Aus e-mail von <c.ronnefeldt@t-online.de>, 13. Dezember 2023, 20:42 Uhr
Liebe Friedensinteressierte,
beiliegend einige Beiträge zu den Kriegen in der Ukraine,
in Nahost, zur Zuspitzung zwischen den USA und China um Taiwan -
und ein Beitrag von Rolf Mützenich:
1. Eurotopics: Zukunft der Ukraine: Was ist realistisch?
2. FR: Hamas-Rakete schlägt in vermeintlicher Nuklear-Basis in Israel ein
3. DW: "Frankreichs Macron fährt eigenen Kurs im Gaza-Krieg"
4. DW: EU: Israel ignoriert Aufrufe der Partner
5. Blätter: Gazastreifen: Keine Perspektive ohne internationales Engagement
6. n tv: Person der Woche: Xi Jinping China kauft heimlich Gold - für einen Krieg?
7. FR: Die EU braucht keine Atombombe. Für die Sicherheit sind andere Schritte nötig.
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1. Eurotopics: Zukunft der Ukraine: Was ist realistisch?
https://www.eurotopics.net/de/
13. Dezember 2023
Zukunft der Ukraine: Was ist realistisch?
Beim Besuch von Wolodymyr Selenskyj in Washington hat sich Joe Biden
zurückhaltend gezeigt, was die bisher von den Republikanern
blockierten Finanzhilfen betrifft. Biden sagte zudem, man werde die
Ukraine "so lange wir können" militärisch unterstützen – nicht wie
bisher "so lange wie nötig“.
Angesichts der festgefahrenen Kriegslage suchen auch in Europas Presse
mehr Stimmen nach neuen Ansätzen für Kyjiw und seine Partner.
—
JUTARNI LIST (HR) 13. DEZEMBER 2023
Die Zeichen stehen auf Verteidigungskrieg
Laut New York Times suchen die Befehlshaber der USA und Ukraine eine
neue Strategie im Krieg gegen Russland, die die Ukraine schon Anfang
2024 umsetzen soll.
Demnach schlagen die USA eine Strategie vor, ja beharren sogar darauf,
anstelle von Rückeroberungsversuchen mehr auf Verteidigung
umzuschalten, weshalb eine neue, bereits angekündigte Gegenoffensive
mit Beginn der Schneeschmelze im Frühling 2024 in Frage gestellt ist. ...
Die USA glauben, dass in der jetzigen Lage keine Seite gewinnen kann.
Die aktuelle Priorität müsse deshalb sein, dass die Ukraine sich nicht
in die Lage bringt, den Krieg zu verlieren.“
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2. FR: Hamas-Rakete schlägt in vermeintlicher Nuklear-Basis in Israel ein
https://www.fr.de/politik/krieg-hamas-rakete-israel-nuklear-militaerbasis-gaza-zr-92711893.html
Hamas-Rakete schlägt in vermeintlicher Nuklear-Basis in Israel ein
Stand: 06.12.2023, 11:17 Uhr
Von: Nils Hinsberger
Tel Aviv – Heikler Angriff: Eine Rakete hat eine Militärbasis in der
Mitte Israels getroffen. Laut Expertenmeinungen könnte der attackierte
Luftwaffenstützpunkt ein Lager für israelische Nuklearwaffen sein,
berichtete die New York Times.
Demnach soll der Marschflugkörper vermutlich von den islamistischen
Hamas aus dem Gazastreifen abgefeuert worden sein. Israel vermeidet
jedoch seinerseits Äußerungen über die Lagerung von Atomwaffen.
Satellitenbilder zeigen Angriff auf vermeintliches Atomwaffenlager
Durch eine Analyse von Satellitenbildern hat die New York Times
aufgedeckt, dass die Militärbasis Sdot Micha inmitten Israels,
vermutlich von der Hamas mit Raketen beschossen wurde. Der Angriff sei
zuvor nicht gemeldete worden und stelle im Krieg in Israel den ersten
Angriff der Hamas auf ein Ziel dar, das mutmaßlich Nuklearwaffen
beherbergt.
