDC ist nicht der einzige Prozess, der Daten verschleiert und die Nation täuscht. Die CDC hat auch  unterschiedliche Testrichtlinien  für Geimpfte und Ungeimpfte entwickelt. Die CDC drängt viele Branchen, Ungeimpfte an ihrem Arbeitsplatz und ihrer Ausbildung zu bestrafen, und zwingt sie, häufiger Covid-19-Testabstriche und Nasensonden zu nehmen.


Die CDC-Anleitung ermöglicht es Labors, eine Zyklusschwelle (CT) von 40 oder mehr für Ungeimpfte zu verwenden.


Die CDC empfiehlt Labors, für die Geimpften einen CT von 28 oder weniger zu verwenden.

Diese unterschiedliche Testrichtlinie minimiert das Risiko falsch positiver Ergebnisse bei den Geimpften, erzeugt jedoch weiterhin eine Pandemie von falsch positiven Ergebnissen bei den Ungeimpften, wodurch die Fallzahlen bei den Ungeimpften künstlich erhöht werden.

Die CDC zwingt gesunde Menschen, falsch kalibrierte Covid-Tests durchzuführen, was zu  falschen Berichten über Ausbrüche führt .


In der Zwischenzeit meldet die CDC Covid-Fälle bei Geimpften nur, wenn diese Fälle 15 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis liegen und nur wenn diese Fälle zu einem Krankenhausaufenthalt oder zum Tod führen.


Dieser Betrug wird durch eine weitere Kavaliersregel der CDC weiter verschärft, die es Krankenhäusern ermöglicht, zu behaupten, dass Covid-19 die Ursache für einen Krankenhausaufenthalt oder den Tod ist, wenn dies nicht ausgeschlossen werden kann oder der  Verdacht besteht, dass die Krankheit verursacht wird .


Covid-19 war die einzige Todesursache für nur sechs Prozent der gemeldeten Covid-19-Todesfälle im Jahr 2020, was einen weit verbreiteten medizinischen Betrug aufdeckte. Der frühere CDC-Chef Robert Redfield  hat bei einer Anhörung  des Unterausschusses für Aufsicht und Reform des Repräsentantenhauses zur Coronavirus-Krise gepfiffen.


Er sagte, Krankenhäusern wird ein „ perverser wirtschaftlicher Anreiz “ gegeben, um die Todesfälle durch Covid-19 bei Ungeimpften zu erhöhen.


Es gibt Hunderte von häufigen Infektionen, die immer noch als Covid-19 gemeldet werden, wie die nahezu vollständige  Ausrottung von Hunderttausenden von Influenza-Fällen im Jahr 2020 zeigt .


All dieser medizinische Betrug, Gewalt und Täuschung zeichnet ein erschütterndes Bild: Die CDC ist Teil einer VAX-allen Agenda und versucht verzweifelt, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu vertuschen.

*

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Info: https://www.globalresearch.ca/cdc-allows-hospitals-classify-dead-vaxxed-people-unvaccinated/5757502

04.10.2021

Die Fregatte Bayern auf Kolonialfahrt                                                          Deutsches Kriegsschiff bricht in Kürze aus Australien zum US-Stützpunkt Guam auf. Die Vereinten Nationen stufen Guam bis heute als US-Kolonie ein, die der Entkolonialisierung harrt.

german.foreign-policy.com, 4. Oktober 2021

BERLIN/WASHINGTON(Eigener Bericht) - Die Fregatte Bayern bricht auf ihrer Asien-Pazifik-Fahrt in dieser Woche erneut zu einer US-Militärbasis auf völkerrechtlich umstrittenem Territorium auf. Vor ihrer Ankunft im westaustralischen Perth, wo die Fregatte aktuell ankert, hatte sie auf dem US-Stützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean einen Tankstopp eingelegt. Diego Garcia, das eigentlich zu Mauritius gehört, wird bis heute rechtswidrig von Großbritannien okkupiert, um die dortige US-Basis aufrechterhalten zu können; zwei UN-Gerichtshöfe sowie die UN-Generalversammlung fordern inzwischen die Rückgabe der Inselgruppe - vergeblich. Die Fregatte Bayern soll nun am morgigen Dienstag aus Perth abfahren und nach einem Zwischenhalt im nordaustralischen Darwin die US-Militärbasis auf Guam ansteuern. Die Pazifikinsel Guam wird von den Vereinten Nationen als Kolonie eingestuft, die bis heute vergeblich der Entkolonialisierung harrt. Die Einwohner genießen keine vollen US-Bürgerrechte. Die Bundesregierung erklärt, die Fahrt der Fregatte Bayern verdeutliche den Einsatz Berlins für eine "regelbasierte internationale Ordnung".


Zitat: Der Beginn der Kolonialisierung

Die Kolonialisierung Guams reicht inzwischen mehr als 350 Jahre zurück. Der in Diensten des spanischen Königs stehende portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan hatte die Insel bereits im Jahr 1521 erreicht, sie aber rasch in Richtung Philippinen wieder verlassen. Im Vertrag von Saragossa einigten sich die spanische und die portugiesische Regierung acht Jahre später darauf, dass große Teile des Pazifiks unter spanische Kontrolle fallen sollten. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann dann die spanische Kolonialisierung der Marianeninseln im Westpazifik, darunter auch Guam. In brutalen Kolonialkriegen rotteten die Spanier auf Guam über 90 Prozent der einheimischen Chamorro-Bevölkerung aus.[1] Die spanische Dominanz dauerte gut 200 Jahre an. Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich deutsche Händler im Pazifik immer mehr gegen die spanische Konkurrenz durch. Im Karolinenstreit 1885 errang das Deutsche Reich dann das Recht auf Freihandel mit den Marianeninseln.[2] Zu einer direkten deutschen Eroberung kam es vorerst allerdings nicht.


Inbesitznahme durch die USA

Im Verlauf des mit einer US-Aggression gestarteten Spanisch-Amerikanischen Kriegs im Jahr 1898 übernahmen US-Truppen auch Guam - kampflos.[3] Freilich erhob nicht nur Washington Ansprüche auf die spanischen Kolonien im Pazifik, sondern auch Berlin. Aufgrund aggressiver deutscher Operationen in der Bucht von Manila erhielt das Deutsche Reich 1899 die nördlichen Marianeninseln.[4] Damit spalteten die Kolonialmächte das Siedlungsgebiet der Chamorro in zwei verschiedene Gebiete auf, Guam einerseits, die nördlichen Marianen andererseits - eine Teilung, die bis heute anhält. Im 1914 von Berlin vom Zaun gebrochenen Ersten Weltkrieg blieben die USA zunächst neutral, und der deutsche Hilfskreuzer SMS Cormoran lief den US-Hafen Apra Harbor auf Guam an. Die US-Kolonialtruppen hießen die deutschen Marinesoldaten als Gäste willkommen. Das Schiff blieb bis zum US-Kriegseintritt im Jahr 1917 in dem Hafen. Nach dem US-Kriegseintritt versenkten die deutschen Truppen das Schiff selbst.[5]


Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg fielen die vormals deutsch kontrollierten nördlichen Marianen als Völkerbundmandatsgebiet an das Japanische Kaiserreich. Die USA behielten weiterhin Guam. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs nahmen die japanischen Truppen auch Guam ein, bis die USA die Insel 1944 zurückerobern konnten.[6] Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen die einst dem Deutschen Reich, dann Japan zugeschlagenen nördlichen Marianen gemeinsam mit weiteren Pazifikkolonien an die USA, die das gesamte Gebiet als "Treuhandgebiet der Pazifischen Inseln" ("Trust Territory of the Pacific Islands", TTPI) verwalteten.


Kolonie mit neuem Status

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begannen Diskussionen über die politische Zukunft Guams. 1950 verabschiedete der US-Kongress den "Organic Act of the Territorial Government of Guam". Dieser beendete die US-Militärverwaltung der Kolonie. Seitdem hat Guam einen eigenen zivilen Gouverneur und ein lokales Parlament. Die Einwohner dürfen nun zudem US-Bürger werden; zuvor hatten sie lediglich den Status von "United States nationals", einen Status zwar mit US-Nationalität, aber ohne Bürgerrechte. Sie dürfen auch nach der Verabschiedung des "Organic Act" von 1950 immer noch nicht an den US-Präsidentschaftswahlen teilnehmen. Experten bezweifeln, dass dieser über Jahrzehnte aufrechterhaltene, offenkundig dauerhafte Schwebezustand mit der US-Verfassung kompatibel ist.[7]


Verhinderte Entkolonialisierung

Die Vereinten Nationen führen seit ihrer Gründung eine "Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung". Diese versammelt alle Kolonien; die große Mehrheit ist inzwischen zwar in die formale Unabhängigkeit entlassen worden, doch umfasst die UN-Liste immer noch 17 Territorien, die faktisch weiterhin als Kolonien gehalten werden. Diejenige Abteilung der Vereinten Nationen, die sich mit der Entkolonialisierung beschäftigt, wird von den westlichen Mächten systematisch unterfinanziert, sodass sie kaum arbeitsfähig ist. Die US-Regierung hat Kritik der Vereinten Nationen an ihrer Kolonialpolitik stets ignoriert.[8] Guam ist denn auch bis heute auf der UN-Liste fortbestehender Kolonien verzeichnet.


Endgültige Spaltung

Die Spaltung der Marianeninseln wurde endgültig, als 1978 die USA im Norden des Archipels den Commonwealth der Nördlichen Marianen (Commonwealth of the Northern Mariana Islands, CNMI) schufen. Der CNMI ist ein sich selbst verwaltendes Gebiet, dessen Außen- und Verteidigungspolitik aber von der US-Regierung übernommen wird. Das Territorium ist Mitglied der Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik der Vereinten Nationen, aber nicht der UNO selbst. Im Jahr 1990 strich die UNO die Nördlichen Marianen von der "Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung". Die Politik des CNMI wird bis heute durch einige wenige weitverzweigte Familien dominiert. Die US-Parteien der Demokraten und der Republikaner existieren dem Namen nach auch auf den Nördlichen Marianen, haben aber mit den Parteien im Mutterland wenig gemein.[9]


Wiederaufnahme der Beziehungen: Wirtschaft...

Deutschland verstärkt seit einigen Jahren seine wirtschaftlichen Beziehungen zur US-Kolonie Guam wieder; in den vergangenen 15 Jahren ist die Bundesrepublik vom fünfzehnt- zum immerhin zehntgrößten Handelspartner der extrem weit entfernten Insel aufgestiegen, die für deutsche Konzerne freilich vor allem als Steueroase Bedeutung besitzt. Guams Platzierung auf der EU-Liste der Steueroasen hat die Europäische Kommission in diesem Frühjahr erneut bestätigt.[10] Die Bundesregierung schloss Guam im April auch in das sogenannte Steueroasen-Abwehrgesetz ein.[11]


... Diplomatie, Politik und Militär

Darüber hinaus intensiviert Berlin seit einigen Jahren auch seine diplomatischen und politischen Beziehungen zur US-Kolonie Guam. Im Jahr 2017 besuchte der Chargé d'Affaires der deutschen Botschaft in Manila die Insel. Anlass waren die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Selbstversenkung der SMS Cormoran im Ersten Weltkrieg.[12] Die deutsche diplomatische Vertretung auf den Philippinen ist für Guam eigentlich gar nicht zuständig, doch das nächstgelegene deutsche Generalkonsulat auf US-Boden befindet sich in Honululu und damit über 6.000 km von Guam entfernt. Im Juni dieses Jahres besuchte darüber hinaus Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer erstmals Guam. Bei ihrem Besuch verwies der Kommandant der dort stationierten USS Charleston auf die Dieselmaschinen des Münchner Maschinenbauers MTU Aero Engines, die die USS Charleston antreiben.[13] Die Wiederaufnahme der deutschen Militärbeziehungen mit Guam erfolgt nun mit dem Besuch der Fregatte Bayern.

 

Mehr zum Thema: Illegal besetzte Inseln und "Eine gewisse Doppelmoral".

 

[1] Anne Perez Hattori: Colonialism, Capitalism and Nationalism in the US Navy's Expulsion of Guam's Spanish Catholic Priests, 1898–1900, in: The Journal of Pacific History, Jg. 44 (2009), Nr. 3, S. 281–302 (hier: S. 284).

[2] Gerd Hardach: Bausteine für ein grösseres Deutschland: Die Annexion der Karolinen und Marianen 1898–1899, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Jg. 33 (1988), Nr. 1, S. 1–21 (hier: S. 4–5).

[3] Leslie W. Walker: Guam's Seizure by the United States in 1898, in: Pacific Historical Review, Jg. 14 (1945), Nr. 1, S. 1–12.

[4] Don A. Farrell: The Partition of the Marianas: A Diplomatic History, 1898–1919, in: ISLA - A Journal of Micronesian Studies, Jg. 2 (1994), Nr. 2, S. 273–30; Hardach: Bausteine für ein grösseres Deutschland, S. 1–21. S. auch Auf nach Asien! (III).

[5] Donna De Jesus: Guam commemorates 100th anniversary of German warship SMS Cormoran II. pncguam.com 07.04.2017.

[6] Wakako Higuchi: The Japanisation policy for the Chamorros of Guam, 1941–1944, in: Journal of Pacific History, Jg. 36 (2001), Nr. 1, S. 19–35.

[7] E. Robert Statham Jr.: US Citizenship Policy in the Pacific Territory of Guam, in: Citizenship Studies, Jg. 2 (1998), Nr. 1, S. 89–104.

[8] Nic Maclellan: Pacific Diplomacy and Decolonisation in the 21st Century, in: Greg Fry/Sandra Tarte (Hgg.): The New Pacific Diplomacy, Acton: ANU Press 2015, S. 263–281 (hier: S. 264).

[9] Jimmie L. Ellis: Total Resource Sharing among Collegiate and Public Libraries in the Commonwealth of the Northern Mariana Islands: A Narrative Case Study, Diss., San Diego 2004, S. 65/66.

[10] Mar-Vic Cagurangan: Guam and other Pacific jurisdictions remain on EU's 'hall of shame'. pacificislandtimes.com 03.03.2021.

[11] Guido Vogt: Mehr Steuergerechtigkeit durch das Steueroasen-Abwehrgesetz? dihk.de 12.04.2021.

[12] Donna De Jesus: Guam commemorates 100th anniversary of German warship SMS Cormoran II. pncguam.com 07.04.2017.

[13] German defense minister visits Guam military facilities. pncguam.com 01.06.2021.


Info:
 https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8723
03.10.2021

DIPLOMATISCHE SPANNUNGEN                                                                              China verletzt taiwanesischen Luftraum

dw.com, 03.10.2021

Die chinesische Luftwaffe ist erneut mit Kampfflugzeugen in den Luftraum Taiwans eingedrungen. Es ist der dritte Zwischenfall dieser Art innerhalb weniger Tage - und der Zeitpunkt von Peking sehr genau gewählt.


