07.03.2023

Norddeutsche Konferenz in Bremen fordert Offensive für Frieden und soziale Gerechtigkeit – jetzt!

aus e-mail von <bremer.friedensforum@gmx.de>, 6. März 2023, 17:22 Uhr
Kurzbericht Konferenz und Ostermarsch Bremen sowie Termine


Bremen. 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Hamburg, Hannover, Kiel, Bremerhaven, Soltau, Rotenburg/Wümme, Oldenburg, Emden, Bremen und weiteren Orten nahmen an der Konferenz norddeutscher Gruppen der Friedensbewegung am 25. Februar 2023 in Bremen in der Andreas-Gemeinde teil, zeitgleich mit der Berliner Kundgebung vor dem Brandenburger Tor #aufstandfuerfrieden.


Fotobericht (wird noch ergänzt):


https://www.bremerfriedensforum.de/1533/aktuelles/Norddeutsche-Konferenz-in-Bremen-fordert-Offensive-fuer-Frieden-und-soziale-Gerechtigkeit-jetzt/


Das Bremer Regionalfernsehen "Buten & Binnen (NDR/RB 3. Programm) hatte am 25. Februar seine Sendung mit diesem Beitrag begonnen:


https://www.butenunbinnen.de/videos/friedensdemo-berlin-wagenknecht-schwarzer-bremen-100.html


Ostermarsch Bremen (Flyer im Anhang)


https://www.friedenskooperative.de/termine/ostermarsch-2023-in-bremen


Weitere Termine:


* Termine aus der Friedensbewegung: 

https://www.friedenskooperative.de/termine

* Weitere Informationen aus der Friedensbewegung: https://friedensratschlag.de/

* Regelmäßige Termine in Bremen und Bremen-Nord:

+ Jeden Donnerstag, 17 bis 18 Uhr, Friedens-Mahnwache Bremer Friedensforum, Marktplatz Bremen

+ Jeden dritten Freitag im Monat, 12 bis 13 Uhr, Mahnwache gegen die Rüstungshochburg Bremen an der Domsheide (vor "Kapitel 8")

+ Jeden Dienstag, von 10.45 bis 12.30 Uhr, Fußgängerzone in der Gerhard-Rohlfs-Straße, Friedensmahnwache mit Plakaten und Transparenten

+ Jeden Freitag, 17 Uhr, Kundgebung der "Nordbremer Bürger gegen den Krieg", Bremen-Vegesack, Gerhard-Rohlfs-Straße/Breite Straße


Bremen: Ausstellung KUTAIBA MAMOU Obsession, Verletzbarkeit und die Schatten des Krieges, HAUS DER SYRISCHEN KUNST, Wachtstraße 27-29, AUSSTELLUNGSDAUER bis 27. Mai 2023 | ÖFFNUNGSZEITEN DI - FR 13 - 17 Uhr, SA 11 - 17 Uhr

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 https://www.takla-stiftung.org


Freitag, 10. März, 17 Uhr, Ecke Breite Staße / Gerhard-Rohlfs-Straße,

1.050. Freitags-Friedenskundgebung der Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg mit Eva Böller (Bremer Friedensforum)


Samstag, 11. März, 13 Uhr, Hauptbahnhof Bremen, Friedensdemonstration, Veranstalter: Bremer Bündnis für Frieden

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 https://www.aufstehen-bremen.org/index.php/theme-styles/ag-frieden/1111-friedensdemonstration-in-der-bremer-innenstadt-am-11-maerz


Samstag, 18. März, 14:30 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen, „Agrarwirtschaft und Ernährungssicherheit in Cuba“, Referenten: Prof. Osvaldo Romero, Zuckertechnologe und Chemie-Ingenieur aus Cuba, und …
… ernähren kann? Welche Rolle spielt die Öko-Landwirtschaft? Wie kann Cuba mit dem Klimawandel umgehen? Wie schädigt die US-Blockade die Entwicklung Cubas? Die Referate werden in deutscher Sprache gehalten.>

 https://www.netzwerk-cuba.org/event/bremen-agrarwirtschaft-und-ernaehrungssicherheit/


Montag, 20. März, 19 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen, Prof. Dr. Manfred O. Hinz, Bremen, Der Völkermord an den Herero und Nama – Ein deutsches Kolonialverbrechen und der lange Kampf um die Anerkennung der Schuld,

Veranstalter: Masch Bremen (Forum für Politik und Kultur e.V.) und Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz)

>> https://masch-bremen.de/2023-03-20-prof-manfred-o-hinz/


Donnerstag, 23. März, 19 Uhr, Bremen, Übersee-Museum (am Hauptbahnhof), "Den Schmerz Der Anderen Begreifen. Holocaust Und Weltgedächtnis", Vortrag von Charlotte Wiedemann mit anschließender Diskussion; Veranstaltet von: Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Bremen e.V., Israelisches Komitee gegen Hauszerstörung (ICAHD), AK Nahost Bremen, Bremer Friedensforum, Kairos Palästina Solidaritätsnetz Gruppe Bremen; biz (Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung)

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 http://nahost-forum-bremen.de/?ai1ec_event=charlotte-wiedemann-den-schmerz-der-anderen-begreifen-holocaust-und-weltgedaechtnis&instance_id=63


6. bis 10. April, Ostermärsche der Friedensbewegung

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 https://www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2023


Samstag, 8. April, Ostermarsch Bremen, 11 Uhr, Auftakt am "Friedenstunnel", 12 Uhr Kundgebung Marktplatz mit Eugen Drewermann

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 https://www.friedenskooperative.de/termine/ostermarsch-2023-in-bremen


Freitag/Samstag, 28./29. April, Bremen, Vereinigte Ev. Gemeinde Bremen-Neustadt, Gemeindezentrum Zion, Kornstraße 31, 28201 Bremen, Strategiekonferenz der (bundesweiten) Kooperation für den Frieden in …
… tun? Beginn am Freitag, 28. April, um 18 Uhr, um 20 Uhr das Kulturprogramm mit dem Bremer Playbacktheater. Ende am Samstag, 29. April, ca. 16:30 Uhr; Einladungen und Programm sind Kürze bei uns erhältlich.>

 https://www.friedenskooperative.de/termine/optionen-fuer-eine-kooperative-globale-sicherheitsarchitektur


Samstag, 6. Mai, Bahnstation Munster, im Planungsstadium: Demonstration durch den größten Bundeswehr-Heeresstandort, Ansprechpartner Heinz-Dieter (Charly) Braun (Friedensaktion Lüneburger Heide), charly_schule@yahoo.de


Samstag, 10. Juni, 11.55 Uhr, Haupttor Fliegerhorst Wunstorf, Demonstration 5 vor 12 gegen Nato-Manöver Air Defender 23, Ansprechpartner Gerhard Biederbeck (Friedensinitiative Neustadt/Wunstorf),http://ger.bie @t-online.de


18. bis 25. Juni, Ramstein/Steinwenden – Friedenswoche: Soziale Sicherheit statt Krieg!

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 https://www.stoppramstein.de/


Viele Grüße


Ekkehard Lentz

Sprecher

Bremer Friedensforum


07.03.2023

Die NATO am Pazifik (II)     Südkoreas Präsident verzichtet auf Entschädigungen aus Japan für Weltkriegsverbrechen, um den Schulterschluss des Westens gegen China zu ermöglichen. Bundeswehr übt mit Einheiten aus Südkorea.

german-foreign-policy.com, 7. März 2023

BRÜSSEL/SEOUL (Eigener Bericht) – Zugunsten einer engeren, auch militärischen Kooperation mit dem Westen kündigt Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol einen Verzicht auf japanische Entschädigung für Okkupationsverbrechen aus dem Zweiten Weltkrieg an. Wie Yoon gestern mitteilte, will er eine Stiftung gründen, die mit südkoreanischen Geldern Zwangsarbeiter entschädigt, die bis 1945 von japanischen Konzernen ausgebeutet wurden. Der Plan stößt in Südkorea auf breiten Protest, wird aber im Westen mit Wohlwollen beobachtet: Er bereitet den Weg für einen gemeinsamen Schulterschluss der transatlantischen Mächte mit Japan und mit Südkorea gegen China. Seoul ist – wie auch Tokio – bereits seit Jahren dabei, seine Zusammenarbeit mit der NATO zu intensivieren; so nimmt Yoon an NATO-Gipfeln teil, die südkoreanischen Streitkräfte planen die Beteiligung an Manövern des transatlantischen Militärbündnisses. Auch die Bundeswehr führt regelmäßig gemeinsame Kriegsübungen mit südkoreanischen Soldaten durch, seit die Fregatte Bayern 2021/22 ihre erste Asien-Pazifik-Fahrt durchführte. Südkorea steigert dabei seinen Militärhaushalt – aktuell um 6,8 Prozent. Am stärksten treibt Japan die Militarisierung der Region.


Zitat: Partners across the globe

Die NATO hat bereits 2005 begonnen, ihre Beziehungen zu Südkorea auszubauen. Damals empfing sie in ihrem Brüsseler Hauptquartier den südkoreanischen Außenminister und späteren UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, mit dem sie über eine engere Zusammenarbeit verhandelte. Seit dem NATO-Gipfel im April 2008 in Bukarest stuft das Militärbündnis Südkorea explizit als einen seiner „partners across the globe“ ein. Von 2010 bis 2013 nahm das Land am NATO-Einsatz in Afghanistan teil; später eskortierten zeitweise Kriegsschiffe der südkoreanischen Marine in Kooperation mit der NATO Handelsschiffe am Horn von Afrika.[1] Im Jahr 2012 unterzeichneten Südkorea und die NATO ein Individual Partnership and Cooperation Programme (IPCP), das sie 2017 erneuerten. 2020 nahm Südkorea zum ersten Mal an einem NATO-Außenministertreffen teil – gemeinsam mit Japan, Australien, Neuseeland, Finnland und Schweden. Beim Madrider NATO-Gipfel im Juni 2022 war Seoul erstmals mit seinem Präsidenten, Yoon Suk-yeol, vertreten. Yoon wird auch beim NATO-Gipfel am 11./12. Juli 2023 in der litauischen Hauptstadt Vilnius erwartet. Seit November ist Südkorea zudem mit einer eigenen Vertretung am Sitz der NATO in Brüssel präsent.


Gemeinsame Manöver

Um den weiteren Ausbau der Zusammenarbeit zu besprechen, hielt sich NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg Ende Januar zwei Tage in Seoul auf. Nach Gesprächen mit Präsident Yoon und Außenminister Park Jin teilte er mit, man wolle unter anderem in puncto Cyberabwehr enger kooperieren.[2] Bereits jetzt beteiligt sich Südkorea an den Aktivitäten des NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence (CCDCOE), das in der estnischen Hauptstadt Tallinn angesiedelt ist und die NATO-Mitglieder in der Cyberabwehr unterstützt; eingebunden sind weitere Länder, darunter die Ukraine und die offiziell noch neutralen Staaten Österreich und Schweiz. Südkorea nahm auch am NATO-Cybermanöver Exercise Cyber Coalition 2022 teil. Mitte Februar besprach eine NATO-Delegation in Seoul eine Beteiligung südkoreanischer Militärs an weiteren NATO-Manövern.[3] Aktuell dringt das Militärbündnis zudem darauf, dass Südkorea Waffen in die Ukraine liefert. Seoul hat daran kein Interesse, da es die Spannungen in seinem Verhältnis zu Russland nicht mutwillig verschärfen will. Für die NATO wiederum wären Waffenlieferungen aus Südkorea in die Ukraine genau deshalb vorteilhaft: Sie würden das Land noch enger an das transatlantische Militärbündnis binden.


„Universelle Werte“

Als wünschenswert gilt aus Sicht des Westens und insbesondere der Vereinigten Staaten neben einer möglichst weit reichenden Annäherung Südkoreas an die NATO auch eine enge Militärkooperation des Landes mit Japan, um eine fest geschlossene Front gegen China aufzubauen. Dem steht schon seit Jahren Japans Weigerung im Weg, für seine Verbrechen in der Zeit seiner Kolonialherrschaft über Korea (1905 bis 1945) endlich Entschädigungen zu zahlen; dies gilt für Koreanerinnen, die zur Prostitution gezwungen wurden, genauso wie für Zwangsarbeiter in japanischen Betrieben. Südkoreas seit Mai 2022 amtierender Präsident Yoon Suk-yeol ist – nicht zuletzt auf US-Druck – bestrebt, eine Annäherung zwischen Tokio und Seoul um nahezu jeden Preis durchzusetzen. Am 1. März, dem Tag der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung, behauptete Yoon, Japan habe sich „von einem militaristischen Aggressor der Vergangenheit in einen Partner umgewandelt, der dieselben universellen Werte mit uns teilt“.[4] Gestern hat Yoon zudem die Gründung einer Stiftung vorgeschlagen, die früheren südkoreanischen Zwangsarbeitern japanischer Konzerne Entschädigung zahlen soll. Finanziert werden soll die Stiftung offenbar vor allem von Südkorea. Der Plan stieß gestern in Südkorea auf breiten Protest.[5]


Aufrüstung in Ostasien

Eine offizielle Beendigung der Spannungen zwischen Japan und Südkorea wäre auch für die Bundesregierung überaus vorteilhaft. Berlin baut seit geraumer Zeit seine außen- und militärpolitische Zusammenarbeit mit Tokio aus. Seit April 2021 kommen die Außen- und Verteidigungsminister beider Staaten regelmäßig zu sogenannten 2+2-Konsultationen zusammen, zuletzt am 3. November. Das Format gewährleistet eine engere Verschmelzung der klassischen Außenpolitik mit den Planungen der Militärs. Auch Japan intensiviert zudem die Kooperation mit der NATO. Zuletzt hielt sich NATO-Generalsekretär Stoltenberg unmittelbar nach seinem Besuch in Seoul in Tokio auf. Darüber hinaus rüstet Japan gewaltig auf. Ministerpräsident Fumio Kishida will den japanischen Militärhaushalt im kommenden Fünfjahreszeitraum um 56 Prozent auf rund 318 Milliarden US-Dollar erhöhen; damit leistet sich Japan den drittgrößten Wehretat weltweit. Die japanischen Streitkräfte sollen zudem – in Abkehr von ihrer offiziell fortbestehenden Beschränkung auf Selbstverteidigung – die Fähigkeit entwickeln, „Gegenschläge“ auf feindliches Territorium durchzuführen; das richtet sich faktisch direkt gegen China (german-foreign-policy.com berichtete [6]). Nicht ganz so massiv, aber dennoch stark rüstet aus Südkorea auf. Aktuell ist eine jährliche Ausweitung des Rüstungshaushalts um 6,8 Prozent geplant.[7] Präsident Yoon hat zudem eine Debatte über eine mögliche nukleare Bewaffnung Südkoreas ausgelöst.[8]


Gegen China

Ein Beispiel für die Bedeutung, die Berlin einer Militärkooperation mit Tokio und zugleich mit Seoul beimisst, bietet die Ausgestaltung der neuen deutschen Asien-Pazifik-Manöver, die im August 2021 mit der Entsendung der Fregatte Bayern begonnen haben, im vergangenen Jahr unter anderem mit der Entsendung eines Luftwaffengeschwaders nach Australien fortgesetzt wurden und in diesem Sommer mit der Teilnahme von Soldaten des Deutschen Heeres an einem Großmanöver weitergeführt werden, das gleichfalls in Australien stattfindet. Bereits die Fregatte Bayern war nicht nur in Tokio, sondern auch im südkoreanischen Busan vor Anker gegangen.[9] Die Luftwaffe hatte in Australien gemeinsam mit japanischen und südkoreanischen Soldaten geübt sowie anschließend Kurzbesuche nicht nur in Japan, sondern auch in Südkorea folgen lassen.[10] Auch an Talisman Sabre 2023, dem Großmanöver, das von Juli bis August im Nordwesten Australiens stattfindet, werden neben deutschen Soldaten auch Einheiten aus Japan und Südkorea teilnehmen.[11] Dass an allen Kriegsübungen auch die US-Streitkräfte beteiligt waren, versteht sich fast von selbst. Die gegen die Volksrepublik China gerichtete Front des Westens in Ostasien schweißt sich immer enger zusammen.

 

Mehr zum Thema: Die NATO am Pazifik.

 

[1] Relations with the Republic of Korea. nato.int 10.02.2023.

[2] Secretary General stresses value of NATO’s global partnerships in visit to Republic of Korea. nato.int 30.01.2023.

[3] NATO military delegation at staff talks with Partner, Republic of Korea. nato.int 17.02.2023.

[4] Mitch Shin: South Korean President Calls Japan ‘Partner’ on Independence Day. thediplomat.com 01.03.2023.

[5] Südkorea will Streit mit Japan über ehemalige Zwangsarbeiter beilegen – Opposition übt scharfe Kritik. handelsblatt.com 06.03.2023.

[6] S. dazu Die Militarisierung der ersten Inselkette.

[7] South Korea Unveils 2023-2027 Mid-term Defense Plan. navalnews.com 26.01.2023.

[8] Kim atomar Kontra geben? tagesschau.de 11.02.2023.

[9] S. dazu Mit der Luftwaffe an den Pazifik.

[10] S. dazu Die zweite Front der Bundeswehr.

[11] S. dazu Das Deutsche Heer am Pazifik.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9184

06.03.2023

Warum viele Deutsche Russlandversteher sind und die Russen im Krieg still halten

berliner-zeitung.de, vom 05.03.2023 | aktualisiert am 06.03.2023 - 06:38 Uhr,

Die Historikerin Botakoz Kassymbekova hat eine höchst erhellende Perspektive auf Deutschland sowie auf Russland und dessen imperiale und rassistische Natur.


Die Historikerin Botakoz Kassymbekova.Sabine Gudath


Den Deutschen werden wir es zeigen, sei der Tenor in Russland. So hat es die aus Kasachstan stammende Historikerin Botakoz Kassymbekova bei ihrem letzten Besuch erlebt. „Auf nach Berlin“ heißt es auf Auto-Aufklebern. Und die Deutschen hätten den Zweiten Weltkrieg nicht ordentlich aufgearbeitet, daher ihr fortwährendes Bemühen, Russland zu verstehen. 

Frau Kassymbekova, Sie beschäftigen sich mit dem Thema Imperialismus im Zarenreich und in der Sowjetunion und ziehen eine Verbindung zur Gegenwart. Worin besteht diese?

Die Besiedlung eroberter Gebiete mit Russen, um das Gebiet als russisch zu deklarieren, ist alte russische Kolonialpolitik, die schon im 16. Jahrhundert praktiziert wurde. Auch wurde mit Hilfe von Sprache und Kultur russifiziert, um eroberte Territorien als russisch zu beanspruchen. Puschkin wurde im 19. Jahrhundert ins Exil auf die Krim geschickt, und er verankerte die Halbinsel in der russischen Imagination literarisch als russischen Ort. Als die Sowjetunion zerfiel, erklärte Michail Gorbatschow 1989 in einem persönlichen Gespräch mit dem amerikanischen Präsidenten George Bush, dass die baltischen Staaten sich nicht von der Sowjetunion trennen könnten, da in Estland und Lettland zu 50 Prozent Russen lebten. Er sprach auch von Russen in der Ukraine und Kasachstan und nannte diese Länder russische Minderheitenregionen, nicht einmal Republiken.


Und Putin macht es genauso?

Putin greift auf diese alte russische Strategie zurück: Besiedlung durch Russen für territoriale Kontrolle und Anspruch auf das Territorium derjenigen Nachbarländer, die sich Russland politisch nicht unterwerfen. Nach altem Muster argumentiert er mit der russischen Sprache und Bevölkerung. Unter Putin hat man seit der Annexion der Krim 2014 Hunderttausende Russen dort angesiedelt, um jetzt sagen zu können, die Krim sei russisch. Dabei hat die Regierung bei der Mobilisierung im Krieg gegen die Ukraine auf der Krim hauptsächlich Krimtataren mobilisiert, um deren Zahl zu verkleinern. Diese sind wegen des Genozids im Jahr 1944, als Stalin die ganze krimtatarische und griechische Bevölkerung nach Zentralasien deportieren ließ, ohnehin eine kleine Minderheit. Im aktuellen Krieg wird die ethnische Säuberung durch die überproportionale Mobilisierung von Vertretern nationaler Minderheiten weitergeführt. Die Ansiedlung von Russen und ethnische Säuberungen innerhalb der indigenen Bevölkerung haben eine lange Geschichte.

Aber der Kommunismus sollte doch jede Form der Unterdrückung beenden, auch koloniale Unterdrückung.

Darauf haben viele gehofft. Aber auch die Sowjetunion war ein Imperium. Vielen Historikern galt sie allerdings als eine Art gutes Imperium. Vor allem Wissenschaftlern, denen es darum ging, den Kapitalismus zu kritisieren. Sie stellten die Sowjetunion als antikoloniale Macht dar. Dabei blendeten sie vieles aus. Gewalt zum Beispiel.


Gilt das auch für die westliche akademische Welt?

Ja, viele haben das Imperiale gar nicht bemerkt, denn die meisten Wissenschaftler waren vor allem in Moskau und höchstens noch Leningrad/Petersburg unterwegs, schon weil dort die Archive konzentriert sind. Wenn sie in Georgien oder Zentralasien geforscht haben, lernten sie in den seltensten Fällen die lokalen Sprachen und reproduzierten stattdessen russische Narrative. Die Unterdrückung von Kulturen wurde ausgeblendet oder in eine Fortschrittserzählung verwandelt. Und wenn man schaut, wer aus der ehemaligen Sowjetunion an westlichen Universitäten russische Geschichte unterrichtet und darüber publiziert, dann sind das meistens Menschen aus Moskau und Petersburg. Ukrainische, kasachische oder tschetschenische Stimmen dagegen werden kaum gehört. Russische Wissenschaftler gelten oft als Experten für ganz Osteuropa und sogar für Zentralasien und den Kaukasus, sie werden als solche eingeladen und gehört, dabei haben sie einen kolonialen Blick auf diese Regionen. Wissenschaftler von dort werden dagegen nie eingeladen, um über Russland zu sprechen, obwohl sie Russland aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Die akademische Welt reproduziert oft koloniale Hierarchien.


Infobox imageprivat

Zur Person

Botakoz Kassymbekova, gebürtige Kasachin, lehrt Osteuropäische Geschichte an der Universität Basel. Sie hat an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert, an der University of Essex und der American University Central Asia studiert. Sie forscht zur Sowjetisierung Zentralasiens, zum russischen Kolonialismus, dem Alltag in der Sowjetunion, dem Stalinismus und dessen Aufarbeitung.


Info: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/botakoz-kassymbekova-ukraine-krieg-warum-so-viele-deutsche-russland-versteher-sind-li.320550


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Zuspitzung im Nahost-Konflikt:  Am Kipppunkt

taz.de, vom 4.3.2023, 10:01  Uhr, Ein Artikel von Judith Poppe

Es brennt in den besetzten Gebieten. Ein Besuch in der jüdischen Siedlung Yitzhar und dem Dorf Huwara, in dem es gerade heftige Ausschreitungen gab.

Zitat: Rauchwolken hängen am Nachthimmel über dem palästinensischen Dorf Huwara, Dutzende Häuser und Autos stehen in Flammen. So ist es kurz darauf auf Fotos in den sozialen Medien zu sehen. Geschäfte brennen, Steine fliegen in dieser Nacht. Ein Palästinenser wird getötet, Hunderte werden verletzt.

Am vergangenen Sonntag hatte zunächst ein Palästinenser zwei Israelis in Huwara getötet, Siedler aus einer nahe gelegenen Siedlung, die im Auto die Hauptstraße entlangfuhren. Wenige Stunden später dringt eine Gruppe israelischer Sied­le­r*in­nen in das Dorf ein, um Rache zu nehmen. Die Armee greift erst spät in der Nacht ein.

„Ich habe solche Angst um meine Familie“, schreibt per Whatsapp Shadeen Saleem, die wir zwei Wochen zuvor in Huwara getroffen haben: „Meine Brüder und meine Eltern sind in unserem Haus, Siedler greifen sie an.“ Saleem ist während des Angriffs nicht zu Hause, sie studiert im nahe gelegenen Nablus, doch die Stadt ist vom israelischen Militär abgeriegelt. Saleem hat keine Chance, zu ihrer Familie durchzukommen.

Während Huwara brennt, tanzen nicht weit entfernt auf einem Hügel ein Dutzend Siedler*innen, Schulter an Schulter. In dieser Nacht haben sie einen neuen Außenposten besetzt. Der Knessetabgeordnete Zvi Sukkot ist einer von ihnen. „Tänze der Liebe zum Land. Tränen des Schmerzes und der Hoffnung vermischen sich“, schreibt er zu dem Video auf Twitter.

Zwei Wochen zuvor liegen diese Ereignisse noch in der Zukunft – doch im Rückblick kann man sagen, sie standen schon wie Zeichen an der Wand.

„Schade, dass es bewölkt ist“, sagt Zvi Sukkot und blickt Richtung Westen zum Mittelmeer: „Normalerweise kann man bis Netanja sehen.“ Er steht vor seinem Büro auf dem höchsten Punkt der Siedlung Yitzhar, auf der Spitze des Hügels. Von dem weißen Container aus hat er eine Rundumsicht auf das, was er „unser Land“ nennt.


Die jüdische Siedlung Yitzhar im Westjordanland Foto: Victorine Alisse

Er zeigt auf das Mittelmeer und Tel Aviv, dann dreht er sich im Halbkreis. Seine Hand gleitet über das Westjordanland hinweg, über arabische Dörfer, auch über Huwara. Über weitere jüdische Siedlungen, bis sein Zeigefinger auf der Grenze nach Jordanien ruht. Eine imperiale Geste, könnte man meinen, doch dafür ist sein Blick zu kritisch, seine Bewegung zu vorsichtig. Er gleicht eher einem Wächter, der sich in Abwesenheit des Besitzers um dessen Land sorgt.

Sukkot trägt Schläfenlocken und Tzitziot, weiße Fäden, die religiöse Juden an den Oberteilen befestigen und an den Seiten der Hosen entlangfallen lassen. Auf dem Kopf hat er eine gehäkelte Kippa, Markenzeichen der Siedler.


Steile Karriere in der Politik

Er ist erst 32 Jahre alt und hat eine steile Karriere hingelegt: Zwei Tage nach dem Interview wird er für die rechtsextreme Partei Religiöser Zionismus als Nachrücker in die Knesset einziehen. Ihr Programm sieht unter anderem die Annexion von Land für Siedlungen im Westjordanland, die Ausweisung von Geflüchteten und eine Entmachtung des Obersten Gerichtshofs vor.

