Nachrichten von Seniora.org | Oregon zahlt den Preis dafür, der erste US-Bundesstaat zu sein, der harte Drogen entkriminalisiert hat
aus e-mail von Seniora.org, 28. Mai 2024, 13:28 Uhr
https://www.nzz.ch/english/oregon-reverses-course-after-drug-policy-fiasco-ld.1831918 https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5858&mailid=2202
Übersetzung mit deeple Pro / Engl. Originaltext weiter unten am Schluss.
Wir halten diesen Beitrag für überaus wichtig, weil die Idee, Drogen frei zu geben ("Legalize it"!) immer noch herumgeistert. So führt das Beispiel Oregon plastisch vor Augen, welche Dramatik und Elend - für alle Beteiligten - dabei herauskommt, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse in den Wind geschlagen werden.Herzlich Margot und Willy Wahl
Oregon zahlt den Preis dafür, der erste US-Bundesstaat zu sein, der harte Drogen entkriminalisiert hat
Fentanyl, Meth, Heroin - seit 2021 kann in Oregon jeder harte Drogen nehmen, ohne ernsthaft bestraft zu werden. Doch der Preis dafür war hoch. In Portland ist die Zahl der Überdosen sprunghaft angestiegen, Raubüberfälle sind an der Tagesordnung und die Mordrate hat den höchsten Stand in der Geschichte erreicht.
Marie-Astrid Langer (Text), Amanda Lucier (Fotos), Portland 27. Mai 2024
12 Minuten
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Ein Dienstagmorgen wie jeder andere in der historischen Innenstadt von Portland: Ein Mann rennt schreiend durch die Straßen, schwingt einen Ast über seinem Kopf, als wolle er jemanden umbringen. Ein anderer schläft seinen Rausch mitten auf dem Gehweg vor dem Chinesischen Garten aus. Neben ihm inhaliert jemand Fentanyl durch ein Stück Alufolie. Wohin man auch schaut, überall finden sich Spuren von Drogenhandel und Drogenkonsum.
Max Martin beobachtet das Treiben durch die Fenster einer Hotellobby. Martin - mit tätowierten Unterarmen und Piercings in den Ohren - arbeitet heute als Rezeptionist, doch bis vor einigen Jahren lebte er als Drogenabhängiger auf der Straße. "Aber es war nicht so schlimm wie heute", sagt der 33-Jährige. Martin schaut immer wieder auf die Tür. Der Hoteleingang ist abgesperrt, aber manchmal huschen Junkies nach den Gästen in die Lobby - und dann geht das Gezänk los.
Martin erzählt, wie kürzlich das Auto eines Kollegen schwer beschädigt wurde. Jemand schlug die Windschutzscheibe mit einem Schild ein. Er sagt, dass sich keiner seiner Freunde nach der Arbeit mit ihm in der Altstadt treffen will. Sie sagen alle, es sei zu gefährlich.
Die Verwahrlosung breitet sich in den Städten aus. Im Bild: Zelte in "The Pit", einem Lager von Menschen, die in Portland auf der Straße leben.
Die Verwahrlosung breitet sich in den Städten aus. Auf dem Bild: Zelte in "The Pit", einem Lager von Menschen, die in Portland auf der Straße leben.
Ein radikal anderer Weg
Viele amerikanische Großstädte haben derzeit mit ernsten Drogenproblemen zu kämpfen. Im vergangenen Jahr starben 112 000 Menschen an einer Überdosis, mehr als je zuvor in den Vereinigten Staaten. Eine relativ neue Droge, Fentanyl, ist dafür verantwortlich. Sie wird in einem Labor hergestellt, ist 50-mal stärker als Heroin und extrem tödlich.
Die Bundes- und Landesregierungen der USA suchen verzweifelt nach Lösungen, oft in Form von längeren Gefängnisstrafen für alle, die Fentanyl verwenden oder damit handeln. Aber niemand hat bisher versucht, das Problem so zu lösen wie Oregon, der Pazifikstaat an der amerikanischen Westküste, eingebettet zwischen Kalifornien und Washington.