Zitat: Das taiwanesische Verteidigungsministerium teilte mit, zuerst seien 20 chinesische Kampfflugzeuge in der Nähe der Pratas-Inseln aufgetaucht. In der Nacht zum Sonntag hätten weitere 19 Maschinen den taiwanesischen Luftraum verletzt. Mit insgesamt 39 Kampfflugzeugen habe das Aufgebot an Maschinen die bisherige Höchstzahl vom Freitag noch übertroffen.

Am Freitag waren dem taiwanischen Verteidigungsministerium zufolge zunächst 22 Kampfjets, zwei atomwaffenfähige Bomber und ein U-Boot-Jagdflugzeug in die Zone eingedrungen. In der Nacht folgten dann 13 weitere Militärflugzeuge, bevor am Samstag schließlich der nächste Verband folgte.


Taiwanesische Kampfflugzeuges seien in zwei Wellen aufgestiegen, um die die chinesischen Flugzeuge zu vertreiben, so das Verteidigungsministerium in Taipeh. Zudem seien taiwanesische Raketensysteme zur Überwachung aktiviert worden. Damit haben sich die Spannungen zwischen China und Taiwan erneut verschärft. Taiwan beklagt schon seit einem Jahr immer wieder Luftraumverletzungen durch chinesische Kampfflugzeuge vor allem im Südwesten des Landes und im Luftraum über den Pratas Inseln.

Provokation zum Nationalfeiertag

Der Zeitpunkt für die Provokationen ist von chinesischer Seite offenbar mit Bedacht gewählt: Am Freitag beging die Volksrepublik ihren Nationalfeiertag, an dem sie der Staatsgründung im Jahr 1949 gedachte. Und Taiwan wiederum begeht am kommenden Sonntag (10. Oktober) seinen Nationalfeiertag mit einer Rede von Präsidentin Tsai Ing-wen und einer Militärparade im Taipeh, bei der auch Kampfjets vorbeifliegen sollen.


Dementsprechend deutlich fiel die Reaktion von Taiwans Ministerpräsident Su Tseng-chang aus. Er hatte bereits am Samstag heftige Vorwürfe gegen Peking erhoben. "China betreibt mutwillig militärische Aggressionen und beschädigt den Frieden in der Region", sagte Su vor Journalisten. China hat sich bisher noch nicht zu den Luftraumverletzungen geäußert.


China will Taiwan zurückholen

Unter dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping dringen chinesische Kampfflugzeuge nahezu täglich in den taiwanischen Verteidigungsluftraum (Adiz) ein. Diese Zone umfasst nicht nur den eigentlichen Luftraum, sondern auch Teile der chinesischen Luftüberwachungsgebiete und sogar Teile von Festland-China. Massenhafte Militärflüge Chinas in die Zone waren bislang dennoch selten.


Taiwan wird von China als Teil der Volksrepublik beansprucht. Taipeh hatte sich 1949 am Ende eines Bürgerkriegs von China losgesagt. Peking betrachtet die demokratisch regierte Insel jedoch bis heute als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll. Präsident Xi ist für seinen Ausspruch bekannt, Taiwans Anschluss an die Volksrepublik sei "unausweichlich".

Dementsprechend hat China in der Vergangenheit den Druck auf Taiwan erhöht, um es zur Anerkennung der chinesischen Souveränität zu zwingen. Taiwan erklärt dagegen, es sei ein unabhängiger Staat und werde Freiheit und Demokratie verteidigen. Zu den wichtigsten Unterstützern Taiwans zählen die USA.


Vertreter des US-Militärs sprechen mittlerweile offen von der Möglichkeit, dass China seine Drohungen gegen Taiwan in die Tat umsetzen könnte. Der Schutz der Insel ist eines der wenigen Themen, bei denen in Washington parteiübergreifend Einigkeit herrscht. Eine wachsende Zahl westlicher Staaten hat sich zudem den US-Militärübungen zur "Freiheit der Schifffahrt" angeschlossen, um Chinas Ansprüchen auf das Südchinesische Meer und die Straße von Taiwan zu begegnen.

Lage angespannt "wie zuletzt in den 1990ern"

Peking tritt in der Region immer aggressiver auf. Vergangene Woche waren 24 chinesische Militärflugzeuge in Taiwans Verteidigungsluftraum eingedrungen, nachdem Taiwan sich um den Beitritt zu einem großen Handelsabkommen im Pazifikraum bemüht hatte. Und am Montag hatte sich China empört gezeigt über die Fahrt eines britischen Kampfschiffs durch die Meerenge, die Taiwan vom Festland trennt. Peking beansprucht die Meerenge als seine eigene Wasserstraße, ebenso wie den größten Teil des Südchinesischen Meeres, das für die anderen Länder der Region ebenso wichtig ist.


Die Lage ist Experten zufolge so angespannt wie zuletzt in den 1990er-Jahren - und der Konflikt beschränkt sich nicht nur auf Peking und Taipeh. Alexander Huang, außerordentlicher Professor an der Tamkang-Universität in Taipeh, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die jüngsten chinesischen Manöver dienten nicht nur dazu, eine Botschaft an Taiwan zu senden.


In der Region befinden sich dem Experten zufolge derzeit drei Flugzeugträgerverbände, zwei der US-Marine und ein britischer Verband. Peking sendet an seinem Nationalfeiertag daher auch eine politische Botschaft an Washington und London: "Macht keine Dummheiten in meinem Gebiet."       mak/ack (afp, rtr)


Info: https://www.dw.com/de/china-verletzt-taiwanesischen-luftraum/a-59387810

03.10.2021

PARTEITAG DER GRÜNEN                                                                                        Grünen-Mitglieder sollen Koalitionsvertrag billigen

dw.com, vom 02.10.2021

Die Grünen wollen ergebnisoffen in Sondierungsgespräche über ein Regierungsbündnis gehen. Auf einem kleinen Parteitag in Berlin wurde zudem beschlossen, die Mitglieder über einen Koalitionsvertrag abstimmen zu lassen.


Zitat: Die Grünen-Spitze hat von einem kleinen Parteitag das Mandat für Sondierungen zur Bildung einer Bundesregierung erhalten. Bei nur einer Enthaltung und ohne Gegenstimmen setzen die etwa 100 Delegierten in Berlin ein zehnköpfiges Sondierungsteam unter Führung der Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck ein.


Dem engeren Team für die Sondierungen gehören demnach außerdem die Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, Parlamentsgeschäftsführerin Britta Haßelmann, Bundesgeschäftsführer Michael Kellner, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Parteivize Ricarda Lang, die Bundestagsabgeordnete Claudia Roth und der Europaabgeordnete Sven Giegold an.


Der Leitantrag der Parteiführung wurde ohne Änderungen beschlossen. Darin wird keine Präferenz für eine Ampel-Koalition mit SPD und FDP oder für ein Jamaika-Bündnis mit CDU, CSU und FDP festgelegt.

Keine Festlegung, aber klare Ziele

Klarer Maßstab für eine künftige Regierung sei die Erneuerung - für Klimaschutz, für eine liberale Gesellschaft, für echten gesellschaftlichen Zusammenhalt, erklärte Parteichefin Baerbock. Das heiße, offen in Gespräche zu gehen.


Der Co-Vorsitzende Habeck ergänzte: "Wenn wir uns nicht komplett dämlich anstellen, werden wir in den nächsten vier Jahren diese Regierung nicht nur mittragen, sondern maßgeblich mitbestimmen". Man spüre "eine Lust, vielleicht einen Wagemut im Land, dass aus diesem Wahlergebnis auch etwas Gutes werden kann".


Nach ersten Gesprächen mit der FDP kommen die Grünen am Sonntagabend mit der SPD unter Kanzlerkandidat Olaf Scholz zusammen. Am Dienstag ist ein Treffen mit der Union geplant. Bei den Grünen wird nach Aussagen in Gesprächen am Rande des Parteitages damit gerecht, dass die Sondierungen vor Beginn von Koalitionsverhandlungen zwei bis drei Wochen dauern könnten.


Grünen-Vertreter haben mehrfach deutlich gemacht, dass sie größere inhaltliche Übereinstimungen mit der SPD sehen. Die Sozialdemokraten waren bei der Bundestagswahl am 26. September stärkste Fraktion geworden. Sie beanspruchen daher den Regierungsauftrag.

Vertraulichkeit soll gewahrt werden

Die Grünen beharren auf der Vertraulichkeit aller Gespräche. "Bei den letzten Sondierungen war es so, dass manchmal die Kommunikation über Twitter relevanter war als das, was im Raum geschehen ist", sagte Bundesgeschäftsführer Kellner unter Verweis auf die Jamaika-Gespräche mit der Union und der FDP 2017. Dies wollten die Grünen umkehren. "Es gibt einen gemeinsamen Willen aller Generalsekretäre, dass wir Vertraulichkeit wahren."

Grünen-Chefin Annalena Baerbock, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und FDP-Chef Christian LindnerKünftige "Ampel-Partner"? Grünen-Chefin Baerbock mit SPD-Kanzlerkandidat Scholz und dem FDP-Vorsitzenden Lindner


Die Grünen hatten sich am Freitag ein zweites Mal mit der FDP getroffen. Details wurden danach nicht bekannt. Beide Parteien sind entscheidend für die Bildung einer Koalition unter Führung der SPD oder der Union. Über die Aufnahme von konkreten Koalitionsverhandlungen soll bei den Grünen ein weiterer kleiner oder großer Parteitag entscheiden. Dies sei kurzfristig möglich. "Es würde wenige Tage brauchen, um das zu tun", sagte Kellner.

Urabstimmung unter allen 120.000 Mitgliedern

Über einen Koalitionsvertrag und das Personaltableau in einer Regierung sollen am Ende alle mehr als 120.000 Mitglieder per Online-Urabstimmung entscheiden. "Auch das können wir in sehr kurzer Zeit machen", so Kellner. "Das heißt unter zwei Wochen."


Es wäre das erste Mal in der Geschichte der Grünen, dass es eine Urabstimmung über einen Koalitionsvertrag auf Bundesebene gibt. Bei ihren ersten beiden Regierungsbündnissen mit der SPD 1998 und 2002 stimmten noch Parteitage über die Koalitionsverträge ab. 

gri/qu (rtr, afp)


Info: https://www.dw.com/de/grünen-mitglieder-sollen-koalitionsvertrag-billigen/a-59384800


Kommentar: "Auch das können wir in sehr kurzer Zeit machen" tönt es aus der Partei der inzwischen eingeübten Kriegs- und NATO-Versteher*innen.   -  Legal-Illegal-Scheißegal, wir sind auf alles gefasst, ganz gleich ob herrlich oder dämlich!  Thomas Bauer

03.10.2021

Linke will Wahlniederlage aufarbeiten                                                                    Wie Sahra Wagenknecht ihre Partei brüskiert

tagesspiegel.de, vom 02.10.2021, 21:29 Uhr, 

Die Linke will Konsequenzen aus ihrer Wahlschlappe ziehen. Doch ihr droht neuer Streit um Sahra Wagenknecht - die dem direkten Gespräch selbst aus dem Weg geht. 


Zitat: Dietmar Bartsch gab seinen Anhängerinnen und Anhängern zum Wochenende eine Durchhalteparole mit auf den Weg. „Wir sind noch da, wir stehen wieder auf, kommen zurück und zwar stark, geeint und entschlossen“, betonte der Linken-Fraktionschef. Unstrittig innerhalb seiner Partei ist in diesen Tagen aber nur der erste Teil des Satzes, denn die Linke hat es nur ganz knapp in den neuen Bundestag geschafft. Ob es der Linken gelingt, sich nach der schweren Wahlniederlage wieder aufzurappeln und sich dabei nicht heillos zu zerstreiten, das ist keineswegs sicher.


„Harte innerparteiliche Kämpfe um die zukünftige Ausrichtung der Partei sind absehbar“, heißt es in einer ersten Wahlanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Um nach der verheerenden Niederlage Streit auf offener Bühne zu vermeiden, riefen Parteivorstand und Fraktionsführung die Linken auf, sich mit Äußerungen in der Öffentlichkeit zurückzuhalten. An diesem Wochenende berät der 44-köpfige Parteivorstand in Berlin auf einer Klausurtagung über Konsequenzen aus der verlorenen Wahl. „Wir müssen in erster Linie eigene Fehler analysieren“, sagte die Parteichefin Janine Wissler am Samstagabend.


Als die neue Fraktion am Dienstag erstmals zusammenkam, sei die Stimmung nachdenklich gewesen, heißt es. Anders als in der Vergangenheit hätten nicht sofort Vorwürfe im Raum gestanden, stattdessen hätten sich Abgeordnete durchaus selbstkritisch zu Wort gemeldet. „Es ging nicht um die Fehler der anderen, sondern auch um eigene Fehler“, sagt ein Fraktionsmitglied.


Doch die größte innerparteiliche Kritikerin beteiligte sich an dieser Debatte nicht. Denn die Ex-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht, die als Spitzenkandidatin in Nordrhein-Westfalen wieder in den Bundestag eingezogen war, erschien gar nicht erst zur ersten Sitzung ihrer Fraktion. Umso größer war der Ärger bei einigen in der Partei, als zeitgleich ein Interview veröffentlicht wurde, in dem Wagenknecht einmal mehr mit ihrer Partei hart ins Gericht ging – trotz der Aufforderungen zur Zurückhaltung.


Selbst den Wahlabend verbrachte Wagenknecht nicht mit ihrer Partei

Selbst den Wahlabend hatte sie nicht mit ihrer Landespartei in Nordrhein-Westfalen verbracht. Auf der Wahlparty in Kreuzberg tauchte sie ebenfalls nicht auf, obwohl sie in Berlin war. Aus dem „Spiegel“ konnten ihre Parteifreunde nun erfahren, dass Wagenknecht am Wahlabend mit einem Redakteur des Blattes ein italienisches Restaurant besucht hatte.


[Lesen Sie bei Tagesspiegel Plus ein Interview mit Sahra Wagenknecht.]


Ihre Positionen verkündet Wagenknecht lieber in Interviews und Talkshows, als sie parteiintern zu verteidigen. Im Frühjahr hatte sie in einem Buch eine „Lifestyle-Linke“ kritisiert, ihrer Partei warf sie Selbstgerechtigkeit und falsche Themensetzungen vor. Gerade die jüngeren Mitglieder, die den Klimaschutz nach vorn bringen wollen, fühlen sich von ihr brüskiert. Einige beantragten vergeblich Wagenknechts Ausschluss. Der Konflikt trug dazu bei, dass die Linke als tief zerstrittene Partei wahrgenommen wurde. „In vielen Fragen, die zentral waren, haben wir zu sehr mit unterschiedlicher Stimme gesprochen“, sagt Wissler.


