30.10.2024

Fehler im System: Die Krise bei VW und die Verantwortungslosigkeit der Politik

freedert.online, 30 Okt. 2024 20:00 Uhr, Von Gert Ewen Ungar

Für die Krise der deutschen Industrie ist die Politik verantwortlich. Politik hat das deutsche Geschäftsmodell zerstört, indem sie für steigende Energiepreise sorgte. Die Leidtragenden sind die Beschäftigten. Die Ampel-Koalitionäre üben sich weiterhin in Arroganz und Ignoranz.


Quelle: www.globallookpress.com © Sebastian Gollnow


Lehnt die Übernahme von Verantwortung für die Auswirkungen seiner Politik ab: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen).


Durch das Sanktionsregime hat Deutschland sein Geschäftsmodell verloren. Der Verzicht auf günstige russische Energie führt zu höheren Produktionskosten und damit zu höheren Preisen. Eine auf Export fixierte Volkswirtschaft verliert dadurch an Marktanteilen. In der Folge müssen Produktionskapazitäten zurückgebaut, Werke geschlossen und Arbeitnehmer entlassen werden.

Die deutsche Misere ist schnell analysiert, aus ihr ergibt sich auch die Lösung des Problems. Die Bundesregierung muss sich vom Sanktionsregime verabschieden und den Bezug von russischen Energieträgern wieder aufnehmen. Das Sanktionsregime ist nicht nur völkerrechtswidrig, die Rückwirkungen sind für die deutsche Wirtschaft tödlich. Sie senken den Lebensstandard in Deutschland und führen zur Verelendung von Teilen der deutschen Gesellschaft. 


Russischer Anteil am LNG-Markt der EU steigt deutlich






Russischer Anteil am LNG-Markt der EU steigt deutlich






Doch eine Korrektur ist nicht in Sicht. Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) hält die Absage an russische Energieträger für eine Erfolgsgeschichte und steht damit emblematisch für die Realitätsverweigerung des politischen Personals in Deutschland. Für die Schwierigkeiten bei VW macht die Bundesregierung in der Konsequenz nicht ihre Politik, sondern das Management verantwortlich.

Die strukturellen wirtschaftlichen Probleme möchte die Ampel mit kosmetischen Maßnahmen wie Bürokratieabbau lösen. Hätte es nicht so bittere Konsequenzen für die deutsche Gesellschaft, man müsste über die Idiotie und das wirtschaftspolitische Analphabetentum der Bundesregierung laut lachen. Angesichts der absehbaren Auswirkungen auf die deutsche Lebensrealität bleibt das Lachen jedoch im Halse stecken. 

Klar wird dabei, Deutschland hat nicht nur ein Problem mit seiner Wirtschaft. Deutschland hat vor allem ein Problem mit seinem politischen Personal. 

Eine Pressemitteilung, datiert auf den 22. Oktober, aus dem Hause Habeck macht das deutlich. Das Ministerium teilt darin mit, dass die Bundesnetzagentur den Aufbau des Kernnetzes für Wasserstoff genehmigt hat und freut sich. Die Zukunft in Deutschland ist gesichert. Das muss man sich in seiner Dramatik und Tragik auf der Zunge zergehen lassen.


EU warnt vor "gefährlichem" russischen Gas





EU warnt vor "gefährlichem" russischen Gas







Der Ablauf ist folgender: Robert Habeck erteilt Russland eine Absage. Keine russische Energie mehr. Die Lieferung von Gas durch den noch verbliebenen Strang von Nord Stream will er trotz wiederholter Angebote aus Russland nicht wieder aufnehmen. Eigentlich ist es gut, dass die Pipeline 2022 gesprengt wurde, ist eine weitverbreitete Meinung unter Grünen und anderen Russenhassern.

Den Bezug von russischem Öl über Pipeline verbietet Habeck ebenfalls, obwohl die Lieferung von russischem Öl über Pipeline von den Sanktionen explizit ausgeschlossen ist. Am Kohle- und Atomausstieg hält Habeck fest. Er ist als Minister dafür verantwortlich, eine bestehende, sichere Versorgung mit Energie eingerissen zu haben, ohne dass dafür Alternativen zur Verfügung stehen.

Der Startschuss zum Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur fällt über zwei Jahre nach Beginn der Russland-Sanktionen und der Absage an russische Energieträger. Ob die Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung überhaupt in der Lage ist, einen Beitrag dazu zu leisten, Deutschlands Energiebedarf zu günstigen Konditionen zu decken und auszubauen – darauf kann man hoffen, man kann es aber nicht wissen – es ist ein Experiment.


Neue Habeck-Schlappe: Start der deutsch-dänischen Wasserstoffpipeline nicht vor 2030





Neue Habeck-Schlappe: Start der deutsch-dänischen Wasserstoffpipeline nicht vor 2030






Bisher hat keine Volkswirtschaft ihre Energieversorgung auf Wasserstoff umgestellt. Vor allem hat keine Volkswirtschaft den Fehler begangen, eine bestehende Infrastruktur einzureißen, bevor eine neue zur Verfügung stand. Zu dieser Meisterleistung in Idiotie war bisher nur Deutschland unter Wirtschaftsminister Habeck fähig. Aber Habeck kann natürlich nichts dafür – Putin ist schuld am Verlust der deutschen Wettbewerbsfähigkeit. Das jedenfalls spricht der Vizekanzler in jedes ihm vorgehaltene Mikrofon und erntet von einer weitgehend gleichgeschalteten Presse auch keinen Widerspruch für den von ihm geäußerten Unsinn. Es herrschen schlimme Zustände in Deutschland. Fakt ist, dass Habeck verantwortlich für die hohen Energiepreise in Deutschland und den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit ist. 

Verantwortlich ist die Ampel-Politik auch für den schleppenden Aufbau von Ladesäulen für E-Autos. Laut Statista gab es Stand September 2024 77.915 Ladesäulen in Deutschland. Das ist viel zu wenig für eine tatsächliche Verkehrswende. Das ursprüngliche Ziel war, dass bis zum Jahr 2030 über eine Million öffentlich zugängliche Ladesäulen zur Verfügung stehen sollten. Demnach müssten jedes Jahr doppelt so viele Ladestationen errichtet werden, wie bisher in Deutschland existieren. Das ist alles illusorisch.

Das Problem ist, dass sich die Autokonzerne natürlich darauf verlassen haben, dass die vollmundigen Versprechungen der Politik umgesetzt werden. Wenn gleichzeitig nur 77.000 Fahrzeuge geladen werden können, dann gibt es schon deshalb keine Verkehrswende, weil sich die potenziellen Autokäufer mangels der zum Betrieb notwendigen Infrastruktur eben einfach kein E-Auto zulegen. Genau das ist, was in Deutschland gerade passiert.


Energiewende: Stromkonsumenten belastet Einspeisevergütung doppelt





Energiewende: Stromkonsumenten belastet Einspeisevergütung doppelt






Nun mag es auch im Management bei VW Fehler gegeben haben, aber sie erklären die Tiefe der Krise nicht. Zudem ist die Krise bei VW eben nicht singulär, wie sich in den nächsten Monaten zeigen wird, wenn dann die anderen deutschen Autobauer Entlassungen und Werkschließungen ankündigen werden. Dass das passiert, ist absehbar. 

Das wirklich Schlimme an den in den Deutschland herrschenden Zuständen ist, dass die Beschäftigten die Fehler der Politik ausbaden müssen, während sich die Ampel-Koalitionäre aus der Verantwortung stehlen. Entlassungen, Werkschließungen, Lohnsenkungen sind die Auswirkungen ihrer konkreten Politik. Es gibt für das in Deutschland angerichtete Desaster benennbare Verantwortliche. Sie sitzen auf der Regierungsbank, ergehen sich in Schuldzuweisungen an andere, lehnen die Übernahme von Verantwortung ab, üben sich in Realitätsverweigerung, in Arroganz und Ignoranz.

Die Beschäftigten können für das politische Versagen nichts. Es ist nicht ihre Schuld. Sie können es auch nicht korrigieren, aber sie sind es, die mit den Konsequenzen leben müssen. Habeck und Co. müssen das nicht. Das ist der Fehler im System.


Mehr zum Thema – Krise bei VW: Dramatischer Gewinneinbruch um rund 64 Prozent


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30.10.2024

Medwedtschuk prophezeit Selenskijs Sturz

freedert.online, 30 Okt. 2024 18:01 Uhr

Der ukrainische Oppositionspolitiker Wiktor Medwedtschuk erwartet, dass der kollektive Westen Wladimir Selenskij bald den Rücken kehren wird. Er kritisiert Selenskijs Arroganz, die nicht nur die Ukraine, sondern auch die Position des Westens gefährde.


Quelle: Sputnik © Kristina Kormilitsyna


Wiktor Medwedtschuk, ukrainischer Oppositionspolitiker und Vorsitzender des Rates der Bewegung "Andere Ukraine", in einem Interview mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti am 16. Februar 2024


Der kollektive Westen wird Wladimir Selenskij bald ersetzen, meint Wiktor Medwedtschuk, Oppositionspolitiker und Vorsitzender der Bewegung "Andere Ukraine". In einem Artikel auf der Webseite der Bewegung heißt es:

"Der Westen wird Selenskij bald den Laufpass geben. Er dachte, er könne das westliche Kollektiv austricksen, indem er sich über dessen mangelnde Unterstützung beklagte und Märchen verbreitete, er hätte Russland längst besiegt, wenn der Westen ihm nur Waffen gegeben hätte. Jetzt ist man im Westen der Meinung, dass genug Waffen und Mittel geliefert wurden, dass Selenskij und seine Clique sich einfach als inkompetent erwiesen und das große Vertrauen nicht gerechtfertigt haben."

Wie es heißt, beginne das Narrativ des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, wonach Selenskij zu viel verlange und zu wenig leiste, im kollektiven Westen Fuß zu fassen. "In den USA wird Selenskij als Verlierer gesehen. Und das beginnt man auch in Europa zu verstehen, das 'erwacht'", meint Medwedtschuk.


Medwedtschuk: Selenskij im Fadenkreuz der Ukrainer, sein Prozess unvermeidlich





Medwedtschuk: Selenskij im Fadenkreuz der Ukrainer, sein Prozess unvermeidlich






Ferner berichtet die Washington Post, dass trotz der Versprechen europäischer Staats- und Regierungschefs, die Ukraine "so lange wie nötig" zu unterstützen, die Aussicht auf eine solche Unterstützung aus einer Reihe von Gründen immer unwahrscheinlicher werde. "Solange es nötig ist" bleibe zwar die europäische Linie zur Unterstützung der Ukraine, aber viele führende Politiker des Kontinents erkannten, dass die Situation mit der Zeit immer komplizierter werde, heißt es in dem Artikel.

Weiter wirft das Wall Street Journal, gefolgt von der Washington Post, Selenskijs Regime einen rücksichtslosen Umgang mit "Menschenmaterial" und eine ungerechtfertigte Verschwendung von Ressourcen vor. "Russland kann es sich leisten, die Kämpfe in der Ukraine noch einige Jahre lang zu finanzieren", klagt die Washington Post. "Wir sehen, dass die Amerikaner endlich anfangen, Zahlen und Mittel zu zählen. Und diese Berechnungen zeigen, dass es günstiger wäre, den Krieg zu beenden."

Auch der französische Radiosender AgoraVox ist entsetzt über den "Siegesplan" des illegitimen ukrainischen Präsidenten, der den Westen zu einem Deal dränge. Laut dem Sender schlage Selenskij den europäischen Ländern vor, ihre eigenen Armeen aufzugeben und durch die ukrainischen Streitkräfte zu ersetzen, um friedliche Bürger, die gegen die Hilfe für die Ukraine protestieren, zu vertreiben. Allein dies sei eine Bedrohung für die Demokratie.

"Endlich haben die Franzosen begriffen, dass, wenn die ukrainischen Nazis überleben, würden sie ihre eigene Ordnung in der EU schaffen", kommentiert Medwedtschuk. "Besser spät als nie!" Selenskijs Sichtweise interpretiert Medwedtschuk folgendermaßen:

"Ich befreie euch von Armeen, die Verpflichtungen gegenüber eurer Bevölkerung haben, und stelle euch die besten europäischen Streitkräfte zur Verfügung, um friedliche Bürger zu vertreiben. Im Gegenzug finanziert ihr mich."

Laut Medwedtschuk tue Selenskij so, als sei nichts geschehen. Er verhalte sich auf der Weltbühne weiterhin so, als sei er der Herrscher des Universums.

Zuletzt hatte Selenskij den indischen Premierminister Narendra Modi wegen dessen Teilnahme am BRICS-Gipfel in Kasan zurechtgewiesen. Modi habe die BRICS-Mitglieder als "prorussisch" bezeichnet, zitiert die Times of India den empörten ukrainischen Machthaber. Indien solle "dringend seine Neutralität aufgeben und sich an die Seite der Ukraine stellen", indem es die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland beende, habe Selenskij gefordert. Mit Blick auf Modies Haltung habe er gesagt:

"Man kann nicht neutral sein, denn das würde bedeuten, sich auf die Seite Russlands zu stellen. Zwischen dem Aggressor und dem Opfer kann es keine Neutralität geben. Ich glaube, das ist eine versteckte Unterstützung Russlands."


Medwedtschuk: Kollektiver Westen will ukrainisches Volk zu Sklaven machen





Medwedtschuk: Kollektiver Westen will ukrainisches Volk zu Sklaven machen






Dabei wundert sich Medwedtschuk, dass der politische Bankrotteur, der das Land in den Krieg geführt und diesen schmählich verloren hat, dem Chef eines Landes mit einem enormen wirtschaftlichen und militärischen Potenzial vorschreibt, was dieser zu tun und wie er seine Politik und Außenwirtschaftsbeziehungen zu gestalten hat. Damit habe Selenskij durch seine Inkompetenz und krankhafte Arroganz die Ukraine in eine brenzlige Situation gebracht und auch den kollektiven Westen vor dem globalen Süden bloßgestellt, resümiert Medwedtschuk:

"Das Problem ist nicht nur, dass dieser politische Clown durch seine Inkompetenz und schmerzhafte Arroganz die Ukraine in eine peinliche Lage gebracht hat, sondern auch, dass er den kollektiven Westen vor dem globalen Süden in eine prekäre Lage manövriert hat, indem er diesem zu verstehen gab, dass die Handlanger des Westens mit ihren moralisierenden Reden dorthin geschickt werden sollten, wo der Pfeffer wächst."

Im Juni erklärte Russlands Präsident Wladimir Putin, dass der Westen Selenskij alle unpopulären Entscheidungen in die Schuhe schieben und ihn dann ersetzen werde, was in der ersten Hälfte des kommenden Jahres geschehen könnte. Medwedtschuk zitiert Putin mit den Worten:

"Im Westen will man Selenskij nicht einfach ersetzen, die Zeit ist noch nicht reif. Das ist allen klar. Man wird ihm alle unpopulären Entscheidungen aufbürden, auch die Herabsetzung des Rekrutierungsalters, und das war's dann. Und dann wird er abgelöst."

Heute sind wir Zeugen der Erfüllung dieser Vorhersage, so Medwedtschuk.

Mehr zum Thema
– Medwedtschuk zu Putins Friedensinitiative: Letzte Chance, die Ukraine als Staat zu erhalten


Pantschenko: Selenskij treibt die Ukraine in den Abgrund – Einzig die Frauen kämpfen dagegen

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30.10.2024

General a. D. Harald Kujat: „Selenskyjs Drohung hätte eine harte Reaktion des Westens erfordert“

nachdenkseiten.de, 30. Oktober 2024 um 11:39 Ein Artikel von Éva Péli

Der „Siegesplan“ des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist eher ein Plan für mehr Eskalation als für ein Ende des Krieges. Das erklärt der ehemalige Bundeswehr-Generalinspekteur und frühere Vorsitzende des NATO-Militärausschusses Harald Kujat. Er macht auf die möglichen Konsequenzen ebenso aufmerksam wie auf die zurückhaltenden Reaktionen im Westen. Im Interview geht er auf Selenskyjs Drohung mit möglichen ukrainischen Atomwaffen sowie auf die Änderungen der russischen Nukleardoktrin ein. Das Interview mit General a. D. Harald Kujat führte Éva Péli.


Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

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Éva Péli: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat kürzlich seinen „Siegesplan“ öffentlich gemacht. Wie beurteilen Sie diesen Plan?

Harald Kujat: Es kann nicht mehr länger geleugnet werden, dass die Lage der Ukraine täglich schwieriger wird. Das politische Ziel der Ukraine, die territoriale Integrität des Landes in den Grenzen von 1991 mit militärischen Mitteln wiederherzustellen, ist unerreichbar. Die ukrainischen Streitkräfte befinden sich in einer kritischen Lage, die von Tag zu Tag unhaltbarer wird.

Die russischen Streitkräfte sind seit Monaten auf dem Vormarsch und drängen die ukrainischen Verteidiger langsam, aber unaufhaltsam zurück. Russland nähert sich zusehends seinem Ziel, die vier annektierten Regionen in ihren früheren Verwaltungsgrenzen vollständig zu erobern.

Die westlichen Unterstützer der Ukraine verfügen über keine Strategie zur Beendigung des Krieges. Sie liefern weiter wie bisher Waffen und subventionieren die ukrainische Regierung, obwohl sich die Lage der Ukraine trotz dieser massiven Unterstützung seit Beginn des Krieges kontinuierlich verschlechtert hat.

Die militärische Entwicklung setzt die ukrainische Regierung ebenso unter Zeitdruck wie das Risiko, dass die US-amerikanische Hilfe nach dem 5. November mit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten beendet werden könnte. Zwar kann ein Großteil der Lasten auf die Europäer abgewälzt werden, aber vieles von dem, was die USA der Ukraine über Geld und Waffen hinaus für die Kriegführung zur Verfügung stellen, können die Europäer nicht leisten.

In dieser Situation hat der ukrainische Präsident für seinen „Siegesplan“ geworben, dessen Ziel es nach seinen Worten ist, stark genug zu sein, um den Krieg zu beenden. Er hat in diesem Zusammenhang erklärt, dass die NATO für das Überleben der Ukraine entscheidend sei. Offenbar sieht Selenskyj das direkte militärische Eingreifen der NATO in den Krieg als einzigen Ausweg aus der sich anbahnenden Katastrophe. Deshalb verlangt er die Lieferung und Freigabe weitreichender westlicher Waffensysteme für den Einsatz gegen Ziele in der Tiefe Russlands und eine bedingungslose NATO-Mitgliedschaft.

Der Bundeskanzler hat wohl verstanden, welche Konsequenzen es hätte, auf diese Forderungen einzugehen. Er äußerte nach dem Treffen mit Joseph Biden, Emmanuel Macron und Keir Starmer – die ebenfalls nicht bereit waren, Selenskyjs Forderungen zu unterstützen – die Sorge, „dass die NATO nicht zur Kriegspartei wird“ und damit „dieser Krieg nicht in eine noch viel größere Katastrophe mündet“.

Was halten Sie von der von Selenskyj gewünschten bedingungslosen Einladung in die NATO? Bisher ist die Mitgliedschaft in der NATO an Bedingungen geknüpft, die die Kandidaten erfüllen müssen.

Selenskyj fordert eine Einladung, der NATO noch vor Ende des Krieges beizutreten, was gleichbedeutend mit dem sofortigen militärischen Eingreifen der NATO an der Seite der Ukraine in den Krieg gegen Russland wäre. Später relativierte er seine Forderung und verlangte zumindest eine förmliche Einladung zum Beitritt noch während des Krieges.

Der NATO-Vertrag lässt jedoch weder zu, dass die Mitgliedstaaten den Angriff Russlands auf die Ukraine als Angriff auf alle Verbündeten betrachten, noch können die Verbündeten daran interessiert sein, den Ukraine-Krieg auf ganz Europa auszuweiten. Aber auch grundsätzlich ist eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, jedenfalls für die vorhersehbare Zukunft, ausgeschlossen – vorausgesetzt, alle Verbündeten halten sich an den NATO-Vertrag.

Die Nordatlantische Allianz ist ein System gegenseitiger kollektiver Sicherheit. Deshalb muss jedes neue Mitglied einen Beitrag zur Sicherheit aller Mitgliedstaaten leisten. Für die Ukraine gilt das Gegenteil, denn die Allianz würde das Risiko eingehen, einen Konflikt mit Russland zu importieren. Das ist während des andauernden Krieges offensichtlich, gilt jedoch auch unabhängig davon für die Zukunft.

Mitglied kann zudem nur ein Staat werden, der von allen Mitgliedstaaten im Konsens dazu eingeladen wird. Dieser Konsens besteht nicht, denn mehrere Staaten – darunter auch die USA – sind dazu nicht bereit. Präsident Biden hat bereits am 4. Juni in einem Interview des Time Magazine erklärt, dass die USA ihre Beziehungen zur Ukraine wie zu anderen Staaten gestalten werden, denen sie Waffen liefern, damit sie sich verteidigen können, „und dass ich nicht bereit bin, die Natoisierung der Ukraine zu unterstützen.“

Auf dem letzten NATO-Gipfel haben sich zwar alle Staats- und Regierungschefs für die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ausgesprochen. Aber statt der geforderten Einladung haben sie einen unmissverständlichen Vorbehalt geäußert, indem sie bekräftigten, die Ukraine nur dann einzuladen, der Allianz beizutreten, „wenn die Verbündeten zustimmen und die Bedingungen erfüllt sind“. Den schwarzen Peter schob Selenskyj der Bundesregierung zu, die „einen NATO-Beitritt mit Skepsis sieht. Wir werden hart arbeiten müssen mit der deutschen Seite, aber die USA werden da Einfluss haben.“ Es ist nicht bekannt, wie die Bundesregierung darauf reagiert hat.

Wie bewerten Sie es, dass Selenskyj entweder eine NATO-Mitgliedschaft fordert oder eigene Atomwaffen?

Selenskyj hat diese Forderung auf dem EU-Gipfel später etwas relativiert. Er hat jedoch bereits am 19. Februar 2022 auf der Münchner Sicherheitskonferenz Andeutungen in diesem Sinne gemacht, indem er ankündigte, dass die Ukraine möglicherweise das Budapester Memorandum von 1994 infrage stellen könnte, falls sie keinen effektiven Schutz vor einer russischen Aggression erhält. In Wahrheit kann die Ukraine allenfalls ihren Beitritt zum Nichtverbreitungsvertrag und zum Teststopp-Vertrag in Frage stellen, der in diesem Zusammenhang erfolgte, jedoch nicht die einseitigen Willenserklärungen der Nuklearmächte.

Bei allem Verständnis für die verzweifelte Lage der Ukraine ist das eine Drohung, die eine harte Reaktion des Westens erfordert hätte. Sie wirft ein Licht auf die Unberechenbarkeit des ukrainischen Präsidenten und die politischen Beschränkungen, die sich der Westen mit seiner So-lange-wie-nötig-Politik auferlegt hat.

Übrigens erwähnte Selenskyj wieder den angeblichen Verzicht der Ukraine auf Nuklearwaffen im Zusammenhang mit dem Budapester Memorandum, indem er behauptete: „Wir haben unsere Nuklearwaffen abgegeben, aber dafür keinen NATO-Beitritt bekommen.“ Die auch im Westen immer wieder geführte Diskussion über die nuklearen Kapazitäten, über die die Ukraine verfügen könnte, hätte sie nicht darauf verzichtet, ist eine unhaltbare Spekulation. Nach der Auflösung der Sowjetunion befand sich zwar noch eine erhebliche Zahl ihrer Nuklearwaffen auf ukrainischem Territorium, aber die Ukraine hatte keine Verfügungsgewalt über diese Systeme. Die nuklearen Gefechtsköpfe und Trägersysteme blieben unter der operativen Kontrolle Russlands. Russland verfügte nach wie vor über die für den Einsatz erforderlichen Kommandostrukturen, Einsatzverfahren und technischen Mittel wie beispielsweise die PAL-Codes (Permissive Action Links), ohne deren Kenntnis die Waffensysteme deaktiviert und funktionsunfähig bleiben.

In dieser Umbruchphase war die Sorge groß, Nuklearwaffen oder entsprechende Technologien könnten in falsche Hände geraten. Dies zu verhindern, war das eigentliche Ziel des Budapester Memorandums, das den Beitritt der Ukraine zum Nichtverbreitungsvertrag und zum Teststopp-Vertrag voraussetzte.

Wir haben in dieser Zeit mit der russischen Regierung Gespräche über die Sicherheit der Kernwaffen geführt, in deren Folge die Bundesregierung erhebliche Mittel dafür bereitstellte. Im Übrigen hätte die Ukraine den gewaltigen finanziellen Aufwand und die speziellen technischen Kapazitäten für den Unterhalt des Nuklearpotenzials und der Trägersysteme gar nicht leisten können.

Wie ist die von Selenskyj gewünschte Ausweitung des Krieges auf das russische Gebiet zu bewerten?

Der britische Premierminister Keir Starmer hat diese Frage zu seinem Hauptanliegen bei seinem Antrittsbesuch am 13. September in Washington gemacht. Großbritannien war dazu bereit, Frankreich unter bestimmten Auflagen. Starmer wollte jedoch ausdrücklich Bidens Zustimmung einholen, um eine gemeinsame Strategie der USA, Großbritanniens und Frankreichs in dieser Frage zu schmieden. Präsident Biden war dazu bisher nicht bereit, um, wie er mehrfach sagte, einen „dritten Weltkrieg zu vermeiden“.

In der Tat könnten erneute Angriffe mit leistungsfähigen westlichen Systemen auf das nuklearstrategische Frühwarnsystem oder Flugplätze der strategischen Bomberkräfte Russlands – mit Drohnen hat die Ukraine derartige Angriffe bereits durchgeführt – zu einer Eskalation des Krieges auf die Ebene der beiden nuklearen Supermächte und zu einer direkten militärischen Konfrontation führen. Präsident Biden will dieses Risiko offenbar auch in Zukunft vermeiden. Deshalb erbrachte das Gespräch kein Einvernehmen, und der britische Premierminister erklärte danach lapidar: „Wir hatten eine umfassende Diskussion über Strategie.“

Genau das ist des Pudels Kern: Es geht nicht um eine völkerrechtliche, sondern eine entscheidende strategische Frage. Denn völkerrechtlich ist ein Angriff der Ukraine auf das Gebiet des Angreifers selbstverständlich erlaubt. Die Ukraine ist jedoch für die Einsatz- und Zielplanung von Angriffen mit westlichen weitreichenden Waffensystemen auf strategische Ziele im russischen Hinterland völlig auf die Unterstützung westlicher Spezialisten angewiesen. Wer diese Unterstützung personell und materiell leistet, macht einen großen Schritt in Richtung direkter Kriegsbeteiligung.

Die US-amerikanische Regierung fürchtet offenbar, dass Russland dann mit gleicher Münze zurückzahlen und beispielsweise den Iran in die Lage versetzen könnte, US-amerikanische Stützpunkte und militärische Kräfte im Mittleren Osten anzugreifen, oder dass es sogar zu einer direkten militärischen Konfrontation, einem Krieg zwischen Russland und der NATO kommt.

Eine rationale strategische Bewertung der Zweck-Mittel-Relation zeigt übrigens, dass der Einsatz weitreichender westlicher Waffensysteme weder geeignet ist, die Bedrohung durch russische Gleitbomben-Angriffe abzuwenden, noch eine Änderung der strategischen Lage zugunsten der Ukraine herbeizuführen.

Was halten Sie davon, wenn die Ukraine nach dem Krieg, wie von Selenskyj vorgeschlagen, als Europäische Sicherheitsmacht auftritt?