Vor drei Jahren schlug Oregon einen radikal anderen Weg ein. Er entkriminalisierte den Drogenkonsum, selbst für die härtesten Substanzen - Fentanyl, Heroin, Methamphetamin, Kokain.
In einem Land, das für seinen Krieg gegen Drogen legendär ist und in dem jedes Jahr 500.000 Bürger allein wegen Drogenbesitzes inhaftiert werden, schien dieser Ansatz revolutionär. Andere fortschrittliche Mitgliedstaaten spitzten die Ohren. Hatte Oregon die Lösung für die Drogenepidemie gefunden? Kalifornien, Washington State, New York, Vermont, Maine und Massachusetts diskutierten bald ähnliche Pläne.
Drei Jahre später ist klar, dass der Ansatz von Oregon gescheitert ist. Der Gouverneur hat gerade ein Gesetz unterzeichnet, das den Drogenkonsum ab Herbst wieder unter Strafe stellt. Was ist geschehen?
Eine lockere Drogenpolitik zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von Oregon. Auf dem Bild: Zwei Drogenkonsumenten vor der kürzlich geschlossenen Saints Peter & Camp; Paul Episcopal Church in Portland.
Eine lockere Drogenpolitik zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von Oregon. Im Bild: Zwei Drogenkonsumenten vor der kürzlich geschlossenen Saints Peter & Paul Episcopal Church in Portland.
Ein Vorreiter in der Drogenpolitik
Wenn die 50 amerikanischen Bundesstaaten eine Großfamilie wären, wäre Oregon der hippe, linksalternative Cousin. Der Staat ist bekannt für seine lebendige Outdoor-Szene, seine vielen Kleinbrauereien - und seinen laxen Umgang mit Drogen. Im Jahr 1973 wurde er der erste Staat, der den Konsum von Marihuana legalisierte - zu einer Zeit, als Präsident Richard Nixon den "Krieg gegen die Drogen" ausgerufen hatte und die Menschen im Rest des Landes für das Rauchen von Gras noch monatelang im Gefängnis sitzen mussten.
Die lockere Drogenpolitik ist ein zentrales Merkmal der Geschichte Oregons. Im Jahr 2020 war es der erste Staat, der den Konsum von halluzinogenen Pilzen und anderen Psychedelika legalisierte.
Oregon ist auch in anderen Bereichen als der Drogenpolitik fortschrittlich. Vor allem die Großstädte sind für ihre linke Aktivistenszene bekannt. Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd im Jahr 2020 in Minneapolis, Minnesota, wurde Portland zum Zentrum der landesweiten Black-Lives-Matter-Proteste gegen Polizeigewalt.
In Oregon schien daher die Zeit reif für eine Idee, an der linke Gruppen schon lange gearbeitet hatten: den gesamten Drogenkonsum straffrei zu stellen.
Die Initiatoren des als Maßnahme 110 bekannten Referendums hatten eine klare Botschaft, die sich durch ihre Kampagne zog: "Menschen, die unter Drogenabhängigkeit leiden, brauchen Hilfe, nicht strafrechtliche Verfolgung." Anstatt Süchtige mit Gefängnisstrafen zu stigmatisieren, so die Befürworter, sollte die Gesellschaft ihnen einen sicheren Drogenkonsum ermöglichen, ihnen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche helfen und ihnen die Möglichkeit einer Rehabilitationsbehandlung bieten - sofern sie dies wünschten. Kein Richter sollte jemanden zu einer Suchtbehandlung zwingen können, argumentierten die Befürworter des Referendums.
Die Befürworter hofften, dass dadurch die Zahl der durch Überdosen verursachten Todesfälle sinken würde. Sie sagten auch, dass dies Drogenabhängigen, insbesondere nicht-weißen, das Stigma einer Gefängnisstrafe ersparen würde. Die neuen Hilfsdienste würden zig Millionen Dollar kosten und sollten mit Steuereinnahmen aus dem Verkauf von Cannabis finanziert werden.