Die Wahlniederlage könnte nun den jahrelangen Streit um Wagenknecht wieder aufleben lassen. Der Abgeordnete Alexander Ulrich, der Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz war, bemängelte den Umgang mit der Ex-Fraktionschefin. Es sei nicht richtig, eine der beliebtesten Politikerinnen in den eigenen Reihen jahrelang zu bekämpfen. Dafür habe man nun die Quittung erhalten. Dagegen kritisierte Ulrich Schneider, Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und Linken-Mitglied, dass Wagenknecht wenige Monate vor der Wahl eine „Abrechnung mit ihrer Partei oder Teilen ihrer Partei“ veröffentlicht habe.


Parteichefinnen bemühen sich um Schadensbegrenzung

Die Parteivorsitzenden, die um Schadensbegrenzung bemüht sind, riefen Wagenknecht und ihre Gegner gleichermaßen zur Zurückhaltung auf. „Die Erwartung an alle unsere Mitglieder ist, dass wir gemeinsam an der Neuaufstellung der Partei Die Linke arbeiten. Das betrifft sowohl Sahra Wagenknecht als auch die Mitglieder, die Sahra Wagenknecht kritisieren“, sagte die Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow.


Es gehört im übrigen zur Ironie dieses Wahlergebnisses, dass die Linke ihren Wiedereinzug ins Parlament auch einem Mann verdankt, der zu den Wagenknecht-Unterstützern gezählt wird. Der Leipziger Abgeordnete Sören Pellmann, der neben Gregor Gysi und Gesine Lötzsch das dritte Direktmandat gewonnen hat, forderte seine Partei auf, den Streit beizulegen. „Wir sollten es sofort beenden, dass wir innerparteiliche Streitigkeiten auf einer persönlichen Ebene führen“, sagte er dem Tagesspiegel.


Die Linke müsse sich wieder auf das besinnen, was sie groß gemacht habe: „nah bei den Menschen“ zu sein. Dass es in vier Jahren noch einmal gelingen kann, drei Direktmandate zu holen, ist aus Pellmanns Sicht keineswegs sicher. „Aber die meisten von uns haben erkannt: Das ist jetzt die letzte Chance, die wir haben.“


Im Parteivorstand zeigte sich allerdings auch, wie tief die Gräben bei den Linken sind. Einige kritisierten das strategische Bündnis, das die ostdeutschen Reformer in der Fraktion vor Jahren mit dem Wagenknecht-Lager geschlossen hatten. Bartsch, gegen den sich diese Kritik vor allem richtete, hatte die Sitzung da bereits verlassen.


Info: https://www.tagesspiegel.de/politik/linke-will-wahlniederlage-aufarbeiten-wie-sahra-wagenknecht-ihre-partei-brueskiert/27671652.html


Kommentar: Auch hier stellt sich die Frage " Quo vadis? " zwischen den "NATO-Verstehern" und der "Nie wieder Krieg"-Fraktion.    Thomas Bauer

02.10.2021

OFFENER BRIEF HOLOCAUSTÜBERLEBENDER UND NACHFAHREN AN DIE MEDIEN

mwgfd.de, 15.09.2021

Nachdem uns die erschreckende Meldung erreichte, dass die staatlich finanzierten Medien Professor Sucharit Bhakdi als Antisemiten beschuldigt haben, haben wir uns entschlossen, diesen Brief zu schreiben. Wir stehen hinter Professor Bhakdi, weil er die Wahrheit spricht.


Sie, die Medien, haben das Volk jahrelang belogen, indem Sie falsche Lehren aus dem Holocaust gepredigt haben. Das ist nicht die Lehre aus dem Holocaust, dass Juden nicht getötet oder in Frage gestellt werden dürfen. Kein Mensch darf getötet werden!


Die Lehre aus dem Holocaust ist, dass man nicht zusehen und nicht mitmachen darf, wenn eine Minderheit verfolgt wird. Sie haben den Holocaust für das Gegenteil instrumentalisiert: um den Menschen den Willen zu nehmen, sich gegen Unrecht zu wehren. Und auf diese gottlose Weise haben Sie einen neuen Holocaust vorbereitet und sind dabei, ihn umzusetzen.


Wir warnen ausdrücklich davor, dass sich ein weiterer Holocaust entfaltet, nur größer und raffinierter. Die Brutalität, mit der Sie die Opposition sowohl verbal als auch physisch bekämpfen, verleugnen, verletzen und demütigen, dient dazu, die Wahrheit zu unterdrücken. Zerstörte Existenzen, Wohnungsdurchsuchungen, Berufsverbote, Zwangsanweisungen in die Psychiatrie und Schlimmeres – das könnte die Geschichte aus unserem Leben sein, doch ist das die Realität die wir in Deutschland beobachten.


Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen.


Yoel Abraham

Freida Weber

Samuel Abraham

N. Rubin

Chana Poper

Yocheved Werzberger

Miriam Weiss

Yoel Gereidi

Z. Fogel

A. E. Friedrich

Y. Friedrich

Hershel Indig

Yisocher Dov Rumpler

Yakov Cohen

Joel Sabel

Chaim Vigder

Shaindy Vigder

M. Wagschal

Eliazer Werzberger

A. Freilich

Yidel Lichter

Hillel Handler

Mascha Orel

Leah Lichter

Solomon Diamand

Chaim A. Weiss

Sarah Weiss

Cheskel Hocheiser

Genendel Kernkarut

Elye Glick

Faiga Glick

Joel Bernbaum

Andrea Drescher

***

Dr. Bhakdi hat nichts falsch gemacht. Er hat lediglich angedeutet, dass der Begriff „Impfen macht frei“ eine unheimliche Ähnlichkeit mit dem Slogan am Tor von Auschwitz hat, was völlig richtig ist.

Bitte hören Sie auf, diesen guten Mann anzugreifen, der sicherlich kein Antisemit ist.

Rabbiner William Handler

Brooklyn, NY

Geboren in Satumare, Rumänien

Holocaust-Überlebender

***

Ich lebe, weil meine Großmutter ungehorsam war, als befohlen wurde, dass sich Juden versammeln. Wie jetzt mittels Druckes und Angst in die Impfzentren angetrieben wird. Ich lebe, weil anständige Menschen ungehorsam waren, als ihnen verboten wurde, Juden zu verstecken. Genauso wie jetzt Sucharit Bhakdi und andere anständige Menschen ungehorsam sind, um Leben zu retten. Sie dafür mit dem Begriff „Antisemit“ zu bestrafen, ist eine ungeheuerliche Heuchelei.

Mascha Orel

***

Meine Großeltern und meine Mutter waren aufgrund ihrer jüdischen Herkunft in Bergen-Belsen, ich bin zwar nicht religiös, dieses Erbe begleitet mich aber seit meiner Jugend und ich reagiere bei Antisemitismus in jeder Form sehr empfindlich. Wer Prof. Bhakdi aufgrund einer unglücklichen Formulierung als Antisemiten bezeichnet, hatte noch nie mit Antisemiten zu tun. Man macht das wohl mit dem Ziel, diesen menschlichen und emotional engagierten Wissenschaftler auf der persönlichen Ebene zu diskreditieren. Dagegen möchte ich meine Stimme erheben. Was auch immer das wert ist.

Andrea Drescher

***

Unmittelbar nach dem Beitrag von Herrn Wulf Rohwedder (ARD), in dem Prof. Bhakdi als Antisemit stigmatisiert wurde, haben wir mehrere Sender angeschrieben. Wir haben richtiggestellt, dass der ständige Missbrauch des Begriffs „Antisemit“ keineswegs der Sicherheit der Juden dient. Das Gegenteil ist der Fall. Von keinem der Verantwortlichen kam eine Antwort, noch erfolgte eine öffentliche Entschuldigung. Nun melden sich diejenigen zu Wort, die am besten wissen, wie es sich anfühlt, stigmatisiert und verfolgt zu werden.


Ruth Machnes und Arie Suchovolsky, Juristen, Tel-Aviv, Israel, +972 03-5663222, as@suchovolsky.co.il.


Brief als PDF-Dateihttps://www.mwgfd.de/wp-content/uploads/2021/09/For-Sucharit-Bhakdi_signed_DE.pdf    


Info: 
https://www.mwgfd.de/offener-brief-holocaustueberlebender-und-nachfahren-an-die-medien/?fbclid=IwAR2WE1DVvYwj_L4xyOdWxhcXy7d0Og2TEFmMlp_ZzhaQ2udtiP43dPA28jc
02.10.2021

Die Positionen der Parteien zur „epidemischen Lage nationaler Tragweite“ und die Zukunft der Corona-Politik

multipolar-magazin.de, vom 21. September 2021, Karsten Montag 5 Kommentare

Es zeichnet sich ab, dass die Große Koalition nach der Bundestagswahl, wenn überhaupt, nur noch über eine sehr knappe Mehrheit verfügen wird. Was dies für die zukünftige Corona-Politik bedeutet, lässt sich am bisherigen Abstimmungsverhalten der Parteien zur Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite sowie der zugehörigen Begründungen erahnen.

Deutscher Bundestag, Umbau während der Sommerpause | Bild: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm


   

Die Positionen der Parteien zur „epidemischen Lage nationaler Tragweite“ und die Zukunft der Corona-PolitikEs zeichnet sich ab, dass die Große Koalition nach der Bundestagswahl, wenn überhaupt, nur noch über eine sehr knappe Mehrheit verfügen wird. Was dies für die zukünftige Corona-Politik bedeutet, lässt sich am bisherigen Abstimmungsverhalten der Parteien zur Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite sowie der zugehörigen Begründungen erahnen.


Am 25. März 2020 brachte die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD den Entwurf des Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite zur Abstimmung in den Bundestag und beantragte die erstmalige Feststellung dieser Notlage durch das Parlament. Mit Handzeichen und Aufstehen der Abgeordneten stimmte der Bundestag unter Enthaltung der Fraktionen der AfD und DER LINKEN sowohl für das Gesetz als auch für die Feststellung der Notlage (Video hier ab 41:40 min).


Bis auf die Abstimmungen am 25. März 2020 sowie am 4. März 2021 fanden alle weiteren Abstimmungen namentlich statt, so dass zu erkennen ist, welche Abgeordneten dafür oder dagegen gestimmt beziehungsweise sich enthalten oder ihre Stimme nicht abgegeben haben. Die Erkenntnisse, die sich daraus gewinnen lassen, sind zum Teil überraschend und lassen Rückschlüsse auf die weitere Corona-Politik in Deutschland nach der Wahl zu.


Schwindende Mehrheiten für die Corona-Politik der Bundesregierung


Bei der Betrachtung der Abstimmungsergebnisse fällt zunächst auf, dass die Zustimmung für die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite in den namentlichen Abstimmungen kontinuierlich abgenommen hat.


















Abbildung 1: Eigene Darstellung, Datenquelle: Bundestag. Bei den mit Stern gekennzeichneten Datumsangaben fand die Abstimmung mittels Handzeichen statt, daher sind dort jeweils die Stimmen der Abgeordneten der gesamten Fraktion angegeben.


Zu beachten ist, dass die hohen Zustimmungswerte am 25. März 2020 sowie am 4. März 2021 in der oben stehenden Abbildung daraus resultieren, dass die Abstimmungen nicht namentlich, sondern mit Handzeichen durchgeführt wurden. Im Diagramm wurde das jeweilige Votum der Fraktion mit den Stimmen aller Abgeordneten der Partei gewertet.


Auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass die Abgeordneten, die am 25. August 2021 ihre Stimme nicht abgegeben haben, mit ihrem Votum theoretisch das Ergebnis hätten verändern können. Die hohe Anzahl von nicht abgegebenen Stimmen am 25. August lässt sich teilweise darauf zurückführen, dass diese Sitzung außerplanmäßig in der Sommerpause des Bundestages abgehalten wurde und die Abgeordneten andere Terminverpflichtungen hatten. Auffällig ist jedoch, dass mit sinkender Zahl der Enthaltungen die Anzahl der nicht abgegebenen Stimmen gestiegen ist.


Sahra Wagenknecht antwortete am 28. August auf der Plattform Abgeordnetenwatch auf die Frage, warum sie nicht gegen die Verlängerung der epidemischen Lage gestimmt hat, die Bundestagssitzung hätte außerplanmäßig in der sitzungsfreien parlamentarischen Sommerpause stattgefunden und bei ihre wäre es zu einer Terminkollision gekommen.


Auch Wolfgang Kubicki, einer der prominentesten Kritiker der Corona-Politik der Bundesregierung, wurde mehrere Male auf Abgeordnetenwatch die Frage gestellt, warum er bei der namentlichen Abstimmung am 25. August 2021 seine Stimme nicht abgegeben hat. Bis heute hat er darauf nicht geantwortet.


Die schwindende Zustimmung zur Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite liegt in einem veränderten Abstimmungsverhalten der Oppositionsparteien, jedoch auch in einer wachsenden Ablehnung der Notlage bei den Abgeordneten der Regierungsparteien, insbesondere bei der Fraktion der CDU/CSU, begründet. Wie sich die Abstimmungsverhältnisse im Laufe der Corona-Krise bei den einzelnen Parteien verändert hat und welche Begründungen dafür angeführt wurden, soll im Folgenden näher beleuchtet werden.


CDU/CSU: Immer mehr Abweichler vom Regierungskurs


















Abbildung 2: Eigene Darstellung, Datenquelle: BundestagBei den mit Stern gekennzeichneten Datumsangaben fand die Abstimmung mittels Handzeichen statt, daher sind dort jeweils die Stimmen der Abgeordneten der gesamten Fraktion angegeben.


