21.02.2023

Was tun gegen den Fachkräftemangel?

makronom.de, vom 20. Februar 2023, SUSANNE ERBE
Fast jedes zweites Unternehmen beklagt, dass sein Geschäft durch fehlende Fachkräfte behindert wird – was sich in den kommenden Jahren noch verschärfen dürfte. In einer neuen Serie analysieren wir mögliche Lösungen für das Strukturproblem Fachkräftemangel.


Zitat: Das Problem des Fachkräftemangels ist nicht neu. Schon vor über einem Jahrzehnt klagten die Arbeitgeber darüber, dass Stellen nicht besetzt werden können. Allerdings liefen die Diskussionen eher mit Blick auf die Zukunft ab: Beispielsweise ergab eine Prognose des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) aus dem Jahr 2010, dass bis 2025 die Nachfrage nach beruflich Qualifizierten um 660.000 Personen anwachsen wird.


Doch inzwischen ist die Zukunft Gegenwart – und der Fachkräftemangel real. Seit 2016 liegt die Zahl der offenen Stellen bei konstant über einer Million. Die letzten Daten vom November 2022 nennen sogar 1,8 Millionen offene Stellen. Das KfW-ifo-Fachkräftebarometer kommt basierend auf einer Befragung von Unternehmen in Deutschland im Oktober 2022 zu dem Ergebnis, dass annähernd 50% der Betriebe ihre Geschäftstätigkeit derzeit durch Fachkräftemangel behindert sehen.


Der Fachkräftemangel im Detail

Der DIW-Ökonom Karl Brenke konstatiert, dass vor allem durch das duale System oder durch eine Fachschule beruflich Qualifizierte gesucht werden, während bei akademischen Berufen eher weniger Engpässe aufgetreten seien. Dies bestätigt auch die Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: mehr als 60% der offenen Stellen beziehen sich auf Arbeitsplätze, die für Bewerber mit gewerblichem, kaufmännischem oder anderem Ausbildungsabschluss (einschließlich Fachhochschulabschluss) vorgesehen sind, während Arbeitsplätze für Ungelernte nur 20% ausmachen. Demgegenüber betrug die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote im Jahr 2021 bei Menschen ohne (anerkannten) Berufsabschluss 20,6%, bei Menschen mit betrieblicher beziehungsweise schulischer Berufsausbildung 3,5% und bei Menschen mit einem akademischen Abschluss 3,2%.


Symptomatisch für die Lage am Arbeitsmarkt ist der Ausbildungsmarkt. Hier konstatieren Andreas Lagemann und Jan Wedemeier ein ausgesprochenes Mismatch: Viele Stellen bleiben unbesetzt, weil sich die Bewerber aus qualifikatorischen Gründen nicht eignen. Sehr schlechte Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben Arbeitsuchende ohne Schulabschluss oder nur mit Hauptschulabschluss. Besonders schwer scheint es für Handwerksbetriebe und die Gastronomie zu sein, geeignete Bewerber zu finden. Aber auch regional passen Bewerber und offene Stellen nicht immer zusammen: Während es beispielsweise in Berlin 140 Bewerber auf 100 Ausbildungsstellen gibt, sind es in einigen Regionen Bayerns oder Baden-Württembergs zum Teil weniger als 50 Bewerber.


Zukünftige Entwicklung des Arbeitsvolumens

Und wie sieht es in Zukunft aus? Das IAB hat in einer Prognose bis 2035 errechnet, dass das Arbeitskräfteangebot allein aufgrund der demografischen Entwicklung, wenn sich der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht ändert, um mehr als 7 Millionen Personen sinken würde. Die Erwerbsquoten können nach Auffassung des IAB durch mehrere Maßnahmen erhöht werden: Die Arbeitszeit kann verlängert werden, Arbeitnehmer können später in Rente gehen, die Frauenerwerbsquote kann erhöht werden und Zuwanderer können die einheimischen Arbeitskräfte ergänzen.

Qualifizierte Arbeitskräfte werden aber nicht allein dafür benötigt, den Status quo aufrecht zu erhalten oder die Rentenfinanzierung zu sichern. Die Transformation der Wirtschaft, die Dekarbonisierung und der technologische Wandel erfordern auch eine Neuausrichtung der Arbeitskräfte. „Durch den Strukturwandel werden dabei in einigen Branchen und Regionen Arbeitsplätze abgebaut, während andernorts zunehmend Fachkräfte gesucht werden, teilweise mit gänzlich neuen Qualifikationen“, gibt die Bundesregierung in ihrem Bericht zur Fachkräftestrategie zu bedenken. Wenn zudem Importe substituiert werden sollten, um Probleme aufgrund der derzeit akuten Lieferengpässe zu mildern, werden auch dafür zusätzliche Arbeitnehmer benötigt.


Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Die einfachste und marktwirtschaftlichste Lösung für einen Mangel wäre die Preiserhöhung. Man könnte also erwarten, dass in den Berufen, in denen die Nachfrage nach Arbeitnehmern hoch ist, auch die Löhne steigen. Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft hat untersucht, inwieweit Mangelberufe von 2013 bis 2019 überdurchschnittliche Lohnzuwächse zu verzeichnen haben. Dies ist tatsächlich der Fall, aber nicht in jedem Beruf. Zudem scheint sich auch die Bereitschaft und/oder die Möglichkeit, den Wohnort zu wechseln, positiv auf die Verhandlungsposition des Arbeitnehmers auszuwirken. Diese Bereitschaft ist bei hochbezahlten Arbeitsplätzen höher als bei Niedriglöhnern.


Sollte das inländische Arbeitsangebot ausgeweitet werden, richtet sich der Fokus zunächst auf die Frauenerwerbsquote. Sie ist in den letzten 30 Jahren von 57% auf 72% gestiegen, was aber immer noch um 7 Prozentpunkte weniger als bei Männern ist. Das ist zwar ein gewaltiger Fortschritt – 1991 betrug der Unterschied 20 Prozentpunkte. Dennoch wirkt sich die Erwerbstätigkeit der Frauen nicht so stark auf das Arbeitsvolumen aus: So arbeiteten 2020 66% der Mütter in Teilzeit, aber nur 7% der Väter. Und auch bei den Frauen ohne Kinder ist die Teilzeitquote deutlich höher als bei Männern.


Dass hier das Erwerbstätigen-Potenzial nicht voll ausgeschöpft werden kann, liegt möglicherweise auch daran, dass sich für viele „Zweitverdiener“ aufgrund des Ehegattensplittings Arbeit angesichts der hohen Grenzbesteuerung nicht lohnt. Die Begünstigung von Teilzeitbeschäftigung in Minijobs ist ein weiteres Hemmnis vor allem für Frauen: Es hindert sie daran, sich einerseits zu qualifizieren und andererseits ihr Arbeitsangebot auszuweiten. Die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten oder im Homeoffice zu arbeiten, dürfte es Frauen zudem erleichtern, ihre Arbeitszeit zu verlängern. Letztlich ist aber für Eltern die entscheidende Voraussetzung für eine Teilnahme am Arbeitsleben, dass ihre Kinder in Kitas betreut werden. Wenn der Zugang zu Kitas erschwert wird oder zu teuer ist, bleibt den Eltern nichts anderes übrig, als zu Hause zu bleiben.

Das Arbeitsvolumen könnte auch erhöht werden, wenn mehr Rentner ins Arbeitsleben integriert würden. Dies lässt sich natürlich durch eine Erhöhung des Renteneintrittsalters erzwingen. Es lässt sich aber auch dadurch erreichen, dass ältere Beschäftigte fortgebildet werden und ihnen die Unternehmen eine Perspektive im Betrieb bieten. Tatsächlich hat es eine Entwicklung hin zu einer höheren Erwerbstätigenquote Älterer gegeben: Bei den 60- bis unter 65-Jährigen stieg die Quote von 44% (2011) auf 61% (2021), bei den 65- bis 70-Jährigen im gleichen Zeitraum von 10% auf 17%. Dies führt das Statistische Bundesamt darauf zurück, dass der Anteil Hochqualifizierter an der Erwerbsbevölkerung zugenommen hat. Die oben genannte iab-Prognose ergab für das Jahr 2035, dass 70% des zusätzlichen Erwerbspersonenpotenzials aus der steigenden Erwerbsbeteiligung Älterer resultiert.


Eine weitere Erhöhung des Arbeitsvolumens ist durch eine stärkere Zuwanderung möglich. Im Jahr 2021 kamen rund 1,9 Millionen Menschen aus dem Ausland, um hier zu arbeiten. Das sind ca. 4% der Erwerbstätigen in Deutschland. Die meisten stammen aus EU-Staaten, viele weitere aus europäischen Staaten außerhalb der EU. Allerdings war die Arbeitslosigkeit unter Ausländern mit 12,5% im März 2022 auch besonders hoch, wobei vor allem Asylbewerber mit 30,2% eine deutlich höhere Arbeitslosenquote aufwiesen als Erwerbspersonen aus der EU (7,9%). Hier zeigt sich das große Potenzial, das allerdings nur dann genutzt werden kann, wenn ausländische Arbeitskräfte qualifiziert und integriert werden. Um es Fachkräften zu erleichtern, nach Deutschland einzuwandern, wurde das Fachkräfteeinwanderungsgesetz Ende 2022 liberalisiert. Fachkräfte mit beruflicher, nicht-akademischer Ausbildung können leichter einwandern. Bereits bestehende Regelungen für Fachkräfte mit Hochschulabschluss werden fortgeführt und teilweise weiter erleichtert.


Ein großes Problem bleibt die Qualifizierung hier lebender Menschen mit Migrationshintergrund. Vor allem die Schulen, aber auch andere Weiterbildungsinstitutionen sind hier in der Pflicht. Im Jahr 2020 hatten nach dem Mikrozensus 11,9% der Personen mit Migrationshintergrund keinen Schulabschluss und 38,2% keinen beruflichen Abschluss. Diese Zahlen beziehen sich auf die Gesamtzahl der Zugewanderten. Wenn man aber die Kompetenzen der zukünftigen Arbeitskräfte betrachtet, sieht es auch nicht gut aus: So hat der IQB-Bildungstrend 2021 festgestellt, dass sich das Kompetenzniveau von Viertklässlern durch die Schulschließungen in der Corona-Pandemie seit 2016 bzw. 2011 in allen untersuchten Bereichen signifikant verringert hat, dass aber bei Kindern mit migrantischem Hintergrund dieser Rückgang deutlich ausgeprägter war. Wenn der zukünftig steigende Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften aus diesem Potenzial befriedigt werden sollte, müssen jetzt die Weichen dafür gestellt werden.


Wenn die Zahl der Erwerbstätigen sinkt und damit auch die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung, könnte einer bessere Digitalisierung helfen: Die Arbeitsabläufe und Arbeitsprozesse könnten arbeitssparender mithilfe von digitaler Technik organisiert werden. Sollten allerdings die Finanzierungsprobleme in der Rentenversicherung gelöst werden, müsste die in Zukunft kleinere Zahl von Arbeitnehmern einen höheren Lohn erhalten, aus dem dann die höheren Rentenbeiträge gezahlt werden. Dies ist dann nicht einfach, wenn die Arbeitskräfte beispielsweise in der Pflege beschäftigt werden. Dort ist eine Digitalisierung vorläufig noch schwer vorstellbar. Und hier wird auch deutlich, dass eine höhere oder zumindest gleichbleibende Wertschöpfung bei weniger Arbeitskräften nur dann erreichbar ist, wenn die Arbeitsproduktivität steigt. Aber gerade hier hat sich in jüngster Vergangenheit gezeigt, dass in Deutschland die Arbeitsproduktivität mit durchschnittlich 1,1% p.a. (1995-2018) nur langsam gewachsen ist, langsamer als man es von der deutlichen Digitalisierung in diesem Zeitraum erwartet hätte. Als Hauptursache wird die zunehmende Beschäftigung im Dienstleistungssektor angesehen.


Handelnde Institutionen

Wenn es tatsächlich einen Mangel an Fachkräften gibt, so sind die Unternehmen in der Pflicht, für Berufstätige den Arbeitsplatz attraktiv zu gestalten, durch höhere Löhne und gute Arbeitsbedingungen. Vor allem im Handwerk ist es entsprechend auch erforderlich, Ausbildungsplätze bereitzustellen. Ältere Arbeitnehmer müssen beständig weiter qualifiziert werden. Das gleiche gilt für Arbeitslose. Hier muss sich die Bundesanstalt für Arbeit stärker engagieren.


Aber auch in Bereichen, die nicht direkt mit Arbeitsplätzen verbunden sind, kann viel für die Zunahme der Erwerbstätigen getan werden: Der Gesetzgeber sollte die Steuergesetzgebung unter dem Aspekt der Frauenerwerbsquote überdenken und Teilzeitarbeit weniger stark begünstigen. Auch die Gesetzgebung zur Zuwanderung sollte liberalisiert werden, was derzeit ja auch mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz angeschoben wird.


Aber auch Länder und Kommunen können zur Erhöhung und Qualifizierung der Erwerbstätigkeit beitragen: Zum einen dadurch, dass günstige Plätze für die Kinderbetreuung bereitgestellt werden. Zum anderen aber dadurch, dass Kinder und Jugendliche vor allem in sozialen Brennpunkten und in Bereichen mit einer hohen Migrantenquote in den Schulen besser qualifiziert werden.

Dieser kurze Überblick über verschiedene Aspekte des Themas bedarf an vielen Stellen der Ergänzung und einer eingehenderen Analyse – was wir in einer neuen Makronom-Serie tun werden. Wie schon frühere Serien wird auch die Fachkräftemangel-Serie einen „offenen“ Charakter haben: Wir haben bereits einige AutorInnen für verschiedene Beiträge gewinnen können. Es besteht aber die Möglichkeit, noch eigene Akzente zu setzen oder mit Repliken auf bereits erschienene Beiträge zu reagieren. Themenvorschläge schicken Sie bitte an redaktion@makronom.de.

 

Zur Autorin:

Susanne Erbe ist Redakteurin beim Makronom. Bis Ende 2020 war sie stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift Wirtschaftsdienst. Auf Twitter: @susanneerbe


Info: https://makronom.de/was-tun-gegen-den-fachkraeftemangel-43482?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=was-tun-gegen-den-fachkraeftemangel

21.02.2023

Nachrichten von Pressenza: Welttag der sozialen Gerechtigkeit !!

Nachrichten von Pressenza - 21.02.2023



Welttag der sozialen Gerechtigkeit !!


Wir brauchen Gesetze und Sozialleistungen, die ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen! Österreich ist der einzige EU-Staat, der keine sozialen Grundrechte in seiner Verfassung verankert hat. Um soziale Gerechtigkeit zu garantieren, brauchen wir ein System, indem Sozialleistungen Menschen vor Armut schützen und…

http://www.pressenza.net/?l=de&track=2023/02/welttag-der-sozialen-gerechtigkeit/


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Wenn der Staat tötet


»Du sollst nicht töten!« Dieses Gebot gilt weltweit als schlimmes Verbrechen. Sieht ein Staat in seiner Rechtsordnung aber die Todesstrafe vor, ist die Tötung legitimiert. Ein Grundwidersprich, der besteht, solange es die Todesstrafe gibt. Doch die historischen Legitimations-Argumente verlieren –…

http://www.pressenza.net/?l=de&track=2023/02/wenn-der-staat-toetet/


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Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.

21.02.2023

Lost in EUrope Update

aus e-mail von <eboneu-1-gmail-com@getresponse-mail.com>, 21. Februar 2023, 08:02 Uhr


Nachricht im online Modus https://app.getresponse.com/view.html?x=a62b&m=BlJ2CK&mc=IQ&r=Sgz6P&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=EQxcQdH& ansehen


Der tägliche Update.

Vom unabhängigen EU-Blog aus Brüssel.



Selenskyj: In der Ukraine geht es um die Weltordnung https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hBAFqk&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=E9bHpB&



Offenbar beschwingt vom Besuch des US-Präsidenten Biden in Kiew, ordnet Präsident Selenskyj den Krieg völlig neu ein. Im Konflikt mit Russland gehe auch um die Gestaltung künftiger globaler Beziehungen…

Weiterlesen » https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hBAFqk&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=EMQEGjC&



Der Weg der EU in den Krieg: Das Ende der Diplomatie https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hBAFnF&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=EM4HQKO&



Am 9. Dezember 2012 bekam die EU den Friedensnobelpreis. Knapp elf Jahre später unterstützt sie die Ukraine im Krieg gegen Russland. Wie konnte es dazu kommen? Was waren die wichtigsten Wendepunkte?

Weiterlesen » https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hBAFnF&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=Etlstxf&



Biden besucht Kiew, Blinken droht Peking – und Brüssel hat den Frieden vergessen https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hBAFDq&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=EIc1JXV&



Die Watchlist EUropa vom 20. Februar 2023 – Diesmal mit dem Besuch von US-Präsident Biden in Kiew und Warschau, dem Treffen der EU-Außenminister – und dem historischen Scheitern der “Friedensunion”.

Weiterlesen » https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hBAFDq&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=EIr3IJG&


unser weiterer Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

21.02.2023

Die Antikriegsbewegung. Gemeinsam demonstrieren.

Global Research, vom 20. Februar 2023, Von Diana Johnstone Consortiumnews 14. Februar 2023 Region:

Thema:


Wenn die Kundgebung vom 19. Februar zur Beendigung des Krieges in der Ukraine scheitert, wird dies kein Erfolg für andere Antikriegsorganisationen sein, die nicht mit der Libertarian Party übereinstimmen. Es wird nur zeigen, dass interne Spaltungen jede Hoffnung zunichte machen können.


Ein Haufen Leute, die in vielen Dingen anderer Meinung sind, haben sich tatsächlich zusammengetan, um nächsten Sonntag in Washington eine große Antikriegskundgebung zu organisieren. Ich sage, Bravo!


In einer Nation, die so gespalten ist wie die Vereinigten Staaten heute, ist eine große Kundgebung von Menschen, die sich in allem einig sind, kaum vorstellbar.


Eine Kundgebung von Menschen, die anderer Meinung sind, gibt Hoffnung, dass eine Bewegung zur Beendigung des Krieges wachsen und sogar das politische System erschüttern kann, das durch den militärisch-industriellen Kongresskomplex und die von seinen unterwürfigen Medien verbreitete Verwirrung gelähmt ist.


Im Ausland haben die Vereinigten Staaten tiefe politische Feindseligkeiten ausgenutzt, um einen Krieg in der Ukraine zu provozieren, der darauf abzielt, Europa endgültig zu spalten, Russland vollständig von Deutschland und der EU abzuschneiden und die dauerhafte Kontrolle der USA über Westeuropa zu festigen.


Diese spaltende Politik wird auf alle möglichen hinterhältigen Arten verfolgt, die es schwierig machen, sie aufzudecken und zu erklären. Der Krieg in der Ukraine führt zu einer Spaltung zwischen denen, die verstanden haben, worum es geht, und denen, die es nicht verstanden haben. Es bedarf einer großen Bewegung, um Diskussionen, Verständnis und Widerstand zu verbreiten.

Während die amerikanische politische Klasse die Außenpolitik des „Teile und herrsche“ der Kriegsmaschinerie unterstützt, hat sie in den letzten Jahren auch interne Spaltungen in einem beispiellosen Ausmaß gefördert – einige davon real, andere mehr oder weniger künstlich.


Das Ausmaß der internen Feindseligkeit spiegelt den internationalen Hass wider, der durch die geopolitische Denkweise von US-Präsident Joe Biden geschürt wird. WIR sind die GUTE (Demokratie), SIE sind die BÖSEN (nicht mehr Kommunismus, sondern „Autokratie“).


Zu Hause sind Demokraten und Republikaner, links und rechts, zwei verschiedene Spezies, eine Spezies, die gut geboren wurde, und die andere, die schlecht ist. Die Bösen sind von Natur aus böse, mit einer ansteckenden Schlechtigkeit, also dürfen wir uns nicht treffen und versuchen, sie zu überzeugen. Wir dürfen nichts mit ihnen zu tun haben, und eine politische Apartheid könnte die Lösung sein. Sowohl im Inland als auch im Ausland herrscht eine Art moralischer/politischer Rassismus, der eine totale Spaltung zwischen den USA und IHNEN schafft.


Erste nationale Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine, Bedrohung durch Harmagedon: 19. Februar


In einer solchen Atmosphäre ist es kein Wunder, dass die Kundgebung „Rage Against the War Machine“ vom 19. Februar, ihre Organisatoren und ihre Sprecher angegriffen werden, weil sie nicht gut genug seien.


Organisatoren & Referenten

Die wichtigsten angekündigten Organisatoren der Rage-Kundgebung sind zwei relativ schwache politische Organisationen: die Volkspartei und die Libertäre Partei. Ihre Schwäche sollte ein positives Signal sein. Da keiner von beiden die Kraft hat, eine wirklich bedeutende Antikriegsbewegung alleine zu führen, bieten diese Sponsoren die Bewegung freiwillig allen an, die sie aufnehmen. Also schnapp es dir!


Die Kundgebung selbst wird jedoch zwangsläufig auch von einigen Gegnern des aktuellen Krieges wegen politischer Mängel der Organisatoren angegriffen.


Könnten altgediente Aktivisten so kleinlich sein, eifersüchtig zu sein, dass jemand anderes zuerst da war? Ich hoffe nicht.


Der altgediente Sozialist und Antikriegskämpfer Jeff Mackler hat die Kundgebung scharf als „reaktionär“ verurteilt, hauptsächlich weil sie von der Libertarian Party unterstützt wird. Sein Erfolg wäre eine Niederlage für alle Feinde des kapitalistischen Systems, behauptet er. An einer Stelle bemerkt er:


„Die Forderung der Libertären nach einer Rückkehr zu einer kapitalistischen Gesellschaft, in der ‚freier Wettbewerb‘ herrscht, ist reine Fantasie.“


Zum einen hat diese Politik nichts mit den Forderungen der Kundgebung zu tun. Zum anderen, wenn die sozioökonomische Politik der Libertarian Party tatsächlich reine Fantasie ist, die in der heutigen Welt völlig unanwendbar ist, gibt es keinen Grund zur Sorge.


Kommen Sie zur Kundgebung, versuchen Sie, einen Libertären zu finden und streiten Sie. Libertäre sind dagegen, Milliarden für den Krieg auszugeben, das ist ein Punkt der Übereinstimmung, der eine fruchtbare Diskussion anstoßen könnte.


Linke Militante, die glauben, dass ein Mann in eine Frau verwandelt werden kann, sollten keine Probleme haben zu glauben, dass ein Libertärer in einen Sozialisten verwandelt werden könnte. Solche Wunder geschehen.


Schuld durch Assoziation  

Außerdem macht die Präsenz der Volkspartei deutlich, dass die extreme freie Marktpolitik der Libertären für die Kundgebung irrelevant ist.


Die Libertarian Party demonstrierte schnell ihre Unfähigkeit, die Bewegung sehr weit zu führen, indem sie es versäumte, einen wichtigen angekündigten Redner gegen persönliche Angriffe zu unterstützen – übrigens zum Entsetzen führender Libertärer. Aber der Zug rollt weiter.


Einige Kritiker der Kundgebung zitieren ein Lieblingsklischee der selbstgerechten Linken, wonach wir uns fernhalten müssen, um rechte Teilnehmer nicht zu „legitimieren“. Diese „Legitimierungs“-Drohung ist lediglich die Kehrseite der Medaille „Schuld durch Assoziation“. Beide sind es gewohnt, sich der Diskussion ernster Angelegenheiten zu entziehen, indem sie politische Überzeugungen wie unheilbare ansteckende Krankheiten behandeln.


Es ist absolut kindisch zu behaupten, dass jemand durch zufällige Assoziationen, wie die Teilnahme an einer Antikriegsdemonstration, „legitimiert“ (oder schuldig) ist.


Die Rednerliste vom 19. Februar ist sehr lang, vielleicht sogar zu lang für die vorgesehene Zeit. Aber es geht ja gerade darum, eine Reihe von Standpunkten aufzuzeigen.


So sehr ich mit diesem oder jenem in irgendetwas oder sogar in allem anderen nicht einverstanden sein mag, ich bin froh zu sehen, dass sie zusammenkommen, um den Ansturm auf den Dritten Weltkrieg zu stoppen.


Wenn das Thema KRIEG ist und Sie sich nur mit Menschen in Opposition setzen können, die in allem anderen mit Ihnen übereinstimmen, haben Sie den Sinn für gemeinsame Menschlichkeit verloren.


Die Liste der Organisatoren ist kurz, zu kurz. Es wäre großartig, ANSWER, Black Alliance for Peace, Code Pink und andere langjährige Antikriegsorganisationen involviert zu sehen. Keiner von ihnen ist stark genug, um alleine eine große Massenbewegung aufzubauen – zumindest hat keiner von ihnen bisher etwas so Vielversprechendes vorgeschlagen wie den 19. Februar.


Das Scheitern am 19. Februar wäre nicht ihr Erfolg. Es wäre ein Fehlschlag für alle, die sich dem Krieg widersetzen, und würde zeigen, dass interne Spaltungen jede Hoffnung zunichte machen können.


Die Kundgebung ist eröffnet. Jeder kann an seinem Erfolg teilhaben, indem er die Party zum Einsturz bringt, seine Unterstützer und Freunde aufrüttelt und die Kundgebung in eine breite, weit offene Massenbewegung verwandelt, die wirklich beginnen kann, die Kriegsmaschinerie herauszufordern. Das Bedürfnis nach Frieden ist niemandes Privateigentum.


Wo auch immer Sie sehen, dass der Widerstand der Bevölkerung gegen den Krieg zum Leben erwacht, gehen Sie dorthin und machen Sie ihn für alle zugänglich.


Diana Johnstone  ist die Autorin von  Fools' Crusade: Yugoslavia, NATO, and Western Delusions . Ihr neustes Buch ist   Circle in the Darkness: Memoirs of a World Watcher  (Clarity Press). Die Memoiren von Diana Johnstones Vater Paul H. Johnstone,  From MAD to Madness , wurden von Clarity Press mit ihrem Kommentar veröffentlicht. Sie ist unter diana.johnstone@wanadoo.fr erreichbar  .


Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Center for Research on Globalization (CRG).


Ausgewähltes Bild: Wintersonne über dem Lincoln Memorial, geplanter Mittelpunkt der Rage Against the War Machine-Kundgebung am 19. Februar 2023 zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. (Tim Brown/GPA-Fotoarchiv, Flickr, CC BY-NC 2.0)


Die ursprüngliche Quelle dieses Artikels ist Consortiumnews

Urheberrecht © Diana Johnstone , Consortiumnews , 2023a


Info: https://www.globalresearch.ca/antiwar-movement-demonstrate-together/5809268


unser weiterer Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

21.02.2023

Neue Beweise für US-Beteiligung an der Sprengung von Nord Stream

US-Journalist John Dugan enthüllt neue Erkenntnisse über die Sprengung von Nord Stream durch die USA


seniora.org, 21. Februar 2023, MOSKAU, 16. Februar 2023  – RIA Novosti.

An der NATO-Übung Baltops-2022, die im vergangenen Sommer in der Nähe der dänischen Insel Bornholm stattfand, waren amerikanische Taucher mit Tiefseeausrüstung beteiligt, wie aus einem anonymen Schreiben hervorgeht, das dem US-Journalisten John Dugan vorliegt.


