08.07.2024

Orbán im Interview: Man muss die Realität anerkennen ‒ Russland wird Krieg nicht verlieren

Springer-Journalist Paul Ronzheimer interviewte Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán zu dessen Friedensmission. Ronzheimer fragt aus deutscher Perspektive, Orbán antwortet als Diplomat. Dazwischen liegen Welten. Deutschland müsse seinen Blick auf den Konflikt ändern, wenn es Frieden geben soll.


Quelle: Sputnik © Valeriy Sharifulin


Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán bei Russlands Präsident Wladimir Putin auf Friedensmission


Paul Ronzheimer war einfach eine schlechte Wahl. Der Springer-Journalist, der vor allem für die Bild-Zeitung über den Ukraine-Krieg berichtet, glaubt das deutsche Narrativ zum Ukraine-Konflikt, setzt in seiner Berichterstattung auf Emotionalisierung und moralische Empörung. Für Ronzheimer beginnt der Ukraine-Konflikt am 24.02.2022 und hat keine Vorgeschichte.


"Friedensmission 3.0" – Orbáns Überraschungsbesuch in China





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Die Ukrainer leiden unendlich und die Russen sind grausam wie Tiere. Was die Ukraine im Donbass tut, fällt bei Ronzheimer unter den Tisch. Ronzheimer hat wie die deutsche Politik keinen rationalen Zugang zum Konflikt. Beide lassen aus, was nicht ins Bild passt, und überzeichnen das, was seiner Dramatik dient. Wäre es anders, wäre Ronzheimer nicht bei Springer. 

Viktor Orbán verfügt dagegen über diesen rationalen Zugang ‒ seine Friedensmission ist daher in der Lage, einen Beitrag zur Beendigung des Krieges zu leisten. Ronzheimer als Vertreter einer typisch deutschen Position kann das nicht. Das politische und mediale Establishment in Deutschland hat sich im eigenen Narrativ verfangen und kann daher nichts zur Lösung beitragen. Der Zugang zur Rationalität muss in Deutschland erst wieder erarbeitet werden. Orbán weist Ronzheimer dabei den Weg. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es ein anderer Vertreter des journalistischen Mainstreams besser gemacht hätte. Vermutlich nicht. Es ist ein sehr deutsches, systemisches Problem, das im Interview der Welt deutlich wird.

"Der Krieg ist das Ergebnis der Entscheidung bestimmter Menschen. Deshalb müssen wir diese Führer der Welt finden. Wie gehen China, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union vor? China hat einen Friedensplan. Amerika hat eine Kriegspolitik. Und Europa, statt eines eigenen strategischen Ansatzes, kopiert einfach die amerikanische Position", ist der Vorwurf Orbáns an die Politik der EU.

Statt auf den schweren Vorwurf des ungarischen Ministerpräsidenten einzugehen und ihn aufzunehmen, spielt Ronzheimer die moralische Karte:  

"Wie ist es, Wladimir Putin die Hand zu schütteln, den viele für einen Kriegsverbrecher halten und der Stalin schätzt?"


Orbán: Ich, ein Putin-Freund? Ich bin ein Freund Ungarns und des Friedens



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Ein Fremdschäm-Moment. Dass Ronzheimer mit gleicher moralischer Hybris eine ähnliche Frage an einen Staatenlenker stellen könnte, der Obama, Blair, Bush, Trump oder Biden die Hand geschüttelt hat, kann bezweifelt werden. Er macht damit auf eine Schieflage im deutschen Journalismus aufmerksam. Man ist um Ausgewogenheit und journalistische Distanz noch nicht einmal mehr bemüht. 

Orbán weist Ronzheimer auf seine Defizite hin. Die Entscheidung, in einen Krieg zu ziehen, wird rational getroffen, führt er aus. Im Falle des Ukraine-Konflikts geht es darum, den Beitritt der Ukraine zur NATO zu verhindern, nachdem das zuvor auf diplomatischem Weg nicht umzusetzen war. Russland sieht in einem NATO-Beitritt eine rote Linie, da er die Sicherheit Russlands bedrohen würde.

"Zunächst einmal müssen wir verstehen, dass der Krieg nicht darüber entscheidet, wer Recht hat und wer nicht. Jede Seite hat ihre eigenen Argumente, warum es vernünftig ist, in den Krieg zu ziehen. Im Krieg wird nur entschieden, wer stirbt und wer am Leben bleibt. In Brüssel, in Paris oder in der Nähe des Atlantiks hat man vielleicht die Distanz, den Krieg theoretisch zu betrachten."

Orbán macht deutlich, dass es um eine nachhaltige Lösung gehen muss. Sowohl die ukrainische als auch die russische Seite denkt, dass ein Waffenstillstand nur der anderen Seite dienen würde, indem er ihr Zeit zur Aufrüstung verschafft. 

Orbán sagt es nicht, aber aus diesem Grund ist der Vorschlag Putins, gemeinsam mit allen Ländern auf dem eurasischen Kontinent eine neue Sicherheitsarchitektur zu etablieren, weitreichend. In ihm ist die nachhaltige Lösung des Ukraine-Konflikts und die Verhinderung der Entstehung neuer Konflikte angelegt. Deutschland hat Putins Einladung zur Kooperation unmittelbar abgelehnt. Orbán weist auf das dafür zugrundeliegende Problem hin.


Keinen Bock auf Baerbock? Ungarn sagt Treffen kurzfristig ab



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Die EU und auch Deutschland sind nicht in der Lage, eine eigenständige Position zu formulieren. Die EU folgt ausschließlich den US-Vorgaben. Sie liefert Waffen mit dem Ziel, Russland eine strategische Niederlage beizubringen. Das aber ist unmöglich. 

Orbán ist das klar: "Man muss auf die Realitäten blicken. Putin kann nicht verlieren, wenn man sich die Zahl der Soldaten, die Ausrüstung und die Technologie anschaut."

Diese Realität will in Deutschland kaum jemand zur Kenntnis nehmen. Experten, die auf diese Tatsache hinweisen, kommen in den großen deutschen Medien nicht mehr zu Wort. Deutschland hat sich medial von der Realität isoliert. Von dieser geistigen Isolation ist auch der Duktus des Interviews getragen. Dort zeigt sich diese Isolation Deutschlands in Ronzheimers Frage:

"Wir sprechen seit Kriegsbeginn auch darüber, dass die russische Armee ein NATO-Land angreifen könnte. Haben Sie mit Putin darüber gesprochen?"

Orbáns Antwort ist klar. 

"Ich mag es nicht, lächerlich zu sein. Kein ernsthafter Mensch kann davon sprechen, dass Russland die Absicht hat, die NATO anzugreifen."

In Deutschland wird genau dieses lächerliche Narrativ gezüchtet. Die Deutschen müssen kriegstüchtig werden, denn Russland plane, das Land anzugreifen, ist eine weitgehend unhinterfragte These, mit der in Deutschland die Entstehung eines neuen Militarismus legitimiert wird. Orbán dagegen fordert, endlich eine eigenständige europäische Position zu formulieren. Seine Reise nach Kiew, Moskau und nun China ordnet er hier ein.


Wagenknecht zu Orbáns Moskau-Reise: "Wie wollen wir dieses Sterben sonst beenden – mit Bodentruppen?



Wagenknecht zu Orbáns Moskau-Reise: "Wie wollen wir dieses Sterben sonst beenden – mit Bodentruppen?





Orbáns Reisen haben das Potenzial, das politische Vakuum zu lösen, das in der EU herrscht. Er hat bewiesen, dass man ‒ entgegen den Behauptungen zahlreicher Politiker ‒ mit Putin reden kann. Seine Reisen haben deutlich gemacht, dass es im Gegenteil die EU ist, die keinen Frieden will. 

"Ich denke, wir sollten anfangen, etwas mehr und gründlicher darüber zu sprechen, was das strategische Interesse Europas ist, insbesondere für die Zeit nach den US-Wahlen. Ich will Alternativen zu den vorherrschenden Linien aufzeigen. Deshalb ist die Diskussion, die meine Reisen ausgelöst haben und die meine künftigen Reisen auslösen werden, nicht schlecht, sondern gut."

Orbán denkt aufgeklärt und in den Abläufen der Geschichte. An einen "unprovozierten russischen Überfall auf die Ukraine" wie die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) die Entstehung des Konflikts beschreibt, glaubt Orbán selbstverständlich nicht, denn das entspricht schlicht nicht der Abfolge der Ereignisse. Im Gegenteil sieht er eine große Mitverantwortung der EU und ihrer Mitgliedsstaaten bei der Entstehung des Konflikts. 

"Wir haben den Fehler gemacht, dass es einen Konflikt gibt, dass es einen Krieg gibt. Und anstatt ihn zu isolieren, haben wir ihn eskaliert und immer internationaler gemacht."

Für den Mainstream-Journalisten Ronzheimer, der die unterkomplexe deutsche Sicht vertritt, müssen die eigentlich selbstverständlichen Aussagen Orbáns zum Konflikt eine nervliche Belastungsprobe gewesen sein. Aber ja, Orbán hat Recht, es muss verhandelt werden, denn ohne Verhandlungen ist der Konflikt nicht zu lösen. Moralische Empörung und geistige Verhärtung helfen bei der Konfliktlösung nicht.


Mehr zum Thema – Europa gegen Orbán: Eins zu null für den Ungarn


Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

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08.07.2024

China im Fokus: Philippinen und Japan schließen Verteidigungspakt

Wegen anhaltender Streitigkeiten im Südchinesischen Meer haben die Philippinen und Japan ein Verteidigungsabkommen unterzeichnet. Es erlaubt, Truppen auf dem Boden des jeweils anderen Staates zu stationieren.


Quelle: Gettyimages.ru


Die Philippinen und Japan haben im Hinblick auf chinesische Ansprüche im Südchinesischen Meer ein Verteidigungsabkommen unterzeichnet. Damit ist es den Streitkräften erlaubt, Truppen auf dem Boden des jeweils anderen Staates zu stationieren.

Japan unterstütze die Philippinen im Streit um Hoheitsrechte über Inselgruppen, sagte der philippinische Außenminister Enrique Manalo heute.


Moskau: BRICS will unabhängiges Finanzsystem einführen





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Der philippinische Verteidigungsminister Gilberto Teodoro und die japanische Außenministerin Yoko Kamikawa hatten den Verteidigungspakt in Manila im Beisein des philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. unterzeichnet.

Das sei ein Meilenstein angesichts der zunehmenden Spannungen im Indopazifik, sagten Regierungsmitarbeiter. Japan hat damit erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg einen derartigen Pakt in Asien abgeschlossen. Die Parlamente beider Länder müssen das Abkommen noch ratifizieren.

Japan erhebt keine Ansprüche im Südchinesischen Meer, streitet aber mit China um Rechte im Ostchinesischen Meer. Die Regierung in Tokio hatte Ende 2023 die größte militärische Aufrüstung seit dem Zweiten Weltkrieg angekündigt und rückte damit vom Pazifismus der Nachkriegszeit ab.

Mit dem Vertrag ist Japan bereit, den Philippinen Radarsysteme zur Überwachung der Küsten zu überlassen. Der Umfang der japanischen Militärhilfe wird durch ein selbst auferlegtes Verbot der Ausfuhr von tödlichen Waffen begrenzt.


Mehr zum Thema"Mentalität des Kalten Kriegs": Peking verurteilt NATO-Politik in Asien-Pazifik

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08.07.2024

Aussichten auf die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts

seniora.org, 08. Juli 2024, 05.07.2024 Von Glenn Diesen,* Norwegen - übernommen mit Dank von schweizer-standpunkt.ch

Der Ukraine-Krieg war eine vorhersehbare Folge einer unhaltbaren Weltordnung und wurde zum Schlachtfeld für die Gestaltung einer künftigen Weltordnung, die entweder auf globaler Hegemonie oder westfälischer Multipolarität beruht. Die Ziele, Russland militärisch, wirtschaftlich oder politisch zu besiegen, indem es in der Welt isoliert wird, sind allesamt gescheitert.


Glenn Diesen.(Bild zvg)


Die Reaktion der Nato war eine ständige Eskalation und Theatralik. Angesichts des unsäglichen Leids in der Ukraine und der Tatsache, dass Russland seine militärischen Ziele nicht erreichen kann, besteht die einzig mögliche Lösung des Konflikts darin, dass der Westen die legitimen Sicherheitsbedenken Russlands anerkennt und damit das Sicherheitsdilemma entschärft. Die Schwierigkeit, dies zu tun, liegt darin, dass dies das Ende der Ära der liberalen Hegemonie bedeuten würde.


ISBN 978-1-949762-95-2Globale Abkopplung vom Westen In den 1990er Jahren konnten die russischen Sicherheitsbedenken ignoriert werden, da Russland schwach und im Niedergang begriffen war und die Russen sich auf eine zunehmend ungünstige und schwierige Position einstellen mussten, da sie keine Partner hatten. Drei Jahrzehnte später ist die strategische Situation für Russland unerträglich geworden, da die Nato-Erweiterung in der Ukraine als existenzielle Bedrohung angesehen wird. Die internationale Machtverteilung hat sich jedoch grundlegend geändert.

In der ganzen Welt sind neue Machtzentren entstanden, die Russlands Ambitionen zum Aufbau einer multipolaren westfälischen Weltordnung teilen. Die Unipolarität war bereits zu Ende und die Welt befand sich mitten im Übergang zur Multipolarität, als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte. Der Krieg verstärkte die globale Abkopplung vom Westen, der den Krieg offen als einen Alles-oder-nichts-Kampf um die Weltordnung darstellte.


Unabhängig vom Ausgang des Ukraine-Krieges hat er bereits zum Friedhof der «liberalen» Hegemonie geführt. Sicherheit, wie sie der Westen definiert, bedeutet die Wiederherstellung der militärischen Überlegenheit, die Ausweitung von Militärbündnissen, die Zunahme gemeinsamer Militärübungen, die Ausübung der Freiheit der Schifffahrt entlang der Küsten rivalisierender Mächte und die Bewaffnung der wirtschaftlichen Verflechtung. Im Dienste dieses Ziels wurden Demokratie, Zivilgesellschaft und Menschenrechte instrumentalisiert und als Waffe eingesetzt.

Hegemonie hat die Rivalität zwischen Grossmächten nicht entschärft, sondern die dominierende Macht in die Lage versetzt, ohne Rücksicht auf andere zu handeln und die Diplomatie durch die Sprache des Ultimatums zu ersetzen. Was der Öffentlichkeit als «pro-ukrainische» Politik und «Hilfe für die Ukraine» verkauft wurde, hatte zur Folge, dass die demokratisch gewählte Regierung der Ukraine ohne die mehrheitliche Unterstützung der Ukrainer gestürzt wurde, dass eine «Anti-Terror-Operation» gegen ukrainische Bürger im Osten unterstützt wurde, dass die politische Opposition gesäubert und die Demokratie in der Ukraine abgebaut wurde, dass rechtsextreme militante Gruppen gestärkt wurden, dass von Kiew unterstützte Friedensvereinbarungen sabotiert wurden und dass die ukrainischen Streitkräfte unter Druck gesetzt wurden, eine verheerende Gegenoffensive zu starten, die wenig bis gar keine Aussicht auf Erfolg hatte.

Ein friedliches Ende des Ukraine-Krieges ist nur schwer vorstellbar. Da die Nato ihre Waffenlager geleert hat und die Ukraine durch die Verluste erschöpft ist, wird es vorhersehbar Vorschläge für einen Waffenstillstand geben, um den Konflikt einzufrieren. Ein vorübergehender Waffenstillstand ohne eine politische Lösung wäre für Russland inakzeptabel, da es befürchtet, dass die Nato versuchen würde, das Minsker Abkommen zu wiederholen und das Friedensabkommen erneut dazu zu nutzen, Zeit zu gewinnen, um die Ukraine wieder aufzurüsten und so den Kampf an einem anderen Tag fortzusetzen. Im Idealfall ist die humanitäre Tragödie eine Motivation, den Krieg, der so viele ukrainische und russische Menschenleben gefordert hat, zu beenden.

Eine politische Lösung des Krieges setzt voraus, dass der Expansionsdrang der Nato und der Zusammenbruch der gesamteuropäischen Sicherheitsarchitektur als der eigentliche Casus Belli angegangen werden. Die Europäer sollten am meisten über den Krieg auf ihrem Kontinent und seine weiteren verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen besorgt sein. Sie sollten am stärksten darauf drängen, die Diplomatie wiederzubeleben und möglicherweise die russischen Forderungen nach Sicherheitsgarantien von Ende 2021 zu überdenken   – und sogar ein Neutralitätsangebot für die Ukraine in Betracht ziehen.

Was die Europäer wollen, ist jedoch von geringerer Bedeutung, da die euroatlantischen Entscheidungen in erster Linie in Washington getroffen werden. Das war schon vor dem Krieg so, und das gilt erst recht seit dem Krieg. Auch wenn die USA es vorziehen, sich auf China als ihren Hauptherausforderer zu konzentrieren, wird die Niederlage oder Schwächung Russlands als ein wichtiger Schritt gesehen, um auch China zu besiegen.

Moskau seinerseits rechnet möglicherweise damit, dass Russland mehr Gebiete erobern kann, wenn die Ukraine endgültig zusammenbricht, was den Druck auf Washington erhöht, ein Abkommen zu schliessen, bevor sich das strategische Umfeld verschlechtert. Die Nato muss vor diesem Hintergrund entweder eine demütigende Niederlage hinnehmen oder direkt in einen Krieg eintreten, der schnell zu einem Atomkrieg eskalieren könnte.