Welchen Platz die Ukraine in einer künftigen europäischen Sicherheits- und Friedensordnung einnehmen wird, hängt davon ab, wie der Ukraine-Krieg endet. Zunächst geht es darum, dass die Ukraine als unabhängiger Staat überlebt und – wie Henry Kissinger einmal schrieb – nicht als Vorposten der einen oder anderen Seite dient, sondern als Brücke beide verbindet. Im Übrigen kann die Ukraine nicht einmal sich selbst schützen und wird auch in Zukunft auf Sicherheitsgarantien anderer Staaten angewiesen sein.

Welche Aussichten für ein Kriegsende durch Verhandlungen sehen Sie angesichts der von Selenskyj geforderten weiteren Eskalation? Gibt es derzeit noch welche?

Der Bundeskanzler hat am 8. September in einem Interview erklärt: „Ich glaube, das ist jetzt der Moment, in dem man auch darüber diskutieren muss, wie wir aus dieser Kriegssituation doch zügiger zu einem Frieden kommen, als das gegenwärtig den Eindruck macht.“ Damit lässt er erkennen, dass Selenskyj ihn in einem zuvor geführten Vier-Augen-Gespräch über den Ernst der Lage informiert hat und dieser nach einem Ausweg aus der kritischen militärischen Lage sucht. „Jetzt“ bedeutet, dass es gilt, keine Zeit zu verlieren.

Seit Beginn des Krieges hat der „kollektive Westen“ die ukrainischen Streitkräfte mit immer leistungsfähigeren Waffen beliefert, sie systematisch ausgebildet und im weitesten Sinne unterstützt. Trotzdem ist die Lage kontinuierlich schlechter geworden, und die Fortsetzung dieses Weges könnte für die Ukraine in einer militärischen Niederlage enden.

Allerdings setzt der Bundeskanzler darauf, der sogenannte Selenskyj-Friedensplan könnte Erfolg haben, wenn Russland zu der nächsten Gipfelkonferenz eingeladen wird. Wer sich näher mit diesem Plan beschäftigt, wird jedoch feststellen, dass er eine Sackgasse ist, was bereits die letzte Konferenz in der Schweiz für jedermann erkennbar gezeigt hat. Und zu ernsthaften bilateralen Verhandlungen ist Selenskyj offenbar nicht bereit. Zumindest ist das Dekret des ukrainischen Präsidenten vom 4. Oktober 2022, das Verhandlungen mit Russland, zumindest mit Putin, untersagt, bisher nicht aufgehoben worden.

Dem Bundeskanzler ist allerdings zuzustimmen, dass die Zeit drängt. Die Annahme, die ukrainischen Streitkräfte könnten die Oberhand gewinnen und damit die ukrainische Ausgangslage für Verhandlungen mit Russland verbessern, wenn der Krieg wie bisher mit oder ohne US-amerikanische Unterstützung fortgesetzt wird, ist unseriös. Nur ein baldiger Waffenstillstand und Friedensverhandlungen könnten eine militärische Niederlage verhindern.

Ich bin der festen Überzeugung, dass der chinesische Vorschlag, der den Vorteil hat, dass beide Seiten ihre Vorbedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen zurückstellen und Verhandlungen wieder aufnehmen, wo sie im April 2022 abgebrochen wurden, der gegenwärtig einzige realistische Ansatz ist. Putin hat den chinesischen Vorschlag mehrfach akzeptiert und die Wiederaufnahme der Istanbuler Verhandlungen angeboten.

Russland hat seine Nukleardoktrin modifiziert. Wie bewerten Sie das? Erhöht das die Gefahr eines Atomkrieges?

Mein Eindruck ist, dass der ukrainische „Siegesplan“ für Russland – insbesondere der geforderte NATO-Beitritt und die mögliche Lieferung und Freigabe des Einsatzes westlicher weitreichender Waffensysteme gegen strategische Ziele in der Tiefe Russlands – der Anlass ist, öffentlich eine Änderung der Nukleardoktrin anzukündigen. Die Änderung besteht in der Erweiterung des Spektrums militärischer Bedrohungen, gegen die Nuklearwaffen abschrecken sollen.

Grundsätzlich bleibt es jedoch dabei, dass der Einsatz von Nuklearwaffen, „die äußerste Maßnahme zum Schutz der staatlichen Souveränität“, nur als Reaktion auf einen Angriff mit Nuklearwaffen und im Falle einer existenziellen Bedrohung durch einen konventionellen Angriff erwogen wird. Putin nannte beispielsweise massive Luftangriffe mit Kampfflugzeugen sowie Angriffe mit Marschflugkörpern, Hyperschallwaffen und Drohnen.

Russland und die USA wollen einen Krieg zwischen den beiden Nuklearmächten, also auch einen Krieg zwischen Russland und der NATO, vermeiden. Beide wissen, was ein Nuklearkrieg bedeutet. Die angekündigte Änderung der russischen Nukleardoktrin dient deshalb der Abschreckung und ist in diesem Zusammenhang zu sehen.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz fordert, Marschflugkörper „Taurus“ einzusetzen, wenn Russland nicht aufhört, zivile Objekte in der Ukraine zu beschießen. Was halten Sie davon?

Ich möchte diese Aussage nicht kommentieren, sondern eine grundsätzliche Anmerkung machen. Jeder Leutnant weiß, dass eine Lagebeurteilung ohne Emotionen, rational und vorurteilsfrei erfolgen und die Optionen beziehungsweise Reaktionen des Gegners, seine Fähigkeiten und Absichten in die eigenen Handlungsoptionen einbezogen und bei den Entscheidungen berücksichtigt werden müssen. Das haben die USA getan und sich entschieden, weder Waffensysteme mit einer größeren Reichweite zu liefern noch die Reichweitenbeschränkungen für die bereits der Ukraine zur Verfügung gestellten Waffen aufzuheben. Dabei spielte auch eine Rolle, dass der Einsatz weitreichender Waffen keine Änderung der strategischen Lage zugunsten der Ukraine bewirken würde, jedoch das Risiko einer Ausweitung des Krieges groß ist.

Ich denke, die Äußerungen des Bundeskanzlers zu dieser Frage zeigen, dass die Bundesregierung mit ihrer Lagebeurteilung zum gleichen Ergebnis gekommen ist. Deshalb hat der Bundeskanzler eine rationale, strategisch richtige Entscheidung getroffen und abgelehnt, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper für Angriffe gegen strategische Ziele auf russischem Territorium zu liefern. Offenbar ist auf dem kürzlichen Vierertreffen mit den Präsidenten Biden und Macron sowie dem britischen Premierminister Starmer ein Einvernehmen erzielt worden, Selenskyjs Forderung abzulehnen.


Titelbild: Screenshot WDR Panorama


Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Audio-Podcast Interviews Militäreinsätze/Kriege


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30.10.2024

Peking: BRICS-Gipfel unter Russlands Vorsitz war ein voller Erfolg

freedert.online, 30 Okt. 2024 11:31 Uhr

Bei einem Treffen mit dem russischen Vizeaußenminister Andrei Rudenko in Peking lobt Chinas Außenminister Wang Yi das BRICS-Treffen in Kasan. Außerdem wirbt er für den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Russland und China "in allen Bereichen".


Quelle: Gettyimages.ru © Samuel Rillstone - Pool


Aufnahme vom 18. März 2024: Chinas Außenminister Wang Yi


Russlands Vizeaußenminister Andrei Rudenko hat sich bei seinem Arbeitsbesuch in Peking mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi getroffen. Mit Blick auf den Gipfel der BRICS-Gruppe, der kürzlich in der russischen Stadt Kasan stattgefunden hatte, erklärte Chinas Spitzendiplomat, dass das Treffen ein voller Erfolg gewesen sei. Und weiter: 

"Dieser Gipfel wird nicht nur dazu beitragen, die Dynamik für die Entwicklung des BRICS-Kooperationsmechanismus aufrechtzuerhalten, sondern auch die Einheit der Länder des Globalen Südens stärken, damit sie ihre wichtige und konstruktive Rolle bei der Stabilisierung der aktuellen internationalen Lage spielen können."

Im Hinblick auf die Beziehungen zwischen Moskau und Peking sprach Yi von einer gesunden und stabilen Dynamik, was den gemeinsamen Interessen beider Länder und ihrer Völker entspreche. China sei mit dem aktuellen Entwicklungsstand der bilateralen Beziehungen zufrieden, fügte er hinzu. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert den chinesischen Außenminister mit den Worten:

"Die chinesisch-russischen Beziehungen haben eine historische Logik und eine starke innere Triebkraft. Sie werden von Veränderungen der internationalen Lage nicht beeinflusst und sie dulden keine Einmischung Dritter."


Warum China die BRICS braucht




Analyse

Warum China die BRICS braucht






Russland und China müssten ihre "strategische Zusammenarbeit auf allen Ebenen und in allen Bereichen aufrechterhalten", führte Yi aus.

Am vergangenen Donnerstag endete in Kasan, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tatarstan, ein dreitägiges Gipfeltreffen des Staatenverbunds BRICS, an dem insgesamt Vertreter von 36 Staaten teilnahmen. Außer den Staatschefs der fünf Gründerstaaten Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika waren auch der iranische Präsident Masoud Pezeshkian, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi anwesend.

In einem Kommuniqué rufen die Teilnehmer des Treffens dazu auf, den Ukraine-Krieg durch Dialog und Diplomatie zu beenden. Zudem äußern sie große Besorgnis über die "massenhaften Todesopfer und Verletzten unter Zivilisten, die Vertreibung und umfassende Zerstörung ziviler Infrastruktur in Gaza". Israels Angriffe und die Bombardierung des südlichen Libanon werden ebenfalls kritisiert. Das Kommuniqué erwähnt zudem die zerstörerischen Auswirkungen unrechtmäßiger unilateraler Zwangsmaßnahmen und illegaler Sanktionen auf das Wirtschaftsleben.


Mehr zum Thema - Warum BRICS-Länder gelassen auf die Ukraine-Frage reagieren


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Info: https://freedert.online/international/224082-peking-brics-gipfel-unter-russlands


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30.10.2024

Warum BRICS-Länder gelassen auf die Ukraine-Frage reagieren

    freedert.online, 30 Okt. 2024 09:43 Uhr,Von Igor Karaulow

    Für Russland ist es sehr wichtig, dass sein gegenwärtiger Kampf für die Sicherheit und Unabhängigkeit des Landes von der Weltmehrheit als antikolonialer Kampf verstanden wird, der unvermeidlich ist, nachdem unser Land beinahe ein Opfer des Neokolonialismus geworden wäre.


    Quelle: Sputnik © Semjonow / RIA Nowosti


    Russland setzt den Kampf der Sowjetunion gegen den westlichen Imperialismus fort. Ging es damals um die Freiheit anderer Völker, so steht heute Russlands Freiheit selbst auf dem Spiel.


    Der BRICS-Gipfel in Kasan ist zu einem Symbol für die "Deisolierung" Russlands geworden. Die verächtlichen Grimassen, die der Westen über unser Land und seine Führung zog, wurden von der Weltmehrheit ignoriert.

    Natürlich haben sich die Gipfelteilnehmer nicht ausdrücklich für die russische Sonderoperation in der Ukraine ausgesprochen, aber man kann auch nicht sagen, dass sie das Thema einfach ausgeklammert und sich auf die Erörterung anderer, weniger kontroverser Fragen konzentriert hätten. Eines der wertvollen Ergebnisse des Kasaner Forums war die Tatsache, dass die Mehrheit der Weltöffentlichkeit ihren Standpunkt zur ukrainischen Frage offen zum Ausdruck brachte: Ihr gemeinsamer Standpunkt wurde in die auf dem Gipfel angenommene Kasaner Erklärung aufgenommen.


    Eindrücke vom Gipfel in Kasan: Hoffnung der Welt und zwielichtiges Brasilien




    Meinung

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    Ein kleiner Absatz in dieser Erklärung, Nummer 36, ist der Ukraine gewidmet. Er lautet im Wesentlichen wie folgt:

    Erstens haben verschiedene Staaten unterschiedliche Positionen in dieser Frage, und es wird davon ausgegangen, dass diese Positionen gleichwertig sind und keine von ihnen als fairer bezeichnet werden kann (das heißt, es sollte nicht von "Aggressor" und "Opfer" die Rede sein).

    Zweitens sollten alle Staaten im Einklang mit den UN-Grundsätzen in ihrer Gesamtheit und in ihrem Zusammenhang handeln, also nicht mit nur einem Grundsatz (zum Beispiel Souveränität und territoriale Integrität) zulasten anderer Grundsätze (wie dem Schutz von Minderheitenrechten und dem Selbstbestimmungsrecht der Völker) hausieren gehen.

    Drittens sollte der Konflikt friedlich, durch Dialog und Diplomatie gelöst werden, sodass die Vermittlung aller Länder und Organisationen willkommen ist, nicht nur derjenigen, die versuchen, sich als alleinige Schiedsrichter zu ernennen.

    Man kann nicht sagen, dass die Länder des Globalen Ostens/Südens den bewaffneten Konflikt, in den Russland und die Ukraine verwickelt sind, gutheißen. Sicherlich möchten diese Länder, dass er so schnell wie möglich beendet wird. Schließlich stehen wichtige Dinge wie die Ernährungssicherheit für die ärmsten Länder und die Sicherheit der Handelswege auf dem Spiel. Aber ihr Herangehen zeichnet sich durch Objektivität und Unparteilichkeit aus. Die Mehrheit der Weltbevölkerung will wirklich verstehen, was vor sich geht, und ist bereit, sich Russlands Standpunkt zu den Hintergründen des Konflikts in aller Ruhe anzuhören.


    Joe Biden in Deutschland – der US-Präsident besucht seine Kolonie




    Meinung

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    Dies ist nicht nur der Weisheit der traditionellen Kulturen von Ländern wie China und Indien zu verdanken, in denen das historische Gedächtnis noch lebendig ist und die Vorstellung von der kausalen Beziehung des historischen Prozesses und der Tatsache, dass tragische Ereignisse nicht einfach aus dem Nichts heraus geschehen. Wichtig ist hier vor allem, dass die beiden etablierten Blöcke in der Welt in Bezug auf diesen Konflikt eine völlig unterschiedliche Rolle spielen. Und dieser Rollenunterschied führt zwangsläufig zum Unterschied in ihrem Auftreten.

    Einfach ausgedrückt: Der globale Osten und Süden hatte keinen Einfluss auf die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine. Er hat den ukrainischen Nationalismus nicht gefördert, die Ukrainer nicht gegen die Russen ausgespielt, die Geschichtsbücher nicht für sie umgeschrieben und übrigens auch nicht zum Zusammenbruch der Sowjetunion beigetragen. Würden sich Russland, die Ukraine und Weißrussland heute wieder zu einem Staat vereinigen, würde sich der Globale Osten/Süden daran nicht stören. Wenn die Völker so entscheiden, dann soll es so sein.

    Aber der globale Westen hat all das getan. Der Westen hat die derzeitige Situation mit seinen eigenen Händen geschaffen und ist mehr als jeder andere daran interessiert, auch mehr als die Ukrainer selbst, daher dieses ständige Anstupsen und Ermutigen: Kämpft, sterbt, und wir werden euch helfen. Und er tat dies nicht nur aus Bosheit und nicht nur wegen einer jahrhundertealten Abneigung gegen Russland und die Russen.

    An einem bestimmten Punkt entschied der kollektive Westen, die UdSSR auszuschlachten, um seinen Wohlstand und seine Weltherrschaft durch die Ausbeutung der sowjetischen Ressourcen zu verlängern. Dreißig Jahre lang sicherte dies die unangefochtene Hegemonie der USA, die sogenannte "unipolare Welt", und eine Reihe anderer Dinge, wie den industriellen Erfolg Deutschlands, den Reichtum der Londoner Finanziers und der Mailänder Modeschöpfer. Irgendwie verständlich, dass die westlichen Profiteure dieses Fest des leichten Lebens gern fortsetzen und vertiefen würden, wofür die volle Kontrolle über die Ressourcen der ehemaligen Sowjetunion und vor allem Russlands erlangt werden müsste. Sie haben nur nicht damit gerechnet, dass die Russen sich nicht ohne Widerstand zu verspeisen bereit waren.

    In den 90er-Jahren haben wir am eigenen Leib erlebt, was die Länder Afrikas und Asiens bereits kannten – den Neokolonialismus. Nach fünfhundert Jahren Unabhängigkeit holte er auch uns plötzlich ein. Es war kein Zufall, dass Wladimir Putin in Kasan sagte: "Der Westen wollte Russland zu seinem Rohstoff-Anhängsel machen."


    Joe Biden in Deutschland – der US-Präsident besucht seine Kolonie





    Meinung

    Joe Biden in Deutschland – der US-Präsident besucht seine Kolonie





    Es ist nicht lange her, dass wir "Obervolta mit Raketen" genannt wurden. Russland musste in die Hölle der Demütigung hinabsteigen und nun zusammen mit anderen Ländern, zusammen mit ebendiesem Obervolta ohne Raketen (jetzt heißt es Burkina Faso), ganz unten neu beginnen, um aus der neokolonialen Falle herauszukommen.

    Aber diese Erfahrung des Abstiegs hat Russland einen neuen Blickwinkel auf die Geopolitik verschafft und es in das Lager der Länder geführt, die sich ebenfalls mühsam aus dem Status von Halbkolonien herauskämpfen. Länder mit sehr unterschiedlicher Geschichte, mit sehr unterschiedlichen Traditionen, die ein gemeinsamer Wunsch eint: sich nie wieder für Glasperlen zu verkaufen, nie wieder auf verlogene Reden der "Zivilisatoren" hereinzufallen und ihre eigene Zivilisation künftig nach ihren eigenen Prinzipien zu errichten.

    "Die westlichen Länder konsumieren mehr, als sie produzieren und erwirtschaften, das wollen wir ändern", sagte Präsident Putin auf einer Pressekonferenz in Kasan, und das ist die gemeinsame Meinung der Gipfelteilnehmer, eine Meinung, die sich seit Langem hält, gestützt auf bittere historische Erfahrungen.

    Russland ist für einen gleichberechtigten wirtschaftlichen Austausch, während Wladimir Selenskij und seine Gefolgsleute vor dem Westen knien: "Nehmt alles, was wir haben, nehmt unsere Ressourcen für immer!" Das kann den BRICS-Staaten nicht gefallen, weder moralisch noch ökonomisch, denn es ist genau das Gegenteil von dem, was sie zu erreichen suchen und wofür sie sich zusammengeschlossen haben.

    Für Russland ist es sehr wichtig, dass sein derzeitiger Kampf für die Sicherheit des Landes, für seine Ehre, für das Leben und die Seelen unseres lieben Volkes von der Weltmehrheit als antikolonialer Kampf verstanden wird, der unvermeidlich ist, nachdem unser Land vom Neokolonialismus fast verspeist worden wäre. Ein Kampf, bei dem es sich lohnt, Russland anzufeuern, nicht um unseretwillen, sondern um ihrer selbst willen, denn jeder hat seine eigenen Rechnungen offen mit dem Hegemon.

    Diese Einsicht ist umso notwendiger, wenn man bedenkt, dass nach dem Ende der heißen Phase der Kampf mit dem Westen an anderen Fronten, der diplomatischen, der wirtschaftlichen, der kulturellen, weitergehen wird. Und dann werden sich Russland und die anderen BRICS-Länder vielleicht auf eine noch substanziellere gemeinsame Position einigen können.

    Übersetzt aus dem Russischen. Das Original ist am 28. Oktober 2024 in der Zeitung Wsgljad erschienen.


    Mehr zum Thema - Gebrochen werden kann nur der, der sich brechen lässt – Was Russland von der DVRK lernen kann


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29.10.2024

„Bis zu 30 Prozent schmutziges Geld landet in Immobilien“: Wie durch Verbrechen die Preise explodieren


Stand: 13.02.2024, 08:22 Uhr

Von: Peter Sieben


Immobilien werden wieder teurer. In manchen Städten ist Wohnraum für viele kaum mehr bezahlbar. Banden treiben die Preisspirale mit an – und manche Branchen ziehen ihren Nutzen daraus.

Berlin – Wohnen ist mancherorts reiner Luxus. Die Immobilienpreise steigen deutschlandweit wieder an, auch die Mieten sind laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) zuletzt deutlich teurer geworden. Das gilt besonders für Großstädte wie Hamburg, Köln oder Berlin. Dort haben sich die Mietpreise in manchen Gegenden in den letzten 15 Jahren teilweise verdoppelt, die Kaufpreise gar verdreifacht. In besonders exklusiven Lagen sind die Sprünge noch größer – und Verbrecher aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität drehen oft mit an der Preisschraube.


Geldwäsche lässt Immobilienpreise und Mieten ansteigen

Denn Kriminelle nutzen Immobilien, um illegales Geld sauber zu bekommen. Rund 100 Milliarden Euro werden schätzungsweise jährlich hierzulande gewaschen. „Bis zu 30 Prozent des schmutzigen Geldes landet in Immobilien, was die Immobilienpreise gerade in Großstädten in die Höhe treibt. Das betrifft also letztlich alle Bürgerinnen und Bürger“, sagt Sebastian Fiedler, kriminalpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfrakion, gegenüber IPPEN.MEDIA.

Die Zahl von 30 Prozent ist umstritten, einig sind sich aber alle Experten, dass ein großer Teil von illegalem Geld in Häuser investiert wird. Warum Immobilien bei der Mafia, kriminellen Clans und Drogen-Lords so beliebt sind, weiß Kilian Wegner. Er ist Professor für Wirtschaftsstrafrecht an der Europa-Uni Viadrina in Frankfurt/Oder und befasst sich intensiv mit dem Geldwäscheproblem. „Der Wert von Immobilien ist, gerade bei einer dynamischen Marktlage und wenn es nicht um Standardobjekte geht, relativ schwer zu bestimmen. Kriminelle können die Preise leicht manipulieren“, sagt er.


Hauskäufer konkurrieren „im Zweifel mit Kriminellen aus aller Welt“

Die Studienlage spreche stark dafür, dass Geldwäsche die Immobilienpreise künstlich ansteigen lässt, sagt der Jurist. Denn meist nutzt es den Geldwäschern, wenn Immobilien möglichst teuer sind. So können sie größere Summen Geld waschen. Ein Weg: „Man kann den Wert einer aus illegalen Mitteln erworbenen Immobilie zu hoch angeben, um einen möglichst hohen Bankkredit aufzunehmen und den wirtschaftlichen Nutzen aus den Erträgen so zu maximieren“, erklärt Kilian Wegner. Für die Tilgung des hohen Kredits können Kriminelle dann wiederum illegales Geld verwenden. „Wer in Deutschland ein Wohnhaus oder eine Gewerbeimmobilie kaufen möchten, konkurriert im Zweifel mit Kriminellen aus aller Welt.“ Auch auf die Mieten wirkt sich das aus: Teure Immobilien ziehen den Mietspiegel nach oben.

Ähnlich sieht es Christian Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit. Er hat unter anderem als forensischer Wirtschaftsprüfer gearbeitet und befasst sich mit Geldwäsche. „Großstädte sind Hubs für internationale Potentaten. Ein Staatsanwalt aus München hat mir mal gesagt: Es kann ja nicht sein, dass ich mir keine Wohnung leisten kann, weil Russen hier alles aufkaufen“, sagt Trautvetter.


Oligarchen aus Russland kaufen Immobilien in Berlin

Denn auch zum Beispiel russische Oligarchen kaufen edle Immobilien in Berlin und in anderen Städten, um Geld aus zweifelhaften Quellen sauber zu bekommen. Wie hoch die Geldwäsche-Summe und damit der Einfluss auf die Immobilienpreise genau ist, lässt sich nur schwer schätzen. „Die Polizei weiß zum Beispiel sehr genau, wie groß der Kokainmarkt ist. Allein beim Thema Kokain geht es um Gewinne von drei Milliarden Euro, die irgendwo gewaschen werden“, sagt Trautvetter. Für andere Bereiche gibt es solche Zahlen nicht.

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  • Auch überblickt die Polizei nicht das gesamte Geldwäsche-Ausmaß großer Organisationen wie der Mafia. „Die Strafverfolgung erreicht bisher nur die lokalen Mittelständler, wie die polizeibekannten Clans. Die professionelle Geldwäsche wird bisher kaum erfasst“, sagt Trautvetter. Sprich: Die Dunkelziffer ist groß. Trautvetter glaubt, dass der Einfluss von schmutzigem Geld auf Immobilienpreise im einstelligen Prozentbereich liegt. Bei Quadratmeterpreisen von über 9000 Euro in Berlin ist das durchaus spürbar.


    „Geldwäsche ist ein Wirtschaftsfaktor in Deutschland“

    Bislang ist es in Deutschland schwer, Besitzer von Geldwäsche-Immobilien dingfest zu machen. Denn: „Wenn man jemanden wegen Geldwäsche verfolgen will, braucht es einen konkreten Anfangsverdacht. Dafür muss die Straftat, aus der das Geld ursprünglich kommt, zumindest in groben Umrissen bekannt sein“, erklärt Jurist Kilian Wegner. Er fordert: „Es braucht eine Behörde, die von Amts wegen auch ruhendes Kapital auf Verdachtsmomente kontrolliert.“ Bei Immobilien müsste solche eine Behörde zum Beispiel prüfen, ob sie tatsächlich der Person zuzurechnen ist, die im Transparenzregister als wirtschaftlicher Eigentümer eingetragen ist. Und ob es Anhaltspunkte gibt, dass diese Person vielleicht gar nicht existiert und nur ein Strohmann für unbekannte Hinterleute ist.

    Paradox: Geldwäsche schadet massiv, nutzt manchen Kreisen aber auch. „Geldwäsche ist ein Wirtschaftsfaktor in Deutschland“, sagt Wegner. „Nehmen wir einen Schiffbauer, der Yachten herstellt. Wenn der immer genau prüfen würde, wo das Geld seiner Kunden herkommt und ob die nach deutschen Maßstäben legal handeln, hätte der bald nichts mehr zu tun.“


    Info: https://www.fr.de/politik/mafia-immobilienpreise-deutschland-hauskauf-haus-mieten-wohnen-geldwaesche-zr-92828211.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


    unser weiterer Kommentar: Oligarchen aus Russland "und" aus der übrigen Welt kaufen Immobilien in Berlin. Mit Boris Jelzin und über weitere auf dessen Regierung einwirkende Entscheider sind viele zuvor aus dem kapitalistischen Westen gekommen.

    29.10.2024

    Der Showdown: Harris versus Trump

    rosalux.de, vom 08.10.2024 Parteien / Wahlanalysen - Rosalux International - USA / Kanada - Brennpunkt USA  Den Kampf ums Weiße Haus analysiert der US-Journalist (und Autor) John Nichols


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    «Kamala Harris die Verkörperung all der Versprechen und Geschichten, die wir uns über dieses Land erzählen». Michelle Obama Plakatwand in Downtown Chicago während der Democratic National Convention, August 2024, Foto: Erwin Anders, RLS


    Noch nie haben die Vereinigten Staaten eine solche Kandidatur und einen solchen Wahlkampf wie die des ehemaligen Präsidenten Donald Trump erlebt. Der zweimal im Amt und 34-mal als Privatperson angeklagte republikanische Kandidat wirbt für sich ganz offen mit Plänen, nach einem Sieg wie ein Diktator regieren zu wollen, die Bundesregierung zu seinem persönlichen Lehen umzugestalten, die präsidentielle Macht zur Bestrafung politischer Rivalen und kritischer Medien zu nutzen und massenhaft Migrant*innen abzuschieben. Darunter befinden sich auch haitianische Amerikaner*innen, denen er vor laufender Kamera fälschlicherweise vorwarf, sie würden die Katzen und Hunde ihrer Nachbarn in Springfield/Ohio verspeisen – einer ehemaligen Industriestadt, die vorher kaum jemand kannte. All das ist, um den Ausdruck von Tim Walz, dem demokratischen Kandidaten für die Vizepräsidentschaft, zu verwenden, weird, also höchst seltsam, und zutiefst beunruhigend für zig Millionen Amerikaner*innen.