Geschätzte Leserinnen und Leser, wir leben in einer unvorstellbaren medialen Wüste, denn solche Informationen bekommt man nur auf Umwegen mitgeteilt...

Schauen Sie sich das youtube video an, das wir in der deutschen Übersetzung eingefügt haben: Sy Hersh sagt, die Taucher kamen von Panama City, Florida...
Wir legen Ihnen diesen Beitrag zu Ihrer eigenen Meinungsbildung vor. Herzlich Willy Wahl


Er stellte RIA Novosti den Wortlaut des Schreibens zur Verfügung. Dugan sagte, er habe allen Grund, der anonymen Quelle zu vertrauen, da er Beweise   – Fotos von der Übung und Dokumente   – vorgelegt habe. Er bat jedoch darum, diese nicht zu verbreiten, da er befürchtete, seine Identität preiszugeben. Der Brief wurde am 2. Oktober von einem Wegwerf-E-Mail-Konto aus verschickt. Dugan versuchte, mit dem Verfasser Kontakt aufzunehmen, was ihm jedoch nicht gelang.

"Ich habe volles Vertrauen in den Brief. Er enthält Details, die nur eine Person, die mit der Übung Baltops-2022 und der Tiefseeausrüstung vertraut ist, hätte liefern können. Alles war korrekt", sagte der Journalist gegenüber RIA Novosti.

Der Verfasser des Schreibens behauptet, im Juni letzten Jahres an der Baltops-Übung teilgenommen zu haben. Ihm zufolge lieferte ein Hubschrauber am 15. Juni eine Gruppe von Amerikanern in Zivilkleidung ab.

"Mein erster Gedanke: Sie sahen aus wie eine Gruppe von Terroristen", heißt es in dem Schreiben.

Der Autor erklärt, dass er ihre Frisuren, Schnurrbärte und Bärte sowie das Fehlen von Namensschildern seltsam fand.


Die Taucher wurden von einem Vizeadmiral der Sechsten US-Flotte und einer Gruppe von Männern in Zivil empfangen. Ihr Gespräch konnte der Verfasser des Schreibens wegen des Hubschrauberlärms nicht hören.

Der Zeuge sagte, er habe bemerkt, dass die Amerikaner MK-29 Atemgeräte [Anm: Video aus Panama City: https://www.youtube.com/watch?v=rCbPlSGrXZ8 ) hatten, die ein Helium-Sauerstoff-Gemisch für das Tiefseetauchen verwenden. Sie hatten auch andere hochentwickelte und teure Ausrüstung, die von normalen Marineeinheiten nicht verwendet wird. Sie hatten auch kleine Kisten dabei.

Die Taucher selbst sagten, sie würden an einer Minenräumübung teilnehmen: Sie sollten mit einem Schlauchboot in ein bestimmtes Gebiet fahren und dort Antischiffsminen finden und entfernen. Allerdings verfügten sie nicht über die entsprechende Ausrüstung. Und nachdem sie mit dem Vizeadmiral gesprochen hatten, fuhren sie nach Angaben des Verfassers des Schreibens nicht in das Übungsgebiet und waren lange Zeit abwesend.

"Sie verließen das Boot mit ihren Atemgeräten und verschwanden für mehr als sechs Stunden unter Wasser. Es gibt keine autonome Ausrüstung, die es einem Taucher erlaubt, sechs Stunden unter Wasser zu bleiben. Mit den neuesten militärischen Systemen sind es höchstens drei oder vier Stunden", heißt es in dem Schreiben. Dem Verfasser zufolge kehrte das US-Militär ohne die Kisten zurück, dann holte ein Hubschrauber sie ab.

In einem Briefing vor Baltops 2022 sagte der Befehlshaber der Sechsten Flotte, Vizeadmiral Eugene Black, dass die Übung auch Unterwasser-Minenräumübungen umfasse. Da der Verfasser des Schreibens jedoch nicht kontaktiert werden konnte, konnte Dugan die Identität des in dem Schreiben erwähnten Vizeadmirals nicht bestätigen.


Letzte Woche veröffentlichte der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete amerikanische Journalist Seymour Hersh einen Artikel, in dem er einen Unfall mit russischen Gasexportpipelines auf dem Grund der Ostsee untersuchte. Seiner Version zufolge haben US-Taucher während der Baltops-2022 Sprengstoff unter Nord Stream und Nord Stream 2 platziert, der drei Monate später von den Norwegern gesprengt wurde. Und Präsident Joe Biden habe nach mehr als neun Monaten geheimer Gespräche mit dem nationalen Sicherheitsteam beschlossen, das Pipelineprojekt zu sabotieren, so der Journalist. Seiner Ansicht nach war der Grund dafür Bidens Befürchtung, dass Deutschland, das über die Nord-Streams Gas aus Russland bezieht, sich nicht an der militärischen Unterstützung der Ukraine beteiligen wollte.


Washington weist diese Anschuldigungen kategorisch zurück.


Die Angriffe auf russische Exportpipelines fanden am 26. September statt, als an vier Stellen gleichzeitig Gaslecks entdeckt wurden. Schweden, Dänemark und Deutschland untersuchen den Vorfall, haben aber bisher noch keine konkreten Ergebnisse erzielt. Der Kreml hat den Unfall als einen Akt des internationalen Terrorismus bezeichnet.


Quelle: https://ria.ru/20230216/vodolazy-1852456054.html

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Hier der russische Originaltext

John Dogan RIA Novosti


16:32 16.02.2023
 (обновлено: 19:10 16.02.2023)

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Появились новые свидетельства причастности США к подрыву "Северных потоков"

Американский журналист Джон Дуган представил новые данные по подрыву США Nord Stream

© AFP 2023 / JONATHAN NACKSTRAND

Учения Baltops-2022 в Балтийском море. Архивное фото

Читать ria.ru в

МОСКВА, 16 фев — РИА Новости. В учениях НАТО Baltops-2022, которые проходили минувшим летом в районе датского острова Борнхольм, участвовали американские водолазы с глубоководным оборудованием, говорится в анонимном письме, полученном американским журналистом Джоном Дуганом.

Текст письма он предоставил РИА Новости. По словам Дугана, у него есть все основания доверять анонимному источнику, так как тот предъявил доказательства — фотографии с учений и документы. Но он просил не распространять их, опасаясь раскрытия своей личности. Письмо было отправлено с одноразового ящика электронной почты 2 октября. Дуган пытался связаться с автором, но безуспешно.

16 февраля, 11:02

США пытаются замотать расследование по "Северным потокам", считает эксперт

"Я полностью доверяю письму. В нем содержатся подробности, которые мог предоставить только человек, хорошо знакомый с учениями Baltops-2022 и глубоководным оборудованием. Все было корректно", — заявил журналист РИА Новости.

Автор письма утверждает, что в июне прошлого года участвовал в учениях Baltops. По его словам, 15 июня вертолет доставил группу американцев в гражданской одежде.

"Моя первая мысль: они выглядели как группа террористов", говорится в письме.

Автор поясняет, что ему показались странными их прически, усы и бороды, а также отсутствие именных жетонов.

Дайверов встречали вице-адмирал Шестого флота ВМС США и группа людей в штатском. Их разговор автор письма не слышал из-за шума вертолета.

Свидетель рассказал, что заметил у американцев ребризеры MK-29, в которых используется кислородно-гелиевая смесь для глубоководного погружения. Кроме того, у них было и другое высокопрофессиональное и дорогостоящее оборудование, которое не применяют обычные военно-морские подразделения. Кроме того, они привезли небольшие ящики.

15 февраля, 03:23

Стало известно, сколько бомб сработало под "Северными потоками"

Сами водолазы говорили, что будут участвовать в учениях по разминированию: они должны были выплыть на резиновой лодке в определенный район, найти и обезвредить противокорабельные мины. Однако оборудования для этого при них не было. А после беседы с вице-адмиралом, утверждает автор письма, они направились не в район учений и отсутствовали довольно долго.

"Они покинули лодку в своих ребризерах и исчезли под водой на более чем шесть часов. Не существует такого автономного снаряжения, которое позволит дайверу продержаться под водой шесть часов. С новейшими военными системами — три или четыре часа максимум", — говорится в письме. По словам автора, американские военные вернулись уже без ящиков, затем их забрал вертолет.

На брифинге перед началом Baltops-2022 командующий Шестым флотом вице-адмирал Юджин Блэк рассказывал, что в программу учений входит отработка подводного минирования. Но поскольку с автором письма связаться не удалось, Дуган не смог подтвердить личность вице-адмирала, о котором говорится в письме.

На прошлой неделе американский журналист, лауреат Пулицеровской премии Сеймур Херш опубликовал статью о расследовании аварии на российских экспортных газопроводах, проложенных по дну Балтийского моря. По его версии, американские водолазы заложили взрывчатку под "Северный поток" и "Северный поток — 2" во время Baltops-2022, а спустя три месяца норвежцы привели ее в действие. Причем президент Джо Байден решился на диверсию после более чем девяти месяцев секретных обсуждений с командой по нацбезопасности, утверждает журналист. По его мнению, поводом стали опасения Байдена из-за того, что Германия, получающая по "Северным потокам" газ из России, не захочет участвовать в военной помощи Украине.

В Вашингтоне эти обвинения категорически опровергают.

Теракты на российских экспортных трубопроводах произошли 26 сентября — тогда утечку газа обнаружили сразу в четырех местах. Швеция, Дания и Германия проводят расследования, но ни к каким конкретным результатам они пока не привели. В Кремле назвали аварию актом международного терроризма.

https://ria.ru/20230216/vodolazy-1852456054.html


Info: https://seniora.org/politik-wirtschaft/neue-beweise-fuer-us-beteiligung-an-der-sprengung-von-nord-stream?acm=3998_1655


unser weiterer Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

21.02.2023

Politik
JUSTIZSTREIT IN ISRAEL
Eine verfassungsrechtliche Bombe

faz.net, 21. Februar 2023, Seite 1, Von Christian Meier


Entscheidungen des Obersten Gerichts sollen in Israel in den meisten
Fällen vom Parlament aufgehoben werden können. Kritiker sehen die
Demokratie in Gefahr


Unterstützung für das Oberste Gericht: Zehntausende demonstrieren am Montag in
Jerusalem gegen die geplante Justizreform der Regierung. (Bild)


Zitat: Es ist kurz vor neun Uhr morgens, Yaniv Roznai ist schon in Eile. Gleich muss er
von dem Café im Norden Tel Avivs zur Reichman-Universität in Herzliya fahren,
wo er eine Juraprofessur innehat. Anschließend muss er irgendwie gleichzeitig
mit Zehntausenden Demonstranten nach Jerusalem gelangen – denn dort soll er
mittags vor der Knesset eine Rede halten, auf der Hauptkundgebung gegen die
Justizreform. Und um 4.30 Uhr nachmittags wieder in Tel Aviv sein, um die
Kinder abzuholen. Es sind bewegte Zeiten in Israel, auch für Verfassungsrechtler.
Roznai ist Ko-Direktor eines Instituts mit dem sehr aktuellen Namen
„Rubinstein-Zentrum für verfassungsrechtliche Herausforderungen“.


Er gehörtdarüber hinaus zu den Wortführern des Widerstands gegen die Pläne der
Regierung von Benjamin Netanjahu. Am Mittag in Jerusalem warnt er davor, die
Reform sei eine „tickende verfassungsrechtliche Bombe“.


Mehr als 60.000 Menschen haben sich dort zum Protest versammelt, während es
im ganzen Land Streiks und weitere Demonstrationen gibt. Kurz danach beginnt
das Plenum der Knesset, sich zum ersten Mal mit einem Teil der Reform zu
befassen. Die Abstimmung sollte noch am Montagabend stattfinden. Zur Debatte
standen zwei der ersten Gesetzesänderungen, die Justizminister Jariv Levin und
Simcha Rothman, der Vorsitzende des Knesset-Justizausschusses, vorgelegt
haben.


Mehr Einfluss der Regierung bei der Richterwahl
Die eine reformiert das Prozedere für die Richterwahl. In der derzeitigen, seit
1953 bestehenden Form hat das Richterwahlkomitee neun Mitglieder: zwei
Minister, zwei Parlamentsabgeordnete (einer von ihnen von der Opposition), drei
Richter des Obersten Gerichts sowie zwei Vertreter der Anwaltskammer. Für die
Wahl von Richtern des Obersten Gerichts sind sieben Stimmen erforderlich – das
heißt, dass die drei Richter im Komitee zusammen die Wahl eines Kandidaten
verhindern können. Dies war die Grundlage von Behauptungen von Levin und
anderen, dass in Israel die Obersten Richter „sich selbst wählen“. Allerdings
bilden auch die drei Vertreter der Regierungskoalition in dem Gremium eine
Sperrminorität.


Künftig soll das Komitee weiterhin neun Mitglieder haben, die jedoch nur noch
von den drei Staatsgewalten kommen sollen: drei Minister, drei
Parlamentsabgeordnete (einer von ihnen von der Opposition) und drei Richter
(zwei von ihnen im Ruhestand). Da künftig für alle Wahlen eine Mehrheit von
fünf Stimmen ausreichen soll, verfügte die Regierungskoalition stets über eine
Mehrheit in dem Gremium und hätte damit künftig alle Ernennungen von
Richtern in der Hand.


Bei der zweiten Gesetzesänderung geht es um die Möglichkeit des Obersten
Gerichts, sogenannte „Grundgesetze“ einer rechtlichen Überprüfung zu
unterziehen: Diese Möglichkeit soll nun entfallen. In das „Grundgesetz Justiz“ soll
eine entsprechende Bestimmung eingefügt werden. Diese Änderungen sollen
nicht die einzigen bleiben. Bei der Vorstellung seiner Pläne im Januar nannte
Justizminister Levin weitere Punkte: Dem Obersten Gericht soll es erschwert
werden, normale Gesetze und Regierungsentscheidungen für grundgesetzwidrig
zu erklären; wenn die Richter das dennoch tun, soll die Knesset in den
allermeisten Fällen mit der absoluten Mehrheit die Richterentscheidung
überstimmen können; die Kategorie der „Angemessenheit“ bei der Prüfung von
Gesetzen und Ernennungen durch das Gericht soll entfallen. So könnte etwa der
auf Anordnung des Gerichts entlassene Aryeh Deri wieder Minister werden. Die
Rechtsberater in den Ministerien sollen nicht mehr unabhängige
Staatsbedienstete sein, sondern von Politikern ernannt werden.


„Viele Dinge nicht schriftlich niedergelegt“


Schließlich soll das bisherige, auf dem Senioritätsprinzip beruhende Verfahren
zur Bestimmung des Vorsitzenden des Obersten Gerichts geändert werden:

so,dass auch Personen ernannt werden können, die bis dato nicht dem Gericht
angehörten. Viele der geplanten Änderungen, die von der Opposition und
zahlreichen Experten vehement abgelehnt werden, führen in schwieriges
verfassungsrechtliches Terrain.


„In Israel sind viele Dinge nicht schriftlich niedergelegt“, sagt Roznai, „und selbst
die schriftlich festgehaltenen Regeln sind nicht fest verankert.“ Als Beispiel nennt
er die „Grundgesetze“, die in Israel als Ersatz für die nicht vorhandene Verfassung
gelten: Sie können mit einfacher absoluter Mehrheit der Knesset-Mitglieder
erlassen oder geändert werden. Als er kürzlich bei einer Veranstaltung mit dem
Justizausschuss-Vorsitzenden Rothman diskutierte, habe ein Zuhörer Letzteren
gefragt, wie sichergestellt sei, dass die Knesset nicht einfach ein „Grundgesetz“
erlasse, das beispielsweise die Thora zur Richtschnur aller Gesetzgebung erklärt.
Rothman habe geantwortet: „Aber das ist doch nicht der Plan. Vertraut uns“, sagt
Roznai und fügt hinzu, genau das sei das Problem: „Ein verfassungsrechtliches
Konstrukt beruht nicht auf Vertrauen – es beruht darauf, dass Machtmissbrauch
verhindert wird.“ Wie könne er einer Regierung vertrauen, die alle Checks und
Balances abschaffe?


Die Befürworter der Reform führen ins Feld, dass das Oberste Gericht seine
Kompetenz im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte beständig ausgedehnt habe.
Den Richtern wird immer wieder vorgeworfen, sie seien „aktivistisch“ und
verfügten über weit mehr Macht als Richter in anderen Ländern.


Ministerpräsident Netanjahu sagte im Januar: „Die Wahrheit ist, dass die Balance
zwischen den Gewalten im Regierungssystem in den vergangenen zwei
Jahrzehnten verletzt wurde, insbesondere in den vergangenen Jahren.“ Die
Reformen der Regierung würden „die Demokratie nicht zerstören, sondern
stärken“, so Netanjahu.


Der Verfassungsrechtler Roznai hält dem entgegen, dass seit 1992 in Israel etwa
4000 Gesetze verabschiedet worden seien – das Oberste Gericht habe gerade
einmal in 22 Bestimmungen eingegriffen. „Es geht hier nicht um das Gericht“,
sagt der Hochschullehrer, „es geht um Politiker, die absolute Macht wollen.
Abgesehen davon seien er und die meisten anderen Gegner der Regierungspläne
durchaus bereit, Reformen im Justizsystem durchzuführen – „aber nicht in der
extremsten Form“.


Info: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/justizstreit-in-israel-eine-verfassungsrechtliche-bombe-18693460.html

21.02.2023

Die polnische Linke über den Russland-Konflikt: Weder Putin, noch Biden

berliner-zeitung.de, 19.02.2022 | 05:33 Uhr, Magdalena Milenkovska, Dorota Kolarska , Jakub Gronowskil, Zofia MaliszDie deutsche Linke hat großes Verständnis für die Sicherheitsinteressen Russlands. Was sagt die polnische Linke? Sie will einen dritten Weg.


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Mitglieder des Berliner Ablegers der polnischen Linkspartei „Razem“ und der polnisch-feministischen Gruppe „Dziewuchy Berlin“ protestieren vor dem Reichstag.         Razem Berlin


In einem kürzlich erschienenen Artikel in der Berliner Zeitung am Wochenende argumentiert der Autor und Russland-Experte Michael von der Schulenburg, dass Russlands Verlegung von mehr als 100.000 Soldaten an die Grenze zur Ukraine eine direkte Reaktion auf die Ankündigung der Nato gewesen sei, die Ukraine eines Tages als Mitglied aufzunehmen. Diese Meinung spiegelt zahlreiche Stimmen der westlichen Linken – zum Teil auch aus deutschen Regierungskreisen – wider.


Die Angst Russlands um seine eigene Sicherheit wird als Hauptargument zur Rechtfertigung russischer Militäraktionen angeführt. Der kritische Blick verlagert sich von Putin auf die Nato, der vorgeworfen wird, mit ihrer „Expansion“ oder gar „Aggression“ das Machtgleichgewicht in Europa zu stören und sich in Russlands „Einflusssphäre“ einzumischen.


Trotz unserer skeptischen Haltung gegenüber der Nato und der amerikanischen Politik sehen wir als linke polnische Partei Razem, die in Berlin einen Ableger hat, eine Falle in dieser Denkweise. Wenn man ihr folgt, kann man leicht die tatsächlichen Gründe für Moskaus Handeln übersehen: ein unrechtmäßiges Gefühl der Souveränität über die Ukraine und neoimperialistische Bestrebungen. Wir vertreten den Standpunkt, dass unsere Außenpolitik von Antiimperialismus und der Sorge um die Selbstbestimmung der Bürger geleitet sein sollte. Die Konstatierung des russischen Imperialismus steht nicht im Widerspruch zu einer Kritik an den USA, sondern ermöglicht es uns, über die Betrachtungsweise der Geopolitik des Kalten Krieges oder gar des Kolonialismus hinauszugehen.


Die Sichtweise hängt davon ab, wo man sitzt

Razem ist eine 2015 gegründete polnische Partei, die die mittel- und osteuropäische Perspektive der europäischen Linken stärken will. Uns ist aufgefallen, dass man unsere Stimmen in Westeuropa, auch im Zusammenhang mit der Verteidigung Europas an der Ostflanke, kaum hört. Wir wollen mit unserer Sichtweise – aus der Mitte einer Region, die in schwieriger Nachbarschaft zu Russland steht – mehr Nuancen in die westliche Sichtweise z.B. auf die ukrainisch-russischen Krise einbringen. Eine Auseinandersetzung unserer Partner und Freunde im Westen mit dieser Sichtweise könnte dazu beitragen, verhängnisvolle Vereinfachungen zu vermeiden, die zu einer naiven Unterstützung der russischen Seite führen.


Wir können uns diese Vereinfachungen nicht leisten. Nicht zu einer Zeit, in der Russland unerbittlich versucht, die Staatlichkeit und Souveränität der Ukraine und das Selbstbestimmungsrecht der Ukrainer zu untergraben. Die Annexion der Krim im Jahr 2014, das Schüren des Separatistenkonflikts im Donbass sowie die Stationierung von mehr als 100.000 Soldaten an den Grenzen der Ukraine – all dies ist die Fortsetzung von Russlands Strategie der politischen und militärischen Unterwerfung der ehemaligen Sowjetrepubliken. Wir sind gegen eine Ordnung, in der der Stärkere versucht, dem Schwächeren seinen Willen mit Gewalt aufzuzwingen – denn so sind die jüngsten Schritte Moskaus zu verstehen.


Aggressive Verleugnung der Emanzipation der Ukraine

Der Kreml versucht seit Jahrzehnten, diese tatsächliche Machtrelation umzudrehen. Zur Rechtfertigung seines Handelns benutzt er die Rhetorik eines Russlands, das von feindlichen Kräften „umzingelt“ sei, die eine Bedrohung für seine Sicherheit darstellten. Dem widersprechen jedoch die Tatsachen: Im Gegensatz zu Russland hat die Nato nie Pläne für einen Einmarsch in ein Mitgliedsland der Gemeinschaft unabhängiger Staaten in Erwägung gezogen, und die militärischen Fähigkeiten Russlands übersteigen bei weitem die der Bündnisstaaten in Europa. Die Enklave Kaliningrad – eine schwer bewaffnete russische „Insel“ im Zentrum des Baltikums – wird im deutschen Diskurs oft vergessen. Und angesichts eines riesigen Arsenals von Atomsprengköpfen ist auch die Selbstdarstellung Russlands als potenzielles Angriffsopfer nicht nachzuvollziehen.


Die offene militärische Aggression der russischen Seite wird von verbaler Aggression begleitet. Offizielle Forderungen und Erklärungen, die die Souveränität der Ukraine und Osteuropas missachten, geben der erwähnten militärischen Gewalt einen Kontext – den russischen Wunsch, die Region zu kolonialisieren und die Ordnung des Kalten Krieges wiederherzustellen. Ein Beispiel von vielen ist die Erklärung des stellvertretenden Außenministers Rjabkow: „Wir verlangen eine schriftliche Bestätigung dafür, dass die Ukraine und Georgien nie, niemals der Nato beitreten werden.“ Hinzu kommen die zahlreichen Beispiele für Geschichtsrevisionismus in Putins großrussischer Fantasie, in der Belarussen, Ukrainer und Russen eine Nation bilden. Solche Erklärungen finden in den Ländern Mittel- und Osteuropas großen Widerhall und werden als aggressive Verleugnung der vollzogenen oder laufenden Emanzipation der Region durch eine benachbarte Macht empfunden.


Ein eklatanter Ausdruck der russischen Kolonialisierungsbestrebungen in Mittel- und Osteuropa ist die Forderung Putins, die Nato-Präsenz auf den Status quo von 1997 zurückzusetzen. Wir erinnern uns: Polen, Ungarn und die Tschechische Republik traten – ihrem Willen entsprechend – 1999 dem Bündnis bei, die baltischen Staaten im Jahr 2004.


Jenseits des imperialen Klischees

Diese Tatsachen scheinen leider von einigen unserer deutschen Partner von der Linken übersehen zu werden. Gregor Gysi und Sevim Dagdelen von der Partei Die Linke verwenden häufig Formulierungen wie „Expansion“ oder „Nato-Aggression“. Der SPD-Abgeordnete Rolf Mützenich hingegen äußerte in dieser angespannten Woche Verständnis für die „berechtigten Sicherheitsbedenken Russlands“. Mit solchen Äußerungen bedienen sich diese Politiker zudem, oft beiläufig, der Rhetorik des Kalten Krieges, von der sich die Linke ja gerade abwenden will.


Michael von der Schulenburg bezeichnet die Lage in der Ukraine ebenfalls als „Konflikt zwischen den beiden stärksten Atommächten der Welt, den USA und Russland, auf europäischem Boden“. Diese öffentliche Debatte über die Köpfe der Menschen in Mittel- und Osteuropas hinweg zu führen, führt letztlich zu einer Ausgrenzung und Objektivierung der unmittelbar vom Konflikt betroffenen Länder.


Ein gutes Beispiel für das Handeln über Osteuropa hinweg ist Nord Stream 2, ein Projekt, gegen das wiederholt von mittel- und osteuropäischen Politikern protestiert wurde, und das heute sein zerstörerisches Potenzial zeigt. Aus unserer Sicht erinnern solche Worte und Handlungen an eine ähnlich überhebliche Politik, wie sie der Westen gegenüber Afrika oder dem Nahen Osten verfolgt hat und weiterhin verfolgt.


Stattdessen könnten die europäischen Länder und insbesondere die dortigen linken Bewegungen eine andere Strategie wählen, bei der die Befolgung des Friedensgebots und des Slogans „Nie wieder Krieg“ bedeutet, durch praktisches Handeln in strategischen Allianzen und pragmatischen Dialog zu erreichen, statt durch einen naiven Pazifismus. Razem schlägt daher die Entwicklung einer europäischen Sicherheitsstrategie als Schlüsselelement zur Erhaltung des Friedens vor.


Wir alle verlieren durch den Krieg

Es besteht kein Zweifel daran, dass wir alle bei einer Eskalation des Konflikts verlieren werden. Sie könnte schlimmstenfalls das verheerende Chaos eines Krieges nach sich ziehen, unter dem die ukrainischen Bürger am meisten zu leiden hätten. Pessimistische Szenarien gehen davon aus, dass über eine Million Zivilisten nach Polen fliehen würden. Auch die russischen Bürger – die klar getrennt von Putin und den undemokratischen Eliten betrachtet werden müssen – würden unter einem Krieg leiden. Wie Meinungsumfragen zeigen, sind die Russen nicht bereit, für das Großrussland-Projekt des Kremls zu sterben. Am Ende werden auch wir, die Bürger der Europäischen Union, die Verlierer sein. Aus unserer Sicht als Nachbarland der Ukraine und Land an der Ostflanke Europas ist dieses Szenario besonders besorgniserregend, da es eine direkte Bedrohung für unsere Sicherheit darstellt.


Wir halten daher die Darstellung des amerikanischen Außenministeriums und einiger Medien, die Biden unterstützen und den Eindruck der Unvermeidbarkeit des Konflikts verstärken, für besonders schädlich. Damit wird, wie die Ukraine betont, unnötig Panik geschürt. Eine solche Darstellung verringert die Motivation der Parteien, weitere Verhandlungen zu führen, und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Verschärfung der militärischen Maßnahmen.