Keine Angst vor einem Atomkrieg

Der Ukraine-Krieg, der den Planeten in einem nuklearen Holocaust zu zerstören droht, ist ein Symptom für eine umfassendere Krise des internationalen Systems. Nach fünf Jahrhunderten Hegemonie und der Schaffung und Durchsetzung globaler Regeln, die den westlichen Interessen dienten, kommt es nun zu einer spektakulären Neuordnung der Machtverhältnisse in der Welt. Die globale Mehrheit strebt nach Multipolarität im Sinne einer westfälischen Weltordnung, während der Westen unter Führung Washingtons versucht, seine dominante Stellung in der Welt wiederherzustellen.

Die USA haben China und Russland als die wichtigsten Herausforderer ausgemacht, die eine Anziehungskraft ausüben, um die Weltordnung in Richtung Multipolarität umzugestalten. Da es nicht möglich ist, China und Russland mit wirtschaftlichen Mitteln zu Fall zu bringen, werden die Konflikte um die künftige Weltordnung weiterhin militarisiert werden. Die Angst vor einem Atomkrieg scheint verschwunden zu sein, und Kriege zwischen den Grossmächten sind nicht mehr unvorstellbar. Die Welt befindet sich in einer Übergangsphase zwischen Unipolarität und Multipolarität; gemeinsame Regeln sind weitgehend nicht vorhanden.

Der ehemalige australische Premierminister Kevin Rudd warnte 2012, dass der Aufstieg Chinas bedeute, dass der Westen mit einer Welt konfrontiert sein werde, die nicht mehr unter seiner Kontrolle stehe:

«Sehr bald werden wir uns an einem Punkt in der Geschichte wiederfinden, an dem zum ersten Mal seit George III. ein nichtwestlicher, nichtdemokratischer Staat die grösste Volkswirtschaft der Welt sein wird. Wenn dies der Fall ist, wie wird China seine Macht in der künftigen internationalen Ordnung ausüben? Wird es die Kultur, die Normen und die Struktur der Nachkriegsordnung akzeptieren? Oder wird China versuchen, die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts nicht nur für Asien, sondern für die ganze Welt zu gestalten?»1

«Mehr als ein Test»

Dem Westen steht eine traumatische Erfahrung bevor, denn er muss sich an eine multipolare internationale Machtverteilung und an Regeln gewöhnen, die von nichtwestlichen Mächten festgelegt oder beeinflusst zu werden scheinen. Es sieht jedoch nicht danach aus, dass die USA einen friedlichen Übergang zu einer westfälischen Weltordnung akzeptieren werden. Der Mangel an politischer Vorstellungskraft in Washington hat zu einer Weltsicht geführt, in der das Chaos die einzige Alternative zur globalen Dominanz der USA ist.

US-Aussenminister Antony Blinken hielt im September 2023 eine Lobrede auf die Weltordnung der liberalen Hegemonie, als er an eine Ära bemerkenswerter Fortschritte durch wirtschaftliche Interdependenz, politischen Liberalismus und Menschenrechte im Zentrum erinnerte. Doch dann räumte Blinken das Ende dieser Ordnung ein: «Was wir jetzt erleben, ist mehr als ein Test der Ordnung nach dem Kalten Krieg. Es ist das Ende dieser Ordnung.»

China und Russland werden als die Hauptschuldigen für das Ende der Ära der liberalen Hegemonie genannt. Blinken sieht die Welt als geteilt zwischen Gut und Böse und besteht darauf, dass «Peking und Moskau zusammenarbeiten, um die Welt für die Autokratie sicher zu machen». Anstatt sich einen Übergang zu einer ausgewogenen multipolaren westfälischen Weltordnung vorzustellen, sah Blinken einen Kampf gegen China und Russland unter der globalen Führung Amerikas voraus.

Wenn dies weiterhin die Sichtweise des Westens ist, werden wir Zeugen einer grossen Tragödie für die Menschheit.

*  Glenn Diesen ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität von Südost-Norwegen. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus seinem neuen Buch «The Ukraine War & the Eurasian World Order», erschienen bei Clarity Press.
Zum Autor siehe auch: https://braveneweurope.com/glenn-diesen-this-is-why-the-west-is-really-doomed

Quelle: Schlusskapitel des Buches «The Ukraine War & the Eurasian World Order» von Glenn Diesen.
(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.)

(Übersetzung ins Deutsche «Weltwoche»-Redaktion)

1 Rudd, K., 'West is unprepared for China's rise', The Australian, 14 July 2012

Quelle: https://www.schweizer-standpunkt.ch/news-detailansicht-de-international/der-ukraine-krieg-und-die-eurasische-weltordnung.html
Mit freundlicher Genehmigung von schweizer-standpunkt.ch


Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=6000&mailid=2252


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




Weiteres:




aus e-mail von Irene Eckert, 8. Juli 2024, 17:47 Uhr


05.07.2024 Von Glenn Diesen,* Norwegen - übernommen mit Dank von

schweizer-standpunkt.ch danke Willy! Verfolge Glenn Diesen schon lange,

habe sein jüngstes Buch gelesen. Herzliche Grüße  in die Schweiz und an

alle, die einen Beitrag zur Aufklärung leisten wollen u. können  Irene


Weiterlesen

<https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=4321&urlid=6000&mailid=2252>


*  Glenn Diesen ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität

von Südost-Norwegen. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus seinem neuen

Buch «The Ukraine War & the Eurasian World Order», erschienen bei Clarity

Press.

Zum Autor siehe auch:

https://braveneweurope.com/glenn-diesen-this-is-why-the-west-is-really-doomed


Quelle: Schlusskapitel des Buches «The Ukraine War & the Eurasian World

Order» von Glenn Diesen.

(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.)


(Übersetzung ins Deutsche «Weltwoche»-Redaktion)


1 Rudd, K., 'West is unprepared for China's rise', The Australian, 14 July

2012


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

08.07.2024

„Schwächung des Westens“    Parlamentswahl in Frankreich endet mit Sieg des Nouveau Front populaire (NFP). Berliner Außenpolitiker rechnen mit „Handlungsunfähigkeit“ in Paris und fordern für die EU künftig mehr deutsche „Führungsverantwortung“.

german-foreign-policy.com, 8. Juli 2024

PARIS/BERLIN (Eigener Bericht) – Mit Blick auf das Ergebnis der Parlamentswahl in Frankreich gehen einflussreiche deutsche Politiker von einer Schwächung des Landes sowie der EU aus. In der zweiten Runde der Wahl hat am gestrigen Sonntag keiner der drei großen Blöcke eine absolute Mehrheit erhalten. Führende Politiker der Konservativen und des liberalkonservativen Präsidentenblocks Ensemble haben sich kurz nach der Wahl gegen eine Koalition mit zumindest einem Teil des Nouveau Front populaire (NFP), der Linkspartei La France insoumise (LFI), ausgesprochen; damit ist zunächst keine Regierungskoalition in Sicht. Deutsche Außenpolitiker warnen, Frankreich stehe „Handlungsunfähigkeit und Zerrissenheit“ bevor; Macron könne damit „ganz Europa in eine Krise“ ziehen. Deutschland müsse nun „Führungsverantwortung in Europa“ zeigen. Dass der Rassemblement national (RN) von Marine Le Pen nicht über genügend Stimmen verfügt, um in Paris eine Regierung zu bilden, macht die Forderung des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz gegenstandslos, in Zukunft auch unter einer RN-Regierung mit Frankreich zu kooperieren. Die Forderung reiht sich ein in Bestrebungen, Kräfte der äußersten Rechten für koalitionsfähig zu erklären.


Zitat: Blöcke ohne Mehrheit

In der Parlamentswahl in Frankreich hat keiner der drei großen Blöcke – der Nouveau Front populaire (NFP, Neue Volksfront), der Präsidentenblock Ensemble sowie der Rassemblement national (RN) von Marine Le Pen – eine absolute Mehrheit von 289 Sitzen gewonnen. Jegliche Beteiligung an einer Regierungskoalition hat für die konservativen Les Républicains Laurent Wauquiez ausgeschlossen; er lehne „Kombinationen“ mit dem Ziel, „widernatürliche Mehrheiten zusammenzubringen“, grundsätzlich ab, sagte er am gestrigen Sonntagabend.[1] Für die Partei von Präsident Emmanuel Macron, Renaissance, die Teil des Präsidentenblocks Ensemble ist, erklärte Außenminister Stéphane Séjourné, er schließe jegliche Koalition mit Jean-Luc Mélenchon „und einer gewissen Anzahl seiner Verbündeten“ aus. Mélenchon ist Vorsitzender von La France insoumise (LFI), der stärksten Partei des NFP. Gleichfalls gegen jegliche Koalition mit LFI hat sich Ex-Ministerpräsident Édouard Philippe ausgesprochen, der als Vorsitzender der Partei Horizons dem Präsidentenblock Ensemble angehört. Philippe erklärte, eine „Übereinkunft, die die politische Lage stabilisieren“ solle, könne „weder mit dem Rassemblement National noch mit La France insoumise“ getroffen werden.[2] Eine Koalition ohne LFI und Les Républicains aber schließt sich rechnerisch aus.


„Politisch weitgehend gelähmt“

Ändert sich an den Festlegungen der verschiedenen Parteien nichts, dann sei eine stabile Regierung für Frankreich nicht in Sicht; es könne sogar dazu kommen, dass Paris „politisch weitgehend gelähmt“ sei, hatte es bereits vor der ersten Runde der Parlamentswahl in einer Stellungnahme aus der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) geheißen.[3] Einer „Minderheitenregierung ‘Macron 2.0‘“ werde es „kaum gelingen, Mehrheiten für ihre politischen Vorhaben zu erreichen“. Der Präsident werde deshalb etwa „in der Europapolitik deutlich vorsichtiger agieren“ müssen, „vor allzu großen Reforminitiativen zurückschrecken und für eine eher defensiv ausgerichtete Kommissionsagenda votieren“. Zudem drohe sich „die französische Staatsschuldenkrise [zu] verschärfen“. Frankreichs Schulden liefen „seit Jahren aus dem Ruder“; erst kürzlich habe „die EU-Kommission ein Defizitverfahren gegen Frankreich eingeleitet“. „Nervöse Märkte werden ihr übriges tun, um Frankreich an die Schwelle der Zahlungsunfähigkeit zu bringen“, prognostiziert die SWP: „Die EU wird sich also bald ernsthaft mit der Frage der gemeinsamen Schuldenhaftung befassen müssen.“


„Europa in der Krise“

Pessimistisch hatte sich schon unmittelbar nach dem ersten Wahlgang auch der für Außenpolitik zuständige stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, geäußert. Frankreich werde „keine stabile Regierung erhalten“, hatte Wadephul gewarnt; dem Land drohe auf Jahre „Handlungsunfähigkeit und Zerrissenheit“. „Damit zieht Macron ganz Europa in eine Krise“, sagte Wadephul voraus.[4] „Für Deutschland bedeutet dies“, fuhr der CDU-Außenpolitiker fort, „dass es jetzt noch mehr Führungsverantwortung in Europa zeigen muss.“ Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen wiederum, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, hatte gleichfalls gewarnt, bekomme der RN keine absolute Mehrheit, dann stehe Frankreich vor der „Unregierbarkeit“. „Das Land ist gespalten zwischen Rechts- und Linksradikalen, die Mitte ist die Minderheit“, äußerte Röttgen: „Macron ist gescheitert und isoliert“. Addiere man „das Verhalten von Macron und Biden“, dann ergebe sich „eine selbstverschuldete Schwächung des Westens“. Auch Röttgen verlangte, Bundeskanzler Olaf Scholz müsse „endlich Führung“ zeigen; unterlasse er dies, „dann trägt auch er zur Schwäche des Westens bei“.[5]


„Ausgestreckte Hand“

Nicht zum Zuge kommt – entgegen manchen Prognosen – der RN, der mit 143 Sitzen zwar zur mit Abstand stärksten Einzelpartei wurde; sowohl der NFP als auch Ensemble sind Parteienbündnisse. Dennoch hat der RN keine Chance, in der Nationalversammlung eine wie auch immer geartete Mehrheit für seinen Kandidaten Jordan Bardella als Ministerpräsidenten zu schmieden. Hinfällig ist damit eine Forderung des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, Frankreich auch mit einem extrem rechten Ministerpräsidenten eine „ausgestreckte Hand“ zu reichen und „immer auch Angebote“ zu machen, „ganz gleich, welche Regierung im Amt ist“.[6] Die Tatsache, dass die vom RN dominierte Fraktion Identität und Demokratie (ID) im Europaparlament die Alternative für Deutschland (AfD) ausgeschlossen habe, werde „eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich etwas leichter machen“, hatte Merz am Mittwoch mit Blick auf eine etwaige RN-geführte Regierung in Paris erklärt. Auch der europapolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gunther Krichbaum, hatte zur möglichen Kooperation mit einer RN-Regierung nur geäußert, falls Paris die Vorrangstellung etwa des Europäischen Gerichtshofs nicht mehr akzeptiere, könne man in einer „Sackgasse“ enden.[7] Andere rote Linien nannte Krichbaum nicht.


Die neue Brandmauer

Merz‘ Bereitschaft, mit einem RN-Ministerpräsidenten zu kooperieren, gilt als Konsequenz der Bereitschaft der Unionsparteien, sich im Europaparlament für eine Zusammenarbeit mit den Fratelli d’Italia, der Partei von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, und mit Teilen von deren EKR-Fraktion (Europäische Konservative und Reformer) zu öffnen. Dazu hatte im Mai der CDU-Politiker und ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn erklärt, die „Brandmauer“ gegenüber Parteien, mit denen man nichts zu tun haben wolle, verlaufe „im Europaparlament rechts von Melonis Partei“.[8] Spahn hatte dabei die „Brandmauer“ – international wird meist vom cordon sanitaire gesprochen – nicht mehr als Abgrenzung von Demokraten gegenüber der extremen Rechten definiert, sondern so, dass alle denkbaren Kooperationspartner „pro-europäisch, pro-NATO, pro-Rechtsstaat und pro-Ukraine sein müssen“. Die Einreihung in eine gemeinsame außenpolitische Front gewinnt damit Vorrang vor grundlegenden Fragen innerer staatlicher Ordnung. Merz hatte den RN diesseits der außenpolitisch neu definierten „Brandmauer“ eingeordnet. Die Frage bleibt allerdings noch, wie sich der RN – nun nicht durch Regierungszwänge gebunden – im Europaparlament organisieren wird, in dem sich die äußerste Rechte zur Zeit neu sortiert.[9]

 

[1], [2] En direct, résultats des législatives 2024. lemonde.fr 07.07.2024.

[3] Ronja Kempin: Frankreichs teure Wahlen: Ein Weckruf für die EU. swp-berlin.org 25.06.2024.

[4], [5] Paul-Anton Krüger: „Damit zieht Macron ganz Europa in eine Krise“. sueddeutsche.de 01.07.2024.

[6], [7] Nick Alipour: Merz: Deutschland müsste französischer Le Pen-Regierung die Hand reichen. euractiv.de 04.07.2024.

[8] Nick Alipour: Jens Spahn: „Die Brandmauer in Europa verläuft rechts von Meloni“. euractiv.de 21.05.2024.

[9] S. dazu Europa auf dem Weg nach rechts (III).


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9611


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08.07.2024

Frankreich: Vereinte Linke stoppt Le Pen – vorerst

lostineu.eu, 8. Juli 2024

Beim entscheidenden zweiten Durchgang der Parlamentswahl in Frankreich kommen Le Pens Nationalisten nur auf Platz drei. Vorn liegen überraschend die Parteien der linken Volksfront.

Le Pen wurde ausgebremst – aber nicht von Präsident Macron, sondern von den Linksparteien, die sich in vielen Wahlkreisen sogar gegen bürgerliche Kandidaten zurückgezogen haben, um die Nationalisten zu stoppen.

Dies ist das bemerkenswerte, ja historische Ergebnis einer ebenso umstrittenen wie unnötigen Parlamentswahl, die Macron in einer völligen Verkennung der Lage direkt nach der verlorenen Europawahl angesetzt hat.

Nach vorläufigen Schätzungen (Stand: Montag 07:30 Uhr, Quelle: Le Monde) kommt die linke Volksfront (La France Insoumise LFI, Sozialisten, Kommunisten und Grüne) auf 182 Sitze und liegt damit klar vorn.

Macrons liberale “Ensemble”-Bewegung liegt mit 168 Sitzen auf Platz zwei, Le Pens “Rassemblement National” (RN) landet mit nur 143 Sitzen auf dem wohl nicht mehr regierungsfähigen dritten Platz.

Liberale wollen Linke spalten

Keiner der drei Blöcke kommt auf eine absolute Mehrheit. Für eine Koalition aus Linken und Macronisten würde es zwar theoretisch reichen – doch die Liberalen ubd Macronisten hassen LFI fast noch mehr als den RN.

Deshalb dürften sie nun versuchen, die Linke zu spalten und LFI samt ihrem Chef J.-L. Mélenchon zu isolieren. Damit würden die “Liberalen” aber objektiv Le Pen in die Hände spielen – wie schon vor der Wahl.

Deshalb sind die Rechten auch nur vorerst gestoppt. Im ersten Wahlgang sind haben sie mehr Stimmen geholt denn je. Spätestens bei der Präsidentschaftswahl 2027 dürfte Le Pen einen neuen Anlauf unternehmen…

This is what the European establishment thinks https://t.co/AX5byG9aFT

— Eric B. (@LostinEU) July 7, 2024

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8 Comments

  1. WBD
    8. Juli 2024 @ 09:32

    Was ist das denn für eine Demokratie, wenn man (wie in vielen Wahlkreisen mit nur noch RN und anti-RN zur Auswahl) nur noch zwischen Pest und Cholera wählen kann?
    Da lob ich mir doch mal ausnahmsweise das heimische Verhältniswahlrecht…
    …wenn da nicht die 5% Klausel wäre!

