Lost in EUrope Update Scholz und Macron: Der Realität entrückt
lostineu.eu, vom 24. März 2023
Die Börsen schmieren ab, die Banken wackeln. In Paris brennen Barrikaden, in Berlin zerstreitet sich die “Fortschritts-Koalition”. Doch beim EU-Gipfel in Brüssel taten Kanzler Scholz und Präsident Macron so, als sei alles gut.
Die Banken sind sicher, der Streit um den Verbrennermotor ist so gut wie gelöst: Mit dieser frohen Doppelbotschaft ist der EU-Gipfel zu Ende gegangen.
Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron spielten nach dem zweitägigen Treffen alle Probleme herunter.
Scholz betonte, dass die Deutsche Bank profitabel und sicher sei. “Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen“, sagte er.
Auch zum Streit über das für 2035 geplante Aus für Verbrenner-Autos verteilte Scholz wohlklingende Beruhigungspillen. „Wir werden uns einigen“, versicherte er.
Dabei hat die deutsche Blockade die Beratungen in Brüssel überschattet. Gleich zu Beginn des Spitzentreffens hatte EU-Parlamentspräsidentin Metsola ihrem Unmut Luft gemacht. Macron war sogar so sauer, dass er das direkte Gespräch mit Scholz suchte.
Neben dem Verbrenner-Aus wollte er auch über die Rolle der (französischen) Atomkraft beim Klimaschutz sprechen, die in Deutschland immer wieder für Kritik sorgt.
“Fröhlich und freundlich”
Doch nach einem gemeinsamen Frühstück am Freitagmorgen war der Ärger verflogen. „Fröhlich und freundlich“ sei das Treffen gewesen, so Scholz.
Macron sagte, im Streit über die Rolle von Atomkraft bei der Reduzierung von CO2-Emissionen sei man einer Einigung nahe.
Und der Volksaufstand in Paris? “Wir müssen weiter vorangehen, das Land kann nicht stillstehen“, sagte Macron.
Dabei hat er Frankreich mit seiner Rentenreform selbst auf die Barrikaden getrieben. Nun stehen alle Räder still…
Mehr zum EU-Gipfel hier
Info: https://lostineu.eu/scholz-und-macron-der-realitaet-entrueckt
Weiteres:
lostineu.eu, vom 24. März 2023
Die deutschen Banken sind sicher, eine Ausweitung der Bankenkrise auf die EU droht nicht. Das wollte Kanzler Scholz beim Eurogipfel in Brüssel verkünden. Doch dann schmierte die Deutsche Bank ab.
Der Aktienkurs der Deutschen Bank ist am Freitagmorgen regelrecht abgestürzt. Gegen 11.00 Uhr lag der Kurswert an der Frankfurter Börse 11,5 Prozent im Minus, wie AFP meldet.
Auch die Commerzbank-Aktien fielen um 8,5 Prozent, die der französischen Société Générale an der Pariser Börse um 6,72 Prozent. Der Bankenindex Stoxx Europe 600 fiel um fünf Prozent
Die Unsicherheit im Bankensektor nach dem Zusammenbruch zweier kleinerer US-Banken sowie der Not-Übernahme der Schweizer Credit Suisse setzt den europäischen Geldinstituten zu.
Der Abstutz kommt zur Unzeit: Denn zur selben Zeit tagte der EU-Gipfel in Brüssel im Format eines Eurogipfels. Zentralbank-Chefin Lagarde wollte stolz berichten, was sie für die Stabilität tut.
Geldwertstabilität und Finanzstabilität seien keine Widersprüche, hatte sie zuletzt behauptet. Doch nun zeigt sich, dass die jüngsten Zinserhöhungen wie Blei auf den Banken lasten.
Auch Scholz muß sein Narrativ anpassen. Die deutschen Banken seien sicher, hat er immer wieder verkündet. Nun muß er womöglich Deutschlands größtes Geldinstitut stützen…
Mehr zur Bankenkrise hier
‹ Während Macron beim EU-Gipfel sitzt, brennt Paris › Scholz und Macron: Der Realität entrückt
5 Comments
MarMo
24. März 2023 @ 20:47Auch Scholz muß sein Narrativ anpassen. Die deutschen Banken seien sicher, hat er immer wieder verkündet. Nun muß er womöglich Deutschlands größtes Geldinstitut stützen…
Wieso er? Wir – und zwar ungefragt!