Den Stimmen des Ostens anhören

Wir lehnen einen Krieg kategorisch ab – die Diplomatie sollte das wichtigste Instrument zur Lösung des Konflikts sein. Als europäische Verbündete müssen wir die Ukraine jedoch beim Aufbau ihrer Verteidigungskapazitäten für den Fall einer russischen Aggression unterstützen. Notwendig sind unter anderem eine nachrichtendienstliche Zusammenarbeit und eine Unterstützung mit militärischer Ausrüstung.


Unser Ziel darf es jedoch nicht sein, eigene Druckmittel aufzubauen und der Ukraine unseren Willen aufzuzwingen. Vielmehr sollten wir versuchen, einen Raum zu schaffen, in dem das Land die Möglichkeit hat, souveräne Entscheidungen über seine Zukunft zu treffen, auch wenn diese nicht mit den großrussischen Ambitionen übereinstimmen und dem Druck des westlichen Kapitalismus nachgeben.


Daher fordern wir im Einklang mit der ukrainischen Partei „Soziale Bewegung“ eine Revision des sozioökonomischen Kurses, den der Westen der Ukraine vorschlägt: Anstelle von zerstörerischen neoliberalen Reformen unter dem Druck des IWF unterstützen wir die bedingungslose Streichung der Auslandsschulden der Ukraine.


Der seit 2014 andauernde Krieg hat seine Spuren in der wirtschaftlichen Situation des Landes hinterlassen, und die anhaltenden Spannungen verstärken das Ausmaß der Krise noch. Wir müssen daher bereit sein, den vom Krieg betroffenen Regionen eine verstärkte finanzielle Unterstützung zu gewähren, die in erster Linie den Bewohnern zugutekommen würde.


Wir können es uns andererseits nicht leisten, das Vordringen der russischen Oligarchenelite in das europäische Finanzsystem weiter zu tolerieren. Wir können nicht weiterhin ein System aufrechterhalten, das Europa bedroht und die russischen Bürger ausbeutet. Wir müssen ähnliche Schritte gegen die ukrainische Oligarchie unterstützen, die der weiteren Demokratisierung des Landes seit Jahrzehnten im Wege steht.


Eine europäische Lösung

Razem befürwortet das transatlantische Bündnis der Nato in seiner jetzigen Form nicht, aber wir akzeptieren seine Existenz als den derzeit wirksamsten Garanten für die Sicherheit Polens und Europas. Gleichzeitig glauben wir, dass Europa es sich leisten kann, in dieser Hinsicht autonom und selbstbestimmt zu handeln, und dass es über das Potenzial verfügt, sich kollektiv zu verteidigen. Die Tür zur Mitgestaltung dieser Sicherheit sollte der Ukraine immer offenstehen.


Wir fordern die Länder der Europäischen Union auf, über ein gemeinsames Sicherheitssystem, einschließlich der Energiesicherheit, zu diskutieren. Dies ist unerlässlich, wenn wir in einen echten partnerschaftlichen Dialog mit den Vereinigten Staaten eintreten und mit Russland auf Augenhöhe verhandeln wollen. Ein multidimensionales und solidarisches Engagement der Länder, Institutionen und aller führenden Politiker der Europäischen Union für die Sicherheit des Kontinents ist hierfür erforderlich. Wir können es uns nicht leisten, uns von den nationalen Interessen einzelner Mitgliedstaaten einschränken zu lassen.


Europa wartet darauf, dass Deutschland die Führungsrolle bei der Schaffung dieses gemeinsamen Sicherheitssystems übernimmt. Der aktuelle Konflikt hat deutlich gemacht, dass in diesem Bereich entschiedene Maßnahmen erforderlich sind. Das liegt auch im Interesse Deutschlands selbst: Die Schaffung einer breiteren europäischen Initiative würde die Verantwortung für die Sicherheit auf alle Mitglieder der Gemeinschaft verteilen.


Auf dem Weg zu einem inklusiven Dialog

Die Stimme unseres Teils von Europa sollte Gehör finden. Wir fordern einen Dialog mit den Völkern Mittel- und Osteuropas, der auf der Achtung ihrer Selbstbestimmung und einer aufrichtigen Partnerschaft beruht. Damit meinen wir auch, die neu entstehenden linken Emanzipationsbewegungen in unserer Region, einschließlich Russlands, wahrzunehmen und zu unterstützen. Internationale Solidarität, die auf gegenseitigem Verständnis beruht, ist unsere Chance, eine tragfähige Alternative zum bestehenden System aufzubauen. Die jüngste Haltung der Führung von Die Linke könnte als ein Durchbruch in ihrer bisherigen Ostpolitik betrachtet werden und zeigt Bereitschaft zu solchem Dialog. Genau einen solchen Dialog und eine solche Unterstützung fürchtet Putin. Nicht ohne Grund unterstützt er die extreme Rechte in ganz Europa, von Madrid bis Warschau, und untergräbt damit das demokratische europäische Projekt. Das sollten wir ihm nicht erlauben.


Die Autorinnen und Autoren sind Expertinnen und Experten aus dem Büro für Außenpolitik der polnischen Linkspartei „Razem“. Sie sind auch in ihren ausländischen Bezirken aktiv – Razem Berlin und Razem Zagranica.


Info: https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/die-polnische-linke-ueber-den-russland-konflikt-weder-putin-noch-biden-li.212559


unser weiterer Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

21.02.2023

Der Mann hinter den Kulissen: Wie George Soros die Medien korrumpiert hat

meinungsfreiheit.rtde.life, vom 20 Feb. 2023 06:45 Uhr, Eine Analyse von Felix Livschitz

Georg Soros, der in Budapest geborene Milliardär, hat ein unglaubliches, globales Einflussnetzwerk aufgebaut. Ein neuer Bericht enthüllt nun, wie die Propagandamaschinerie von George Soros die Medien weltweiten korrumpieren konnte.


Quelle: Gettyimages.ru © Bryan Bedder for Concordia Summi


George Soros, Gründer und Vorsitzender des Soros Fund Management und der Open Society Foundation


Ein neuer Bericht auf der in den USA betriebenen Website Newsbusters vom Media Research Center hat ein riesiges Netzwerk von Medien und Organisationen aufgedeckt, die von dem Milliardär George Soros jährlich mit Millionen von Dollar finanziert werden. Newsbusters bezeichnet sich selbst als "ein Online-Reaktionsinstrument zur Dokumentation, Aufdeckung und Neutralisierung liberaler Einseitigkeit in den Medien".


Der weitreichende globale Einfluss des ungarischen Magnaten ist durchaus schon allgemein bekannt, Soros selbst hat dies bei unzähligen Gelegenheiten eingeräumt – einschließlich seiner Prahlerei über entsprechende Aktivitäten in der Ukraine. Soros erklärte offen seine Rolle bei der Förderung des von den USA orchestrierten Maidan-Putsches 2014 in Kiew und erklärte bereits damals: "Ich habe eine Stiftung in der Ukraine gegründet, noch bevor die Ukraine von der Sowjetunion unabhängig wurde. Seitdem arbeitet diese Stiftung dort. Und sie spielte damals und jetzt eine wichtige Rolle bei den Ereignissen."


In einem ausführlichen Interview mit der New York Times im Oktober 2019 erklärte Soros dann: "Der Bogen der Geschichte folgt nicht seinem eigenen Lauf, er muss gebogen werden." Und dann war er folgerichtig "damit beschäftigt, ihn in die richtige Richtung zu biegen".

Der Bericht von Newsbusters nennt Hunderte von Medien, humanitäre und soziale Nichtregierungsorganisationen, die Soros jährlich finanziert, und behauptet, dass dessen Spenden es ihm ermöglichten, "eine massive Macht über Informationen in der internationalen Politik auszuüben" und "die öffentliche Meinung auf praktisch allen Kontinenten und in zahlreichen Sprachen zu formen".


Wer bekommt Geld?


Wie Colin Powell die USA lehrte, mit jeder Lüge davonzukommen





Meinung

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Newsbusters listet das Project Syndicate als die größte von Soros finanzierte Propagandaplattform auf. Project Syndicate bezeichnet sich selbst als "die Meinungsseite der Welt", sie habe ein "globales Publikum", das "prominente Politiker, politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler, Wirtschaftsführer und zivilgesellschaftliche Aktivisten aus sechs Kontinenten und über 140 Staatsoberhäupter" umfasse. Von 2016 bis 2020 leitete Soros mindestens 1,5 Millionen US-Dollar an dieses Projekt weiter. Es propagiert aktiv die Abtreibung und drängte bereits zu dieser Zeit auf globale Klima-Lockdowns.


Das "Poynter Institute" steht ebenfalls ganz oben auf dieser Liste, die Newsbusters als "ein globales, von Soros unterstütztes Wahrheitsministerium" bezeichnet. Es erhielt im selben Zeitraum wie das Project Syndicate 492.000 US-Dollar. Mit diesem Geld wurde das Poynter International Fact-Checking Network finanziert, das 100 sogenannte "Fact-Checker" vernetzt. Das Netzwerk umfasst den umstrittenen PolitiFact und arbeitet aktiv mit großen Social-Media-Plattformen zusammen, um deren Aktivitäten zu "optimieren", während alternative Stimmen und Meinungen zensiert werden.


George Soros am 19. August 2010 in der Asia Society in New York City an einem Forum, in dem es um die globale Reaktion auf die Flut in Pakistan ging.© Spencer Platt / Gettyimages.ru


Newsbusters argumentiert, dass diese Initiativen in Wirklichkeit nur dazu dienen, Meinungen zu Themen wie Abtreibung, Transgenderismus und COVID-19 zu beeinflussen. Der Bericht weist auch darauf hin, dass es bedeutende akademische Forschung gibt, die darauf hindeutet, dass die Überprüfung von Fakten, die Verbreitung falscher Informationen im Internet nicht stoppt, was die Frage aufwirft, warum so viele Organisationen und wohlhabende Einzelpersonen überhaupt riesige Geldsummen in solche Projekte pumpen.


"OpenDemocracy" mit Sitz in Großbritannien erhielt von 2016 bis 2020 ebenfalls 1.633.457 US-Dollar. Diese Website zieht jährlich über elf Millionen Besucher an, veröffentlicht in einer Vielzahl von Sprachen, und ihre Inhalte werden von einer Vielzahl von Zeitungen und Zeitschriften in vielen Ländern aufgegriffen und zitiert.


Soros finanziert jedoch nicht nur die Ersteller dieser Inhalte. Seine Stiftung unterstützt ein breites Spektrum von Aktivisten für soziale Gerechtigkeit, die oft zu Influencern in Sozialen Medien werden. So hat er beispielsweise im Juli 2021 100 Millionen US-Dollar zugesagt, um die Sache des radikalen Feminismus in den nächsten fünf Jahren weltweit voranzubringen.


Organisationen, die von Soros finanzielle Mittel erhalten, sichern sich damit eine breite Berichterstattung über Ereignisse und Aktivitäten, die sie auf seine Kosten orchestrieren, und sie beeinflussen nebenbei damit die öffentliche Wahrnehmung. Soros hat ausdrücklich erklärt, dass sein Ziel darin bestehe sicherzustellen, dass "mehr Frauen, Transgender und geschlechtlich nicht konforme Menschen in Führungspositionen in Politik und Regierung" von diesen Aktivisten mobilisiert werden.


Jede einzelne der Spenden des Magnaten, seiner Stiftungen und seines Netzwerks mag angesichts ihres Betrages gering erscheinen, aber das Gesamtvolumen aller dieser finanziellen Unterstützungen über das gesamte Netzwerk von fast 300 Organisationen ist von großer Bedeutung.


Der Milliardär George Soros am 20. Mai 2015 bei einer Podiumsdiskussion mit Handelsministerin Penny Pritzker und dem tunesischen Präsidenten Beji Caid Essebsi und amerikanischen Wirtschaftsführern im Blair House in Washington.© Mark Wilson / Gettyimages.ru


Wie funktioniert dieses Propagandanetzwerk?

Der Bericht von Newsbusters enthält zahlreiche Beispiele dafür, wie diese angeblich unabhängigen Informationsquellen nicht nur Artikel veröffentlichen, mit denen die Linie der US-Regierung weltweit propagiert wird, sondern nebenbei auch die Politik und die Aussagen von Beamten des Weißen Hauses selbst  beeinflussen und häufig falsche Tendenzen und  Informationen verstärken.

Friedensmanifeste und die Kriegspropaganda des Westens




Meinung

Friedensmanifeste und die Kriegspropaganda des Westens






Mitte 2022 gab die Biden-Regierung bekannt, dass sich das Land trotz zweier aufeinanderfolgender Quartale mit negativem Wachstum – wirtschaftswissenschaftlich also der technischen Definition einer Rezession – "in Wahrheit" nicht in einer Rezession befände.


Diese Darstellung folgte unmittelbar auf eine Kolumne im Project Syndicate vom Harvard-Ökonomen Jeffrey Frankel, der argumentierte, dass – selbst wenn offizielle Schätzungen auf zwei Quartale negatives Wachstum hinwiesen – "das nicht unbedingt bedeutet, dass die USA in eine Rezession eingetreten sind". Später, einige Tage nach der Behauptung aus dem Weißen Haus, dass sich die USA nicht in einer Rezession befinden, veröffentlichte die mit Soros verbundene PolitiFact einen passenden "Faktencheck", mit dem belegt werden sollte, dass die Biden-Regierung die Definition der Rezession keineswegs verändert habe.


Für seinen Bericht konsultierte Newsbusters auch Matt Palumbo, den Autor des 2022 erschienenen Buches "The Man Behind the Curtain: Inside the Secret Network of George Soros" (deutsch sinngemäß: Der Mann hinter den Kulissen: Im geheimen Netzwerk von George Soros). Er erklärte, dass "eine der größten Folgen der Finanzierung und effektiven Kontrolle großer Medien durch Soros darin besteht, einen Filter für das zu schaffen, was wir in der Öffentlichkeit sehen und lesen können".


Es sind nicht nur einzelne Nachrichtenagenturen, sondern viele Journalisten von sehr einflussreichen westlichen Publikationen – darunter die New York Times, die Washington Post, CBS, CNN und ABC – die mit dem Geld von Soros beeinflusst werden. Seine Vermögenspotenz, die im Bericht von Newsbusters identifiziert und von Palumbo bestätigt wurden, helfen Soros, ihn vor Ermittlungen zu schützen, "da Reporter ihn als Verbündeten sehen, und nicht als Ziel für Nachforschungen".


"Das alles beeinflusst die Berichterstattung. Geben Sie einfach den Namen von Soros in der Suchfunktion einer der großen liberalen Publikationen ein, mit denen er verbunden ist, und sehen Sie mal, wie über ihn berichtet wird", sagte Palumbo. Er glaubt, dass diese Schlagkraft bedeutet, dass Soros zu jedem Thema willkürlich "jeden Eindruck erwecken lassen kann", den er sich wünscht – einschließlich des falschen Narrativs, dass jedwede Kritik an ihm antisemitisch sein müsse.

"Falls überhaupt jemand negativ über ihn berichtet, dann wird es so dargestellt, als ob sein Kritiker der Böse ist. Und weil das auf der links-liberalen Seite bequem ist, können sie das tun und die Medien spielen mit", erklärte Palumbo.


George Soros 1993 in Paris.© Daniel Simon / Gamma-Rapho / Gettyimages.ru


Das neueste Projekt von Soros

Im Jahr 2020 veröffentlichte Project Syndicate einen Kommentar der Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato. Sie argumentierte, dass, "wenn die Erdbevölkerung nicht bereit ist, eine 'grüne wirtschaftliche Transformation' zu akzeptieren, die wirklich revolutionär ist und die enorme Konsequenzen für die Menschenrechte und das tägliche Leben der Bürger hat, dann sollte man es mit 'Klima-Lockdowns' ausprobieren, ein völlig neues und unerprobtes Konzept in der Wissenschaft, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken. Die Reaktionen der Regierungen auf die COVID-19-Pandemie habe gezeigt, dass diese [Lockdowns] möglich sind".


EU beschließt Subventionen für E-Autos – laut Umfrage lehnt Mehrheit Elektro-Autos ab





EU beschließt Subventionen für E-Autos – laut Umfrage lehnt Mehrheit Elektro-Autos ab





"Die Welt nähert sich einem Wendepunkt beim Klimawandel, an dem der Schutz der Zukunft der Zivilisation dramatische Eingriffe erfordert. In naher Zukunft muss die Welt möglicherweise wieder auf Lockdowns zurückgreifen – diesmal, um einen Klimanotstand zu bewältigen", betonte Mazzucato – deren Forschung von niemand anderem als von Soros finanziert wird.

Im selben Jahr sagte Soros gegenüber der italienischen Zeitung La Repubblica, die COVID-19-Pandemie sei ein "revolutionärer Moment, in dem die Bandbreite der Möglichkeiten viel größer ist als in normalen Zeiten und das, was in normalen Zeiten undenkbar ist, nicht nur möglich wird, sondern tatsächlich passiert, weil die Menschen desorientiert und verängstigt sind".

Laut Newsbusters bleibt unklar, welche Bewegung Soros als nächstes finanzieren wird, welche Katastrophe er ausnutzen oder erschaffen wird, um seine ideologischen und finanziellen Interessen voranzutreiben.


Übersetzt aus dem Englischen.


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RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.

Info: https://meinungsfreiheit.rtde.life/international/163349-mann-hinter-kulissen-wie-george/


unser Kommentar: Hier die Schlusssätze aus dem dazugehörigen Podcast:


Zitat: .. Wer sich zu diesen und vielen weiteren Fragen nicht äußert, sich nicht positioniert als jemand der Fragen hat und Aufklärung fordert, unterstützt die Neuschreibung einer Geschichte, die sich doch ganz anders abgespielt hat.


Das ist eines der großen Probleme dieses Krieges:


Erstens werden die Gründe für seine Entstehung ausgeblendet.


Zweitens wird auf der Basis dieses Ausblendens eine neue Geschichte erzählt.


Wer über Verhandlungen sprechen will darf über die Entstehung des Krieges nicht schweigen, wer es dennoch tut wird unfreiwillig Teil einer großangelegten Desinformationskampagne und am Ende bleibt die Wahrheit als rudimentäres Teilstück eines Meeres von Lügen, Behauptungen, Erfindungen unbd der Rechtfertigung diesen Krieg weiterzuführen bis endgültig kein Stein mehr auf dem anderen ist. Zitatende


unser weiterer Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

21.02.2023

Alternativen zum Chinageschäft Bundespräsident Steinmeier hat sich mit einem Besuch in Malaysia um die Schaffung einer Teilalternative zum Chinageschäft bemüht. Die Außenpolitik des südostasiatischen Landes hat eine wechselvolle Vergangenheit.

german-foreign-policy.com, 21. Februar. 2023

KUALA LUMPUR/BERLIN (Eigener Bericht) – Deutschland wird, um seine Abhängigkeit von China zu reduzieren, seine Beziehungen unter anderem zu Malaysia intensivieren. Dies kündigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vergangene Woche bei einem Besuch in dem südostasiatischen Land an. Demnach sollen deutsche Unternehmen in Zukunft auch malaysische Standorte stärker als bisher nutzen. Der deutsch-malaysische Handel stieg in der Tat bereits im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent an. Malaysias Außenbeziehungen haben eine durchaus wechselvolle Geschichte. Orientierte sich das Land unmittelbar nach dem Erlangen seiner Unabhängigkeit im Jahr 1957 stark am Westen, vor allem an der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien, aber auch an der Bundesrepublik, so öffnete es sich schon früh für eine enge wirtschaftliche Kooperation mit der Volksrepublik China. Für Beijing spielte es lange Zeit eine wichtige Rolle in Südostasien. Aktuell baut die Regierung in Kuala Lumpur jedoch gleichzeitig ihre Beziehungen zu verschiedenen westlichen Ländern aus, darunter auch Deutschland.


Zitat: Frühe Anerkennung

Die Föderation Malaya, der Vorgängerstaat des heutigen Malaysias, dem damals noch Singapur angehörte, erlangte 1957 die Unabhängigkeit. Aus diesem Anlass veröffentlichte die damalige Regierung in Kuala Lumpur eine Liste, welche Staaten die neue Nation diplomatisch anerkannte; darunter befand sich die Bundesrepublik Deutschland. Darüber hinaus veröffentlichte sie eine weitere Liste von insgesamt sechs Staaten, die sie explizit nicht anerkannte; einer dieser Staaten war die Deutsche Demokratische Republik.[1] Damit passte Malaya ideal in das Konzept der „Hallstein-Doktrin“, des Alleinvertretungsanspruchs der Bonner Regierung. Die Regierung Malayas schloss bereits im ersten Jahr der Unabhängigkeit ein Investitionsabkommen mit der BRD.[2] Zudem eröffnete Bonn bereits 1962 in der malayischen Hauptstadt Kuala Lumpur ein Goethe-Institut.[3] 1963 gingen aus der Föderation Malaya die beiden Nachfolgestaaten Malaysia und Singapur hervor. Zusätzlich zum Goethe-Institut eröffnete 1979 die Deutsche Schule Kuala Lumpur.


Postkoloniale Arrangements

Vor allem in der Frühphase der malayischen Unabhängigkeit blieben die westdeutschen Aktivitäten allerdings im Windschatten der früheren Kolonialmacht Großbritannien. Auf der Butterworth Air Base im Norden der malayischen Halbinsel unterhielten das australische und das britische Militär im Rahmen des Five Power Defence Arrangements (FPDA) eine Militärpräsenz. Das FPDA ging im Jahr 1971 aus dem zur Unabhängigkeit im Jahr 1957 geschlossenen Anglo-Malayan Defence Agreement hervor.[4] Unter seinem zweiten Premierminister, Abdul Razak (im Amt von 1970 bis 1976) nahm Malaysia öffentlichkeitswirksam eine neutralere Haltung in der Außenpolitik ein.[5] 1971 erklärte sich das südostasiatische Staatenbündnis ASEAN, zu deren Gründungsmitgliedern 1967 Malaysia gehörte, zu einer „Zone des Friedens, der Freiheit und der Neutralität“; im selben Jahr trat Malaysia der Blockfreienbewegung bei. Die australischen und britischen Truppen verblieben dennoch in Butterworth – bis heute.


Besondere Beziehungen zu China

Neben dem Bündnis mit der alten Kolonialmacht und der Aufwertung der Beziehungen zu Staaten des Globalen Südens nahm Malaysia eine besondere Rolle bei der Annäherung an die Volksrepublik China ein. Im Jahr 1971 eröffnete die erste chinesische Handelsmission in dem südostasiatischen Land.[6] 1974 erkannte Malaysia als erster Staat der Region überhaupt die Volksrepublik China an.[7] Vor allem in den 1990er Jahren wurden die malaysisch-chinesischen Beziehungen massiv ausgebaut.[8] Im Jahr 2006 schloss der malaysische Öl- und Gaskonzern Petronas einen 25-Jahres-Vertrag zur Belieferung von Schanghai mit Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG).[9] Ein Jahr darauf erklärte der malaysische Verteidigungsminister, die Modernisierung der chinesischen Marine sei kein Indikator für militärische Expansionsabsichten der Volksrepublik China.[10] Im Jahr 2010 gab es die ersten Konsultationen zwischen den Verteidigungsministerien beider Länder.[11]


Deutsche Rüstungsexporte

Als Teil der deutsch-malaysischen Beziehungen exportiert die Bundesrepublik seit Jahrzehnten Rüstungsgüter in das südostasiatische Land. Bereits vor 15 Jahren diente das HK-33-Sturmgewehr von Heckler & Koch als eine der Standardwaffen des malaysischen Militärs. Neben dem HK 33 lieferte der deutsche Waffenhersteller Gewehre des Typs HK21 und HK11 in das südostasiatische Land; Malaysia durfte das G3-Sturmgewehr in Lizenz herstellen.[12] Im März 2015 erhielten die malaysischen Streitkräfte außerdem die ersten Exemplare des A400M-Transportflugzeuges von Airbus. Malaysia war der erste nicht-europäische Staat, der die Flugzeuge bestellte und später dann auch in Dienst stellte. Im Verlauf von zwei Jahren erreichten insgesamt vier A400M-Maschinen Malaysia.[13]


Streitkräftekooperation

Bereits seit den 1960er Jahren nimmt das malaysische Militär an UN-Friedenseinsätzen teil – in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten oft an der Seite der Bundeswehr oder der Bundespolizei (früher: Bundesgrenzschutz, BGS). Mit den Polizisten des BGS dienten malaysische Soldaten beispielsweise 1989/1990 in der UN-Verwaltung Namibias (UNTAG). Mit Soldaten der Bundeswehr kooperierten sie wiederum in Bosnien und Herzegowina (IFOR und SFOR), im Libanon (UNIFIL), in Kambodscha (UNTAC), Somalia (UNOSOM) und anderen Ländern. In den Jahren 2005 und 2006 nahmen malaysische gemeinsam mit deutschen Soldaten an der „Aceh Monitoring Mission“ der Europäischen Union in Indonesien teil.[14] Die Bundesregierung ist um einen Ausbau der militärischen Beziehungen zu Malaysia bemüht. Allein im vergangenen Jahr übten deutsche und malaysische Soldaten bei zwei Manövern, die die australische und die US-amerikanische Marine durchführten.[15]


Die Neue Seidenstraße

Im Jahr 2018 schöpften westliche Beobachter Hoffnung, Malaysia könne sich China ab- und dem Westen stärker zuwenden. Auslöser war die Entscheidung von Premierminister Mahathir Mohamad, mehrere Projekte zu stoppen, die zur chinesischen Belt and Road Initiative (BRI, „Neue Seidenstraße“) gehörten: zwei Erdgaspipelines und eine Eisenbahnverbindung („East Coast Rail Link“, ECRL), die Malaysias Ost- und Westküste miteinander verbinden sollten.[16] Am ECRL-Vorhaben war führend der Konzern CCCC (China Communications Construction Company) beteiligt. Der Projektstopp – laut Mahathir begründet durch die notorische Korruption seines Amtsvorgängers Najib Razak – wurde etwa von der Neuen Zürcher Zeitung dahingehend interpretiert, „dass sich die Beziehungen zwischen Malaysia und China stark abgekühlt haben“.[17] Dies hat sich nicht bewahrheitet: Bereits 2019 startete Kuala Lumpur das ECRL-Vorhaben erneut; wieder war CCCC beteiligt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.


Hochrangiger Besuch

Als Teil der Bemühungen, das Land enger an die Bundesrepublik zu binden, hat der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vergangene Woche Malaysia besucht. Es war der erste Staatsbesuch eines deutschen Staatsoberhauptes seit 26 Jahren. Der malaysische König Abdullah Shah erklärte, Steinmeiers Besuch sei „historisch“.[18] Die Bundesrepublik ist Malaysias größter Handelspartner in der Europäischen Union. Allein im vergangenen Jahr stieg der Handel zwischen beiden Ländern um rund ein Fünftel – von rund 15 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf gut 18,5 Milliarden Euro 2022. Im Zuge seiner verstärkten Aktivitäten in Südostasien ist Deutschland bestrebt, die Beziehungen zu Malaysia in den nächsten Jahren noch weiter auszubauen.

 

[1] Johan Saravanamuttu: Malaysia's Foreign Policy – The First Fifty Years: Alignment, Neutralism and Islamism, Singapur 2010, S. 83Fn10.

[2] Ebenda, S. 56.

[3] Deutschland und Malaysia: Bilaterale Beziehungen. auswaertiges-amt.de 05.10.2022.