Finanziell unterstützt wurde das Projekt von Organisationen, die Oregon als Labor für fortschrittliche Ideen sahen - zum Beispiel von der Stiftung des Meta-Gründers Mark Zuckerberg und seiner Frau sowie von der Drug Policy Alliance, einer Reformgruppe aus New York. Und in der Tat zapften die Befürworter die Stimmung der damaligen Zeit an. Der Gouverneur von Oregon unterstützte die Idee ebenso wie der Bürgermeister von Portland und der Bezirksstaatsanwalt, dessen Aufgabe eigentlich die Verfolgung von Drogendelikten ist. Auch die Bürger waren begeistert: 58 % stimmten im November 2020 für die Reform.
In Oregon schien die Zeit reif für eine Idee, an der linke Gruppen seit langem gearbeitet hatten: die Entkriminalisierung des gesamten Drogenkonsums.
In Oregon schien die Zeit reif für eine Idee, auf die linke Gruppen schon lange hingearbeitet hatten: die Entkriminalisierung des gesamten Drogenkonsums.
Einen Joint drehen mit einem Strafzettel der Polizei
Die neue Regelung trat drei Monate später in Kraft. Rückblickend war das viel zu schnell. Die versprochenen neuen Reha-Kliniken und Hilfsprogramme gab es noch gar nicht. Gleichzeitig waren die Behörden der Stadt, die sich um die Hilfsprogramme kümmern sollten, noch mit dem Chaos der COVID-19-Pandemie überfordert.
Seitdem bekommt jeder, der auf den Straßen von Oregon Fentanyl raucht, Heroin spritzt oder Methamphetamin schnupft, von der Polizei einen Strafzettel ausgestellt, anstatt verhaftet zu werden, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Das Bußgeld beträgt nur 100 Dollar - die gleiche Strafe wie für eine Geschwindigkeitsübertretung. Das Bußgeld kann sogar vermieden werden, indem man eine Drogenhotline anruft. In der Realität tut dies jedoch fast niemand. Nach Recherchen der Lokalzeitung The Oregonian schrieben die Beamten in den ersten beiden Jahren der Entkriminalisierung 4.450 Strafzettel, aber nur 189 Personen riefen bei der Hotline an, und nur 46 waren an einem Entzugsprogramm interessiert.
Doch selbst wenn ein Sünder weder die Hotline anruft noch die Strafe bezahlt, passiert nichts. In den ersten beiden Jahren der Entkriminalisierung haben 95 % der mit einer Geldstrafe belegten Personen weder das eine noch das andere getan. Frustrierte Polizeibeamte berichteten, dass Süchtige die Strafzettel oft vor ihren Augen verbrannten oder einen Joint mit ihnen drehten.
Auch die Dealer haben dank der Maßnahme 110 weniger zu befürchten. Durch die Volksinitiative wurde der Handel mit großen Drogenmengen von einem Verbrechen zu einem Vergehen herabgestuft, das mit einer Höchststrafe von 362 Tagen Gefängnis und einer Geldstrafe von 6.250 Dollar geahndet wird. Mit dem Handel von Drogen lässt sich sehr schnell mehr Geld verdienen als das.
Die historische Innenstadt von Portland ist ein Brennpunkt für alle Probleme, die der legale Konsum harter Drogen mit sich gebracht hat.
Die historische Innenstadt von Portland ist ein Hotspot für alle Probleme, die der legale Konsum harter Drogen mit sich gebracht hat.
Fentanyl als neue Droge verändert alles
Gleichzeitig hat sich die amerikanische Drogenszene grundlegend verändert. Fentanyl beherrscht jetzt die Straßen. Das Teuflische an dieser Droge ist, dass sie sich besonders schnell und fest an die Opioidrezeptoren im Gehirn bindet und dadurch extrem süchtig macht. Und sie ist extrem billig im Labor herzustellen, weshalb die Dealer sie inzwischen in alles mischen - Heroin, Kokain, Schmerzmittel.