Der Angriff habe die Waffendepots dabei nicht direkt getroffen. Die
Raketen seien im Umfeld der vermuteten Nuklear-Basis eingeschlagen und
hätten ein Feuer ausgelöst, das sich dem Lager für Raketen und anderen
sensiblen Waffensystemen näherte. Erfolgt sei der Angriff mit einer
Reihe von Raketen, die auf Israel abgefeuert wurden.
Zum Teil wurden diese wohl vom Raketenabwehrsystem „Iron Dome“
abgefangen. Die genaue Zahl der Raketen, die in Israel detoniert sind,
könne nicht bestimmt werden.
Experten vermuten Nuklearwaffen in israelischer Militärbasis
Whistleblower, US-Beamte und Analysten für Satellitenbilder seien sich
über die Existenz zumindest weniger Nuklearwaffen in Israel einig, so
die New York Times. Hans Kristensen, Direktor des Nuclear Information
Project des Verbands amerikanischer Wissenschaftler, vermutet etwa 25
bis 50 nuklear-fähige Jericho-Raketenwerfer auf der nun angegriffenen
Basis. (…)
Greift die Hamas gezielt Nuklear-Stützpunkte an?
Die Hamas und andere radikal-palästinensische Gruppen greifen laut New
York Times typischerweise israelische Städte an, wenn sie
Langstreckenraketen nutzen. Das wirft die Frage auf, ob die Hamas mit
dem Angriff auf die Militärbasis gezielt die vermuteten Nuklear-Waffen
treffen wollte. Ob die Terrororganisation von den Atomwaffen wisse,
sei unklar.
Der Angriff auf Sdot Micha zeige jedoch, dass Waffen der Hamas auch
kritische Stellungen in Israel treffen könnten. Ob durch den Angriff
auf das Lager eine reale Gefahr bestand, bleibt zu bezweifeln.
Selbst wenn das Feuer die Sprengkörper erreicht hätte, seien diese
durch ihre Lagerung im Untergrund geschützt, so Kristensen. Trotzdem
dürfe man die Gefahr eines solchen Angriffs nicht unterschätzen. „Alle
möglichen Dinge können dabei schiefgehen.“
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3. DW: "Frankreichs Macron fährt eigenen Kurs im Gaza-Krieg"
Deutsche Welle vom 04.12.2023
https://www.dw.com/de/frankreichs-macron-fährt-eigenen-kurs-im-gaza-krieg/a-67628939 <https://www.dw.com/de/frankreichs-macron-f%C3%A4hrt-eigenen-kurs-im-gaza-krieg/a-67628939>
"Frankreichs Macron fährt eigenen Kurs im Gaza-Krieg"
Bernd Riegert analysiert die Positionierung des französischen
Präsidenten Emmanuel Macron hinsichtlich des Kriegs im Gazastreifen:
"Emmanuel Macron verlässt die gemeinsame europäische Linie, die einen
Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas nicht vorsieht. (...)
Das Ziel des französischen Präsidenten Emmanuel Macron ist es, eine
erneute Feuerpause zwischen der Terrororganisation Hamas und der
israelischen Armee zu erreichen, die dann in einen länger dauernden
Waffenstillstand münden sollte. So formulierte es Macron am Wochenende
bei einer Kurzvisite der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai. (...)
Emmanuel Macron stellte auch die Kriegsziele Israels erstmals
öffentlich in Frage. 'Was bedeutet totale Zerstörung der Hamas und
glaubt jemand, dass das möglich ist? Selbst wenn es möglich wäre,
würde der Krieg zehn Jahre dauern', sagte Frankreichs Präsident in
Dubai."
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4. DW: EU: Israel ignoriert Aufrufe der Partner
https://www.dw.com/de/eu-israel-ignoriert-aufrufe-der-partner/a-67686170
Konflikte
Nahost
EU: Israel ignoriert Aufrufe der Partner
11. Dezember 2023
Diese Kritik erhob Chefdiplomat Borrell bei einem EU-Außenministertreffen in Brüssel.