In Sitzungszeiten wird er von nun an in der Knesset sein, den Rest der Zeit in seinem Büro in Yitzhar arbeiten – einem Büro, das sich nach internationalem Recht illegal dort auf der Hügelspitze befindet: Es liegt in den besetzten palästinensischen Gebieten.

Im Westjordanland war das vergangene Jahr das blutigste seit dem Ende der Zweiten Intifada. 2022 starben mehr als 150 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen durch israelische Sicherheitskräfte und Zivilist*innen. Siebzehn Israelis wurden bei Anschlägen von Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen getötet. Im Jahr 2023 sind allein in den ersten zwei Monaten bereits 61 Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen von israelischen Sicherheitskräften getötet worden.


Zvi Sukkot ist Siedler in Yitzhar – und seit Kurzem Knessetabgeordneter Foto: Victorine Alisse

Der CIA und israelische Sicherheitsapparate warnen, dass eine dritte Intifada bevorstehen könnte. Noch gibt es keinen Aufruf der großen palästinensischen Fraktionen dazu. Doch viele sorgen sich, dass die neue rechtsextrem-religiöse Regierung Israels den Konflikt zwischen Sied­le­r*in­nen und Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen weiter anheizt.

Zvi Sukkot schließt die Tür zu seinem Containerbüro auf. Seine Zusage zu dem Interview kam prompt – anders als die meisten radikalen Sied­le­r*in­nen ist er bereit, mit den Medien zu sprechen. Die Welt sei gegen die Siedler*innen, sagt er, er will das Image verbessern.

Jüdische Israelis haben unterschiedliche Gründe, in eine Siedlung zu ziehen. Die meisten Sied­le­r*in­nen leben in Pendlerstädten in der Nähe zum Kernland Israel oder in Ostjerusalem. Viele ziehen wegen der günstigen Mieten und der Lebensqualität dorthin. Aber wer nach Yitzhar zieht, macht das, um das Versprechen Gottes einzulösen: Dieses Land wurde den Jü­d*in­nen von Gott versprochen, komplett, inklusive des Westjordanlandes – davon sind die Be­woh­ne­r*in­nen Yitzhars überzeugt. Etwa 2.000 radikale Sied­le­r*in­nen leben hier.

Bezalel Smotrich, Chef der Partei Religiöser Zionismus und neuer Finanzminister, war einmal in seinem Büro, erzählt Sukkot. Beide waren in der Hilltop-Jugend aktiv – hier sammeln sich junge extremistische Siedler*innen, die Gewalt für ein legitimes Mittel halten, und die sogenannte Außenposten im Westjordanland errichten, die auch nach israelischem Recht illegal sind. Die Hilltop-Jugend ist überzeugt davon, dass die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen aus den palästinensischen Gebieten vertrieben werden müssen.

Für Sukkot ist die Hilltop-Jugend eine Gruppe junger Menschen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Gottes Versprechen einzulösen: die Besiedlung von Eretz Israel, dem gelobten Land. Dazu gibt es Lagerfeuer auf den Hügeln des Westjordanlandes, Zusammengehörigkeitsgefühl und Pioniergeist.

Bis vor Kurzem waren die extremistischen Sied­le­r*in­nen die Outlaws der israelischen Gesellschaft, die Troublemaker unter den 500.000 Siedler*innen, die mittlerweile im besetzten Westjordanland leben. Nun lenken sie die Geschicke des Landes mit.

Judäa und Samaria

Shaden Saleem kommt aus Huwara und studiert im nahen Nablus Foto: Victorine Alisse

Benjamin Netanjahu hat die radikalen Siedlerparteien hoffähig gemacht und ihnen in den Koalitionsvereinbarungen weitreichende Zugeständnisse eingeräumt. Er, der derzeit in drei Korruptionsfällen vor Gericht steht, will vor allem eins: nicht ins Gefängnis. Immunität versprechen ihm seine Bündnispartner. Und die wissen, wie erpressbar Netanjahu ist. Zum ersten Mal in der Geschichte Israels steht das „exklusive und unbestreitbare Recht auf alle Teile des Landes“ in der Koalitionsvereinbarung, auch auf „Judäa und Samaria“ – die biblischen Namen für das besetzte Westjordanland.

Aus einem Haufen grüner T-Shirts, die in einer Ecke seines Büros liegen, zieht Sukkot eines hervor. „Mein Herz brennt für Josef“, steht darauf. Zurückkehren zu können an das Grab des jüdischen Stammvaters Josef – auch das ist eines der Ziele von Sukkot. Derzeit dürfen jüdische Israelis nur mit Spezialgenehmigung dorthin, an den Stadtrand von Nablus: Für Israelis gilt die palästinensische Stadt als Terrornest, für Palästinenser als eine Zentrale des Widerstands. „Manchmal lassen sie uns dorthin“, sagt Sukkot. Dann werden sie vom Militär eskortiert, es kommt dabei regelmäßig zu heftigen Zusammenstößen.

„Es kann doch nicht sein, dass wir uns nicht überall in unserem Land bewegen dürfen“, sagt Sukkot. Der Ort ist für ihn nicht nur in religiöser und politischer Hinsicht wichtig, auch privat. Im Oktober 2000, kurz nach dem Beginn der Zweiten Intifada, wurde der Vater seiner heutigen Frau am Josefsgrab von Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen getötet. Man fand ihn erschossen am Stadtrand von Nablus. Sukkots Frau war damals acht Jahre alt. Im Wohnzimmer über einem Bücherregal hängt ein Bild von ihrem Vater. Ein Mann mit spitzem Bart und Nickelbrille liest in der Bibel. Er war Rabbiner und 36 Jahre alt, als er starb. Mehr erzählt Sukkot dazu nicht.

Bis Juden im ganzen biblischen Israel ohne Einschrän­kungen leben können, werde er kämpfen, sagt Zvi Sukkot. Seine Partei ist nun Teil der israelischen Regierung

Fragen nach Gefühlen scheinen ihm nicht zu behagen. Überhaupt private Fragen. „Mh?“, antwortet er, scheinbar abgelenkt, und kaut seinen Kaugummi fester. Über seine Eltern ist wenig aus ihm herauszukriegen: Er ist in einem ultraorthodoxen Elternhaus aufgewachsen. Damit ist das Thema erledigt.

Politische Fragen beantwortet er geduldig, mehr oder weniger freundlich. „Als Knessetabgeordneter will ich dafür sorgen, dass alle Terroristen entweder im Knast oder tot sind“, sagt Sukkot. Die Palästinensische Autonomiebehörde ist für ihn eine Terrororganisation. In anliegende palästinensische Städte und Dörfer fahre er nicht. „Die wollen uns umbringen.“

Zvi Sukkot sorgt sich um seine fünf Töchter. Seine Waffe liegt auf dem Nachttisch in seinem Schlafzimmer. Wenn er die Siedlung verlässt, trägt er sie am Gürtel. Doch die besetzten Gebiete zu verlassen und seine Kinder in einer weniger konfliktgeladenen Gegend aufzuziehen, kommt für ihn nicht infrage.

Für ihn wäre das Verrat, und Verrat – oder das, was er dafür hält – hat ihn nach Yitzhar gebracht. Sukkot war 15, als die israelische Armee nach dem Abkoppelungsplan des damaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon die Sied­le­r*in­nen aus den Siedlungen im Gazastreifen evakuierte. Sukkot konnte nicht fassen, was er im Fernsehen sah: Soldaten, die ihre Landsleute aus ihren Häusern trugen und in Tränen ausbrachen. Bulldozer, die Häuser zerstörten, Männer, die ihre Haare rauften und zum Himmel beteten, Frauen, die mit ihren Babys im Arm von Soldaten aus den Häusern eskortiert wurden – für sie viel mehr als eine Bleibe. Der Inbegriff dessen, woran sie glaubten und wofür sie kämpften: Gott zu gehorchen, sein Erbe anzunehmen.

„Sie haben unser Land einfach der Hamas überlassen“, sagt Sukkot. Noch heute spürt man die Wut darüber in ihm. Nach diesem Ereignis beschloss er, seinen Weg zu ändern: Aus dem ultraorthodoxen Studenten wurde ein nationalreligiöser Zionist. Er schloss sich der Hilltop-Jugend an und zog nach Yitzhar.


Ausgebrannte Autos in Huwara am Tag nach den Ausschreitungen Foto: Ammar Awad/reuters

In den palästinensischen Dörfern um Yitzhar herum fürchten Bauern um ihre Olivenhaine und Gläubige um ihre Moscheen. Yitzhar ist bekannt für sogenannte Preisschildaktionen. Preisschild, weil die Siedler diese Aktionen als Vergeltung für palästinensische Gewalt betrachten.

Zvi Sukkot stand schon vor Gericht, wegen des Verdachts, an einer solchen Aktion beteiligt gewesen zu sein. Ihm wurde vorgeworfen, als 20-Jähriger im Dezember 2009 gemeinsam mit anderen Hilltop-Jugendlichen eine Moschee in einem palästinensischen Dorf angezündet zu haben. Aus Mangel an Beweisen wurde er jedoch freigelassen. Wegen Aktionen gegen israelische Sicherheitskräfte und Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen blieb Sukkot aber im Visier des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet.

An seiner Ideologie hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert. Möglicherweise aber an der Form. Er gibt sich versöhnlicher. Wenn vor der Knesset Zehntausende gegen die Justizreform protestieren, mit der unter anderem der Oberste Gerichtshof entmachtet werden soll, spricht er mit ihnen, twittert, dass er ihre Sorgen ernst nehme, diese aber unberechtigt seien.

„Selbstjustiz darf nicht sein“, sagt er, wenn man ihn fragt, was er von Siedlergewalt gegen Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen halte. Aber der Vergleich sei schief. Auf der einen Seite stünden die Palästinenser*innen, die den Staat Israel zerstören wollten. Auf der anderen Seite nur eine Handvoll Leute.

Bis Jü­d*in­nen ohne Einschränkung im ganzen biblischen Israel leben können, werde er kämpfen. Er blickt über die steinige Hügellandschaft. Ob die Regierung das umsetzen wird, was er als seinen Traum bezeichnet? „Es gibt viele, die uns Steine in den Weg legen“, sagt Sukkot. „Aber Schritt für Schritt werden wir dahin kommen.“ Dann lächelt er und verabschiedet sich. Bald beginnt der Schabbat.

Ein paar Hundert Meter unterhalb von Yitzhar liegt das palästinensische Huwara. Shaden Saleem steht dort am Rand eines kleinen Vergnügungsparks. Das Riesenrad steht still. Bewegungslos hängen die Gondeln in der Luft. Auch das Karussell dreht sich nicht. Vor sechs Monaten habe der Besitzer alles geschlossen, erzählt Saleem. Die Siedler hätten das Gelände immer wieder angegriffen, Steine auf die Gondeln geworfen. Bis keine Gäste mehr kamen.

Immer wieder blickt Saleem den Hügel hinauf, über den steinigen Boden mit seinen Olivenbäumen und schmalen Zypressen hinweg in Richtung Yitzhar.

Wenige Meter entfernt, auf der anderen Straßenseite, hängen verkohlte Dachbalken über einer Terrasse. Das Café dort ist abgebrannt. An einem Morgen im Oktober 2022 hatten Siedler es angezündet. Verletzt wurde niemand. „Es kamen schon lange keine Gäste mehr in das Café“, sagt Shaden Saleem, „aus Angst vor den Siedlern“.

Saleem studiert Englische Literatur und Übersetzung an der Universität in Nablus, nur wenige Autominuten von Huwara entfernt. Sie hat Angst, zu lange an dem Café zu verweilen. „Sie kommen, wenn sie uns hier sehen“, ruft sie. „Wir müssen weiter.“ Sie steigt von einer kleinen Mauer, streicht über ihr Kopftuch und zieht den Wintermantel enger. Dann winkt sie uns Richtung Auto. Ein Stacheldrahtzaun zieht sich an der Straße entlang ins Zentrum des Dorfs. Vor Kurzem habe ihn jemand zum Schutz vor Angriffen hier angebracht. Ob er helfe? Saleem schüttelt den Kopf. „Sie kommen trotzdem.“

Fast alle Häuser, die an der Straße am Stacheldrahtzaun entlang stehen, sind von Siedlergewalt betroffen. Ein zweistöckiges Familienhaus hat keine Fensterscheiben in der oberen Etage. „Der Besitzer hat aufgegeben“, sagt Saleem. Immer wieder seien die Scheiben eingeworfen worden.

Auch Saleem selbst wurde schon angegriffen. Im Oktober ging sie mit ihrer Schwester die Hauptstraße entlang, erzählt sie, als ihr Siedler vom Auto aus Pfefferspray ins Gesicht sprühten. Sie wurde im Krankenhaus behandelt. Seitdem hat sie Angst, allein das Haus zu verlassen. Wenn sie einen Siedler sieht, schreckt sie zusammen. Aber sie versuche, ihre Angst zu überwinden, sagt sie.

Huwara ist seit Langem ein Brennpunkt der Gewalt im Westjordanland. Es ist einer der wenigen palästinensischen Orte, durch die Israelis regelmäßig fahren, um Siedlungen im nördlichen Westjordanland zu erreichen.

Saleem ist zwanzig Jahre alt und zierlich. Sie liebt es, mit ausländischen Gästen zu sprechen. Sie kann dann ihr Englisch trainieren und gleichzeitig über „die Sache der Palästinenser“ reden.

Nur wenn die Sprache auf Israel kommt, wird sie einsilbig. Israelis, die keine Sied­le­r*in­nen oder Sol­da­t*in­nen sind, kennt sie durch die Trennungspolitik nicht. Keine Gleichaltrigen, die nur wenige Kilometer von ihr entfernt leben und vielleicht den gleichen Traum haben wie sie: Übersetzerin und Hochschuldozentin zu werden.

Bei einem Haus etwas außerhalb von Huwara steigen wir aus dem Auto. „Wann auch immer die Siedler kommen – sie gehen niemals, ohne dieses Haus anzugreifen.“ Die obere Etage ist nicht fertig gebaut, aus den Außenwänden ragen Eisenstangen. „Salaam“, ruft ein Junge, der sich als Ibrahim vorstellt. Er ist 13 Jahre alt. Ibrahim führt uns Richtung Olivenhain: „Von hier kommen sie.“ Dann läuft er zurück und öffnet die Haustür, seine Mutter und zwei Brüder, der 23-jährige Abdallah und der 19-jährige Ahmed, sitzen im Wohnzimmer. Ihr Nachname soll nicht genannt werden.

Ihr Vater besitzt eine Autowerkstatt, Ahmed und Abdallah arbeiten dort. Oft geht es in ihren Erzählungen darum, dass sie die Autos davor bewahren wollen, beschädigt zu werden. Manchmal kämen die Siedler, kurz nachdem es einen Anschlag auf Israelis gegeben hat, oft sei es aber willkürlich, erzählen sie.

Ob die Angriffe schlimmer geworden sind seit Antritt der neuen Regierung? Die Mutter wirft die Arme in die Luft, die Brüder nicken heftig. Vor einer Woche seien sie wieder dagewesen, erzählen sie. Männer mit schwarzen Masken warfen Steine auf das Haus. Abdullah und Ahmed liefen auf das Dach und warfen Steine zurück. Kurz darauf begannen die Siedler zu schießen.

Abdullah und Ahmed haben keine Waffe. „Wir dürfen keine besitzen“, sagt Abdullah. Im Westjordanland gibt es zwei Rechtssysteme. Eines gilt für die Siedler*innen. Für die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen aber gilt das Militärrecht. Demzufolge ist das Tragen einer Waffe ein krimineller Akt. Das heißt nicht, dass es keine Waffen hier gibt. Einige auf dem Schwarzmarkt kommen aus Nachbarländern, andere sind aus dem Arsenal der israelischen Armee gestohlen. Dem israelischen Sicherheitsapparat bereiten die Waffen Sorgen. Viele Anschläge der letzten Monate haben Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen mit Schusswaffen verübt.

In der Regel interessieren sich die meisten Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen nur wenig für israelische Innenpolitik. Doch Itamar Ben Gvir, der neue rechtsextreme Minister für Nationale Sicherheit, hat es geschafft, sie in Alarmstimmung zu versetzen. Auch Ahmed und Abdullah sind gut über seine Pläne informiert. Zum Beispiel darüber, dass Ben Gvir es für Sol­da­t*in­nen erleichtern will, das Feuer zu eröffnen. Oder dass er für Israelis das Genehmigungsverfahren für Waffenscheine beschleunigt hat. Seitdem ist die Zahl der neu ausgestellten Waffenscheine um das Fünffache angestiegen.

Ahmed und Abdullah wollen nicht zur Waffe greifen. Sie hängen an ihrem Leben. Aber bei dem Namen „Die Höhle des Löwen“ hellen sich ihre Gesichter auf. Im August 2022 wurde die militante Gruppe in Nablus gegründet. Unter Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen hat sie mit ihren Anschlägen auf israelisches Militär und Sied­le­r*in­nen im Westjordanland schnell an Beliebtheit gewonnen. Es sind vor allem junge Männer um die 20.

„Sie verteidigen unser Land“, sagt Abdullah. Indirekt dürften auch viele der Anschläge auf Zi­vi­lis­t*in­nen innerhalb Israels auf das Konto der „Höhle des Löwen“ gehen. Über die sozialen Medien dürften sie manche dazu motiviert haben.

Als zwei Wochen nach dem Besuch ein Palästinenser in Huwara zwei Israelis erschießt, soll er ein T-Shirt mit den Insignien der Gruppe getragen haben. Wenige Stunden später setzen Sied­le­r*in­nen den Ort in Brand. Viele sprechen von einem Pogrom. Am Mittwoch fordert der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich, Huwara müsse „ausradiert werden“. Der Staat Israel müsse das aber tun, nicht Privatleute.

Am Freitag hindert das israelische Militär dann linke israelische Ak­ti­vis­t*in­nen daran, eine Solidaritätskundgebung in Huwara abzuhalten. Soldaten sollen den Ak­ti­vis­t*in­nen den Weg blockiert haben.

Bei unserem Besuch liegt diese Eskalation noch in der Zukunft. Ibrahim bringt zum Abschied Schokoriegel für alle. Haben sie jemals daran gedacht, hier wegzuziehen? „Wohin?“, sagt die Mutter. Dann lächelt sie und begleitet uns zur Tür.


Info: https://taz.de/Zuspitzung-im-Nahost-Konflikt/!5917262

06.03.2023

Scholz in Washington Das russische Fernsehen über Onkel Joe und Klein-Olaf

anti-spiegel.ru, 6. März 2023 04:00 UhrDer USA-Besuch von Bundeskanzler Scholz war auch in russischen Medien ein wichtiges Thema, allerdings war die Sicht darauf eine andere als in deutschen Medien.


Dieser USA-Besuch von Bundeskanzler Scholz war wohl eine Premiere. Ich jedenfalls kann mich nicht daran erinnern, dass ein deutscher Kanzler (oder Kanzlerin) jemals ohne seine Berater und ohne Journalisten zum US-Präsidenten geflogen ist. Der Grund dafür könnte sein, dass man „dumme Fragen“ von Journalisten vermeiden wollte, denn eine Wiederholung der Situation, in der Scholz mit betretenem Gesicht und hilflosem Stammeln vor etwas über einem Jahr, als US-Präsident Biden neben Scholz stehend offen das Ende für die Nord Streams versprochen hatte, wollte man wohl vermeiden. Also am besten gar keine Presse beim Washington-Besuch des Bundeskanzlers.


Der USA-Besuch von Scholz war zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Thema, über das der Deutschland-Korrespondent in seinem Bericht für den wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens berichtet habe und ich habe den Bericht, wie fast jede Woche, übersetzt.


Beginn der Übersetzung:

Details der Beziehung von „Onkel“ Biden und dem „Buben“ Scholz

Während des Besuchs bei Biden saß Scholz in geschlossener Haltung: Die Beine eng beieinander, die Arme vor dem Körper verschränkt. Das ist etwas aus dem Bereich des Unbewussten. Psychologen würden sagen, dieser Mann traut seinem Gesprächspartner nicht, innerlich ist er anderer Meinung. Ansonsten ist er natürlich sehr glücklich.


„Ich schätze die sehr gute Zusammenarbeit zwischen uns, unseren Regierungen der USA, Deutschlands und Europas sehr. Und die transatlantische Partnerschaft, die heute wirklich sehr gut ist, das ist weitgehend Ihrer Führung zu verdanken. Deshalb freue ich mich sehr, hier zu sein und mit Ihnen zu sprechen“, sagte Olaf Scholz.


Er hätte zum Beispiel über die Abrams sprechen und Biden fragen können, wo die der Ukraine versprochenen amerikanische Panzer sind, die die Vorbedingung für die Lieferung deutscher Panzer waren. Oder waren sie das nicht? Anfang dieser Woche bestätigte US-Präsidentenberater Sullivan, dass das Weiße Haus zugestimmt hatte, Abrams zu schicken, aber nicht, um das Versprechen zu erfüllen, sondern um Deutschland dazu zu bewegen, Leoparden zu schicken. Gleichzeitig bestreitet der deutsche Regierungssprecher Hebestreit, dass Berlin diese Bedingung für die Entsendung von Panzern in die Ukraine gestellt hat.


Einer von beiden lügt. Wohl eher Hebestreit, denn die Deutschen wollen nicht als diejenigen dastehen, die zynisch benutzt wurden. Aber was tun, bei einer solchen Freundschaft?

„Ich möchte Dir, Olaf, für Deine entschlossene und zuversichtliche Führung danken. Ich sage das ganz ehrlich. Ich würde sagen, dass neben der militärischen Unterstützung auch die moralische Unterstützung, die Du den Ukrainern gegeben hast, tiefgreifend war. Und Du hast im eigenen Land einen historischen Wandel ermöglicht, indem Du die Verteidigungsausgaben erhöht und die russischen Energieträger diversifiziert hast. Ich weiß, dass das nicht einfach war, es war sehr schwierig für Dich“, sagte Biden.


Die Diversifizierung der Quellen war schwierig, aber die Amerikaner haben geholfen. Wie Biden bei ihrem letzten Treffen im Weißen Haus am 7. Februar letzten Jahres versprochen hatte, sind die Nord Streams zu Ende. Eine Gruppe europäischer Wissenschaftler hat letzte Woche einen Bericht über die Umweltschäden veröffentlicht, die durch die Terroranschläge auf die Pipelines entstanden sind: Bei den vier Explosionen wurden schätzungsweise 250.000 Tonnen Erde vom Meeresboden aufgewirbelt. Im Umkreis von vier Kilometern wurde die gesamte Tierwelt abgetötet und sie wurde im Umkreis von 50 Kilometern stark beeinträchtigt. Gleichzeitig wurden Hunderttausende von Kubikmetern eines Treibhausgasgemischs in die Atmosphäre freigesetzt. Und das Schlimmste: Die Explosionen wirbelten den Boden auf, der bereits mit chemischen Giften verseucht war, die im letzten Jahrhundert in der Ostsee versenkt worden waren.


„Natürlich haben das die USA getan. Es ist in ihrem Interesse. Jetzt können sie Gas zu einem Preis nach Europa verkaufen, der drei bis vier Mal höher ist als in den USA. Das ist eine Art Wirtschaftsterrorismus“, sagt Jan Oberg, Mitbegründer der Transnationalen Stiftung für Friedens- und Zukunftsstudien.


„Wo zum Teufel sind diese Greta Thunberg und all diese Umweltaktivisten? Warum sagt Greta Thunberg nichts über die von den USA organisierte Sprengung der Nord Streams?“, empört sich George Galway, Publizist und Vorsitzender der britischen Workers Party.


Wenn man Scholz glaubt, dass die Alliierten gemeinsam handeln, dann war er wohl eingeweiht, bevor das passiert ist. Aber es gab niemanden, der eine Diskussion über das so sensible Thema begonnen hätte, denn um so etwas wie eine Konfrontation zu verhindern, nahm der Kanzler diesmal keine Journalisten mit nach Washington, damit sie keine Fragen stellen konnten. Und die amerikanischen Medien kann man sehr leicht ignorieren, weil sie immer alles zu einer Farce machen. 18 Stunden hin und zurück in der Luft für zwei Stunden im Weißen Haus. Der Kanzler scheint den sicheren Telefonleitungen nicht genug zu trauen, um sie für die Gespräche über die Ukraine zu nutzen.


Sie war das einzige bestätigte Gesprächsthema. Das Kiewer Regime soll vom Westen so viel Unterstützung erhalten, wie es braucht. Allerdings verbirgt sich für Berlin hinter dieser bis zum Erbrechen wiederholten These die wichtigste Frage: Was soll Deutschland tun, wenn China beginnt, Russland offensichtlicher zu unterstützen? Ja, die deutsche Regierung versucht, ihre Abhängigkeit vom Handel mit China zu verringern, was auch als offizielle Politik festgehalten wurde. Deutschland sucht verzweifelt nach neuen Partnern in Asien. Scholz war gerade in Indien, aber es gab keine Resultate, überhaupt sind überall sehr düstere Perspektiven.


Aber die 300 Milliarden Dollar im Handel mit China sind immer noch da. China ist Deutschlands weltweit wichtigster Wirtschaftspartner. Wie kann man den verlieren? Biden konnte Scholz das natürlich nicht sagen, er konnte sich nur die Sorgen anhören. Als nächstes passiert wahrscheinlich das gleiche, wie mit den früheren deutschen Sorgen über die Energiepartnerschaft mit Russland oder über die Abwerbung deutscher Industrien in die USA: Die Amerikaner werden die Wünsche der Deutschen nicht berücksichtigen, denn sie müssen alles geben. Und bisher klappt das.


„Unsere Streitkräfte sind nicht verteidigungsfähig, sie können keinen offensiven, brutalen Krieg abwehren“, sagte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius. Letzte Woche hat er den völligen Verfall des deutschen Militärs konstatiert. Wo sind die hundert Milliarden Euro, die die Regierung Scholz noch im Juni letzten Jahres für die Modernisierung der Bundeswehr versprochen hatte? Pistorius hätte kaum so dramatisch geklungen, wenn ihre Verwendung in der Armee auch nur ansatzweise spürbar wäre. Die große Neuigkeit ist, dass der Konzern Rheinmetall in Gesprächen über den Bau einer Panzerfabrik ist, die 400 Panzer pro Jahr produzieren soll. Dabei geht es sich nicht um den Leopard, sondern um den neuesten Panther, der erst vor ein paar Jahren vorgestellt wurde. Und es ist geplant, diese Fabrik in der Ukraine zu bauen, um den Bedarf der ukrainischen Streitkräfte zu decken.


