Russland und die Entkolonialisierung der Welt
aus e-mail von Doris Pumphrey, 21. Juni 2024, 19:06 Uhr
_RT DE 21.6.2024
_*Die Entkolonialisierung der Welt wird zu Russlands Bedingungen
stattfinden
*/Von Wiktorija Nikiforowa/
Welche Zukunftsvision bietet Russland den Völkern der Welt an? Es ist
der Kampf gegen das ausbeuterische System des Neokolonialismus, in dem
Moskau die führende Rolle eingenommen hat. Unverhofft ist es zur Stimme
und Hoffnung aller Geknechteten und Unterdrückten auf dem Planeten
geworden.
In Russland wird oft die Frage gestellt: Was ist die Idee, von der wir
uns leiten lassen? Welche Zukunftsvision kann unser Land den Völkern der
Welt anbieten? Die Antwort liegt auf der Hand: Unsere Idee und unsere
Zukunftsvision sind Freiheit und Unabhängigkeit. Es ist ein Krieg um
unsere Unabhängigkeit, den wir heute führen, und das ist es, warum
überall auf der Welt (mit Ausnahme des Kollektiven Westens) die
Sympathien auf unserer Seite sind.
Die Hegemonie des Westens wird seit knapp 80 Jahren nicht nur durch
offene Kriege gesichert, sondern auch durch eine komplexe Politik des
Neokolonialismus, die ganze Kontinente knechtet und deren Schätze
abschöpft. Die Dominanz der USA und Westeuropas in den Medien und dem
globalen Bildungssystem ermöglichte bislang die Zombifizierung der
Beherrschten von Generation zu Generation und damit ihre Unterwerfung
unter das neokoloniale Ausbeutungssystem. Das Diktat der westlichen
Banken hält den Rest der Welt in permanenter Kreditknechtschaft. Die
"regelbasierte Ordnung" beraubt die Staaten ihrer Souveränität.
In der Summe ergibt das den altbekannten Kolonialismus, nur bunt
angestrichen. Die Kolonialherren können die Menschen nicht verhungern
lassen, wie es einst die Briten in Indien taten, darum erfüllt heute das
Coronavirus seinen Zweck. Sie können die Ausbreitung des Wohlstands
nicht verhindern, also greifen sie zu Staatsstreichen, zetteln
Bürgerkriege an und zerstören auf diesem Wege alles, was fleißige Hände
aufgebaut haben.
All dies wird mit schöner Rhetorik ausgeschmückt, aber das Wesen bleibt.
Die Goldene Milliarde wird reich, indem sie die Mehrheit der Welt
übervorteilt. All das ist Russen aus eigener Erfahrung sehr vertraut.
Russlands militärische Sonderoperation in der Ukraine hat der Welt
jedoch gezeigt, dass neokoloniale westliche Praktiken erfolgreich
bekämpft werden können und müssen. Den Erfolg gibt es nur um den Preis
großer Anstrengung, aber er ist absolut real. Außerdem zeigt unser
Beispiel, dass der Befreiungskampf ein Land keineswegs in den Ruin
stürzt, sondern im Gegenteil schon der Kampf selbst seine Entwicklung
stimuliert.
Es wäre nur natürlich, wenn Moskau die Prozesse der Befreiung vom
Neokolonialismus anführen würde, die in der ganzen Welt bereits in
vollem Gange sind. Wir haben auf diesem Weg schon viel erreicht: Wir
haben Syrien vor der Zerstörung und das brüderliche Weißrussland im Jahr
2020 vor dem "Maidan" bewahrt, wir haben der Führung Kasachstans
geholfen, und jetzt sind wir dabei, Kleinrussland aus der westlichen
Knechtschaft zu befreien. Auf Ersuchen der Regierungen afrikanischer
Länder betreten unsere Männer höflich die Militärstützpunkte, die von
dort bislang stationierten französischen und amerikanischen Kontingenten
geräumt wurden.
Aber es muss noch viel mehr getan werden, um die Kolonien und
Halbkolonien dieser Welt endgültig zu befreien. Die Mittel des
wirtschaftlichen Kampfes sind hier wichtig – der Übergang zum Handel in
nationalen Währungen und die schrittweise Ablösung des Dollars.
Aber die Informationskomponente ist nicht weniger wichtig. Das
Entsetzliche an der Situation der heutigen Neokolonien ist, dass ihre
Stimmen in der globalen Medienwelt nicht wahrgenommen werden. Alles, was
wir über sie wissen, erfahren wir aus den Medien der westlichen Länder,
die sie abzocken. Russland hätte das Potenzial, Millionen von Menschen
eine Stimme zu geben, die bislang aus der weltweiten
Medienberichterstattung ausgeschlossen sind.
Das russische Außenministerium hat Paris kürzlich daran erinnert, dass
es unzulässig ist, Kundgebungen der für ihre Unabhängigkeit kämpfenden
einheimischen Bevölkerung Neukaledoniens zu zerstreuen. In der Tat
findet dort großes Unrecht statt. Seit Jahrzehnten versuchen die
Einheimischen, ihr Land zurückzuerobern, und seit Jahrzehnten betrügt
Paris sie mit Volksabstimmungen, bei denen es die Ergebnisse zu seinen
Gunsten beeinflusst.
Siebzehntausend Kilometer von Paris entfernt liegen die reichsten
Nickelvorkommen – wie kann man die Menschen nur so schamlos betrügen und
ausbeuten? Das ist Kolonialismus reinsten Wassers, der von der UNO
wiederholt verurteilt wurde. Übrigens könnte Moskau angesichts seines
Gewichts in der UNO durchaus zum Verteidiger aller dort Gedemütigten und
Unterdrückten werden.