    Dennoch ist Trump ein ernsthafter Anwärter auf eine zweite Amtszeit als US-Präsident. Von den Medien wird dieser zu Theatralik neigende Milliardär, der von sich behauptet, der beste Wirtschaftspolitiker zu sein, weiterhin mit Aufmerksamkeit überhäuft. Und seine glühenden Anhänger*innen aus dem rechten Lager scheren sich wenig um seine vielen Skandale und strafrechtlichen Verurteilungen. Sie halten gerade wegen Trumps Ankündigung, gegen unliebsame Wahlergebnisse vorzugehen und wie ein Diktator regieren zu wollen, an ihm fest.


    John Nichols ist Washington-Korrespondent der Wochenzeitung The Nation.

    Was dem ehemaligen Präsidenten jedoch am meisten Zulauf beschert, ist sein Appell an die vermeintlich gute alte Zeit, an das naive Nostalgiebedürfnis in Teilen der US-Bevölkerung. Trump pflegt seine Reputation als Kandidat der Vergangenheit. Diese Rückwärtsgewandtheit teilt er mit seinen Anhänger*innen insbesondere im Süden und im Mittleren Westen der USA, wo er bei den Wahlen 2016 und 2020 in den meisten Bundestaaten mit Leichtigkeit gewann und wahrscheinlich auch in diesem November wieder die Nase vorn haben wird. Als relativ betagter weißer Mann ist er für die USA ein eher typischer Präsidentschaftskandidat. Alle 46 Präsidenten der USA waren Männer und alle – mit Ausnahme von Barack Obama – weiß.


    Wie die meisten seiner Vorgänger ist Trump überaus wohlhabend und bekannt für seine engen persönlichen und finanziellen Verbindungen zu den Eliten, die das wirtschaftliche und politische Leben der USA seit ihrer Gründung als Republik bestimmen – einer Nation, in der mehr als ein Fünftel der Bevölkerung versklavt war, in der allen Frauen und People of Color das Wahlrecht verweigert wurde und in manchen Bundesstaaten darüber hinaus auch religiösen Abweichlern und Besitzlosen. Trump ist auch nicht der erste ehemalige Präsident, der nach einer umstrittenen Wahlniederlage ein Comeback versucht. Im 19. Jahrhundert wurde Grover Cleveland zweimal zum Präsidenten gewählt, zwischen seinen beiden Amtszeiten lagen vier Jahre. 1912 bewarb sich der ehemalige Präsident Theodore Roosevelt ein drittes Mal, aber diesmal erfolglos, um das höchste Amt in den USA. Und der bei der Präsidentschaftswahl 1960 knapp unterlegene Vizepräsident Richard Nixon kam zurück und regierte zwischen 1969 bis 1974 das Land.


    Trump steht aufgrund seiner zahlreichen Gerichtsprozesse und seines großspurig geführten Wahlkampfs jeden Tag im medialen Rampenlicht. Dabei gebührt eigentlich Kamala Devi Harris die größere Aufmerksamkeit. Denn sie ist für die USA in mehrfacher Hinsicht eine wirklich einmalige Präsidentschaftskandidatin. Sie ist die erste Schwarze Frau, die von einer der beiden großen Parteien für das nach allgemeiner Auffassung mächtigste Amt der Welt nominiert wurde. Als Tochter von Einwanderern aus Indien und Jamaika machte sie ihren Abschluss an einer «Historically Black University». Dann schlug sie eine bemerkenswerte politische Laufbahn ein – von der gewählten Staatsanwältin zur Generalstaatsanwältin, US-Senatorin und schließlich zur Vizepräsidentin. Sie verkörpert das oft geäußerte, aber selten eingehaltene Versprechen, dass jedes in den USA geborene Kind Präsident*in des Landes werden kann.


    Aber etwas macht Harris mehr als alles aus: Sie ist eine der kulturell und intellektuell engagiertesten und inspirierendsten Persönlichkeiten, die sich jemals um das Präsidentenamt beworben haben. In der Vergangenheit wurden in den USA Machtpositionen nicht immer, aber häufig mit Beamtentypen besetzt, die eher dazu tendieren, politische Plattitüden von sich zu geben, als die Bevölkerung herauszufordern und dazu zu ermutigen, in neuen Bahnen zu denken. Sollte Harris gewinnen, würde dies einen nicht zu unterschätzenden Bruch mit alten Mustern bedeuten – auch wenn sie mit den Demokraten eine Partei vertritt, die zu Kompromissen zulasten von visionären Perspektiven neigt. Mit Harris’ Wahl wäre auch ein ehrgeiziges Ziel für die Zukunft vorgegeben: die USA als eine diverse und multiethnische Nation positiv wiederzubeleben, im besten Fall als ein Labor der Demokratie, von dem die Menschheit lernen kann. Kamala Harris, so die ehemalige First Lady Michelle Obama, ist «die Verkörperung all der Versprechen und Geschichten, die wir uns über dieses Land erzählen».


    Vergangenheit oder Zukunft

    Die Vizepräsidentin, die ich in den zurückliegenden Jahren mehrfach interviewen durfte, hat erkannt, dass die Präsidentschaftswahl 2024 einen kritischen Scheidepunkt in der Geschichte der USA darstellt, einen Punkt, an dem sich die Wähler*innen entscheiden müssen zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Trump zeigt sich ganz offen und unverfroren rückwärtsgewandt, im Zentrum seines diesjährigen Wahlkampfes steht erneut sein Aufruf «Make America Great Again!», der zu seinem Dauerslogan geworden ist. Harris, die genau weiß, was auf dem Spiel steht, hat dagegen versprochen: «Es wird mit uns kein Zurück in die Vergangenheit geben!»

    Diese gegensätzlichen Wahlkampfslogans verdeutlichen, wie tief die politische Kluft in den USA inzwischen ist. Das Land trägt schwer an seinem Erbe, ist voller unerfüllter Verheißungen und Perioden der Grausamkeit, sodass selbst heute noch heftig darüber gestritten wird, wie die US-Geschichte in den öffentlichen Schulen gelehrt werden soll. Zwar stand am Anfang der Vereinigten Staaten im 18. Jahrhundert eine Revolution gegen den Kolonialismus und gegen die imperialistischen Bestrebungen Europas, wobei sich ihre Gründer den Idealen der Aufklärung verpflichtet fühlten und das «göttliche Recht der Könige» ablehnten. Aber soziale Bewegungen für mehr wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit und gegen rassistische Diskriminierung stießen während eines Großteils der Geschichte der USA als unabhängige Nation bestenfalls auf Ignoranz und schlimmstenfalls auf offene Feindseligkeit. Es wurden Bollwerke der Unterdrückung im eigenen Land errichtet und aufrechterhalten, die teilweise noch heute wirkmächtig sind – darunter in den Jahrzehnten nach der Staatsgründung die Versklavung afrikanischer Arbeitskräfte, nach dem Bürgerkrieg, der eigentlich die Überbleibsel menschlicher Knechtschaft beseitigen sollte, der Aufbau eines Systems der Apartheid und Rassentrennung in den Südstaaten, Genozid und Vertreibung indigener Völker und eine brutale Politik gegen Immigrant*innen, die Abschiebungen und – während des Zweiten Weltkriegs – die Inhaftierung von Staatsbürger*innen japanischer Herkunft in Konzentrationslagern umfasste. Dazu kam die Bevormundung von Frauen, die so hartnäckig ist, dass 2024 die Frage, ob Frauen Kontrolle über ihren eigenen Körper haben sollen, wieder ein aktuelles Wahlkampfthema ist.


    Eine Geschichte von Engagement und Protest

    Harris weiß um all das. Sie hat ein generationenübergreifendes politisches Bewusstsein. Sie wurde 1964 im kalifornischen Oakland als das Kind progressiver Bürgerrechts- und Friedensaktivist*innen geboren und kann sich daran erinnern, wie ihre Eltern sie in den 1960er Jahren in den Kinderwagen setzten und mit auf Demonstrationen nahmen. Harris verbrachte die ersten Lebensjahre in der San Francisco Bay Area, einer Hochburg des politischen Aktivismus. Der Campus der Universität von Berkeley gilt als die Geburtsstätte der Bewegung für freie Meinungsäußerung und der gegenkulturellen Revolte, mit der junge Menschen auf die Selbstgefälligkeit der US-Gesellschaft in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg reagierten. Berkeley war auch der Schauplatz einiger der größten Proteste gegen den Vietnamkrieg und ganz allgemein gegen die Kalte-Kriegs-Politik der USA in einer Zeit, in der sich antikoloniale und antiimperialistische Bewegungen und Kämpfe auf allen Kontinenten ausbreiteten: von Lateinamerika bis Afrika und Asien.

    Harris’ Eltern kannten diese Kämpfe aus erster Hand. Ihre Mutter, Shyamala Gopalan, wurde im damaligen Madras (heute Chennai) in Indien geboren, ein Jahrzehnt bevor Mahatma Gandhi, Jawaharlal Nehru, Rukmini Lakshmipathi und andere Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung das Land von der britischen Kolonialherrschaft befreiten. Als Tochter einer Frauenrechtlerin und eines bekannten Staatsbeamten aus dem südindischen Tamil Nadu kam Gopalan 1958 im Alter von 19 Jahren an die Universität von Berkeley, um dort zum Thema Ernährung und Endokrinologie zu promovieren. Dort lernte sie Donald Harris kennen, der unter britischer Kolonialherrschaft in Jamaika geboren und Anfang der 1960er Jahre nach Berkeley gekommen war, um dort einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften zu erwerben. Kamala Harris sagt, ihre Eltern hätten sich «auf die amerikanischste Art und Weise, die man sich vorstellen kann, ineinander verliebt: Seite an Seite auf Demonstrationen der Bürgerrechtsbewegung marschierend, im gemeinsamen Kampf für mehr Gerechtigkeit.»

    Das Paar begann, miteinander auszugehen, und heiratete schließlich, nachdem es sich bei einer Versammlung der Afro-American Association an der Universität Berkeley näher kennengelernt hatte. Man feierte dort die 15 Jahre zurückliegende nationale Unabhängigkeit Indiens und die gerade von Jamaika errungene. Harris zitiert die Erinnerungen ihres Vaters: Sie hätten damals viel diskutiert, dann ihre Gespräche bei vielen weiteren Treffen fortgesetzt. «Sie waren davon überzeugt, dass es wichtig ist, die eigene Stimme zu erheben», sagt Harris über ihre Eltern und erläutert, wie bereits in ihrer Kindheit ihr Verständnis von Staatsbürgerschaft und politischem Engagement geprägt wurde. «Wenn ich an all diese Bewegungen denke, dann wird mir klar, dass der Kampf für die Ideale unseres Landes ein Ausdruck von Patriotismus ist. Unterschwellig gab es bei mir immer den Glauben an diese Verheißung, die Verheißung von Amerika. Andernfalls würde man einfach nur sagen: ‹So sind die Verhältnisse nun mal›, man würde zynisch werden, die Dinge tun, die man eben tun muss, aber nicht daran glauben, dass sich wirklich etwas ändern lässt. Aber wenn man an das Versprechen Amerikas glaubt, dann entsteht daraus dieses besondere Engagement, das wir bis heute sehen können: Menschen, die uns als Nation und einander an diese Ideale erinnern und an ihnen messen.»

    Harris wuchs also in Zentren des politischen Engagements und des Protestes auf – zunächst in und um Berkeley und später in der Nähe des Campus der Universität von Wisconsin in Madison, wo ihre Eltern lehrten und forschten. In Madison saß die fünfjährige Kamala im Wohnzimmer ihres Elternhauses auf dem Schoß ihres Vaters vor dem Plattenspieler und hörte mit ihm Blue-Note-Records-Musik. «Sie lief den ganzen Tag, ich ging quasi mit Jazzmusik ins Bett», erzählte mir die Vizepräsidentin, «Mingus, Coltrane und die unvergessliche Alice Coltrane.» Harris erinnert sich sogar noch an die Lieblingstitel ihrer Kindheit, die von Miles Davis stammten. Als ich anmerkte, dass sie anscheinend schon vor der Politik von Jazzmusik fasziniert war, unterbrach sie mich und sagte: «Ich bin mir sicher, dass ich beides zur selben Zeit kennenlernte.» «War das so, weil Politik für Ihre Eltern eine so große Sache war?», fragte ich. «Eine sehr große Sache», entgegnete sie. So groß, dass es den Rest ihres Lebens beeinflussen sollte.

    Es gab neben Harris noch andere Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten, die in Familien aufgewachsen sind, in denen Politik eine maßgebliche Rolle spielte. Zwei US-Präsidenten, John Quincy Adams und George W. Bush, waren die Söhne ehemaliger Präsidenten. Ein anderer, Benjamin Harrison, war der Enkel eines ehemaligen Präsidenten. Andere wie John F. Kennedy und Franklin D. Roosevelt hatten etliche Vorfahren, die als führende Staatsbeamte und Diplomaten tätig waren. Aber diese Präsidenten gehörten mit ihren Familien zum politischen Establishment.

    Harris’ frühes politisches Engagement

    Das ist bei Harris anders. Obwohl sie eine beachtliche politische Karriere hingelegt hat und in viele verschiedene Ämter gewählt wurde – wie so etliche andere Präsidentschaftskandidat*innen der beiden großen Parteien vor ihr –, liegen Harris' politische Wurzeln außerhalb dieses Milieus. Die Menschen, die sie mit ihren Erfahrungen und moralischen Grundsätzen am stärksten beeinflussten, sind solche, die die meiste Zeit in Opposition zur herrschenden Politik standen. In ihrer Jugend, lange bevor sie eine Parteikarriere ins Auge fasste, war sie politisch engagiert: Als Gewerkschaftsanhängerin unterstützte sie Arbeitskämpfe, als Bürgerrechts- und Menschenrechtsaktivistin kritisierte sie das Apartheidregime in Südafrika und die Kooperation der USA mit diesem. Und sie hatte die Chance, schon als junger Mensch die Welt zu sehen, und zwar nicht als Touristin, nicht als geschäftliche oder politische «Partnerin» ausländischer Regierungen, sondern als Tochter von Emigrant*innen, die häufig die südasiatischen, afrikanischen und karibischen Länder besuchten, in denen ihre Großeltern lebten und arbeiteten und in die ihr Vater – ein linker Wirtschaftswissenschaftler, der an der Universität von Wisconsin und dann in Stanford lehrte – nach Ende seiner akademischen Karriere zurückkehrte.

    «Ich bin mir bei einem ganz sicher: Der Umstand, dass ich so vielen verschiedenen Kulturen ausgesetzt war, hatte einen erheblichen Einfluss auf meine Weltsicht», sagte Harris zu mir, als wir über ihr kosmopolitisches Aufwachsen sprachen. «Wenn ich sage – und ich tue das oft –, dass die meisten Menschen mehr gemeinsam haben, als sie voneinander trennt, dann ist das für mich eine selbstgemachte Erfahrung. Ich weiß einfach, dass das stimmt.» Und weiter: «Es gibt gewisse universelle Eigenschaften, die unabhängig von Kultur, Sprache, Religion, Geografie und Alter existieren. Und auch hier weiß ich, dass das wahr ist, weil ich es persönlich erfahren habe.»

    Diese Weltanschauung versucht Harris bei ihren Wahlkampfauftritten zu vermitteln und bei ihren Bemühungen, ein breites Bündnis aus Frauen, People of Color und jungen Wähler*innen zu schmieden und auch solche zu mobilisieren, die sich bei den zurückliegenden Wahlen enttäuscht von der Demokratischen Partei abgewandt haben. «Sie ist politisch klug», so die Einschätzung von Nancy Pelosi, langjährige demokratische Sprecherin des US-Repräsentantenhauses. «Wenn sie das nicht wäre, wäre sie heute nicht da, wo sie ist.»

    Harris’ politisches Bewusstsein und Verständnis entwickelten sich im Laufe der Zeit. Aber diese Entwicklung begann lange bevor sie in den 1980er Jahren ihr Jurastudium an der Howard University aufnahm. Sie erzählte mir einmal, dass sie bis zu ihrem 20. Lebensjahr keine Weintrauben aß, weil sie seit ihrer Kindheit den Boykott der kalifornischen United Farm Workers unterstützt habe, angeführt von den Gewerkschaftslegenden Cesar Chavez und Delores Huerta. (Als sich Harris 2020 an der Vorwahl der demokratischen Präsidentschaftskandidat*innen beteiligte, war Huerta eine ihrer ersten offiziellen Unterstützerinnen, zusammen mit der kalifornischen Kongressabgeordneten Barbara Lee, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington D.C. als Einzige gegen die Ermächtigung von Präsident George W. Bush gestimmt hat, ohne Billigung des Parlaments Militärschläge anzuordnen. Sowohl Huerta als auch Lee haben stehen auch dieses Jahr wieder voll hinter der Kandidatur der Vizepräsidentin).

    Harris entschied sich für ein Studium an der Howard University, einer sogenannten historisch Schwarzen Universität in Washington D.C., weil diese eng mit der Bürgerrechtsbewegung der 1950er und 1960er Jahre verbunden ist. Wichtig für die angehende Juristin und spätere Politikerin war wohl auch, dass der ehemalige Richter am Obersten Gerichtshof Thurgood Marshall, der federführend an den bahnbrechenden Urteilen jener Zeit zur Abschaffung der Rassentrennung beteiligt war, seinen Abschluss an der Howard University gemacht hatte. Sie habe «von Anfang alles richtig machen wollen. Und was wäre ein besserer Start gewesen, als an der Alma Mater von Thurgood Marshall zu studieren?»

    Dieser Hintergrund ist es, der Harris von allen Präsidentschaftskandidat*innen der etablierten Parteien vor ihr unterscheidet – auch von Barack Obama, mit dem sie von politischen Analyst*innen und anderen Politiker*innen gern verglichen wird. Obama, das Kind einer US-Amerikanerin und eines kenianischen Vaters, wuchs ebenfalls in einem Akademikerhaushalt auf und reiste bereits in seiner Jugend viel in der Welt herum. Aber er kam aus einem nicht annähernd so politischen und engagierten Umfeld wie Harris. Aus diesem Grund stellt Kamala Harris’ überraschende Präsidentschaftskandidatur als Vertreterin der Demokraten in der Wahlkampfgeschichte der USA eine Besonderheit dar.


    Ein neuer Kurs?

    Und damit erklärt sich auch der spezifische Kurs, den sie gegen ihren Rivalen Trump eingeschlagen hat. Anders als Hillary Clinton, die in ihren Wahlkampagnen 2008 und 2016 hervorhob, dass sie bei einem Sieg die erste Frau im Präsidentenamt gewesen wäre, macht Harris kein großes Aufheben darum, dass sie als Frau antritt, und genauso wenig darum, dass sie, sollte sie im November gewinnen, die zweite Schwarze Oberbefehlshaberin in der Geschichte des Landes sein würde. Sie hat nicht vergessen, dass Clinton zweimal verloren hat. Hinzu kommt, dass Trump und seine republikanischen Verbündeten einen Großteil des Monats September damit verbrachten, rassistischen Hass und Vorurteile zu schüren, indem sie mit der falschen Geschichte hausieren gingen, dass haitianische Einwanderer in Ohio die Haustiere ihrer Nachbar*innen essen würden. Deswegen hat Harris dem Druck, ihre Rhetorik auf den historischen Charakter ihrer eigenen Kandidatur zu konzentrieren, nicht nachgegeben, sondern eine ganz andere Botschaft und Erkenntnis, die sie bereits während ihrer Präsidentschaftskandidatur 2020 für wichtig befand, ins Zentrum ihrer Kampagne gestellt: «Es gibt bestimmte selbstevidente Wahrheiten.»

    Die Wähler*innen haben keine Zweifel daran, dass Harris eine Frau und Schwarz ist – auch wenn Trump in einem seiner vielen bizarren Angriffe auf sie etwas anderes zu suggerieren versuchte. Die Demokratin begeistert nicht nur Schwarze Wähler*innen, sondern punktet auch gerade unter jungen Frauen jeglicher Herkunft. Sie setzt mit Blick auf das von ihr angestrebte breite Bündnis also auf eine universelle Ansprache. Sie verweist darauf, in einer Mittelschichtsfamilie aufgewachsen zu sein, und erwähnt, dass ihre Mutter nach der Scheidung ihrer Eltern Schwierigkeiten hatte, ein Haus zu kaufen. Sie lässt die Wähler*innen wissen, dass sie früher einmal bei McDonald’s gearbeitet hat – eine Erfahrung, die viele US-Amerikaner*innen mir ihr teilen, die aber im krassen Gegensatz zu Trumps Biografie steht, der unter äußerst privilegierten Umständen aufwuchs.

    Harris’ Ansatz scheint zu funktionieren. Seitdem Präsident Joe Biden nach einer desaströsen TV-Debatte mit Trump im Juni seinen Plan einer erneuten Kandidatur aufgegeben und den Weg für Harris freigemacht hat, sind die Umfragewerte in den Kerngruppen der demokratischen Wählerschaft, die seit Jahrzehnten liberale Kandidat*innen bevorzugen, deutlich gestiegen. Zugleich spricht sie auch eher konservative Wähler*innen, darunter viele Republikaner, an. Die Kandidatin hat sowohl die Rückdeckung von Progressiven wie Bernie Sanders, dem Senator von Vermont und bekanntesten Sozialisten der Nation, und dessen jungen Verbündeten wie den Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez aus New York und Ilhan Omar aus Minnesota, als auch von der ehemaligen republikanischen Kongressabgeordneten Liz Cheney aus Wyoming und ihrem Vater, dem ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney.


    «Republicans for Harris»

    Tatsächlich haben sich Dutzende prominenter Republikaner*innen in diesem Jahr für die Wahl der demokratischen Kandidatin ausgesprochen. Harris, die seit Jahrzehnten eine scharfe Kritikerin der konservativen Sozial- und Wirtschaftspolitik ist, teilt sich nun die Bühne mit republikanischen Politikern wie dem Bürgermeister von Mesa/Arizona, John Giles. Alle wissen, diese Unterstützung von republikanischer Seite hat weniger mit Sympathien für ihre Person als mit der Ablehnung von Trump zu tun. Giles hat sich landesweit mit der wiederholten öffentlichen Aufforderung an seine Parteifreund*innen hervorgetan, sich von dem ehemaligen Präsidenten loszusagen, denn sie schuldeten «einem Kandidaten, der moralisch und ethisch bankrott ist, keinerlei Loyalität».

    Die meisten «Pro-Harris-Republikaner*innen» betrachten ihre Unterstützung der demokratischen Kandidaten als eine notwendige Reaktion auf das mit Trump verbundene Chaos. Sie verweisen auf die 91 Anklagen wegen krimineller Vergehen (alle, nachdem er der Weiße Haus verlassen hatte), seine Verurteilung im Prozess um die Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin (er wurde in allen 34 Anklagepunkten für schuldig befunden) sowie die 88,3 Millionen US-Dollar Schadensersatz, die er einer New Yorker Autorin zahlen muss, weil ein New Yorker Geschworenengericht ihn des sexuellen Missbrauchs und der Verleumdung für schuldig befand. Und sie sind überzeugt davon, dass man sich Trump in den Weg stellen muss, weil er die Wahlergebnisse von 2020 nicht anerkannte und weil er damit kokettiert, das Gleiche 2024 zu tun. Geoff Duncan etwa, Republikaner und ehemaliger Vizegouverneur von Georgia, einem Bundesstaat, der für den Ausgang der Wahl auschlaggebend sein wird, versicherte seinen Parteifreund*innen: «Wenn Sie 2024 für Kamala Harris stimmen, sind Sie kein Demokrat. Sie erweisen sich damit als Patrioten.»


    Trump zu Füßen

    Nicht davon scheint Trump wirklich zu stören. Es bereitet ihm anscheinend immensen Spaß, altehrwürdige Mitglieder aus der Republikanischen Partei zu drängen. Der ehemalige Anhänger der Demokraten, der noch 2013 demokratischen Kandidat*innen, darunter Harris, Wahlkampfspenden zukommen ließ, hat es geschafft, die Grand Old Party in relativ kurzer Zeit auf ihn einzuschwören. Der Personenkult, der nun herrscht und in dessen Mittelpunkt er selbst steht, lässt keinen Raum mehr für abweichende Meinungen. Wie kein anderer Politiker in der jüngeren Geschichte der USA hat Trump der Partei seinen Stempel aufgedrückt: Er hat seine Schwiegertochter Lara Trump zur Ko-Vorsitzenden des republikanischen National Committee ernannt, er verlangt von den Parteiführer*innen im Repräsentantenhaus und im Senat absolute Loyalität und geht persönlich gegen Republikaner vor, die sich weigern, sich seinem Diktat zu unterwerfen. Während Trumps erster Amtszeit tendierten die etablierten Republikaner dazu, Trump als den Präsidenten ihrer Partei zu unterstützen: Sie entschuldigten seine rassistischen und fremdenfeindlichen Ausbrüche oder ignorierten sie einfach und versuchten, sich auf diejenigen Punkte zu konzentrierten, bei denen sie sich einig waren, wie beispielweise die Senkung der Steuern für Wohlhabende und die Neuernennung von Richter*innen des Obersten Gerichtshofs, um das Recht auf Abtreibung auszuhebeln.

    Doch nachdem sich Trump nach der Präsidentschaftswahl 2020 (bei der er etwa sieben Millionen Stimmen weniger erhielt als Joe Biden) dafür entschieden hatte, die Wahlergebnisse anzufechten und seine Anhänger*innen dazu aufzufordern, das Kapitol zu stürmen, und es am 6. Januar 2021 zu dem legendären Angriff auf die US-amerikanische Demokratie mit mehreren Toten kam, hatte einige Republikaner genug. Liz Cheney und eine Handvoll anderer Republikaner im Kongress unterstützten daraufhin das von den Demokraten angestrengte Amtsenthebungsverfahren, das mit «Anstiftung zum Aufruhr» begründet wurde. Die meisten ihrer Parteikolleg*innen weigerten sich jedoch, diesen Schritt zu tun, sodass Trump einer Verurteilung wegen schwerer Verbrechen im Senat entging.

    Danach begann Trump, die Zügel noch stärker anzuziehen und die verbleibenden Republikaner noch mehr unter Druck zu setzen, ihm in allem zu folgen. So jubeln diese ihm selbst dann zu, wenn er droht, die Regierungsmacht zu missbrauchen, um Vergeltung an seinen politischen Rival*innen und Kritiker*innen zu üben. Als Trump im letzten Jahr sagte, er wolle seine zweite Amtszeit nutzen, um gegen all die «linksradikalen Kriminellen vorzugehen, die wie Ungeziefer in den Grenzen unseres Landes leben, lügen, stehlen und bei Wahlen betrügen und alles Mögliche tun werden, ob legal oder illegal, um Amerika und den amerikanischen Traum zu zerstören», und es daraufhin wieder so gut wie keinen Widerspruch aus ihrer Partei gab, warf Liz Cheney deren Führungspersonal vor, mit einem Kandidaten zu «kollaborieren» und «die gleiche Nazi-Propaganda zu verwenden, die Deutschland in den 1930er und 1940er Jahre in den Abgrund trieb».