Wahrscheinlich hat das jetzt Priorität, aber man dürfe sich selbst nicht vergessen, drängte die CDU-Opposition Scholz: „Wir müssen Sicherheit in Europa für die nächsten Jahrzehnte nicht mit Russland, sondern vor Russland aufbauen. Und dafür, Herr Bundeskanzler, müssen Entscheidungen getroffen, und nicht nur Regierungserklärungen abgegeben werden.“


Die Financial Times schreibt, dass die deutschen Waffenarsenale wegen der Munitionslieferungen in die Ukraine völlig erschöpft sind. Allein 20 Milliarden Euro werden benötigt, um sie wieder aufzufüllen, während gleichzeitig Munition am Fließband an die Ostfront geschickt werden muss. Mit anderen Worten: Es geht um Dutzende Milliarden. Hinzu kommt, dass Deutschland laut „Bild“ nun völlig ungeschützt vor Luftangriffen ist, denn die gesamte deutsche Luftabwehr wurde in die Ukraine verlegt. Auch das sind Milliarden, und Entschuldigungen gelten nicht: die Alliierten erwarten, dass Europas Wirtschaftsmotor militärisch voll durchstartet.


„Wir werden unsere Streitkräfte und unsere Militärindustrie auf Jahre im Voraus anpassen müssen, um die große Herausforderung annehmen zu können“, betont der lettischer Ministerpräsident Krišjānis Kariņš.


Natürlich ist es lächerlich, vom lettischen Ministerpräsidenten etwas über Industrie zu hören, aber am Wesentlichen ändert das nichts: Mit der Entscheidung, Panzer zu liefern, hat Scholz Deutschland auf einen Weg getrieben, aus dem es nicht raus kann. Und es gibt keinen Rückwärtsgang, nur den Vorwärtsgang. Die Dynamik ist übrigens beeindruckend.


„2021 konnten wir mit einem Schuldendienst von vier Milliarden Euro abschließen, 2023 werden wir einen Schuldendienst von 40 Milliarden Euro haben“, sagte der deutsche Finanzminister Christian Lindner. Das wird noch mehr, denn es gibt keine andere Möglichkeit, als das Land in die Verschuldung zu treiben. Und das vor dem Hintergrund der steigenden Inflation. Sie liegt im Februar bei 8,7 Prozent.


In Berlin haben diese Woche Studenten protestiert. Normalerweise haben junge Leute ihr Studium mit einem Nebenjob kombiniert, was ausreichte, um Kleidung zu kaufen, zu essen und die Miete zu bezahlen, aber jetzt kommen sie nicht mehr über die Runden, denn Vermieter verlangen von Neumietern exorbitante Preise. Anfang der Woche streikte das Personal an den zwei großen Flughäfen in Köln und Düsseldorf, 300 Flüge wurden abgesagt. Am Freitag kamen in München alle öffentlichen Verkehrsmittel zum Stillstand, weil die Mitarbeiter eine Lohnerhöhung mindestens in Höhe der Inflationsrate fordern. Aber es ist kein Geld da. Nicht dafür.


Aber die Menschen sehen, dass für die Ukraine Geld da ist. Und in der Zukunft wäre es logisch, zu erwarten, dass sich gewerkschaftliche und pazifistische Gruppen zusammenschließen. In München, Nürnberg und Köln fanden Demonstrationen gegen Waffenlieferungen an Kiew statt. Wohl zum ersten Mal seit dem „heißen Herbst“ 1983 marschierten mehrere tausend Menschen vor die Tore des amerikanischen Stützpunktes Ramstein.


„Wir glauben, dass alles, was jetzt in Europa passiert, nämlich die Kriegstreiberei, der Krieg in der Ukraine, das sind alles Themen, die auf der US-Agenda stehen, auch die Ereignisse auf dem Maidan und acht Jahre Bürgerkrieg in der Ukraine, das ist das Ergebnis transatlantischer Einflussnahme“, sagt ein Demonstrant.


Die Hälfte der Deutschen hält die Waffenlieferungen an die Ukraine für einen Fehler der Regierung Scholz. Politisch wird diese Ansicht derzeit jedoch nur von der Linken und der AfD vertreten, zwei kleinen Parteien an entgegengesetzten Enden des Spektrums, was jede Koordinierung zwischen ihnen unmöglich macht.


„Wer ein Ende des Krieges will, ist kein Verschwörungstheoretiker oder Putin-Anhänger. Wer Friedensgespräche fordert, will Tod und Leid in der Ukraine beenden und eine atomare Eskalation verhindern. Die Jagd auf diejenigen, die den Kurs der Bundesregierung für falsch halten, muss aufhören“, sagte der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag Dietmar Bartsch.

„In diesem Krieg gibt es nur einen Gewinner. Und dieser Gewinner sind die USA. Wie oft war dieses Land in den letzten Jahren am Rande des Bankrotts? Und wie reagieren wir hier in Europa? Wir finanzieren mit unseren Steuergeldern das amerikanische Lend-Lease zur Verteidigung der Ukraine und gleichzeitig einen Krieg auf unserem eigenen Kontinent“, betont der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla.


Sie klingen ähnlich, aber es gibt in Deutschland keine innenpolitische Kraft, um Scholz zu korrigieren. Aber es gibt jemanden von außen, der den Weg weist. Der große Bruder ist wieder da, ironisiert das Magazin Stern, das auf seinem Titelbild den großen Biden zeigt, der den kleinen Scholz an der Hand hat. Aber ist das nur ein Bruder oder ein erwachsener Onkel, der den kleinen Jungen irgendwohin führt…?


Interessant ist, dass der Onkel nicht einmal einen Schokoriegel braucht, um den Jungen zu verführen. Alles ist einvernehmlich. Die deutschen Eliten, abgesehen von der Linken und der AfD, sind sich sicher, dass sie aus eigenem Antrieb handeln und das Richtige tun. Dabei gibt es sehr viele Signale dafür, dass dieser Weg nicht zum Guten führt, zumindest wird Deutschland aus der Krise sehr geschwächt hervorgehen. Man bekommt das Gefühl, dass die deutschen Politiker mit dieser Zuversicht versuchen, das ebenso starke Gefühl des Untergangs zu überspielen.

Ende der Übersetzung


Info: https://www.anti-spiegel.ru/2023/das-russische-fernsehen-ueber-onkel-joe-und-klein-olaf


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Würzburg: Eine Städtepartnerschaft mit Lwow oder die Kunst des Vergessens

freeassange.rtde.live, 5 Mär. 2023 09:03 Uhr, Von Dagmar Henn

Man drückt in Deutschland gerne mal ein Auge zu bei SS-Runen auf ukrainischen Helmen oder Hitlergrüßen von Panzern und Lkw; auch die Symbolik von Asow übergeht man gern. Um die Bandera-Hochburg Lwow zur Partnerstadt zu machen, muss man aber beide Augen schließen. Fest.


Pogrom in Lwow, vermutlich 1. Juli 1941 (Archivbild)



Info: Wenn es eine Stadt gibt, die den ukrainischen Nazismus symbolisiert, dann ist das Lwow. Die westukrainische Stadt war nicht nur der Ort eines blutigen Pogroms gewesen, mit dem die Truppen der Bandera-Anhänger ihre Tätigkeit als Hilfstruppen der Naziwehrmacht begonnen hatten; sie ist auch heute der Ort, an dem die Verehrung dieser Hilfstruppen am weitesten getrieben wird, eine Stadt, die sich mit Denkmälern für Stepan Bandera schmückt.


Meta streicht ukrainisches Nationalistenregiment Asow von der Liste der gefährlichen Organisationen




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Und seit einigen Tagen ist Lwow offiziell Partnerstadt der deutschen Stadt Würzburg. Bürgermeister Christian Schuchardt (CDU) ist extra dorthin gereist, um die Dokumente zu unterzeichnen. "Aus Sicherheitsgründen war nur ein kleiner Personenkreis in die Reisepläne eingeweiht", berichtete darüber der Bayerische Rundfunk, als läge Lwow nicht über 700 Kilometer von der Frontlinie entfernt.


Am Abend besuchte das Würzburger Stadtoberhaupt noch den Friedhof der Stadt; genauer gesagt das neue Gräberfeld für die Gefallenen. Die Lokalzeitung Mainpost zitiert aus seiner Rede: "Ich kann Ihnen versichern, dass die Bevölkerung der Stadt Würzburg und auch unser ganzes Land zu Ihnen steht." Etwa jedes dritte dieser neuen Gräber ist mit zwei Fahnen geschmückt, der ukrainischen und der schwarz-roten des Rechten Sektors, und im Hintergrund ist eine Strahlerbatterie aufgebaut, deren Lichtfinger doch sehr an Leni Riefenstahl erinnern. Aber dem Würzburger OB ist vermutlich nicht einmal die Bandera-Statue in der Innenstadt aufgefallen.


Die Geschichte dieser Stadt ist auf der Seite der Stadt Würzburg gründlich weißgewaschen. "Die Stadt, die an der Kreuzung zweier profitabler Handelsrouten liegt, entwickelte und blühte schnell und wurde zu einem der wichtigsten Handelszentren des mittelalterlichen Europas. Später verwandelte sich Lwow in eine moderne Hauptstadt des wissenschaftlichen, architektonischen, spirituellen und künstlerischen Lebens und hat seither eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Demokratie und dem Kampf für die Unabhängigkeit der Ukraine eingenommen." War da etwas?

Ja. Die "wichtige Rolle" beim "Kampf für die Unabhängigkeit der Ukraine" kann man auf den Fotos vom Sommer 1941 genauer betrachten. Lwow/Lemberg hatte damals 312.000 Einwohner gehabt; knapp die Hälfte davon waren Polen gewesen, ein Drittel Juden und nur 16 Prozent Ukrainer. Durch Flüchtlinge aus dem von den Nazis besetzten Polen war die jüdische Bevölkerung auf schätzungsweise 160.000 angewachsen.


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Als die Wehrmacht zusammen mit dem aus ukrainischen Nationalisten gebildeten Bataillon Nachtigall in der Stadt eingezogen war, hatte ein tagelanges Massaker begonnen, an dem sich auch die ukrainische Bevölkerung beteiligt hatte. Bereits Ende Juli war es zum nächsten Pogrom gekommen, nach dem Tod des ukrainischen Nationalisten Simon Petljura. Die Zahl der Opfer kann bis heute nicht genau beziffert werden; insgesamt dürften es aber zusammen mit den im Stadion der Stadt durch die Wehrmacht hingerichteten über 10.000 sein.


Die Wehrmachtseinheit, die in Lwow einmarschiert war, war übrigens die erste Gebirgsjäger-Division gewesen, mit dem Edelweiß als Kennzeichen, das erst vor wenigen Tagen vom ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij für eine westukrainische Einheit übernommen wurde, als "Auszeichnung". Ein Edelweiß, das für die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Galiziens steht.


Die jüdische Bevölkerung von Lwow war in der Folge erst in ein Ghetto gesperrt und dann ins Vernichtungslager Belzec deportiert worden. Die Spuren dieses Lagers waren noch 1943 weitgehend getilgt worden; dafür waren sogar die Toten exhumiert worden. Als die Rote Armee am 26. Juli 1944 Lwow befreite, waren von den 160.000 jüdischen Bewohnern der Stadt noch weniger als 300 übrig.


Ab Februar 1943 hatte sich Banderas Organisation Ukrainischer Nationalisten zusätzlich noch der Vertreibung der polnischen Bevölkerung Galiziens gewidmet. Zwischen 50.000 und 100.000 Polen waren ihnen zum Opfer gefallen. Eines der Ergebnisse war eine ukrainisierte Stadt Lwow gewesen, deren Bevölkerung mit der jahrhundertelangen Geschichte davor nichts mehr verbunden hatte.


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Noch 2017 konnte man sich darüber sogar beim Deutschlandfunk informieren. Auch über andere Details dieser Jahre: "In der Zitadelle über der Stadt, in der sich jetzt ein Luxushotel befindet, starben über 140.000 sowjetische Kriegsgefangene, weil die Nazis sie verhungern ließen." Und die Glorifizierung der Bandera-Ideologie erfuhr aus Deutschland noch Widerspruch.

"Derzeit erfährt alles heroisch Ukrainische eine Würdigung, wie die Schriftsteller Taras Schewtschenko und Iwan Franko. Dass die Kiewer Regierung aber in diese Reihe auch Stepan Bandera stellt, macht schon deutlich, dass sich weder Lemberg noch die Ukraine insgesamt hinreichend mit der eigenen Kollaborations-, Faschismus- und Antisemitismus-Geschichte auseinandergesetzt haben. Was sich im aktuellen Ukrainekrieg rächt."


Ja, 2017 bedeutete Ukrainekrieg selbst für den Deutschlandfunk das, was die ukrainische Armee im Donbass anrichtete, und es war noch möglich, zu erwähnen, dass die Verherrlichung der Mörder von Lwow einen beträchtlichen Anteil daran hatte, dass der Donbass mit diesem ukrainischen Regime nichts mehr zu tun haben wollte.


Als im Frühjahr vergangenen Jahres im Würzburger Stadtrat der Beschluss zu dieser Städtepartnerschaft getroffen wurde, waren diese historischen Hintergründe kein Thema. Im Gegenteil; im Protokoll wird Schuchardt mit der Bemerkung zitiert, er sei "darauf aufmerksam gemacht worden, dass Norbert Glanzberg, der Komponist und Dirigent, sich zeitlebens selbst als 'Lemberger' bezeichnet habe. Er habe in Würzburg gewirkt, sodass es auch diesbezüglich eine Verbindung gebe."


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Diese Verbindung mit der heutigen Bandera-Hochburg dürfte Glanzberg kaum zugesagt haben, der im habsburgischen Lemberg geboren worden, in Würzburg aufgewachsen, aus Nazideutschland schon 1933 geflüchtet war, sich in Frankreich versteckt und mit falschen Papieren überlebt hatte. Erst 1998 hatte er Würzburg wieder betreten. Eines seiner kompositorischen Werke ist ein Liederzyklus, dessen Titel "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" aus der Todesfuge von Paul Celan übernommen ist. Ein "Lemberger"? Das Lemberg, in dem er geboren worden war, war unter maßgeblicher Mitwirkung der Bandera-Anhänger zerstört worden.


Hat Schuchardt die Bilder der Pogrome in Lwow gesehen? Man kann es sich kaum vorstellen; von den vielen schrecklichen Bildern, die man aus diesen Jahren finden kann, gehören sie zu den schlimmsten. Es gibt sogar eine kurze Filmaufnahme, die nach dem Krieg in einer SS-Baracke gefunden worden war. Nackte und halbnackte Menschen, die durch die Straßen getrieben werden, und rundherum, das ist das Besondere dieser Bilder, andere Einwohner, die zusehen. Sie zeigen Entwürdigung und Menschenverachtung in einem schwer erträglichen Ausmaß. Kann man sie gesehen haben und vergessen? Kann man durch eine Stadt gehen, die auf Bandera-Denkmäler stolz ist, ohne an diese Bilder denken zu müssen, wenn man sie kennt?


Die Stadt Lwow feiert nicht nur Bandera, sondern auch Roman Schuchewitsch, der im Gegensatz zum Ideologen Bandera an allen Mordtaten vom Lemberger Pogrom bis zum Wolhynien-Massaker persönlich beteiligt war. Schon 2001 war das Haus, in dem ihn die sowjetischen Behörden 1950 gestellt hatten, zur Gedenkstätte erklärt worden, und im März 2021 beschloss der Rat des Bezirks Lwow, das größte Stadion nach Schuchewitsch und Bandera zu benennen.


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Man kann an den Aussagen aus der Stadt Würzburg nachvollziehen, welche Verheerungen die "Solidarität" mit dieser Ukraine in der deutschen Wahrnehmung der jüngeren Geschichte anrichten. Natürlich, die Unterstützung der Stadt Würzburg für eine Rehabilitationseinrichtung für Kriegsversehrte ist nicht schädlich, nur peinlich, solange ihre Leistungen nicht auch den Opfern der ukrainischen Armee im Donbass zur Verfügung stehen. Aber die schreckliche Geschichte, die Lwow zu einer ukrainischen Stadt machte, verschwinden zu lassen, weil man um keinen Preis der Welt benennen will, wes Geistes Kind die heutige Ukraine ist, weil sich eine kommunale Vertretung berufen fühlt, einen Beitrag zur Kriegspropaganda zu leisten, indem man den Bürgern das Leid in Lwow serviert, das in Donezk aber verschweigt, und sich dafür noch auf einen ehemaligen Bewohner Würzburgs zu berufen, der mit viel Glück sowohl den Würzburger als auch den ukrainischen Nazis entronnen war, macht die Partnerschaft, die Würzburg nun eingegangen ist, zu einem Symbol moralischer Verkommenheit.


Das Denkmal, das in Lwow für Bandera errichtet wurde, ist sieben Meter hoch, und hinter ihm steht ein 30 Meter hohes Säulenportal, das vom Dreizack des ukrainischen Staatswappens geziert wird, das beim Abzeichen des Bataillons Nachtigall der Naziadler in den Klauen gehalten hatte. Die Stadt dürfte mühelos den globalen Rekord halten, was die Verherrlichung von Nazis und deren Hilfstruppen betrifft. "Wer also in schönen und beeindruckenden Gebäuden gut und vielfältig essen möchte, ist in Lwow genau richtig", wird auf der Würzburger Webseite für Tourismus nach Lwow geworben. Menschen mit einem ausgeprägteren historischen Gedächtnis als dem Würzburger OB könnte da ein bekannter Spruch Max Liebermanns zum Essen und seinen Folgen in den Sinn kommen...


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Info: https://freeassange.rtde.live/meinung/164155-wuerzburg-eine-staedtepartnerschaft-mit-lwow-oder-die-kunst-des-vergessens/


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Biden dankt Scholz für Abkehr von Energie aus Russland

berliner-zeitung.de, 05.03.2023 | 17:46 Uhr,

Olaf Scholz besuchte am Freitag Joe Biden. Es gab nur dürre öffentliche Erklärungen. Indirekt spielte jedoch auch Nord Stream 2 eine Rolle. 


Olaf Scholz bei Joe Biden im Weißen Haus

Olaf Scholz bei Joe Biden im Weißen HausSusan Walsh/AP


Zitat: Beim Kurzbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz bei US-Präsident Joe Biden wurde eines der zentralen bilateralen Themen – die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines – nicht öffentlich diskutiert. Allerdings sprach Biden das Thema indirekt an. Der US-Präsident lobte Scholz laut CNBC „für die Abkehr Deutschlands von russischen Energiequellen bei gleichzeitiger Erhöhung der Verteidigungsausgaben“. Biden sagte demnach: „Sie haben zu Hause historische Veränderungen vorangetrieben, Sie haben die Verteidigungsausgaben erhöht und haben die Diversifizierung weg von russischen Energiequellen vollzogen und ich weiß, das war nicht einfach und sehr schwierig für Sie.“ Eine offizielle Untersuchung der Nord-Stream-2-Anschläge lehnt die US-Regierung ab, weil sie die Auffassung vertritt, dass sie nicht für die Aufklärung von Ereignissen zuständig ist, die sich nicht auf US-Territorium ereignen. Die Recherchen des Journalisten Seymour Hersh, denen zufolge die US-Regierung gemeinsam mit Norwegen hinter den Anschlägen stecken soll, haben die Regierungen in Washington und Oslo scharf dementiert. Die Untersuchungen, die von Deutschland, Schweden und Dänemark durchgeführt werden, sind nach Regierungsangaben aus den Staaten noch nicht abgeschlossen. Die Bekanntgabe von Details wird von den Regierungen mit dem Verweis auf das Staatswohl abgelehnt. Eine Journalisten-Fragerunde mit Scholz und Biden war diesmal, anders als bei sonstigen Besuchen, nicht vorgesehen. Die New York Times notierte: „Das Treffen verlief für einen so hochrangigen Besuch ungewöhnlich abgeschirmt. Es gab keine Zeremonie, und Herr Scholz und Herr Biden hielten nach ihrem Treffen keine Pressekonferenz ab. Auch reiste der Kanzler nicht wie üblich mit einem Kontingent von Journalisten.“


Scholz danke Biden laut CNBC Biden bei dem Treffen im Oval Office für seine Führungsrolle in der Ukraine. „Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir die Botschaft vermitteln, dass wir so lange zusammenarbeiten, um die Ukraine so lange wie nötig zu unterstützen“, sagte Scholz, der neben Biden saß.


Das offizielle Dokument des Weißen Hauses zu dem Treffen war eher dürr gehalten. Hier heißt es: „Anlässlich der einjährigen brutalen Invasion Russlands in der Ukraine erörterten die Staats- und Regierungschefs die laufenden Bemühungen, der Ukraine Sicherheit, humanitäre, wirtschaftliche und politische Hilfe zu leisten, sowie die Bedeutung der Aufrechterhaltung der globalen Solidarität mit dem ukrainischen Volk. Sie bekräftigten ihre Zusage, Russland so lange wie nötig Kosten für seine Aggression aufzuerlegen. Die Staats- und Regierungschefs tauschten auch Perspektiven zu anderen globalen Themen aus.“ Mit den „anderen globalen Themen“ dürfte China gemeint sein. Die US-Regierung hatte angekündigt, Belege vorlegen zu wollen, dass China Russland Militärhilfe leisten wolle. Außenminister Antony J. Blinken warnte davor, dass Peking sich möglicherweise darauf vorbereite, Waffen und Munition nach Russland zu schicken. Scholz hatte am Freitag China aufgefordert, seinen Einfluss in Moskau geltend zu machen, „um auf den Abzug der russischen Truppen zu drängen“. Laut New York Times wollen Biden und Scholz durch ihren „Gleichschritt“ deutlichen machen, dass beide Länder die Ukraine weiterhin vorbehaltlos unterstützen, und „der Welt zeigen, dass sie die Verwalter eines starken Nato-Bündnisses gegen russische Aggression und chinesische Einmischung sind“. Eine Sprecherin des Weißen Hauses relativierte die Warnungen jedoch am Freitag und sagte: „Wir haben noch nichts gesehen, was China in Bezug auf tödliche Waffen unternommen hat, und wir glauben, dass Russlands Krieg in der Ukraine China es schwer macht, tatsächlich Schritte in diese Richtung zu unternehmen.“


Es dürfte bei dem Treffen auch um finanzielle Fragen gegangen sein. Am Freitag kündigte Washington an, die USA würden eine weitere Waffen- und Munitionslieferung im Wert von etwa 400 Millionen US-Dollar in die Ukraine schicken, die neue Waffen wie Haubitzen, große Nachlader-Schusswaffen, Himars-Trägerraketen und satellitengesteuerte Raketen mit einer Reichweite von etwa 80 Kilometern umfasst. In den USA wird auch die innenpolitische Debatte in Deutschland aufmerksam beobachtet. Jackson Janes, Senior Fellow beim German Marshall Fund, sagte der New York Times, Scholz arbeite daran, sein „Versprechen“ für die Lieferung von Panzern „inmitten der Antikriegsproteste in Berlin einzulösen“.


China hat unterdessen die höchste Steigerung seiner Verteidigungsausgaben der vergangenen vier Jahre angekündigt. Der scheidende Ministerpräsident Li Keqiang verwies zum Auftakt des Nationalen Volkskongresses am Sonntag auf „Versuche von außen, China zu unterdrücken und einzudämmen“. Der von Li vorgestellte Haushaltsplan sieht eine Erhöhung der Rüstungsausgaben um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vor. Damit stünden in diesem Jahr 1,55 Billionen Yuan (210 Milliarden Euro) für den Wehretat zur Verfügung.


Info: https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/biden-dankt-scholz-fuer-abkehr-von-energie-aus-russland-li.324494


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

"Russland will verhandeln!"

Generalmajor a.D. Harald Kujat erklärt im Interview, warum der Krieg längst beendet sein könnte und klagt über Medien, die selbst Politik machen wollen. Der vormals ranghöchste deutsche Soldat und Vorsitzende des NATO-Russland-Rates sagt: „Vielleicht wird einmal die Frage gestellt, wer diesen Krieg nicht verhindern wollte.“

emma.de, 4. März 2023

Foto: Sergey Dolzhenko/epa/dpa


Welchen Wert geben Sie der Berichterstattung über die Ukraine in unseren Mainstream-Medien?
Der Ukrainekrieg ist nicht nur eine militärische Auseinandersetzung; er ist auch ein Wirtschafts- und ein Informationskrieg. In diesem Informationskrieg kann man zu einem Kriegsteilnehmer werden, wenn man sich Informationen und Argumente zu eigen macht, die man weder verifizieren noch aufgrund eigener Kompetenz beurteilen kann. Zum Teil spielen auch als moralisch verstandene oder ideologische Motive eine Rolle. Das ist in Deutschland besonders problematisch, weil in den Medien überwiegend „Experten“ zu Wort kommen, die über keine sicherheitspolitischen und strategischen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen und deshalb Meinungen äußern, die sie aus Veröffentlichungen anderer „Experten“ mit vergleichbarer Sachkenntnis beziehen. Offensichtlich wird damit auch politischer Druck auf die Bundesregierung aufgebaut. Die Debatte über die Lieferung bestimmter Waffensysteme zeigt überdeutlich die Absicht vieler Medien, selbst Politik zu machen. Es mag sein, dass mein Unbehagen über diese Entwicklung eine Folge meines langjährigen Dienstes in der Nato ist, unter anderem als Vorsitzender des Nato-Russland-Rats und der Nato-Ukraine-Kommission der Generalstabschefs. Besonders ärgerlich finde ich, dass die deutschen Sicherheitsinteressen und die Gefahren für unser Land durch eine Ausweitung und Eskalation des Krieges so wenig beachtet werden. Das zeugt von einem Mangel an Verantwortungsbewusstsein oder, um einen altmodischen Begriff zu verwenden, von einer höchst unpatriotischen Haltung. In den Vereinigten Staaten, einem der beiden Hauptakteure in diesem Konflikt, ist der Umgang mit dem Ukrainekrieg wesentlich differenzierter und kontroverser, gleichwohl aber immer von nationalen Interessen geleitet.