Ein Ende der blutigen Kämpfe im Gazastreifen ist indes weiter nicht in Sicht.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat Israel vorgeworfen, Aufrufe
von Partnern wie der Europäischen Union zu ignorieren.
"Wir haben unter anderem bei G7-Treffen gesagt, dass Israel im Süden
von Gaza nicht die gleiche Taktik anwenden sollte, die es im Norden
angewendet hat", sagte Borrell am Rande eines EU-Außenministertreffens
in Brüssel mit Blick auf Gespräche in der G7-Gruppe führender
demokratischer Industriestaaten. Die Bombardierung gehe nun aber mit
außerordentlicher Intensität weiter. "Es ist das Gleiche, wenn nicht
sogar noch schlimmer."
Kritik übte Borrell auch an den Vereinigten Staaten, die zuletzt im
UN-Sicherheitsrat in New York einen Aufruf zu einer neuen humanitären
Waffenruhe für den Gazastreifen mit einem Veto blockiert hatten. Der
EU-Chefdiplomat aus Spanien bezeichnete die Entscheidung als bedauerlich.
Auch extremistische israelische Siedler im Fokus
Bei dem Außenministertreffen ging es auch um die Frage, ob gegen
extremistische israelische Siedler EU-Einreisverbote verhängt werden
sollten. Nach der Runde erklärte Borrell, er werde den EU-Staaten
einen Vorschlag nach US-Vorbild unterbreiten.
Die Vereinigten Staaten hatten vergangene Woche Visa-Sanktionen gegen
jüdische Siedler verhängt, die Gewalt gegen palästinensische
Zivilisten im besetzten Westjordanland ausüben. Die USA wollen demnach
jedem die Einreise verweigern, der "den Frieden, die Sicherheit oder
die Stabilität im Westjordanland untergräbt".
Zugleich prüften die Außenminister, ob sich die Strafmaßnahmen gegen
die militant-islamistische Palästinenser-Organisation Hamas noch
weiter verschärfen lassen. Am Freitag hatte die EU schon den
Kommandeur des bewaffneten Arms der Hamas, Mohammed Deif, sowie dessen
Vize Marwan Issa auf ihre Terrorliste gesetzt.
Beide gelten als Planer des schlimmsten Massakers in der Geschichte
Israels, bei dem die Hamas mehr als 1200 Menschen tötete. Etwa 240
Menschen verschleppte die Hamas als Geiseln in den Gazastreifen.
Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und seit Ende Oktober mit
einer Bodenoffensive in dem Gebiet. Die Hamas wird von Israel,
Deutschland, der Europäischen Union, den USA und einigen arabischen
Staaten als Terrororganisation eingestuft.
Israel: Mehr als 22.000 Ziele attackiert
Die israelischen Streitkräfte haben seit Beginn des Krieges im
Gazastreifen vor gut zwei Monaten nach eigenen Angaben mehr als 22.000
Ziele angegriffen. Das von Israel abgeriegelte palästinensische
Küstengebiet am Mittelmeer ist flächenmäßig nur etwas größer als die
Stadt München. (…)
Epidemische Krankheiten auf dem Vormarsch
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte in Genf, es gebe im
Gazastreifen besorgniserregende Anzeichen für epidemische Krankheiten
wie blutiger Durchfall, Gelbsucht und Atemwegsinfektionen. Zugleich
stehe das Gesundheitssystem im Gazastreifen kurz vor dem endgültigen
Zusammenbruch. Von 36 Krankenhäusern seien nur noch 14 teilweise
funktionsfähig, davon nur zwei im Norden, sagte Tedros.