Reply

  • Arthur Dent
    8. Juli 2024 @ 08:59

    Nächste Wahl dann gegen links? Jetzt hat das Volk ja „gegen rechts“ gewählt – also, für gar nichts, allenfalls fürs gute Gewissen. Jetzt hat man sich in Frankreich erstmal gegenseitig blockiert, gut für die EU. Bei der nächsten Wahl gilt es dann, den beinharten Kommunisten und Antisemiten Jean-Luc zu verhindern. Der will schließlich, o Graus, die Rentenreform rückabwickeln und den Mindestlohn erhöhen.
    Frankreichs Wirtschaftsdaten sind besser als die deutschen, vom Wohlstand kommt aber bei den breiten Massen nichts an.
    So bleibt das Credo der Finanzaristokratie: „Alles für uns und nichts für die anderen“ weiter unangetastet.

    Reply

  • Helmut Höft
    8. Juli 2024 @ 08:42

    Wie man bei Wahlen in „Demokratien“ beobachtet: Es geht der Politniki um Macht, um einen Platz an den Trögen, es geht nie um das Land, um die Menschen, es geht gegen DIE, gegen DIe oder gegen Die … Das Einzige FÜR ist: für Spaltung, für Verhinderung …
    Haupteredewendung gestern abend (phoenix), sehr emotional (und daher wohl sehr natürlich): „Wir haben verhindert!“
    Bah, was widert mich das an!

    Reply

  • Skyjumper
    8. Juli 2024 @ 08:12

    Sehe ich sehr ähnlich. Unterm Strich – ein kleiner Sieg für RN, und ein Pyyhrussieg für die Brandmauerparteien.

    Die RN erreicht ein Plus von 59 Sitzen in der Nationalversammlung. Und sitzt damit komfortabel in der hinteren Reihe. Gut aufgestellt und ohne Verantwortung für das Hickhack und seine Folgen die nun wohl kommen werden. Le Pen war (vor der EU-Wahl) sicher nicht auf den Posten des Premier fokussiert, sondern auf den Präsidentenposten. Die vorgezogenen Wahlen zur Nationalversammlung hat sie lediglich (erfolgreich) genutzt um ihr Sprungbrett zu stabilisieren. 2027 ist und bleibt ihr Ziel.

    Die LFI fordert selbstbewußt die Regierungsverantwortung für das linke Bündnis ein. Ist aber in zentralen Punkten ziemlich uneins über die Politik die folgen soll. „Raus aus der Nato“ ist selbst innerhalb der LFI ziemlich umstritten und hat wohl keine Aussicht auf Umsetzung. Sand im Getriebe bedeutet es jedoch allemal. Das werden sehr schwieriige, und wahrscheinlich langwierige Koalitionsverhandlungen.

    Macron‘s Bündnis steht viel besser da als ich es erwartet hätte. Um aber seinen Haushalt im Herbst durchzubringen braucht es noch eine Menge Verhandlungsarbeit. Zur Disposition stehen mit einiger Sicherheit das Rentenalter und einige weitere kostspielige soziale Forderungen des linken Bündnis. Gut für viele Franzosen, aber sicher nicht hilfreich für die weitere Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmendaten. Hätte die RN auch gefordert, wäre damit aber nicht durchgekommen.

    Macron hat den Teufel zunächst mit dem Belzebub ausgetrieben. Es bleibt sehr spannend wie die Franzosen die praktischen Ergebnisse dieser Wahl 2027 einschätzen werden.

    Reply

    • ebo
      8. Juli 2024 @ 08:35

      Macrons Partei hat fast 100 Parlamentssitze verloren. Sein Premier Attal tritt heute zurück. Im Europaparlament sind die Liberalen schwächer denn je und fallen wohl auf den vierten oder fünften Platz zurück – hinter rechten Fraktionen.
      “Jupiter” hinterlässt einen Scherbenhaufen – in Paris und in Brüssel bw. Strasbourg.

      Reply

    • Kleopatra
      8. Juli 2024 @ 09:43

      Da die „Nicht-RN-Mehrheit“ nur negativ definiert ist, kann eigentlich keine Partei, weder Linke noch Macronisten noch Republikaner, aus dem Wahlergebnis eine Legitimierung oder einen Auftrag für ihre spezifischen politischen Ziele ableiten. Denn gegen jede entschiedene Parteilinie kann eingewandt werden, dass die Linke/Mitte/Rechte ihre Kandidaten nur durchgebracht hat, weil die jeweils entgegengesetzte Partei ihre Kandidaten zurückgezogen hat.
      Somit bleibt letztlich ein bis 2027 gewählter Präsident, der nach eigenem Gutdünken einen Premierminister ernennen kann, und ein Parlament, das der Präsident nach Gutdünken mit der Auflösungsdrohung schrecken und disziplinieren kann, wenn es die Regierung zu stürzen droht. Frankreich lebt in interessanten Zeiten.

      Reply

  • Thomas Damrau
    8. Juli 2024 @ 08:03

    Wer die Berichterstattung in den Medien verfolgt, könnte den Eindruck gewinnen, die französischern BürgerInnen hätten den RN im zweiten Wahlgang ausgebremst.
    Dabei hat der RN in beiden Wahlgängen knapp unter einen Drittel der Stimmen erhalten – und war damit relativ stärkste Partei.

    Das französische Mehrheitswahlrecht hat die Befürchtung “RN führt relativ nach Stimmen -> könnte absolut nach Mandaten gewinnen” geschürt.

    Und dann hat sich am Ende herausgestellt, dass ein Drittel der Stimmen eben nicht reicht, wenn Macronisten und Linke ein informelles Wahlbündnis bilden (“Wir ziehen unseren KandidatInnen zurück, wenn sie im ersten Wahlgang nur Dritte geworden sind.”)

    Kennen wir aus den letzten Präsidentschaftswahlen: Vor die Frage gestellt “Le Pen oder Macron” findet sich dann doch eine Mehrheit gegen Le Pen, hinter der eben nur ein Drittel der FranzösInnen steht.

    Reply

  • Kleopatra
    8. Juli 2024 @ 06:29

    Das Wahlergebnis ist ein Beweis dafür, dass die Tendenz, schnell einen „Wahlsieger“ auszurufen, sehr in die Irre führen kann; im konkreten Fall aus zwei Gründen: erstens ist nicht das Ergebnis nach abgegebenen Stimmen entscheidend, sondern die Verteilung der vergebenen Mandate auf Parteien, und zweitens führen Wahlen mit zwei Wahlgängen dazu, dass die Bündnisfähigkeit von Parteien ein entscheidender Faktor ist. Der RN hat (vorläufig) kaum jemanden, der mit ihm zusammenarbeiten würde; deshalb hat diese Partei schlechter als erwartet abgeschnitten, wenn auch besser als jemals zuvor bei einer Wahl zur französischen Nationalversammlung.
    An dem Umstand, dass der RN die nach Stimmen stärkste Partei ist, ändert das informelle ad-hoc-Bündnis fast aller anderen Parteien gegen den RN nichts. Um eine Präsidentschaftswahl zu gewinnen, würde jeder RN-Kandidat eine Mehrheit im zweiten Wahlgang brauchen, und die ist für RN schwer zu erreichen.

    Reply

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    Info: https://lostineu.eu/frankreich-linke-volksfront-stoppt-le-pen-vorerst


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    Orban, der letzte Diplomat – next stop Peking?


    lostineu.eu, vom 7. Juli 2024

    Nach Kiew und Moskau ist Ungarns Regierungschef Orban nun auf dem Weg nach Peking. Er setzt seine “Friedensmission” fort – auch gegen den Willen der EU.

    Dies melden ungarische Medien sowie der Enthüllungsjournalist Szabolcs Panyi, der schon den Trip nach Moskau angekündigt hatte.

    Wir dürfen uns also auf neue Wutanfälle in Brüssel freuen einstellen. Schon die letzten Trips hatten die EU-Spitze an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht…

    …und offenbart, was man in Brüssel von einer proaktiven Pendeldiplomatie hält: nichts!

    Siehe auch “Orban, der letzt Diplomat?”

    P.S. Vor allem EU-Chefdiplomat Borrell ist angefressen. Der Spanier, von dem keine einzige erfolgreiche diplomatische Mission bekannt ist, hat schon wieder ein Statement herausgegeben!

    5 Comments

    1. Helmut Höft
      8. Juli 2024 @ 08:32

      Jaja, so ist das. Der Friedensnobelpreisträger sollte bloß die Finger von Friedensgesprächen lassen, das ist Bäh!

      Unbeschreiblich was Borell da von sich gibt. Leidet er etwa an einem “Wumms”?

      @ Michael
      Schöne lakonische Beschreibung von Politik: Ersteinmal reden! Standpunkte zu Kenntnis nehmen und respektieren. Brüssel, herhören: So geht ein Anfang.

      Hinweis: Im Innern des russischen Geistes https://makroskop.eu/23-2024/im-innern-des-russischen-geistes/

    Reply

  • MarMo
    7. Juli 2024 @ 22:24

    Ich habe mir das Interview von Roger Köppel mit Orban nach dem Besuch bei Putin angeschaut. Ich bin dem ungarischen Präsidenten nicht gerade zugetan, aber in diesem Interview fand ich seine Aussagen wohltuend klar und vernünftig. Da spricht mal jemand von den Opfern dieses bitterbösen geopolitischen Spiels, den Menschen, die sterben oder schwer verletzt werden – an Leib und Seele. Und betont, dass man sich um den Frieden bemühen muss. Recht hat er! Ich wünsche mir nichts mehr, als das endlich über einen Frieden verhandelt wird.
    Die deutschen Politiker – einschließlich der grauenhaften EU-Kommissionspräsidentin und sowie ihrer Außenbeauftragten – scheinen an nichts mehr als einer fortwährenden Eskalation des Krieges hin zu einem Weltkrieg interessiert zu sein.

    Reply

  • Michael
    7. Juli 2024 @ 22:07

    Auf Borrell folgt Kallas. Katastrophe folgt auf Katastrophe! Und Orban sondiert! Großartiges Szenario auch wenn ich darüber meine Gegnerschaft zu Orban nicht vergesse!

    Reply

    • ebo
      7. Juli 2024 @ 22:08

      Das ist doch wirklich mal großes Kino, leider mit einem Katastrophenfilm ????

      Reply

      • exKK
        8. Juli 2024 @ 00:07

        Einem Katatstrophenfilm, in dem aber auch Slapstickelemente nicht fehlen dürfen. Oder wie ist das fortgesetzte kindische Wettern eines Chefdiplomaten gegen Diplomatie in Kriegszeiten sonst zu verstehen?


  • Info: https://lostineu.eu/update-zu-orban-der-letzte-diplomat


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    08.07.2024

    Nachrichten von Pressenza: Nationalismus des Hasses – Partner des Konzernliberalismus

    aus e-mail von  <newsletter@pressenza.com>, 8. Juli 2024, 7:30 Uhr


    Nachrichten von Pressenza - 08.07.2024


    Nationalismus des Hasses &#8211; Partner des Konzernliberalismus


    Vandana Shiva (Dehradun, 1952) ist eine der bekanntesten ökofeministischen Aktivistinnen und Denkerinnen der heutigen Zeit. Sie ist Doktor in Quantenphysik und war Mitbegründerin des Weltsozialforums, hat maßgeblich die Agroökologie- und Saatgutkontrolldebatte angestoßen und über 15 Bücher verfasst. Seit 1987 betreibt&hellip;

    https://www.pressenza.net/?l=de&track=2024/07/nationalismus-des-hasses-partner-des-konzernliberalismus/


     -----------------------


    Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    07.07.2024

    "Die Ideale der Revolution sind ihm nicht fremd" – Wer ist der neue Präsident Irans?

    Von Abbas Dschuma

    Iran hat einen neuen Präsidenten gewählt – den liberalen Massud Peseschkian. Eines seiner Hauptziele soll der Weg aus der internationalen Isolation und die Beendigung der Sanktionen werden. Doch wer genau ist der Mann, der dies erreichen will?



    © Fatemeh Bahrami/Anadolu via Getty Images


    Der neu gewählte iranische Präsident Massud Peseschkian besucht den Schrein des Gründers der Islamischen Republik, Ajatollah Ruhollah Chomeini, Teheran, 6. Juli 2024.


    Entgegen zahlreicher Prognosen und Analysen, die das konservative Lager favorisierten, hat der Reformer Massud Peseschkian, der ehemalige Leiter des Gesundheitsministeriums, die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in Iran gewonnen.


    Reformer Peseschkian gewinnt Präsidentenwahl in Iran: Kurswechsel in der Außenpolitik?





    Analyse

    Reformer Peseschkian gewinnt Präsidentenwahl in Iran: Kurswechsel in der Außenpolitik? 





    Dies ist die zweite unerwartete Wendung bei den Präsidentschaftswahlen in der Islamischen Republik. In der ersten Runde galt Mohammad Bagher Ghalibaf weithin als der aussichtsreichste Kandidat, während die anderen Kandidaten aufgrund ihrer mangelnden Erfahrung und ihrer geringeren Popularität viel verwundbarer erschienen.

    Aber was geschehen ist, ist geschehen. Und ich habe von Anfang an darauf gedrängt, Peseschkian nicht zu unterschätzen und daran zu denken, dass er der einzige Reformist unter den sechs Kandidaten ist. Das bedeutet, dass er die Stimmen der gesamten liberalen Wählerschaft bekommt, während die konservativen Schwergewichte gezwungen sind, ihre Wählerschaft zu teilen.

    Dabei gibt es eine wichtige Nuance: In Iran enthält sich das reformorientierte Lager oft der Stimme, wenn seine Mitglieder glauben, dass ihre Stimme nicht zählt. So wurde die erste Runde mit einer rekordverdächtig niedrigen Wahlbeteiligung abgehalten. Dies änderte sich jedoch im zweiten Wahlgang mit einer Wahlbeteiligung von 49,8 Prozent, als die Reformisten erkannten, dass nun viel von ihnen abhing. Peseschkian aktivierte die schlafende (oder, wie man in Iran sagt, graue) Wählerschaft. Auch einige iranische Aseris und Kurden dürften für ihn gestimmt haben.


    Was man über den neuen Präsidenten wissen sollte

    Der 69-jährige Peseschkian wurde in der kurdischen Stadt Mahabad in einer aserischen Familie geboren. Vor der Islamischen Revolution 1979 studierte er Medizin. In der Zeit nach der Revolution, während des iranisch-irakischen Krieges (1980 bis 1988), war er für die Entsendung von Sanitätsbrigaden an die Front verantwortlich. Er war nicht nur Feldarzt, sondern nahm auch aktiv an Kampfhandlungen teil. Während der Präsidentschaft von Mohammad Chatami (1997 bis 2005) ging er in die Politik. In dieser Zeit war Peseschkian stellvertretender Gesundheitsminister und Minister für Gesundheit und medizinische Ausbildung.

    Als Mahmud Ahmadineschād Präsident wurde, zog sich Peseschkian kurzzeitig aus der Politik zurück und widmete sich der Medizin, was ihm eine Menge Geld einbrachte. Dann kamen die Wahlen 2013 und 2021. Bei diesen zog sich der Politiker zunächst zurück und durfte dann überhaupt nicht mehr kandidieren. Aber er hat nicht aufgegeben.

    Der liberale Kandidat trat bei den aktuellen Wahlen unter dem Slogan "Für Iran" als Befürworter gemäßigter Reformen an, die darauf abzielen sollen, den Weg aus der internationalen Isolation zu finden und die Sanktionen zu beenden. Peseschkian setzt sich für die Freiheit des Internets und die Freiheit der Frauen in Iran ein (er kritisierte die Behörden während der Hijab-Proteste im Land). Bei den Debatten übte er zum Thema Wirtschaft scharfe Kritik an seinen Gegnern und versprach, einen Sonderausschuss zur Überwachung der Regierung zu bilden.

    Gleichzeitig ist anzumerken, dass Peseschkian die Ideale der Revolution nicht fremd sind. Er ist religiös und dem Obersten Führer des Iran gegenüber loyal. Daher ist unwahrscheinlich, dass er dessen Entscheidungen sabotieren wird.


    Präsidentenwahl: Iran am politischen Scheideweg





    Analyse

    Präsidentenwahl: Iran am politischen Scheideweg






    Außerdem hat er versprochen, auf der Grundlage der Politik von Imam Chamenei zu arbeiten. Der Oberste Führer hat in Iran das Sagen. Der Präsident kann die Entscheidungen Chameneis und die von ihm verfolgte strategische Politik nicht ernsthaft beeinflussen.

    Es ist also nicht zu erwarten, dass er von der Strategie der Annäherung an die Nachbarn und der Vertiefung der strategischen Zusammenarbeit mit Russland und China von Ebrahim Raisi abrückt.

    Nichtsdestotrotz bezeichnen Peseschkians Gegner den Politiker als Pan-Turkisten, weil sie befürchten, dass er eine Annäherung an die Türkei forcieren könnte.

    Hervorzuheben ist auch, dass diese Wahlen für sich genommen wichtig waren, unabhängig davon, wer sie gewonnen hat. Sie sind selbst nach den Maßstäben des "demokratischen" Westens richtungsweisend und demonstrieren der ganzen Welt das hohe Maß an Freiheit und Wettbewerb in der iranischen Politik sowie die Inklusivität und Legitimität der iranischen Regierung.

    Ich denke, dass der Westen dieses Signal wahrgenommen hat, da die Wahlbeteiligung im Ausland im zweiten Wahlgang um bis zu 20 Prozent höher war als im ersten Wahlgang.