Sie haben sich Anfang 2022, als die Lage an der Grenze zur Ukraine immer zugespitzter wurde, zum damaligen Inspekteur der Marine, Vizegeneral Kai-Achim Schönbach, geäußert und sich im gewissen Sinne hinter ihn gestellt. Er warnte eindringlich vor einer Eskalation mit Russland und machte dem Westen den Vorwurf, er hätte Putin gedemütigt, und man müsse auf gleicher Augenhöhe mit ihm verhandeln.
Ich habe mich nicht in der Sache geäußert, sondern um ihn vor unqualifizierten Angriffen in Schutz zu nehmen. Ich war allerdings immer der Ansicht, dass man diesen Krieg verhindern muss und dass man ihn auch hätte verhindern können. Dazu habe ich mich im Dezember 2021 auch öffentlich geäußert. Und Anfang Januar 2022 habe ich Vorschläge veröffentlicht, wie in Verhandlungen ein für alle Seiten akzeptables Ergebnis erzielt werden könnte, mit dem ein Krieg doch noch vermieden wird. Leider ist es anders gekommen. Vielleicht wird einmal die Frage gestellt, wer diesen Krieg wollte, wer ihn nicht verhindern wollte und wer ihn nicht verhindern konnte.


Wie schätzen Sie die momentane Entwicklung in der Ukraine ein?
Je länger der Krieg dauert, desto schwieriger wird es, einen Verhandlungsfrieden zu erzielen. Die russische Annexion von vier ukrainischen Gebieten am 30. September 2022 ist ein Beispiel für eine Entwicklung, die nur schwer rückgängig gemacht werden kann. Deshalb fand ich es so bedauerlich, dass die Verhandlungen, die im März in Istanbul geführt wurden, nach großen Fortschritten und einem durchaus positiven Ergebnis für die Ukraine abgebrochen wurden. Russland hatte sich in den Istanbul-Verhandlungen offensichtlich dazu bereit erklärt, seine Streitkräfte auf den Stand vom 23. Februar zurückzuziehen, also vor Beginn des Angriffs auf die Ukraine. Jetzt wird immer wieder der vollständige Abzug als Voraussetzung für Verhandlungen gefordert.


Was hat denn die Ukraine als Gegenleistung angeboten?
Die Ukraine hatte sich verpflichtet, auf eine Nato-Mitgliedschaft zu verzichten und keine Stationierung ausländischer Truppen oder militärischer Einrichtungen zuzulassen. Dafür sollte sie Sicherheitsgarantien von Staaten ihrer Wahl erhalten. Die Zukunft der besetzten Gebiete sollte innerhalb von 15 Jahren diplomatisch, unter ausdrücklichem Verzicht auf militärische Gewalt gelöst werden.


Warum kam der Vertrag nicht zustande, der Zehntausenden das Leben gerettet und den Ukrainern die Zerstörung ihres Landes erspart hätte?
Nach zuverlässigen Informationen hat der damalige britische Premierminister Boris Johnson am 9. April in Kiew interveniert und eine Unterzeichnung verhindert. Seine Begründung war, der Westen sei für ein Kriegsende nicht bereit.


Es ist ungeheuerlich, was da gespielt wird, von dem der gutgläubige Bürger keine Ahnung hat.
Die Verhandlungen in Istanbul waren bekannt, auch dass man kurz vor einer Einigung stand, aber von einem Tag auf den anderen hat man nichts mehr gehört. Mitte März hatte beispielsweise die britische Financial Times über Fortschritte berichtet. Auch in einigen deutschen Zeitungen erschienen entsprechende Meldungen. Weshalb die Verhandlungen scheiterten, ist allerdings nicht berichtet worden. Als Putin am 21. September die Teilmobilmachung verkündete, erwähnte er zum ersten Mal öffentlich, dass die Ukraine in den Istanbul-Verhandlungen im März 2022 positiv auf russische Vorschläge reagiert habe. „Aber“, sagte er wörtlich, „eine friedliche Lösung passte dem Westen nicht, deshalb hat er Kiew tatsächlich befohlen, alle Vereinbarungen zunichte zu machen.“


Darüber schweigt tatsächlich unsere Presse.
Anders als beispielsweise die amerikanischen Medien. Foreign Affairs und Responsible Statecraft, zwei renommierte Zeitschriften, veröffentlichten dazu sehr informative Berichte. Der Artikel in Foreign Affairs war von Fiona Hill, einer ehemals hochrangigen Mitarbeiterin im nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses. Sie ist sehr kompetent und absolut zuverlässig. Sehr detaillierte Informationen wurden bereits am 2. Mai auch in der regierungsnahen Ukrainska Pravda veröffentlicht.


Haben Sie noch weitere Angaben zu dieser Ungeheuerlichkeit?
Es ist bekannt, dass die wesentlichen Inhalte des Vertragsentwurfs auf einem Vorschlag der ukrainischen Regierung vom 29. März beruhen. Darüber berichten inzwischen auch viele US-amerikanische Medien. Ich habe jedoch erfahren müssen, dass deutsche Medien selbst dann nicht bereit sind, das Thema aufzugreifen, wenn sie Zugang zu den Quellen haben.


Warum ist für Sie das Argument, in der Ukraine würde unsere Freiheit verteidigt, unsinnig? Alle argumentieren so.
Die Ukraine kämpft um ihre Freiheit, um ihre Souveränität und um die territoriale Integrität des Landes. Aber die beiden Hauptakteure in diesem Krieg sind Russland und die USA. Die Ukraine kämpft auch für die geopolitischen Interessen der USA. Denn deren erklärtes Ziel ist es, Russland politisch, wirtschaftlich und militärisch so weit zu schwächen, dass sie sich dem geopolitischen Rivalen zuwenden können, der als einziger in der Lage ist, ihre Vormachtstellung als Weltmacht zu gefährden: China. Zudem wäre es doch höchst unmoralisch, die Ukraine in ihrem Kampf für unsere Freiheit allein zu lassen und lediglich Waffen zu liefern, die das Blutvergießen verlängern und die Zerstörung des Landes vergrößern. Nein, in diesem Krieg geht es nicht um unsere Freiheit. Die Kernprobleme, weshalb der Krieg entstanden ist und immer noch fortgesetzt wird, obwohl er längst beendet sein könnte, sind ganz andere.


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Was ist Ihrer Meinung nach das Kernproblem?
Russland will verhindern, dass der geopolitische Rivale USA eine strategische Überlegenheit gewinnt, die Russlands Sicherheit gefährdet. Sei es durch Mitgliedschaft der Ukraine in der von den USA geführten Nato, sei es durch die Stationierung amerikanischer Truppen, die Verlagerung militärischer Infrastruktur oder gemeinsamer Nato-Manöver. Auch die Dislozierung amerikanischer Systeme des ballistischen Raketenabwehrsystems der Nato in Polen und Rumänien ist Russland ein SelbstverteiDorn im Auge, denn Russland ist überzeugt, dass die USA von diesen Abschussanlagen auch russische interkontinentalstrategische Systeme ausschalten und damit das nuklearstrategische Gleichgewicht gefährden könnten. Eine wichtige Rolle spielt auch das Minsk II-Abkommen, in dem die Ukraine sich verpflichtet hat, der russischsprachigen Bevölkerung im Donbas bis Ende 2015 durch eine Verfassungsänderung mit einer größeren Autonomie der Region Minderheitenrechte zu gewähren, wie sie in der Europäischen Union Standard sind. Es gibt inzwischen Zweifel, ob die USA und die Nato bereit waren, vor dem russischen Angriff auf die Ukraine ernsthaft über diese Fragen zu verhandeln. Wilfried Scharnagl zeigt in seinem Buch „Am Abgrund“ bereits 2015 ganz deutlich auf, dass die Politik des Westens eine unglaubliche Provokation ist, und wenn EU und Nato ihren Kurs nicht ändern, es zu einer Katastrophe kommen könnte. Ja, damit muss man rechnen. Je länger der Krieg dauert, desto grösser wird das Risiko einer Ausweitung oder Eskalation.


Das haben wir bereits in der Kubakrise gehabt.
Das war eine vergleichbare Situation.


Wie beurteilen Sie die beschlossene Lieferung von Panzern an die Ukraine?
Waffensysteme haben Stärken und Schwächen aufgrund technischer Merkmale und damit – abhängig vom Ausbildungstand der Soldaten sowie den jeweiligen operativen Rahmenbedingungen – einen bestimmten Einsatzwert. Im Gefecht der verbundenen Waffen wirken verschiedene Waffensysteme in einem gemeinsamen Führungs- bzw. Informationssystem zusammen, wodurch die Schwächen des einen Systems durch die Stärken anderer Systeme ausgeglichen werden. Bei einem niedrigen Ausbildungsstand des Bedienungspersonals oder wenn ein Waffensystem nicht gemeinsam mit anderen Systemen in einem funktionalen Zusammenhang eingesetzt wird und möglicherweise die Einsatzbedingungen schwierig sind, ist der Einsatzwert gering. Damit besteht die Gefahr der frühzeitigen Ausschaltung oder sogar das Risiko, dass die Waffe in die Hand des Gegners fällt. Das ist die gegenwärtige Lage, in der moderne westliche Waffensysteme im Ukrainekrieg zum Einsatz kommen. Russland hat im Dezember ein umfangreiches Programm zur Auswertung der technischen und operativ-taktischen Parameter eroberter westlicher Waffen begonnen, was die Effektivität der eigenen Operationsführung und Waffenwirkung erhöhen soll. Darüber hinaus stellt sich grundsätzlich die Frage der Mittel-Zweck-Relation. Welchem Zweck sollen die westlichen Waffen dienen? Selenskyj hat die strategischen Ziele der ukrainischen Kriegsführung immer wieder geändert. Gegenwärtig verfolgt die Ukraine das Ziel, alle von Russland besetzten Gebiete einschließlich der Krim zurückzuerobern. Der deutsche Bundeskanzler sagt, wir unterstützen die Ukraine, solange das nötig ist, also auch bei der Verfolgung dieses Ziels, obwohl die USA mittlerweile betonen, es ginge darum, lediglich „das Territorium zurückzuerobern, das seit dem 24. Februar 2022 von Russland eingenommen wurde“. Es gilt somit die Frage zu beantworten, ob das Mittel westlicher Waffenlieferungen geeignet ist, den von der Ukraine beabsichtigten Zweck zu erfüllen. Diese Frage hat eine qualitative und eine quantitative Dimension. Die USA liefern keine Waffen außer solche zur Selbstverteidigung, keine Waffen, die das Gefecht der verbundenen Waffen ermöglichen und vor allem keine, die eine nukleare Eskalation auslösen könnten. Das sind Präsident Bidens drei Neins.


Wie will die Ukraine ihre militärischen Ziele erreichen?
Der ukrainische Generalstabschef, General Saluschnij, sagte kürzlich: „Ich brauche 300 Kampfpanzer, 600 bis 700 Schützenpanzer und 500 Haubitzen, um die russischen Truppen auf die Positionen vor dem Angriff vom 24. Februar zurückzudrängen. Jedoch mit dem, was er erhalte, seien „größere Operationen nicht möglich“. Ob die ukrainischen Streitkräfte angesichts der großen Verluste der letzten Monate überhaupt noch über eine ausreichende Zahl geeigneter Soldaten verfügen, um diese Waffensysteme einsetzen zu können, ist allerdings fraglich. Jedenfalls erklärt auch die Aussage General Saluschnijs, weshalb die westlichen Waffenlieferungen die Ukraine nicht in die Lage versetzen, ihre militärischen Ziele zu erreichen, sondern lediglich den Krieg verlängern. Hinzu kommt, dass Russland die westliche Eskalation jederzeit durch eine eigene übertreffen könnte. In der deutschen Diskussion werden diese Zusammenhänge nicht verstanden oder ignoriert. Dabei spielt auch die Art und Weise eine Rolle, wie einige Verbündete versuchen, die Bundesregierung öffentlich nun auch zur Lieferung von Leopard 2-Kampfpanzern zu drängen. Das hat es in der Nato bisher nicht gegeben. Es zeigt, wie sehr Deutschlands Ansehen im Bündnis durch die Schwächung der Bundeswehr gelitten hat und mit welchem Engagement einige Verbündete das Ziel verfolgen, Deutschland gegenüber Russland besonders zu exponieren.


Was nährt Selsenkyjs Auffassung, man könne die Russen aus der Ukraine vertreiben?
EinschränkunMöglicherweise werden die ukrainischen Streitkräfte mit den Waffensystemen, die ihnen auf der nächsten Geberkonferenz am 20. Januar zugesagt werden, etwas effektiver in der Lage sein, sich gegen die in den nächsten Wochen stattfindenden russischen Offensiven zu verteidigen. Sie können dadurch aber nicht die besetzten Gebiete zurückerobern. Nach Ansicht des US-amerikanischen Generalstabschefs, General Mark Milley, hat die Ukraine das, was sie militärisch erreichen konnte, erreicht. Mehr ist nicht möglich. Deshalb sollten jetzt diplomatische Bemühungen aufgenommen werden, um einen Verhandlungsfrieden zu erreichen. Ich teile diese Auffassung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die russischen Streitkräfte offenbar die Absicht haben, das eroberte Gebiet zu verteidigen und den Rest des Donbas zu erobern, um die von ihnen annektierten Gebiete zu konsolidieren. Sie haben ihre Verteidigungsstellungen gut dem Gelände angepasst und stark befestigt. Angriffe auf diese Stellungen erfordern einen hohen Kräfteaufwand und die Bereitschaft, erhebliche Verluste hinzunehmen. Durch den Abzug aus der Region Cherson wurden ungefähr 22.000 kampfkräftige Truppen für Offensiven freigesetzt. Zudem werden weitere Kampfverbände als Verstärkung in die Region verlegt.


Aber was sollen dann die Waffenlieferungen, die das Erreichen von Selenskyjs Ziel nicht ermöglichen?
Die derzeitigen Bemühungen der USA, die Europäer zu weiteren Waffenlieferungen zu veranlassen, haben möglicherweise mit dieser Lageentwicklung zu tun. Man muss zwischen den öffentlich geäußerten Gründen und den konkreten Entscheidungen der Bundesregierung unterscheiden. Es würde zu weit führen, auf das ganze Spektrum dieser Diskussion einzugehen. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Bundesregierung in dieser Frage wirklich kompetent beraten wird und – was vielleicht noch wichtiger ist – der Bedeutung dieser Frage entsprechend aufnahmebereit und urteilsfähig wäre. Die Bundesregierung ist mit der Unterstützung der Ukraine schon sehr weit gegangen. Zwar machen Waffenlieferungen Deutschland noch nicht zur Konfliktpartei. Aber in Verbindung mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten an diesen Waffen unterstützen wir die Ukraine dabei, ihre militärischen Ziele zu erreichen. Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags hat deshalb in seinem Gutachten vom 16. März 2022 erklärt, dass damit der gesicherte Bereich der Nicht-Kriegsführung verlassen wird. Auch die USA werden ukrainische Soldaten in Deutschland ausbilden. Das Grundgesetz enthält in seiner Präambel ein striktes Friedensgebot für unser Land. Das Grundgesetz toleriert die Unterstützung einer Kriegspartei also nur dann, wenn diese geeignet ist, eine friedliche Lösung zu ermöglichen. Die Bundesregierung ist deshalb in der Pflicht, der deutschen Bevölkerung zu erklären, innerhalb welcher Grenzen und mit welchem Ziel die Unterstützung der Ukraine erfolgt. Schließlich müssten auch der ukrainischen Regierung die Grenzen der Unterstützung aufgezeigt werden. Selbst Präsident Biden hat vor einiger Zeit in einem Namensartikel erklärt, dass die USA die Ukraine zwar weiter militärisch unterstützen werden, aber eben auch ihre Bemühungen, in diesem Konflikt einen Verhandlungsfrieden zu erreichen.


Seit Wochen rennt die ukrainische Armee gegen die Russen an – ohne Erfolg. Dennoch spricht Selenskyj von Rückeroberung. Ist das Propaganda oder besteht diese Möglichkeit tatsächlich?
Nein, dazu sind die ukrainischen Streitkräfte sowohl nach Einschätzung des amerikanischen wie des ukrainischen Generalstabschefs nicht in der Lage. Beide Kriegsparteien befinden sich gegenwärtig wieder in einer Pattsituation, die durch die Einschränkungen aufgrund der Jahreszeit verstärkt wird. Jetzt wäre also der richtige Zeitpunkt, die abgebrochenen Verhandlungen wieder aufzunehmen. Die Waffenlieferungen bedeuten das Gegenteil, nämlich dass der Krieg sinnlos verlängert wird, mit noch mehr Toten auf beiden Seiten und der Fortsetzung der Zerstörung des Landes. Aber auch mit der Folge, dass wir noch tiefer in diesen Krieg hineingezogen werden. Selbst der Nato-Generalsekretär hat kürzlich vor einer Ausweitung der Kämpfe zu einem Krieg zwischen der Nato und Russland gewarnt.


Sie sagen, wir haben wieder eine „Pattsituation“. Was meinen Sie damit?
Eine positive Ausgangslage für eine Verhandlungslösung hatte sich beispielsweise Ende März vergangenen Jahres ergeben, als die Russen entschieden, vor Kiew abzudrehen und sich auf den Osten und den Donbas zu konzentrieren. Das hat die Verhandlungen in Istanbul ermöglicht. Eine ähnliche Lage entstand im September, bevor Russland die Teilmobilisierung durchführte. Die damals entstandenen Möglichkeiten sind nicht genutzt worden. Jetzt wäre es wieder Zeit zu verhandeln, und wir nutzen auch diese Gelegenheit nicht, sondern tun das Gegenteil: Wir schicken Waffen und eskalieren. Auch dies ist ein Aspekt, der den Mangel an sicherheitspolitischem Weitblick und strategischem Urteilsvermögen offenlegt.


Sie haben in Ihrem Text noch erwähnt, dass der russische Verteidigungsminister Schoigu Bereitschaft für Verhandlungen signalisiert hat …
… das hat auch Putin gemacht. Putin hat am 30. September, als er zwei weitere Regionen zu russischem Territorium erklärte, ausdrücklich wieder Verhandlungen angeboten. Er hat das zwischenzeitlich mehrfach getan. Jetzt ist es allerdings so, dass Schoigu das nicht an Bedingungen geknüpft hat, aber Putin hat sozusagen die Latte höher gelegt, indem er sagte, wir sind zu Verhandlungen bereit, aber es setzt natürlich voraus, dass die andere Seite die Gebiete, die wir annektiert haben, anerkennt. Daran sieht man, dass sich die Positionen beider Seiten immer mehr verhärten, je länger der Krieg dauert. Denn Selenskyj sagte, er verhandle erst, wenn sich die Russen vollständig aus der Ukraine zurückgezogen hätten. Damit wird eine Lösung immer schwieriger, aber sie ist noch nicht ausgeschlossen.


Ich möchte noch auf ein Ereignis zu sprechen kommen. Frau Merkel hat in einem Interview …
… ja, was sie sagt, ist eindeutig. Sie hätte das Minsk II-Abkommen nur ausgehandelt, um der Ukraine Zeit zu verschaffen. Und die Ukraine habe diese auch genutzt, um militärisch aufzurüsten. Das hat der ehemalige französische Präsident Hollande bestätigt.


Petro Poroschenko, der ehemalige ukrainische Staatspräsident, hat das ebenfalls gesagt.
Russland bezeichnet das verständlicherweise als Betrug. Und Merkel bestätigt, dass Russland ganz bewusst getäuscht wurde. Das kann man bewerten, wie man will, aber es ist ein eklatanter Vertrauensbruch und eine Frage der politischen Berechenbarkeit. Nicht wegdiskutieren kann man allerdings, dass die Weigerung der ukrainischen Regierung – in Kenntnis dieser beabsichtigten Täuschung – das Abkommen umzusetzen, noch wenige Tage vor Kriegsbeginn, einer der Auslöser für den Krieg war. Die Bundesregierung hatte sich in der Uno-Resolution dazu verpflichtet, das „gesamte Paket“ der vereinbarten Maßnahmen umzusetzen. Darüber hinaus hat die Bundeskanzlerin mit den anderen Teilnehmern des Normandie-Formats eine Erklärung zur Resolution unterschrieben, in der sie sich noch einmal ausdrücklich zur Implementierung der Minsk-Vereinbarungen verpflichtete.


Das ist doch auch ein Völkerrechtsbruch?
Ja, das ist ein Völkerrechtsbruch, das ist eindeutig. Der Schaden ist immens. Man muss sich die heutige Situation einmal vorstellen. Die Leute, die von Anfang an Krieg führen wollten und immer noch wollen, haben den Standpunkt vertreten, mit Putin kann man nicht verhandeln. Der hält die Vereinbarungen so oder so nicht ein. Jetzt stellt sich heraus, wir sind diejenigen, die internationale Vereinbarungen nicht einhalten.


Nach meinen Kenntnissen halten die Russen ihre Verträge ein, sogar während des aktuellen Krieges hat Russland weiterhin Gas geliefert. Aber Frau Baerbock hat vollmundig verkündet: „Wir wollen kein russisches Gas mehr!“ Daraufhin hat Russland die Menge gedrosselt. So war es doch?
Ja, wir haben gesagt, wir wollen kein russisches Gas mehr. Alle Folgewirkungen, die Energiekrise, die wirtschaftliche Rezession etc. sind das Resultat der Entscheidung der Bundesregierung und nicht einer Entscheidung der russischen Regierung.


Aber wenn Sie die Nachrichten hören oder sehen, dann gibt es die Energiekrise aufgrund von Putins Entscheid, Krieg gegen die Ukraine zu führen.
In der Vergangenheit gab es zweimal Schwierigkeiten bei der Lieferung von Gas, die von der Ukraine verursacht wurden. Da sollte man ehrlich sein. Russland würde weiter liefern, aber wir wollen von dort nichts mehr, weil es die Ukraine angegriffen hat. Dann kommt noch die Frage auf: Wer hat eigentlich North-Stream II in die Luft gesprengt?


Welche Erfahrungen haben Sie in Verhandlungen mit Russland gemacht?
Ich habe viele Verhandlungen mit Russland geführt, z. B. über den russischen Beitrag zum Kosovo-Einsatz der Nato. Die USA hatten uns darum gebeten, weil sie mit Russland zu keinem Ergebnis kamen. Russland war schließlich bereit, seine Truppen einem deutschen Nato-Befehlshaber zu unterstellen. In den 90er Jahren entstand eine enge politische Abstimmung und militärische Zusammenarbeit zwischen der Nato und Russland, seit 1997 durch den Nato-Russland-Grundlagenvertrag geregelt. Die Russen sind harte Verhandlungspartner, aber wenn man zu einem gemeinsamen Ergebnis kommt, dann steht das und gilt auch.


Wie sah das Ergebnis aus?
Die Russen wollten in den Verhandlungen um den Grundlagenvertrag eine Art Mitentscheidungsrecht erhalten. Das war nicht möglich. Wir haben aber einen Weg gefunden, gemeinsame Lösungen in Fällen zu finden, in denen die Sicherheitsinteressen der einen oder anderen Seite betroffen sind. Nach dem Georgienkrieg hat die Nato die Zusammenarbeit leider weitgehend suspendiert. Es hat sich auch im Vorfeld des Ukrainekrieges gezeigt, dass Regelungen, die in Zeiten eines guten Verhältnisses für die Beilegung von Krisen und Konflikten geschaffen werden, dann ihren Wert haben, wenn es zu Spannungen kommt. Leider hat man das nicht verstanden.

Das von Thomas Kaiser geführte Interview erschien zuerst in der Schweizer Internet-Zeitung Zeitgeschehen im Focus. Wir danken für die Erlaubnis zum Nachdruck.


Ausgabe EMMA März/April 2023
Format Interview
Themen Frieden Ukraine-Krieg Russland


Info: ttps://www.emma.de/artikel/russland-will-verhandeln-340083 https://deref-gmx.net/mail/client/4_GwaLEQI-Q/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Fwww.emma.de%2Fartikel%2Frussland-will-verhandeln-340083


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Das Land der Ahnungslosen

aus e-mail von Doris Pumphrey, 6. März 2023, 11:14 Uhr


Deutsche Wirtschaftsnachrichten 5.3.2023

<https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/702520/Das-Land-der-Ahnungslosen-Der-chinesische-Friedensplan-und-seine-mediale-Reflektion>

*Das Land der Ahnungslosen:

Der chinesische Friedensplan und seine mediale Reflektion


*Die Natur der Demokratie: Die Dialektik aus Pressefreiheit – die

Freiheit der Journalisten, zu schreiben, was sie wollen, doch alle

schreiben das gleiche – und freier Meinungsäußerung – jeder kann sich

äußern, aber nicht alle dürfen es hören.


Von Bernd Liske


Schon seit März vergangenen Jahres betrachte ich die Medien als sechste

Teilstreitkraft des gegenwärtigen Krieges zwischen den USA und Russland.

Sie bereiten mit ihren medialen Flächenbombardements den Boden für die

Sanktionen, die Waffenlieferungen und generell die politische

Ausrichtung Deutschlands, indem sie den Journalismus durch eine

russophob geprägte Propaganda ersetzen, die durchaus erfolgreich zu

einer monokulturellen Verblödung der Bevölkerung führt.


Wenn man zu DDR-Zeiten Gebiete wie Sachsen als Tal der Ahnungslosen

bezeichnete, weil man dort kein Westfernsehen empfangen konnte, so

können wir inzwischen von Deutschland als Land der Ahnungslosen

sprechen, denn die mediale Ausrichtung geht einher mit vielfältigen

Bemühungen, noch vorhandenes Unkraut aus der medialen Landschaft zu

tilgen oder deren Inhalte als giftig zu diskreditieren.


*Chinas Friedensplan: Das mediale Echo in Deutschland

*Nicht wenigen mag eine solche Lagebeschreibung suspekt erscheinen,

gehört doch die in ihr verankerte Pressefreiheit zu den Narrativen der

Demokratie. In einer Welt, in der zunehmend der Schein das Sein

bestimmt, macht es jedoch Sinn

<https://twitter.com/LiskeAphorismen/status/1216989722670706689?s=20>,

sich immer wieder aus nächster Nähe anzuschauen, wie postulierte Werte

gelebt werden. Eine aktuelle Möglichkeit dafür bietet die

Friedensinitiative Chinas vom 24. Februar

<https://www.fmprc.gov.cn/mfa_eng/wjdt_665385/2649_665393/202302/t20230224_11030713.html

– also dem Tag, an dem vor einem Jahr die Bemühungen, Russland vor die

Wahl zwischen Pest und Cholera zu stellen, dahingehend erfolgreich

waren, dass Russland sich leider für die Pest entschied.