Der Großteil der Abgeordneten der Fraktion der CDU/CSU hat am 25. August 2021 für die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite gestimmt. Auf der Webseite von CDU/CSU begründete der Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus die Zustimmung mit den Argumenten, „dass es zwei fachliche Voraussetzungen für diese Verlängerung der epidemischen Lage gäbe: Erstens, die Weltgesundheitsorganisation gehe noch immer von einem Notstand aus, zweitens, es läge weiterhin eine dynamische Entwicklung des Infektionsgeschehens vor. Zudem, so Brinkhaus, benötigten die Bundesländer diese Feststellung der epidemischen Lage als rechtliche Grundlage für ihre eigenen Verordnungen.“


Die Zustimmung für die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite ist jedoch in der Bundestagsfraktion der CDU/CSU seit Beginn der Corona-Krise sukzessiv gesunken, während die Gegenstimmen stetig zugenommen haben. Die Liste der Abgeordneten der CDU/CSU, die am 25. August 2021 gegen die Verlängerung gestimmt beziehungsweise ihre Stimme nicht abgegeben haben, jedoch bereits am 11. Juni 2021 dagegen votiert haben, zählt 19 Parlamentarier. Einige dieser Abgeordneten der CDU/CSU haben auf ihrer Homepage Begründungen für ihre Entscheidung angegeben. Die Argumente klingen durchweg sehr ähnlich:


    „Die Hälfte der Bundesbürger und fast alle Risikogruppen sind vollständig geimpft und die Intensivstationen leer. (…) Bei genauer Betrachtung der zur Zeit vorliegenden neuen Daten besteht kein Grund zur Panik. (…) Weitere Kennziffern zur Bewertung, wie z. B. die Belegungsqote der Intensivstationen in den Krankenhäusern, müssen berücksichtigt werden.“ – Michael von Abercron



„Derzeit liegt meines Erachtens keine Notlage nationaler Tragweite mehr vor, die Grundrechtseinschränkungen rechtfertigen und das Regieren über die parlamentarische Mitwirkung durch Regierung per Verordnung ersetzen.“ – Veronika Bellmann                                                                                                                                                                                                          „Die Anzahl der in Deutschland an Corona Erkrankten, aber auch die Bettenbelegung in den Krankenhäusern lassen schon seit längerem keine Notlage mehr erkennen.“ – Jens Koeppen                                                                                                                                                                    „Während zu Beginn der Pandemie keinerlei Erkenntnisse und Daten darüber vorlagen, wie ansteckend das Virus ist und welche medizinischen Folgen es für die Bevölkerung und die Gesellschaft nach sich zieht, wissen wir heute, dass die Krankheit in den allermeisten Fällen glücklicherweise einen milden Verlauf nimmt.“ – Saskia Ludwig                                                                                                                                                                                                                                    „Wir wollten unser Gesundheitssystem vor Überlastungen schützen, eine Überlastung ist derzeit nicht erkennbar und deutet sich auch nicht an.“ – Sylvia Pantel                                                                                                                                                                                                                        „Allgemein anerkanntes Ziel der mit der 'epidemischen Lage von nationaler Tragweite' einhergehenden Maßnahmen war es stets, eine Überlastung des deutschen Gesundheitssystems zu vermeiden. Von einer solchen Überlastung sind wir heute weit entfernt.“ – Jana Schimke                                                                                                                                                                                                                                                                                                            „Angesichts des bislang erreichten großen Impffortschritts, der niedrigen Inzidenzwerte und der geringen Hospitalisierung sowie der geringen Anzahl an coronabedingten Sterbefällen kann (...) zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr von einer ‚epidemischen Lage von nationaler Tragweite‘ gesprochen werden.“ – Ingo Wellenreuther                                                                                                                                                                        Des Weiteren haben fünf dieser Abgeordneten, namentlich Albert Weiler, Sylvia Pantel, Dietlind Tiemann, Veronika Bellmann und Hans-Jürgen Irmer sowie Florian Post, Mitglied der SPD-Fraktion, am 10. Juni 2021 einen Aufruf an ihre Kolleginnen und Kollegen im Bundestag veröffentlicht, am Folgetag gegen die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite zu stimmen:

„Wir müssen im Sinne des Volkes handeln. Der Schutz der Gesundheit ist lange genug die einzige Leitlinie der politischen Entscheidungen gewesen. Wir haben die Gesundheit der Menschen geschützt – zumindest die körperliche. Jetzt muss es um den Schutz der seelischen Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands und um den Zusammenhalt in der Gesellschaft gehen.“

Auffällig sowie für zukünftige Abstimmungen im Bundestag zu Verlängerungen der Notlage möglicherweise ausschlaggebend ist die Tatsache, dass 18 der 19 CDU/CSU-Abgeordneten, die gegen den Regierungskurs gestimmt haben, über Direktmandate in den Bundestag eingezogen sind. Sie müssen nicht befürchten, aufgrund ihrer abweichenden Meinung von ihrer jeweiligen Partei auf einen schlechteren Listenplatz „strafversetzt“ zu werden, so dass sie nach der Wahl nicht mehr in den Bundestag einziehen können.


SPD: bis auf zwei Ausreißer auf Linie der Bundesregierung


















Abbildung 3: Eigene Darstellung, Datenquelle: BundestagBei den mit Stern gekennzeichneten Datumsangaben fand die Abstimmung mittels Handzeichen statt, daher sind dort jeweils die Stimmen der Abgeordneten der gesamten Fraktion angegeben.


Bis auf die Abgeordneten Marcus Held und Florian Post, der sich in der Bild-Zeitung öffentlich gegen die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite geäußert hat, stimmten die Mitlieder der SPD-Bundestagsfraktion für die jeweiligen Verlängerungen, gaben ihre Stimme nicht ab oder enthielten sich. Die Verlängerung der Notlage am 25. August 2021 begründet die SPD-Fraktion so:

„Die hohe Zahl an Neuinfektionen, eine steigende 7-Tage-Inzidenz und eine zunehmende Auslastung der Krankenhäuser sprechen eine deutliche Sprache: Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden. Im Gegenteil: In Deutschland, aber auch weltweit breitet sich das Virus dynamisch aus – vor allem in Form der stark ansteckenden Delta-Variante.“

AfD: Von Beginn an Skepsis und Ablehnung


















Abbildung 4: Eigene Darstellung, Datenquelle: BundestagBei den mit Stern gekennzeichneten Datumsangaben fand die Abstimmung mittels Handzeichen statt, daher sind dort jeweils die Stimmen der Abgeordneten der gesamten Fraktion angegeben.


Die AfD enthielt sich gemeinsam mit der Fraktion DIE LINKE am 25. März 2020 bei der Abstimmung über die erste Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Danach stimmten die Abgeordneten der AfD konsequent gegen eine Verlängerung.


Die Ablehnung der Verlängerung am 25. August 2021 wird mit dem Argument begründet, dass die Einstufung der WHO, es läge eine Pandemie vor, sowie die Gefahr der Einschleppung einer bedrohlichen übertragbaren Krankheit nicht ausreichten, um weiterhin eine epidemische Lage von nationaler Tragweite in Deutschland auszurufen. Die Krankheit hätte sich längst in Deutschland ausgebreitet, und es bestehe keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit in Deutschland. Wegen COVID-19 sei weder das Gesundheitswesen überlastet noch stehe der Öffentliche Gesundheitsdienst an der Überlastungsgrenze.


In einem Antrag, den die Fraktion der AfD am 25. August 2021, am Tag der Abstimmung über die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite, in den Bundestag eingebracht hatte, forderte die Partei zudem ein sofortiges und bedingungslose Ende der Notlage sowie die Entwicklung eines Konzeptes, wie zukünftig auf wissenschaftlicher Basis ein erneutes Herunterfahren des öffentlichen Lebens verhindert werden kann.


FDP: Wende von Befürwortung über Skepsis zum Gegner der Regierungspolitik


















Abbildung 5: Eigene Darstellung, Datenquelle: Bundestag. Bei den mit Stern gekennzeichneten Datumsangaben fand die Abstimmung mittels Handzeichen statt, daher sind dort jeweils die Stimmen der Abgeordneten der gesamten Fraktion angegeben.


Die Fraktion der FDP hat seit dem Beginn der Corona-Krise eine 180 Grad-Wende hinsichtlich der Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite vollzogen. Zu Beginn haben die Parlamentarier dieser Partei dafür gestimmt, Ende 2020 und Anfang 2021 haben sie sich enthalten, und bei den letzten beiden Abstimmung votierten sie dagegen.


In zwei Reden vor dem Bundestag begründete die FDP ihre Ablehnung am 25. August 2021 mit den Argumenten, dass die Pandemie zwar nicht vorbei sei, durch die Impfungen sich jedoch eine neue Situation ergeben hätte und die Entscheidung über weitere Maßnahmen nicht pauschal an die Bundesregierung abgetreten werde dürfe und zurück ins Parlament gehöre. Zudem läge eine Überlastung des deutschen Gesundheitswesens nicht vor (siehe hier, Seite 65 und Seite 77).


Die Ablehnung der Verlängerung der Notlage am 25. August 2021 war zudem geknüpft an einen Antrag der Fraktion der FDP, den sie einen Tag zuvor in den Bundestag eingebracht hatte. Darin wird eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes gefordert, um niedrigschwellige Maßnahmen des Infektionsschutzes wie Testungen an Schulen oder die Anordnung der Verarbeitung von Kontaktdaten auch nach dem Ende der Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite fortsetzen zu können. Hintergrund ist ein geordneter Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen, welcher inzidenzgekoppelte, automatisierte Grundrechtseinschränkungen auch bei einer unerwarteten Entwicklung der pandemischen Lage ausschließen soll.


Zick-Zack-Kurs bei der LINKEN


















Abbildung 6: Eigene Darstellung, Datenquelle: Bundestag. Bei den mit Stern gekennzeichneten Datumsangaben fand die Abstimmung mittels Handzeichen statt, daher sind dort jeweils die Stimmen der Abgeordneten der gesamten Fraktion angegeben.


Wie die Fraktion der AfD hat sich DIE LINKE bei der ersten Feststellung der epidemischen Lage von nationaler Trageweite der Stimme enthalten. Auch bei der namentlichen Abstimmung am 18. November 2020 zur Verlängerung der Notlage haben sich die Abgeordneten DER LINKEN größtenteils enthalten. Ein kleiner Teil hat gegen die Verlängerung gestimmt.


Bei der Abstimmung am 4. März 2021 hat jedoch die Fraktion per Handzeichen für die Verlängerung gestimmt (Video hier ab 02:46:10). Dies ist verwunderlich, da kurz vor der Abstimmung die Abgeordnete der LINKEN Susanne Ferschl in der Aussprache explizit geäußert hatte: „Der Bundestag soll nun die epidemische Lage im Dreimonatsrhythmus beschließen. […] Regieren per Verordnung bleibt weiter möglich. Das ist mit uns nicht zu machen, und deshalb lehnen wir das ab.“ (PDF hier, Seite 16 und Video hier ab 00:25:45)


Nach mehreren unbeantworteten Anfragen an die Fraktion DIE LINKE und die Abgeordnete Susanne Ferschl äußerte sich der LINKEN-Abgeordnete und europapolitische Sprecher der Partei Andrej Hunko zum Abstimmungsverhalten seiner Fraktion am 4. März 2021 gegenüber Multipolar wie folgt:

„[Den] Gesetzentwurf der Koalition zur Fortgeltung der die epidemische Lage von nationaler Tragweite betreffenden Regelungen […] hat DIE LINKE [...] per Handzeichen [am 25.08.2021] abgelehnt. Ein Problem ist jedoch, dass an die Feststellung der ELNT [Epidemische Lage von nationaler Tragweite, Anm. d. Verf.] auch durchaus positive Maßnahmen gekoppelt sind, wie beispielsweise Hilfsgelder, Überbrückungshilfen etc. Wir haben diese Kopplung immer kritisiert. In der Fraktion gab es unterschiedliche Ansichten darüber, wie eine Ablehnung der Verlängerung interpretiert würde. Einerseits war ein Argument, dass dadurch der Eindruck erweckt würde, es gäbe keine Pandemie mehr. Andererseits wurde befürchtet, dass man durch eine Ablehnung auch die Hilfsmaßnahmen ablehnen würde. Ich habe diese Sicht nicht geteilt, Mehrheitsmeinung war jedoch, dass man die Gesetzesänderung ablehnen müsse, aber dem Fortbestehen der ELNT zustimmen.“

Andrej Hunko war einer der wenigen Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE, die bereits am 18. November 2020 gegen die Verlängerung der Notlage gestimmt haben. Bei der nächsten Abstimmung zur Fortsetzung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite am 11. Juni 2021 haben die Abgeordneten der LINKEN bis auf 17 nicht abgegebene Stimmen hingegen geschlossen gegen eine Verlängerung gestimmt. Eine ausführliche Begründung für dieses Abstimmungsverhalten sucht man jedoch auf der Webseite der Bundestagsfraktion der Partei vergeblich. In einem Newsletter vom 16. Juni 2021 steht in der Überschrift eines weiterführenden Textes über die Abstimmung:

„Auch in der Krise geht es nur demokratisch, bekräftigte Gesine Lötzsch in der Debatte zur Fortsetzung der epidemischen Lage nationaler Tragweite am vergangenen Freitag. ‚Die Bundesregierung hat anschaulich bewiesen, dass ohne eine effektive Kontrolle des Parlaments alles völlig aus dem Ruder läuft‘, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende.“

Klickt man auf „Weiterlesen“, erhält man eine Fehlermeldung, dass die zugehörige Seite nicht auffindbar ist. Die Seite wurde also wahrscheinlich gelöscht, ohne die entsprechenden Verweise darauf zu entfernen.


Über die Auseinandersetzungen, die hinsichtlich der Corona-Politik bei den LINKEN hinter verschlossenen Türen geführt werden, kann man nur mutmaßen. Auch im Vorfeld der Abstimmung zur Verlängerung der Notlage am 25. August 2021 ist die offensichtliche Zerstrittenheit der Fraktion hinsichtlich der Bewältigung der Corona-Krise an den unterschiedlichen Äußerungen der LINKEN-Politiker ablesbar. Während der LINKEN-Abgeordnete und parlamentarische Geschäftsführer der Partei Jan Korte, der ebenso wie 17 weitere Abgeordneten der LINKEN bereits im November 2019 für eine Masern-Impfpflicht für Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen stimmte, eine Herdenimmunität gegen SARS-CoV-2 mithilfe von Massenimpfungen anstrebt, kritisiert die Abgeordnete Sahra Wagenknecht den Druck, der auf Ungeimpfte ausgeübt wird, und schreibt auf Twitter, dass kostenpflichtige Tests falsch sind, da auch Geimpfte infektiös seien.


Die mehrheitliche Ablehnung der Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite am 25. August 2021 durch die Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE wird offiziell nicht mit einer mangelnden Wirksamkeit der Maßnahmen, sondern mit der Unfähigkeit der Bundesregierung im Umgang mit der Pandemie begründet.


Grüne: Ehrliche Wende oder taktisches Abstimmungsverhalten?


















Abbildung 7: Eigene Darstellung, Datenquelle: Bundestag. Bei den mit Stern gekennzeichneten Datumsangaben fand die Abstimmung mittels Handzeichen statt, daher sind dort jeweils die Stimmen der Abgeordneten der gesamten Fraktion angegeben.


Bis auf wenige Enthaltungen und nicht abgegebene Stimmen haben die Abgeordneten der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen vier Mal in Folge für die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite gestimmt. Am 25. August votierten die Abgeordneten der Partei das erste Mal gegen die Verlängerung der Notlage. Auf ihrer Webseite gibt die Fraktion dafür folgenden Grund an:

„Die Covid-19-Pandemie ist noch längst nicht zu Ende. Vorsicht ist weiter geboten. Aber die Situation hat sich geändert, insbesondere durch die Zahl der Geimpften. Deshalb haben wir gegen die unveränderte erneute Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite gestimmt. Für die Einschränkung von Freiheitsrechten setzt das Grundgesetz enge Grenzen.“

Die Ablehnung ist jedoch verbunden mit dem Vorschlag einer rechtssicheren Übergangsregelung, welchen die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen am 24. August in den Bundestag eingebracht hat. Darin wird eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes gefordert, um nach dem Ende der Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite Maßnahmen wie Abstandsgebote, Maskenpflicht, Hygienekonzepte in Betrieben und für Ansammlungen von Menschen, Zugangsbeschränkungen für nicht Geimpfte oder nicht Getestete sowie Kontaktdatenverarbeitung weitere sechs Monate aufrecht zu erhalten.