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    Info: https://freedert.online/meinung/211572-ideale-revolution-sind-ihm-nicht


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    Weiteres:




    Reformer Peseschkian gewinnt Präsidentenwahl in Iran: Kurswechsel in der Außenpolitik?

    freedert.online, 7 Juli 2024 11:33 Uhr

    In Iran wird der "Reformer" Peseschkian neuer Präsident. Einen Kurswechsel in der Außenpolitik bedeutet dies aber vorerst nicht. Das Staatsoberhaupt Irans übermittelte Putin bereits eine Botschaft, wonach Teheran an seiner Orientierung gen Osten festhält.


    Quelle: AFP © ATTA KENARE


    Der iranische Reformkandidat Massud Peseschkian mit erhobener Faust am 3. Juli 2024 bei einer Wahlkampfveranstaltung in einem Stadion in Teheran, zwei Tage vor der Stichwahl für die Präsidentschaftswahlen


    Mit 53,7 Prozent der Stimmen hat der sogenannte "Reformer" Massud Peseschkian die Stichwahl in Iran für sich entschieden. Das Ergebnis kam überraschend. Zwar landete der 69-jährige Herzchirurg bereits im ersten Wahlgang auf Platz eins. Allerdings konkurrierten gleich zwei Kandidaten um die Stimmen aus dem konservativen Lager. Viele Beobachter waren daher irrtümlich davon ausgegangen, dass Said Dschalili die konservativen Wähler in der Stichwahl hinter sich versammeln würde. Die Gespräche zur Aufstellung eines gemeinsamen Kandidaten im konservativen Lager waren bei der ersten Runde der Wahl bereits gescheitert.


    Stichwahl um Präsidentschaft in Iran gestartet






    Stichwahl um Präsidentschaft in Iran gestartet






    Rund 61 Millionen Menschen waren am Freitag dazu aufgerufen, zwischen Peseschkian und Dschalili zu wählen. Den Angaben zufolge kam Peseschkian auf mehr als 16 Millionen Stimmen, Dschalili auf mehr als 13 Millionen Stimmen. Die vorgezogene Wahl war nach dem Tod von Ebrahim Raisi angesetzt worden, der im Mai bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war.

    Die Wahl fand vor dem Hintergrund erhöhter regionaler Spannungen wegen des Kriegs im Gazastreifen, eines Streits mit dem Westen über das iranische Atomprogramm und der Unzufriedenheit im Land über den Zustand der von Sanktionen betroffenen iranischen Wirtschaft statt.

    Peseschkian erklärte nach seinem Sieg, die Wahl sei der Beginn einer "Partnerschaft" mit dem iranischen Volk. "Der schwierige Weg, der vor uns liegt, wird nur durch Ihre Begleitung, Ihr Einfühlungsvermögen und Vertrauen zu bewältigen sein", schrieb der 69-jährige Wahlsieger auf der Plattform X. "Ich reiche Ihnen meine Hand."

    Peseschkian wirbt für eine Annäherung an den Westen und eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über das Atomabkommen von 2015, um eine Aufhebung der westlichen Sanktionen zu erzielen. Darin sieht er den "Schlüssel" für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in Iran. Außerdem plädierte er für die Einhaltung der Vorgaben der internationalen Financial Action Taskforce gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung. 


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    Ali Chamenei gratulierte Peseschkian zur Wahl. "Ich rufe alle zur Zusammenarbeit auf", sagte das Staatsoberhaupt Irans. Auch der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami, gratulierte: "Wir sind entschlossen, die Zusammenarbeit und Interaktion zwischen den Revolutionsgarden und der Regierung fortzusetzen und zu stärken."

    Während Chamenei die höchste Entscheidungsinstanz in der Außenpolitik ist und die Leitlinie des Landes in strategischen Fragen bestimmt, könnte Peseschkian die gegenwärtige Linie der Außenpolitik des Landes, und zwar die Orientierung gen Osten, beeinflussen. 

    Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman, der auf eine Entspannungspolitik mit Iran eingegangen ist, übermittelte Peseschkian seine Glückwünsche, in denen er seine "Bereitschaft zum Ausbau und zur Vertiefung der Beziehungen, die unsere beiden Länder und Völker verbinden", betonte. Der russische Präsident Wladimir Putin, der im Ukraine-Krieg Drohnen aus iranischer Produktion eingesetzt haben soll, gratulierte Peseschkian ebenfalls.

    In einer Antwort auf Fragen von Associated Press bezeichnete das US-Außenministerium die iranischen Wahlen als "nicht frei und fair" und stellte fest, dass "eine beträchtliche Anzahl von Iranern sich entschieden hat, überhaupt nicht teilzunehmen".

    Trotz seiner liberalen Linie gilt Peseschkian als Unterstützer der iranischen Sicherheitsarchitektur in der Region. Er stellte sich hinter die mächtigen Revolutionsgarden und lobte den jüngsten Angriff Irans mit Drohnen und Raketen auf Israel. Auch steht er loyal zum Obersten Führer Irans, Ajatollah Chamenei.

    Chamenei übermittelte iranischen Angaben zufolge Präsident Putin beim jüngsten Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Astana bereits die Botschaft, dass die Beziehungen zwischen den beiden Ländern durch den Regierungswechsel in Teheran nicht beeinträchtigt würden.


    Mehr zum Thema - Präsidentenwahl: Iran am politischen Scheideweg


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    07.07.2024

    Rainer Rupp: Kein Ausweg – Die NATO auf der Schnellstraße in den großen Krieg (Teil 2)

    Von Rainer Rupp

    Die NATO befindet sich auf der Schnellstraße in den großen Krieg. In einer zweiteiligen Analyse erklärt unser Autor Rainer Rupp, wie es dazu kam. Im zweiten Teil betrachtet er den Niedergang der schönen "Neuen Weltordnung" und den Weg der westlichen Eliten in den großen Krieg.


    Quelle: AFP © Ludovic MARIN


    Der Westen am Ende der "Neuen Weltordnung": G7-Gipfel in Italien im Juni 2024


    Teil eins dieses Textes finden Sie hier.

    Im August 1998 veröffentlichte der private Spionage- und Analysedienst Stratfor einen längeren Bericht über den umwerfenden Erfolg von Bushs "Neuer Weltordnung". Stratfor war selbst überrascht, dass sich trotz des Unilateralismus der USA die NWO rasch zu einem globalen Renner entwickelt hatte, (Zitat) "zu einer Vision, die von einem Großteil der Weltelite geteilt wurde". Die NWO habe zweifelsfrei eine neue Qualität in den Beziehungen zwischen kapitalistischen Staaten geschaffen.


    "Alle Nationen waren jetzt vernünftig" – und den USA gefügig

    Der Erfolg dieser "Ideologie der Neuen Weltordnung" liege darin, so Stratfor, dass grundlegende politische Meinungsverschiedenheiten zwischen den Nationen, d. h. zwischen den Eliten der Nationen verschwunden waren. Statt ideologischer Streitigkeiten, waren alle Eliten der großen Nationen sich nun bezüglich der fundamentalen Prinzipien, also Marktwirtschaft und bürgerliche Demokratie, Förderung der globalisierten Finanzwirtschaft und Märkte einig.

    Demnach stimmten alle "vernünftigen Menschen", egal in welchem Land, darin überein, dass Wirtschaftswachstum und Wohlstand, von dem vor allem die Eliten profitierten, alle anderen Interessen übertrafen. Daher war es wichtig, diese neue internationale Stabilität nicht zu stören.


    Rainer Rupp: Die mentale Verwirrung der Machtelite in Washington hat System




    Analyse

    Rainer Rupp: Die mentale Verwirrung der Machtelite in Washington hat System






    Die einzigen internationalen Probleme, welche die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten konfrontierten, so Stratfor, waren "Schurkenstaaten" wie Irak und Nordkorea oder die Bedrohung der inneren Instabilität von Staaten wie z. B. in Jugoslawien und Somalia, oder auch Ausbrüche des internationalen Terrorismus.

    Aber all das war nur noch "ein Randproblem". Denn "alle Nationen waren jetzt vernünftig. Sie hatten alle die Notwendigkeit eingesehen, dafür zu sorgen, dass die Schurkenstaaten davon abgehalten werden, durch Bürgerkriege oder durch Ausbreitung von Terrorismus die Finanzmärkte zu beunruhigen".

    "Da alle Nationen", bzw. ihre Eliten, "im Rahmen der NWO an der Erhaltung gut funktionierender Finanzmärkte ein gleich-großes Interesse hatten, waren sie auch bereit, bei der Lösung der marginalen Probleme (siehe Jugoslawien, Irak und Somalia) zusammenzuarbeiten".

    Absolute Priorität galt laut Stratfor der Aufgabe, das internationale Wirtschaftssystem zu einem eingeebneten Spielfeld zu machen, auf dem globale operierende Unternehmen ohne Einschränkungen durch Zölle, nationale Regularien, Deviseneinschränkungen oder Investitionshindernissen nach eigenem Gutdünken schalten und walten konnten.

    Daher sei diese Aufgabe zur Mehrung des westlichen Wohlstandes – so Stratfor – in die Hände einer Gruppe von multilateralen Organisationen delegiert worden, wie z. B. der Internationale Währungsfonds IWF, das GATT (seither von der Welthandelsorganisation WHO ersetzt), die Weltbank, die OECD und nicht zuletzt die NATO. Diese Organisationen "dienen alle dem gleichen Zweck und sie haben einen sehr guten Job gemacht", lobte Stratfor.

    Selbstredend würden "die Vereinigten Staaten, als weltweit führende Nation, auch eine besondere und entscheidende Rolle bei der Festlegung der Missionen der UNO und der anderen multilateralen Organisationen spielen, betonte Stratfor, und fuhr fort:

    "Da jedoch alle Nationen jetzt die gleichen grundlegenden Interessen hätten, würde daraus folgen, dass keine vernünftige Nation sich dem US-Führungsanspruch und dessen Entscheidungen widersetzt."


    Die europäische Dimension der NWO

    Wie sehr diese US-Ideologie von der NWO auch in Europa, insbesondere in der EU auf fruchtbaren Boden gefallen ist, lässt sich exemplarisch an der Person Robert Coopers festmachen. Cooper begann seine diesbezügliche Karriere als Chefberater des britischen Premiers Tony Blair. Von dort ging er zur EU und wurde "Generaldirektor für Äußere und Politisch-Militärische Angelegenheiten" im Generalsekretariat des EU-Rats und hatte ständigen Umgang mit Ministern und Staatschefs. In dieser Rolle hat Cooper laut Wikipedia auch die Philosophie der "Entwicklung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik maßgeblich geprägt". Dafür wurde er später von der Queen zum Ritter geschlagen und so gut wie von allen Regierungen der EU-Mitgliedsländer mit Orden und Ehrungen überhäuft.

    Wofür genau? Für Forderungen wie diese, die dann in der EU auch umgesetzt wurden:

    "Wir brauchen eine neue Art von Imperialismus, einen Imperialismus, der mit den Menschenrechten und den kosmopolitischen Werten kompatibel ist: ein Imperialismus, der sich zum Ziel setzt, Ordnung und Organisation zu bringen."


    Wie im Kosovo – Auch im Fall der Ukraine wird die schmutzige Wahrheit unter den Teppich gekehrt




    Analyse

    Wie im Kosovo – Auch im Fall der Ukraine wird die schmutzige Wahrheit unter den Teppich gekehrt





    Im Anschluss an den Angriffskrieg gegen Jugoslawien unterscheidet Cooper zwischen zwei Arten des "neuen Imperialismus": Da wäre zunächst der "freiwillige Imperialismus" der "demokratischen" (!) Institutionen der westlichen Welt, wie der "Internationale Währungsfonds" (IWF) oder die "Weltbank".

    Laut Cooper bringen diese Institutionen "all jenen Staaten Hilfe, die freiwillig ihren Weg zurück in die globale Wirtschaft der internationalen Gemeinschaft finden wollen". D. h. also all jene Staaten, die bereit sind, sich zu beugen und sich ihre wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Verfasstheit von den "undemokratischen Institutionen" IWF und Weltbank vorschreiben zu lassen, die brauchen keine Angst vor "humanitären" Bombardements der NWO zu haben.

    Allen anderen Staaten aber, die sich nicht freiwillig der NWO unterwerfen, droht Cooper mit "gut nachbarschaftlichem Imperialismus", d. h., dass "verantwortliche" Staaten – wie die USA oder Frankreich, Großbritannien oder Deutschland – zuerst wirtschaftliche und politische Zwangsmaßnahmen verhängen und wenn die nichts nützen, militärisch intervenieren, um Instabilitäten im globalen Dorf zu verhindern.

    Als leuchtendes Beispiel für den "gut nachbarschaftlichen Imperialismus" verweist Cooper auf die erfolgreiche "humanitäre Intervention" der NATO im Kosovo. Das dort errichtete NATO-Protektorat zeige wie kein anderes Beispiel, wie gut "der neue Kolonialismus (!) Ordnung und Organisation" bringen kann.

    In seinem Buch von 2002 "The Post-Modern State" entwickelt Cooper die EU-Doktrin des "neuen, liberalen Imperialismus" weiter. Dabei unterstreicht er im Umgang mit sogenannten Problemstaaten "die Notwendigkeit von doppelten Standards". Eine weitere Steigerung kommt in seinem nächsten Buch, "The Breaking of Nations" (auf Deutsch: "Wie man Nationen gefügig macht"). 

    Dort heißt es: "Untereinander sollten die Europäer auf der Grundlage des Rechts und gemeinsamer Sicherheit operieren. Aber außerhalb Europas sollten sie die raueren Methoden früherer Zeiten anwenden – Gewalt, Präventivschläge, Hinterlist und was sonst noch alles nötig ist. Denn wenn wir im Dschungel sind, dann müssen wir auch die Gesetze des Dschungels anwenden". Im Original: "When in the jungle, one must use the laws of the jungle."


    Störenfried Russland

    Laut einer weiteren Stratfor-Analyse funktionierte diese Version der Neuen Weltordnung für eine Weile sehr gut für die USA. Auch die internationalen Eliten konnten gut davon profitieren. Auch habe es "unter den Eliten der beteiligten Nationen keine namhaften Konflikte gegeben". Daraus wurde dann die bekannte Phrase gestrickt, dass Demokratien keine Kriege gegen einander führen.

    Während in Russland noch das Jelzin-Regime herrschte, sah man im Westen gute Chancen auch Russland in diese US-geführte neue Weltordnung hineinzuziehen.

    Dann aber kam 1998/99 der russische Finanzkollaps, bei dem Hilfe vom Westen ausblieb und IWF und Weltbank tatenlos dem Absturz Russlands zusahen. Diese Untätigkeit des Westens, verbunden mit kaum verdeckter Freude der auf reiche Beute lauernden westlichen Geier gab der zukünftigen Entwicklung Russlands einen entscheidenden Stoß in eine andere Richtung und förderte neue auftauchende politische Kräfte, die Russlands Zukunft nicht im Westen sahen.


    "Gleichberechtigte Partnerschaft" in den Neunzigern? Wie es wirklich war: Clinton-Jelzin-Abschriften





    "Gleichberechtigte Partnerschaft" in den Neunzigern? Wie es wirklich war: Clinton-Jelzin-Abschriften





    In dem Chaos, das von westlichen Beratern der russischen Regierung im Verein mit lokalen Oligarchen angerichtet worden war, entstand der Keim, aus dem in den nachfolgenden 25 Jahren der mächtigste Widersacher der NWO geworden ist.

    Seither hat sich das wirtschaftlich, moralisch und militärisch wiedererstarkte Russland, das heute wie selten in seiner Geschichte geeint hinter Präsident Putin steht, als unüberwindbarer Widersacher gegen die US-geführte, "regelbasierte Ordnung" – wie heute die NWO heißt – erwiesen hat. Zugleich ist Russland gemeinsam mit seinem strategischen Partner China zum Leuchtturm der Hoffnung vieler Länder des Globalen Südens geworden, die sich aus der räuberischen Umklammerung der westlichen Neo-Kolonialisten befreien wollen.


    Kein Plan B: Auf der Schnellstraße in den Krieg

    Und jetzt kommen wir zurück auf die eingangs geschilderte Lage in der Ukraine. Inzwischen verstehen Sie sicherlich auch besser, wieso die politischen, medialen, wissenschaftlichen und militärischen Eliten in Europa kein Problem damit hatten und haben, die vitalen Interessen ihrer eigenen Völker zu missachten, solange es ihnen selbst gut geht und sie die Rückendeckung der befreundeten Eliten in Europa und jenseits des Atlantiks haben.

    Das Wichtigste für diese Leute sind die Finanzmärkte, von denen sie alle kräftig profitieren. Denn trotz der katastrophalen Wirtschaftslage in allen Ländern des kollektiven Westens erklimmen die Börsen dort dank geldpolitischer Manipulationen ständig neue Höchststände, was die Eliten weiter bereichert, während aufgrund der gleichzeitigen Geldentwertung die arbeitende Bevölkerung immer ärmer wird.


    Deutsche Vernichtungsphantasien: Russland niederringen





    Meinung

    Deutsche Vernichtungsphantasien: Russland niederringen






    Nach wie vor gelingt es den Eliten dank des Corps williger Presstituierter, dem Gros der Bevölkerung vorzugaukeln, dass sie alles im Griff haben, egal ob in der Ukraine, bei der Inflationsbekämpfung, beim Wirtschaftswachstum etc. Aber der Moment, an dem die Realität den Schleier der Lügen, der Manipulationen und des Schönredens zerreißt, kommt unaufhaltsam näher.

    Je länger diese tragische Entwicklung anhält, desto weniger Optionen zur Rettung oder Milderung der Lage bleiben übrig. Der Westen ist an seine Belastungsgrenze gekommen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten zeigen sich jetzt tiefe Bruchlinien zwischen den Eliten auf nationaler wie auf internationaler Ebene innerhalb des Westens. Realisten und Pragmatiker wollen mit den Russen verhandeln, während Extremisten vom Typ der eingangs erwähnten Kriegstreiber mit einem direkten Waffengang zwischen Russland und der NATO liebäugeln.

