Schlagwörter: , , , , ,

44 Kommentare

  1. Vom Prinzip her haben die Wenigsten etwas dagegen, wenn für Arbeitnehmerrechte auch mal gestreikt wird. Was mich bei Weselski immer aufstößt, sind die entsprechenden Forderungen, mit denen er sein Klientel versorgt, wohlwissend, dass das, was er erkämpft, vom Rest der Arbeitnehmer in Deutschland ausgebadet werden muss, und zwar häufig zu Bedingungen, die seine Ergebnisse nur in einer Traumwelt erscheinen lassen. Arbeitszeiten, Gehälter, Urlaub, all dies in der Größenordnung von Weselskis Forderungen, kennt nur ein Bruchteil der Schaffenden, mit Sicherheit sind da Handwerker, Pflegekräfte, Mitarbeiter im Handel und in der Gastronomie und auch fast alle nicht tarifgebundenen sonstigen Arbeitnehmer nicht dabei, und genau diese bestraft er mit seinen Forderungen. Daher wünsche auch ich, dass er abtritt.

Antworten

17 Antworten auf diesen Kommentar anzeigen ▼

Ich sehe die Gewerkschaften wie die SPD, ein ständiger und mit Berechnung umfallender Teil seiner ideologischen Prämisse.
Wo war die Gewerkschaft in der Corona Zeit?
Wo war sie in all den Jahren wo offensichtlich, Arbeitsplätze ins Ausland verlegt wurden?
Wo war sie bei Harz oder heute Bürgergeld?
Wo ist die Gewerkschaft, um sich für diejenigen stark zu machen, die wegen Neoliberalismus ihre Arbeit verloren?
Wo ist der Aufschrei, das „Flüchtlinge“ bewusst ein System in Anspruch nehmen, ohne Konsequenzen, aber wer als ‚ursprünglicher verdiente Arbeitnehmer‘ konsequent als nicht verdienter brdgmbh Bürger ‚gecancelt’wird?
In dem ehemaligen Deutschland, ist bis heute einiges schief gelaufen und die Gewerkschaften feierten ihre Vorstände für Minimalismus.

Antworten

5 Antworten auf diesen Kommentar anzeigen ▼

Ja,der Herr Weselsky ist „umstritten“.Bei den Medien,den anderen Gewerkschaftsfunktionären,der Politik.Warum?Er vertritt die Interessen des fahrenden Personals der Bahn.Er ist nicht wie viele andere Funktionäre käuflich.Und er ist „Ossi“ und Sachse.Das Feindbild für den westdeutschen Linken Spießer schlechthin.Denn der ist der festen Überzeugung,dass Arbeit nichts wert ist und diejenigen,die den Laden noch einigermaßen am Laufen halten,schon viel zu viel Geld bekommen.Bei der Mehrzahl der „kleinen“Leute hingegen hat sich Herr Weselsky Respekt und Anerkennung verdient.Meinen auch.Danke dafür!

Antworten

Weselsky zählt sicherlich zu den Persönlichkeiten, die von Teilen des herrschenden Systems und ihrer angeschlossenen Medienapparate zum Ziel einer ausgereiften Delegitimierungskampagne erkoren worden sind. Wobei sie weniger auf ihn zielen, als das Phänomen des Arbeitskampfes als solchen. Dabei sollte zugleich das tatkräftige Mitwirken der Kaviarlinken nicht vergessen werden, die wie üblich gegen die Rechte und Interessen der Arbeiterschaft agitieren und mit den Eliten kuscheln. Bei den Streiks von 2014 erklärte beispielsweise der Ex-Verdi-Funktionär Riexinger, einer ihrer Leuchttürme: „Die Lohnforderungen der Lokführer sind richtig, der Streik ist falsch, weil er die Belegschaft spaltet.“ Und der seinerzeitige ND-Chefredakteur Strohschneider sekundierte: „Die GDL steht nicht unter politischem Naturschutz.“ Tja. Typische Herrschafts- und Medienanbiederung in Reinkultur – freilich nichts Neues im Westen und schon gar nicht von der kaviarlinken Front.