Durch die Kämpfe wurden etwa 1,9 Millionen Menschen im Gazastreifen -
etwa 85 Prozent der Bevölkerung - vertrieben. Die meisten von ihnen
sind inzwischen Richtung Süden geflohen. Die Region Rafah an der
Grenze zu Ägypten ist zu einem riesigen Flüchtlingslager geworden. (…)
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5. Blätter: Gazastreifen: Keine Perspektive ohne internationales Engagement
https://www.blaetter.de/ausgabe/2023/dezember/gazastreifen-keine-perspektive-ohne-internationales-engagement
Gazastreifen: Keine Perspektive ohne internationales Engagement
von Muriel Asseburg, René Wildangel
Auch fünf Wochen nach Kriegsbeginn gibt es noch keinen konkreten Plan,
wie eine Zukunft für Gaza – vor allem für die Menschen dort – aussehen
könnte. Dabei müssten jetzt dringend Vorbereitungen für den Tag danach
getroffen werden. Auch Deutschland sollte mithelfen, den Menschen in
Gaza eine Perspektive zu eröffnen, die ihre Rechte wahrt und
gleichzeitig den Schutz Israels sicherstellt.
(…)
Internationale Truppen
Dieses Szenario würde den Einsatz einer robusten internationalen
Truppe umfassen, um eine umfassende Entwaffnung und Sicherheit und die
Unterstellung des Gazastreifens unter eine internationale
Übergangsverwaltung zu gewährleisten.
Als Grundlage bedürfte es dafür einer Resolution des
UN-Sicherheitsrates nach Kapitel 7. Eine solche scheint aber in
absehbarer Zeit angesichts der Blockade zwischen den USA auf der einen
sowie Russland und China auf der anderen Seite ausgeschlossen. Auch
hat die internationale Bereitschaft, robuste Peacekeeping-Missionen zu
entsenden, in den letzten Jahren deutlich nachgelassen.
Verhandelte Öffnung und Übergabe in einem politischen Prozess
Schließlich bliebe das Szenario einer kontrollierten Öffnung des
Gazastreifens im Rahmen eines internationalen Arrangements und als
Vorstufe einer Verhandlungsregelung. In diesem Szenario müsste es
regionale Sicherheitsgarantien und eine internationale Präsenz unter
der Führung der USA ähnlich der Multinational Force and Observers
(MFO) im Sinai geben.
Dabei könnten neben den USA insbesondere Israels Nachbarn Ägypten und
Jordanien, aber auch Katar und Saudi-Arabien sowie diejenigen Staaten,
die im Rahmen der Abraham-Abkommen ihre Beziehungen zu Israel
normalisiert haben, Verantwortung übernehmen.
Ägypten müsste effektiv den Schmuggel von Rüstungsgütern durch die
verbliebenen Tunnel unter der Grenze unterbinden. Katar und Ägypten
könnten auf die militanten Gruppen einwirken, um ein Exil für
verbliebene Führungspersonen oder Kämpfer zu vereinbaren.
Dadurch könnte ein weitgehend freier Personen- und Warenverkehr
gewährleistet und damit auch der Wiederaufbau und eine nachhaltige
wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht werden.
Völkerrechtlich gehören der Gazastreifen als auch Ost-Jerusalem zum
Gebiet des „Staates Palästina“, wie der Internationale
Strafgerichtshof im Februar 2021 bekräftigt hat. Entsprechend müsste
im Rahmen dieses Szenarios die Verwaltung auf die entsprechend
befähigte Palästinensische Autonomiebehörde übergehen.
Tatsächlich haben Ministerpräsident Stayyeh und Präsident Abbas
bereits deutlich gemacht, dass die Übernahme von Verantwortung durch
die Autonomiebehörde nur im Rahmen einer politischen Regelung denkbar
wäre. Eine solche Selbstregierung bedürfte allerdings einer neuen
demokratischen Legitimation durch die Bevölkerung in Gazastreifen und
Westjordanland.
Das bisherige Sicherheitsregime beruhte allein auf militärischen
Ansätzen. Diese konnten jedoch den verheerenden Angriff vom 7. Oktober
nicht verhindern. Eine neue Regelung muss daher auf einem politisch
verhandelten Arrangement aufbauen.