Die Ablehnung der Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite durch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen ist also eine Mogelpackung. Tatsächlich will die Partei die Dauer für einen Großteil der Maßnahmen, die durch die Notlage legitimiert werden, von drei auf neun Monate verlängern.


Nicht abgegebene Stimmen wegen Fraktionsdruck?


Ein Fraktionszwang bei Abstimmungen ist in Deutschland verfassungswidrig. Gemäß Artikel 38, Absatz 1 des Grundgesetzes sind Volksvertreter „an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“. Andererseits ist Fraktionsdisziplin bei Entscheidungen in den Parlamenten gang und gäbe und sogar Gegenstand von Koalitionsverträgen. Am 12. März 2018 legten CDU/CSU und SPD in einem dieser Verträge fest (PDF, S. 173):

„Im Bundestag und in allen von ihm beschickten Gremien stimmen die Koalitionsfraktionen einheitlich ab. Das gilt auch für Fragen, die nicht Gegenstand der vereinbarten Politik sind. Wechselnde Mehrheiten sind ausgeschlossen.“

Eine Möglichkeit, Abgeordnete, die sich nicht an die Fraktionsdisziplin halten, zu sanktionieren, ist eine Verbannung auf einen unteren Listenplatz bei der nachfolgenden Wahl. Dadurch verringern sich die Chancen, erneut ins Parlament einzuziehen. Die Listenwahl mag zwar die personelle Planbarkeit der Fraktionen erleichtern, führt womöglich jedoch dazu, dass Abgeordnete eben doch nicht allein nach ihrem Gewissen entscheiden, sondern der Verbleib im Bundestag über eine Wahlperiode hinaus mit samt seinen Vorzügen wie hohem gesellschaftlichen Ansehen, entgeltlicher Vergütung, Pensionen und ähnlichem das Abstimmungsverhalten beeinflusst.


Es ist daher möglich, dass einige Abgeordnete sich dem Druck ihrer Fraktion, für oder gegen einen Antrag im Bundestag zu stimmen, durch die Nichtabgabe ihrer Stimme entziehen, sowohl in der Regierungskoalition als auch bei der Opposition. Ob der Bundestag jedoch ohne Fraktionsdruck am 25. August 2021 gegen die Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite gestimmt hätte, ist hochspekulativ.


Ausblick


Gemäß Wahltrend vom 17. September 2021 würde die aktuelle Große Koalition aus CDU/CSU und SPD nur noch über eine knappe Mehrheit von neun Stimmen im Bundestag verfügen.




















Abbildung 8: Eigene Darstellung, Datenquelle: Bundestag


Sollte die Große Koalition nach der Wahl fortgeführt werden, könnten die insgesamt 21 Abweichler aus den beiden derzeitigen Regierungsparteien eine zukünftige Verlängerung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite unter den aktuellen gesetzlichen Voraussetzungen verhindern. Alle anderen Oppositionsparteien im Bundestag haben sich für einen geordneten Ausstieg aus der Notlagen-Politik ausgesprochen. Die AfD will das sofortige Ende aller Maßnahmen, die FDP will lediglich noch niedrigschwellige Maßnahmen und fordert, ebenso wie die LINKE und Bündnis 90/die Grünen, jede einzelne Maßnahme nur noch im Bundestag zu entscheiden.


Es ist also abzusehen, dass sich für eine Corona-Politik auf Basis von Notverordnungen nach der Wahl am 26. September höchstwahrscheinlich keine Mehrheit mehr im Bundestag finden lässt. Wie schnell wir in Deutschland dann ein Ende der Maßnahmen wie derzeit in Schweden, Dänemark und Großbritannien erfahren, hängt stark davon ab, ob es weiterhin bei einer großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD bleibt und welche Partei eventuell als dritter Koalitionspartner hinzustößt.


Über den Autor: Karsten Montag, Jahrgang 1968, hat Maschinenbau an der RWTH Aachen, Philosophie, Geschichte und Physik an der Universität in Köln sowie Bildungswissenschaften in Hagen studiert. Er war viele Jahre Mitarbeiter einer gewerkschaftsnahen Unternehmensberatung, zuletzt Abteilungs- und Projektleiter in einer Softwarefirma, die ein Energiedatenmanagement- und Abrechnungssystem für den Energiehandel hergestellt und vertrieben hat.


Info: 
https://multipolar-magazin.de/artikel/positionen-der-parteien
01.10.2021

”Wipe out WEF!” - oder doch nicht?: die Kontroverse um das World Economic Forum 1998-2005 als Folge von sozialem Wandel und neuem Strukturwandel der Öffentlichkeit   von Franz Egle

Originally published at: Egle, Franz. ”Wipe out WEF!” - oder doch nicht?: die Kontroverse um das World Economic Forum 1998-2005 als Folge von sozialem Wandel und neuem Strukturwandel der Öffentlichkeit. 2009, University of Zurich, Faculty of Arts.


Abstract: In der Dissertation wird untersucht, wieso mit einem Höhepunkt im Oktober 2001 über das WEF in den Medien zunehmend kontrovers berichtet wurde. Der empirische Teil basiert auf einer standardisierten Inhaltsanalyse der Berichterstattung in der Schweizer Presse zwischen 1998 und Juni 2005.


Info: https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/77176/1/20090660_002443614.pdf 142 Seiten


Kommentar (übernommen): " . . hier nochmal eine Doktorarbeit, die auch den Widerstand der linken Szene in den Anfängen des WEFs beschreibt...jetzt ist das WEF grün und links und hat damit seinen größten Gegner abgestellt.."   Thomas Bauer

01.10.2021

Russland im Militärmaßstab                                                                          Bundeswehr lässt hochauflösende Landkarten von Russland herstellen. EU fordert neue Sanktionen, Berliner Denkfabrik will "Wandel in Russland" fördern, YouTube sperrt RT DE.

german-foreign-policy.com, 1. Oktober 2021

BERLIN/MOSKAU(Eigener Bericht) - Die Bundeswehr hat einen Auftrag zur "Herstellung und Lieferung" hochauflösender Landkarten von Russland vergeben. Es gehe um Wanderkarten "im Militärmaßstab", heißt es in einem Bericht. Deutschland sei Teil eines Kooperationsnetzwerks, in dem sich 32 Staaten - gruppiert um einen NATO-Kern - "wechselseitig mit Fotos und Karten versorgen". Die Beschaffung der militärisch nutzbaren Karten erfolgt, während die Spannungen zwischen dem Westen und Russland immer weiter anschwellen. Zuletzt hat die EU mit neuen Sanktionen gedroht. Bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) heißt es, es seien nicht nur neue "Investitionen in die Verteidigungsfähigkeit im Rahmen von NATO und EU" zu tätigen; es gelte darüber hinaus den "Wandel in Russland" durch intensive Kontakte in die russische Gesellschaft zu fördern. Gleichzeitig sperrt der US-Konzern Google auf seiner Videoplattform YouTube den deutschsprachigen Ableger des Auslandssenders Russia Today, RT DE. Der Schritt ähnelt Maßnahmen, die die DGAP begleitend zu einer aggressiveren deutschen Außenpolitik vorschlägt.

Zitat: 

Russlands Auslandssender gesperrt

Die Auseinandersetzung um die Sperrung von zwei YouTube-Kanälen von RT DE dauert an. YouTube hatte den eigentlichen Kanal von RT DE zunächst wegen tatsächlicher oder angeblicher Desinformation zur Covid-19-Pandemie für sieben Tage suspendiert und am Dienstagabend, nachdem RT DE einen Ausweichkanal zu nutzen begonnen hatte, beide dauerhaft gelöscht. RT DE ist der deutschsprachige Ableger des russischen Auslandssenders Russia Today. YouTube, eine Plattform, die zum US-Konzern Google gehört, begründet die Löschung beider Kanäle mit "Community-Richtlinien", die "definieren, was auf der Plattform erlaubt ist und was nicht".[1] Die Sperrung hat wegen der dominanten Stellung von YouTube weitreichende Folgen. Während die Bundesregierung behauptet, sie habe mit der Maßnahme rein gar nichts zu tun, kommen aus Russland wütende Reaktionen. Die Chefredakteurin von Russia Today, Margarita Simonjan, wird mit der Aussage zitiert, es werde ein "Medienkrieg" gegen Russland geführt; Simonjan verlangt Gegenmaßnahmen gegen den deutschen Auslandssender, die Deutsche Welle.[2] Das Außenministerium in Moskau kündigt "symmetrische Antwortmaßnahmen" an - gegen YouTube, daneben aber auch gegen noch nicht näher spezifizierte deutsche Medien in Russland.


Aggression und Resilienz

Der Vorgang ist - ganz unabhängig von der Debatte um die inhaltliche Ausrichtung von RT DE - von prinzipieller Bedeutung. Das ergibt sich aus aktuellen Überlegungen im Berliner Polit-Establishment, die ihren Niederschlag in einem vor wenigen Tagen von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) publizierten Strategiepapier gefunden haben. Das Papier skizziert eine aggressivere deutsche Außenpolitik [3] und plädiert quasi komplementär dafür, auch die "Resilienz" (Widerstandskraft) der deutschen Gesellschaft zu stärken. Dazu müsse man "gezielte Desinformations- und Propagandakampagnen" abwehren. Was als "Propaganda" zu gelten hat, liegt im Auge des Betrachters; im Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz aus dem Jahr 2019 etwa wurde RT DE vorgeworfen, "das Ansehen der NATO in der deutschen Bevölkerung zu beschädigen".[4] In dem DGAP-Strategiepapier heißt es, gegen "Propaganda" müsse eine "nicht-staatliche Rating-Agentur" geschaffen werden, die die "Bewertung der Medienangebote" vornehme und dazu auf Kriterien wie eine angebliche "Faktentreue der Berichterstattung" zurückgreife. Um nicht "den Eindruck" zu erwecken, es handle sich um ein Orwell'sches "Wahrheitsministerium", solle sie "staatsfern und unabhängig ausgestaltet sein". Ausdrücklich heißt es, man müsse sich nicht nur gegen "Angriffe von ... außen", sondern auch gegen "Angriffe von innen" verteidigen.


"Wandel in Russland" als Priorität

Während der US-Tech-Konzern Google den deutschen Ableger von Russia Today von YouTube entfernt und damit dessen Reichweite in den deutschsprachigen Ländern spürbar reduziert, dringen Berliner Politikberater auf eine erneute Verschärfung des Konfrontationskurses gegenüber Moskau. So heißt es etwa in einer neuen Stellungnahme aus der DGAP, "Projekte zur ökonomischen und energiepolitischen Interdependenz mit Russland" - gemeint ist nicht zuletzt die Pipeline Nord Stream 2 - müssten umgehend "auf den Prüfstand gestellt werden". Notwendig seien "Investitionen in die Verteidigungsfähigkeit im Rahmen von NATO und EU" sowie in die "gesellschaftliche Resilienz", außerdem ein entschlosseneres "Vorgehen gegen Feinde der Demokratie in Deutschland und der EU".[5] Darüber hinaus plädiert die DGAP, die äußere Einmischung in der Bundesrepublik entschieden ablehnt, für stärkere deutsche Einmischung in innere Angelegenheiten Russlands: So müsse "der gesellschaftliche Austausch und Wandel in Russland" zu einer "Priorität deutscher Außenpolitik" werden; es gelte "Projekte mit der wachsenden russischen Diaspora", darüber hinaus aber auch "Dialogprojekte in den Bereichen Kultur-, Jugendaustausch" mit Russland zu fördern. "Visaerleichterungen für die russische Gesellschaft" seien einzuführen. Die Maßnahmen sind geeignet, von außen neue Spannungen in Russland zu schüren.


Neue Sanktionen im Gespräch

Darüber hinaus zieht die EU eine erneute Ausweitung ihrer Sanktionen gegen Russland in Betracht. Wie es bereits Ende vergangener Woche in einer Erklärung des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell hieß, machten "einige Mitgliedstaaten" eine russische Hackergruppe namens "Ghostwriter" für "bösartige Cyberaktivitäten" verantwortlich, die sich gegen "zahlreiche Parlamentsabgeordnete, Regierungsbeamte, Politiker sowie Journalisten und Personen aus der Zivilgesellschaft in der EU" gerichtet hätten.[6] Dabei handelt es sich um Cyberattacken, die bereits zuvor unter anderem in der Bundesrepublik gemeldet worden waren; ihretwegen hatte der Generalbundesanwalt bereits am 9. September ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.[7] Die EU werde sich in Kürze mit der Sache befassen und ziehe "weitere Schritte" in Betracht, kündigte Borrell an; dies geschehe, weil "Ghostwriter" in Brüssel mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung gebracht werde. Borrells Äußerung wird, auch im Hinblick auf frühere Reaktionen der EU, als eine Drohung mit neuen Sanktionen gegen Russland oder auch gegen russische Regierungsmitarbeiter verstanden. Ein öffentlich nachvollziehbarer Beleg für die Anschuldigung, der GRU habe mit den Attacken zu tun, liegt - wie üblich - nicht vor; auch aus dem russischen Außenministerium heißt es, es seien "keine Beweise für eine Beteiligung" Russlands "vorgelegt" worden.[8]


"Fernerkundung samt Datenanalyse"

Unterdessen wird bekannt, dass die Bundeswehr einen Auftrag zur "Herstellung und Lieferung" hochauflösender Landkarten von Russland vergeben hat - "im Militärmaßstab".[9] Auf ihnen solle sich "mehr als nur Straßen, Wege und Häuser erkennen lassen", heißt es. Auftragnehmer ist demnach eine Arge VEHA GbR ("Arbeitsgemeinschaft Vektordatenerfassung Hohe Auflösung"), die von drei Lieferanten der Bundeswehr sowie anderer Streitkräfte gegründet worden ist: vom Dienstleister IABG, von der zum italienischen Rüstungskonzern Leonardo gehörenden GAF AG (München) und von der Airbus DS Geo (Immenstaad am Bodensee). Die drei Unternehmen sind "im Wachstumsmarkt Fernerkundung samt Datenanalyse" tätig.[10] Experten weisen darauf hin, dass der Bundeswehrauftrag nicht isoliert zu sehen ist: "Vielmehr gibt es ein Geodaten-Kooperationsnetzwerk (MGCP), bei dem sich 32 Länder mit dem Kern der Nato-Mitglieder wechselseitig mit Fotos und Karten versorgen." Die "Detailschärfe" betrage gewöhnlich "unter 50 Zentimeter bis maximal ein Meter pro Bildpunkt"; damit ließen sich "jeder etwas größere Baum" sowie "jedes Fahrzeug" erkennen - auch in Russland.

 

[1] Oliver Noyan: Nach Löschung von Russia Today droht Russland YouTube mit Gegenmaßnahmen. euractiv.de 30.09.2021.

[2] Moskau droht deutschen Medien in Russland. Frankfurter Allgemeine Zeitung 30.09.2021.