Allgemein verstößt ein Typ wie Weselsky ja gegen diverse Gebote neoliberaler Tugend, wenn er es wagt Arbeitskämpfe zu führen, die noch diesen Namen verdienen. Selbst wenn sie eher Spiegelfechten und Schattenboxen darstellen. Wie rechts und obrigkeitshörig dieses Land in den letzten Jahrzehnten geworden ist, zeigt sich gerade daran, dass für viele Mitbürger Arbeitskämpfe bitte nur noch ohne Betroffene, nachts und an Feiertagen sowie am besten irgendwo weit draußen in der Pampa ablaufen sollten. Sicherlich eine der luzidesten Signaturen dieser zutiefst algophobischen Gegenwartsgesellschaft, die Reibung, Debatte und Schmerz nicht (mehr) auszuhalten vermag und lieber im wohlig-konformistischen Einheitsbrei weiter dämmert. Bloß nicht aufmucken, bloß keine Konflikte. Bloß kein Schmerz. Es war deshalb nur konsequent, dass die Sammelbewegung zur Proletarierdemütigung damals den Anstoß Tarifeinheitsgesetz auf den Weg brachte. Doch ein Streik, der niemandem wehtut, ist kein Streik.

Zugleich ist das Ganze aber nicht nur Ausdruck einer von den Herrschenden gezielt gestifteten „vermeintlichen Klassenlosigkeit“, sondern auch der allgemeinen systemisch-bedingten Vereinzelungsprozesse, dank derer (wenig überspitzt) jeder nur noch auf sich selbst schaut, nur noch für sich und gegen andere kämpft und nur noch sein eigenes Wohl beziehungsweise das seiner Geldbörse im Blick hat. There no such thing as society – social darwianism rules!

Von diesen Aspekten abgesehen sollten wir aber die Moschee bitte im Hinterhof lassen. Es gibt keine Grund die GdL auf den Schild zu heben oder Weselsky zur Lichtgestalt zu (v)erklären. Wie DGB, Verdi, Cockpit und Co. verkaufen auch sie regelmäßig Arbeiterinteressen und stimmen jedem faulen Kompromiss zu, statt den wirklichen Arbeitskampf zu wagen. Viele Leute wollen aber endlich mal richtige Ergebnisse sehen und nicht bloß wieder die üblichen Kompromisse. Man kennt das Spiel ja auch aus anderen Branchen inzwischen zu genüge: „Fünf Prozent mehr pro Jahr“, werden zu „1,75 bis 2,25 % über 30 Monate“. Das ist in „guten Jahren“ mit viel Glück der Inflationsausgleich gewesen. Und wie die anderen hat auch die GDL bei früheren Streiks jedes Mal lieber einem faulen Kompromiss zugestimmt, als eine Ausweitung des Arbeitskampfs zuzulassen oder ihn gar in andere Branchen zu tragen. 2014 schloss sie ein vierjähriges Stillhalteabkommen, der Abschluss 2021 war ein Witz. Heuer gibt es erst recht keinen Grund auf Besserung zu hoffen. Das knallige Auftreten Herrn Weselskys ist letztlich Show und die paar Arbeitsniederlegungen nichts als etwas Dampfablassen und Arbeiterkalmieren. In Wahrheit sucht er, wie die trotzkistische WSWS zurecht erkannt hat, den Kompromiss und ist ansonsten vollauf mit dem mehr als dubiosen „Projekt Fair Train eG“ beschäftigt. (Verdammt, jetzt habe ich mal die WSWS gelobt.)

Es bleibt dabei: Gewerkschaften stehen nicht an der Seite der arbeitenden Massen, sondern sind – wie andere gesellschaftliche Institutionen auch – aufs engste mit der herrschenden Klasse verwoben, deren Werte sie teilen und vor deren Oberhäuptern sie für ein paar Pöstchen oder etwas „Anerkennung“ allzu gerne katzbuckeln. Ihre vornehmliche Aufgabe, wie die der sogenannten „Linkspartei“ und (früher) der SPD, besteht im Kanalisieren von Protest, dem Spalten und Ablenken der Arbeiterschaft sowie sonstigen systemerhaltenden Tätigkeiten. Herr De Lapuente irrt m.E. deshalb, wenn er schreibt:

Solche Ja-Sager sind wohl leider das Zukunftsmodell der Gewerkschaften.

Nein, Ja-Sager und Systemapologeten sind nicht bloß Zukunft, sondern bereits Vergangenheit und Gegenwart der Gewerkschaften. Dies unterstreicht der Blick in die Geschichte – die Gewerkschaften waren schon immer „Organe des imperialistischen Staates“ wie etwa Malte Meyer schrieb. Er umriss die dort herrschende Arbeitsteilung treffend wie folgt:

Gewerkschaftslinke mit ihren militarismuskritischen Impulsen sind für das gute Gewissen, die Gewerkschaftsrechte dagegen für das pragmatische Alltagsgeschäft zuständig.

