aus e-mail von Doris Pumphrey, 17. September 2022, 13:03 Uhr
https://www.jungewelt.de/artikel/434852.sabra-und-schatila-erinnerung-an-massaker.html
17.9.2022
*Sabra und Schatila - Erinnerung an Massaker
*/Von Karin Leukefeld
/Vier Jahrzehnte ist es her, dass in den Flüchtlingslagern Sabra und
Schatila in Beirut Hunderte Menschen ermordet wurden. Das Massaker fand
zwischen dem 16. und 18. September 1982 unter den Augen der israelischen
Besatzungsmacht und des damaligen Verteidigungsministers Ariel Scharon
statt. Israel war zuvor im Juni mit Bodentruppen in den Libanon
einmarschiert. Am 17. und 18. September 1982 wurden zudem Hunderte
Männer aus den Lagern von den Frauen getrennt und anschließend von
Milizen und israelischen Soldaten abtransportiert. Ein Ort, an den die
Männer – und auch einige der Frauen – gebracht wurden, war das Stadion
von Beirut, auch bekannt als Cité Sportive.
Die Angaben zur Anzahl der Opfer variieren. Die Getöteten in den Lagern
werden mit 600 bis 800 angegeben. Als Zahl der abtransportierten Männer
– von denen keiner zurückkehrte – nennt Robert Fisk, der damals für den
britischen /Independent/ aus Beirut berichtete, 1.800. Opfer des
Massakers in den Lagern waren heimatlos gewordene Menschen. Alte,
Kinder, Frauen und Männer, Palästinenser, Libanesen, Syrer, Algerier und
andere lebten dort, weil sie mittellos geworden und/oder aus ihrer
Heimat vertrieben worden waren. Unter den Abtransportierten befanden
sich Kinder, Jugendliche und ihre Brüder, Väter oder Großväter.
Die Täter waren faschistische christliche Milizen unter Führung von Elie
Hobeika, damals Kommandeur der Forces Libanaises, die mit Israel
verbündet waren. Hobeika war enger Vertrauter von Baschir Gemayel, dem
Vorsitzenden der Kata’ib-Partei, der im August 1982 zum Präsidenten
gewählt worden war. Gemayel und 25 andere Personen wurden am 14.
September 1982 bei einem Anschlag auf das Hauptquartier der Kata’ib getötet.
Im Februar 1983 legte in Israel die Kahan-Kommission einen »Bericht über
die Ereignisse in den Flüchtlingslagern in Beirut« vor. Dem damaligen
Verteidigungsminister wurde eine Mitverantwortung an dem Massaker
vorgeworfen, Scharon trat zurück. Im Juni 2001 reichten Überlebende in
Belgien Klage gegen Scharon und andere ein. 2002 wies die belgische
Justiz diese zurück. Anhand der dokumentierten Aussagen von Zeuginnen
lässt sich das Geschehen rekonstruieren. »Die Milizen der Forces
Libanaises (Phalangisten) holten uns aus unseren Wohnungen und
marschierten mit uns zum Eingang des Lagers«, gab Fisk die Aussage von
Sana Sersawi in seinem Bericht »Endlich die Wahrheit über die Massaker
in Sabra und Schatila« wieder, den er am 28. November 2001 im
/Independent/ veröffentlichte.
Sie habe eine Lautsprecherdurchsage von den Israelis außerhalb des
Lagers gehört, so die Frau. »Gebt uns die Männer, gebt uns die Männer«,
hätten sie gerufen, und sie und die anderen Frauen hätten gedacht: »Gott
sei Dank, sie werden uns retten.« Dann seien sie von den Männern
getrennt worden und mussten Richtung des Stadions Cité Sportive laufen.
Es seien mehrere hundert Menschen gewesen. Die Frauen habe man dort in
einen großen Raum gesperrt. Sie sei im dritten Monat schwanger gewesen,
so Sersawi. Ihren Mann Hassan und ihren Schwager habe sie nie wiedergesehen.