[3] Ideenwerkstatt Deutsche Außenpolitik: Smarte Souveränität. 10 Aktionspläne für die neue Bundesregierung. DGAP Bericht Nr. 16. September 2021. S. dazu Handlungsempfehlungen an die nächste Bundesregierung (I) und Handlungsempfehlungen an die nächste Bundesregierung (II).

[4] Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat: Verfassungsschutzbericht 2019. Berlin 2020.

[5] Stefan Meister: Pragmatische Russlandpolitik. DGAP Memo Nr. 04. September 2021.

[6] Declaration by the High Representative on behalf of the European Union on respect for the EU's democratic processes. consilium.europa.eu 24.09.2021.

[7], [8] EU wirft Russland gezielte Cyberangriffe vor. n-tv.de 24.09.2021.

[9], [10] Gerhard Hegmann: Verschlusssache Russland. Welt am Sonntag 26.09.2021.


Info: 
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8721
30.09.2021

NATO-Generalsekretär nimmt "aufstrebendes China" ins Visier: Warum der Neusprech des Kalten Krieges nie verschwunden ist

akf-europe.org, 30. September 2021 (http://akf-europe.org/rising-china-why-cold-war-newspeak-never-went-away-by-cynthia-chung)

strategic-culture.org, vom Dezember 11, 2019  (Hier automatisch übersetzte Version)

Am 3. Dezember NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte an, dass die NATO die "sicherheitspolitischen Implikationen" des Aufstiegs Chinas zu einer "Militärmacht" angehen müsse, und bestand in wahrer Orwellscher Doppelzüngigkeitdarauf, dass er aus Peking keinen Gegner machen wolle, sondern daran interessiert sei, zu analysieren, wie man am besten auf die Herausforderungen reagiert, die China auf ausgewogene Weisedarstellt ... indem sie es als "Sicherheitsbedrohung" ankündigt.


                                          Was sind diese Herausforderungen? 


Dass China jetzt das zweitgrößte Verteidigungsbudget der Welt hat und über moderne Fähigkeiten wie Langstreckenraketen verfügt, die ganz Europa und die USA erreichen können. Dies allein ist offenbar Grund genug für Stoltenberg, öffentlich zu verkünden, dass die NATO dies als Herausforderung für die westliche "Sicherheit" angehen muss, anstatt tatsächlich diplomatische Gespräche mit China zu führen, um ihre Bedenken in dieser Angelegenheit zu lösen, wie es zivilisierte Menschen tun. Vergessen wir nicht, dass die amerikanische Marine ihre Präsenz in China seit einigen Jahren aktiv ausweitet, aber trotz dieser transparenten Feindseligkeit ist es China, das als "Sicherheitsbedrohung" gilt, weil es über ein kompetentes Verteidigungsbudget verfügt.


Aber wir wissen, dass dies nicht die ganze Geschichte ist.


Natürlich mag es kein Mobber, wenn sein Opfer plötzlich die Kunst der Selbstverteidigung erlernt, und wer wäre paranoider vor Aggression als diejenigen, die es seit Jahren an anderen praktizieren, nur um zunehmend den Spieß umgedreht zu finden.


Diese westliche Paranoia des kommunistischen Boogeyman hat ihre Wurzeln in Churchills Rede zum Eisernen Vorhang, die den Kalten Krieg einleitete.


Letzten Monat war der 30heit Jahrestag des Falls der Berliner Mauer und mit seiner Feier die Fortsetzung eines falschen Narrativs, nicht nur darüber, was den Kalten Krieg ausgelöst hatte, sondern vor allem, was der Welt versprochen und letztendlich geleugnet wurde, als ihnen gesagt wurde, dass der Kalte Krieg angeblich endlich vorbei sei.


In einem kürzlich veröffentlichten Artikel, On Churchill's 'Sinews of Peace',ging ich auf die drastische Veränderung der Geopolitik ein, die mit dem Tod von Franklin D. Roosevelt stattfand, der zusammen mit seinem Vizepräsidenten Henry Wallace eine antikoloniale Vision nach dem Zweiten Weltkrieg aufrechterhalten hatte, die als "Das Jahrhundert des gewöhnlichen Mannes" bekannt ist. Churchill war sehr abhängig von der amerikanischen Unterstützung, um das Frankenstein-Monster zu zerstören, das die Bank of England in Bedeutung gebracht hatte, und obwohl Churchill FDRs Vision verabscheute, war er nicht in einer Position, in der er ihr direkt widerstehen konnte und stattdessen große Kompromisse eingehen musste und oft, höchstwahrscheinlich mit dem Gedanken, dass dies alles vorübergehend sein würde ... und so war es auch.


Nach dem Tod von FDR im Jahr 1945 schuf die Rede des Eisernen Vorhangs kurz darauf eine bedrückende Spaltung in der ganzen Welt, von deren Auswirkungen wir immer noch taumeln.


                                                     Die Division des Kalten Krieges


Deutschland wurde nach dieser Karte von 1945 bis 1949 offiziell von der Sowjetunion, Großbritannien, den USA und Frankreich geteilt. Dies geschah, um sicherzustellen, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg keine weiteren militärischen Aktionen versuchen würde. Es war Churchills Ankündigung des Eisernen Vorhangs im Jahr 1946, die die UdSSR zum Staatsfeind der freien Welt #1 machte, ohne einen bestimmten Grund dafür, was die Sowjets getan hatten, um diese Erklärung der Division des "Kalten Krieges" zu rechtfertigen. Diese Spaltung mit den Sowjets wurde im Mai 1949 formalisiert, als die britische, französische und amerikanische Zone zur Bundesrepublik Deutschland zusammengeschlossen wurden. Die Sowjets hatten keine andere Wahl, als im Oktober 1949 eine eigene deutsche Republik zu gründen; die Deutsche Demokratische Republik.


Trotz der Gründung dieser beiden deutschen Republiken blieben die britischen, französischen und amerikanischen Militärs bis zum 5. Mai 1955 in Westdeutschland und beendeten ihre fast 10-jährige Besatzung erst, nachdem Westdeutschland 1954 der NATO beigetreten war. Unter diesen Bedingungen wäre es Westdeutschland erlaubt, eine Streitmacht von bis zu einer halben Million Mann aufzubauen und die Waffenherstellung wieder aufzunehmen. Das Ende der alliierten Besetzung Westdeutschlands bedeutete eine vollständige Anerkennung der Republik als Mitglied des westlichen Bündnisses gegen die Sowjetunion.


Es sollte offensichtlich sein, dass solche Manöver gegenüber der UdSSR nicht nur eine feindselige Haltung zeigten, sondern auch eine immer aggressivere Militärdoktrin, die sich auf einen Krieg vorbereitete.


Obwohl Westdeutschland an der kurzen Leine "Unabhängigkeit" erhielt, verließ die alliierte Präsenz West-Berlin bis mindestens 1990 nie. Berlin als Hauptstadt Deutschlands hatte eine große strategische Bedeutung und wurde zu einer Art Schlachtfeld für die Sammlung von Informationen und Spionage. Berlin war nach dem Zweiten Weltkrieg in zwei Teile geteilt worden, und das von den Alliierten besetzte West-Berlin wurde nicht nur zu einem Symbol der "Freiheit" als Reaktion auf die "Tyrannei" der Sowjets, sondern war auch eine wichtige Festung, die es im Kalten Krieg zu halten galt, da es sich mitten in sowjetisch gehaltenem Gebiet befand.


Die Blockade von Straßen und Eisenbahnlinien nach Westdeutschland durch die Sowjets in den Jahren 1948-1949 und der spätere Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 waren schreckliche Entscheidungen der UdSSR, sollten aber in dem Zusammenhang gemessen werden, dass solche Reaktionen in erster Linie durch eine eskalierende westliche militärische Aggression gegen sie ausgelöst wurden.


West-Berlin war von einer Mauer umgeben, die sich auf 140 km erstreckte, 11,8 Fuß hoch war, größtenteils elektrifiziert war und über 116 Wachtürme und über 14.000 Wachen und Hunde verfügte. Es würde Berlin für 28 Jahre spalten.


Dies war in der Tat eine sehr schreckliche Zeit nicht nur für die Menschen in Berlin, sondern für einen Großteil der Welt. Das Denken des Kalten Krieges hatte die Rechtfertigung der spanischen Inquisitions-ähnlichen Roten Angst ermöglicht, die in den Vereinigten Staaten und anderswo auftrat, wo Amerikaner, die sich weigerten, der sehr engen Linie dessen zu folgen, was im Neusprech der freien Welt als akzeptabel angesehen wurde, jederzeit mit einer gerichtlichen Inquisition über sie konfrontiert werden konnten. ähnlich wie ein Gedankenverbrechen  begangen  zu haben.


Schulen und Arbeitsplätze wurden regelmäßig übungen unterzogen, wie sie reagieren sollten, wenn die Sowjets eine Atombombe gegen Amerika abwerfen würden. Solche Taktiken wurden verwendet, um das amerikanische Volk in einen anhaltenden Angstzustand zu versetzen, und so wurden die ehemaligen Verbündeten, die in ihrer wesentlichen Rolle im Kampf gegen den Faschismus bei weitem die größte Zahl von Todesopfern im Zweiten Weltkrieg hatten, schnell in eine schreckliche Rasse von Boogeymen verwandelt, die scheinbar keinen Sinn für "Menschlichkeit" oder "Moral" hatten.


Als kurze Randnotiz möchte ich die Aufmerksamkeit auf den Elbtag am 25. April 1945 lenken, der den Tag markierte, an dem sich die amerikanischen und sowjetischen Streitkräfte gegen Ende des Krieges zum ersten Mal trafen. Es gab eine sehr starke Kameradschaft, und diese Männer würden für immer vereint sein, da sie gemeinsam die Brutalität und Not eines hart gewonnenen Krieges erlebten.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Russen und Amerikaner zu diesem Zeitpunkt nie einen historischen Konflikt miteinander hatten. Tatsächlich würde sich die russische Marine während ihres Bürgerkriegs sowohl entlang der Ost- als auch der Westküste der Vereinigten Staaten platzieren, um Lincolns Union vor ausländischer Intervention zu schützen - dh vor Großbritannien und Frankreich. Die russische Marine wurde während ihres siebenmonatigen Aufenthalts in den USA als Helden behandelt.


Daher waren amerikanische und russische Soldaten bis zur Rede Churchills zum Eisernen Vorhang, bei der eine Teilung zwischen den beiden gewaltsam auferlegt werden sollte, immer Waffenkameraden gewesen.


                                                          Chinas unsichtbare Rolle


Chinas Beteiligung am Ersten und Zweiten Weltkrieg wird heute zu oft vergessen. Was auch vergessen wird, ist, dass der Eiserne Vorhang auch gegen ihr Land gerichtet war, und das Ausmaß des extremen Verrats, der gegen sie stattfand, entsprach dem der Sowjetunion. Erinnern Sie sich daran, dass unter der Nachkriegsvision von FDR sowohl Russland als auch China neben den USA und Großbritannien gleichberechtigte Partner bei der Gestaltung einer multipolaren Weltordnung sein sollten.


Als der Erste Weltkrieg begonnen hatte, bot China seine militärische Unterstützung für die Sache der Alliierten an. Japan war bereits Mitglied der alliierten Streitkräfte geworden, und es wurde anerkannt, dass ihre Beziehungen zu China nicht zu "freundlichen" Bedingungen waren, insbesondere seit dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg im Jahr 1895. Chinas Verlust in diesem Krieg ermöglichte eine Reihe von Abhandlungen, die Teile Chinas auf mehrere Nationen aufteilten. Eine besondere Region, die China sehr zurückwürgt, war Shandong, das für das chinesische Volk als heiliges Land galt, da es nicht nur der Geburtsort von Konfuzius war, sondern auch die Heimat des alten Staates Qin, dem letzten Königreich, das von Qin Shi Huang erobert wurde, der sich 219 v. Chr. zum ersten Kaiser Chinas erklärte.C Japan war zu dieser Zeit im Besitz dieser Region.


Japan wurde gefragt, ob China "erlaubt" werden könne, militärische Unterstützung für die alliierte Sache beizutragen, was Japan ablehnte, da dies China eine gleichberechtigtere Basis mit seinen Beziehungen zum Westen geben würde. Trotz dieser Weigerung bot China an, die Alliierten als Arbeiter zu unterstützen. Ab 1916 begann China, Tausende von Männern nach Großbritannien, Frankreich und Russland zu verschiffen, die panzer reparieren, Granaten montieren, Vorräte und Munition transportieren sollten. Da China offiziell neutral war, wurden kommerzielle Unternehmen gegründet, um die Arbeitskräfte bereitzustellen.


Nach einem Jahr der Bereitstellung von Arbeitskräften blieb der chinesische Beitrag diplomatisch weitgehend unerkannt. Am Ende des Krieges würden chinesische Arbeiter als das größte und am längsten dienende außereuropäische Kontingent im Ersten Weltkrieg eingestuft werden.


Am Ende des Krieges überten die Westmächte schließlich das Shandong-Territorium im Versailler Vertrag an Japan. China war verständlicherweise verärgert und weigerte sich, den Vertrag zu unterzeichnen. Der Versailler Vertrag wurde zu einem klaren Zeichen für die Chinesen, dass sie den europäischen Nationen nicht vertrauen konnten, Chinas Wohlergehen zu unterstützen, und dass China anderswo nach Unterstützung suchen musste, um voranzukommen. [Amerika intervenierte schließlich bei dieser Entscheidung und vergab das Gebiet 1922 an China.]


Ein weiterer Schlag wäre Chinas Gewinn von nur zwei Sitzen bei der Pariser Friedenskonferenz, im Vergleich zu Japans fünf Sitzen, der Grund, warum China weniger Sitze hatte, war, weil sie keine militärische Rolle im Krieg spielten - eine Rolle, die ihnen verboten war.


Als der Zweite Weltkrieg begann und Japan sich auf die Seite des Faschismus stellte, stellte China seine Streitkräfte auf der Seite der Alliierten. China hatte die zweithöchste Zahl von Todesopfern im Zweiten Weltkrieg nach der Sowjetunion. Wenn Sie sich jedoch die oben dargestellte Grafik genauer ansehen, ist die Zahl der zivilen Todesfälle viel höher als die der militärischen Todesfälle (um etwa 12 Millionen). Das liegt daran, dass die japanischen Faschisten Völkermord am chinesischen Volk begangen haben. Das berüchtigtste ist das Nanking-Massaker, das nicht nur eine grausam hohe Zahl von Todesopfern hatte, sondern auch für seine schreckliche Folter und Massenvergewaltigung des chinesischen Volkes berüchtigt wurde. Während dieser ethnischen Säuberung durch die japanischen Faschisten während des gesamten Zweiten Weltkriegs (der sich mit dem zweiten chinesisch-japanischen Krieg überschnitt) wurden Massengräber ausgegraben und Millionen von Chinesen wurden aufgefordert, hinein zu treten, bevor sie erschossen wurden. Der jüdische Holocaust gilt als eines der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der jüngeren Geschichte. Der Erinnerung an den Massenvölkermord, der im selben Zeitraum am chinesischen Volk begangen wurde, wird jedoch nicht viel gegeben.