    Die aktuelle Situation in der Ukraine, die dem Westen als Rammbock dient und dabei gleichzeitig selbst zerstört wird, lässt sich wie folgt skizzieren.

    Erstens: Russland hatte auf dem Schlachtfeld von Anfang an eindeutig die Oberhand, militärtechnisch ebenso wie in Bezug auf Strategie und Taktik, oder in puncto Reserven, aber auch bezüglich Ausbildungsstands und Moral der Soldaten, Unterstützung und Einigkeit der russischen Bevölkerung usw. Die Ukraine hat längst verloren, selbst wenn sie noch einige Zeit in selbstzerstörerischem Wahn weiterkämpfen kann. Fest steht aber, dass der Ukraine die Zeit davonläuft.

    Zweitens ist die Führung der Ukraine ungeachtet ihrer Schwäche nicht bereit, auf Verhandlungen zur Beendigung des Krieges zu für Russland akzeptablen Bedingungen einzugehen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat wiederholt bekräftigte, dass Moskau grundsätzlich offen für Gespräche bleibt, allerdings nicht auf der Grundlage von "Wunschdenken", sondern ausgehend von den Realitäten an der Front.

    Die mangelnde Flexibilität des Kiewer Regimes ist nicht verwunderlich. Für Präsident Wladimir Selenskij persönlich und zumindest für sein Kernteam gibt es wahrscheinlich weder politisch noch physisch eine Möglichkeit, die Katastrophe zu überleben, die sie ihrem Land zugefügt haben. Sie selbst waren Spielbälle der neokonservativen Strategie Washingtons, mit dem Ziel, Russland eine strategische Niederlage zuzufügen. Sie alle haben versagt und werden auf der Strecke bleiben.

    Und drittens besteht zumindest in NATO-Europa die Möglichkeit, dass auch dort die Eliten auf der Strecke bleiben, weil sie zur Unterstützung der Strategie Washingtons die vitalen Interessen ihrer eigenen Völker an Washington verkauft und sie ins wirtschaftliche Elend geführt haben.

    Ein Zusammenbruch der ukrainischen Front wird es den West-Eliten unmöglich machen, die bisherigen Lügen aufrecht zu halten. Selbst die gutgläubigsten Schafe im Westen werden sich von den herrschenden Eliten in Politik und Medien abwenden. Letztere fürchten sich zu Recht vor dem Tag, an dem die Zeitenwende der Abrechnung beginnt.


    Der Westen zerstört sich selbst






    Meinung

    Der Westen zerstört sich selbst






    Die Westeliten haben in ihrer Abgehobenheit von jeglicher Realität nie daran gedacht, dass ihre ursprünglichen, ihrem Wunschdenken entsprungenen Pläne zur Destabilisierung der russischen Gesellschaft und zur strategischen Schwächung des russischen Militärs scheitern könnten. Daher haben sie keinen Plan B. Sie haben keinen Ausweg, weshalb sie mehr und mehr von Panik ergriffen werden.

    Panik, in der Tat, denn nur mit Panik sind die offensichtlich verzweifelten Forderungen z. B. nach dem Einsatz der Nuklearwaffen fähigen deutschen Taurus-Marschflugkörper zu erklären. In dieselbe Kategorie fortgeschrittenen Wahnsinns fällt auch der Plan des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden, womit wir dem großen Krieg einen gewaltigen Schritt näherkämen. Auf ihrer Schnellstraße in den Krieg haben die siegessicheren westlichen Eliten keinen Platz für eine Ausfahrt gelassen.

    Dies ist das Manuskript einer Rede, die Rainer Rupp am 23. März 2024 im HoffART-Theater Darmstadt gehalten hat. Die Veranstaltung wurde organisiert von den NachDenkSeiten und dem Deutschen Freidenker-Verband e.V.


    Mehr zum Thema - Die russische Superbombe und die bizarre Berichterstattung deutscher Medien


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    07.07.2024

    Sahel-Staaten wenden sich von ECOWAS ab: Mali, Burkina Faso und Niger gründen Konföderation

    Die Abkehr vom prowestlichen Regionalblock ECOWAS zementierten Mali, Burkina Faso und Niger nun mit einem eigenen Integrationsprojekt. Berlin verkündete zugleich das Scheitern von Verhandlungen über den Weiterbetrieb eines Bundeswehrstützpunkts in Niamey.


    Sahel-Staaten wenden sich von ECOWAS ab: Mali, Burkina Faso und Niger gründen KonföderationQuelle: AFP


    Der nigrische General Abdourahamane Tchiani, der malische Oberst Assimi Goïta und der burkinische Staatschef Ibrahim Traoré zeigen die Dokumente der Allianz der Sahel-Staaten (AES), die sie während ihres ersten Gipfeltreffens in Niamey am 6. Juli 2024 unterzeichnet haben


    Die Juntas von Niger, Mali und Burkina Faso schlossen am Samstag eine Rückkehr ihrer Länder in den westafrikanischen Regionalblock ECOWAS aus, dessen Spaltung den abnehmenden Einfluss des Westens in Afrika darstellt.


    USA beginnen mit Abzug aus Niger





    USA beginnen mit Abzug aus Niger







    Die Staats- und Regierungschefs der drei Länder verkündeten diese Position während ihres ersten Gipfeltreffens in Niamey, der Hauptstadt von Niger, nach ihrem Austritt aus dem westafrikanischen Block ECOWAS im Januar.

    Sie warfen der ECOWAS vor, ihr Mandat nicht erfüllt zu haben, und versprachen, ihre eigene Union ‒ die Allianz der Sahel-Staaten ‒ zu konsolidieren, die im vergangenen Jahr inmitten der zerrütteten Beziehungen zu ihren Nachbarn gegründet wurde. Die fast 50 Jahre alte ECOWAS sei "zu einer Bedrohung für unsere Staaten geworden", sagte Nigers Militärchef, General Abdourahamane Tchiani.

    Die Abkehr vom Regionalblock ECOWAS zementieren sie nun mit einem eigenen Integrationsprojekt: Die von Juntas regierten westafrikanischen Sahel-Staaten Mali, Burkina Faso und Niger haben am Wochenende offiziell einen Staatenbund gegründet. Die Konföderation "Allianz der Sahel-Staaten" (AES) solle sich in der Außen- und Sicherheitspolitik enger abstimmen, die freie Bewegung von Menschen und Gütern untereinander regeln und eine gemeinsame Investitionsbank gründen, hieß es zum Abschluss des Gipfels in der nigrischen Hauptstadt Niamey. Die Staatschefs Oberst Assimi Goïta (Mali), General Abdourahamane Tchiani (Niger) und Hauptmann Ibrahim Traoré (Burkina Faso) stehen nach Militärputschen an der Spitze von Übergangsregierungen.

    Die Juntas hatten die Allianz der Sahel-Staaten im Herbst zunächst als Verteidigungsbündnis ins Leben gerufen und im Januar ihren Austritt aus der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) angekündigt. Sie beschuldigen den Regionalblock, der die Machtergreifungen verurteilt und Sanktionen verhängt hatte, unter dem Einfluss der Interessen der Ex-Kolonialmacht Frankreich zu stehen. 

    Seit den patriotischen Putschen zwischen 2020 und 2023 haben sich alle drei Länder an Russland und Staaten im Globalen Süden angenähert und von früheren westlichen Partnern distanziert. Am Samstag verkündete zudem die Bundesregierung das Scheitern von Verhandlungen über den Weiterbetrieb eines Bundeswehrstützpunkts in Niamey.


    Mehr zum Thema ‒ Wie Frankreich in Afrika versucht, sich an Russland zu rächen


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    07.07.2024

    Südlicher Gaskorridor: Ein Mittel der USA zur Beherrschung des Gasmarktes auf dem Balkan

    freedert.online, 7 Juli 2024 09:00 Uhr,

    Die USA üben Druck auf Bosnien und Herzegowina aus – wieder einmal. Diesmal geht es um Gas. Das Balkanland bezieht es aus Russland. Viel besser wäre es doch, meint man in Washington, wenn Bosnien US-amerikanisches Flüssigerdgas kaufen würde, das über Kroatien ins Land kommen könnte.



    Quelle: AFP © DENIS LOVROVIC / AFP


    Freiheitsgas"? Ein Schiff mit Flüssigerdgas bei seiner Ankunft in Kroatien im April 2023

    Die Vereinigten Staaten von Amerika üben sowohl direkt als auch indirekt Druck auf die Balkanländer aus, künftig auf das russische Gas zu verzichten, das über den Zweig der Gasleitung Turkish Stream ankommt. Bosnien steht unter dem größten Druck, sich aus der "Abhängigkeit" von der russischen Energiequelle zu "befreien".

    Dieses Land deckt seinen Gasenergiebedarf zu 100 Prozent mit russischem Gas, was den Bürokraten in Washington, D.C. und Brüssel missfällt, die das schwache und national heterogene Bosnien fest an den Westen binden wollen. Ziel ist es, damit zugleich eine Botschaft an Russland zu senden und Sanktionen gegen Moskau als sinnvollen Schritt darzustellen. Als Alternative bietet sich natürlich der Südliche Gaskorridor an, also das deutlich teurere amerikanische verflüssigte Erdgas, das in Terminals im benachbarten Kroatien angelandet und gelagert wird.


    Westbalkan: Auf wen hört die NATO – und wen versteht sie?





    Analyse

    Westbalkan: Auf wen hört die NATO – und wen versteht sie?






    Doch die Absicht der USA ist bei der Mehrheit der Bürger und einigen Politikern bisher auf wenig Verständnis gestoßen. Mit anderen Worten: Gasverbraucher, Industrie und Haushalte akzeptieren nicht, dass sie aufgrund politischer und strategischer Vereinbarungen in eine Situation geraten sollen, in der sie – wie derzeit viele westeuropäische Länder – deutlich höhere Preise für diese Energiequelle zahlen müssen.

    In der Regel wird Politikern vorgeworfen, wenn sie die derzeitige Art der russischen Gasversorgung über die "Ost-Leitung" in der Stadt Zvornik über Serbien nach Bosnien verteidigen, "russische Akteure" zu sein und westliche Sanktionen zu ignorieren. Eine solche Rolle ist in der Regel dem Präsidenten der Republika Srpska, Milorad Dodik, vorbehalten, der öffentlich als solch ein russischer Akteur auf dem Balkan bezeichnet wird.

    Aber um die Sache noch seltsamer zu machen, wird selbst einigen kroatischen Politikern eine russenfreundliche Politik im Bereich der Gasversorgung vorgeworfen, wenn sie die derzeitige Art der Versorgung verteidigen. Auch der Vorsitzende Dragan Čović der größten kroatischen Partei in Bosnien, der Kroatischen Demokratischen Union (HDZ), steht im Visier US-amerikanischer Kritik, weil er sich offen gegen die monopolistischen Absichten der USA stellt, die unter dem Vorwand der "Gasdiversifizierung" vorhaben, den europäischen Gasmarkt bald vollständig zu dominieren.

    Wie hartnäckig die US-Amerikaner ihre Absichten verfechten, zeigt auch die Tatsache, dass sich höchste Vertreter der Regierung von Biden der Lobbyarbeit für den Südlichen Gaskorridor angeschlossen haben. Sogar der US-Außenminister Antony Blinken forderte mehr Druck auf den ersten Mann der HDZ BiH, also Dragan Čović, und forderte auch von der Zentrale seiner Partei in Zagreb, diese Angelegenheit zu beschleunigen. In einem Brief an den Außenminister Kroatiens Gordan Grlić Radman und von Bosnien und Herzegowina Elmedin Konaković erklärte Blinken:

    "In Anbetracht der Tatsache, dass dieses Projekt im klaren Interesse Ihres Landes und der Region liegt, ermutige ich Sie und andere in Ihrer Regierung, Druck auf Dragan Čović auszuüben, damit er seine Blockade in dieser Angelegenheit beendet."

    Die Umsetzung des Projekts "Südlicher Gaskorridor" sollte übrigens schon vor drei Jahren starten, aber aufgrund von Streitigkeiten darüber, wem das Hauptventil gehören werde, verzögerte sich der gesamte Prozess auf unbestimmte Zeit. Eine ähnliche Warnung hatte zuvor der US-Botschafter in Sarajevo Michael Murphy zum Ausdruck gebracht, jedoch ohne Erfolg.

    Murphys diplomatisches Mandat geht zu Ende, obwohl er mit seinen Versuchen, seine Favoriten auf dem Gasmarkt zu etablieren, gescheitert ist. Insbesondere gelang es ihm nicht, die Bürger davon zu überzeugen, dass sie mit viel teurerem amerikanischem Gas besser beheizt werden.


    Entschließung zu Srebrenica – Ein Stolperstein für das Funktionieren von Bosnien-Herzegowina




    Entschließung zu Srebrenica – Ein Stolperstein für das Funktionieren von Bosnien-Herzegowina






    Unverständlich ist auch die Logik einiger bosniakischer Politiker, mit der sie ihre Lobbyarbeit für die US-Interessen zu rechtfertigen versuchen. Das eine ist, was jemand möchte, etwas anderes ist die Realität. Die Kroaten wollen nämlich die Führung des künftigen Gasunternehmens nicht der Regierung in Sarajevo überlassen, wo die Bosniaken die dominierende Mehrheit bei der Entscheidungsfindung darstellen. Und sie sagen, dass sie ihren Widerstand nicht aufgeben werden, obwohl Befürworter dieser Idee auf der anderen Seite des Atlantiks Čović mit Sanktionen gedroht haben.

    Natürlich betonen die USA mit Sanktionsdrohungen, dass hinter all dem die persönlichen Interessen korrupter Politiker stehen würden. Sie betonen allerdings nicht, ob es sich dabei um lokale Politiker oder ausländische, in diesem Fall also US-amerikanische handelt, die ihre privaten wirtschaftlichen und politischen Interessen mit neokolonialen Methoden festigen wollen.

    Auch in der Öffentlichkeit gibt es Stimmen, die diese Absicht der USA verteidigen und behaupten, sie sei nicht durch Finanzinteressen in den USA motiviert. Sie betonen, dass das LNG-Terminal auf der Insel Krk in Kroatien vielmehr eine Chance für BIH sei, unabhängiger in der Energieversorgung zu werden, obwohl klar ist, dass alles darauf ausgelegt ist, eine Alternative zu russischem Gas zu bieten. Nüchterne Beobachter wissen jedoch, dass es sowohl in Serbien als auch im benachbarten Bosnien und Herzegowina derzeit keine vernünftige Alternative zur Gaslieferung aus Russland gibt.


    Mehr zum Thema - Neue Spekulationen über angeblichen Munitionsexport aus Serbien in die Ukraine

    RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

    Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

    Info: https://freedert.online/europa/211342-suedlicher-gaskorridor-mittel-usa-zur


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    07.07.2024

    Doctorow: Bedeutung des jüngsten Gipfeltreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Astana (Kasachstan)

    seniora.org, 07. Juli 2024, Von Gilbert Doctorow 05.07.2024 - übernommen von gilbertdoctorow.com

    Gestern ging der zweitägige Gipfel in Astana, Kasachstan, zu Ende, an dem die Staats- und Regierungschefs von acht der neun Mitglieder der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (Shanghai Cooperation Organization   – SCO) teilnahmen. Lediglich der indische Premierminister Modi fehlte, doch wird er dies in der kommenden Woche mit einem Staatsbesuch in Moskau nachholen. Positiv zu vermerken ist, dass Alexander Lukaschenko aus Weißrussland anwesend war, um den Aufstieg seines Landes vom Beobachterstatus zur Vollmitgliedschaft mitzuerleben. Unter den zahlreichen Beitrittskandidaten, die in Astana auf höchster Ebene vertreten waren, fiel vor allem der türkische Präsident Erdogan auf.


    Was die Ergebnisse von Astana betrifft, so können wir sagen, dass sie den Teilnehmern zumindest die Gelegenheit zu vertraulichen bilateralen Gesprächen in einer Zeit boten, die angesichts der Kriegsherde in der Ukraine, im Gazastreifen und in der Straße von Taiwan mit Risiken behaftet ist. Wir wissen, dass Wladimir Putin den Besuch genutzt hat, um einen ganzen Tag lang eine Reihe von Tête-à-Têtes zu führen, von denen das wichtigste sicherlich mit dem chinesischen Präsidenten Xi stattfand.

    Bisher wurden die Texte der von den Teilnehmern unterzeichneten offiziellen Dokumente nicht veröffentlicht oder gar beschrieben. Wir können davon ausgehen, dass diese hauptsächlich wirtschaftlicher Natur sind. Die Nachricht von der Vollmitgliedschaft Weißrusslands und die Ankündigung von Präsident Xi am Rande des Gipfels, dass China den Antrag des SCO-Gastgebers Kasachstan auf Beitritt zu den BRICS unterstützen wird, sind jedoch eindeutige Hinweise darauf, dass dieser Gipfel einen Wendepunkt in der Umwidmung der SCO von einem regionalen Klub, der die Sicherheit in Zentralasien gewährleistet, was ihre Gründungsaufgabe im Jahr 2001 war, in einen Sicherheitsdienstleister für den eurasischen Kontinent markiert, und dass sie schließlich vor 2030 mit den BRICS fusionieren könnte.