    Die Tücken des Wahlsystems

    Harris hält sich bei ihrer Kritik etwas mehr zurück. Aber es ist klar, dass die demokratische Kandidatin entschlossen ist, eine möglichst breite Anti-Trump-Koalition aufzubauen. Innenpolitisch vertritt sie mehrheitlich progressive Positionen: Sie befürwortet ausdrücklich sozialstaatliche Programme, die Ausweitung des Zugangs zu Gesundheitsversorgung und Bildung, Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise und eine stärkere Besteuerung der Reichen, um all dies zu finanzieren. Zugleich ist Harris auf die Stimmen von «gemäßigteren» und sogar konservativen Wähler*innen angewiesen. Denn Umfragen zufolge ist die Wählerschaft in den USA weiterhin extrem gespalten. Während die Demokraten ihre Ressourcen in die Mobilisierung linksliberaler Milieus stecken, die die Partei seit der Präsidentschaft von Franklin Delano Roosevelt in den 1930er und 1940er Jahren unterstützen, zielt Harris’ Wahlkampf – und darin ist er beispiellos – auf eine Spaltung der Wählerbasis des politischen Gegners. Sie versucht, einen beträchtlichen Anteil der eher konservativ ausgerichteten Bevölkerung zur Stimmabgabe für eine Kandidatin zu bewegen, die Trump als eine «verrückte und gefährliche Linke» denunziert.

    Das politische System der USA bietet Harris nur wenige andere Optionen der Koalitionsbildung. Das Wahlsystem ist auf die beiden großen Parteien ausgerichtet und lässt wenig Raum für eine Mehrparteiendemokratie, wie sie in europäischen Ländern üblich ist. In vielen Bundesstaaten ist es für andere Parteien und deren Kandidat*innen außerordentlich schwierig, einen Platz auf dem Wahlzettel zu erhalten. Es ist das Electoral College, das Wahlleutekollegium, das am Ende in einem komplizierten Verfahren über den Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA bestimmt. Es setzt sich aus den Wahlleuten zusammen, die jeder Bundesstaat entsendet. Deren Anzahl orientiert sich dabei an der Einwohnerzahl eines Bundesstaats; und wer in einem Staat gewinnt, erhält dort alle Wahlleute (winner takes all). Tatsächlich untergräbt das Winner-takes-all-Prinzip die Mehrparteiendemokratie. Außerdem konzentriert sich der Präsidentschaftswahlkampf deshalb auf einige wenige Bundesstaaten wie Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, Arizona, Nevada, Georgia und North Carolina, die in den letzten Jahren bei den Wahlen den Ausschlag gegeben haben. Im Jahr 2016, als Trump die meisten dieser Staaten mit knappem Vorsprung gewann, wurde er Präsident. Im Jahr 2020, als Biden hier vorne lag, zog dieser daraufhin ins Weiße Haus ein.

    Also anders als in Europa, wo Regierungskoalitionen in der Regel nach einer Wahl gebildet werden, müssen Koalitionen in den Vereinigten Staaten davor gebildet werden – im Rennen um die Präsidentschaft und um Mehrheiten im Kongress, wo es seit den 1970er Jahren keine Abgeordneten und Senator*innen mehr gegeben hat, die einer Drittpartei angehörten.

    Im Zentrum von Harris’ Wahlkampfstrategie und Bündnisbemühungen steht, sich als die einzige Option zu präsentieren, mit der eine zweite Amtszeit von Trump verhindert werden kann. Dabei stützt sie sich stark auf ihre Erfahrungen als Staatsanwältin. «Bevor ich zur Vizepräsidentin und zur Senatorin […] gewählt wurde, war ich […] Generalstaatsanwältin von Kalifornien. Davor war ich Staatsanwältin und in diesen Funktionen musste ich es mit Straftätern aller Art aufnehmen: mit brutalen Männern, die Frauen missbrauchen, mit Betrügern, die Verbraucher*innen abzocken, und mit Gierhälsen, die Regeln und Gesetze zu ihrem eigenen Vorteil brechen», sagt Harris. «Sie dürfen mir also glauben, wenn ich sage, dass ich solche Typen wie Donald Trump ganz gut kenne. In diesem Wahlkampf werde ich mit Stolz mein Wissen und meine Erfahrungen seiner Bilanz entgegenstellen.»


    Das «Projekt 2025»

    Harris belässt es aber nicht bei dem Verweis auf Trumps Vorstrafenregister und dessen Angriffe auf das demokratische System in der Vergangenheit. Sie warnt auch nachdrücklich vor dem «Projekt 2025», einem Plan, den Trumps Verbündete aus erzkonservativen Kreisen und der Wirtschaft ausgeheckt haben. Dieser sieht vor, die enorme Macht des Präsidentenamts zur Umgestaltung der Bundesregierung und -behörden zu nutzen. Tausende von Bundesbeamten sollen demnach in Zukunft ohne Zustimmung des Kongresses und gerichtliche Kontrolle eine durch und durch rechte Agenda umsetzen können. «Nun wäre klar», so warnt Harris die Bevölkerung, «dass Donald Trump eine totale Kontrolle über unser tägliches Leben» anstrebe.

    Das «Projekt 2025» würde Freiheiten auf unterschiedlichen Ebenen beschneiden. Zum einen sollen die Bundestaaten dazu gezwungen werden, den Behörden in Washington Auskunft über Fehlgeburten und Abtreibungen zu geben. Zudem seien Kürzungen bei der Rente und dem Gesundheitsprogramm Medicare geplant und eine Auflösung des Bildungsministeriums. Die Gewerkschaften, die sich mit wenigen Ausnahmen für die Kandidatur von Harris ausgesprochen haben, kritisieren am «Projekt 2025» vor allem dessen neoliberale Ausrichtung und das Vorhaben, das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung und Tarifverhandlungen einzuschränken. Die Umweltbewegung wiederum, eine weitere bedeutsame zivilgesellschaftliche Basis von Harris, warnt vor der Umsetzung von «Projekt 2025», weil damit die Profite der Fossilindustrie geschützt und alle staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zurückgefahren würden.

    Trump hat inzwischen versucht, sich von «Projekt 2025» zu distanzieren. Harris hält jedoch daran fest, die Verbindung herzustellen und bei ihren öffentlichen Auftritten davor zu warnen, dass «der ehemalige Präsident im Falle seiner Wiederwahl diesen bedrohlichen Plan umzusetzen gedenkt».


    Kritik von links

    In dem starken Fokus ihres Wahlkampfs auf dem politischen Gegner sehen einige ihrer progressiveren Unterstützer*innen jedoch eine Gefahr. Sie würden sich mehr Betonung der eigenen Inhalte und Ziele wünschen. Senator Bernie Sanders aus Vermont, der unabhängige Progressive, der mit seiner Kandidatur bei den Demokraten für das Präsidentschaftsamt 2016 und 2020 eine starke Bewegung aufgebaut hat, drängt darauf, im Wahlkampf mehr und vor allem mit mehr Leidenschaft über eine höhere Besteuerung der Reichen und eine großzügigere Sozialpolitik zu sprechen, also über Themen und Forderungen, die in Teilen der Bevölkerung auf große Zustimmung stoßen. Sanders ist nicht der Einzige, der argumentiert, Harris müsse mehr darauf bedacht sein, frustrierte Wähler*innen aus der Arbeiterklasse und junge Menschen zu gewinnen. Deren Stimmen würden gebraucht, nicht nur um der demokratischen Präsidentschaftskandidatin zum Sieg zu verhelfen, sondern auch, um den Demokraten die Kontrolle über den Senat und das Repräsentantenhaus zu verschaffen – denn im November 2024 steht auch deren Neuzusammensetzung zur Wahl. Sie wissen, dass ein einfacher Sieg über Trump nicht ausreichen wird, um zu gewährleisten, dass eine zukünftige demokratische Präsidentin mit ausreichenden Mehrheiten regieren kann.

    Es gibt auch viele Demokraten, die es begrüßen würden, wenn Harris zum Nahost-Konflikt eine deutlich andere Haltung als die gegenwärtige Biden-Regierung einnähme. Israels Angriff auf den Gazastreifen, bei dem mehr als 40.000 Palästinenser*innen ums Leben kamen, und die fortgesetzte Unterstützung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und seiner rechten Regierung durch die USA stoßen vor allem unter arabischstämmigen US-Amerikaner*innen, Muslim*innen und Studierenden auf Unverständnis und Ablehnung. Bei den Vorwahlen der Demokraten in Bundesstaaten wie Michigan und Minnesota, in denen es große muslimische Communities gibt und wo an den Universitäten viel für die Rechte der Palästinenser*innen protestiert wurde, sprachen sich mehr als 700.000 Wähler*innen gegen Biden aus, indem sie uncommitted (nicht festgelegt) wählten. Damit wollten sie ein Zeichen gegen die Politik der Biden-Regierung setzen, die Israel weiterhin mit Waffen versorgt.

    Einige Äußerungen von Harris wurden von einigen so verstanden, dass sie sich zumindest teilweise von Bidens Position distanziert. In ihrer Rede auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten im August sprach sie davon, dass sie immer das Recht Israels unterstützen werde, sich gegen Angriffe wie den von der Hamas am 7. Oktober 2023 zu verteidigen. Sie fügte aber hinzu, dass «das, was in den letzten zehn Monaten in Gaza passiert ist», aus ihrer Sicht «verheerend» sei. «So viele unschuldige Menschen» hätten ihr Leben verloren, seien verzweifelt, litten unter Hunger und müssten immer wieder fliehen, um sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. «Das Ausmaß des Leids» sei «herzzerreißend». Harris versprach, sich für ein Ende der Gewalt, die Freilassung der israelischen Geiseln und für das Recht des palästinensischen Volkes auf «Würde, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung» einzusetzen. Gerade der letztere Satz gefiel vielen auf dem Parteitag.

    Aber Demokraten, die in dem Uncommitted National Movement aktiv sind, kritisieren die Vagheit von Harris’ Aussagen und dass die USA weiterhin Waffen an Israel liefern. Letztendlich weigerten sie sich, sich offiziell hinter die Kandidatur von Harris zu stellen. Gleichzeitig warnten sie jedoch vor einer Stimmabgabe für Präsidentschaftskandidat*innen von Drittparteien wie Jill Stein von den Grünen und den Autor und Akademiker Cornel West. Diese lehnen die Unterstützung Israels in dem aktuellen Krieg zwar eindeutig ab, haben aber auf der nationalen Ebene keinerlei Chance. Stimmen für diese Kandidat*innen wären daher nicht nur «verlorene Stimmen», sondern könnten Trump auch zu einer zweiten Amtszeit verhelfen. Dessen Pläne würden «das Massensterben im Gazastreifen aber eher verschlimmern und eine verschärfte Repression gegenüber Anti-Kriegs-Organisationen und -Bewegungen bedeuten.» Das könnte sich als wirksame politische Botschaft in Michigan erweisen, einem der umkämpften Bundesstaaten mit einer großen arabisch-amerikanischen Bevölkerung, die Harris unbedingt für sich gewinnen muss.

    Ende September, nach der TV-Debatte mit Trump, die Harris nach Ansicht der meisten Beobachter*innen klar gewonnen hat und die ihr weitere Unterstützung im gesamten politischen Spektrum einbrachte, lag die demokratische Kandidatin vielen Umfragen zufolge in Michigan und anderen Swing States weiterhin in Führung. Aber der Vorsprung dort ist zu klein, um sich beruhigt zurücklehnen zu können. Das überrascht viele Anhänger*innen von Harris und auch viele internationale Beobachter*innen. Denn es fällt schwer zu verstehen, warum Trump nach all den Skandalen und gerichtlichen Verurteilungen weiterhin für so viele Menschen wählbar ist. Meist vergessen wird, dass die demokratische Kandidatin aufgrund des erst vor Kurzem erfolgten Rücktritts von Biden in der Bevölkerung auch jetzt noch weniger bekannt ist und weniger als ernst zu nehmende Anwärterin auf das Präsidentenamt wahrgenommen wird als ihr schlagzeilenträchtiger Rivale von den Republikanern.


    Die Elend der Medien

    Denn die US-amerikanischen Medien tendieren zu einer sensationsheischenden und an Stereotypen ausgerichteten Berichterstattung. Es gibt kaum noch politisch unabhängigen Lokaljournalismus. Dieser wurde zunehmend von nationalen Kabelsendern mit ihren parteiischen Newsshows sowie den zu Propaganda neigenden sozialen Medien ersetzt. So kommt es, dass weder Trump noch Harris ausreichend befragt und unter die Lupe genommen werden, wie es bei einer so entscheidenden Wahl angemessen wäre.

    Es ist vor allem Trump, der von den vereinfachten Darstellungen und Karikaturen in den Medien zu profitieren scheint. Seit seinem Einstieg in die nationale Politik 2015 vermag er es, die Schwachstellen eines im Niedergang befindlichen Mediensystems für sich auszunutzen, eines Systems, in dem Leute wie Les Moonves, ehemaliger Geschäftsführer von CBS, das Sagen haben. Dieser hatte den Wahlkampf 2016 als «Zirkusshow» voller «Bombeneinschläge» bezeichnet und eingeräumt: «Das mag nicht gut für Amerika sein, aber es ist verdammt gut für CBS.» Moonves freute sich über das Chaos, das der ehemalige Reality-TV-Star Trump anrichtete, und über die damit verbundenen steigenden Werbeeinnahmen: «Donalds Auftritte in diesem Wahlkampf sind großartig […]. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares erlebt. Deswegen wird das ein sehr gutes Jahr für uns werden. Es tut mir leid, so etwas Schreckliches sagen zu müssen: Aber mach weiter so, Donald, mach bitte weiter so.»

    Trump kam dieser Aufforderung dankbar nach und warf nie einen Blick zurück. Er hat seine eigenen Narrative entwickelt und ist davon ausgegangen, die Medien würden ihm erlauben, diese weiterzuspinnen. Womit er mehrheitlich richtig lag. Selbst jetzt, nach fast einem Jahrzehnt endloser Wahlkampfrhetorik, die von so vielen Lügen geprägt ist, dass die Faktenchecker aufgegeben haben, sie zu zählen, bleibt Trump bei seiner Strategie.


    The Winner Takes All

    In diesem Jahr scheint er sich auf haltlose Anwürfe gegen Harris und Wunschbehauptungen zu fokussieren, wie etwa die, dass das Land während seiner ersten Amtszeit aufgeblüht sei und dies nach seiner Wiederwahl auch wieder tun werde. Trump setzt weiterhin auf die Karte, dass er einer der erfolgreichsten Präsidenten gewesen und es unter seiner Regierung der einheimischen Wirtschaft noch nie so gut gegangen sei. Was er nicht erwähnt: Unter seiner Amtszeit verschärften bzw. vertieften sich die gesellschaftlichen Spannungen und politischen Gräben derart, dass es nach Trumps Weigerung, seine Wahlniederlage anzuerkennen, zu einem gewalttätigen Angriff seiner Anhänger*innen auf das Kapitol kam. Trump stellt auch heute noch eine ernsthafte Bedrohung für die US-amerikanische Demokratie dar.

    Harris könnte den Narrativen von Trump noch weitere Wahrheiten entgegensetzen wie etwa jene, dass während dessen erster Amtszeit die Arbeitslosigkeit in die Höhe schoss, die Wirtschaft ins Stocken geriet und Hunderttausende US-Amerikaner*innen ihr Leben verloren, weil die Trump-Regierung in der Corona-Pandemie erbärmlich versagte. Als ehemalige Staatsanwältin dürfte sie auf solche Auseinandersetzungen gut vorbereitet sein.

    Aber um einen Sieg zu erringen, der es den Demokraten erlauben würde, in einer Post-Trump-Ära mit den notwendigen Mehrheiten zu regieren, muss sich Harris auch auf das Argument «Zukunft gegen Vergangenheit» stützen, das den Wahlkampf 2024 so sehr bestimmt hat. Sie steht vor der Aufgabe, Trumps Bilanz als Präsident anzugreifen und deutlich zu machen, welche Gefahren von einer drohenden zweiten Amtszeit ausgehen. Sie muss aber auch – und das ist wahrscheinlich genauso wichtig – eine Definition von der Zukunft der Nation anbieten, die hoffnungsvoll und gleichzeitig praktisch genug ist, um die Mehrheit der US-amerikanischen Wählerschaft davon zu überzeugen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und die Zukunft anzunehmen – so wie sie es anderen kritischen Phasen in der Geschichte des Landes getan hat: etwa 1860, als sie sich für den progressiven Republikaner Abraham Lincoln entschied, oder 1932, als sie den progressiven Demokraten Franklin Roosevelt zum Präsidenten machte.
     

    Übersetzung aus dem Englischen von Max Böhnel.


    Info:


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.10.2024

    Raubbau und Mangel an Mensch und Natur: Wem soll das Kapital dienen?

    Kaufen, verkaufen? Ein Händler in Frankfurt. © Boris Roessler/dpa


    fr.de, vom  28.10.2024, 17:19 Uhr

    Seit langem produzieren wir von allem mehr als genug. Mit der etablierten Steuerpolitik gelingt es jedoch nicht, den „Wohlstand“ angemessen zu verteilen. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Klaus Willemsen.


    Wenn sich Politik ehrlich machen will, muss sie bei jeder (ökonomischen) Entscheidung abwägen: Sollen die Kapitalinteressen der Besitzenden gesichert werden, oder geht es um die Interessen der Allgemeinheit?

    Optimale Mobilität, bezahlbarer Wohnraum, eine intakte Umwelt oder gesunde Ernährung sind eine andere Zielsetzung als stetig wachsende Renditen und Dividenden. Boden und Finanzkapital können maximale Erträge generieren – oder gesellschaftlichen Zielen dienen.


    Exponentielles Wachstum, limitierte Welt – Es bleiben Mangel und Raubbau

    Seit langem produzieren wir von allem mehr als genug. Mit der etablierten Steuerpolitik gelingt es jedoch nicht, den „Wohlstand“ angemessen zu verteilen. Grüne und Linke sind dabei in einer besonders prekären Situation. Verweisen sie auf die Widersprüchlichkeit des exponentiellen Wachstums in einer begrenzten Welt, wird ihnen ihre „Politikfähigkeit“ aberkannt.



    Dabei sind die Vorgaben der Finanzinvestoren geradezu grotesk: Um ihre Erwartungen zufriedenzustellen, müsste sich die volkswirtschaftliche Gesamtleistung alle sieben Jahre verdoppeln. In den vergangenen zehn Jahren lag die Rendite des Aktienindex MSCI World bei durchschnittlich 11,6 Prozent pro Jahr, in den letzten fünf Jahren waren es sogar 14,2 Prozent pro Jahr. Für Mensch und Natur bleiben Mangel und Raubbau. Eine Farce!

    Wenn die Verbraucher trotz steigender Kaufkraft verunsichert sind und der grüne Bundeswirtschaftsminister die kriselnde Autoindustrie unterstützen will, läuft etwas grundsätzlich falsch. Es gilt, die Übermacht des Kapitals zu beenden.


    „Finanzlandschaft umgestalten“ – Wem soll das Kapital dienen?

    Das „Dilemma der Geldpolitik“ ließe sich durch eine Ergänzung der „Währung mit einer Liegegebühr“ vermeiden, schreibt die Ökonomin Kate Raworth. Liege- oder Liquiditätsgebühren würden „die Finanzlandschaft grundlegend umgestalten“. Kapital könnte sich dann auch bei Renditen um null nicht mehr dem Markt entziehen. Liquiditätsgebühren, die sich schon in den Werken von John Maynard Keynes und Silvio Gesell finden, sind der Gamechanger in einer immer bekloppter werdenden Welt. Kapital ist immer ausreichend vorhanden. Wir müssen lediglich entscheiden, wem es dienen soll: den Investoren oder dem gesellschaftlichen Bedarf.


    Info: https://www.fr.de/wirtschaft/gastwirtschaft/raubbau-und-mangel-dilemma-geldpolitik-wachstum-kapital-93380666.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.10.2024

    Beitrag der Woche – Frühere Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx warnt vor „Verschwörungsmythen“

    neopresse.com, 29. Oktober 2024, Von: NEOPresse , Themen:

    Alena Buyx, die frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, sprach sich auf einer Veranstaltung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) dafür aus, die von ihr diagnostizierte „Vertrauensverschiebung“ weg von wissenschaftlichen Erkenntnissen und staatlichen Organisationen hin zu anderen Erzählungen zu „durchstoßen“.

    Buyx war in der Corona-Zeit als Maßnahmenbefürworterin und Impfbefürworterin mit offensichtlicher Neigung zur Impfpflicht immer wieder in Talkshows und in der sonstigen Öffentlichkeit aufgetreten. Sie erhielt für ihre Aktivitäten vor kurzem das Bundesverdienstkreuz durch Bundespräsident Steinmeier.


    Buyx meint, Vertrauen in den Staat würde untergraben

    Buyx warnte davor, Geschichten von Populisten sowie deren extremistische Erzählungen würden „keine Lösungen anbieten“ sowie die Bürgerinnen und Bürger mit einfachen Geschichten quasi anlocken. Verschwörungsideologische Erzählungen würden aus ihrer Sicht eine Gefahr für die Demokratie darstellen.

    Das Vertrauen in den Staat würde untergraben, die bestehende Ordnung würde geschwächt. Tatsächlich dürfen Menschen nach herrschender Rechtsauffassung – und dies eigentlich auch politisch legitimiert – seit Jahrzehnten schon kein „Vertrauen in den Staat“ haben, rechts wie links. Davon zeugen die außerparlamentarischen Demonstrationen und Bewegungen in den 60er, 70er und 80er Jahren, davon zeugen umgekehrt auch libertäre Vorstellungen, die einfach gar keinen Staat haben wollen. Eine Forderung nach „Vertrauen in den Staat“ insinuiert, als sei es neu, dass nicht unbeträchtliche Teile der Bevölkerung dem Staat, oder wie es oft auch genannt wird, dem „Regierungsapparat“ nicht trauen.

    Misstrauen des Staates, ob zu Recht oder Unrecht, ist rechtlich sogar verankert. Dafür sind die Gerichtsbarkeiten dar, nicht nur das Verfassungsgericht, sondern auch das Verwaltungsgericht. Jeder Betroffene kann sich jederzeit gegen den Staat zur Wehr setzen – vor Gericht. Das ist Teil der gelebten Demokratie.


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    Info: https://www.neopresse.com/politik/fruehere-ethikrat-vorsitzende-alena-buyx-warnt-vor-verschwoerungsmythen/?source=ENL


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.


    unser weiterer Kommentar: Zitat: Misstrauen des Staates, ob zu Recht oder Unrecht, ist rechtlich sogar verankert. Dafür sind die Gerichtsbarkeiten dar, nicht nur das Verfassungsgericht, sondern auch das Verwaltungsgericht. Jeder Betroffene kann sich jederzeit gegen den Staat zur Wehr setzen – vor Gericht. Das ist Teil der gelebten Demokratie. Zitatende

    Doch in der Praxis wird dieses Recht zu Gunsten des staatlichen Gewaltmonopols gebeugt. Auch wenn z. b. die ermittelnden Kammern dabei weisungsgebunden sind.

    29.10.2024

    Nordkorea und Ukraine: Nato spricht von Eskalation – was steckt dahinter?

    lostineu.eu, 29. Oktober 2024

    Nato-Generalsekretär Rutte behauptet, dass nordkoreanische Truppen nach Russland geschickt wurden. Das sei „eine erhebliche Eskalation“ – doch es fällt schwer, Rutte zu glauben.

    Einige der Soldaten seien bereits in der russischen Region Kursk im Einsatz, so Rutte. Die Verwicklung Nordkoreas in den Konflikt sei eine „gefährliche Ausweitung des russischen Krieges“.

    Tatsächlich wäre es schlimm, wenn sich der Krieg auf Asien ausweiten sollte. Allerdings klingt Rutte Warnung wenig glaubwürdig. Denn er hat sich ausgerechnet von einer Delegation aus Südkorea “briefen” lassen!

    Südkorea ist aber längst in den Krieg verwickelt. Die Atlantische Allianz hat das Land schon bei ihrem Gipfel in Vilnius 2023 für dessen Hilfe für die Ukraine gelobt – und eine noch engere “Partnerschaft” versprochen. Seoul steht nicht allein.

    Nordkorea hier – 57 westliche Alliierte da

    Im Zug des “Ramstein-Formats” haben die USA nicht weniger als 57 Länder am Krieg um die Ukraine beteiligt. Da wirkt es seltsam, wenn ein einziger neuer Player auf der Gegenseite – Nordkorea – eine Eskalation darstellen soll.

    Von einer Eskalation könnte allenfalls dann die Rede sein, wenn Nordkoreaner auf dem Gebiet der Ukraine eingesetzt würden. Davon ist bisher jedoch keine Rede – sie sollen offenbar in Kursk kämpfen, also auf russischem Territorium.

    Glaubhaft vor einer Eskalation warnen kann ohnehin nur, wer sich zuvor für eine Deeskalation eingesetzt hat. Dies kann jedoch weder die Nato noch die Ukraine für sich beanspruchen. Ganz im Gegenteil.

    “Nato-Soldaten in Ukraine-Uniform”

    Der “Siegesplan” von Präsident Selenskyj sieht vor, Russland mit Militärgewalt an den Verhandlungstisch zu zwingen. Selenskyj will den Krieg eskalieren, um ihn irgendwie doch noch zu gewinnen.

    Rutte hat sich davon bisher nicht distanziert. Vielmehr hat er “Feuer frei” für die Ukraine gefordert. Deshalb klingen seine Warnungen wenig glaubwürdig. Der Niederländer hat offenbar Hintergedanken.

    Wohin die Reise gehen könnte, hat die FDP-Europaabgeordnete Strack-Zimmermann ganz unverblümt ausgesprochen. Sie will “NATO-Soldaten in Ukraine-Uniform”. Heißt es also bald “Germans to the front”?

    Siehe auch “Deutsche Soldaten nach Kiew?”

    1 Comment

    1. Bogie
      29. Oktober 2024 @ 07:11

      Wenn „Oma Courage“ frei nach Brecht einige ihrer eigenen Kinder oder Enkelkinder in ukrainische Uniformen zu stecken bereit wäre, könnte man es ja mal versuchen.
      Ansonsten kenne ich persönlich niemanden, der bereit ist, sich oder die Seinen für diesen Krieg um geopolitische Interessen weniger zu opfern.
      Aber wahrscheinlich lebe ich, wie die meisten, ja nur einer Blase aus egozentrischen Vaterlandsverrätern.

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    Info: https://lostineu.eu/ukraine-nato-spricht-von-eskalation-ernsthaft/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:



    Update Georgien: Die EU zerlegt sich


    lostineu.eu, vom 28. Oktober 2024

    Die EU findet keine klare Linie zur umstrittenen Wahl in Georgien. Nach Ratspräsident Michel veröffentlichte nun auch EU-Kommissionschefin von der Leyen ein eigenes Statement – genau wie 13 Europaminister (darunter die Deutsche Lührmann), die offenbar nicht mit dem Statement des EU-Außenvertreters Borrell vom Vortag zufrieden sind. Um die Verwirrung komplett zu machen, reiste der amtierende Ratsvorsitzende Orban nach Tiflis, wo er Georgien als “konservatives, christliches und pro-europäisches Land” pries. EUropa zerlegt sich – für ein Land, das nicht einmal in Europa liegt…

    3 Comments

    1. Michael
      29. Oktober 2024 @ 08:27

      UvdL ist nur eine dümmliche Handlangerin der USA. Letztere goutieren das insbesondere weil sie allein über die NATO, etc. (noch) nicht genügend politischen Einfluss auf die EU per se ausüben können, aber auch und ganz besonders darüber hinaus!
      Brüssel unterschlägt gegenwärtig wohlweislich die seinerzeitige “Finalitätsdebatte”! Dabei war nie die Rede von einer EU Erweiterung über Europa hinaus nach Westasien! Der Grund war einfach: Westasien ist zwar Teil Eurasiens, aber nicht Europas!