Am Mittwoch erinnerte im Libanon die Kata’ib-Partei an die Ermordung von
Gemayel vor 40 Jahren. Die israelische Tageszeitung /Haaretz/
veröffentlichte am gleichen Tag einen Bericht des israelischen
Geheimdienstes Mossad über dessen Aktivitäten im Libanon. Gemayel habe
seit 1976 mit Israel kooperieren wollen, »um die Christen zu schützen,
Waffen zu bekommen und Syrien aus dem Libanon zu verjagen«, hieß es in
dem Bericht. Bei einem Treffen mit Jitzchak Rabin, dem israelischen
Ministerpräsidenten zwischen 1974 und1977, habe dieser Gemayel zugesagt,
»den Christen zu helfen, sich selbst zu helfen«, eine Umschreibung für
die folgenden Waffenlieferungen. Mit Scharon habe Gemayel sich bis zu
seinem Tod zwölf Mal getroffen, der Verteidigungsminister habe ihn
»meinen Sohn« genannt. Der damalige israelische Minister für Wohnen und
Bauen, David Levy, habe wiederum davor gewarnt, die Phalangisten-Milizen
in die Flüchtlingslager zu lassen. Es werde »ein Blutbad« geben.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166965.libanon-im-libanon-gehen-die-lichter-aus.html
17.9.2022
*Im Libanon gehen die Lichter aus
*Ölknappheit zwingt staatliche Gesellschaft zur Einschränkung der
Stromversorgung
Von Karin Leukefeld, Beirut
Sie machen Kasse: Die Besitzer von Generatoren im Libanon, die privat
Strom verkaufen. Ihre Preise gehen derzeit durch die Decke. Doch viele
Kunden springen ab. Zahlreiche Menschen haben ihren Strom komplett
abgeschaltet, wie Gesprächspartner in Beirut dem »nd« berichteten. Er
habe bisher 160 US-Dollar monatlich für Strom aus dem Generator bezahlt,
sagte ein Journalistenkollege. Nun solle er 100 US-Dollar mehr, also 260
US-Dollar bezahlen, das sei mehr als die Hälfte seines Gehaltes. Die
Preise für Benzin haben sich vor wenigen Tagen ebenfalls verdoppelt
<https://www.nd-aktuell.de/artikel/1163740.parlamentswahlen-im-libanon-wirtschaftskrise-dominierte-wahlkampf.html?sstr=libanon|leukefeld>,
weil die Zentralbank die Subventionen gestrichen hat.
Der Iran hatte dem Libanon Anfang August kostenlose Öllieferungen
angeboten, woraufhin die US-Botschaft in Beirut mit scharfer Kritik und
Warnungen reagierte. Dennoch wird nun eine Delegation unter Leitung von
Interims-Energieminister Walid Fayyad in den Iran geschickt, um
Einzelheiten zu besprechen.
Derweil scheinen die Verhandlungen über die Seegrenze zwischen Libanon
und Israel Fortschritte zu machen. Dabei geht es um die Zuordnung der
beiden Ölfelder Qana und Karish, an denen beide Länder Anteile
beanspruchen. Der Libanon hat vorgeschlagen, die Seegrenze so zu ziehen,
dass Karish südlich der Grenze Israel zugeordnet werden solle. Qana
liege demnach nördlich der Grenze in der libanesischen maritimen
Wirtschaftszone. Beide Seiten sollten auf ihre jeweiligen Ansprüche an
dem anderen Gasfeld verzichten. Israel hat dem bisher nicht zugestimmt,
sondern Libanon angeboten, das Gas aus dem Qana-Gasfeld zu fördern und
für den Libanon anteilig zu verkaufen. Libanon lehnt das ab.
Der Chef der Libanesischen Sicherheitskräfte, Generalmajor Abbas
Ibrahim, äußerte sich nach den jüngsten Gesprächen mit dem
US-Sonderbeauftragten für Energiesicherheit, Amos Hochstein, in Beirut
vorsichtig optimistisch. Nach zwei Jahren Verhandlungen deute vieles
darauf hin, dass man das Thema abschließen könnte, sagte Ibrahim im
Gespräch mit dem libanesischen Fernsehsender Al-Jadeed. »Wir sprechen
von Wochen, vielleicht Tagen, bis die Frage der Grenzziehung zum
Abschluss gebracht werden kann.«
Hochstein hatte sich am 9. September für einige Stunden in Beirut
aufgehalten und nach Treffen mit Präsident Michel Aoun und dem
stellvertretenen Parlamentspräsidenten Elias Bou Saab von »guten
Fortschritten« gesprochen. Libanesischen Medienberichten zufolge habe
Hochstein Koordinaten vorgelegt, die die Grenzziehung mit Seebojen
festlegen sollen. Sollte der Libanon zustimmen, werde Hochstein in
wenigen Tagen beiden Seiten einen »Gesamtvorschlag« vorlegen. Bou Saab
sagte nach den Gesprächen, die Vorschläge gingen in die »richtige
Richtung«, man werde den September nutzen, um sie weiter zu prüfen.
Israel hatte ursprünglich angekündigt, mit der Gasförderung im
Karish-Feld Mitte September beginnen zu wollen.
<https://www.nd-aktuell.de/artikel/1164671.gas-aus-israel-in-der-levante-bleiben-die-lichter-aus.html?sstr=libanon|leukefeld>
Hisbollahführer Hassan Nasrallah hatte daraufhin erklärt, solange keine
Seegrenze gezogen wurde und der Libanon endlich mit der Förderung in den
eigenen Gasfeldern beginnen könne, werde auch Israel kein Gas fördern.