Schauen wir uns das mediale Echo auf die chinesische Initiative in den

deutschen Medien an. Die Tagesschau

<https://twitter.com/tagesschau/status/1629203337475244035?s=20> meint,

dass es „Keinesfalls ein umfassender Friedensplan“ wäre und China würde

die Position Russlands unterstützen. Im ZDF heute journal

<https://twitter.com/heutejournal/status/1629223267348234241?s=20

liefert Marietta Slomka Außenministerin Annalena Baerbock die Vorlage

für deren einseitige Interpretation des Konflikts, indem sie von einem

„sogenannten Friedensplan“ spricht, der aber im Westen und der Ukraine

auf große Skepsis stoßen würde. DER SPIEGEL

<https://twitter.com/derspiegel/status/1629409408018165760?s=20> spricht

von einem „nutzlosen Plan“ und einem „mauen Dokument“, das zeigt, „dass

die chinesische Regierung als Vermittler im Ukraine-Konflikt völlig

unbrauchbar ist“.


ZEIT ONLINE

<https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/china-zwoelfpunkteplan-russland-ukraine-krieg-beziehungen?wt_zmc=sm.int.zonaudev.twitter.ref.zeitde.redpost.link.x&utm_medium=sm&utm_source=twitter_zonaudev_int&utm_campaign=ref&utm_content=zeitde_redpost_link_x

betrachtet China als Komplizen des Aggressors und meint, es wäre „kein

glaubwürdiger Friedensstifter“. Die Süddeutsche Zeitung

<https://twitter.com/SZ/status/1629168017362894850?s=20> lässt ihre

Leser wissen, dass es Peking nicht um den Frieden in der Ukraine geht,

„sondern um die angestrebte eigene Vorherrschaft“ – wobei man in Sorge

ist, dass manche auf den Plan reinfallen könnten. Die FAZ

<https://twitter.com/FAZ_Politik/status/1629006467989635072?s=20> sieht

ein „dürres Friedenspapier“, dass der Imagepflege dient und „Chinas

bekannte Positionen und Allgemeinplätze enthält“. Allen Beiträgen ist

eigen, dass sie gegen die Initiative polemisieren, ohne sich mit den

konkreten Vorschlägen journalistisch zu beschäftigen – also objektiv,

knapp und präzise.


Eine Ausnahme stellt die WELT

<https://twitter.com/welt/status/1629386489749536770?s=20> dar. Sie

verlinkt zu dem Friedensplan, suggeriert dem Leser aber schon mit der

Überschrift „Chinas Zwölf-Punkte-Plan für die Ukraine im Detail“, man

könne sich eine Auseinandersetzung mit ihm ersparen, weil man ihn ja im

Detail diskutieren würde – um dann mit einigen dem Papier entnommenen

Phrasen die Behauptung zu stützen, China würde nur die Position

Russlands vertreten: Was, wenn man als solche in Betracht zieht, dass

Russland um eine umfassende Lagebeurteilung bemüht ist, sicher nicht

ganz falsch wäre.


*Chinas Zwölf-Punkte-Plan für Frieden in der Ukraine

*Wenden wir uns nun den wesentlichen Aspekten des 12-Punkte-Papiers zu

und ich rege an, sich das Papier danebenzulegen. Wenn im ersten Punkt

gefordert wird, die Souveränität und territoriale Integrität aller

Länder müsse wirksam gewahrt werden, kann das nicht als einseitige

Botschaft an Russland verstanden werden, denn die sich seit Jahren

vollziehende ungehemmte Aufrüstung der Ukraine sowie ihre angedachte

Mitgliedschaft in der Nato stellen eine Gefahr für Russland dar. Nicht

zuletzt wird das durch die Einbeziehung des zweiten Punktes deutlich, in

dem zum Ausdruck gebracht wird, dass die Sicherheit eines Landes nicht

auf Kosten eines anderen gewährleistet und eine Konfrontation zwischen

den verschiedenen Blöcken vermieden werden sollte.


Wenn im dritten Punkt empfohlen wird, alles zu vermeiden, mit dem die

Spannungen weiter verschärft werden können, so kann sich der Westen mit

seinen Waffenlieferungen direkt angesprochen fühlen. Der Hinweis, man

müsse verhindern, dass die Krise sogar außer Kontrolle gerät, lässt

durchaus den Schluss zu, China würde sich vorbehalten, Russland mit

Waffenlieferungen zu unterstützen, weil ansonsten die Gefahr besteht, es

könnte sich ab einem bestimmten Punkt gezwungen sehen, Atomwaffen

einzusetzen. Generell kann von der Sorge Chinas vor einer nachhaltigen

Schwächung im Konflikt mit den USA ausgegangen werden, wenn die im

Westen kolportierte Absicht, die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen,

erfolgreich ist. Schon in meinen Neujahrswünschen von Anfang 2022 führte

ich aus:


„Während sich die Welt in der größten Herausforderung seit dem zweiten

Weltkrieg befindet – mit inzwischen über 5,3 Millionen Toten

<https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1103240/umfrage/entwicklung-der-weltweiten-todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus/

– werden die westlichen Demokratien durch die USA darauf fokussiert,

Russland in der Ukraine ein Bein zu stellen.


Betrachtet man das als Schachspiel, in dem der Gewinn des schwarzen

Königs die Herrschaft über die Welt bedeutet und alle Beobachter davon

ausgehen, dass die schwarze Dame (China) angegriffen wird, konzentriert

sich Weiß asymmetrisch darauf, einen schwarzen Läufer (Russland) zu

schwächen, indem es dessen – schon schwache – Verteidigung durch einen

Bauern (Ukraine) durchbricht. Durch die Schwächung dieses Läufers möchte

Weiß im Vorbeigehen auch noch die beiden Springer schwächen: Deutschland

und Europa.


Weiß hat diese Spielentwicklung schon lange vorbereitet

<https://www.youtube.com/watch?v=gcj8xN2UDKc>, so dass es mit dem

Angriff auf die schwarze Dame noch eine Weile dauern könnte – zumal ein

Bauer neutralisiert erscheint (Hongkong

<https://www.handelsblatt.com/politik/international/china-us-sanktionen-wegen-sicherheitsgesetz-in-hongkong/27430238.html>)

und ein weiterer als chinesisches Kuba

<https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_91373838/im-konflikt-mit-china-japan-und-usa-wollen-taiwan-militaerisch-beistehen.html

erst entwickelt werden muss. Es führt an dieser Stelle zu weit,

auszuführen, welcher Aufwand allein für die Stärkung eines weißen Bauern

betrieben wurde (@Die_Gruenen

<https://twitter.com/berndliske/status/1468703511412097026?s=20>), und

wichtig ist natürlich, die Entwicklung eines anderen Bauern zu sehen

(Ukraine): Vom – vermeintlich – ersten Zug

<https://www.tagesschau.de/faktenfinder/proteste-maidan-101.html>, hin

zu dessen weiterer Entwicklung durch Waffen, Manöver und Sanktionen.

Letztere dienen der Legitimierung des eigenen und der Blockierung des

gegnerischen Spiels. Passend dazu das Bild von Theo Sommer in

@ZEITonline am 07. Dezember: Die Ukraine als unsinkbarer Flugzeugträger

<https://www.zeit.de/politik/2021-12/ukraine-konflikt-russland-usa-5vor8

der Amerikaner – wenige hundert Meilen vor Moskau. Die Ukraine als das

Kuba Russlands.“


Der fünfte Punkt widmet sich humanitären Einsätzen, die den Grundsätzen

der Neutralität und Unparteilichkeit zu folgen hätten. Humanitäre Fragen

sollten nicht politisiert werden – was auf Erfahrungen schließen lässt,

für die mir die Kompetenz fehlt. Der Hinweis im sechsten Punkt, die

Konfliktparteien mögen sich an das humanitäre Völkerrecht halten und die

Grundrechte der Kriegsgefangenen achten, kann als Verarbeitung von

Meldungen über die Misshandlung und Erschießung von Kriegsgefangenen

durch die Ukraine betrachtet werden. In ähnlicher Weise dürfte die

Ukraine im siebenten Punkt gemeint sein, wenn China zum Ausdruck bringt,

es würde Angriffe auf Atomkraftwerke ablehnen. Die massenhaften

Meldungen über den Beschuss des von Russland seit März 2022 besetzten

Atomkraftwerkes in Saporischschja durch die Russen war für mich

Veranlassung zu einigen Tweets, die ich unter @BerndLiske

<https://twitter.com/BerndLiske> veröffentlichte.


Im achten Punkt dürften sich insbesondere die USA angesprochen fühlen,

denn der Hinweis auf die Verhinderung der Verbreitung von Kernwaffen

kann als Reaktion auf die Rede von Präsident Selenskyj

<https://www.youtube.com/watch?v=c0dhJcTTQM0> auf der Münchner

Sicherheitskonferenz im vergangenen Jahr gewertet werden, in der er über

den Ausstieg aus dem Budapester Moratorium sinnierte und der Hinweis,

China würde die Erforschung, die Entwicklung und den Einsatz chemischer

und biologischer Waffen ablehnen, führt geradewegs zu den

Biowaffenlaboren der USA in der Ukraine.


Auch die nächsten beiden Punkte weisen darauf hin, dass China den

Konflikt sehr aufmerksam verfolgt. Im neunten Punkt geht es um das von

Russland, der Türkei, der Ukraine und den Vereinten Nationen

unterzeichnete Getreideabkommen. Hinsichtlich dessen fordert es eine

„vollständige“ Umsetzung des Abkommens. Die vollmundigen Behauptungen

<https://www.zeit.de/politik/2022-05/annalena-baerbock-ukraine-russland-hunger>,

Russland würde den Hunger als Waffe einsetzen und mit dem Abkommen würde

ein bedeutender Beitrag zur Bekämpfung des Hungers

<https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-10/getreideabkommen-baerbock-wiederaufnahme-getreidelieferung-russland

in der Welt geleistet werden, sind inzwischen nicht nur dadurch ad

absurdum geführt, dass der größte Teil der Lieferungen nach Europa

<https://www.un.org/en/black-sea-grain-initiative/vessel-movements

geht: Gravierend ist die Torpedierung von Aspekten des Abkommens

<https://www.tagesspiegel.de/politik/getreideabkommen-zwischen-russland-und-der-ukraine-verlangert--aber-putin-fordert-abbau-von-sanktionen-8889079.html

durch den Westen – mit der Folge, dass der sehr viel größere

Getreideexporteur Russland bei der Bekämpfung des Hungers überwiegend

ausfällt. Im zehnten Punkt fordert China eine generelle Beendigung

einseitiger Sanktionen, weil sie nur neue Probleme schaffen würden.

Insbesondere lehnt es Sanktionen ab, die nicht durch den

UN-Sicherheitsrat genehmigt wurden.


Fassen wir zusammen: Der Friedensplan Chinas berücksichtigt die Natur

dieses Krieges und seine konkreten Ausprägungen. Er ist durchaus

geeignet, entlang der Vorstellungen von Albert Schweitzer und Papst

Franziskus auf den Frieden hinzuarbeiten und ich könnte mir vorstellen,

dass sich Länder wie Indien und Brasilien mit ihren Vorstellungen in dem

Papier wiederfinden.


Doch ohne Zweifel gibt es zwei wesentliche Probleme: Der Westen hat sich

durch seine mediale und politische Interpretation dieses Krieges derart

in ein Abseits manövriert, dass es schwer wird, ihn dort ohne

bedeutenden Gesichtsverlust herauszuholen und noch dazu sicherzustellen,

dass er nicht mit weiteren Abenteuern den Weltfrieden und sogar den

Untergang der Menschheit gefährdet. Hinzu kommt gerade im Zusammenhang

mit letzterem ein spätestens mit diesem Krieg auch vernichtetes

Vertrauen Russlands in Abstimmungen mit dem Westen – dem

Altbundeskanzlerin Angela Merkel einen geradezu finalen Stoß versetzt hat.


Widmen wir uns noch den inhaltlichen Unterschiede zwischen meiner

Interpretation des 12-Punkte-Papiers und dem medialen Echo. Ich meine,

sie dürften auffällig sein, doch zeichnet sich der vorliegende Artikel

noch in einem weiteren Punkt aus – ausgenommen hier die WELT: Im

Gegensatz zu den genannten Beiträgen gibt es hier einen Link zu dem

Originalpapier – oft zum Ausdruck gebracht: ich liebe Links – und jedem

Leser ist es möglich, Sinn und Unsinn meiner Interpretation kritisch zu

prüfen. Das ist auch empfehlenswert, da sich die Frage, wie objektiv und

substanziell ich auf dieses Papier schaue, erst durch die konkrete

Prüfung klärt und der ergänzende Blick auf das Original zusätzliches

Futter für die grauen Zellen ist.


Pressefreiheit ist also spätestens seit der „Zeitenwende“ als

intellektuelle Freiheit zu sehen, sich nur entlang der

propagandistischen Ziele austoben zu können und quasi eine Unfreiheit

ist. Dafür hat sich aber inzwischen ein eigener Markt gebildet, in dem

die Schlauheit in Gestalt ungezählter Russland-Experten ihre Intelligenz

missbraucht, um den vorgegebenen russophoben Grundton in großer Varianz

zu interpretieren, so dass dem normalen Bürger in einem der

bildungsstärksten Länder der Welt überwiegend nicht auffällt, welchen

Einheitsbreit er serviert bekommt. Folge dessen ist ein zunehmender

Mangel an kognitiver Diversität, die sich für den Wirtschafts- und

Technologiestandort Deutschland sicher auch auf andere Bereiche auswirkt

und so ist der vorliegende Beitrag ein weiteres Bemühen, das Unkraut in

Deutschland trotz der zunehmend klimatisch schlechter werdenden

Bedingungen zu stärken, so dass es seine heilende Wirkung auf das Land

hoffentlich noch entfalten kann und ich nicht irgendwann formulieren

muss: Deutschland seine Tragik.


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.



Weiteres: (doppel)



Das Land der Ahnungslosen: Der chinesische Friedensplan und seine mediale Reflektion


deutsche-wirtschafts-nachrichten.de, vom 05.03.2023 07:00, Bernd Liske

Die Natur der Demokratie: Die Dialektik aus Pressefreiheit – die Freiheit der Journalisten, zu schreiben, was sie wollen, doch alle schreiben das gleiche – und freier Meinungsäußerung – jeder kann sich äußern, aber nicht alle dürfen es hören.


Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, empfängt Wang Yi, leitender Außenpolitiker von China. Wang möchte die Positionen Russlands zu einer Initiative seines Staatschefs Xi zur Beendigung des Ukraine-Kriegs ausloten. (Foto: dpa)


Zitat: Schon seit März vergangenen Jahres betrachte ich die Medien als sechste Teilstreitkraft des gegenwärtigen Krieges zwischen den USA und Russland. Sie bereiten mit ihren medialen Flächenbombardements den Boden für die Sanktionen, die Waffenlieferungen und generell die politische Ausrichtung Deutschlands, indem sie den Journalismus durch eine russophob geprägte Propaganda ersetzen, die durchaus erfolgreich zu einer monokulturellen Verblödung der Bevölkerung führt.


Wenn man zu DDR-Zeiten Gebiete wie Sachsen als Tal der Ahnungslosen bezeichnete, weil man dort kein Westfernsehen empfangen konnte, so können wir inzwischen von Deutschland als Land der Ahnungslosen sprechen, denn die mediale Ausrichtung geht einher mit vielfältigen Bemühungen, noch vorhandenes Unkraut aus der medialen Landschaft zu tilgen oder deren Inhalte als giftig zu diskreditieren.


Chinas Friedensplan: Das mediale Echo in Deutschland

Nicht wenigen mag eine solche Lagebeschreibung suspekt erscheinen, gehört doch die in ihr verankerte Pressefreiheit zu den Narrativen der Demokratie. In einer Welt, in der zunehmend der Schein das Sein bestimmt, macht es jedoch Sinn, sich immer wieder aus nächster Nähe anzuschauen, wie postulierte Werte gelebt werden. Eine aktuelle Möglichkeit dafür bietet die Friedensinitiative Chinas vom 24. Februar – also dem Tag, an dem vor einem Jahr die Bemühungen, Russland vor die Wahl zwischen Pest und Cholera zu stellen, dahingehend erfolgreich waren, dass Russland sich leider für die Pest entschied.


Schauen wir uns das mediale Echo auf die chinesische Initiative in den deutschen Medien an. Die Tagesschau meint, dass es „Keinesfalls ein umfassender Friedensplan“ wäre und China würde die Position Russlands unterstützen. Im ZDF heute journal liefert Marietta Slomka Außenministerin Annalena Baerbock die Vorlage für deren einseitige Interpretation des Konflikts, indem sie von einem „sogenannten Friedensplan“ spricht, der aber im Westen und der Ukraine auf große Skepsis stoßen würde. DER SPIEGEL spricht von einem „nutzlosen Plan“ und einem „mauen Dokument“, das zeigt, „dass die chinesische Regierung als Vermittler im Ukraine-Konflikt völlig unbrauchbar ist“.


ZEIT ONLINE betrachtet China als Komplizen des Aggressors und meint, es wäre „kein glaubwürdiger Friedensstifter“. Die Süddeutsche Zeitung lässt ihre Leser wissen, dass es Peking nicht um den Frieden in der Ukraine geht, „sondern um die angestrebte eigene Vorherrschaft“ – wobei man in Sorge ist, dass manche auf den Plan reinfallen könnten. Die FAZ sieht ein „dürres Friedenspapier“, dass der Imagepflege dient und „Chinas bekannte Positionen und Allgemeinplätze enthält“. Allen Beiträgen ist eigen, dass sie gegen die Initiative polemisieren, ohne sich mit den konkreten Vorschlägen journalistisch zu beschäftigen – also objektiv, knapp und präzise.


Eine Ausnahme stellt die WELT dar. Sie verlinkt zu dem Friedensplan, suggeriert dem Leser aber schon mit der Überschrift „Chinas Zwölf-Punkte-Plan für die Ukraine im Detail“, man könne sich eine Auseinandersetzung mit ihm ersparen, weil man ihn ja im Detail diskutieren würde – um dann mit einigen dem Papier entnommenen Phrasen die Behauptung zu stützen, China würde nur die Position Russlands vertreten: Was, wenn man als solche in Betracht zieht, dass Russland um eine umfassende Lagebeurteilung bemüht ist, sicher nicht ganz falsch wäre.


Chinas Zwölf-Punkte-Plan für Frieden in der Ukraine

Wenden wir uns nun den wesentlichen Aspekten des 12-Punkte-Papiers zu und ich rege an, sich das Papier danebenzulegen. Wenn im ersten Punkt gefordert wird, die Souveränität und territoriale Integrität aller Länder müsse wirksam gewahrt werden, kann das nicht als einseitige Botschaft an Russland verstanden werden, denn die sich seit Jahren vollziehende ungehemmte Aufrüstung der Ukraine sowie ihre angedachte Mitgliedschaft in der Nato stellen eine Gefahr für Russland dar. Nicht zuletzt wird das durch die Einbeziehung des zweiten Punktes deutlich, in dem zum Ausdruck gebracht wird, dass die Sicherheit eines Landes nicht auf Kosten eines anderen gewährleistet und eine Konfrontation zwischen den verschiedenen Blöcken vermieden werden sollte.


Wenn im dritten Punkt empfohlen wird, alles zu vermeiden, mit dem die Spannungen weiter verschärft werden können, so kann sich der Westen mit seinen Waffenlieferungen direkt angesprochen fühlen. Der Hinweis, man müsse verhindern, dass die Krise sogar außer Kontrolle gerät, lässt durchaus den Schluss zu, China würde sich vorbehalten, Russland mit Waffenlieferungen zu unterstützen, weil ansonsten die Gefahr besteht, es könnte sich ab einem bestimmten Punkt gezwungen sehen, Atomwaffen einzusetzen. Generell kann von der Sorge Chinas vor einer nachhaltigen Schwächung im Konflikt mit den USA ausgegangen werden, wenn die im Westen kolportierte Absicht, die Ukraine müsse diesen Krieg gewinnen, erfolgreich ist. Schon in meinen Neujahrswünschen von Anfang 2022 führte ich aus:


„Während sich die Welt in der größten Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg befindet – mit inzwischen über 5,3 Millionen Toten – werden die westlichen Demokratien durch die USA darauf fokussiert, Russland in der Ukraine ein Bein zu stellen.


Betrachtet man das als Schachspiel, in dem der Gewinn des schwarzen Königs die Herrschaft über die Welt bedeutet und alle Beobachter davon ausgehen, dass die schwarze Dame (China) angegriffen wird, konzentriert sich Weiß asymmetrisch darauf, einen schwarzen Läufer (Russland) zu schwächen, indem es dessen – schon schwache – Verteidigung durch einen Bauern (Ukraine) durchbricht. Durch die Schwächung dieses Läufers möchte Weiß im Vorbeigehen auch noch die beiden Springer schwächen: Deutschland und Europa.


Weiß hat diese Spielentwicklung schon lange vorbereitet, so dass es mit dem Angriff auf die schwarze Dame noch eine Weile dauern könnte – zumal ein Bauer neutralisiert erscheint (Hongkong) und ein weiterer als chinesisches Kuba erst entwickelt werden muss. Es führt an dieser Stelle zu weit, auszuführen, welcher Aufwand allein für die Stärkung eines weißen Bauern betrieben wurde (@Die_Gruenen), und wichtig ist natürlich, die Entwicklung eines anderen Bauern zu sehen (Ukraine): Vom – vermeintlich – ersten Zug, hin zu dessen weiterer Entwicklung durch Waffen, Manöver und Sanktionen. Letztere dienen der Legitimierung des eigenen und der Blockierung des gegnerischen Spiels. Passend dazu das Bild von Theo Sommer in @ZEITonline am 07. Dezember: Die Ukraine als unsinkbarer Flugzeugträger der Amerikaner – wenige hundert Meilen vor Moskau. Die Ukraine als das Kuba Russlands.“


Der fünfte Punkt widmet sich humanitären Einsätzen, die den Grundsätzen der Neutralität und Unparteilichkeit zu folgen hätten. Humanitäre Fragen sollten nicht politisiert werden – was auf Erfahrungen schließen lässt, für die mir die Kompetenz fehlt. Der Hinweis im sechsten Punkt, die Konfliktparteien mögen sich an das humanitäre Völkerrecht halten und die Grundrechte der Kriegsgefangenen achten, kann als Verarbeitung von Meldungen über die Misshandlung und Erschießung von Kriegsgefangenen durch die Ukraine betrachtet werden. In ähnlicher Weise dürfte die Ukraine im siebenten Punkt gemeint sein, wenn China zum Ausdruck bringt, es würde Angriffe auf Atomkraftwerke ablehnen. Die massenhaften Meldungen über den Beschuss des von Russland seit März 2022 besetzten Atomkraftwerkes in Saporischschja durch die Russen war für mich Veranlassung zu einigen Tweets, die ich unter @BerndLiske veröffentlichte.


Im achten Punkt dürften sich insbesondere die USA angesprochen fühlen, denn der Hinweis auf die Verhinderung der Verbreitung von Kernwaffen kann als Reaktion auf die Rede von Präsident Selenskyj auf der Münchner Sicherheitskonferenz im vergangenen Jahr gewertet werden, in der er über den Ausstieg aus dem Budapester Moratorium sinnierte und der Hinweis, China würde die Erforschung, die Entwicklung und den Einsatz chemischer und biologischer Waffen ablehnen, führt geradewegs zu den Biowaffenlaboren der USA in der Ukraine.


Auch die nächsten beiden Punkte weisen darauf hin, dass China den Konflikt sehr aufmerksam verfolgt. Im neunten Punkt geht es um das von Russland, der Türkei, der Ukraine und den Vereinten Nationen unterzeichnete Getreideabkommen. Hinsichtlich dessen fordert es eine „vollständige“ Umsetzung des Abkommens. Die vollmundigen Behauptungen, Russland würde den Hunger als Waffe einsetzen und mit dem Abkommen würde ein bedeutender Beitrag zur Bekämpfung des Hungers in der Welt geleistet werden, sind inzwischen nicht nur dadurch ad absurdum geführt, dass der größte Teil der Lieferungen nach Europa geht: Gravierend ist die Torpedierung von Aspekten des Abkommens durch den Westen – mit der Folge, dass der sehr viel größere Getreideexporteur Russland bei der Bekämpfung des Hungers überwiegend ausfällt. Im zehnten Punkt fordert China eine generelle Beendigung einseitiger Sanktionen, weil sie nur neue Probleme schaffen würden. Insbesondere lehnt es Sanktionen ab, die nicht durch den UN-Sicherheitsrat genehmigt wurden.


Fassen wir zusammen: Der Friedensplan Chinas berücksichtigt die Natur dieses Krieges und seine konkreten Ausprägungen. Er ist durchaus geeignet, entlang der Vorstellungen von Albert Schweitzer und Papst Franziskus auf den Frieden hinzuarbeiten und ich könnte mir vorstellen, dass sich Länder wie Indien und Brasilien mit ihren Vorstellungen in dem Papier wiederfinden.

Doch ohne Zweifel gibt es zwei wesentliche Probleme: Der Westen hat sich durch seine mediale und politische Interpretation dieses Krieges derart in ein Abseits manövriert, dass es schwer wird, ihn dort ohne bedeutenden Gesichtsverlust herauszuholen und noch dazu sicherzustellen, dass er nicht mit weiteren Abenteuern den Weltfrieden und sogar den Untergang der Menschheit gefährdet. Hinzu kommt gerade im Zusammenhang mit letzterem ein spätestens mit diesem Krieg auch vernichtetes Vertrauen Russlands in Abstimmungen mit dem Westen – dem Altbundeskanzlerin Angela Merkel einen geradezu finalen Stoß versetzt hat.


Widmen wir uns noch den inhaltlichen Unterschiede zwischen meiner Interpretation des 12-Punkte-Papiers und dem medialen Echo. Ich meine, sie dürften auffällig sein, doch zeichnet sich der vorliegende Artikel noch in einem weiteren Punkt aus – ausgenommen hier die WELT: Im Gegensatz zu den genannten Beiträgen gibt es hier einen Link zu dem Originalpapier – oft zum Ausdruck gebracht: ich liebe Links – und jedem Leser ist es möglich, Sinn und Unsinn meiner Interpretation kritisch zu prüfen. Das ist auch empfehlenswert, da sich die Frage, wie objektiv und substanziell ich auf dieses Papier schaue, erst durch die konkrete Prüfung klärt und der ergänzende Blick auf das Original zusätzliches Futter für die grauen Zellen ist.