"Fentanyl schaltet den freien Willen aus", sagt Keith Humphreys, Drogenexperte an der Stanford University. Das menschliche Gehirn ist nicht in der Lage, mit diesem Grad der Abhängigkeit fertig zu werden, fügt er hinzu. "Das gesamte Verhalten der Person wird der Sucht untergeordnet.
"Die Maßnahme 110 hat den Druck von den Süchtigen genommen, ihre Situation zu ändern", stellt Humphreys fest. Es sei jedoch unfair, von Süchtigen zu erwarten, dass sie rationale Entscheidungen treffen, da sie Dinge tun, die ihnen selbst schaden und die nicht logisch sind, fügt er hinzu. Außerdem gebe es in Oregon zu wenige Reha-Zentren, selbst wenn jemand wirklich Hilfe bräuchte, sagt er.
Wie eine Lawine, die alles mit sich reißt, eskalierten die Probleme in Portland in den folgenden Monaten. Schon bald wurden Drogen in der Öffentlichkeit gehandelt und konsumiert. Im Jahr 2022 stieg die Mordrate auf den höchsten Stand in der Geschichte der Stadt. Angriffe auf Geschäfte nahmen zu. Einzelhandelsketten wie REI, Target und Walmart verließen die Innenstadt von Portland und nahmen Arbeitsplätze mit.
In den 12 Monaten bis Ende September 2023 starben in Oregon fast 42 % mehr Menschen an einer Überdosis als im vorangegangenen Zeitraum, so die U.S. Centers for Disease Control and Prevention. Der Anstieg war so dramatisch wie nirgendwo sonst im Land und lag weit über dem durchschnittlichen nationalen Anstieg von nur 2 %.
Die Feuerwehrleute in Portland werden häufiger zur Hilfe bei Überdosen gerufen als zum Löschen von Bränden. Manchmal kommen sie mehrmals am Tag zu ein und derselben Person. Sie verabreichen das Nasenspray Narcan. Sein Wirkstoff Naloxon ermöglicht es, eine Überdosis mit nur einem Sprühstoß rückgängig zu machen. Kritiker sehen darin einen Freifahrtschein für den Drogenkonsum, während Befürworter es als Lebensretter loben.
Ein Tag wie jeder andere in Portland: Ein Mann schläft seinen Rausch aus.
Ein Tag wie jeder andere in Portland: Ein Mann schläft seinen Rausch aus.
Fentanyl-Süchtige statt Kinder auf dem Spielplatz
Die Altstadt von Portland ist der schlimmste Drogen-Hotspot der Stadt, aber bei weitem nicht der einzige. Die Krise ist wie ein Lauffeuer. Im schicken Einkaufsviertel Pearl District zum Beispiel drängen sich die Menschen in den Eingängen von Backsteingebäuden zusammen, um den Rausch auszuschlafen. Zahlreiche Cafés und Bekleidungsgeschäfte, sogar die bekannte Buchhandlung Powell's City of Books, haben privates Sicherheitspersonal eingestellt. Viele Schaufenster stehen leer.
Die Grünflächen der North Park Blocks sind eigentlich das Herzstück des Viertels. Doch die Rutschen und Klettergerüste auf dem Spielplatz sind trotz des sonnigen Frühlingswetters menschenleer. Die Menschen sitzen auf den Parkbänken, versteinert und in sich zusammengesunken. Drogenexperten nennen diese Haltung die "Fentanyl-Falte", die irgendwann einen Buckel hinterlässt. Rund um die Freifläche sind klapprige Autos aufgereiht. In einigen sitzen Menschen, in anderen Drogendealer.
Kris Balliet
Kris Balliet
NZZ
Kris Balliet geht mit ihren beiden Hunden in der Nähe spazieren, sie trägt Converse-Turnschuhe und eine große Brille. Sie sei politisch sehr fortschrittlich, sagt die 70-Jährige, und halte Massnahme 110 für eine gute Idee. "Ich habe sogar Werbung dafür gemacht und Schilder in meinem Vorgarten aufgestellt. Aber jetzt ist es zu einem Albtraum geworden", sagt sie.
