aus e-mail von Doris Pumphrey, 10. Juli 2022, 20:47 Uhr
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10.7.2022
*"Das ist keine Ukraine mehr" – Russische Regierungsbeamte übernehmen
Ämter im Gebiet Cherson
*Die Region Cherson hat eine neue Regierung. Die Schlüsselpositionen
werden von Führungskräften aus Russland, die die "Schule der
Gouverneure", die fast alle Regionsleiter in Russland abgeschlossen
haben, absolvierten. Was bedeutet das für die Zukunft der Region?
Der Leiter der neuen Verwaltung der Region Cherson, Wladimir Saldo,
erklärte, er habe beschlossen, eine Regionalregierung zu bilden "und die
besten Mitarbeiter nicht nur aus den Einwohnern der Region Cherson,
sondern auch aus den russischen Fach- und Führungskräften auszuwählen".
Der Leiter des befreiten Gebiets beschloss, die lokale Exekutive nach
den Erfahrungen der russischen Regionen zu bilden.
"Heute blicken die Region Cherson und Russland in die gleiche Richtung
und treffen Entscheidungen über die weitere Entwicklung gemeinsam. Die
engste Integration der Region Cherson in den russischen Staatsraum und
in das russische Paradigma der öffentlichen Verwaltung wird
fortgesetzt", so zitierte Saldo der offizielle Telegram-Kanal der
militärisch-zivilen Verwaltung von Cherson.
Sergei Jelissejew, ein gebürtiger Sewastopoler, wurde von Saldo zum
Regierungschef ernannt. Nach seinem Militärdienst wechselte Jelissejew
im Jahre 2014 in den öffentlichen Dienst, zunächst als stellvertretender
Bürgermeister und dann als stellvertretender Vize-Bürgermeister von
Wologda (/einer Stadt im nördlichen Russland – Anm. der Red./). Zwei
Jahre später wechselte Jelissejew nach Kaliningrad, wo er
stellvertretender Leiter des regionalen Regierungsapparats und später
föderaler Chefinspektor wurde. Als er nach Cherson eingeladen wurde,
hatte er bereits das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten des
Kaliningrader Gebiets inne.
Der neue Regierungschef von Cherson ist nicht der einzige Manager mit
Erfahrung in dieser Region Russlands, die sich als Exklave in
einem unfreundlichen Umfeld der NATO-Länder befindet. Mit ihm kommt
erster stellvertretender Leiter des Ministeriums für Innenpolitik und
Kommunalentwicklung des Gebiets Kaliningrad Wladimir Bespalow. Nach
Cherson wurde er für das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten
für Innenpolitik eingeladen.
Der neu ernannte Regierungschef von Cherson, Jelissejew, studiert
derzeit im Rahmen des Ausbildungsprogramms für präsidiales Management an
der Höheren Schule für staatliche und öffentliche Verwaltung der
Russischen Akademie für Volkswirtschaft, die auch als
"Gouverneursschule" bekannt ist. Viele russische Beamte haben dieses
Programm durchlaufen, sowohl auf lokaler Ebene (bis hin zu den Leitern
der Regionen) als auch auf Bundesebene.
Damit liegt das Gebiet Cherson im gleichen Trend, wie auch die
Donbass-Volksrepubliken, die russische Führungskräfte für die
Leitungsgremien anwerben. Ein Präzedenzfall liegt nur ein Monat zurück,
als Witali Chotsenko, ebenfalls ein Absolvent der "Gouverneursschule"
mit Erfahrung in der Leitung einer der Abteilungen des Ministeriums für
Industrie und Handel, zum Regierungschef von Donezker Volksrepublik
ernannt wurde. Der erste stellvertretende Leiter der Regierung der
Lugansker Volksrepublik wurde Wladislaw Kusnezow, er war zuvor
stellvertretender Gouverneur der Region Kurgan in Süd-Sibirien und
ebenso Absolvent der "Gouverneursschule".
"Es genügt, nur eine Tatsache zu nennen: Heute stehen die Absolventen
der 'Gouverneursschule' an der Spitze der meisten Regionen Russlands.
Daher habe ich keinen Zweifel, dass Jelissejew die effektivste
Interaktion mit den föderalen Behörden in Moskau herstellen
wird,einschließlich der Machtstrukturen", sagte Nikita Danjuk, erster
stellvertretender Direktor des Instituts für strategische Studien und
Prognosen gegenüber der Zeitung /Wzgljad/.
Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft in der Jelissejew-Regierung
wird von Michail Rodikow geleitet, der bisher als stellvertretender
Bürgermeister von Kaschira bei Moskau tätig war. "Rodikow wird sich mit
einem der wichtigsten Bereiche befassen – der Integration der Region
Cherson in den russischen Kultur- und Bildungsraum. Nach dem
Krim-Frühling leitete er sehr erfolgreich die Bildungsabteilung in
Sewastopol. Seine Hauptaufgabe besteht nun darin, das Lehrpersonal an
den Schulen umzuschulen, den Lehrern beizubringen, wie man nach
russischen Bildungsstandards arbeitet, und die Region mit russischen
Schulbüchern zu versorgen", sagte Danjuk, der auch Mitglied der
Gesellschaftskammer ist.
Rodikow habe die Fähigkeit, das ukrainische Bildungssystem an russische
Standards anzupassen, sagte er. "Dies ist die Hauptaufgabe des
Bildungssektors in der Region Cherson, und diese Aufgabe sollte meiner
Meinung nach bis zum 1. September, also bis zum Beginn des Schuljahres,
erfüllt sein", betonte der Analyst.