Ja, es mag sicher engagierte Gewerkschaftsmitglieder und gerade im Unterbau dieser Institutionen auch tatkräftige Funktionäre geben, denen wirklich das Wohl ihrer Mitmenschen am Herzen liegt. Aber das sind letztlich Idealisten oder eben Schönmaler und es nimmt nicht Wunder, dass solche Typen niemals in die wahrhaft entscheidenden Funktionen oder die wirklich wichtigen Ebenen aufsteigen (dürfen).

Kurzum: Gewerkschaften sind nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Jede wahrhaft linke, das heißt anti-imperialistische, anti-kapitalistische und anti-kolonialistische Bewegung, die sich für die Belange der Massen, das heißt Fortschritt in Freiheit und Freiheit (die wahren drei FFF), einsetzt, muss deshalb zwingend auch anti-syndikalistisch sein, da die führenden Syndikalisten immer Büttel und Instrument des herrschenden bourgeoisen Systems sind. Ob sie Fahimi heißen oder Weselsky.

Antworten

2 Antworten auf diesen Kommentar anzeigen ▼

@Roberto De Lapuente
Das Interview funktioniert noch auf diesem Weg:
https://web.archive.org/web/20170314063953/https://www.neulandrebellen.de/2017/03/claus-weselsky-am-telefon-sollen-wir-besser-nachts-streiken/

Antworten

1 Antwort auf diesen Kommentar anzeigen ▼

Persönlich bin ich zwar Gewerkschaftsgegner, weil ich der festen Überzeugung bin, daß die Ursprungsidee längst gekapert ist und Gewerkschaften nur noch dazu dienen das Lohnniveau steuern zu können, bei der Selektion der Beschäftigten zu helfen und Arbeitslose draußen und im Niedriglohnsektor zu halten. Von der Funktionärswirtschaft an den Interessen der Beschäftigten vorbei und der politischen Gleichschaltung will ich gar nicht erst reden. Aber Weselsky hat es immerhin geschafft seine GDL aus dem DGB rauszuhalten der ja nie was anderes war als der Traum von der Einheitsgewerkschaft als Teil der Arbeitsfront. Und wenig hat die SPD im letzten Jahrzehnt besser enttarnt als deren Umgang mit Weselsky. Außerdem war es schön zu sehen, wie sehr auch Leitmedien immer bemüht haben zu verschleiern worum es beim Zwist zwischen GDL und DGB wirklich ging, so erst entstand ja erst das Bild vom gierigen Weselsky.

Langfristig sind das aber Debatten von gestern. Die Generation Home Office und Schneeflöckchen kann damit eh nichts anfangen und für weite Teile der real arbeitenden Bevölkerung gelten eh längst Maximallöhne, die manche wohlmeinend als Mindestlohn verpacken. Die welt von morgen ist entweder jenes nichts mehr besitzen und trotzdem glücklich sein oder eine Welt des Verteilungskampfes und dann wird der Mensch dem Menschen eh wieder zum Wolf.

Antworten

4 Antworten auf diesen Kommentar anzeigen ▼

Ich habe über Jahrzehnte aktiv in Gewerkschaften gearbeitet. Nie in bezahlten Funktionen und nur im Betrieb. So ein Funktionärsding war nie meins. Habe immer praktisch gearbeitet.
Natürlich hängt die Beschaffenheit der deutschen Gewerkschaften nicht von einem Mann ab . Die Ursachen für das langsame Sterben der Gewerkschaften sind umfassender und komplizierter. Sie sind mit Sicherheit nicht daran festzumachen, dass sich im Apparat mehrheitlich Personen festgesetzt haben, für die eigenes Fortkommen wichtiger ist, als die machtvolle und entschlossene Vertretung der Arbeitnehmer. Auch wenn die GDL sehr geschickt die Tatsache nutzte, dass sie Arbeitnehmer organisierte, die tatsächlich alle Räder stillstehen lassen konnte. Aber die GDL hat allen gezeigt, was mit einer entschlossenen Führung möglichist, Auch schon sein Vorgänger zeichnete sich dadurch aus und am Beispiel der Bahn zeigt sich das sehr deutlich. Die DGB-Gewerkschaft, die beständig seinen Namen wechselte – eine zeitlang hieß sie TRANSNET unter Hansen, der dann die Seiten wechselte und in den Bahnvorstand ging – hätten so ja auch agieren können. Züge können nur mit Lokführern nicht fahren, Stattdenen machten die alles mit, was die Bahn sich wünschte ; Personalabbau, Auslagerung von Leistungen, Unterschiedlichste Beschäftigungsverhältnisse. Die GDL hat gezeigt, dass sie das nicht machen mussten, dass der Spielraum weit größer war.
Als die Bahn , ähnlich wie es in der Industrie gemacht wurde, eine Beschäftigungsgesellschaft gründen wollte, in der mehrere tausend Lokführer ausgebildet und beschäftigt werden sollten, mit dem klaren Ziel der Lohndrückerei, war es die Reaktion der GDL, die das miese Projekt scheitern ließ: die Bahn kann beschäftigen wen und wie sie es will. Darüber hat nicht die Gewerkschaft zu befinden . Aber selbstverständlich wird die GDL jeden Lokführer vertreten, Damit war es das dann mit der „Beschäftigungsgesellschaft“
Das hätte Transnet auch gekonnt, aber nicht gewollt. Und bei der Post, wo es genau so lief, gibt es heute für vergleichbare Tätigkeiten angeblich bis zu fünf verschiedene Beschäftigungsverträge.