Balliet sagt, dass auf den Tischen der Restaurants in der Nachbarschaft offen mit Drogen gehandelt wird. Die Kinder der Nachbarschaft meiden den Spielplatz, der voller Spritzen und Drogen ist. Die Rentnerin rät mir, nicht mehr mit einer Tasche über der Schulter herumzulaufen. Sie sagt, sie sei erst vor ein paar Wochen selbst überfallen worden, mitten am Tag, als sie eine Arztpraxis verließ.
Anwohner in anderen Vierteln berichten von ähnlichen Erlebnissen. Terry - sie zieht es vor, ihren Nachnamen nicht zu nennen - ist Immobilienbesitzerin und Immobilienmaklerin im Südosten Portlands. Während wir sprechen, säubert sie gerade ihren Vorgarten von Alufolie und Spritzen. "Die Entkriminalisierung von Drogen war eine dumme Idee", sagt sie und fügt hinzu, dass die Stadt seither merklich unsicherer geworden ist. Sie berichtet, dass sie abends mehr Prostituierte auf der Straße sieht und dass in eine ihrer leerstehenden Wohnungen bereits zweimal eingebrochen wurde.
Thomas Karwaki
Thomas Karwaki
NZZ
Thomas Karwaki leitet die Nachbarschaftsvereinigung im Universitätsviertel im Norden der Stadt. Auch hier ist der Spielplatz so verdreckt mit Drogenutensilien, dass zwei oder drei Eltern ihn jeden Morgen als Erstes säubern, sagt er bei einem Spaziergang durch das Viertel. Verfallene Wohnmobile säumen die Straßen, aber es ist schwierig, sie loszuwerden, stellt er fest. Sie abzuschleppen würde mehrere tausend Dollar kosten, und die Fahrzeuge sind oft mit Drogen verseucht, so dass niemand bereit ist, die Verantwortung für sie zu übernehmen, fügt er hinzu.
Karwaki - der einen weißen Vollbart trägt und ein freundliches Lachen hat - ist im Ruhestand und verteilt ehrenamtlich Lebensmittel an Obdachlose in der Stadt. Das Ausmaß des Elends ist enorm, sagt er, und die Entkriminalisierung von Drogen hat viele Süchtige aus anderen Städten nach Oregon gelockt. Trotz der guten Lage des Viertels in der Nähe der Universität stehe fast die Hälfte der Häuser zum Verkauf oder sei bereits verkauft, obwohl die Immobilienpreise gefallen seien, fügt er hinzu.
Mingus Mapps
Mingus Mapps
Kitta Bodmer
Tatsächlich ist die Bevölkerung von Portland seit 2021 jedes Jahr geschrumpft. "Dass eine Stadt Einwohner verliert, passiert vielleicht einmal in hundert Jahren", sagt Mingus Mapps und schüttelt den Kopf. Mapps ist Mitglied des Stadtrats von Portland. Er stimmte auch für die Entkriminalisierung von Drogen im Jahr 2020. Jetzt bereut er es. Die Annahme, dass ein Süchtiger heute, wo Fentanyl so weit verbreitet ist, freiwillig und ohne gerichtlichen Zwang ein Reha-Programm aufsuchen würde, sei völlig naiv, sagt Mapps. Die Entkriminalisierung hat zu einem "atemberaubenden Ausmaß an menschlichem Elend und Tod" geführt, fügt er hinzu. Rückblickend beschreibt er Maßnahme 110 als "Rezept für eine Katastrophe".
"Es war ein schockierender politischer Fehlschlag. Alles hat sich genau anders entwickelt, als wir dachten - und ging schnell den Bach runter."
Pastorin Sara Fischer verteilt mit ihrem Subaru jede Woche Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel an bedürftige Menschen auf den Straßen von Portland.
Pastorin Sara Fischer verteilt mit ihrem Subaru jede Woche Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel an Bedürftige auf den Straßen von Portland.
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Oregon pays the price for being the first US state to decriminalize hard drugs
Fentanyl, meth, heroin – since 2021, anyone has been able to take hard drugs in Oregon without serious penalty. But the price has been high. In Portland, overdose rates have soared, robberies are common and the murder rate has risen to its highest level in history.