Pressefreiheit ist also spätestens seit der „Zeitenwende“ als intellektuelle Freiheit zu sehen, sich nur entlang der propagandistischen Ziele austoben zu können und quasi eine Unfreiheit ist. Dafür hat sich aber inzwischen ein eigener Markt gebildet, in dem die Schlauheit in Gestalt ungezählter Russland-Experten ihre Intelligenz missbraucht, um den vorgegebenen russophoben Grundton in großer Varianz zu interpretieren, so dass dem normalen Bürger in einem der bildungsstärksten Länder der Welt überwiegend nicht auffällt, welchen Einheitsbreit er serviert bekommt. Folge dessen ist ein zunehmender Mangel an kognitiver Diversität, die sich für den Wirtschafts- und Technologiestandort Deutschland sicher auch auf andere Bereiche auswirkt und so ist der vorliegende Beitrag ein weiteres Bemühen, das Unkraut in Deutschland trotz der zunehmend klimatisch schlechter werdenden Bedingungen zu stärken, so dass es seine heilende Wirkung auf das Land hoffentlich noch entfalten kann und ich nicht irgendwann formulieren muss: Deutschland seine Tragik.


Bernd Liske (Jg. 1956 / studierter Mathematiker) ist Inhaber von "Bernd Liske Informationsmanagementsysteme". In seinen Büchern und Artikeln setzt er sich mit sozialen, politischen und wirtschaftlichen Problemen unserer Gesellschaft auseinander. Unter anderem stellt er Wege zur Diskussion, wie die westlichen Demokratien eine nachhaltige Zukunft gestalten können.


Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag.


Info:https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/702520/Das-Land-der-Ahnungslosen-Der-chinesische-Friedensplan-und-seine-mediale-Reflektion


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Westdeutschland profitierte stärker von der Wiedervereinigung

uni-jena.de, Meldung vom: vom 3. März 2023, 10:00 Uhr | Verfasser/in: Sebastian Hollstein

Wirtschaftsforschende zeigen divergierende Entwicklung des Innovationsgeschehens in Ost- und Westdeutschland


Die Innovationsaktivitäten im Osten Deutschlands sind vor allem auf Leuchtturmregionen konzentriert, wie Dresden oder – hier im Bild – Jena.

















Die Innovationsaktivitäten im Osten Deutschlands sind vor allem auf Leuchtturmregionen konzentriert, wie Dresden oder – hier im Bild – Jena. Foto: Jens Meyer (Universität Jena)


Zitat: Die Wiedervereinigung war mit vermehrter Innovationstätigkeit sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland verbunden. Allerdings haben die „alten“ Bundesländer von dem Zusammenschluss wesentlich stärker profitiert als die Regionen in der ehemaligen DDR. Dies geht aus einer aktuellen Studie von Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie der Universitäten Groningen und Utrecht hervor. Die Analysen machen insbesondere deutlich, dass sich die Intensität der Innovationsaktivitäten im Westen seit Mitte der 1990er deutlich besser entwickelt als im Osten – der Osten fällt im Innovationsbereich also immer stärker zurück. Die Arbeit entstand im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes, das sich mit den Folgen der deutsch-deutschen Teilung auf regionale Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland im Innovationsbereich beschäftigt.


Im Rahmen ihrer Analysen verglichen die Forschenden die Patentanmeldungen pro Kopf in Ost- und Westdeutschland von 1877 bis zum Jahr 2015 miteinander. „Durch diese lange Zeitspanne konnten wir zum einen sichtbar machen, dass vor dem Zweiten Weltkrieg keine Ost-West-Unterschiede in der Intensität des Innovationsgeschehens vorlagen“, sagt PD Dr. Michael Wyrwich. „Zum anderen finden wir im Osten durch die Gründung der DDR und die damit einhergehende Einführung der Planwirtschaft eine deutliche Zäsur.“ Für die Entwicklung nach der Wiedervereinigung legen die Zahlen des Jahres 1991 die Grundlinie. „Von diesem Jahr ausgehend sehen wir einen Anstieg der Innovationsaktivitäten sowohl in West- als auch in Ostdeutschland“, erklärt Prof. Dr. Michael Fritsch von der Universität Jena. „Allerdings steigt diese Kurve im Westen wesentlich steiler an als dies in den Gebieten der ehemaligen DDR der Fall ist“. Die Schere zwischen Ost und West geht also deutlich auseinander. Dabei sind die Innovationsaktivitäten im Osten vor allem auf Leuchtturmregionen wie Jena und Dresden konzentriert.


Flurbereinigung und „Brain Drain“

Die Forschenden sehen vor allem zwei Ursachen für diese Entwicklung: „Zum einen weisen wir mit unserer Studie erstmals empirisch den Effekt der sogenannten Flurbereinigung nach,“ erläutert Fritsch. Damit ist gemeint, das Doppelstrukturen in Forschung und Entwicklung nach der Wiedervereinigung überwiegend zu Lasten des Ostens beseitigt wurden, da die entsprechenden Forschungen in Westdeutschland in aller Regel weiter fortgeschritten waren. „Westdeutsche Forscher verdrängten also ostdeutsche Forscher“, sagt Fritsch. Dieser Effekt war auch deshalb relativ deutlich ausgeprägt, weil sich das technologische Profil der beiden deutschen Staaten sehr ähnelte. Weiterhin spielte eine Rolle, dass viele hochqualifizierte ostdeutsche Forscherinnen und Forscher sowie Entwicklerinnen und Entwickler in den Westen abwanderten und sich dort in Innovationsprozesse einbrachten. Dabei muss auch festgestellt werden, dass bereits in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg viele innovative Firmen aus Ostdeutschland in den Westen abgewandert sind, um der Verstaatlichung zu entgehen. Durch diese Entwicklungen wurde das Innovationssystem im Osten nachhaltig geschädigt, was auch massive politische Einflussnahme, wie zum Beispiel Förderprogramme und Investitionen, nicht ausgleichen konnte. Dies heißt allerdings nicht, dass Fördermaßnahmen wirkungslos waren, denn höchstwahrscheinlich wäre die Entwicklung im Osten ohne sie sehr viel negativer ausgefallen.


Innovationen und Innovationsnetzwerke stärken

Mit Forschungsergebnissen wie dem nun vorliegenden wollen wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es bisher keine Konvergenz zwischen Ost und West im Innovationsgeschehen gibt und dass dies auch mit den Prozessen nach der Wiedervereinigung zu tun hat“, sagt Dr. Maria Greve. „Wenn der Osten aber wirtschaftlich aufholen soll, dann muss er schneller wachsen als der Westen – und dafür braucht es Innovationen.“


Warum die Innovationslücke zwischen Ost und West nach wie vor größer wird und die neuen Bundesländer in diesem Bereich nicht aufholen, ist schwer zu erklären. Das Jenaer Team vermutet, dass die genannten Phänomene der Flurbereinigung und des Brain Drains beispielsweise auch etablierte Netzwerkstrukturen zerstört haben, die für Innovationsprozesse elementar sind. Allerdings muss dabei auch festgestellt werden, dass die Kooperationsneigung in Ostdeutschland höher ausgeprägt ist. Die Vermutung liegt nahe, dass die positiven Effekte, die von diesen Netzwerken ausgehen, geringer sind als in Westdeutschland. Netzwerkstrukturen mussten im Osten neu aufgebaut werden und benötigen möglicherweise Zeit, um ihre volle positive Wirkung zu entfalten. Es ist auch möglich, dass die neuen Netzwerke schlechter organisiert sind oder nur eingegangen wurden, da eine Vernetzung Voraussetzung für einen Fördermittelzugang gewesen ist. Auf die Rolle von Netzwerken und ihren Effekten will das Team in zukünftigen Untersuchungen näher eingehen.


Zudem bilden die vorgelegten Erkenntnisse die Grundlage für weitere Forschungsprojekte. Zum einen wollen die Forschenden die Entwicklung in einzelnen technologischen Gebieten genauer untersuchen und dabei klären, welche Kräfte die Flurbereinigung nach der Wende genau bewirkt haben. Zum anderen wollen sie klären, welche Rolle der schockartige Charakter der Transformation in Ostdeutschland gespielt hat. Hierzu dient insbesondere ein Vergleich mit Innovationsaktivitäten in Polen und Tschechien, wo die Transformation deutlich sanfter verlaufen ist. 


Information


Original-Publikation:  M. Fritsch, M. Greve, M. Wyrwich: Shades of a Socialist Legacy? Innovation Activity in East and West Germany 1877-2014, Jena Economic Research Papers, 2023. https://ideas.repec.org/p/jrp/jrpwrp/2023-001.htmlExterner Link 


Kontakt:

Michael Fritsch, Univ.-Prof. Dr.


Info: https://www.uni-jena.de/230303-westdeutschland-profitierte-staerker-von-der-wiedervereinigung

06.03.2023

Quo vadis SPD? Außenpolitik der deutschen Sozialdemokratie heute

freeassange.rtde.live, vom 5 Mär. 2023 17:29 Uhr, Von Prof. Dr. Anton Latzo

Die SPD-Führung spricht von einer Zeitenwende – geadelt als "Wort des Jahres". Worum geht es tatsächlich bei diesem Wandel? Es scheint so, als wolle die Parteiführung lediglich die Spuren ihres Übergangs auf die Seite der herrschenden Klasse verwischen. Probate Mittel dabei sind Russo- und Sinophobie.


Quelle: www.globallookpress.com © Silas Stein / dp


Die Silhouette von Olaf Scholz auf einem SPD-Parteitreffen in Baden-Württemberg (Archivbild)


Zitat: Die SPD-Führung spricht seit einem Jahr nur noch von Zeitenwende. Es ist sogar "Wort des Jahres". Man hofft offensichtlich darauf, dass sich die Mitglieder an den Begriff gewöhnen und nicht mehr nach seinem Inhalt fragen. Die Parteiführung nutzt die Situation, um die Spuren ihres Übergangs auf die Positionen der Ideologie und Politik der herrschenden Klasse des Kapitals zu verwischen.


Die Menschen sollen gehindert werden, sich ihrer tatsächlichen Lage bewusst zu werden. Dabei werden verstärkt Russophobie und zunehmend auch Sinophobie, Hass auf Putin und Hetze gegen Xi eingesetzt. Sie werden als verbindliches Prinzip der theoretischen und praktischen Tätigkeit der Partei und ihrer Mitglieder betrachtet.


Ziele 

Bundeskanzler Scholz hat, außer in seiner Rede, in der er die Zeitenwende verkündete, in einem namentlich gezeichneten Artikel für die amerikanische Zeitschrift Foreign Affairs – offensichtlich auch zur Kenntnisnahme für den US-"Partner" – dazu erklärt: "Deutschland kommt jetzt die wesentliche Aufgabe zu, als einer der Hauptgaranten für die Sicherheit in Europa Verantwortung zu übernehmen, indem wir in unsere Streitkräfte investieren, die europäische Rüstungsindustrie stärken, unsere militärische Präsenz an der NATO-Ostflanke erhöhen und die ukrainischen Streitkräfte ausbilden und ausrüsten" (Hervorhebung durch den Autor). Also Sicherheit durch Militarisierung!


Ein Jahr "Zeitenwende" oder: Wenn Olaf frische Befehle holen fliegt





Meinung

Ein Jahr "Zeitenwende" oder: Wenn Olaf frische Befehle holen fliegt





Auch der neue Vorsitzende der SPD, Lars Klingbeil, wünscht sich, dass die deutsche Gesellschaft "eine neue Normalität mit der Bundeswehr" entwickeln müsse. In einer Grundsatzrede bei der Friedrich-Ebert-Stiftung forderte er im Namen der Partei, "Deutschland muss den Anspruch einer Führungsmacht haben", aber nicht "breitbeinig oder rabiat" auftreten, sondern "durchdacht, überzeugt und konsequent" handeln.


Deutschland müsse über die EU und gegen Russland und China andere Länder für sich gewinnen, neue strategische Allianzen auf der Grundlage wirtschaftlicher Interessen und politischer Orientierung schmieden. "Unser Anspruch muss sein", so Klingbeil, "dass wir das attraktivste Zentrum sind."


Daraus resultiert für ihn und für die Führungsmannschaft der SPD, einschließlich Seeheimer Kreis:

"Wir brauchen einen nationalen Pakt für Sicherheit: ein großes Bündnis von Politik und Industrie."

Zudem verweist er auf Folgendes: Der Beschluss zur Schaffung eines Sondervermögens für die Bundeswehr "markiert die weitreichendste Wende in der deutschen Sicherheitspolitik seit Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955". Dazu wurde "sogar das Grundgesetz geändert", betont er. Er sollte hinzufügen, dass die Waffenlieferungen an die Ukraine ebenfalls dazu gehören, dass deutsche Panzer wieder gegen Osten rollen!


Mit der Ausarbeitung des neuen Parteiprogramms der SPD, das Ende des Jahres beschlossen werden soll, werden also Grundpfeiler der deutschen Außenpolitik, die die SPD seit den Zeiten von Willy Brandt und Egon Bahr vertreten hat, wieder eingerissen. Die SPD vollzieht einen großen Schritt bei der Verinnerlichung der Interessen des herrschenden Kapitals, ohne auf die historischen Erfahrungen und auf die Interessen der Menschen zu achten, die sie vorgibt zu vertreten.


Schwerpunkte

Zu den zentralen Themen der Neuausrichtung der internationalen Politik der SPD gehören:

1. Durchsetzung einer Führungsrolle Deutschlands in der Welt. Das schließt die Führungsrolle in der EU und in Europa ein. Streit gibt es in der SPD-Führung noch darüber, ob man das als Führungsmacht oder besser als Führungsrolle definieren soll. In der Sache geht es aber um deutsche Macht und deutschen Einfluss als Normalität!


Demokratie nur Fassade? Kriegskabinett Scholz will keine Volksentscheide




Meinung

Demokratie nur Fassade? Kriegskabinett Scholz will keine Volksentscheide






2. Einsatz des Militärischen zur Durchsetzung politischer Ziele, d.h. Militarisierung. Deutlich wird in dieser Diskussion darauf hingewiesen, dass die SPD "eigene Stärke … auch über militärische Fähigkeiten" definiert. Die Kommission für Internationale Politik formuliert in ihrem Positionspapier, dass "die militärischen Fähigkeiten" zu "einer wirkungsvollen Friedenspolitik" gehören. Militär als Mittel der Friedenspolitik?!


Unbeachtet bleibt in der Diskussion um die Bedeutung des militärischen Faktors, dass Militarismus nicht bloß Machtorganisation nach außen ist. Er ist auch Gewalt nach innen. Er ist Gesinnung, Geisteshaltung, Einstellung des Willens und des Handelns auf bestimmte Ziele und mit bestimmten, militärischen Mitteln.


In diesem Zusammenhang muss es zu denken geben, dass in der gesamten Diskussion um die Neuausrichtung der SPD die Lehren der deutschen Geschichte, des Zweiten Weltkrieges überhaupt keine Rolle mehr spielen.  


Natürlich, die Geschichte wiederholt sich nicht eins zu eins. Aber in der Bundesrepublik wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse ebenso restauriert wie während der Weimarer Republik. Die wirtschaftlichen Krisen wurden von einer sich vertiefenden  Krise der bürgerlichen Ideologie begleitet, die wiederum mit einer Wiedergeburt nationalistischer und faschistischer Ideologie verbunden war.


Auf erneuerter Grundlage vollziehen sich ähnliche Prozesse auch heute in der BRD. Sie zu übersehen, öffnet die Schleusen in eine gefährliche Richtung.


Denn gleichzeitig schwindet das antifaschistische Bewusstsein der Massen, das über Jahrzehnte Versuche vereitelt hat, faschistische Ideologie zu verbreiten und dementsprechende Parteistrukturen aufzubauen.


Das Ignorieren und sogar die Negierung der positiven Erfahrungen aus der von Willy Brandt und Egon Bahr entwickelten Außenpolitik erfolgen also nicht isoliert. Sie sind Folge und Bestandteil der heutigen Bedingungen!


Es ist deshalb kein Zufall, dass die Aussage "Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts" aus dem Sprachgebrauch der Politiker, Denkschulen, Medien und Parteien verschwunden ist.


Dafür stellt Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Bilanzrede vor dem Bundestag am 2. März 2023 fest: "Unsere europäische Friedensordnung ist wehrhaft!"


Der Westen spiegelt in Wladimir Putin seine eigenen Abgründe




Analyse

Der Westen spiegelt in Wladimir Putin seine eigenen Abgründe






3. Im noch gültigen Programm der Partei wird die strategische Partnerschaft mit Russland als "unverzichtbar" für Deutschland und die EU bezeichnet. Und selbst im Wahlprogramm der SPD von 2021, auf dessen Grundlage Olaf Scholz die Stimmen erhielt, die ihn zum Bundeskanzler gemacht haben, hieß es noch: "Frieden in Europa kann es nicht gegen, sondern nur mit Russland geben." Jetzt wird die Aussage ins Gegenteil gedreht. "Solange sich in Russland nichts fundamental ändert, wird die Sicherheit Europas vor Russland organisiert werden müssen." Der Vorsitzende der Partei stellt fest, dass die Außenpolitik von Willy Brandt und Egon Bahr "ein Fehler" war.

Es geht auch nicht mehr um die Ukraine, sondern darum, dass sich "in Russland" etwas "fundamental ändert"(Hervorhebung durch den Autor), damit es zu einer Normalisierung des Verhältnisses zu Russland kommen kann. Und das ist Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands.


Diese Haltung wird aber auch gegenüber der Volksrepublik China bezogen. Es geht nicht mehr um die internationale Isolierung Russlands und Chinas, sondern offen um das Ruinieren dieser Staaten, um deren Diskriminierung, Sanktionierung, um die Verletzung der grundlegenden Prinzipien der UN-Charta im Verhalten der BRD gegenüber diesen Staaten – Prinzipien, die auf der Grundlage der Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, nach dem Sieg über den Faschismus, erarbeitet wurden.


SPD-Führung verweigert sich den Lehren der Geschichte

Die von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vertretene Außenpolitik ist Bestandteil der Politik der herrschenden Klasse der BRD. Sie hat in wichtigen Fragen von Krieg und Frieden ihre in den vergangenen 50 Jahren beanspruchte entspannungs- und friedenspolitische Kompetenz aufgegeben. Man kann davon ausgehen, dass die SPD-Führung den kommenden Parteitag nutzen wird, um dies auch programmatisch festzuschreiben. Ihre Politik wird schon jetzt davon bestimmt.


Die primäre Aufgabe der Außenpolitik ist nicht mehr die Friedenspolitik. An erster Stelle steht die Macht. Es geht um Machtwiederherstellung, Machterhalt, Machterweiterung.   

Die SPD-Führung vertritt sowohl die Ziele und die Prinzipien dieses vom Kapital beherrschten Staates auf dem Gebiet der auswärtigen Beziehungen als auch die Mittel und Methoden zu ihrer Realisierung.


Spieglein, Spieglein an der Wand – Scholz, Habeck, Baerbock und die feudale Eitelkeit





Meinung

Spieglein, Spieglein an der Wand – Scholz, Habeck, Baerbock und die feudale Eitelkeit





Nicht Frieden und Sicherheit der Völker, sondern Sicherheit für das kapitalistische System ist Leitlinie ihrer Außen-und Sicherheitspolitik.


Die Führung der Sozialdemokraten weigert sich, Lehren aus der Geschichte im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts und der Interessen und Ziele der Werktätigen zu ziehen. Sie praktiziert die opportunistische und antikommunistische Politik, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Regie von Kurt Schumacher entwickelt wurde.


Die Sozialdemokratie hat die ideologisch-theoretischen Grundsätze der Arbeiterbewegung verworfen. Das ist der Kern ihrer Entwicklung, die wichtigste Ursache ihres Niedergangs sowie ihrer schwindenden Gestaltungskraft. Ihre Vertreter behaupten selbst, dass sie sich an "realpolitischen" Voraussetzungen, an "Sachzwängen" orientieren. Vermeintliche Wahlkampfnotwendigkeiten führten und führen zu einer substanziellen Kapitulation.


Auf diesem Weg hat die SPD aufgehört, eine Programmpartei zu sein. Eine tiefe theoretische Krise hat die sozialdemokratische Bewegung erfasst. Sie beschränkt sich zunehmend auf die Präsentation von "Spitzenpolitikern".


Gleichzeitig entwickelt sich in der SPD eine kleinbürgerliche Parteinomenklatura, die ‒ bar jeder Theorie ‒ eine Politik verfolgt, die den Funktionsträgern von den "interessierten" Kreisen aufgetragen wird. Gewählte Parteifunktionäre agieren als "Manager". Partikularinteressen und Karriereziele bestimmen weitgehend ihr politisches Verhalten!


Soziale und gesellschaftliche Veränderungen, die auch eine entsprechende Außenpolitik notwendig machen, sind für die Politik der Partei nicht mehr relevant.


Das Programm der Willigen – Die FAZ will eine neue SPD






Meinung

Das Programm der Willigen – Die FAZ will eine neue SPD





Konstante politische Linie

Die wichtigsten politischen Linien, die für die BRD bis in die Gegenwart bestimmend sind, wurden schon im Zuge der Gründung der BRD festgelegt. Aus den Nachkriegsentwicklungen in den damaligen westlichen Besatzungszonen und in der BRD, mit der Restauration der im Potsdamer Abkommen verurteilten Macht der Monopole sowie aus der internationalen Stellung der BRD entstanden Konstanten, die auch in der Außenpolitik des Staates unabhängig davon wirken, welche Partei jeweils die Regierungsgeschäfte führt.


Schon die SPD-Führung unter Kurt Schumacher hat sich nicht wirklich als Gegnerin der Wiederbewaffnung erwiesen. Bereits Ende 1948 hatte der Vorstand festgestellt:

"Die Frage einer künftigen Wehrverfassung ist abhängig von der Rolle, die Deutschland in einer künftigen europäischen Gemeinschaft spielen wird."

Damit wurde sowohl die Befürwortung einer "Wehrverfassung" ausgesprochen als auch festgestellt, dass der kommende "Wehrbeitrag" von der zu klärenden Rolle Deutschlands in Europa abhängig sei.


Sebastian Haffner kam in seinem Buch "Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches" zu der Schlussfolgerung:

"Tatsächlich hat auch die Bundesrepublik die richtigen Lehren aus den Tragödien ihrer Vorgänger nicht gezogen. Auch sie hat sich damit begnügt, 'es' anders und besser machen zu wollen: auf den Gedanken, 'es' einmal ganz bleiben zu lassen und statt dessen etwas ganz anderes zu machen – Friedenspolitik nämlich – ist sie nicht gekommen."

Mehr zum Thema - Die nächste Runde Demütigung: Olaf Scholz zum Befehlsempfang in Washington


RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Info: https://freeassange.rtde.live/inland/164535-quo-vadis-spd


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Lost in EUrope Update

Nachricht im online Modus https://app.getresponse.com/view.html?x=a62b&m=BlLIXz&mc=IQ&r=Sg9dp&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=ECGI9h7& ansehen


Der tägliche Update.

Vom unabhängigen EU-Blog aus Brüssel.



Neues vom Wirtschaftskrieg (199): Biden will EU zu China-Sanktionen drängen

https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hSNXVp&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=EEiCBEx&



Nach der Abkehr des Westens von russischem Öl und Gas sieht die Internationale Energieagentur Russland dauerhaft geschwächt. Die Durchsetzung der Sanktionen gegen russische Oligarchen und Institutionen…

Weiterlesen » https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hSNXVp&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=Ez2XBWy&



Selenskyj sagt Metsola, was die EU tun soll

https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hSNX9W&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=EhMVtdP&



Präsident Selenskyj will die Annäherung der Ukraine an die EU vorantreiben. Dies sagte er nach einem Besuch von Parlamentspräsidentin Metsola in Lwiw. “Die Aufgabe besteht darin, aktiv alles für die…

Weiterlesen » https://app.getresponse.com/click.html?x=a62b&lc=hSNX9W&mc=IQ&s=BW8HMwn&u=SnDUE&z=Eyx16f&

06.03.2023

Nachrichten von Pressenza: Der Mann, der sich den Atomwaffenstaaten widersetzte

Nachrichten von Pressenza - 06.03.2023


Der Mann, der sich den Atomwaffenstaaten widersetzte


Nachdem er die verheerenden Auswirkungen der US-Atomtests in seinem Land miterlebt hatte, unternahm Tony de Brum, Außenminister der Marshallinseln, 2014 den beispiellosen Schritt, die neun Atomwaffenstaaten vor dem Internationalen Gerichtshof zu verklagen, um sie für die Nichteinhaltung der Bestimmungen des&hellip;

http://www.pressenza.net/?l=de&track=2023/03/der-mann-der-sich-den-atomwaffenstaaten-widersetzte/


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Chomsky: Veränderung kann nur durch Massenproteste der einfachen Leute erreicht werden


2007 baten wir Noam Chomsky, die Erklärung „Europa für den Frieden“ zu unterzeichnen und die Kampagne zur Verhinderung des Baus des US-Raketenschilds in der Tschechischen Republik zu unterstützen; ein Projekt, das von der großen Mehrheit der tschechischen Bevölkerung entschieden abgelehnt&hellip;

http://www.pressenza.net/?l=de&track=2023/03/chomsky-veraenderung-kann-nur-durch-massenproteste-der-einfachen-leute-erreicht-werden/


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Die Politisierung des Wetters


Der Umgang mit der Letzten Generation zeigt, was der Staat für die kommenden Massenproteste gegen die Klimapolitik plant – Kriminalisierung und Repression. Vorbeugende Aufstandsbekämpfung – auf diesen etwas in Vergessenheit geratenen Begriff brachten Kritiker in den vergangenen, neoliberalen Dekaden all&hellip;

http://www.pressenza.net/?l=de&track=2023/03/die-politisierung-des-wetters/


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Immer wieder aktuell, weil zeitlos: Die Dokumentarfilme des Bertram Verhaag


Der Dokumentarfilmemacher Bertram Verhaag kann auf eine 40 Jahre lange Karriere zurück blicken, in der mehr als 140 zum Teil national und international ausgezeichnete Filme entstanden sind. Der Bogen seines Schaffens reicht von Filmen über die Nutzung der Atomenergie bis&hellip;

http://www.pressenza.net/?l=de&track=2023/03/immer-wieder-aktuell-weil-zeitlos-die-dokumentarfilme-des-bertram-verhaag/


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Pressenza - ist eine internationale Presseagentur, die sich auf Nachrichten zu den Themen Frieden und Gewaltfreiheit spezialisiert hat, mit Vertretungen in Athen, Barcelona, Berlin, Bordeaux, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Florenz, Lima, London, Madrid, Mailand, Manila, Mar del Plata, Montreal, München, New York, Paris, Porto, Quito, Rom, Santiago, Sao Paulo, Turin, Valencia und Wien.