Die USA, Großbritannien und Frankreich versuchen immer noch, andere
Länder mit der Unverfrorenheit ihrer Vorfahren, der Sklavenhändler,
auszurauben. Wer, wenn nicht Russland, sollte für die Geknechteten
eintreten? Die Liste der Beschwerden gegen die westlichen Räuber ist in
der Tat enorm.
Nicolas Maduro ist der Meinung, dass die amerikanischen Sanktionen ein
wirtschaftlicher Völkermord an Venezuela waren, und schätzt den durch
sie verursachten Schaden auf mehr als eine halbe Billion US-Dollar. Auf
Antrag Kubas könnte sogar noch mehr von den Amerikanern zurückgefordert
werden. Argentinien hat Probleme mit Großbritannien wegen der
Malvinas-Inseln. Spanien hat Fragen an Großbritannien wegen Gibraltar.
Mexiko erinnert sich noch sehr gut daran, dass die Amerikaner ihm den
gesamten Norden weggenommen haben – praktisch ein Drittel des Landes.
Und auch innerhalb der sogenannten Goldenen Milliarde kochen die
Emotionen hoch. Die Schotten und Waliser träumen von der Unabhängigkeit.
Die Basken und Katalanen kämpfen hart für ihre Unabhängigkeit von
Madrid. Belgien steht am Rande des Zerfalls – Wallonen (sie sprechen
Französisch) und Flamen (sie sprechen Niederländisch) geraten dort
aneinander. Die Korsen und Bretonen haben ihre eigenen Probleme mit Paris.
Die Regierungen des Westens und die westlichen Medien schweigen darüber.
Was ist schon dabei, wenn die Bretonen ihre Kinder nicht auf Bretonisch
unterrichten dürfen? Was ist schon dabei, wenn die Anführer des Kampfes
für die katalanische Unabhängigkeit inhaftiert und gezwungen wurden, das
Land zu verlassen? Wen kümmert es, dass mehr als 90 Prozent der
Katalanen die Unabhängigkeit von Madrid wollen? Sie sind alle
"Terroristen" und "Extremisten".
Kennen Sie diese Rhetorik? Ja, ja, so hat die Weltpresse das Volk von
Noworossija (Neurussland) dargestellt. Niemand interessierte sich für
seine Sorgen und Nöte, seinen Kampf für die eigenen Rechte ignorierte
man. Er lag nicht im Trend. Nur Russland kam ihnen zu Hilfe.
Heute könnte unsere globale Reaktionsfähigkeit unser Land zum Anführer
von Ländern und Völkern machen, die für ihre Unabhängigkeit kämpfen. Die
Kolonialmächte sind heute die USA und ihre engsten Vasallen. Nicht nur,
dass sie überall auf der Welt Kriege führen, rechtmäßige Regierungen
stürzen und die Führer der Völker töten – nein, sie haben auch damit
begonnen, in gefährdeten Teilen des Planeten Separatismus zu ihren
Gunsten zu schüren: Die Briten dringen in Hongkong ein, die Amerikaner
in Taiwan, um es zu ihrer Kolonie zu machen und Peking zu bekämpfen. Sie
hören nicht auf, die Konflikte im postsowjetischen Raum zu schüren.
All das haben wir am Beispiel der Ukraine gelernt, die heute faktisch
von Washington besetzt ist. Wir werden sie befreien, aber auch andere
Nationen können auf unsere Hilfe im Kampf gegen die Piraterie von Uncle
Sam zählen. Wir werden Erfahrungen austauschen, die führenden Köpfe des
Freiheitskampfes zu Treffen einladen und relevante Themen bei der UNO
zur Sprache bringen.
Der erste Schritt auf diesem Weg war das internationale
parteiübergreifende Forum im Format "BRICS und Partnerländer" –
"Weltmehrheit für eine multipolare Welt", das gerade in Wladiwostok
stattgefunden hat. Mehr als 150 Vertreter führender politischer Kräfte
aus 32 Ländern nahmen an der Veranstaltung teil. Die Ideologie des
Forums wurde von Dmitri Medwedew, dem Vorsitzenden von "Einiges
Russland", in einem Programmbeitrag formuliert. Sein Text trägt den
Titel "Die Zeit der Metropolen ist vorbei".
Der Kampf gegen den westlichen Neokolonialismus hat natürlich viele
sowjetische Praktiken übernommen. Heute braucht er jedoch keine
obsessive Ideologie, der Kampf für die Freiheit ist keine Parole, er ist
eine natürliche menschliche Leidenschaft, er braucht keinen Treueschwur
auf Kommunismus oder Kapitalismus, auf Marx oder Ayn Rand, darum geht es
überhaupt nicht.
Und das entspricht auch ganz der weltoffenen Seele des russischen
Mannes. Erinnern Sie sich an Michail Swetlow: /"Ich verließ mein Haus,
ich zog in den Krieg, um das Land in Granada den Bauern zu geben"?
/itzigerweise kommt der Junge in dem Lied, der von Granada träumt,
selbst aus der Nähe von Charkow. Das ist natürlich alles sehr russisch.
Ich denke, wir werden der Welt gemeinsam mit diesen Jungs helfen. Die
Entkolonialisierung wird zu Russlands Bedingungen stattfinden.
unser Kommentar: Als Information zur Kenntnisnahme, wobei für uns das kriegerische Geschehen, wie z. B. in der Ukraine sowie in Israel, Palästina und sonstwo, keinerlei Zustimmung bzw. Rechtfertigung erhält.