Marie-Astrid Langer (text), Amanda Lucier (photos), Portland May 27, 2024
12 min
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A Tuesday morning like any other in Portland's historic downtown: A man runs through the streets screaming, swinging a branch over his head as if he wanted to kill someone. Another is sleeping it off in the middle of the sidewalk in front of the Chinese Garden. Next to him, someone inhales fentanyl through a piece of aluminum foil. No matter where one looks, there are traces of drug dealing and drug consumption.
Max Martin watches the goings-on through the windows of a hotel lobby. Martin – who has tattooed forearms and piercings in his ears – now works as a receptionist, but until a few years ago, he lived on the streets as a drug addict. «But it wasn't as bad as it is today,» says the 33-year-old. Martin keeps looking at the door. The entrance to the hotel is sealed off, but junkies sometimes scurry into the lobby after guests – and then the bickering starts.
Martin recounts how a colleague's car was recently badly damaged. Someone smashed the windshield with a sign. He says that none of his friends want to meet up with him in the old town after work. They all say it is too dangerous.
[Neglect is spreading in the cities. Pictured: Tents in «The Pit,» an encampment of people living on the streets in Portland.]
Neglect is spreading in the cities. Pictured: Tents in «The Pit,» an encampment of people living on the streets in Portland.
A radically different path
Many major American cities https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5859&mailid=2202 are currently struggling with serious drug problems. Last year, 112,000 people died of overdoses, more than ever before in the United States. A relatively new drug, fentanyl, is to blame. Produced in a laboratory, it is 50 times more potent than heroin and extremely deadly.
The U.S. federal and state governments are desperately looking for solutions https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5860&mailid=2202, often in the form of longer prison sentences for anyone who uses or deals fentanyl. But no one has yet tried to solve the problem like Oregon, the Pacific state on the American west coast, nestled between California and Washington.
Three years ago, Oregon took a radically different path. It decriminalized drug use, even for the hardest substances – fentanyl, heroin, methamphetamine, cocaine.
In a country legendary for its war on drugs, which imprisons 500,000 citizens every year for drug possession alone, this approach seemed revolutionary. Other progressive member states pricked up their ears. Had Oregon found the solution to the drug epidemic? California, Washington State, New York, Vermont, Maine and Massachusetts soon discussed similar plans.
Three years later, it is clear that Oregon's approach has failed. The governor has just signed a law that will make drug use a criminal offense again starting in the fall. What happened?
[Loose drug policy has been a central theme through Oregon's history. Pictured: Two drug users in front of the recently closed Saints Peter &
Paul Episcopal Church in Portland.]
Loose drug policy has been a central theme through Oregon's history. Pictured: Two drug users in front of the recently closed Saints Peter & Paul Episcopal Church in Portland.
A pioneer in drug policy
If America's 50 states were an extended family, Oregon would be the hip, left-wing alternative cousin. The state is known for its vibrant outdoor scene, its many microbreweries – and its lax approach to drugs. In 1973, it became the first state to legalize the use of marijuana – at a time when President Richard Nixon had announced the «War on Drugs,» and people in the rest of the country still had to spend months in prison for smoking pot.
Loose drug policy has been a central feature of Oregon's history. In 2020, it became the first state to legalize the consumption of hallucinogenic mushrooms and other psychedelics.
Oregon is progressive in areas other than drugs as well. The big cities in particular are known for their left-wing activist scenes. After the death of African American George Floyd in 2020 in Minneapolis, Minnesota, Portland became the heart of the nationwide Black Lives Matter protests against police violence. https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5861&mailid=2202
In Oregon, therefore, the time seemed ripe for an idea that left-wing groups had been working on for a long time: making all drug use exempt from punishment.
The initiators of the referendum known as Measure 110 https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5862&mailid=2202 had a clear message running through their campaign: «People who suffer from drug addiction need help, not criminal prosecution.» Instead of stigmatizing addicts with prison sentences, advocates said, society should allow them to use drugs safely, help them find apartments and jobs, and offer them opportunities for rehabilitation treatment – provided they wanted it. No judge should be able to force someone into addiction treatment, the referendum's supporters argued.