Trotz ihrer großen Opfer wurden sowohl die UdSSR als auch China weniger als ein Jahr nach dem Krieg als das neue Gesicht von Anarchie und Barbarei bezeichnet, nicht durch ihre Handlungen, sondern einfach, weil Churchill und das britische Empire es so entschieden hatten.


                          Die leeren Versprechungen einer Welt nach dem Kalten Krieg


Am 9. Novemberheit, 1989 fiel die Berliner Mauer und das Ende des Kalten Krieges folgte schnell... oder zumindest ist es das, was uns gesagt wird.


Die UdSSR stimmte der Zerstörung der Berliner Mauer ausdrücklich auf der Grundlage zu, dass die Westmächte zustimmen würden, die Kriegsausfliege abzubauen und dass die NATO aufhören würde, ihre Militärbasen weiter auszubauen. Viele der Bedingungen dieser Abkommen wurden im Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa festgelegt. Dieser Vertrag, der die Auflösung des Paradigmas des Kalten Krieges versprach, wurde jedoch letztendlich von der NATO gebrochen, wobei Russland seine Teilnahme 2007 aussetzte und 2015 schließlich seine Teilnahme an dem Vertrag zurückzog, da die NATO nicht die Absicht hatte, ihn zu respektieren. Seit dem angeblichen Ende des Kalten Krieges hat die NATO ihre Expansion nur fortgesetzt und die Spannungen in Richtung eines endgültigen Konflikts mit Russland erhöht.


2007 hielt Präsident Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine inzwischen berühmte Rede. In dieser Rede diskutierte er den Trugschluss einer unipolaren Weltordnung, die sich die NATO vorstellt, und dass es in diesem Stadium der Geschichte nur eine multipolare Welt geben kann:


Dieser universelle, unteilbare Charakter der Sicherheit drückt sich als Grundprinzip aus, dass "Sicherheit für einen Sicherheit für alle ist". Wie Franklin D. Roosevelt in den ersten Tagen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs sagte: "Wenn der Frieden irgendwo gebrochen wurde, ist der Frieden aller Länder überall in Gefahr."


Ich halte das unipolare Modell in der heutigen Welt nicht nur für inakzeptabel, sondern auch für unmöglich. Und das liegt nicht nur daran, dass die militärischen, politischen und wirtschaftlichen Ressourcen nicht ausreichen würden, wenn es in der heutigen – und gerade in der heutigen – Welt eine individuelle Führung gäbe. Noch wichtiger ist, dass das Modell selbst fehlerhaft ist, weil es an seiner Grundlage moralische Grundlagen für die moderne Zivilisation gibt und geben kann."


                                                                    Wo stehen wir jetzt?


Wir müssen erwachsen werden und schnell erwachsen werden. Wir können es uns nicht leisten, uns von kindlichen Geschichten des Boogeyman leiten zu lassen und so leicht von Angst regiert zu werden.


Es ist an der Zeit, dass wir, der Westen, unsere Fehler und Heuchelei erkennen. Die westliche Hegemonie über die Welt geht zu Ende und wir sollten uns für unsere Brüder und Schwestern freuen, die eine neue Hoffnung auf ein besseres Leben haben, vor allem von der Neuen Seidenstraße. Wir haben keinen Platz, um ihren Aufstieg als Bedrohung der westlichen Stabilität zu verurteilen. Die westlichen Mächte haben sich schuldig gemacht, das Vertrauen zu den Russen und Chinesen immer wieder gebrochen zu haben. Wir müssen diese monströse Unfähigkeit korrigieren, um in der Lage zu sein, denen außerhalb der westlichen Sphäre zu vertrauen und sie zu lieben. Diese Kulturen, von denen einige vor nicht allzu langer Zeit von uns als rückständig betrachtet wurden, sind gewachsen und haben sich so kultiviert, dass wir heute neben ihnen sehr klein aussehen. Wir sind zur rückständigen Kultur geworden. Wir sind zu der barbarischen Kultur geworden, die nur krieg kennt und ein Ungläubige an den Frieden ist. Wir, die wir privilegiert genug sind, seit fast einem Jahrhundert nie einen Krieg in unseren Heimatländern erlebt zu haben, sind diejenigen, die ihn für andere als notwendig dulden. Was für ein hässlicher Glaube das ist. Es ist an der Zeit, dass der Westen und seine Menschen die Demut haben, zuzugeben, dass sie etwas vom Rest der Welt lernen können. Nur dann kann es einen echten Dialog zwischen den Zivilisationen über das gemeinsame Ziel des Friedens geben.


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Cynthia Chung ist Dozentin, Autorin und Mitbegründerin und Herausgeberin der Rising Tide Foundation (Montreal, Kanada).

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Info: https://www.strategic-culture.org/news/2019/12/11/nato-secretary-general-targets-rising-china-why-cold-war-newspeak-never-went-away
30.09.2021

FDP und Grüne haben sich überraschend schon zu Gesprächen getroffen – Wo es bei den Verhandlungen schwierig wird

handelsblatt.com, vom 29.09.2021 - 06:30 Uhr 7 Kommentare  

Bevor sich entscheidet, ob die SPD oder die Union den Kanzler stellt, wollen die kleineren Parteien sich auf eine Linie einigen. Das dürfte nicht so leicht werden.




Zitat: Berlin Erst der Wahlsieger, dann der Rest. Die Reihenfolge bei Sondierungsgesprächen stand wie ein ungeschriebenes Gesetz über Jahrzehnte fest. Die Partei, für die das Kanzleramt am aussichtsreichsten ist, lädt ein. Doch diesmal ist alles anders. Mit Grünen und FDP starten die Dritt- und Viertplatzierten der Bundestagswahl in Gespräche.


Bislang hieß es, dass die Vertreter sich an diesem Mittwoch zusammensetzen würden, tatsächlich haben die Gespräche der Parteispitzen bereits begonnen. An einem ersten Treffen für sogenannte Vorsondierungen waren am Dienstag für die Christian Lindner und Volker Wissing für die FDP beteiligt, für die Grünen die beiden Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock.


Ein Bild auf den Instagram-Accounts der Beteiligten zeigte die vier Spitzenpolitiker bei dem Treffen. „Auf der Suche nach einer neuen Regierung loten wir Gemeinsamkeiten und Brücken über Trennendes aus. Und finden sogar welche. Spannende Zeiten“, hieß es dazu.


Ziel ist es zunächst, Vertrauen aufzubauen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden, sagte der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter am Dienstag in Berlin. FDP-Chef Lindner wirbt seit dem Wahlabend für dieses Vorgehen. Es sei sinnvoll, „dass diese beiden Parteien zuerst miteinander das Gespräch suchen, um zu prüfen, ob daraus bei allen Unterschieden ein fortschrittliches Zentrum einer neuen Koalition werden könnte“.


Erinnerungen an die schwierigen Jamaika-Sondierungsgespräche nach der Bundestagswahl 2017 werden wach, die die Liberalen schlussendlich verließen. Das wollen sowohl Grüne als auch FDP dieses Mal unbedingt verhindern – und deswegen schon vor den Gesprächen mit Union und SPD Gegensätze ausräumen, Schnittmengen identifizieren und so gemeinsame Positionen erarbeiten.


Dafür sollen zügig die Unterhändler der einzelnen Fachthemen für Verhandlungen zusammenkommen. Offen ist dabei noch, wer teilnimmt, welche Themen im Fokus stehen und wie lange die Gespräche dauern werden. Klar ist nur: Es gibt einiges zu besprechen. „Zwischen Grünen und FDP gibt es extreme Unterschiede – insbesondere in der Wirtschaftspolitik“, sagt Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW).


Klimaschutz

Schon vor der Wahl zeigte sich, dass beim Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft Grüne und FDP zumindest ein ideologischer Graben trennt. Als Baerbock in einem TV-Triell von Verboten als Innovationstreiber sprach, dürfte der gemeine FDPler vor dem Fernseher hochgeschreckt sein. Für die Liberalen ist klar: Für mehr Klimaschutz muss der Staat zwar mehr eingreifen – aber mithilfe des CO2-Zertifikatehandels durch einen marktwirtschaftlichen Mechanismus.


Die Grünen hingegen setzen auch auf den Zertifikatehandel, vor allem aber auf Subventionen und Verbote. Auf den Autobahnen soll ein Tempolimit gelten, für Dächer müsse es eine Solarpflicht geben. Wie sollen diese Extrempositionen überbrückt werden?


IfW-Präsident Felbermayr hält ausgerechnet die Grünen für den flexiblen Akteur bei ihrem Kernthema. „Beim Klimaschutz traue ich den Grünen zu, dass sie mit marktwirtschaftlichen Mechanismen zufriedenzustellen sind“, sagt er. Natürlich favorisiere die Partei eine Verbotspolitik. „Aber die CO2-Bepreisung ist letztendlich das stärkste Verbot: Wer kein Zertifikat hat, darf nichts ausstoßen“, meint Felbermayr.


Für weniger Konfliktpotenzial unter den potenziellen Partnern dürfte die Forderung der Grünen sorgen, den Kohleausstieg von 2038 auf 2030 vorzuziehen. Die FDP will den Kompromiss der Kohlekommission zwar eigentlich nicht wieder aufschnüren. Aber es gilt als wahrscheinlich, dass sich das mit der Kohle auch ohne den Gesetzgeber schon 2030 erledigt hat.


Das ergibt sich schon aus den Zielen des Klimaschutzgesetzes, außerdem machen es die CO2-Preise für die Betreiber ohnehin unattraktiv, länger am Netz zu bleiben. Ein früherer Ausstieg würde sich für die FDP also einigermaßen gut kommunizieren lassen, getreu dem Motto ‚der Markt hätte es auch so gewollt‘.


Seltene Einigkeit herrscht zwischen den Parteien darüber, dass es eine Wasserstoffstrategie brauche. Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen, sieht das als Möglichkeit für Kompromisse auch in anderen Bereichen: „Wo sinnvoll und speicherfähig, können auch Bauvorgaben wie ein Photovoltaik-Dach Teil einer Wasserstoffstrategie sein.“


Schuldenbremse

Ähnlich wichtig wie die Debatte um die Klimamaßnahmen dürfte die Frage sein, wie sie finanziert werden sollen und was das für die Schuldenbremse bedeutet. Grüne und FDP sind sich einig, dass es Investitionen für die grüne Transformation braucht – nur über den Weg dorthin nicht. Die Grünen wollen in die Schuldenbremse eine Investitionsregel verankern. Die FDP will das Konzept hingegen nicht antasten. Parteichef Lindner hat stattdessen ein Instrument für Investitionen neben der Schuldenbremse ins Spiel gebracht.


Das könnte man den Grünen aber schmackhaft machen. Denn ihre Idee dürfte ohnehin nicht durchsetzbar sein. Die Schuldenbremse ist verfassungsmäßig verankert, eine Änderung braucht im Bundestag also eine Zweidrittelmehrheit. Die ist aber in weiter Ferne.




Also ein Instrument außerhalb der Schuldenbremse: Ein Konzept dafür liegt auf dem Tisch und hört auf den Namen Sondervermögen. Dabei kann der Bundestag mit einfacher Mehrheit für bestimmte Bereiche Investitionen auf den Weg bringen, die nicht auf die Rechnung der Schuldenbremse einzahlen.


Die Crux: Das Schaffen von Sondervermögen außerhalb der Schuldenbremse ist an strenge Regularien geknüpft. So gibt es bereits das Sondervermögen „Energie- und Klimafonds“ – das allerdings unter die Schuldenbremse fällt. „Bei einer anderen Gestaltung müssten Schuldenbremsen-Befürworter schon eine Kröte schlucken“, sagt der Ökonom Jens Boysen-Hogrefe. Die Einigungslinie für Grün-Gelb müsste also lauten: Die FDP darf die Schuldenbremse behalten, muss sie allerdings grün einschränken.


Eng damit verbunden ist die Debatte um ein weiteres Kernthema der FDP: Steuersenkungen. Allerdings scheint ein Kompromiss in Sicht. Lindner hat bereits angedeutet, dass auch ein Programm für schnellere Abschreibungen als Vehikel für Entlastungen annehmbar sein könnte.


Mieten und Bauen

In der Wohnungs- und Baupolitik überwiegen die Differenzen zwischen Grünen und FDP deutlich. Vor allem in der Mietenpolitik gibt es große Unterschiede. Während die Grünen gern weitere Mietenregulierungen durchsetzen würden, wollen die Liberalen davon nichts wissen.

Gemeinsamkeiten gibt es jedoch auch: Beide Parteien wollen die Digitalisierung in den Behörden vorantreiben, um Genehmigungsprozesse zu beschleunigen und Bauvorhaben schneller auf den Weg bringen zu können. Die Branche beklagt sich seit Langem darüber, dass Genehmigungen zu lang dauern und zu bürokratisch sind.


Beide Parteien treten zudem für mehr Wohneigentum ein und wollen den Kauf von Wohnraum erleichtern. So plädieren die Grünen etwa für eine niedrigere Grunderwerbsteuer für Privatpersonen. Die FDP wird bereits konkreter: Sie will bei der Grunderwerbsteuer einen Freibetrag von bis zu 500.000 Euro für natürliche Personen einführen. Dieser Freibetrag soll wiederauffüllbar sein, damit er bei einem Verkauf für einen neuen Erwerb wieder zur Verfügung steht.


Gesundheit/Pflege

Grüne und FDP haben viele Schnittmengen, aber auch teils völlig gegensätzliche gesundheitspolitische Forderungen, die eine Einigung erschweren dürften. Die größte Hürde ist die Finanzierung der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Einig sind sich beide Parteien zumindest darin, dass die neue Regierung nicht drum herumkommen wird, die Finanzierung des Gesundheitswesens zu reformieren. Der Weg dahin unterscheidet sich aber.


Während die Grünen die Systemfrage stellen und auf lange Sicht eine Bürgerversicherung umsetzen wollen, bauen die Liberalen weiterhin auf die gesetzliche und private Krankenversicherung. Sie fordern mehr Wettbewerb zwischen den Kassen und wollen den Wechsel zwischen ihnen erleichtern.


Um die Pflegeversicherung zu stärken, fordert die FDP ein Drei-Säulen-Modell aus betrieblicher und privater Vorsorge sowie den bestehenden Umlageverfahren. Die Grünen wollen hingegen auch hier alle Versicherten in eine Bürgerversicherung einzahlen lassen.


Denkbar ist, dass die Unterhändler vor allem den Punkt Bürgerversicherung bis zu den Verhandlungen mit SPD und Union ausklammern. Die SPD ist dafür, die Union dagegen. Denkbar ist auch, dass Grüne und FDP ihren Konflikt zugunsten einer anderen Forderung aufgeben – die Bürgerversicherung werde nicht „kriegsentscheidend“ sein, heißt es. Stattdessen könnte man sich auf kurzfristigere Maßnahmen einigen, etwa einen erhöhten Steuerzuschuss für die gesetzlichen Krankenversicherungen.