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  • KK
    29. Oktober 2024 @ 00:04

    Diese EU darf sich meinetwegen lieber heute als morgen zerlegen. Das Personal darf auch gerne damit schon vorher mal anfangen.
    Davon wird man ja noch träumen dürfen… wir haben ja sonst nichts, so kurz vor dem bzw. eigentlich schon mitten im Krieg. Als sich die Briten für den Brexit entschieden haben, hab ich noch gedacht, wie man nur so blöd sein könne… dann aber kamen vdL, Hybris und Kriegstreiberei!!!

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  • Arthur Dent
    28. Oktober 2024 @ 23:39

    “Die EU zerlegt sich” – Wirklich? Klingt wie Musik in meinen Ohren.
    Euroland – wo unser Geld verbrennt, ist am Ende.
    (Wo ein Land nicht dann als gesund gilt, wenn Bürger Freude am Leben, Arbeit, erträgliche Einkommen und auskömmliche Renten haben, sondern wenn es als Freiwild für Investoren und Spekulanten von Rating-Agenturen für gut bewertet wird – ehrlich, mein Mitleid hielte sich in engen Grenzen).

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    Info: https://lostineu.eu/update-georgien-die-eu-zerlegt-sich/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Machtwechsel in Litauen – Landsbergis geht


    lostineu.eu, vom 28. Oktober 2024

    Er war als EU-Kommissar im Gespräch, wollte jedoch lieber in Litauen bleiben. Nun bleibt ihm gar kein wichtiger Job mehr: Außenminister Landsbergis ist nach der verlorenen Wahl auch von seinem Amt als Parteichef zurückgetreten. Stärkste Kraft wurden die Sozialdemokraten. Sie haben Änderungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik angekündigt, wollen die Außenpolitik jedoch wie bisher fortführen. Landsbergis galt als Hardliner, der sich regelmäßig mit Russland anlegte.

    5 Comments

    1. Michael
      28. Oktober 2024 @ 17:26

      Na und? Ein Scharfmacher weniger, aber Litauen ist voll von Scharfmachern!

    Reply

  • Arthur Dent
    28. Oktober 2024 @ 13:55

    Scheint nicht wichtig zu sein. Auf Google News bislang kein Eintrag dazu ????

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    Info: https://lostineu.eu/machtwechsel-in-litauen-landsbergis-geht/?utm_campaign=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_content=Lost%20in%20EUrope%20Update&utm_medium=email&utm_source=getresponse


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.10.2024

    BIP-Aktuell #323: Der Plan des Generals: Ethnische Säuberung, Aushungern der Bevölkerung und Kolonisierung in Gaza

    aus e-mail von Friedensbüro Hannover, 29. Oktober 2024, 18:26 Uhr


    Erschreckend ist auch der Artikel im e-paper der Zeit. Der Link findet sich weiter unten in der Rubrik "Erfreulich", wobei ich es auch schlimm finde, dass es schon erfreulich ist, dass in unseren Medien darüber berichtet wird.

    ---------- Ursprüngliche Nachricht ----------

    Von: Bündnis BIP <info@bip-jetzt.de>

    Datum: 29.10.2024 17:59 CET

    Betreff: BIP-Aktuell #323: Der Plan des Generals

     

     

    Ethnische Säuberung, Aushungern der Bevölkerung und Kolonialisierung


    Dies ist der wöchentliche Newsletter des Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern (BIP) e.V.

    Im Browser ansehen https://mailchi.mp/54309cba9d96/bip-aktuell-323-der-plan-des-generals?e=433047e776

    BIP-Aktuell #323: Der Plan des Generals


    Ethnische Säuberung, Aushungern der Bevölkerung und Kolonisierung

     

    BIP-Aktuell #323:

    1. Der Plan des Generals

    2. Erfreulich

    3. Jüdische Siedler greifen palästinensische Bauern an

     

    Generalmajor a.D. Giora Eiland entwickelte zwei Pläne zur ethnischen Säuberung und Übernahme des Gazastreifens. Der zweite dieser Pläne, der so genannte "Plan der Generäle", hat in Israel breite Unterstützung gefunden, und es gibt Anzeichen dafür, dass das israelische Militär damit begonnen hat, ihn umzusetzen, indem es sich bei seinen Angriffen auf den nördlichen Teil des Gazastreifens, insbesondere auf die Stadt Jabalia, konzentriert und humanitäre Hilfe für die Menschen in diesem Gebiet verweigert. Rechtsextreme Gruppen in Israel unternehmen die ersten Schritte zur illegalen Kolonisierung des Gebiets, das gerade von Palästinensern gesäubert wird.

     

    Der andauernde Völkermord, den Israel im Gazastreifen begeht (siehe BIP-Aktuell #285 https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=a26e003646&e=433047e776), ist keine organisierte Ausrottungskampagne mit einem klaren Ziel, sondern eher eine chaotische und unorganisierte Kombination aus Luft- und Artilleriebeschuss, Aushungern als Waffe (siehe BIP-Aktuell #311 https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=1024883309&e=433047e776), angeheizt durch eine Kombination aus rassistischer Hetze (siehe BIP-Aktuell #277 https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=63855ed13d&e=433047e776) zusammen mit einem endlosen Nachschub an Waffen, hauptsächlich aus den USA https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=583bd39b0f&e=433047e776 und aus Deutschland https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=e6dbfd4c98&e=433047e776.

     


    Generalmajor a.D. Giora Eiland schmiedet konkrete Pläne für Genozid und ethnische Säuberung. Quelle: 2004, Wikipedia https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=a9ee52ceef&e=433047e776.

     

    Nach der Definition der Internationalen Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes setzt das Verbrechen des Völkermordes die klare Absicht voraus, eine ganze Gruppe von Menschen zu töten. Teile der israelischen Gesellschaft und sogar innerhalb der Regierung haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was Israel in einem Krieg in Gaza erreichen soll. So hat beispielsweise Geheimdienstminister Gila Gamliel einen Plan zur ethnischen Säuberung angenommen, der von der rechtsgerichteten Denkfabrik Misgav formuliert wurde (siehe BIP-Aktuell #279 https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=2695daeab2&e=433047e776). Aber dieser Plan wurde nie offiziell von der israelischen Regierung als Ganzes angenommen.

     

    Das israelische Militär schmiedet derweil seine eigenen Pläne. Die prominenteste Stimme ist die des pensionierten Generalmajors Giora Eiland https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=ecbd393842&e=433047e776. Eiland war ein ranghoher Offizier der Fallschirmjäger, der in mehreren Kriegen gekämpft hatte und während der zweiten Intifada ein leitender Offizier für strategische Planung war. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst bekleidete er verschiedene zivile Funktionen in der Regierung, in denen er sich dafür einsetzte, dass militärische Werte und militärstrategische Überlegungen in die Regierungspolitik einfließen. Im Jahr 2004 wurde er zum Vorsitzenden des Rates für nationale Sicherheit ernannt, trat jedoch 2006 zurück, nachdem er den Rückzug der israelischen Regierung aus dem Gazastreifen im Jahr 2005 kritisiert https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=1d5001f6d8&e=433047e776 hatte. Er arbeitete einige Jahre in der Privatwirtschaft, unter anderem als Berater für die israelische private Spionagefirma Black Cube https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=5cbb26b3aa&e=433047e776.

     

    Kaum hatte Israel eine völkermörderische Invasion des Gazastreifens gestartet und mit der wahllosen Tötung von Zivilisten begonnen, da verkündete Giora Eiland seinen Plan https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=0ab17de912&e=433047e776 für Israels Strategie: die gesamte 2,3 Millionen Einwohner zählende Bevölkerung des Gazastreifens an die schmale Küste des Gazastreifens zu zwingen und dann alle Gebäude im Gazastreifen zu zerstören, um ihn unbewohnbar zu machen, die gesamte Bevölkerung zur Auswanderung zu zwingen und den gesamten Gazastreifen dauerhaft als Teil Israels zu annektieren. Dieser Plan wurde nicht umgesetzt.

     

    Im September veröffentlichte Giora Eiland ein kurzes Video in hebräischer Sprache, in dem er einen neuen Plan https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=75251c031c&e=433047e776 vorstellte. Er schlug vor, den nördlichen Teil des Gazastreifens, der bereits vom israelischen Militär belagert wird und in dem sich derzeit etwa 300.000 Palästinenser aufhalten, vollständig abzuriegeln.  Die Bevölkerung soll angewiesen werden, das Gebiet durch streng bewachte Ausgänge zu verlassen und dabei umfassende Sicherheitskontrollen zu durchlaufen. Ab diesem Zeitpunkt würden keine Lebensmittel oder andere humanitäre Güter mehr in das Gebiet gelassen. Er ging davon aus, dass etwa 5.000 Hamas-Kämpfer übrigbleiben würden, die sich ergeben oder eben verhungern müssten. In dem Plan wurden diejenigen nicht erwähnt, die zu krank, alt oder behindert sind und nicht evakuiert werden können. Er lässt das absichtliche Verhungernlassen von Menschen - nicht etwa aufgrund ihrer Handlungen, sondern aufgrund ihrer Unwilligkeit oder Unfähigkeit, ihre Häuser zu verlassen - unerwähnt und behauptet sogar, der Plan stehe "im Einklang" mit den Forderungen des internationalen Rechts.

     

    Dieser Plan wurde auf Ynet vorgestellt, das zu Yedioth Ahronot, Israels größter Zeitung, gehört und das offizielle Logo https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=280fc4f471&e=433047e776 der Zeitung trägt. Dutzende https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=019042d2c9&e=433047e776 ranghoher Offiziere äußerten ihre Unterstützung für Eilands Plan, der daraufhin in Israel als "Plan der Generäle" bezeichnet wurde. Da der Plan https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=495d28244e&e=433047e776 die ethnische Säuberung eines Gebietes unter illegaler israelischer Militärbesetzung und den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe vorsieht, ist er nicht nur per se völkerrechtswidrig – bereits sein Vorschlag stellt ein Kriegsverbrechen dar. Es handelt sich damit um einen Plan zur Tötung und Aushungern der Palästinenser mit der Absicht, einen Völkermord zu begehen.

     

    Eiland wiederholte, dass seine Strategie ein wirksames Mittel sei, um den Hamas-Chef Yihya Sinwar unter Druck zu setzen und die öffentliche Meinung in Gaza gegen ihn zu mobilisieren. Obwohl Sinwar bereits am 16. Oktober von Israel getötet https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=6f0e76e39f&e=433047e776 wurde, führte das nicht dazu, dass der "Plan der Generäle" fallen gelassen wurde.

     

    Seit Anfang Oktober haben die israelischen Streitkräfte ihre Angriffe im nördlichen Teil des Gazastreifens, insbesondere in der Stadt Jabalia, verstärkt https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=b5c7f1e7d2&e=433047e776. Die Soldaten forderten die palästinensischen Bewohner auf, die Stadt zu verlassen, doch viele Palästinenser weigerten sich, weil sie befürchteten https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=c1441334ff&e=433047e776, dass sie nie wieder zurückkehren dürfen. Diese Angriffe gipfelten in einem Massaker in Jabalia in der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober, bei dem die israelische Luftwaffe Wohnhäuser angriff und etwa 150 Menschen tötete. Palästinenser, die aus Jabalia flohen, bezeugten https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=d5e6bd79b6&e=433047e776, mit welchen Mitteln das israelische Militär sie terrorisierte und zum Verlassen zwang. Die Zeugen berichteten von Quadcoptern, kleinen Drohnen mit Lautsprechern, Bomben und Gewehren, die die Menschen aufforderten zu gehen und das Feuer auf sie eröffneten. Berichten zufolge haben die Soldaten auch verletzte Palästinenser geschlagen. Am 27.10. ging das Massaker dort weiter: Bei der Zerstörung eines Schulgebäudes wurden mindestens 30 Palästinenser getötet.

     

    Die israelische Rechte wertet die Angriffe als Zeichen dafür, dass die Regierung den "Plan der Generäle" stillschweigend angenommen hat. Mehrere Gruppen haben damit begonnen https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=65ba89cadb&e=433047e776, konkrete Pläne für die Besiedlung des nördlichen Gazastreifens mit israelischen Siedlungen zu schmieden und Pläne für den "Wiederaufbau https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=8e14e9b1f8&e=433047e776" der illegalen Siedlungen, die 2005 geräumt wurden, sowie für deren Ausbau zu entwickeln. Zu den Knessetmitgliedern, die diese Siedlungspläne vorantreiben, gehören auch Mitglieder der Regierungspartei Likud https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=fb50768d07&e=433047e776. Teil des Plans ist die Beauftragung privater Sicherheitsfirmen wie der US-Firma https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=c646c57a15&e=433047e776 Global Delivery Company (GDC) und auch von Siedlermilizen https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=5373ed98ed&e=433047e776 mit der Sicherung des Gazastreifens zum Zwecke der jüdischen Besiedlung.

     


    TRT World hat über die Folgen des israelischen Bombenangriffs in Jabalia in der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober berichtet. Dies ist ein Screenshot aus ihrem Bericht. Quelle: 2024, Twitter https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=96bea11fdd&e=433047e776.

     

    Am 20. Oktober veranstaltete die rechtsgerichtete Siedlerorganisation Nahala 3 km vom Gazastreifen entfernt eine Versammlung zu den Sukkot-Feiertagen, bei der konkrete Pläne für die Besiedlung von Gaza vorgestellt wurden. Die Leiterin von Nahala, Daniella Weiss, brüstete sich damit, dass Familien bereit seien, das Gebiet zu besiedeln. Ein millionenschwerer Vertrag über temporäre Unterkünfte zur Vorbereitung der dauerhaften Besiedlung des Gazastreifens sei bereits unterzeichnet worden. Sie sagte https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=b197acafc8&e=433047e776: "Sie werden sehen, wie Juden nach Gaza kommen und Araber aus Gaza verschwinden werden".

     

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    Angesichts der zumeist sehr deprimierenden Berichte in unserem Newsletter werden wir in Zukunft an dieser Stelle die Rubrik „Erfreulich“ platzieren – in der Hoffnung, dass diese Meldungen uns allen Mut machen, denn „Aufgeben ist keine Option“!

     

    BA 323 „Erfreulich“:

    * „Todesurteil“ – Weitere israelische Soldaten verweigern den Dienst, bis ein Austauschabkommen erreicht ist: „Heute ist klar, dass die Fortsetzung des Krieges in Gaza nicht nur die Rückkehr der Geiseln aus der Gefangenschaft verzögert, sondern auch ihr Leben gefährdet,“ schreiben fünfzehn israelische Soldaten und weigern sich, in der Armee zu dienen, bis ein Gefangenenaustausch mit dem palästinensischen Widerstand zustande kommt. Die Soldaten schlossen sich insgesamt 138 Soldaten an, die einen Brief unterzeichneten, in dem https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=a81475142b&e=433047e776 sie ihre Weigerung erklärten. „Der Krieg in Gaza verurteilt unsere Brüder und Schwestern und die Geiseln zum Tode“, heißt es in dem Brief an Netanjahu, Gallant, Halevi und andere Regierungsmitglieder.

    https://www.palestinechronicle.com/death-sentence-more-israeli-soldiers-refuse-to-serve-unless-exchange-deal-reached/ https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=ca4c2aba0e&e=433047e776

    * Auch die ZEIT berichtet inzwischen ausführlich über die Gräueltaten: Israel hat die Hamas-Spitze ausgeschaltet. Glauben die Bewohner von Gaza, dass es nun ein Ende der Gewalt geben kann? von Lea Frehse: „Ausländische Reporter lässt die israelische Armee nicht unabhängig aus Gaza berichten, doch Journalisten aus Gaza arbeiten weiter, in großer Gefahr. Unter ihnen ist Mohamad, 59 Jahre alt, mit dem die ZEIT bei Besuchen in Gaza vor dem Krieg zusammenarbeitete, der Kontakte vermittelte und übersetzte. Wir telefonieren, einige Tage nachdem Hamas-Chef Jahia Sinwar, der Drahtzieher des Massakers in Israel am 7. Oktober 2023, von der israelischen Armee getötet wurde. Welche Reaktionen darauf nimmt er in Gaza wahr?

    https://epaper.zeit.de/article/8e6f1bbbbd733b3f57fa9cab82db95ee673c46ecb239165794ac53636ece21c3 https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=8d0c039177&e=433047e776

     

    BIP Aktuell berichtet an dieser Stelle regelmäßig über Menschenrechtsverletzungen im besetzten Palästina, die in unseren Medien zumeist nicht erwähnt werden.

    Palestine Chronicle berichtet: Angriff von Siedlern – Zwei Palästinenser verletzt, drei Häuser im Westjordanland in Brand gesetzt

    „Jüdische Siedler greifen palästinensische Bauern an, die im Westjordanland ihre Oliven ernten. Der Angriff ist der jüngste in einer Welle von Gewalt durch Siedler in den besetzten Gebieten, einschließlich einer Zunahme von Angriffen auf Familien, die versuchen, ihre Oliven zu ernten.

    Zwei Palästinenser wurden verletzt, nachdem zahlreiche bewaffnete illegale jüdische Siedler das Dorf Jalud bei Nablus im Westjordanland gestürmt hatten, die Bewohner angriffen und mindestens drei Grundstücke und eine Geflügelfarm in Brand setzten.

    Die verletzten Palästinenser erlitten Verletzungen  https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=744ac76dbb&e=433047e776im Gesicht und am Kopf, nachdem sie am Samstag von den Siedlern angegriffen worden waren, wie die offizielle palästinensische Nachrichtenagentur WAFA unter Berufung auf den Palästinensischen Roten Halbmond mitteilte.

    Raed Haj Mohammed, Vorsitzender des Dorfrats von Jalud, sagte, die Siedler hätten es auf https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=4d16e10e20&e=433047e776 die Ostseite des Dorfes abgesehen und drei Häuser, eine Geflügelfarm und umliegende landwirtschaftliche Flächen in Brand gesetzt.

    Haj Mohammed sagte, die Siedler hätten die Eigentümer der Häuser, die in der Gegend Oliven ernteten, daran gehindert, ihre Häuser zu erreichen. Sie warfen auch mit Steinen und Felsbrocken nach Häusern und beschädigten so Eigentum.

    Diese Angriffe finden oft unter dem Schutz israelischer Streitkräfte statt.

    Olivenernte im Visier

    Am Freitag töteten israelische Streitkräfte eine 59-jährige Palästinenserin, als sie mit ihrer Familie im Dorf Faqqu'a östlich von Jenin im besetzten Westjordanland Oliven erntete. Hanan Abu Salameh wurde am Donnerstag in den Rücken geschossen https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=2981d1ff64&e=433047e776. Versuche, sie wiederzubeleben, schlugen fehl, so die Palestine Red Crescent Society, die vom Middle East Monitor (MEMO) zitiert wurde.

    Das UN-Menschenrechtsbüro (OHCHR) gab an https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=400f0d1724&e=433047e776, dass israelische Streitkräfte in der Nähe der Trennmauer im besetzten Gebiet ´ohne vorherige Warnung https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=b1bdf030ad&e=433047e776` mehrere Schüsse auf die Erntearbeiter abfeuerten.

    Ebenfalls am Freitag wurde eine ausländische Aktivistin von einem maskierten israelischen Siedler angegriffen https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=94856df3ac&e=433047e776. Während israelische Streitkräfte daneben standen, schlug der Siedler mit einem Holzknüppel auf die Aktivistin ein und traf sie an den Rippen.

    Das OHCHR erklärte, dass das Pflücken von Oliven für die jährliche Ernte „eine zunehmend riskante Tätigkeit“ sei. In der ersten Woche der offiziellen palästinensischen Olivenernte verzeichnete das UN-Menschenrechtsbüro Dutzende von Gewalttaten gegen palästinensische Erntearbeiter und Störungen des Zugangs zu Olivenhainen.

     

    Gefährdung der Existenzgrundlagen

    Am Donnerstag warnte UN-Sprecher Farhan Haq, dass die zunehmenden Angriffe illegaler Siedler während der Olivenernte die Sicherheit und die Existenzgrundlagen der Palästinenser in der Region gefährden.

    Haq wies darauf hin, dass seit Anfang Oktober 32 Angriffe illegaler Siedler dokumentiert wurden, bei denen 39 Palästinenser verletzt und etwa 600 Olivenbäume zerstört oder gestohlen wurden.

    UN-Experten warnen davor https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=be37f31c72&e=433047e776, dass palästinensische Landwirte im Westjordanland ´die gefährlichste Olivensaison aller Zeiten` bevorsteht.

    ´Die Olivenernte ist für das Leben und die Kultur der Palästinenser von zentraler Bedeutung. Die Beziehung des palästinensischen Volkes zu Olivenbäumen, die Hunderte von Jahren alt werden können, ist auch eine Beziehung zu ihren Vorfahren und zu ihrer Zukunft`, so die Experten in einer Erklärung.

    Über 16.000 Angriffe

    Am Sonntag gab das palästinensische Gesundheitsministerium bekannt, dass die Zahl der Palästinenser, die seit dem Ausbruch der israelischen Aggression am 7. Oktober 2023 von israelischen Streitkräften und Siedlern im Westjordanland, einschließlich Jerusalem, getötet wurden, auf 759 gestiegen ist.

    In einer Erklärung stellte das Ministerium fest, dass sich unter den Opfern 165 Kinder und 18 Frauen befanden, zusätzlich zu mehr als 6.500 registrierten Verletzten im gleichen Zeitraum.“ https://www.palestinechronicle.com/category/ https://bib-jetzt.us14.list-manage.com/track/click?u=d2d027ff28580d7b9d45684bc&id=c92b4dae8b&e=433047e776

     


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    29.10.2024

    EU droht Herbst der Niederlagen und Pleiten /EU-Ukraine

    aus e-mail von Doris Pumphrey, 29. Oktober 2024, 14.36 Uhr


    Berliner Zeitung 28.10.2024

    <https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/orbanisierung-europas-nach-moldau-und-georgien-droht-der-eu-die-naechste-niederlage-li.2266814>


    *Georgien, Moldau und USA: EU droht Herbst der Niederlagen und Pleiten

    */Von Nicolas Butylin

    /*

    *Die EU verliert geostrategisch an Einfluss: in Moldau nur hauchdünn

    gewonnen, in Georgien verloren. Bei den Wahlen in den USA droht Brüssel

    die dritte Pleite in Folge. Der Kommentar.

    /

    /Ausgerechnet Viktor Orbán, wird sich die liberale, proeuropäische

    Brüssel-Blase gedacht haben. Der ungarische Ministerpräsident besitzt

    dieses gewisse Talent, Trends zu setzen und sich als Gesprächsthema

    Nummer eins zu etablieren. Über Olaf Scholz, Emmanuel Macron oder Joe

    Biden spricht im Nachgang der Georgien-Wahlen niemand. Stattdessen

    bekommt Orbán – zum wiederholten Mal – die große geopolitische Bühne;

    die EU als Ganzes muss sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben.


    Der ungarische Ministerpräsident, der derzeit die EU-Ratspräsidentschaft

    innehat, reist nämlich, im Gegensatz zu seinen Kollegen aus dem EU-Kreis

    der Staats- und Regierungschefs, in die georgische Hauptstadt Tiflis, um

    der Regierungspartei vom Georgischen Traum auch persönlich zu

    gratulieren. Das tat Orbán übrigens schon auf seinen sozialen Kanälen,

    er schrieb beispielsweise vom „überwältigenden Sieg“ – und das, obwohl

    die zentrale Wahlkommission zu jenem Zeitpunkt noch gar kein Endergebnis

    veröffentlicht hatte.


    *Ungarn, Slowakei, Nordmazedonien, Georgien: Die Orbánisierung Europas

    *Orbán wird’s egal sein. Er bespielt Narrative – und das ziemlich

    erfolgreich. Es ist gar die Rede von der Orbánisierung europäischer

    Regierungen. Die ökonomischen Freiheiten oder wirtschaftspolitischen

    Vorteile der EU, vom Binnenmarkt bis zur Reisefreiheit, werden gut und

    gerne mitgenommen. Die von Brüssel geforderte einheitliche Identitäts-,

    Werte- und Sicherheitspolitik wird im politischen Budapest oder

    Bratislava derzeit jedoch anders interpretiert als in Belgien, Dänemark

    oder hierzulande.


    Und der nationalkonservative Orbán’sche Stil gewinnt an Zulauf –

    besonders in der unmittelbaren östlichen Nachbarschaft der Europäischen

    Union. Der nordmazedonische Premier Hristijan Mickoski betrachtet sich

    als „Freund Orbáns“; in der bosnischen Republika Srpska huldigt man

    Orbán ebenso wie in Serbien oder aktuell in Georgien.


    Während im Brüsseler Europaviertel in Anbetracht der langsam

    fortschreitenden Orbánisierung Europas Schnappatmung herrscht, darf die

    EU die Gründe für den „Verlust“ von Georgien nicht außer Acht lassen.

    Dem Westen ist es nicht gelungen, die Georgier außerhalb von Tiflis und

    in den entfernten Regionen effektiv anzusprechen und den Orbán-liken

    Narrativen des Georgischen Traums etwas entgegenzusetzen. Das größte

    Wahlthema des Georgischen Traums „Frieden gegen Krieg“ scheint in dem

    postsowjetischen Land, das noch immer vom Krieg mit Russland gezeichnet

    ist, sehr wirksam zu sein.

    *

    *Die EU wie auch die proeuropäische Opposition unter Ex-Präsident

    Michail Saakaschwili vermochten es nicht, dieser Botschaft wirksame

    proeuropäische Argumente entgegenzusetzen. Kommt man mit Georgiern aus

    dem Hochgebirge des Kaukasus ins Gespräch, merkt man sehr schnell, dass

    viele EU-Debatten außerhalb der Hauptstädte wie entkoppelt von der

    Realität daherkommen. Brüssel mangelt es an Überzeugungsarbeit; es fehlt

    ein Instrumentenkasten, um Einfluss in der Region nachhaltig zu sichern.


    Bei der Kontroverse rund um die Vorwürfe der Wahlmanipulation wirkt die

    EU zahnlos. Außer der schon alltäglichen „Wir sind besorgt

    über...“-Phrase ist es in den Tagen nach Auszählung der Wählerstimmen

    ruhig geblieben. Vereinzelte EU-Politiker fordern zwar Sanktionen gegen

    die politische Führung in Georgien und eine Nichtanerkennung des

    Wahlergebnisses – das große europäische Aufbäumen gegen die „gestohlene

    Wahl“, wie es in der georgischen Opposition heißt, bleibt jedoch aus.


    *EU könnte der Verlierer des Herbsts werden

    *Nicht nur in Georgien wirken die europapolitischen Ambitionen der

    vergangenen Monate zu hoch angesetzt. Schon das EU-Referendum in Moldau,

    das am Wochenende zuvor stattfand, entwickelte sich zur Zitterpartie für

    Brüssel. Wochen im Voraus ging der proeuropäische Block in dem kleinen,

    armen südosteuropäischen Land fest davon aus, dass weit über zwei

    Drittel der Moldauer sich für den Westen entscheiden. Doch dem ist nicht

    so: Ganze 49 Prozent sprechen sich dagegen aus – Stichwort Stimmenkauf

    durch Russland: Wenn Wahlberechtigte in Moldau sich lieber mit

    umgerechnet 50 Euro bereichern, als ihr Kreuz bei der EU zu machen, dann

    sagt es viel über den romantisierenden Blick auf einen EU-Beitritt aus.