Um Sicherheit zu gewährleisten, könnte auch auf Vorschläge und
Mechanismen der Vergangenheit aufgebaut werden, etwa die
EU-Grenzmission EUBAM Rafah. Die wurde 2005 geschaffen, um den Waren-
und Personenverkehr in Rafah zu überwachen.
Obwohl seit 2006 ausgesetzt, ist die mit über zwei Millionen Euro
jährlich ausgestatte Mission noch immer im „Stand-By“ und könnte
erneut eine Rolle spielen. Und anstelle der bisher von der
israelischen Marine immer wieder auch mit Beschuss auf Fischerboote
durchgesetzten Seeblockade könnte eine internationale Kontrolle
treten, wie sie bereits die UNIFIL-Maritime Task Force nur 200
Kilometer weiter nördlich durchführt.
Derzeit sieht es so aus, als ob im Rahmen der israelischen
Militäroperation Elemente umgesetzt werden, die zu den Szenarien 1-3
führen. Doch diese drei Szenarien sind grob völkerrechtswidrig und
bieten weder Entwicklungsperspektiven für die Bevölkerung Gazas, noch
versprechen sie nachhaltige Sicherheit für Israel.
Was kann Deutschland tun?
Angesicht dieser düsteren Aussicht wäre es umso wichtiger, dass sich
die Bundesregierung und ihre Partner in der EU rasch abstimmen, wie
sie einen effektiven Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen
erreichen, weitere Zerstörungen vermeiden und zur Realisierung
konstruktiver Zukunftsszenarien beitragen können.
Sonst könnte ihre „unbedingte“ Solidarität mit Israel von der
rechtsreligiösen Regierung nicht nur als Freibrief verstanden werden,
den Krieg auf unbestimmte Zeit weiterzuführen, sondern auch die
Zukunft des Gazastreifens eigenmächtig zu gestalten.
Das vierte und fünfte Szenario könnten neue Perspektiven für den
Gazastreifen bieten, wobei nur das fünfte eine Chance auf Realisierung
hat. Kernbestandteil wäre ein neues Sicherheitsregime, das sich sowohl
am langfristigen und effektiven Schutz der israelischen Bevölkerung
vor Angriffen als auch an der Verwirklichung der Rechte und
Entwicklungsmöglichkeiten der Bevölkerung in Gaza orientiert.
Das kann nur im Rahmen eines verhandelten Arrangements und eines
regional und international abgestimmten und unterstützten
Übergangsregimes gewährleistet werden.
Der Schock über die Gräueltaten des 7. Oktober und die
Konfliktdynamiken, die derzeit eine regionale militärische Eskalation
befürchten lassen, sollten der internationalen Gemeinschaft als
Weckruf dienen.
Es muss jetzt darum gehen, Kräfte zu bündeln, um ein langfristig
tragfähiges Arrangement für Gaza zu finden. Wenn es gelingt, nach dem
Inferno einen Übergangsprozess für Gaza in Gang zu setzen, wäre das
auch ein wichtiger Baustein, um eine bitterlich notwendige Perspektive
für eine Regelung des israelisch-palästinensischen Konfliktes und eine
friedliche jüdisch-arabische Koexistenz auf dem gesamten Territorium
von Israel und Palästina zu schaffen.
——
6. n tv: Person der Woche: Xi Jinping China kauft heimlich Gold - für einen Krieg?
https://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/China-kauft-heimlich-Gold-fuer-einen-Krieg-article24578557.html?utm_source=pocket-newtab-de-de
Person der Woche: Xi Jinping China kauft heimlich Gold - für einen Krieg?
Von Wolfram Weimer 05.12.2023, 09:41 Uhr
Der Goldpreis erklimmt historische Höhen.
An den Finanzmärkten ist man zunächst verblüfft.
Nun wird klar, dass China massiv Gold aufkauft.
Militäranalysten warnen: Peking bereite so einen Angriff auf Taiwan vor.