Denn neben den Gegensätzen finden sich bei Grünen und den Liberalen viele Schnittmengen, die auf die von beiden Seiten als übergreifende Klammer geforderte „große Erzählung“ einzahlen würden. Beide eint das Ziel, die ambulante und stationäre Versorgung grundsätzlich zu modernisieren. Das teils schlechte medizinische Angebot in ländlichen Regionen und ein Missverhältnis der Zahl der Krankenhäuser und deren Qualität sind nur einige Probleme, die beide Parteien angehen wollen.


Sowohl Grüne als auch FDP kritisieren in ihren Wahlprogrammen die Krankennaus-Fallpauschale, die Fehlanreize setze. Die Grünen wollen Krankenhäuser stärker nach ihrem gesellschaftlichen Auftrag durch eine Vorhaltepauschale für bestimmte Einrichtungen wie eine Notfallambulanz oder eine Geburtsstation finanzieren. Die FDP hingegen fordert, bei der Vergütung stärker die Qualität miteinzubeziehen.


Überschneidungen gibt es auch beim Punkt Digitalisierung, die beide Parteien stärker vorantreiben wollen.


FDP und Grüne wollen etwa mit Robotik und Telemedizin den Pflegeberuf attraktiver machen und die elektronische Patientenakte weiter ausbauen. Beide Parteien wären sich auch schnell in der Drogenpolitik einig, insbesondere bei der Legalisierung von Cannabis. Ein Randthema zwar, das allerdings große Signalwirkung haben könnte.


Ein grün-gelbes Bündnis verbindet auch die gemeinsame Forderung, die epidemische Notlage sofort aufzuheben - und, den Arzneimittelstandort Deutschland zu stärken. Insgesamt überwiegen die Schnittmengen, wodurch die Gesundheits- und Pflegepolitik zu einem wichtigen Anker eines grün-gelben Bündnisses werden könnte.


Info: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/bundestagswahl-2021/sondierungsgespraeche-fdp-und-gruene-haben-sich-ueberraschend-schon-zu-gespraechen-getroffen-wo-es-bei-den-verhandlungen-schwierig-wird/27656792.html?ticket=ST-4593899-wDDA2x1uTTwX0yKZmwqG-ap1


Kommentar: Gemeinsame bzw. unterschiedliche Standpunkte zu sicherheitspolititischen Fragen scheinen bei den bisherigen Sondierungsgeprächen keine Rolle zu spielen.    Thomas Bauer

30.09.2021

Die Versorgungskrise am Horizont                                                                      Experten warnen, eine Versorungskrise wie in Großbritannien drohe wegen Lkw-Fahrermangels auch Deutschland und der EU. Grund sind Dumpinglöhne und miserable Arbeitsbedingungen.

german-foreign-policy.com, 30. Sept. 2021

BERLIN/LONDON(Eigener Bericht) - Eine Versorgungskrise wie aktuell in Großbritannien droht wegen des kontinuierlich zunehmenden Mangels an Lkw-Fahrern auch Deutschland und der EU. Das besagen Einschätzungen von Branchenexperten. Im Vereinigten Königreich waren nach ersten Schwierigkeiten bei der Belieferung von Supermärkten nun am vergangenen Wochenende die Benzinvorräte von wohl zwei Dritteln aller Tankstellen zur Neige gegangen; trotz erster Anzeichen einer Erholung dauert der Mangel an. Experten weisen darauf hin, dass in der Bundesrepublik fast ebensoviele Lkw-Fahrer fehlen wie in Großbritannien - und es werden mehr. Das ist auch in den Ländern Ost- und Südosteuropas der Fall, die einen beträchtlichen Teil des Lkw-Frachtverkehrs in der EU abdecken. Ursache des Fahrermangels sind - wie in Großbritannien - Dumpinglöhne und miserable Arbeitsbedingungen, mit denen in der EU allgemein meist Arbeitskräfte aus Europas östlicher und südöstlicher Peripherie abgefunden werden. Philippinische Lkw-Fahrer werden mit der Aussage zitiert, sie hätten in Saudi-Arabien bessere Arbeitsbedingungen vorgefunden als in Europa.

Zitat: 

Kein Nachschub aus Osteuropa mehr

In Großbritannien führt der Mangel an Lkw-Fahrern, der bereits seit geraumer Zeit für Probleme sorgt, seit dem vergangenen Wochenende zu großen Schwierigkeiten in der Benzinversorgung. Ausfälle bei der Belieferung zunächst nur weniger Tankstellen hatten gegen Ende vergangener Woche eine Welle an Panikkäufen ausgelöst, wodurch rund zwei Dritteln der Tankstellen der Treibstoff ausging und sich vor den anderen extreme Schlangen bildeten. Branchenexperten sagen für die kommenden Tage eine erste Entspannung voraus.[1] Bestehen bleibt jedoch der Mangel an Lkw-Fahrern, der auf rund 100.000 Personen geschätzt wird und nicht nur die Belieferung von Tankstellen und von Supermärkten, sondern auch der Industrie betrifft. Zum Teil ist er durch die Covid-19-Pandemie bedingt; 2020 konnten aufgrund der Lockdowns 25.000 Lkw-Fahrprüfungen weniger abgelegt werden als 2019.[2] Die Hauptursache sind allerdings die miserablen Arbeitsbedingungen, die vor allem Jüngere abschrecken; das Durchschnittsalter wird mittlerweile mit 55 Jahren angegeben. Nicht zuletzt wirkt sich auch der Brexit aus: Ende März waren im Vereinigten Königreich gut 16.000 Lkw-Fahrer aus der EU weniger registriert als ein Jahr zuvor. Die bis zum EU-Austritt vorhandene Option, Nachschub aus Ost- und Südosteuropa anzuwerben, entfällt.


"Lkw als Wohnort"

Ein rasch zunehmender Mangel an Lkw-Fahrern besteht auch in Deutschland und anderen Staaten der EU. Für Deutschland berichten Branchenverbände von einer Personallücke, die sich auf 60.000 bis 80.000 Fahrer beläuft. Für Polen ist von bis zu 120.000 die Rede. Zu den Ursachen trägt in der Bundesrepublik laut Berichten in gewissem Umfang die Aussetzung der Wehrpflicht bei: Die Bundeswehr, heißt es, bilde mit 10.000 Lkw-Fahrern im Jahr nur noch halb so viele aus wie zuvor.[3] Als Haupthindernis beim Anwerben neuer Fahrer gelten allerdings auch in Deutschland die niedrigen Löhne sowie die miserablen Arbeitsbedingungen. So sind Lkw-Fahrer in der Praxis oft mehrere Monate lang von ihren Familien getrennt, müssen zahlreiche Überstunden machen und in ihren Fahrerkabinen übernachten: "Lkw als Wohnort, Autobahnraststätten als Zuhause", hieß es vor kurzem in einem Bericht.[4] Hinzu kommen oft starker Pünktlichkeitsdruck, gesetzeswidrige Ausbeutungspraktiken der Speditionen sowie unzulängliche gesetzliche Rahmenbedingungen bei einer gleichzeitig eher rudimentären Durchsetzung geltender Gesetze mittels Kontrollen; überlange Arbeitszeiten etwa werden, wie berichtet wird, immer noch häufig durch gezielte Manipulationen an den Tachometern verschleiert und allzu oft nicht aufgedeckt.


Dumpinglöhne als Kostenvorteil

Möglich ist die Aufrechterhaltung von Dumpinglöhnen und miserablen Arbeitsbedingungen dank der EU. Die Voraussetzungen dafür schafft das kaum veränderte Wohlstandsgefälle in der Union in Verbindung mit dem Binnenmarkt und der Arbeitnehmerfreizügigkeit. So greifen Konzerne aus Deutschland in steigendem Maß auf Dienstleistungen von Lkw-Firmen mit Sitz in Ost- und Südosteuropa zurück, weil dort die Löhne und die Lohnnebenkosten erheblich niedriger sind; auch westeuropäische Speditionen haben Ableger in den östlichen und südöstlichen EU-Mitgliedstaaten gegründet. Eine im Auftrag der EU erstellte Studie beziffert den "Kostenvorteil" dort ansässiger Fahrer auf "mehr als 170 Prozent".[5] Laut der Untersuchung wird der internationale Lkw-Frachtverkehr in der EU - grenzüberschreitender Frachtverkehr sowie Transporte, die innerhalb eines Landes von Lkw aus einem anderen Land abgewickelt werden - mittlerweile zu 62 Prozent mit Fahrzeugen durchgeführt, die in Ost- oder Südosteuropa registriert sind. Polen hält mit rund 33 Prozent mit Abstand die Spitzenstellung; Litauen und Rumänien kommen mit rund 6 Prozent auf einen Marktanteil, der ebenso hoch ist wie derjenige Deutschlands.[6] Hinzu kommt, dass auch bei Lkw, die in der Bundesrepublik zugelassen sind, der Anteil der Fahrer aus anderen europäischen Staaten steigt - von kaum 7 Prozent im Jahr 2012 auf fast 20 Prozent im Jahr 2020.[7]


Auf Niedriglohn gebaut

Die systematische Ausbeutung ost- und südosteuropäischer Lkw-Fahrer gelingt auch deswegen, weil es mehreren Staaten der Region gelungen ist, den Frachtverkehr auf der Straße zu einer Säule ihrer Wirtschaft auszubauen. In Polen etwa trug das Speditionsgewerbe im Jahr 2018 bereits rund 6,5 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.[8] Transportdienste bedienen dabei auch die Kfz-Branche inklusive Zulieferer, die ihren Ausstoß - gemessen am Wert - seit dem polnischen EU-Beitritt im Jahr 2004 um 127 Prozent auf 27,85 Milliarden Euro (2019) steigern konnte und nun zweitgrößter Sektor der verarbeitenden Industrie in Polen ist; die Branche, die von deutschen Konzernen wie Volkswagen dominiert wird, ist auf Lkw-Transporte zwingend angewiesen.[9] Ähnlich verhält es sich in Ungarn, einem der bedeutendsten Auslandsstandorte der deutschen Kfz-Industrie, der inzwischen 4 Prozent des gesamten internationalen Lkw-Frachtverkehrs in der EU abwickelt.[10] Die weitreichende Festlegung der Länder Ost- und Südosteuropas auf wirtschaftlich abhängige Tätigkeiten mit oft schlechter Entlohnung und miserablen Arbeitsbedingungen führt zuweilen zu Exzessen, die öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Das gilt nicht nur für die Situation von Lkw-Fahrern aus Ost- und Südosteuropa, sondern auch für ost- und südosteuropäische Arbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft, in deutschen Schlachtbetrieben und in der deutschen 24-Stunden-Pflege (german-foreign-policy.com berichtete [11]).


"Sehenden Auges in den Verkehrskollaps"

Allerdings zeigt der Mangel an Lkw-Fahrern auch in Deutschland und Polen, dass das System an seine Grenzen stößt. Insbesondere polnische Speditionen haben längst begonnen, Fahrer aus Ländern östlich der EU zu rekrutieren; nach etwas mehr als 20.000 im Jahr 2015 lag ihre Zahl im Jahr 2017 bereits über 65.000.[12] Angeworben werden Fahrer längst nicht mehr nur aus der Ukraine und Moldawien, sondern auch aus Belarus oder aus Kasachstan, zuweilen sogar aus den Philippinen. Dennoch lässt sich der Bedarf unter den Bedingungen von Dumpinglöhnen und miserablen Arbeitsbedingungen nicht mehr decken. Das liegt womöglich auch daran, dass die Bedingungen anderswo besser sind als in der EU: Philippinische Fahrer beispielsweise berichten, sie seien in Saudi-Arabien besser behandelt worden als in Europa.[13] Mit Blick auf den Lkw-Fahrermangel auch in Deutschland urteilt der Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, Dirk Engelhardt, mutmaßlich werde "in Westeuropa die gleiche Situation" eintreten wie zur Zeit in Großbritannien, "nur etwas zeitversetzt": "Wir warnen davor, dass wir auch in Westeuropa sehenden Auges in einen Versorgungskollaps laufen."[14]


In der Übergangskrise

Großbritannien, das seinerseits Niedriglohnpersonal traditionell stark aus seinen früheren Kolonien rekrutiert, hat mit dem Austritt aus der EU auch Abschied vom Niedriglohnimport aus Ost- und Südosteuropa genommen. Es steckt nun in einer Übergangskrise, von der noch nicht klar ist, wohin sie führt. Bereits im Sommer wurde berichtet, erste Unternehmen böten Lkw-Fahrern deutliche Lohnerhöhungen an.[15] Jetzt dringt auch die Regierung darauf, den Fahrern "mehr zu zahlen, statt den Markt nur mit billiger Arbeit zu überfluten"; sie gerät dadurch in Konflikt mit der auf Lkw-Transporte angewiesenen Industrie.[16] Die Auseinandersetzungen dauern an.

 

[1] George Bowden: Petrol supply: Army will be delivering fuel in days - Kwarteng. bbc.co.uk 29.09.2021.

[2] How serious is the shortage of lorry drivers? bbc.co.uk 28.09.2021.

[3] Eva Fischer: Versorgungsengpass droht. Allein in Deutschland fehlen derzeit 60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrer. handelsblatt.com 22.09.2021.

[4] Gerhard Schröder: Lange Fahrten für wenig Geld. deutschlandfunkkultur.de 14.09.2021.

[5] Regina Weinrich: Kostenvorteil bei über 170 Prozent. eurotransport.de 02.03.2021.

[6] Assessment of the impact of a provision in the context of the revision of Regulation (EC) No 1071/2009 and Regulation (EC) No 1072/2009. Final Report. February 2021.

[7] Deutsche Verkehrs-Zeitung: Fahrerlöhnereport 2020.

[8] Reinhard Lauterbach: Totenschiffe auf der Straße. junge Welt 06.10.2018.

[9] Die polnische Wirtschaft. wko.at 23.04.2021.

[10] S. dazu Im Interesse der deutschen Industrie und Europas industriell stärkste Region.

[11] S. dazu Bleibende Schäden (II).

[12] Harald Schumann, Elisa Simantke: Das schmutzige Geschäft mit Lkw-Fahrern aus Osteuropa. tagesspiegel.de 08.10.2018.

[13] Gerhard Schröder: Lange Fahrten für wenig Geld. deutschlandfunkkultur.de 14.09.2021.

[14] Auch in Deutschland fehlen Lkw-Fahrer. tagesschau.de 10.09.2021.

[15] Dave Harvey: Brexit and Covid cause big jump in pay for lorry drivers. bbc.co.uk 02.07.2021.

[16] Edward Malnick, Daniel Capurro, Sarah Newey, Henry Bodkin: Boris Johnson demands pay rise for lorry drivers. telegraph.co.uk 26.09.2021.



Info: 
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8719

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