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Friedensbewegung aus der Krise! - Zur Auseinandersetzung mit der AMAB


Felix Weiland hat am 02.03.2023 18:06 CET geschrieben:


wegen der Bedeutung des Themas sende ich diese Mail an die Aktivenliste

/ bitte sendet sie auch den den BA



Liebe Friedensfreund:innen,


ist mein Eindruck richtig, dass die DFG/VK die Augen davor verschließt,

in ihren eigenen Reihen könnte sich eine Gegnerin der Friedensbewegung

eingenistet haben?


Von Mitgliedern höre ich Gerüchte über die Antideutschen und die AMAB -

die letztere sei intransparent, in ihrem Verhalten abgeschottet,

respektlos gegenüber langjährig Aktiven und "provoziere" immer wieder.

Trotzdem habe ich in meiner Auseinadersetzung mit der DFG/VK niemand

getroffen, die/der die Bücher und zahlreichen Schriften kennt, die zum

Thema "Anti-Deutsche" in den letzten 20 Jahren erschienen sind.


Einen Auszug des wichtigsten Buchs über die "Antideutschen" habe ich

angehängt.

Aus: Gerhard Hanloser "Die andere Querfront" (Unrast-Verlag, 2019) -

- das Kapitel zum Bellizismus der Antideutschen (ab S. 159 unten)

- das Resümee (S. 303-310)

Quelle: https://unrast-verlag.de/produkt/die-andere-querfront/


Hanloser führt aus, dass der Bellizismus und die Gegnerschaft zur

Friedensbewegung zum Kern des "Anti-Deutschtums" gehört. Eine Rezension

über dieses Buchs fasst zusammen:


"Der Golfkrieg 1991 war der Wendepunkt zum Antideutschtum; es folgten

von ihren bekanntesten Protagonist*innen aberwitzige

Kriegslegitimationen ... auch jedes kommenden Krieges, sei es für eine

militärische Seite des Jugoslawienkrieges (oft genug die serbischen

Milizen), sei es der Afghanistankrieg 2001 (pro USA), sei es die

komplette, ungeheuerliche Zerstörung des Irak ab 2003 (pro USA), die bis

heute anhält und Millionen Tote gekostet hat (schon der Golfkrieg 1991

forderte 450000 Tote).

Innenpolitisch hat das Antideutschtum die gesamte noch übrig gebliebene

Linke mittendurch gespalten, die Antifa-Szene zweigeteilt, die Autonomen

zweigeteilt – immer in antiimperialistische oder antideutsche Fraktionen."

https://www.graswurzel.net/gwr/2020/03/viele-kleine-elsaessers/


- - - - -


Die AMAB schmäht in ihrem folgenden Grundsatztext die DFG/VK :


https://amab.blackblogs.org/2021/07/08/reiner-braun-oder-was-ist-rechtsoffen/


"Die Friedensbewegung in Deutschland war nie ein emanzipatorisches Projekt.


Die Friedensbewegung in Deutschland war nie ein emanzipatorisches

Projekt. Die alten Organisationen der Friedensbewegung im 19.

Jahrhundert waren zutiefst bürgerliche Veranstaltungen, die vor

bürgerlicher Ideologie nur so trieften. Die Deutsche

Friedensgesellschaft der Zwischenkriegszeit war eine de facto eine

Veteranen-Organisation (auch die heute gerne hochgehaltenden damaligen

„Schmuddelkinder“ Tucholsky und Ossietzky waren Überlebende des

Krieges). In der Nachkriegszeit spielten nationalistische Motive bei den

Protesten gegen die Wiederbewaffnung eine große Rolle. In der

Nachrüstungsdebatte verzichtete die Friedensbewegung aus politischem

Kalkül darauf, sich im Krefelder Appell von diesem Erbe zu

verabschieden. Und so wabern nationalistische Ideologien bis heute durch

die Friedensbewegung. Es wäre völlig falsch, vor lauter

Regenbogen-Fahnen und guten Vipes die Augen vor dieser Tatsache zu

verschließen."


Das ist das Statement der AMAB. Mir stellt sich die Frage: Wie ist das

mit der Mitgliedschaft in der DFG/VK zu vereinbaren?


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Ich vermute, dass aus der

-- ADAB = Antideutsche Aktion Berlin:

https://antideutsch.org/author/antideutscheaktionberlin/

-- die AMAB = Antimilitaristische Aktion Berlin:

https://amab.blackblogs.org

hervogegamgen ist.



Auch stimmt bedenklich, wenn die AMAB gegen Sahra Wagenknecht in

Stellung geht: "Friedensschwurbel lohnt sich nicht"

https://amab.blackblogs.org/2023/02/26/b2502-friedensschwurbel-lohnt-sich-nicht/

Denn die ADAB und das Antideutschtum ist über Klaus Lederer sogar mit

einem bestimmten Flügel der Linkspartei verbunden (siehe dazu auch

Hanloser, S. 266).

https://antideutsch.org/2017/11/09/mit-augstein-reden/


Ein aktuelles Wagenknecht-Bashing findet unter einer von den

Antideutschen oft genutzten Parole / Überschrift:


„Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder.“


https://antideutsch.org/2023/02/22/heisser-krieg-kalter-frieden/


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Viele Mitglieder berichteten mir, dass die AMAB keine PazifistInnen

sind, ja noch nicht mal KriegsgegnerInnen. Die AMAB ist für

Waffenlieferungen und, guckt man näher hin, setzt sie sich auch für den

Wirtschaftskrieg ein; siehe zum Beispiel auf der Site "Jugend" der

DFG/VK: https://jugend.dfg-vk.de/gaz-off-klimaschutz-statt-krieg/


Schaut auf der AMAB-Website und fragt sie selbst!

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Wie kann die DFG/VK eine Stimme des Pazifismus sein, wenn sie die

Schmähungen der Friedensbewegung sogar in den eigenen Reihen duldet und

fördert?


Mit kämpferisch-pazifistischen Grüßen von Felix

06.03.2023

Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Wie Desinformation zu einer mächtigen Waffe wurde

correctiv.org, vom 24. Februar 2023, von Sophie Timmermann

Der russische Angriffskrieg jährt sich – und war von Beginn an ein Nährboden für Desinformation. Im Netz streuen Hackergruppen, staatliche Akteure und Telegram-Nutzer Falschmeldungen. Wir schauen zurück auf die hartnäckigsten Narrative und wer sie verbreitet.









Seit einem Jahr tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine und liefert Munition für Verbreiter von Desinformation (Collage: Ivo Mayr / Correctiv; Vorlagen von Picture Alliance, Google Maps )


Es beginnt vergleichsweise harmlos. In einer Sondersitzung des russischen Sicherheitsrates am 21. Februar 2022 berät Russlands Präsident Wladimir Putin über die Anerkennung der selbsternannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine. Angeblich „live“, so labelt es das russische Staatsfernsehen. Doch sie haben ein Detail nicht bedacht: Die Armbanduhren der Teilnehmenden. Sie entlarven, dass die Sitzung bereits Stunden vorher aufgenommen wurde.

Eine Lüge, der schnell zahlreiche weitere folgen, als der Kreml wenige Tage später, am 24. Februar, seinen Angriffskrieg auf die Ukraine beginnt. Aufnahmen eines zerstörten Wohnblocks im ukrainischen Tschuhujiw am ersten Tag des Kriegs machen klar: Der Aussage des russischen Verteidigungsministeriums, es würde „keine Raketen-, Luft- oder Artillerieangriffe auf ukrainische Städte“ geben, ist wenig Glauben zu schenken.


Früh mischen sich alte Aufnahmen unter aktuelle, tatsächliche Angriffe werden in Frage gestellt. Auf Tiktok werden Jugendliche ungefiltert mit Kriegsszenen, Leid und Zerstörung konfrontiert. Im Netz polarisieren Begriffe wie Nato-Osterweiterung, „Nazis in der Ukraine“, „Sozialtourismus“ und „Korruption“.


Seit dem ersten Tag des Angriffskrieges gehen wir Gerüchten nach, untersuchen die Glaubwürdigkeit von Bildmaterial und decken Falschmeldungen auf. Mehr als 150 Behauptungen haben wir bisher überprüft. Immer wieder begegnen uns dieselben Narrative. Sie sind mächtige Waffen im Krieg, denn sie beeinflussen das Meinungsbild der Gesellschaft, erzeugen Feindbilder, steuern Sympathien für die Kriegsparteien und schüren Hass gegen Geflüchtete. Im Folgenden zeigen wir, welche Erzählungen sich hartnäckig halten und wer nicht müde wird, sie zu verbreiten.

 

Sondersitzung mit russischen Teilnehmenden mit Blick auf ihre Uhren

Eine Lüge, der schnell weitere folgten: Fotos der russischen Sondersitzung vom 21. Februar offenbaren, dass diese nicht live übertragen wurde. Russische Staatsmedien übertrugen die angebliche „Live-Sitzung“ am Abend. Die Uhren, im Foto zur besseren Kenntlichmachung gedreht, zeigen, dass die Sitzung jedoch viel früher aufgenommen wurde. (Quelle des Originalfotos: Kreml / Screenshot, Markierungen und Bearbeitungen: CORRECTIV.Faktencheck).


Desinformation kommt auch von proukrainischer Seite – aber die prorussische überwiegt

Unwahrheiten kommen von vielerlei Seite, auch der ukrainischen. So teilten ukrainische Webseiten und Nutzer mehrfach Bilder über angebliche Kriegserfolge und Überlebende von russischen Angriffen in einem falschen Kontext (hier und hier). Doch bislang überwiegt das Ausmaß prorussischer Desinformation.


Über offizielle Twitter-Kanäle und russische Nachrichtenagenturen liefert Russland fadenscheinige Argumente und Belege, die den völkerrechtswidrigen Angriff legitimieren sollen. Die Ukraine betreibe ein geheimes Biowaffen-Programm und baue an einer schmutzigen Bombe. Vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen leugnen russische Vertreter Angriffe auf Zivilisten – die Bilder aus Butscha und Mariupol sprechen eine andere Sprache.


Als Antwort auf die russische Propaganda sperrt die Europäische Union im März und Juni russische Staatsmedien wie Rossiya 24, Sputnik und RT – ehemals Russia Today. Ihre Inhalte sollen in den EU-Mitgliedsstaaten nicht mehr zugänglich sein. Dass die Sanktionen, zumindest in Bezug auf RT, wenig zu bringen scheinen, zeigten wir in einer ausführlichen Recherche.


Und Russland bekommt Schützenhilfe – auf Telegram. Der Kanal „Neues aus Russland“, betrieben von der zuvor unbekannten Alina Lipp, wird in wenigen Wochen zum Sprachrohr prorussischer Propaganda in Deutschland. Aktuell folgen dem Kanal etwa 185.000 Accounts. Lipp bringt ihrem vorwiegend deutschen Publikum Kriegspropaganda näher und malt gleichzeitig für ihr russisch- und englischsprachiges Publikum das Bild eines düsteren Deutschlands ohne Meinungsfreiheit. Wie es dazu kam, lesen Sie hier.


Alina Lipp wurde mit ihre Telegram-Kanal „Neues aus Russland“ innerhalb weniger Wochen zum Sprachrohr des Kreml in Deutschland (Quelle: Telegram; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)




Neben Newcomerinnen wie Lipp mischen auch alte Bekannte der Desinformations-Szene mit. Unsere Analyse im März zeigt: Viele Kanäle von Corona-Kritikern halten die westliche Berichterstattung und die Schuldzuweisungen an Putin für unglaubwürdig. Manche sehen den Krieg als weiteren Teil einer großen Verschwörung, Stichwort „Great Reset“. Einige wenige verurteilen Russland explizit. Dass Putin das „Treiben vor seiner Haustür“ nicht tolerieren könne, speziell was die Ausdehnung der Nato betreffe, bleibt jedoch eine verbreitete Haltung. Wir widmeten der vermeintlichen Kontroverse um die Erweiterung der Nato nach Osten und dem angeblichen Wortbruch des Westens eine eigene Recherche.


Was steckt hinter Putins Narrativ von „Nazis“ in der Ukraine?

Die Namen des Bataillons Asow und des ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera sind wohl mittlerweile vielen Menschen geläufig. Sie stehen für eines der weitverbreitetsten prorussischen Narrative, mit dem Putin den Krieg rechtfertigen will: Die angebliche Entnazifizierung der Ukraine. Der Kreml und seine Anhänger werden nicht müde, das Land als von Faschisten und Neonazis regiert darzustellen. Was dahinter steckt, haben wir in einem Hintergrundbericht ausführlich zusammengetragen.


Unbestritten ist, dass es in der Ukraine – wie auch in Deutschland und Russland – Neonazis gibt. Die Debatten im Netz sind jedoch gespickt mit manipulierten Bildmontagen oder falschen Behauptungen. So wurde beispielsweise ein Video gefälscht, das belegen soll, ukrainische Fußballfans hätten „Sieg Heil“ auf ein Plakat bei der Fußball-WM in Katar geschmiert. Eine Zeichnung davon schafft es vermeintlich auf das Cover von Charlie Hebdo – ebenfalls eine Fälschung. Ein Aufnäher auf der Jacke des ukrainischen Präsidenten zeige ein Nazi-Symbol, heißt es fälschlich. Was jedoch stimmt: Ein General der ukrainischen Armee posierte tatsächlich vor einem Gemälde von Stepan Bandera.


Die Propaganda wirkt, wie ein Bericht des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) zeigt. Einer Umfrage in Deutschland zur Aussage „Der Krieg in der Ukraine war notwendig, um dort die faschistische Regierung zu beseitigen“, stimmten im Oktober 2022 neun Prozent der Befragten zu; im April waren es noch fünf (PDF, Seite 5).


Im April geraten auch Christian Lindner, Karl Lauterbach und Olaf Scholz ins Fadenkreuz russischer Desinformation: Ihnen wird eine falsche Nazi-Vergangenheit angedichtet. Die Spur führte zu einem bekannten russischen Oligarchen, der sich kürzlich mit der Gründung der „Trollfabrik“ Internet Research Agency brüstete.


Im Video: Nazi-Großväter deutscher Politiker? Die Lügen eines russischen Oligarchen

Vorwürfe einer Inszenierung erreichen traurigen Höhepunkt in Butscha

Manche Narrative wirken angesichts des fortlaufenden Krieges geradezu grotesk. Zum Beispiel, wenn es heißt, Verletzungen von ukrainischen Bürgerinnen und Bürgern seien inszeniert – angeblich alles nur Schminke, Szenen gespielt von Schauspielerinnen. Echtes Leid wird so als Inszenierung abgetan. Einen traurigen Höhepunkt erreicht dieses Narrativ mit dem Massaker in Butscha. Mehrfach wird versucht, die Bilder von Leichen aus dem Kiewer Vorort als Inszenierung der Ukraine darzustellen (unsere Faktenchecks zu Butscha lesen Sie hier, hier, hier und hier). 

Auch Medien geraten ins Schussfeuer. Ihnen wird eine verzerrte Berichterstattung vorgeworfen. Die Belege dafür? In vielen Fällen werden Medienberichte gefälscht oder aus dem Kontext gerissen (zum Beispiel hier oder hier). Eine beliebte Masche der Desinformation – die oft nicht auf den ersten Blick zu entlarven ist und so mit einfachen Mitteln Unsicherheit stiftet.


Teilweise nähren aber auch tatsächliche politische Vorkommnisse in der Ukraine Desinformation rund um das Narrativ einer „Inszenierung“ – wie der Fall um Lyudmila Denisova. Die Menschenrechtsbeauftragte wird Ende Mai vom ukrainischen Parlament entlassen, nachdem berechtigte Zweifel an ihren Schilderungen über Fälle sexualisierter Gewalt durch russische Soldaten bekannt wurden. Denisova sprach von Fällen, die sie nicht belegen konnte. Doch: Dass es solche Vorfälle gab oder gibt, ist nicht strittig, sie wurden unter anderem von den Vereinten Nationen dokumentiert.


Bilder der Verwüstung in der ukrainischen Stadt Butscha gingen um die Welt (Quelle: Picture Alliance / Associated Press / Rodrigo Abd)



Humanitäre Hilfe und Waffenlieferungen an die Ukraine als Vorlage für Desinformation im Krieg

Länder weltweit bekunden seit Beginn des Krieges ihre Solidarität mit der Ukraine. Sie beschließen finanzielle Hilfspakete, liefern Waffen. Beides bietet eine Vorlage für irreführende Behauptungen über die Veruntreuung von Geldern und über Waffen, die angeblich auf dem europäischen Schwarzmarkt landen. Fest steht: Die Ukraine hat seit Jahren ein Korruptionsproblem, 2022 landete sie auf dem weltweiten Korruptionsindex von Transparency International auf Platz 116 von 180. Zum Vergleich: Russland lag auf Platz 137 und Deutschland auf Platz 9.


Ein tatsächlicher Korruptionsfall rund um die Lieferung von Lebensmitteln wird Anfang 2023 bekannt. Andere Erzählungen über eine Veruntreuung von Hilfsgeldern entpuppen sich als aus dem Zusammenhang gerissene Zitate oder internationalen Organisationen zugeschriebene, aber erfundene Berichte (hier und hier).


Zunehmende Waffenlieferungen schüren darüber hinaus Sorge vor Waffenschmuggel. Der Frage, ob es berechtigte Sorgen gibt, dass an die Ukraine gelieferte Waffen in falsche Hände geraten, haben wir uns im Oktober ausführlich gewidmet. Die vermeintlichen Belege dafür weisen zahlreiche Ungereimtheiten auf, die Spur führt ins Darknet und zu prorussischen Telegram-Kanälen. Erzählungen dazu entpuppen sich immer wieder als falsch oder unbelegt – wie zum Beispiel im November eine Geschichte aus Finnland


Desinformation zum Thema schafft es auch bis in den Norden Deutschlands. In Bremen seien Stinger-Raketen aufgetaucht, die für die Gegenoffensive in Charkiw bestimmt waren. Die Geschichte: erfunden, ein dazu kursierendes Video manipuliert. Der Fall offenbart eine weitere Masche: Mit gefälschten Briefe von Politikern sollte gezielt Desinformation gestreut werden – auch hier führt die Spur zu prorussischen Hackergruppen. 

Sanktionstracker – Alle Sanktionen gegen Russland im Live-Überblick

Friedrich Merz greift Gerücht über ukrainischen „Sozialtourismus” auf

Eine der größten Desinformationsoperationen beginnt im Mai. Mit Fälschungen von mehr als 60 Webseiten großer Medien werden Fakes über die Ukraine verbreitet. Darunter sind täuschend echt wirkende Imitate vom Spiegel, Süddeutscher Zeitung, Tagesspiegel und der Bild. Das Ziel: Über gefälschte Nachrichtenartikel Stimmung gegen die Ukraine und ukrainische Geflüchtete in Europa schüren. Mehrere europäische Länder sind betroffen – allen voran Deutschland.


Schon früh wird Stimmung gegen die Menschen gemacht, die aus der Ukraine nach Deutschland fliehen. Es wird fälschlich behauptet, sie würden ihre Unterkünfte anzünden oder verwüsten, dürften früher in Rente gehen als Deutsche, würden bei der KFZ-Versicherung bevorzugt oder bekämen 500 Euro Begrüßungsgeld. Eine erfundene Anekdote über eine ukrainische Frau, die beim Frisör nicht zahlen wollte, macht in Sachsen die Runde. Auf Tiktok heißt es, auf Mallorca würden Hotels mit deutschem Steuergeld für ukrainische Geflüchtete umgebaut, oder dass die Bundesregierung einen Solidaritätszuschlag für die Ukraine eingeführt habe. Viele kleine Falschbehauptungen tragen kontinuierlich dazu bei, Hass auf geflüchtete Menschen zu schüren. 

Die gänzlich unbelegte Behauptung, Ukrainerinnen und Ukrainer würden „Sozialtourismus“ betreiben – also kurz einreisen, Hartz IV beantragen und zurück in die Heimat fahren – wurde sogar kurzzeitig von CDU-Chef Friedrich Merz verbreitet.


Eine besonders perfide Behauptung macht zudem im März in Nordrhein-Westfalen die Runde. Ukrainische Geflüchtete hätten einen russischsprachigen Jugendlichen in Euskirchen „zu Tode geprügelt“. Der Fall ist frei erfunden. Tatsächlich gibt es aber mehrere Berichte über echte anti-russische Vorfälle. Zum Beispiel als im März eine Münchner Klinik keine russischen Menschen mehr behandeln wollte. Oder das Schreiben einer Bäckereikette aus Baden-Württemberg, die „Russischen Zupfkuchen“ umbenennen wollte. Beide Fälle lösten nach Bekanntwerden Empörung aus und führten zu Entschuldigungen.


Einmal etabliert, werden die Narrative immer wieder bedient. Und sie wirken, vor allem bei denjenigen, die verunsichert sind. Deshalb bleiben wir am Ball und recherchieren weiter zu Falschmeldungen rund um den russischen Angriffskrieg. Sie wollen uns dabei unterstützen? Dann schicken Sie uns Hinweise zu potenziellen Falschbehauptungen per Whatsapp an die Nummer +49-151-17535184 oder nutzen unser Online-Formular. Tipps zum Umgang mit Desinformation und Verschwörungstheorien im Angriffskrieg gibt es auch bei der Amadeu-Antonio-Stiftung.

Redigatur: Matthias Bau, Uschi Jonas


Update 27. Februar 2022: Wir haben in einer Bildunterschrift verdeutlicht, dass die Uhren im abgebildeten Foto von uns gedreht wurden, um die Uhrzeit besser zu erkennen. 

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Diese Falschinformationen und Gerüchte kursieren zum Russland-Ukraine-Krieg

International verbreiten sich in Sozialen Netzwerken Gerüchte und fragwürdige Informationen zum Krieg in der Ukraine. Was dahinter steckt, und welche Behauptungen auch in Deutschland kursieren, dokumentieren…

Aftermath of morning missile attack by Russian troops in Zaporizhzhia

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Asow, Bandera und Co.: Was steckt hinter Putins Narrativ von „Nazis“ in der Ukraine? Wladimir Putin rechtfertigt seinen Einmarsch in die Ukraine damit, das Land von Faschisten befreien zu wollen – immer wieder fällt in der russischen Propaganda der Name…

putin-asow

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Kriegsgrund Nato-Osterweiterung

Nato-Osterweiterung: Was Russland und der Westen vereinbarten – und was nicht

Ein gebrochenes Versprechen des Westens? Die Nato-Osterweiterung hätte nie stattfinden dürfen, rechtfertigte Putin seinen Angriff auf die Ukraine. Doch so eindeutig ist die historische Sachlage nicht…

nato-korrektur

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„Mit wenigen Handgriffen“: Wie RT DE die EU-Sanktionen umgeht Im März sperrt die EU russische Sender. Darunter RT, früher bekannt als Russia Today. Seitdem bewirbt der deutsche Ableger RT DE digitale Schlupflöcher: Spiegelseiten, über die…

Über-Spiegelseiten-verbreitet-RTDE-weiter-prorussische-Inhalte

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Sorgen vor Waffenschmuggel: Geraten an die Ukraine gelieferte Waffen in falsche Hände? Weltweit liefern Länder seit Beginn des Angriffskriegs Waffen an die Ukraine. Zeitgleich verbreiteten sich in Sozialen Netzwerken Videos und Fotos, die angeblich den Verkauf solcher Waffen…

Symbolbild: Spekulationen über illegalen Waffenhandel in der Ukraine

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unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Lost in EUrope Update

Eiszeit mit China, Tauwetter mit UK – und Deutschland stoppt Verbrenner-Aus


lostineu.eu, 4. März 2023

Was bleibt von der Europapolitik der vergangenen Woche? Mit einem neuen Brexit-Deal nähern sich UK und EU wieder an. Deutschland stoppt das Verbrenner-Aus. Die USA wollen den Wirtschaftskrieg auf China ausweiten.

China sieht “keine grundlegenden strategischen Differenzen und Konflikte” mit der EU. Man betrachte Europa als “umfassenden strategischen Partner”, sagte der Sprecher der Jahrestagung des Volkskongresses, Wang Chao in Peking.

Doch das Liebeswerben kommt wohl zu spät. Die EU geht auf Distanz. Erst wurde die chinesische TikTok-App auf allen Diensthandys in Brüssel verboten. Als Nächstes dürften Sanktionen kommen – gemeinsam mit den USA.

So plant es US-Präsident Biden, der Kanzler Scholz zu Gast hatte. Biden will Deutschland auf einen harten Anti-China-Kurs einschwören. Als Begründung müssen angebliche Pläne für Waffenlieferungen an Russland herhalten.

Wie üblich ist Außenministerin Baerbock ganz auf der amerikanischen Linie. In der kommenden Woche will auch Kommissionspräsidentin von der Leyen nach Washington reisen, um die nächsten Schritte abzusprechen.

Für die deutsche und europäische Wirtschaft verheißt dies nichts Gutes. China war 2022 zum 7. Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Die USA liegen auf Platz 2, wollen nun aber den Kurs vorgeben…


Scheitert der Green Deal?

Vielleicht ist es die Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg, die die Bundesregierung zu einer ungewöhnlichen Notbremse bewegte. Kurz vor der entscheidenden Ratssitzung in Brüssel stoppte Berlin das Verbrenner-Verbot.

So etwas hat es seit mehr als 20 Jahren nicht gegeben; Deutschland lässt ein EU-Gesetzgebungsverfahren auf der Ziellinie platzen. Schuld ist der Streit in der Koalition um sog. E-Fuels; die FDP besteht auf Änderungen.

Bedeutet das mehr oder weniger Klimaschutz, scheitert gar der “Green Deal”? Ungewiß. Klar ist nur, dass das Problem innerdeutsch geregelt wird – von der Leyen ist am Sonntag bei der Regierungsklausur in Meseberg.

Sie will nachbessern…


Brexit-Deal aufgeweicht

Was war noch? Nach jahrelangem Streit hat die EU nachgegeben und den Brexit-Deal aufgeweicht. Diesmal geht es um das Nordirland-Protokoll, das den Warenverkehr regelt. Nordirland bekommt Zugang zum Binnenmarkt.

Jahrelang hat die EU versucht, genau dies zu verhindern. Nun wird es als großer Durchbruch gefeiert, von der Leyen und Premier Sunak sprechen sogar von einem “neuen Kapitel” der Beziehungen.

In Wahrheit geht es wohl darum, die Reihen zu schließen. Das UK gehört außenpolitisch zu den Hardlinern, im Ringen mit Russland und China will sich die EU keinen Dauerstreit um den Brexit leisten…

Mehr Chroniken hier. Abonnement per Mail (kostenlos) hier. Und hier noch die drei besten Blogposts der vergangenen Woche:



Mehr Krieg oder endlich Verhandlungen? – Scholz und Leyen in Washington 2. März 2023

Nach Kanzler Scholz will auch EU-Chefin von der Leyen in die USA reisen und mit Präsident Biden sprechen. Bei dem Besuch am 8. März gehe es um “transatlantic relations, trade, strategic sectoral partnerships and cooperation in support of Ukraine”, heißt es in Brüssel.