    Bei der Gründung der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit im Jahr 2001 war der von Afghanistan ausgehende islamische Terror eine echte Bedrohung für die zentralasiatische Region, die im Osten an China und im Westen und Norden an Russland grenzt. Diese Region stand im Mittelpunkt der amerikanischen und britischen Bemühungen, die Sicherheit zu schwächen und die Aufmerksamkeit dieser beiden Großmächte von ihrer Präsenz auf globaler Ebene abzulenken. Darüber hinaus erschwerten sowohl der Terror als auch die Intervention der westlichen Mächte die Bemühungen Chinas und Russlands, Konflikte zwischen ihren eigenen konkurrierenden politischen und wirtschaftlichen Ambitionen in der Region zu vermeiden. Die Gründung der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit ermöglichte es, diese Herausforderungen effektiv zu bewältigen.

    Die Dauerhaftigkeit dieser Lösung wurde zuletzt unter Beweis gestellt, als die Bemühungen der USA unter Tony Blinken im vergangenen Jahr und der Briten unter Lord Cameron in den vergangenen Monaten, die verschiedenen zentralasiatischen Staaten von Russland und China weg in die US-geführte Weltordnung zu ziehen, kläglich scheiterten. Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan sind nach wie vor fest in die russisch-chinesischen Einflusssphären eingebettet, und der klare Sieg Russlands in der militärischen Konfrontation mit dem kollektiven Westen in und um die Ukraine hat den Attraktionen des regionalen Status quo den Glanz verliehen, im weltweiten Wettbewerb auf der Gewinnerseite zu stehen. Der Gedanke an eine Wiederbelebung des britisch-russischen Great Game aus dem 19. Jahrhundert in diesem Teil der Welt kann ad acta gelegt werden.

    Die Aufnahme Indiens und Pakistans im Jahr 2017 und die Aufnahme des Iran als Vollmitglied in die SCO im Jahr 2023 deuteten auf die bevorstehende Neuausrichtung hin. Von diesem Zeitpunkt an repräsentierte sie den Löwenanteil der Bevölkerung Asiens. Die Aufnahme Weißrusslands verleiht der SCO nun eine eindeutig europäische Dimension, da Weißrussland im Gegensatz zu Russland eine rein europäische geografische Einheit ist. Dies kommt dem neuen Interesse Russlands und Chinas entgegen, eine Sicherheitsarchitektur für die gesamte eurasische Landmasse zu schaffen, die sich auf die dort ansässigen Nationalstaaten stützt und äußere Mächte, vor allem die Vereinigten Staaten, ausschließt.

    Wir bewegen uns metaphorisch von den Karten der Mercator-Projektion zu einer eurasisch-zentrierten Weltkarte, die keine Toleranz für den Atlantismus kennt. In dieser neuen Karte befinden sich die äußeren Ränder der Welt nicht irgendwo in Afrika oder Südostasien: Der äußere Rand ist Europa, das auf eine Halbinsel am westlichen Ende des eurasischen Kontinents reduziert wird. Geopolitisch ausgedrückt, verkünden Russland und China derzeit ihre eigene Version der Monroe-Doktrin und sagen den Vereinigten Staaten, sie sollen sich zurückziehen.

    Diese veränderte Sicht auf die Welt und die Gewährleistung von Sicherheit ist eine direkte Folge dessen, was Russland in den letzten zwei Jahren und im Krieg in der Ukraine erlebt hat.

    Im Jahr 2008, während der Präsidentschaft von Dmitri Medwedew, hatte das russische Außenministerium die Aufgabe, den NATO-Mitgliedstaaten eine überarbeitete Sicherheitsarchitektur für Europa vorzulegen und mit ihnen zu verhandeln, die Russland aus der Kälte herausholen sollte. Wie wir wissen, wurde diese Initiative von Angela Merkel und den anderen Entscheidungsträgern in Europa und Nordamerika hochmütig abgelehnt.

    Noch im Dezember 2021 hatte Präsident Putin versucht, den Dialog mit den Vereinigten Staaten und der NATO über eine überarbeitete Sicherheitsarchitektur für Europa zu erneuern, die die Truppen und Einrichtungen der NATO aus den östlichsten Mitgliedstaaten dorthin zurückführen würde, wo sie vor der NATO-Erweiterung der Clinton-Jahre standen.

    Das neue Konzept einer eurasischen Sicherheitsarchitektur, das sich jetzt im Rahmen der Schanghai Organisation für Zusammenarbeit entwickelt, stellt einen Bruch mit all diesen früheren russischen Initiativen dar und ist die größte Herausforderung für die Existenz der NATO, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, an dem eine mögliche Rückkehr Donald Trumps ins Präsidentenamt diese Organisation durch den Entzug der Unterstützung durch ihren größten Beitragszahler in Gefahr bringt.

    In der gestrigen Podiumsdiskussion des iranischen Senders Press TV hatte ich die Gelegenheit, die wichtigsten Punkte des Vorstehenden darzulegen.

    Siehe https://www.urmedium.net/c/presstv/130005


    Nachstehend das Transkript eines Lesers

    PressTV: 0:01
    Gilbert Doctorow, unabhängiger Analyst für internationale Angelegenheiten aus Brüssel, und John Bosnitch, Journalist, Aktivist und politischer Analyst aus Fredericton, sind jetzt bei uns zu Gast. Ich möchte Sie beide in unserer Sendung willkommen heißen.

    Ich denke, wir beginnen mit Ihnen, Herr Doctorow. Ich meine, die Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SOZ/SCO) und die BRICS begannen mit ein paar wenigen Ländern, die sich schnell ausbreiteten und grösser wurden. Ich glaube, die SCO hat jetzt neun ständige Mitglieder und vier Beobachter, aber sowohl die SCO als auch die BRICS wachsen schnell. Worin liegt hier die Anziehungskraft?

    Gilbert Doctorow, PhD: 0:42
    Der Reiz liegt darin, dass die Shanghai Organisation für Zusammenarbeit allein 40 Prozent der menschlichen Bevölkerung auf der Erde ausmacht. Sie macht 20 Prozent des BSP aus. Es handelt sich also um einen sehr großen Teil menschlicher Aktivitäten und eine große Chance für ihre Mitglieder, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten und die Sicherheitsvereinbarungen mit anderen Mitgliedern zu steigern. Die Expansion ist nicht chaotisch, die Expansion ist nicht zufällig, die Expansion der Shanghai-Organisation hat, genau wie die jüngste Expansion der BRICS, eine gewisse Logik. Und die Logik besteht darin, dass diese beiden Organisationen, wenn man sie auf mehrere Jahre hinaus projiziert, zusammenwachsen werden.

    1:31
    Die Schanghai-Organisation wurde in erster Linie als Sicherheitsorganisation gegründet, mit einem wirtschaftlichen und handelspolitischen Interesse als zweitem Tätigkeitsfeld. Die BRICS hingegen wurden in erster Linie als Wirtschafts-, Handels- und Finanzorganisation gegründet. Die BRICS haben keine institutionelle Struktur, während die Shanghai Organisation für Zusammenarbeit traditionelle internationale Elemente in ihrer Struktur aufweist. Diese beiden Organisationen ergänzen sich also, und es ist keineswegs zufällig, dass der Iran Mitglied in beiden ist.

    Die diesjährige Erweiterung der Schanghai-Organisation um Weißrussland zeigt uns, dass sich der Zweck dieser Organisation grundlegend ändert, und das ist natürlich für den Iran und die anderen Mitglieder von Interesse. Ursprünglich wurde die Organisation, die auf die chinesische und russische Gründung zurückgeht, geschaffen, um sich um Zentralasien zu kümmern und in Zeiten des grassierenden Terrorismus Sicherheitsvorkehrungen für Zentralasien zu treffen.

    2:56
    Was wir jedoch jetzt sehen, ist eine Neufassung, eine Überarbeitung der Schanghai-Organisation im Einklang mit dem, was die Gründungsmitglieder, insbesondere Russland, als neue Aufgabe ansehen. Russland hatte seit 2008, während der Präsidentschaft von Herrn Medwedew, daran gearbeitet, die Sicherheitsarchitektur Europas umzuschreiben, zu überarbeiten. Und es hatte Westeuropa und den Staaten Bestimmungen zur Überarbeitung dieser Sicherheitsarchitektur vorgeschlagen.

    Was wir jetzt sehen, ist etwas ganz anderes. Russland hat seine Lehren aus dem Konflikt mit der NATO über die Ukraine gezogen und drängt nun auf eine gesamteurasische Sicherheitsarchitektur. Und das ist ein sehr interessanter Vorschlag, der, wie ich vermute, in den kommenden Sitzungen weiterentwickelt werden wird.

    PressTV: 3:59
    Ja, gut. Ich danke Ihnen, Herr Doctorow. Herr John Bosnitch aus New Brunswick, willkommen zu unserem Gespräch. Nun, John, wie fördert die SCO eine multipolare Weltordnung, und wie stellt sie den Status quo in Frage?

    John Bosnitch
    Nun, wie wir wissen, bricht das amerikanische, wir nennen es im Grunde das anglo-amerikanische Imperium, langsam zusammen. Und in dem Bemühen, eine direkte militärische Konfrontation zu vermeiden, haben sich sowohl China als auch Russland dafür entschieden, Selbstverteidigungsmechanismen und bilaterale Handelsorganisationen zu schaffen, die sich nun, wie mein Kommentatorenkollege heute sagte, über die Wirtschaftsgrenzen hinweg ausbreiten und Wirtschaft und Staatssicherheit vermischen, die mit den Maßnahmen gegen den Terrorismus begonnen hatten.

    4:55
    Aber jetzt, da der Westen seine Operationen in der Ukraine auf die Ebene des Staatsterrors gehoben hat, nachdem er die Regierung der Ukraine durch einen Staatsstreich übernommen hat, müssen diese Organisationen weiter expandieren. Und es ist kein Zufall, dass Weißrussland   – das direkt an die Ukraine und an die dortige Konfliktregion grenzt   – jetzt mit ins Boot geholt wurde. Das ist ein klares Indiz dafür, dass China ein großes Interesse daran hat, den Status Russlands in der Ukraine zu schützen und die ethnischen Russen in der Ukraine zu schützen.

    Diese Entwicklungen, die in typisch chinesischer und russischer Manier ablaufen   – mit anderen Worten: gut durchdacht, bewusst geplant und in aller Ruhe ausgeführt   –, stellen eine ernsthafte Blockade gegen eine fortgesetzte westliche Aggression in der gesamten eurasischen Region dar. Und sie kommen genau zum richtigen Zeitpunkt, da wir sehen, dass es dem Westen nicht gelingt, die militärische Kontrolle über die gesamte Ukraine zu übernehmen, und er den Konflikt dort vielleicht ganz verlieren könnte. Es handelt sich also um eine entscheidende parallele Entwicklung im Interesse des Friedens und gegen die anhaltende militärische Aggression, die seit dem Fall der Berliner Mauer vom Westen vorangetrieben wird.

    PressTV: 6:19
    Ich danke Ihnen, Herr Bosnitch. Und nun, Herr Doctorow, zurück zu Ihnen. Iran: Wie kann der Iran von seiner SCO-Mitgliedschaft in einem neuen Licht profitieren, insbesondere angesichts der schweren Sanktionen, die ihm auferlegt wurden?

    Doctorow:
    Was die wirtschaftliche Seite betrifft, so arbeiten bekanntlich sowohl die BRICS als auch die Schanghai-Organisation an der De-Dollarisierung. Das ist für den Iran von großem Interesse. Beide Organisationen unterstützen den Nord-Süd-Korridor, bei dem der Iran ein wichtiger Akteur und Nutznießer ist. Die Lage des Iran als logistisches Drehkreuz bietet eine große Chance für eine Ausweitung des Verkaufs von Kohlenwasserstoffen durch den Iran und für einen Ausgleich der inländischen Versorgung mit Kohlenwasserstoffen, die nicht gleichmäßig über das ganze Land verteilt ist, sondern in verschiedenen Gebieten konzentriert ist.

    7:25
    Die Zusammenarbeit mit Russland, sowohl als BRICS- als auch als SCO-Mitglied, im Energiebereich ist von größter Bedeutung. Wir wissen, dass russische Kohlenwasserstoffunternehmen in großem Umfang in die Exploration und Produktion im Iran investieren. Ich denke, der Iran fühlt sich durch die starke politische Unterstützung, die ihm die beiden Gründungsmitglieder und wichtigsten Mitglieder beider Organisationen, China und Russland, gewähren, beruhigt. Und das mäßigt die iranische Politik, was allen zugute kommt.

    PressTV: 8:04
    Richtig, und abschließende Gedanken von Ihnen, Herr John Bosnitch. Die Liste der Länder, die sich von dieser Ideologie der Entdollarisierung angezogen fühlen, wächst. Warum erleben wir das?

    Bosnitch:
    Enschuldigung, wie war der letzte Satz?

    PressTV:
    Entdollarisierung. Warum ist sie zu einer so attraktiven Ideologie geworden?

    Bosnitch:
    Nun, wenn Sie dem angloamerikanischen Imperium erlauben, endlos Dollar zu drucken, und Sie akzeptieren, dass diese Dollar einen Tauschwert gegen reale Güter wie Gold, Öl, Gas und ähnliche Produkte haben, dann erlauben Sie dem Imperium tatsächlich, unbegrenzt Toilettenpapier zu drucken, das Sie als etwas wertvoll akzeptieren.

    8:56
    Sobald also die Länder, die in diesen verschiedenen größeren Wirtschaftsorganisationen versammelt sind   – die sich vom Pazifik bis ins Zentrum Europas und hinunter nach Afrika und nach Südamerika erstrecken   –, sobald diese Länder die Tatsache akzeptieren, dass sie dem US-Dollar einen Wert verleihen, indem sie ihn im Gegenzug für ihre massiven Ressourcen eintauschen, sobald sie sich weigern, dies zu tun, dann hat der US-Dollar nichts mehr, worauf er sich stützen kann, außer auf die Ressourcen der Vereinigten Staaten.

    Und wie wir wissen, sind die Vereinigten Staaten das am höchsten verschuldete Land in der Geschichte der Welt. Dies ist das Ende. Wenn der amerikanische Dollar nicht mehr als Wert in Form von Kohlenwasserstoffen akzeptiert wird und nicht mehr als Wert in Form von Gold akzeptiert wird, ist dies das Ende des Imperiums. Die Macht eines Imperiums wird durch die Kaufkraft seiner Währung bestimmt. Wenn der US-Dollar nicht mehr das wert ist, was er in der Vergangenheit wert war, ist das Imperium am Ende, und zwar ohne einen Schuss abzufeuern.

    PressTV: 10:04
    Nun gut, meine Herren, ich danke Ihnen beiden für Ihre Teilnahme an unserer Sendung. Gilbert Doctorow meldet sich aus Brüssel. Und John Bosnitch ist aus Fredericton, New Brunswick, bei uns. Das ist draußen in Kanada.

    10:19
    Und damit, liebe Zuschauer, sind wir am Ende dieses Abschnitts Ihrer PressTV-Nachrichtenübersicht angelangt. Vielen Dank, dass Sie eingeschaltet haben, und auf Wiedersehen für heute.

    Quelle: https://gilbertdoctorow.com/
    Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert Doctorow
    Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus


    Info: https://seniora.org/index.php?option=com_acymailing&ctrl=url&subid=3998&urlid=5995&mailid=2250


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    07.07.2024

    Orban im Interview „Am Montagmorgen gibt’s eine weitere Überraschung“

    anti-spiegel.ru, vom 6. Juli 2024 17:50 Uhr, von Anti-Spiegel

    Auf dem Rückflug aus Moskau hat der ungarische Ministerpräsident Orban ein sehr interessantes Interview über seine Treffen mit Selensky und Putin gegeben und für Montagmorgen eine weitere Überraschung angekündigt.


    Nach seinem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin hat der ungarischen ungarische Ministerpräsident Orban dem Chefredakteur der Schweizer Weltwoche Roger Köppel ein 20-minütiges Interview gegeben. Köppel hat schon mehrere Interviews mit Orban geführt und war als Journalist bei den Reisen nach Kiew und Moskau dabei. Einen Link zu dem Interview, das auf Englisch geführt wurde, finden Sie am Ende dieses Artikels

    Geheime Vorbereitungen

    In dem Interview erzählte Orban von den geheimen Vorbereitungen der Reisen, die offenbar im direkten Kontakt und ohne Telefon oder Internet stattfanden, weil – wie Orban es ausdrückte – „immer einer der großen Jungs mithört“. Erst als sein Regierungsflieger die Überflugrechte über Polen beantragt hat, sei Außenstehenden klar geworden, dass Orban nach Moskau fliegen würde.

    Die russische Seite hat sich dazu zuvor ähnlich geäußert. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte am 5. Juli, der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten in Russland sei von Budapest initiiert worden, und der Vorschlag sei nur zwei Tage vor dem Besuch in Moskau eingegangen.

    „Putin ist super-rational“

    Auf die Frage, wie Putin in Verhandlungen sei, antwortete Orban, Putin sei zu mehr als 100 Prozent rational:

    „Er ist zu mehr als 100 Prozent ein rationaler Mensch. Wenn er verhandelt, wenn er anfängt, einen Standpunkt zu erklären, einen Vorschlag zu machen, ist er ein super-rationaler Mensch.“

    Laut Orban ist Putin ein „unerschütterlicher, sehr sorgfältiger, pünktlicher und disziplinierter“ Politiker. Der ungarische Ministerpräsident bezeichnete es als „echte Herausforderung“, sich auf ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten vorzubereiten, um mit ihm „auf der gleichen intellektuellen und politischen Ebene“ zu sein.


    Gegenseitiger Respekt

    Auf die Frage des Journalisten, welchen Eindruck Putin auf ihn gemacht habe, holte Orban ein wenig aus und erzählte, die beiden hätten sich bei ihrem ersten Treffen 2009 darauf geeinigt, dass „die Grundlage der Zusammenarbeit der gegenseitige Respekt“ sei, und daran hielten sie sich bis heute. Orban erzählte auch, dass Putin bei allen Gesprächen „gut gelaunt“ sei.