[4] Andrea Benvenuti/Moreen Dee: The Five Power Defence Arrangements and the reappraisal of the British and Australian policy interests in Southeast Asia, 1970–75, in: Journal of Southeast Asian Studies, Jg. 41 (2010), Nr. 1, S. 101–123 (hier: S. 102).

[5] Ebenda, S. 121.

[6] Stephen Leong: Malaysia and the People's Republic of China in the 1980s: Political Vigilance and Economic Pragmatism, in: Asian Survey, Jg. 27 (1987), Nr. 10, S. 1109-1126 (hier: S. 1114).

[7] Prashanth Parameswaran: Sino-Malaysian Relations: Close But Not Too Close. jamestown.org 21.09.2012.

[8] Ian Storey: Malaysia’s Hedging Strategy with China. jamestown.org 12.07.2007.

[9] Ebenda.

[10] Joseph Chin Yong Liow: Malaysia-China Relations in the 1990s: The Maturing of a Partnership, in: Asian Survey , Jg. 40 (2000), Nr. 4, S. 672–691 (hier: S. 679).

[11] Parameswaran: Sino-Malaysian Relations: Close But Not Too Close.

[12] Roman Deckert: "Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt" – Deutsche Waffenlieferungen nach ganz Südostasien lösen Besorgnis aus, in: südostasien – Zeitschrift für Politik Kultur Dialog 3/2008.

[13] Hani Shamira Shahrudin: RMAF takes delivery of fourth and final Airbus A400M, nst.com.my 22.03.2017.

[14] Indonesien – Aceh Monitoring Mission (Aceh Monitoring Mission), bundeswehr.de (ohne Datum).

[15] Die Marine bei Australiens größtem Seemanöver, bundeswehr.de 07.10.2022; SEACAT 2022: Multinationale Übung in Singapur. bundeswehr.de 07.12.2022.

[16] Meredith L. Weiss: Making Sense of the Malaysian Elections. jacobin.com 23.06.2018.

[17] Manfred Rist: Malaysia annulliert chinesische Belt-and-Road-Projekte. nzz.ch 22.08.2018.

[18] Malaysia-Germany relations can only grow stronger, says King. thestar.com.my 17.02.2023.

Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9171

20.02.2023

Video: Ist Deutschland eine Kolonie der Vereinigten Staaten geworden?

Global Research, 19. Februar 2023

Bundeskanzler Olaf Scholz gibt Joe Biden „grünes Licht“. Von Prof. Michel Chossudovsky


Global Research und Lux ​​Media

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Überarbeitet am 19. Februar 2022


Einführung 

Es gab nie eine effektive „Geheimoperation“, um sicherzustellen, dass ein Sabotageakt von Nord Stream „für die Vereinigten Staaten nicht nachvollziehbar“ wäre.


Das Projekt wurde 2021 hinter verschlossenen Türen diskutiert, wie von Seymour Hersh skizziert , aber die eigentliche Planung dieser sogenannten „geheimen Operation“ begann im Dezember 2021 und erstreckte sich bis zu ihrer Ausführung im Juni 2022 und der eigentlichen Sabotage am 26. und 27. September. 2023. (siehe Karte unten).

 

Ende Dezember 2021 berief der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan eine sogenannte „neu gebildete Task Force“ (gemeinsame Stabschefs, CIA, Außenministerium und Finanzministerium) ein, die sich mit Russlands Kriegsvorbereitungen befasste.

Innerhalb der Gruppe gab es eine Debatte darüber, was in Bezug auf Nord Stream zu tun sei. „Die CIA argumentierte, dass alles, was getan wird, verdeckt sein müsste. Alle Beteiligten [in der Task Force] haben verstanden, was auf dem Spiel steht.“


Anfang 2022:   Eine verdeckte Operation wurde ins Auge gefasst. Die CIA berichtete der Task Force: „Wir haben eine Möglichkeit, die Pipelines zu sprengen.“ dh was „unauffindbar“ ist.


Während wir nicht in die Gespräche zwischen Präsident Joe Biden  und dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz im Oval Office eingeweiht sind , bestätigen die öffentlichen Erklärungen von Biden und Scholz auf der Pressekonferenz des Weißen Hauses am 7. Februar 2022 Folgendes:

  • Die „Secret Operation“ war nicht mehr geheim,
  • Die Entscheidung wurde veröffentlicht,
  • Es gab de facto eine „bilaterale Vereinbarung“ zwischen US-Präsident Biden und Bundeskanzler Scholz, den Sabotageakt an Nord Stream 2 fortzusetzen.


Die Biden-Scholz-Pressekonferenz im Weißen Haus:

Am  7. Februar 2022:  Pressekonferenz im Weißen Haus :  Präsident Biden zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (der auf offiziellem Besuch in den USA war)


Die Fragen richteten sich sowohl an Präsident Biden als auch an Bundeskanzler Scholz: 

Andrea (Reuters) Q Vielen Dank, Herr Präsident. Und danke, Bundeskanzler Scholz. Herr Präsident, ich wollte Sie zu diesem Nord-Stream-Projekt befragen, das Sie seit langem ablehnen. Sie haben ihn gerade nicht namentlich erwähnt, Bundeskanzler Scholz auch nicht. Haben Sie heute von Bundeskanzler Scholz die Zusicherung erhalten, dass Deutschland bei diesem Projekt tatsächlich den Stecker ziehen wird, wenn Russland in die Ukraine einmarschiert? Und haben Sie darüber gesprochen, wie die Definition von „Invasion“ lauten könnte?


PRÄSIDENT BIDEN : Die erste Frage zuerst. Wenn Deutschland – wenn Russland einmarschiert – das bedeutet, dass Panzer oder Truppen die – Grenze zur Ukraine wieder überqueren – dann wird es keine Nord Stream 2 mehr geben.   Wir werden dem ein Ende bereiten.


F Aber wie werden Sie – wie genau werden Sie das tun, da das Projekt und die Kontrolle des Projekts unter deutscher Kontrolle liegen?


PRÄSIDENT BIDEN Wir werden – ich verspreche Ihnen, wir werden es schaffen.  ( Hervorhebung auf der Pressekonferenz des Weißen Hauses hinzugefügt

„Das Projekt steht unter deutscher Kontrolle“

Bundeskanzler Olaf Scholz antwortet dem Journalisten von Reuter zu Bidens Entscheidung, bei Nord Stream 2 „den Stecker zu ziehen“ :


Andreas (Reuters) Q [an Bundeskanzler Scholz] Und werden Sie sich heute verpflichten – werden Sie sich heute verpflichten, Nord Stream 2 abzuschalten und den Stecker zu ziehen? Du hast es nicht erwähnt, und du hast es nicht erwähnt.


KANZLER SCHOLZ : Wie ich schon sagte, wir handeln gemeinsam , wir sind absolut einig, und wir werden keine unterschiedlichen Schritte gehen Wir werden die gleichen Schritte unternehmen, und sie werden für Russland sehr, sehr hart sein, und sie sollten es verstehen. (Betonung hinzugefügt)


Seine Antwort ist eindeutig. Er unterstützt Bidens Entscheidung, Nord Stream zu bombardieren, vermeidet es aber, den Inhalt der Journalistenfrage von Reuter anzusprechen: nämlich  „unter der Kontrolle Deutschlands “, dessen Regierungschef er ist.


„Geheimoperation“ ausgeschlossen

Geheimoperation? Es ist zum Gesprächsthema zahlreicher Analysten geworden.

Es versteht sich, dass ab der White Press Conference am 7. Februar 2022, auf der sowohl der US-Präsident als auch die deutsche Bundeskanzlerin öffentlich ihre Absicht bekräftigten, Nord Stream in die Luft zu sprengen, die sogenannte „Secret Operation“ ausgeschlossen war.


Ist Deutschland eine „Halbkolonie“ der Vereinigten Staaten geworden? 

Bundeskanzler Scholz hält sichals politischer Stellvertreter voll und ganz an die Forderungen Washingtons . „Wir werden keine anderen Schritte gehen“, sagt er.

Olaf Scholz war sich bewusst, dass dieser Sabotageakt gegen Nord Stream von den USA geplant war, zum Schaden von mehr als 400 Millionen Europäern.


Die Äußerungen von Scholz auf der Pressekonferenz deuten darauf hin, dass es sich um eine gemeinsame Entscheidung handelte.


Video-Interview: Michel Chossudovsky und Caroline Mailloux

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MICHEL CHOSSUDOVSKY - IST DEUTSCHLAND EINE KOLONIE DER VEREINIGTEN STAATEN GEWORDEN?


Bundeskanzler Olaf Scholz gibt Joe Biden "grünes Licht".

Bidens Erklärung auf der Pressekonferenz,  die von Bundeskanzler Scholz unterstützt wird, entkräftet die Vorstellung, dass eine sogenannte „geheime Operation“ im Gange sei und dass der US-Angriff „unauffindbar“ sein würde.


Dies war kein Fehler von Joe Biden. Es war eine politische Entscheidung des Präsidenten und seines politischen Gefolges, einschließlich Nuland, bekannt zu geben, dass ein US-Sabotageakt gegen Nord Stream geplant war (mit Unterstützung der deutschen Regierung).


Bidens öffentliche Erklärung räumt de facto ein, dass die geplante Sabotageoperation „ bis zum Weißen Haus rückverfolgbar“ sei.


Bidens Erklärung wurde mit Zustimmung von Bundeskanzler Scholz einige Monate vor der Durchführung des sogenannten geheimen Sabotageakts im Juni 2022 formuliert.


Mehrere Analysten und Journalisten haben darüber nachgedacht, „wer für die Sabotage verantwortlich war“. Dies ist eine unsinnige Übung.


Die Antwort ist offensichtlich. POTUS, Der Präsident der Vereinigten Staaten mit der vollen Billigung des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz, der   „grünes Licht“ für die Durchführung des Sabotageakts gegen Deutschland und die Europäische Union gegeben hat.


Michel Chossudovsky , 19. Februar 2023


Nachfolgend finden Sie die vollständige Pressekonferenz des Weißen Hauses

Die Originalquelle dieses Artikels ist Global Research und Lux ​​Media

Copyright © Prof. Michel Chossudovsky , Global Research und Lux ​​Media, 2023


Info: https://www.globalresearch.ca/video-has-germany-become-a-colony-of-the-united-states/5808803


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

20.02.2023

Artikel zur Nato-Osterweiterung 

Europa

Putin: Russland wegen NATO-Erweiterung "nicht übermäßig besorgt"


dw.com, 05.04.2004

Moskau, 2.4.2004, INTERFAX, russ., aus Nowo-Ogarjowo


Der Präsident Russlands, Wladimir Putin, hat erklärt, dass Russland seine Militärpolitik unter Berücksichtigung der Annäherung der Nordatlantischen Allianz an die Grenzen der Russischen Föderation aufbauen werde. "Die Annäherung der Militärinfrastruktur der NATO an die Grenzen Russlands wird von unseren Fachleuten aufmerksam studiert, wir werden unsere Militärpolitik entsprechend ausrichten", sagte Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz in Nowo-Ogarjowo nach dem Treffen mit dem Kanzler Deutschlands, Gerhard Schröder. Wladimir Putin betonte, dass sich die Beziehungen zwischen der NATO und Russland positiv entwickeln. "Wir haben keine Besorgnis bezüglich der NATO-Erweiterung bekundet. Wir haben unterstrichen, dass die gegenwärtigen Gefahren so sind, dass sie durch die NATO-Erweiterung nicht beseitigt werden." Er erinnerte daran, dass die russischen offiziellen Persönlichkeiten, die sich mit Verteidigungsproblemen auseinandersetzen, immer deutlich erklärt haben: "Vom Standpunkt der Sicherheit her muss man sich keine übermäßig großen Sorgen wegen der NATO-Erweiterung machen." (...) (lr)


Info: https://www.dw.com/de/putin-russland-wegen-nato-erweiterung-nicht-%C3%BCberm%C3%A4%C3%9Fig-besorgt/a-1162947


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Zeitgeschichte

Gab es Zusagen an Moskau, die NATO nicht nach Osten zu erweitern?


Gab es Zusagen an Moskau, die NATO nicht nach Osten zu erweitern?





















swr.de, STAND, 11.3.2022, 9:48 Uhr, Gábor Paál

Von Putin behauptet, aber historisch nicht korrekt Das wurde vom russischen Präsidenten Wladimir Putin immer wieder behauptet, ist aber historisch so nicht richtig. Die Behauptung bezieht sich auf die sogenannten Zwei-plus-Vier-Verhandlungen 1990. Bei diesen Gesprächen ging es um die deutsche Wiedervereinigung nach dem Fall der Mauer. Beteiligt waren: Die beiden deutschen Staaten Bundesrepublik und DDR sowie die vier Siegermächte: USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion. Angeblich, so lautet die Behauptung, gab es bei diesen Gesprächen eine Zusicherung des Westens, die NATO nicht über Deutschland hinaus auszudehnen.


Unverbindliche Formulierung spiegelt Genschers persönliche Haltung


Einer der zentralen Belege für diese Behauptung ist die folgende Äußerung des damaligen Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher vom Februar 1990, nach einem Treffen mit seinem US-Amtskollegen James Baker in Washington.


"Wir waren uns einig, dass nicht die Absicht besteht, das NATO-Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten. Das gilt übrigens nicht nur in Bezug auf die DDR, die wir nicht einverleiben wollen, sondern das gilt ganz generell."

                                                                       Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher, Februar 1990


Das hat Genscher tatsächlich so gesagt. Zur Wahrheit gehört aber auch: Genscher gibt tatsächlich nur seine persönliche Haltung wieder. Die Äußerung war kein Zugeständnis in einer Verhandlung, sondern allenfalls ein weiches Signal im Vorfeld der eigentlichen Verhandlungen. Die hatten ja noch gar nicht begonnen. Deshalb auch diese eher unverbindliche Formulierung: Dass „nicht die Absicht besteht, die Nato auszudehnen“ war zu dem Zeitpunkt eine zutreffende Feststellung, denn an eine Osterweiterung war damals noch gar nicht zu denken. In der DDR waren ja noch sowjetische Truppen stationiert, die DDR gehörte, ebenso wie die osteuropäischen Staaten, noch immer dem Warschauer Pakt an.


Bundesaußenminister Genscher konnte nicht für die NATO sprechen

Genscher war zudem als bundesdeutscher Außenminister gar nicht in der Position, für die NATO zu sprechen. In jedem Fall waren diese Äußerungen nur ein kurzfristiger Gesprächsstand vor Beginn der Verhandlungen, der aber am Ende nicht in die eigentlichen Gespräche oder gar den Vertrag einfloss.


Mag sein, dass Genscher das im Februar 1990 ernst gemeint hat, aber die USA gingen ebenso auf Distanz zu dieser Haltung wie Bundeskanzler Helmut Kohl. Und das war auch in den Verhandlungen kein Geheimnis.


Es ging um die Frage, ob beide Teile Deutschlands zur NATO gehören sollen

Alle an den Gesprächen Beteiligten – auch der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow – erklärten später, eine mögliche NATO-Osterweiterung war in den weiteren Gesprächen überhaupt kein Thema. Worum es lediglich ging, war erstmal überhaupt die Frage: Wird ganz Deutschland künftig zur NATO gehören? Dem stimmte die Sowjetunion zu – vor allem, nachdem der Westen ihr eine Finanzspritze von fünf Milliarden Mark versprochen hat.


Kein Aufeinandertreffen von NATO und sowjetischen Truppen

Nächste Frage: Wenn Deutschland zur NATO gehört, wird die NATO dann künftig auch in Ostdeutschland operieren und sich sozusagen mit den noch immer stationierten sowjetischen Truppen das Gelände teilen? Dies, so die Zusage, werde nicht passieren – und ist auch nicht passiert, bis die sowjetischen Streitkräfte 1994 aus Ostdeutschland abgezogen wurden.

Kurz: Ja, über eine künftige Osterweiterung der NATO wurde laut nachgedacht, aber es gab keine Versprechen oder Zusagen im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung.


NATO-Russland-Grundakte wird 1997 unterzeichnet

Selbst wenn irgendjemand das falsch verstanden haben sollte, ging die Geschichte ja weiter: 1997 unterzeichneten beide Seiten die NATO-Russland-Grundakte. Darin erkennt Russland erkennt an, dass es kein Vetorecht gegen die NATO-Mitgliedschaft anderer Länder hat. Spätestens damit macht Moskau den Weg frei für die Aufnahme weiterer osteuropäischer Staaten ins Natobündnis. Moskau bekam dafür auch etwas, nämlich zum einen weitere wirtschaftliche Unterstützung, zum anderen auch eine Zusicherung, über die sich der damalige russische Präsident Boris Jelzin auch ausdrücklich freute, als er über künftige neue NATO-Staaten sagte:


"Es wird keine Atomwaffen in den neuen Mitgliedsländern geben. Es handelt sich um eine feste und verbindliche Zusage der Unterzeichnerstaaten.“

                                                                                                                Boris Jelzin, russicher Präsident, 1997


NATO darf sich nach Osten ausweiten, aber dort keine Atomwaffen stationieren

Diese Ausssage von Boris Jelzin stammt aus einem Radiobericht von 1997, der im Podcast des SWR2 Archivradios zu hören ist. Er belegt, was damals verhandelt wurde: Die NATO darf sich nach Osten ausweiten, aber dort keine Atomwaffen stationieren. Daran hat sie sich bis heute gehalten.


9.5.1955 Die Bundesrepublik tritt der NATO bei


15.5.1955 Gründung des Warschauer Pakts


5.12.1994 Russland garantiert Souveränität der Ukraine – ist aber gegen NATO-Osterweiterung


27.5.1997 Russland stimmt NATO-Osterweiterung zu


28.5.2002 NATO-Russland-Rat gegründet – "Kalter Krieg vorbei"


Zeitreise Die Geschichte der NATO


Info: https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/gab-es-zusagen-an-moskau-die-nato-nicht-nach-osten-zu-erweitern-100.html


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.



Russland stimmt NATO-Osterweiterung zu

swr.de, 27.5.1997, SWR2 Archivradio

Russland stimmt NATO-Osterweiterung zu
















Nachdem Russlands Präsident Boris Jelzin sich jahrelang gegen die NATO-Osterweiterung gesperrt hat, wächst das Vertrauen zwischen Russland und dem Westen. 1997 gibt Jelzin den Widerstand auf.


NATO-Russland-Grundakte soll Vertrauen stärken

Am 27. Mai 1997 kommt es zur NATO-Russland-Grundakte. Darin verpflichten sich beide Seiten, die Souveränität aller Staaten zu achten. Russland erkennt an, dass es kein Vetorecht gegen die NATO-Mitgliedschaft anderer Länder hat.


NATO: "Keine Absicht, Atomwaffen in Osteuropa zu stationieren"

Die NATO erklärt wiederum, dass sie keinen Anlass und nicht die Absicht habe, in den neuen osteuropäischen Staaten Atomwaffen zu stationieren. Auch soll Russland eng in die NATO-Planungen eingebunden werden. Moskau bekommt außerdem umfangreiche Wirtschaftshilfen und wird in die Gruppe der führenden Industrieländer – bis dahin G7, ab dann G8 – aufgenommen.


Die Stimmung bei der Unterzeichnung in Paris ist gut. Boris Jelzin tritt mit einem großen Versprechen auf, das über das Vereinbarte hinausgeht: Alle Atomwaffen, die auf NATO-Staaten gerichtet sind, würden abgebaut.


Aus dem Élysée-Palast berichtet damals Cai Rienäcker.


Info: https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/russland-stimmt-1997-nato-osterweiterung-zu-100.html


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

20.02.2023

Jürgen Trittin im Interview: "Chinas Friedensplan ist wichtiger und richtiger Schritt"

Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin sitzt seit 1998 im Bundestag, seit 2014 ist er Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Von 1998 bis 2005 war er Bundesumweltminister.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)


20.02.2023, 19:27 Uhr

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz am vergangenen Wochenende sendete der Westen ein geschlossenes Signal der Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland. Doch auch China trat sehr selbstbewusst auf und kündigte einen Friedensplan für den Konflikt an. Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin nennt das einen "wichtigen und richtigen Schritt". Kritisch sieht er dagegen die Reaktion der USA. Und Trittin spricht - nach einer Reise des Auswärtigen Ausschusses nach Japan und Südkorea - über die Lage in Ostasien, die Taiwan-Frage und die deutsche Ostasien-Strategie.


ntv.de: Auf der Münchener Sicherheitskonferenz am Wochenende war der Krieg in der Ukraine ein großes Thema. Doch daneben war auch China sehr präsent. Wie haben Sie das erlebt?

Jürgen Trittin: In der deutlichen, wenn nicht sogar harten Rede des obersten Außenpolitikers Wang Yi war genau zu hören, dass China seine Haltung sehr selbstbewusst vertritt. Er hat zwei Botschaften vermittelt: Einerseits, mit Bezug auf Taiwan, hat er die Ein-China-Politik und die territoriale Integrität seines Landes betont. Das war aber aus meiner Sicht auch eine Ansage Richtung Russland, angesichts der Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine. Andererseits gab es die Ankündigung eines Vorschlags für eine Beendigung des Kriegs. Insofern hat China in München die Gelegenheit für einen Vorschlag genutzt, der über die reine Selbstvergewisserung, die diese Konferenz doch sehr geprägt hat, ein Stück hinausweist.


Wie wahrscheinlich ist es, dass der Friedensplan, den China angekündigt hat, gerade im Westen überhaupt ernst genommen wird?

Wenn ich den Bundeskanzler bei seinem Besuch in China richtig verstanden habe, hat er das Land aufgefordert, sich in diesem Konflikt stärker zu engagieren. Insofern ist Chinas angekündigter Friedensplan ein wichtiger und richtiger Schritt, den Annalena Baerbock ja zu Recht begrüßt hat. Aber auch China muss klar sein, dass die Ukraine ihr Schicksal selbst entscheidet und ein Diktatfrieden keine Option ist. Ich hoffe trotzdem, dass diese Initiative jetzt nicht durch die Warnung der USA, dass China Waffen an Russland zu liefern plant, in den Hintergrund gerät.


Gibt es eine tatsächliche Grundlage für die Warnung?

Das kann ich nicht sagen. Sollte es aber keine gegeben haben, ist sie trotzdem geeignet, den Vorschlag der Chinesen für eine mögliche Lösung im Ukrainekonflikt zu desavouieren. Das wäre kein kluges Vorgehen. Bisher hat China jedenfalls alles getan, um zu vermeiden, dass sie möglicherweise wegen der Unterstützung Russlands sanktioniert werden könnten. Ich sehe keinen handfesten Grund, warum sie das jetzt riskieren sollten. Denn China weiß auch, dass Waffenlieferungen an Russland völlig inakzeptabel wären.


Welches Signal sendet China mit seinem Friedensplan an die Welt - gerade an jene Länder, die sich in diesem Konflikt bisher eher neutral verhalten?

Es ist völlig klar, dass die europäischen EU- und NATO-Staaten in diesem Konflikt Partei ergreifen, weil sie es nicht akzeptieren können, dass die Ukraine überrannt wird, und um potenziellen weitergehenden Angriffen von Wladimir Putin einen Riegel vorzuschieben. Damit ist aber auch klar, dass die Europäer als Vermittler bei der Beendigung dieses Konfliktes nur bedingt infrage kommen. Die einzige wirklich realpolitische Rede, die in München gehalten wurde, war ja am Ende die von Emmanuel Macron. Dieser hat ja nicht zu Unrecht darauf verwiesen, dass auch nach diesem Krieg Russland immer noch ein Nachbar in Europa sein wird.


Wer kann eine Rolle bei der Beendigung des Krieges spielen?

Wir haben immer wieder die BRICS-Staaten oder auch andere Verbündete Russlands aufgefordert, sich bei der Lösung des Konflikts einzubringen. Diese Staaten - also Brasilien, Indien, Südafrika und China - könnten Russland vielleicht eher dazu bringen, die Kampfhandlungen einzustellen. Chinas Friedensplan kann daher ein Schritt in die richtige Richtung sein. Das ist auch im europäischen Interesse.


Sie haben mit anderen Mitgliedern des Auswärtigen Ausschusses in der vergangenen Woche Japan und Südkorea besucht, die beide Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Wie genau wird da der Kriegsverlauf beobachtet?

Da gibt es durchaus Unterschiede. Japan hat mit Russland eine anhaltende Auseinandersetzung um die Kurilen …


… die Inselgruppe, die die Sowjetunion nach Ende des Zweiten Weltkriegs besetzt hat.

Japan sieht diese Inseln weiter als sein Hoheitsgebiet an. Die Frage der Rückgabe ist mit dem Krieg in der Ukraine aber in weite Ferne gerückt. Hinzu kommt, dass Japan mit Blick auf eine mögliche Eskalation der Taiwan-Frage eine extreme Behinderung seiner Exportfähigkeiten befürchtet. Mehr als 80 Prozent der japanischen Exporte werden durch die Straße von Taiwan abgewickelt. Die Sorge in Japan ist also sehr groß und die Parteinahme klar.


Und in Südkorea?

Hier ist die Frage des Umgangs mit Nordkorea viel wichtiger als die Taiwan-Frage. Südkorea sieht, dass weder Russland noch China aus strategischen Gründen ein Interesse daran haben, die Herrscherfamilie Kim fallen zu lassen. China will natürlich keinesfalls, dass möglicherweise direkt an der Grenze US-Truppen stehen.


Wie wahrscheinlich hält Japan einen chinesischen Angriff auf Taiwan in den kommenden Jahren?

Der Eindruck - den ich auch teile - ist, dass nach der russischen Intervention in der Ukraine China die Anwendung von Gewalt gegenüber Taiwan völlig neu kalkuliert. Denkbar, dass China erst einmal abwarten möchte, ob bei den Präsidentschaftswahlen in Taiwan im kommenden Jahr die Kuomintang, die eine Politik der flexiblen Anpassung an China verfolgt, gewinnt.


Wie geht Japan mit der Gefahr einer Eskalation um?

Japan hat auf der einen Seite seine Rüstungsanstrengungen erhöht. Künftig sollen zwei Prozent des Bruttosozialprodukts für Rüstung ausgegeben werden, derzeit ist es ein Prozent. Andererseits hat Japan eine strategische Allianz mit den USA und Taiwan geschlossen, um gemeinsam Chips der neuesten Generation zu produzieren. Zudem wird eine gemeinsame Fabrik mit dem größten taiwanesischen Hersteller für Chips älterer Generation, also für Kühlschränke oder Autos, aufgebaut. Das Land beugt also auch schon den Folgen einer möglichen Eskalation in Taiwan vor. Daran sollten wir uns in Europa ein Beispiel nehmen.


Gibt es denn bereits Fortschritte, die deutsche Abhängigkeit von China zu verringern?

Sowohl Japan als auch Südkorea begrüßen, dass Deutschland mit der geplanten neuen Chinastrategie einen realistischen Blick auf China wirft. Andererseits treiben beide Staaten selbst viel Handel mit China und wissen, dass solche Verflechtungen nicht vollständig rückgängig gemacht werden können - und auch nicht sollten. Es geht eher darum, bestimmte strategische Industrien zu behalten oder zurück zu verlagern und gleichzeitig die Produktionsketten zu diversifizieren. Im Entwurf der Chinastrategie geht Deutschland in diese Richtung. Er benennt die Strategie für ein Problem, für das wir noch nicht wirklich eine Lösung haben.