Supporters hoped that this would reduce the number of deaths caused by overdoses. They also said it would spare drug addicts, especially nonwhite ones, the stigma of a prison sentence. The new support services would cost tens of millions of dollars and were intended to be paid for with tax revenue from the sale of cannabis.
The project was financially supported by organizations that saw Oregon as a laboratory for progressive ideas – the foundation started by Meta founder Mark Zuckerberg and his wife https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5863&mailid=2202, for example, and the Drug Policy Alliance, a reform group from New York. And in fact, supporters were tapping into the sentiment of the time. Oregon's governor backed the idea, as did Portland's mayor and district attorney, whose job is actually to prosecute drug offenses. Citizens were also enthusiastic, with 58% voting in favor of the reform in November 2020 https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5864&mailid=2202.
[In Oregon, the time seemed ripe for an idea that left-wing groups had been working on for a long time: decriminalizing all drug use.]
In Oregon, the time seemed ripe for an idea that left-wing groups had been working on for a long time: decriminalizing all drug use.
Rolling a joint with a ticket from the police
The new regulation came into force three months later. Looking back, this was far too fast. The new rehab clinics and support programs that had been promised didn't even exist yet. At the same time, the city's authorities, who were supposed to take care of the support programs, were still overburdened with the chaos of the COVID-19 pandemic.
Since that time, anyone who smokes fentanyl, injects heroin or snorts methamphetamine on the streets of Oregon has been issued a ticket by the police instead of being arrested, as was done in the past. The fine is just $100 – the same penalty as for speeding. The fines can even be avoided by calling a drug hotline. But in reality, almost nobody does this. According to research by the local newspaper The Oregonian https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5865&mailid=2202, officers wrote 4,450 tickets during the first two years of decriminalization, but only 189 people called the hotline, and only 46 were interested in a rehab program.
Yet even if an infractor doesn’t call the hotline nor pay the fine, nothing happens. During the first two years of decriminalization, 95% of people fined did neither. Frustrated police officers said that addicts often burned the tickets in front of them, or rolled a joint with them.
Dealers also have less to fear thanks to Measure 110. The popular initiative downgraded the trafficking of large quantities of drugs from a felony offense to a misdemeanor, with maximum penalties of 362 days in prison and a $6,250 fine https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5866&mailid=2202. Dealing drugs generates more money than that very quickly.
[Portland's historic downtown is a hot spot for all the problems that the legal use of hard drugs has brought with it.]
Portland's historic downtown is a hot spot for all the problems that the legal use of hard drugs has brought with it.
Fentanyl as a new drug changes everything
At the same time, America's drug scene has changed fundamentally. Fentanyl now dominates the streets. The devilish thing about this drug is that it binds particularly quickly and tightly to the opioid receptors in the brain, which means it is extremely addictive. And it is extremely cheap to produce in the laboratory, which is why dealers now mix it into everything – heroin, cocaine, painkillers.
«Fentanyl cuts off free will,» says Keith Humphreys, a drug expert at Stanford University. The human brain is not able to cope with this level of addiction, he adds. «The person's entire behavior is subordinated to the addiction.»
«Measure 110 has taken all the pressure off addicts to change their situation,» Humphreys notes. Yet it is unfair to expect addicts to make rational decisions, he adds, because they do things that harm themselves and are not logical. Moreover, there are too few rehab centers in Oregon even if someone really wanted help, he says.
Like an avalanche that sweeps everything away, the problems in Portland escalated over the following months. Drugs were soon being traded and consumed in public. In 2022, the murder rate rose to the highest level in the city's history https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5867&mailid=2202. Attacks on stores increased. Retail chains like REI, Target and Walmart moved out of downtown Portland https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5868&mailid=2202 and took jobs with them.
In the 12 months to the end of September 2023, almost 42% more people died of an overdose in Oregon than in the previous period, according to the U.S. Centers for Disease Control and Prevention. The increase was more dramatic than anywhere else in the country, and far higher than the average national increase of just 2%.