Unter den lokalen Fachleuten, die sich der neuen Führung angeschlossen
haben, hob Danjuk Aleksei Kowaljow hervor, der zum stellvertretenden
Leiter des Amtes für Landwirtschaft ernannt wurde. Kowaljow ist ein
ehemaliger Abgeordneter von Selenskijs Partei "Diener des Volkes". Nach
der Befreiung der Oblast Cherson durch das russische Militär blieb
Kowaljow zu Hause, wofür er von den Kiewer Behörden der Komplizenschaft
mit Russland beschuldigt und am 3. Mai aus der Fraktion "Diener des
Volkes" ausgeschlossen wurde. Ehemalige Parteifreunde appellierten an
den ukrainischen Generalstaatsanwalt und den Leiter des
Sicherheitsdienstes der Ukraine, ein Strafverfahren gegen Kowaljow wegen
"kollaborativer Aktivitäten" einzuleiten.
"Kowaljow hat einen sehr guten Hintergrund. Er ist ehemaliges Mitglied
des ukrainischen Parlaments, hat einen Abschluss in Rechtswissenschaften
und war an der Entwicklung der landwirtschaftlichen Strukturen in der
Region Cherson beteiligt. Allein die Tatsache, dass der Mann seine
Region nicht verlassen hat und sich für deren Entwicklung engagiert ist,
spricht für sich", sagte Danjuk. Seiner Meinung nach wird die
Entwicklung der Region durch Landwirtschaft vorangetrieben.
/"Darüber hinaus setzt die Ernennung von Kowaljow ein Zeichen. Das
zeigt, dass geeignete Politiker aus den ukrainischen Machtstrukturen in
den befreiten Gebieten die Möglichkeit haben, ihre Arbeit zum Wohle der
Menschen fortzusetzen", sagte der Experte./
Aber im Allgemeinen haben die neuen Behörden in Cherson nicht die
Struktur der regionalen staatlichen Verwaltung übernommen, die bis
Februar dieses Jahres bestand, so Danjuk. Was die Aufgabenverteilung
betrifft, so ist die von Saldo gebildete Regierung fast identisch mit
den Strukturen der Regionalverwaltungen in Russland.
"Das bedeutet, dass Saporoschje, Cherson, Donezk und Lugansk noch nicht
de jure, aber de facto zu russischen Gebieten geworden sind. Damit dies
so schnell wie möglich offiziell geschieht und die dort lebenden
Menschen unter schwierigen Bedingungen – vor dem Hintergrund laufender
Sonderoperation und möglicher Sabotage – so schnell wie möglich die
Hilfe Russlands spüren, kommen Manager mit reicher Erfahrung in die
Region Cherson", so der Analyst.
Die häufigen Besuche der russischen hohen Regierungsbeamten sprechen
genau dafür. So besuchte der stellvertretende Leiter der russischen
Präsidialverwaltung Sergei Kirijenko die Region zum zweiten Mal und
sprach mit Mitgliedern der provisorischen militär-zivilen Verwaltung
(MZV) über Probleme in fast allen Bereichen des zivilen Lebens.
Vor dem Treffen besuchte Kirijenko russische Ausgabestellen für Pässe
und SIM-Karten sowie die kürzlich eröffnete Filiale der russischen
Promswjasbank in Cherson. "Als Ergebnis des Treffens wurde beschlossen,
dass die Zahl der Passausgabestellen in naher Zukunft um ein Vielfaches
erhöht werden soll. Die gleichen Aufgaben wurden den Mobilfunkbetreibern
gestellt – die Anzahl der Punkte für die Ausgabe von SIM-Karten an die
Bürger von Cherson zu erhöhen", teilte Vize-Chef der MZV Kirill
Stremousow auf seinem Telegram-Kanal mit.
"Während wir in der Apotheke waren, habe ich mit den Mitarbeiterinnen
gesprochen – sie sagen, dass neue Medikamente eingetroffen sind, die wir
schon lange nicht mehr hatten, und einige Medikamente sind zum ersten
Mal erschienen", fügte der Beamte hinzu.
Der hohe Gast aus Moskau besuchte auch die Stadt Kachowka und traf sich
dort mit örtlichen Lehrern. Er ging auch in die Geschäfte und Apotheken
der Stadt, um sich ein Bild über die Bedürfnisse der Bürger zu machen.
Die Region Cherson könnte das Schaufenster werden, das die Krim und
Sewastopol einst waren – ein Indikator für die Verbesserungen, die mit
dem Eintreffen Russlands einhergehen, sagen Experten.
/"Kirijenkos Besuch in Cherson zeigt, dass in der Region bereits alles
getan wird, um den Integrationsprozess mit Russland so schnell wie
möglich in Gang zu setzen, und dass es bereits notwendig ist, das Leben
dort zu etablieren und den Bildungs-, Wirtschafts- und politischen Raum
zu straffen", meint Danjuk./
Wladimir Saldo sprach in seiner Ansprache auch über die Aufgaben der
neuen Regierung im Zusammenhang mit der Integration der Region in
Russland. "Es wird eine grundlegend andere Behörde gebildet – die erste
Regierung der unabhängigen, nicht ukrainischen Region Cherson. Die
Tatsache, dass dieser Regierung nicht nur Chersoner, sondern auch
russische Beamte angehören, sagt sehr deutlich über die Richtung der
Zukunft der Region Cherson aus. Diese Richtung ist es, Teil Russlands zu
werden", sagte der Leiter der regionalen Verwaltung.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.