Der Preis für Gold ist in der Nacht zum Montag auf ein Rekordhoch von
2135 US-Dollar je Unze gestiegen. Noch nie war das Edelmetall so
teuer. Zur Verblüffung vieler Börsianer ist Gold damit zu einer der
besten Geldanlagen im Jahr 2023 geworden - und das, obwohl es auf Gold
keine Zinsen gibt, auf viele Kapitalanlagen aber durchaus wieder
einträgliche Renditen.
Einige Analysten mutmaßten zunächst, die Flucht ins Gold habe etwas
mit den Kriegen in der Ukraine oder im Gazastreifen zu tun. Andere
verwiesen auf Inflation oder den Zinsgipfel, der womöglich erreicht sei.
Doch nun zeigt sich, dass hinter dem Preisanstieg etwas anderes
steckt: massive Gold-Käufe Chinas. Nach den Angaben des World Gold
Council hat die Zentralbank Chinas zwölf Monate in Folge Gold
aufgekauft. Dabei wurden die Bestände der People’s Bank of China
offiziell um etwa 200 Tonnen Gold aufgestockt.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, dass China alleine im Oktober
23 Tonnen Gold hinzugekauft habe und der Gesamtbestand auf 2215 Tonnen
angestiegen sei. China verfügt damit jetzt über mehr Reservegold als
ganz Lateinamerika, Afrika und Indien zusammen. "Die chinesische
Regierung steckt derzeit jeden Monat mindestens eine Milliarde Dollar
in Goldkäufe", berichten Goldkontrakthändler aus Singapur.
In asiatischen Medien kursieren immer wieder Berichte, wonach die
wahren Goldreserven und Goldkäufe Chinas sogar viel größer seien, als
es die offiziellen Daten vermuten lassen. China habe eine "geheime
Goldreserve", die sich aus den erheblichen Eigenschürfungen des Landes
speise. Das Land ist selbst der größte Goldproduzent der Welt.
Angst vor westlichen Sanktionen
Aus dem Motiv für die aktuellen Goldkäufe macht die chinesische
Zentralbank keinen Hehl. Man müsse sich rüsten für einen Taiwan-Krieg
und den Konflikt mit den USA, heißt es aus Peking. China dürfe im
Konfliktfall nicht Opfer westlicher Sanktionen werden wie Russland im
Ukraine-Krieg. (…)
In Peking wird genau beobachtet, wie der Westen im Zuge der Sanktionen
gegen Russland Russlands Devisenreserven in Höhe von 300 Milliarden
Dollar eingefroren und russische Banken aus dem SWIFT-System
ausgeschlossen hat. Pekings Führung weiß, dass ein Sanktionsstreit mit
dem Westen für China weitaus destruktiver sein würde als für Russland.
Unterdessen ruft der neue Generalstabschef der US-Streitkräfte,
General Charles Q. Brown, die Amerikaner zu erhöhter Wachsamkeit
gegenüber China auf. Jeder solle über einen Krieg mit China "besorgt"
sein, sagte Brown in einem Interview des US-Nachrichtenmagazins
"Newsweek“.
Zu einem möglichen Angriff der Volksrepublik auf Taiwan warnt er: "Wir
wollen und sollten besorgt darüber sein, ob es nun passiert oder
nicht." Der Generalstabschef reiht sich damit ein in jene Gruppe
hochrangiger US-Militärs und Politiker, die seit Monaten vor einem
baldigen Angriff Chinas auf Taiwan warnen.
So betonte Außenminister Antony Blinken im März, China werde
spätestens 2027 - wenn Chinas Volksbefreiungsarmee den 100. Jahrestag
ihrer Gründung begeht - militärisch umfänglich in der Lage sein,
Taiwan zu erobern.
Ungehemmte Aggressionen
Die Spannungen zwischen den USA mit seinen verbündeten Taiwan, Japan
und Philippinen auf der einen und China auf der anderen Seite nehmen
derweil wöchentlich zu.