Gibt es konkrete Erwartungen an Deutschland im Falle einer Eskalation um Taiwan?

Es gibt keine Erwartung an eine Verteidigungszusage der NATO für Korea und Japan. Allerdings wurde sowohl die symbolische Präsenz der Fregatte "Bayern" in Ostasien sehr begrüßt als auch die gemeinsamen Eurofighter-Übungen mit Australien. Im Kern setzen beide Länder aber auf eine verstärkte wirtschaftliche und politische Kooperation. Deswegen ist zum Beispiel das Handelsabkommen der EU mit Japan von zentraler Bedeutung, genau wie die Handelsabkommen mit den ASEAN Staaten und mit Australien, die derzeit verhandelt werden. Diese Stärkung der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit korrespondiert auch mit der Neuausrichtung der Ostasienpolitik unter Außenministerin Baerbock und Kanzler Scholz. Bisher war diese ja allein auf China konzentriert.


Mit Jürgen Trittin sprach Markus Lippold

Quelle: ntv.de



Info: https://www.n-tv.de/politik/Chinas-Friedensplan-ist-wichtiger-und-richtiger-Schritt-article23931096.html


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

20.02.2023

Aufrüstung: Mehrheit der Deutschen ist gegen militärische Führungsrolle


Military Aircrafts at Nörvenich Air Base in Germany

© Bernd Lauter / Greenpeace













greenpeace.de, 16.02.2023

Eine repräsentative Umfrage anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz im Auftrag von Greenpeace zeigt: Die Bevölkerung sieht den Fokus auf militärischer Dominanz skeptisch. Viele befürchten auch, dass steigende Mittel für die Bundeswehr zu Lasten von Klimaschutz und Sozialem gehen. Deutschland soll eine diplomatische Führungsrolle einnehmen - das ist auch ein Auftrag an die Politik.


Zitat: Für die Erhebung befragte das unabhängige Institut Kantar repräsentativ 1013 Personen ab 18 Jahren in Deutschland. 64 Prozent von ihnen lehnen eine militärische Führungsrolle Deutschlands in der EU ab, nur 31 Prozent sind dafür. Dagegen wünschen sich 75 Prozent, dass Deutschland diplomatisch Führung übernimmt. Bemerkenswert: Die Ablehnung militärischer Dominanz geht quer durch alle Parteipräferenzen außer der FDP. Selbst von den Anhänger:innen von CDU und CDU sind 59 Prozent dagegen, bei der SPD sind es 75 Prozent.


Aufrüstung: Kantar-Umfrage anlässlich Münchner Sicherheitskonferenz 16.02.2023 299.61 KB  https://www.greenpeace.de/publikationen/umfrage_aufruestung_bundeswehr.pdf


„Die Ergebnisse zeigen, dass die Menschen in Deutschland den Fokus auf militärischer Dominanz skeptisch sehen“, sagt Thomas Breuer, Leiter des Bereichs Frieden bei Greenpeace Deutschland, „stattdessen wünschen sie sich eine diplomatische Führungsrolle Deutschlands.“ Die Ergebnisse sollten auch der deutschen Politik eine Mahnung sein, die sich ab morgen auf der Münchner Sicherheitskonferenz mit Außen- und Sicherheitspolitiker:innen aus aller Welt trifft. Die internationale Gemeinschaft muss alleine schon zur Eindämmung der Klimakrise gemeinsame Wege in die Zukunft finden.


Dass dies angesichts des brutalen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und die ukrainische Bevölkerung nicht einfach ist, liegt auf der Hand. Dennoch müssen die politischen Führer:innen der Welt hier weitere Anstrengungen unternehmen. „Dafür wäre auf der Münchener Sicherheitskonferenz, die sich ja Diplomatie und Dialog auf die Fahnen geschrieben hat, eine Chance“, sagt Breuer, „Waffen und Abschreckung bringen hingegen keine umfassende Sicherheit.“


Die Bundeswehr hat eigentlich genug Geld

Auf Deutschland bezogen wendet sich Greenpeace dagegen, nach dem Sondervermögen noch weitere Extramittel in die Bundeswehr zu investieren. „Zum einen ist unklar, warum eine Armee, die mit einem Budget von über 50 Milliarden Euro jährlich mehr Geld zur Verfügung hat als die allermeisten anderen Armeen der Welt, nicht in der Lage ist, ihren Auftrag zu Verteidigung des Landes zu erfüllen. Zum anderen wird dieses Geld sonst für andere wichtige Bereiche fehlen wie Klimaschutz und Soziales.“


Das befürchtet auch ein Großteil der Bevölkerung: 66 Prozent erwarten, dass „höhere Ausgaben für die Bundeswehr zu Einschnitten in anderen Bereichen wie Klimaschutz oder Soziales führen werden“. Neue Schulden oder Steuererhöhungen für einen höheren Bundeswehr-Etat lehnen rund drei Viertel der Menschen ab (73 und 77 Prozent).


 „Echte, menschliche Sicherheit bedeutet, dass die Grundlagen menschlichen Lebens gesichert sind“, betont Breuer, „dazu gehört zwingend Klimaschutz, Klimaanpassung und soziale Gerechtigkeit. Das sollte auch und gerade die SPD wissen.“


Auch eine mögliche Wehrpflicht für junge Männer und Frauen wird eher abgelehnt: 50 Prozent der Befragten sind dagegen, 46 dafür. Überraschend: Von den Unter 30-Jährigen sind 58 Prozent dafür. Wenn es aber um die Frage geht, ob man selbst Wehrdienst leisten möchte, kommen den jungen Menschen doch Bedenken: 56 Prozent möchten das nicht.


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Info: https://www.greenpeace.de/frieden/aufruestung-mehrheit-deutschen-militaerische-fuehrungsrolle


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20.02.2023

Medialer Krieg gegen Pazifisten

transition-news.org, 20. Februar 2023

Journalist: (…) Beschreiber der täglichen Gewaltlist, Verzapfer des laufenden Staatsschwindels, der Federsklave seiner Spiessbrüderschaft. Ewald Gerhard Seeliger über Journalisten im «Handbuch des Schwindels»

Liebe Leserinnen und Leser

Seit vorletzter Woche ist das Thema Nord-Stream wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt.
Der renommierte US-Reporter Seymour Hersh kam in einer ausführlichen Recherche zu dem Schluss, dass die USA hinter dem Terroranschlag auf die Nord-Stream-Gasleitungen stecken (wir berichteten).


Dies hat ihm ein Insider berichtet,
der in die Operation eingeweiht war. Stimmt die Recherche von Hersh, ist das ein Kriegs- oder zumindest Sabotageakt gegen einen NATO-Verbündeten.


Die Sache ist von höchster politischer und wirtschaftlicher Brisanz.
Schliesslich ist es kein Geheimnis, dass Deutschland auf billiges russisches Gas angewiesen ist, das nun durch teureres und umweltschädlicheres Fracking-Gas aus den USA ersetzt wird.


Von Seiten der Medien könnte man also denken,
dass sie der Sache maximale Aufmerksamkeit schenken. Schliesslich ist Seymour Hersh nicht gerade bekannt dafür, Fake News in die Welt zu setzen. Im Gegenteil.


Er gehört zu den grossen Journalisten seiner Zeit.
Hersh deckte das Massaker von My Lai im Vietnamkrieg sowie zahlreiche weitere Verbrechen der US-Regierung auf.


Vor dem Hintergrund der Wichtigkeit des jüngsten Hersh-Berichtes
sind viele vermutlich erstaunt. Denn die Nord-Stream-Anschläge werden in der Medienwelt weitgehend marginalisiert – oder teilweise gänzlich totgeschwiegen.


Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat über eine Woche lang die Sache einfach ignoriert. Um dann dem Publikum, das man offenbar nicht für mündig hält, mitzuteilen, dass Hersh keine Beweise für seine Recherche habe.

Die wenigen Medien,
die sich an die politisch hochbrisante Thematik herangetastet haben, zielen nun auf die Person Hersh und stellen seine Glaubwürdigkeit in Frage (siehe hier und hier). Was nicht sein darf, kann nicht sein.


Und sowieso:
Viel Gewicht messen sie der Nord-Stream-Causa nicht bei, so schlimm kann es ja nicht sein. Schliesslich gibt es Wichtigeres: Nämlich die Gefahr, die nun scheinbar von pazifistischen Stimmen ausgeht.


Von der deutschen Axel Springer- bis zur Ringier-Presse in der Schweiz:
An allen medialen Ecken und Enden werden gerade rhetorische Salven in Richtung friedensbewegte Bürgerinnen und Bürger abgeschossen – als prominente Zielscheibe dürfen dabei Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer herhalten.


Sie haben jüngst ihr «Manifest für den Frieden» publiziert,
das inzwischen weit über eine halbe Million Bürgerinnen und Bürger unterschrieben haben. Sie fordern keine weiteren Waffenlieferungen für die Ukraine. Stattdessen ein rasches Abrüsten und Verhandlungen mit dem Ziel, den Krieg in der Ukraine so rasch wie möglich zu beenden.


Was für eine bodenlose Frechheit,
finden die Konzernmedien. Die Gemüter der Journalisten und Meinungsmacher sind erhitzt. Henryk M. Broder, der bekannt dafür ist, Pazifisten ins Visier zu nehmen, sieht in Wagenknechts und Schwarzers Manifest eine grosse Gefahr. «Der Pazifismus made in Germany ist eine militante Bewegung mit einer Neigung zum moralischen Selbstmord», so Broder in der Welt.


Der Journalist wird in seinen Artikeln nicht müde,
Parallelen zwischen Hitler und Putin zu ziehen. Den Krieg in der Ukraine betrachtet er wie eine Comic-Story: Dort der heldenhafte Selenski, im Osten der böse Putin. Grautöne, Differenzierung? Denkste. Gleichschritt ist angesagt.


Inzwischen hat sich auch der deutsche Philosoph und Soziologe
Jürgen Habermas in die Debatte eingemischt. Auch er warnt vor weiteren Waffenlieferungen und plädiert für Verhandlungen, um weiteres Leid zu vermeiden. Zusehends Sorgen bereiten ihm auch die Medien, in denen ein «bellizistischer Tenor» vorherrsche.


Nein.
Also so darf man nun wirklich nicht denken. Habermas, ein Opfer der Kreml-Propapanda? Davon überzeugt ist jedenfalls die Ringier-Presse. Rafi Reza, stellvertretender Chefredaktor des SonntagsBlick weiss: «Wer die Hilfsbereitschaft des Westens für die Ukraine bellizistisch nennt, spielt der Kreml-Propaganda in die Hände».


Habermas?
Der hat offenbar den Verstand verloren und «halluziniert». Rezas Fazit: «Das Lebenswerk von Habermas ist zu gross, um zerstört zu werden. Aber ein Taubenschiss auf dem Denkmal bleibt.»


Reza irrt:
Habermas’ theoretische Schriften sind oft weit weg von der Lebenswelt der Bürger. Auch seine öffentlichen Interventionen gaben wiederholt zu denken. 2021 sprach er sich für einen starken Staat aus, der maximal in die Freiheitsrechte der Bürger eingreifen sollte. Das löste damals wenig kritische Resonanz aus. Heute dagegen bewegt er sich offensichtlich näher an der Lebenswirklichkeit der Bürger als je zuvor.


Herzlich Rafael Lutz

P.S.
Angesichts der sich weiter zuspitzenden Eskalation und dem Aufrüsten sind Friedensdemos wichtiger denn je. Am Wochenende haben in München unzählige Menschen gegen eine weitere Eskalation des Krieges und gegen Waffenlieferungen protestiert. Am kommenden Wochenende findet am Brandenburger Tor in Berlin eine Kundgebung für den Frieden statt: Initiiert haben sie Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht und Brigadegeneral a.D. Erich Vad (mehr Infos hier).

Auch in der Schweizer Hauptstadt Bern
ist demnächst eine grosse Friedensdemo vorgesehen. Am 11. März plant MASS-VOLL! eine Demonstration auf dem Bundesplatz zu organisieren – weitere Infos folgen in den kommenden Tagen.


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Berliner Zeitung: Microsoft: Bing-Chatbot zeigt „dunkle Persönlichkeit“: Ist die KI verrückt geworden? Mal flirtet sie, mal ist sie beleidigt, mal aggressiv: Die ChatGPT-Integration der Suchmaschine Bing liefert im Chat Antworten, die Nutzer zutiefst verstören. Wie Microsoft reagiert. → Weiterlesen
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Reitschuster: Betrug bei Biontech und Pfizer? Zweifelhafte Zulassung Unglaubliche Enthüllungen: Impf-Todesfälle falsch zugeordnet → Weiterlesen
tkp: Wann genau hätten CDC, FDA und PEI gegen die Covid-Impfstoffe einschreiten müssen? Im Laufe des Februar 2021 lagen hinreichend Daten im VAERS-System vor, um das erhöhte Todesfallrisiko von Comirnaty und Spikevax eindeutig zu erkennen. Anstatt dieses Risiko zu benennen, hintertrieben die Behörden die Veröffentlichung von Signalanalysen und verschlossen die Augen vor den Problemen der Placebo-kontrollierten Studien. Dies alles kann nur mit voller Absicht und bei vollem Wissen geschehen sein. → Weiterlesen
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Jouwatch: Hersh: „Es ist vorbei. Es geht nur noch darum, wie viele Menschen Selenski opfern will“ Hersh: „Es ist vorbei. Es geht nur noch darum, wie viele Menschen Selenski opfern will.“ → Weiterlesen

 Info:  https://transition-news.org/medialer-krieg-gegen-pazifisten

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20.02.2023

Die „Zeit“ und der „totale Sieg“

nachdenkseiten.de, 20. Februar 2023 um 12:47 Ein Kommentar von: Tobias Riegel

Genau am 80. Jahrestag von Joseph Goebbels’ Sportpalastrede vom „totalen Krieg“ forderte Eva Illouz in einem „Zeit“-Gastkommentar vom Wochenende einen „totalen Sieg“ der Ukraine. Ist das ein geschichtsvergessener „Ausrutscher“? Oder ein skandalöser historischer Bezug mit Vorsatz? Beides wäre sehr fragwürdig. Bezüglich Russland schreibt die Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität in Jerusalem, eine „vernichtende Niederlage“ könne dem Land helfen, „aus seiner diktatorischen Geschichte herauszufinden“. Solche Artikel zeigen einmal mehr: Weite Teile der deutschen Medienlandschaft sind voll auf Kriegskurs und es gibt keine Roten Linien bei der Propaganda mehr. 


Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Podcast: Play in new window | Download


Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hat am Wochenende verschiedene Gastkommentare zum Ukrainekrieg veröffentlicht. Neben Eva Illouz kamen dabei Marci Shore und Ivan Krăstev und Alexander Kluge zu Wort (alle Artikel befinden sich hinter der Bezahlschranke). Gastkommentare spiegeln nicht automatisch die Meinung der Redaktion – aber es ist eine redaktionelle Entscheidung, einen Gastkommentar zu bestellen und zu veröffentlichen.


Ein „totaler und vernichtender Sieg für die Ukraine“

Illouz schreibt unter dem Titel „Ich wünsche mir einen totalen Sieg“ zu Friedensverhandlungen:

„‚Verhandlungen’ ist ein Wort, das wir zu schätzen gelernt haben, es hat einen beruhigenden Klang, doch sollten wir ihm im Zusammenhang mit Kriegen misstrauen: Verhandlungen sind oft nichts anderes als eine Berechnung der eigenen Verluste im Verhältnis zur Macht des Kriegsgegners, keine Bereitschaft zum Frieden.“

Im folgenden Absatz spricht sie sich für einen „einen totalen und vernichtenden Sieg für die Ukraine“ aus und behauptet:

„Welches Ende wünsche ich mir, und welches fürchte ich? Ich wünsche mir einen totalen und vernichtenden Sieg für die Ukraine, und zwar aus mehreren Gründen: Unter Putin wird Russland nicht verhandeln. Seine Worte könnten bloßes Machogehabe sein, doch hat er mehrfach angedeutet, dass er einen totalen (das heißt atomaren) Krieg jeder Verhandlungslösung vorzieht. Ich wünsche mir einen totalen und vernichtenden Sieg für die Ukraine, weil die Russen täglich Verbrechen gegen die Menschlichkeit verüben, die nicht ungesühnt bleiben dürfen. Nicht zuletzt wünsche ich mir, dass Russland vernichtend geschlagen wird, weil Putin die ideellen Werte Europas bedroht.“

Auch historisch nimmt es Illouz mit den Fakten nicht so genau – schließlich geht es darum, einen „totalen Sieg“ anzupreisen. Dass der Ukrainekrieg bereits seit 2014 andauert, ist eigentlich eine Position Russlands, aber unter ganz anderen Vorzeichen als bei Illouz:

„Er (der Ukrainekrieg) begann spätestens 2014, als sich Demonstranten im Zuge des Euromaidan gegen eine antieuropäische Politik zur Wehr setzten. Auf die Revolution folgte 2014 die Annexion der Krim durch Russland. Womöglich begann der Krieg aber auch früher, 1932/33, als Stalin in der Ukraine eine Hungersnot von solchem Ausmaß anrichtete, dass sie einem Völkermord gleichkam.“

Vorsatz oder Versehen?

Ist dieser Artikel und seine Veröffentlichung am 80. Jahrestag von Goebbels’ Rede im Sportpalast eine gezielte Provokation oder ein Versehen? Soll mit einer vorsätzlichen Anspielung auf Goebbels’ Formel vom „totalen Krieg“ eine Art der Schock-Propaganda betrieben werden? Oder ist der Artikel und die zeitliche Parallele zum Sportpalast „nur“ ein Beispiel der Geschichtsvergessenheit? Beides wäre inakzeptabel.


Rubriken: Audio-Podcast Medienkritik Militäreinsätze/Kriege

Schlagwörter:


Info: https://www.nachdenkseiten.de/?p=94033


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20.02.2023

Haben die USA Nord Stream gesprengt?
Seymour M. Hersh liefert für seine Behauptungen keine Beweise – es wäre nicht die erste Fehlleistung des einstigen Starreporters

nzz.ch, vom 19.02.2023, 05.30 Uhr, von Katja Müller, Chicago

Er hat Kriegsverbrechen der USA in Vietnam und im Irak aufgedeckt, recherchierte im Watergate-Skandal. Jetzt will der amerikanische Starjournalist Seymour M. Hersh herausgefunden haben, dass die USA hinter der Sprengung von Nord Stream stecken. Doch es gibt viele Zweifel.


«Junge, er konnte berichten»: Seymour Hersh in seinem Büro in Washington DC.

Mark Mahaney / Redux / Laif  (Bild)


Zitat: Es ist bis jetzt unklar, wer die Nord-Stream-Pipelines im vergangenen September gesprengt hat. Der Journalist Seymour Hersh allerdings glaubt es genau zu wissen. In seinem Blog beschuldigt er die USA. Marinetaucher hätten in einer geheimen Mission auf Geheiss von Präsident Joe Biden Sprengsätze angebracht, die einige Monate später gezündet worden seien. Gestützt wird die These durch eine einzige anonyme Quelle; Dokumente oder andere Beweise fehlen. Die amerikanische Regierung dementierte umgehend. Kritiker weisen auf die lückenhafte Beweislage hin. Von Russlands Medien wird Hershs Theorie dankbar aufgenommen, in den sozialen Netzwerken werden die «Mainstream-Medien» beschuldigt, die Wahrheit zu verschweigen.


Der Urheber dieser Kontroverse ist nicht irgendjemand. Der mittlerweile 85-jährige Seymour Hersh ist eine Legende des amerikanischen Journalismus. Seit sechs Jahrzehnten recherchiert er im Dunstkreis der Mächtigen, deckte viele Skandale auf und wurde mit Preisen überhäuft. Die letzten Artikel allerdings waren umstritten, laut Kritikern vermischte der Star zunehmend Phantasie und Fakten.


Pulitzerpreis für Reportage über das Massaker von My Lai

Hersh bezeichnet sich selbst als Vertreter des goldenen Zeitalters des Journalismus, als Redaktionen weder Geld noch Aufwand scheuten, um grosse Geschichten zu publizieren. Seine berühmteste Recherche war die Aufdeckung des Massakers in My Lai während des Vietnamkriegs. 1968 ermordeten Amerikaner im vietnamesischen Dorf auf grausame Weise 504 Zivilisten. Nachdem er einen Tipp bekommen hatte, interviewte Hersh die Soldaten und verschaffte sich Einsicht in Dokumente, die von der Regierung verheimlicht worden waren. Seine Artikel über die Kriegsgreuel brachten ihm 1970 den Pulitzerpreis ein.


Kurz darauf wurde Hersh von der «New York Times» angestellt, um über den Watergate-Skandal zu berichten. Diesen hatte die «Washington Post» aufgedeckt, aber Hersh steuerte später wichtige Erkenntnisse bei. Der Skandal führte 1974 zum Sturz des damaligen Präsidenten Richard Nixon. In den nächsten Jahren folgten weitere Enthüllungen, etwa über die heimliche Bombardierung von Kambodscha während des Vietnamkriegs. Hersh verfasste zudem mehrere Bücher, darunter ein wenig schmeichelhaftes über US-Aussenminister Henry Kissinger.


Nachdem er die «New York Times» verlassen hatte, arbeitete er als Freelancer, seine publizistische Heimat fand er beim renommierten Magazin «The New Yorker». Dort schrieb er über die Folgen von 9/11, den Irakkrieg oder Afghanistan. Manchmal lag er mit seinen Einschätzungen falsch, aber es gelangen ihm einige sogenannte Scoops, exklusive Erstveröffentlichungen. Die bekannteste erschien 2004 über Folterungen durch die amerikanische Armee im irakischen Gefängnis von Abu Ghraib.


Ein einsamer Wolf mit anonymen Quellen

Immer wieder schaffte es Hersh, Schlüsselfiguren zum Reden zu bringen. Mit unterschiedlichen Menschen umzugehen, habe er in seiner Jugend gelernt, schreibt er in seinen Memoiren. Er wurde 1937 in der South Side von Chicago geboren, in einem Quartier, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft wohnten. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus Osteuropa. Schon früh musste er nach dem Tod seines Vaters in der familieneigenen Wäscherei arbeiten. Nebenbei absolvierte er sein Geschichtsstudium.


Seine Karriere begann er als Polizeireporter in Chicago, später ging er zur Associated Press, die ihn nach Washington versetzte. Dort entwickelte er ein tiefes Misstrauen gegenüber der Regierung und deren offiziellen Stellungnahmen. Auch von seinen Berufskollegen hielt er nicht viel; er warf ihnen vor, zu wenig kritisch zu sein. Lieber recherchierte er allein.


Das Image des einsamen Wolfs entsprach seinem Charakter. Kollegen beschrieben ihn als direkt und aufbrausend. Während seiner Zeit bei der «New York Times» warf er einmal eine Schreibmaschine aus dem Fenster. Aber immer war er getrieben von der Story, an der er gerade arbeitete. «Er konnte launisch, unvernünftig stur und spröde sein. Aber, Junge, er konnte berichten», schreibt die «New York Times». Seine Quellen waren oft pensionierte Geheimdienstmitarbeiter oder Leute in mittleren Positionen, die frustriert oder entrüstet waren über die Regierung. Um die Personen zu schützen, erwähnte er sie in seinen Artikeln lediglich als anonyme Quellen. Diese Arbeitsweise wurde schon früh kritisiert, da die Behauptungen nur schwer nachzuprüfen waren.


Bin Ladins Festnahme war eine Inszenierung – sagt Hersh

Die Kritik an seinen Artikeln nahm in den vergangenen zehn Jahren zu. Eine Kontroverse löste die Geschichte über die Tötung des Al-Kaida-Führers Usama bin Ladin im Jahr 2011 aus. Laut Hersh war praktisch alles an der offiziellen Version falsch. Die Erstürmung von Bin Ladins Anwesen – von der Regierung als rein amerikanische Geheimoperation verkauft – sei eine abgekartete Sache gewesen. Bin Ladin sei schon lange in der Hand Pakistans gewesen und mithilfe einer filmreifen Inszenierung den USA übergeben worden. Im Gegenzug hätte die Regierung von Barack Obama Pakistan Militärhilfe zugesagt.


Erwartungsgemäss dementierte die Regierung. Aber auch viele Journalisten stellten sich gegen die These von Hersh: Die Beweislage sei zu dünn; die Behauptungen nur durch zwei Quellen unterstützt, die nicht direkt involviert gewesen seien. Hinzu kam, dass der «New Yorker» die Geschichte abgelehnt hatte, da die Quellenlage nicht ihren Standards entsprach. Schliesslich wurde sie 2015 in der «London Review of Books» veröffentlicht. Hersh hatte schon zuvor an Glaubwürdigkeit eingebüsst. In mehreren Artikeln behauptete er, dass Rebellen und nicht das syrische Regime chemische Waffen im Bürgerkrieg eingesetzt hatten. Diese Einschätzung war umso erstaunlicher, als nicht nur die USA, sondern auch Experten, die Uno und Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch das Gegenteil bestätigten.


Einen weiteren Artikel, in dem er den Einsatz des Nervengifts Sarin in der syrischen Stadt Khan Sheikhun 2017 bestritt, wollte nicht einmal mehr die «London Review of Books» veröffentlichen. Hersh fand in der deutschen Zeitung «Die Welt» eine Abnehmerin. Auch in dieser Geschichte verteidigte er das Regime des Diktators As(s)ad, den er mehrmals getroffen hatte. Auffallend ist seine unkritische Haltung gegenüber diesem Regime. «Wenn die amerikanische Regierung lügt, dann sagen ihre Gegner vielleicht die Wahrheit», schreibt das britische Magazin «Prospect» über Hershs Logik.


Anfällig für Verschwörungstheorien

Anders als in früheren Recherchen zitierte Hersh in jüngeren Berichten ausser seinen anonymen Quellen weder Zeugen noch Dokumente noch sonstige Beweise. Das steht in Kontrast zur Arbeitsweise einer neuen Generation von Journalisten und Analysten, die sich auf Open-Source-Intelligence (Osint) berufen. So zeigte Eliot Higgins vom Recherchier-Netzwerk Bellingcat mithilfe von Satellitenaufnahmen, Laborberichten und Videoaufnahmen, dass die Behauptungen von Hersh über Syrien nicht stimmen konnten. Dasselbe gilt für Details im Bericht über die Nord-Stream-Pipelines: Analysten, die mit ähnlichen Methoden arbeiten, widersprechen.


Früher wurden Hershs Geschichten zwar jeweils von den Behörden zurückgewiesen, aber von anderen Medien weiterverfolgt und oft bestätigt. In den vergangenen Jahren war das kaum mehr der Fall, seine Berichte – wie jener über die Pipelines – werden vor allem von regierungsnahen russischen Medien verbreitet. In den USA wurde die These kaum aufgenommen. Seinen neuesten Artikel publizierte er auf seinem Blog. In der aktuellen Ausgabe der «Weltwoche» findet sich zudem ein Abdruck davon. Journalistenkollegen fragen sich, ob Hersh nun mit zunehmendem Alter anfällig für Verschwörungstheorien geworden ist. Andere meinen, er stecke immer noch in der Mentalität von 1969 fest und setze alle Präsidenten mit Nixon gleich.