    Moldau entschied sich am Ende zwar hauchdünn für die EU, allen voran

    dank der Stimmen der europäischen Auslandsmoldauer – die Art und Weise

    des Referendums verlief jedoch enttäuschend. Ein EU-Beitritt Moldawiens

    rückte damit in weite Ferne, das Ziel 2030 in die Union einzutreten,

    wirkt derzeit unrealistisch.


    In Georgien folgte eine weitere Niederlage für Brüssel – und das trotz

    der „demokratischen Vitalität“ und starken Zivilgesellschaft, wie Pascal

    Allizard, der Leiter der Georgien-Mission von der OSZE im Nachgang der

    Wahlen bilanzierte. Es verdichten sich die Anzeichen, dass ausufernde

    Massenproteste in der georgischen Hauptstadt Tiflis der letzte Joker für

    die EU in Georgien sein dürften.


    In etwas mehr als einer Woche wird zudem in den USA ein neuer Präsident

    gewählt. Auch hier könnte die liberale Brüssel-Blase geschockt

    aufwachen, sollte Donald Trump wieder ins Oval Office einziehen. Für die

    EU könnten sich die kommenden Wochen zu einem Herbst der Niederlagen und

    Pleiten entwickeln. Ein Viktor Orbán lächelt derweil und plant wohl

    schon seine nächste Mission.



    *

    *_RT DE 28.10.2024

    _*EU stellt Ukraine Vorbedingungen für 35 Milliarden Euro Finanzhilfe *


    Laut einem im EU-Amtsblatt veröffentlichten Beschluss muss die Ukraine

    als Vorbedingung für ein Darlehen in Höhe von 35 Milliarden Euro aus

    eingefrorenen russischen Guthaben die "demokratische" Politik der

    Europäischen Union einhalten.


    Insbesondere wird das Land verpflichtet, "wirksame demokratische

    Mechanismen, einschließlich eines parlamentarischen Mehrparteiensystems

    und der Rechtsstaatlichkeit, zu unterstützen und zu respektieren und die

    Achtung der Menschenrechte, einschließlich der Rechte von Personen, die

    Minderheiten angehören, zu gewährleisten".


    Im Dokument wird betont, dass dies lediglich eine Vorbedingung ist,

    deren Einhaltung von den Diensten der Europäischen Kommission (EK) und

    dem Europäischen Auswärtigen Dienst überwacht wird. Aus dem Dokument

    geht hervor:


    /"Stellt die Kommission fest, dass die in Absatz 1 dieses Artikels

    genannten Vorbedingungen nicht erfüllt waren oder nicht mehr erfüllt

    sind, werden die Auszahlung des Makrofinanzhilfedarlehens und die

    Gewährung von Zuschüssen ausgesetzt."/


    Weitere "politische" Bedingungen werden in einem "Memorandum of

    Understanding" zwischen der Kommission und der Ukraine festgelegt, das

    zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht wird. Die Auszahlung der

    Mittel an Kiew hängt außerdem von der positiven Bewertung des

    Finanzierungsantrags der Ukraine durch die EK ab.


    Wie es heißt, soll die Gesamtsumme von 35 Milliarden Euro in mehreren

    Tranchen ab 2025 ausgezahlt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, die

    Unterstützung auszusetzen, wenn "der Bedarf erheblich geringer ist als

    ursprünglich angenommen". Das Darlehen hat eine Laufzeit von 45 Jahren

    und ist Teil des Beitrags der EU zur G7-Initiative, die vorsieht, Kiew

    Darlehen aus den Erträgen eingefrorener russischer Vermögenswerte zu

    gewähren.


    Laut einer Erklärung der EU sieht die neue Regelung vor, dass 95 Prozent

    der Erträge aus diesen eingefrorenen Vermögenswerten, die bei

    europäischen Verwahrstellen liegen, in den EU-Haushalt fließen und von

    dort an die Ukraine weitergeleitet werden. Die restlichen fünf Prozent

    fließen weiterhin in den Europäischen Friedensfonds, aus dem auch Waffen

    für die ukrainischen Streitkräfte beschafft werden.


    Nach Beginn der Militäroperation in der Ukraine haben westliche Staaten

    Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Form von Bargeld und

    Wertpapieren im Wert von rund 260 Milliarden Euro eingefroren. Mehr als

    zwei Drittel dieser Guthaben liegen bei Euroclear in Belgien. Die

    Einnahmen daraus beliefen sich im vergangenen Jahr auf 4,4 Milliarden

    Euro, im ersten Halbjahr dieses Jahres kamen weitere 1,74 Milliarden

    Euro hinzu.


    Nach Schätzungen von Gesprächspartnern der /Financial Times/ könnten die

    Gesamteinnahmen bis 2027 auf 20 Milliarden Euro steigen. Als Reaktion

    auf die Sanktionen hat Russland den Zahlungsverkehr für russische

    Vermögenswerte von Ausländern eingeschränkt.


    Ab Frühjahr 2022 werden alle Zahlungen an Nichtansässige auf spezielle

    C-Konten überwiesen. Die Bank von Russland veröffentlicht keine Daten

    über das Volumen der Gelder auf diesen Konten.


    Ferner haben Vertreter der Zentralbank und des Finanzministeriums

    betont, dass dieses Volumen mit dem Volumen der eingefrorenen russischen

    Vermögenswerte in ausländischen Depots vergleichbar sei. Finanzminister

    Anton Siluanow erklärte vergangene Woche, dass Moskau in gleicher Weise

    reagieren würde, sollten westliche Länder damit beginnen, Erträge aus

    eingefrorenen russischen Vermögenswerten zu verwenden.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.10.2024

    Ukrainischer Generalmajor: Kein Geheimnis, dass die Donbass-Front zusammengebrochen ist

    berliner-zeitung.de, 29.10.2024 aktualisiert am 29.10.2024 - 19:20 Uhr,Katerina Alexandridi

    In einem Interview spricht einer der führenden Militärs der Ukraine offen über die Schwierigkeiten, mit denen die Streitkräfte im Osten konfrontiert sind.


    Der ukrainische Generalmajor Dmytro MartschenkoAdrien Vautier/Imago

    Unter dem Druck ständiger russischer Angriffe wird die Lage für die ukrainischen Verteidiger im Osten des Landes immer schwieriger. In einem neuen Interview hat nun der Generalmajor der ukrainischen Streitkräfte, Dmytro Martschenko, eingeräumt, dass die Front zusammengebrochen sei.

    „Wir alle wissen, ich werde kein militärisches Geheimnis verraten, wenn ich sage, dass unsere Front zusammengebrochen ist. Leider sind die Orks (die russischen Streitkräfte, Anm. d. Red.) bereits in Selydowe eingedrungen und fassen dort bereits Fuß“, sagte Martschenko in einem am Montagabend veröffentlichten Videointerview mit dem Ex-Parlamentsabgeordneten Boryslaw Beresa. „Ich denke, dass sie es in naher Zukunft vollständig umzingeln und einnehmen werden, was ihnen taktischen Zugang zu Pokrowsk verschaffen wird. Das ist sehr schlecht für uns“, erklärte der ukrainische Generalmajor weiter.

    Martschenko nannte mehrere Gründe für den russischen Vormarsch. „Erstens sind es fehlende Munition und Waffen, zweitens sind es fehlende Leute, es gibt keine Leute, keinen Ersatz, die Soldaten sind müde, sie können die Frontlinie nicht abdecken, an der sie sich befinden“, klagte der Generalmajor. Zudem sei die ukrainische Kommandoführung nicht optimal. Martschenko hatte zu Kriegsbeginn mit der erfolgreichen Verteidigung der südukrainischen Gebiete Mykolajiw und Cherson Bekanntheit erlangt.


    Russland meldet Einnahme des ostukrainischen Selydowe und weiterer Orte

    Zudem hat Russland nach eigenen Angaben das ostukrainische Selydowe eingenommen. Die Frontstadt in der Region Donezk rund 18 Kilometer südöstlich der logistisch bedeutsamen Stadt Pokrowsk sei „vollständig befreit“ worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag.

    Vor Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 hatte Selydowe etwa 20.000 Einwohner. Im Stadtgebiet befindet sich das letzte Kohlebergwerk in der Region Donezk, das bislang noch unter ukrainischer Kontrolle war. Trotz der Lage Selydowes an der Frontlinie wurde der Kohleabbau dort fortgesetzt und war für die Ukraine eine wichtige Ressource.


    Russland hat nach eigenen Angaben die ostukrainische Stadt Selydowe eingenommen.TASS/Imago


    Die russische Armee meldet bereits seit Monaten immer wieder Gebietsgewinne in Donezk und rückt nach eigenen Angaben weiter auf Pokrowsk vor. Kurz vor der Einnahme von Selydowe hatte Russland die Eroberung der zwei nahe gelegenen Dörfer Bogoyawlenka und Kateryniwka sowie der Kleinstadt Girnyk verkündet. Alle drei Orte liegen südlich von Selydowe und in der Nähe der Industriestadt Kurachowe, die unter ukrainischer Kontrolle steht.

    Laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP, die sich auf Daten des American Institute for the Study of War (ISW) stützt, nahm die russische Armee im Oktober 2024 bereits 478 Quadratkilometer ukrainischen Territoriums ein. Dies ist Russlands größter Gebietsgewinn seit seinen anfänglichen Erfolgen im März 2022. (mit AFP, dpa)



    Trump-Berater gegenüber der Financial Times: Er will die Ukraine Europa überlassen

    News

    gestern


    Neue Daten: Russland verzeichnet größten Geländegewinn in der Ukraine seit 2022

    News

    28.10.2024


    Info: https://www.berliner-zeitung.de/news/ukrainischer-generalmajor-kein-geheimnis-dass-die-donbass-front-zusammengebrochen-ist-li.2266999


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    29.10.2024

    Transport von RDX-Sprengstoff nach Israel durch deutsches Schiff sorgt international für Empörung

    nachdenkseiten.de, 29. Oktober 2024 um 10:00, Von Florian Warweg.

    Die NachDenkSeiten hatten bereits am 11. September auf der Bundespressekonferenz zu dem der Lübecker Reederei Lubeca Marine gehörenden Frachtschiff MV Kathrin nachgefragt. Dieses transportiert derzeit tonnenweise RDX-Sprengstoff an Israel, welcher vor allem für den Bau von Fliegerbomben und Raketen genutzt wird. Die versprochene „Nachreichung“ zu der völkerrechtlichen Verantwortung der Bundesregierung in Bezug auf diese explosive Fracht ist nie erfolgt. Also fragten die NDS erneut nach, auch vor dem Hintergrund, dass mittlerweile selbst EU-Partner wie Malta und Portugal das Schiff sanktionierten, unter anderem mit der Begründung, dass man nicht wegen Komplizenschaft mit einem Völkermord angeklagt werden will.


    Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

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    Hintergrund

    „Wollen Völkermord nicht unterstützen“ – MV Kathrin erhält in Afrika keine Anlegeerlaubnis

    Im Juli 2024 wurde die MV Kathrin in der vietnamesischen Stadt Haiphong mit acht Containern des Sprengstoffs Royal Demolition Explosive (RDX) beladen, die für Israel bestimmt waren, genauer gesagt für Israels größtes Militärunternehmen, Elbit Systems. RDX-Sprengstoff ist ein in Deutschland erfundener Sprengstoff, der als signifikant stärker als TNT gilt und als Schlüsselkomponente für die Produktion von Fliegerbomben, Granaten und Raketen benötigt wird. Bomben und Raketen wohlgemerkt, die derzeit vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung in Gaza und Libanon eingesetzt werden.

    Nachdem das deutsche Frachtschiff in Vietnam mit dem Sprengstoff beladen worden war, machte es sich auf die Reise über den Indischen Ozean zur Atlantikküste Afrikas. Doch schon beim ersten Anlegeziel, dem größten Überseehafen Namibias, „Walvis Bay“, verweigerten die dortigen Behörden dem Schiff die Erlaubnis, anzulegen.

    Der namibische Justizminister begründete die Verweigerung des Hafenzugangs damit, dass „Namibia seiner Verpflichtung nachkommt, israelische Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord sowie die rechtswidrige Besetzung Palästinas nicht zu unterstützen oder sich daran mitschuldig zu machen“.

    Die namibische Regierung verwies zudem auf die Resolution des UN-Menschenrechtsrats vom 5. April 2024, welche ein Waffenembargo gegen Israel forderte. Die Resolution war mit großer Mehrheit angenommen worden. Lediglich die USA, Deutschland und vier weitere Staaten hatten dagegen gestimmt:

    Als nächstes sollte die MV Kathrin dann in einem angolanischen Hafen anlegen. Doch auch dort wurde dem Frachtschiff mit sehr ähnlicher Begründung das Anlegen verwehrt. Das im deutschen Besitz befindliche Frachtschiff machte sich nun auf den Weg Richtung Mittelmeer.

    Die UN-Sonderberichterstatterin für Palästina schaltet sich ein

    Francesca Albanese, die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, lobte in Folge die Entscheidung Namibias, der MV Kathrin den Zugang zu verweigern, und erinnerte die internationale Gemeinschaft daran, dass „jede militärische Lieferung an Israel, das nach Feststellung des Internationalen Gerichtshofs möglicherweise Völkermord begeht, einen Verstoß gegen die Völkermordkonvention darstellt“. In diesem Zusammenhang kritisierte sie auch Portugal, da das Schiff zu diesem Zeitpunkt unter portugiesischer Flagge fuhr und so dem Schiff den Transport der tödlichen Fracht in internationalen Gewässern erst rechtlich überhaupt ermöglichte. Dies stelle eine klare Verletzung des Völkerrechts dar. In Folge forderte sie die Regierung in Lissabon auf, „dringend“ die Entfernung der portugiesischen Flagge von dem Schiff „Kathrin“ zu verlangen.

    Der steigende internationale und nationale Druck zeigte im Falle Portugals Früchte. Nachdem auch zahlreiche portugiesische Parlamentarier und Menschenrechtsorganisationen die Regierung aufgefordert hatten, der MV Kathrin die Flagge zu entziehen, unter anderem mit der Begründung, dass man nicht wegen Komplizenschaft mit einem Völkermord angeklagt werden will, reagierte diese und entzog dem Schiff mit Wirkung zum 17. Oktober die Flagge.

    Nur einen Tag später war das Schiff laut verschiedenen Schiffsortungswebseiten unter deutscher Flagge registriert (MS PENG CHAU BOEHE SCHIFFAHRT GMBH & CO). Deutschland war ab dem Moment nun sowohl als Flaggen- als auch Reedereistaat für das Frachtschiff und dessen Ladung voll (völkerrechtlich) verantwortlich.

    Die MV Kathrin liegt nach derzeitigem Wissensstand im Mittelmeer in internationalen Gewässern im Ionischen Meer vor Anker, nachdem ihr auch der deutsche EU-Partner Malta mit Verweis auf die völkerrechtliche Lage und den an Bord befindlichen RDX-Sprengstoff die Einfahrt in dessen Gewässer komplett verweigerte.

    Bundesregierung entzieht sich bisher der Verantwortung

    Deutschland ist bereits vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) angeklagt, weil es seinen Verpflichtungen angesichts der völkerrechtlichen Verstöße des Staates Israel mutmaßlich nicht nachgekommen ist. Eine Untätigkeit im vorliegenden Fall wird die Vorwürfe der Komplizenschaft beim laut IGH vorliegenden „Genozid-Verdacht“ nochmals verstärken und Deutschlands Ruf im Globalen Süden, gerade im südlichen Afrika und im Nahen Osten, weiter schädigen.

    Auszug aus dem Wortprotokoll der Regierungspressekonferenz

    Frage Warweg
    Ich hatte hier bereits am 11. September bezüglich des im deutschen Besitz befindlichen Transportschiffs „MV Kathrin“ – das gehört der Lübecker Reederei Lubeca Marine – gefragt, welches derzeit RDX-Sprengstoff an Israels größte Rüstungsfirma Elbit Systems liefern soll. Die damals vom AA versprochene Nachreichung ist nie erfolgt. Jetzt gibt es einige weitere Entwicklungen. Nach Namibia haben auch Angola und EU-Partner Malta das Anlegen des Schiffes mit Verweis auf Entscheidungen des IGH und des UN-Menschenrechtsrats komplett verneint. Portugal hat dem Schiff die Flagge entzogen, mit der Begründung, dass man nicht wegen Komplizenschaft mit einem Völkermord angeklagt werden wolle. Standen denn das AA oder andere Ministerien in dieser Angelegenheit im Austausch mit ihren portugiesischen Counterparts, und teilt denn die Bundesregierung die Einschätzung und Aktivitäten Maltas und Portugals in Bezug auf dieses deutsche Schiff?

    Deschauer (AA)
    Herr Warweg, wenn das Auswärtige Amt keine Nachreichung macht, dann bedauern wir das natürlich sehr. Das mag aber auch daran liegen, dass wir, wie Sie wissen, für rüstungsexportpolitische Fragen nicht federführend sind. Insofern können vielleicht auch Kolleginnen und Kollegen Erkenntnisse, so sie dann vorliegen, hier noch beisteuern.

    Ich kann Ihnen nur noch sagen, dass wir die Medienberichterstattung vielleicht nicht ganz so intensiv wie Sie, aber dennoch sicherlich mitverfolgt haben und – zumindest, was das Auswärtige Amt angeht – weder eine Zuständigkeit noch eine Erkenntnislage vorliegen. Insbesondere genaue Versagungshintergründe, Flaggenentzüge usw. entziehen sich hier meiner Kenntnis.

    Ganz grundsätzlich haben mir die Kollegen trotzdem noch einmal mitgegeben, dass jeder Hafenstaat souverän entscheiden kann, welchen Schiffen er eine Genehmigung oder Einfahrt erteilt. Aber auch das sehe ich jetzt nicht genuin in dem Bereich des Auswärtigen Amtes verortet.

    Zusatzfrage Warweg
    Meine Frage war damals auch schon völkerrechtlich gemeint, nicht, was Direktausfuhrgenehmigungen angeht.

    Mittlerweile fährt die „MV Kathrin“ auch unter deutscher Flagge. Das heißt, sie ist im deutschen Besitz und steht unter deutscher Flagge. Da würde mich trotzdem interessieren – das können Sie auch gerne nachreichen -, welche völkerrechtliche Verantwortung denn die Bundesregierung trägt, wenn eine deutsche Reederei ein Schiff mit deutscher Flagge nach Israel entsendet und zumindest RDX-Sprengstoff, der hauptsächlich für Raketen und Fliegerbomben genutzt wird, nach Israel transportiert, also in ein Land, dem der IGH dieses Jahr die Plausibilität eines Völkermordes in Gaza zuerkannt hatte. Könnten Sie das kurz völkerrechtlich referieren?

    Deschauer (AA)
    Ich kann das nicht kurz völkerrechtlich referieren, weil ich bereits auf meine Aussagen verwiesen habe und weil ich die ganzen Annahmen, die Sie in Ihrer Fragestellung oder, besser, in Ihrem Statement geteilt haben, nicht nachvollziehen und auch nicht bestätigen kann. Ich weise noch einmal darauf hin, dass sich die Fragestellung vermutlich nicht wirklich an mich adressiert, auch wenn Sie das immer wieder betonen.

    Alexandrin (BMDV)
    Ich kann zum flaggenrechtlichen Teil vielleicht noch etwas ergänzen. Es ist so: Wenn ein Flaggenstaat beschließt, ein Schiff nicht mehr unter seiner Flagge zu führen, dann fällt es eben auf die jeweilige Flagge zurück, in dessen Staat sich der Eigentümer des Schiffes befindet. Deswegen erfolgte hier ein Wechsel zur deutschen Flagge.

    Zusatzfrage Warweg
    Ich habe noch einmal eine Verständnisfrage, weil ich mich an das Auswärtige Amt gewandt habe.

    Vorsitzende Buschow
    Herr Warweg, das Auswärtige Amt hat jetzt zweimal gesagt, dass es nicht das zuständige Ressort ist! – Ich versuche nur, uns ein bisschen Zeit zu sparen und bitte um eine kurze Frage.

    Zusatzfrage Warweg
    Ich mache es ganz kurz: Ich würde ganz gerne wissen, wer dann in den ganzen 16 Bundesministerien für völkerrechtliche Einschätzungen zuständig ist. Im Falle Portugals zum Beispiel war es explizit der Außenminister, der sich in diesem Kontext engagiert und zu Wort gemeldet hat. Deswegen würde ich fragen: Wieso fällt die Bewertung in Portugal in den Bereich des Außenministeriums und in der Bundesrepublik nicht?

    Deschauer (AA)
    Herr Warweg, Sie sprachen von einem Schiff, das ursprünglich unter portugiesischer Flagge stand. Da steht es dem portugiesischen Außenminister frei, sich dazu zu äußern. Ich habe Ihnen hier erläutert, dass ich nicht den gleichen Kenntnisstand oder Detailgrad des Kenntnisstandes habe, den Sie haben, und das Auswärtige Amt innerhalb der Bundesregierung auch nicht für Rüstungsexportpolitik federführend zuständig ist. Ich glaube also, das ist jetzt hier so ein bisschen … Ich mache mich gerne noch einmal intensiver kundig. Wenn wir etwas beitragen können, dann tun wir das gerne. Aber Sie müssen auch akzeptieren, dass es gewisse Grundregeln gibt, und für Rüstungsexportpolitik ist nicht das Auswärtige Amt federführend zuständig.


    Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz 23.10.2024


    Mehr zum Thema:

    Völkerrechtsbruch? Deutsches Unternehmen Lubeca Marine transportiert RDX-Sprengstoff nach Israel

    Vogel-Strauß-Taktik der Bundesregierung: Von Deutschland gelieferte Kriegswaffen im Einsatz gegen zivile Ziele in Gaza

    Florian Warweg interviewt Sevim Dagdelen: NATO-Mythen und die Klage „wegen Beihilfe zum Völkermord“

    Teilt Baerbock Einschätzung von EU-Partnern, dass Israel Kriegsverbrechen im Libanon begeht?


    Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Audio-Podcast Erosion der Demokratie


    Schlagwörter:


    Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=123861


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.10.2024

    Burundi: Russische Hilfe für bedürftige Kinder / Lumumbas Afrika

    aus e-mail von, Doris Pumphrey, 29. Oktober 2024, 14:48 Uhr


    *Burundi: Russische Hilfsorganisation und Botschaft eröffnen Schule für

    bedürftige Kinder


    *Die internationale Wohltätigkeitsstiftung "Kinder müssen leben" hat mit

    der Beteiligung der russischen Botschaft am Freitag in Bujumbura,

    Burundi, die "Heha Happy School" für bedürftige Kinder eröffnet. Die

    Schule verfügt über sechs Klassen und eine Vorschulgruppe. Außerdem

    bietet die Schule den Schülern zwei Mahlzeiten pro Tag und medizinische

    Versorgung.

    "Wir haben diese Kinder von den Müllhalden in Buterere [Armenviertel in

    Bujumbura] geholt, wo sie ihren Lebensunterhalt verdienten. Wir haben

    sie von dort herausgeholt und jetzt kleiden wir sie ein, wir versorgen

    sie mit Essen, wir behandeln sie medizinisch und wir bilden sie aus",

    sagte der Schulleiter Sylvestre Habyarimana.


    Der russische Botschafter in Burundi, Waleri Michailow, wies darauf hin,

    dass Russland versuche, die Beziehungen zu den afrikanischen Ländern so

    weit wie möglich auszubauen, denn Afrika sei der Kontinent der Jugend,

    der Perspektiven und der Zukunft.

    Laut Vadim Markin, dem Gründer der Stiftung "Kinder müssen leben", hilft

    die Organisation Kindern in schwierigen Lebenssituationen auf der ganzen

    Welt. Mit den Mitteln der Stiftung wurden drei Schulen in Afrika gebaut,

    deren Qualifikationen staatlich anerkannt werden.

    /Siehe

    Video:/https://odysee.com/@RTDE:e/Burundi-Russische-Hilfsorganisation-und-Botschaft-er%C3%B6ffnen-Schule-f%C3%BCr-bed%C3%BCrftige-Kinder:5



    *Lumumbas Afrika

    */Video in deutscher Simultanübersetzung

    /

    *Folge 1: Panafrikanismus – Ist er noch aktuell?

    *In dieser Folge von „Lumumbas Afrika“ befasst sich der kenianische

    Anwalt und Aktivist Professor Patrick Loch Otieno (P.L.O.) Lumumba,

    ehemaliger Direktor der Antikorruptionskommission von Kenia, mit den

    Zukunftsaussichten der Idee einer panafrikanischen Einheit. Er

    betrachtet die Vorteile, die eine panafrikanische Gesellschaft allen

    Bürgern des Mutterkontinents bringen könnte, und hinterfragt, wer

    versucht, dieses Konzept zu untergraben, warum ehemalige Kolonialmächte

    ein vereintes Afrika fürchten und ob dieses Ziel vom Panafrikanismus

    eines Tages Wirklichkeit werden könnte.

    /Siehe/

    https://odysee.com/@RTDE:e/Lumumbas-Afrika-Folge-1--Panafrikanismus-%E2%80%93-Ist-er-noch-aktuell-:b



    *Folge 2: Große afrikanische Reiche

    *In dieser Folge von "Lumumbas Afrika" erforscht Professor P. L. O.

    Lumumba die historische Bedeutung des afrikanischen Kontinents, der die

    Wiege einiger der größten Reiche war, darunter das ägyptische, das

    Songhai-Reich, das Benin-Reich, das Yoruba-Reich und andere auf dem

    Mutterkontinent.

    Während diese Zivilisationen blühten, erlitten sie durch Sklaverei und

    Kolonisierung verheerende Auswirkungen. Einige dieser Königreiche, wie

    die Königreiche Zulu, Oyo und Waganda, existieren jedoch noch heute.

    Der Professor betont, wie wichtig es ist, das Erbe der afrikanischen

    Königreiche durch Diskussionen und Erzählungen lebendig zu halten, da

    dies dazu beitragen wird, Afrika zu vereinen und eine bessere Zukunft

    für den Kontinent zu schaffen.

    /Siehe:/https://odysee.com/@RTDE:e/Lumumbas-Afrika-Folge-2--Gro%C3%9Fe-afrikanische-Reiche-:c


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    29.10.2024

    Nachrichten von Pressenza: Selenskij bietet „strategischen Partnern“ ukrainische Rohstoffe an

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 29. Oktober 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 29.10.2024


    Selenskij bietet „strategischen Partnern“ ukrainische Rohstoffe an


    „Siegesplan“ beinhaltet Rohstoffzugriff für ausländische Konzerne / Staatliches Titan-Förderunternehmen bereits bei Auktion verkauft / Frankfurter Rundschau: Agrarkonzerne nutzen Krieg um sich „riesige Flächen“ in der Ukraine anzueignen. Das Online-Magazin multipolar mit seiner Meldung vom 25.10.2024: Mit dem Rohstoff-Reichtum der Ukraine&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/selenskij-bietet-strategischen-partnern-ukrainische-rohstoffe-an/


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    Eine simple Frage an KI verbraucht Unmengen an Energie


    KI hilft derzeit vor allem den Konsum anzukurbeln. Dereinst soll dieser Energiefresser – vielleicht – auch dem Klimaschutz dienen.   Jannik Hiddeßen moment.at Dieser Gastbeitrag wurde von moment.at produziert. Infosperber hat eine gekürzte Fassung im Rahmen der Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/eine-simple-frage-an-ki-verbraucht-unmengen-an-energie/


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    Philippinische Künstler richten einen Nothilfe-Fond für vom Taifun betroffene Gemeinden ein.