Zum Wochenauftakt patrouillierte das amerikanische Kriegsschiff USS
Gabrielle Giffords gezielt in den von China unrechtmäßig beanspruchten
Gewässern im südchinesischen Meer. China verurteilte das mit
martialischen Worten: "Die USA haben Frieden und Stabilität in der
Region ernsthaft untergraben.“
Dabei ist es genau umgekehrt. China verfolgt im südchinesischen Meer
eine aggressive Annexionspolitik und provoziert damit den Widerstand
aller Anrainerstaaten - Vietnam, Taiwan, Malaysia, Brunei, Indonesien
und der Philippinen.
Gegenüber Taiwan steigert China seit einigen Tagen seine direkten
militärischen Provokationen. So meldet Taipeh regelmäßig chinesische
Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe in der Nähe der Insel, darunter auch
Flugzeuge, die die sensible Mittellinie der Straße von Taiwan
provokant überfliegen. Peking demonstriert damit seine neue
militärische Stärke gezielt im Vorfeld der Wahlen in Taiwan. Am 13.
Januar finden in Taiwan Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt.
Alleine im November gab es vier großangelegte Einsätze der
chinesischen Luftwaffe in dem Seegebiet. China erklärt offiziell, dass
seine Aktivitäten in der Nähe von Taiwan darauf abzielen, "geheime
Absprachen" zwischen taiwanesischen Separatisten und den Vereinigten
Staaten zu verhindern und Chinas territoriale Integrität zu schützen.
Die Volksrepublik sieht die demokratisch regierte Insel als abtrünnige
Provinz an und macht keinen Hehl daraus, die Wiedervereinigung mit dem
Festland auch gewaltsam durchsetzen zu wollen. China werde die
Wiedervereinigung umsetzen, das sei "unaufhaltsam", sagte Xi Jinping
kürzlich in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden. Ein großer
Goldschatz könnte bei der Eroberung hilfreich sein.
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7. FR: Die EU braucht keine Atombombe. Für die Sicherheit sind andere Schritte nötig.
https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/atomare-gespenster-vertreiben-92718768.html
08.12.2023, 15:16 Uhr
Von: Rolf Mützenich
Die EU braucht keine Atombombe.
Für die Sicherheit sind andere Schritte nötig.
Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst einer europäischen
Atombombe. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine
wird wieder verstärkt über eine eigenständige nukleare Fähigkeit
Europas diskutiert.
In jüngster Zeit haben der ehemalige grüne Außenminister Joschka
Fischer und der Politikwissenschaftler Herfried Münkler angesichts des
Kriegs in der Ukraine und der Gefahr einer Wiederwahl Donald Trumps in
den USA die Entwicklung gemeinsamer atomarer Fähigkeiten gefordert.
In Wahrheit handelt es sich jedoch bei der Diskussion über eine
europäische Atombombe um eine Pseudodebatte, die mit den aktuellen
politischen Realitäten nur wenig zu tun hat und seit dem Brexit noch
unwahrscheinlicher geworden ist.
Die Idee einer EU-Nuklearmacht ist auf absehbare Zeit allein schon
deshalb unrealistisch, da derzeit kein europäisches Gremium existiert,
welches über die Entscheidungsgewalt einer solchen Waffe verfügen
könnte.
Sollen etwa Herr Borrell oder Frau von der Leyen Verfügungsgewalt über
ein Massenvernichtungsmittel erhalten? Ebenso unwahrscheinlich ist es,
dass Frankreich unter den aktuellen Bedingungen gewillt ist, seine
Atomwaffen mit anderen europäischen Hauptstädten zu teilen – erst
recht, wenn Marine Le Pen die Wahlen im Jahr 2027 gewinnen sollte.
Geradezu abwegig erscheint in diesem Kontext die Idee Herfried
Münklers eines „gemeinsamen Koffer[s] mit rotem Knopf, der zwischen
großen EU-Ländern wandert“. Allein die Vorstellung eines atomaren
Wanderpokals in den Händen der italienischen Postfaschistin Giorgia
Meloni ist ebenso absurd wie gefährlich. Zur Sicherheit Europas würde
ein solches nukleares Arrangement jedenfalls nicht beitragen.