Was wir nun erleben werden, ist, dass auch die lammfrommen Gewerkschaften des DGB weiter an Bedeutung verlieren wurden und Ausreißer werden auch gezähmt. Und, auch darüber wird zu sprechen sein, „es kann auch geschossen wurden“ .
Nee , glaubt ihr nicht? Immer noch nicht?

Antworten

Die meisten Menschen verstehen ihre Rechte, als Pflichten anderen gegenüber, nicht, nur teilweise, oder eben garnicht: Personalvertretung und Tarifautonomie. Ohne Nennung erschliesst sich der Artikel nicht vollständig, Robert. Der Umweg über Marx ist wenig hilfreich.

Die klassenlose Gesellschaft als marxistisches Konzept ist soziobiologisch (in den Sozialwissenschaften) widerlegt: Unser Gruppenverständnis (Solidarität) ist dafür zu gering, für dieses Produkt zu abstrtakt. Wir können Verständnis für Dritte, Lokführer:innen und andere Bahnbedienste die von der GDL vertreten werden, nur entwickeln wenn ihre Arbeit gesellschaftlich wertgeschätzt wird – in Japan gehts übrigens.

Dienstleistungssektor, ähnlich wie im Logistik- und Pflegesektor sind in Deutschlang wenig wertgeschätzte Niedriglohnsektoren in denen die Protagonist:innen entweder unsichtbar (Lokführer:innen, Servicemitarbeitende) sind oder als lästig (Schaffner:innen, Zugbegleitende) empfunden werden.

Dazu kommt der Arbeitsmarkt für Lokführer:innen, durch die GDL vertretene Mitarbeitenden ist vermutlich ein Markt der Arbeitnehmer:innen (Fachkräftemangel). Da dürfen die circa 50% der Gesellschaft die kein Weihnachtsgeld aufgrund fehlender Gewerkschaft und nur ein Deutschland-Ticket bekommen schon ein wenig neidisch sein, ergo sich eben nicht solidarisieren und über die GDL jammern. Wie oft auf Overton schaffen die männlichen Autor:innen nicht Konzepte aus dem 19. und 20. ins 21. Jahrhundert zu übertragen.

Mangelnder Marxismus, Individualismus und Neoliberalismus sind zwar hübsche Ismen, allein als Erklärung nicht ausreichend oder zielführend: Das Deutschland Ticket ist attraktives Sponsoring, oft nur als Jahresabo, einer suburbanen Mittelschicht (um bei den Klassenlosen zu bleiben). Weselsky ist Antiheld oder Antagonist eines privatisierten Staatsunternehmens, dass seit mindestens 30 Jahren Produke (ÖPFV, ÖPNV) auf einem liberalisierten Ogliopolmarkt mit absolut dysfunktionaler Infrastruktur erbringt. Klassisches teile-und-herrsche-Prinzip der Bahn, des Verkehrsministers (FDP) und den Bürger:innen die auf ÖPNV bzw. ÖPFV angewiesen sind, und denen die sich noch ein Kraftfahrzeug leisten können.

Unnötig zu erwähnen, der Nahverkehr ist und war schon immer ein Verlustgeschäft. Die DB AG möchte eigentlich nur Fernverkehr, den Nahverkehr überlässt man den Ländern, der Transportsektor wurde verscherbelt – so können keine Skaleneffekte auf der Gleisinfrastruktur entstehen. Ganz im Gegenteil, man kann sich die Elektrifizierung weiterhin ersparen. Innovativ sind die lokalen Regionalzüge mit Batterie oder Brennstoffzelle, die nicht Teil der DB sind.