Schon 2015 schrieb das Online-Magazin «Vox», Hersh sei immer mehr vom Weg abgekommen. «Seine Geschichten, in denen er oft von riesigen und schattenhaften Verschwörungen spricht, enthalten verblüffende – oft in sich widersprüchliche – Anschuldigungen, die auf wenig oder gar keinen Beweisen basieren, abgesehen von einer Handvoll anonymer ‹Offizieller›.» Heute ist es noch schwieriger geworden, die neuesten Arbeiten von Hersh mit dem Bild des früheren Investigativjournalisten in Einklang zu bringen.


Info: https://www.nzz.ch/feuilleton/seymour-m-hersh-und-nordstream-ein-starjournalist-auf-abwegen-ld.1726460?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

20.02.2023

Der Schule ihren menschlichen Sinn zurückgeben

seniora.org, 19. Februar 2023, von Dr. Eliane Perret, Heilpädagogin und Psychologin - 07. 02. 2023 - übernommen von Zeit-Fragen.ch

Zur Neuerscheinung von Jochen Krautz: «Bilder von Bildung. Für eine Renaissance der Schule»

Es ist eine glückliche Fügung, wenn Menschen aus schwierigen Situationen positive, inspirierende Impulse ziehen, die zu Neuem führen. Das ist Jochen Krautz mit seinem neuen Buch «Bilder von Bildung» ausgezeichnet gelungen. Im Vorwort schreibt er, dass sich im Jahr 2021 unter seinen durchfeuchteten Büchern, die er nach dem Abfluss des Hochwassers im Ahrtal aus seinem Arbeitszimmer retten konnte, auch dasjenige von Otto Friedrich Bollnow mit dem Titel «Krise, Kritik und Neuanfang» befand. Damit ist die Aufgabe umschrieben, vor der wir auch heute im Bildungsbereich stehen.


Ein Fundstück und seine Folgen

Das «Fundstück» wurde für den Autor zum Anlass, eine längst fällige Debatte anzuregen. Wir sind gefordert, der seit Jahren unguten Entwicklung im Bildungsbereich ein Ende zu setzen und unserer Schule ihren eigentlichen Sinn zurückzugeben. Es geht, wie es im Untertitel des Buches heisst, um eine Renaissance der Schule. Zur Diskussion stehen die vielen vergangenen Reformschritte, die ehrlich durchdacht werden müssen. Sie haben in den letzten Jahrzehnten unsere Schule zu einer anderen gemacht. Jochen Krautz*, Professor für Kunst an der Universität Wuppertal, weiss, wovon er spricht, und er tut dies in einer Weise, die das Lesen zum Genuss macht. Links finden sich jeweils ein thematisch und künstlerisch sorgfältig ausgesuchtes Werk von bekannten Künstlern unterschiedlicher Epochen, Werke seiner Schüler und Schülerinnen oder Fotografien des Autors   – man kann bei jedem von ihnen verweilen. Rechts sind damit korrespondierende kurze, inhaltsreiche Texte zu 67 Themen zu lesen. Sie reflektieren die Kernpunkte der aktuellen Bildungsdiskussion und verweisen auf das, was den menschlichen Sinn von Schule und Bildung ausmachen würde. Der Autor tut dies in einer Sprache, die das Buch gut lesbar macht, ebenso wie das in sich stimmige Aufeinander-bezogen-Sein der Themen. Mich persönlich hat die Lektüre sehr angeregt zu eigenen Gedanken, was ich auch anderen Lesern wünsche. Um den Inhalt dieses Buches fühl- und sichtbar zu machen, soll deshalb im folgenden in den Ausführungen zum Inhalt des Buches der Autor oft selbst zu Wort kommen und Sie als Leserinnen und Leser ebenfalls zum Denken und Tun anregen.


«Wir sind soziale Wesen …»

Beginnend mit den anthropologischen und entwicklungspsychologischen Grundlagen, verweist der Autor auf das Essentielle von Schule als Ort des Lernens. Sie belegen die soziale Natur des Menschen, die Ausgangspunkt jeder Unterrichtsgestaltung sein muss: «Wir sind soziale Wesen und werden dies zugleich nur in menschlichen Beziehungen.» Nach Jahren beziehungsweise Jahrzehnten gegenläufiger Schulreformen bedarf es dringend einer Renaissance. Nur dann wird Schule wieder zum Ort, wo Kinder und Jugendliche   – begleitet und angeleitet von gereiften Beziehungspersonen   – ihrer sozialen Natur entsprechend lernen und sich in einem individuellen Entwicklungsprozess Bildung erwerben können. Auch hier ist ein erneutes Besinnen auf das Wesentliche nötig, denn Anleitung oder Führung haben heute einen negativen Ruf bekommen, meint Krautz: «Man mutmasst autoritäres Gehabe und will lieber, dass das Kind sich selbst entfalte.» (S. 15) Mit dieser Sicht verweigert der Erwachsene jedoch seine Verantwortung im Prozess der Persönlichkeitswerdung eines Kindes: «Verantwortliche Selbstgestaltungsfähigkeit entsteht nicht, indem man Kinder sich selbst überlässt. Die innere kreative Kraft des Kindes, die es ‹wachsen› macht, braucht Anleitung und Rahmensetzungen, damit das Kind zum Gemeinschaftswesen wird.» (S. 15)


« … bedarf sorgfältiger und engagierter pädagogischer Arbeit»

Diese Erkenntnisse sind entscheidend für jeden Lernprozess, ein ganzheitlicher Vorgang, in dem ein Kind individuell seine intellektuellen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten ausbildet. Hier nimmt Krautz auch die modisch gewordenen einseitig neurowissenschaftlich fokussierten Unterrichtskonzepte kritisch unter die Lupe: «Geist ist aber nicht nur im Gehirn angesiedelt, weshalb ihn Hirnforscher in ihren bunten Aufnahmen nie dort finden. Daher gibt es auch keinen ‹gehirngerechten› Unterricht. Nein, geistig ist der ganze Mensch mit Leib und Seele.» (S. 21) Darum braucht echte Bildung eine pädagogische Beziehung, die fachlich bildet und durch die Sache erzieht. Beziehung und Lernen sind miteinander verbunden und finden im Klassenunterricht ideale Gelingensbedingungen (heute fälschlicherweise oft als ‹Frontalunterricht› herabgesetzt, in bewusster Assoziation mit militärischem Drill).


  Es geht um den Kern pädagogischer Arbeit, und die Klasse wird «eine Gemeinschaft, die miteinander an der Sache arbeitet und dabei menschlich zusammenwächst. Das geschieht allerdings nicht von selbst, sondern bedarf sorgfältiger und engagierter pädagogischer Arbeit». (S. 37) Ein solches Unterrichtsgeschehen gehe «nicht im Anwenden von Methoden auf. Es fordert und bildet die ganze Lehrperson. Oder es bleibt ein Geschäft auf Distanz, bei dem beide Seiten verlieren». (S. 35) In innerer Verbindung zu den Kindern und Jugendlichen gestaltet dann die Lehrperson einen Unterricht, in dem es darum gehe, «Sachfragen als Sachfragen zu klären, Urteile an Argumente zu binden, Rücksicht auf und Anteil am anderen zu nehmen, andere zu verstehen, Konflikte gewaltfrei und konstruktiv zu lösen, zu kooperieren, gegenseitige Hilfe zu üben u. a. m.» (S. 33)


«Das ist der Kern erfolgreicher Pädagogik»

Diese sich an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierenden Prämissen von Unterricht verweisen das aktuell propagierte selbstentdeckende und selbstorganisierte Lernen SOL (auch «Schule ohne Lehrer» genannt) auf den Rang der veralteten Unterrichtsmethoden, denn sie vernachlässigen anthro-pologische, psychologische und didaktische Erkenntnisse, oder wie es der Autor formuliert: «Es ist also nicht ‹modern›, gegen die menschliche Natur zu unterrichten, die über hunderttausende Jahre unsere Kultur hervorgebracht hat. Es ist schlicht töricht. Und in der Folge wird der Mensch nicht selbständiger und klüger, sondern unfrei und dumm.» (S. 45)
  Und immer gehe es darum, die Kinder und Jugendlichen dazu zu befähigen, ihre Lebensaufgaben mit Zuversicht und Mut entgegenzunehmen und zu bewältigen, Aufgaben, die sich jedem Kind stellen und an denen es sein Gefühl der Selbstwirksamkeit stärken kann: «Aufgaben können lehren, sich dem Anspruch des Lebens nicht zu entziehen, sondern sich mutig zu stellen, anzufangen, durchzuhalten, auch wenn es nicht immer klar ist, ob man es schafft und wie es ausgeht.» (S. 59) Ein solchermassen gestalteter Unterricht stellt an die Lehrperson hohe Anforderungen, menschlich und fachlich: «Das ist der Kern erfolgreicher Pädagogik: fachliche Herausforderungen, klare Ansagen, passgenaue Hilfen, unerschütterliches Zutrauen und ein grosses Herz für die jungen Menschen in ihrem Um und Auf. Ein so einfaches wie vergessenes Grundprinzip.» (S. 47)


«Lernen durch Zeigen macht uns deshalb frei»

Dazu gehören auch die nötigen Übungsphasen, hier liegt «der Weg zu echter Selbständigkeit, der Weg zu Freiheit» (S. 49). Und frei zu sein, unabhängig im Denken und verantwortungsvoll im Handeln, bedarf einer sorgfältigen Anleitung, ein Unterrichtsprinzip, das ebenfalls einer Renaissance bedarf, denn «wenn mir jemand etwas zeigt, kann ich dies innerlich nachbilden und äusserlich nachahmen. Dabei lerne ich, wie etwas geht». (S. 45) Dieser Lernvorgang ist so einfach wie logisch und verhilft dem Kind dazu, sich die Welt anzueignen: «Lernen durch Zeigen macht uns deshalb frei: Wir können es dann selbst und können damit tun, was wir für richtig halten. Sonst muss immer jemand anderes für uns stricken, lesen, rechnen, denken, entscheiden usw.» (S. 45)


«Wo keine Anregung erfolgt …»

Nicht alle Kinder bewegen sich darin gleich leicht, manche verstehen etwas nicht und geraten in Bedrängnis: «Die didaktische Kunst besteht darin, diese fachlichen Verstehenskrisen so zu dosieren, dass sie die Schüler herausfordern, aber nicht überfordern.» (S. 57) Oft braucht es ein breiteres fachliches Verständnis, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, deren «Verstehenskrisen» hartnäckiger sind oder die im Unterricht durch eine hektische Unruhe auffallen, die ihre Konzentrationsfähigkeit sichtlich beeinträchtigt. Ein vertiefteres Verständnis der Lehrperson kann den Zugang eröffnen, solchen Kindern eine Perspektive zu geben, statt sie, wie heute üblich, mit einer Diagnose zu belegen und dabei stehenzubleiben. Oder wie Krautz meint: «Auch unkonzentrierte Kinder sind erst zu solchen geworden. Das ist aber keine Krankheit.» (S. 61) Genauso verhält es sich mit Kindern aus sogenannt bildungsfernen Elternhäusern. Auch hier ist die Schule gefordert, Anregung zu geben und den Horizont zu erweitern, soll das oft gehörte Postulat der Chancengerechtigkeit nicht eine leere Floskel bleiben: «Wo keine Anregung erfolgt, entwickelt sich auch weniger. Das eben ist Aufgabe der Schule: allen Kindern Entwicklungschancen durch Anregungen zu geben.» (S. 65) Denn die Aufgabe der Schule darf sich nicht auf ein «Kompetenztraining» beschränken.


«Erziehung braucht nicht nur Nähe, sondern auch Distanz»

Die Förderung in der Schule gelingt aber gerade bei solchen Kindern am besten, wenn eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern oder anderen wichtigen Beziehungspersonen möglich wird. Nicht alle Kinder können auf zuverlässige, Mut gebende Beziehungen zurückzugreifen, die es ihnen möglich machen, Selbstvertrauen aufzubauen, sich in Ruhe dem Lernen zuzuwenden und die Welt zu erkunden. Dieser Thematik hat sich die Bindungsforschung zugewendet und die Bedeutung einer sicheren Bindung für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung erkannt. Wobei das nicht so verstanden werden darf, ständig und unmittelbar die materiellen und emotionalen Wünsche des Kindes zu erfüllen. «Gerade die Bindungstheorie zeigt aber: Erziehung braucht nicht nur Nähe, sondern auch Distanz   – den Abstand, um über das Kind hinaus auf dessen Aufgaben in unserer Welt zu blicken. Von diesen Aufgaben aus lässt sich die eigene erzieherische Haltung sinnvoll ableiten.» (S. 85) Das bedeutet, das Kind zu altersgemässer Selbständigkeit zu ermutigen und ihm den Weg in die Welt zuzumuten. Mit den Worten von Krautz: «Geh hinaus in die Welt, ich bin innerlich bei dir und helfe dir, wo nötig. Aber bewältigen kannst und musst du das selbst.» (S. 83) Sonst werde auch die natürliche Kooperationsbereitschaft des Kindes übergangen und unter Umständen gar durch übermässiges Lob lahmgelegt. «Die enorme Tragweite dieses Befundes ist pädagogisch überhaupt noch nicht ausgeleuchtet …» (S. 87)


«Wird die Investition in euer Lernen profitabel sein?»

Darum wäre dringend angezeigt, die seit Jahrzehnten angesagten Unterrichtskonzepte einer Überprüfung zu unterziehen. Denn «Unterrichten ist eben kein technisches Räderwerk, sondern ein Miteinander von Menschen». (S. 97) Es darf auch nicht von der Frage geleitet sein: «Wird die Investition in euer Lernen profitabel sein? ‹Humankapital› nennt das die Bildungsindustrie.» (S. 119) Solche an industriellen Optimierungsprozessen angelehnten Bildungskonzepte sind fern von menschlichen Bedürfnissen und scheuen die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Sie sind ein tragisches Überbleibsel von dem, was Unterricht sein sollte und müsste. Sie sind «… ein vermeintlich auf ‹Qualität› und ‹Effizienz› getrimmter, aberwitzig bürokratisierter und kontrollierter Schulbetrieb, der oft nur noch mit formalem Beiwerk beschäftigt ist». (S. 121) Nicht vergessen dabei darf man die politische Dimension dieser Reformprozesse, denn hinter dem ökonomistischen Gerede steht eine gesellschaftliche Vision, die ebenfalls kritisch hinterfragt werden muss.


«Wer von Bildungsreformen und Bildungsrevolutionen aller Art schwadroniert»

Leidtragende dieser Entwicklung sind in erster Linie Kinder und Jugendliche, die eine kompliziertere Lernbiographie haben und dringend spezifische Förderung nötig hätten, eingebettet in ein verbindliche Beziehungsgeschehen, statt sie in schöngeredeten Inklusionssettings abzustellen, die kaum von unabhängiger Seite überprüft werden: «Doch sind Kinder keine Labortiere. Wo man zu Recht über Tierversuche diskutiert, dürften Menschenexperimente wohl erst recht tabu sein. Denn diese Kinder mit besonderem Förderbedarf haben ganz real nicht nur weniger gelernt, sondern eine Erfahrung des Scheiterns gemacht.» (S. 125) Ein Vorwurf, dem sich heutige Bildungsverantwortliche stellen müssen. Speziell in der Schweiz müssen sie auch offenlegen, mit welchem Ziel sie unsere Volkschule, die ihre Entstehungsgeschichte in der sozialgeschichtlichen Entwicklung zur direkten Demokratie hat und die Voraussetzungen dafür schaffte, diesen Reformprozessen unterworfen haben. «Wer von Bildungsreformen und Bildungsrevolutionen aller Art schwadroniert, muss sich immer fragen lassen, was denn Fortschritt in Bildung und Erziehung eigentlich sein soll.» (S. 131)


«Es drängt auf Renaissance»

Für die Lehrpersonen ist die Renaissance der Schule mit der Sinnfrage verbunden, wie Krautz feststellt: «Die Sinnfrage, was das eigentlich für den Menschen zu bedeuten haben kann, was ich unterrichte, muss ich mir als Lehrperson zuerst stellen. Dann habe ich die richtige Haltung dazu und kann den Unterricht so gestalten, dass er mögliche Antworten auf die Sinnfrage enthält» (S. 101). Was Jochen Krautz in seinem Buch in gut lesbarer, komprimierter Form festhält, sind die pädagogischen Grundpfeiler jedes Bildungsprozesses. Sie müssen wieder Grundlage von Bildungskonzepten werden. Das Buch ist allen ehrlich an pädagogischen, zeitgeschichtlichen, politischen und menschlichen Fragen Interessierten zur Lektüre empfohlen. Dann ist es berechtigt, an «das Gespenst pädagogischer Hoffnung» zu glauben, das der Autor in seinem letzten Kapitel anspricht: «Es drängt nicht auf Revolution, aber auf Renaissance.» (S. 137)  •


Schule und Eltern sind verbunden durch das gemeinsame Anliegen, das Kind bei der Bewältigung altersgemässer Aufgaben zu fördern und zu fordern. (Relief an einer Volksschule von Roudice nad Labem, Tschechien.
© Jochen Krautz)


Üben befähigt das Kind, sich eine Sache zu eigen zu machen, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Selbständigkeit und Freiheit. (Schülerzeichnung mit Farbkreide nach einem Foto von David Seymour; Klasse 5.
© Jochen Krautz)


Zeigen und Nachahmen ist eine pädagogisch moderne Form der Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten. (Bild Jean-Francois Millet. Die Strickstunde, 1869.
Quelle: WikimediaCommons)


* Jochen Krautz, Prof. Dr., Professor für Kunstpädagogik an der Bergischen Universität Wuppertal; Präsident der Gesellschaft für Bildung und Wissen; Arbeitsschwerpunkte: Kunstpädagogik und Kunstdidaktik, Allgemeine Pädagogik und Bildungspolitik.


Krautz, Jochen. Bilder von Bildung. Für eine Renaissance der Schule. München 2022. Claudius-Verlag.
ISBN 978-3-532-62874-4


Info: https://seniora.org/erziehung/schule-bildung/der-schule-ihren-menschlichen-sinn-zurueckgeben?acm=3998_1653

20.02.2023

Der Ukraine-Krieg und unsere Verpflichtung zum Frieden

aus e-mail von Felix Weiland, 20. Februaer 16:16 Uhr, Von Michael von der Schulenburg

Wenn heute wieder damit argumentiert wird, dass ein Frieden nur durch Waffengewalt errungen werden kann, ist das ein Rückfall in die kriegerischen Zeiten vor der UN-Charta.


Der Krieg in der Ukraine geht nun in ein zweites Jahr – ohne, dass auch

nur der Versuch einer diplomatischen Lösung unternommen wird. Anstelle

von Friedensgesprächen haben sich die Kriegs- und Konfliktparteien

weiter in einer gefährlichen militärischen Eskalationsspirale unter

Einsatz immer schwererer Waffensysteme verfangen. Als wären wir noch den

Denkmustern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verhaftet, sollen nun

militärische Großoffensiven die Lösung bringen.


Das wird die Ukraine nur weiter zerstören. Aber eine noch gefährlichere

Konsequenz ist, dass am Ausgang solcher Offensiven das Prestige der zwei

größten Nuklearmächte der Welt – USA und Russland – hängt. Damit steigt

das Risiko einer direkten Konfrontation zwischen diesen Nuklearmächten,

die über etwa 90% aller Atomwaffen der Welt verfügen.


Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wäre dies das dritte Mal, dass ein

Krieg auf europäischem Boden zu einem Weltkrieg eskaliert – nur dieses

Mal mit potenziell erheblich verheerenderen Konsequenzen. Schon jetzt

leidet die überwiegende Mehrheit der am Krieg unbeteiligten

Weltbevölkerung an den wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges; ein

Nuklearkrieg könnte alles Leben auf der Welt auslöschen – ohne

Unterschied, ob einer Kiegspartei angehörend oder nicht. Es ist also

eine Kriegssituation entstanden, die unsere Vorfahren durch die

UN-Charta hatten verhindern wollen.


In der Präambel der UN-Charta heißt es: „die Völker der Vereinten

Nationen (sind) fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel

des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares

Leid über die Menschheit gebracht hat.“


Leider scheint dieser Appell der UN-Charta heute vergessen. Das liegt

vor allem daran, dass die eigentlichen Schutzmächte (und

UN-Gründungsmitglieder) der UN-Charta – die USA, Großbritannien,

Frankreich und nun auch Russland – die Prinzipien der UN-Charta

kontinuierlich erodiert, ja sie wiederholt gänzlich ignoriert haben. Das

ist ihnen als permanente Mitglieder des UN-Sicherheitsrates mit

Vetorecht möglich. Im Ukraine-Krieg sind nun diese vier Schutz- und

Vetomächte zu Konfliktparteien geworden. Damit tragen sie gegenüber der

Menschheit die vorrangige Verantwortung für diesen Krieg.

Die UN-Charta ist zuerst ein Friedensgebot und erst dann ein Kriegsverbot


Ein im Westen ständig wiederholter Vorwurf ist, dass Russlands

Angriffskrieg gegen die Ukraine völkerrechtswidrig ist und die Ukraine

damit nicht nur das Recht hat, sich zu verteidigen, sondern auch, andere

Staaten bei der Verteidigung um Hilfe zu bitten. Das ist unbestreitbar,

da diese Aussage auf der UN-Charta beruht. Aber gibt die UN-Charta damit

dem Westen auch das Recht, diesen Krieg beliebig fortzusetzen, einen

militärischen Sieg über Russland anzustreben und aus diesen Gründen alle

Friedensbemühungen zu verweigern? Sicherlich nicht!


Denn im Kern ist die UN-Charta eine gegenseitige Verpflichtung aller

Mitgliedsländer, Konflikte friedlich zu lösen; nur darauf beruht der

allgemeine Bann der Anwendung militärischer Gewalt zu politischen Zielen

– und nicht umgekehrt. Die UN-Charta ist eben kein globales

Waffenstillstandsabkommen, sondern eine Aufforderung an alle

Mitgliedsländer, durch friedliche Mittel einen weltumspannenden Frieden

zu garantieren. Die Charta ist zuerst ein Friedensgebot und erst dann

ein Kriegsverbot! Es ist dieser Aspekt des Friedensgebotes, der mit

einer militärischen Logik bricht, die in der Vergangenheit zu so vielen

Kriegen gerade in Europa geführt hatte. Wenn heute wieder damit

argumentiert wird, dass ein Frieden nur durch Waffengewalt – also durch

Krieg – errungen werden kann, ist das ein Rückfall in die kriegerischen

Zeiten vor der UN-Charta.


In der UN-Charta heißt es dann auch, dass die Hauptaufgabe darin besteht,


     „den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu

diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des

Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere

Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder

Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche

Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu

bereinigen oder beizulegen.“


Und dann noch deutlicher:


     „Alle Mitglieder legen ihre internationalen Streitigkeiten durch

friedliche Mittel so bei, dass der Weltfriede, die internationale

Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden.“


Die Verpflichtung zur friedlichen Lösung von Konflikten besteht nicht

nur, um Kriegen vorzubeugen, sondern auch, um diese zu beenden. So ruft

die Resolution der UN-Generalversammlung vom 2. März 2022, in der die

militärische Intervention Russlands scharf verurteilt wurde, nicht nur

Russland und die Ukraine, sondern alle beteiligten Staaten zu einer

friedlichen Lösung des Ukrainekrieges auf:


     „Die Generalversammlung fordert nachdrücklich die sofortige

friedliche Beilegung des Konflikts zwischen der Russischen Föderation

und der Ukraine durch politischen Dialog, Verhandlungen, Vermittlung und

andere friedliche Mittel.“


In vielem ist die UN-Charta der heutigen schwarz-weiß Sichtweise einer

Welt zwischen Gut und Böse oder gar zwischen angeblich demokratischen

und autoritären Staaten weit überlegen. So kennt die UN-Charta keine

Begriffe wie "Angriffskrieg", "Präventionskrieg", "Anti-Terrorkrieg"

oder gar "humanitärer Krieg". Sie unterscheidet nicht zwischen den

jeweiligen politischen Systemen der Mitgliedsländer und auch nicht

zwischen berechtigten oder unberechtigten Streitpunkten der

Konfliktparteien. Die UN-Charta geht davon aus, dass es zu jedem

Konflikt immer zwei Seiten gibt, die durch friedliche Mittel

auszugleichen sind. Übertragen auf den Ukrainekrieg wären die

Sicherheitsinteressen Russlands und die der Ukraine gleichberechtigt und

hätten durch Verhandlungen gelöst werden müssen.



Die schwere Mitschuld des Westens am Ukrainekrieg


Der Ernst des sich aufschaukelnden Konfliktes über die Ausweitung der

NATO an die Grenzen Russlands, die nun zum Krieg geführt hat, war allen

Beteiligten mindestens seit 1994 klar. Russland hat wiederholt davor

gewarnt, dass mit den Aufnahmen der Ukraine und Georgiens in die NATO

seine elementaren Sicherheitsinteressen verletzt und damit eine rote

Linie überschritten würde. Damit handelt es sich um einen klassischen

Konflikt, wie er oft vorkommt.


Der UN-Charta entsprechend hätte dieser Konflikt diplomatisch gelöst

werden müssen – und wohl auch können. Das ist aber nicht geschehen,

weder um einen Krieg zu verhindern noch um einen friedlichen Ausgang des

einmal begonnen Krieges zu erreichen. Auch darin besteht ein Bruch der

UN-Charta.


Dennoch wurde der NATO-Beitritt der Ukraine vor allem seitens der USA

systematisch weiterverfolgt und Russlands Bedenken einfach übergangen.

Das verlief nicht ohne Provokationen. Dabei schreckte der Westen nicht

einmal davor zurück, im Jahr 2014 den gewaltsamen Umsturz eines

rechtmäßig gewählten (OSZE) Präsidenten zu unterstützen, um so eine für

einen NATO-Beitritt genehme Regierung in der Ukraine einzusetzen. Nach

Angaben von Victoria Nuland, heute stellvertretende Außenministerin der

USA, hatte die USA diesen Umsturz mit 5 Milliarden Dollar finanziert; in

Wirklichkeit aber dürfte es ein noch wesentlich höherer Betrag gewesen

sein. Auch dies war eine grobe Verletzung der Souveränität eines

UN-Mitglieds und damit ein Bruch der UN-Charta.


Nach den kürzlich gemachten Aussagen von Angela Merkel und Francois

Holland zu den Minsk I- und Minsk II-Abkommen stellt sich auch die

Frage, ob diese seitens des Westens überhaupt in ‚good faith‘ verhandelt

wurden oder nur dem Ziel dienten, Zeit für die militärische Aufrüstung

der Ukraine zu schaffen. Da diese Abkommen durch den Beschluss des

UN-Sicherheitsrates rechtsbindend wurden, wäre das eine schockierende

Travestie jeden internationalen Rechtes.


Als im Dezember 2021 Russland auf die NATO-Entscheidung, den Beitritt

der Ukraine weiter voranzutreiben, mit einer Drohgebärde antwortete und

Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammenzog, machte es gleichzeitig

einen weiteren Versuch, eine friedliche Lösung zu erreichen. Das führte

zwar zu einer Reihe diplomatischer Aktivitäten, aber Gespräche über den

Beitritt der Ukraine zur NATO wurden von den westlichen

Gesprächspartnern kategorisch abgelehnt. Die ukrainische Regierung

antwortete im Februar 2022 sogar mit massivsten Bombardierungen des von

pro-russischen Rebellen kontrollierten Donbas und der dortigen

Zivilbevölkerung.