Sollte Israel es dennoch versuchen, werde die Förderplattform im
Karish-Gasfeld zerstört.
Auf Wunsch der Betreiberfirma Energean hat Israel inzwischen die
Förderung von Gas auf der Plattform Karish auf die zweite Oktoberhälfte
verschoben. Energieministerin Karine Elharrar erklärte die Verschiebung
mit »komplizierten technischen Arbeiten« auf der Plattform.
Die Einigung über die beidseitige Seegrenze hat viele Hindernisse zu
überwinden. Die USA verhandelt seit Jahren im Interesse Israels,
Gespräche unter dem Dach der UN-Beobachtermission Unifil schleppten sich
hin. Verträge des Libanon mit drei internationalen Ölfirmen
<https://www.nd-aktuell.de/artikel/1156406.energieversorgung-strom-und-gas-fuer-libanon.html?sstr=libanon|leukefeld>
(Total, Eni, Novatek) wurden infolge US-Drucks auf die Firmen bisher
nicht umgesetzt.
Auch innenpolitische Gründe in den USA, im Libanon und in Israel spielen
eine Rolle. US-Präsident Joe Biden steht vor den Midterm-Wahlen und
möchte sich mit einer Einigung über die Seegrenze zwischen Libanon und
Israel als erfolgreichen Vermittler darstellen. Zudem sind die USA an
einer zügigen Gaslieferung aus dem östlichen Mittelmeer an Europa
interessiert, um die EU weiter auf Kurs in der Konfrontation mit
Russland zu halten.
Israel steht derweil vor Parlamentswahlen. Eine Einigung über die
Seegrenze, die den Interessen des Libanon entspricht, könnte in Israel
als Niederlage von Interims-Ministerpräsident Jair Lapid gesehen werden
und den langjährigen Amtsinhaber Benjamin Netanjahu wieder an die
Regierung bringen. Im Libanon läuft die Amtszeit von Präsident Michel
Aoun aus, der im Falle einer guten Vereinbarung über die Seegrenze sein
Image aufbessern könnte.
https://pressefreiheit.rtde.tech/der-nahe-osten/149190-funf-syrische-soldaten-bei-israelischem/
17.9.2022
*Fünf syrische Soldaten bei israelischem Luftangriff nahe Damaskus getötet
*Israel hat auf einen Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus einen
Luftangriff ausgeführt, berichteten syrische Nachrichtenmedien am frühen
Samstag. Bei der jüngsten israelischen Aggression kam Berichten
zufolge die syrische Luftabwehr zum Einsatz. Ein syrischer
Militärbeamter sagte, dass fünf Soldaten beim Luftangriff getötet worden
seien, welcher auch Sachschäden verursacht habe. Der Angriff in der
Nacht auf heute habe sich gegen den Flughafen von Damaskus und weitere
Ziele südlich der syrischen Hauptstadt gerichtet, meldete die staatliche
Nachrichtenagentur /SANA/ unter Berufung auf Militärkreise.
Der Direktor der sogenannten "syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte" (eine Anti-Assad-Gruppe mit Sitz in London), Rami
Abdulrahman, sagte in einem Interview mit dem saudischen Sender /Al
Arabiya/, dass die Zahl der Toten sieben betrage, von denen fünf Syrer
und zwei Ausländer seien. Abdulrahman fügte hinzu, er sei sich nicht
sicher, ob es sich um "Hisbollah- oder iranische Kämpfer" handele, und
behauptete, dass die angegriffenen Ortschaften dafür bekannt seien, dass
sich dort Hisbollah- und iranische Kämpfer aufhielten. Die Angaben der
Beobachtungsstelle lassen sich von unabhängiger Seite oft kaum überprüfen.
Am Donnerstag erklärte ein ranghoher Offizier der israelischen
Streitkräfte, das Militär habe festgestellt, dass sich die Hisbollah und
andere vom Iran unterstützte Milizen in Syrien nach einer Reihe von
Luftangriffen, die in den letzten Wochen Israel zugeschrieben wurden,
aus der Region zurückzuziehen beginnen.
Im August hatte die israelische Luftwaffe zweimal den Flughafen der
syrischen Stadt Aleppo beschossen. Der syrische Außenminister Faisal
al-Miqdad sprach seinerzeit eine scharfe Warnung an Israel aus,
nachdem die israelische Armee den internationalen Flughafen von Aleppo
in Syrien bombardiert hatte. Al-Miqdad sagte, Israel spiele "mit dem
Feuer" und riskiere einen groß angelegten militärischen Konflikt. Seit
Ausbruch des Syrien-Konfliktes im Jahr 2011 hat Israel hunderte
Luftangriffe auf Ziele in Syrien geflogen.