    Als der Journalist sagte, Russen würden als emotionale Menschen gelten, die, wenn man sie verärgert, sehr aufbrausend könnten, und er Orban dazu befragte, antwortete Orban:

    „Ich weiß nicht, wie er sich verhält, wenn er sich über etwas ärgert, denn ich habe mich nie so verhalten.“

    Ist ein vorläufiger Waffenstillstand möglich?

    Viktor Orban enthüllte in dem Interview, dass er Putin bei dem Treffen im Kreml vorgeschlagen hat, über die Möglichkeit eines kurzfristigen Waffenstillstands in der Ukraine nachzudenken. Orban habe Putin gefragt, was er von der Möglichkeit halte, „einen kurzfristigen Waffenstillstand zu vereinbaren, bevor echte Verhandlungen beginnen“. Laut Orban antwortete Putin darauf, dass er in dieser Frage „nicht optimistisch“ sei.

    Orban erinnerte daran, dass er bei seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selensky den gleichen Vorschlag gemacht hat, doch dieser hat das abgelehnt, da er der Meinung sei, die russischen Streitkräften könnten das ausnutzen. Putin wiederum, so Orban, habe gesagt, die Ukrainer würden einen Waffenstillstand nutzen, um Angriffe auf Russland zu starten. Orban habe darauf erwidert, Putin solle zumindest darüber nachdenken, man könne über das Thema Waffenstillstand „beim nächsten Mal“ weiter sprechen.

    Am 4. Juli hatte Putin gegenüber Reportern erklärt, Russland könne einem Waffenstillstand im Konflikt mit der Ukraine nicht zustimmen, weil es sich der Reaktion Kiews nicht sicher sei. Man dürfe nicht zulassen, dass der Gegner den Waffenstillstand dazu nutze, seine Lage zu verbessern, sich zu bewaffnen, seine Armee mit Hilfe der Zwangsmobilisierung aufzufüllen und sich darauf vorzubereiten, den bewaffneten Konflikt fortzusetzen, so Putin.

    Auf der Pressekonferenz im Anschluss an seine Gespräche mit Orban am 5. Juli wiederholte der russische Präsident, dass Russland nicht für einen Waffenstillstand oder eine Pause sei, die Kiew ausnutzen könne, sondern für eine vollständige Beendigung des Konflikts in der Ukraine. Putin erinnerte daran, dass er die Bedingungen dafür in seiner Rede im Außenministerium skizziert hatte.

    Überraschungen am Montag?

    Orban erzählte in dem Interview mit dem Schweizer Journalisten Köppel auch, dass Russland immer noch bereit sei, die Einigung, die es zwischen Moskau und Kiew im April 2022 gegeben hat, die Kiew dann aber widerrufen hat, als Basis für künftige Verhandlungen zu nehmen.

    Als Köppel fragte, wie es nun weitergehe mit einem möglichen Friedensprozess, kündigte Orban für Montagmorgen eine weitere Überraschung an unerwartete Treffen in der kommenden Woche an, ohne Einzelheiten zu nennen:

    „Ich werde nächste Woche wieder überraschenden Treffen haben, die Situation ist völlig unter Kontrolle. Wenn ich in Budapest ankomme, wird es eine Überraschung geben. Verfolgen Sie die Medien.“

    Hier finden Sie den Link zu dem Interview, das auf Englisch geführt wurde.


    Info: https://anti-spiegel.ru/2024/am-montagmorgen-gibts-eine-weitere-ueberraschung


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    07.07.2024

    Join in Unwelcoming NATO to Washington!

    aus e-mail von Irene Eckert, 7. Juli 2024, 9:18 Uhr


    ---------- Forwarded message ---------

    Von: World BEYOND War <info@worldbeyondwar.org>

    Date: Mi., 5. Juni 2024, 16:01

    Subject: Join in Unwelcoming NATO to Washington!

    To: <irene.eckert@gmail.com>



    <https://click.actionnetwork.org/ss/c/u001.jW0bQ2nopkhmvpkhQDuK4tvV2FnPezgaBZhdDqSkahEKHHrh1KTTPIqmZcTXd5XA5KkF7bKRlIQ8zSIy-ajgyfRHHUtFcbOypA9wuMwv9mEmZ38FvvsB898dk-SOdj2rtC15lQklZFwjUqCuEiilKfEagjwMKVu7OVfyYrfF379-ycd99Z1uHvGWYJw9TbGQ0YQaq89F1UHEo2d83B_lLTFwL1DaoqXVIgiWAbB2yHlhxQeejRV_JYeiHoTesZhU/46y/6etGbcQISNSsR79tVLb95g/h0/h001.mGY1TLBHuNfFScZdP7BFnZO8eBX4e-eU6ZT01U7jToI>

    ------------------------------


    <https://click.actionnetwork.org/ss/c/u001.nTQp_FEIcSHl649vCJCictrkf9HnOVIYMslezBdPfLi9cFutg10__FISRn87ugZCVm5ws2NnDTdQobSxK8D8mRKa19NCUHmg7WcBXXGckvxADzlIX-a_gqDKvVtjN0WTVSFWFBZckIvcGuKV5A_gMPyuxPyyNiGyM0gnpuK8dYxbhoshV_XkXlV3iqwG8_GshrW3aIIO1g4fJC9jKcJnifgaAGV2WDGSUVCeEiddSDwXrbp5CNIjsucB-fj5vksM/46y/6etGbcQISNSsR79tVLb95g/h1/h001.fLKCdBa7KSfpeNwgEsDl_cLZDzj5ToWJ0shhqZu9lFU>


    *NATO just publicly urged U.S. President Joe Biden to allow weapons given

    to Ukraine to be used to attack inside Russia, and the U.S. President did

    as NATO** asked. *


    NATO is badgering nations to spend ever more money on weapons. NATO is

    proliferating nuclear weapons. NATO is adding partners and weapons

    customers around the globe and claiming for itself the right to interfere

    in all areas of politics and economics.


    There is a better way.


       - *Learn about NATO*

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       by David Swanson and Medea Benjamin.*

       - *Sign our statement

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       - *Get tickets for our summit in Washington, D.C., on July 6

       <.*" rel="noopener">https://click.actionnetwork.org/ss/c/u001.nTQp_FEIcSHl649vCJCictrkf9HnOVIYMslezBdPfLh_LiO2ncEiDgg-HBcF6uvE7Z4U2ufeVKY4alYcGHPBSQVw0-Hok0GvqCoARDKKsa9XwQhraGm1ktjkIXUDO2Bc0c-ylTWqe4_vZ2lpf8GO1jaWH_jHkdUisAFyJC1MBZWFtO-X-ayH-1fWfGgdgD4ZaolwcFdzqn0xmiblfvqoh-QSIFTPoBSMbR9LJP5E5fmDqrLra9X-rT9ZMjvMFEalYjsqVanPb4UhOvDBUhBv-gCGu2IyzhsY1gZgLTVPpdo/46y/6etGbcQISNSsR79tVLb95g/h5/h001.MEU_yfLirT6Q1VG12nDDqzIYPxiYWtuiz7tw8xX8XN4>.*

       - *Let us know you're coming to our rally at the White House on July 7

       <.*" rel="noopener">https://click.actionnetwork.org/ss/c/u001.nTQp_FEIcSHl649vCJCictrkf9HnOVIYMslezBdPfLisfrZwiqyLeIzj6uMi21x7Lc7hEKZb7SWYpqyQEZekcwhcwc-1X0JASz05eg8p57kcBgUZToeAZIHoIMxWPgsSixxoWvqzKzsb2wcJE0Rbw6dwVHcorJxpx3IpBa-KLJNccTSF8o4C0W-fzU1209ziPIybjsy4OgWe231ub7uR2lr-bzVIhjnN7TGrriKrKK1LAz8AJQaUKKCNbfizYA9djr3LJmlaayyVP7BrPQ01Pov9kkjD08NVPyyicMX-VaSjfjDB4xV4omIHBPoa6qCh/46y/6etGbcQISNSsR79tVLb95g/h6/h001.5oCXd95veQJoiYIWVY4BQKo3oW7oM8N4n9yE2ZGsG4Y>.*

       - *See the agenda for walks across the country, free public webinars,

       the events in Washington, and more

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       - *Find and offer rides and lodging*

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    *Find graphics, flyers, letters

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       *

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    *See our list of speakers

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       - *Sponsor our events

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    *Get No to NATO - Yes to Peace t-shirts

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    Peace!


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    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    07.07.2024

    Nord Stream: Eisernes Schweigen der Regierung

    neopresse.com, 7. Juli 2024, Von: NEOPresse

    Das Thema Nord Stream beschäftigt die Gemüter – allerdings längst nicht alle. Die Regierung, die an sich eine Untersuchung angekündigt hat und wohl auch veranlasst hat, schweigt sich aus. Derzeit steht noch eine Anfrage der Fraktion der AfD im Raum. Die Regierung soll diese bis zum 18. Juli beantworten, kündigte sie an. Immerhin gibt es Stimmen, wonach es in den Worten von Norbert Häring Indizien für eine „Täter- und Mitwisserschaft des Anschlags vor allem gegen die Ukraine und die USA“ geben würde. Es stünde auch zumindest der Verdacht im Raum, dass die Regierung sich nicht um den Fall – diesen Verdacht – kümmere. Oder dass die Regierung die Details, die sie vielleicht kennt, nicht verraten möchte.

    Wir werden sehen, was am 18. Juli passiert. Hier die Zusammenfassung zum Erkenntnisstand nach Seymour Hersh, der sich um die Angelegenheit nachhaltig gesorgt hat.

    Nach einem Einwurf von Seymour Hersh, der als „Investigativ“-Journalist firmiert und als solcher schon zahlreiche Vorgänge aufklärerisch bearbeitet hat, ist Kanzler Olaf Scholz in Deutschland nicht daran interessiert, die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines aufzuklären.

    Hersh wird zitiert mit den Worten: „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Präsident Biden in den 16 Monaten seit der Zerstörung der Pipelines seine Experten mit einer umfassenden Untersuchung der Explosionen ‚beauftragt‘ hat“. Zudem verweist er darauf, dass „kein hochrangiges deutsches Staatsoberhaupt, einschließlich Bundeskanzler Olaf Scholz, von dem bekannt ist, dass er Präsident Biden nahesteht“ „irgendeinen bedeutenden Vorstoß unternommen (habe), um herauszufinden, wer was getan hat.“


    Regierung nicht interessiert?

    Die Vorwürfe sind sicherlich hart. Denn damit wird offensichtlich insinuiert, Scholz würde kein Interesse an einer Aufklärung haben und dies könnte auch Gründe haben. Hersh ist der Auffassung, Biden habe die Zerstörung von Nord Stream 2 selbst angewiesen. Die USA hätten die Sorge gehabt, dass Olaf Scholz noch darauf eine Meinungswende hätte hinlegen können: Deutschland hatte sich nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine darauf verpflichtet, kein Gas mehr von Russland importieren zu wollen. Scholz aber hätte sich – so meint es Hersh – die Sache ja überlegen können.

    Grund für Scholz könnte es beispielsweise sein, die Wirtschaft zu schonen und die Energiequelle für die deutsche Industrie offen zu lassen. „Dies wurde nicht zugelassen, und Deutschland befindet sich seitdem in wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen“, so Hersh. Es wird daran erinnert, dass Biden noch wenige Tage vor dem Einmarsch Russlands in der Ukraine erklärt hatte: „Wenn Russland einmarschiert (…) dann wird es Nord Stream 2 nicht mehr geben. Dann setzen wir dem ein Ende.“


    Info: https://us20.campaign-archive.com/?e=bfa91fe18e&u=a194ffd6ce07c5d1b0af1d569&id=505fa343a2)


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    07.07.2024

    Analyse der aktuellen Probleme der Friedensbewegung

    aus e-mail von Felix Weiland, 7. Juli 2024, 8:10 Uhr


    Gerhard Hanloser kennt beide - sowohl die Querdenker als auch die

    Antideutschen.


    Preisfrage: Beschreibt das folgende Resümee eher die Antideutschen oder

    die Querdenker-Szene?


    "Mit Blick auf die Wahlabsichten lässt sich sagen, dass es sich um eine

    Bewegung handelt, die eher von links kommt, aber stärker nach rechts

    geht. Diese Analyse würden Menschen, die sich als Querdenker:innen

    verstehen, vermutlich ablehnen, da mehr als die Hälfte von ihnen sich

    gegen ihre Einteilung in eine links/rechts-Schematik positioniert." (*)


    Die (alte) Friedensbewegung ist diesem "eher von links kommenden" Teil

    des politischen Spektrums gegenüber kommunikationsunfähig oder

    beschimpft es sogar als inkontinent.


    Diese Spaltung der Friedensbewegung geht von den Antideutschen aus.




    +++

    Probleme der Friedensbewegung heute


    Fünf Thesen für ihre Revitalisierung

    Von Gerhard Hanloser


    (Dokumentation der Thesen, die der Autor zur Fragestellung

    »Friedensarbeit unter Druck von rechtsaußen« auf der Landeskonferenz der

    Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen

    (DFG-VK) am 27. April in Duisburg vorgetragen hat.)


    1. Die Friedensbewegung in der Form der 80er Jahre ist definitiv

    Geschichte. Ein relevanter Teil des politischen und kulturellen Milieus,

    das sich der Friedensbewegung zurechnete, ist Teil des neoliberalen

    Techkapitalismus (Rául Sánchez Cedillo) geworden wie die Grünen oder

    wichtige Fraktionen innerhalb der SPD. Die Kirchen sind kaum noch von

    einem aktivistischen Pazifismus bestimmt. Das war in den 80er Jahren

    anders. Konservative Einzelstimmen konnten sich immer am Rand der

    Friedensbewegung artikulieren wie etwa Alfred Mechtersheimer. Einzelne

    nationalrevolutionäre Grüppchen wollten in der Friedensbewegung, die

    gegen den NATO-Doppelbeschluss mobil machte, in der Traditionslinie von

    konservativ-revolutionären Strömungen der Zwischenkriegszeit, eine

    antiwestliche ultranationalistische Position einbringen und für diese

    werben. Sie konnten nie eine relevante Rolle spielen. Insgesamt war die

    Friedensbewegung klar dem (bürgerlich-)linken politischen Spektrum

    zuzuordnen oder zumindest war sie davon geprägt.

    Traditionskommunistische Kräfte spielten darin immer eine große und

    nicht zu unterschätzende Rolle. Mit der Zunahme multipler Krise hat sich

    nun auch ein multiples, oft widersprüchliches Friedenslager

    herausgebildet. Es folgt nicht mehr den klassischen Zuordnungen von

    links und rechts.


    2. Die alte Friedensbewegung oder gar antimilitaristische Stimmen (die,

    beispielsweise graswurzelanarchistische, immer eine Minderheit innerhalb

    der sehr breiten Friedensbewegung waren) sind marginalisiert. Die

    widersprüchliche »neue Friedensbewegung« entstammt der neuen

    Protestbewegung, die sich im Zuge der Coronamaßnahmen artikulierte und

    deren aktivistische Kerne bereits die »Mahnwachen«-Bewegung 2015

    bildeten. Diese Protestbewegung ist schwer zu fassen. Es wäre verkürzt

    und falsch, sie unisono der AfD oder anderen rechten bis rechtsradikalen

    Gruppen und Parteien zuzuschlagen. Der Regierungspolitik und

    hegemonialen Medien begegnen viele Protagonisten dieser »neuen

    Friedensbewegung« mit einer fundamentalen Kritik und Ablehnung. In ihr

    gibt es wissenschaftsfeindliche esoterische Stimmen wie auch

    wissenschaftsaffine und bildungshungrige Personen. Sie präsentieren sich

    zuweilen als »jenseits von links und rechts« und pflegen eine Offenheit,

    die auch rechte bis rechtsradikale Kräfte unter sich duldet. Dies war

    bereits während der Coronamaßnahmenbewegungen zu beobachten, die sich

    auch an reichskriegsflaggenschwingenden »Reichsbürgern« nicht stießen.

    Geschärftes Krisenbewusstsein (für staatliche Kontrolle beispielsweise

    oder auch die Kriegsgefahr) wie offensichtliche Krisenleugnung (z. T. in

    Hinblick auf die Klimakrise oder die populistische bzw. neofaschistische

    Gefahr) gehen bei diesen »neuen Friedensfreunden« Hand in Hand. In ihr

    finden sich sämtliche Probleme wie Chancen des aktuellen Kapitalismus

    gespiegelt: alternative Informationsbeschaffung via Social Media, sozial

    prekärere Zusammensetzung als die alte, doch recht bürgerlich-gediegene

    Friedensbewegung der 80er. Auch dies könnte eine Chance darstellen,

    schließlich müssen die soziale Frage und die Friedensfrage zusammen

    gedacht werden. Einige inhaltliche Probleme teilt die »neue

    Friedensbewegung« mit traditionskommunistischen Teilen der alten

    Friedensbewegung, beispielsweise die Unfähigkeit oder den Unwillen,

    reaktionäre Regime und Regierungen bzw. globale gesellschaftliche

    Strömungen auch als solche zu benennen, sofern sie nicht mit den USA

    verbündet sind: seien es Russland, der Iran oder islamistische

    Bewegungen. Aufgrund eines fehlenden materialistischen Analyserahmens

    der globalen Verhältnisse tendieren einige wesentliche Teile der »neuen

    Friedensbewegung« zu verschwörungsmythologischen

    Komplexitätsreduktionen. Eine klare Zuweisung dieser »neuen

    Friedensbewegung« und ihrer Akteure nach rechts, würde dem Phänomen wie

    auch den engagierten Personen dennoch nicht gerecht.