Auch nach dem Ausbruch des Krieges wurden alle unternommenen

Friedensbemühungen von der NATO, insbesondere von den USA und

Großbritannien, torpediert. In der ersten Märzwoche 2022 bereits bemühte

sich der damalige Premierminister Israels, Naftali Bennet, um einen

Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine. Nach seinen kürzlich

gemachten Aussagen hatten Russland und die Ukraine großes Interesse an

einem schnellen Ende des Krieges. Laut Bennet war durch Konzessionen

Russlands ein Waffenstillstand „in greifbare Nähe“ gerückt. Dazu kam es

aber nicht, denn „sie (die USA und Großbritannien) haben einen

Waffenstillstand blockiert, und ich dachte, sie hätten unrecht“, so

Bennet weiter.


Und dann gab es die ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen, bei

denen sich beide Seiten bereits in der dritten Märzwoche, also nur einen

Monat nach Ausbruch des Krieges, auf die Grundzüge einer

Friedensvereinbarung geeinigt hatten: die Ukraine versprach, der NATO

nicht beizutreten und keine Militärbasen ausländischer Mächte auf ihrem

Territorium zuzulassen, während Russland im Gegenzug versprach, die

territoriale Unversehrtheit der Ukraine anzuerkennen und alle russischen

Besatzungstruppen abzuziehen. Für den Donbas und die Krim gab es

Sonderregelungen.


Auf einer für den 29. März 2022 geplanten Friedenskonferenz in Istanbul

sollten diese Grundzüge weiterentwickelt werden. Doch dann zog sich die

Ukraine auf Druck der USA und Großbritanniens von den

Friedensverhandlungen zurück. Der türkische Außenminister Çavuşoğlu

sagte später über die gescheiterte Friedenskonferenz in Istanbul:

„einige NATO-Staaten wollten, dass der Krieg in der Ukraine weitergeht,

um Russland zu schwächen.“


Wie viel Leiden, wie viele Menschenleben und wie viele Zerstörungen

hätten vermieden werden können, wenn sich die NATO im März hinter die

ukrainisch-russischen Friedensbemühungen gestellt hätte? Dafür, dass sie

diese jedoch verhindert haben, tragen die NATO-Länder eine schwere

Mitschuld an den Opfern des Krieges seit dieser Zeit.


Und hier noch ein Wort zur Verteidigung der Ukraine: Präsident Selenskyj

hatte sich sehr wohl um eine schnelle friedliche Lösung des nun

ausgebrochenen Krieges bemüht. Er hatte den israelischen Premierminister

Bennet um Vermittlung mit Russland gefragt und es war auch er, der die

ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen genehmigt hatte. Noch am 27.

März 2022 hatte Selenskyj den Mut gezeigt, die Ergebnisse der

ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen vor russischen Journalisten

in aller Öffentlichkeit zu verteidigen – und das, obwohl die NATO

bereits am 24. März 2022 auf einem Sondergipfel beschlossen hatte, diese

Friedensverhandlungen nicht zu unterstützen. Letztlich gab Selenskyj dem

Druck der NATO nach und setzte auf eine Fortsetzung des Krieges.


Diese Entscheidung hat nun zu einer weitreichenden Zerstörung der

Ukraine, zu unermesslichem Leid der dortigen Zivilbevölkerung und zum

Verlust großer Teile der Ukraine geführt. Heute wäre die

Verhandlungsposition der Ukraine wesentlich schlechter, als sie es im

März 2022 noch war. Das erklärt sicherlich die jetzige Haltung

Selenskyjs, nun alles auf einen totalen Sieg über Russland zu setzen.

Aber auch ein solcher Sieg, sollte er überhaupt möglich sein, ginge mit

enormen menschlichen Kosten einher und könnte zur völligen Zerstörung

der Ukraine führen. Es muss Selenskyj und den meisten seiner Mitstreiter

inzwischen klar geworden sein, dass sie im März/April besser nicht auf

ihre Freunde aus dem Westen hätten hören sollen und dass sie mit der

Ablehnung einer friedlichen, auf Verhandlungen basierenden Lösung nun

mit ihrem eigenen Blut für die strategischen Kriegsziele anderer

bezahlen. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass sich die Ukrainer

betrogen fühlen werden.



Der Ukrainekrieg lehrt die Unersetzlichkeit der UN-Charta



Seit dem Ende des Kalten Krieges hat der Westen, insbesondere die USA,

die Gültigkeit der UN-Charta immer wieder in Zweifel gezogen. Die

UN-Charta und dessen Prinzip der „sovereign equality“ verträgt sich eben

nicht mit dem alleinigen globalen Führungsanspruch der USA. Um dieser

Führungsrolle gerecht zu werden, haben die USA nach Angaben des US

Congressional Research Service seit dem Ende des Kalten Krieges 251

militärische Interventionen in anderen Ländern durchgeführt – geheime

CIA-Operationen und Finanzierungen von Proxy-Kriegen sind dabei nicht

mitgezählt. Es kann davon ausgegangen werden, dass viele – wenn nicht

gar die meisten dieser Interventionen – Verletzungen der UN-Charta

waren. In fast allen Fällen haben sie nur menschliches Leid, Zerstörung,

Chaos und dysfunktionale Regierungen hinterlassen. Demokratien sind

daraus nie entstanden. Ist der Ukraine nun ein ähnliches Schicksal

beschieden?


Der Krieg in der Ukraine hat die Welt näher an eine nukleare Katastrophe

gebracht als irgendein anderer Konflikt seit dem Ende des Kalten Krieges

– vielleicht sogar seit dem Ende der beiden Weltkriege. Das sollte uns

allen schmerzlich bewusst gemacht haben, wie wichtig, ja unersetzlich

die UN-Charta auch heute noch ist. Um den Weltfrieden zu erhalten,

bleibt nur der Weg über eine freiwillige Einigung zwischen Staaten,

Konflikte friedlich zu lösen.


Die UN-Charta war einst ein Geschenk der Siegermächte des Zweiten

Weltkrieges – der USA, der damaligen Sowjetunion, Großbritanniens und

Frankreichs – an die Menschheit. Heute haben sich gerade diese Staaten

(oder deren Nachfolgestaaten) mit dem Ukrainekrieg derart diskreditiert,

dass wir von ihnen keine Erneuerung der UN-Charta erwarten können.


Die Fackel für eine friedliche, auf Zusammenarbeit gerichtete

Weltordnung muss nun von anderen Ländern getragen werden, von Ländern

wie Brasilien, Argentinien und Mexiko in Lateinamerika; von Indien,

China und Indonesien in Asien; von Südafrika, Nigeria und Äthiopien in

Afrika und Ägypten und Saudi-Arabien im Mittleren Osten. Indem diese

Länder eine stärkere Verantwortung für den Weltfrieden übernehmen, würde

ein weiterer Schritt hin zu einer multipolaren und gleichberechtigten

Welt gegangen. Was eignet sich da besser als eine Friedensordnung, die

auf der UN-Charta und dem Prinzip „der souveränen Gleichheit aller ihrer

Mitglieder“ aufgebaut ist!


Info: https://makroskop.eu/07-2023/der-ukraine-krieg-und-unsere-verpflichtung-zum-frieden


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

20.02.2023

Proteste bei Sicherheitskonferenz: Friedenswirrwarr in München

taz.de, vom 18. Februar 2023, 19:04 Uhr

Wer ist die „Friedensbewegung“? Altgediente Anti-Siko-Protestierende geraten ins Hintertreffen, Pro-Ukraine-Demonstrant:innen auch. Rechte jubilieren.

Anti-Siko- ziehen an Pro-Ukraine-Demonstranten vorbei, dazwischen steht die Polizei















Vor der Feldherrnhalle treffen die Anti-Siko- auf die Pro-Ukraine-Demonstrant:innen Foto: P. Beucker


MÜNCHEN taz | Auf dem Königsplatz dröhnt am Samstagmittag Cat Stevens „Peace Train“, Marius Müller-Westernhagens „Freiheit“ und Nenas „99 Luftballons“ aus den Boxen. Dazwischen wechselt sich eine Kuhglockenkapelle aus der Schweiz mit einer bayerischen Trommeltruppe ab. An einem Stand gibt es Warnwesten mit der Aufschrift „Nein zur Impfpflicht“ und „Nehmt die Masken ab!“-Aufkleber.


Einen Fußweg von rund 15 Minuten von der Münchner Sicherheitskonferenz haben sich hier „Friedensfreund:innen“ ganz eigener Provenienz zusammengefunden. Denn organisiert hat das Event ein Bündnis von Gruppen aus der Corona-Leugner:innen- und der sogenannten Querdenken-Szene, die für sich inzwischen den Ukrainekrieg zum neuen Aktionsfeld auserkoren haben.


Klassizistisch umrahmt von der Glyptothek im Norden und der Antikensammlung im Süden wehen klassische Weiße-Taube-auf-blauem-Hintergrund-Friedens- neben Deutschlandfahnen. Nicht wenige Russlandfahnen sind ebenfalls zu sehen, ebenso „Ami go Home“-Transparente des Rechtsaußenmagazins Compact.


Zehntausende Menschen aus ganz Mitteleuropa, wie es Jürgen Todenhöfer angekündigt hatte, sind es zwar nicht geworden. Aber rund 10.000 dürften es schon sein, die sich die Reden des früheren CDU-Bundestagsabgeordneten und heutigen Kleinstparteigründers sowie Diether Dehm, dem Ex-Linken-Parlamentarier und Musikmillionär, anhören wollen.


Die Bühne, die vor der Propyläen aufgebaut ist, ziert ein Banner mit der Aufschrift „Macht Frieden!“. An wen sich das richtet, daran lassen sowohl Todenhöfer als auch Dehm keinen Zweifel. Denn für beide, wie auch für alle anderen auf dem Platz, ist klar, wer verantwortlich für den Ukraine-Krieg ist: die Nato im Allgemeinen und die USA im Besonderen.


Hetzrede gegen USA und Bundesregierung

Das Pentagon habe, so verkündet Dehm seine ganz spezielle Weltsicht, den Krieg „auf dem Rücken Europas“ mit Hilfe von „ukrainischen Killerbanden mit SS-Symbolen“ vorbereitet. Und die Bundesregierung habe als angeblich treuer Vasall der USA bei der Kriegsvorbereitung mitgeholfen: „Das Minsker Abkommen II des damaligen Außenministers Steinmeier entpuppte sich als reines Hinhaltemanöver der deutschen Regierung und der Nato, um den ukrainischen Nazifaschistenfreunden ihre Zeit zum Aufrüsten einzuräumen.“ Es ist eine Hetzrede.


Dehm gehört zum minoritären Wagenknecht-Lager in der Linkspartei, gegen ihn läuft ein Parteiausschlussverfahren. Hier in München wird er umjubelt. Das liegt auch daran, dass er nicht nur Putin verteidigt, sondern zielgruppenorientiert auch „die Freiheit, alternative Meinungen zu den Corona-Diktaten zu sagen“. Am Ende seiner Ausführungen fordert Dehm das Publikum auf, gemeinsam mit ihm sein neuestes Lied zu singen – und aus tausenden Kehlen erklingt: „Ami go home“. Das ist das, was alle hier verbindet.


Im Gegensatz zu ihm erwähnt der nachfolgende Todenhöfer in seiner knapp 40-minütigen Rede immerhin wenigstens an einer knappen Stelle wahrheitsgemäß, wer wen angegriffen hat. Allerdings nur mit einem Halbsatz, auf den sofort die Relativierung folgt, dass Russland ja provoziert worden sei. Auf Putin lässt hier niemand etwas kommen.


„Es ist ein sehr guter Auftakt für den Friedensfrühling in Deutschland“, schwärmt Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer in eine Kamera. Elsässer hatte zuvor bereits an einer kleinen AfD-Demo auf dem nahegelegenen Karl-Stützel-Platz teilgenommen und ist von dort weitergezogen. Nun freut sich Elsässer, dass er und seine extrem rechten Ka­me­ra­d:in­nen auch auf dem Königsplatz gern gesehen sind. Schließlich verstehen sich die Versammelten als „lagerübergreifend“, wie einer Veranstalter von der Bühne herab verkündet.


Die fehlende Abgrenzung nach Rechts ist der Grund, warum es diese Kundgebung überhaupt gibt. Denn ursprünglich hatten sich die Ver­an­stal­te­r:in­nen an der traditionellen Anti-Siko-Demonstration des linken Aktionsbündnisses gegen die Nato-Sicherheitskonferenz beteiligen wollen. Doch das lehnte dieses trotz ähnlich klingender Positionen in Sachen Ukraine-Krieg dankend ab. Mit Rechten marschieren wollten sie nicht.


Rund 19 Demonstrationen anlässlich der Sicherheitskonferenz

Den krassesten Gegensatz sowohl zu den Quer­den­ke­r:in­nen als auch den Anti-Siko-Aktivist:innen machte an diesem Samstag eine Kundgebung von Ukrai­ne­r:in­nen und deren Un­ter­stüt­ze­r:in­nen. Am frühen Nachmittag versammelten sie sich am Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle, ganz zufällig in unmittelbarer Nähe des internationalen Pressezentrums der Münchner Sicherheitskonferenz. Und die Inszenierung der Soli-Demo ist perfekt, um den vielen Jour­na­lis­t:in­nen sendefähiges Material zu liefern.


Rund Tausend Menschen sind gekommen, die meisten mit Fahnen, Tüchern oder Mützen in den ukrainischen Landesfarben blau-gelb. Zu Beginn der Kundgebung singen sie gemeinsam die ukrainische Nationalhymne. Etliche Kinder halten Schilder mit der Aufschrift „Arm Ukraine Now“ in die Höhe. Es wird frenetisch gejubelt als ein ukrainischer Abgeordneter mit „Freedom, Freedom, Freedom“-Rufen die Menge anheizt – um schließlich damit zu enden: „Putin ist ein Killer. Er wird seinen Preis bezahlen.“


Während die deutsche Politik rumdruckst, wenn es darum geht, einen Sieg der Ukraine im Kampf gegen den Aggressor Putin klar zu benennen, ist die Lage für die De­mons­tran­t:in­nen an diesem Samstag eindeutig. „Ukrainische Armee + deutsche Waffen = Sieg für Ukraine“ heißt es auf Plakaten. Und sie werden nicht müde zu rufen „Danke Deutschland für deine Hilfe“. Es geht viel darum, nach einem Jahr Krieg zusammen zu stehen. Aber auch darum, die Solidarität der Weltöffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Denn auch diese Sorge ist groß. Aufgetreten auf der Kundgebung sind zudem die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sowie der Grünen-Politiker Anton Hofreiter.


In Gesprächen mit einzelnen Teil­neh­me­r:in­nen ist immer wieder zu hören: Wie lange wird die Unterstützung andauern, wenn der Krieg noch Monate, wenn nicht Jahre dauert. „Ihr werdet bald vergessen, dass in der Ukraine Frauen vergewaltigt, Menschen gefoltert oder Kinder verschleppt werden“, sagt eine Frau mit dem traditionellen kranzförmigen ukrainischen Blumenschmuck auf dem Kopf. Auch deshalb ist sie heute nach München gekommen, um zu zeigen, dass der Krieg mit all seinen Grausamkeiten noch lange nicht vorbei ist.


Frau hält Plakat mit den Bildern von Wagenknecht, Schwarzer und Putin hoch. Auf deren Stirnen steht ein "Z"















Pro-Ukraine-Kundgebung auf dem Odeonsplatz: Schwarzer und Wagenknecht sind hier nicht gerade beliebt Foto: P. Beucker


Anti-Siko-Protest trifft auf Pro-Ukraine-Demo

Die ersten Redebeiträge sind gerade vorbei, als es auf einmal hitzig wird. Direkt an der Ukraine-Soli-Demo leitet die Polizei den Anti-Siko-Protestmarsch mit mehreren Hundert Menschen vorbei. Der Zug ist ein Sammelsurium der linken und friedensbewegten Szene. Pax Christi ist dabei, Ak­ti­vis­t:in­nen für ein freies Kurdistan, Gewerkschaften, die Linkspartei natürlich. Aber auch feministische und antifaschistische Organisationen unterschiedlichster Colour. Was sie eint, ist ihre Anti-Haltung zur Nato, sie sind per se gegen Waffenlieferungen, fordern Frieden jetzt und sofort – und vor allem Verhandlungen.


Obwohl die Pro-Ukraine-Aktivist:innen zahlenmäßig deutlich weniger sind, werden sie sofort laut und mitunter auch aggressiv, als die ersten Anti-Siko-Demonstrant:innen vorbei ziehen. „Lumpenpazifisten geht zu Putin“ und „Ihr unterstützt Terroristen“, dröhnt es den wütend linken Gruppen entgegen. Faschistenfreunde nennen sie sie. Aber auch die linken Ak­ti­vis­t:in­nen sind nicht nur freundlich. Eine junge Frau hat sich am Straßenrand mit einer ukrainischen Flagge in die Sonne gestellt.


Mitten aus dem Demo-Zug kommt ein Mann mit Schiebermütze auf sie zugerannt. „USA ist Nato. Nato ist Krieg“, schreit er die Frau an. „Wir wollen leben“, sagt sie. Dann reckt er noch die Faust und verschwindet schnaubend in der Menge des Protestmarsches. Getrennt durch Absperrgitter und viele Po­li­zis­t:in­nen bleibt bei der Begegnung im Großen und Ganzen alles friedlich.


Beide Gruppierungen wollen Frieden auf ihre Art und Weise. Zumindest formulieren dies etliche Menschen auf ihren Schildern. Nur eben mit entgegengesetzen Mitteln: Die Ukrainer und ihre Un­ter­stüt­ze­r:in­nen fordern schwere Waffen. Und die anderen? „Verhandlungen und humanitäre Hilfe“ sagt eine Lehrerin, die ihren Namen nicht nennen will. Auf der Anti-Siko-Demo trägt sie ein Schild mit einer Friedenstaube um den Hals, in der Hand hält sie eine Pace-Flagge. Auf die Bemerkung, dass es humanitäre Hilfe doch gebe und auch Verhandlungsansätze, entgegnet sie, dass man davon ja gar nichts hören würde. „Es geht hier doch nur um Waffen, mehr nicht.“


Keine laute Abgrenzung gegen rechts

Wenige Minuten später ist der Protestzug am Marienplatz angekommen. Die De­mons­tran­t:in­nen warten auf den langjährigen Organisator der Anti-Siko-Demo, Claus Schreer und natürlich die Hauptrednerin Sevim Dağdelen von der Linken. „Krieg darf kein Mittel sein“, sagt Schreer, fordert einen sofortigen Waffenstillstand, das Ende aller Waffenlieferungen, Schluss mit der Aufrüstung der Nato und die Rückkehr zu internationaler Zusammenarbeit. Der Jubel von der Menge, die die Polizei später auf rund 2.700 Personen beziffern wird, ist ihm sicher.


Dass parallel zur Anti-Siko-Demo fast 5 mal so viele Menschen an einem Protestzug mit ganz ähnlichen Forderungen – vor allem gegen die Nato und die USA – gespeist aus An­hän­ge­r:in­nen der Querdenker:innen-Szene und aus dem rechtsextremistischem Spektrum teilnahmen, will er nicht kommentieren. In Gesprächen bei den Anti-Siko-Leuten ist allerdings deutlich zu hören, wie „furchtbar“ das sei. „Zum Glück sind die ja nicht hier“, heißt es.


Und dann betritt der Star der Szene die Bühne: Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen, die wie Dehm zum Wagenknecht-Lager zählt. Ihre Rede auf der Kundgebung ist quasi ein Heimspiel für sie. Die Sicherheitskonferenz hält sie für eine Kriegskonferenz, die Unterstützung für die Ukraine eher für Kriegspropaganda als glaubhaft, das ganze sowieso für einen Stellvertreterkrieg der USA gegen Russland. Denn: In Wahrheit geht es aus ihrer Sicht nicht um die Freiheit der Ukraine, sondern um deren autokratisch-nationalistischen Kampf gegen Russland.


Und auch die Bundesregierung geht sie mächtig an. Insbesondere Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Sie und andere hätten gar kein Interesse daran den Krieg zu beenden, sondern „die gelangweilte Bourgeoisie hat Sehnsucht nach der Apokalypse.“ Es sind Sprüche, die ankommen.


Die De­mons­tran­t:in­nen – viele mit „Stop Ceta“-Buttons, mit Pace-Schals, Kirchentag und Ostermarsch erprobt, klatschen begeistert und rufen „Bravo, bravo“, wenn Baerbock und Co. bezichtigt werden, das Völkerrecht zu verraten und Russland eigentlich nur in einem Wirtschaftskrieg besiegen zu wollen. Von einer Verurteilung des russischen Angriffskriegs ist bei Dağdelen keine Rede.


Frau hält Transparent mit der Aufschrift "Frieden mit Russland. Alles andere ist Selbstmord!!"















Auf dem Königsplatz demonstriert die „Querdenken“-Szene gemeinsam mit Rechten für Russland Foto: P. Beucker


Sie nimmt sich den ukrainischen Vizeregierungschef Olexander Kubrakow vor. Der hatte am Freitagabend eine Zusage von den Verbündeten für die Lieferung von Streumunition und Phosphor-Brandwaffen gefordert. Zurecht hatte sein Wunsch nach völkerrechtlich geächtetem Kriegsgerät für Empörung und Aufregung gesorgt.


Während Außenministerin Baerbock am Samstag auf Nachfrage zu dieser Forderung eindeutig auf das Völkerrecht hinwies, suggeriert die Linken-Politikerin vor dem Anti-Siko-Publikum, dass die Bundesregierung zur Verteidigung der Ukraine zu allem bereit wäre. Im Publikum wird die Nachricht von der Streumunition-Forderung aufgefasst wie ein Offenbarungseid der Ampel-Koalition.


Sicherheitskonferenz geht am Sonntag zu Ende

Nach fast fünf Stunden neigt sich auch die Anti-Siko-Demo dem Ende zu. Geklebte Friedenstauben liegen am Boden, die Pace-Flaggen werden eingerollt. Die Ukrai­ne­r:in­nen und ihre Un­ter­stüt­ze­r:in­nen dagegen feiern sich geradezu am Odeonsplatz. Von schlechter Stimmung ist nichts spüren. Eher von starkem Zusammenhalt in furchtbaren Zeiten.


Die Münchner Sicherheitskonferenz geht am Sonntag zu Ende. Politische Ver­tre­te­r:in­nen aus rund 100 Staaten sowie internationale Si­cher­heits­ex­per­t:in­nen nahmen an der Konferenz teil. Wenige Tage vor dem Jahrestag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine dominierte das Thema die gesamte Konferenz.


Info: https://taz.de/Proteste-bei-Sicherheitskonferenz/!5916885


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




Weiteres:




Mehrere Groß-Demos am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz

br.de, vom 18.02.2023, 18:31 Uhr, von Henning Pfeifer, Manuel Rauch, Günther Rehm

In München fanden am Samstag mehrere Demonstrationen am Rande der Sicherheitskonferenz statt. Zwei größere richteten sich gegen das Treffen selbst. Zusätzlich gab es eine Versammlung zur Unterstützung der Ukraine. Laut Polizei blieb es friedlich.


Während der Münchner Sicherheitskonferenz sind am Samstag Tausende Menschen bei mehreren Demonstrationen und Kundgebungen auf die Straße gegangen.


Der Odeonsplatz war am Nachmittag ein Meer aus blau-gelben Fahnen. Nach Angaben der Polizei hatten sich rund 1.000 Demonstrantinnen und Demonstranten zu der Kundgebung "Gemeinsam gegen den Krieg" versammelt, darunter viele Ukrainischstämmige. Mit ukrainischen Flaggen und Plakaten mit Aufschriften wie "Words don't stop dictators, weapons do" ("Worte stoppen Diktatoren nicht, Waffen schon") drückten die Teilnehmenden ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine aus.


Anti-Siko-Demo trifft auf Pro-Ukraine-Demo

Aufgeheizter wurde die Stimmung, als der Protestzug der Anti-Siko-Demonstranten, die sich unter anderem für Abrüstung und den Stopp von Waffenlieferungen einsetzen, direkt an der Pro-Ukraine-Demo vorbeiführte. In minutenlangen Sprechchören skandierten die Demonstrierenden der Pro-Ukraine-Demo "Danke Deutschland für die Hilfe" und "Ukraine braucht mehr Waffen" in Richtung des Protestzugs. Zu Ausschreitungen kam es nicht.


Zu der Kundgebung kamen einige prominente Rednerinnen und Redner. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makejev, bedankte sich für die Unterstützung Deutschlands für die Ukraine. Jamila Schäfer (Grüne) äußerte sich zufrieden darüber, dass die Regierung nun die Lieferung von Kampfpanzern auf den Weg gebracht habe. Mit Blick auf die Demonstrierenden sagte sie: "Ich bin froh, dass ihr dafür kämpft, diesen Mörder und seine Unterstützer zu besiegen." Ihr grüner Parteifreund Anton Hofreiter ergänzte: "Unser Ziel ist es, die Ukraine so stark zu unterstützen, dass das Regime Putin endlich kapiert, dass es diesen Krieg nicht gewinnen wird. So lange müssen wir weitermachen."


"Putin ist der Verbrecher, nicht die Ukraine"

Roderich Kiesewetter (CSU) machte klar: "Wir sind hier, um zu sagen: Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen. Nicht: Sie darf ihn nicht verlieren." Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), warnte davor, die Geschichte zu verdrehen: "Putin ist der Verbrecher, nicht die Ukraine."


Rund 1.000 Menschen fordern auf dem Odeonsplatz weitere Unterstützung für die Ukraine.

Bildrechte: BR/Manuel Rauch


"Anti-Siko-Demo" auf MarienplatzFast zeitgleich fand auf dem Marienplatz die Schlusskundgebung der großen "Anti-Siko-Demo" statt. Aufgerufen hatte dazu - wie jedes Jahr - das Münchner "Aktionsbündnis gegen die Nato-Sicherheitskonferenz". Die Gegner, die vor allem aus dem linken Spektrum kamen, hatten sich kurz nach Mittag am Stachus versammelt. Zum Auftakt waren es um die 1.000 Menschen.


Er sei hier, um die Bundesregierung aufzufordern, sich für einen Waffenstillstand in der Ukraine und Friedensverhandlungen mit Russland einzusetzen, sagte ein Mann dem BR. "Ich möchte keinen Krieg auf diesem Boden haben. Und ich möchte auch nicht, dass in der Ukraine weiterhin gestorben wird", erklärte eine Teilnehmerin.


Nach der Kundgebung am Stachus marschierten laut Polizei rund 2.700 Siko-Gegner zur Schlusskundgebung auf dem Marienplatz. Etwa 300 davon bildeten in Richtung Marienplatz eine Menschenkette, die anderen liefen über den Odeonsplatz an den Ukraine-Unterstützern vorbei.


Bildrechte: BR/Henning Pfeifer (Bild)


Am Stachus fand die Auftaktkundgebung der "Anti-Siko-Demo" statt.