KK
24. März 2023 @ 18:54
So ist das mit selektiver Wahrnehmung: Ich hatte zuerst nur “Scholz sitzt” gelesen… und dann gemerkt, dass es um die Deutsche und nicht die Warburg-Bank ging…
Hekla
24. März 2023 @ 14:29
Unvergesslich die Aussage der jetzigen EZB-Chefin, die damals Frankreichs Wirtschaftsministerin war: als die Subprime-Krise als Vorbote der Weltwirtschaftskrise 2008 bereits am Lodern war, flötete sie noch fröhlich: “Ce n’est pas un krach”, die Banken waren da auch alle ganz solide.
Mal sehen, ob sie es wieder schaffen, eine Bankenkrise zu einer veritablen (Welt-)Wirtschaftskrise auswachsen zu lassen.
Arthur Dent
24. März 2023 @ 14:04
Ist ja offenbar genau so eine „Zockerbude“ wie Credit Suisse, wo die Investment- Banker das große Rad drehen wollen. Hinzu kommt, dass die Zinserhöhungen der EZB so manchen Banken den Rest geben werden.
european
24. März 2023 @ 14:00
Nun ja, im Gegensatz zur Finanzkrise handelt es sich nicht um ein “Ansteckungsproblem”, sondern eher um einen System- bzw Strategiefehler.
Solange niemand einsieht, dass diese Preissteigerungen nicht durch die Zinsanhebungen der Zentalbanken geloest werden koennen, haben alle Banken mit einem grossen Portfolio an Nullzins-Staatsanleihen dieses Problem. Deren Kurse stuerzen immer weiter ab, je mehr die Zentralbanken die Zinsen anheben.
Die Zentralbanken koennten ein grosses Ankaufprogramm fuer exakt diese Papiere auflegen. Ankauf zum Nominalwert, der bei Faelligkeit von den Staaten ausgezahlt werden muss.
Info: https://lostineu.eu/waehrend-scholz-beim-eu-gipfel-sitzt-schmiert-die-deutsche-bank-ab
Weiteres:
Frankreichs Sonnenkönig Macron hat keinen guten EU-Gipfel. Wegen der Proteste gegen seine umstrittene Rentenreform ist er zu spät in Brüssel angekommen; während seiner Abwesenheit brennen Barrikaden in Paris.
Bei gewalttätigen Protesten gegen die Rentenreform sind in Frankreich mehr als 450 Menschen festgenommen worden. In Paris brannten Barrikaden und Müllberge, in Bordeaux fing die Fassade des Rathauses Feuer. Allein in Paris habe es etwa 900 Feuer am Rande der Proteste gegeben, sagte Innenminister Darmanin.
Etwa 440 Polizisten und Gendarmen seien bei Ausschreitungen verletzt worden, hieß es. Die “Flics” gingen allerdings auch sehr hart gegen Demonstranten vor, wie zahlreiche Videos zeigen. Einige Polizisten und Feuerwehrleute solidarisierten sich mit der Protesten, an denen je nach Angaben 1 bis 3,5 Millionen Menschen teilnahmen.
Macron äußerte sich in Brüssel zunächst nicht zu dem Aufstand in seinem Land. Er eilte schweigend zum EU-Gipfel, wo er “profil bas” wählte und keine großen Töne spuckte. Der Sonnenkönig steht mit dem Rücken zur Wand. Kleiner Trost: Die EU unterstützt seine neoliberale Politik – und natürlich auch die Rentenreform…
Mehr zu Frankreich hier
P.S. Für Macron läuft es wirklich schlecht. Nun mußte er auch noch den für Montag geplanten Besuch des britischen Königs in Versailles abblasen. Das royale Treffen hätte sich angesichts der brennenden Barrikaden in Paris wirklich nicht gut gemacht…
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1 Comment
KK
24. März 2023 @ 14:17“Das royale Treffen hätte sich angesichts der brennenden Barrikaden in Paris wirklich nicht gut gemacht…”
Sonnenkönigsdämmerung… da wären zu dem Anlass bestimmt in Frankreich Karikaturen erschienen, wo der Schatten einer Guillotine auf Versailles fällt.
Info: https://lostineu.eu/waehrend-macron-beim-eu-gipfel-sitzt-brennt-paris
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.