    28.10.24 &#8211; Bicol Region, Philippinen &#8211; Kurit-Lagting Dieser Text ist auch auf Englisch verfügbar. Bicol Region, Philippinen – Nach dem verheerenden Taifun Kristine, der Tausende obdachlos gemacht und kritische Infrastrukturen schwer beschädigt hat, haben das Kurit-Lagting Art Collective und das&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/philippinische-kuenstler-richten-einen-nothilfe-fond-fuer-vom-taifun-betroffene-gemeinden-ein/


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    Das Wettern der Woche: &#8230;am Golde hängt …


    Eines der zentralen Probleme heutzutage ist, dass die Politik so eine Schande ist. Gute Menschen gehen nicht in die Politik. Beides wusste und sagte Donald Trump schon vor vielen Jahren, und dass er jemanden mitten auf der 5th Avenue in&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/das-wettern-der-woche-am-golde-haengt/


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    Pressenza Presseagentur startet Malayalam Sprachausgabe


    Im Zuge des Bestrebens, immer mehr Menschen zu erreichen und eine Agentur zu werden, die die kulturelle Vielfalt in ihren Inhalten vollständig widerspiegelt, hat Pressenza am Donnerstag, den 24. Oktober, seinen Malayalam-Newsroom eingeweiht. Die Feier, die um 17 Uhr (indischer&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/pressenza-presseagentur-startet-malayalam-sprachausgabe/


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    Politische Farbenlehre der besonderen Art


    Schwarz, rosarot, gelb, grün, blau, dunkelrot sind in Deutschland Synonyme in der Parteienlandschaft. Für die Demokratie ist das eigentlich nicht ausreichend. Es fehlt das Grau in der gesellschaftlichen Farbpalette. Wahrscheinlich, weil die Parteien und das Parlament einen Ältestenrat in ihren&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/politische-farbenlehre-der-besonderen-art/


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    Schweiz: 20 Jahre Frontex – Nichts zu Danken!


    In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober wurden in Zürich, Basel, Bern und Luzern über 1000 Werbeposter aufgehängt, auf welchen Frontex der Schweiz dankt für «20 Jahre treues Schweigen, neutrales Zuschauen und grosszügiges Finanzieren». Die Plakate wurden im&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/schweiz-20-jahre-frontex-nichts-zu-danken/


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    Die Zukunft der Menschheit: Ein Sprung über die Gegenwart hinaus


    Die Zukunft ist nicht einfach nur das, was morgen passiert – dies ist lediglich das kontinuierliche Fortschreiten der Gegenwart. Für die Menschheit bedeutet Zukunft eine ganz andere Art der Erfahrung. In den letzten 2.000 Jahren haben wir dieses kontinuierliche Fortschreiten&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/die-zukunft-der-menschheit-ein-sprung-ueber-die-gegenwart-hinaus/


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    Völkerrechtswidrige Rüstungsexporte nach Israel stoppen!


    Die Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ kritisiert die neuen Rüstungsexportgenehmigungen für Israel, darunter auch Teile für Panzer. Im Libanon wurden Stellungen der UN-Mission UNIFIL von israelischen Merkava-Panzern angegriffen. „Die, Medienberichten zufolge, nun zur Ausfuhr nach Israel genehmigten Rüstungsgüter,&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/voelkerrechtswidrige-ruestungsexporte-nach-israel-stoppen/


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    Pluriversum – Ökomodernismus ist Post­-Umweltschutz


    Pluriversum ist eine Reihe von Beiträgen aus dem gleichnamigen Buch, gewidmet all jenen, die für das Pluriversum kämpfen, indem sie sich gegen Ungerechtigkeit wehren und nach Wegen suchen, in Harmonie mit der Natur zu leben. Die Welt, die wir wollen,&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/10/pluriversum-oekomodernismus-ist-post-umweltschutz/


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    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


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    29.10.2024

    Wasserstoff für Deutschland (I)    Berlin setzt zur Versorgung Deutschlands mit grünem Wasserstoff stark auf Importe. Experten stufen Nordafrika und Mittelost als Schlüsselregion ein. Qatar, dessen Emir vergangene Woche Berlin besuchte, gilt als möglicher Lieferant.

    german-foreign-policy.com, 29. Oktober 2024

    BERLIN/BRÜSSEL/DOHA (Eigener Bericht) – Das Emirat Qatar zieht einen Einstieg in die Lieferung grünen Wasserstoffs in die Bundesrepublik in Betracht. Das berichten Quellen aus Doha anlässlich des Besuchs des Emirs von Qatar in Berlin am vergangenen Dienstag. Während in der allgemeinen Wahrnehmung vor allem der Export von Flüssiggas aus Qatar nach Deutschland registriert wird, plant das Emirat den Einstieg in die Produktion von grünem Wasserstoff, den es, wie es heißt, auch in die Bundesrepublik verkaufen könne. Die Bundesregierung setzt, wie aus ihrer offiziellen, im Jahr 2023 aktualisierten Wasserstoffstrategie hervorgeht, darauf, langfristig 50 bis 70 Prozent des in Deutschland benötigten grünen Wasserstoffs zu importieren. Die für das eigene Land geplanten Elektrolysekapazitäten von zehn Gigawatt (GW) im Jahr 2030 reichen nicht aus, um den prognostizierten Bedarf auch nur ansatzweise zu decken, heißt es. Die deutsche Initiative Dii Desert Energy, die Optionen zum Import grünen Wasserstoffs eruiert, stuft den Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika („MENA-Region“) als Schlüsselregion für die Herstellung grünen Wasserstoffs ein. Einer der potenziellen Lieferanten ist Qatar.


    Zitat: Grüner Wasserstoff

    Der sogenannte grüne Wasserstoff, der durch Elektrolyse von Wasser mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, wird als Schlüsseltechnologie für die Energiewende gehandelt. Er verursacht keine CO₂-Emissionen und könnte in Industrie und Transportsektor fossile Energieträger ersetzen. Allerdings ist die Produktion von grünem Wasserstoff derzeit noch teuer und wenig effizient, da Elektrolyseure große Mengen an Energie benötigen und Wirkungsgrade von nur 60 bis 80 Prozent erreichen. Weitere Herausforderungen betreffen die Speicherung und den Transport, da Wasserstoff als leichtes, flüchtiges Gas besondere Infrastrukturen erfordert. Moderne Technologien wie die Hochtemperaturelektrolyse oder die Speicherung von Wasserstoff durch seine Umwandlung in Ammoniak sollen diese Hürden abbauen und die Effizienz und die Handhabung verbessern. Durch Innovationen in Katalysatoren könnten der Energiebedarf und die Kosten gesenkt werden. Deutsche Unternehmen, allen voran Siemens, Linde und ThyssenKrupp, sind intensiv in die Entwicklung dieser Technologien eingebunden, um die Bundesrepublik als globalen Akteur in der Wasserstoffwirtschaft zu positionieren.


    Die deutsche Wasserstoffstrategie

    Für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft politisch richtungsweisend ist die Nationale Wasserstoffstrategie, die die Bundesregierung ursprünglich 2020 veröffentlichte. Die aktuelle Fortschreibung des Dokuments vom Juli 2023 bringt mehrere wichtige Neuerungen mit sich. Sie betreffen beispielsweise die Verdoppelung der geplanten Elektrolysekapazitäten von fünf Gigawatt (GW) auf zehn GW bis zum Jahr 2030, um der steigenden Nachfrage nach Wasserstoff gerecht zu werden. Dies soll 30, vielleicht sogar 50 Prozent des nationalen Bedarfs decken.[1] Zusätzlich wird die Importstrategie stärker betont: 50, vermutlich sogar bis zu 70 Prozent des Wasserstoffbedarfs sollen durch Importe gedeckt werden, um eine Gesamtmenge von 95 bis 130 Terawattstunden (TWh) Wasserstoff pro Jahr sicherzustellen.[2] Hierbei liegt der Fokus auf einer Diversifizierung der Lieferquellen, um neue Abhängigkeiten zu vermeiden. Die Umstellung von Industrie und Transport auf Wasserstoff soll zudem bereits vor der vollständigen Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff beginnen, um Lock-in-Effekte mit fossilen Energieträgern zu verhindern.[3] Diese strategischen Anpassungen sollen Deutschland langfristig zum Leitmarkt für Wasserstofftechnologien machen und die Dekarbonisierung in Schlüsselindustrien wie Stahl und Chemie vorantreiben.


    Die Wasserstoffstrategie der EU

    Die Wasserstoffstrategie der EU, die Brüssel im Juli 2020 verabschiedet hat, plant bis 2030 den Aufbau von 40 GW Elektrolysekapazitäten und die Produktion von zehn Millionen Tonnen Wasserstoff.[4] Dabei geht der Aufbau der entsprechenden Kapazitäten mit Differenzen zwischen den EU-Mitgliedstaaten einher. Während Deutschland primär die Nutzung grünen Wasserstoffs anstrebt, plädiert die EU für die Akzeptanz von CO₂-armem Wasserstoff als Übergangslösung – denn diverse Mitgliedstaaten fokussieren vorerst auf blauen Wasserstoff, der aus Erdgas hergestellt wird, allerdings unter der Maßgabe, dass das anfallende CO₂ unmittelbar genutzt oder gespeichert wird. Im vergangenen Jahr konnte Frankreich durchsetzen, dass mit Atomstrom produzierter Wasserstoff als grüner Wasserstoff eingestuft wird; dies hatte der deutsche EU-Abgeordnete Markus Pieper (CDU) vergeblich zu verhindern versucht.[5] Ein EU-weites Wasserstoff-Kernnetz auf der Basis bestehender Erdgasleitungen soll langfristig den Transport des Wasserstoffs sichern. So strebt beispielsweise ein Projekt zur Dekarbonisierung der Industrie in Südbaden die Lieferung von grünem Wasserstoff aus Frankreich an.[6] Geplant ist etwa auch der Bau einer Pipeline aus Dänemark nach Deutschland; allerdings verzögert er sich um drei Jahre: Er soll, statt wie ursprünglich geplant im Jahr 2028, nun erst 2031 starten – aufgrund zusätzlicher Umwelt- und Sicherheitsprüfungen.[7]


    Neokoloniale Abhängigkeit

    Den Import grünen Wasserstoffs in die EU nimmt gegenwärtig unter anderem die Initiative Dii Desert Energy in den Blick. Entstanden ist sie aus Desertec, einem im Jahr 2009 gegründeten ambitionierten Projekt, das zum Ziel hatte, Wind- und Sonnenenergie in Nordafrika zu erzeugen und mittels Unterseekabeln nach Europa zu exportieren. Trotz geplanter Investitionen in Höhe von 400 Milliarden Euro scheiterte das Vorhaben letztlich.[8] Widerstände entstanden unter anderem, da die Länder Nordafrikas unter eigener Stromknappheit litten und zudem eine neokoloniale Abhängigkeit von Europa befürchteten. Desertec schrumpfte letztlich zu der kleineren Dienstleistungsfirma Dii – während der Gedanke, in Nordafrika erneuerbare Energien zu nutzen, um sie in Deutschland verbrauchen zu können, in dem Plan wieder auftaucht, mit diesen Energien grünen Wasserstoff zu produzieren und ihn nach Deutschland zu transportieren. Die Dii hat sich dahingehend neu positioniert und führt mit über 110 Partnern Studien und Kooperationen zu erneuerbaren Energien und Wasserstoffprojekten durch. Offiziell schwört sie dabei neokolonialem Gehabe ab. „Mit einer belehrenden Art kommen wir [in Nordafrika, d. Red.] nicht weiter“, erläutert ihr Chef Cornelius Matthes; man sei sich „sehr bewusst, dass es nicht funktioniert, wenn wir Europäer in ein Land kommen und sagen, so und so hat das zu laufen“.[9] Man trete nun „bescheidener auf“ und wolle „auf die Wünsche der Partnerländer eingehen, gerade auch was lokale Wertschöpfung angeht“.


    Schlüsselregion Nordafrika/Mittelost

    Auf einem Dii Desert Energy Leadership Summit, der am 15./16. Oktober in Wien stattfand, wurde die MENA-Region (Middle East/North Africa) als Schlüsselregion für die globale Wasserstoffproduktion identifiziert. Bereits im April 2024 wurden dort 27 GW mit erneuerbaren Energien erzeugt. Saudi-Arabien und Bahrain haben sich das Ziel gesetzt, bis 2060 Nettoemissionen von Null zu erreichen; die Vereinigten Arabischen Emirate und Oman streben das schon bis 2050 an. Qatar will seine Emissionen bis 2035 um 25 Prozent reduzieren, Kuwait immerhin um 7,4 Prozent. Bisher produziert die petrochemische Industrie in der MENA-Region jährlich rund zehn Millionen Tonnen grauen Wasserstoff.[10] Von 98 dort geplanten Zukunftsprojekten setzen jedoch mehr als 90 Prozent bereits auf grünen Wasserstoff.[11] Qatar, dessen Emir am vergangenen Dienstag in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammentraf, plant aktuell den Einstieg in die Herstellung grünen Wasserstoffs.[12] Dieser könne, heißt es in Doha, auch nach Deutschland geliefert werden.[13]


    Ungleiche Arbeitsteilung

    Auf dem Dii Desert Energy Leadership Summit stellte die Dii Desert Energy eine Studie vor, in der sie damit wirbt, die Umstellung auf erneuerbare Energien könne in der MENA-Region zahlreiche Arbeitsplätze schaffen – vor allem in der Solarbranche, wobei fast 30 Prozent auf Jordanien entfielen. Die Wasserstoffwirtschaft und die Lokalisierung von Wertschöpfungsketten wiederum könnten bis 2050 direkt und indirekt zwischen 400.000 und 900.000 Arbeitsplätze allein in drei Staaten der arabischen Halbinsel schaffen. Dabei zeigt sich jedoch erneut die ungleiche globale Arbeitsteilung, die bislang dem Westen Vorteile schafft: Die EU ist führend etwa in der Herstellung von Elektrolyseuren; für die MENA-Staaten bleiben weniger qualifizierte Tätigkeiten.[14] Die führende Stellung des industrialisierten Westens gegenüber dem technologisch schwächeren Globalen Süden würde damit zementiert.

     

    [1] Bundesministerium für Bildung und Forschung: Nationale Wasserstoffstrategie. bmbf.de 2023.

    [2] GET H2 Whitepaper: Analyse der Nationalen Wasserstoffstrategie 2023. get-h2.de 2023. Taylor Wessing: Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie 2023. taylorwessing.com 2023.

    [3] Wasserstoff-Technologie. bundesregierung.de 2024.

    [4] Communication from the Commission to the European Parliament, the Council, the European Economic and Social Committee and the Committee of the Regions: A hydrogen strategy for a climate-neutral Europe. COM(2020) 301 final. Brussels, 08.07.2020.

    [5] Paul Messad: Lawmakers reject German MEP’s attempt to kill EU green hydrogen rules. euractiv.com 30.03.2023.

    [6] Christine Veenstra: Wasserstoff: Pipeline aus Frankreich oder eigene Produktion in Südbaden? swr.de 09.03.2024.

    [7] Start der Wasserstoffpipeline von Dänemark nach Deutschland verzögert sich um Jahre. spiegel.de 08.10.2024.

    [8] S. dazu Kampf um den Wüstenstrom und Die Geoökonomie des Wasserstoffs.

    [9] "Mit einer belehrenden Art kommen wir nicht weiter". energate-messenger.de 23.04.2024.

    [10] Valentina Olabi, Hussam Jouhara: An assessment of current hydrogen supply chains in the Gulf Cooperation Council (GCC). sciencedirect.com 15.07.2024.

    [11] Dii: A Green Revolution. A Socio-Economic Perspective on Renewables and Hydrogen in the MENA region. dii-desertenergy.org.

    [12] Qatar’s clean energy strategy targets renewables. businessstartupqatar.com 13.10.2024.

    [13] Qatar, Germany – Strong Historical Friendship, Promising Strategic Partnership. qna.org.qa 22.10.2024.

    [14] Green hydrogen: a new mechanism of plunder and exploitation. cetri.be 28.05.2024.


    Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9736


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    28.10.2024

    Kooperation mit Indien Pathos für Profite

    jungewelt.de, 29.10.2024, Von Jörg Kronauer

    Als Bollwerk gegen China: Berlin hofiert Neu-Delhi. Acht Kooperationsvereinbarungen mit Indien besiegelt


    A/IMAGO Mit Schirm, Scholz und Marine: Außenministerin Baerbock und der deutsche Bundeskanzler am Wochenende in Goa

    Hintergrund: Fachkräfte aus Indien

    Mit einer Strategie ist die Bundesregierung immer schnell bei der Hand – und so hat sie am 16. Oktober, pünktlich zu den deutsch-indischen Regierungskonsultationen, eigens eine »Fachkräftestrategie Indien« beschlossen, Untertitel: »Indien als starker Partner für Deutschland«. Vorbei die Zeiten, in denen CDU-Politiker mit Phrasen wie »Kinder statt Inder« zu punkten versuchten: »Deutschland braucht Fachkräfte«, heißt es in der Strategie – und zwar schnell, denn der Anteil der Senioren an der deutschen Bevölkerung, die nicht nur als Arbeitskräfte ausfallen, sondern auch Pflege benötigen, steigt rasch. Zudem gebe es weiterhin einen »Engpass an IT-Fachkräften« in der Bundesrepublik. Abhelfen könne Indien – und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen ist das Land für seine hochqualifizierten IT-Experten bekannt. Zum anderen wird seine Jugendarbeitslosigkeit – je nach Quelle – auf gut 20 bis 40 Prozent geschätzt. Bis 2030 aber drängen, so heißt es in der »Fachkräftestrategie«, voraussichtlich rund 84 Millionen Menschen auf den Arbeitsmarkt. Sie müssen irgendwo unterkommen.

    Bei den vorherigen deutsch-indischen Regierungskonsultationen im Mai 2022 in Berlin brachten beide Seiten ein »Migrations- und Mobilitätspartnerschaftsabkommen« auf den Weg, um deutsche Büros und deutsche Krankenhäuser mit indischen IT-Experten und indischen Krankenschwestern zu füllen. Und während die Bundesregierung stolz verkündet, sie habe die nächsten Flüchtlinge in die Türkei oder nach Afghanistan abgeschoben und werde damit fortfahren, verkündet sie ebenso stolz, sie habe die Zahl der Inder, die in der Bundesrepublik sozialversicherungspflichtig beschäftigt seien, bis Februar 2024 bereits auf 137.000 gesteigert, davon 44.000 Frauen. Einziger Kritikpunkt, das berichtet die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): Indien nimmt diejenigen Inder, für die Deutschland keine wirtschaftliche Verwendung hat und die daher abgeschoben werden sollen, nicht schnell genug zurück. (jk)

    Verkleinern

    Jetzt aber wirklich! Sie sollen, so will es die Bundesregierung, endlich den schon so lange erhofften Schwung in die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Indien bringen: die deutsch-indischen Regierungskonsultationen, die am Freitag vergangener Woche in Neu-Delhi abgehalten wurden, sowie die begleitenden Gespräche, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) in Indien führten. Alles in allem acht Kooperationsvereinbarungen wurden unterzeichnet, darunter jeweils eine zur Lieferung von Wasserstoff aus Indien nach Deutschland und zur Anwerbung indischer Fachkräfte durch die Bundesrepublik. Zudem verabschiedeten beide Seiten eine längliche Erklärung, die »gemeinsames Wachstum mit Innovation, Mobilität und Nachhaltigkeit« versprach. Es gebe »jede Menge Potential«, Handel und Investitionen »weiter auszubauen«, äußerte Scholz am Freitag auf der Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft, die gleichzeitig in Neu-Delhi stattfand: Es geht, so lautete die Botschaft, bergauf.

    Wirklich? Nun, Berlin müht sich redlich. Kurz vor den Regierungskonsultationen, am 16. Oktober, hat die Bundesregierung, wie man das im Land der Dichter und Denker halt so tut, ein längliches Strategiepapier vorgelegt, in dem sie unter dem Titel »Fokus auf Indien« in säuselnden Worten – »demokratischer Partner Deutschlands für Stabilität und Sicherheit« – den Ausbau der politischen und ökonomischen Beziehungen zu dem Land beschwört. Die Ziele sind bekannt. Zum einen geht es Berlin darum, Neu-Delhi enger an sich zu binden, um Keile in die Beziehungen zwischen ihm und Moskau zu treiben. Zum anderen soll Indien als Bollwerk gegen die Volksrepublik China ausgebaut werden. Inzwischen geht es zunehmend auch darum, den Rückgang bei den Exporten nach China auszugleichen, das immer mehr Produkte selbst herstellt und immer weniger auf Einfuhren aus Deutschland angewiesen ist. Nun soll Indien mehr deutsche Waren kaufen. Fast in Scharen fragten Leitmedien in der vergangenen Woche aufgeregt: »Wird Indien Deutschlands neues China?«

    Eines steht außer Frage: Indien wächst, und es wächst rasch. Der IWF erwartet für 2024 – nach Steigerungen um sieben Prozent 2022 und 8,2 Prozent 2023 – erneut ein Plus von sieben Prozent. Damit liegt das Land klar vor seinem chinesischen Rivalen, der ein Wachstum von fünf Prozent anpeilt. Ernsthafte Probleme aber bleiben. Nicht nur, dass Indiens Wirtschaftsleistung von 3,89 Billionen US-Dollar weit hinter derjenigen Chinas zurückliegt, das auf 18,27 Billionen US-Dollar kommt. Unternehmer dämpften in der vergangenen Woche die hochfliegenden Erwartungen mit dem einen oder anderen Hinweis darauf, es gebe neben wohlklingenden Strategiepapieren und romantischen Ideen auch noch die lästige Realität. »Das Ausmaß der Bürokratie in Indien«, urteilte etwa der Asienchef des Mittelständlers EBM Pabst, »kommt dem in Deutschland schon recht nahe«; in China sei das nicht der Fall. Klagen über teils miserable Infrastruktur, Stromausfälle inklusive, kamen hinzu. Gunther Kegel, der Präsident des Verbands der Elek­tro- und Digitalindustrie (ZVEI), stellte fest: »Die Inder haben ihr eigenes Tempo.« Mit Chinas Geschwindigkeit sei es »nicht vergleichbar«.


    Auch daran liegt es, dass die deutsche Wirtschaft in Indien nur langsam vorankommt – trotz dicker Stapel gedrechselter Erklärungen aus Berlin. Schon vor 18 Jahren etwa erklärte die Bundesregierung mit dem gebotenen Pathos, sie werde die »strategische Partnerschaft« mit Neu-Delhi »vertiefen« und den Handel steigern. Das Ergebnis? Nun ja. Zwar gelang es, den Handel von einem Volumen von 16 Milliarden Euro 2013 auf 30,5 Milliarden Euro 2023 beinahe zu verdoppeln. Doch nahm der deutsche Außenhandel insgesamt stark zu, weshalb Indien nur von Rang 24 auf Rang 23 unter Deutschlands Handelspartnern vorrückte. Die deutschen Investitionen in dem Land verharren auf dem Niveau der deutschen Investitionen etwa in Mexiko, Brasilien oder Australien; diejenigen in China sind fünfmal so hoch. Dass die EU seit mittlerweile 17 Jahren über ein Freihandelsabkommen mit Indien verhandelt, ohne dass eine Einigung erkennbar wäre, macht die Sache nicht besser. Man könne »eher in Monaten als in Jahren« das Freihandelsabkommen vollenden, tönte Scholz jetzt in Neu-Delhi. Indiens Premierminister Narendra Modi schwieg dazu.

    Ob Modi den Termin für die deutsch-indischen Regierungskonsultationen gezielt auf den vergangenen Freitag gelegt hatte, ist nicht bekannt. Doch selbst wenn das nicht der Fall gewesen sein sollte: Zuweilen sprechen auch Zufälle eine deutliche Sprache. Erst am Donnerstag war Modi aus dem russischen Kasan heimgekehrt, wo er am BRICS-Gipfel teilgenommen, eine intensivere Kooperation mit Russland vorangetrieben und außerdem die Beziehungen zu China verbessert hatte. Neu-Delhi und Beijing wollen künftig wieder enger zusammenarbeiten, nicht zuletzt ökonomisch. Für die Bundesregierung war das schon vor ihren Gesprächen in Indien eine kalte Dusche. »Indien bleibt ein schwieriger Partner, weil es andere geopolitische Vorstellungen hat als Europa«, erläuterte im Handelsblatt Christian Wagner, Asienexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): Die Regierung in Neu-Delhi wolle »ein multipolares Asien, in dem neben China und Indien auch Russland eine wichtige Rolle spielt«. Und Deutschland? Eine Rolle soll es nach indischem Wunsch durchaus spielen – aber eben nur eine unter vielen. So, wie es einem kleinen Land im fernen entlegenen Europa mit kaum mehr als 80 Millionen Einwohnern gebührt.


    Info: https://www.jungewelt.de/artikel/486720.kooperation-mit-indien-pathos-f%C3%BCr-profite.html


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    28.10.2024

    Nahostkonflikt Kampf um Souveränität

    jungewelt.de, 29.10.2024, Von Karin Leukefeld

    Während Israel den Zedernstaat mit Bomben überzieht, arbeiten US-Diplomaten daran, Libanons Unabhängigkeit zu untergraben

    Stringer/REUTERS

    Bomben auf Weltkulturerbe: Wiederholt hat Israel in den vergangenen Tagen die südlibanesische Hafenstadt Tyrus angegriffen (Bild)



    Bei Luftangriffen Israels auf den Süden Libanons und auf die südlichen Vororte von Beirut sind am Wochenende mindestens 21 Menschen getötet worden. Besonders hohe Verluste gab die Amal-Bewegung bekannt, deren Büros im Umland der Stadt Saida mehrfach von Israel angegriffen wurden. Berichten zufolge wurden Wohnhäuser zerstört, in denen Vertriebene aus dem Südlibanon untergebracht waren. Hussein Fneish, ein bekannter Politiker aus Saida mit Kontakten zur Hisbollah, wurde mit Frau, Sohn und anderen Angehörigen bei einem Drohnenangriff getötet.

    Auch Tyrus, die historische Hafenstadt im Südlibanon, wurde von israelischen Raketen attackiert. Dabei wurde ein Zentrum islamischer Pfadfinder der Amal-Bewegung zerstört, drei Menschen wurden getötet. Weitere Amal-Angehörige wurden in der Provinz Nabatija getötet. Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte, dass die Zahl der Toten seit dem 8. Oktober 2023 auf 2.672 gestiegen sei, 12.468 Personen wurden verletzt. Die Opferzahlen sind seit Beginn der israelischen Offensive auf den Libanon vor wenigen Wochen rapide gestiegen. Am Montag protestierten Journalisten in Beirut gegen die gezielte Tötung von drei Kollegen der libanesischen Nachrichtensender Al-Manar und Al-Majadin.

    »Die USA setzen Diplomatie als Massenvernichtungswaffe ein«: So kommentierte vor wenigen Tagen Amal Saad-Ghorayeb, Professorin für Politik im walisischen Cardiff, auf ihrem X-Account das Auftreten verschiedener US-Diplomaten, die seit mehr als einem Jahr durch den Nahen Osten touren, ohne einen Waffenstillstand in Gaza zu erreichen. Zuletzt hätten US-Außenminister Antony Blinken und der Sonderberater von US-Präsident Joseph Biden, Amos Hochstein, Gespräche in der Region geführt, während gleichzeitig Gaza, das Westjordanland und der Libanon bombardiert wurden. Israelische Kriegsverbrechen würden »durch die politische Deckung der USA erleichtert«, so Saad-Ghorayeb, die aus dem Libanon stammt.