    3. Die alte Friedensbewegung befindet sich nun in einem Konflikt. Wie

    soll sie sich zu dieser Kraft stellen, die – gestärkt durch ihre

    Straßenpräsenz während der Coronakrise – an manchen Orten der

    Bundesrepublik Deutschland schon dabei ist, organisatorisch wie

    personell die alten Friedensbewegungsstrukturen zu überflügeln? Die alte

    Friedensbewegung der 80er nahm die Kriegsgefahr im Kalten Krieg so

    ernst, dass sie auf Quantität, also Masse abzielte, sie trat mit

    expliziter Offenheit gegenüber allen politischen Kräften in der BRD auf.

    Dadurch war die Friedensbewegung zwar nie eine homogen linke Bewegung,

    aber eine relevante und sichtbare Kraft in der alten BRD des Kalten

    Kriegs. Wollte man sich in diese Tradition stellen, so wären die Reste

    der alten Friedensbewegung aufgerufen, alle Menschen mit echtem

    Friedenswillen zu sammeln und Berührungsängste abzulegen (das schlösse

    die Militaristen der AfD freilich aus!). Nun gibt es allerdings unter

    Antikriegsaktiven und AntifaschistInnen eine Spaltung. Eine relevante

    und eher an der Spitze von linken Großorganisationen wie der VVN-BdA

    angesiedelte Strömung sieht die faschistische Gefahr als weit größer

    oder zumindest der Kriegsgefahr ebenbürtig an. Man setzt hier auf breite

    Bündnisse von links bis hin zu bürgerlichen Kräften. Sie drängt darauf,

    die eigenen Aktivitäten »linksgeschlossen« zu halten, und attackiert

    andere Versuche als »rechtsoffen«.


    4. Der Autor dieser Zeilen geht von der Analyse aus, dass die

    Kriegsgefahr die weit drängendere ist. Die auf Rüstung und Krieg

    setzenden liberal-autoritären Kräfte von Grünen, FDP bis CDU sind

    führend. Ihnen sekundiert eine unter neoliberalem Spardruck stehende

    öffentlich-rechtliche Medienlandschaft, in der viele konformistische

    Medienschaffende arbeitende. Im Vergleich zu den 80er Jahren ist es für

    Friedensstimmen wesentlich schwieriger, gehört und gesendet zu werden,

    sie stehen gegen die »Kriegstüchtigkeit«, an der auch die großen Medien

    mitzuarbeiten scheinen. Auch wenn es künftig zu rechtsliberalen bis

    rechtsradikalen Bündnissen oder gar Koalitionen kommen sollte (CDU, FDP

    und AfD sind sich inhaltlich vor allem in ihrer gegen die arbeitende

    Klasse gerichtete Politik einig, was in Hinblick auf außenpolitische

    Fragen – noch – nicht der Fall ist), so wird eine antimilitaristische

    Bewegung, die ein neuerliches »Kanonen statt Butter« sabotiert, von

    entscheidender Bedeutung sein. Die Anti-AfD-Proteste dagegen haben

    sicherlich beachtliche Teile der Zivilgesellschaft mobilisiert, bleiben

    aber inhaltlich vollkommen unbestimmt. Erst über eine

    friedenkonstituierende wie kriegächtende sowie soziale Fragen

    aufwerfende Bewegung kann auch der Antifaschismus einen sozialen Gehalt

    bekommen oder wiedererlangen, den er längst verloren hat. In gleicher

    Art muss die Friedensbewegung zu einem kritischeren Inhalt kommen.


    5. Bündnisse sollten mit Kräften geschlossen werden, die tatsächlich für

    eine friedvolle, sozial gleiche und internationalistisch gerechte Welt

    streiten. Der Weg dorthin sollte durch klare Analysen und rationale

    Theorien geebnet werden. Die Friedensbewegung ist aufgerufen – in

    Redebeiträgen und Aufrufen zu ihren Aktivitäten –, die

    kapitalismustheoretischen und imperialismuskritischen Grundlagen ihrer

    Praxis zu festigen. Natürlich schließt dies ein organisatorisches

    Bündnis und eine Zusammenarbeit mit Verschwörungsmythologen wie

    beispielsweise der Kölner Arbeiterfotografie oder mit den esoterischen

    Kräften der Partei »Die Basis« aus. Sie sollten keine Rede- und

    Organisationsmacht bekommen. Allerdings muss die Friedensbewegung daran

    arbeiten, dass sie solche Personenkreise auf Demonstrationen zu dulden

    versteht, mit ihnen ins Gespräch kommt, sie freundlich, aber mit

    bestimmten und guten Argumenten, in ihre Grenzen weist. Eine Anwesenheit

    von Nazis sollte als Versammlungsleitung immer unterbunden werden. Den

    sowohl von außerinstitutionellen, vormals »antideutsch« genannten

    Gruppen wie von manchen herrschenden Medien und Politikern kommenden

    Vorhaltungen, man wäre »rechtsoffen«, man solle sich noch mehr

    distanzieren oder gar den Kreis der geduldeten

    DemonstrationsteilnehmerInnen noch enger ziehen, sollte souverän

    begegnet werden. Auch der »Querfront«-Begriff wird derzeit viel zu

    beliebig und unbestimmt verwendet, als dass er analytische und

    handlungsanleitende Kraft hätte. Das aus welchen Gründen auch immer

    motivierte Geschäft dieser »Kritiker« der Friedensbewegung ist das der

    Denunziation von Friedenspolitik in der »Zeitenwende«.


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    07.07.2024

    Zbigniew Brzeziński  Die einzige Weltmacht
    Amerikas Strategie der Vorherrschaft und der Kampf um Eurasien

    Screenshot_2024_07_07_at_01_40_37_Brzezinsky_Flyer.pdf


    Screenshot_2024_07_07_at_01_39_38_Brzezinsky_Flyer.pdf


    Download dieses Cover  https://www.nomen-verlag.de/wp-content/uploads/cover/9783939816973.zip


    Über das Buch

    »Man muss dieses Buch zur Kenntnis nehmen, und man muss es ernst nehmen.« Helmut Schmidt


    »Vor 25 Jahren beschrieb der US-Politikberater Zbigniew Brzeziński die Bedeutung der Ukraine für Russland. Sein Buch liest sich nun wie eine Prophezeiung.« Malte Lehmling im Tagesspiegel (2 Tage vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022)


    »Während der Lektüre ist man immer wieder versucht, zum Copyright-Vermerk zu blättern: Ist dieses Buch wirklich 1997 erschienen? Es liest sich wie eine brandaktuelle Analyse, welche geopolitischen Triebkräfte die internationale Politik heute bestimmen.« Christoph von Marschall beim Deutschlandfunk am 3. August 2015


    Ende des 20. Jahrhunderts waren die Vereinigten Staaten von Amerika nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die einzige noch verbliebene Supermacht auf der Erde. Und noch nie in der Geschichte der Menschheit hat eine Nation über eine so große politische, militärische und ökonomische Macht verfügt, um ihre Interessen weltweit durchzusetzen. In seiner brillanten provokativen Analyse legt Zbigniew Brzeziński dar, welche Strategie die USA verfolgen sollten, um ihre globale Vormachtstellung zu bewahren. In Die einzige Weltmacht präsentiert er seine geostrategische Vision der amerikanischen Vorrangstellung im 21. Jahrhundert.


    Von zentraler Bedeutung sind dabei die Entwicklung Europas und die NATO-Erweiterung für die US-amerikanische Führungsrolle auf dem eurasischen Kontinent, der Heimat des größten Teils der Weltbevölkerung, bedeutender Bodenschätze und Wirtschaftstätigkeiten. Eurasien stellt das »große Schachbrett« dar, auf dem die Vorherrschaft der USA entschieden wird. Für Brzeziński ist Europa unverzichtbar als Brückenkopf für amerikanische Macht und als mögliches Sprungbrett für eine Ausdehnung des demokratischen Globalsystems in den eurasischen Kontinent hinein. Deswegen müssten die USA weiterhin tatkräftig und ohne Wenn und Aber für die europäische Einigung eintreten.


    In dieser aktuellen erweiterten Version des Buches geht Brzezinski auch auf neuere globale Entwicklungen ein wie den Krieg in der Ukraine sowie die Rückkehr Russlands auf der internationalen Bühne und den Aufstieg Chinas. Eingeleitet wird das Buch durch ein Vorwort des ehemaligen deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher.


    Dieses Buch ist eines der wichtigsten politischen Bücher der letzten Jahrzehnte und unerlässlich zum Verständnis der aktuellen globalen Konflikte, insbesondere auch des Kampfes um die Ukraine.


    Über Zbigniew Brzeziński

    Zbigniew Brzeziński

    Zbigniew Kazimierz Brzeziński (1928-2017) war ein polnisch-US-amerikanischer Politikwissenschaftler und Politikberater und neben Henry Kissinger und Samuel P. Huntington der wichtigste US-amerikanische Geostratege nach dem Zweiten Weltkrieg. Er war von 1966 bis 1968 Wahlkampf-Berater Lyndon B. Johnsons und von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter. 1988 war er stellvertretender Vorsitzender der National Security Advisory Task Force von Präsident George Bush senior.






    Info: https://www.nomen-verlag.de/produkt/die-einzige-weltmacht


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.




    Weiteres:




    aus e-mail von Joachim Schäfer, 6.  Juli 2024, 19:43 Uhr


    Danke Thomas,


    du schreibst richtig, dass diese Position "bereits über ein Vierteljahrhundert zurückreicht". Das kann man bereits 1997 im Buch des amerikanischen PräsidentensicherheitsberatersZbigniew Brzezinski „Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft und der Kampf um Eurasien“ lesen, wo es im Kapitel „Amerikas zentrales Ziel“ heißt: „Selbst die Sprecher des linksgerichteten Bündnis 90/Die Grünen haben eine Erweiterung von NATO und EU befürwortet.“.



    Das seit rund 2 Jahren vergriffene Buch erscheint übrigens im September incl. aktualisiertem Brzezinski-Nachwort von 2016 wieder beim Nomen Verlag: https://www.nomen-verlag.de/produkt/die-einzige-weltmacht/  Im Flyer im Anhang mehr Infos, darunter auch folgende Aussage des ehemaligen deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher der 1997 auch das Vorwort zum Buch schrieb: „Stabilität auf der eurasischen Landmasse kann nur mit, nicht ohne und schon gar nicht gegen Russland erreicht werden.“


    Gruß


    Joachim Schäfer


    unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

    07.07.2024

    "Über das gesamte Schwarze Meer" – Ukraine bittet den Westen um U-Boote

    freedert.online, 7 Juli 2024 21:47 Uhr

    Der Chef der ukrainischen Marine fordert den Westen auf, seinem Land U-Boote zu liefern. Laut Admiral Alexei Nejischpapa könne die ukrainische Marine dann ihre Ambitionen auf das gesamte Schwarze Meer ausdehnen. Die Ukraine sollte zu einer "Seemacht" werden, so der Admiral.


    Quelle: Gettyimages.ru © Lucy North/PA Images via Getty Images


    Der Kommandeur der ukrainischen Marine Admiral Alexei Nejischpapa (vorne Mitte) fordert westliche U-Boote für Kiew (London, 11. Dezember 2023)


    Die Ukraine braucht westliche U-Boote, um ihre militärischen Fähigkeiten im Schwarzen Meer zu stärken, sagte Marinechef Admiral Alexei Nejischpapa.

    Er argumentierte, dass der Einsatz von Unterwasserfahrzeugen die Position der Ukraine im Schwarzen Meer während des Konflikts mit Russland strategisch verbessern könnte.


    "Als wüssten sie nichts" – Moskau untersucht neue Berichte über Kriegsverbrechen in der Ukraine




    "Als wüssten sie nichts" – Moskau untersucht neue Berichte über Kriegsverbrechen in der Ukraine






    "Wir denken darüber nach, U-Boote sind für uns notwendig, sie sollten Teil der Marine sein", sagte Nejischpapa in einem Interview mit der Journalistin Natalja Mosejtschuk, das am Samstag auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlicht wurde.

    Der Chef der ukrainischen Marine fügte hinzu, dass das Land keine großen U-Boote brauche, da "sie im Schwarzen Meer nutzlos sind".

    "Nur in der Nähe von Odessa stationiert zu sein, bedeutet, nichts zu haben. Wir sollten uns weiter umsehen, die Flotte über das gesamte Schwarze Meer verteilen und dessen gesamte Fläche nutzen", sagte er und äußerte die Hoffnung, dass sich die Ukraine "von einem Küstenstaat in eine Seemacht" verwandeln werde.

    Seit dem Ausbruch des russisch-ukrainischen Konflikts im Februar 2022 haben westliche Staaten riesige Mengen von Waffen an Kiew geliefert, eine direkte Beteiligung an den Feindseligkeiten jedoch abgestritten. Im dritten Jahr der Kämpfe gab es allerdings zahlreiche Berichte über schwindende Unterstützung und Verzögerungen bei Waffen- und Munitionslieferungen.

    Anfang dieser Woche sagte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij in einem Interview mit Bloomberg, dass die US-Waffen zu lange bräuchten, um das Land zu erreichen, obwohl der Kongress im April ein Hilfspaket in Höhe von 61 Milliarden US-Dollar genehmigt hatte.

    NATO-Diplomaten teilten der Nachrichtenagentur mit, dass der von den USA geführte Militärblock vereinbart habe, der Ukraine jährlich mindestens 40 Milliarden Euro an Militärhilfe zukommen zu lassen, ohne jedoch zu sagen, wie lange die Hilfe andauern würde.


    Mehr zum Thema ‒ Streitkräfte der Ukraine und Weißrusslands beginnen ein nervöses Versteckspiel


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    Info: https://freedert.online/europa/211592-ueber-gesamte-schwarze-meer-ukraine


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    07.07.2024

    Szijjártó kündigt Friedensoffensive an. Kriegsbefürworter sollten sich anschnallen

    aus e-mail von Doris Pumphrey, 7. Juli 2024, 15:34 Uhr


    *

    Ungarns Außenminister Szijjártó kündigt Friedensoffensive an:

    Kriegsbefürworter sollten sich anschnallen


    *Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó hat in einem am Sonntag

    auf Facebook veröffentlichten Video

    <https://fb.watch/ta9grDq5xj/> weitere Maßnahmen der Regierung in

    Budapest angekündigt, um zur Beilegung der Ukraine-Krise beizutragen. In

    der kommenden Woche werde es eine Reihe von Treffen zu diesem Zweck geben.


    Der Diplomat teilte mit, dass die jüngsten Besuche des ungarischen

    Ministerpräsidenten Viktor Orbán in Kiew und Moskau in der EU nicht nur

    auf Missmut gestoßen seien. Es habe auch Unterstützung gegeben. Kritik

    sei vor allem von denjenigen gekommen, die in den vergangenen

    zweieinhalb Jahren mit Waffenlieferungen und Fantasien über einen

    Einsatz von Bodentruppen den militärischen Konflikt in Europa immer

    weiter vertieft hätten.


    /"Diese Anfeindungen werden uns nicht zurückhalten und uns nicht

    irritieren. Die Friedensmission wird fortdauern und sogar stärker

    werden. Deswegen rufe ich die den Krieg befürwortenden europäischen

    Politiker auf, sich den Sicherheitsgurt anzulegen und in der nächsten

    Woche aufzupassen."


    /Einzelheiten zu der ungarischen Friedensoffensive nannte Szijjártó

    nicht. Zuvor hatte auch Orbán für diesen Montag eine wichtige Erklärung

    angekündigt.


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    07.07.2024

    Moshe Zimmermann: Niemals Frieden? Israel am Scheideweg

    aus e-mail Friedensbüro Hannover, 7. Juli 2024, 19:31 Uhr


    Hallo allerseits,

     

    ich habe eben das o.g. Buch zu Ende gelesen und fand es sehr anregend. Moshe Zimmermann ist 1943 in Jerusalem geboren und seine Eltern waren Juden aus Hamburg. Er ist Historiker und lehrte deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er hat viele Detailkenntnisse über die israelische Geschichte und Politik, die mir bisher unbekannt waren.

    In der Stadtbibliothek Hannover findet man das Buch im Katalog https://bibliothek.hannover-stadt.de/zones2/ unter

    Titel :   Niemals Frieden?

    Verfasser :   Tsimerman, Mosheh

     

    Ich habe mich schon beschwert, dass er nicht unter Zimmermann zu finden ist und sie wollen das ändern. Er hat das Buch sogar in deutscher Sprache geschrieben, weil es sich besonders an deutsche Leser*innen richtet und der Zionismus im deutschsprachigen Raum entstanden ist.

    Inhalt : Von Generation zu Generation wird der Krieg in Palästina weitergetragen. Nach der jüngsten und schlimmsten Eskalation durch den Terrorangriff der Hamas macht sich Hoffnungslosigkeit breit: Wird das immer so weitergehen? Nein, sagt Moshe Zimmermann, der große liberale Historiker. Schonungslos - und nicht ohne Bitterkeit - benennt er zunächst die Schuldigen an der Katastrophe: Da ist die Hamas, die Gewalt als einziges Mittel der Politik sieht und Israel auslöschen will. Da sind aber auch die jüdischen Siedler, die alle Israelis in Mithaftung nehmen für ihre radikale Politik, die Land und Leben der arabischen Palästinenser bedroht. Und da ist die rechte Regierung in Israel, die den Konflikt schürt, statt ihn zu dämpfen. Daraus folgt, so Zimmermann, der Weg zur Lösung: Abkehr von der Siedlungspolitik, Abkehr von der bisherigen Politik in Gaza, Abkehr vom Islamismus, Hinwendung zur Zweistaatenlösung, verstärkte Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft. Juden und Araber müssen Palästina, diesen kleinen Streifen Land, untereinander aufteilen und miteinander leben - oder sie werden miteinander sterben. (Verlagswerbung)


    Herzlich Helga


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