Der Westen hat auf das nukleare Säbelrasseln Russlands bislang mit
Besonnenheit und Umsicht reagiert. Dies ist nicht zuletzt Olaf Scholz
zu verdanken, dem es bei seinem Besuch in Peking im November 2022
gelungen ist, das nukleare Tabu nochmals zu bekräftigen.
Europa muss der Gefahr eines neuen nuklearen Wettrüstens weiterhin
entschieden entgegentreten – zumal es auf unserem Kontinent nicht an
Atomwaffen mangelt. So verfügen Frankreich und Großbritannien bereits
jeweils über 290 und 225 einsatzfähige Atomsprengköpfe. Hinzu kommen
noch etwa 100 taktische US-Atomwaffen, die im Rahmen der nuklearen
Teilhabe in Europa stationiert sind – unter anderem in Deutschland.
Fischer und Münkler übersehen zudem, dass eine europäische Atommacht
zur weiteren Erosion des Atomwaffensperrvertrages beitragen würde.
Bisher waren die meisten europäischen Länder wichtige Unterstützer
einer nuklearen Abrüstung und Nichtverbreitung. Deutschland hat
darüber hinaus bei der Wiedervereinigung im Zwei-plus-Vier-Vertrag
seinen Verzicht auf Atomwaffen bekräftigt.
Zweifellos erfordert der Überfall russischer Truppen auf die Ukraine
die Verbesserung der europäischen Verteidigungsfähigkeit. Dazu bedarf
es aber nicht mehr Atomwaffen, sondern vielmehr größerer Effektivität
und engerer Zusammenarbeit und Integration der europäischen
Streitkräfte.
Zu den Lehren des Ukrainekriegs gehört, dass Europa seine
konventionellen Fähigkeiten endlich stärker koordinieren und ein
gemeinsames Luftverteidigungssystem aufbauen muss.
Die European Sky Shield Initiative ist ein Beispiel dafür, wie es
gelingen kann, mit konkreter Politik die europäische und
transatlantische Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit zu verbessern.
Eine solche pragmatische Politik der kleinen Integrationsschritte
ebnet bereits den Weg hin zu einer echten europäischen
Verteidigungsunion.
Es stellt sich ohnehin die Frage nach dem strategischen Mehrwert von
Atomwaffen in Europa. So verfügt Russland zwar über das weltweit
größte Nukleararsenal und doch ist es Moskau weder gelungen, den
Westen mit seiner nuklearen Rhetorik zu erpressen noch die Ukraine in
die Knie zu zwingen.
Vielmehr muss inzwischen bezweifelt werden, ob Russland in der
künftigen multipolaren Weltordnung noch ein eigenständiger Pol sein
wird oder sich zunehmend zu einem Vasallen Pekings oder einer
„Tankstelle mit Atomwaffen“ entwickelt.
Europas geopolitische Stärke hängt nicht von einer gemeinsamen
Atombombe ab, sondern davon, ob es der EU gelingen wird, die Einheit
Europas zu vollenden und Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit
zu finden: vom Wandel der Wirtschafts- und Arbeitswelt bis hin zur
Digitalisierung und dem Klimawandel.
Die sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
können nicht allein mit militärischen Mitteln beantwortet werden. Wir
brauchen ebenso Diplomatie, humanitäre Hilfe und den Versuch, neue
Partnerschaften vor allem mit den Ländern des Globalen Südens
aufzubauen.
Rolf Mützenich ist Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.
Er gehört seit 2002 dem Deutschen Bundestag an.
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Mit freundlichen Grüßen
Clemens Ronnefeldt
Referent für Friedensfragen beim deutschen
Zweig des internationalen Versöhnungsbundes
<https://www.fr.de/meinung/gastbeitraege/atomare-gespenster-vertreiben-92718768.html#id-Comments>
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Clemens Ronnefeldt
Referent für Friedensfragen beim deutschen
Zweig des internationalen Versöhnungsbundes
C.Ronnefeldt@t-online.de
www.versoehnungsbund.de
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.