    Israelische Politiker hätten Hochstein vor seinen Gesprächen in Beirut Forderungen diktiert, die dieser dann seinen Gesprächspartnern präsentiert habe, schreibt Saad-Ghorayeb. Israel forderte Medienberichten zufolge militärisch freie Hand zu Boden, See und aus der Luft im Libanon, um die Vernichtung der Hisbollah »aktiv durchsetzen« zu können. Der von Hochstein in Beirut vorgelegte Plan diene »ausschließlich den Interessen Israels«. Die Souveränität Libanons werde verhöhnt.

    Neben den Forderungen Israels habe Hochstein einen Zusatz zur UN-Sicherheitsratsresolution 1701 vorgelegt, dem Libanon zustimmen solle. Die Details, die unter anderem von den libanesischen Tageszeitungen Al-Akhbar und L’Orient–Le Jour veröffentlicht wurden, wiesen darauf hin, dass das Land de facto unter Mandatsherrschaft gestellt würde. Der Auftrag der UN-»Blauhelmtruppen« im Libanon (UNIFIL) solle demnach ausgeweitet werden, so dass sie »jeden Ort, jedes Gebäude, jedes Fahrzeug, jedes Haus« untersuchen könnten, ohne zuvor die Genehmigung der libanesischen Behörden einholen zu müssen, so Saad-Ghorayeb. Die internationalen Verbände sollten Drohnen einsetzen und jedes private Grundstück im Beisein der libanesischen Armee betreten können. Das Mandat solle auf die gesamte Küste, Häfen und Flughäfen ausgeweitet werden. Entlang der Grenze zu Syrien von Akkar im Norden über die westliche Bekaa-Ebene bis Raschaja im Süden sollen Wachtürme aufgestellt werden.

    Parlamentssprecher Nabih Berri von der Amal-Bewegung erklärte Zeitungsberichten zufolge, dass die Resolution 1701 eindeutig sei und keine Ergänzung benötige. Im Libanon gebe es Übereinstimmung, sie umzusetzen. Allerdings müsse Israel abgehalten werden, gegen die Resolution zu verstoßen, die Libanons Unabhängigkeit und Selbstbestimmung festschreibt. Einseitige Maßnahmen gegen sein Land zu ergreifen sei unzulässig, so Berri weiter. Nach Ansicht libanesischer Beobachter müsse es für den Libanon eine Garantie geben, dass Israel seine fortgesetzten Verletzungen von »1701« einstellt, die es zu Land, See oder im libanesischen Luftraum begehe. Nach UNIFIL-Protokollen hat Israel seit der Einführung von »1701« im Jahr 2006 mehr als 30.000mal die libanesische staatliche Souveränität verletzt.

    Siehe auch


    Info: https://www.jungewelt.de/artikel/486735.nahostkonflikt-kampf-um-souver%C3%A4nit%C3%A4t.html


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    28.10.2024

    Stimmen aus Ungarn: Die verratene Neutralität

    György Varga

    nachdenkseiten.de, 28. Oktober 2024 um 14:02 Ein Artikel von György Varga


    Der Konflikt und der Krieg in der Ukraine haben dem globalen Westen einen moralischen Vorwand geliefert, um Länder, die aus historischen Gründen und verfassungsmäßig neutral sind, in das Sanktionsregime, in Waffenlieferungen an die Ukraine, in das Einfrieren russischer Guthaben, in die Finanzierung des Krieges, in die Teilnahme an der Kriegspsychose zu zwingen, die man täglich eskalieren lässt. Daraus gibt es für die Beteiligten kein Entrinnen. Ein Beitrag von Botschafter a. D. György Varga, aus dem Ungarischen übersetzt von Éva Péli.

    Der Westen isoliert den Krieg nicht, er internationalisiert ihn. Er übt Druck auf alle aus, den Krieg mit seinen Nachteilen, Kosten und Folgen, die noch nicht sichtbar sind, anzunehmen. Die neutrale Position wird als prorussische Außenpolitik diffamiert. Wie bei vielen anderen aktuellen Themen ist hier eine Verabsolutierung zu beobachten. Während es jahrhundertelang auf der Ebene von Individuen, Gemeinschaften oder Ländern korrekt war, sich neutral zu verhalten – eine bestehende Situation zumindest nicht zu verschlimmern –, gilt dies heute in der „werteorientierten“ Außenpolitik des Westens als eine böse Tat.

    Für die Vereinigten Staaten von Amerika mit 330 Millionen Einwohnern ist klar geworden, dass sie die internationalen Makroprozesse der acht Milliarden Menschen nicht mehr allein kontrollieren können. Die unipolare Weltordnung geht zu Ende, die Rivalen sind auf dem Vormarsch. Die USA verfolgen deshalb eine neue Strategie: Sie nutzen den Krieg in der Ukraine als moralischen Vorwand, um die Zahl der potenziellen Mitgliedstaaten des westlichen Blocks zu maximieren, indem sie diese von den Rivalen in politischer, wirtschaftlicher und menschlicher Hinsicht abkoppeln.

    Im Falle Russlands dient die Ukraine, im Falle Chinas Taiwan als Eskalationsinstrument. Unzählige Sanktionen gegen die Konkurrenten und gegen Länder, die dagegen verstoßen, sind eine Praxis, die für die derzeitige US-amerikanische Auffassung von internationalen Beziehungen, der UN-Charta und der Souveränität der Länder bezeichnend ist. Da alle Länder in der Blockbildung zählen, kann niemand neutral bleiben, wenn er nicht in Konflikt mit Washington und dem in seinem Namen handelnden Brüssel geraten will.

    Die Neutralität wurde von den Eliten verraten

    Völlig in Vergessenheit geraten ist die Bewegung der Blockfreien Staaten. Sie umfasste um 2010 fast 120 Länder (zwei Drittel der UNO) und wurde 1961 von Nichtmitgliedern des Ost- und Westblocks mit dem Ziel gegründet, ihre Länder aus dem Kalten Krieg zwischen beiden Blöcken herauszuhalten und sich von den politischen, militärischen und wirtschaftlichen Folgen der Konfrontation zu befreien. Sie waren erfolgreich, weil sie wesentlich dazu beigetragen haben, dass nur 15 (West) plus 7 (Ost) UN-Mitgliedsstaaten jahrzehntelang miteinander im Streit lagen und nicht die gesamte Menschheit in zwei Blöcken, wie es heute versucht wird. In Europa hat die Erweiterung der NATO und der EU viele bündnisfreie Länder auf einen rigiden transatlantischen Kurs gebracht. Nicht einmal diejenigen, die außerhalb der Integrationsorganisationen blieben, konnten ihre Neutralität und souveräne – multipolare – Außenpolitik bewahren.

    Das offizielle Ziel der „Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik“ (GASP) der Europäischen Union (EU), die den Kontinent dominiert, ist, „den Frieden zu bewahren; die internationale Sicherheit zu stärken (…)“. Lassen wir jetzt außer Acht, wie wirksam der bisherige Hohe Vertreter für Außenpolitik Josep Borrell zur Destabilisierung in Europa beigetragen hat. Erinnern möchte ich aber daran, dass die EU während des Krieges nicht ein einziges Mal zu Verhandlungen aufgerufen hat. Der diplomatische Kompass von Herrn Borrell im Namen der EU ist bekannt: „Dieser Krieg muss auf dem Schlachtfeld entschieden werden.“

    Jemand hat Interesse daran, den Krieg zu verlängern

    Der Widerspruch zwischen dem verkündeten Ziel und den vorherrschenden globalistischen politischen Praktiken des vorherigen Jahrzehnts hat dazu geführt, dass die „GASP“ schon vor dem Krieg in der Ukraine als Mittel zum Abbau der Neutralität im Instrumentarium des politischen Westens auftauchte. Die auf EU-Ebene (gegen welches Land auch immer) verhängten Sanktionen haben verfassungsrechtlich neutrale Länder institutionell in außen- und sicherheitspolitische Konflikte verwickelt, unabhängig davon, wie sich das auf ihre Neutralität auswirkt.

    Indem die EU transatlantische (im Wesentlichen US-amerikanische) Interessen in Europa durchsetzt, ermöglicht sie im Rahmen der „GASP“ weder den neutralen EU-Mitgliedsländern (Österreich und bis 2023 Finnland, Schweden) noch den assoziierten Ländern oder Beitrittskandidaten, eine souveräne und neutrale Außenpolitik zu verfolgen. Länder wie Moldawien – eine neutrale Republik – oder Serbien und Georgien, die nicht der EU und der NATO angehören, standen und stehen unter ständigem Druck, sich mit den EU-Sanktionen vollständig zu identifizieren und sie gegen ihre eigenen nationalen Interessen anzuwenden. So müssen sie beispielsweise ihre Beziehungen zu Russland einschränken, sich dem EU-Sanktionsregime anschließen und sich an politischen Erklärungen beteiligen, die Russland in den Dimensionen der EU, der Vereinten Nationen, des Europarats und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verurteilen (andernfalls sind sie es nicht wert, der EU beizutreten).

    Der Druck des Westens auf Georgien war in den letzten Monaten unübersehbar. Washington drängt auf einen Regimewechsel und nimmt keine Rücksicht auf die Lage in diesem Land mit vier Millionen Einwohnern, dessen Zukunft im Wesentlichen von der Qualität seiner Beziehungen zum benachbarten Russland abhängt. In diesem Spiel ist es einerlei, dass die Menschen in der Ukraine, in Moldawien oder in Georgien in den kommenden Jahrzehnten in völliger Instabilität leben, sich von der relativen Ruhe der vergangenen Jahrzehnte verabschieden und der US-amerikanisch-russischen Konfrontation im postsowjetischen Raum mit all ihren Folgen zusehen werden.

    In solch gespaltenen Gesellschaften kann die erzwungene Richtungswahl nur zu Bürgerkrieg, externer Intervention und Zerstörung führen. Es sei an die verfassungswidrige Machtübernahme in der Ukraine im Jahr 2014 als Beginn und Grundlage für einen Bürgerkrieg und einen darauffolgenden Krieg erinnert.

    Interessen von neutralen Staaten werden ignoriert

    Die Erwartung des kollektiven Westens an neutrale Länder und Nicht-EU-Länder – nämlich, die Beziehungen zu Russland abzubrechen und zu schwächen sowie westliche Sanktionen zu verabschieden – nimmt keine Rücksicht auf die historische Völkerfreundschaft und die slawische Brüderlichkeit (serbisch-russische Beziehungen). Sie nimmt keine Rücksicht auf die gegenseitigen Interessen, die auf einer gemeinsamen Vergangenheit und den bedeutenden russischen Minderheiten beruhen (siehe Moldawien, Georgien), und auch nicht auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten dieser Länder und ihre maßgebliche Abhängigkeit von Russland, sowohl jetzt als auch in Zukunft.

    Neutrale Länder, die unter dem Einfluss des kollektiven Westens stehen, werden künftig ihre eigenen Verfassungen nicht mehr respektieren. Initiativen, die von Washington ausgehen, sind NATO-Erwartungen, die von der Außen- und Sicherheitspolitik der EU auf die Ebene der neutralen Länder übertragen werden. Sie werden verpflichtet, Aufgaben zu erfüllen, die gegen die Neutralität verstoßen, sich zu positionieren und eine aktive Rolle in Konflikten anzunehmen, die ein neutraler Staat in allen Dimensionen vermeiden würde, wenn er seinen nationalen Interessen folgt.

    Diese Praxis des „offensiven Transatlantizismus“ der „GASP“ der EU hat zu dem Konflikt und dem Krieg in der Ukraine beigetragen, der nun dafür sorgt, dass die Ukraine bisher nicht nur von der NATO-, sondern auch von der EU-Mitgliedschaft ausgeschlossen bleibt. Glaubt irgendjemand, dass Moskau die EU-Mitgliedschaft der Ukraine nach einem Friedensvertrag akzeptieren wird, wohl wissend, dass die EU-Sanktionen gegen Russland – heute sind es etwa 20.000! – nun von der Ukraine durchgesetzt werden? Jede Änderung, jede Lockerung erfordert, dass der kollektive Westen zunächst seine eigenen außenpolitischen Praktiken überprüft und internationale Akteure außerhalb der EU und der NATO als gleichberechtigte Partner behandelt, wie es die UN-Charta verlangt. Derzeit bemühen sich diese Integrationsorganisationen nicht um eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, sondern sanktionieren täglich souveräne UN-Staaten (und ihre „verlorenen Söhne“!) – und tarnen die Notwendigkeit der „Erziehung“ mit einem moralistischen Deckmantel.

    Die ewige Neutralität bekommt eine neue Bedeutung

    Noch vor zwei Jahrzehnten haben sich die Österreicher die immerwährende Neutralität ihres Landes nicht so vorgestellt, dass sie im Rahmen der GASP verpflichtet werden, politisch und finanziell Partei zu ergreifen – in einem Kriegskonflikt, an dem sie sonst nicht beteiligt sind. Russland, das als Nachfolgestaat der Sowjetunion zu den Unterzeichnern des österreichischen Staatsvertrags von 1955 gehört, versteht das Wesen der „immerwährenden Neutralität“ des Landes anders und ist über die Positionierung der derzeitigen politischen Elite in Österreich unter dem Druck des politischen Westens empört. Zuvor wäre es für ein neutrales Österreich undenkbar gewesen, im Rahmen der EU Kredite aufzunehmen, um die Aufrüstung einer Kriegspartei zu finanzieren.

    Wichtige UN-Institutionen und die OSZE haben Wien als Sitz gewählt, weil die im Staatsvertrag von 1955 zugesagte und garantierte immerwährende Neutralität ideale Voraussetzungen für die Bewältigung der Sicherheitsprobleme der Welt bot und weil sie glaubhaft die gleichen Bedingungen für alle UN-Mitgliedsstaaten sicherte – neutral zu sein, ohne jemandem einen Vor- oder Nachteil zu verschaffen. Dies ist heute nicht mehr der Fall dank der globalistischen und expansionistischen atlantischen Außenpolitik der EU, die die Interessen und verfassungsmäßigen Verpflichtungen neutraler Staaten missachtet.

    Der Westen setzt das sozial fragile Moldawien unter Druck

    Die derzeitige Führung von Moldawien kommt den Erwartungen Washingtons und Brüssels in vollem Umfang nach und setzt die Bevölkerung des Landes und seine unabhängige Staatlichkeit möglichen Konsequenzen aus. Das 2,6 Millionen Einwohner zählende Land ist ethnisch, regional und sprachlich gespalten und weist die gleiche fragile soziale Stabilität auf wie die Ukraine um 2014. Wer es plötzlich Richtung Westen treiben will, lässt außer Acht, dass etwa die Hälfte der Gesellschaft (politisch, wirtschaftlich, sprachlich, verwandtschaftlich, religiös) mit dem Osten verbunden ist. Die Außenpolitik der moldawischen Regierung ist alles andere als neutral. Im Rahmen der EU-Sanktionen wurden russischsprachige Fernsehsendungen verboten, und eine als prorussisch eingestufte politische Partei wurde zwei Tage vor den Kommunalwahlen vom Wahlzettel gestrichen.

    Der westliche Ansatz ist kurios: Eine als prorussisch eingestufte Partei kann in einem Nachfolgestaat der Sowjetunion nicht kandidieren, aber Parteien mit einer Pro-US-Politik können in Mexiko, Kanada, Europa, Japan, Taiwan und sogar Moldawien antreten. Der Ansatz ist prinzipienlos, ideologisch motiviert, selektiv angewandt und zielt darauf ab, den Aufstieg des politischen Westens auch um den Preis offensichtlicher sozialer Instabilität zu sichern, indem man die russische Bedrohung dämonisiert, die hinter den zu verdrängenden Parteien lauert. Die OSZE-Wahlexperten schweigen dazu.

    Wer schafft Instabilität in Osteuropa?

    Der ehemalige moldawische Staatschef Igor Dodon erklärte am 6. Juni, dass Waffen von Rumänien über die neutrale Republik ohne jegliche Kontrolle in die Ukraine geliefert würden. In dem kleinen Land sind etwa 14.000 vom Westen finanzierte Nichtregierungsorganisationen tätig, die einen direkten existenziellen Einfluss auf rund 200.000 Menschen haben. Sie werden von den Regierungsparteien unterstützt, und ihre Richtung wird von den Vertretern des kollektiven Westens bestimmt. Die Finanzierung durch die USA und die EU ist legitim (wohl wegen der bedeutenden US-amerikanischen Minderheit im Land!?), die russische Unterstützung wird trotz der bekannten ethnischen, sprachlichen, kulturellen und historischen Gründe geächtet.

    Militärische Übungen von NATO-Ländern sind in Moldawien, in dem ein russisches Militärkontingent ebenfalls anwesend ist, üblich geworden. Dies geschieht vor dem Hintergrund des ungelösten Schicksals des separatistischen Gebietes Transnistrien mit russischen Verbindungen. Außerdem wäre Moldawien nicht in der Lage, die Folgen seiner eigenen antirussischen Politik allein zu bewältigen, weder wirtschaftlich noch politisch und militärisch.

    Moldawien ist, wie die Ukraine, zu einem Schauplatz der strategischen Konfrontation zwischen den USA und Russland geworden, und die derzeitige geringe, doch bereits sichtbare Intensität des Konflikts könnte sich schnell ändern. Darauf deutet hin, dass führende rumänische Politiker über die „Vereinigung von Rumänien und Moldawien nach deutschem Vorbild“ sprechen, die „mit Unterstützung der Verbündeten umgesetzt würde, falls Russland Odessa erreicht und einen direkten Kontakt mit Moldawien riskiert“. Wenn wir es richtig verstehen, ist Rumänien also daran interessiert, dass der Krieg weitergeht, Odessa in russische Hände fällt und NATO-Truppen aus Rumänien in Moldawien einmarschieren, „um eine russische Aggression zu verhindern“.

    Die Planer und Entscheidungsträger des kollektiven Westens stören sich nicht an den Nachteilen, welche die Länder – mit historisch- und ressourcenbedingt unersetzlichen Beziehungen zu Russland – auf sich nehmen; die Konsequenzen der Teilnahme an den gemeinsamen EU-Erklärungen, NATO-Militärübungen und Sanktionen in den kommenden Jahrzehnten sind eindeutig und klar.

    Diese Zusammenhänge und Konsequenzen schaden erheblich der Außenpolitik und den Handelsinteressen des jeweiligen Landes.

    Diese Länder werden, den Erwartungen der EU folgend, Märkte, Energie und Rohstoffe, über Jahrhunderte gewachsene Beziehungen, gemeinsame Interessen, die die ethnischen, religiösen und sprachlichen Gemeinschaften des postsowjetischen Raums verbinden, aufgeben müssen – nur weil der politische Westen einen Konflikt und einen daraus folgenden Krieg verabsolutiert, an dessen Entstehung und Aufrechterhaltung er selbst aktiv beteiligt war (während in anderen Konflikten, in vielen militärischen Aggressionen, eine solche Verabsolutierung nicht erfolgt).

    Die traditionell neutrale Schweiz verliert ihre Rolle in der Weltpolitik

    Die schweizerische Neutralität hat den Prüfungen zweier Weltkriege und der Jahrzehnte des Kalten Krieges standgehalten, konnte aber dem wachsenden Einfluss globalistischer Kräfte im eigenen Land und der multidimensionalen ausländischen Einflussnahme nicht widerstehen.

    Die Schweiz hat sich nach mehr als 200 Jahren ausdrücklich vorteilhafter Neutralität den EU-Sanktionen gegen Russland angeschlossen, indem sie russisches Eigentum blockiert und die wichtigsten Kennzeichen und Attribute ihrer zu Recht berühmten Neutralität aufgegeben hat. Im März 2024 beschloss das Schweizer Parlament, russisches Eigentum an die Ukraine zu übertragen, wohl wissend, dass die Schweiz damit die wichtigsten Vorteile ihrer 200-jährigen Neutralität und die Grundlage ihres internationalen Status (Eigentumsgarantie, Zuverlässigkeit, Vorhersehbarkeit, Unparteilichkeit) verlieren würde, der viel stärker ist als ihr Reichtum und ihre Größe. Dieser Prozess hat bereits begonnen, wie die Zusammenbrüche der Schweizer Banken seit 2022 gezeigt haben.

    Warum sollten Staaten, Oligarchen, arabische Prinzen, milliardenschwere Unternehmer oder Millionen einfacher ausländischer Bürger weiterhin ihre Vermögen in Schweizer Banken anlegen, wenn diese nach dem selektiven Werturteil des politischen Westens jederzeit nach Gutdünken der Politiker blockiert, veruntreut oder als Hilfsgelder einem anderen Land übergeben werden können? Es ist bedauerlich, dass die Schweizer Eliten unter westlichem Druck die Verfassung des Landes verletzen und die Glaubwürdigkeit und Rechtssicherheit des Landes aufgeben.

    Warum verstößt die Schweiz gegen ihre Verfassung?

    Im Vergleich mit den Folgen der Weltkriege – insbesondere des Zweiten Weltkriegs – und des Kalten Krieges auf die Schweiz sehen die direkten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine gering aus, da er de facto keine auf die Alpenrepublik hat. Da drängt sich die Frage auf: Wenn die Schweiz unter dem Druck des benachbarten Hitlerdeutschlands neutral bleiben konnte, warum hält sie sich heute nicht an das Neutralitätsprinzip, warum verstößt sie gegen ihre eigenen nationalen Interessen, warum verletzt sie ihre Verfassung, wenn sie nicht bedroht ist? Der Bundesrat hat gemäß Artikel 185 die Aufgabe, Maßnahmen zur Wahrung der äußeren Sicherheit, der Unabhängigkeit und der Neutralität der Schweiz zu treffen. Das Gleiche gilt auch für Moldawien.

    Durch Kommunikation, Dämonisierung des erklärten Feindes, Verabsolutierung moralischer Verpflichtungen und Solidarität wird die Verfassung in diesen Ländern teilweise außer Kraft gesetzt. Wer auf das im EU-Recht bestehende Recht auf Meinungsverschiedenheit beharrt oder sich auf die Verfassung des eigenen Landes beruft und deshalb in einem Konflikt nicht Partei ergreifen will, wird bestraft und geächtet.

    Wenn wir die Schweizer Außenpolitik während des Krieges in der Ukraine und die unternommenen Schritte, um die Neutralität de facto aufzugeben, sowie die Analysen über diese Neutralität betrachten, können wir globalistische Erklärungen in der gleichen moralischen Gestalt erkennen, die wir in den westlichen Mainstream-Medien zugunsten von Sanktionen und der Fortsetzung des Krieges sehen. In den meisten Fällen werden kommunikative Vereinfachungen wie „In Zeiten, in denen Wladimir Putin und Xi Jinping an der Macht sind, kann die Schweiz nicht neutral bleiben“ oder „Im 21. Jahrhundert wird die Rolle der Neutralität neu bewertet“ als Hauptargumente für die Aufgabe der Neutralität angeführt.

    Die Dämonisierung der internationalen Akteure, die Verabsolutierung der Kriegsakteure (Gut und Böse) und die nichtssagenden, aber oft wiederholten Klischees dienen dem Aufbau und der Aufrechterhaltung der sozialen Unterstützung in einem Krieg, an dem der politische Westen selbst beteiligt ist. Wirkungsstudien über die Verluste, die die Schweiz durch die Aufgabe der Neutralität erleidet, sind natürlich nicht bekannt, ebenso wenig wie die EU in der Lage ist, die wundersame Wirkung der bisher 14 Sanktionspakete gegen Russland zu beschreiben.

    Der Schweizer Bundesrat hat am 28. Februar 2022 beschlossen, sich den EU-Sanktionen gegen Russland anzuschließen. Wen wundert es noch, dass die russisch-ukrainischen Gespräche am selben Tag in Minsk begannen und später in Istanbul fortgesetzt wurden?

    Die Schweiz ist kein unparteiischer Veranstaltungsort mehr

    Seltsamerweise hat das NATO-Mitglied Türkei gezeigt, dass es Friedensgespräche führen kann, dass es sich der Sanktionspolitik des politischen Westens nicht anschließt und nicht zur Verlängerung des Krieges beiträgt, weil es an Frieden und Stabilität in der Region interessiert ist. Mit anderen Worten, ein rationaler Akteur – auch ein NATO-Mitglied – kann als neutrale Partei zur Beendigung eines Krieges (außerhalb des NATO-Gebiets!) beitragen. Österreich und die Schweiz, verfassungsmäßig neutral, aber politisch und moralisch in westliche Sanktionen verstrickt, haben es nicht gewagt, dasselbe zu tun. Ihre Neutralität ist diskreditiert worden.

    Die Schweiz hat eine Ersatzhandlung lanciert, deren Ergebnis die sogenannte Bürgenstock-Konferenz am 15. und 16. Juni war. Die Veranstaltung war zum Scheitern verurteilt, weil sie mehrere Genres vermischte: Es ging um eine Friedenskonferenz, bei der nur eine der am Krieg beteiligten Parteien anwesend war und nur ihre Position auf der Tagesordnung stand.

    Russland, das für den Ausgang des Krieges von entscheidender Bedeutung ist, sowie sein Verbündeter China waren nicht, andere nur auf sehr niedrigem Niveau vertreten. Die meisten Teilnehmer waren nicht aus dem Grund anwesend, weil sie an das Ergebnis der Schweizer „Friedenskonferenz“ glaubten oder zu einer schnellen Beendigung des Krieges beitragen konnten (was Washington nicht will), sondern weil diejenigen, die von der Herde ausgeschlossen sind, von den Anführern der globalistischen Sekte verachtet und benachteiligt werden könnten. (Die Teilnahme war freiwillig verpflichtend!!)

    Eine diplomatische Lösung bleibt unerwünscht

    Dass die Konferenz sowohl der Schweiz als auch den Teilnehmern aufgezwungen wurde, zeigt, dass die USA und ihre unmittelbaren Verbündeten nicht an einer kurzfristigen diplomatischen Lösung interessiert sind. Die Schweizer Ersatzhandlung sollte die Zeit hinauszögern, die Bildung des westlichen Blocks zur Unterstützung der Ukraine demonstrieren und die internationale Legitimität des nicht wiedergewählten ukrainischen Staatschefs, dessen Amtszeit bereits im Mai endete, künstlich aufrechterhalten.

    Und um die Illegitimität der Konferenz noch mehr zu betonen, bleibt das ukrainische Präsidialdekret vom 4. Oktober 2022 weiter in Kraft, sodass die ukrainische Regierung nicht mit Russland über eine mögliche Beendigung des Krieges verhandeln kann.

    Wir wissen heute, dass ohne westlichen Einfluss der Krieg im April 2022 mit dem bereits paraphierten Istanbul-Abkommen hätte beendet werden können. Es hätte keiner Beteiligung und keiner Pseudofriedenskonferenzen des Westens bedurft, um die einst 52 Millionen Einwohner und 603.000 Quadratkilometer große Ukraine zusammen mit uns Europäern wieder zu einem normalen Leben zu führen – ohne täglich zunehmende westliche Kriegspsychosen und Sanktionen.

    Erinnern wir uns daran, dass die Ukraine selbst ein verfassungsmäßig neutrales Land war, als sie 2008 auf Druck der USA als potenzielles NATO-Mitglied benannt wurde. Seitdem wird sie von allerlei Verlusten heimgesucht: Putsch im Jahr 2014, Bürgerkrieg zwischen 2014 und 2022, Gebietsverlust, Bevölkerungsverlust durch Auswanderung, Kriegstote, -invalide und -gefangene, zerstörte Infrastruktur. Und das Ende des Krieges ist nicht in Sicht.


    Titelbild: Shutterstock / GM Vektor


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    Rubriken: Außen- und Sicherheitspolitik Militäreinsätze/Kriege


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    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

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