Querdenker-Szene demonstriert auf dem KönigsplatzBei der Aktion des Querdenker-Bündnisses "München steht auf", das in der Pandemie gegen Corona-Maßnahmen protestiert hatte und sich nun ebenfalls gegen die Sicherheitskonferenz wendet, zählte die Polizei rund 10.000 Teilnehmer. Angemeldet waren dort nur 4.000. Am Nachmittag gingen die Teilnehmer durch Schwabing, wobei es nach Polizeiangaben vom Nachmittag keine nennenswerten Zwischenfälle gab. Egal, ob rechtes oder linkes Lager: Von der Symbolik her ähnelten sich beide mit Fahnen, auf denen Friedenstauben, Peace-Zeichen oder die Regenbogenfarben zu sehen waren.


Die Querdenker-Demo auf dem Königsplatz (Bild)


Am Vormittag hatte eine Versammlung der AfD am Alten Botanischen Garten stattgefunden. Rund 250 Menschen waren gekommen, manche vermummt. Ihnen standen etwa 300 Gegner gegenüber. Die Polizei musste dazwischengehen und "die beiden Lager ein bisschen auseinander schieben", wie Polizeisprecher Damian Kania dem BR sagte. Die Teilnehmer der AfD-Kundgebung wollten sich danach der Demonstration auf dem Königsplatz anschließen.


Demo am Alten Botanischen Garten: Hinter der Absperrung die AfD, davor Gegner, dazwischen die Polizei. (Bild)


Demo für Unabhängigkeit und Freiheit im IranEbenfalls am Vormittag hatten einige Hundert Menschen auf dem Odeonsplatz für Unabhängigkeit und Freiheit im Iran demonstriert. Die Polizei sprach von rund 500 Teilnehmern, die Veranstalter von dreimal so vielen. Die Forderung der Demonstranten: eine liberale, demokratische und atomfreie Republik. Der "Nationale Widerstandsrat Iran" hatte die Demo organisiert. Das iranische Volk wolle keinerlei Diktatur mehr, sagte ein Sprecher. Seine Forderung an die Teilnehmer der Sicherheitskonferenz: "Die sollen den Wunsch der iranischen Bevölkerung nach Selbstbestimmung akzeptieren." Er forderte außerdem die Europäische Union auf, die Islamischen Revolutionsgarden als terroristische Organisation zu listen.


Demonstranten protestieren am Odeonsplatz gegen die iranische Regierung.

Knapp 5.000 Polizisten im Einsatz"Wir hoffen, dass es friedlich bleibt", hatte Andreas Franken, Sprecher des Polizeipräsidiums München, vorab dem BR gesagt. Sollte es zu Krawallen kommen, werde die Polizei "konsequent" vorgehen, kündigte er an. Mit knapp 5.000 Polizeikräften ist die Sicherheitskonferenz so aufwendig bewacht wie nie zuvor.


Auf dem internationalen Expertentreffen beraten bis Sonntag 40 Staats- und Regierungschefs und fast 100 Minister vor allem darüber, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet werden kann. Das jährliche Treffen wird traditionell von Demonstrationen und Protesten begleitet.


mit Material von dpa


Info: https://www.br.de/nachrichten/bayern/mehrere-gross-demos-am-rande-der-muenchner-sicherheitskonferenz,TWDhfJg


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

20.02.2023

Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht im Interview mit dem SPIEGEL, 16. Februar 2023

"Es wird ernst. Lasst uns Schluss machen mit diesem Krieg"


spiegel.de, vom 17.02.2023, Susanne Beyer und Timo Lehmann

Sie warnen vor einem russischen Atomschlag: Hier sprechen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer erstmals gemeinsam über ihren Aufruf gegen Waffenlieferungen an die Ukraine.


SPIEGEL: Frau Schwarzer, Frau Wagenknecht, Sie schreiben in Ihrem gemeinsamen Aufruf: »Es ist Zeit, uns zuzuhören!« Der Satz unterstellt, Ihnen würde nicht zugehört. Dabei waren Sie beide mit Ihrer ablehnenden Haltung zu Waffenlieferungen in den letzten Monaten ständig zu hören.

Schwarzer: Sahra Wagenknecht und ich wissen durchaus, dass wir eine Stimme haben. Und die nutzen wir ja gerade. Aber andere Menschen, die gegen Waffenlieferungen sind, und das ist die Hälfte der Bevölkerung, werden zu wenig gehört. Die politischen Entscheidungen bereiten diesem Teil der Bevölkerung Sorgen.

SPIEGEL: Sie beide werden angehört, weil sie für diesen Teil der Bevölkerung sprechen, auch jetzt. Die Annahme, die Medien berichteten einseitig, ist unter anderem durch dieses Gespräch hier widerlegt.

Schwarzer: Mal abwarten. Sie sehen an der überwältigenden Reaktion auf unser Manifest das enorme Bedürfnis in der Bevölkerung, jetzt für Verhandlungen und Frieden einzutreten. Zurzeit unterzeichnen über 100.000 Menschen täglich.

SPIEGEL: Nicht zuzuhören, das trifft doch auf Sie selbst zu. Jene, die sich für Waffenlieferungen einsetzen, sind nicht gegen Verhandlungen und Frieden, ganz im Gegenteil. Und in der Ukraine wünscht man sich Waffenlieferungen, um sich gegen den Aggressor Wladimir Putin zu wehren. Warum sind Sie für Argumente der Ukraine nicht erreichbar?

Schwarzer: Das stimmt doch einfach nicht. In der Hälfte unseres Manifestes geht es um die furchtbare Lage in der Ukraine, zu deren baldigem Ende wir beitragen wollen.

Wagenknecht: Also ich bekomme Mails von Ukrainerinnen, die zurzeit in Deutschland leben und Angst haben, was aus ihren Männern oder Söhnen wird. 12.000 junge Männer wurden nach ukrainischen Angaben an der Grenze festgesetzt, weil sie fliehen und nicht zum Militärdienst wollten. Das zeigt, dass die Stimmung in der Ukraine nicht so eindeutig ist, wie sie dargestellt wird. Die meisten Menschen haben vor allem das Bedürfnis zu leben. Deshalb muss es oberstes Ziel sein, diesen Krieg, die Zerstörung, das Leid und das Sterben schnellst möglich zu beenden.

SPIEGEL: Um ein Stimmungsbild aus der ukrainischen Gesellschaft zu erhalten, hat die Münchner Sicherheitskonferenz jetzt eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: 95 Prozent sind dafür, dass die Ukraine weiterkämpfen solle, wenn Russland die konventionelle Bombardierung ukrainischer Städte fortsetze. Eine deutliche Mehrheit würde nicht einmal nach einem russischen Atomschlag kapitulieren.

Schwarzer: Das kann ich nachvollziehen. Aber abgesehen davon, dass Umfragen in Kriegszeiten immer fragwürdig sind, müssen wir uns über die Ukraine hinaus fragen, was eigentlich das Ziel dieses Krieges ist.

SPIEGEL: Wenn Putin siegreich aus dem Krieg hervorgeht, wenn er die Ukraine zerschlägt und die Bevölkerung unterdrückt, dann hätte das tyrannische Prinzip gewonnen. Kann das im Interesse von Demokratien sein? Außerdem bestünde die Gefahr, dass er Anspruch auf andere ehemalige Sowjetrepubliken erhebt.

Wagenknecht: Auch die RAND Corporation, ein Think Tank, der die US-Streitkräfte berät, weist darauf hin, dass keine Seite diesen Krieg gewinnen kann. Sie fordert wegen der immensen Eskalationsgefahr bis hin zu einem Atomkrieg das Weiße Haus auf, nicht länger auf einen Abnutzungskrieg und Waffenlieferungen zu setzen, sondern den Krieg auf dem Verhandlungsweg zu beenden. Das bedeutet doch nicht, dass Putin diesen Krieg gewinnt. Er hat sich zweifellos einen anderen Verlauf gewünscht.

SPIEGEL: Weil der Westen die Ukraine mit Waffen beliefert hat. Im Übrigen: Die RAND Corporation rät von einer schnellen Kursänderung ab und spricht sich für eine Kombination aus militärischem und diplomatischem Vorgehen aus.

Wagenknecht: Die Ukraine war schon vor dem Krieg stark ausgerüstet. Es wäre besser gewesen, wenn im Frühjahr vergangenen Jahres ein Friedensschluss zustande gekommen wäre, statt die Kämpfe und das Sterben monatelang mit Waffen anzuheizen.

SPIEGEL: Aber wer ist schuld daran, dass Verhandlungen nicht möglich sind, wenn nicht Putin? Es spricht bisher alles dafür, dass beim Massaker von Butscha, das jetzt von Ermittlern für Kriegsverbrechen untersucht wird, Zivilisten von russischen Soldaten gefoltert und ermordet wurden. Putin will offenbar nicht verhandeln, solange er noch militärische Chancen für sich in der Ukraine sieht.

Wagenknecht: Nach übereinstimmender Aussage des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Bennett und des türkischen Außenministers, die beide im Frühjahr versucht haben zu vermitteln, ist der Friedensschluss damals nicht an mangelnder Kompromissbereitschaft Putins und auch nicht an der Ukraine gescheitert, sondern an einer Intervention Großbritanniens und der Vereinigten Staaten. Wollen wir jetzt wirklich so lange Waffen liefern, bis die Krim von der Ukraine zurückerobert wird? Was bedeutet das? Schon Kennedy hat gewarnt, eine Atommacht nie in eine Situation zu bringen, in der sie nur noch die Wahl zwischen einer demütigenden Niederlage und dem Einsatz von Nuklearwaffen hat.

SPIEGEL: Das ist doch eine verzerrte Darstellung. Ein Waffenstillstand ist nicht am Westen gescheitert, sondern vor allem an den russischen Kriegsverbrechen in Butscha. Nicht die Ukraine hat Russland überfallen, sondern Russland die Ukraine. Waffenlieferungen dienen der Befreiung ukrainischen Territoriums. Sie tun so, als beabsichtige die ukrainische Armee auf Moskau vorzurücken. Hätte die Ukraine denn überhaupt eine Verhandlungsposition, wenn sie sich militärisch nicht gegen Russland wehren könnte?

Schwarzer: Die Ukraine kann einzelne Schlachten gewinnen. Aber nicht den Krieg. Ein kleines Land wie die Ukraine kann keine Atommacht in die Knie zwingen. Und ich möchte auch nicht, dass eine Atommacht in die Knie gezwungen wird, weil ich ahne, was eine Atommacht dann tut. Man wird ja gleich als Putinversteherin verspottet, wenn man in einem kriegerischen Konflikt überlegt, was die Motive des Gegners sind und was er tun könnte.

SPIEGEL: Putin hat in Tschetschenien und Georgien Krieg geführt. Er hat die Krim annektiert, er ist laut dem Urteil des Berliner Kammergerichts im Tiergartenprozess mitverantwortlich für einen Auftragsmord in Deutschland. Er steckt Andersdenkende in Lager. Internationale Ermittler kamen jetzt zu dem Schluss, dass er aktiv am Abschuss der Passagiermaschine MH17 beteiligt gewesen sei. Wie wollen Sie bei einem solchen Mann etwas mit Entgegenkommen erreichen?

Wagenknecht: Am Ende des Afghanistan-Kriegs haben die Amerikaner sogar mit den Taliban verhandelt. Wer den Krieg beenden will, muss mit Russland verhandeln, anders geht es doch nicht. Und völkerrechtswidrige Angriffskriege sind leider nicht nur von Putin ausgegangen. Die USA haben allein in den letzten 25 Jahren fünf Länder überfallen. Sie führen mit Drohnen exterritoriale Tötungen durch, zu deren Opfern oft genug Frauen und Kinder gehören. Natürlich ist alles, was Sie aufgezählt haben, ein Verbrechen. Aber das zu beklagen, bringt uns doch nicht weiter.

SPIEGEL: Das sind doch hanebüchene Vergleiche. Sehen Sie das auch so, Frau Schwarzer? Würden auch Sie sagen, der Kampf der USA gegen islamistischen Terror zum Beispiel in Afghanistan – der Kampf für freie Rechte, auch für Frauen – sei gleichzusetzen mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine?

Schwarzer: Es ist nicht gleichzusetzen. Das hat Sahra ja auch nicht gesagt. Aber ebenso zu verurteilen. Die Irakkriege, die die Amerikaner 1991 und 2003 geführt haben, waren völkerrechtswidrige Kriege und haben nur verbrannte Erde hinterlassen. Und was für ein Desaster der Einmarsch in Afghanistan im Namen der Frauenrechte ist, hätten wir schon früher wissen können. Für das Schicksal der Afghaninnen interessiert sich in Wahrheit heute niemand mehr. Als ich im September 2022 in Berlin eine Konferenz mit Afghaninnen gemacht habe, um ihnen eine Stimme zu geben, ist kein einziger Journalist gekommen. Kein einziger!

SPIEGEL: Vor einem Jahr, wenige Tage vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine, haben Sie, Frau Wagenknecht, in der ARD-Talkshow von Anne Will gesagt: Der russische Einmarsch werde von den USA »geradezu herbeigeredet«. Vielleicht sei da »der Wunsch der Vater des Gedankens«. Sie haben sich getäuscht. Warum sollte man Ihnen heute vertrauen?

Wagenknecht: Viele haben damals nicht für möglich gehalten, dass Putin in die Ukraine einmarschiert. Ich habe allerdings schon damals und übrigens auch in der Will-Sendung gewarnt, dass die Russen offenbar um jeden Preis verhindern wollen, dass die Ukraine ein militärischer Vorposten der Vereinigten Staaten wird. Und dass sie das im Zweifel auch mit militärischen Mitteln tun werden. Die Frage einer möglichen Nato-Mitgliedschaft war immer Kern des Konflikts. Immerhin waren damals bereits 4000 Nato-Soldaten in der Ukraine stationiert, es gab gemeinsame Manöver im Schwarzen Meer, auf dem Nato-Gipfel 2021 wurde die Beitrittsperspektive bekräftigt.

SPIEGEL: Die Ukraine stand aber nicht vor einer Nato-Mitgliedschaft. Vor dem Krieg haben Sie Putin also nicht zugetraut, dass er in die Ukraine einmarschiert. Jetzt sagen Sie, er sei so gefährlich, dass er kurz davor sei, die Atombombe zu werfen.

Schwarzer: Wir sind eben lernfähig. Es geht auch gar nicht darum, ob wir recht haben oder Unrecht. Es geht darum, die Realität zur Kenntnis zu nehmen. Wir rücken täglich einem Atomkrieg immer näher. Der könnte inzwischen auch aus Versehen ausgelöst werden.

Wagenknecht: Es gab diesen Zwischenfall mit der ukrainischen Rakete, die versehentlich in Polen eingeschlagen ist und die man zunächst für eine russische hielt. Dann wäre der Bündnisfall der Nato eingetreten und wir wären im Dritten Weltkrieg. Selenskyj hat das damals gefordert, einige in Deutschland auch. Was ist, wenn tatsächlich einmal eine fehlgeleitete russische Rakete in Polen einschlägt? Ein großer Krieg muss nicht damit beginnen, dass Putin den Atomknopf drückt.

SPIEGEL: Wo liegt Ihr Dissens mit US-Präsident Joe Biden oder Kanzler Olaf Scholz? Glauben Sie, die beiden sehen keine Eskalationsgefahr? Scholz agiert vorsichtig, Lieferungen der Kampfjets etwa lehnen er und Biden ab.

Wagenknecht: Scholz hat nach einigem Zögern entschieden, Kampfpanzer zu liefern. Die aktuellen Argumente gegen die Kampfjets kommen mir alle bekannt vor. Was sind die in einem Monat noch wert? Es wurde doch in letzter Zeit eine rote Linie nach der nächsten überschritten. Um diese Entwicklung zu stoppen, brauchen wir eine starke Friedensbewegung. Deshalb rufen Alice Schwarzer, Erich Vad und ich für den 25. Februar, 14 Uhr, zu einer großen Friedenskundgebung am Brandenburger Tor auf.

Schwarzer: Wir sehen doch, dass die Politiker inzwischen nicht mal auf die Ratschläge ihrer höchsten Militärs hören. Das Pentagon etwa war gegen die Lieferung der Abrams-Panzer durch die USA, zu der sich Biden aber nun doch bereit erklärt hat.

SPIEGEL: Es gibt eine politische Dimension dabei. Die USA wollten, dass Deutschland die Kampfpanzer liefert. Deutschland wollte aber nicht allein liefern, sondern nur gemeinsam mit den westlichen Verbündeten. Deswegen zog Biden mit. Nur auf Militärs zu hören - so funktioniert Außenpolitik nicht.

Schwarzer: Politische Dimension ist gut. Aus meiner Sicht ist Deutschland bei den Kampfpanzern reingelegt worden. Denn wie sich nun zeigt, will Deutschland seine Zusagen erfüllen, doch bei den anderen tun sich plötzlich Probleme auf. Jetzt ist Deutschland in den Augen Moskaus der Bösewicht Nummer eins. Oder zwei. Gleich nach Amerika.

SPIEGEL: Sie sagen, es brauche eine neue deutsche Friedensbewegung. Kaum waren Sie damit raus, hat der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla Ihre Petition unterschrieben, das rechtsextreme Magazin »Compact« ruft zur Teilnahme an Ihrer Demo auf. Es muss Ihnen klar gewesen sein, dass das kommt. Warum nehmen Sie das in Kauf?

Schwarzer: Scherzen Sie? Es haben Hunderttausende Menschen diese Petition unterschrieben. Und Sie sprechen jetzt von einer Person. Entschuldigung, darf ich Sie fragen, warum Sie diese absurde Frage stellen?

SPIEGEL: Diese Unterstützung kommt von einer Seite, durch die Ihr Anliegen diskreditiert wird. Das kann Ihnen doch nicht recht sein.

Schwarzer: Unser Manifest kann jeder unterzeichnen. Wir können und wollen das nicht kontrollieren. Und mit wem wir gemeinsam Öffentlichkeit schaffen wollen, sieht man an unseren Erstunterzeichnern. Das sind glaubhafte Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen.

Wagenknecht: Dieser Versuch, unsere Initiative zu diskreditieren, in dem man eine Unterschrift von hunderttausenden hochspielt, nützt letztlich nur der AfD. Herr Chrupalla gehört aus gutem Grund nicht zu den Erstunterzeichnern und er hat inzwischen sogar klargestellt, dass er gar nicht zu unserer Kundgebung aufgerufen hat.

Schwarzer: Was ist mit den restlichen Hunderttausenden Unterzeichnern? Interessieren die Sie gar nicht? Gerade unterschreiben Menschen im 20-Sekunden-Takt unser Manifest. Was ist mit denen? Reden Sie doch mal mit denen!

SPIEGEL: Was machen Sie, wenn Zehntausende Rechtsextremisten auf Ihrer Demo erscheinen, Fahnen wedeln? Es war klar, dass die AfD Ihre Position teilt.

Wagenknecht: Auf unserer Kundgebung ist jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren möchte. Rechtsextreme Flaggen oder Symbole dagegen haben auf ihr nichts zu suchen und werden nicht geduldet. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Viele Leute trauen sich gar nicht mehr, eine Kundgebung anzumelden ...

Schwarzer: Was Sie gerade versuchen, ist antidemokratisch …

Wagenknecht: … weil womöglich irgendein finsterer Geselle auf dem Platz auftauchen könnte. Mit dieser Debatte wird das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit untergraben.

Schwarzer: Ernsthaft: Sie wollen den Menschen offensichtlich Angst machen, zu unserer Kundgebung zu kommen.

SPIEGEL: Sie hätten die Debatte nicht gehabt, hätten Sie sich in ihrem Aufruf klar distanziert. Es gab schon Demonstrationen von extremen Rechten, bei denen laut nach »Sahra« gerufen wurde. Auch Sie, Frau Schwarzer, haben mit Ihren Thesen zum Islam Fans rechtsaußen. Sie beide nehmen diese Unterstützung in Kauf, weil diese Aufregung darum Ihnen ebenfalls Aufmerksamkeit bringt. Hätten Sie gesagt, der Aufruf richte sich ausschließlich an Demokraten, müssten Sie sich nun nicht um Ordner sorgen, die nach rechtsextremen Symbolen Ausschau halten.

Schwarzer: Distanziert sich der SPIEGEL, von Rechtsradikalen gelesen zu werden? Wenn eine AfD-Wählerin die Emma abonniert - den Fall gab es - dann ist die Freude groß bei den Medien. Ah, dann muss auch die Emma rechts sein. Wissen Sie, was mich freut? Wenn diese Frau uns liest und vielleicht nachdenklich wird.

SPIEGEL: Wir sehen da Einigkeit bei Ihnen. Wie kamen Sie beide überhaupt zusammen?

Schwarzer: Sahra Wagenknecht und ich haben uns zum ersten Mal vor wenigen Tagen in Köln getroffen. Das erste Mal hatte Sahra mir im April, glaube ich, geschrieben und da hast du gesagt, Sahra, dass du den offenen Brief an Scholz gut gefunden hast. Daraus ergab sich ein lockerer Kontakt. Jetzt Anfang Januar dachte ich, jetzt geht's aber rund. Jetzt kannst du nicht nur hier mit deinem Frauenladen weiterkommen. Und da habe ich überlegt, wer könnte an meiner Seite sein? Seit einem Jahr fällt mir nur immer wieder die Stimme von Sahra auf, die in aller Klarheit und mit großem Mut ihre Anti-Kriegs-Position vertritt.

SPIEGEL: Wie ging es weiter?

Schwarzer: Ich schrieb ihr am 14. Januar. Sie hat am 15. per Mail geantwortet: tolle Idee, sie sei dabei. Unser Miteinander signalisiert doch auch: Kinder, kommt aus eurem Lager heraus, wir müssen jetzt alle zusammenhalten! Es wird ernst. Lasst uns Schulter an Schulter wagen, ehrlich über den Krieg und seine furchtbaren Folgen zu reden. Und ich muss Ihnen sagen, dass mir die Arbeit mit Sahra viel Spaß gemacht hat.

SPIEGEL: Nicht alle, die Ihren offenen Brief vom April unterschrieben haben, sind jetzt wieder dabei. Warum haben Sie Leute verloren?

Schwarzer: Leute verloren? Wir haben Hunderttausende gewonnen! Die Menschen, die damals unterzeichnet haben, haben ganz schön was abbekommen in den Medien. Nicht jeder kann so viel Diffamation ertragen. Ich verstehe das.

SPIEGEL: Gab es Punkte, bei denen Sie beide sich uneinig waren?

Schwarzer: Wir haben beide den Ruf, nicht unkompliziert zu sein. Aber wir waren uns total einig. Innerhalb von drei Wochen haben wir das Ding durchgezogen.

Wagenknecht: Als Politikerin weiß ich, wie schwierig es sein kann, mit Anderen zusammen Texte zu formulieren. In unserem Fall klappte das wunderbar.

SPIEGEL: Sie sind beide seit jeher auch bei Linken umstritten. Sehen Sie sich beide jeweils noch als Teil der gesellschaftlichen Linken?

Wagenknecht: Selbstverständlich verstehe ich mich als Teil einer traditionellen Linken, die für soziale Gerechtigkeit und Frieden steht. Aber es sollte der gesellschaftlichen Linken zu denken geben, dass viele Menschen mit dem Begriff "links" heute eher abgehobene Debatten, Sprachreglements und Selbstgerechtigkeit verbinden.

Schwarzer: Es gibt Leute, die behaupten, sie seien links und dann sind sie im Handeln eher rechts. Die Frauenbewegung ist ja aus dem Konflikt mit der Linken entstanden. In den frühen Siebzigerjahren herrschte bei vielen Linken ein Machismo vor, da waren reichlich kleine und große Paschas unter den Genossen. Der bolivianische Bauer, der sollte befreit werden, aber die eigene Freundin oder Ehefrau, die sollte mal weiter tippen, Kaffee kochen und die Beine breitmachen. Unsere Gegner als fortschrittliche Frauen waren zunächst unsere eigenen Männer. Und das waren Linke.

SPIEGEL: Die »taz« schrieb, Sie, Frau Schwarzer, gefährdeten Ihr Lebenswerk durch Ihr neues Engagement. Tun Sie das?

Schwarzer: Ich weiß gar nicht, wie oft ich von der »taz« schon für tot erklärt wurde. Die »taz« steht für mich für die rechten Linken. Genau dieser Art von Linken habe ich in den vergangenen Jahrzehnten versucht, Einhalt zu gebieten: gegen die Verharmlosung von Kindesmissbrauch oder Prostitution zum Beispiel.

SPIEGEL: In der Linkspartei gab es eine MeToo-Debatte, nachdem einige männliche Parteimitglieder sich übergriffig gegenüber Frauen verhalten hatten. Sie, Frau Wagenknecht, sagten dazu: »Eine Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Einige empfinden es aber schon als sexuelles Mobbing, wenn ein männlicher Kollege eine Frau kritisiert.« Man könnte das als Verharmlosung sexueller Übergriffe am Arbeitsplatz sehen. Wie sehen Sie einen solchen Satz, Frau Schwarzer?

Schwarzer: Ich würde sagen: Da muss man genau hinsehen, wie immer. Sahra Wagenknecht ist für eine Feministin politisch ja keine Gegnerin, das ist doch klar, sondern höchstens ein Mensch, den wir noch für den Feminismus gewinnen wollen.

SPIEGEL: Würden Sie eine neue Partei von Frau Wagenknecht unterstützen?

Schwarzer: Ich beurteile Politiker und Parteien schon lange nicht nach ihrem Etikett, sondern danach, was sie konkret tun und was mir gerade besonders am Herzen liegt.

SPIEGEL: Frau Wagenknecht, Sie forderten immer wieder »den Finanzkriminellen« das Handwerk zu legen. Frau Schwarzer hat Steuern hinterzogen.

Wagenknecht: Das ist doch unterste Schublade, diesen Vergleich zu bringen. Ich habe großen Respekt vor dem Lebenswerk von Alice Schwarzer. Ich glaube auch, dass wir in der Frauenfrage so weit nicht auseinander liegen. Ich habe immer wieder kritisiert, dass vor allem Frauen in schlecht bezahlte Jobs abgedrängt werden, dass sie immer noch viel weniger verdienen als Männer, das ist auch mein Thema. Sie sollten nicht versuchen, hier künstliche Differenzen aufzumachen.

Schwarzer: Worauf wollen Sie raus? Haben Sie eigentlich keine anderen Sorgen als meine vielfach bedauerte Steuersünde von vor neun Jahren?

SPIEGEL: Frau Wagenknecht, hat sich Ihr Blick auf Russland verändert im vergangenen Jahr?

Wagenknecht: Ich liebe Tolstoi, ich liebe Dostojewski, und ich höre gern russische Musik. Das hat aber nichts mit den politischen Verhältnissen in Russland zu tun. Für die habe ich keine Sympathie. Das ist ein korrupter Oligarchenkapitalismus mit extremer Ungleichheit und großer Armut. Das war schon vor dem Krieg keine Gesellschaft, der ich etwas abgewinnen konnte.


Info: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/alice-schwarzer-und-sahra-wagenknecht-im-interview-es-wird-ernst-lasst-uns-schluss-machen-mit-diesem-krieg-a-1445cd6b-9c00-4504-8403-3b0c429f0bad / https://www.sahra-wagenknecht.de/de/article/3239.es-wird-ernst-lasst-und-schluss-machen-mit-diesem-krieg.html


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

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