Nach zwei Semestern in Japan ist Zugreisen mit der DB etwa so angenehm wie mit Sandpapier zu masturbieren, oder wie man im Österreich sagt: Den öffentlichen Personenverkehr in vollen Zügen geniessen. Wenn der Zug komplett ausfällt, die erste und zweite Klasse im Bus abtransportiert wird, ist man sehr solidarisch gegen die DB AG und kann ein wenig Verständis für Zubegleitende entwickeln.

https://de.wikipedia.org/wiki/Divide_et_impera

https://de.wikipedia.org/wiki/Klassenlose_Gesellschaft

https://de.wikipedia.org/wiki/Personalvertretung

https://de.wikipedia.org/wiki/Tarifautonomie

https://global.jr-central.co.jp/en/company/about/history.html

Antworten

Was ist besser: eine suboptimale Gewerkschaft oder gar keine Gewerkschaft? Es steht allen Beschäftigtengruppen, die hier als tatsächlich oder vermeintlich Benachteiligte wie Pflegekräfte oder Logistiker genannt wurden, frei ihre mehr oder weniger schlagkräftige Gewerkschaft zu gründen.
Ich finde es schon auffällig, dass sich gerade in den Wirtschaftsbereichen, in denen gewerkschaftliche Maßnahmen wie Streiks schnell und direkt auf große Bevölkerungsgruppen wirken, die „Arbeitgeber“ besonders hartleibig verhalten.

Antworten

1 Antwort auf diesen Kommentar anzeigen ▼

„Man verwies auf Großbritannien, wo Mrs. Thatcher die Interessensvertretungen der Arbeiterschaft zerschlagen hat – und wo angeblich die Wirtschaft deshalb brummte. “
Es darf gelacht werden. Das Königreich, einst Werkstatt der Welt, ist fast völlig entindustrialisiert. Die britische Autoindustrie wurde von der deutschen aufgekauft, nicht umgekehrt. Hingegen hier, wo die Metallindustrie unter dem Joch der IG Metall ächzt, eilt sie von Erfolg zu Erfolg. Exportweltmeister sind wir nicht mehr, aber knapp dahinter. Mit Produkten aus eben dieser Metall- und Elektroindustrie. Die Rechten behaupten pausenlos, Deutschland würde entindustrialisiert. Quatsch, wir sind das am meisten industrialisierte Land. Und: üblicherweise erkämpft die IG Metall einen Lohnzuwachs, der dem Kriterium verteilungsgerecht genügt, wie John Maynard Keynes das definiert hat. Inflation plus Produktivitätszuwachs. Die Kritiker können ja mal um den Erdball fliegen und schauen, wo es das nochmal gibt. Viel Spaß!

Aber warum ist das so? Liz Truss hat behauptet, die britischen Arbeiter seien faul und unmotiviert. Das glaube ich sogar. Wenn sie das Werkstor passieren, haben sie keine Rechte mehr. Kein Betriebsrat, keine Gewerkschaft. Ein Management, das Tee trinkt und nicht erreichbar ist, auch bei Produktionsausfällen. Die Leute stehen knöcheltief im Wasser und bekommen Stromschläge. Kein Grund, die Teetasse abzustellen. Seit dem Brexit stinkt es wieder in GB. Das kennt man aus dem Brasilien Bolsonaros, der alle verbotenen Stoffe wieder zugelassen hatte. Wahrscheinlich dasselbe mit dem Arbeitsschutz. Sie können jetzt den Puffing Billy, die erste Lokomotive aus dem Jahr 1808, wieder in Betrieb nehmen. Dass dem Billy ständig der Kessel platzte, ist kein Problem. Arbeitsschutz, wozu?
Hingegen bei uns gibt es Betriebsräte und die Gewerkschaft. Ideal sind die Verhältnisse nicht, aber tausendmal besser als in GB. Ich hätte ja gern die Kritiker mal vor 20 Jahren durch einen Metallbetrieb geführt. Eine Lärm,-Gestank- und Staubhölle. Und wie das jetzt alles besser geworden ist. Aber immer dieses Gejammer, dass die Gewerkschaft nichts tut.
Auch im Ausland zahlt sich das aus. Auch dort haben die Belegschaften dank der Mitbestimmung dieselben Rechte wie bei uns. Das geht überall in der Welt ohne vermeidbare Kollisionen.

Nichts ist falscher, als der von mir zitierte Eingangssatz.