Firefighters in Portland are called out to help people with overdoses more often than to put out fires. They sometimes come several times a day for the same person. They administer the nasal spray Narcan. Its active ingredient, naloxone, allows overdoses to be reversed with just one spray. Critics see it as a free ticket for drug use, while supporters praise it as a lifesaver.
[A day like any other in Portland: A man sleeps it off. ]
A day like any other in Portland: A man sleeps it off.
Fentanyl addicts instead of children on the playground
Portland's Old Town is the city's worst drug hot spot, but is by no means the only one. The crisis is like a wildfire. In the chic Pearl District shopping district, for example, people huddle together in the entrances of brick buildings to sleep off the high. Numerous cafes and clothing stores, even the well-known bookstore Powell's City of Books, have hired private security personnel. Many storefronts are empty.
The green spaces of the North Park Blocks are actually the heart of the neighborhood. But the slides and jungle gyms on the playground are deserted, despite the sunny spring weather. People sit on park benches, petrified and slumped over. Drug experts call this posture the «fentanyl fold,» and at some point it leaves users with a hump. Battered cars are lined up around the open space. Some are occupied by people, others by drug dealers.
[Kris Balliet]
Kris Balliet
NZZ
Kris Balliet walks her two dogs nearby, wearing Converse sneakers and large glasses. She is politically very progressive, says the 70-year-old, and thought Measure 110 was a good idea. «I even advertised it and put up signs in my front garden. But it has now become a nightmare,» she says.
Balliet says that drugs are traded openly on restaurant tables in the neighborhood. The neighborhood children avoid the playground, which is full of syringes and drugs. The retiree advises me to stop walking around with a bag over her shoulder. She says she was attacked herself just a few weeks ago, in the middle of the day, as she was leaving a doctor's office.
Residents in other neighborhoods report similar experiences. Terry – she prefers not to share her last name – is a property owner and real estate agent in Southeast Portland. As we speak, she is cleaning aluminum foil and syringes from her front garden. «The decriminalization of drugs was a stupid idea,» she says, adding that the city has become noticeably less safe since then. She reports seeing more prostitutes on the streets in the evenings, and says one of her vacant apartments has already been burgled twice.
[Thomas Karwaki]
Thomas Karwaki
NZZ
Thomas Karwaki heads the neighborhood association in the university district in the north of the city. Here, too, the playground is so filthy with drug paraphernalia that two or three parents clean it up first thing every morning, he says as we take a walk through the neighborhood. Dilapidated RVs line the streets, but getting rid of them is difficult, he notes. Towing them away would cost several thousand dollars, and the vehicles are often contaminated with drugs, leaving nobody willing to take responsibility for them, he adds.
Karwaki – who wears a full white beard and has a friendly laugh – is retired and voluntarily distributes food to homeless people in the city. The scale of the misery is vast, he says, and the decriminalization of drugs has lured many addicts from other cities to Oregon. Despite the neighborhood's good location near the university, almost half of its houses are for sale or have already been sold, even though real estate prices have fallen, he adds.
[Mingus Mapps]
Mingus Mapps
Kitta Bodmer
In fact, Portland's population has shrunk every year since 2021. «A city losing residents happens maybe once in a hundred years,» says Mingus Mapps, shaking his head. Mapps is a member of the Portland City Council. He also voted for the decriminalization of drugs in 2020. He now regrets it. The assumption that an addict today, when fentanyl is so widespread, would seek out rehab programs voluntarily and without judicial coercion is completely naive, Mapps says. Decriminalization has led to a «breathtaking extent of human misery and death,» he adds. Looking back, he describes Measure 110 as a «recipe for disaster.»
«It was a shocking policy failure. Everything turned out exactly differently than we thought – and went rapidly down the drain.»
[Pastor Sara Fischer uses her Subaru to distribute food, clothes and hygiene products to people in need on the streets of Portland every week.]
Pastor Sara Fischer uses her Subaru to distribute food, clothes and hygiene products to people in need on the streets of Portland every week.
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