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Geopolitik: Scholz und Macron haben die halbe Welt verloren 28. Februar 2023

Kanzler Scholz hat sich in Indien eine Abfuhr eingeholt – das Land will nicht auf Anti-Russland-Kurs einschwenken. Es ist bereits die zweite große Klatsche; zuvor hatte Brasilien “nein” gesagt. Frankreichs Staatschef Macron geht es kaum besser; auch er verliert im geopolitischen Machtpoker.

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Ein Jahr Ukraine-Krieg: Fragwürdige historische Parallelen 26. Februar 2023

Zum Jahrestag des Ukraine-Kriegs werden viele historische Parallelen gezogen. Die einen reden von 1916, die anderen von 1933 oder 1938. Was lernen wir daraus im Jahr 2023?

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Info: https://lostineu.eu/tauwetter-mit-uk-eiszeit-mit-china-und-deutschland-stoppt-das-verbrenner-aus


unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.

06.03.2023

Kampfpanzer statt Dialyse   Waffenschmiede Rheinmetall verdrängt Dialysespezialisten Fresenius Medical Care aus dem Dax und will Panzerwerk in der Ukraine bauen. Deutsche Rüstungsbranche gilt als „stärkste in Europa“.

german-foreign-policy.com, 6. März 2023

DÜSSELDORF (Eigener Bericht) – Die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall steigt in den Dax auf und verdrängt den Dialysespezialisten Fresenius Medical Care aus der Gruppe der 40 größten deutschen Aktienunternehmen. Rheinmetall, schon heute der größte rein nationale Rüstungskonzern der Bundesrepublik, expandiert unter anderem in der boomenden Munitionsproduktion und will ein Werk für die Produktion hochmoderner Kampfpanzer („Panther“) in der Ukraine errichten. Grundlage ist die drastische Aufrüstung der westlichen Staaten und ihrer Verbündeten in den Machtkämpfen vor allem gegen Russland, aber auch gegen China. Die deutsche Rüstungsindustrie profitiert davon auf nationaler Ebene über Aufträge der Bundeswehr, aber auch international über die Ausweitung der Rüstungsausfuhr in andere NATO- oder NATO-nahe Staaten. Bisher ist die deutsche Kernbranche relativ überschaubar und erwirtschaftet einen Umsatz, der – mangels einheitlicher Daten erheblich divergierend – mit Werten zwischen elf und 30 Milliarden Euro pro Jahr beziffert wird. Obwohl Branchenriesen wie BAE Systems und Thales in Deutschland noch nicht existieren, gilt die deutsche Rüstungssparte unter Experten als „die stärkste in Europa“.


Zitat: Die deutsche Rüstungsbranche

Zur derzeitigen Stärke der deutschen Rüstungsindustrie liegen erheblich voneinander abweichende Angaben vor. Eine aktuelle Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beziffert den Umsatz, den die Kernunternehmen der Branche in Deutschland im Jahr 2020 erzielten, auf 11,3 Milliarden Euro; die Zahl der Beschäftigten wird mit rund 55.000 angegeben.[1] Zum Vergleich: Die 786.000 Beschäftigten der deutschen Automobilindustrie, der mit Abstand größten Industriebranche in der Bundesrepublik, erwirtschafteten im Jahr 2021 einen Umsatz von 411 Milliarden Euro.[2] Höhere Zahlen nennt der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), laut dem bereits 2014 wohl rund 135.700 Personen in der deutschen Rüstungsindustrie tätig waren. Die Abweichungen ergeben sich unter anderem daraus, dass die deutsche Branche stark mittelständisch geprägt und schwer vollständig zu erfassen ist – amtliche Daten liegen nicht vor –, aber auch daraus, dass Unternehmen wie etwa Rheinmetall unterschiedliche Konzernsparten haben. So beliefert Rheinmetall auch die zivile Automobilindustrie. Laut dem IW könnte sich die Zahl der Beschäftigten, die im weiteren Sinne für die Rüstung arbeiten, auf bis zu 300.000 belaufen. Der BDSV bezifferte den Umsatz bereits für 2014 mit rund 28,5 Milliarden Euro.[3]


„Die stärkste in Europa“

Die stark mittelständisch geprägte Struktur der deutschen Rüstungsindustrie spiegelt sich auch im internationalen Vergleich wider. Auf der Liste der 100 größten Rüstungskonzerne weltweit, die das Stockholmer Forschungsinstitut SIPRI jährlich publiziert, finden sich stets nur vier deutsche Unternehmen – zur Zeit Rheinmetall (Platz 31), ThyssenKrupp (Platz 55), Hensoldt (Platz 69) und Diehl (Platz 99). Dominiert wird die Liste von US-Konzernen, die unter anderem die fünf Spitzenplätze belegen und 51 Prozent des Umsatzes der 100 weltgrößten Rüstungsfirmen erarbeiten. Größter europäischer Rüstungskonzern war im Jahr 2021 die britische BAE Systems mit einem Rüstungsumsatz von rund 26 Milliarden US-Dollar; es folgten die italienische Leonardo (Rüstungsumsatz: 13,9 Milliarden US-Dollar) sowie der französische Thales-Konzern (9,8 Milliarden US-Dollar). Deutsche Firmen waren an den multinationalen Rüstungsunternehmen Airbus (Umsatz: 10,9 Milliarden US-Dollar), MBDA (5 Milliarden US-Dollar) und KNDS (3 Milliarden US-Dollar) beteiligt. Auch wenn die größten europäischen Waffenschmieden in Großbritannien, Italien und Frankreich ansässig sind, so sei in der Summe doch die deutsche Branche „die stärkste in Europa“, wird der Hauptgeschäftsführer des BDSV, Hans Christoph Atzpodien, zitiert.[4]


Boom im In- und Ausland

Dabei befindet sich deutsche Branche schon seit geraumer Zeit im Aufwind. Zwar wird der Anteil der unmittelbaren Rüstungsausgaben am deutschen Militärhaushalt zur Zeit auf nur 18,5 Prozent beziffert.[5] Allerdings steigt der Militärhaushalt seit Jahren kontinuierlich an, erreichte im Jahr 2021 bereits 46,9 Milliarden Euro und überschritt im vergangenen Jahr zum ersten Mal die Schwelle von 50 Milliarden Euro. Verteidigungsminister Boris Pistorius fordert zudem eine Aufstockung des Wehretats um mindestens zehn Milliarden Euro im Jahr; hinzu kommen Mittel aus dem Sonderprogramm von 100 Milliarden Euro, dessen Erhöhung ebenfalls bereits gefordert wird.[6] Freilich konkurrieren etwa auch US-Rüstungskonzerne um Aufträge bei der Bundeswehr.[7] Darüber hinaus nehmen die Rüstungsexporte deutscher Waffenschmieden seit Jahren zu. Im Fünfjahreszeitraum von 2017 bis 2021 war Deutschland laut SIPRI-Statistik mit einem Weltmarktanteil von 4,5 Prozent der fünftgrößte Exporteur von Kriegsgerät. Pendelte der Wert der Rüstungsexporte, die die Bundesregierung jedes Jahr genehmigt, seit 2015 zunächst um sieben Milliarden Euro, so liegt er seit 2019 fast durchweg oberhalb von acht Milliarden Euro. Nach einem vorläufigen Spitzenwert im Jahr 2021, der 9,35 Milliarden Euro betrug, beliefen sich die Ausfuhrgenehmigungen für Kriegsgerät 2022 laut vorläufigen Angaben immer noch auf 8,35 Milliarden Euro.[8]


Harte Konkurrenz

Mit einem weiteren Wachstum des deutschen Rüstungsexports ist zu rechnen. Maßgeblich angetrieben wird es von der Eskalation der Machtkämpfe des Westens gegen Russland sowie gegen China, die sich bereits im Zwei-Prozent-Ziel der NATO niedergeschlagen hat und nun zur Debatte um die Einführung eines Drei-Prozent-Ziels führt (german-foreign-policy.com berichtete [9]). Bei der Aufrüstung der NATO-Staaten Ost- und Südosteuropas kamen deutsche Waffenschmieden bisher zum Beispiel in Litauen [10] und in Ungarn [11] zum Zug. Allerdings ist der Markt heftig umkämpft; Polen etwa, das einst deutsche Leopard-2-Panzer erwarb, schwenkt bei der Beschaffung von Kampfpanzern um, kauft zunächst M1 Abrams aus den USA und wird perspektivisch vor allem südkoreanische Kampfpanzer vom Typ K2 abnehmen.[12] Die kostengünstigeren K2 könnten sich nach Einschätzung von Fachleuten auf lange Sicht zu einer Bedrohung für die starke deutsche Position auf dem Panzermarkt der europäischen NATO-Staaten entwickeln. Umgekehrt war Südkorea in den Jahren von 2017 bis 2021 laut SIPRI-Angaben der größte Käufer deutscher Großwaffen überhaupt. Das ist eine Folge der Aufrüstung des Westens und seiner Verbündeten gegen China: Der Anteil der deutschen Rüstungsexporte nach Asien und in die Pazifikregion stieg von 24 Prozent (2013 bis 2017) auf 40 Prozent (2017 bis 2021).


Rekordjahr 2022

Eine zentrale Stellung bei Aufrüstung und Rüstungsexport hat schon seit Jahren Deutschlands größter nationaler Rüstungskonzern, Rheinmetall, inne. Das Düsseldorfer Unternehmen konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr laut vorläufigen Ergebnissen um rund 13 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro steigern; von einem „Rekordjahr“ ist die Rede.[13] Wie zu hören ist, will der Konzern seinen Umsatz bis 2025 gegenüber 2021 verdoppeln und auch danach stark wachsen. Im vergangenen Jahr hat er unter anderem begonnen, in der Munitionsproduktion zu expandieren, die gegenwärtig – dies nicht zuletzt mit Blick auf den Munitionsbedarf der ukrainischen Streitkräfte – in besonderem Maß gefördert wird; so hat er den spanischen Munitionshersteller Expal Systems erworben und zugleich begonnen, die eigene Fertigung kräftig auszubauen.[14] Auch hat der Konzern einen neuen Kampfpanzer (KF 51, „Panther“) vorgestellt, der als mögliches Nachfolgemodell des Leopard 2 gilt. „Für rund 200 Millionen Euro“ könne Rheinmetall ein Werk zur Produktion des Panther in der Ukraine aufbauen, ließ sich zuletzt Konzernchef Armin Papperger zitieren.[15] Papperger behauptet, das Werk könne mit Flugabwehrsystemen problemlos gegen russische Luftangriffe geschützt werden. Allerdings wäre es auch für die massive Nachkriegsaufrüstung der Ukraine geeignet, über die mittlerweile diskutiert wird (german-foreign-policy.com berichtete [16]).


Ein Erfolgskonzern

Am Freitag teilte die Deutsche Börse mit, dass der Erfolgskonzern Rheinmetall in den Dax aufgenommen wird, den Index der 40 größten deutschen Aktienunternehmen. Rheinmetall gilt an der Börse zur Zeit als hochattraktiv; sein Kurs hat sich seit dem 24. Februar 2022 nahezu verdoppelt, sein Börsenwert ist auf annähernd elf Milliarden Euro gestiegen.[17] Mit ihrem raschen Aufstieg verdrängt die Waffenschmiede nun Fresenius Medical Care aus dem Dax. Fresenius Medical Care war seit 1999 im Dax gelistet. Sein Geschäftsfeld – der Konzern ist auf Dialyse spezialisiert – gilt zur Zeit als weniger attraktiv.

 

[1] Klaus-Heiner Röhl, Hubertus Bardt, Barbara Engels: A New Era for the Defense Industry? IW Policy Paper 1/2023. Köln, 03.02.2023.

[2] Automobilindustrie. bmwk.de.

[3] Die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in Zahlen. bdsv.eu. S. auch unsere Rezension: „Im Rüstungswahn“.

[4] Wie die Rüstungsindustrie dasteht. tagesschau.de 03.02.2023.

[5] Deutsche Rüstungsindustrie: Eine Branche im Umbruch. idw.de 29.03.2022.

[6] S. dazu Das Scheitern der europäischen Autonomie.

[7] S. dazu Festtage für die Rüstungsindustrie (II).

[8] Rüstungsexporte 2022 bei 8,35 Milliarden Euro. zdf.de 27.12.2022.

[9] S. dazu Das Scheitern der europäischen Autonomie.

[10] S. dazu Tabubrecher im Zweiten Kalten Krieg.

[11] S. dazu Ein Bundesverkehrswegeplan für die Rüstung.

[12] S. dazu Die Schlacht um den Panzermarkt.

[13] Ad-hoc: Rheinmetall AG mit Rekordjahr. rheinmetall.com 06.01.2023.

[14] S. dazu „Wie die USA im Zweiten Weltkrieg“.

[15] Rheinmetall plant mit Auftrag für Panzerwerk. zdf.de 04.03.2023. S. auch Der Panthersprung nach Kiew.

[16] S. dazu „Untragbare Opfer“.

[17] Rheinmetall steigt in den Dax auf. tagesschau.de 04.03.2023.


Info: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9183

05.03.2023

Das Vertuschungs-Komitee


Wir suchen die Wahrheit,
finden wollen wir sie aber nur dort,
wo es uns beliebt.
Marie von Ebner-Eschenbach


Liebe Leserinnen und Leser

Die wichtigste Aussage der letzten Woche hat der rumänische EU-Parlamentarier Cristian Terheş gemacht. In einer Sondersitzung zum Thema Covid-19 erklärte er am 28. Februar 2023: «Wir sind Zeugen des grössten Korruptionsskandals in der Geschichte der EU» (hier und hier).

Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Denn dieses Gremium, das die Rolle der EU-Kommission während der «Pandemie» kritisch unter die Lupe nehmen sollte, erfüllt seine Aufgabe nicht. Statt Demokratie und Menschenrechte zu schützen, werden alle Fehlleistungen und Rechtsverletzungen vertuscht.

Wieso akzeptieren EU-Parlamentarier, dass ihnen die Einsicht in die kompletten «Impfstoff»-Verträge verweigert wird? Bei einer Rede im Jahr 2022 setzte Terheş dies eindrucksvoll in Szene, als er seinen Kollegen mehrere Seiten dieser Dokumente vor die Nase hielt: Fast der gesamte Text war geschwärzt.

Wie kann es sein, dass Ursula von der Leyen nicht vor dem Komitee erscheinen muss, um Fragen über ihre Verstrickungen beim Abschluss der Verträge mit Pfizer-CEO Albert Bourla zu beantworten?

«Es ist offensichtlich, dass einige Gruppen des EU-Parlaments den Missbrauch und die Verschleierungen der Kommission verteidigen. Doch als Abgeordnete sind wir den Menschen und nicht Ursula von der Leyen verpflichtet», betonte Terheş.

Auch beim Bericht des Covid-Ausschusses wird maximal gemauschelt. So wird nicht nur die Tatsache ignoriert, dass die Verträge den Mitgliedern nicht vollständig vorgelegt wurden, auch der Skandal rund um die Textnachrichten zwischen Ursula von der Leyen und Albert Bourla wird unter den Teppich gekehrt.

Zudem spricht der Bericht weiterhin von «sicheren und wirksamen» Injektionen, was angesichts der aktuellen Kenntnis- und Datenlage so realitätsfremd ist, dass man auf böse Gedanken kommen könnte. Vertreter von Pfizer haben selbst zugegeben, dass die «Impfstoffe» die Übertragung des Virus nicht verhindern.

Noch übler: Es heisst, die «Impfungen» hätten 250’000 Leben gerettet. Damit verhöhnen die EU-Parlamentarier all die Menschen, die durch die experimentellen Präparate ums Leben kamen. Stockdüsteres Detail: Eine wissenschaftliche Methode zur Berechnung dieser Zahl wird nicht präsentiert.

Im gleichen Stil geht’s weiter: In den Unterlagen, die beispielsweise Moderna bei der EMA eingereicht hat, um die Zulassung für seinen «Impfstoff» zu erhalten, wurden Studien vorgelegt, die vor 2019 durchgeführt wurden. Dokumente belegen, dass der Pharmakonzern seine «Impfstoffe» seit 2016 getestet hat. Auch Pfizer/BioNTech begannen mit den Tests ihrer mRNA-Präparate drei Tage nach der Veröffentlichung der Gensequenz am 11. Januar 2020. «Wie ist das möglich?», fragte Terheş.

Totgeschwiegen wird auch die missbräuchliche Art und Weise, mit der das «Digitale Impfzertifikat» in ganz Europa durchgedrückt wurde. Genauso wie die Tatsache, dass es gegen Grundrechte verstösst, Menschen zu nötigen, sich diese Produkte injizieren zu lassen.

All das zeigt deutlich, dass sich die EU-Bürokraten nicht der Demokratie und den Menschen verpflichtet fühlen, sondern andere Interessen verfolgen.

Gleiches gilt für die Regierungen der Mitgliedsländer. Spanien feilt gerade an einem Gesetz zur Gründung der staatlichen Gesundheitsagentur AESAP. Institutionen, staatliche Organismen und jeder Bürger werden gezwungen sein, Gesundheitsdaten an diese Agentur weiterzuleiten.

In Deutschland werden ähnliche Pläne umgesetzt: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die «elektronische Patientenakte» ab 2024 angekündigt (hier und hier). Dadurch werden wir zum «gläsernen Patienten» und verlieren die Souveränität über unseren Körper.

Denn wo werden unsere Daten landen? Die spanische AESAP wird jedenfalls der EU-Generaldirektion für gesundheitliche Notfallvorsorge und Reaktion, HERA, unterstellt sein – und diese wiederum der WHO.

Das macht eines klar: Nationale Entscheidungsträger und EU-Verantwortliche wollen uns an eine dubiose Organisation «verschachern», die hauptsächlich von Multi-Milliardären wie Bill Gates und der Pharma-Mafia gegängelt wird.

Wie die Menschenrechtsgruppe Liberum vor einigen Tagen berichtete, hat die WHO die Abwicklungen rund um den «Pandemie-Vertrag» (International Health Regulations/IHR) beschleunigt. Dieser soll 2024 verabschiedet werden und wird der Organisation noch mehr Macht geben, was zu zahlreichen Verletzungen der Menschenrechte führen wird (hier, hier und hier).

Man muss davon ausgehen, dass diese plötzliche Eile nur einen Grund hat: Den Vertrag in trockene Tücher zu kriegen, bevor der gesamte Korruptionssumpf noch weiter auffliegt.

Herzlich

Wiltrud Schwetje

***********************


Die Gaspreise sind auf das Vorkriegsniveau gesunken. Wann kommen die tiefen Preise bei den Konsumenten an?

  • Wo soll man ansetzen, um den wachsenden Totalitarismus aufzuhalten. Antworten von Jimmy Gerum vom Leuchtturm ARD.
  • In den US-Supermärkten wird mehr geklaut, als die russische Armee kostet. Was wird gegen den Krieg in den Supermärkten unternommen, in den USA und in der Ukraine.
  • An der Demo der «Friedensbewegung» wurden Massnahmenkritiker explizit ausgeschlossen. Was ist die erstaunliche Reaktion von Nicholas Rimoldi, der am 11. März auf dem Bundesplatz einer grosse Friedensdemo organisiert?
  • Was kann man sonst noch für den Frieden tun, ausser an Demos gehen. Vorschläge von Europe for Peace.
  • Friedensbotschafter werden als Agenten Putins bezeichnet. Wird es den Mainstream-Medien gelingen, uns Angst vor einem Waffenstillstand einzujagen?
  • Die Pandemie scheint vorbei zu sein und sogar der befürchtete Pandemie-Pakt hat keine Mehrheit gefunden. Was plant die WHO als nächstes?
  • Die italienisch-schweizerische Doppelbürgerin Elly Schlein wurde zur Vorsitzenden der italienischen Sozialdemokraten. Was ist von ihr zu erwarten?
  • Und ganz zum Schluss: Wie soll man mit seinem Ego umgehen?

Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger


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Info:https://transition-news.org/das-vertuschungs-komitee

05.03.2023

Christiane Reymann spricht Klartext zur MSK (18.2.23)

aus e-mail von Irene Eckert, 5. März 2023, 16:16 Uhr


Ich kenne Christiane Reymann noch aus unserer Studi-Zeit in Marburg. Wir

waren im gleichen Studentenbund, Nicht immer war ich mit ihrer politischen

Linie einverstanden, aber diese Anti-Kriegs-Rede vom 18.o3. 23

https://www.youtube.com/watch?v=jM-9cy28esU ist großartig. Sie verdient

weiteste Verbreitung. Mit einem herzlichen Dankeschön an Christiane

 leite ich die  Aufzeichnung weiter! Das ist der Geist, mit dem ich mich

zutiefst verbunden fühle.


Mit solidarischen und Friedensgrüßen Irene Eckert


Eine aufrüttelnde, wunderbare Rede von Christiane Reymann,

Friedenskämpferin durch und durch.


Ich sende ihre Rede auch anlässlich des heutigen 10. Todestages von Hugo

Chavez, der als eine seiner letzten Handlungen die Gründung von CELAC-

Lateinamerika als Kontinent des Friedens- ins Leben rief gegen die Dominanz

der USA.


*Christiane Reymann spricht Klartext: *


Die Lage um den Ukrainekrieg wird brandgefährlich. Die Münchner

Sicherheitskonferenz war eine Kriegskonferenz. Christiane Reymann erinnert

daran, dass der Krieg schon lange vor dem 24.02.2022 begonnen hat – und

dass die Spirale der Eskalation noch nicht gestoppt ist. Sie hat auf einer

Kundgebung von „Frieden-jetzt“ am 18. Februar in Berlin gesprochen; die

Teilnehmerinnen, Teilnehmer waren nach fast drei Stunden Auftakt und

Demonstration durchnässt und durchgefroren.


https://www.youtube.com/watch?v=jM-9cy28esU

05.03.2023

++ Strafanzeige von „Aktion Aufschrei“ gegen Rheinmetall! ++ Prüffall für Generalbundesanwalt ++ Einsatz von VAE-Korvetten im Jemen-Krieg mit deutschen Bordgeschützen ++

aus e-mail von Jürgen Grässlin, 5. März 2023, 15:51 Uhr


*++ Strafanzeige von „Aktion Aufschrei“ gegen Rheinmetall! ++ Prüffall

für Generalbundesanwalt ++ Einsatz von VAE-Korvetten im Jemen-Krieg mit

deutschen Bordgeschützen ++*


Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,


dies sind brisante Informationen der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt

den Waffenhandel!“: Dank hervorragender Rüstungsexportrecherchen konnten

Journalisten und wir der Firma Rheinmetall Defence bei augenscheinlich

illegalen Machenschaften auf die Schliche kommen!


Der dringliche Verdacht: Rheinmetall Defence soll Korvetten des Typs

Baynunah der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit Marinegeschützen

nachgerüstet haben. Diese MLG-27-Geschütze waren im Fertigungswerk

„Rheinmetall Waffe Munition GmbH“ in Oberndorf a.N. (vormals

Mauser-Werke) hergestellt worden. Sie sollen mittels der

Baynunah-Kriegsschiffe letztlich im Jemen-Krieg zum Einsatz gekommen sein.


Unser Tübinger Rechtsanwalt Holger Rothbauer hat wegen der Geschehnisse,

so auch der Beteiligung der VAE-Marine an der umstrittenen Seeblockade

im Roten Meer, im Namen von Aktion Aufschrei Strafanzeige gestellt.

Diese richtet sich gegen mehrere Verantwortliche der Waffenschmiede

Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf.


Nach Informationen der /Welt am Sonntag/ hat der Generalbundesanwalt

mittlerweile ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Geprüft wird der

Anfangsverdacht der „Beihilfe an einem Kriegsverbrechen“. Noch

verschanzt sich das Unternehmen hinter Behauptung, keine unrechtmäßigen

Handlungen begangen zu haben.


Eine umfassende Beschreibung des augenscheinlich illegalen Waffendeals

findet sich im topaktuellen Bericht „Als deutsche Firmen schon einmal

Waffen für ein Kriegsgebiet lieferten“ des Chefreportes Investigation,

Hans-Martin Tillack, von /WELT.de/. Dieser dokumentiert u.a. über ein

Satellitenfoto den Aufenthalt von in Frankreich entwickelten

Baynunah-Korvetten im eritreischen Hafen von Assab.


Bis 2018 galt ein Waffenembargo der Vereinten Nationen gegen Eritrea.

Assab liegt lediglich 60 km vom Kriegsgebiet in Jemen entfernt. Bei der

Seeblockade sollen nicht nur militärische, sondern auch zivile

Versorgungsschiffe (u.a. durch Korvetten) aufgehalten worden sein. Der

Hunger, der Abertausenden von Menschen im Jemen den Tod brachte, wurde

als brutale Methode der Kriegsführung eingesetzt.


Neben Rheinmetall nennt WELT-Reporter Tillack auch die Verwicklungen von

Dynamit Nobel Defence (auf der Basis der Recherchen von #GermanArms).

Auch TDW in Schrobenhausen und Diehl Defence in Überlingen sollen

Waffenbestandteile an das Kriegsland VAE geliefert haben.


Bislang behauptete Bundeskanzler Olaf Scholz, der in der Ära der Großen

Koalition zeitweilig den Stellv. Vorsitz des Waffenexporte genehmigenden

Bundessicherheitsrats innehatte: Die Bundesregierung vertrete den

„klaren Kurs, dass wir nicht in Kriegsgebiete liefern“ (die Ukraine

bilde aufgrund des Verteidigungskrieges eine Ausnahme). Diese Behauptung

ist durch die Faktenlage der VAE-Exporte hart widerlegt.


Umfassende Hintergrundinformationen siehe in der von RA Rothbauer

übersandten *Digitaldatei von /WELT.de/ als Attachment anbei*.


Herzlichst

Jürgen Grässlin, Sprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den

Waffenhandel!“


--


www.juergengraesslin.com <http://www.juergengraesslin.com>


www.aufschrei-waffenhandel.de <http://www.aufschrei-waffenhandel.de>

www.dfg-vk.de <http://www.dfg-vk.de> (Mitglied werden

<https://dfg-vk.de/mitglied-werden/>)


www.gn-stat.org <http://www.gn-stat.org>

www.rib-ev.de <http://www.rib-ev.de> (Mitglied werden

<https://www.rib-ev.de/mitgliedschaft/>)


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